Italienische Permasteelisa erwirbt Mehrheit von Gartner - Fassade

NAMEN UND NACHRICHTEN
Italienische Permasteelisa erwirbt Mehrheit von Gartner
Die italienische Permasteelisa S.p.A. hat
die Mehrheit an der Josef Gartner GmbH
& Co. KG in Gundelfingen erworben,
dem mit 1 550 Beschäftigten in
Dr. Fritz Gartner
Deutschland führenden Hersteller von
Hochhausfassaden aus Aluminium und
Stahl. Die neue Gruppe ist mit einem
Umsatz von rd. 1,2 Mrd. DM und über
3 000 Beschäftigten der mit Abstand
weltweit größte Fassadenbauer. „Mit
Gartner haben wir eine Nobelmarke in
unserer Gruppe, die unsere Präsenz auf
wichtigen Weltmärkten verbessert. Für
Gartner ergeben sich gute Aussichten,
besonders im Bereich hochwertiger und
energiesparender Fassaden weiter zu
wachsen“, erklärte Enzo Pavan, Vorstandsvorsitzender
von Permasteelisa.
Gartner hat die Zusammenarbeit angestrebt,
um in einer finanzstarken Gruppe
auch ehrgeizige Großprojekte von Bauherren
und Architekten realisieren zu
können. Permasteelisa mit Hauptsitz in
San Vendemiano ist mit einem Umsatz
16
von 600 Mio. DM und 1 514 Mitarbeitern
in 1999 bereits die Nummer Eins im
Fassadenbau. Seit letztem Jahr ist das
Unternehmen an der Mailänder Börse
notiert und auch im Telematico gelistet,
dem elektronischen Handel. Permasteelisa
fertigt Aluminium-Glas-Fassaden
und Zwischenwandsysteme für Hochhäuser
in aller Welt, die durch umweltgerechte
Konzepte die Energie- und Betriebskosten
eines Gebäudes senken. Die
Gruppe produziert vor allem in Italien,
Holland und in Asien. Weitere Kapazitäten
wollte Permasteelisa im letzten Jahr
nach dem Börsengang aufbauen. Mit einem
Teil dieser Mittel kaufte das Unternehmen
die Mehrheit an Gartner, dessen
Kapazitäten stärker genutzt werden sollen.
So sollen bei Gartner mittelfristig
weitere Arbeitsplätze geschaffen werden.
„Gartner öffnet uns den deutschen
Markt, auf dem wir bisher nicht vertreten
waren. In anderen europäischen
Märkten und in Südostasien ergänzen
sich unsere Aktivitäten hervorragend.
Und besonders im boomenden US-amerikanischen
Markt und in Japan, wo beide
Unternehmen bisher eher schwach
vertreten waren, erhoffen wir uns mit
der Bündelung unserer Kräfte bessere
Chancen“, so Enzo Pavan.
Ein wesentlicher Teil der Familiengesellschafter
der Josef Gartner GmbH & Co.
KG erhält im Tausch Permasteelisa-Aktien,
andere verkaufen ihre Anteile in bar.
Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen
vereinbart. Gesellschafter Dr. Fritz
Gartner, bis 1998 auch Geschäftsführer
von Gartner, wechselt in den Aufsichtsrat
von Permasteelisa. Im Fassadenbau
gilt er als einer der kreativen Köpfe, der
wesentlich die Entwicklung energiesparender
Klimafassaden und von High-
Tech-Fassaden als interaktive Schnittstelle
zwischen innen und außen beeinflusste.
