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Lernpaket Mythos Ferrari - Völklinger Hütte

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Weltkulturerbe <strong>Völklinger</strong> <strong>Hütte</strong><br />

Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur<br />

Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig<br />

Wo sich die meisten Bildermacher an Rennstrecken und Parkplätzen dem Farbrausch der<br />

<strong>Ferrari</strong> Lackierung hingeben, findet der Künstler Günther Raupp seine eigene Inszenierung,<br />

in der er die Farbwerte von Fahrzeug und Umgebung präzise auf wenige Töne reduziert, sie<br />

mit Weiß und Blau kontrastiert und an geeigneter Stelle durch eine Komplementärfarbe<br />

auflockert. Was diese Farbigkeit angeht, muss man schon ins Barock eines Giovanni Battista<br />

Tiepolo zurückgehen – und bleibt damit in der Faszination aller Deutschen für Italien.<br />

Souverän spielt Günther Raupp zudem mit den Oberflächen der farbigen Partien: matte<br />

Farben wie im Schwarz des <strong>Ferrari</strong> 365 GT BB werden mit dem spiegelnden Blattgold der<br />

Hirsch-Skulpturen im Hintergrund kontrastiert, das hoch glänzende Metallic-Rot des <strong>Ferrari</strong><br />

599 GTB Fiorano steht perfekt vor den blauschwarzen Fenstern des neuen <strong>Ferrari</strong><br />

Entwicklungszentrums. In der Kälte vieler Farbklänge mag man unwillkürlich an den Maler El<br />

Greco denken, während die rot-weiß-blauen Flächen mit den scharfkantig schwarzen<br />

Schatten im Bild vom <strong>Ferrari</strong> Mondial an die Hard-Edge-Malerei eines Ellsworth Kelly<br />

gemahnen und gelegentlich an die konstruktivistische Kunst von Piet Mondrian erinnern.<br />

Hinzu kommen die genuin fotografischen Bildmittel eines Könners wie Günther Raupp: Das in<br />

den letzten Jahren häufige Gegenlicht ist direkt einer kunstfotografischen Praxis der<br />

Vormoderne entnommen, als man in den passenden Salons erregt über „in focus― oder „out<br />

of focus― debattierte und hoffte, dem Sonnenlicht als Quelle aller Kunst direkt auf die Spur<br />

zu kommen. Für Günther Raupp stehen die Fahrzeuge von <strong>Ferrari</strong> immer im Fokus, auch<br />

wenn das eine oder andere Detail mit weicher Schärfe ins Bild hineinführt. Gern wird auch<br />

das Licht der Dämmerung kurz vor oder nach Sonnenauf- und -untergang mit seiner spektral<br />

aufgefächerten Definition des Horizonts eingeführt, oft der bedrohlichen Situation kurz vor<br />

einem starken Gewitter gleich: das starke Fahrzeug im Auge des Taifuns. Das Gegenlicht hat<br />

zudem wahrnehmungstheoretisch die Qualität eines Zeitfensters, genau wie die oft kräftigen<br />

Schlagschatten in seinen Bildern. Schon in den Bildern von Giorgio de Chirico sind beide<br />

Stilmittel Darstellung von Moment und Ewigkeit zugleich, die Ingredienzien eines jeden<br />

<strong>Mythos</strong>. Endgültig überwunden wird damit ein früheres Stilmittel von Günther Raupp, das<br />

man von ihm wie von jedem Autofotografen erwarten konnte: die Darstellung von<br />

Geschwindigkeit durch einen horizontal verwischten Hintergrund, heute leicht digital<br />

generierbar, was dieses Stilmittel für Günther Raupp entbehrlich machte.<br />

Dieses Moment ist allerdings fast das einzige Zeichen einer historischen Entwicklung im<br />

Werk von Günther Raupp für <strong>Ferrari</strong>. Schnittstelle für die neueren Stilmittel und eine deutlich<br />

erkennbare Bildbearbeitung in Farbe und Brillanz ist eine kleine Serie, die geradezu<br />

metaphorisch den <strong>Mythos</strong> der Marke <strong>Ferrari</strong> erkundet. Mit Hilfe eines <strong>Ferrari</strong> F40 und des<br />

befreundeten Besitzers konnte Günther Raupp vor zwei Jahrzehnten — auch technisch<br />

passend: in der spannenden End-Zeit analoger Fotografie vor dem Aufkommen digitaler<br />

Techniken — eine kleine Bildserie realisieren, die den Elementen gewidmet ist. Da alle <strong>Ferrari</strong><br />

auf der Erde fahren, war diese Selbstverständlichkeit auch nicht mehr darzustellen, doch die<br />

drei anderen Elemente sind Rennfahrern wie alltäglichen Automobilisten nur zu gut bekannt.<br />

Weltkulturerbe <strong>Völklinger</strong> <strong>Hütte</strong><br />

Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur<br />

66302 Völklingen / Saar<br />

Redaktion: Peter Backes, Dorothée Fellinger, Frank Krämer, Jeanette Wagner<br />

Tel. 06898/9100-159, Fax 06898/9100-111<br />

mail@voelklinger-huette.org Seite 88

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