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Jahrbuch PDF (63MB) - ETH Zurich - ETH Zürich

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Peter Märkli, Markus Peter<br />

Forschung Departement Architektur<br />

Leitung<br />

Prof. Markus Peter<br />

Romeo und Julia Romeo and Juliet<br />

Hans Scharoun baute in den Jahren 1954 bis 1959 die<br />

beiden Hochhäuser «Romeo und Julia» in Stuttgart und<br />

schuf mit ihnen zwei der aussergewöhnlichsten Wohnbauten<br />

der Nachkriegszeit. Entgegen den Bemühungen<br />

seiner Zeit um Standardisierung und Typisierungen<br />

errichtet er Wohnhäuser, die durch ihre Vielgestaltigkeit<br />

überraschen. Die unorthodoxe Figuration von Wohneinheiten<br />

folgt in ihrem Aufbau keinen einfach erfassbaren<br />

seriellen Regeln.<br />

Doch bei aller hervorbrechender Modernität der formalen<br />

Mittel, der Bewegungsbilder, der punktierten<br />

Rhythmen, der Betonungsumschwünge, der Linienverstärkungen<br />

durch Doppel- und Dreifachparallelen,<br />

der Steigerungsgänge und der Intervallvergrösserungen<br />

sind es Verfahren, die in ihrem Kern auf Wiederholung<br />

und Multiplizierung beruhen.<br />

Die Balkonfiguren sind die unauslöschlich in<br />

Erinnerung bleibenden Elemente dieses Verfahrens der<br />

Wiederholung. Wie insistierende «Ostinati» sollte<br />

diese musikalische Technik einer sich stetig wiederholenden<br />

formalen Figur, eines bestimmten Rhythmus alle zukünftigen<br />

Wohnungsbauten von Scharoun prägen und sie<br />

durch hartnäckige Anwendung sofort erkennbar machen.<br />

Mit der bewussten Rückkoppelung an entwerferische<br />

Untersuchungen zur Reihung, Stapelung und Addition<br />

einzelner Wohnungseinheiten nimmt Scharoun eine<br />

der entscheidensten Fragestellungen des modernen Massenwohnungsbaus<br />

auf. Er bedient sich eigener Logiken der<br />

Julia, Normalgeschoss, 1959<br />

94<br />

In the period between 1954–1959, Hans Scharoun erected<br />

two of the most singular apartment buildings of the<br />

postwar period, his ‘Romeo and Juliet’ residential highrises<br />

in Stuttgart. In opposition to contemporary practices<br />

of standardization and the use of types, this pair of multistory<br />

buildings is characterized by complexity of shape<br />

and by its surprisingly polymorphous structures. The unorthodox<br />

configurations of the apartments follow no<br />

evident modular or serial rules.<br />

Yet despite the striking modernity of the formal means<br />

involved, the project’s perpetually changing appearance,<br />

distinctive rhythms, curving concrete forms, intensification<br />

of contours via double and triple parallel lines, rising<br />

progressions, and expanded intervals are all based on procedures<br />

of repetition and multiplication.<br />

The balconies are the most unforgettable results of<br />

this method of repetition. With its insistent ostinati<br />

figures, this quasi-musical technique, which involves the<br />

use of constantly repeated figures and specific rhythmic<br />

units, would characterize all of Scharoun’s subsequent<br />

apartment buildings, making his authorship immediately<br />

recognizable. By deliberate drawing on design investigations<br />

dealing with the sequencing, stacking, and additive<br />

arrangement of individual units, he takes up the most<br />

pressing question facing social housing: the need to avoid<br />

monotony. In order to counteract the threat of repetition,<br />

of uniformity and predictability, Scharoun deploys<br />

a logic of accumulation and multiplication.

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