In Gundelfingen an der Donau fertigt
das Unternehmen, das 1868 gegründet
wurde und heute die Nummer Zwei im
weltweiten Fassadenbau ist, Fassaden
vom kleinen Verwaltungsbau bis zu
Hochhäusern in aller Welt. Bei innovativen
Aluminium-Glas-Fassaden und
Stahl-Glas-Fassaden mit integrierter
Umwelttechnik ist Gartner führend. In
Frankfurt baute Gartner die Fassaden
der meisten Wolkenkratzer wie Commerzbank-Hochhaus,
Messeturm, Deutsche
Bank, Main-Tower oder das erst
kürzlich fertiggestellte Eurotheum. Weitere
moderne Hochhausfassaden von
Gartner sind Lloyds in London, das Jin
Mao Building in Shanghai und die Bank
of China in Hongkong.
Neben dem deutschen Stammwerk hat
Gartner Tochterunternehmen in den
Niederlanden, Großbritannien und
Hongkong. Mit Fassaden, Toren und
Sonderkonstruktionen werden über zwei
Drittel der Gesamtleistung erwirtschaftet,
das restliche Drittel mit Aluminiumprofilen.
„Auch im Angebot ergänzen
sich Permasteelisa und Gartner, die beide
eigene Konzepte für Klimafassaden
entwickelt haben. Permasteelisa fertigt
noch Zwischenwände, wir bringen als
weiteren Produktbereich Fassaden aus
Stahl ein. Mehrere Fassadenprojekte wie
die Fassadenrenovierung des Berleymont-Gebäudes
in Brüssel, dem früheren
Sitz der Europäischen Gemeinschaft,
haben wir in Arbeitsgemeinschaft mit
Permasteelisa realisiert und dabei gute
Erfahrungen in der Zusammenarbeit gesammelt“,
erklärte Dr. Fritz Gartner.
Gartner wird auch in Zukunft als unabhängige
Einheit in der Permasteelisa-
Gruppe tätig sein. Permasteelisa und
Gartner bleiben deshalb eigenständige
Marken. Standorte und Bereiche von
Gartner bleiben erhalten. Die drei Geschäftsführer
Uli Behr, Dr. Jürgen Bucher
und Dr. Harald Westheide verantworten
weiterhin das operative Geschäft. „Als
Maßschneider für Hochhausfassaden
beobachten wir einen Trend hin zu
höheren und umweltgerechten Wolkenkratzern.
Bei größeren Fassadenprojekten
über 200 Mio. DM sind die meisten
Fassadenbauer aber finanziell überfordert.
Mit Permasteelisa und seiner Finanzkraft
können wir auch solche ehrgeizigen
Projekte von Bauherren und
Architekten leichter übernehmen. Die
bessere Präsenz auf den Weltmärkten
macht uns außerdem von Schwankungen
der nationalen Baukonjunktur unabhängiger“,
erklärte Geschäftsführer
Uli Behr.
FASSADE 6/2000

Bereits heute erwirtschaftet Gartner
rund die Hälfte des Fassadenumsatzes
im Ausland. Im Großraum London erhielt
Gartner allein in diesem Jahr Aufträge
von über 130 Mio. DM und im Großraum
Paris von über 50 Mio. DM. So fertigt
Gartner beispielsweise die Fassaden des
futuristischen Technologieparks von
McLaren und des neuen Terminals am
Flughafen Charles de Gaulle. In diesem
Jahr wird die Gesamtleistung von Gartner
voraussichtlich um 10 Mio. DM auf
460 Mio. DM steigen. Vor dem Hintergrund
eines Absatzeinbruchs von 11%
auf dem deutschen Fenster- und Fassadenmarkt
und einer Stagnation auf dem
europäischen Markt kann sich Gartner
sehr gut behaupten. Für 2001 erwartet
Gartner eine Zunahme der Leistung um
5%. Die neue Permasteelisa-Gruppe erwartet
in diesem Jahr einen Umsatz von
rd. 1,2 Mrd. DM und in 2001 von rd. 1,3
Mrd. DM. □
NAMEN UND NACHRICHTEN
Die Geschäftsführung: v. l. n. r.: Dr. Jürgen Bucher, Dr. Harald Westheide, Dipl.-Ing.
Uli Behr