Lernpaket Mythos Ferrari - Völklinger Hütte
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Weltkulturerbe <strong>Völklinger</strong> <strong>Hütte</strong><br />
Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur<br />
Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig<br />
Das Bild des <strong>Mythos</strong> <strong>Ferrari</strong><br />
von Meinrad Maria Grewenig<br />
Seit 30 Jahren fotografiert Günther Raupp den offiziellen <strong>Ferrari</strong> Wandkalender. In diesem<br />
Drittel eines Jahrhunderts sind die Bilder an vielen tausend Orten im monatlichen Wechsel<br />
sichtbar und wirken auf die Menschen. Günther Raupp hat — weit über die Gemeinde der<br />
<strong>Ferrari</strong>besitzer und <strong>Ferrari</strong>liebhaber hinaus — dem Phänomen <strong>Ferrari</strong> ein Gesicht und ein Bild<br />
gegeben. Er hat dazu beigetragen, den <strong>Mythos</strong> <strong>Ferrari</strong> zu stabilisieren und zu festigen,<br />
möglicherweise sogar bei einigen erst zu wecken. Wer an <strong>Ferrari</strong> denkt, denkt zuerst einmal<br />
an rote Autos, die sich an der Grenze menschlicher<br />
Vorstellungskraft bewegen — sowohl im Hinblick auf die Technik als auch auf die Konstanz<br />
und das Image. <strong>Ferrari</strong> ist im weitesten Sinne immer für Höchstleistungen gut. Seien es die<br />
schönsten Autos, die schnellsten Motoren oder auch die teuersten Fahrzeuge. Die unzähligen<br />
Erfolge in der Königsklasse des Automobilsports — der Formel 1 — zeugen ebenso davon<br />
wie die Ausnahmekombination Michael Schuhmacher und <strong>Ferrari</strong>, die in dieser Verbindung<br />
die Triumphe der Formel-1-Siege mit fünf für <strong>Ferrari</strong> und sieben gesamt uneinholbar für<br />
einen Formel-1-Piloten anführen.<br />
Günther Raupp hat für seine <strong>Ferrari</strong> eine spezifische Bildsprache entwickelt. Er definiert<br />
diese nicht über die Farbe Rot, auch wenn immer wieder auch rote Automobile ins Bild<br />
gesetzt sind. Hat man sich auf die Fotobilder Günther Raupps eingelassen und eingesehen,<br />
ist es sehr leicht, seine <strong>Mythos</strong>-<strong>Ferrari</strong>-Bilder zu identifizieren. Man erkennt sie sofort und<br />
sie lassen sich sehr leicht aus dem Meer der Tausenden von <strong>Ferrari</strong>fotografien herausfinden.<br />
Wie stellt Günther Raupp diesen <strong>Mythos</strong> <strong>Ferrari</strong> dar? Wie ist der Charakter seiner Bilder und<br />
wie ist dieser zu beschreiben? Immer stehen die Automobile bildzentriert und dominieren<br />
das Geschehen. Raupp zeigt sie in "Aktion", er stellt sie nicht in die synthetische Szenerie<br />
eine Studiohohlkehle eines Designshootings, das die gesamte Umwelt ausblendet. Die<br />
Umgebung ist jeweils auf das Fahrzeug komponiert, seien es magische Orte in Maranello<br />
selbst oder ausgesuchte Denkmäler der Kulturgeschichte. Die Raupp‘schen <strong>Ferrari</strong> stehen<br />
im wirklichen Leben. Das Gesamtkontinuum des Bildes verbindet sich auf vielfältige Weise<br />
mit dem Hauptmotiv <strong>Ferrari</strong>. Die Atmosphäre geht eine innige Beziehung mit dem Automobil<br />
ein und fokussiert sich auf das Automotiv. Die Wolken und der Himmel spiegeln sich in der<br />
Oberfläche der <strong>Ferrari</strong>, setzen, wie nebenbei, aber bildwichtig, Akzente und formen eine<br />
Spannung zwischen dem Automobil und dem gezeigten Umfeld. Die frühen Bilder begreifen<br />
die Fahrzuge wie große, delikat inszenierte Stillleben in einer Kulturwelt. Im Laufe der Zeit<br />
bringt Günther Raupp die <strong>Ferrari</strong> in Aktion, sie fliegen, stoßen Feuer aus und rasen.<br />
Manchmal konzentriert er auch seinen Fotoblick auf substanzielle Details, den Motor, die<br />
Räder oder das Heck. Diese stehen im Fotobild für das Gesamtereignis und repräsentieren<br />
es. Immer sind es auch Porträts der Fahrzeuge im Moment ihrer größten Stärke. Der <strong>Ferrari</strong><br />
im Bild wird von Günther Raupp immer etwas vollständiger gezeigt, als das zweidimensionale<br />
Bild des Fotos dies zuerst vermag.<br />
Weltkulturerbe <strong>Völklinger</strong> <strong>Hütte</strong><br />
Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur<br />
66302 Völklingen / Saar<br />
Redaktion: Peter Backes, Dorothée Fellinger, Frank Krämer, Jeanette Wagner<br />
Tel. 06898/9100-159, Fax 06898/9100-111<br />
mail@voelklinger-huette.org Seite 85