Ausgabe 2011 - F18KV
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Jahrbuch <strong>2011</strong> / 12 – Regattateil<br />
aufmerksam zu machen. Nur bei unserem<br />
letzten Gate-Manöver lernen wir das französische<br />
Temperament kennen. Auf BB-Bug<br />
zwingen wir drei Boote in Luv des Gates<br />
zur Halse. Nach Meinung unseres Nachbarn<br />
überfahren wir danach den Anlieger,<br />
was drüben zu einer regelrechten Explosion<br />
führt. Ein ganzer Schwall an französischen<br />
Schimpfwörtern ergießt sich über uns und<br />
während ich noch versuche, den kleinen Vulkan<br />
darauf hinzuweisen, dass ich nur englisch<br />
rede, bekommt Christian vor Lachen<br />
kaum noch Luft.<br />
Für den letzten Start entwickeln wir nochmal<br />
Ehrgeiz und stürzen uns links ins Getümmel.<br />
Die Profis verhalten sich sehr kontrolliert,<br />
doch ein französischer Wildcat rast mit Vollstoff<br />
mitten ins Gedränge und rammt um<br />
Haaresbreite unsere Ruderanlage, wonach<br />
wir uns eingeschüchtert in die zweite Reihe<br />
verziehen. Der Start ist damit verpatzt, doch<br />
der Wildcat bleibt zur Strafe unter großem<br />
Geschrei an der Ankerkette des zweiten<br />
Startschiffes hängen.<br />
Mit Ruhm haben wir uns heute nicht bekleckert,<br />
doch die Stimmung ließ sich davon<br />
bisher nicht trüben. Das besorgt das groß<br />
angekündigte Abendessen: Kalte, vorgegrillte<br />
Bratwurst, eingerollt in einen aufgewärmten<br />
Galette (Buchweizenpfannkuchen).<br />
Angesichts des französischen, kulinarischen<br />
Anspruchs ein echter Witz.<br />
Rennen<br />
Es war klar, ganz Flensburg landet in der Silber-Flotte.<br />
Ab heute segeln alle Mehlaugen<br />
unter sich, was es für uns abwechslungsreicher<br />
und interessanter macht. Statistisch<br />
segeln jetzt doppelt soviele Boote um uns<br />
herum wie vorher. Mangels Wind schickt<br />
man uns erst um 15:00 Uhr auf‘s Wasser,<br />
Christian hat also massig Zeit, um als frischgebackener,<br />
dreißigjähriger Single die Rampe<br />
zu fegen. An der Startlinie ist mal das<br />
98<br />
ORM<br />
U LA1 8<br />
Schiff und mal die „Tonne” (auch ein Schiff)<br />
extrem bevorteilt und hin und wieder treiben<br />
große Tangfelder durch. Wenn man dort hinein<br />
gerät, legt man eine Vollbremsung hin.<br />
Christian, alter Sack<br />
Im ersten Lauf brist es auf geniale 3-4 Bft<br />
auf und wir haben mächtig Spaß. Ein Hubschrauber<br />
kreist heute über dem Feld. Das<br />
verspricht tolle Aufnahmen und wir sind begeistert,<br />
bis er sich an der Luvtonne in 20<br />
m Höhe knapp in Luv von uns legt und uns<br />
mit seinen Abwinden fast vom Wasser fegt.<br />
Was für ein Idiot, Christian propagiert die<br />
integrierte Stinger und mir gehen unschöne<br />
Sachen mit Bierflaschen mit Kronkorken wo<br />
rein stecken durch den Kopf. Unsere Stinkefinger<br />
und geballten Fäuste haben irgendwann<br />
sein Verschwinden zur Folge, allerdings<br />
wird der Filmausschnitt von uns später<br />
gnadenlos rausgeschnitten.<br />
Wenn die Goldflotte vor uns startet, machen<br />
wir uns den Spaß und segeln 30 m in Lee<br />
die Linie entlang. So bekommen wir den Trubel<br />
hautnah mit und sind tief beeindruckt<br />
von der Kaltblütigkeit und der Bootsbeherrschung<br />
der Champions. Wo die sich überall<br />
noch reindrängen, das ist schon irre.<br />
Leider hat es sich nach dem ersten Lauf mit<br />
dem Wind. Er schläft zusehends ein und wir<br />
quälen uns um den Kurs. Als wir uns im letzten<br />
Lauf auch noch so richtig in die Grütze<br />
segeln, wird der Spigang zur Tortur. Wir sind<br />
zwar unter den letzten zehn, doch endlich<br />
am Ziel angekommen, ist es schon geschlossen<br />
und wir bekommen alle ein DNF verpasst.<br />
Danach dümpeln überall Katamarane<br />
herum und das Reinschleppen unterstreicht<br />
mal wieder die unfähige Organisation. Zum<br />
Glück gabelt uns noch ein Boot auf, so sind<br />
wir um 20:30 Uhr endlich an Land und können<br />
uns am erstklassigen Spanferkel-Dinner<br />
laben. Das Deutschland währenddessen<br />
gegen Spanien aus dem Halbfinale fliegt,