05.02.2013 Aufrufe

Jahrbuch PDF (63MB) - ETH Zurich - ETH Zürich

Jahrbuch PDF (63MB) - ETH Zurich - ETH Zürich

Jahrbuch PDF (63MB) - ETH Zurich - ETH Zürich

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Jahrbuch</strong> Yearbook<br />

2008<br />

Departement Architektur<br />

Faculty of Architecture


<strong>Jahrbuch</strong> Yearbook<br />

2008<br />

Beiträge aus Lehre und Forschung<br />

ausgewählt von den Professuren<br />

und Dozenturen<br />

des Departements Architektur<br />

der eth <strong>Zürich</strong><br />

© 2008<br />

eth <strong>Zürich</strong><br />

Departement Architektur<br />

8093 <strong>Zürich</strong> Hönggerberg<br />

www.arch.ethz.ch<br />

isbn 978-3-85676-243-8<br />

Contributions from teaching<br />

and research selected<br />

by the professorships and lectureships<br />

of the Faculty of Architecture<br />

at the eth <strong>Zurich</strong>


Inhaltsverzeichnis Table of Contents<br />

Vorwort | Foreword 6<br />

Einführung | Introduction 8<br />

Studienplanübersicht | Curriculum Outline 18<br />

1. Jahr | 1st Year<br />

Prof. Dr. Marc M. Angélil 22<br />

Prof. Karin Sander 28<br />

Prof. Annette Spiro 34<br />

2. Jahr | 2nd Year<br />

Prof. Andrea Deplazes 38<br />

Prof. Dietmar Eberle 44<br />

Prof. Wolfgang Schett 50<br />

3. und 4. Jahr | 3rd and 4th Year<br />

Prof. Kees Christiaanse<br />

Prof. Roger Diener, Prof. Jacques Herzog,<br />

54<br />

Prof. Marcel Meili, Prof. Pierre de Meuron 58<br />

Prof. Gregor Eichinger 62<br />

Prof. Christophe Girot<br />

Ass.prof. Fabio Gramazio,<br />

68<br />

Ass.prof. Matthias Kohler 74<br />

Ass.prof. Christian Kerez 78<br />

Prof. Hans Kollhoff 84<br />

Prof. Peter Märkli, Prof. Markus Peter 90<br />

Prof. Dr. Josep Lluis Mateo 96<br />

Prof. Adrian Meyer 100<br />

Prof. Dr. Gerhard Schmitt 104<br />

Prof. Miroslav Sik ˘<br />

108<br />

Prof. Günther Vogt 114<br />

Gastdoz. Gion A. Caminada 118<br />

Gastdoz. Adam Caruso, Peter St John 122<br />

Gastprof. Felix Claus 126<br />

Gastdoz. Beat Consoni 130<br />

Gastdoz. Annette Gigon, Mike Guyer 134<br />

Gastdoz. Marco Graber, Thomas Pulver 138<br />

Gastdoz. Jasmin Grego 142<br />

Gastdoz. José Paulo dos Santos 146<br />

gta – Institut für Geschichte und Theorie der Architektur<br />

Institute for History and Theory of Architecture 150<br />

gta Archiv 152<br />

gta Ausstellungen 154<br />

gta Verlag 156<br />

Prof. Dr. Vittorio Magnago Lampugnani 158<br />

Prof. Dr. Ákos Moravánszky 162<br />

Prof. Dr. Werner Oechslin 166<br />

Ass.prof. Dr. Laurent Stalder 170<br />

Prof. Dr. Andreas Tönnesmann 174<br />

HBT – Institut für Hochbautechnik<br />

Institute for Building Technology 178<br />

Prof. Dr. Ludger Hovestadt 180<br />

Prof. Dr. Bruno Keller, Doz. Dr. Heinrich Manz 184<br />

Prof. Dr. Otto Künzle 186<br />

Prof. Dr. Hansjürg Leibundgut 190<br />

Prof. Sacha Menz 194<br />

Doz. Ruedi Seiler 198<br />

IDB – Institut für Denkmalpflege und Bauforschung<br />

Institute for Historic Building Research and<br />

Conservation 202<br />

Prof. Dr. Uta Hassler 204<br />

NSL – Netzwerk Stadt und Landschaft<br />

Network City and Landscape 208<br />

Departement Architektur (D-ARCH)<br />

Faculty of Architecture<br />

<strong>ETH</strong> Studio Basel / Institut Stadt der Gegenwart<br />

<strong>ETH</strong> Studio Basel / Contemporary City Institute 210<br />

Prof. Roger Diener, Prof. Jacques Herzog,<br />

Prof. Marcel Meili, Prof. Pierre de Meuron 212<br />

ISB – Institut für Städtebau | Institute for Urban Design 216<br />

Prof. Dr. Marc M. Angélil 218<br />

Prof. Kees Christiaanse 222<br />

Prof. Dr. Vittorio Magnago Lampugnani 226<br />

ILA – Institut für Landschaftsarchitektur<br />

Institute for Landscape Architecture 230<br />

Prof. Christophe Girot 232<br />

Prof. Günther Vogt 236<br />

Lehrbeauftragte | Lecturers 241<br />

Dr. Christoph Höcker 242<br />

Dr. Ulrich Pfammatter 243<br />

Dr. Christian Schmid, Christina Schumacher 244<br />

Unterstützung Lehre & Forschung<br />

Support Teaching and Research<br />

raplab, Rapid Architectural Prototyping Laboratory<br />

Yves Ebnöther 245<br />

Austauschsemester | Exchange Programs 247<br />

Diplomarbeiten | Thesis Projects 255<br />

Weiterbildungsangebot, Masterprogramme (MAS)<br />

Continuing Education Programs, Master of Advanced<br />

Studies (MAS) 269


Andreas Tönnesmann<br />

Vorwort Departement Architektur<br />

Vorwort Foreword<br />

Vor 150 Jahren, am 26. April 1858, endete die wichtigste<br />

Bauausschreibung, die <strong>Zürich</strong> bis dahin erlebt hatte, mit<br />

einem spektakulären Fehlschlag. Die Jury befand keines<br />

der Projekte, die für den Bau des neu gegründeten Eidgenössischen<br />

Polytechnikums eingereicht worden waren,<br />

der Ausführung für würdig.<br />

Am Anfang der eth <strong>Zürich</strong>, könnte man sagen, standen<br />

Schwierigkeiten mit der Architektur. Allerdings sollte sich<br />

das Scheitern der Konkurrenz letztlich als Glücksfall sowohl<br />

für die Schule als auch für die Stadt <strong>Zürich</strong> erweisen.<br />

Denn der Zürcher Regierungsrat beschloss unverzüglich,<br />

zwei Architekten ad personam mit der Ausarbeitung neuer<br />

Pläne zu beauftragen: den Staatsbauinspektor Johann<br />

Caspar Wolff und Gottfried Semper, der seit kurzem mit<br />

dem Aufbau der Architekturabteilung am Polytechnikum<br />

beschäftigt war. Der frisch ernannte Professor war auf<br />

den Baubeamten Wolff nicht immer gut zu sprechen, aber<br />

beiden gelang letztlich ein paradigmatischer Entwurf –<br />

ein Bau, zu dessen Qualitäten sein genau definiertes Verhältnis<br />

zur vorhandenen Stadt gehört und der darüber<br />

hinaus Struktur und Anspruch der Institution, die er beherbergt,<br />

in eine räumliche Ordnung von vollendeter<br />

Klarheit übersetzt.<br />

Manche nachträglichen Umbauten lassen die Stringenz<br />

des Entwurfs inzwischen nicht mehr ungeschmälert<br />

zum Vorschein kommen, auch sind an anderen Standorten<br />

eine komplette Campusanlage und eine Reihe weiterer<br />

Bauten hinzugekommen. Aber die eth ist zu Recht noch<br />

immer stolz darauf, diesen vorbildlichen Hochschulbau<br />

zu besitzen und als ihr Hauptgebäude zu nutzen. Sempers<br />

Anspruch, eine Architektur für das Wissen zu errichten,<br />

lässt sich heute noch am deutlichsten an der Nordfassade<br />

ablesen – hinter ihr war anfänglich die Architekturabteilung<br />

untergebracht. Die nach wie vor erhaltene Sgraffito-<br />

Dekoration, nach Sempers Entwürfen ausgeführt, setzt<br />

die exakten Wissenschaften, denen sich die neue Hochschule<br />

von den Anfängen bis heute widmet, in einen<br />

geradezu universalen Zusammenhang mit der Philosophie,<br />

der Dichtung und den schönen Künsten. Was sich hier<br />

aufspannt, ist ein historischer Horizont, der mit grösster<br />

Selbstverständlichkeit von der Antike bis in die Gegenwart<br />

des 19. Jahrhunderts reicht. Beinahe überflüssig zu<br />

sagen, dass in dieser Wissenskonzeption die Architektur<br />

einen zentralen Rang einnimmt. Sie ist Mittlerin zwischen<br />

den Welten des Richtigen, des Schönen und des<br />

Praktischen.<br />

Dieses Konzept ist inzwischen historisch geworden,<br />

aber es hat aus unserer Sicht noch immer einen gewissen<br />

Anspruch auf Aktualität. Auch unter heutigen Bedingungen<br />

fällt es mitunter schwer, die Rolle der Architektur<br />

in ihrem akademischen Umfeld verständlich zu machen.<br />

Rhetorische Geschütze wie Semper können wir nicht mehr<br />

auffahren, aber seine Argumente sind mit einer gewissen<br />

Anpassung an den Fortgang der Geschichte auch für uns<br />

6<br />

One hundred and fifty years ago, on April 26, 1858,<br />

<strong>Zurich</strong>’s most important architectural competition to date<br />

ended with a spectacular setback. The jury decided<br />

that none of the proposals that had been submitted for<br />

the construction of the recently founded Federal Polytechnical<br />

School was worthy of realization.<br />

The Swiss Federal Institute of Technology in <strong>Zurich</strong><br />

began, one could say, amid difficulties with architecture.<br />

In the end, however, the failure of the competition<br />

turned out to be a stroke of luck, for both the school and<br />

for the city of <strong>Zurich</strong>, as the city council of <strong>Zurich</strong><br />

