Überblick August 2012 - LWV.Eingliederungshilfe GmbH

Seite 12
Zwei neu geschaffene Wohnungen
für je vier Klienten mit
einer Doppeldiagnose
stellen ein intensives Trainingsfeld.
Ziel ist die Förderung der
Selbstständigkeit und einen
Auszug aus der vollstationären
Einrichtung vorzubereiten.
Überblick August 2012
Rabenhof Ellwangen
Herausforderung Doppeldiagnose
Spezielle Angebote für Menschen mit Psychosen und Suchterkrankungen
Psychisch behinderte Menschen mit einer
Doppeldiagnose Psychose und Sucht stellen das
Versorgungssystem vor neue Herausforderungen.
Nicht nur Psychiatrische Kliniken richten
spezifische Behandlungsangebote ein. Auch der
Rabenhof als Einrichtung der Eingliederungshilfe
spezialisiert sich auf die Unterstützung dieses
Personenkreises. Neben einer Differenzierung der
Wohnangebote ist die Qualifizierung der Mitarbeiter
von besonderer Bedeutung.
Was ist das Spezielle an dieser Personengruppe?
Zum einen fällt natürlich ihr problematischer
Suchtmittelkonsum auf, der zu sozialen Problemen
wie Arbeitslosigkeit, Verlust der Wohnung, Folgeerkrankungen
– insbesondere bei Alkoholmissbrauch
– oder Konflikten mit dem Gesetz beim Konsum
illegaler Drogen geführt hat. Gleichzeitig sind die
Betroffenen meist wenig belastbar und erleben
häufig Phasen, in denen sie von Wahnvorstellungen
oder Halluzinationen geplagt sind. Beide Problembereiche
benötigen unterschiedliche Hilfeleistungen.
Die richtige Mischung zu finden ist die Kunst in der
Betreuung dieser Personengruppe. Und noch etwas
ist charakteristisch: Klienten mit Doppeldiagnose
sind im Durchschnitt deutlich jünger als andere
Menschen, die Unterstützung im psychiatrischen
Hilfenetz benötigen.
Um sich auf die Erfordernisse dieser Klientel einzustellen,
wurde am Rabenhof eine spezifische Betreuungskonzeption
entwickelt. Ausgangspunkt
dafür war eine Fachtagung, auf der Experten aus der
stationären Psychiatrie und aus komplementären
Einrichtungen den – zum Teil auch kontrovers diskutierten
– Stand der wissenschaftlichen Standards
darstellten. In Folge ergaben sich für die Betreuung
dieses Personenkreises durch den Rabenhof verschiedenste
Konsequenzen.
Wichtig war die Qualifikation der Mitarbeiter. Neben
einem Sozialpädagogen mit einer suchttherapeutischen
Ausbildung wurde das Mitarbeiterteam im
Verfahren der Motivierenden Gesprächsführung
geschult, was sich für die Betreuung dieser Klientel
als besonders hilfreich erwiesen hat. Die Polizei und
die Suchtberatungsstellen sind wichtige Kooperationspartner,
um die Mitarbeiter stets über die
Entwicklungen auf dem Markt illegaler Drogen zu
informieren. Ebenso besteht eine enge Zusammenarbeit
mit der Klinik für Suchttherapie am Klinikum
Schloss Winnenden, dem Suchthilfenetzwerk des
Ostalbkreises und der Deutschen Fachgesellschaft
Psychose und Sucht, die sich seit über zehn Jahren
mit den Erfordernissen dieser Klientel beschäftigt.
In der Bezugsbetreuung gehören regelmäßige Einzelgespräche,
in denen die Bewältigung der Erkrankung
eine zentrale Rolle spielt, zum Standard. Dies
wird ergänzt durch Gruppenangebote des Psychologischen
Dienstes und des Sozialdienstes wie die
Psychoedukation und die Rückfallprophylaxe. Ein
weiterer Baustein ist die berufliche Förderung, gerade
auch für die jüngeren Klienten. Die Werkstatt des
Rabenhofs führt im Berufsbildungsbereich Fremdpraktika
in Betrieben durch, um Unterstützung bei
der beruflichen Orientierung zu bieten und nach
Möglichkeit einen Ausbildungs- oder einen Dauerarbeitsplatz
zu vermitteln. Ergänzt wird dies durch ein
breites Spektrum an Freizeitangeboten, wie beispielsweise
ein Fitnessraum oder kreative Kurse.