Krugmans New Economic Geography und Migration-KNORR
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4 Beispiel zur Umsetzung der migrationstheoretischen Erkenntnisse des Zentrum-<br />
Peripherie-Modells im Weltentwicklungsbericht 2009<br />
Der Weltentwicklungsbericht 2009 (WEB) trägt den Titel „Wirtschaftsgeografie neu<br />
gestalten“ <strong>und</strong> hat sich genau dies zum Ziel gesetzt. Dabei geht es den Autoren des WEB<br />
darum, ein „neues Rahmenwerk für die politische Diskussion über Urbanisierung,<br />
Gebietsentwicklung <strong>und</strong> regionale Integration“ (WELTBANK 2009: xiii) zu erarbeiten.<br />
„Wirtschaftswachstum findet immer unausgewogen statt, aber der wirtschaftliche<br />
Entwicklungsprozess kann dennoch integrativ erfolgen“ (WELTBANK 2009: 1). Dies ist die<br />
zentrale Botschaft des WEB 2009, die auf Basis einer Analyse der Erfahrungen heutiger<br />
Industriestaaten in ihren früheren Entwicklungsphasen getroffen wird.<br />
Genau solche unausgewogenen räumlichen Entwicklungen, bei denen es zur Herausbildung<br />
von Zentrum-Peripherie-Strukturen (z.B. städtische Zentren <strong>und</strong> von Armut betroffene<br />
Dörfer) kommt, untersucht auch Paul Krugman in der in dieser Arbeit vorgestellten Theorie.<br />
Wie in Kapitel 3 erläutert, spielt bei den Prozessen, die zu derartigen Strukturen führen, die<br />
<strong>Migration</strong> von Arbeitskräften eine große Rolle. Auch der WEB kommt zu dem Schluss, dass<br />
<strong>Migration</strong> einer der drei für die wirtschaftsgeographischen Veränderungen entscheidenden<br />
Marktfaktoren 26 ist. Hierbei muss aber festgehalten werden, dass die<br />
wirtschaftsgeographischen Veränderungen, die im WEB analysiert werden, nicht nur die<br />
Entstehung von Konzentrationen wirtschaftlicher Aktivitäten, also Divergenz, meinen,<br />
sondern auch die im höheren Entwicklungsstand folgende Konvergenz der Lebensstandards.<br />
Gerade für das Erreichen dieser Angleichung der Lebensstandards zwischen Zentrum <strong>und</strong><br />
Peripherie (egal auf welcher räumlichen Ebene) bei trotzdem weiterbestehenden ungleich<br />
verteilten Wirtschaftsaktivitäten, schreibt der WEB der Arbeitskräftemobilität eine wichtige<br />
Rolle zu. In <strong>Krugmans</strong> Modell hingegen gibt es keine Hinweise darauf, dass es bei einer<br />
stabilen Z-P-Struktur gleichzeitig zur Angleichung der Reallöhne, die ja den Wohlstand einer<br />
Region, bzw. auch den Lebensstandard der Menschen in der Region indirekt repräsentieren,<br />
kommen kann. Denn folgt man der Logik des Z-P-Modells <strong>Krugmans</strong>, so würde<br />
beispielsweise ein durch politische Maßnahmen 27 erfolgter Angleich der Reallöhne bzw. der<br />
Lebensstandards zur Rückwanderung der Arbeiter <strong>und</strong> der Unternehmen in die Peripherie<br />
führen – so lange bis eine vollkommene Gleichverteilung der Industrie <strong>und</strong> der industriellen<br />
Arbeitskräfte erfolgt. Der WEB kommt jedoch zu einem anderen Ergebnis. Denn er zeigt,<br />
26<br />
Die anderen sind Agglomeration sowie Produktspezialisierung <strong>und</strong> Handel. Vgl. WELTBANK 2009: 151-238.<br />
27<br />
Solche politischen Maßnahmen existieren in <strong>Krugmans</strong> Modell nicht, es handelt sich hierbei nur um ein<br />
Gedankenexperiment der Autorin zur Verdeutlichung der Modelllogik.<br />
22