promptly decided to commission two architects to develop<br />

new plans: the state architectural inspector Johann Caspar<br />

Wolff and Gottfried Semper, who had recently become<br />

a founding professor of the architecture department at the<br />

polytechnical school. Though the recently appointed<br />

professor was not always well-disposed to the civil servant<br />

Gottfried Semper, Zeichnung<br />

von Fritz Kriehuber<br />

(gta Archiv/<strong>ETH</strong> <strong>Zürich</strong>)<br />

Wolff, the pair ultimately achieved a paradigmatic design:<br />

a building that includes among its qualities a precisely<br />

defined relationship to the existing city and that also translates<br />

the structure and ambitions of the institution it<br />

houses into a spatial order of perfect clarity.<br />

Some subsequent alterations have left the original<br />

effect of the stringent design no longer wholly intact,<br />

while a complete campus and a series of other buildings<br />

have been added in other locations. But the Swiss<br />

Federal Institute of Technology remains justly proud to<br />

possess this exemplary university structure and use it<br />

as its main building. Semper’s ambition to establish an<br />

architecture for the pursuit knowledge can still be read<br />

most clearly on the northern façade – behind which the<br />

architecture department was originally housed. The


noch nützlich. Architektur bedient sich wissenschaftlicher<br />

Methoden und Erkenntnisse, aber sie denkt notwendig<br />

interdisziplinär. Die Wissenschaft von der Architektur<br />

gibt es nicht, hingegen ist es ein differenziertes fachliches<br />

Spektrum von den Natur- und Ingenieurwissenschaften<br />

über die Konservierungs-, Planungs- und Sozialwissenschaften<br />

bis hin zu den Geisteswissenschaften, das in seiner<br />

unvergleichlichen Breite die Identität der Architektur<br />

nachhaltig prägt. Dabei ist Architektur mehr als reine<br />

Wissenschaft. Ihre Schlüsselkompetenzen bleiben Entwurf<br />

und Konstruktion. Sie ist Kunst und Handwerk, ist<br />

Sachwalterin und Gestalterin der gebauten Umwelt, die<br />

sich in täglicher Praxis zu bewähren hat und bei alledem<br />

ganz unmittelbar Verantwortung gegenüber dem<br />

Menschen trägt.<br />

Wie das Departement Architektur sich bemüht hat,<br />

diesem hohen Anspruch auch im Jahr 2008 gerecht<br />

zu werden, möchten wir in dieser Publikation wie in der<br />

Jahresausstellung der Fachwelt und einem interessierten<br />

Publikum nahebringen. Der Band gewährt Einblicke<br />

in Unterricht und Forschung, zeigt ausgewählte Arbeiten<br />

unserer Diplomierenden und Austauschstudierenden<br />

und möchte, soweit das irgend möglich ist, auch etwas von<br />

der Begeisterung und der inspirativen Atmosphäre vermitteln,<br />

die unsere Arbeit trägt und bei aller Anstrengung<br />

zum Vergnügen macht.<br />

Ein herzlicher Dank für ihre Beiträge geht an die<br />

Lehrenden und Studierenden unseres Departements, für<br />

die Koordination von Ausstellung und <strong>Jahrbuch</strong> sowie<br />

die Redaktion an Urs Kurth, für das Lektorat an Ulrike<br />

Steiner und Lynnette Widder, für die Gestaltung an<br />

Sascha Lötscher, Gottschalk + Ash International. Dass<br />

Kooperation das Geheimnis erfolgreicher Arbeit ist,<br />

dafür möge dieses <strong>Jahrbuch</strong> einstehen.<br />

Prof. Dr. Andreas Tönnesmann<br />

Vorsteher des Departements Architektur<br />

surviving sgraffito decoration, executed according to<br />

Semper’s designs, places the exact sciences, to which the<br />

new university has been dedicated since its inception,<br />

into an almost universal relationship with philosophy,<br />

poetry, and the fine arts. What spans before us is a<br />

historical horizon that measures implicitly from antiquity<br />

to the nineteenth century. It is almost unnecessary to<br />

point out that architecture occupies a central place in this<br />

understanding of the sciences. It is the mediator between<br />

the worlds of the just, the beautiful, and the practical.<br />

This concept has since become archaic, but from our<br />

perspective it still has a claim to relevance. Under present<br />

circumstances, it can be difficult to convey the role of<br />

architecture in an academic environment. We can no<br />

longer deploy rhetorical guns like Semper, but his arguments<br />

can still be useful to us, after a certain adjustment<br />

for the progress of history. Architecture makes use<br />

of scientific method and findings, but it necessarily<br />

thinks in interdisciplinary terms. There is no one science<br />

of architecture. On the contrary, it is a diverse spectrum<br />

of fields – from the natural and engineering sciences<br />

through the sciences of conservation, planning, and social<br />

studies, to the humanities. The incomparable breadth of<br />

this spectrum has had a lasting influence on architecture’s<br />

identity. Yet architecture is more than a pure science.<br />

Its key competencies remain design and construction. It<br />

is art and craft and administrator and designer of the<br />

built environment. Architecture must prove itself in daily<br />

practice, while showing immediate responsibility to<br />

humanity.<br />

In the year 2008, the Department of Architecture at<br />

the eth <strong>Zurich</strong> strove to measure up to these high<br />

standards and, with the year’s exhibition and publication,<br />

we would like to present our endeavors to the professional<br />

world and interested public. This volume presents<br />

insight into instruction and research and shows selected<br />

works by our graduating and exchange students. The<br />

yearbook hopes, as far as possible, to impart something<br />

of the ardor and inspiration that support our work and,<br />

in face of all exertion, makes it a pleasure.<br />

We are sincerely grateful to the teachers and students<br />

of our department for their contributions, to Urs Kurth<br />

for coordinating the exhibition and yearbook and his work<br />

as editor, to Ulrike Steiner and Lynnette Widder for<br />

their editorial work, and to Sascha Lötscher, Gottschalk +<br />

Ash International for the design. May this yearbook<br />

vouch for the fact that cooperation is the secret to success.<br />

Prof. Dr. Andreas Tönnesmann<br />

Dean, Faculty of Architecture<br />

7<br />

Vorwort Departement Architektur<br />

Andreas Tönnesmann


Andreas Tönnesmann<br />

Einführung Departement Architektur<br />

Prof. Dr. Andreas<br />

Tönnesmann<br />

Qualität in der Architektur –<br />

und im Architekturunterricht<br />

Glück und Unglück der Aufmerksamkeit<br />

Architekten haben eigentlich nicht zu klagen: Kaum eine<br />

Disziplin der Natur-, Ingenieur- oder Geisteswissenschaften<br />

steht derzeit so unbestritten im Zentrum öffentlicher<br />

Aufmerksamkeit wie die Architektur. Gewiss, Nährboden<br />

des allgegenwärtigen Interesses an der baulichen<br />

Gestaltung der Umwelt ist oft genug Kritik: selten am zugrundeliegenden<br />

Konzept, um so häufiger dagegen am<br />

sichtbaren Resultat architektonischen Handelns. Architektur<br />

setzt zwar immer einen komplexen schöpferischen<br />

Prozess voraus, und alles Gebaute verweist insofern<br />

zurück in die Genese von Entwurf und Planung. Aber die<br />

Rezeption von Architektur, erst recht das negative Urteil,<br />

begnügt sich meist mit oberflächlicher Wahrnehmung:<br />

Fehlgeschlagene städtebauliche Experimente sind ebenso<br />

Anlass für Architektenschelte wie das eine oder andere<br />

prominente Gebäude, das von Publikum und Presse nach<br />

kurzem Hinsehen als misslungen eingestuft, als zu teuer<br />

erachtet, für elitär gehalten oder schlicht als überflüssig<br />

deklariert wird. Architektinnen und Architekten empfinden<br />

die fehlende fachliche Fundierung öffentlicher Kritik<br />

oft als Ärgernis. Sie vergessen dabei, dass ihr professionelles<br />

Tun den Menschen seit jeher unmittelbar betrifft und<br />

deshalb auch mit unmittelbaren Reaktionen rechnen muss:<br />

Architektur gehört der Sache nach zu den Themen,<br />

bei denen jeder mitreden möchte, gleich ob er über die<br />

Qualifikation dafür verfügt oder nicht.<br />

Die Forderung, sich weiten Teilen der Gesellschaft verständlich<br />

zu machen, darf man als Architekt deshalb<br />

nicht einfach beiseite schieben – im Gegenteil, dem Impetus<br />

der Verständlichkeit war und bleibt die Architektur im<br />

Unterschied zu den klassischen Wissenschaften immer verpflichtet.<br />

Und zur Verständlichkeit zu erziehen, gehört<br />

gerade heute zu den wichtigsten Aufgaben von Architekturschulen.<br />

Anders als Physiker oder Historiker operiert<br />

der Architekt in einem Handlungsfeld, das auf komplexe<br />

Begründungen und wissenschaftliche Methodik nicht<br />

verzichten kann, zugleich aber die Forderung stellt, dass<br />

sich die Ergebnisse auch jenseits weiterführender Erläuterungen,<br />

allein aus der Anschauung heraus, beurteilen<br />

lassen müssen. Prüfstein architektonischen Handelns<br />

bleibt das praktisch erzielte Resultat. Mit ihm muss sich<br />

der Architekt dem Publikum stellen, und zwar unter<br />

der erschwerenden Bedingung, dass die Reflexionstiefe des<br />

Entwurfs nur so weit Berücksichtigung findet, wie sie<br />

im Bauwerk selbst evident wird. Das intellektuelle Instrumentarium<br />

der Architektur – der Architektenkommentar,<br />

Quality in Architecture, and<br />

in Architectural Education<br />

The Fortune and Misfortune of Attentiveness<br />

Architects really have nothing to complain about: hardly<br />

any discipline in the natural, engineering, or human<br />

sciences has as indisputably been the focus of public<br />

attention as architecture. Certainly, the basis of general<br />

interest in the architectural design of the environment<br />

is, often enough, criticism: rarely of the underlying concept,<br />

but all the more commonly of the visible manifestation<br />

of architectural practice. Architecture always<br />

requires a complex creative process, thus everything that<br />

is built points back to the genesis of design and planning.<br />

Yet the reception of architecture, especially negative<br />

judgments, is typically confined to the superficial: the<br />

failure of urban planning experiments presents an occasion<br />

to chastise the architect just as this or that prominent<br />

building assessed fleetingly by the public and press and<br />

deemed a failure, or judged as being too expensive,<br />

elitist, or simply superfluous. Architects often experience<br />

irritation by public criticism that lacks any technical basis.<br />

In doing so, they forget that their professional activity<br />

has always has an immediate affect on people and that<br />

they must therefore expect immediate reactions:<br />

architecture is by nature one a subject in which everyone<br />

would like to have their say, whether or not they are<br />

qualified to do so.<br />

Architects may therefore not simply disregard the<br />

challenge of making themselves understood by the<br />

broader public – on the contrary, architecture in contrast<br />

to the classical sciences, has always been and is still<br />

obligated to make itself understood. Today, teaching how<br />

to impart ones ideas to the public counts among the<br />

most important tasks of architecture schools. Unlike the<br />

physicist or historian, the architect operates in a field<br />

to which complex justifications and scientific method are<br />

indispensable, yet simultaneously one that must accept<br />

the judgment of its results based simply on perception,<br />

without further explanations. The criteria on which<br />

architectural activity is judged, continues to be the results<br />

of its actual practice. This end result is how architects<br />

present themselves to the public, with the more complicating<br />

condition that the depth of reflection and thought<br />

put into a design is taken into account only in so far as<br />

it is evident in the building itself. This does not mean<br />

that the intellectual instruments available to architecture<br />

become superfluous – the architectural commentary,<br />

the analysis of a building, and the theoretical discussion –<br />

but they presumably play a greater role for the designer,<br />

to enrich and correct the creative process, than for<br />

the public who usually wants to form its judgment by<br />

looking, not reading.<br />

Fortunately, the general interest in architecture is often<br />

based on approval of, even enthusiasm for, architecture.<br />

Not only do outstanding architectural solutions deserve<br />

praise, but they also usually receive it. The commitment<br />

of both the private and public sectors of the economy<br />

8


die Bauanalyse und die theoretische Erörterung – wird<br />

damit nicht überflüssig, aber es spielt für den Entwerfer,<br />

als Vertiefung und Korrektiv des schöpferischen Prozesses,<br />

vermutlich eine grössere Rolle als für das Publikum,<br />

das sich sein Urteil meist im Sehen und nicht im Lesen<br />

bilden möchte.<br />

Glücklicherweise gründet sich das allgemeine Interesse<br />

an Architektur aber vielfach auch auf Zustimmung, ja<br />

auf Begeisterung für Architektur. Herausragende architektonische<br />

Lösungen verdienen nicht nur Lob, sie finden<br />

es in aller Regel auch. Das Engagement der Wirtschaft, des<br />

privaten und des öffentlichen Sektors für gut begründete<br />

architektonische Lösungen, die den Tag überdauern, ist<br />

eher im Steigen als im Sinken begriffen. Und der kollektive<br />

Stolz auf architektonische Exzellenz kann erstaunliche<br />

Breitenwirkung erreichen. Wohl kaum ein Bauwerk<br />

der letzten Jahre ist in der Schweiz und in Europa so<br />

Herzog & de Meuron<br />

Olympiastadion Peking<br />

populär geworden wie das «Vogelnest», der Beitrag von<br />

Herzog & de Meuron zu den Olympischen Spielen 2008.<br />

Der Entwurf zu diesem Bau stammt aus einem weltweit<br />

agierenden Büro. Und doch hat Architektur, die<br />

einem verbreiteten Vorurteil zufolge doch gerade infolge<br />

der Globalisierung ihre kulturelle Unterscheidbarkeit<br />

einbüssen müsste, unter anderem mit dem Bau des<br />

Olympiastadions in Peking das Privileg der erkennbaren<br />

Herkunft zurückgewonnen. Kritik wird an den Austragungsbedingungen<br />

der Olympischen Spiele und an ihrer<br />

politischen Instrumentalisierung geübt, aber kaum an<br />

9<br />

to well-founded, sustainable architectural solutions seems<br />

to be on the rise, not declining. And the collective<br />

pride in architectural excellence can have an astonishingly<br />

broad effect. Perhaps no other recent architectural structure<br />

has achieved as much popularity in Switzerland and<br />

Europe than the ‘Bird’s Nest’: Jacques Herzog and Pierre<br />

de Meuron’s contribution to the 2008 Olympic Games.<br />

The building was designed by an office that is active internationally.<br />

Yet architecture, which has had to forfeit its<br />

cultural distinctions in response to globalization – despite<br />

garnering widespread prejudice – has, with buildings such<br />

as the Olympic stadium in Beijing, regained the privilege<br />

of a recognizable origin. Criticism has been raised<br />

against the location of the Olympic Games and the political<br />

instruments at play, yet its most prominent building<br />

has received almost none. On the contrary, the visible,<br />

structural, and aesthetic characteristics of the design its<br />

Einführung Departement Architektur<br />

Andreas Tönnesmann


Andreas Tönnesmann<br />

Einführung Departement Architektur<br />

deren prominentestem Bauwerk. Im Gegenteil: Das sichtbare,<br />

konstruktiv und ästhetisch verbürgte «Woher» des<br />

Entwurfs, sein Durchkreuzen naheliegender Erwartungen,<br />

seine Orientierung an europäischen, ja spezifisch<br />

schweizerischen Qualitätsmassstäben sind eine entscheidende<br />

Bedingung der Akzeptanz. Architektur gehört<br />

inzwischen zu den mächtigsten Trägern von Identifikation,<br />

die heutigen Kulturen zur Verfügung stehen.<br />

Architektur, Ökonomie, Innovation<br />

Lohnt es sich, in gute Architektur zu investieren? Die Antwort,<br />

so scheint es, muss zwangsläufig «ja» lauten,<br />

ausser man wollte es riskieren, sich unrettbar als Banause<br />

oder Hinterwäldler in Verruf zu bringen. Dabei ist die<br />

Frage bei näherem Hinsehen nicht ohne Tücke. Will man<br />

nämlich das Für und Wider der Aufwendungen, die<br />

Investoren für Architektur zu leisten haben, nach ökonomischen<br />

Kriterien ernsthaft abwägen, so gibt es durchaus<br />

Argumente für ein zögerndes «ja, vielleicht», wenn<br />

nicht sogar für ein klares «nein».<br />

Sicher, Baufaufwendungen sind grundsätzlich sinnvolle<br />

Anlageinvestitionen, die als Erhaltung, Erweiterung<br />

oder Verbesserung von Produktionsmitteln gelten dürfen,<br />

sich oft genug über Jahrzehnte rentieren und damit<br />

die Vernunft auf ihrer Seite haben. Aber Bauinvestitionen<br />

sind nicht von vornherein Ausgaben für anspruchsvolle<br />

Architektur. So schwer es fallen mag, den Unterschied zwischen<br />

dem distinkten Handeln des Architekten und<br />

dem, was man qualitätsneutral als Bauen bezeichnet, klar<br />

zu definieren, so nahe liegt der Verdacht, dass es teurer<br />

wird, wenn von Architektur die Rede ist statt etwa von Gebäudeerstellung.<br />

Denn wo es um Architektur geht,<br />

kommen Kriterien ins Spiel, die sich beim besten Willen<br />

nicht rechnen lassen. Schon der Sprachgebrauch verrät<br />

es: Statt von Planung ist die Rede von Entwurf, statt von<br />

Flächennutzung von räumlichem Gewinn. In solcher Wortwahl<br />

spiegelt sich grundsätzliches Misstrauen gegen<br />

Denkfiguren und Argumentationsweisen, die sich auf gesicherte<br />

Erfahrung berufen, um die Bedrohung durch<br />

das Neue abzuwehren.<br />

Seit es Architektur gibt, sieht sie sich herausgefordert,<br />

über die Anwendung von Erfahrungswissen hinauszugehen:<br />

Begreift sie sich doch als Sublimierung blossen<br />

Bauens und fühlt sich dazu aufgerufen, die Grenzen<br />

10<br />

combination of typical expectations, and its orientation<br />

towards European, indeed specifically Swiss standards<br />

of quality, are crucial factors for public acceptance. Today,<br />

architecture has become one of the most powerful<br />

sources of cultural identification.<br />

Architecture, Economics, Innovation<br />

Does it pay to invest in good architecture? The answer, it<br />

seems, must be ‘Yes’, unless one wishes to risk irrevocable<br />

disrepute as a philistine or hick. Yet, on closer inspection,<br />

the question is not without its difficulties. If one wishes<br />

to seriously consider the pros and cons of the expenditures<br />

investors are obliged to make for architecture, there<br />

are certainly arguments in support of a hesitant ‘Yes,<br />

perhaps’, or even for a clear ‘No’.<br />

Financing construction is certainly, in principle, a<br />

sensible investment. Expenditures count as measures<br />

towards the preservation, expansion, or improvement of<br />

production means, which often translates into longterm<br />

profitability and therefore have reason on their side.<br />

But investment in building does not necessarily mean<br />

expenditure on challenging architecture. As difficult as it<br />

may be to define clearly the difference between the<br />

distinct activity of the architect, from that which could<br />

be called, without reference to quality, building, the<br />

suspicion of greater cost is associated with talk of architecture<br />

rather than simple construction. For in matters<br />

of architecture, criteria come into play that cannot,<br />

despite our best efforts, be anticipated. The very words<br />

we use betray us: rather than planning, we speak of<br />

designing; rather than land use, of gaining space. The<br />

choice of such words reflects a fundamental mistrust<br />

of figures of speech and arguments that appeal to safe experience,<br />

which avert the threat with something new.<br />

Ever since architecture has existed, architects have felt<br />

challenged to go beyond the use of knowledge based<br />

on experience. Architects have viewed their practice as the<br />

sublimation of mere building and feel called upon to<br />

transcend the limits of the predictable. Architecture worthy<br />

of the name attempts to justify its activity and recognize<br />

truths that go beyond the immediate occasion to build.<br />

That is to say, architecture’s approach to opportunistic<br />

buildings has always been from the standpoint of cultural,<br />

not economic, surplus value.<br />

The architect designs, the investor calculates. This observation<br />

draws on a cliché, but often enough accurately<br />

describes reality. Yet astonishingly, there are still investors<br />

who, despite the lack of price guarantees and undeniable<br />

financial risks, continue to stand up for good architecture –<br />

rather than yielding too quickly to the supposed<br />

imperatives of experience, the doable and provable, the<br />

effective, and the advantageous. The recognition of


Georg und Dorothea Franck<br />

Architektonische Qualität<br />

München 2008<br />

des Vorhersagbaren zu sprengen. Architektur, soweit sie<br />

den Namen verdient, versucht ihr Tun zu begründen<br />

und gewinnt Erkenntnisse, die über den unmittelbaren<br />

Anlass zum Bauen hinausweisen. Das heisst, man kann<br />

ihre Überlegenheit gegenüber opportuner Gebäudeproduktion<br />

seit jeher als kulturellen, nicht als ökonomischen<br />

Mehrwert beschreiben.<br />

Der Architekt entwirft, der Investor rechnet. Diese Feststellung<br />

bemüht ein Klischee, trifft aber oft genug<br />

die Realität. Erstaunlicherweise gibt es dennoch weiterhin<br />

Investoren, die trotz fehlender Preisgarantien und unbestreitbarer<br />

Kostenrisiken für gute Architektur eintreten,<br />

statt sich vorschnell den vermeintlichen Imperativen<br />

der Erfahrung, des Mach- und Beweisbaren, des Effektiven<br />

und des Vorteilhaften zu beugen. Die Besinnung auf<br />

diese unbestreitbare Tatsache sollte Anlass bieten, die verbreitete<br />

Rede von der immer weiter um sich greifenden<br />

Ökonomisierung des Bauens, für die Nachhaltigkeit und<br />

kulturelle Wertschöpfung Fremdworte seien, kritisch zu<br />

überdenken. Im Gegenteil, der Anspruch auf Innovation<br />

als eine konditionierende Eigenschaft von Architektur<br />

ist zumindest im Grundsatz weithin akzeptiert, er macht<br />

auch im öffentlichen Bewusstsein den Unterschied zum<br />

pragmatischen Bauen wesentlich aus.<br />

Die Architekturschulen und das Problem der Qualität<br />

Von guter Architektur zu reden, ist einfach. Zu erklären,<br />

was man darunter versteht, stellt auch erfahrene Experten<br />

vor grosse Probleme. Es ist das Verdienst von Georg<br />

und Dorothea Franck, mit ihrem jüngst erschienenen Buch<br />

«Architektonische Qualität» (München: Carl Hanser 2008)<br />

die aktuelle Architekturdebatte auf einen lange vernachlässigten<br />

Kernbegriff zurückgeführt zu haben. Qualität –<br />

im landläufigen Sinn meint das Wort eine Summe<br />

von Eigenschaften, die eine Person oder Sache positiv auszeichnen,<br />

ihr Wert und Beständigkeit verleihen. So gehen<br />

im Blick auf Architektur auch die Geschwister Franck<br />

mit dem Begriff um, wobei sie sich wesentlich auf den<br />

historisch gewachsenen Bestand an Gebautem beziehen<br />

und damit die Diskussion vom Resultat architektonischen<br />

Handelns her eröffnen. Wie gute Architektur<br />

entsteht, welche Bedingungen sie braucht, interessiert<br />

unter diesem Blickwinkel weniger. Dass die Autoren auf<br />

eine theoretische Begriffsbestimmung ausdrücklich<br />

verzichten und statt dessen an ausgewählten Beispielen<br />

den möglichen Dimensionen von Qualität im Bereich<br />

der Architektur nachspüren, also induktiv argumentieren,<br />

ist nur auf den ersten Blick eine Schwäche, auf den<br />

zweiten aber eine grosse Stärke ihres Vorgehens. Gelingt<br />

es doch in einer Reihe vorbildlich knapper Analysen,<br />

11<br />

this indisputable fact should cause one to reflect critically<br />

on the popular talk of ever-expanding efforts to make<br />

building economical, an endeavor to which sustainability<br />

and cultural values are alien concepts. On the contrary,<br />

the ambition to innovate as a necessary condition of architecture<br />

is, at least in principle, broadly accepted; in the<br />

public consciousness it is what fundamentally distinguishes<br />

architecture from pragmatic building.<br />

Architecture Schools and the Problem of Quality<br />

It is easy to talk about good architecture. Explaining what<br />

is meant by it, however, poses major problems for<br />

even experienced experts. In their recently published book<br />

‘Architektonische Qualität’ (Munich: Carl Hanser, 2008),<br />

Georg and Dorothea Franck have done us the service of<br />

tracing the current debate on architecture back to a long<br />

neglected core concept: quality. In its common meaning,<br />

the word denotes a sum of qualities that positively<br />

distinguish a person or thing, lending it value and reliability.<br />

In looking at architecture, the Franck siblings<br />

use this term as well, but essentially in reference to the<br />

historically evolved building stock, through which<br />

they frame their discussion on the results of architectural<br />

activity. How good architecture is produced and what<br />

conditions it requires is less interesting from this perspective.<br />

The fact that the authors explicitly refrain from<br />

defining the term theoretically and instead trace the<br />

possible dimensions of quality in architecture using<br />

selected examples – that is to say, arguing inductively –<br />

seems to be a weakness only at first glance, on closer<br />

inspection it turns out to be great strength of their approach.<br />

In a series of exemplarily brief analyses they<br />

succeed in making the reader perceive more acutely and<br />

thus define clearly certain features of architecture as<br />

Einführung Departement Architektur<br />

Andreas Tönnesmann


Andreas Tönnesmann<br />

Einführung Departement Architektur<br />

die Wahrnehmungsfähigkeit des Lesers entschieden zu<br />

schärfen und so bestimmte Merkmale von Architektur<br />

als beständige Indikatoren von Qualität anschaulich herauszuarbeiten:<br />

insbesondere – hier machen sich natürlich<br />

individuelle Vorlieben bemerkbar – die Schlüssigkeit der<br />

Form, die Erfahrbarkeit des Räumlichen, die syntaktische<br />

Ordnung der Elemente, ja die Sprachfähigkeit von<br />

Architektur überhaupt, wie sie sich in der Denkfigur des<br />

Klassischen seit Jahrhunderten verdichtet hat.<br />

Diese Debatte aufzugreifen und vom Heute ins Morgen<br />

weiterzuführen, ist nicht zuletzt eine Forderung<br />

an die Architekturschulen. Ihre Aufgabe, den Nachwuchs<br />

für das Metier zu bilden und zu qualifizieren, verlangt<br />

heute, in Zeiten eines nie gekannten Angebots an<br />

intellektuellen und ästhetischen Möglichkeiten, ein<br />

Überdenken des Qualitätsbegriffs – gerade auch unter dem<br />

Aspekt der Lehre. Ihn bestimmten architektonischen<br />

Positionen vorbehalten zu wollen, wie dies Georg und<br />

Dorothea Franck aus dem Blickwinkel resümierender<br />

Kritik letztlich tun, verbietet sich in einer anspruchsvollen<br />

Architekturausbildung allerdings von vornherein. Denn<br />

jede Erwartung, eine längst verlorene Normativität architektonischen<br />

Handelns auf dem Weg einer strikten<br />

Vorbildorientierung zurückerobern oder neu etablieren<br />

zu können, wäre notwendig zum Scheitern verurteilt.<br />

Eigentlich lehrt ja bereits die architekturhistorische Forschung,<br />

dass es auch in der baulichen Praxis der vormodernen<br />

Epochen das theoretisch geforderte Mass an<br />

Verbindlichkeit, an Akzeptanz von Regeln kaum je<br />

gegeben hat. Und in der hoch diversifizierten Wirklichkeit<br />

von heute müsste der Versuch, einen neuen Kanon des<br />

architektonisch Richtigen zu postulieren, schon deshalb in<br />

die Irre führen, weil er die individuellen Reaktions- und<br />

Entwicklungsmöglichkeiten des Nachwuchses einengen<br />

und stets Gefahr laufen würde, in die Sackgassen des Epigonalen<br />

oder Sektiererischen hineinzuführen.<br />

Andererseits wählen Architekturschulen ihre Lehrenden<br />

aufgrund individueller Leistungen und Haltungen aus,<br />

und es wäre unsinnig, Professorinnen und Professoren im<br />

Unterricht auf blasse Neutralität verpflichten zu wollen,<br />

wo man von ihnen als handelnden Architekten doch erwartet,<br />

dass gerade sie profilierte Positionen vertreten.<br />

Auch die Studierenden und Lehrenden des Departements<br />

Architektur der eth <strong>Zürich</strong> kennen diese Spannung<br />

zwischen Individualität und Standard, und sie versuchen<br />

dennoch, in der täglichen Arbeit einem im Grundsatz<br />

von allen akzeptierten Qualitätskonzept zu folgen. Dieses<br />

Konzept existiert nicht in Form eines ausformulierten<br />

12<br />

enduring indicators of quality: in particular – and here,<br />

of course, individual preferences become evident – the<br />

cogency of the form, the ability to experience space, the<br />

syntactic ordering of elements – indeed the ability of<br />

architecture to speak at all, which, over centuries, has established<br />

itself in the intellectual model of the classical.<br />

Adopting this debate and continuing it from today into<br />

tomorrow is one of the most important challenges to<br />

architecture schools. The task of teaching the métier to<br />

future generations and providing students with adequate<br />

qualifications, in times in which the supply of<br />

intellectual and aesthetic possibilities is unknown, requires<br />

us to rethink the concept of quality – in particularly as<br />

it pertains to teaching. The desire to reserve certain architectural<br />

positions – as Georg and Dorothea Franck ultimately<br />

do, from the perspective of a recapitulating overview<br />

– would be out of place in an exacting architectural<br />

education. For any attempt to recover or reestablish<br />

a long-lost normative style of architecture by means<br />

of strict orientation on given prototypes is necessarily<br />

doomed to failure. In fact, historical architectural<br />

research has shown that even the building practice of<br />

premodern eras lacked the theoretically presumed<br />

level of interrelationship and acceptance of rules. And in<br />

the highly diversified reality of today, the attempt to<br />

postulate a new canon of the architecturally ‘correct’<br />

would necessarily lead us astray, if only because it would<br />

restrict individual reactions and development possibilities<br />

of future generations. Such a set of rules would always<br />

risk leading into the dead ends of the epigone or the<br />

sectarian.<br />

On the other hand, architecture schools choose their<br />

teachers on the basis of individual achievements and<br />

beliefs. It would be foolish to require professors to exercise<br />

neutrality in their teaching, when what is expected<br />

of them as practicing architects is that they of all people<br />

represent distinguished positions. The students and


Grundsatzpapiers oder gar Regelwerks, und seine Stärke<br />

beruht nicht zuletzt auf dem generellen Verzicht darauf,<br />

bestimmte Richtungen und schulbildenden Entwicklungen<br />

zeitgenössischer Architektur in der Lehre zu favorisieren,<br />

andere hingegen kategorisch auszuschliessen.<br />

Qualität, Methode, Ethos<br />

Bildungsbürokratien in ganz Europa arbeiten seit geraumer<br />

Zeit daran, den schillernden Begriff «Qualität der Lehre»<br />

nachprüfbar zu machen, das heisst an die Erfüllung vorformulierter<br />

Regeln zu binden. Auf diesem Weg drohen –<br />

und das überrascht kaum – wert- und inhaltsbezogene,<br />

wirklich qualitative Kriterien auf der Strecke zu bleiben.<br />

Weder die Innovationskraft der Forschung, die in der<br />

Lehre ihre Spuren hinterlässt, noch die persönliche Ausstrahlung<br />

der Professoren oder der enthusiastische Einsatz<br />

für das Fachgebiet, den gute Lehre bei Studierenden<br />

weckt, lassen sich zuverlässig messen. Stattdessen drohen<br />

rein quantitative Grössen wie Betreuungskoeffizienten<br />

oder die für den Unterricht aufgewendete Zeit immer entschiedener<br />

mit dem qualitativen Niveau eines Unterrichtsangebots<br />

gleichgesetzt zu werden.<br />

Das Departement Architektur der eth <strong>Zürich</strong> würde<br />

in einer solchen Beurteilung vermutlich schon deshalb<br />

nicht gut abschneiden, weil die hohen Studierendenzahlen<br />

– Ergebnis unumstrittener Attraktivität des Ausbildungsangebots<br />

– zumindest in den Anfangssemestern<br />

die Bildung kleiner Gruppen erschweren und immer<br />

wieder zu beklagenswerter räumlicher Enge führen. Die<br />

Tatsache, dass der Andrang auf die Studienplätze<br />

trotzdem von Jahr zu Jahr wächst, falsifiziert schon für<br />

sich genommen die fragwürdige Annahme, Studierende<br />

entschieden sich überwiegend nach der Massgabe<br />

äusserer Annehmlichkeit für oder gegen eine Hochschule.<br />

In der Wahrnehmung des Publikums, das heisst<br />

der Studierenden und der Fachwelt, steht die Architektenausbildung<br />

der eth hingegen für die Befolgung eines<br />

Qualitätskonzepts, das sich an Personen, Inhalten und<br />

Werthaltungen orientiert. Eine an ihren formalen<br />

Resultaten erkennbare «Zürcher Schule» der Architektur<br />

gibt es erklärtermassen nicht und soll es nicht geben.<br />

Dagegen versuchen wir einen Qualitätsbegriff in die Unterrichtspraxis<br />

zu tragen, der die Vorstellung einer geschlossenen<br />

Fassade hinter sich lässt und wesentlich auf<br />

zwei grundlegenden Vereinbarungen beruht. Zunächst<br />

13<br />

teachers of the Faculty of Architecture at the Swiss Federal<br />

Institute of Technology in <strong>Zurich</strong> are also familiar<br />

with this tension between individuality and standard,<br />

but nevertheless try to pursue a universal concept<br />

of quality in their daily work. This concept does not exist<br />

in the form of a detailed position paper, much less<br />

as a set of rules, and its strength is based on the general<br />

refusal to favor certain directions, schools, or movements<br />

of contemporary architecture in the classroom,<br />

while excluding others.<br />

Quality, Method, Ethos<br />

Educational bureaucracies throughout Europe have been<br />

working for some time to make the elusive concept<br />

‘teaching quality’ testable – that is, to tie it to the fulfillment<br />

of preformulated rules. It is hardly surprising<br />

that this path risks neglecting true qualitative criteria,<br />

connected to values and content. Neither the innovative<br />

power of research, which leaves traces in teaching,<br />

nor the personal charisma of the professors and the<br />

enthusiastic commitment to the discipline that good teaching<br />

inspires in students can be measured reliably. Instead,<br />

purely quantitative values such as the number of<br />

students under supervision or the amount of time<br />

spent in the classroom threaten to be equated even more<br />

directly with the quality of teaching offered.<br />

The Faculty of Architecture of the Swiss Federal Institute<br />

of Technology would probably not do well in<br />

such an assessment, if only because of its high number<br />

of students – a result of the undisputed attraction of<br />

its educational program – makes it difficult to form small<br />

groups, at least in the early semesters, and repeatedly<br />

leads to lamentably crowded spaces. The fact that the<br />

number of students seeking admittance grows from year<br />

to year already disproves the dubious assumption that<br />

students decide for or against a university based primarily<br />

on its superficial comforts.<br />

In the perception of our public – that is, of students<br />

and experts – the architectural education at the Swiss<br />

Federal Institute of Technology stands, on the contrary,<br />

for the pursuit of a concept of quality based on people,<br />

Einführung Departement Architektur<br />

Andreas Tönnesmann


Andreas Tönnesmann<br />

Einführung Departement Architektur<br />

ist es seit langem ein entscheidendes Merkmal der hiesigen<br />

Architektenausbildung, im Entwurfsunterricht eine weitgehende<br />

Liberalität im Sinne konkurrierender Positionen<br />

zu pflegen. So soll es auch in Zukunft bleiben. Damit<br />

ist kein weichzeichnendes Nebeneinander aller möglichen<br />

architektonischen Standpunkte und Verfahrensweisen<br />

gemeint, die in der aktuellen Architektur anzutreffen sind<br />

und dort Erfolg haben, sondern ein sorgfältig aufeinander<br />

abgestimmtes Spektrum von Positionen hoher Qualität,<br />

denen wir zutrauen, dass sie es wert sind, vom<br />

Nachwuchs komplementär wahrgenommen und erprobt<br />

zu werden.<br />

Wie kann nun ein Qualitätsbegriff umschrieben<br />

werden, der diese Toleranz zulässt und trotzdem jene allgemeine<br />

Anerkennung findet, die nötig ist, um praktizierte<br />

Liberalität nicht in Beliebigkeit umschlagen zu<br />

lassen? Er lässt sich schwerlich aus der ordnenden<br />

Anschauung der architektonischen Phänomene definieren,<br />

wie das bei Georg und Dorothea Franck geschieht,<br />

sondern muss, um ihn akademisch fruchtbar zu machen,<br />

vom Prozess der Entwurfsgenese, vom Architekturmachen<br />

her verstanden werden. Anders gesagt ist es notwendig,<br />

einen Begriff von Qualität zu entwickeln, der jenseits einer<br />

blossen Anschauungsästhetik angesiedelt ist und sich<br />

statt dessen auf die übergeordneten Ebenen der Methodik<br />

14<br />

content, and principles. By our own admission, there is<br />

no ‘<strong>Zurich</strong> school’ of architecture recognizable on the<br />

basis of its formal results – nor should there be. On the<br />

other hand, we try to introduce a concept of quality<br />

into our teaching practice that leaves behind the idea of a<br />

closed facade and is based essentially on two fundamental<br />

covenants. First, a crucial feature of architectural<br />

training at our Faculty of Architecture has long been<br />

a highly liberal respect for competing positions in design<br />

courses – this should remain so in the future. This does<br />

not mean a hazy juxtaposition of all possible architectural<br />

standpoints and methods found and proved successful in<br />

contemporary architecture, but rather a carefully coordinated<br />

spectrum of positions of high quality. We believe<br />

that these architectural standpoints deserve to<br />

be introduced to and explored, in a complementary way,<br />

by younger generations.<br />

How could one describe a concept of quality that<br />

permits this tolerance and still achieves a general<br />

recognition necessary to prevent practiced liberality from<br />

turning into arbitrariness? It would be difficult to<br />

define such a concept based on the ordered examination<br />

of architectural phenomena that Georg and Dorothea<br />

Franck pursue. Instead, the concept must, if it is to be<br />

academically fruitful, be understood through the genesis<br />

of design, from the perspective of those who pursue<br />

architecture today. To put it another way, it is necessary to<br />

develop a concept of quality that is grounded beyond<br />

the mere aesthetics of perception and relates instead to<br />

the overarching methodology and orienting values,<br />

whose central importance for architectural education<br />

cannot be emphasized enough.<br />

A methodological insight shared by everyone in our<br />

department is the conception of architecture as a<br />

complex discipline that includes fundamental scientific<br />

principles as well as design, construction, and material<br />

realization. Academic teaching is understood as a daily<br />

challenge to integrate these heterogeneous components


und der Wertorientierungen bezieht, deren zentrale<br />

Bedeutung für die Architektenausbildung gar nicht genug<br />

betont werden kann.<br />

Eine methodische Einsicht, die an unserem Departement<br />

von allen geteilt wird, ist die Auffassung von<br />

Architektur als einer komplexen Disziplin, die wissenschaftliche<br />

Grundlagen ebenso umfasst wie Entwurf,<br />

Konstruktion und materielle Realisation. Akademische<br />

Lehre wird als tägliche Aufforderung verstanden, diese<br />

heterogenen Komponenten des Metiers durch architektonisches<br />

Handeln zu integrieren, und zwar auf dem<br />

höchstmöglichen Niveau. Der theoretische Diskurs gehört<br />

untrennbar zu diesem Konzept. Aber der notwendige<br />

Bezug der Architektur auf das Bauen darf dadurch nach<br />

unserer Überzeugung nicht in Frage gestellt werden.<br />

Deshalb sind nahezu alle Entwurfsprofessoren der eth<br />

bauende Architekten und sollen es bleiben, deshalb<br />

wird auch der «Master of Science in Architecture» (leider<br />

wurde uns der eigentlich gewünschte Titel «Master of<br />

Architecture» nicht konzediert) als verbindlicher, berufsbefähigender<br />

Abschluss nicht durch alternative Spezialisierungen<br />

in Frage gestellt.<br />

Wie sehr Architektur, will sie qualitative Spitzenerwartungen<br />

erfüllen, vom aktuellen Stand hoch differenzierter<br />

Forschung aus operieren muss, ist unbestritten.<br />

Deshalb werden die wissenschaftlichen Fächer in <strong>Zürich</strong><br />

(und natürlich auch anderswo) nicht bloss als Zulieferer<br />

vorhandener Wissensbestände an den Entwurf verstanden,<br />

sondern als eigendynamische Einheiten, die in<br />

ihren jeweiligen disziplinären Kontexten Spitzenforschung<br />

betreiben. Deren Methoden und Erkenntnisse allerdings<br />

so in den Unterricht zu integrieren, dass sie wissenschaftlichen<br />

Innovationsanspruch in das Lernen transportieren,<br />

ohne die Konzentration der Lehre auf die Anliegen<br />

der Architektur zu schwächen, ist eine der grossen<br />

Herausforderungen, denen sich Architekturschulen<br />

heute mehr denn je stellen müssen.<br />

Ein fertiges, erprobtes Rezept für die Erfüllung dieses<br />

Anspruchs – der ja die universitären Einrichtungen der<br />

Architektenausbildung wesentlich von den praxisorientierten<br />

Fachhochschulen unterscheiden müsste –<br />

hat auch die eth <strong>Zürich</strong> nicht anzubieten, allenfalls ein<br />

laufendes Experiment, das wir «Entwurf mit integrierten<br />

Disziplinen» nennen. Dieses neue Unterrichtsformat,<br />

15<br />

of the métier by means of architectural activity and to do<br />

so on the highest possible level. Theoretical discourse<br />

is inexorably tied to this concept. But, it is our belief that<br />

architecture’s necessary connection to building cannot<br />

be called into question. For this reason, nearly all the professors<br />

of design at the Swiss Federal Institute of Technology<br />

are, and should continue to be, working architects.<br />

It is also for this reason that the Master of Science in<br />

Architecture (unfortunately the title we actually wanted,<br />

Master of Architecture, was not approved) is a valid<br />

degree, qualifying students for professional practice, and<br />

should not be called into question by alternate specializations.<br />

There is no disputing that architecture, if it wants to<br />

fulfill expectations of highest quality, must operate<br />

within the current state of highly diversified research. It<br />

is therefore that scientific fields are not understood in<br />

<strong>Zurich</strong> (and of course elsewhere) as simply providers of<br />

existing stores of knowledge for design, but as units<br />

with their own dynamic, that conduct pioneering research<br />

in their own fields. The integration of scientific methods<br />

and insights into the teaching of these disciplines in<br />

such a way as to transport the scientific ambitions of innovation<br />

into the process of learning, without weakening<br />

the focus on the concerns of architecture is one of the<br />

greatest challenges faced by architecture schools today.<br />

A finished, tested recipe to fulfill this ambition – which<br />

after all should be what fundamentally distinguishes<br />

university institutions for training in architecture from<br />

practice-oriented technical schools – is not something<br />

the Swiss Federal Institute of Technology can offer either,<br />

at best, we present an ongoing experiment in what we<br />

call ‘design with integrated disciplines’. This new form of<br />

instruction, which can only succeed through great commitment,<br />

attempts to make the conception, supervision,<br />

Einführung Departement Architektur<br />

Andreas Tönnesmann


Andreas Tönnesmann<br />

Einführung Departement Architektur<br />

Richard Sennett,<br />

The Craftsman,<br />

New Haven/London 2008<br />

das nur durch hohen Einsatz zum Erfolg zu führen ist,<br />

meint den Versuch, Studentenentwürfe in Konzeption,<br />

Begleitung und Beurteilung nicht mehr allein von<br />

Entwurfslehrstühlen, sondern von einem immer neu zu<br />

bildenden Team aus Entwurfs- und Fachbetreuern verantworten<br />

zu lassen. Aktuelle Erkenntnisse aus den Geistes-,<br />

Ingenieur-, Sozial- und Planungswissenschaften sollen,<br />

so die Idee, auf diese Weise direkter Eingang in die architektonische<br />

Lehre finden als bisher. Der Beitrag der<br />

Wissenschaften zur Entwicklung der Architektur soll nicht<br />

nur behauptet und geschildert, sondern von den Studierenden<br />

in der täglichen Praxis nachvollzogen werden.<br />

Georg und Dorothea Franck lassen ihren Essay in die<br />

Forderung nach einem «architektonischen Imperativ»<br />

einmünden, der im Anschluss an Immanuel Kant wesentlich<br />

als Massgabe ethischen Handelns verstanden wird.<br />

Wer würde sich dieser Erwartung nicht sofort und ohne<br />

jede Reserve anschliessen! Wie allerdings der Weg<br />

dahin gefunden werden kann und wie er sich dann als<br />

orientierender Pfad im Dschungel einer akademischen<br />

Lehre erweisen könnte, die universelle Normsetzungen<br />

hinter sich gelassen hat, dazu gibt es derzeit noch<br />

kaum belastbare Erkenntnisse. In welche Richtung die<br />

Suche allerdings verlaufen mag, ist im jüngsten Buch<br />

von Richard Sennett nachzulesen (The Craftsman, New<br />

Haven/ London: Yale University Press 2008; deutsche<br />

Ausgabe: Handwerk, Berlin: Berlin Verlag 2008). Sennett<br />

entwickelt die These, das jede Arbeit, die Dinge produziert,<br />

ihren Sinn und Wert nicht in einem ausserhalb<br />

ihrer selbst liegenden Nutzen finde, sondern letztlich<br />

im Produkt selbst, in dessen durchdachter Konzeption<br />

und untadeliger Ausführung. Diese Einsicht klingt<br />

bescheiden, aber sie hat den Vorteil der Konkretion und<br />

der Übereinstimmung mit menschlicher Erfahrung.<br />

Zwar ist Sennett selbst, wie er am 13. Mai 2008 im Anschluss<br />

an einen Vortrag an unserem Departement<br />

wissen liess, nicht der Ansicht, dass Architektur im klassischen<br />

Sinn Handwerk sei – befriedige sie doch vornehmlich<br />

Erwartungen an individuelle Leistung und ziele nicht<br />

auf ein kollektives Qualitätsniveau. Mancher Architekt<br />

mag das anders sehen. Um jedenfalls die Ausbildung<br />

künftiger Architektinnen und Architekten so gut wie<br />

möglich zu leisten, ist es sicherlich nicht die schlechteste<br />

Lösung, sich vorderhand auf diesen handwerklichen,<br />

aus der Welt der Dinge heraus geborenen Qualitätsbegriff<br />

zu einigen.<br />

16<br />

and assessment of student designs not the sole responsibility<br />

of design professors, but also of a constantly<br />

evolving team of experts in design and other disciplines.<br />

The idea is that current findings in the human, engineering,<br />

social, and planning sciences will thus flow more<br />

directly into the teaching of architecture than has previously<br />

been the case. The contribution of the sciences<br />

to the development of architecture should not simply<br />

be asserted and described, but must be implemented by<br />

the students in their daily practice.<br />

In their book, Georg and Dorothea Franck call for an<br />

‘architectural imperative’, which, following Immanuel<br />

Kant, is meant to be understood essentially as the means<br />

of measuring ethical action. Who would not endorse<br />

this expectation immediately and without reservation?<br />

Just what road is to be taken and how it could prove<br />

to be the orienting path in the jungle of academic training<br />

that has abandoned any effort to establish universal<br />

standards are questions for which we currently have<br />

hardly any reliable information. The direction the search<br />

might take can, however, be found in Richard Sennett’s<br />

most recent book: ‘The Craftsman’ (New Haven/ London:<br />

Yale University Press, 2008). Sennett presents the thesis<br />

that all work that produces things finds its meaning and<br />

value not in some utility located beyond it, but ultimately<br />

in the product itself, in its reasoned conception and<br />

flawless execution. This insight seems modest, but it has<br />

the advantage of concretion and correspondence with<br />

human experience. Although Sennett himself, as he made<br />

clear on May 13, 2008, following a lecture in our<br />

department, does not believe that architecture is a craft<br />

in the classical sense, yet it satisfies, above all, expectations<br />

for individual achievement and does not aim at a<br />

collective level of quality. Some architects may hold<br />

a different view. But in order to achieve the best possible<br />

education of future architects, it is surely not the<br />

worst solution to agree on this concept of quality born<br />

of the crafts – of the world of things.


