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Wählt Kater Muzius - im Neuköllner Dschungel

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Neukölln vor 69 Jahren<br />

Elfride A., 1916 geboren, lebte mit ihrem Mann<br />

und zwei Kindern in der Mareschstr., in Neukölln.<br />

Anfang 1943 wurde ihr Mann an die Ostfront<br />

geschickt und kehrte nicht mehr zurück.<br />

Aus<br />

dem<br />

Tagebuch<br />

von<br />

Elfriede A.<br />

September 1943 - Wir haben Nächte der Angst<br />

und des Grauens hinter uns. Was sollen wir tun?<br />

Berlin und damit auch unser zu Hause verlassen<br />

oder ausharren bis zum Äußersten?<br />

Wenn ich nur unsere Spatzen vor dem<br />

Schl<strong>im</strong>msten bewahren kann, ich bin so ratlos.<br />

Ich habe schon deinen Bruder Heinz um seine<br />

Meinung gefragt. Er meint ja auch, ich soll mit<br />

den Kindern wegfahren, aber ich kann mich von<br />

unserem He<strong>im</strong> nicht trennen. Ich werde noch<br />

einige Tage abwarten.<br />

21. 9. 1943 - Es hat sich ein vorübergehender<br />

Ausweg gefunden; wir gehen jetzt jeden Abend <strong>im</strong><br />

Bunker am Dammweg schlafen. Die Kinder sind<br />

ganz außer Rand und Band. Das ist ja auch<br />

wieder einmal etwas Neues. Wenn<br />

sie ins Bett wollen, müssen sie die<br />

Leiter hochklettern und das ist das<br />

Schöne bei allem.<br />

10.11.1943 - Heut ist ein ganz<br />

großer Tag; unser vom Opi gebautes<br />

„Bunkerauto” wird eingeweiht.<br />

Monika und Peter sind begeisterte<br />

Passagiere. Der Start verlief glatt,<br />

ohne jeden Zwischenfall. Die<br />

Umwelt ist begeistert; alles staunt,<br />

lobt und freut sich. Ein dritter<br />

Fahrgast hat sich schon angemeldet:<br />

Jürgen vom Bunker Dammweg,<br />

Kabine 13, Bett 3.<br />

Sie hat diese Zeit in einem Tagebuch festgehalten.<br />

1994 ist sie verstorben, aber ihre Kinder<br />

haben uns das Tagebuch zur Verfügung gestellt.<br />

Wir möchten in den nächsten Ausgaben<br />

einige Auszüge abdrucken. Denn wir finden es<br />

wichtig, die Erinnerung an diese Zeit aufrecht zu<br />

erhalten. (Teil 1,2+3 erschienen in Ausg. 12,13+14)<br />

2.12.1943 - Der erste „Autounfall”, unser<br />

„Bunkerwagen” bockt und das vordere<br />

Untergestell macht sich selbständig. Eine kleine<br />

Panik bricht unter den Fahrgästen aus, aber der<br />

Schaden ist bald behoben. Morgen wird Opi die<br />

Sache wieder ins richtige Lot bringen.<br />

2.12.1943 - Großangriff auf Berlin und diesmal<br />

muss auch Neukölln gehörig mit daran glauben.<br />

Um ca. 9.30 Uhr abends ist alles vorüber und als<br />

wir unseren Bunker verlassen wollen, um zu<br />

sehen, wo etwas passiert ist, ist der H<strong>im</strong>mel rot<br />

vom Feuerschein. Ein Glück, dass die beiden<br />

Spatzen davon nichts sehen, noch ahnen. Sie<br />

schlafen friedlich lächelnd in ihren<br />

Bunkerbettchen.<br />

16.12.1943 - Wieder Großangriff auf Neukölln.<br />

Rings um unseren Bunker steht alles in<br />

Flammen. Von Weitem sieht man den<br />

Güterbahnhof und die Gaskessel brennen. Es ist<br />

ein grausiges Schauspiel. Wann hat dies alles<br />

einmal ein Ende?<br />

Fliegeralarm - Mit Opa und Onkel Willi <strong>im</strong> „Bunkerauto” auf<br />

dem Weg zum Bunker am Dammweg. Fotos: privat<br />

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