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Jahrbuch PDF (63MB) - ETH Zurich - ETH Zürich

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Website<br />

www.oechslin.gta.arch.<br />

ethz.ch<br />

Vorlesung Kulturgeschichte<br />

der modernen Architektur I<br />

und II, Basisjahr<br />

Prof. Dr. Werner Oechslin<br />

Hardy Happle (Lehrauftrag)<br />

Vorlesung Architektur<br />

und Kunstgeschichte I,<br />

jeweils im FS<br />

Dr. Christoph Höcker<br />

Literatur zur Vorlesung<br />

Christoph Höcker,<br />

Metzler-Lexikon Antiker<br />

Architektur, Sachen<br />

und Begriffe, Stuttgart 2004<br />

Vorlesung Kunst- und<br />

Architekturgeschichte IV<br />

und Seminarwoche:<br />

Vicenza –Villen des Veneto –<br />

Venedig, FS 2008<br />

Prof. Dr. Werner Oechslin<br />

Dr. Berthold Hub<br />

Philipp Tscholl<br />

links:<br />

Gianlorenzo Bernini (1598–<br />

1680), Pluto und Proserpina,<br />

1621‒1622, Galleria<br />

Borghese, Rom, Detail<br />

Lehre Teaching<br />

Geschichte der modernen Architektur «Um 1900»<br />

«Vormoderne» und der Paradigmawechsel um 1918/19<br />

Unsere heutige kulturelle Vielfalt bedarf zum besseren Verständnis<br />

nicht länger einer Reduktion auf eine vermeintlich<br />

eindeutige und dominierende «weisse Moderne» als<br />

einen gültigen Jahrhundertstil nach dem Muster der<br />

Weißenhofsiedlung (1927) oder im Sinne eines «International<br />

Style» (1932), sondern der Aufschlüsselung der<br />

Widersprüche, Verwicklungen, schlicht: all jener Komplexitäten,<br />

die sich mit der Wirklichkeit der Geschichte seit<br />

jeher besser decken als irgendwelche Idealsichten.<br />

Nach der Revision, genauer nach der längst schon<br />

fälligen positiven Neubewertung des 19. Jahrhunderts,<br />

wird nun auch der Blick frei auf die modifizierten<br />

grossen Linien des 20. Jahrhunderts. Die Grenzen sind in<br />

verschiedenster Hinsicht aufgelöst worden: jene zu<br />

einer «Vormoderne» vor 1914/18, jene zwischen den durch<br />

die ciam sanktionierten «Rigoristen» und davon abweichenden,<br />

vermittelnden «Regionalisten». Auch politische<br />

Grenzziehungen zwischen einer Flucht in die Geschichte<br />

und zur klassizistischen Architektur auf Seiten totalitärer<br />

Regimes und einer Bevorzugung moderner Architektur<br />

durch die Demokratien sind nicht wirklich haltbar.<br />

Die Architektur der Klassischen Antike<br />

Betrachtet wird die Architektur der Griechen, Römer,<br />

Etrusker und des frühen Christentums: aus geographischer<br />

Perspektive der Mittelmeerraum, aus zeitlicher Sicht die<br />

Spanne von ca. 900 v. bis 600 n. Chr. Antike Architektur<br />

hat in beinahe allen nachantiken Phasen in komplexer<br />

Weise die abendländische Baukunst mitgeprägt. Vor diesem<br />

Hintergrund versucht die Vorlesung, die Formenwelt<br />

der antiken Architektur nicht nur deskriptiv darzustellen,<br />

sondern auch die sozialen, wirtschaftlichen und religiösen<br />

Hintergründe ihrer Entstehung und die Muster<br />

ihrer Weiterverwendung zu beleuchten.<br />

Palladianesimo<br />

Für Jacob Burckhardt ist Palladio der «durch und durch<br />

gesetzliche». Die Moderne hat ihn aus der ansonsten<br />

vertriebenen Geschichte herausgelöst und auf den Schild<br />

gehoben, weil sie hier die Proportionsgesetze in ihrer perfekten<br />

Ausprägung vorfand. Der Vergleich mit Le Corbusier<br />

drängte sich auf. Doch, wie viel Ratio und Abstraktion<br />

verträgt der Mensch? Auch in moderner Zeit hat man sich<br />

an die Definition gehalten: «Architektur ist Körpergestaltung».<br />