Studienplanübersicht Departement Architektur<br />

Studienplanübersicht Curriculum Outline<br />

1. Semester<br />

Bachelor-Studiengang<br />

Bachelor Studies<br />

Entwerfen i<br />

Architectural Design i<br />

6 Hours a Week / 0 Credit Points<br />

Konstruieren i<br />

Architectural Technology i<br />

Grundlagen des Gestaltens i<br />

Basic Principles of Design i<br />

Architektur i<br />

Architecture i<br />

Konstruktion i<br />

Architectural Technology i<br />

Grundlagen des Gestaltens i<br />

Basic Principles of Design i<br />

Tragkonstruktionen i<br />

Building Structures i<br />

6/0<br />

6/0<br />

2/1<br />

2/1<br />

2/1<br />

2/1<br />

Kulturgeschichte der modernen<br />

Architektur i<br />

Cultural History of<br />

Modern Architecture i<br />

Ökonomie i<br />

Economics i<br />

Mathematisches Denken i<br />

Mathematics i<br />

4/4<br />

2/2<br />

2/2<br />

2. Semester<br />

Bachelor-Studiengang<br />

Bachelor Studies<br />

Entwerfen ii<br />

Architectural Design ii<br />

6 Hours a Week / 8 Credit Points<br />

Konstruieren ii<br />

Architectural Technology ii<br />

Grundlagen des Gestaltens ii<br />

Basic Principles of Design ii<br />

Architektur ii<br />

Architecture ii<br />

Konstruktion ii<br />

Architectural Technology ii<br />

Grundlagen des Gestaltens ii<br />

Basic Principles of Design ii<br />

Tragkonstruktionen ii<br />

Building Structures ii<br />

4/4<br />

4/4<br />

Grundlagen des nachhaltigen Grundlagen des nachhaltigen<br />

Bauens und Bauphysik i Bauens und Bauphysik ii<br />

Basics of Sustainable Construc- Basics of Sustainable Construction<br />

and Building Physics i<br />

Soziologie i<br />

2/2 tion and Building Physics ii<br />

Sociology i<br />

3/2<br />

Soziologie ii<br />

Sociology ii<br />

6/8<br />

6/8<br />

2/1<br />

2/1<br />

2/1<br />

2/1<br />

Kulturgeschichte der modernen<br />

Architektur ii<br />

Cultural History of<br />

Modern Architecture ii<br />

Ökonomie ii<br />

Economics ii<br />

Mathematisches Denken ii<br />

Mathematics ii<br />

4/4<br />

2/2<br />

2/2<br />

3. Semester<br />

Bachelor-Studiengang<br />

Bachelor Studies<br />

Entwurf iii<br />

Architectural Design iii<br />

Konstruktion iii<br />

Architectural Technology iii<br />

Städtebau i<br />

Urban Design i<br />

Tragkonstruktionen iii<br />

Building Structures iii<br />

2/1<br />

2/2<br />

2/1<br />

3/3<br />

Baumaterialien im Hochbau und<br />

integrale Bautechnik i<br />

Building Materials in Structural<br />

Engineering and Integral Building<br />

Technology i<br />

3/3<br />

Grundzüge des Rechts für Bauwissenschaften<br />

und Architektur<br />

Introduction to Law for Civil Engineering<br />

and Architecture 2/2<br />

Kunst- und Architekturgeschichte i<br />

History of Art and Architecture i<br />

Geschichte des Städtebaus i<br />

History of Urban Design i<br />

3/3<br />

2/1<br />

Bauforschung und Denkmalpflege i<br />

Building Research and Preservation<br />

of Cultural Heritage i<br />

2/2<br />

caad 1<br />

caad 1<br />

2/2<br />

4. Semester<br />

Bachelor-Studiengang<br />

Bachelor Studies<br />

Entwurf iv<br />

Architectural Design iv<br />

10 Hours a Week / 10 Credit Points 10 Hours a Week / 10 Credit Points<br />

Architektur iii<br />

Architektur iv<br />

Architecture iii<br />

Architecture iv<br />

Konstruktion iv<br />

Architectural Technology iv<br />

Städtebau ii<br />

Urban Design ii<br />

Tragkonstruktionen iv<br />

Building Structures iv<br />

2/1<br />

2/2<br />

2/1<br />

3/3<br />

Baumaterialien im Hochbau und<br />

integrale Bautechnik ii<br />

Building Materials in Structural<br />

Engineering and Integral Building<br />

Technology ii<br />

3/3<br />

Öffentliches Baurecht<br />

Public Building Law<br />

2/2<br />

Kunst- und Architekturgeschichte ii<br />

History of Art and Architecture ii<br />

Geschichte des Städtebaus ii<br />

History of Urban Design ii<br />

3/3<br />

2/1<br />

Bauforschung und Denkmalpflege ii<br />

Building Research and Preservation<br />

of Cultural Heritage ii<br />

2/2<br />

caad ii<br />

caad ii<br />

2/2


5. Semester<br />

Bachelor-Studiengang<br />

Bachelor Studies<br />

Entwurf und integrierte<br />

Disziplinen<br />

Architectural Design and<br />

Integrated Disciplines<br />

Entwurf/Architectural Design<br />

16 Hours a Week / 10 Credit Points<br />

Integr. Disziplinen/ Disciplines<br />

2 Hours a Week / 2 Credit Points<br />

Architektur v<br />

Architecture v<br />

Konstruktion v<br />

Architectural Technology v<br />

Landschaftsarchitektur i<br />

Landscape Architecture i<br />

Architekturtheorie i<br />

Theory of Architecture i<br />

Technische Installationen i<br />

Building Services i<br />

2/1<br />

2/2<br />

2/1<br />

2/2<br />

2/2<br />

6. Semester<br />

Bachelor-Studiengang<br />

Bachelor Studies<br />

Entwurf und integrierte<br />

Disziplinen<br />

Architectural Design and<br />

Integrated Disciplines<br />

Entwurf/Architectural Design<br />

16 Hours a Week / 10 Credit Points<br />

Integr. Disziplinen/ Disciplines<br />

2 Hours a Week / 2 Credit Points<br />

Architektur vi<br />

Architecture vi<br />

Konstruktion vi<br />

Architectural Technology vi<br />

Landschaftsarchitektur ii<br />

Landscape Architecture ii<br />

Architekturtheorie ii<br />

Theory of Architecture ii<br />

2/1<br />

2/1<br />

Entwurf und Strategie im Entwurf und Strategie im<br />

urbanen Raum i<br />

urbanen Raum ii<br />

Design and Strategies in Design and Strategies in<br />

Urban Space i 2/1 Urban Space ii 2/1<br />

Bauprozess i<br />

Bauprozess ii<br />

Building Process i<br />

Building Process ii<br />

Technische Installationen ii<br />

Building Services ii<br />

2/1<br />

2/2<br />

2/1<br />

2/2<br />

2/2<br />

7. Semester<br />

Master-Studiengang<br />

Master Studies<br />

Entwurf und integrierte<br />

Disziplinen<br />

Architectural Design and<br />

Integrated Disciplines<br />

Entwurf/Architectural Design<br />

16 Hours a Week / 10 Credit Points<br />

Integr. Disziplinen/ Disciplines<br />

2 Hours a Week / 2 Credit Points<br />

Architektur vii<br />

Architecture vii<br />

Architektur ix<br />

Architecture ix<br />

2/2<br />

2/2<br />

Architekturtheorie iii<br />

Theory of Architecture iii 1/1<br />

Kunst- und Architekturgeschichte iii<br />

History of Art and Architecture 1/1<br />

Architektur & Tragkonstruktionen i<br />

Architecture & Building Struct. i 1/1<br />

Bauen im Bestand<br />

Building within the Existing<br />

4/4<br />

Die Architektur der Stadt von der<br />

Moderne bis Heute<br />

The Architecture of the City from<br />

Modernity to Today 2/2<br />

Low-ex und Architektur<br />

Low-ex and Architecture<br />

2/2<br />

8. Semester<br />

Master-Studiengang<br />

Master Studies<br />

Entwurf und integrierte<br />

Disziplinen<br />

Architectural Design and<br />

Integrated Disciplines<br />

Entwurf/Architectural Design<br />

16 Hours a Week / 10 Credit Points<br />

Integr. Disziplinen/ Disciplines<br />

2 Hours a Week / 2 Credit Points<br />

Architektur vii<br />

Architecture vii<br />

2/2<br />

Architekturtheorie iv<br />

Theory of Architecture iv 1/1<br />

Kunst- und Architekturgesch. iv/v<br />

Hist. of Art and Architecture iv/v 1/1<br />

Architektur & Tragkonstruktionen ii<br />

Architecture & Building Struct.ii 1/1<br />

Bauen im Bestand<br />

Building within the Existing<br />

caad iii<br />

caad iii<br />

Bauprozess iii<br />

Building Process iii<br />

4/4<br />

2/2<br />

2/2<br />

9. Semester<br />

Master-Studiengang<br />

Master Studies<br />

Entwurf und integrierte<br />

Disziplinen<br />

Architectural Design and<br />

Integrated Disciplines<br />

Entwurf/Architectural Design<br />

16 Hours a Week / 10 Credit Points<br />

Integr. Disziplinen/ Disciplines<br />

2 Hours a Week / 2 Credit Points<br />

Weitere erforderliche<br />

Kreditpunkte und Praktikum:<br />

Seminarwochen 6<br />

Wahlfächer 28<br />

Wahlfacharbeiten 15<br />

Pflichtwahlfach d-gess 5<br />

12 Monate Praktikum,<br />

davon 6 Monate vor dem<br />

Masterstudium<br />

Additional required Credit Points<br />

and Practical Experience:<br />

Seminarweek 6<br />

Elective Courses 28<br />

Thesis Elective 15<br />

Compulsory Elective<br />

Course d-gess 5<br />

12 Months Practical<br />

Experience, thereof 6 Months<br />

before the Master Programme<br />

Masterarbeit | Master Thesis<br />

40 Hours a Week / 30 Credit Points<br />

Studienplanübersicht Departement Architektur


Departement<br />

Architektur<br />

Lehre und Forschung<br />

Faculty<br />

of Architecture<br />

Teaching and Research


Entwerfen i+ii<br />

1. Jahr<br />

Architectural Design i+ii<br />

1st Year<br />

Professor<br />

Dr. Marc M. Angélil<br />

Assistenz<br />

Dawit Benti<br />

Sascha Delz<br />

Dirk Hebel<br />

Tanja Herdt<br />

Rainer Hehl<br />

Jørg Himmelreich<br />

Michael Hirschbichler<br />

Roger Hubeli<br />

Lukas Küng<br />

Zwi Kuttner<br />

Julie Larsen<br />

Jesse LeCavalier<br />

Annina Ludwig<br />

Benjamin Theiler<br />

Rafael Schmidt<br />

Deane Simpson<br />

Jörg Stollmann


Website<br />

www.angelil.arch.ethz.ch<br />

Text<br />

Jørg Himmelreich<br />

Technologie im Entwurf Technology in Architectural<br />

Design<br />

Die didaktische Architektur des Entwurfsunterrichts kann<br />

als fortlaufendes Experiment, als ein «work in progress»<br />

betrachtet werden. In den vergangenen Semestern wurden<br />

schwerpunktmässig alltägliche Phänomene und (architektonische)<br />

Normalität untersucht. Das Vorgehen beruhte<br />

darauf, etablierte Konventionen zu untersuchen und<br />

schrittweise zu transformieren – dies brachte neue Strategien<br />

und Entwurfstaktiken hervor und führte zu neuen<br />

Typologien.<br />

Mit wachsender Erfahrung verfestigte sich diese Fragestellung<br />

jedoch zum Bestandteil einer strukturierten,<br />

selbstlaufenden und gut geölten Unterrichtsmaschinerie.<br />

Um beim Entwerfen dem eigenen kritischen Anspruch<br />

stets aufs Neue gerecht zu werden, scheint es daher notwendig,<br />

periodisch immer wieder Sand in das Getriebe<br />

der eigenen didaktischen Matrix zu streuen. Insbesondere<br />

dann, wenn sich Methoden, die zur Hinterfragung ent-<br />

wickelt wurden, zu einem festen Gefüge zu kanonisieren<br />

drohen, ist es Zeit, dem erprobten Ablauf wieder das<br />

Potential von Offenheit und kreativer Abweichungen<br />

zurückzugeben.<br />

Im vergangenen akademischen Jahr wurde mit ersten<br />

Spielzügen bereits eine neue inhaltliche Partie eröffnet,<br />

in der die Frage der «Technologie» beim Entwerfen in den<br />

Fokus der Arbeit gerückt wurde. Ein neues Kapitel ist<br />

aufgeschlagen, dessen Inhalte in den nächsten Semestern<br />

weiter vertieft werden sollen.<br />

Der Begriff der Technologie setzt sich etymologisch<br />

aus den Komponenten «technê» und «logos» zusammen.<br />

«technê» adressiert den Aspekt der handwerklichen<br />

Fertigkeit und bezieht sich dabei auf das Werk eines<br />

Schöpfers und dessen Produktion von Artefakten.<br />

Der Fokus liegt auf der operativen Qualität des Produktionsprozesses.<br />

«logos» hingegen verweist auf den Bereich<br />

des Geistigen und ruft die reflexive Natur menschlichen<br />

Handelns und des prozesshaften Denkens in<br />

Erinnerung – Technologie als «das Denken über das<br />

Machen».<br />

Angewendet auf den architektonischen Entwurf<br />

adressiert der Begriff damit sowohl intellektuelle Aspekte,<br />

wie das Konstruieren von Konzepten und Prozessen,<br />

23<br />

The didactic architecture of our design studio might be<br />

considered as an ongoing experiment – it is a work in<br />

progress. The predominant focus of the last two semesters<br />

has been on everyday phenomena and normality in<br />

architecture. Established conventions have been examined<br />

and incrementally transformed – yielding new strategies<br />

and architectural design tactics and leading to innovative<br />

typologies.<br />

This area of inquiry has solidified over the course of<br />

experience into part of an organized, self-regulating,<br />

well-functioning teaching apparatus. Periodically throwing<br />

sand into the gears of one’s own didactic matrix<br />

appears to be a useful tool for maintaining a critical approach<br />

to design. And when the very methods developed<br />

to maintain this critical eye threaten to become sacrosanct,<br />

then it is time to place a proven procedure back<br />

into the hands of inquiry and creative divergence.<br />

Fieldwork, Alessandro Bosshard<br />

und Martin Kugelmeier<br />

At the start of the past academic year, the issue of<br />

‘technology’ in architectural design became the focus<br />

of work, opening a new chapter into which future semester<br />

will further delve.<br />

The term technology is derived from the Greek ‘technê’<br />

and ‘logos’. ‘technê’ refers to technical skill and craftsmanship,<br />

the work’s creator and his production of artifacts.<br />

It emphasizes the operative quality of a production<br />

process. ‘logos’, on the other hand, refers to the cerebral<br />

domain and the intellect, recalling the reflexive nature<br />

of human action and process-based thinking. Technology<br />

implies thinking about how something is done or made.<br />

When applied to architectural design, technology<br />

addresses both intellectual aspects like the construction<br />

of concepts and processes as well as techniques of<br />

construction and their implementation. Technology and<br />

its role in architecture can be approached from three<br />

different angles:<br />

Construction of Concepts<br />

The first year design course began with a focus on the<br />

concept of ‘logos’, seeking to find out which (crossdisciplinary)<br />

conceptual constructs could be designed and<br />

created. These design works were based on methods<br />

similar to those of Felix Guattaris, who drew from the<br />

constructions of other disciplines and schools of<br />

1. Jahr Departement Architektur<br />

Marc M. Angélil


als auch Techniken des Konstruierens und physischen<br />

Umsetzens. Es lassen sich drei Richtungen bestimmen,<br />

von denen ausgehend man das Feld der Technologie<br />

architektonisch thematisieren kann:<br />

Konstruktion von Konzepten<br />

Eine erste Annäherung wurde mit dem Fokus des «logos»<br />

vorgenommen. Vergleichbar den Methoden Felix<br />

Guattaris, der sich zum Erläutern seiner psychologischen<br />

und soziologischen Theorien Konstruktionen anderer<br />

Disziplinen und Fachbereiche bediente, wurde im ersten<br />

Jahreskurs untersucht, welche (disziplinübergreifenden)<br />

konzeptuellen Konstrukte entworfen und erstellt werden<br />

können. Sie werden den Arbeiten im Studio als Haltung<br />

vorangestellt, um sowohl die architektonischen Entwürfe<br />

zu stimulieren als auch ihre Inhalte präzise zu<br />

vermitteln. Im folgenden Jahr soll die Formulierung einer<br />

architektonischen These dazu dienen, die Konstruktion<br />

von Konzepten als eine von drei Annäherungen an den<br />

Begriff der Technologie in der Architektur noch weiter<br />

zu schärfen.<br />

Prozesse entwerfen<br />

Der Annahme folgend, dass zur Gestaltung eines architektonischen<br />

Objektes zuerst ein Entwurfsprozess<br />

entworfen werden muss, wird parallel zur beschriebenen<br />

«Konstruktion von Konzepten» das «Konstruieren von<br />

Prozessen» thematisiert. In ähnlicher Art wie Marcel<br />

Duchamp seinen Werken teilweise Anleitungen beifügte,<br />

The Font, Basile Ribas und<br />

Dominik Weber<br />

werden die Entwurfsprozesse durch «Notationen» erläutert.<br />

Duchamps «manuals» beispielsweise geben dem Betrachter<br />

Hinweise, wie die verschiedenen Teile der Werke<br />

zusammengefügt werden können. Gleichzeitig helfen sie<br />

nachzuvollziehen, welcher Prozess dem Entstehen seiner<br />

24<br />

thought to explain his psychological and sociological<br />

theories. These are to serve as positions which preface<br />

the work in the studio in order to spur the architectural<br />

designs as well as precisely to convey their content.<br />

In the upcoming year, the formulation of an architectural<br />

thesis is to serve in further refining the construction<br />

of concepts as one of three approaches to the concept<br />

of technology in architecture.<br />

Designing Processes<br />

Also to be explored parallel to the ‘construction of concepts’<br />

described above, will be the ‘construction of<br />

processes’, proceeding from the assumption that in order<br />

to form an architectural object, a process of design<br />

must first be conceptualized. The design processes are to<br />

be explained by means of notations, in a manner similar<br />

to that of Marcel Duchamp, who sometimes included<br />

instruction manuals in his works. The Duchamp ‘manuals’,<br />

for example, provide observers with ‘how-to’ hints<br />

regarding the assembly of a work. At the same time, they<br />

serve to clarify the process underlying the development<br />

of his works. 1 Drawing from these techniques, an attempt<br />

will be made to visualize the studio work as a sequence<br />

of logical considerations and steps. A correlating exploration<br />

will be made regarding the influence of the applied<br />

tools (texts, collages, photos, drawings, perspectives,<br />

isometrics, tables, graphics, diagrams, sign techniques like<br />

sketches, free-hand drawing, caad) on the design process<br />

and its outcome.<br />

Physical Constructions<br />

Parallel experiments will aim at approaching architectural<br />

design from the angle of ‘technê’. Breaking with tradition –<br />

which places primary importance on the plan and a<br />

larger scale in the architectural process – architecture is to<br />

undergo critical examination and the development of a<br />

detail as the generator and modifying power of the design<br />

process is to be tested. Working at a small-scale is to<br />

enable issues of production, implementation and processes


Werke zugrunde liegt. 1 Diese Techniken aufgreifend,<br />

wird versucht, die Arbeiten im Studio als Abfolge logischer<br />

Überlegungen und Schritte zu visualisieren.<br />

In diesem Zusammenhang wird auch die Frage nach<br />

dem Einfluss der eingesetzten Mittel (Texte, Collagen,<br />

Fotos, Zeichnungen, Perspektiven, Isometrien, Tabellen,<br />

Grafiken, Diagramme, Zeichentechniken wie Skizzen,<br />

Handzeichnungen, caad) auf den Prozess und die Resultate<br />

des Entwurfsprozesses untersucht.<br />

Physische Konstruktion<br />

Parallel werden Versuche unternommen, sich von der<br />

Seite der «technê» dem Entwurf zu nähern. Abweichend<br />

von der Tradition, dass dem Plan und gleichzeitig dem<br />

grösseren Massstab die wichtigste Rolle bei der Architekturproduktion<br />

zugeschrieben wird, wird die Architektur<br />

unter das Mikroskop gelegt und die Entwicklung eines<br />

Noman’s Land, Lilitt Bollinger<br />

und Laura Zachmann<br />

Details als Generator und modifizierende Kraft des<br />

Entwurfsprozesses ausgetestet. Das Arbeiten im kleinen<br />

Massstab ermöglicht Fragen der Herstellung und<br />

damit auch nach der Umsetzung und den Produktionsprozessen.<br />

Ausgehend von der Suche nach nachhaltigen<br />

Strategien für Bauwerke in Agglomerationsgebieten<br />

werden Technologien als Generator für den Entwurf<br />

neuer Typologien aufgefasst.<br />

Mit einer kontinuierlichen Erweiterung dieser dreifachen<br />

Herangehensweise an das Thema der Technologie<br />

versucht der erste Jahreskurs im Entwerfen die Tradition<br />

des «Konstruktiven Entwurfs» am Architekturdepartement<br />

der eth weiterzuentwickeln.<br />

Die Struktur des ersten Jahreskurses soll daher als<br />

variables Gerüst fungieren, das fähig ist, aktuelle Entwicklungen<br />

zu adaptieren und auf neue Herausforderungen<br />

zu reagieren – eine Konstruktion, in der Studierende die<br />

Handlungsfähigkeit für eine noch unbestimmte architektonische<br />

Zukunft entwickeln können. Mit Blick auf die<br />

spätere Berufspraxis der Studierenden wird versucht,<br />

ein Rahmenwerk auszubauen, in dem die Studierenden<br />

konzeptuelle und konstruktive Fähigkeiten erwerben<br />

können und sich dabei der ethischen Verantwortung<br />

ihres Schaffens bewusst werden.<br />

1 Als Beispiel kann Duchamps Handbuch<br />

zu seiner Installation «Étant<br />

donnés: 1. La chute d’eau /<br />

2. Le gaz d’éclairage» (1946–1966)<br />

angeführt werden; vgl.: Manual<br />

of Instructions for the Assembly<br />

of Étant Donnés, Philadelphia/<br />

München 1987<br />

25<br />

of production to be addressed. In the search for lasting<br />

strategy solutions to building in agglomeration areas, technologies<br />

are to be understood as generators for designing<br />

new typologies.<br />

The first year course in design aims at further developing<br />

the tradition of constructive design in the Department<br />

of Architecture at eth <strong>Zurich</strong> through the continual<br />

advancement of this three-way approach to the role of<br />

technology in architectural design.<br />

The first year design course should therefore be<br />

structured to serve as a variable system capable of adapting<br />

to current developments and able to respond to<br />

new challenges – a construction which facilitates students<br />

in developing the capacity to deal with the still unknown<br />

realm of future architecture. With an eye to students’ entry<br />

into the professional practice, a framework will be<br />

developed which seeks to enable students to acquire con-<br />

ceptual and constructive abilities while also gaining<br />

awareness, in the process, of the ethical responsibility of<br />

their work.<br />

1 An example is Duchamp’s manual<br />

for the installation of ‘Étant<br />

donnés: 1. La chute d’eau / 2. Le<br />

gaz d’éclairage’ (1946–1966);<br />

see also: Manual of Instructions<br />

for the Assembly of Étant<br />

Donnés, Philadelphia/Munich<br />

1987<br />

1. Jahr Departement Architektur<br />

Marc M. Angélil


Marc M. Angélil<br />

Forschung Departement Architektur<br />

Autorin<br />

Tanja Herdt<br />

Forschungsteam<br />

Prof. Dr. Marc Angélil<br />

Rainer Hehl<br />

Tanja Herdt<br />

Gäste<br />

Lang und Baumann,<br />

Urs Meier: Luft und<br />

Laune<br />

Dr. Mauro Pedretti<br />

Prof. Dr. Philip Ursprung<br />

Studierende<br />

Cyril Angst<br />

Mario Bisquolm<br />

Dominik Boos<br />

Adrian Joël Cadriaux<br />

Sonja Gassner<br />

Melanie Hanimann<br />

Lukas Hüsser<br />

Sonja Häferli<br />

Jakob Jansen<br />

Henriette Kettelhack<br />

Sander Kool<br />

Oliver Kunz<br />

Mathias Lattmann<br />

Lukas Murer<br />

Lukas Pauer<br />

Tiziana Pittini<br />

Tomas Polach<br />

Rachel Püntener<br />

Stefanie Rembold<br />

Andre Dieter Tomas Schmid<br />

Mi Tian<br />

Tobias Tommilla<br />

Tao Wang<br />

Sylvan Willisch<br />

Dominique Wolf<br />

Martina Wäckerlin<br />

Philipp Stefan Zimmer<br />

Liv Zischeck<br />

Translation<br />

Michelle Durham<br />

Inflate<br />

Workshop zum Entwurf<br />

von Luftobjekten<br />

«Schön ist ein Haus, das unserem Lebensgefühl entspricht.<br />

Dieses verlangt Licht, Luft, Bewegung, Öffnung…»,<br />

schreibt Sigfried Giedion 1929 in seiner Schrift «Befreites<br />

Wohnen». Auf dem Einband seines Buches zum reformierten<br />

Bauen sieht man ein Bild der Siedlung Neubühl<br />

bei <strong>Zürich</strong>. Giedions Frau liegt im Liegestuhl auf der<br />

Terrasse. Die Balkontür ist weit geöffnet. Giedion selbst<br />

steht draussen und schaut ins Freie.<br />

Mit der Technologisierung der Architektur in den<br />

1960er Jahren haben Klimaanlagen, Neonröhren und<br />

Bewegungsmelder die von Giedion aufgestellte Maxime<br />

der Moderne von ihrer unmittelbaren Beziehung<br />

zum Aussenraum entkoppelt. Ebenfalls in <strong>Zürich</strong> und<br />

rund dreissig Jahre später gebaut, steht das Architekturgebäude<br />

hil auf dem Hönggerberg exemplarisch für die<br />

Abschottung einer künstlichen Innenwelt durch den<br />

Einsatz von Technik. Das Gebäude existiert als autonome<br />

Welt, die ihren eigenen Gesetzmässigkeiten des Klimas,<br />

des Lichts und der Kommunikation folgt.<br />

Licht, Luft, Bewegung, Öffnung sind auch die Themen<br />

des «Inflate»-Workshops, in dem dreissig Studierende<br />

im Rahmen der Seminarwoche Luftobjekte entwickelt<br />

haben, die sich mit ihrem Studienort auseinandersetzen.<br />

Die entstandenen «Inflatables» sind Architekturen<br />

aus Luft und Membranen, die an spezifischen Orten<br />

eine neue Verbindung zwischen der Funktionsweise der<br />

Infrastruktur des Gebäudes und dessen Benutzern herstellen.<br />

«Inflate» ist ein Begriff, der in der deutschen Übersetzung<br />

zwei unterschiedliche Bedeutungen haben kann.<br />

Einerseits beschreibt er die hier angewandte Technik<br />

des Aufblasens eines Objektes. Andererseits bedeutet «to<br />

inflate» etwas übertreiben oder überhöhen und beschreibt<br />

damit die konzeptionelle Herangehensweise der<br />

Arbeiten.<br />

Die Projekte formulieren Treffpunkte, Rückzugsorte<br />

oder Orte der Interaktion. Sie kommentieren das<br />

Existierende und fordern zur Aneignung auf. Der ephemere<br />

Charakter der entstandenen Objekte bietet<br />

die Chance, das Permanente und Festgefügte des hil-<br />

Gebäudes in einen Dialog einzubeziehen, der durch<br />

eine neugeschaffene Situation entsteht. Giedions Forde-<br />

26<br />

Inflate<br />

Design Workshop for<br />

Inflatable Structures<br />

In ‘Befreites Wohnen’ Sigfried Giedion wrote, ‘Beautiful<br />

is the house that reflects our way of life. This calls<br />

for light, air, movement, opennes…’. The cover of his<br />

booklet on architectural reform written in 1929 shows<br />

a photo taken in the Neubühl housing development<br />

in <strong>Zurich</strong>. The author’s wife is seen lounging in a deck<br />

chair on the terrace, the door to the interior living<br />

space wide open. Giedion is seen leaning over the railing,<br />

looking out into the open landscape.<br />

As technology transformed architecture in the 1960s,<br />

the arrival of air conditioning, fluorescent lighting<br />

and motion detectors managed to negate the significant<br />

role outdoor space had played in the maxims of<br />

Modernism formulated by Giedion. Built thirty years<br />

after Neubühl, the eth’s hil architecture building<br />

located on the Hönggerberg campus became a prime example<br />

of a sealed-off artificial environment achieved<br />

by means of technology. Today, it stands a world apart,<br />

self-contained and dictated by its own laws of climate,<br />

lighting and communication.<br />

Giedion’s call for light, air, movement and openness<br />

took center stage at the Inflate workshop held during the<br />

Seminar Week. Thirty participating students were asked<br />

to develop inflatable objects dealing with their place of<br />

study. ‘Inflatables’ were the result – architectural constructs<br />

formed from membranes inflated with air. Temporarily<br />

installed at specific locations in and around the<br />

building, they generated new points of association between<br />

the building infrastructure’s mode of operation<br />

and that of its users.<br />

The word ‘inflate’ can have one of two meanings in its<br />

German translation as in English: it can either mean to<br />

expand with air – the technique used here to blow up the<br />

objects; or it can mean to exaggerate and aggrandize –<br />

which describes the conceptual approach taken during the<br />

workshop.<br />

The objects furnish meeting points, places of retreat<br />

or interaction. They provide a critical contrast to preexisting<br />

conditions and invite interaction. It is this contrast<br />

between the transitory quality of the objects and


von links nach rechts:<br />

Das Projekt «Brain Bubble» wurde<br />

als Ort für Teamsitzungen und<br />

Meetings entworfen. Boden, Wände<br />

und Decke können als Schreib-<br />

oder Zeichenfläche verwendet werden.<br />

Mathias Lattmann, André<br />

Schmidt, Philipp Stefan Zimmer<br />

Das Projekt «ThroughTube» benutzt<br />

die Klimaschleuse des Haupteingangs,<br />

um das Betreten des<br />

Gebäudes zu einem erfahrbaren<br />

Erlebnis zu machen.<br />

Joël Cardinaux, Henriette Kettler,<br />

Tobias Tomilla<br />

Der «Public Marker» bespielt den<br />

öffentlichen Raum und schafft<br />

mobile Treffpunkte.<br />

Lukas Pauer, Tomas Polach,<br />

Sylvan Willisch<br />

rung nach Licht wird zur Lichtinszenierung, die Forderung<br />

nach Öffnung zur Interaktion, Bewegung zur<br />

Temporalität. Die Forderung nach Luft bildet Form<br />

und Struktur der Objekte.<br />

Am Ende der fünftägigen Seminarwoche wurden die<br />

Objekte zu einer Ausstellung zusammengefügt. Über<br />

sechzig Interessierte waren zur Vernissage gekommen. Nach<br />

zwei Stunden endete die Präsentation auf dem Dach<br />

des hil-Gebäudes, über dem weithin sichtbar ein grün<br />

erleuchtetes Objekt schwebte. Darin sassen mehrere<br />

Dutzend Menschen eigentlich im Freien und führten angeregt<br />

Gespäche – getrennt vom kalten Novemberwetter<br />

nur durch eine dünne Haut aus weissem Segeltuch.<br />

from left to right:<br />

The project ‘Brain Bubble’ is<br />

designed as a location for meetings.<br />

The floors, walls and ceiling<br />

can be used for writing or drawing.<br />

Mathias Lattmann, André<br />

Schmidt, Philipp Stefan Zimmer<br />

The project ‘ThroughTube’ turns<br />

the act of entering the building<br />

into an event.<br />

Joël Cardinaux, Henriette Kettler,<br />

Tobias Tomilla<br />

The project ‘Public Marker’ temporarily<br />

stages mobile meeting<br />

points in the public area.<br />

Lukas Pauer, Tomas Polach,<br />

Sylvan Willisch<br />

27<br />

the unyielding, rigid character of the hil building which<br />

provides a point of departure for renewed discussion<br />

and consideration. Here, Giedion’s call for light becomes<br />

a lightshow, his call for openness turns into interaction,<br />

his call for movement takes on the form of temporality,<br />

and his call for air shapes the form and structure of<br />

the objects.<br />

At the conclusion of the five-day Seminar Week, the<br />

objects were incorporated into an exhibition of installations<br />

attended by over 60 people. Following a two-hour<br />

presentation, the evening came to a close on the rooftop<br />

of the hil building, over which a green illuminated<br />

object floated, clearly visible from far away. Several dozen<br />

people sat inside, carrying on lively conversation ‘outdoors’,<br />

merely separated from the November cold by a<br />

thin sheathing of canvas.<br />

Forschung Departement Architektur<br />

Marc M. Angélil


Grundlagen des Gestaltens<br />

1. Jahr<br />

Wahlfach und Projektbetreuung<br />

2./3./4. Jahr<br />

Bachelor- und Master-<br />

Studiengang<br />

Chair of Visual Design<br />

1st Year<br />

Elective Works and Projects<br />

2nd/3rd/4th Year<br />

Bachelor and Master<br />

Studies<br />

Professor<br />

Karin Sander<br />

Assistenz<br />

Sabina Baumann<br />

Peter Beck<br />

Matthias Böttger<br />

Martin Eder<br />

Robert Estermann<br />

Stefan Gritsch<br />

Andy Guhl<br />

Friederike Gross<br />

Dominique Lämmli<br />

Sara Masüger<br />

Christl Mudrak<br />

Eckhard Karnauke<br />

Elodie Pong<br />

Friedrich von Borries<br />

Nikolai von Rosen<br />

Harry Walter<br />

Florian Wojnar


Website<br />

www.sander.arch.ethz.ch<br />

Künstlerisches Denken und Arbeiten unterscheidet sich<br />

von jeder anderen gestalterischen Praxis darin, dass<br />

es keinen spezifischen Gegenstand und kein festgelegtes<br />

Repertoire technischer Mittel hat – Gegenstand wie einzusetzende<br />

Mittel ergeben sich nämlich aus den jeweils besonderen<br />

Erfordernissen der Idee oder des Konzeptes.<br />

Diese spezifische Eigenheit der Kunst wird den Studierenden<br />

der Architektur in einer Kombination unterschiedlicher<br />

Schritte von einzelnen Techniken über die Kunsttheorie<br />

bis zu den Erkenntnisstrategien und Methoden<br />

anderer Disziplinen vermittelt. Die Konfrontation mit dem<br />

so einfachen wie umfassenden Begriff «Kunst» soll<br />

den Studienanfängern sowie den Fortgeschrittenen in<br />

ihrem Studium sogleich signalisieren, dass sie von<br />

der Kunst am meisten lernen können, wenn sie sich auf<br />

sie als Ganzes einlassen, und Qualität dann erreicht ist,<br />

wenn instrumentelle Begriffe wie Gestaltung nicht mehr<br />

angewendet werden können.<br />

Im Idealfall entwickelt sich die künstlerische Arbeit im<br />

Kontext des Studiums und seines kulturellen Umfeldes<br />

zu Eigenheit und Qualität, ohne an Begriffe gebunden<br />

oder abstrakt konstruiert zu sein. Hier gilt es für uns eine<br />

Plattform zu schaffen, die nicht kurzlebige Ideen, sondern<br />

reflektierte Haltungen bildet. Der Begriff «Grundlagen»<br />

setzt dagegen eine Hierarchie des Lehrens und Lernens<br />

voraus, die für die künstlerische Arbeit gerade nicht<br />

zutrifft – geht es hier doch auch um kunst- und erkenntnistheoretische<br />

Fragen und die Entwicklung transdisziplinärer<br />

ästhetischer Strategien, wie sie die zeitgenössische Kunst<br />

prägen und auch in Zukunft prägen werden. Ziel ist, den<br />

Studierenden im ersten sowie in den folgenden Studienjahren<br />

in ihren Wahlfächern bis hin zu ihren Studienabschlüssen<br />

künstlerisches Denken und eigenständiges<br />

Problemlösen und Arbeiten zu vermitteln.<br />

29<br />

Artistic thought and work differ from every other form<br />

of design practice in that they have no specific object<br />

and no established repertoire of techniques. The object and<br />

the means result from the specific requirements of the<br />

idea or concept. This specific idiosyncrasy of art is conveyed<br />

to architecture students in combination with<br />

various steps of specific techniques from art theory to cognitive<br />

strategies and methods from other disciplines.<br />

The confrontation with the simple and yet comprehensive<br />

noun ‘art’ is intended to signal to both new students<br />

and those further along in their studies that they can best<br />

learn from art if they become completely involved in<br />

it and that quality is obtained when only instrumental<br />

notions such as ‘design’ are no longer relevant.<br />

Ideally, in the context of academics and its cultural<br />

environment, the artistic work develops uniqueness<br />

and quality without being tied to concepts or to abstract<br />

construction. To that end, we need to develop a platform<br />

that produces not short-lived ideas but considered<br />

stances. By contrast, the concept of ‘basics’ presumes<br />

a hierarchy of teaching and learning that is inappropriate<br />

precisely for artistic work, which is, after all, about<br />

questions of art theory and epistemology and about developing<br />

the interdisciplinary aesthetic strategies typical<br />

of contemporary art and the art of the future. The goal<br />

is to communicate artistic thinking and independent<br />

problem-solving and working methods to first-year students<br />

and those in the later years of their majors all the way<br />

to the final year of their programs.<br />

1. Jahr Departement Architektur<br />

Karin Sander


Karin Sander<br />

1. Jahr Departement Architektur


Seilspringen, Anamorphose<br />

Aleksandra Momcilovic, Karin<br />

Niederberger, Nadia Vontobel<br />

31<br />

1. Jahr Departement Architektur<br />

Karin Sander


Karin Sander<br />

Forschung Departement Architektur<br />

Professorin<br />

Karin Sander<br />

Assistierende<br />

Eckhard Karnauke<br />

Studierende der KHB Berlin<br />

und der <strong>ETH</strong> <strong>Zürich</strong>,<br />

Mai 2007<br />

Erik Alblas<br />

Paul Darius<br />

Damien de la Faye<br />

Atsushi Fukunaga<br />

Taro Furukata<br />

Elín Hansdottír<br />

Daniel Kemeny<br />

Paulina León<br />

Silvia Lorenz<br />

Dieter Lutsch<br />

Peter Müller<br />

Irene Pätzug<br />

Sophia Pompéry<br />

Tessina Schenk<br />

Fiete Stolte<br />

Jan Vormann<br />

Matthias Wermke<br />

Matthias Wermke, Der Weg ist<br />

das Ziel, Toffia, Sabina, Italien<br />

20 eventi 2007 in Sabina:<br />

Montopoli, Farfa, Frasso<br />

und Toffia<br />

Kunst in öffentlichen Räumen bewegt sich in demselben<br />

Widerspruch wie Kunst in geschlossenen Räumen,<br />

und dieser Widerspruch besteht darin, dass die Kunst eine<br />

Daseinsberechtigung beansprucht, die die Öffentlichkeit,<br />

die sich nämlich für Kunst meist nicht interessiert,<br />

ihr nicht zugestehen möchte. Dieser Widerspruch führt,<br />

wie wir wissen, nicht zur Abschaffung von Kunst,<br />

sondern zur Produktion von Rechtfertigungsdiskursen.<br />

Der Kunst wird dabei eine Funktion zugeschrieben,<br />

die man für geeignet hält, von der Öffentlichkeit<br />

akzeptiert zu werden: Kunst soll dann, wie im Fall der<br />

Kunst im öffentlichen Raum, «Strukturen sichtbar<br />

machen», das «Verhältnis von Zentrum und Peripherie<br />

thematisieren» oder die «Geschichtlichkeit der Orte»<br />

Jan Vormann, Dispatchwork,<br />

Bocchignano, Sabina, Italien<br />

Dieter Lutsch, Torbrunnen (nicht<br />

realisiert), Bocchignano, Sabina,<br />

Italien<br />

32<br />

20 eventi 2007 in Sabina:<br />

Montopoli, Farfa, Frasso<br />

and Toffia<br />

Art in public spaces is subject to the same contradiction<br />

as art in enclosed spaces: that it lays claim to a raison<br />

d’être which the public, most of whom namely have no<br />

interest in art, is unwilling to accord it. As we know,<br />

this contradiction leads not to the abolition of art but to<br />

the production of discourse that seeks to justify it.<br />

Art is, in this respect, assigned a function that is considered<br />

suitably acceptable to public taste. Art then,<br />

as in the case of art in public space, ought to ‘render<br />

structures visible’, ‘address the relationship between the<br />

center and the periphery’ or expound the problems of<br />

the ‘historicity of locations’ and so forth – all functions<br />

which are rather extrinsic to art. Discourse that seeks<br />

to justify art unremittingly produces magic words, the<br />

actual meaning of which is no longer questioned.<br />

The high level of acceptance accorded such magic words<br />

actually only demonstrates that they hinder rather than<br />

illuminate any debate about the singularity and intrinsic<br />

quality of artistic production.<br />

This contradiction was the basis of a discussion which<br />

took place during an in situ meeting of students of<br />

art and architecture and local inhabitants and visitors –<br />

in other words, the producers of art and the first and<br />

second level recipients of art. The theme of the symposium


Erik Alblas, Pflanzen-Sammlung,<br />

Frasso, Sabina, Italien<br />

problematisieren etc. – allesamt Funktionen, die der Kunst<br />

ziemlich äusserlich sind. Der Rechtfertigungsdiskurs produziert<br />

unablässig Zauberwörter, deren Sinn selbst nicht<br />

mehr hinterfragt wird. Die hohe Akzeptanz, den diese<br />

Zauberwörter haben, zeigt eigentlich nur, dass sie eine<br />

Auseinandersetzung mit der Eigenheit und Eigenqualität<br />

künstlerischer Produktion eher verstellen als erhellen.<br />

In der Begegnung von Studierenden der Kunst und<br />

Architektur zusammen mit den Bewohnern und Besuchern<br />

vor Ort, den Kunstproduzenten und Rezipienten<br />

ersten und zweiten Grades sollte jener Widerspruch<br />

Grundlage zur Diskussion sein. Diese Problematik real zu<br />

erfahren, sie dann aber gemeinsam mit den Lehrenden<br />

und der Öffentlichkeit zu diskutieren, war Thema des Symposiums<br />

und des gemeinsamen Arbeitens in den Dörfern<br />

von Sabina.<br />

Paul Darius, Insert Nose Machine,<br />

Fara Sabina, Sabina, Italien<br />

33<br />

and the projects jointly implemented in the villages<br />

of Sabina was the palpable experience of this problematic<br />

issue, followed by discussion of it with teaching<br />

staff and the public.<br />

Tessina Schenk, The Holy Bubble<br />

City for Cars, Toffia, Sabina,<br />

Italien<br />

«Es geht nicht darum, ein fertiges<br />

Projekt oder eine neue Nutzung<br />

für diesen Platz zu erfinden.<br />

Viel mehr sollte man den Ideen und<br />

der Imagination wieder Platz<br />

machen.» Tessina Schenk<br />

‘Hence it’s not about a finished<br />

project or a new use for this place.<br />

Rather, we should make room<br />

for ideas and the imagination<br />

again.’ Tessina Schenk<br />

Forschung Departement Architektur<br />

Karin Sander


Konstruieren i+ii<br />

1. Jahr<br />

Architectural Technology i+ii<br />

1st Year<br />

Professor<br />

Annette Spiro<br />

Assistenz<br />

Riet Bezzola<br />

Angela Deuber<br />

Hartmut Göhler<br />

Pinar Gönül<br />

Katarzyna Jackowska<br />

Zwi Kutner<br />

Vinh Ly<br />

Georg Precht<br />

Christoph Ramser<br />

Stephan Rutishauser<br />

Udo Thönnissen<br />

Ulrike Traut<br />

Patric Unruh<br />

Nick Waldmeier


Website<br />

www.spiro.arch.ethz.ch<br />

Von Hutkrempen und<br />

Dachtraufen<br />

Wir eröffnen unseren ersten Jahreskurs in «Architektur und<br />

Konstruktion» mit einem einfachen architektonischen<br />

Akt: «Bauen Sie einen Hut!» Ein Hut bietet Schutz, er<br />

muss stabil sein und sich selbst tragen, er hat ein Auflager,<br />

ein Innen und ein Aussen, er bezieht sich auf den<br />

menschlichen Körper, schmückt ihn und ist – nicht<br />

zuletzt – eine Zierde. All das sind elementare architektonische<br />

Eigenschaften. Am Abend des ersten Tages<br />

werden die Hüte auf dem Laufsteg präsentiert. Auf das<br />

spontane Handeln folgt die Reflexion. 160 Hüte werden<br />

geordnet, gruppiert, analysiert. Form, Material, Struktur<br />

und Konstruktion sind die Themen für den nächsten<br />

Schritt: Aus dem Hut wird eine Hütte und aus dem ersten<br />

Artefakt entwickelt sich nach und nach ein architektonisches<br />

Konstrukt, eine einfache Unterkunft an einem<br />

fiktiven, aber massgeschneiderten Ort.<br />

In der darauf folgenden Übungsserie ist der Ort nicht<br />

erfunden, sondern findet sich in nächster Nähe zum<br />

täglichen Arbeitsort des Zeichensaals. Ein Bodenplan<br />

zeichnet die topografische, physische und haptische Qualität<br />

der Grundstücke nach. Die Technik der Frottage<br />

ermöglicht Aufnahme und Interpretation des Terrains in<br />

einem. Auf dieser Grundlage baut sich Schicht um Schicht<br />

das Projekt auf – eine Folge thematischer Pläne verdichtet<br />

sich nach und nach zu einem komplexeren Konstruktionsplan.<br />

Der Bauplan als Werkzeug und zugleich<br />

als Inspirationsquelle für das eigene Projekt steht im<br />

Mittelpunkt der Arbeit.<br />

Jedes Bauwerk steht in einem Dialog mit anderen<br />

Werken über Raum und Zeit hinweg. Dies gilt auch für<br />

das erste «Haus» eines Studenten im 1. Jahreskurs. Zehn<br />

Referenzobjekte aus verschiedenen Epochen und von<br />

unterschiedlicher Konstruktionsart begleiten die Arbeit<br />

am eigenen Projekt durch das Semester. Der Dialog<br />

mit dem «Patenobjekt» bezieht sich nicht nur auf architektonische<br />

und konstruktive Themen, sondern auch<br />

auf die Nutzung. Das «Haus für einen Nachtwächter»<br />

bietet eine minimale Unterkunft für den Beschützer des<br />

Referenzobjekts.<br />

Der Dialog mit dem «Patenobjekt» und das Raumprogramm<br />

– die verfügbare Wohnfläche ist knapp<br />

und lässt konventionelle Nutzungsanordnungen gar<br />

nicht erst zu – sind die einzigen verbindlichen Parameter.<br />

Sie sollen nicht einschränken, sondern vielmehr<br />

den Erfindungsgeist und die Experimentierlust<br />

fördern.<br />

Die Freiheit der Idee, der eigene Ausdruck und gleichzeitig<br />

die absolute Verbindlichkeit der Disziplin mit<br />

ihren eigenen Regeln sind Mittelpunkt und Ziel der<br />

Semesterarbeit. Denn im ersten Jahreskurs werden nicht<br />

nur Grundlagen gelehrt, sondern die ersten eigenen<br />

Worte gewagt im architektonischen Dialog mit sich und<br />

mit anderen Werken.<br />

35<br />

On Hatbrims and<br />

Roof Gutters<br />

We began the first-year course in architecture and construction<br />

with a simple architectural act: ‘Build a hat!’<br />

A hat provides protection; it has to be stable and carry its<br />

own weight; it has a support, an inside and an outside;<br />

it relates to the human body, decorates it; and – not least<br />

of all – it is an adornment. All of these are also the<br />

elementary architectural characteristics of buildings. On<br />

the evening of the first day, the hats were presented<br />

on the catwalk. The spontaneous event was followed by<br />

reflection. A hundred and sixty hats were arranged,<br />

grouped, and analyzed. Form, material, structure and<br />

construction then provided the topics for the next<br />

step: the hat was turned into a hut, and an architectural<br />

construct gradually began to develop from the initial<br />

artifact – a simple form of accommodation in a fictional,<br />

but tailor-made location.<br />

In the series of exercises that followed, the site was not<br />

an invented one but rather located near the studio<br />

workplace. A ground plan traces the topographical, physical<br />

and haptic quality of the plots of land. The frottage<br />

technique allows the site to be recorded and interpreted<br />

simultaneously. The project was built up layer by layer<br />

on this foundation – a series of thematic plans gradually<br />

condensed into a more complex construction plan. The<br />

focus of the work was on the architectural plan as both a<br />

tool and simultaneously as a source of inspiration for<br />

each student’s own project.<br />

Every building is engaged in dialogue with other works,<br />

transcending space and time. The same applies to the<br />

first ‘building’ made by a student in the first-year course.<br />

Ten reference objects from various periods, realized in<br />

different types of construction, accompany work on the<br />

student’s own project during the semester. Dialogue<br />

with the ‘precedent object’ involves not only architectural<br />

and constructional considerations, but also that of<br />

function. The ‘Building for a Night-Watchman’ provides<br />

minimal accommodation for a person protecting the<br />

reference object.<br />

The only compulsory parameters are dialogue with the<br />

‘model object’ and the spatial program – the living space<br />

available is small, with no room for conventional functional<br />

arrangements. These are not intended as restrictions,<br />

but instead are meant to promote an inventive spirit<br />

and enjoyment of experimentation.<br />

In the expository essay for the semester, the focus and<br />

goal involve having the freedom to develop original ideas<br />

and express oneself, while at the same time observing<br />

the absolute obligations involved in the discipline, with<br />

its own rules – since the aim in the first-year course is<br />

not just to teach the basic aspects of the subject, but also<br />

to allow students to venture forth with their own first<br />

words in an architectural dialogue with themselves and<br />

with other works.<br />

1. Jahr Departement Architektur<br />

Annette Spiro


Annette Spiro<br />

1. Jahr Departement Architektur<br />

Sarah Barth, Bernhard Hasler<br />

Natalie Bachmann,<br />

Mario Bisquolm<br />

Basile Ribas, Dominik Weber<br />

36


Lukas Hüsser, Louis Wangler<br />

Kathrin Haltiner, Oliver Schelker<br />

Manuel Däster, Laura Zachmann<br />

von links nach rechts:<br />

Alessandra Kanne Castejon,<br />

Elisabetta Mini<br />

Mathias Lattmann, Laura Nobile<br />

Fabian Lauener, Christian Suter<br />

Susanne Franke, Henriette<br />

Kettelhack<br />

37<br />

von links nach rechts:<br />

Basile Ribas, Dominik Weber<br />

Lukas Hüsser, Louis Wangler<br />

Alessandro Bosshard, Martin<br />

Kugelmeier<br />

Danilo Anchora, Vanessa Werder<br />

1. Jahr Departement Architektur<br />

Annette Spiro


Entwurf mit integrierten<br />

Disziplinen iii+iv<br />

2. Jahr<br />

Architectural Design with<br />

Integrated Disciplines iii+iv<br />

2nd Year<br />

Professor<br />

Andrea Deplazes<br />

Assistenz<br />

Felix Ackerknecht<br />

Özlem Ayan<br />

Stefan Baumberger<br />

Marcel Baumgartner<br />

Dawit Benti<br />

Ivana Bertolo-Kordic<br />

Matthias Blass<br />

Maud Châtelet<br />

Christoph Elsener<br />

Kornelia Gysel<br />

Dominik Herzog<br />

Pascal Hunkeler<br />

Andreas Kohne<br />

Raphael Kräutler<br />

Robert Lüder<br />

Peter Moor<br />

Claudia Nussbaumer<br />

Thea Rauch-Schwegler<br />

Sascha Roesler<br />

Cordula Seger<br />

Barbara Wiskemann


Website<br />

www.deplazes.arch.ethz.ch<br />

Wohnen Dwelling<br />

Wohnen ist ein Grundbedürfnis des Menschen. Ziel der<br />

Entwurfsarbeit im ersten Semester des 2. Jahreskurses<br />

ist, Grundlagenwissen über den Wohnungsbau aufzubauen<br />

und bereits Gedachtes kritisch zu überdenken.<br />

Zu Beginn unserer Untersuchung formulieren wir ausgehend<br />

von unterschiedlichen Bautiefen, von 5 bis 30 m,<br />

ein erstes Regelwerk zur Trag-, Raum-, Erschliessungsund<br />

Infrastruktur für Wohnungen. Darauf aufbauend und<br />

weiterhin ohne Kontext konzipieren wir ein idealtypisches<br />

Wohnhaus mit verschieden grossen Wohnungstypen.<br />

Erst wenn wir die Spielregeln dieses Gebäudes systematisch<br />

erfasst haben, fliesst der städtebauliche Kontext<br />

und die Fassade in den Entwurfsprozess ein. Diese<br />

Herangehensweise an die Entwurfsaufgabe erlaubt ein<br />

ungestörtes Forschen an strukturellen und wohnspezifischen<br />

Fragen, ohne uns vorschnell von äusseren Sachzwängen<br />

ablenken zu lassen.<br />

Patrick Rüdisüli, Gebäudetiefe 20m Deborah Vetsch, Gebäudetiefe 5 m<br />

Faye Märki, Gebäudetiefe 5 m Lukas Burkhart, Gebäudetiefe 15m<br />

Chasper Padrutt, Gebäudetiefe 10m Andrea Jeger, Gebäudetiefe 5 m<br />

39<br />

Dwelling is a basic human necessity. The goal of the design<br />

work in the first semester of the second year course<br />

is to establish fundamental knowledge about residential<br />

building and at the same time, to reconsider it in critical<br />

terms.<br />

At the start of our research, we formulate an initial<br />

set of rules, based on various building depths ranging<br />

from 5 to 30 m, for the load bearing, spatial, circulatory,<br />

and infrastructural configuration of residential buildings.<br />

Building on this information, before a site is provided,<br />

we conceive of an ideal type for a residential<br />

building incorporating various sizes and types of dwellings.<br />

Once we have systematically understood the rules<br />

of the game for this building, the urban context and the<br />

facade become incorporated into the design process.<br />

This approach to the design problem enables concentrated<br />

research into structural issues and questions specific to<br />

habitation to take place without prematurely becoming<br />

distracted by external practical constraints.<br />

2. Jahr Departement Architektur<br />

Andrea Deplazes


Andrea Deplazes<br />

2. Jahr Departement Architektur<br />

Stadthaus Urban Building<br />

Im Gegensatz zur strukturfokussierten Herangehensweise<br />

im ersten Semester arbeiten wir im zweiten Semester<br />

des 2. Jahreskurses von Beginn an mit einem konkreten<br />

Bauplatz, dem Kalkbreiteareal in <strong>Zürich</strong>, und entwerfen<br />

für diesen spezifischen Ort ein «Stadthaus» mit einem<br />

Nutzungsmix von Erdgeschossnutzung, Büro und Wohnen.<br />

Wir steigen ein mit der Frage des Städtebaus und konzipieren<br />

in der ersten Phase des Semesters ein Gebäudevolumen,<br />

eine erste intuitive Setzung in der Stadt. In<br />

der zweiten Phase bearbeiten wir das Innenleben des Entwurfs.<br />

Wir beschäftigen uns erneut mit der Frage nach<br />

dem Regelwerk zur Trag-, Raum-, Erschliessungs- und Infrastruktur<br />

mit Blick auf eine im Gegensatz zu Wohnbauten<br />

möglichst hohen Nutzungsflexibilität. Exemplarisch<br />

vertiefen wir die Büronutzung. In der dritten und letzten<br />

Phase des Semesters behandeln wir die Frage der Fassade<br />

als Vermittlerin zwischen innerer, flexibler Raumstruktur<br />

und dem städtischen Kontext und verdichten das Projekt<br />

zu einem architektonisch und konstruktiv reichhaltigen<br />

Stadthaus.<br />

Andrea Buchmeier Deborah Vetsch<br />

40<br />

In contrast to the structurally focused approach of the first<br />

semester, in the second semester of the second year<br />

course, we work from the outset with a concrete building<br />

site, the Kalkbreiteareal in <strong>Zurich</strong>, and design an ‘urban<br />

building’ for this specific site incorporating a mixed use<br />

program of ground floor usage, offices, and dwellings.<br />

We begin with the question of urban context and in the<br />

first phase of the semester, conceive a building volume,<br />

an initial intuitive situating in the city. In the second phase,<br />

we work on the inner life of the project. We become<br />

engaged once again with the question of rules for the load<br />

bearing, spatial, circulatory, and infrastructural configuration,<br />

but in contrast to residential buildings, these<br />

are now explored with regard to the possibility of a<br />

high flexibility of use. For example, we extend the use of<br />

office space. In the third and final phase of the semester,<br />

we deal with the question of the facade as a mediator<br />

between an internal, flexible spatial configuration and the<br />

urban context, and we consolidate the project into an<br />

architecturally and structurally comprehensive urban<br />

building.


Christian Marti Chris Forrer<br />

Stefan Kindschi Anna Ebneter<br />

41<br />

2. Jahr Departement Architektur<br />

Andrea Deplazes


Andrea Deplazes<br />

Forschung Departement Architektur<br />

KTI-Projekt<br />

Unterstützt durch die<br />

kti (Kommission Technologie<br />

und Innovation)<br />

der Schweiz<br />

Zusammenarbeit mit<br />

Swisspor Management ag<br />

und Eternit (Schweiz) ag<br />

KTI-Project<br />

Supported by the kti<br />

(Commission for Technology<br />

and Innovation)<br />

of Switzerland<br />

Collaboration with Swisspor<br />

Management ag and<br />

Eternit (Switzerland) ag.<br />

Integrales Faserzement-<br />

Verbund-Element<br />

«Dämmung» als Konstruktionsmaterial ist in der Regel<br />

gesichtslos, stigmatisiert und im Bauwesen meist dann<br />

erfolgreich, wenn die Anwendung möglichst günstig und<br />

möglichst unsichtbar erfolgen kann. Durch die Brisanz<br />

von globaler Erwärmung und Ressourcenknappheit muss<br />

der zunehmend wichtigere Baustoff «Dämmung» auch<br />

aus entwerferischer Sicht vermehrt ins Blickfeld rücken.<br />

Das Forschungsprojekt «Integrales Faserzement-<br />

Verbund-Element», abgekürzt «ifve», nimmt das Thema<br />

auf mit dem Ziel, eine komplexere Systemlösung für<br />

den Fassadenbau zu entwickeln.<br />

Mit den beteiligten Projektpartnern Swisspor Management<br />

ag und Eternit (Schweiz) ag haben sich zwei<br />

erfahrene Produzenten und Vertreiber von Baumaterialien<br />

der Kategorie Gebäudehülle gemeinsam verpflichtet,<br />

eine Palette von marktfähigen Produkten zu entwickeln,<br />

welche die Vorteile eines schützenden Baumaterials<br />

mit denjenigen von dämmenden Baustoffen wirkungsvoll<br />

vereinigen.<br />

Technologie und Innovation<br />

In der Weiterführung der typischen Kompaktfassade<br />

zu einer hochwertigen Gebäudehülle, gehen wir von<br />

Sandwich-Elementen aus.<br />

Die Grundlage des Projekts bildet der Dämmstoff<br />

eps, ein in der Herstellung preisgünstiges und recyclingfähiges<br />

Material mit sehr gutem Lambda-Wert. Abgeleitet<br />

aus der für die Herstellung von Verpackungen<br />

aus eps verwendeten Formteilproduktion bildet die<br />

Dämmung die Form bestimmende Komponente des ifve.<br />

Durch die Entwicklung einer rationellen und dauerhaften<br />

Verbindung des Dämmmaterials mit dem Faserzement<br />

wird der heutige, meist komplementäre<br />

Systemaufbau der Gebäudehülle synthetisiert. Die Umsetzung<br />

von industriellen Prozessen jenseits einer<br />

prototypischen Manufaktur von Einzelteilen, wie sie in<br />

der klassischen Baukonstruktion weit verbreitet ist,<br />

muss dabei wegweisend sein und bedeutet einen Technologiesprung<br />

in der Herstellung und Anwendung der<br />

betreffenden Materialien.<br />

Produkt und Markt<br />

Die Forschungspartner streben die Entwicklung eines Produkts<br />

an, das unter den harten Randbedingungen von<br />

Brandschutz, Ökonomie, Ökologie und Lebenszyklus ein<br />

nachhaltiges, preiswertes Bausystem ermöglicht.<br />

Effiziente Abläufe in der Baumaterial-Zulieferindustrie<br />

sind unausweichlich an einen hohen Grad der<br />

Präfabrikation gekoppelt. Dabei sehen wir die vom<br />

Planer mitbestimmte und gesteuerte Produktion als un-<br />

42<br />

Integral Fiber-Cement<br />

Composite Element<br />

As a general rule, insulation as a building material is<br />

faceless, somewhat stigmatized, and is most successful in<br />

construction when the application can be carried out<br />

as cost-effectively and indiscernibly as possible. Through<br />

the shattering effects of global warming and a scarcity<br />

of resources, the increasingly important building material<br />

‘insulation’ must also come to the fore from a design<br />

perspective. The research project ‘Integral Fiber-Cement<br />

Composite Element’, abbreviated as ifce, addresses<br />

this theme with the goal of developing a more complex<br />

system solution for facade construction.<br />

With the participation of project partners Swisspor<br />

Management ag and Eternit (Switzerland) ag, two experienced<br />

producers and distributors of building material<br />

in the category of building envelopes have committed<br />

to developing a palette of marketable products that effectively<br />

combine the advantages of a protective building<br />

material with those of an insulating building material.<br />

Technology and Innovation<br />

In the process of further developing the typical compact<br />

facade into a high-quality building envelope, we begin<br />

with sandwich elements.<br />

This project is based on the insulating material eps,<br />

one of the most cost effective materials in terms of<br />

its fabrication, which is furthermore recyclable and providing<br />

very low thermal conductivity. Derived from<br />

eps mould fabrication for the manufacturing of packaging,<br />

insulation comprises the form-determining component<br />

Faserzement und EPS in mikroskopischen<br />

Aufnahmen<br />

of ifce. Through the development of a rational and<br />

durable combination of insulating material with fibercement,<br />

the current primarily complementary system<br />

assembly of the building envelope can be synthesized.<br />

The implementation of industrial processes that go<br />

beyond the prototypical manufacturing of single components,<br />

as is common in classical building construction,<br />

must therefore be fundamental and requires a<br />

technological leap in the manufacturing and application<br />

of the materials in question.<br />

Product and Market<br />

The research partners aspire to develop a product which,<br />

taking into consideration the rigorous regulating<br />

factors of fire protection, economy, ecology and lifecycle,<br />

yields a sustainable and cost-effective building system.


