Christa Wolfs ,,Medea'' - Rekonstruktion eines Mythos
Christa Wolfs ,,Medea'' - Rekonstruktion eines Mythos
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Masse/Mehrheit von Menschen und für Macht, stellt einen Gegensatz zu Medeas enger Kammer<br />
dar. Diese ist klein, verschwindend klein, Medea ist allein, ist machtlos. In der großen Halle sitzen<br />
sie über Medea, wehr- und machtlos, in der kleinen Kammer, zu Gericht. „Jetzt ist alles klar.“ Sie<br />
meinen Medea. Ihr Schicksal ist besiegelt Das Urteil ist schon längst gefällt. Medea hat nicht länger<br />
mehr Platz in dieser Gesellschaft.<br />
Zwei Bilder seien an dieser Stelle noch angesprochen: <strong>Christa</strong> Wolf erwähnt das Bild der<br />
Quelle/des Brunnen sowie das weiße Kleid immer wieder. Medea wäscht ihre Hände im frischen<br />
Quellwasser, Glauke stirbt im Brunnen. Iphinoe stirbt im weißen Opferkleid, ebenso trägt Glauke<br />
ein weißes Kleid in den Tod. Medeas Priesterinnen-Kleid ist ebenso weiß. Beide Bilder:<br />
Quelle/Brunnen und r<strong>eines</strong>, weißes Kleid transportieren die Aussage: diese Menschen, Medea wie<br />
auch Iphinoe und Glauke, sind unschuldig, naiv. Es sind Zeichen für ihre Reinheit. Darüberhinaus<br />
kann Glaukes Sprung in den Brunnen auch als Suche nach dem Ursprung interpretiert werden. Wolf<br />
nutzt durchgehend diese Art bedeutungsschwerer Sprache und unterstreicht damit noch die<br />
Vieldeutigkeit der eh schon schwergewichtigen <strong>Mythos</strong>-Elemente. Ein überaus komplexes Gebilde<br />
entsteht.<br />
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