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Krugmans New Economic Geography und Migration-KNORR

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spielen in seinem Modell Qualifikation, Lebenssituation, Alter etc. keine Rolle. All diese<br />

Punkte haben aber großen Einfluss auf Wanderungsbewegungen <strong>und</strong> ihre Wirkungen.<br />

Doch darf bei aller Kritik nicht außer Acht gelassen werden, dass <strong>Krugmans</strong> Modell trotz der<br />

vereinfachenden Annahmen Aussagen zu wichtigen Motiven <strong>und</strong> Wirkungen von freiwilliger<br />

<strong>Migration</strong> zulässt. Denn die Empirie zeigt auch, dass ein Großteil der <strong>Migration</strong> in Richtung<br />

der höheren Reallöhne stattfindet (vgl. WELTBANK 2009: 202) <strong>und</strong> dass die <strong>Migration</strong> bei<br />

der Herausbildung von Zentrum-Peripherie-Strukturen eine wichtige Rolle spielen kann (vgl.<br />

WELTBANK 2009: 19), wie im Z-P-Modell beschrieben. Doch muss ein solcher empirischer<br />

Bef<strong>und</strong> noch lange nicht heißen, dass die zu Gr<strong>und</strong>e liegenden Mechanismen des Modells<br />

tatsächlich die entscheidenden Mechanismen in der Realität sind. 30<br />

Die Kritik an den realitätsfernen Annahmen <strong>und</strong> dem Modell im Allgemeinen könnte an<br />

dieser Stelle noch fortgeführt werden. Doch zeigen bereits die erwähnten Kritikpunkte, dass<br />

der Wert der Theorie für die praktische <strong>Migration</strong>sforschung insgesamt als gering<br />

eingeschätzt werden muss. Im Folgenden sollen nun exemplarisch einige alternative<br />

migrationstheoretische Ansätze umrissen werden, die die Grenzen von <strong>Krugmans</strong> Modell für<br />

die Anwendung in der <strong>Migration</strong>sforschung verdeutlichen sollen.<br />

5.2 Alternative migrationstheoretische Ansätze<br />

<strong>Krugmans</strong> Annahme der besonderen Bedeutung von ökonomischen Gründen für <strong>Migration</strong>,<br />

findet sich schon in den frühesten Ansätzen der <strong>Migration</strong>sforschung. Dies formulierte bereits<br />

Ravenstein in seinen „<strong>Migration</strong>sgesetzen“ von 1885, die Ablauf <strong>und</strong> Stärke von Mobilität im<br />

Allgemeinen erklären sollten (vgl. BÄHR 2004: 259). 31 Anders als Krugman haben aber<br />

weder Ravenstein noch die auf ihn nachfolgenden <strong>Migration</strong>sforscher ausschließlich die<br />

Reallohndifferenz als einziges <strong>Migration</strong>smotiv ausgemacht. Vielmehr geht die Forschung<br />

von einem Zusammenspiel verschiedener Faktoren aus, deren Fokus sich je nach<br />

wissenschaftlicher Disziplin 32 oder Schule unterscheidet.<br />

So gehen zum Beispiel die Gravitations- oder Distanzmodelle davon aus, dass die Entfernung<br />

zwischen Herkunfts- <strong>und</strong> Zielgebiet besonders wichtig zur Erklärung von <strong>Migration</strong>sströmen<br />

ist (dass also, vereinfacht gesagt, die <strong>Migration</strong>sströme mit zunehmender Distanz<br />

30<br />

So schreibt auch Fingleton: „[…] just because we can fit a model does not mean that the theory <strong>und</strong>erpinning<br />

the model is true, or indeed it does not mean that the fitted model is superior to another (untested) model with a<br />

different theoretical basis, which may outperform the model in question.“ (FINGLETON 2007: 3).<br />

31<br />

Vgl. zur Zusammenfassung der „<strong>Migration</strong>sgesetze“: BÄHR; JENTSCH; KULS 1992: 571f. oder BÄHR<br />

2004: 259f. Zur Typisierung von Migranten durch Ravenstein vgl. HOFFMANN-NOWOTNY 1970: 55f.<br />

32<br />

Einen Überblick zu verschiedenen Richtungen der <strong>Migration</strong>sforschung gibt HAN (2006). Zu soziologischen<br />

<strong>Migration</strong>stheorien vgl. zudem ausführlich HAN 2005: 1-121. Ein Überblicksdarstellung zu Theorien<br />

insbesondere der internationalen <strong>Migration</strong> findet sich bei MASSEY et al. (1993).<br />

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