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Spielzeitheft 2011.2012 - Theater Trier

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gesprŠch.gerhard.weber<br />

Auffällig ist, dass Sie sich im Rahmen ihrer Arbeit als Regisseur zwei historischen Persönlichkeiten, nämlich Maria Stuart und<br />

Elisabeth in Schillers Drama, und einer bürgerlichen Revolutionärin der klassischen Moderne, Ibsens Hedda Gabler, annähern.<br />

Was interessiert Sie so offenbar „zielgerichtet“ an jenen „starken Frauen“…?<br />

(lacht) Natürlich in erster Linie die gehörige Prise Erotik! Aber im Ernst: An diesen Figuren interessiert mich, mit welcher Energie<br />

sie in ihrer labilen Situation um Beachtung ringen müssen, ständig begleitet von der Gefahr des Absturzes. Außerdem bin ich<br />

gespannt darauf, herauszufinden, wie die Fassaden dieser Frauen langsam die wahren Gefühle zum Vorschein bringen. Im Falle<br />

Schillers freue ich mich auf dessen hochenergetische Sprache – und zudem auf Ibsens psychologische Schärfe, die die Doppelmoral<br />

der handelnden Figuren entlarvt.<br />

Angesichts öffentlicher Sparmaßnahmen drehen sich derzeit beim Publikum und in den Medien Spekulationen um die Zukunft<br />

des <strong>Theater</strong>s <strong>Trier</strong>. Welcher Wunsch an die Politik folgt Ihrem Ziel, weiterhin spannendes <strong>Theater</strong> für die Stadt zu machen?<br />

Ich wünsche mir ein klares Bekenntnis zum professionellen Ensembletheater und dem ebenso herausragenden Potential unseres<br />

festen Werkstätten- und Bühnentechnikpersonals. Dies schließt eine langfristige Unterstützung der Sparten Musiktheater,<br />

Schauspiel, Tanztheater und Konzert mit ein. Unser vorübergehender Abstecher in die Fabrikhalle mit Leonard Bernsteins WEST<br />

SIDE STORY soll die Bekräftigung eines zentralen <strong>Theater</strong>gebäude-Standorts als Hauptspielstätte dabei auf gar keinen Fall in<br />

Frage stellen. Und als mittelfristiges Ziel wäre ein Jugendtheater als eigene Sparte mein ganz persönlicher Traum, denn die<br />

Jungen sind hoffentlich unser Stammpublikum von morgen!<br />

Um noch einmal auf das anfangs diskutierte Zitat der Shakespeare-Adaption zurückzukommen: Wovon hängt für Sie der Erfolg<br />

nicht nur der bevorstehenden Saison, sondern auch der zukünftigen Entwicklung des <strong>Theater</strong>s <strong>Trier</strong> ab?<br />

Der Erfolg hängt zunächst einmal davon ab, ob es uns gelingen wird, den größten Teil unseres Publikums emotional „mitzunehmen“<br />

und ein <strong>Theater</strong> für viele Interessengruppen anzubieten, das Spaß macht und zugleich existentieller Spiegel unserer Zeit<br />

ist. Langfristiges Ziel von uns allen – also den Ensembles, den technischen Abteilungen, den Kulturpolitikern und dem Leitungsteam<br />

– ist es, das Stadttheater in den Herzen und im Bewusstsein der <strong>Trier</strong>erinnen und <strong>Trier</strong>er so zu verankern, dass es auch in<br />

finanziell schwierigen Zeiten aus der Kulturlandschaft von Stadt und Region nicht wegzudenken ist.<br />

Das Gespräch wurde im Mai 2011 aufgezeichnet.<br />

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