Modelle und Testserien<br />

abdingbare Voraussetzung, damit das Endprodukt im<br />

Hochbau mit hoher Qualität in der Gestaltung zum Einsatz<br />

kommt. Die direkte Umsetzung der gestalterischen<br />

Ideen der Planer in einen wirtschaftlichen Produktionsprozess<br />

ist Teil der Forschungsarbeit. Das besondere<br />

Interesse liegt dabei in der Synergie von Werkzeug und<br />

Produkt.<br />

«Kann ein Haus nur aus Dämmung gebaut werden?»<br />

Während die Anwendung klassischer Konstruktionsmaterialien<br />

wie Holz und Stein, in jüngerer Zeit auch Glas<br />

und Stahl, die Baukunst ganzer Landstriche und Kulturräume<br />

geprägt und ihr ein Gesicht verliehen hat,<br />

definiert sich die Anwendung des verhältnismässig jungen<br />

Materials Dämmstoff bisher vorallem über seine isolierenden<br />

Eigenschaften.<br />

In der vorliegenden Arbeit versuchen wir, die Hierarchie<br />

der Materialien neu zu denken. Unter Beachtung der<br />

bauphysikalischen Voraussetzungen entwickeln wir ein<br />

Fassaden-System, das die materialinhärenten Eigenschaften<br />

von Faserzement und eps zusätzlich ausnutzt<br />

für einen neuen Ausdruck im architektonischen und<br />

konstruktiven Kontext. Durch das voluminöse Trägermaterial<br />

erst ermöglicht, kann der zunehmend<br />

dünneren äussersten Schicht in der Gebäudehülle eine<br />

dreidimensionale Gestalt zurückgegeben werden.<br />

Nebst der Anwendung bei Neubauten bietet sich die neue<br />

Konstruktion insbesondere auch für die wärmetechnische<br />

Fassadensanierung im gebauten Bestand an.<br />

Trotz minimalem Aufwand an Ressourcen ermöglicht<br />

das «Integrale Faserzement-Verbund-Element» maximale<br />

gestalterische Freiheit und erlaubt dadurch, auch nachhaltige<br />

Neubau- und Sanierungsprojekte unter wirtschaftlichem<br />

Druck nicht von hochwertiger Gestaltung auszunehmen.<br />

43<br />

Efficient workflows in the building material-supply industry<br />

are to a great degree directly coupled with prefabrication.<br />

At the same time, in our opinion, production<br />

that involves and is to some extent guided by the planner<br />

is an indispensable premise so that the end product<br />

can be applied in building construction with high design<br />

quality. The direct transfer of design ideas from the<br />

planner into the commercial production process is a component<br />

of the research project. The specific interest<br />

lies in the synergy between implementation and product.<br />

‘Can a building be constructed only from insulation?’<br />

Whereas the application of classical construction materials<br />

such as wood and stone, and in more recent times also<br />

glass and steel, has influenced the architecture of entire<br />

geographic regions and cultural areas and provided them<br />

with an identity, the application of the relatively new<br />

material of insulation up until now has been defined primarily<br />

through its insulating qualities.<br />

In this project we attempt to consider the hierarchy<br />

of materials in a new way. While adhering to the<br />

premises of building physics, we are developing a facade<br />

system that also takes advantage of the inherent material<br />

properties of fiber-cement and eps to create a new<br />

expression in an architectural and constructional context.<br />

A three-dimensionality can be restored to the increasingly<br />

thin, most exterior layer of the building envelope,<br />

which was only made possible through the use of<br />

voluminous support material. Along with the application<br />

for new building, the new construction technique<br />

lends itself as well in particular to the thermal facade<br />

rehabilitation of existing buildings.<br />

Despite a minimal expenditure of resources, the ‘Integral<br />

Fiber-Cement Composite Element’ permits<br />

maximal design flexibility and thus also enables sustainable<br />

new construction as well as rehabilitation projects<br />

to retain a high level of design quality even under economic<br />

constraints.<br />

Forschung Departement Architektur<br />

Andrea Deplazes


Entwurf mit integrierten<br />

Disziplinen iii+iv<br />

2. Jahr<br />

Architectural Design with<br />

Integrated Disciplines iii+iv<br />

2nd Year<br />

Professor<br />

Dietmar Eberle<br />

Assistenz<br />

Susanne Frank<br />

Raphael Haefeli<br />

Peter Kaufmann<br />

Henrietta Krüger<br />

Daniel Minder<br />

Claudia Schermesser<br />

Veronika Selig<br />

Gerrit Sell<br />

Andrea Wolfer


Website<br />

www.wohnforum.arch.<br />

ethz.ch<br />

Leitung<br />

Prof. Dietmar Eberle<br />

Forschungsleiter<br />

Dr. Marie Antoinette Glaser<br />

Dr. Andreas Huber<br />

Dr. Margrit Hugentobler<br />

pd Dr. Johanna Rolshoven<br />

Martin Schneider<br />

Klaus Spechtenhauser<br />

Regina Walthert-Galli<br />

Dr. Joris Van Wezemael<br />

Mitarbeitende<br />

Annelies Adam-Bläsi<br />

Michelle Corrodi<br />

Sylvia Halm<br />

Corinna Heye<br />

Nicola Hilti<br />

Marco Hoffmann<br />

Anna Joss<br />

Stephanie Kernich<br />

Sylvia Rüegg<br />

Rahel Schuhmacher<br />

Stephanie Weiss<br />

Wahlfachvorlesung «Wohnen»<br />

(HS), Seminar «Wohnen im<br />

kulturellen und gesellschaftlichen<br />

Kontext von Stadtentwicklung»<br />

(FS)<br />

Prof. Dietmar Eberle<br />

Dr. Marie Antoinette Glaser<br />

eth Wohnforum Centre for Cultural Studies<br />

in Architecture<br />

Zur Karriere des Dauerhaften – Hausbiografien wertgeschätzter<br />

Wohnungsbauten aus den Jahren 1900 bis zur Gegenwart<br />

Untersucht werden die Erfolgsbedingungen anonymer<br />

Wohnungsbauten der Alltagsarchitektur. In fünf interdisziplinären<br />

Analysen werden die Gebrauchsgeschichten<br />

von Bauten verschiedener Bauepochen in der Stadt<br />

<strong>Zürich</strong> beschrieben. Die Konzentration liegt auf den Kriterien<br />

der kulturellen und lebensweltlichen Dimension<br />

der Dauerhaftigkeit von langfristig geschätzten und gepflegten<br />

Gebäuden. Leitung: Marie Antoinette Glaser<br />

SitCit – Situations of Opportunity in the Growth and Change<br />

of Three Stockholm City Districts<br />

Das vom schwedischen Energieministerium finanzierte<br />

Projekt beinhaltet eine 4-jährige Forschungszusammenarbeit<br />

mit dem Royal Institute of Technology in<br />

Stockholm. Dabei sollen Zukunftsszenarien einer<br />

nachhaltigen Entwicklung für drei Stockholmer Stadtteile<br />

gezeichnet werden, welche die Bereiche Lebensweise,<br />

gebaute (Wohn-)Umwelt und Mobilität umfassen. Leitung:<br />

Margrit Hugentobler<br />

Stand der Dinge – Leben in der S5-Stadt<br />

erforscht den Lebens- und Wirtschaftsraum entlang der<br />

Zürcher S-Bahnlinie s5. Gemeinsam mit Akteuren<br />

Engepark <strong>Zürich</strong>, 1943<br />

(Foto: W. Dunkel)<br />

Der Stockholmer Stadtteil Bromma<br />

(Foto: Örjan Svane)<br />

aus der Region beteiligen sich sieben Fachinstitute aus<br />

eth, Universität <strong>Zürich</strong> (uzh), Eidgenössische Forschungsanstalt<br />

für Wald, Schnee und Landschaft (wsl) und<br />

Hochschule für Technik Rapperswil (hsr) an dem durch<br />

das eth Wohnforum transdisziplinär koordinierten<br />

Forschungsverbund. Die Resultate sollen als Planungsund<br />

Handlungsimpulse in die Region zurückgegeben<br />

werden. Leitung: Martin Schneider, Johanna Rolshoven<br />

Strategien zur nachhaltigen Entwicklung von Einfamilienhaussiedlungen<br />

Das Projekt, das am Zentrum Urban Landscape/zhwin<br />

geleitet wird, ist im Nationalen Forschungsprogramm<br />

(nfp) 54 «Nachhaltige Siedlungs- und Infrastrukturentwicklung»<br />

des Schweizerischen Nationalfonds angesiedelt.<br />

Es erstellt Szenarien, welche die Potenziale von Einfamilienhaussiedlungen<br />

hinsichtlich vorgegebener Ziele<br />

nachhaltiger Siedlungsentwicklung eruieren sollen.<br />

Leitung: Joris Van Wezemael<br />

45<br />

On the Career of Durability – the Biographies of Valued<br />

Urban Residential Buildings from 1900 up to the Present<br />

The objective of the project is to obtain an insight into<br />

the conditions of the success enjoyed by anonymous<br />

residential buildings. Five case studies relating to the history<br />

of use of residential buildings in urban locations<br />

will be described. By adding a cultural historical perspective,<br />

the project succeeds in focusing on the uses and<br />

evaluations of a building over the course of generations.<br />

Project leader: Marie Antoinette Glaser<br />

SitCit – Situations of Opportunity in the Growth and Change<br />

of Three Stockholm City Districts<br />

The project, funded by the Swedish Energy Agency,<br />

involves a four-year collaboration with the Royal<br />

Institute of Technology in Stockholm. Future scenarios<br />

are developed for three city districts with the goal<br />

of ‘modeling’ sustainable development of everyday life,<br />

built environment, and urban transport. Project leader:<br />

Margrit Hugentobler<br />

State of Affairs – Living in the S5 City<br />

This group is carrying out research into the residential<br />

and economic districts along the s5 commuter train<br />

line in <strong>Zurich</strong>. Seven specialist institutes from eth, uzh,<br />

Mobiles Leben in der «S5-Stadt»<br />

wsl and hsr together with parties from the region<br />

are participating in the research association coordinated<br />

in a transdisciplinary manner by the ccsa. The results<br />

will be made accessible within the region. Project leader:<br />

Martin Schneider, Johanna Rolshoven<br />

Strategies for the Sustainable Development of Single Family<br />

Housing<br />

The project, which is led at the Zentrum Urban Landscape/zhwin,<br />

is part of the National Research Programme<br />

(nrp) 54 ‘Sustainable Development of the Built<br />

Environment’ of the Swiss National Science Foundation.<br />

It will examine various scenarios in order to identify<br />

the potential offered by single-family homes with regard<br />

to predetermined objectives for sustainable urban development.<br />

Project leader: Joris Van Wezemael<br />

Forschung Departement Architektur<br />

Dietmar Eberle


Dietmar Eberle<br />

2. Jahr Departement Architektur<br />

Website<br />

www.eberle.arch.ethz.ch<br />

Übung 1: Ort<br />

Obergericht, Altstadt<br />

Gianna Sonder<br />

Von der Stadt zum Haus From City to Building<br />

Die fünf Hauptthemen des Jahreskurses Ort, Struktur,<br />

Hülle, Programm und Materialität werden in aufeinander<br />

aufbauenden Übungen erst separat und später kombiniert<br />

auf der Ebene der Stadt und auf der Ebene des Hauses<br />

thematisiert und analysiert. Als Gegenstand der Analysen<br />

dienen drei konkrete Bauplätze in der Stadt <strong>Zürich</strong>, die<br />

sich grundlegend in ihrer städtebaulichen Ausgangslage<br />

unterscheiden: Ein Bauplatz befindet sich in der Altstadt,<br />

ein anderer in einem Gründerzeitquartier und ein<br />

dritter in der Agglomeration. Die unterschiedlichen<br />

Bedingungen führen zu einer Sensibilisierung der Wahrnehmung<br />

des komplexen Phänomens Stadt als Kontext<br />

für den architektonischen Entwurf.<br />

Übung 1: Ort<br />

Schule für Gestaltung, Industriequartier,<br />

Theresa Pabst<br />

Übung 4: Hülle<br />

Anna Friedli, Michaela Gisler<br />

Übung 2: Struktur<br />

Larissa Pitsch, Alessandro Nunzi<br />

46<br />

The five major themes of the second year course are<br />

place, structure, shell, program and materiality. They are<br />

addressed and analyzed, first separately then in combination,<br />

on the urban level and on the building level<br />

within successive exercises which build on each other.<br />

Subject of analyses are three actual building sites within<br />

<strong>Zurich</strong> featuring fundamentally different urban structures.<br />

One building site is situated in the old town, one in<br />

a late-nineteenth-century district and the third one in the<br />

periurban agglomeration. These different conditions<br />

help to develop sensitivity to the perception of the complex<br />

phenomenon of the city as a context for architectural<br />

design.<br />

Übung 1: Ort<br />

Lindenplatz, Altstetten<br />

Aidan Kümmerli<br />

Übung 2: Struktur<br />

Jean-Jacques Auf der Maur,<br />

Sandro Camenzind


Im Wintersemester befassen sich die Studierenden mit<br />

dem Umbau eines bestehenden Gebäudes beziehungsweise<br />

mit einem Anbau an ein solches. Der Bestand soll<br />

hinterfragt, analysiert und in seinem städtebaulichen Kontext<br />

verstanden werden. Die aus den Analysen gewonnenen<br />

Erkenntnisse dienen als Entscheidungsgrundlage im<br />

Umgang mit der Gebäudesubstanz für Umbau, Ersatz<br />

oder Erweiterung von Gebäudeteilen und strukturellen<br />

Eingriffen.<br />

Übung 5: Ort – Struktur – Hülle<br />

Obergericht, Altstadt<br />

Gianna Sonder<br />

Übung 5: Ort – Struktur – Hülle<br />

Schule für Gestaltung, Industriequartier,<br />

Micha Weber<br />

Übung 5: Ort – Struktur – Hülle<br />

Lindenplatz, Altstetten<br />

Daniel Fuchs<br />

47<br />

During the winter semester, students are concerned with<br />

converting an existing building or with making an<br />

addition to an existing building respectively. The building<br />

stock should be analyzed, questioned critically and<br />

understood within its urban-planning context. The diagnosis<br />

serves as the decisive factor for dealing with the<br />

building structure in order to change, substitute or<br />

expand the architectural parts.<br />

2. Jahr Departement Architektur<br />

Dietmar Eberle


Dietmar Eberle<br />

2. Jahr Departement Architektur<br />

Anhand der gesammelten Erkenntnisse des Wintersemesters<br />

und aus den verschiedenen Betrachtungen des<br />

Kontextes heraus entwerfen die Studierenden im Sommersemester<br />

an denselben Bauplätzen ein neues Gebäude.<br />

Der Neubau soll sich sowohl mit Innen- als auch mit<br />

Aussenräumen differenziert auseinandersetzen. Gefordert<br />

ist eine Kombination aus gross- und kleinteiligen Räumen<br />

mit mehreren Nutzungsüberlagerungen. Thema des<br />

Sommersemesters ist eine Bibliothek.<br />

Übung 9: Ort – Struktur –<br />

Hülle – Programm – Materialität<br />

Obergericht, Altstadt<br />

Micha Weber<br />

48<br />

During the summer semester, the students design a new<br />

building located on the same building sites by using<br />

the knowledge and the different perceptions of the context<br />

acquired during the winter semester. The building should<br />

demonstrate a differentiated approach to both exterior<br />

and interior. The task is a combination of large and small<br />

spaces with many overlapping functional uses. A library<br />

is the subject of the summer semester.<br />

Übung 9: Ort – Struktur –<br />

Hülle – Programm – Materialität<br />

Schule für Gestaltung, Industriequartier,<br />

Bianca Kummer


Übung 9: Ort – Struktur –<br />

Hülle – Programm – Materialität<br />

Lindenplatz, Altstetten, Sara Bieri<br />

49<br />

2. Jahr Departement Architektur<br />

Dietmar Eberle


Entwurf mit integrierten<br />

Disziplinen iii+iv<br />

2. Jahr<br />

Architectural Design with<br />

Integrated Disciplines iii+iv<br />

2nd Year<br />

Professor<br />

Wolfgang Schett<br />

Assistenz<br />

Marcel Bächtiger<br />

Aldo Buffoni<br />

Gianluca De Pedrini<br />

Isabel Gutzwiller<br />

Franziska Manetsch<br />

Lukas Meyer<br />

Martina Sadick-Pirovino


Website<br />

www.schett.arch.ethz.ch<br />

Stadtwohnungen für<br />

Familien<br />

An der Stauffacherstrasse, mitten im Stadtkreis Aussersihl,<br />

sind Wohnungen für Familien geplant. Die Entwurfsaufgabe<br />

stellt die Frage nach den spezifischen Qualitäten,<br />

die Familienwohnungen im innerstädtischen Kontext<br />

erfordern: Wie muss eine Wohnung gestaltet sein, damit<br />

sie trotz den vordergründigen «Nachteilen der Innenstadt»<br />

attraktiv ist? Welche Wohn- und Familienformen<br />

sind in einer solchen Lage besonders zu berücksichtigen?<br />

Mit welchen Massnahmen kann der fehlende Grünraum<br />

ersetzt werden? Die Auseinandersetzung mit der<br />

städtebaulichen Situation, das Verhältnis von Innen- und<br />

Aussenraum und die Gestaltung der Wohnungsgrundrisse<br />

bilden die Schwerpunkte des Entwurfs.<br />

Stefanie Friedli<br />

Lukas Prestele<br />

Mischa Jäggi<br />

51<br />

Housing for Families in<br />

the City<br />

The program calls for the design of apartments for<br />

families on Stauffacherstrasse, in the center of the district<br />

of Aussersihl. It focuses on questions specific to the<br />

living conditions of families in the inner city: How does<br />

one make an apartment attractive despite the obvious<br />

disadvantages that the city has as a residential area?<br />

What kinds of familial social structures must one expect?<br />

What can one do to compensate the lack of natural<br />

environment? Key points of the design are the urban<br />

situation, the relation between interior and exterior spaces<br />

and the arrangement of the apartment plan.<br />

2. Jahr Departement Architektur<br />

Wolfgang Schett


Matej Draslar<br />

Sportforum Letzigrund Sports Forum Letzigrund<br />

An der westlichen Grenze des Stadtkreises Aussersihl liegt<br />

das Stadion Letzigrund, das zusammen mit anderen,<br />

meist grossflächigen Nutzungen das Gebiet «Letzi» bildet –<br />

ein heterogenes, kontrastreiches Konglomerat verschiedenster<br />

Nutzungen. Das neue Stadion Letzigrund ist ein<br />

Identitätsträger in diesem uneinheitlichen Stadtgebiet.<br />

Die Entwurfsaufgabe für das Frühjahrssemester hat das Ziel,<br />

das neue Stadion um ein gegenüberliegendes Sportforum<br />

zu erweitern und somit die identitätsstiftende und zentrumsdefinierende<br />

Funktion dieses Ortes zu stärken. Das<br />

Raumprogramm umfasst verschiedene Sportnutzungen,<br />

administrative Bereiche, ein Hotel sowie eine in Verbindung<br />

mit dem Stadion stehende Veranstaltungs-Plaza.<br />

52<br />

The ‘Letzigrund’ stadium is situated in an area west of<br />

the district of Aussersihl, characterized by a conglomerate<br />

of large-scale urban structures of widely differing uses.<br />

The recently built stadium has lent a new significance to<br />

this hitherto anonymous part of the city of <strong>Zurich</strong>.<br />

The design project in the spring semester calls for a new<br />

sports forum to complement the stadium and to reinforce<br />

its role as a cultural focus of the area. The forum is to<br />

house various sports activities as well as a hotel, a large<br />

open space for sports-related events and administrative<br />

spaces.


Adrian Roesli<br />

Ariel Koechlin<br />

53<br />

2. Jahr Departement Architektur<br />

Wolfgang Schett


Entwurf v–viii<br />

3./4. Jahr<br />

Architectural Design v–viii<br />

3rd/4th Year<br />

Professor<br />

Kees Christiaanse<br />

Assistenz<br />

Kerstin Höger<br />

Thomas Kovári<br />

Nicolas Kretschmann<br />

Alexander Lehnerer<br />

Tommi Mäkynen<br />

Mark Michaeli<br />

Tim Rieniets<br />

Christian Salewski


Website<br />

www.christiaanse.arch.<br />

ethz.ch<br />

Studierende<br />

Davide Blasi<br />

Raphael Bollander<br />

Rosanna Borsotti<br />

Simone Cartier<br />

Kathrin Gimmel<br />

Nicolas Hugentobler<br />

Raphaela Hurschler<br />

Lorenz Müller<br />

Piet Nieder<br />

Katrin Pfaeffli<br />

Chantal Reichenbach<br />

Guillaume Yersin<br />

Übersicht strategisches Regelwerk<br />

Restrukturierung/ Konversion<br />

Visions for Yokohama<br />

Urbanity on the Waterfront<br />

Die spezielle Lage der Stadt Yokohama und ihre stadtnahen,<br />

obsolet gewordenen Hafennutzungen bieten<br />

ein exzellentes Potenzial für eine zukünftige Transformation<br />

der Waterfront in einen lebendigen urbanen Stadtteil.<br />

Daher fokussierte sich das «Special Urban Design<br />

Studio» auf eine strategische Entwicklung, die gross- und<br />

kleinmassstäbliche Interventionen, formelle Entwürfe<br />

und dynamische Prozesse in einen Langzeitplan für die<br />

Stadt einbindet.<br />

Nach einem «y-gsa/eth»-Workshop im September<br />

2007 in Yokohama erarbeiteten die Studierenden<br />

eine Gesamtstrategie für das Hafengebiet und gleichzeitig<br />

detaillierte Konzepte auf spezifischen Perimetern.<br />

Yamashita Pier<br />

Restrukturierung: Regelwerk<br />

neue Blocktypologie<br />

55<br />

Visions for Yokohama<br />

Urbanity on the Waterfront<br />

The specific location of the city of Yokohama and its<br />

obsolete close-to-the-city harbor facilities offer excellent<br />

opportunities for future development of the entire<br />

Yokohama harbor-front scenery into a lively urban neighborhood.<br />

Thus, the Special Urban Design Studio focused on a<br />

strategic plan for large and small scale interventions<br />

as well as formal and procedural design or designation of<br />

static and dynamic elements in a long-term cities program.<br />

After a y-gsa/eth workshop in Yokohama in September<br />

2007, the students prepared a strategy for the<br />

entire area and its smaller localities, mirroring detailed<br />

intervention concepts for the perimeter.<br />

Yamashita Pier<br />

Konversion: Visualisierung<br />

Yamashita Pier<br />

Konversion: strategisches Modell<br />

1:1 000<br />

Minato Mirai Pier<br />

Restrukturierung: Modell 1:500


Kees Christiaanse<br />

3./4. Jahr Departement Architektur<br />

Studierende<br />

Gianni Bonacina<br />

Stephanie Brunner<br />

Patrick Burri<br />

Pascal Dietschweiler<br />

Silvio Dürring<br />

Jonas Epper<br />

Salome Fravi<br />

Rosa Guyer<br />

Nadja Heitz<br />

Karin Hildingsson<br />

Qiqi Hu<br />

Gauthier Jaulin<br />

Luis Hilti<br />

Pascal Hendrickx<br />

Stefan Leiseifer<br />

Léa Mandallaz<br />

Michelle Meier<br />

Ruedi Mittner<br />

Eveline Schenkel<br />

Hannes Schmidt<br />

Tanja Schönborn<br />

Roger Sidler<br />

Elisabeth Wiesenthal<br />

Cheryl Wigger<br />

Corina Trunz<br />

Patrick Schlüter<br />

The London Guide<br />

to Urban Living<br />

Urban Research Studio<br />

Die Stadt London boomt. Sie ist wie ein Spiegel unserer<br />

Zeit, der, wie kaum eine andere Stadt Europas, die<br />

aktuellen gesellschaftlichen, ökonomischen und politischen<br />

Veränderungen reflektiert: Wandel vom Industrie- zum<br />

Dienstleistungsstandort, Wohnungsknappheit und Bevölkerungswachstum,<br />

steigende Einkommen und wachsende<br />

soziale Disparitäten, ethnische Vielfalt und anhaltende<br />

Terrorgefahr. Diese Bedingungen haben nicht nur zu einer<br />

enormen Bautätigkeit geführt und zur Entstehung neuer<br />

städtischer Situationen, sondern auch zu Tendenzen wachsender<br />

Segregation, Differenzierung und Überwachung.<br />

Das Urban Research Studio betrachtet London als<br />

ein grosses Labor, als einen «begehbaren Versuchsaufbau»,<br />

in dem wir zeitgenössische städtische Entwicklungen<br />

beobachten und untersuchen können. In diesem Versuchsaufbau<br />

sind wir Beobachter und Beteiligte, Aussenstehende<br />

und Insider, Wissenschaftler und Probanden<br />

zugleich.<br />

Das Studio arbeitete in <strong>Zürich</strong> und in London und<br />

setzte sich mit der Theorie der Stadt und dem Alltag<br />

vor Ort auseinander. Es verwendete empirische und investigative<br />

Untersuchungsmethoden sowie unterschiedliche<br />

Methoden der Darstellung und Dokumentation.<br />

Das Ergebnis waren drei Bücher für den London Guide<br />

to Urban Living: «Living Together Apart», «Mäander»<br />

und «London – 100 Tage Research». Eine Zusammenfassung<br />

in einem Band erscheint in Kürze.<br />

Canary Wharf vom Westen Canary Wharf als «Eisberg»:<br />

unterirdische Verbindung<br />

durch Erschliessung, Shopping<br />

und Parken<br />

«Security by Design»: polizeiliche<br />

Entwurfsrichtlinien führen zu<br />

Uniformität.<br />

56<br />

The London Guide<br />

to Urban Living<br />

Urban Research Studio<br />

London is booming. It is a mirror of our day and age that,<br />

unlike any other European city, reflects contemporary<br />

social, economic, and political changes: transformation<br />

from an industrial to a service base, housing shortages<br />

and population growth, rising incomes and increasing<br />

social disparity, ethnic variety and a heightened susceptibility<br />

to terrorist acts. These circumstances have led<br />

not only to enormous building activity and to the creation<br />

of new urban situations, but also to a tendency toward<br />

increasing segregation, differentiation, and surveillance.<br />

The Urban Research Studio sees London as a big<br />

laboratory, as a ‘walk-through test construct’ in which we<br />

can observe and investigate contemporary urban developments.<br />

In this test construct, we are at one and the same<br />

time observers and participants, outsiders and insiders,<br />

scientists and test subjects.<br />

The Studio worked in <strong>Zurich</strong> and London, examining<br />

urban theory and local everyday life. It combined<br />

empirical and investigative research methods and applied<br />

different methods of representation and documentation.<br />

The result were three books for The London Guide to<br />

Urban Living: ‘Living Together Apart’, ‘Mäander’ and<br />

‘London – 100 Tage Research’. A compilation into one slim<br />

volume is forthcoming.<br />

Isle of Dogs ohne private<br />

Ensembles: Verlust an öffentlichem<br />

Raum


Studierende<br />

Urban Research Studio<br />

Oscar Buson<br />

Emmanuel Diserens<br />

Dani Hässig<br />

Sebastian Hill<br />

Kaspar Kappeler<br />

Piero Knecht<br />

Jill Schmidheiny<br />

Studierende<br />

Urban Design Studio<br />

Fann Christinaz<br />

Jens Daldrop<br />

Cem Dutoit<br />

Ernst Christian<br />

Kaspar Hofer<br />

David Schneider<br />

Tanja Schönborn<br />

Roger Sidler<br />

Kathrin Sindelar<br />

Rafael Venetz<br />

Moskau<br />

Continuous Discontinuity<br />

Urban Research Studio/ Urban Design Studio<br />

Moskau war einst die Hauptstadt einer sozialistischen<br />

Weltmacht, heute beansprucht sie einen Platz unter den<br />

«Global Cities». In kürzester Zeit wurde die Stadt nach<br />

marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten umgebaut. Sie<br />

spiegelt die aktuellen gesellschaftlichen, ökonomischen und<br />

politischen Veränderungen in den postsozialistischen<br />

Ländern Osteuropas wider. Die damit verbundenen Veränderungen<br />

alter Stadtstrukturen sind aber ebenso wenig<br />

erforscht wie die rasante Entstehung von neuen. Das<br />

Urban Research Studio untersuchte anhand des Quartiers<br />

Baumanskaya diese Veränderungen. Für das Urban<br />

Design Studio bildete das Thema «Kontrolle und Laissez<br />

faire» im Städtebau den konzeptionellen Schwerpunkt,<br />

das heisst, in welchem Masse die Kontrolle oder Freiheit<br />

städtebaulicher Steuerung in der Stadtentwicklung<br />

Moskaus eingesetzt werden kann.<br />

Moskau, Gartenring<br />

Baumanskaya: Vorschlag<br />

Netzwerk öffentlicher Raum<br />

Moskaus Grundeinheit ist der<br />

Superblock.<br />

57<br />

Moscow<br />

Continuous Discontinuity<br />

Urban Research Studio/ Urban Design Studio<br />

Moscow once was the capital of a socialist empire. Today,<br />

it ranks among the ‘global cities’. In a very short time, the<br />

city transformed itself according to principles of a market<br />

economy. It reflects the current of society, economy and<br />

politics in Eastern Europe’s post-socialist cities. Neither the<br />

disappearance nor the emergence of new city structures<br />

has been yet investigated. The Urban Research Studio<br />

looked at these changes in Moscow’s Baumanskaya quarter.<br />

The Urban Design Studio set the focus on the question<br />

of ‘control & laisser-faire’: how much use can be made of<br />

control and freedom in an urban design strategy for<br />

Moscow?<br />

Baumanskaya, ein strategischstrukturelles<br />

Modell für Moskau<br />

Baumanskaya, Kurskaya:<br />

Visualisierung öffentlicher Raum<br />

3./4. Jahr Departement Architektur<br />

Kees Christiaanse


Entwurf v–viii<br />

3./4. Jahr<br />

Architectural Design v–viii<br />

3rd/4th Year<br />

Professor<br />

Roger Diener<br />

Jacques Herzog<br />

Marcel Meili<br />

Pierre de Meuron<br />

Lehrbeauftragter<br />

Dr. Christian Schmid<br />

Assistenz<br />

Mathias Gunz<br />

Manuel Herz<br />

Rolf Jenni<br />

Christian Müller Inderbitzin<br />

Ligia Nobre<br />

Shadi Rahbaran<br />

Milica Topalovic


Website<br />

www.nsl.ethz.ch/basel<br />

above:<br />

City Within a City –<br />

Public transport as urban<br />

generator, Manuel Guth,<br />

Chasper Schmidlin<br />

below:<br />

City Edge 1: Lamkansa<br />

Tamara Bertone, Nora<br />

Marti<br />

left:<br />

Photography by<br />

Bas Princen<br />

Hongkong – Casablanca Hong Kong – Casablanca<br />

Im Frühjahrsemester 2008 hat das Studio früher begonnene<br />

Untersuchungen in zwei Städten fortgesetzt, deren<br />

jüngste Geschichte abseits gängiger Muster globaler Urbanisierungsprozesse<br />

verlief. Hongkong, einer der wirtschaftlichen<br />

Hubs Asiens, ist eine Stadt, die ihre Rolle<br />

nach der Übergabe an China 1997 neu definiert; Casablanca,<br />

der grösste nordafrikanische Hafen, ist eine<br />

Stadt, in der überlieferte, durch ländliche Migration bedingte<br />

Wachstumsformen auf zeitgenössische Formen<br />

der Urbanisierung und internationales Investment treffen.<br />

Der rote Faden, der diese beiden Städte verbindet, ist<br />

die historische Präsenz westlicher Einflüsse, die uns erlaubten,<br />

die Konsequenzen der Auseinandersetzungen zwischen<br />

Modernisierung, Globalisierung und lokalen Traditionen<br />

zu beobachten. Ein weiteres Augenmerk galt der<br />

Beziehung zwischen formellen und informellen Energien<br />

und ihren Einflüssen auf das Leben, den Handel und die<br />

Bewegungen der Menschen in einer Stadt.<br />

Hongkong<br />

Eine Metapher beschreibt Hongkong als Hafenstadt «für<br />

Waren und für Menschen». Seit den 1950er Jahren hat<br />

Hongkong als Tor zwischen China und dem Rest der Welt<br />

ein beispielsloses Wachstum erfahren, das durch einen<br />

konstanten Fluss wirtschaftlicher und politischer Flüchtlinge<br />

vom Festland unterstützt wurde. Um einen raschen<br />

Ausbau des Wohnraums für die zuziehende Bevölkerung<br />

zu gewährleisten, waren kontinuierlich architektonische<br />

und urbanistische Innovationen notwendig. Lebensweisen<br />

und der Einsatz von Architekturen mit hoher Dichte –<br />

vom Turm bis zur Megaform –, durch Infrastrukturprojekte<br />

bedingte Stadtentwicklung, das Zusammenwirken öffentlicher<br />

Institutionen und privater Akteure in der Stadt,<br />

die wachsende Bedeutung von Geschichte und Denkmalpflege<br />

versus den Profit kommerzieller Projekte und<br />

die Verbindungen zu Festland-China – das waren die<br />

Themen der Untersuchungen am Studio Basel.<br />

Casablanca<br />

Wegen seiner strategischen Lage an der Atlantikküste ist<br />

Casablanca, ähnlich wie Hongkong, eine der ältesten<br />

Global Cities. Seit Beginn des letzten Jahrhunderts, zuerst<br />

unter Französischem Protektorat und seit 1956 als Marokkos<br />

wirtschaftliches Zentrum, hat die Stadt ein explosives<br />

Wachstum erfahren und hat heute rund 4 Millionen Einwohner.<br />

Bis in die Gegenwart zieht Casablanca jährlich<br />

rund 300000 neue Einwohner an, die aus ländlichen<br />

Regionen in die Stadt ziehen. Das Bild der heutigen Stadt<br />

Casablanca setzt sich gleichermassen aus moderner<br />

Architektur, zeitgenössischen Entwicklungen und den informellen<br />

Bidonvilles, die über das ganze Stadtgebiet<br />

verteilt sind, zusammen. Die Untersuchungen fokussierten<br />

sich auf die wichtigsten Akteure einer noch immer<br />

rasanten Stadterweiterung: private Projektentwickler, welche<br />

die Bedürfnisse einer mehr und mehr wohlhabenden<br />

Mittelschicht bedienen, der Staat, der gegen die schlechten<br />

Lebensbedingungen in informellen Siedlungen antritt<br />

und schliesslich eher informelle Akteure, die vom starken<br />

Migrationsfluss zu profitieren versuchen.<br />

59<br />

In 2008, Studio Basel continued its previous investigations<br />

in two cities whose recent histories set them apart from<br />

general patterns of global urbanization. Hong Kong, one<br />

of Asia’s economic hubs, is a city currently redefining<br />

its role after the 1997 handover to China; Casablanca, the<br />

largest North African port, is a city in which ancient<br />

models of rural migratory growth confront contemporary<br />

urbanization and international investments. The thread<br />

that links these cities is the historical presence of Western<br />

European influence, which enabled us to study the<br />

aftermath of struggles between modernization, globalization<br />

and local tradition. Another focal topic was the<br />

relationship between formal and informal energies of<br />

transformation, which impact the ways people live,<br />

trade or move in a city.<br />

Hong Kong<br />

A metaphor describes Hong Kong as port city, both ‘for<br />

goods and for people’. Since 1950s, as a gateway between<br />

China and the rest of the world, Hong Kong has<br />

experienced unprecedented growth aided by an endless<br />

stream of economic and political migrants from the mainland.<br />

Continual architectural and urban innovation<br />

was required to enable rapid urban construction and house<br />

the incoming population. Themes central to Studio<br />

Basel’s investigations were: ways of life and occupation in<br />

high-density architectural forms ranging from towers to<br />

mega-structures; urban development driven by new infrastructure;<br />

cooperation between public authorities and<br />

private initiatives in the city; the growing importance of<br />

history and heritage versus the benefits of commercial<br />

development; and the links to mainland China.<br />

Casablanca<br />

Similar to Hong Kong, due to its strategic position on<br />

the Atlantic, Casablanca is one of the world’s oldest<br />

‘global cities’. Since the beginning of the last century, first<br />

as a French protectorate and later as Morocco’s economic<br />

centre since 1956, the city has experienced explosive<br />

growth, to approximately 4 million today. Still, Casablanca<br />

continues to attract 300000 new inhabitants annually,<br />

migrating from rural hinterlands. The image of Casablanca<br />

is composed equally of modern architecture, contemporary<br />

development and informal bidonvilles, dispersed<br />

throughout the city and along its shifting perimeter.<br />

The research focused on the main protagonists of the<br />

city’s rapid expansion: private developers, meeting the<br />

demands of an increasingly wealthy middle class, the state,<br />

grasping with the poor living conditions of informal<br />

settlements and finally informal actors, who profit from<br />

the strong migration flows.<br />

3./4. Jahr Departement Architektur<br />

Roger Diener, Jacques Herzog, Marcel Meili, Pierre de Meuron


Roger Diener, Jacques Herzog, Marcel Meili, Pierre de Meuron<br />

3./4. Jahr Departement Architektur<br />

Nairobi Nairobi<br />

Können wir Nairobi als gewöhnliche Stadt denken?<br />

Können wir erforschen, wie die Stadt funktioniert, in dem<br />

wir beobachten, wie die Menschen leben, arbeiten und<br />

sich durch die Stadt bewegen? Können wir die vorherrschende<br />

Untersuchungsmethode einer «Afrikanischen Stadt»<br />

hinterfragen, die hauptsächlich auf Aspekte einer Entwicklungsthematik<br />

und auf fundamentale Gegensätze wie<br />

Formal und Informell fokussiert? Dieser dominierende<br />

Ansatz, den wir in diversen Beispielen urbaner Stadtforschung<br />

im Kontext des afrikanischen Kontinents beobachten,<br />

kann die sehr viel differenzierteren Situationen<br />

im städtischen Gefüge nicht erfassen, verfällt in eine<br />

Wiederholung altbekannter Klischees und kommt einer<br />

Replizierung eines (neo-) kolonialen Standpunktes<br />

gefährlich nahe.<br />

60<br />

Can we think of Nairobi as an ordinary city? Can we<br />

study Nairobi in terms of its basic human activities? Can<br />

we investigate how the city functions, by looking at<br />

how people live and work or how people move through<br />

the city? Can we challenge the predominant way of<br />

approaching ‘the African City’ which focuses mainly on<br />

issues of development, disparate temporalities and<br />

binary opposites such as formal/informal? This approach,<br />

which we have observed in recent examples of urban<br />

portraits on the African continent, fails to register the complexities<br />

on the ground, reverting to a mere repetition<br />

of clichés and coming dangerously close to replicating a<br />

(neo-) colonialist standpoint.


