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Christa Wolfs ,,Medea'' - Rekonstruktion eines Mythos

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2.1.7.Leukon<br />

„Medea, sagt, ich sei ein Mann, der den Schmerz fürchte.“, beginnt Leukon seine Rede und gibt<br />

damit einen wesentlichen Charakterzug von sich selbst zu erkennen. Er ist zweiter Astronom des<br />

Königs, ist der „Weiße“ (Wortstamm weist auf Eigenschaft „weiß“ hin), unschuldige, der stille<br />

Beobachter, der unentschiedene. Er leistet Akamas Zuarbeit, doch lehnt diesen als Mensch ab. Ein<br />

passiver Mitläufer, in guter aber nicht verantwortungsvoller Position, völlig frei von Ehrgeiz.<br />

Leukon ist ein Mensch, der – so Medea – seine Gefühle durch Gedanken einschränkt. Und doch<br />

weiß er: Was die Menschen treibt, sei stärker als die Vernunft. (1, S. 166) Er ist ein Mann, dem<br />

Medea gleichzeitig eng vertraut aber auch fremd ist. Doch er fühlt sich machtlos was das Geschick<br />

Medeas oder auch das der Kolcher oder seiner Stadt angeht. Er sieht keinen Ausweg, „der nicht<br />

Unheil wäre“. Und: „Ich denke, da ist ein Räderwerk in Gang gesetzt, das niemand mehr aufhalten<br />

kann. Meine Arme sind erlahmt.“(1, S. 166)<br />

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