Jahrbuch PDF (63MB) - ETH Zurich - ETH Zürich
Jahrbuch PDF (63MB) - ETH Zurich - ETH Zürich
Jahrbuch PDF (63MB) - ETH Zurich - ETH Zürich
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Georg und Dorothea Franck<br />
Architektonische Qualität<br />
München 2008<br />
des Vorhersagbaren zu sprengen. Architektur, soweit sie<br />
den Namen verdient, versucht ihr Tun zu begründen<br />
und gewinnt Erkenntnisse, die über den unmittelbaren<br />
Anlass zum Bauen hinausweisen. Das heisst, man kann<br />
ihre Überlegenheit gegenüber opportuner Gebäudeproduktion<br />
seit jeher als kulturellen, nicht als ökonomischen<br />
Mehrwert beschreiben.<br />
Der Architekt entwirft, der Investor rechnet. Diese Feststellung<br />
bemüht ein Klischee, trifft aber oft genug<br />
die Realität. Erstaunlicherweise gibt es dennoch weiterhin<br />
Investoren, die trotz fehlender Preisgarantien und unbestreitbarer<br />
Kostenrisiken für gute Architektur eintreten,<br />
statt sich vorschnell den vermeintlichen Imperativen<br />
der Erfahrung, des Mach- und Beweisbaren, des Effektiven<br />
und des Vorteilhaften zu beugen. Die Besinnung auf<br />
diese unbestreitbare Tatsache sollte Anlass bieten, die verbreitete<br />
Rede von der immer weiter um sich greifenden<br />
Ökonomisierung des Bauens, für die Nachhaltigkeit und<br />
kulturelle Wertschöpfung Fremdworte seien, kritisch zu<br />
überdenken. Im Gegenteil, der Anspruch auf Innovation<br />
als eine konditionierende Eigenschaft von Architektur<br />
ist zumindest im Grundsatz weithin akzeptiert, er macht<br />
auch im öffentlichen Bewusstsein den Unterschied zum<br />
pragmatischen Bauen wesentlich aus.<br />
Die Architekturschulen und das Problem der Qualität<br />
Von guter Architektur zu reden, ist einfach. Zu erklären,<br />
was man darunter versteht, stellt auch erfahrene Experten<br />
vor grosse Probleme. Es ist das Verdienst von Georg<br />
und Dorothea Franck, mit ihrem jüngst erschienenen Buch<br />
«Architektonische Qualität» (München: Carl Hanser 2008)<br />
die aktuelle Architekturdebatte auf einen lange vernachlässigten<br />
Kernbegriff zurückgeführt zu haben. Qualität –<br />
im landläufigen Sinn meint das Wort eine Summe<br />
von Eigenschaften, die eine Person oder Sache positiv auszeichnen,<br />
ihr Wert und Beständigkeit verleihen. So gehen<br />
im Blick auf Architektur auch die Geschwister Franck<br />
mit dem Begriff um, wobei sie sich wesentlich auf den<br />
historisch gewachsenen Bestand an Gebautem beziehen<br />
und damit die Diskussion vom Resultat architektonischen<br />
Handelns her eröffnen. Wie gute Architektur<br />
entsteht, welche Bedingungen sie braucht, interessiert<br />
unter diesem Blickwinkel weniger. Dass die Autoren auf<br />
eine theoretische Begriffsbestimmung ausdrücklich<br />
verzichten und statt dessen an ausgewählten Beispielen<br />
den möglichen Dimensionen von Qualität im Bereich<br />
der Architektur nachspüren, also induktiv argumentieren,<br />
ist nur auf den ersten Blick eine Schwäche, auf den<br />
zweiten aber eine grosse Stärke ihres Vorgehens. Gelingt<br />
es doch in einer Reihe vorbildlich knapper Analysen,<br />
11<br />
this indisputable fact should cause one to reflect critically<br />
on the popular talk of ever-expanding efforts to make<br />
building economical, an endeavor to which sustainability<br />
and cultural values are alien concepts. On the contrary,<br />
the ambition to innovate as a necessary condition of architecture<br />
is, at least in principle, broadly accepted; in the<br />
public consciousness it is what fundamentally distinguishes<br />
architecture from pragmatic building.<br />
Architecture Schools and the Problem of Quality<br />
It is easy to talk about good architecture. Explaining what<br />
is meant by it, however, poses major problems for<br />
even experienced experts. In their recently published book<br />
‘Architektonische Qualität’ (Munich: Carl Hanser, 2008),<br />
Georg and Dorothea Franck have done us the service of<br />
tracing the current debate on architecture back to a long<br />
neglected core concept: quality. In its common meaning,<br />
the word denotes a sum of qualities that positively<br />
distinguish a person or thing, lending it value and reliability.<br />
In looking at architecture, the Franck siblings<br />
use this term as well, but essentially in reference to the<br />
historically evolved building stock, through which<br />
they frame their discussion on the results of architectural<br />
activity. How good architecture is produced and what<br />
conditions it requires is less interesting from this perspective.<br />
The fact that the authors explicitly refrain from<br />
defining the term theoretically and instead trace the<br />
possible dimensions of quality in architecture using<br />
selected examples – that is to say, arguing inductively –<br />
seems to be a weakness only at first glance, on closer<br />
inspection it turns out to be great strength of their approach.<br />
In a series of exemplarily brief analyses they<br />
succeed in making the reader perceive more acutely and<br />
thus define clearly certain features of architecture as<br />
Einführung Departement Architektur<br />
Andreas Tönnesmann