61<br />

from left to right:<br />

Atlas of Nairobi<br />

collaborative research by<br />

all students<br />

A City without a Master Plan<br />

Gideon Aschwanden, Martina<br />

Vogel<br />

Architectural Legacy of the 1970s<br />

Daniel Klos, Jeanine Roschi<br />

from left to right:<br />

The Industrial Area<br />

Atsuko Koyama, Hannes<br />

Rutenfranz<br />

Waste Network<br />

Sarah Birchler, Samuel Zumsteg<br />

Pentecostal Churches<br />

Andreas Kopp, Christoph Rauhut<br />

from left to right:<br />

The Identity of Kibera<br />

Andres Herzog, Jens Jaschek<br />

Green Nairobi: Urban Nature<br />

Simon Filler, Corinne Weber<br />

Somalian Community in<br />

Eastleigh<br />

Nino Soppelsa, Nicola Nett<br />

from left to right:<br />

un & ngos in Nairobi<br />

Silvio Brunner, Vincent Bowman<br />

Matatu Culture<br />

Juerg Burger & Reto Naf<br />

Slum Upgrading<br />

Ralf Figi, Karin Wegmann<br />

3./4. Jahr Departement Architektur<br />

Roger Diener, Jacques Herzog, Marcel Meili, Pierre de Meuron


Entwurf mit integrierten<br />

Disziplinen v–viii<br />

3./4. Jahr<br />

Architectural Design<br />

and Technology v–viii<br />

3rd/4th Year<br />

Professor<br />

Gregor Eichinger<br />

Assistenz<br />

Christiane Agreiter<br />

Christian Brunner<br />

Leonore Daum<br />

Markus Jung<br />

Esther Righetti<br />

Max Roth<br />

Eberhard Tröger


Website<br />

www.bof.arch.ethz.ch<br />

Bauherrin Christa de Carouge<br />

Modedesignerin<br />

Benutzeroberfläche User Surface<br />

Die Semesteraufgaben des Lehrstuhls für Benutzeroberfläche<br />

haben immer mit konkreten Auftraggebern zu<br />

tun. Die Projekte sind meist fiktiv, die Menschen, für die<br />

entworfen wird, jedoch real.<br />

Die Bauherren stehen zu Semesteranfang für Fragen<br />

zur Verfügung und sie sind bei der Schlusspräsentation<br />

das Zielpublikum aller Anstrengungen. So entsteht eine<br />

realistische Situation in Bezug auf die Auseinandersetzung<br />

mit den Bedürfnissen und Ansprüchen von<br />

Auftraggebern.<br />

Wir erforschen die Bedürfnisse des Menschen mittels<br />

Traditionen und Rituale, die Definitionen von Rauminhalten,<br />

die Dimensionen des Raumes und der körpernahen<br />

Raumelemente, die Materialien, Oberflächen,<br />

Texturen, das Licht, den Geruch, den Schall.<br />

Bauherr Thomas Held<br />

Direktor Avenir Suisse<br />

Bauherrin Bice Curiger<br />

Kuratorin Kunsthaus <strong>Zürich</strong><br />

63<br />

The semester projects at the professorship of «Benutzeroberfläche»<br />

(User Surface) always deal with real clients.<br />

Whereas the projects are usually notional, the people for<br />

whom the design is planned are real.<br />

Right at the start of the semester, the clients are available<br />

for questions and briefing and at the final presentation,<br />

they are the audience of all efforts. The goal of this<br />

simulated market-driven relationship is to achieve a<br />

realistic situation in terms of contending with client needs<br />

and demands.<br />

We explore the requirements of human beings by the<br />

means of traditions and rituals, the definition of the<br />

spatial content, the dimensions and elements surrounding<br />

us, materials, surfaces, textures, light, odors, acoustics.<br />

Bauherr Ferdinand Schretter<br />

Werbefachmann<br />

Bauherrin Uta Gruenberger<br />

Autorin und Salondame<br />

Bauherren Susanne Bisovsky,<br />

Modedesignerin und<br />

Joseph Gerger, Schuhdesigner


Gregor Eichinger<br />

3./4. Jahr Departement Architektur<br />

Bauherrschaft<br />

Bice Curiger<br />

Kuratorin Kunsthaus<br />

<strong>Zürich</strong><br />

Ferdinand Schretter<br />

Werbefachmann<br />

Christa de Carouge<br />

Modedesignerin<br />

Thomas Held<br />

Direktor Avenir Suisse<br />

Jens Gerber und Nicolas Guex<br />

Alles, was ich weiss Everything I Know<br />

Vier Persönlichkeiten, die durch ihre grosse und aussergewöhnliche<br />

Lebenserfahrung inzwischen genau wissen,<br />

worauf es ihnen in ihrer direkten gebauten Umgebung<br />

idealerweise ankommt, sollte ein ganz persönliches Stück<br />

Architektur nach deren individuellen Wünschen und<br />

Bedürfnissen «auf den Leib geschneidert» werden.<br />

Es ging darum, aus dem grossen Erfahrungsschatz der<br />

unterschiedlichen «Bauherr(inn)en» zu lernen, was für sie<br />

die Essenz ihrer architektonischen Umgebung ausmacht<br />

und wie diese im Entwurf umgesetzt werden kann.<br />

Cem Dutoit<br />

Christoph Hefti<br />

64<br />

Four personalities, with extraordinary life experiences and<br />

a clear awareness of what is ideal as their built environment,<br />

acted as our clients. According to the clients’ wishes<br />

and needs, individually tailored architectural projects<br />

were developed.<br />

Special attention was given to the clients’ rich experiences,<br />

to what makes a place more desirable to live in<br />

rather than another and to how to translate these experiences<br />

into a customized project.<br />

Jung Min Choi


Bauherrschaft<br />

Uta Gruenberger<br />

Autorin und Salondame<br />

Susanne Bisovsky,<br />

Modedesignerin<br />

Joseph Gerger,<br />

Schuhdesigner<br />

André Schmid<br />

Stadt Land Kultur Echo City Country Culture Echo<br />

Für zwei «Bauherrschaften», die eine starke Beziehung<br />

sowohl zur urbanen Kultur des Stadtlebens als auch<br />

zu den ursprünglichen Traditionen des Landlebens haben,<br />

sollte je ein Stück Architektur geplant werden, das<br />

ihren ganz individuellen Wünschen und Bedürfnissen im<br />

Spannungsfeld Stadt-Land Rechnung trägt und die<br />

gegenseitige Befruchtung dieser beiden Lebensfelder<br />

thematisiert.<br />

Die Entwurfsprogramme kreisten um die Begriffe<br />

Brauchtum, Tradition, Mode, Landschaft, Agrar, Eleganz<br />

und Kraft alter Rituale.<br />

Simon Kraus und Michael Reiterer<br />

Dario Frieden und Mick Schneider<br />

Nicole Renz<br />

65<br />

Our clients cultivate a strong relationship among different<br />

ways of life at the same time. On the one hand<br />

side, their lived context is set within the urban fabric and<br />

high culture, and on the other hand side; they live<br />

on the country that is marked by traditions and native<br />

culture. The focal point was a symbiotic design process,<br />

developed in accordance to the clients’ wishes and needs,<br />

which addressed the best of both living environments<br />

as complementary within one project.<br />

The design brief evolved around terms such as:<br />

tradition, fashion, countryside, agrarian, elegance and<br />

the vigor of ancient rituals.<br />

3./4. Jahr Departement Architektur<br />

Gregor Eichinger


Gregor Eichinger<br />

Forschung Departement Architektur<br />

Benutzeroberfläche User Surface<br />

Die Forschung im Wahlfach bof! «Benutzeroberfläche»<br />

beschäftigt sich mit den physischen, psychischen,<br />

emotionalen und spirituellen Beziehungen zwischen der<br />

Architektur und dem Mensch mit seinen Bedürfnissen.<br />

Die Analyse und aktive Auseinandersetzung mit der<br />

Benutzeroberfläche zielt auf eine Stärkung der Sensibilität<br />

für die emotionale Kommunikation mit unserer<br />

architektonischen Umgebung und deren Gestaltung.<br />

Architektur soll nicht nur als abstraktes räumlichästhetisches<br />

Phänomen verstanden, sondern direkt mit<br />

allen Sinnen erfahren werden.<br />

Wie nehmen wir einen Raum ganzheitlich wahr, und<br />

wie kann eine Stimmung oder Atmosphäre verstanden<br />

und darauf aufbauend selbst konstruiert werden?<br />

Die «Benutzeroberfläche» fungiert hier als «Interface»<br />

zwischen Mensch und Architektur. Sie macht die<br />

direkte und intuitive Kommunikation zwischen den<br />

Dingen und ihren Benutzern möglich. Durch breitgefächerte<br />

Analysen soll diesem unmittelbaren Verhältnis<br />

nachgespürt werden. Bei der Forschungsarbeit liegt<br />

daher ein Schwerpunkt auf Medien wie Film, Video und<br />

Fotografie, die diesen sinnlich-emotionalen Zugang<br />

spielerisch und spontan erfahrbar machen.<br />

Seit sich mit Beginn der architektonischen Moderne<br />

der Schwerpunkt der Architekturwahrnehmung weg<br />

von der physischen Präsenz der Oberflächen eines Bauwerkes<br />

und hin zu abstrakten Phänomenen wie Raum<br />

verschoben hat, gibt es ein Manko in der direkten körperlichen<br />

und emotionalen Vermittlung zwischen Mensch<br />

und Architektur.<br />

Die Forschung beschäftigt sich mit der didaktischen<br />

Vermittelbarkeit eines sinnlichen Zugangs im Entwurfsprozess.<br />

Die filmische Arbeit hat sich dabei als ein sehr<br />

geeignetes Mittel erwiesen. Sie ist durch die Fokussierung<br />

auf die subjektive körperliche Wahrnehmung imstande,<br />

die Sinnlichkeit von Räumen atmosphärisch<br />

zu beschreiben. Darüber hinaus kann der Film, wie<br />

kaum ein zweites Medium, Strömungen des Zeitgeistes<br />

emotional spürbar machen und in die Zukunft vorausdenken.<br />

Ziel der Forschungsarbeit ist es daher zu untersuchen,<br />

wie mit Medien wie Film und Video eine nachvollziehbare<br />

Systematik erarbeitet werden kann, sich die Sinnlichkeit<br />

eines architektonischen Raumes im zeitgenössischen<br />

Umfeld bewusst zu machen, und wie die daraus gewonnenen<br />

Erkenntnisse für die (Entwurfs-)Lehre nutzbar<br />

gemacht werden können.<br />

Ausserdem informiert die lehrstuhleigene Online-<br />

Datenbank «bof! Materialworld» über eine grosse Anzahl<br />

von konventionellen wie innovativen Materialien und<br />

66<br />

The elective ‘User Interface’ deals with research into the<br />

physical, psychological, emotional and spiritual relationship<br />

among architecture, people and their needs.<br />

This analysis of the user interface aims to improve<br />

sensitivity to emotional communication within our<br />

architectural environment. Architecture is not only seen<br />

as an abstract spatial aesthetic phenomenon, but is to<br />

be experienced directly with all senses.<br />

How do we perceive an architectural space holistically?<br />

How can ambience and atmosphere be conceived,<br />

and, based on this perception, how can they consciously<br />

be designed?<br />

User Interface works as an interface between people<br />

and architecture, thus enabling a direct and intuitive<br />

communication between things and their users. In the<br />

elective, this immediate relationship is subject to<br />

extensive research, which is subsequently interpreted and<br />

visualized through film, video and photography,<br />

allowing the experience of an emotional approach in a<br />

spontaneous and playful manner.<br />

Since the beginning of architectural modernism,<br />

perception has shifted away from the physical presence<br />

of the surfaces of a building to more abstract phenomena<br />

such as space, leaving a deficiency in the direct<br />

physical and emotional relationship between people<br />

and architecture.<br />

The research deals with the didactic communication<br />

of a sensual approach during the design process. In<br />

this regard, film has proven itself to be a very suitable<br />

Wahlfacharbeiten bof! Filme<br />

medium. It is capable of describing the sensuality<br />

of architectural space atmospherically by focusing on<br />

subjective physical perception. Beyond that, film,<br />

unlike any other medium, is able to convey a feeling of<br />

Zeitgeist emotionally and to project this into the future.<br />

The main goal is to develop a comprehensive,<br />

systematic approach through media such as film and<br />

video to perceive the sensuality of an architectural<br />

space in the contemporary context, and to explore how<br />

these findings can be used in the design and teaching<br />

processes.<br />

Additionally, the Chair’s online database ‘bof! materialworld’<br />

portraits a wide range of conventional and innovative<br />

materials and their deployment. By giving a broad


deren Anwendungsbereiche. Die Datenbank hilft, einen<br />

Überblick über die Welt der Materialien zu gewinnen,<br />

und bietet für nähere Informationen direkte Links zu<br />

wichtigen Herstellern und Produzenten an.<br />

«bof! Materialworld» steht in direktem Zusammenhang<br />

mit der am Lehrstuhl existierenden physischen Materialsammlung,<br />

die kontinuierlich weiter ausgebaut wird.<br />

Sie ermöglicht, Materialmuster direkt physisch zu überprüfen,<br />

und dient als Inspirationsquelle für die vertiefte<br />

Bearbeitung der Benutzeroberfläche.<br />

Das Prinzip «Bauherr»<br />

Am Lehrstuhl bof! «Benutzeroberfläche» steht die Beziehung<br />

der Architektur mit ihrem Benutzer im<br />

Mittelpunkt von Forschung und Lehre. In die fiktiven<br />

Semesterentwurfsaufgaben werden daher reale «Bauherren»<br />

einbezogen. Mit ihrem Spezialwissen und ihrer<br />

persönlichen Aussensicht stehen sie den Studierenden<br />

als Ansprechpartner zur Verfügung und konfrontieren sie<br />

mit der Sicht des Nutzers. Dadurch bietet sich die<br />

Möglichkeit, vernetztes interdisziplinäres Arbeiten zu<br />

fördern; die interaktive und soziale Komponente im<br />

architektonischen Gestaltungsprozess wird thematisiert<br />

und die Ergebnisse werden laufend dokumentiert.<br />

bof! Bauherren seit 2004: Doris Knecht (Journalistin),<br />

Lucy McEvil (Diseuse), Peter Noever (Designer,<br />

Geschäftsführer und künstlerischer Leiter mak, Wien),<br />

Peter Fischer (eth Alumni), W. Michael Satke (Gastronom),<br />

Simon Lutz (Gastronom), Claude Nicollier<br />

Online Datenbank<br />

«bof! Materialworld»<br />

(Astronaut), Madeleine Berkhemer (Künstlerin), Lori Hersberger<br />

(Künstler), Zilla Leutenegger (Künstlerin),<br />

Jörg Arnold (Hotelier Hotel Zum Storchen, <strong>Zürich</strong>),<br />

Dr. Thomas B. Brunner (Besitzer Hotel Greulich,<br />

<strong>Zürich</strong>), Dario Fumagalli-Bärtschi (Hotelier Hotel Eden<br />

Au Lac, <strong>Zürich</strong>), Reinhard Ahlborn (bmw), Antonio<br />

Boix (Porsche), Bruno Redelberger (Audi ag), Bice Curiger<br />

(Kuratorin), Christa De Carouge (Modedesignerin),<br />

Thomas Held (Direktor des Think Tanks «Avenir Suisse»),<br />

Helmut Ferdinand Schretter, (Werbefachmann), Susanne<br />

Bisovsky (Modedesignerin), Joseph Gerger (Modedesigner),<br />

Uta Gruenberger (Salondame).<br />

67<br />

overview, the database supports our understanding of<br />

the material world. More detailed information is provided<br />

via links to important producers and manufacturers.<br />

‘bof! materialworld’ stands in direct connectivity to<br />

the Chair’s existing material collection. As a source of<br />

inspiration, the physical sample library enables students<br />

to research and experience materials on a one to one<br />

basis.<br />

The ‘Client’ Principle<br />

At the Chair for User Interface, the relationship of<br />

architecture and its users stands at the center of research<br />

and teaching. Real ‘clients’ therefore accompany each<br />

fictitious semester project. The clients with their specialized<br />

knowledge and their personal viewpoint are<br />

partners in dialogue with the students and confront them<br />

with the view of the user. At the same time, this interaction<br />

promotes an idea of networking and interdisciplinary<br />

work. Thus, the interactive social component of<br />

the architectural design process is addressed and the results<br />

are continuously documented.<br />

Our ‘clients’ since 2004 include: Doris Knecht (journalist),<br />

Lucy McEvil (singer, actress, diva and dj),<br />

Peter Noever (designer, ceo and artistic director mak,<br />

Wien), Peter Fischer (eth alumni), W. Michael Satke<br />

(gastronome, restaurant operator), Simon Lutz (gastronome,<br />

restaurant operator), Claude Nicollier (astronaut),<br />

Madeleine Berkhemer (artist), Lori Hersberger (artist),<br />

Zilla Leutenegger (artist), Jörg Arnold (hotel manager<br />

Hotel Zum Storchen, <strong>Zurich</strong>), Dr. Thomas B. Brunner<br />

(owner Hotel Greulich, <strong>Zurich</strong>), Dario Fumagalli-Bärtschi<br />

(hotel manager Hotel Eden Au Lac, <strong>Zurich</strong>), Reinhard<br />

Ahlborn (bmw), Antonio Boix (Porsche), Bruno Redelberger<br />

(Audi ag), Bice Curiger (curator), Christa De<br />

Carouge (fashion designer), Thomas Held (director of<br />

think tank ‘Avenir Suisse’), Helmut Ferdinand Schretter,<br />

(ceo advertising agency), Susanne Bisovsky (fashion<br />

designer), Joseph Gerger (fashion designer), Uta Gruenberger<br />

(socialite).


Entwurf v–viii<br />

3./4. Jahr<br />

Architectural Design v–viii<br />

3rd/4th Year<br />

Professor<br />

Christophe Girot<br />

Assistenz<br />

Isabelle Duner<br />

Alexandre Kapellos<br />

Frédéric Rossano


Website<br />

www.girot.arch.ethz.ch<br />

Übersichtsplan Rhein-Delta<br />

Antonio Sassano, Philipp Urech<br />

links:<br />

Detail des Konzeptmodells<br />

Sacha Michael Fahrni,<br />

Marcus Wieser<br />

LandFlow – eine neue<br />

Architektur der Landschaft<br />

für das Rhein-Delta<br />

Dieser Entwurfskurs in der Landschaftsarchitektur befasst<br />

sich mit der Neudefinierung des Rhein-Deltas, wo der<br />

Alpenrhein in den Bodensee mündet. Studierende entwerfen<br />

eine neue Wasserlandschaft unter der Berücksichtigung<br />

dynamischer Prozesse des Flusslaufs, saisonaler<br />

Seepegelschwankungen und fortwährender Sedimentationsablagerungen.<br />

Sie müssen Position beziehen, wie<br />

solche Prozesse Topographie, Vegetation, Infrastrukturen<br />

und Aktivitäten beeinflussen. Die daraus resultierenden<br />

Projekte bedienen sich der Wasserdynamik, um eine stetig<br />

sich verändernde Umgebung zu schaffen, die unterschiedliche<br />

Programme und Transformationen aufnehmen<br />

kann. Das Studio konzentriert sich auf den Entwurf neuer<br />

Landschaftsräume, die vom Menschen aktiv genutzt<br />

werden, mit der Anwendung von natürlichen als auch<br />

mechanischen Veränderungen, unter der Berücksichtigung<br />

hydrologischer Bedingungen von Fluss und See sowie<br />

der Zersiedelung der Landschaft des Rhein-Deltas.<br />

Wasserstände des neuen Flusslaufs<br />

Pascal Babey, Elvira Lucchi<br />

Schnittansicht, Jung Min Choi,<br />

Christoph von Mach<br />

69<br />

LandFlow – a New Architecture<br />

of the Landscape<br />

for the Rhine Delta<br />

The studio in Landscape Architecture is about redefining<br />

landscape of the Rhine delta, where the Alpenrhein<br />

meets the Bodensee. Students are to design a new Waterscape<br />

while taking into account the dynamic principles<br />

of river flow, lake movement and sediment deposit over<br />

time. They have to take positions on how it influences<br />

topography and vegetation as well as infrastructures and<br />

human activities. The resulting designs work with the<br />

water forces at stake to create a rapidly changing and<br />

evolving environment, open to a multiplicity of uses and<br />

transformations. The studio focuses on the design of<br />

new landscape spaces in relation to human activity, combining<br />

both natural and technical transformations,<br />

taking into account both the hydrologic requirements of<br />

river and lake as well as urban sprawl over the delta.<br />

3./4. Jahr Departement Architektur<br />

Christophe Girot


Christophe Girot<br />

3./4. Jahr Departement Architektur<br />

Topographisches Konzeptmodell<br />

Schaum CNC-gefräst<br />

Jung Min Choi, Christoph von Mach<br />

Entwurfsmittel Design Tools<br />

Das Designstudio nutzt die Synergien zwischen Landschaftsentwurf<br />

und computergesteuerten (cnc) Maschinen<br />

als Werkzeuge für Studierende zum Modellieren im Entwurfsprozess.<br />

Hauptziel des Kurses ist das Erlangen einer<br />

hohen Kompetenz in «caad-cam»-Technologie sowie<br />

die Architekten mit dem Landschaftsentwurf und der Problematik<br />

grossmassstäblicher topographischer Eingriffe<br />

vertraut zu machen. Die angewandten Technologien sind<br />

exzellente Mittel der Verifizierung und Visualisierung.<br />

Modellierungsdetail Situationsmodell,<br />

Schaum CNC-gefräst<br />

Kirstyn Lindsay, Sibèlle Urben<br />

70<br />

The design studio uses the synergies between landscape<br />

design and computer numerically controlled (cnc)<br />

machines as modeling tools for students in the design<br />

process. The aim of the course is to develop skills in<br />

caad-cam technologies and to familiarize architects with<br />

landscape design and the problematic of large-scale<br />

topographical interventions. These technologies provide<br />

excellent verification and visualization tools.<br />

Situationsmodell, Schaum<br />

CNC-gefräst, Kirstyn Lindsay,<br />

Sibèlle Urben


Landschaftssequenz, Jung Min Choi,<br />

Christoph von Mach<br />

Flusslandschaft, Chantal Herrmann,<br />

Cristina Picenoni<br />

Visualisierung des neugeplanten<br />

Deltas, Antonio Sassano,<br />

Philipp Urech<br />

Ein weiterer Schwerpunkt des Studios ist die Entwicklung<br />

neuer Landschaftsbilder. Die Studierenden sind aufgefordert,<br />

Themen wie Flusslandschaft und Seelandschaft<br />

planerisch und visuell umzusetzen. Somit können Aussagen<br />

zur atmosphärischen Wirkung eines Ortes und<br />

dessen Wahrnehmung durch den Betrachter gemacht<br />

werden.<br />

71<br />

Another emphasis of the studio is the development of<br />

new visions of landscape. The students are to define<br />

river and lake landscape typologies both spatially and in<br />

terms of programmatic uses. An atmospheric representation<br />

demonstrates the visitor’s perception of place.<br />

Stimmungsbild, Olivia Martin,<br />

Marc Pancera


Christophe Girot<br />

Forschung Departement Architektur<br />

Initiator<br />

Churer Seeverein<br />

Projekt<br />

eth <strong>Zürich</strong>,<br />

Institut für Landschaftsarchitektur,<br />

Prof. Christophe Girot<br />

Martina Voser<br />

Isabelle Duner<br />

Alexandre Kapellos<br />

Studierende<br />

Thies Brunken<br />

Jin-Woo Lee<br />

Christoph Oberholzer<br />

Chris Stepan<br />

Evran Alpere (erste Phase)<br />

Begleitende Fachpersonen<br />

Joseph Sauter,<br />

Raumplaner fsu<br />

Jakob Grünenfelder,<br />

Umweltnaturwissenschafter<br />

eth<br />

Peter Göldi,<br />

Stadtarchitekt Chur<br />

Benno Zarn,<br />

Leiter des BearbeitungsteamsEntwicklungskonzept<br />

Alpenrhein<br />

ChuRivages<br />

Eine Wasserlandschaft für<br />

den Churer Rossboden<br />

«ChuRivages» ist ein Landschaftsprojekt für den Rossboden<br />

bei Chur, das ein Entwurfsteam mit Studierenden<br />

in Form eines freien Diplomwahlfaches entwickelte.<br />

Das Projekt entstand in enger Zusammenarbeit mit Spezialisten<br />

und verantwortlichen Planern der Stadt Chur;<br />

finanziert wurde die Arbeit teilweise von der Stadt Chur.<br />

Das Projekt ist die Fortsetzung und Vertiefung der Entwurfsserie<br />

«Waterscape», in dessen Rahmen sich die Professur<br />

Girot seit 2005 mit der Gestaltung von Schweizer<br />

Flusslandschaften befasst. Die in den früheren Entwurfssemestern<br />

entwickelten Methoden konnten anhand<br />

dieser konkreten Aufgabe überprüft und angewandt<br />

werden.<br />

Ziel des Projektes ist die Umnutzung des heutigen<br />

Waffenplatzes zu einer Wasserlandschaft und die<br />

Ausarbeitung eines Vorschlags für eine hochwertige städtebauliche<br />

Entwicklung von Chur und Felsberg. Im<br />

Rahmen des Forschungsprojektes sollten anhand eines<br />

konkreten Projektes die möglichen Grenzen und<br />

Massstäbe der Landschaftsarchitektur ausgelotet werden.<br />

Masterplan<br />

Das Projekt sieht vor, den Rhein näher zur Stadt Chur<br />

hin zu rücken, so dass dieser zu einer neuen Stadtkante<br />

wird. Gleichzeitig kann jenseits des neuen Flusslaufs<br />

Rossboden Chur: heutige Nutzungen<br />

(links), potenzielle Nutzungen<br />

einer Wasserlandschaft (rechts)<br />

Detailschnitte durch das Projektgebiet<br />

72<br />

ChuRivages<br />

A Water Landscape for the<br />

Rossboden District of Chur<br />

‘ChuRivages’ is a landscape project for the Rossboden in<br />

Chur, which a design team developed with students<br />

within the framework of an elective associated with the<br />

thesis project. The project was developed in close<br />

cooperation with specialists and city planners and financed<br />

to an extent by the city of Chur. It is the continuation<br />

and further investigation of themes dealt with in the design<br />

series ‘Waterscape’, the setting through which the<br />

Chair of Professor Girot has addressed the design of Swiss<br />

river landscapes since 2005. The methods developed in<br />

earlier design semesters were to be tested and applied to<br />

a real context.<br />

The goal of the project was to reuse a current military<br />

training area by transforming it into a water landscape<br />

and a new high-quality urban development for Chur and<br />

neighbouring Felsberg. One part of this research project<br />

was to determine the possible boundaries and scales of<br />

the landscape architecture using a concrete design brief.<br />

Master Plan<br />

The project envisages rerouting the Rhine River closer to<br />

Chur to define the new edge of the city. At the same<br />

time, a large, area of water with multiple functions will<br />

successively emerge across the new course of the river.<br />

The existing hedge structure will be assimilated and define<br />

the urban structure of the area. These fundamental<br />

gestures will give the area between the current edge of the


Zum Forschungsprojekt<br />

entstand ein Heft der<br />

Schriftenreihe «Pamphlet»:<br />

Pamphlet 10, Design:<br />

«ChuRivages – eine Wasserlandschaft<br />

für den<br />

Churer Rossboden», <strong>Zürich</strong><br />

gta Verlag, 2008.<br />

Der neue Churer Rossboden:<br />

Modellfoto (links), Masterplan<br />

(rechts)<br />

Schnitt durch die Auenlandschaft<br />

sukzessive eine grosse, vielfältig nutzbare Wasserfläche<br />

entstehen. Die vorgefundene Heckenstruktur wird aufgenommen<br />

und definiert die städtebauliche Struktur<br />

des Areals. Diese grundsätzliche Geste gibt der Fläche<br />

zwischen heutigem Stadtrand und den Felsen des<br />

Calandas eine neue Identität, die sich aus der Weiterentwicklung<br />

vorgefundener Nutzungsformen und Landschaftsstrukturen<br />

ergibt.<br />

Projekt<br />

Das neue, geweitete Flussbett orientiert sich in seiner Form<br />

an der Dynamik des Wassers: In fliessgeraden Abschnitten<br />

ist der Rhein weniger stark geweitet als in den<br />

Kurven, wo Auenbereiche und tiefliegende Uferpromenaden<br />

Überschwemmungsflächen für hohe Wasserstände<br />

bieten. Nördlich des Flusses entsteht die<br />

grosse Wasserfläche, die zur Stadt hin neue Wassersportund<br />

Bademöglichkeiten bietet; zum Calanda hin entstehen<br />

ökologisch vielfältige Bereiche.<br />

Auf der Fläche zwischen Chur und dem Rhein ist ein<br />

städtisches Erweiterungsgebiet vorgesehen. Neben Sportanlagen<br />

und zu erhaltenden Freiflächen entstehen Zonen<br />

für Gewerbe und Wohnungsbau, die sich teilweise<br />

bis an das neue Rheinufer erstrecken. Die städtebauliche<br />

Struktur ergibt sich aus vorhandenen Heckenstrukturen,<br />

die sich quer zum Flusslauf der normalen Windrichtung<br />

entgegenstellen. Die landschaftliche Struktur definiert<br />

die Identität dieses neuen Stadtteils.<br />

73<br />

city and the cliffs of the Calanda range a new identity<br />

generated by the continued development of pre-existing<br />

use patterns and landscape structures.<br />

Project<br />

The form of the newly widened river bed orients itself to<br />

the dynamic of the water: straight-flowing areas of the<br />

Rhine are widened less dramatically than in the curves,<br />

where floodplains and low lying shore promenades offer<br />

flood areas for periods of high water levels. North of<br />

the river, a large area of water will be developed, offering<br />

new water sport and bathing options for the city;<br />

simultaneously, towards the Calanda, ecologically diverse<br />

areas will be generated.<br />

An urban expansion area is to be built between Chur<br />

and the Rhine River. Next to sport facilities and protected<br />

open space are industrial and residential zones,<br />

which to some extent extend to the new banks of<br />

the Rhine. The urban structure is to be based on existing<br />

hedge structures, which run perpendicular to normal<br />

wind patterns in this area. The landscape structure will<br />

ultimately define the identity of this new urban district.<br />

Visualisierungen: Blick nach<br />

Norden (oben) und über Rhein und<br />

See im Winter (unten)<br />

Forschung Departement Architektur<br />

Christophe Girot


Architektur und Digitale<br />

Fabrikation<br />

Architecture and Digital<br />

Fabrication<br />

Assistenzprofessor<br />

Fabio Gramazio<br />

Matthias Kohler<br />

Assistenz<br />

Ralph Bärtschi<br />

Tobias Bonwetsch<br />

Michael Hanak<br />

Daniel Kobel<br />

Michael Knauss<br />

Michael Lyrenmann<br />

Silvan Oesterle


Website<br />

www.dfab.arch.ethz.ch<br />

Diplomwahlfach<br />

Sommersemester 2007<br />

Prototypen der Studentengruppen<br />

im Massstab 1:1<br />

links:<br />

Mehrschichtig geschäumtes<br />

Akustikpaneel<br />

Die fraktale Wand The Resolution Wall<br />

In diesem Projekt untersuchten wir die Verwendungsmöglichkeiten<br />

von Modulen unterschiedlicher Dimension für<br />

die additive Fabrikation von Bauteilen. Dazu definierten<br />

wir vier verschieden grosse kubische Grundbausteine<br />

aus Porenbeton. Ausgehend von einem würfelförmigen<br />

Stein mit 40 cm Kantenlänge erhielten wir durch<br />

wiederholtes Halbieren Module mit Kantenlängen von<br />

20, 10 und 5 cm. Die kleinen Modulgrössen erlauben<br />

das Einweben von Informationen in einer hohen Auflösung,<br />

wogegen die grossen Module die Traglast des<br />

Roboters ausnutzen und eine schnelle und wirtschaftliche<br />

Fabrikation ermöglichen.<br />

Die Studierenden beschäftigten sich mit den kombinatorischen<br />

Möglichkeiten der einzelnen Modulgrössen<br />

im Hinblick auf ein komplexes und konstruktiv wirksames<br />

Gesamtgebilde. Zugleich musste eine ausgewogene<br />

Mischung in der Verwendung der einzelnen Modulgrössen<br />

gefunden werden. Die drei fabrizierten physischen<br />

Prototypen im Massstab 1:1 machen die architektonischen<br />

Konsequenzen unserer Fabrikationsstrategie fassbar.<br />

Weil ein Auflösungswechsel üblicherweise einem Materialwechsel<br />

entspricht, wirkte die Kombination unterschiedlicher<br />

Modulgrössen in einem homogen materialisierten<br />

Bauelement ungewohnt und irritierend, wobei das<br />

Fugenbild ein Gefühl für die in der Tiefe des Materials<br />

verborgene prozedurale Gestaltungslogik vermittelt.<br />

Fügung der modularen<br />

Struktur im Detail<br />

75<br />

In this project, we examined the possible uses of modules<br />

of different dimensions for the additive production of<br />

building components. We defined four basic cubic building<br />

blocks of aerated concrete that varied in dimension.<br />

Starting with a cube-shaped block with an edge length of<br />

forty centimeters, we repeatedly halved the block so<br />

as to have modules with edge lengths of twenty, ten, and<br />

five centimeters. The small sized modules allowed for<br />

a dense weave of high-resolution information, whereas the<br />

large modules exploited the load bearing capacity of<br />

the robot and ensured fast and economical fabrication.<br />

On the one hand, the students dealt with the combination<br />

of different sized modules towards an effectively<br />

stable whole. On the other hand, an economical mix<br />

of the different sized modules had to be found. The architectural<br />

consequences of our production strategy<br />

were first made tangible by three fabricated physical prototypes.<br />

Because a change of resolution is usually accompanied<br />

by a change of material, the combination of<br />

different sized modules appear at first strange and confusing<br />

in the homogenous material of one and the same<br />

structure, whereas the joint detail conveys a feeling for<br />

the procedural logic buried in the depth of the material.<br />

3./4. Jahr Departement Architektur<br />

Fabio Gramazio, Matthias Kohler


Fabio Gramazio, Matthias Kohler<br />

3./4. Jahr Departement Architektur<br />

Wahlfach und Wahlfacharbeit<br />

Herbstsemester 2007<br />

Geschäumtes Paneel<br />

Der Schaum<br />

Raumakustische<br />

Informierung<br />

Im Herbstsemester 2007 untersuchten wir Strategien zur<br />

Gestaltung und Fabrikation von Paneelen unter der<br />

Verwendung eines additiven Aufschäumprozesses. Die<br />

Besonderheit dabei war, dass sich dieser Prozess nicht<br />

digital simulieren lässt. Der Entwurf wird zum Gestalten<br />

von Fabrikationsdaten und manifestiert sich erst im<br />

physisch fabrizierten Objekt.<br />

Innerhalb mehrerer Iterationen eines abstrakten Gestaltungsprozesses<br />

mittels Computerscripts und der physischen<br />

Fabrikation im realen Massstab mit dem Industrieroboter<br />

haben die Studierenden ihre Entwürfe kontinuierlich<br />

weiterentwickelt. Dies bedeutete, sowohl die materialinhärenten<br />

Eigenschaften des Schaums als auch die zeitliche<br />

Abfolge im Fabrikationsprozess zu analysieren<br />

und in einen programmierten Entwurf zu übersetzen.<br />

In der anschliessenden Wahlfacharbeit kombinierten<br />

wir den Fabrikationsprozess des Aufschäumens mit den<br />

funktionalen Anforderungen an die Raumakustik. Die Studierenden<br />

waren aufgefordert, eine konkrete Raumsituation<br />

mittels akustisch wirksamer Elemente zu gestalten.<br />

Dabei wurde die persönliche Raumwahrnehmung und<br />

deren Einfluss auf die synästhetische Erfahrung zwischen<br />

Hören und Sehen besonders berücksichtigt. Durch die<br />

Parametrisierung der Gestaltung unter Zuhilfenahme algorithmischer<br />

Entwurfswerkzeuge wurde die präzise Anpassung<br />

an unterschiedlichste klangliche Raumsituationen<br />

möglich. Die Wahlfacharbeit erfolgte in Zusammenarbeit<br />

mit Kurt Eggenschwiler, Akustikabteilung der Eidgenössischen<br />

Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (empa),<br />

sowie dem Akustiker Jürgen Strauss, Bern.<br />

Diffus antwortende Bauteile<br />

Datengrundlage des Paneels<br />

76<br />

Foam<br />

Room-Acoustical<br />

Information<br />

During the fall semester of 2007 we investigated strategies<br />

for designing and fabricating panels applying an<br />

additive foaming process. The special characteristics of<br />

this process are that it cannot be virtually simulated.<br />

The design process lies within the generation of the control<br />

data for fabrication and only manifests itself in the<br />

physical fabricated object.<br />

Within several iterations of an abstract design process<br />

writing computer scripts and fabricating physical prototypes<br />

at real world scale, the students constantly enhanced<br />

their designs. They had to analyze the intrinsic material<br />

properties of the foam, as well as the impact of chronological<br />

progression on the fabrication process and incorporate<br />

these findings into their programmed designs.<br />

During the affiliated research course we combined the<br />

foaming process with the functional requirements<br />

of room acoustics. The students were challenged to configure<br />

a specific room situation applying acoustically<br />

active elements. Their individual perception of space and<br />

the synaesthetic experience comprised of hearing and<br />

seeing were especially accounted for. Through the application<br />

of algorithmic design tools that generate<br />

the production code, a parameterized adaptation of the<br />

acoustic panels to a variety of different spatial and<br />

acoustical situations became possible. The research course<br />

was tutored by the acoustician Jürgen Strauss and Kurt<br />

Eggenschwiler of empa acoustics.<br />

Detailaufnahme einer mehrschichtig<br />

geschäumten Struktur


Forschung Research<br />

In unserer Forschung untersuchen wir die sich verändernden<br />

Herstellungsbedingungen von Architektur durch<br />

den Einsatz digitaler Fabrikationstechniken. Unser besonderes<br />

Interesse gilt dabei der Verzahnung von Daten und<br />

Material, der «Digitalen Materialität», und den sich daraus<br />

ergebenden Implikationen für den architektonischen Entwurf.<br />

Die Möglichkeit, am Computer beschriebene Bauteile<br />

direkt maschinell zu fertigen, erweitert nicht nur das<br />

Spektrum konstruktiver Möglichkeiten, sondern begründet<br />

durch den unmittelbaren Einbezug der Material- und<br />

Fabrikationslogik in den Entwurfsprozess einen eigenen<br />

architektonischen Ausdruck und eine neue Ästhetik.<br />

Im Speziellen interessieren uns additive Fabrikationsverfahren<br />

zum Erstellen von nicht standardisierten<br />

Bauelementen. Additive Fabrikation kann vereinfacht als<br />

ein dreidimensionales Druckverfahren beschrieben<br />

werden. Durch das gezielte Ablegen von Material an der<br />

Additive Fabrikation modularer<br />

Wandelemente<br />

Stelle, an der es benötigt wird, sind wir in der Lage,<br />

funktionale und ästhetische Eigenschaften in das Innere<br />

eines Bauteils einzuweben. Wir können somit Architektur<br />

bis auf die Ebene des Materials «informieren». Unser<br />

Ziel ist es, Kriterien für den architektonischen Umgang<br />

mit den neuen, der digitalen Fabrikation inhärenten Konstruktionslogiken<br />

zu entwickeln.<br />

Raumakustische Informierung<br />

In diesem Forschungsprojekt untersuchen wir den gezielten<br />

Einsatz von digital fabrizierten Bauelementen für<br />

die akustische Raumgestaltung in der Architektur.<br />

Dabei berücksichtigen wir speziell die raumakustischen<br />

Kriterien alltäglich genutzter Räume (z.B. Wohnen,<br />

Arbeiten). Jede architektonische Gestaltungsmassnahme,<br />

sei es materialtechnisch oder geometrisch, hat eine<br />

akustische Rückprägung und umgekehrt. Unser Ziel ist<br />

es, aus dieser Korrelation digital fabrizierte Oberflächenstrukturen<br />

mit klangästhetischen Eigenschaften abzuleiten<br />

und als aktives Gestaltungsmittel einzusetzen.<br />

Ein grosses Potential in der Gestaltung der akustischen<br />

Raumwahrnehmung, vor allem bezüglich der Sprachverständlichkeit,<br />

hat die Modulation der Schalldiffusität.<br />

Deswegen betrachten wir speziell diffus streuende<br />

Oberflächen und deren Einsatz in einer konkreten Raumsituation.<br />

Mit der Unterstützung eines Elektroakustikers<br />

und der Abteilung Akustik der empa haben wir die<br />

psychoakustischen Auswirkungen auf die Raumwahrnehmung<br />

untersucht und über zusätzliche Messungen<br />

quantifizierbar gemacht.<br />

77<br />

In our research we examine the changes in architectural<br />

production requirements that result from introducing<br />

digital manufacturing techniques. Our special interest lies<br />

in combining data and material, and the resulting implications<br />

this has for architectural design. The possibility<br />

of directly fabricating building components described<br />

on the computer expands not only the spectrum of possibilities<br />

for construction, but, by the direct implementation<br />

of material and production logic into the<br />

design process, it establishes a unique architectural<br />

expression and a new aesthetic.<br />

We are particularly interested in additive production<br />

techniques used to build non-standardized architectural<br />

components. Simply put, additive production can be<br />

described as a three-dimensional printing process. By<br />

positioning material precisely where it is required, we are<br />

able to interweave functional and aesthetic qualities<br />

into the structure. We can thus ‘inform’ architecture down<br />

to the level of material. Our aim is to develop architectural<br />

criteria to deal with new systems of structural<br />

logic that is intrinsic to digital production processes.<br />

Room-Acoustical Information<br />

In this research project we examine specific applications<br />

of digital fabricated building elements for controlled<br />

room acoustics in architecture. In particular, we consider<br />

the criteria for the acoustic properties of rooms for<br />

everyday use (i.e. living and work spaces). Every metric<br />

of architectural design, be it the definition of the geo-<br />

oben:<br />

Messresultate für harte und diffuse<br />

Reflektion<br />

rechts:<br />

Versuchsanordnung auf der<br />

Roboteranlage<br />

metry or the material, results in an acoustic conditioning<br />

of the room and vice versa. Our aim is to derive<br />

structures out of this correlation that incorporate acoustic<br />

properties and apply these as means of design.<br />

A great potential in controlling the acoustic cognition<br />

of space, especially regarding speech comprehensibility,<br />

lies within the modulation of the diffusion of sound waves.<br />

Therefore, we examine diffuse reflecting surfaces and<br />

their application in special architectural settings in particular.<br />

In cooperation with an acoustician and the empa,<br />

we analyzed the psycho-acoustical effects on the cognition<br />

of space of the resulting measures. Additionally, acoustic<br />

measurements were performed to quantify the results.