So erschliesst sich die Architektur Palladios mitsamt<br />

den Erfindungen und Neuerungen, die er selbst propagierte.<br />

Dazu gehört die «nuova usanza», womit die Monumentalität<br />

antiker Tempel auf das Mass des Menschen<br />

zurückgeführt und seinen Bedürfnissen angepasst wurde<br />

und zudem das Motiv und palladianische Markenzeichen<br />

des «frontespicio dinanti», der Fassade. Haus und<br />

Fassade, alles in gekonnter Proportionierung, mit den<br />

wenigen – unverkennbaren – Zeichen seiner Formgebung<br />

(des palladianischen «segno dell’artefice»!) versetzt. Damit<br />

hat Palladio für Jahrhunderte gültige Muster geschaffen<br />

und bis heute die Aufmerksamkeit der Architekten auf<br />

sich gezogen; ein unvergleichlicher Fall einer imposanten<br />

Wirkungsgeschichte.<br />

167<br />

The History of Modern Architecture ‘Around 1900’,<br />

‘Pre-Modernism’ and the Paradigm Shift of around 1918/19<br />

For a better understanding of the cultural diversity<br />

of today’s world, we no longer need to limit ourselves to<br />

an allegedly unambiguous and dominant ‘white Modernism’<br />

as the only valid style of the 20th century, exemplified<br />

by the Weißenhofsiedlung (1927) or implied by the<br />

‘International Style’ (1932). Instead, we can start decoding<br />

contradictions and disentangling intricacies – quite simply,<br />

all those complexities, which at all times have been more<br />

congruent with reality than any ideal perspective.<br />

Following this revision, or more precisely, the long<br />

overdue positive revaluation of 19th-century architecture,<br />

we now have a clearer view of the modified, larger aspirations<br />

of the 20th century. Boundaries have been lifted<br />

in many respects: the boundary to the ‘Pre-Modernist’<br />

prior to the World War of 1914–18, and the dividing line<br />

between ciam-sanctioned ‘dogmatists’ and dissenting<br />

‘regionalist’ mediators. The politically motivated line drawn<br />

between the totalitarian regimes’ escape into the past<br />

and classical architecture on the one hand, and the democracies’<br />

preference for modern architecture on the other,<br />

has proven untenable as well.<br />

The Architecture of Classical Antiquity<br />

The lecture course looks at the architecture of Greek,<br />

Roman, Etruscan and early Christian builders from both<br />

the geographical perspective, in the area around the<br />

Mediterranean, and from the chronological point of view:<br />

from around 900 bc to 600 ad. In almost every<br />

later period, classical architecture influenced and marked<br />

occidental architecture in multiple, subtle ways. Conceived<br />

against this background, the lecture course attempts<br />

not only to describe the formal vocabulary of Antique<br />

architecture, but also to reveal its social, economic and<br />

religious roots and the patterns of its later reuse and<br />

reinterpretation.<br />

Palladianesimo<br />

For Jacob Burckhardt, Palladio was ‘every inch the lawful<br />

[architect]’. Modernism, which otherwise rejected<br />

architectural traditions, raised Palladio to the status of an<br />

icon because modernist architects found the laws of<br />

proportion applied to absolute perfection in his work.<br />

This prompted comparisons with Le Corbusier’s<br />

designs. Yet how much ratio and abstraction can people<br />

take? Even in modern times, architects have adhered<br />

Institut gta Departement Architektur<br />

Werner Oechslin

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