Entwurf v–viii<br />

3./4. Jahr<br />

Architectural Design v–viii<br />

3rd/4th Year<br />

Assistenzprofessor<br />

Christian Kerez<br />

Assistenz<br />

Savvas Ciriacidis<br />

Gudrun Holzer<br />

Jan Kinsbergen<br />

Reto Liechti<br />

Matei Manaila<br />

Reto Pedrocchi<br />

Michael Umbricht


Website<br />

www.arch.ethz.ch/kerez<br />

Titelblatt Lehrstuhldokumentation<br />

Title page<br />

In-house publication<br />

Schriften von<br />

Kazuo Shinohara<br />

Die Schriften des japanischen Architekten Kazuo<br />

Shinohara besitzen nicht nur eine grosse Bedeutung,<br />

weil sie das Denken jüngerer Generationen beeinflusst<br />

haben, sondern auch, weil sie die Grundlage für<br />

sein gebautes Werk darstellen.<br />

Bis zum heutigen Zeitpunkt wurden diese Schriften<br />

nur zu einem verschwindend kleinen Teil in europäische<br />

Sprachen übersetzt. Dieses Projekt versucht mit<br />

einer Auswahl von Shinoharas Schriften, die ins<br />

Deutsche und später auch ins Englische übersetzt werden,<br />

diese Lücke zu füllen. Die Auswahl der Texte erfolgte<br />

durch Kazuo Shinohara selbst.<br />

Übersetzt wurden die japanischen Texte von der<br />

deutschen Sprachwissenschaftlerin und Japanologin<br />

Dr. phil. Renate Jaschke. Zudem wurde das Projekt von<br />

Anne Marie Wells, der ehemaligen Verlagsleiterin des<br />

Manesse Verlags, unterstützt.<br />

Sechs Schriften aus der Essaysammlung «Das Wohnhaus»<br />

(Kajima Verlag, 1970) liegen als vorläufige Version<br />

in deutscher Sprache vor, eine davon, «Der schwarze<br />

Raum», wurde in der Zeitschrift «Archithese» (<strong>Zürich</strong>,<br />

2006, Nr. 5) publiziert.<br />

Durch den Tod von Kazuo Shinohara am 15. Juli<br />

2006 musste das Projekt vorerst eingestellt werden,<br />

da die Publikationsrechte mit den Nachfahren des Architekten<br />

neu verhandelt werden müssen. Die bereits<br />

vorliegenden Übersetzungen werden in einer lehrstuhlinternen<br />

Dokumentation zusammengefasst.<br />

Innenraum, Haus Tanikawa,<br />

Kazuo Shinohara, Karuizawa,<br />

1974<br />

Interior, Tanikawa House,<br />

Kazuo Shinohara, Karuizawa,<br />

1974<br />

79<br />

The Writings of<br />

Kazuo Shinohara<br />

The writings of Japanese architect Kazuo Shinohara are<br />

of great importance not only because they so influenced<br />

the thinking of younger generations but also because<br />

they constitute the foundation of all he ever built.<br />

To this day, only a fraction of his writings has been<br />

translated into European languages. This current project<br />

– to present a selection of Shinohara’s writings in<br />

German and, later, in English translation – is an attempt<br />

to close this gap. Kazuo Shinohara selected the texts<br />

personally.<br />

Doctor of Philosophy, Ms. Renate Jaschke, a German<br />

linguist and expert in Japanese Studies, translated<br />

the texts from Japanese. Anne Marie Wells, the former<br />

director of Manesse Verlag publishers, also supported<br />

the project.<br />

Six texts from the collection of essays, ‘The Private<br />

Residence’ (Kajima Verlag, 1970) are already available<br />

in German translation, one of which, ‘Black Space’ (Der<br />

Schwarze Raum) appeared in ‘Archithese’ (<strong>Zurich</strong>, 2006,<br />

Nr. 5).<br />

Following the death of Kazuo Shinohara on 15th July<br />

2006 the project was temporarily suspended, as publication<br />

rights had to be newly negotiated with the architect’s<br />

descendants. Available translations have here<br />

been compiled as a non-commercial, in-house publication<br />

of the Chair.<br />

Forschung Departement Architektur<br />

Christian Kerez


Christian Kerez<br />

3./4. Jahr Departement Architektur<br />

Costa Rica Costa Rica<br />

Bei dem Entwurf eines Sekundarschulhauses in Costa Rica<br />

handelt es sich um einen Projektwettbewerb. Die Studentenarbeiten<br />

werden durch eine Fachjury beurteilt, die<br />

Stiftung Edunamica will die Realisierung des erstrangigen<br />

Projektes ermöglichen. Das Entwerfen an einem fremden<br />

Ort erfordert eine intensive Recherche der örtlichen<br />

Bedingungen. Gewohnte Sichtweisen und altbekannte architektonische<br />

Lösungen können nicht unreflektiert<br />

angewandt werden. Die Auseinandersetzung mit einem<br />

unbekannten Kontext kann umgekehrt eine neue Sicht<br />

auf das Gewohnte eröffnen.<br />

Tobias Klauser, Andri Lüscher<br />

80<br />

The project for a school in Costa Rica is actually an architectural<br />

competition. A professional jury reviews the<br />

student work and the Edunamica foundation is going to<br />

realize the first price. Design in a foreign context<br />

requires an intense research about the local conditions.<br />

Familiar views and well-known architectural solutions<br />

cannot be implemented without reflection. To deal with<br />

an unknown context can, on the other hand, open up<br />

new views back to the very familiar.


30<br />

10<br />

200<br />

30<br />

10<br />

10<br />

100<br />

260<br />

50 50<br />

Jan Hellhammer,<br />

Jonas Nauweleartz de Agé<br />

1000<br />

300<br />

240 240<br />

10 100 10<br />

Matthias Bucher, Jules Selter<br />

700<br />

300<br />

490<br />

1000<br />

100<br />

50 50<br />

81


Christian Kerez<br />

3./4. Jahr Departement Architektur<br />

Licht Light<br />

Es gibt kein neutrales, flexibles oder ideales Licht, das<br />

für alle Situationen oder alle Objekte gleichermassen<br />

eine Gültigkeit hat. Jede Lichtsituation bedeutet eine Veränderung<br />

der Wahrnehmung des darin gezeigten<br />

Gegenstandes.<br />

Wir suchen eine bewusste Bezugnahme auf ein spezifisches<br />

Ausstellungsgut. Diese Interpretation soll ein<br />

Ausstellungsgut zu einem historischen oder biografischen<br />

Kontext in Beziehung setzen oder bewusst ein neues<br />

Licht darauf werfen.<br />

Alpines Museum Bern<br />

Die gegossene Gipshaut lässt an<br />

dünnen Stellen Licht durch.<br />

Andrea Schregenberger, Michèle Bär<br />

Plakatsammlung <strong>Zürich</strong><br />

Das Hochregal-Lager ist Ausstellungsraum.<br />

Caroline Welter,<br />

Roman Ziegler<br />

82<br />

There is no neutral, flexible or ideal light, which is valid<br />

for every situation or all objects. Each lighting condition<br />

signifies a change of perception vis-a-vis the object<br />

presented.<br />

We search for a conscious relation to a specific exhibition.<br />

This interpretation is supposed to relate the<br />

exhibition to a historic or biographic context, or consciously<br />

to cast a new light on it.


Stiftung Adolf Wölfli<br />

Das Licht wird unter dem grossen<br />

Dach in die Innenräume reflektiert.<br />

Ella Ryhiner, Augusta Meyer<br />

Museum für Robert Ryman<br />

Bestehende Räume sind unvermittelt<br />

zu einer Collage zusammengefügt.<br />

Karin von Wyl, Nadja Rechsteiner<br />

83<br />

3./4. Jahr Departement Architektur<br />

Christian Kerez


Entwurf mit integrierten<br />

Disziplinen v–viii<br />

3./4. Jahr<br />

Architectural Design with<br />

Integrated Disciplines v–viii<br />

3rd/4th Year<br />

Professor<br />

Hans Kollhoff<br />

Assistenz<br />

Mark Ammann<br />

Patrick Chladek<br />

Caroline Fiechter<br />

Suzanne Senti<br />

Markus Tubbesing


85<br />

Forschung Departement Architektur<br />

Hans Kollhoff


Website<br />

www.kollhoff.arch.ethz.ch<br />

Thomas Fischnaller<br />

Städtische Häuser<br />

in <strong>Zürich</strong> ii<br />

«Stadt» entsteht nicht aus dem Geiste des «Design» im<br />

Interesse anonymen Investments.<br />

Das Design muss sich heutzutage architektonischen<br />

Fragen der Nützlichkeit, Haltbarkeit und Schönheit nicht<br />

mehr stellen – der Zweck (der Vermarktung) heiligt seine<br />

Mittel – oft schon bevor das Design materiell verwirklicht<br />

wurde. Design zersetzt die Stadt. Im Zuge der Globalisierung<br />

macht es aus Stadtindividuen Allerweltsstädte. Design<br />

zielt auf Globalität und den Augenblick. Architektur<br />

dagegen kennt Ort und Herkunft und zielt auf Dauer.<br />

Die Stadt, wie wir sie zu schätzen gelernt haben, ist aus<br />

individuellen Häusern gebildet, aus Haus-Charakteren,<br />

auf privater Parzelle in geschlossener oder offener Bauweise,<br />

einer Bauflucht folgend entlang einer Strasse, die<br />

einen Namen hat. Die Strasse gewinnt ihre Eigenart aus<br />

der Vielfalt der Häuser, die sie als Raum konstituieren<br />

und sie zu einer Adresse werden lassen.<br />

86<br />

Urban Buildings<br />

in <strong>Zurich</strong> ii<br />

‘City’ does not originate from the spirit of ‘design’ in the<br />

interests of anonymous investments.<br />

Design does not have to encounter issues such as<br />

usefulness, sustainability and beauty; the end (the<br />

marketing) justifies the means often even before it has<br />

been materially realized. Design undermines the city.<br />

In the course of globalization, it makes average cities out<br />

of individual cities. Design aims at globalism and the<br />

moment. Architecture, on the other hand, recognizes<br />

place and origin, and aims at sustainability.<br />

The city, as we know and appreciate it, is composed of<br />

individual buildings, of building characters, on private<br />

plots of land, in closed-in or open building styles, a building<br />

alignment along a street that has a name. The street<br />

derives its individuality from the variety of the buildings<br />

that constitute its space and make it possible for it to<br />

become an address.


Giulia Furlan


Hans Kollhoff<br />

3./4. Jahr Departement Architektur<br />

Niklaus Haller<br />

<strong>Zürich</strong> West <strong>Zurich</strong> West<br />

88


89<br />

Nadja Moser<br />

3./4. Jahr Departement Architektur<br />

Hans Kollhoff


Entwurf v–viii<br />

3./4. Jahr<br />

Architectural Design v–viii<br />

3rd/4th Year<br />

Professor<br />

Peter Märkli<br />

Markus Peter<br />

Assistenz<br />

Ingrid Burgdorf<br />

Catherine Dumont d’Ayot<br />

Lynn Hamell<br />

Chantal Imoberdorf<br />

Valentin Loewensberg<br />

Thomas Padmanabhan<br />

Dan Schürch<br />

Ulrike Tillmann


Website<br />

www.maerkli-peter.arch.<br />

ethz.ch<br />

Leitung Herbstsemester<br />

Prof. Peter Märkli<br />

Isola di Giannutri Island of Giannutri<br />

Eine wunderschöne Situation, die kleine Insel Giannutri,<br />

im Tyrrhenischen Meer gelegen, ist der Ausgangspunkt<br />

dieses Semesters. Stadtstrukturen können in ihrer Morphologie<br />

präzise besprochen werden. Wir stellen uns die<br />

Frage, ob in der Landschaft eine ebenso präzise Sprachlichkeit<br />

gefunden werden kann. An diesem Ort soll<br />

ein kleines Bauwerk entworfen werden, das sich in seiner<br />

Wirksamkeit in Beziehung zum gesamten Landschaftsraum<br />

setzt.<br />

Caroline Pachoud<br />

91<br />

The inspiration for this semester is the small, beautiful<br />

island of Giannutri in the Tyrrhenian Sea. As architects,<br />

we are accustomed to discussing the morphology of<br />

the urban landscape in a precise manner. Is it possible to<br />

discuss the morphology of the rural landscape as precisely?<br />

The students were asked to design a small building, an<br />

architecture that in its effectiveness directly relates to the<br />

vastness of this specific landscape.<br />

3./4. Jahr Departement Architektur<br />

Peter Märkli, Markus Peter


Peter Märkli, Markus Peter<br />

3./4. Jahr Departement Architektur<br />

Leitung Frühjahrssemester<br />

Prof. Peter Märkli<br />

Skizze Innenraum<br />

Claus Reuschenbach<br />

<strong>Zürich</strong> <strong>Zurich</strong><br />

In Architektur und Kunst gibt es für eine Generation nicht<br />

beliebig viele grundsätzliche Fragestellungen. In der<br />

Architekur und im Städtebau ist heute eine der wichtigsten<br />

Fragestellungen jene nach dem Weiterbauen in bestehenden<br />

Bebauungsstrukturen. Der Ort für eine Untersuchung<br />

dieser Fragestellung ist das Stadtgebiet von<br />

<strong>Zürich</strong>. Es ist charakterisiert durch unterschiedliche Bebauungweisen,<br />

die sich als Brüche im Stadtkörper zeigen. In<br />

diesem Kontext soll ein städtisches Wohnhaus entworfen<br />

werden, das den Stadtraum in seiner Urbanität stärkt.<br />

Wohngeschoss<br />

92<br />

Within the disciplines of architecture and art, no generation<br />

asks fundamental questions which are somehow<br />

arbitrary. Today within the disciplines of architecture and<br />

urbanism one of the most pressing questions is how,<br />

when confronted with existing built contexts, to properly<br />

build within that context in a modern yet appropriate<br />

manner. This semester, the site for this investigation is<br />

<strong>Zurich</strong>, a city characterized by differing building<br />

typologies, some of which exist as fragments within the<br />

city context. The students were asked to select a site<br />

on which to design a residential building which would<br />

charge its surrounding urban space.<br />

Schaufassade Dufourstrasse


Skizzen Schaufassade<br />

Aline Vuilliomenet<br />

Modellausschnitt Schaufassade<br />

Wohngeschoss<br />

Schaufassade Am Schanzengraben<br />

93<br />

3./4. Jahr Departement Architektur<br />

Peter Märkli, Markus Peter


Peter Märkli, Markus Peter<br />

Forschung Departement Architektur<br />

Leitung<br />

Prof. Markus Peter<br />

Romeo und Julia Romeo and Juliet<br />

Hans Scharoun baute in den Jahren 1954 bis 1959 die<br />

beiden Hochhäuser «Romeo und Julia» in Stuttgart und<br />

schuf mit ihnen zwei der aussergewöhnlichsten Wohnbauten<br />

der Nachkriegszeit. Entgegen den Bemühungen<br />

seiner Zeit um Standardisierung und Typisierungen<br />

errichtet er Wohnhäuser, die durch ihre Vielgestaltigkeit<br />

überraschen. Die unorthodoxe Figuration von Wohneinheiten<br />

folgt in ihrem Aufbau keinen einfach erfassbaren<br />

seriellen Regeln.<br />

Doch bei aller hervorbrechender Modernität der formalen<br />

Mittel, der Bewegungsbilder, der punktierten<br />

Rhythmen, der Betonungsumschwünge, der Linienverstärkungen<br />

durch Doppel- und Dreifachparallelen,<br />

der Steigerungsgänge und der Intervallvergrösserungen<br />

sind es Verfahren, die in ihrem Kern auf Wiederholung<br />

und Multiplizierung beruhen.<br />

Die Balkonfiguren sind die unauslöschlich in<br />

Erinnerung bleibenden Elemente dieses Verfahrens der<br />

Wiederholung. Wie insistierende «Ostinati» sollte<br />

diese musikalische Technik einer sich stetig wiederholenden<br />

formalen Figur, eines bestimmten Rhythmus alle zukünftigen<br />

Wohnungsbauten von Scharoun prägen und sie<br />

durch hartnäckige Anwendung sofort erkennbar machen.<br />

Mit der bewussten Rückkoppelung an entwerferische<br />

Untersuchungen zur Reihung, Stapelung und Addition<br />

einzelner Wohnungseinheiten nimmt Scharoun eine<br />

der entscheidensten Fragestellungen des modernen Massenwohnungsbaus<br />

auf. Er bedient sich eigener Logiken der<br />

Julia, Normalgeschoss, 1959<br />

94<br />

In the period between 1954–1959, Hans Scharoun erected<br />

two of the most singular apartment buildings of the<br />

postwar period, his ‘Romeo and Juliet’ residential highrises<br />

in Stuttgart. In opposition to contemporary practices<br />

of standardization and the use of types, this pair of multistory<br />

buildings is characterized by complexity of shape<br />

and by its surprisingly polymorphous structures. The unorthodox<br />

configurations of the apartments follow no<br />

evident modular or serial rules.<br />

Yet despite the striking modernity of the formal means<br />

involved, the project’s perpetually changing appearance,<br />

distinctive rhythms, curving concrete forms, intensification<br />

of contours via double and triple parallel lines, rising<br />

progressions, and expanded intervals are all based on procedures<br />

of repetition and multiplication.<br />

The balconies are the most unforgettable results of<br />

this method of repetition. With its insistent ostinati<br />

figures, this quasi-musical technique, which involves the<br />

use of constantly repeated figures and specific rhythmic<br />

units, would characterize all of Scharoun’s subsequent<br />

apartment buildings, making his authorship immediately<br />

recognizable. By deliberate drawing on design investigations<br />

dealing with the sequencing, stacking, and additive<br />

arrangement of individual units, he takes up the most<br />

pressing question facing social housing: the need to avoid<br />

monotony. In order to counteract the threat of repetition,<br />

of uniformity and predictability, Scharoun deploys<br />

a logic of accumulation and multiplication.


Weitere Forschungsprojekte<br />

bei Prof. Peter Märkli<br />

–Claudia Moll, Axel Simon,<br />

Eduard Neuenschwander:<br />

Architekt und Umweltgestalter.<br />

Forschungs- und<br />

Publikationsprojekt in<br />

Zusammenarbeit mit der<br />

Professur Christophe Girot<br />

–Anja Maissen, Über die<br />

Sprache der Architektur.<br />

Forschungs- und<br />

Publikationsprojekt<br />

Laufende Dissertationen<br />

bei Prof. Markus Peter<br />

–Catherine Dumont d’Ayot,<br />

Marc J. Saugey. L’espace,<br />

la ville et les affaires<br />

–Elli Mosayebi, Luigi<br />

Caccia Dominioni. Die<br />

Erneuerung der<br />

bürgerlichen Wohnkultur<br />

in Mailand um 1950.<br />

Siehe unter Prof. Dr. Ákos<br />

Moravánszky<br />

Akkumulation und Multiplizierung, um sich der drohenden<br />

Wiederholung, der Eindeutigkeit und Vorhersehbarkeit<br />

der Form zu widersetzen. Schon in den ersten Lageplanzeichnungen<br />

für die Wohnhochhäuser Romeo und<br />

Julia greift er auf eine in ihrer Breite und Disparatheit<br />

ungewöhnliche Grundrisssammlung zurück. Das<br />

Grundrissrepertoire durchquert fast alle Topoi des funktionalistischen<br />

Diskurses: Belichtung und Orientierung,<br />

Untersuchungen zu unterschiedlichen Erschliessungssystemen<br />

und die Schaffung offener Raumbeziehungen im<br />

Innern der Wohnung. Die diesen Wohnungen eigene<br />

Ausdrucksweise bleibt aber seltsam unberührt davon und<br />

artikuliert sich in einem antidoktrinären Duktus, der<br />

Verstösse gegen das Regelwerk sichtlich voraussetzt. Der<br />

an sich schon etwas provokanten Anwendung der Aussengangerschliessung<br />

auf ein Wohnhochhaus folgt die<br />

ausgedrehte Verkettung der Wohnungen, die sich an ihren<br />

Enden förmlich von der optimalen Besonnung abwenden.<br />

Die gezackte, fast verdoppelte Abwicklung führte zur<br />

Entdeckung einfacher Fügungsprinzipien von polygonalen<br />

und hexagonalen Vielecken mit stumpfen Winkeln,<br />

die die stupende Wirkung einer zweiseitigen Orientierung<br />

eines traditionell linearen, nach Süden orientierten<br />

Wohnungstyps erzeugt. Die Forschungsarbeit geht dieser<br />

Strategie nach, die mit «Romeo und Julia» erstmalig<br />

entwickelt wird und in Scharouns späteren Wohnungsbauentwürfen<br />

mehrfache Fortsetzung fand.<br />

Romeo, Normalgeschoss, 1957<br />

95<br />

Already in the first site plan for ‘Romeo and Juliet’,<br />

Scharoun draws on a vast array of contrasting floor<br />

plans. This repertoire of layouts encompasses all topics<br />

relevant to the discourse of functionalism: natural<br />

illumination, orientation, multiple forms of access, and<br />

flexible spatial relationships within each residential unit.<br />

The singular expressiveness of each individual apartment<br />

remains unaffected by this approach; each is articulated<br />

in an unorthodox style that presupposes the programmatic<br />

violation of the rules. The provocative use of access<br />

balconies on high-rises is heightened by the dislocated<br />

interlinking of the apartments, their termini averted<br />

from maximal sunlight exposure. The jagged, almost<br />

doubled development of the facades leads to the discovery<br />

of a simple principle of assembly involving polygons<br />

and hexagons with obtuse angles. This principle generates<br />

the stunning impact of the double orientation, used<br />

here for a traditionally linear and south-facing dwelling<br />

type. This research project examines this strategy, first<br />

developed for the ‘Romeo and Juliet’ buildings before<br />

being used repeatedly in later Scharoun housing projects.<br />

Forschung Departement Architektur<br />

Peter Märkli, Markus Peter


Entwurf mit integrierten<br />

Disziplinen v–viii<br />

3./4. Jahr<br />

Architectural Design with<br />

Integrated Disciplines v–viii<br />

3rd/4th Year<br />

Professor<br />

Dr. Josep Lluis Mateo<br />

Assistenz<br />

Dan Budik<br />

Krunoslav Ivanisin<br />

Florian Sauter<br />

Ramias Steinemann<br />

Maria Viñé


Website<br />

www.mateo.arch.ethz.ch<br />

Auditorium in Dubrovnik Auditorium in Dubrovnik<br />

Wir entwerfen ein öffentliches Gebäude von besonderer<br />

Beschaffenheit und spezifischem Ausdruck in einer<br />

mediterranen Stadtstruktur. Ein monumentaler Raum soll<br />

aus der immateriellen Präsenz der Musik geschaffen<br />

werden. Die Akkustik stellt den elementaren Grundstein<br />

für die Gestaltung eines physischen Hohlraums dar, in<br />

dem sich Menschen zusammenfinden. Wir beginnen mit<br />

einer programmatischen und räumlichen Untersuchung<br />

der Typologie, wobei zu Beginn der Kontext unbekannt<br />

bleibt. In einer zweiten Phase wird die Situation aufgedeckt.<br />

Wir konfrontieren die erarbeitete Form mit dem<br />

Kontext.<br />

Benjamin Engelhardt,<br />

Götz Lachenmann<br />

Stephanie McCaffer, Rebecca Thomas Florian Stroh, Samuel Waehry<br />

Emanuel Biland, Pascal Hendrickx Hazel McEvoy, Ian King<br />

97<br />

We produced a public building with specific consistency<br />

and expression within a general Mediterranean city<br />

fabric: a monument versus an icon. We created a monumental<br />

space shaped by the non-material presence of<br />

sound. Sound is the primary agent of space. We shaped<br />

a material void in which many people gather together.<br />

The mass of people is the secondary agent of space. We<br />

started with a pure programmatic and spatial research.<br />

Therefore, the site was unknown to students during the<br />

first phase of the semester. In a second phase, the site<br />

was unveiled: we confronted the developed programmatic<br />

form with the urban context.<br />

3./4. Jahr Departement Architektur<br />

Josep Lluis Mateo


Josep Lluis Mateo<br />

3./4. Jahr Departement Architektur<br />

Sascha Fahrni, Lionel Kirrmann<br />

Stadion Juventus Turin Juventus Turin Stadium<br />

Sport als zeitgenössisches Phänomen und als Beispiel der<br />

körperlichen Kultur versteht sich als ein Schauspiel der<br />

Massen. Der Ausdruck kollektiver Identität einer Gruppe<br />

und die mediale Vermarktung machen den «Fussball»<br />

zu einem Massenphänomen von beachtlichem wirtschaftlichem<br />

Stellenwert. Die Stadien, von vielen als die neuen<br />

Kathedralen unserer Zeit gesehen, sind Gebäude, die<br />

sich in einem Prozess der Neudefinierung befinden. Das<br />

Stadion ist heute ein städtischer Referenzpunkt, ein<br />

Ort mit komplexen Funktionsanforderungen. Ein Ort,<br />

der nicht mehr nur sportliche Ereignisse beheimatet,<br />

sondern auch permanente Programme, die ihre ökonomischen<br />

Möglichkeiten mit Hilfe der Club-Identität<br />

generieren.<br />

98<br />

Sport in the contemporary world, beyond being an example<br />

of physical culture, is a spectacle of masses with<br />

great meaning. The expression of collective identity of a<br />

group of people and the great media-based business<br />

within sport constitutes a phenomenon of the masses and<br />

a considerable economic activity. A stadium nowadays<br />

is an urban reference, a place with complex functional<br />

comfort-based requirements. The stadiums, considered by<br />

many to be the new cathedrals of our time, are at the<br />

moment undergoing an active process of transformation.<br />

The project pursued a space that considers permanent<br />

programs, beyond sports-related functions, using the brand<br />

of the club to extend the market possibilities.


Kaspar Helfrich, Frederic Schwarz<br />

Martin Trefon, Philipp Zindel<br />

99<br />

3./4. Jahr Departement Architektur<br />

Josep Lluis Mateo


Entwurf v–viii<br />

3./4. Jahr<br />

Architectural Design v–viii<br />

3rd/4th Year<br />

Professor<br />

Adrian Meyer<br />

Assistenz<br />

Beat Aeberhard<br />

Ralf Edelmann<br />

Mathias Frey<br />

Jan Kinsbergen<br />

Oliver Krell<br />

Susanne Kuhlbrodt<br />

Detlef Schulz<br />

Andrea Speirer


Website<br />

www.meyer.arch.ethz.ch<br />

Prototyp Prototype<br />

Zeichen an der Autobahn<br />

Raststätte und Turm<br />

Die Semesteraufgabe widmet sich der Frage nach dem<br />

Prototyp. Welche Rolle kann diesem in einer Umgebung<br />

zukommen, die sich wesentlich über die Sicht aus<br />

dem fahrenden Auto definiert?<br />

Am Autobahnring vor den Toren der Stadt <strong>Zürich</strong><br />

planen wir an einer imaginären Autobahnraststätte<br />

ein archetypisches Hochhaus. Im suburbanisierten Limmattal<br />

soll ein hohes Gebäude entstehen, das von originalem<br />

– nicht originellem – Charakter sein soll. Damit der<br />

Bau im Kontext zwischen kleinteiliger Landschaft,<br />

der Weite des Limmattals und der Nähe des Autobahnkreuzes<br />

seine Bestimmung als Gebäude mit Erinnerungswert<br />

erfüllen kann, braucht er eine gewisse Grösse.<br />

Diese definiert sich entscheidend durch das Tragwerk. Wir<br />

suchen demnach nicht nach einem sich selbst genügenden<br />

Objekt, sondern nach einer individuellen Typologie,<br />

die sich mit der Frage auseinandersetzt, wie strukturelle<br />

Überlegungen letztlich eine markante Form generieren und<br />

welches kulturelle Selbstverständnis dadurch transportiert<br />

wird. In der Funktion wird ein hybrides, vielfältiges<br />

Gebilde angepeilt, das in der Höhe gestaffelte, unterschiedliche<br />

Nutzungen beherbergt. Über das Thema eines<br />

zeitgemässen Prototyps hinaus stehen die Rolle von<br />

öffentlichem und privatem Raum und ihre jeweilige Vernetzung<br />

im Zentrum des Interesses.<br />

101<br />

Symbol Along the Motorway<br />

A Motorway Service Area and a Tower<br />

The studio addresses the question of the prototype.<br />

Which role can it play in a context, which is characterized<br />

mainly through the perspective of the moving car?<br />

Along <strong>Zurich</strong>’s motorway ring, the students were asked<br />

to design an archetypical high-rise building next to a<br />

fictive motorway service area. In a highly suburbanized<br />

surrounding, a tower of original – not fancy – character<br />

had to be developed. In order to withstand the difficult<br />

context of a landscape divided up into small sections<br />

and to achieve a landmark status for the tower, the building<br />

needed a certain height. The design had to be<br />

worked out by first developing a conceptual bearing<br />

structure. It required exploration of an individual<br />

typology and the generation of the building’s form through<br />

its structure rather than by adapting a structure to a<br />

fancy form. The students were to develop their own programming<br />

for the tower; the only criteria provided was<br />

a multi-use, hybrid proposal which would take into consideration<br />

the private and public requirements of such<br />

a structure.<br />

3./4. Jahr Departement Architektur<br />

Adrian Meyer


Adrian Meyer<br />

3./4. Jahr Departement Architektur<br />

Huibiau Wu<br />

102


Deborah Wyss<br />

103<br />

3./4. Jahr Departement Architektur<br />

Adrian Meyer


Professur für<br />

Informationsarchitektur<br />

3./4. Jahr<br />

Chair of Information<br />

Architecture<br />

3rd/4th Year<br />

Professor<br />

Dr. Gerhard Schmitt<br />

Assistenz<br />

Dr. Remo Burkhard<br />

Jan Halatsch<br />

Antje Kunze<br />

Christian Schneider<br />

Martina Sehmi-Luck<br />

Sandra Wipfli


Website<br />

www.ia.arch.ethz.ch<br />

links:<br />

Entwurfsbild «Value Lab»<br />

Der Lehrstuhl für Informationsarchitektur erforscht das<br />

Potenzial neuer Visualisierungs-, Simulations- und<br />

Kommunikationstechniken mit dem Fokus auf urbane und<br />

kooperative Planung. Als Lehrveranstaltung wird der<br />

Wahlfachkurs «Informationsarchitektur» und ein weiterführendes<br />

Training im Bereich «Business Knowledge<br />

Visualization» angeboten. Die Forschungsaktivität beinhaltete<br />

unter anderem die Organisation zweier<br />

internationaler Forschungskonferenzen. Mit dem «Value<br />

Lab» wird zudem im Forschungs- und Lehrgebäude<br />

«Information Science Lab» eine neue Forschungsinfrastruktur<br />

implementiert. Um die Idee des Wissenshubs<br />

Science City zu beleben, wurde ausserdem eine öffentliche<br />

Ausstellung zum Thema «Visualizing Knowledge» konzipiert<br />

und umgesetzt.<br />

Forschung: Gipfeltreffen Visualisierung & Konferenz für<br />

Informationsvisualisierung<br />

Mehr als 100 Forscher, innovative Köpfe und Fachleute<br />

aus aller Welt nahmen am ersten internationalen Visualisierungsgipfel<br />

vom 3. bis 6. Juli 2007 in der Science<br />

Am internationalen «Gipfeltreffen<br />

Visualisierung» werden zehn neue<br />

Forschungsziele definiert.<br />

City der eth <strong>Zürich</strong> teil. In neun parallel durchgeführten<br />

Workshops erarbeiteten die Teilnehmenden in Gruppendiskussionen<br />

je ein Forschungsziel im Bereich «Visualization<br />

Science». Jedes der neun definierten Ziele kann<br />

bis zum Jahr 2010 erreicht werden. Die bereits etablierte<br />

11. internationale Konferenz für Informationsvisualisierung,<br />

an welcher der Lehrstuhl als Mitorganisator beteiligt<br />

war, fand in derselben Woche statt und konnte rund<br />

300 internationale Teilnehmer verzeichnen.<br />

105<br />

The Chair for Information Architecture investigates the<br />

potential of new visualization, simulation and communication<br />

methods, mainly in the area of urban and cooperative<br />

planning. We teach the elective course ‘Information<br />

Architecture’ and the executive training course<br />

‘Business Knowledge Visualization’. On the research front,<br />

we organized two larger international research conferences.<br />

On the context of a construction project, a research<br />

and teaching building called the ‘Value Lab’ is<br />

being implemented as a new research facility. To boost<br />

the project Science City as a knowledge hub, we created<br />

a public exhibition entitled ‘Visualizing Knowledge’.<br />

Research: Visualization Summit & Conference for Information<br />

Visualization<br />

At the first international Visualization Summit (July 3 –<br />

6, 2007), more than 100 researchers, innovative thinkers,<br />

and practitioners from around the world defined nine<br />

new research goals in the context of ‘Visualization Science’.<br />

In each of the nine parallel woirkshops, the respective<br />

leaders in the field discussed and elaborated one research<br />

goal with their peers which was to be achieved by the<br />

year 2010. In the same week, we co-organized an established<br />

conference, the 11th international Conference<br />

for Information Visualization, which attracted about 300<br />

international researchers to eth Science City.<br />

3./4. Jahr Departement Architektur<br />

Gerhard Schmitt


Gerhard Schmitt<br />

3./4. Jahr Departement Architektur<br />

Forschung: Value Lab<br />

Das Value Lab wird im neuen «Information Science Lab»<br />

eine zentrale Rolle einnehmen und stellt die Verschmelzung<br />

von gebauter Architektur und digitalem Design dar.<br />

Drei grosse Bildschirme und zwei Pixeltische ermöglichen<br />

interaktive Gruppenarbeiten. Hochmoderne Projektoren<br />

runden den Raum ab. In anspruchsvollen<br />

Forschungsprojekten der eth <strong>Zürich</strong>, auch in Zusammenarbeit<br />

mit ihren externen Partnern, wird das Value Lab<br />

einen integrativen Bestandteil bilden. Es wird für die Lehre<br />

wie auch für die Forschung eingesetzt werden – für<br />

Analyse grosser Datensets, Applikationen für Marketing<br />

und Monitoring, Echtzeitvisualisierungen, verteiltes<br />

Rechnen von grafischen Computersimulationen und<br />

interaktives Screendesign. Das System ermöglicht<br />

zudem alltägliche Anwendungen wie Präsentationen,<br />

Vorlesungen, Presse- und Videokonferenzen.<br />

Lehre: Methoden und Konzepte eines neuen architektonischen<br />

Designprozesses<br />

Der Wahlfachkurs bietet eine theoretische und praktische<br />

Einführung in die neue Thematik der Informationsarchitektur.<br />

Inspiriert von zahlreichen realen und virtuellen<br />

Beispielen werden die Anwendung und Folgen einer Verschmelzung<br />

von digitalem Informationsraum und physikalischer<br />

Architektur thematisiert und diskutiert. Die<br />

Studierenden erhalten einen Einblick in eine mögliche<br />

nächste Generation von Designprozessen für Architekten<br />

und in theoretische Konzepte des Informationsmanagements.<br />

Die Vorlesungen sind interaktiv gestaltet<br />

und behandeln sowohl visionäre Fallstudien als auch<br />

neue Entwurfstechniken. Die Studierenden lernen Informationsarchitektur<br />

kennen und begreifen; sie erwerben<br />

Fähigkeiten in Forschung und Informationsmanagement,<br />

die den zukünftigen eth-Architekten auszeichnen<br />

werden.<br />

106<br />

Research: Value Lab<br />

The Value Lab will be an essential space in the new Information<br />

Science Laboratory (hit) and represents<br />

the fusion between built architecture and digital design<br />

science. The Value Lab enables users to work together<br />

interactively in groups in front of three large computer<br />

displays and at two interactive display tables. High<br />

definition projectors complete the visual presentation<br />

capabilities of the space. This lab will be integrated<br />

in challenging scientific projects within eth and with cooperation<br />

partners of eth. It will be used in teaching<br />

and for research purposes, such as analysis of large data<br />

sets, applications in marketing and monitoring, applications<br />

in real-time visualization, distributed real-time<br />

image rendering, and interactive screen design. The<br />

system will also support general usage for presentations,<br />

lectures, press and video conferences.<br />

Teaching: Methods and Concepts of a New Architectural<br />

Design Process<br />

The elective course ‘Information Architecture’ provides a<br />

theoretical and practical introduction to the new area<br />

of Information Architecture. Inspired by numerous built<br />

and virtual examples, it discusses the consequences<br />

when information space and physical architecture are<br />

merged. The students receive an introduction to a<br />

possible next generation design process for architects and<br />

to access theoretical concepts in the transition of information<br />

management. The lectures are highly interactive<br />

and discuss visionary case studies and new techniques.<br />

Vorlesung in der Bibliothek Werner<br />

Oechslin, Einsiedeln<br />

Apart from allowing students to learn about and experience<br />

Information Architecture, the course also introduces<br />

research and management skills that will distinguish<br />

the future-trained eth architect.


Öffentlichkeitsarbeit: Ausstellung «Visualizing Knowledge»<br />

Die Ausstellung «Visualizing Knowledge», die vom 4. bis<br />

26. Juli 2007 durchgeführt wurde, bot einen Einblick<br />

in die vielfältigen Ausprägungen von Visualisierungen.<br />

Durch eine Auswahl analoger Bilder – digitaler Arbeiten<br />

und interaktiver Anwendungen aus Kunst und Wissenschaft<br />

– wurde gezeigt, wie sich Daten, Informationen und<br />

deren Visualisierung in einer enormen Vielfalt in unserem<br />

Alltag manifestieren. Neben herkömmlichen Bildern,<br />

wie sie uns täglich in verschiedensten Medien (im Fernsehen,<br />

in der Zeitung und auf Plakaten) begegnen,<br />

waren auch Bilder zu sehen, die ausschliesslich durch die<br />

Verwendung von Visualisierungswerkzeugen und neuesten<br />

Techniken entstehen und so für unser Auge Unsichtbares<br />

in überraschender und vielschichtiger Weise sichtbar<br />

machen.<br />

Impression aus der Ausstellung<br />

«Visualizing Knowledge»<br />

107<br />

Dialogue with the Public: Exhibition ‘Visualizing Knowledge’<br />

The public exhibition ‘Visualizing Knowledge’ (July 4 –<br />

26, 2007) offered a look at the varied forms in which the<br />

visual is made manifest. A selection of analogue<br />

images, digital creations and interactive applications of<br />

art and science demonstrated the enormously versatile<br />

way how data and information as well as their respective<br />

visualizations are present in our everyday lives. The<br />

familiar visual vocabulary of the media, from television<br />

and newspapers to posters, was juxtaposed with images,<br />

made possible only by the use of visualization tools and<br />

the very latest technology. The result allowed the invisible<br />

to become visible in surprising and complex forms.<br />

3./4. Jahr Departement Architektur<br />

Gerhard Schmitt


Entwurf mit integrierten<br />

Disziplinen v–viii<br />

3./4. Jahr<br />

Architectural Design with<br />

Integrated Disciplines v–viii<br />

3rd/4th Year<br />

Professor<br />

Miroslav Sik<br />

^<br />

Lehrbeauftragter im<br />

Frühjahrssemester<br />

Christoph Mathys<br />

Assistenz<br />

Andreas Buschmann<br />

Tina Gernet<br />

Harald König<br />

Christoph Mathys<br />

Daniel Nyffeler<br />

Olivia Valderrama


Website<br />

www.sik.arch.ethz.ch<br />

Stefan Roggo<br />

Automuseum <strong>Zürich</strong><br />

Geroldstrasse<br />

Die Parzelle befindet sich in einem ehemaligen Industriequartier.<br />

Heute ist dieses Erbe nur noch in der Bebauung<br />

zu spüren, Architekten und Grafiker, Gründerparks<br />

und Büros, Kunst, Kultur und Nachtleben bestimmen<br />

den Ort.<br />

Hier soll ein Museum entstehen, das unabhängig von<br />

einem bestimmten Hersteller die Geschichte des Automobils<br />

ausstellt und damit eines der einflussreichsten<br />

Kulturgüter unserer Zeit. Dabei sehen wir das Automobil<br />

als Artefakt, als Zeugnis der Industriegeschichte, als<br />

Repräsentant der mobilen Kultur und vor allem als Objekt<br />

künstlerisch ästhetischer Wahrnehmung.<br />

Die Arbeiten wurden von Dozent Ruedi Seiler<br />

begleitet.<br />

109<br />

Automobile Museum<br />

<strong>Zurich</strong>, Geroldstrasse<br />

The site for the museum is situated in <strong>Zurich</strong>’s former<br />

industrial zone. Today, the only sign of this heritage are<br />

the remaining buildings – architects and designers,<br />

business start-ups and offices, the art scene and nightlife<br />

have taken over now.<br />

The museum should portray the history of the automobile<br />

independently from any single manufacturer.<br />

The car is one of the most important cultural artifacts of<br />

our time; we see it as a relic of industrial history, as<br />

representing the culture of mobility and above all as a<br />

work of art.<br />

The projects were accompanied by Lecturer Ruedi<br />

Seiler.<br />

3./4. Jahr Departement Architektur<br />

Miroslav Sik<br />

^


Miroslav Sik<br />

3./4. Jahr Departement Architektur<br />

^<br />

Jonathan Roider<br />

Couturier Haus<br />

Limmatquai<br />

Das Eckhaus der Haifischbar am Limmatquai auf der<br />

Höhe der Rudolf-Brun-Brücke wird als Couturier-Haus<br />

neu gebaut. Einst die Hinterseite des Niederdorfs ist<br />

der Limmatquai von einer heterogenen Silhouette unterschiedlicher<br />

Giebel und Traufen geprägt.<br />

Die Szene der Zürcher Modemacher erhält ein attraktives<br />

«Schaufenster» in prominenter Lage am Limmatquai.<br />

Dabei steht kein bestimmtes Label im Vordergrund,<br />

sondern das Handwerk der Modekunst. Ausstellung,<br />

Laden und Massanfertigung charakterisieren das Programm<br />

des Hauses. Darüberliegende Wohnungen entsprechen<br />

dem Nutzungsmix in schönster Lage in der Limmatstadt.<br />

Die Arbeiten wurden von Dozent Ruedi Seiler<br />

begleitet.<br />

110<br />

Couturier House<br />

Limmatquai<br />

The corner of the Limmatquai and the Mühlegasse is the<br />

site for a ‘Couturier-House’, a fashion design studio and<br />

shop, replacing the existing building. It is situated in the<br />

heterogeneous silhouette of the Limmatquai that originally<br />

formed the ‘back yard’ of <strong>Zurich</strong>’s old town.<br />

The fashion design scene in <strong>Zürich</strong> is to gain a new<br />

showcase in a prime location, dedicated not to a single<br />

clothing label but to the art, skill and craftsmanship of<br />

the couturier. In the spirit of ‘Made to Measure’ display<br />

and fitting, showroom and studio are the defining points<br />

of the program.<br />

The projects were accompanied by Lecturer Ruedi<br />

Seiler.


Christoph Widmer<br />

111<br />

3./4. Jahr Departement Architektur<br />

Miroslav Sik<br />

^


Miroslav Sik<br />

Forschung Departement Architektur<br />

^<br />

Midcomfort im<br />

Städtebau<br />

Die 3. Ausgabe der Midcomfort-Publikation widmet sich<br />

diesmal nicht direkt der Wohnung, sondern will<br />

den Einfluss von städtebaulichen Parametern auf Wohnlichkeit<br />

und Komfort einer Wohnung untersuchen.<br />

Wir meinen damit nicht nur die üblicherweise ins Feld<br />

geführten Faktoren wie Besonnung, Lärmimmission<br />

und Anbindung an die Zentren der Stadt, die dem Zugriff<br />

der Architektin, des Architekten ohnehin meist<br />

entzogen sind, sondern eine ganze Reihe darüber hinausgehender,<br />

schwieriger zu fassender Faktoren. Dabei<br />

beschränken wir uns bewusst auf kleine Gebiete, also auf<br />

einzelne Siedlungen, Häusergruppen und Stadtblocks –<br />

auf Aufgaben, die in der Praxis einer Architektin, eines<br />

Architekten durchaus vorkommen können – und stellen<br />

nach wie vor den praktischen Nutzen unserer Arbeit<br />

über die theoretische Präzision.<br />

Ausgehend von stadtplanerischen Beispielen der<br />

letzten 150 Jahre, die wir aus eigener Anschauung<br />

für gelungen oder exemplarisch halten, wird eine (bewusst<br />

unvollständige) Geschichte der Reformbewegungen im<br />

Städtebau formuliert. Beginnend bei Camillo Sitte werden<br />

von der Gartenstadtbewegung, dem organischen Städtebau<br />

über die sozialreformerischen Siedlungen der 60er<br />

und 70er Jahre bis hin zu neueren Erscheinungen,<br />

wie dem postmodernen Städtebau oder dem New Urbanism,<br />

unterschiedliche städtebauliche Konzepte bzw. ihre<br />

Resultate in der Praxis geprüft.<br />

Dabei versuchen wir, konkrete Beispiele einmal<br />

möglichst ungeachtet ihrer architektur- und kulturgeschichtlichen<br />

Hintergründe zu beurteilen. So wird etwa<br />

eine Siedlung wie Dessau-Törten (Gropius, seit 1926)<br />

mit der rund 15 Jahre früher unter teilweise ähnlichen Bedingungen<br />

entstandenen Siedlung Hellerau (Riemerschmid<br />

u.a., seit 1909) verglichen. Die Absichten, die zu<br />

ihrer jeweiligen Gestalt führten, sollen dabei in den<br />

Hintergrund treten, eher sollen der heutige Zustand und<br />

das Verhältnis der Bewohner zu ihrer Siedlung über<br />

die Nachhaltigkeit der jeweiligen städtebaulichen Konzeption<br />

Auskunft geben. Auch eine städtebauliche<br />

112<br />

Midcomfort and<br />

Urban Design<br />

This third edition of the ‘Midcomfort’ publication turns<br />

its attention away from the home itself and attempts<br />

instead to consider the influence of urban design parameters<br />

on a home’s liveability and comfort. These<br />

are not the factors that are normally invoked in an examination<br />

of this kind – sun exposure, ambient noise<br />

levels, accessibility to the city center, etc. – which architects<br />

in any case cannot normally influence, but a<br />

whole series of factors that go beyond these and are less<br />

tangible. We have deliberately confined our study to<br />

small areas, such as individual estates, groups of houses<br />

or urban blocks – design briefs that are perfectly likely<br />

to arise in an architect’s practice – and, as always, we<br />

attach greater importance to the practical benefits of our<br />

work than to theoretical precision.<br />

Using town planning examples from the last 150 years<br />

that, in our subjective view, are successful or representative,<br />

we have put together an (intentionally incomplete)<br />

Grundstruktur der Planung<br />

Leverkusen-Steinbüchel<br />

von Reichow und Eggeling,<br />

aus: Hans Bernhard Reichow,<br />

Die autogerechte Stadt –<br />

ein Weg aus dem Verkehrs-<br />

Chaos, Ravensburg 1959<br />

Das Gebiet «De Grienden» stellt<br />

eine Stadterweiterung in der<br />

Nähe von Rotterdam dar. biq-<br />

Architekten realisieren dort<br />

auf kleinem Raum Reiheneinfamilienhäuser,Einfamilienhäuser,<br />

Mehrfamilienhäuser und<br />

zwei mehrgeschossige Stadthäuser.<br />

history of reform movements in urban planning.<br />

Beginning with Camillo Sitte, we review different urban<br />

design philosophies and consider how the results of<br />

those philosophies actually work in practice. Our selection<br />

ranges from the garden city movement to organic<br />

urban design through housing developments inspired by<br />

the social reform endeavors of the 1960s and 1970s<br />

to more recent phenomena such as post-modern urban<br />

design or New Urbanism.<br />

As far as possible, we have attempted to judge the<br />

examples without reference to their specific context<br />

in architectural and cultural history terms. For example,<br />

we compare a housing estate such as Dessau-Törten<br />

(Gropius, from 1926) with Hellerau (Riemerschmid et al.,<br />

from 1909), the development created some 15 years


Strömung wie die des New Urbanism, in «Old Europe»<br />

normalerweise kein Thema des architektonischen<br />

Diskurses, wird unvoreingenommen und unabhängig<br />

von stilistischen Vorlieben betrachtet und beurteilt.<br />

Schliesslich wird versucht, aus den untersuchten Beispielen<br />

Konstanten und Gemeinsamkeiten zu isolieren,<br />

die jenseits von funktionalen und technischen Fragen zum<br />

Wohnkomfort einer Siedlung beitragen. Das Ziel<br />

von Midcomfort bleibt dabei, einfache und im besten<br />

Fall kostenneutrale Anregungen zu formulieren, wie<br />

in der architektonischen Praxis eine Verbesserung der<br />

Wohnqualität zu erreichen wäre.<br />

Das Vermeiden von Vermassung, Monotonie oder<br />

Anonymität im architektonischen wie im sozialen<br />

Sinn, das Nobilitieren der Stimmung, das Zulassen einer<br />

gewissen stilistischen und räumlichen Vielfalt, das<br />

Verhältnis von Harmonie und Kontrast oder Erhalt und<br />

Integration von Vorgefundenem und Altem, auch<br />

Kolonie Emscher-Lippe,<br />

bei Recklinghausen, Kruppsches<br />

Baubüro, Essen / R. Schmohl<br />

1910er Jahre; Arbeitersiedlung<br />

ohne Maschinenästhetik –<br />

bis heute ein beliebter Wohnort<br />

Wohnkolonie Riedtli, <strong>Zürich</strong>,<br />

Friedrich Fissler, 1909 – 1911<br />

Sozialer Wohnungsbau<br />

ohne den Beigeschmack des<br />

Ärmlichen<br />

wenn es unscheinbar sein mag und ohne «Denkmalwert»,<br />

sind Faktoren, die als Ergebnisse unserer Analyse von<br />

«funktionierenden» Orten formuliert wurden und die zugleich<br />

als Prüfkriterien auf einige neuere Arbeiten angewandt<br />

wurden. So stellt das Heft auch Projekte vor,<br />

etwa die in der Schweiz kaum beachtete Stadterweiterung<br />

«De Grienden» des holländischen Architektenteams «biq».<br />

Zum ersten Mal enthält «Midcomfort» No. 3 auch<br />

Texte verschiedener Autoren: Von Miroslav Sik und Petra<br />

Röthlisberger stammen die Texte «Wie man Ensembles<br />

baut» beziehungsweise eine Studie über Sitzbänke, die<br />

wir in ihrer Funktion als Teil des öffentlichen Raums und<br />

damit des Siedlungsbaus betrachten.<br />

^<br />

113<br />

earlier under conditions that were in some respects similar.<br />

In this case, we have focused not on the intentions<br />

behind the respective designs but on how these housing<br />

developments are today and the relationship the residents<br />

have with them. This, we hoped, would give us information<br />

about whether the urban design concept in question<br />

has withstood the test of time and reality. Even an<br />

urban design movement such as New Urbanism, which<br />

normally not does not feature in architectural debate<br />

in old Europe, is viewed and judged without bias and<br />

independently of stylistic preference.<br />

Finally, we attempt to isolate constants and commonalities<br />

from the examples considered that, beyond<br />

functional and technical considerations, contribute to<br />

the living comfort of a housing development. Midcomfort’s<br />

aim remains to formulate simple and, in a bestcase<br />

scenario, cost-neutral ideas about how better living<br />

quality might be achieved in architectural practice.<br />

Aus dem Lexikon des New<br />

Urbanism – soziale Schichten<br />

pragmatisch als «Market<br />

Segments» bezeichnet, aber in<br />

direkter Nachbarschaft<br />

angeordnet<br />

Avoidance of uniformity, monotony or anonymity in<br />

the architectural and social sense, elevating the atmosphere,<br />

permitting a certain degree of stylistic and spatial<br />

diversity, paying attention to the relationship between<br />

harmony and contrast, and the conservation and integration<br />

of existing buildings, even if they may seem<br />

nondescript and without any ‘value as a historic monument’:<br />

these are some of the factors that we identified<br />

as the results of our analysis of ‘places that work’ and that<br />

we also applied as benchmarks to a number of more<br />

recent works. This brochure therefore also presents more<br />

recent projects, such as ‘De Grienden’, a town extension<br />

by the Dutch team of architects ‘biq’ that has received<br />

very little attention in Switzerland.<br />

For the first time, this third edition of ‘Midcomfort’<br />

includes texts by different authors: ‘How to build<br />

ensembles’ was authored by Miroslav Sik and Petra<br />

Röthlisberger is responsible for a study of benches,<br />

in which we examine their function as a component of<br />

the public realm and therefore, of housing developments.<br />

^<br />

Departeme^Forschung<br />

nt Architektur<br />

Miroslav Sik


Entwurf v–viii<br />

3./4. Jahr<br />

Architectural Design v–viii<br />

3rd/4th Year<br />

Professor<br />

Günther Vogt<br />

Assistenz<br />

Dr. Franziska Bark<br />

Alice Foxley


Website<br />

www.vogt.arch.ethz.ch<br />

Von den Ausflügen der Dadaisten zu den «Dérives» der<br />

Situationisten, von Tony Smiths «Landmark Walk»<br />

entlang eines Highways in New York 1966 bis zu Hamish<br />

Fultons zeitgenössischen «Walks» hat sich das Gehen<br />

beziehungsweise das «walking» von seinem Kunstkontext<br />

losgelöst und zu einer eigenständigen räumlichen Praxis<br />

entwickelt. Metaphorisch gesprochen hat sich «walking» damit<br />

zu einer idealen Art und Weise der transdisziplinären<br />

Erkundung entwickelt und taucht als solche vermehrt in<br />

den unterschiedlichen Diskussionen auf, die sich mit<br />

dem Phänomen Stadt beschäftigen.<br />

Das Gehen ist eine Art, wie wir uns mit der Stadt verbinden.<br />

Gehen wir zu Fuss durch eine Stadt, verinnerlichen<br />

wir die relativen Positionen unserer räumlichen Umgebung<br />

Schritt für Schritt mit Bezug zu unserem eigenen<br />

Körper. Wir addieren Entfernungen und persönliche Erfahrungen<br />

zu unserer Vorstellung von der Welt. Im Herbst-<br />

Planserie Allmend Brunau<br />

Sandra Ritzi<br />

semester 2007 haben wir untersucht, wie neben Stadtplänen,<br />

Modellen, Plänen, Schnitten, Analysematerial, die<br />

Perspektive des «Walkers» unsere Entscheidungen beim<br />

Entwerfen in städtebaulicher Dimension unterstützt.<br />

115<br />

From the Dada excursions to the Situationists’ urban<br />

derives, from Tony Smith’s landmark walk along a New<br />

York highway in 1966 to Hamish Fulton’s contemporary<br />

art walks, walking has emerged from an art context to<br />

become a spatial practice in its own right. Metaphorically<br />

speaking, walking has become an ideal practice for<br />

trans-disciplinary exploration, and as such now occurs<br />

frequently in all manner of discussions pertaining to<br />

the city, from performance to city planning.<br />

Walking is one way of engaging with city space. As we<br />

transect the city on foot, we internalize the relative<br />

positions of our spatial surroundings in relation to our<br />

own body and pace, and add measures of distance and<br />

personal experiences to our idea of the world. It requires<br />

us to consider the specific qualities of the spaces we<br />

encounter and our subjective responses to them, spanning<br />

from our cultural associations with a particular spatial<br />

typology to, for example, our feeling for an expanse of<br />

horizon. In the fall semester 07, we explored how, alongside<br />

city maps and models, plans, sections and analysis<br />

documents, the perspective of the walker might better<br />

inform our decision-making when we set about design<br />

on a city scale.<br />

3./4. Jahr Departement Architektur<br />

Günther Vogt


Günther Vogt<br />

3./4. Jahr Departement Architektur<br />

Die Studierenden begannen damit, die Stadt <strong>Zürich</strong> in<br />

zwei Walks zu durchqueren, die sich in der Allmend<br />

Brunau, dem Entwurfsgebiet, kreuzten und die sie anhand<br />

einer Serie individuell erlebter räumlicher Situationen<br />

fotografisch festgehalten haben. Die Allmend Brunau war<br />

in diesem Semester Gegenstand eines subjektiven Raumprogramms.<br />

Um eine experimentelle räumliche Sensibilität<br />

trotz der städtebaulichen Dimensionen des Gebiets<br />

zu wahren, haben wir uns auf zwei kontrastierende<br />

Gestaltungsmittel konzentriert: den Schwarzweiss-Plan<br />

(Distanz) und das Guckkastenmodell (Immersion).<br />

Die Studierenden simulierten einen Walk durch das imaginierte<br />

Neuland Allmend, indem sie sich in detaillierten<br />

Ausschnitten mit räumlichen Qualitäten wie Massstab,<br />

Materialität, Szenographie, Raumprogramm und Atmosphäre<br />

beschäftigten.<br />

116<br />

The students of our semester walked and represented<br />

by means of ‘A Series of Spatial Events’ one of two<br />

transects across <strong>Zurich</strong>, bisecting the relatively large former<br />

common land of Allmend Brunau in <strong>Zurich</strong>. The<br />

Allmend Brunau then became the focus of a subjective<br />

spatial program. To maintain an experiential spatial<br />

sensibility despite working at urban scale, the semester<br />

focused on two contrasting tools of design – the figureground<br />

plan (distance) and the perspective-view model<br />

(engagement). By way of conveying their projects,<br />

the students were asked to simulate a walk through the<br />

imagined new territory, dealing in detail with spatial<br />

qualities such as scale, sequence, view and perspective,<br />

materiality and atmosphere.<br />

von oben nach unten:<br />

Aufsicht Staustufen<br />

Foto Bestand<br />

Guckkasten Staustufen<br />

Gregor Bieri


von oben nach unten:<br />

Aufsicht Hain<br />

Foto Bestand<br />

Guckkasten Hain<br />

Tanja Wurmitzer<br />

von oben nach unten:<br />

Aufsicht Fluss<br />

Foto Bestand<br />

Guckkasten Fluss<br />

Mireille Thomann<br />

117<br />

3./4. Jahr Departement Architektur<br />

Günther Vogt


Entwurf mit integrierten<br />

Disziplinen v–viii<br />

3./4. Jahr<br />

Architectural Design with<br />

Integrated Disciplines v–viii<br />

3rd/4th Year<br />

Gastdozent<br />

Gion A. Caminada<br />

Assistenz<br />

Thomas Stettler


Website<br />

www.arch.ethz.ch/darch/<br />

entwurf/caminada<br />

Herbstsemester 2007<br />

Frühjahrssemester 2008<br />

Topographie<br />

In der Neuzeit hat der Mensch im Umgang mit der Topographie<br />

und somit bei der Aneignung von Natur vor<br />

allem zwei Strategien gewählt: eine ästhetisierende und<br />

eine technische. Die ästhetisierende Strategie kam ursprünglich<br />

aus den Zentren und bestand in einer distanzierten<br />

Betrachtung, der «vorfindbaren» Natur. Mit ihr<br />

wurde die Natur zur Landschaft.<br />

Der technischen Strategie wiederum ging es vor allem<br />

um die fortschreitende Befreiung von aller Gebundenheit<br />

an örtliche Gegebenheiten – sie hatten seit der Antike<br />

das Wohnen und Arbeiten bestimmt. Aus der Perspektive<br />

von Befreiung und Erleichterung wurde in der Folge von<br />

Rationalismus und Aufklärung das technisch Mögliche<br />

zu einem Wert an sich und man forderte seine unbedingte<br />

Verwirklichung.<br />

Wir sind der Auffassung, dass beide Verhaltensweisen<br />

von einem stark vorgefassten Blick geprägt sind und<br />

im Grunde wenig Naturverständnis besitzen. Man kann<br />

in beiden eine deutliche Distanz zur Natur erkennen,<br />

die unseres Erachtens in einer neuen Ausrichtung der<br />

westlichen Kultur verringert werden sollte.<br />

Wir versuchen im Rahmen der Entwurfsaufgabe diese<br />

Distanz zu minimieren, indem wir uns mit unserer<br />

ganzen Subjektivität auf den gewählten Ort einlassen.<br />

Die besondere Topographie, das Mikroklima, die<br />

Böden und ihr Bewuchs, das Schutzbietende und das<br />

Ausgesetzte des Ortes sollen unsere volle Aufmerksamkeit<br />

haben.<br />

Raum für die Gemeinschaft<br />

Wir machen uns auf die Suche nach einem besonderen<br />

Bautyp und entwickeln einen Raum für die Gemeinschaft.<br />

Aus der möglichst idealen Geometrie, aus der räumlichen<br />

Präsenz und aus der Beziehung und dem Widerstreit<br />

zwischen Funktion und Form soll ein Raum entworfen<br />

werden, der fähig ist, Gemeinschaftssinn zu generieren.<br />

Unter Raum verstehen wir ein Haus oder ein Gefäss, bei<br />

dem die Qualität «Raum» absolut im Zentrum steht.<br />

Das Interesse an dieser Untersuchung ist nebst der<br />

architektonischen Entwurfskultur auch auf gesellschaftspolitische<br />

und sozio-ökonomische Fragen gerichtet.<br />

Die Architektur wird dabei zu ihrem höchstmöglichen<br />

Beitrag für das konkrete Leben herausgefordert.<br />

119<br />

Topography<br />

Recently, two strategies have emerged in connection with<br />

topography and with the appropriation of nature. One<br />

of them is aesthetic in nature, the other is technical. The<br />

aesthetic strategy originated from the centers and stood<br />

in disassociated observation before ‘discoverable’ nature.<br />

It is this strategy that made nature into the landscape.<br />

The technical strategy was chiefly concerned with progressive<br />

liberation from all ties with local conditions –<br />

it has determined life and work since ancient times. From<br />

the perspective of liberation and relief, and as a result<br />

of rationalism and enlightenment, the technically possible<br />

became a world in its own right, and its immediate<br />

implementation was demanded.<br />

We believe that both behavioral patterns are characterized<br />

by a strongly preconceived viewpoint and possess<br />

little real understanding of nature. A clear distance to<br />

nature can be perceived in both, which we believe should<br />

be reduced in a new orientation of western culture.<br />

We attempt to minimize this distance within the framework<br />

of this design course by going deeply into the<br />

selected site with all our subjectivity. The specific topography,<br />

the microclimate, the soil and what grows in it,<br />

the protected and the exposed aspects of the site are<br />

the subjects of our full attention.<br />

Space for Communal Living<br />

We start out by looking for a specific building type and<br />

develop space for the community. A space is to be developed<br />

that is capable of generating a communal spirit<br />

from the optimally ideal geometry, from the spatial presence<br />

and from the relationship and conflict between<br />

function and form. By space, we mean a house or a container<br />

in which the quality of ‘space’ is the absolute<br />

center.<br />

The interest in this investigation is, in addition to<br />

architectural design culture, also orientated towards<br />

socio-political and socio-economic issues, whereby the<br />

highest possible contribution to concrete life will be<br />

demanded from the architecture.<br />

3./4.Jahr Departement Architektur<br />

Gion A. Caminada


Gion A. Caminada<br />

3./4.Jahr Departement Architektur<br />

Topographie Topography<br />

Ein Gebäude für besondere kulturelle<br />

Anlässe innerhalb einer<br />

ausserordentlichen Topographie<br />

nahe der mittelalterlichen Burg<br />

S. Gieri in Waltensburg<br />

A building for specific cultural<br />

events on an unusual topography<br />

near the medieval castle of<br />

S. Gieri in Waltensburg<br />

Yvonne Meier<br />

120


Raum für die<br />

Gemeinschaft<br />

Ein Raum für die Gemeinschaft in<br />

den Bergdörfern Vella und Schlans<br />

A space for the community for<br />

the mountain villages of Vella and<br />

Schlans<br />

Jan Berni<br />

Christian Gut<br />

121<br />

Space for Communal<br />

Living<br />

3./4.Jahr Departement Architektur<br />

Gion A. Caminada


Entwurf v–viii<br />

3./4. Jahr<br />

Architectural Design v–viii<br />

3rd/4th Year<br />

Gastdozent<br />

Adam Caruso<br />

Peter St John<br />

Assistenz<br />

Oliver Lütjens<br />

Semesterbegleitung<br />

Daniel Bosshard<br />

Meritxell Vaquer-Fernandez


Website<br />

www.arch.ethz.ch/darch/<br />

entwurf/caruso-stjohn<br />

Gardens of Experience Gardens of Experience<br />

Im England des 18. Jahrhunderts kam eine neue Synthese<br />

von Landschaft und Gebäude auf. Das Landhaus und<br />

sein Anwesen wurden von einer sinnlichen, pragmatischen<br />

Sensibilität und einer fast phänomenologischen Sorgfalt<br />

für spezifische Eigenschaften eines Ortes sowie einer Sensitivität<br />

gegenüber Nutzung und Ambition des Bauherrn<br />

durchdrungen.<br />

Wir haben in den Gartenanlagen von Chiswick House<br />

gearbeitet, inmitten von Bäumen, Achsen, Tempeln<br />

und Skulpturen des Meisterwerkes von Lord Burlington<br />

und William Kent. Künstlerische Sensibilität und<br />

rationales Urteilsvermögen eines jeden Studierenden waren<br />

die treibende Kraft, um Ideen für Landschaften und<br />

Pavillons zu entwickeln, in denen die Geschichte und<br />

Wahrnehmung von Chiswick Interpretation und<br />

Nachhall finden.<br />

Ella Ryhiner<br />

Mario Beeli<br />

123<br />

In 18th century England, a new synthesis of landscape<br />

and building emerged. The country house and its estate<br />

became informed by a sensual and pragmatic sensibility<br />

and by an almost phenomenological regard for the<br />

specific conditions of the site and a sensitivity to use<br />

and to the ambitions of the client.<br />

We worked within the grounds of Chiswick House,<br />

in and amongst the trees, axes, temples and sculptures of<br />

Lord Burlington and William Kent’s masterpiece. The<br />

guiding force in the projects was the artistic sensitivity and<br />

judgment of each student in developing ideas for landscapes<br />

and for pleasure buildings that resonate with and<br />

interpret the history and the experience of Chiswick.<br />

3./4.Jahr Departement Architektur<br />

Adam Caruso, Peter St John


Adam Caruso, Peter St John<br />

3./4. Jahr Departement Architektur<br />

Barbara Müller, Stefanie Scherer,<br />

Corina Trunz<br />

The Monumental The Monumental<br />

Das Monumentale stand einst für Repräsentation. Eine<br />

Ehrfurcht gebietende Kathedrale, ein herrisches Gefängnis,<br />

ein pompöser Palast weisen unterschiedliche Qualitäten<br />

von Monumentalität aus. Im besten Falle repräsentieren<br />

monumentale Bauten nicht nur die Ambition<br />

und Eigenschaft ihrer Schöpfer, sondern ordnen und<br />

bestimmen ihr städtisches Umfeld. Diese Art von Monumentalität<br />

verlässt sich weniger auf Bedeutung, sondern<br />

baut eine Identifikation auf und reflektiert ihre Positionierung<br />

in der Stadt.<br />

Diesen eher offenen und malerischen Aspekt des<br />

Monumentalen wollten wir untersuchen. Wir haben auf<br />

dem Sulzer Areal in Oberwinterthur gearbeitet, einem<br />

Ort im Wandel, dessen städtisches Gewebe nicht genügend<br />

kohärent ist, um dieselbe Qualität und Vielschichtigkeit<br />

wie das Stadtzentrum zu besitzen. Wir untersuchten, ob<br />

das Konzept der Monumentalität an diesen Orten von<br />

Bedeutung ist und Komplexität und Stabilität an Orte<br />

bringen kann, an denen das städtische Gewebe dünn und<br />

zusammenhangslos ist.<br />

Jürg Burger, Christoph Rauhut<br />

Aurélie Mayor, Marc Walser Didier Oskam, Clemens Wall,<br />

Alex Woods<br />

Szabina Alberti, Jimena Cugat<br />

Perez, Fabio Don, Nikita Shah<br />

124<br />

The monumental was once about representation. An awe<br />

inspiring cathedral, an overbearing prison, and a pompous<br />

palace can all exhibit different qualities of monumentality.<br />

In the best instances, monumental structures<br />

do not only represent the ambitions and attributes of<br />

their makers but lend a structure and a purpose to<br />

their part of the city. This monumentality is less reliant<br />

on signification and more on an identification and<br />

reflection of its position in the city.<br />

This more open and picturesque version of the monumental<br />

is the one we wished to explore. We worked in<br />

the Sulzer area in Oberwinterthur, an area in transition,<br />

where the urban fabric is not, and may never be,<br />

sufficiently coherent to have the qualities and diversity<br />

of the city centre. We explored whether the idea of<br />

monumentality has relevance in these places and if it can<br />

bring qualities of complexity and stability where the<br />

city fabric is weak and incoherent.<br />

Roman Kallweit, Jonas<br />

Nauwelaertz de Agé, Erica Pasetti


Corinne Lopez Gianni Bonacina, Corinne Lopez,<br />

Chantal Reichenbach<br />

Stefanie Scherer<br />

Corina Trunz<br />

Barbara Müller, Stefanie Scherer,<br />

Corina Trunz<br />

Barbara Müller, Stefanie Scherer,<br />

Corina Trunz<br />

125


Entwurf mit integrierten<br />

Disziplinen v–viii<br />

3./4. Jahr<br />

Architectural Design with<br />

Integrated Disciplines v–viii<br />

3rd/4th Year<br />

Gastprofessor<br />

Felix Claus<br />

Assistenz<br />

Medine Altiok<br />

W. Benedikt Boucsein<br />

Carl Axel Humpert


Website<br />

www.arch.ethz.ch/darch/<br />

entwurf/claus<br />

Baufeld 4, Guillaume Yersin<br />

Stadthäuser Yamashita Pier Townhouses Yamashita Pier<br />

Der Yamashita Pier ist eines von vielen im Wandel begriffenen<br />

Industriearealen am Hafen von Yokohama. Die<br />

Entwurfsklasse am Lehrstuhl von Prof. Kees Christiaanse<br />

hat im Herbstsemester 2007 eine Strategie für das gesamte<br />

Gebiet erarbeitet. Diese Strategie wurde von unserem<br />

Lehrstuhl zu einem konkreten Masterplan weiterentwickelt,<br />

der als Ausgangspunkt des Entwurfs diente. Im Zentrum<br />

stand dabei das Thema des innerstädtischen Wohnens am<br />

Wasser in einer industriell geprägten Umgebung.<br />

127<br />

Yamashita Pier, one of many such sites in Yokohama<br />

harbour, is in functional flux and currently under high<br />

pressure to be redeveloped. During the last semester,<br />

the class of Prof. Kees Christiaanse drew up an according<br />

strategy for the whole area. Based on their results, we<br />

generated a master plan for the Yamashita Pier. This plan<br />

served as the starting point of our studio. As demanded<br />

in the initial strategy, it mainly focused on dwelling<br />

functions.<br />

3./4.Jahr Departement Architektur<br />

Felix Claus


Felix Claus<br />

3./4.Jahr Departement Architektur<br />

Baufeld 1, Henrik Becker<br />

Auf der Basis von programmatischen und städtebaulichen<br />

Vorgaben wurden Stadthäuser in verschiedenen Grössen<br />

entworfen, die sich in den Genius loci des Yamashita Pier<br />

einfügen. Jeder Studierende wählte Aufgabe und Baufeld<br />

aus einer Reihe klar definierter Programme, die vom Townhouse<br />

über den Sozailwohnungsbau bis hin zum gehobenen<br />

Wohnen reichten. Auch wenn der Fokus des<br />

Semesters auf dem individuellen Entwurf lag, wurde<br />

die Diskussion daher immer auch über das gesamte Quartier<br />

geführt.<br />

Das Thema des innerstädtischen Wohnens am Wasser<br />

erscheint aus unserer europäischen Perspektive fast schon<br />

banal. Die Aufgabe stellt im japanischen Kontext jedoch<br />

eine enorme Herausforderung dar. Eine Städtebau-<br />

Baufeld 3, Philipp Zindel<br />

128<br />

We focused on designing town houses on the rules of the<br />

masterplan, and great care was given to the genius<br />

loci of Yamashita Pier. Each student chose his task from<br />

a given set of precisely defined programs, ranging from<br />

single-family houses over social housing to upscale dwellings<br />

with office functions. We discussed the quarter<br />

as a whole, even though our efforts were clearly focused<br />

on the individual design task.<br />

The design of waterfront inner-city dwellings in an<br />

area formerly coined by industrial structures: Such a<br />

task, viewed from a European perspective, seems to be<br />

an easy, if not to say trivial one.<br />

In the Japanese context, though, it presents an enormous<br />

challenge. Japan knows no urbanistic traditions<br />

to handle such tasks. Also, the phenomenon of housing<br />

on urban waterfronts is largely unknown, as are certain<br />

Baufeld 4, Sandra Gonon


Baufeld 4, Jens Gerber<br />

tradition im europäischen Sinne existiert hier nicht und<br />

für die Gestaltung ganzer Stadtquartiere gibt es wenig<br />

gute Beispiele. Auch haben in Japan weder das Wohnen am<br />

Wasser noch bestimmte Wohnformen wie der soziale<br />

Wohnungsbau eine Tradition. Während des Semesters<br />

wurden daher vor allem die Themen Wohnen, Wohnung<br />

und Wohnumgebung diskutiert. Hier galt es, im Sinne<br />

eines Kulturtransfers japanische Praktiken und Traditionen<br />

aus der europäischen Sicht des städtischen Wohnens<br />

neu auszulegen.<br />

Baufeld 2, Nicolas Allemann<br />

129<br />

housing concepts like social housing. We therefore mainly<br />

focused on the topics of dwelling itself, dwellings in<br />

general and living environments. We newly interpreted<br />

these issues from a European view. From the Japanese<br />

side, such a transfer of knowledge is highly desired, and<br />

its results will have an actual influence on the decisions<br />

on site.<br />

3./4.Jahr Departement Architektur<br />

Felix Claus


Entwurf v–viii<br />

3./4. Jahr<br />

Architectural Design v–viii<br />

3rd/4th Year<br />

Gastdozent<br />

Beat Consoni<br />

Assistenz<br />

Maud Cassaignau<br />

Alexander Schmiedel<br />

Marion Steiger


Website<br />

www.arch.ethz.ch/darch/<br />

entwurf/consoni<br />

Realitäten ausserhalb<br />

der Städte<br />

Abseits der grossen Städte und ihrer Agglomerationen wird<br />

die Schweiz immer noch zu einem grossen Teil von<br />

Regionen geprägt, für die man früher einmal den Begriff<br />

«ländlicher Raum» gebrauchte. Seit den 70er Jahren haben<br />

sich die Kleinstädte und Dörfer dieser Gebiete massiv<br />

vergrössert. Der Raum durchlief eine starke strukturelle<br />

Veränderung, ohne dass zuvor eine übergeordnete<br />

räumliche Vorstellung für die Gebiete im Wandel entwickelt<br />

worden wäre. Die Folge war eine unkontrollierte<br />

und diffuse Raumentwicklung, die in keiner Weise für die<br />

Zukunft gewappnet scheint: Krisengebiete 1 auf Abruf.<br />

Die theoretische Aufarbeitung dieser Phänomene steht<br />

noch in ihren Anfängen. Dabei stellen sich gerade an der<br />

schwammig gewordenen Kante zwischen Siedlungsgebiet<br />

und Ackerflächen, zwischen Infrastruktur und letzten<br />

Naturräumen die entscheidenden Fragen für die Raumplanung.<br />

Die Zersiedelung der Schweiz beschränkt sich<br />

längst nicht mehr auf die Umgebung der Grossstädte.<br />

Der Thurgau ist neben einigen Kleinstädten vornehmlich<br />

durch eine lockere Streuung kleinerer Dörfer gekennzeichnet.<br />

Die Nähe zur Metropole <strong>Zürich</strong> einerseits und<br />

dem Bodensee andererseits verleihen dem Kanton<br />

zunehmend Attraktivität. Prognosen gehen davon aus,<br />

dass die Region in den nächsten Jahren um 5 %, und<br />

damit weit über dem europäischen Durchschnitt, wachsen<br />

wird. Dieses Wachstum wird die Region in den nächsten<br />

Jahren massgeblich verändern.<br />

1 Die Bezeichnung «Krisengebiete»<br />

entstammt der Terminologie<br />

wie sie das <strong>ETH</strong> Studio Basel in<br />

seiner Publikation Die Schweiz –<br />

ein städtebauliches Portrait<br />

vorschlägt.<br />

131<br />

Extra-Urban Realities<br />

Beyond the large cities and their agglomerations, Switzerland<br />

is still characterized by regions to which the term<br />

‘rural space’ was once applied. Since the 1970s, the small<br />

towns and villages in these areas have profoundly<br />

increased in size. The spatial basis underwent a dramatic<br />

structural change without any advance consideration<br />

given to the development of a superordinate spatial idea<br />

for the affected areas. The result was an uncontrolled and<br />

diffuse spatial development that seems extremely poorly<br />

equipped for the future impending crisis regions 1 .<br />

Although the theoretical reappraisal of this phenomenon<br />

has only just begun, it is precisely along this<br />

blurred line between settlement areas and country fields,<br />

between infrastructure and the last vestiges of nature,<br />

that the decisive spatial planning questions can be posed.<br />

Residential sprawl in Switzerland has long since ceased<br />

to be confined merely to the urban peripheries of the large<br />

cities.<br />

In addition to the canton’s small cities, Thurgau is<br />

characterized by a loose scattering of smaller villages.<br />

The canton is increasingly attractive because of its proximity<br />

on the one hand, to the metropolis of <strong>Zurich</strong>,<br />

and on the other, to the Bodensee. Current prognoses<br />

estimate that the region will grow at a rate of 5 % in<br />

the coming years, a rate far above the European average.<br />

This growth will decisively alter the region in the near<br />

future.<br />

1 The description ‘crisis regions’<br />

derives from the terminology<br />

suggested by <strong>ETH</strong> Studio Basel in<br />

their publication Die Schweiz –<br />

ein städtebauliches Portrait<br />

Beispiel Tägerwilen tg<br />

Die im Ort ansässige Firma Biotta<br />

fabriziert ihre Produkte in biologischer<br />

Produktion. Aus dem charakteristischen<br />

Unternehmen könnte<br />

eine Marke für Tägerwilen werden –<br />

ein Dorf ganz im Zeichen des ökologischen<br />

Ackerbaus. Ein Ring von<br />

Feldern begrenzt das Dorfgebiet,<br />

an dessen Rand und Schnittstelle<br />

zur Eisenbahn ein neues Besucherzentrum<br />

entsteht.<br />

(Thomas Schiratzki)<br />

3./4.Jahr Departement Architektur<br />

Beat Consoni


Beat Consoni<br />

3./4.Jahr Departement Architektur<br />

Beispiel Arbon tg/Steinach sg<br />

Der grosse Wunsch eines jeden<br />

Schweizers ist der Besitz eines freistehenden<br />

Einfamilienhauses.<br />

Um der weitergehenden Zersiedelung<br />

entgegenzuwirken, wird eine<br />

gleichmässige Verteilung der Eigenheime<br />

auf den Gemeindegebieten<br />

angestrebt. Eine alte Fabrikanlage<br />

wird zu einem neuen Zentrum<br />

ergänzt. (Nina Marquardsen)<br />

Die Semesteraufgaben im vergangenen Jahr versuchten<br />

an jeweils drei verschiedenen Orten konkrete Problemfelder<br />

innerhalb der Krisengebiete aufzuspannen. Im Herbstsemester<br />

richtete sich der Blick auf kleine Ortschaften<br />

entlang des Bodenseeufers, im Frühjahrssemester auf Orte<br />

entlang der Bahnstrecke <strong>Zürich</strong> – Frauenfeld – Romanshorn.<br />

Das verbindende Element der jeweiligen Orte konnte<br />

dazu genutzt werden, um die spezifischen Situationen<br />

stärker hervortreten zu lassen. Die Bahnlinie könnte dazu<br />

herangezogen werden, die räumliche Entwicklung zu<br />

bündeln und einer weiteren Zersiedelung entgegenzuwirken.<br />

Den Entwurfskurs unterstützte eine Vortragsreihe, in<br />

der verschiedene Gäste, darunter ein Künstler, ein Grafiker<br />

und eine Landschaftsarchitektin, ihre Arbeitsmethodik<br />

vorstellten.<br />

Eine sorgfältige Analyse des Ortes diente als Grundlage,<br />

um eine übergeordnete räumliche Vorstellung für<br />

die zukünftige Entwicklung zu formulieren. Die Aufgabenstellungen<br />

wurden dazu bewusst offen gehalten, um<br />

eine möglichst breite Palette an denkbaren Interventionen<br />

aufzuzeigen. Die Tragfähigkeit der Leitidee wurde durch<br />

die Entwicklung einer examplarischen Intervention auf ihre<br />

Qualitäten überprüft.<br />

132<br />

Last year’s semester-long exercises were aimed at delineating<br />

concrete problems within the crisis regions, each in<br />

three different locations. The autumn semester was focused<br />

on small localities along the edge of the Bodensee,<br />

and the spring semester on places along the railway line<br />

<strong>Zurich</strong> – Frauenfeld – Romanshorn. The element connecting<br />

the individual towns could be used to reveal the<br />

specific situations. The railway line could be introduced<br />

to bundle the spatial development and to counteract<br />

further residential sprawl.<br />

The design course integrated a series of lectures in<br />

which various guests, including an artist, a graphic<br />

designer and a landscape architect presented their work<br />

methodologies.<br />

A careful analysis of the town and its environs served<br />

as a basis upon which to formulate a superordinate<br />

spatial idea for future development. To this end, the tasks<br />

set were deliberately left open in order to demonstrate<br />

the widest spectrum of interventions possible. The sustainability<br />

of the central idea was tested for its qualities via<br />

the development of a model intervention.


Die wenigen Wochen eines Entwurfssemesters reichen<br />

kaum aus, um abschliessende Erkenntnisse für ein<br />

grosses Problemfeld zu gewinnen. Viel wichtiger sind indes<br />

jene kleinen Beobachtungen, die es ermöglichen, den<br />

Blick für die neuralgischen Punkte zu schärfen, die man<br />

für gewöhnlich übersieht.<br />

In unserer Arbeit hat sich gezeigt, dass die schlecht<br />

erschlossene Uferregion am Bodensee auf die Attraktivität<br />

ihrer Lage angewiesen ist, während die Orte entlang<br />

der S-Bahn eine neue urbane Dynamik in sich tragen.<br />

Das Augenmerk richtet sich daher weniger auf intakte<br />

historische Dörfer, sondern vielmehr auf deren Brüche<br />

und Übergänge. Der Schnittstelle zwischen Architektur und<br />

Raumplanung kommt dabei eine besondere Bedeutung<br />

zu. Eine ganzheitliche Betrachtung beider Disziplinen birgt<br />

das Potential, echte neue Qualitäten zu schaffen.<br />

The few weeks of a design semester are hardly sufficient<br />

to produce conclusive findings, but of greater importance<br />

are the small observations that sharpen an awareness<br />

for the neural points that are otherwise usually overlooked.<br />

Our work demonstrated that the less-accessible lakeside<br />

region of the Bodensee is dependent upon the<br />

attractiveness of its location, whilst the localities along<br />

the city and suburban railway line have an intrinsic<br />

new urban dynamic.<br />

The focus is therefore less on intact historical villages<br />

themselves and far more on their ruptures and transitions.<br />

In this respect, the interface between architecture<br />

and spatial planning takes on a particular significance.<br />

An integrated examination involving both disciplines has<br />

the potential to generate genuine new qualities.<br />

Beispiel Islikon tg<br />

Islikon erfreut sich dank seiner Nähe<br />

zu Winterthur und <strong>Zürich</strong> einer<br />

regen Bautätigkeit im Einfamilienhaus-Segment.<br />

Begreift man<br />

die Bahn als Chance, Islikon als<br />

zukünftigen Vorort von <strong>Zürich</strong><br />

zu sehen, eröffnen sich neue städtebauliche<br />

Ansätze. Das Modell<br />

zeigt vier unabhängige, aber durchaus<br />

komplementäre Interventionen.<br />

(Raphael Bollhalder, Tyrone<br />

Colletta, Katrin Gurtner, Jan Hellhammer,<br />

Andrea Schranz)<br />

3./4.Jahr Departement Architektur<br />

Beat Consoni


Entwurf v–viii<br />

3./4. Jahr<br />

Architectural Design v–viii<br />

3rd/4th Year<br />

Gastdozent<br />

Annette Gigon<br />

Mike Guyer<br />

Assistenz<br />

Michael Charpié<br />

Felix Jerusalem<br />

Gaby Kägi


Website<br />

www.arch.ethz.ch/darch/<br />

entwurf/gigon_guyer<br />

links:<br />

Atsuko Tanaka, Electric<br />

Dress, 1956<br />

Kino- und Galeriekomplex<br />

an der Langstrasse in <strong>Zürich</strong><br />

Die Beschaffenheit von Bauten interessiert uns, ihre<br />

Materialität, ihre Körperhaftigkeit, die Art und Weise,<br />

wie sie Räume ausbilden, mit der Gravitation arbeiten,<br />

der Witterung widerstehen. Uns interessieren aber<br />

auch diejenigen Elemente, welche die «reinen» Architekturen/Konstruktionen<br />

überlagern. Gemeint sind nicht<br />

nur die Schichten von Isolationsmatten, Dichtigkeitsfolien,<br />

Verputzen, Schutzanstrichen, gemeint sind die Beschriftungen,<br />

die Logos, die Farben und Bilder, welche die<br />

Körper der Bauten bedecken und verdecken, bezeichnen<br />

und überzeichnen. Das Thema begleitet die Architektur<br />

seit den frühesten Anfängen bis heute: Beginnend mit den<br />

Höhlenmalereien über die Entdeckung der Perspektive<br />

und der damit einhergehenden optischen «Überformbarkeit»<br />

der Architektur mit «gemalter Architektur» bis hin<br />

zu den Möglichkeiten, die das elektrische Licht seit dem<br />

20. Jahrhundert liefert.<br />

Yuta Kanezuka<br />

135<br />

Cinema and Gallery Complex<br />

on the Langstrasse in <strong>Zurich</strong><br />

The nature of buildings interests us, their material qualities,<br />

their corporeality, the way in which they form spaces,<br />

work with gravity, and resist the weather. But, we are also<br />

interested in those elements that overlay ‘pure’ architecture<br />

and construction. It is not only the layers of<br />

insulation batts, waterproofing membranes, stuccos and<br />

protective coatings that are meant here. Signage, logos,<br />

colors and images are meant as well, which cover and mask,<br />

signify and oversubscribe the building volumes. The<br />

theme has accompanied architecture since the earliest<br />

times up until this day: beginning with cave paintings,<br />

to the discovery of perspective and architecture’s accompanying<br />

optical ‘hyperformability’ with ‘painted architecture’<br />

up to the possibilities provided by electrical<br />

lighting since the 20th century.<br />

BURO<br />

FOYER<br />

3./4.Jahr Departement Architektur<br />

Annette Gigon, Mike Guyer


Annette Gigon, Mike Guyer<br />

3./4.Jahr Departement Architektur<br />

Arend Kölsch<br />

Auf der Eckparzelle der sbb an der Kreuzung Langstrasse/<br />

Zollstrasse in <strong>Zürich</strong> galt es einen Kinokomplex und<br />

ein Gebäude mit verschiedenen Galerien, einer Kunsthalle<br />

sowie einem Bistro und Bookshop zu entwerfen. Im<br />

Fokus standen verdunkelbare und helle Räume, ausgestattete<br />

und leere, opulente und nüchterne, Nachtnutzung<br />

und Tagnutzung, Präsenz des Gebäudes bei Tag<br />

und bei Nacht, dessen Wahrnehmbarkeit aus Verkehrsmitteln<br />

wie Auto und Zug und aus der Optik der Fussgänger,<br />

insbesondere aber die Orientierung und Bewegung<br />

der Besucher innerhalb und ausserhalb des Gebäudes.<br />

Die zu entwerfenden Räume, die Kinosäle und die Galerieräume<br />

dienten selbst der Wahrnehmung: die Ausstellungsräume<br />

der Wahrnehmung von Kunstwerken, die Kinosäle<br />

der Wahrnehmung von Filmen.<br />

Anita Bossart<br />

Nino Soppelsa<br />

136<br />

On the Swiss Federal Railway’s parcel at the corner of the<br />

Langstrasse and Zollstrasse in <strong>Zurich</strong>, students were<br />

asked to design a cinema complex and a building with<br />

various galleries, an art hall, as well as a bistro and<br />

bookshop. The focus was directed upon spaces that were<br />

bright and spaces that could be darkened, furnished<br />

and empty spaces, opulent and sober spaces, night use<br />

and day use, the building’s presence by night and by<br />

day, and the spaces’ perceptibility seen from cars and trains<br />

and as seen by pedestrians; but primarily the orientation<br />

and movement of visitors inside and outside the building.<br />

The spaces to be designed – the cinema spaces and the<br />

gallery spaces – serve perception themselves: the exhibition<br />

spaces serve the perception of works of art, while<br />

the cinema spaces serve the perception of films.


Shoko Minami<br />

Mit Gästen wurden während des Semesters Vorträge und<br />

Gespräche zu den Themen Kinoarchitektur, Ausstellungsräume<br />

für Kunst, Schrift und Architektur veranstaltet:<br />

Arthur Rüegg, Stanislaus von Moos, Beatrix Ruf, Heike<br />

Munder, Christoph Schaub und Salome Pitschen,<br />

Karim Noureldin und Thomas Müllenbach, Ulrike Jehle,<br />

Ruedi Baur.<br />

Das Frühjahrssemester 2008 wurde von Annette<br />

Gigon geleitet.<br />

Raphael Dunant<br />

Cecile Brouillaud<br />

137<br />

Lectures and discussions dealing with the themes of<br />

cinematic architecture, exhibition spaces for art, typography<br />

and architecture were organized during the<br />

semester with guests Arthur Rüegg, Stanislaus von Moos,<br />

Beatrix Ruf, Heike Munder, Christoph Schaub and<br />

Salome Pitschen, Karim Noureldin and Thomas Müllenbach,<br />

Ulrike Jehle, and Ruedi Baur.<br />

The 2008 spring semester was lead by Annette<br />

Gigon.<br />

3./4.Jahr Departement Architektur<br />

Annette Gigon, Mike Guyer


Entwurf v–viii<br />

3./4. Jahr<br />

Architectural Design v–viii<br />

3rd/4th Year<br />

Gastdozent<br />

Marco Graber<br />

Thomas Pulver<br />

Assistenz<br />

Kord Büning-Pfaue<br />

Sibylle Küpfer<br />

Franziska Schneider


Luise Kister<br />

Liliane Haltmeier<br />

Christoph Oberholzer<br />

Fabian Panzer<br />

Rebecca Bornhauser<br />

Flavia Sutter<br />

139<br />

Lutz Kögler<br />

Marthe Seidel<br />

Christoph Schmid<br />

Milena Isler<br />

3./4.Jahr Departement Architektur<br />

Marco Graber, Thomas Pulver


Marco Graber, Thomas Pulver<br />

3./4.Jahr Departement Architektur<br />

Website<br />

www.arch.ethz.ch/darch/<br />

entwurf/graber-pulver<br />

Studierende HS 2007<br />

Emanuel Biland<br />

Rebecca Bornhauser<br />

Markus Gontarz<br />

Liliane Haltmeier<br />

Tobias Häfliger<br />

Kate Inderbitzin<br />

Thomas Kissling<br />

Luise Kister<br />

Tina Küng<br />

Mark Lauener<br />

Elvira Lucchi<br />

Leonie Löffler<br />

Anja Müller<br />

Philipp Neves<br />

Fabian Panzer<br />

Christopher Rofe<br />

Pierre Schild<br />

André Schmid<br />

Nicola Schulze<br />

Marthe Seidel<br />

Mulan Sun<br />

Ilkay Tanrisever<br />

Marco Thürig<br />

Beda Troxler<br />

Karin Von Wyl<br />

Daniela Weber<br />

Liliana Wild<br />

Tanzbern Dance Studio Bern<br />

Ein Forum für Tanz auf der Schützenmatt in Bern<br />

Am Kopf der beiden nördlichen Viadukteinfahrten in die<br />

Berner Altstadt, hoch über der Aare und in unmittelbarer<br />

Nähe des Hauptbahnhofs, planen wir im Herbstsemester<br />

ein schweizerisches Forum für Tanz: Die<br />

Schützenmatt soll nicht weiter Restfläche und Parkplatz<br />

bleiben, sondern über ihre öffentliche Nutzung im<br />

Kontext der Berner Tanztage als städtischer Ort inszeniert<br />

werden.<br />

Rebecca Bornhauser<br />

140<br />

A Dance Center on the Schützenmatt in Bern<br />

This fall semester we will design a Swiss dance forum<br />

near the two viaduct entrances on the northern side<br />

of Bern’s historical city center, high above the Aare river<br />

and close to the central train station. The Schützenmatt<br />

should not remain leftover space and parking lot,<br />

but rather, be enlivened as an urban space in its own<br />

right through public exposure gained within the context<br />

of Bern’s Tanztage.<br />

Liliane Haltmeier<br />

Luise Kister


Studierende FS 2008<br />

Corinne Aebischer<br />

Natalie Fabijani<br />

Martina Fischer<br />

Simone Hicks<br />

Milena Isler<br />

Patrick Jäger<br />

Lutz Kögler<br />

Philomena Lenz<br />

Louise Ohlson<br />

Daniel Lütolf<br />

Moritz Marbach<br />

Seraina Merz<br />

Kristina Moehring<br />

Christoph Oberholzer<br />

Fabian Panzer<br />

Lukas Schaffhuser<br />

Christoph Schmid<br />

Patrick Sommer<br />

Annina Strebel<br />

Flavia Sutter<br />

Le-Wan Tran<br />

Nina Täschler<br />

Nadia Vitali<br />

Pascal Waldburger<br />

Elisabeth Wiesenthal<br />

Sandra Winkelmann<br />

Milica Zivkovic<br />

Bergbad Mountain Spa<br />

Ein Ort der Ruhe und Entspannung im Val Sinestra<br />

Dem Flusslauf des Inn von Scuol aus abwärts folgend,<br />

öffnet sich östlich des Dorfes Sent das enge Erosionstal<br />

des Bachs Brancla. Im rückwärtigen Bereich des bewaldeten<br />

Tals wurde das imposante Kurhaus Val Sinestra<br />

1912 in der Hoffnung auf einen florierenden Kurbetrieb<br />

eröffnet. Im Sinne der seit jeher als ideal angesehenen<br />

Lage – unmittelbar am eigentlichen Quellaustritt –<br />

planen wir in dieser landschaftlichen Abgeschiedenheit<br />

ein Badehaus für den Ruhe und Einkehr suchenden Kurgast<br />

von heute.<br />

Christoph Schmid<br />

Lutz Kögler<br />

141<br />

A Peaceful Place to Relax in Sinestra Valley<br />

When one leaves Scuol downstream along the river Inn,<br />

eastwards of the village of Sent, there is the narrow and<br />

deep valley formed by the mountain stream La Brancla.<br />

The impressive spa hotel Val Sinestra nestled in the back<br />

of this forested valley was opened in 1912 in the hope<br />

of cultivating a flourishing spa business. Here, at the ideal<br />

location for a spa then andnow – directly adjacent to<br />

the mineral spring’s source – we will design a bath house<br />

for the spa guests of today, seeking quiet and contemplation<br />

in this secluded landscape setting.<br />

Christoph Oberholzer<br />

3./4.Jahr Departement Architektur<br />

Marco Graber, Thomas Pulver


Entwurf mit integrierten<br />

Disziplinen v–viii<br />

3./4. Jahr<br />

Architectural Design with<br />

Integrated Disciplines v–viii<br />

3rd/4th Year<br />

Gastdozent<br />

Jasmin Grego<br />

Assistenz<br />

Dr. Claude Enderle<br />

Max Korpiun<br />

Stephanie Kühnle<br />

Nader A. Taghavi


Website<br />

www.arch.ethz.ch/darch/<br />

entwurf/grego<br />

Architektur von innen Architecture from Inside<br />

Die architektonische Auseinandersetzung mit Innenräumen,<br />

kurz Innenarchitektur genannt, zeichnet sich<br />

gegenüber dem grossmassstäblichen Entwurf zusätzlich<br />

durch einen speziellen Fokus auf räumlich und sinnlich<br />

erfassbaren Realitäten im Massstab 1:1 aus, die im<br />

Zusammenspiel die Raumerfahrung als Atmosphäre bestimmen.<br />

Diese Unmittelbarkeit fordert die Reflexion<br />

und Planung einer Architektur von innen als bewusstes<br />

Gestalten eines Erfahrungsraums in seiner ganzen<br />

Komplexität möglicher Nutzungssituationen.<br />

Zentraler Gedanke unserer Vermittlung von Innenarchitektur<br />

ist die Erarbeitung adäquater Instrumente für<br />

ein zielgerichtetes Entwerfen und Darstellen unterschiedlicher<br />

Atmosphären im Hinblick auf die Nutzung<br />

durch ein spezifisches Zielpublikum. Die dabei entstehenden<br />

Raumstrukturen sollen eine zeitgenössische<br />

Lebensart widerspiegeln, neue funktionale Lösungen<br />

aufzeigen, dramaturgisch-erzählerische Spannungen erzeugen<br />

und starke sinnliche Ausstrahlungen ausloten.<br />

Dafür vermitteln die Spezialisten des Lehrstuhls neben<br />

der konzeptionellen Begleitung der Entwurfsarbeit gezielt<br />

Informationen zu Merkmalen und Einsatzmöglichkeiten<br />

von Materialien, Farben, Möbeln und Licht sowie zu<br />

Konstruktionsdetails.<br />

Urban Athletics, Turmspringen<br />

Manuela Schubert<br />

143<br />

The architectural way of working on interiors or interior<br />

architecture, differs from large scale design by virtue<br />

of its additional particular focus on numerous spatial<br />

and sensual realities at full scale. These factors’ interaction<br />

determines the experience of space in the form of<br />

so-called atmosphere. This immediacy challenges the<br />

reflection on and planning of architecture from the inside<br />

as a conscious design of a complex space prepared for<br />

various patterns of utilization and experience.<br />

The central idea of our teaching within interior architecture<br />

is the communication of appropriate instruments<br />

for the precise and focused design and representation<br />

of different atmospheres with regard to a specific target<br />

audience of users. The resulting structures and rooms<br />

are meant to reflect a contemporary lifestyle, point out<br />

new functional solutions, build up narrative and<br />

dramaturgical suspense and test strong sensual and<br />

charismatic impacts.<br />

For this purpose, the specialists communicate – in<br />

addition to the conceptual monitoring of the students’<br />

projects – specific information concerning the characteristics<br />

and possible applications of materials, colors,<br />

furniture, lighting and construction details.<br />

3./4.Jahr Departement Architektur<br />

Jasmin Grego


Jasmin Grego<br />

3./4.Jahr Departement Architektur<br />

Die Klinik, Schmerzklinik<br />

Fabien Schwarz, Karin Gauch<br />

Die Klinik<br />

Spital der Zukunft<br />

An privilegierter See- und Parklage in <strong>Zürich</strong> wird eine<br />

Ikone der modernen Schweizer Architektur der 1950er<br />

Jahre zu einer Privatklinik umgebaut.<br />

Nicht zufällig widmen Trendforscher aktuellen Umbrüchen<br />

in einem der grössten Sektoren unserer Volkswirtschaft<br />

umfangreiche Studien. Leere Staatskassen, wachsender<br />

Kosten- und Effizienzdruck und eine rasante<br />

Technologisierung der Behandlungsmethoden beschleunigen<br />

den Wandel des Spitals von der behäbigen<br />

staatlichen stationären Versorgungseinrichtung hin zum<br />

effizienten privaten Dienstleistungsbetrieb, der wettbewerbsorientiert,<br />

dezentral, situativ, individuell und hochspezialisiert<br />

auf die Aufgaben der Patientenversorgung<br />

reagieren kann. In der Versuchsanordnung des Semesters<br />

steht die Klinik stellvertretend für die Welt des institutionellen<br />

Wohnens. Unterschiedliche medizinische Spezialisierungsrichtungen<br />

geben Inputs für spezifische<br />

konzeptionelle Lösungsansätze.<br />

144<br />

The Clinic<br />

The Future Hospital<br />

An iconic example of Modern Swiss architecture from<br />

the 1950’s situated on a privileged site in a park on Lake<br />

<strong>Zurich</strong> is to be converted into a private clinic.<br />

The German trends-research institute ‘Zukunftsinstitut’<br />

GmbH has dedicated itself to extensive studies on<br />

current developments in one of the greatest sectors of<br />

today’s economy. Fundamental changes of the status<br />

of today’s hospitals are expected: Lack of government<br />

financing, the growing pressure of cost-efficiency and<br />

the rapidly increasing level of technology in methods of<br />

treatment accelerate change of today’s hospitals from<br />

stolid state-controlled medical service facilities to efficient<br />

and competitive private service enterprises which can<br />

respond to patients‘ needs in a highly specialized manner.<br />

In this semester’s course, the clinic stands for the world<br />

of institutional living. Different conceptual solutions will<br />

be processed according to the medical specialization<br />

chosen for the facilities.<br />

Die Klinik, Zahnklinik<br />

Dorothee Freese, Sebastian Struckat


Urban Athletics<br />

Ready, Steady, Go!<br />

<strong>Zürich</strong> baut wieder Hochhäuser. An der Spitze des<br />

«Prime Tower» in <strong>Zürich</strong> West entsteht in 126 m Höhe<br />

der Ausbau für eine Sportstätte der visionären Art.<br />

46 % der Schweizer Bevölkerung geben an, aktiv eine<br />

Sportart zu betreiben. Damit bestimmt die spielerische<br />

oder auch leistungsorientierte körperliche Betätigung nach<br />

mehr oder weniger festgelegten Regeln unser Freizeitverhalten<br />

offensichtlich signifikant. Der Trend geht dabei<br />

weg vom traditionellen normierten, ortsgebundenen<br />

Mannschaftssport hin zum individuellen, wenig reglementierten<br />

und oft auch risikoreichen Sporterlebnis<br />

allein oder in kleinen Gruppen ohne festen Rahmen. In<br />

der Versuchsanordnung des Semesters steht der Sport<br />

stellvertretend für die Welt der Freizeitbeschäftigung. Die<br />

Wahl der ausgeübten sportlichen Aktivität und damit<br />

des Zielpublikums ist individuell und Teil der Semesteraufgabe.<br />

Unterschiedliche räumliche, funktionale und<br />

atmosphärische Kriterien geben dabei Inputs für spezifische<br />

konzeptionelle Lösungsansätze.<br />

Urban Athletics<br />

Ready Steady Go!<br />

<strong>Zurich</strong> is building high-rises again. A visionary sports<br />

facility will be conceived for the top floors of the ‘Prime<br />

Tower’ at a height of 126 meters in the west of <strong>Zurich</strong>.<br />

46 % of the Swiss population claim to practice actively<br />

some kind of sport. This means that our recreation<br />

time is partly occupied by recreational or even competitive,<br />

more or less regularized physical activities. The trend<br />

points away from traditional location-bound team sports<br />

towards individual, not regularized and often highly<br />

risky adventures which are practiced individually or in<br />

small groups without fixed structures. In this semester‘s<br />

course, physical activity stands for the world of leisure.<br />

The choice and definition of the physical activity and of<br />

the target clientele is part of the assignment. Specific<br />

conceptual solutions will be developed based on the different<br />

spatial, functional and atmospheric criteria.<br />

Urban Athletics, Fechten<br />

Rebecca Bornhauser<br />

145<br />

3./4.Jahr Departement Architektur<br />

Jasmin Grego


Entwurf v–viii<br />

3./4. Jahr<br />

Architectural Design v–viii<br />

3rd/4th Year<br />

Gastdozent<br />

José Paulo dos Santos<br />

Assistenz<br />

Rui Neto<br />

Regula Steinmann


Website<br />

www.arch.ethz.ch/darch/<br />

entwurf/dossantos<br />

Orte spüren Sensing Places<br />

Der Wohlstandsanspruch und die Verknappung von vorhandenen<br />

natürlichen Ressourcen führen dazu, dass<br />

wir heutzutage Materialien, konstruktive Systeme und<br />

architektonische Sprachen simulieren, nicht um eine<br />

konsistente Aussage zu machen, sondern um verlockend<br />

und modisch zu sein.<br />

Indem die Sinne für die bedeutenden Dinge geschärft<br />

werden, beabsichtigt der Entwurfsunterricht Überflüssiges<br />

zu hinterfragen, um schon heute das gesellschaftliche<br />

Bewusstsein von morgen zu beeinflussen.<br />

Die Werte der Moderne mitsamt dem impliziten<br />

Widerstand gegen dieselben sind nach heutigen Begriffen<br />

überholt, da sie durch ihre Manipulierbarkeit<br />

ihre gegenseitige Bedingung verloren haben.<br />

In Beziehung zum realen Fortschritt stagniert der<br />

Anspruch an die Weiterentwicklung der Struktur seit der<br />

Moderne. Während die Bekleidung, die Bedeutung<br />

und die Hierarchisierung der Aussenhülle immer noch<br />

ein lebendiges Beispiel für Differenziertheit und vertiefte<br />

Auseinandersetzung darstellt.<br />

Heutzutage werden die Gebäude herausgeputzt, um<br />

am Reigen der Eitelkeiten teilnehmen zu können.<br />

Der Entwurfsunterricht soll deshalb strikte formale<br />

Richtlinien vermeiden und stattdessen Anhaltspunkte<br />

bieten für die Lösung der verschiedenen Fragestellungen<br />

sowie bei der Ausarbeitung von soliden konzeptuellen<br />

Werkzeugen helfen. Die Entwicklung und Anwendung<br />

der Materialisierung soll immer in Relation zu den<br />

spezifischen Begebenheiten und innerhalb der Grenzen des<br />

kulturellen Kontexts erfolgen – sei es in einer städtischen<br />

oder in einer ländlichen Umgebung.<br />

Der Komplexität der heutigen Zeit, die – als gesamteuropäische<br />

Realität – geprägt wird durch die Zwänge<br />

des heutigen Lebens und den Verlust von traditionellen<br />

Ideologien und Werten, sollte mit einer angemessenen<br />

Herangehensweise im Bewusstsein der verschiedenen mitwirkenden<br />

Kräfte begegnet werden.<br />

Ein globales Bewusstsein soll die Architekten befähigen,<br />

jederzeit auf spezifische Fragen reagieren zu können.<br />

Zum Beispiel sollten sie fähig sein, auf die unzähligen<br />

Fragestellungen des täglichen Lebens einzugehen, in<br />

welchen regionalen oder geographischen Umständen auch<br />

immer: Es gilt, universelle Werkzeuge für spezifische<br />

Kulturen zu entwickeln.<br />

Die beiden Semester hatten unterschiedliche Eingriffstiefen<br />

und sie unterschieden sich auch in ihrer Komplexität<br />

und Grösse, in der Ausprägung und Identität des<br />

Ortes, in der Besonderheit der jeweiligen Lebensumstände<br />

und in der spezifischen baulichen Reaktion auf äussere<br />

Einflüsse.<br />

Die menschliche Gesellschaft basiert seit jeher auf<br />

einem globalen Konsens. Jedoch haben sich heutzutage<br />

die Entwicklungsschritte derart beschleunigt, dass eine<br />

grosse Verwirrung herrscht.<br />

Es gilt, die Ursprünge auf ihre unzähligen Anhaltspunkte<br />

hin zu betrachten, um den heutigen Verhältnissen<br />

angemessen begegnen zu können.<br />

147<br />

Wealth and waste of available natural resources mean<br />

that ‘today we simulate materials, constructive systems,<br />

architectural languages, not to make a statement, but<br />

to be seductively fashionable’.<br />

The studio is intended to question the superfluous by<br />

rendering sense to meaningful items pertinent to (today<br />

and) tomorrow’s social agenda.<br />

The values of modernism and some implicit ‘resistance’<br />

are fictitious in today’s terms: they cannot be coherent,<br />

because they can be ‘manipulated’.<br />

The development of physical structure has stabilised<br />

since modern times in terms of real progress, while the<br />

dressing, meaning and hierarchy of the skin is evidence<br />

of what establishes differences and distances.<br />

Today we dress (buildings) ‘to prepare the body for<br />

the dance’.<br />

Therefore, the studio avoided providing strict formal<br />

guidelines for the resolution of various issues, and instead<br />

provided input and support in the framing of solid<br />

conceptual tools and their material development. Implementation<br />

was always related to the specific issues and<br />

constraints within the cultural context – urban, as well as<br />

non-urban.<br />

The complexity of the present era – from the borders<br />

of Europe to its more affluent centres – characterised by<br />

the constraints of contemporary life and the subsequent<br />

dispersion of ‘traditional’ ideologies and values, should<br />

be approached with an adequate regard to its various<br />

intervening forces.<br />

Architects should have the ability – at any moment –<br />

to deal with the particular in order to be global, i.e., the<br />

innumerable issues of ordinary life should be addressed<br />

no matter the region or the particular geographical<br />

endeavour: ‘universal’ tools for particular cultures.<br />

The two semesters confronted differing scales of intervention,<br />

of differing complexity and size, and differed<br />

also in the locale-specific conditions, the particular living<br />

situation, the notion of intelligent protection, the potential<br />

formation of a ‘loci’, and the proper address of<br />

the regional.<br />

Humankind has always had a global understanding<br />

of things. Today, only the time scale has changed and<br />

confused many.<br />

By examining historical roots and their vast body of<br />

evidence they produce, it is possible to correctly address<br />

the contemporary condition.<br />

3./4.Jahr Departement Architektur<br />

José Paulo dos Santons


José Paulo dos Santons<br />

3./4.Jahr Departement Architektur<br />

Urbane Übergänge<br />

Das Institutionelle und<br />

das Häusliche<br />

Auf dem letzten Kliff über dem Douro, bevor er in den<br />

Atlantik mündet, treffen zwei existierende Realitäten aufeinander<br />

– auf der oberen Ebene ein fast ländlicher Überrest<br />

einer schwindenden bäuerlichen Gesellschaft, auf<br />

der unteren Ebene ein lebhaftes Flussufer, zunehmend kosmopolitisch<br />

geprägt, dazwischen 45 Meter trennender<br />

Granitfels.<br />

Die Herangehensweisen erstreckten sich von der sukzessiven<br />

Verbindung mit dem vorhandenen urbanen<br />

Gewebe über ein Verwachsen mit der Topographie bis hin<br />

zu einer klaren Setzung am Flussufer – von der feinfühligen<br />

Intervention bis zur «forme forte».<br />

Die verschiedenen Konzept-Strategien umfassen die<br />

Vereinfachung eines komplexen und umfangreichen<br />

Programms – ein Musikschul-Komplex mit dazugehörigen<br />

Wohnungen – und die Inangriffnahme einer schwierigen<br />

urbanen Morphologie und Topographie. Die Schaffung<br />

von Grenzen zwischen dem Institutionellen und dem<br />

Häuslichen, entweder durch subtile Ähnlichkeiten in der<br />

Sprache oder durch eine klare Geste, gründen nicht<br />

allein in der Form, sondern in der Verbindung mit einer<br />

differenzierten Untersuchung von Materialien.<br />

Flavia Sutter<br />

Michael Reiterer<br />

Tao Bärlocher<br />

Urban Transitions<br />

The Institutional and<br />

the Domestic<br />

On the last cliff hanging over the Douro before it reaches<br />

the Atlantic, there are two existing realities: on the upper<br />

level, the almost bucolic vestiges of a fading rural community,<br />

and on the lower level, separated by 45 metres of<br />

solid granitic rock, a vibrant and increasingly cosmopolitan<br />

river margin.<br />

The approaches varied from the gradual connection<br />

with the existing urban tissue, to an adhesion to the<br />

topography, to blunt exposure to the river margin: from<br />

the delicacy of discretion to ‘formes fortes’.<br />

The various conceptual strategies sought to simplify<br />

the complex and extended program – a music school<br />

complex with self-contained flats – and to tackle the difficult<br />

urban morphology and topography. Boundaries were<br />

established between the institutional and the domestic,<br />

either through subtle affinities in language or clear gestures.<br />

These were approached not only through form, but also<br />

materiality.


Radhika Amin<br />

Anne Femmer<br />

Gabrielle Siegenthaler<br />

Der herannahende Süden The Approaching South<br />

Das Wasser im Überfluss einerseits und der Mangel daran<br />

andererseits bildet eine Metapher für bevorstehende<br />

Zeiten und den Ausdruck für zu überwindende Schwierigkeiten.<br />

Der Akt des Bauens gründet daher eher im<br />

Überleben als im wirtschaftlich spekulativen Anspruch.<br />

Es galt, Rückschlüsse aus Beispielen vergangener<br />

Kulturen zu ziehen – vom Orient bis zum Okzident, ohne<br />

in die übliche Rhetorik von Romantik oder Neo-Traditionalismus<br />

zu verfallen. Das Projekt verlangte nach der<br />

Umsetzung eines kleinen Wasser-Forschungsinstituts mit<br />

angegliederter Wohnnutzung und öffentlicher Nutzung.<br />

Das Ziel lag darin, bewusst die Möglichkeiten auszuloten,<br />

einen erkennbaren und nutzbaren öffentlichen<br />

Raum zu schaffen. Dies auf einem Bauplatz, der von<br />

verfallenen Strukturen geprägt ist, die von einer früheren<br />

intensiven Industrietätigkeit zeugen.<br />

149<br />

The abundance of water on the one hand, and the lack of<br />

it on the other, played as a metaphor for times to come –<br />

it served as an expression of the difficulties to overcome –<br />

throughout Europe at least – and addressed the viability<br />

of construction as ‘survival’ rather than as commodity.<br />

Drawing from examples of past cultures – from<br />

the Orient to the Occident – without using the rhetoric<br />

common to romanticism or the neo-vernacular, the<br />

project called for the implementation of a small water<br />

research institute with associated houses and public<br />

functions.<br />

The aim was to draw attention to the possibility of<br />

creating a recognisable and usable public space, with<br />

the lean tools of the program, on a site that hosted a<br />

number of remaining derelict structures in evidence<br />

of its previous, intensive industrial life.<br />

3./4.Jahr Departement Architektur<br />

José Paulo dos Santons


Institut für Geschichte und<br />

Theorie der Architektur (gta)<br />

Professur für Geschichte<br />

des Städtebaus<br />

Prof. Dr. Vittorio Magnago Lampugnani<br />

Architekturtheorie<br />

Prof. Dr. Ákos Moravánszky<br />

Professur für Kunst- und<br />

Architekturgeschichte<br />

Prof. Dr. Werner Oechslin<br />

Assistenzprofessur für<br />

Architekturtheorie<br />

Prof. Dr. Laurent Stalder<br />

Professur für Kunst- und<br />

Architekturgeschichte<br />

Prof. Dr. Andreas Tönnesmann<br />

gta Archiv<br />

Bruno Maurer<br />

gta Ausstellungen<br />

Philippe Carrard<br />

gta Verlag<br />

Dr. Veronika Darius<br />

Institute for History and<br />

Theory of Architecture<br />

Chair of the History of<br />

Urban Design<br />

Theory of Architecture<br />

Chair of the History of Art<br />

and Architecture<br />

Assistance Chair of the<br />

Theory of Architecture<br />

Chair of the History of Art<br />

and Architecture<br />

gta Archives<br />

gta Exhibitions<br />

gta Publishers


Website<br />

www.gta.arch.ethz.ch<br />

Das gta bekennt sich auch im vierten Jahrzehnt seiner<br />

Existenz zu seiner doppelten Zielsetzung: die geschichtliche<br />

und theoretische Dimension der Architektur in<br />

bester Kompetenz zu erforschen und die Resultate in<br />

unserer aktuellen Welt immer neu zur Diskussion zu<br />

stellen. Geschichte und Theorie – das meint sowohl<br />

die Sache selbst als auch deren wissenschaftliche Erörterung.<br />

Die Feststellung und Absicherung von Tatsachen,<br />

die Erhebung und Interpretation der Quellen ist ebenso<br />

unsere Sache wie die Weitergabe des entsprechenden<br />

Wissens im Unterricht für die Studierenden und in der<br />

Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses.<br />

Wo immer am gta geforscht und gelehrt wird, stets ist<br />

diese doppelte Orientierung gegeben und bereichert<br />

die im besten Sinne interdisziplinäre Arbeit des Instituts.<br />

Kunst- und Architekturgeschichte, Geschichte des Städtebaus,<br />

Architekturtheorie – diese Kernfächer des gta<br />

fühlen sich keineswegs auf ihre angestammten Forschungsinteressen<br />

beschränkt, sondern sehen sich der produktiven<br />

Vielfalt heutiger Architektur verpflichtet, wie sie das<br />

Spektrum des Departements insgesamt prägt. Analog gilt<br />

das auch für die Ressorts Archiv, Ausstellungen und Verlag<br />

sowie für den mas-Studiengang, in denen die wissenschaftlichen<br />

Kompetenzen des Instituts unerlässliche Ergänzungen<br />

und Plattformen finden. Längst geniesst<br />

das gta weltweit Anerkennung wegen seiner besonderen<br />

Positionierung – ein geisteswissenschaftliches Institut<br />

in einem Architektur-Departement – und wegen der Konsequenz,<br />

die es in seiner täglichen Arbeit daraus zieht.<br />

Prof. Dr. Andreas Tönnesmann<br />

Vorsteher<br />

151<br />

In the fourth decade of its existence, the gta still firmly<br />

holds to its dual goals – conducting research into the<br />

historical and theoretical aspects of architecture at the<br />

highest level of scholarship, and presenting the results<br />

of such research in a consistently fresh way for debate in<br />

today’s world. History and theory – the combination<br />

implies both the subject itself and its scholarly discussion.<br />

Recording and securing facts, identifying and interpreting<br />

source materials, are concerns for us just as much<br />

as transmitting the corresponding knowledge through<br />

undergraduate teaching, and the support and encouragement<br />

of younger scholars.<br />

Wherever teaching and research are conducted at the<br />

gta, this dual orientation is present and enriches the<br />

work of the Institute, which is interdisciplinary in the<br />

best sense. The history of art and architecture, the<br />

history of urban planning, and architectural theory – these<br />

core subjects at the gta are in no sense restricted to<br />

their traditional fields of research interest, but are placed<br />

in the context of the productive range and variety<br />

of today’s architecture, which shapes the department’s<br />

range of activities in general. The same applies to<br />

the divisions responsible for the Archives, Exhibitions and<br />

Publishers, as well as to the post-graduate curriculum,<br />

which represent indispensable supplements to, and platforms<br />

for, the Institute’s scholarly and scientific work.<br />

The gta has long since achieved international recognition<br />

through its special approach – a humanities-oriented<br />

institute within a department of architecture – and through<br />

the implications it derives from this context for its<br />

everyday work.<br />

Prof. Dr. Andreas Tönnesmann<br />

Head<br />

Institut gta Departement Architektur


gta Archiv<br />

Institut gta Departement Architektur<br />

Website<br />

www.archiv.gta.arch.<br />

ethz.ch<br />

Leitung<br />

Bruno Maurer<br />

Team<br />

Afra Häni (Bibliothek)<br />

Gregor Harbusch<br />

(Forschung)<br />

Thomas Juchler (Technik)<br />

Marta Knieza<br />

(nsl Archiv)<br />

Daniel Weiss (Benutzung)<br />

Alex Winiger (Sekretariat)<br />

gta Archiv gta Archives<br />

Das Archiv des Instituts für Geschichte und Theorie der<br />

Architektur sammelt schwerpunktmässig Nachlässe<br />

von Architektinnen und Architekten aus der deutschen<br />

Schweiz, von Architekturvermittlern und Architekturfotografen<br />

des 19. und 20. Jahrhunderts. Hervorgegangen<br />

aus dem sogenannten Semper-Museum, das nach<br />

dem Tod Gottfried Sempers 1879 von seinen Schülern<br />

eingerichtet worden war, umfasst das 1967 gegründete<br />

gta Archiv heute fast 200 Nachlässe, das Archiv der<br />

Internationalen Kongresse für Neues Bauen (ciam) und das<br />

Archiv des Bundes Schweizer Architekten (bsa), verschiedene<br />

Sammlungen mit Bild-, Ton- und Filmdokumenten<br />

sowie eine eigene, dem Nebis-Verbund angeschlossene<br />

Bibliothek. Neuere Sammlungsschwerpunkte liegen auf<br />

der Regional- und Landesplanung sowie auf der Landschaftsarchitektur;<br />

diese Bestände werden in Zusammenarbeit<br />

mit dem Netzwerk Stadt und Landschaft (nsl)<br />

akquiriert und betreut.<br />

Das gta Archiv ist ein national und international<br />

renommiertes Kompetenzzentrum. Ein Drittel der<br />

Benutzerinnen und Benutzer stammt aus dem Ausland.<br />

Das Archiv tritt als Leihgeber für Ausstellungen auf<br />

und ist Partner in diversen Forschungsprojekten (u.a. Sigfried<br />

Giedion und die Fotografie; Ulrich Stucky). Es unterstützt<br />

institutsinterne Projekte und betreut Doktorierende<br />

bei ihren Recherchen. Die Bestände werden zudem über<br />

eigene Forschungsprojekte kontinuierlich aufgearbeitet.<br />

Eine Herausforderung für das Archiv bildeten die<br />

grossen Institutsprojekte zu Gottfried Semper (2003), zur<br />

eth als Bauherrin (Jubiläumsprojekt 2005) und zur<br />

Architektengemeinschaft Haefeli Moser Steiger (2007). Bei<br />

all diesen Projekten war das gta Archiv wichtigster Forschungsstandort<br />

und Hauptleihgeber für die Ausstellungen.<br />

Aktuell steht der Einsatz für das an der Professur<br />

Oechslin angesiedelte Forschungsprojekt zu Karl Moser,<br />

dem «Vater der Schweizer Moderne», im Vordergrund.<br />

Die Akquisition konzentriert sich in den letzten<br />

Jahren auf die Protagonisten der Schweizer Architektur<br />

nach 1945. Unter anderen konnten das Archiv von Ernst<br />

Gisel und die Nachlässe von Claude Paillard, Alfons<br />

Barth und Jacques Schader übernommen werden. Eine<br />

bedeutende Übernahme steht mit dem Archiv von<br />

Fritz Haller unmittelbar bevor.<br />

152<br />

The Archives of the Institute for History and Theory of<br />

Architecture (gta) concentrate on the collection of<br />

bequests by Swiss architects and architectural critics,<br />

authors and photographers of the 19th and 20th centuries.<br />

Founded in 1967, the gta Archives emerged from the<br />

so-called ‘Semper Museum’, which was established by<br />

students of Gottfried Semper after his death in 1879.<br />

Today they comprise nearly 200 bequests, the Archive of<br />

the International Congress of Modern Architecture<br />

(ciam) as well as the Archive of the Federation of Swiss<br />

Architects (bsa), miscellaneous collections of pictures,<br />

audiotapes and films and a library linked to the Nebis network.<br />

Latest additions include documents of regional<br />

and national planning processes as well as landscape architecture.<br />

These collections are acquired and conserved<br />

in cooperation with Network City and Landscape (nsl).<br />

The gta Archives are an important center of excellence<br />

on both a national and an international level. One third<br />

of our readers are from abroad. The Archives contribute<br />

loans to exhibitions and cooperates in various research<br />

projects (e.g. ‘Sigfried Giedion and photography’; ‘Ulrich<br />

Stucky’). They support internal projects of the Institute<br />

and doctoral research. The archival collections are also<br />

continually developed by our own research projects.<br />

Large projects within the Institute have presented new<br />

challenges. They included ‘Gottfried Semper’ (2003),<br />

‘eth Buildings’ (anniversary project 2005) and ‘Haefeli<br />

Moser Steiger Architects’ (2007). The gta Archives were<br />

an important research location for all of these projects and<br />

provided most of the exhibits for the resulting shows.<br />

They currently support the research project on the ‘father<br />

of modern architecture in Switzerland’, Karl Moser,<br />

chaired by Werner Oechslin.<br />

In recent years, new acquisitions have focused on the<br />

protagonists of Swiss architecture after 1945, among<br />

them the archive of Ernst Gisel, the bequests of Claude<br />

Paillard, Alfons Barth and Jacques Schader. Another<br />

important acquisition is due shortly and concerns the<br />

archive of Fritz Haller.


Gottfried Semper, Theater<br />

im Crystal Palace in London<br />

1854‒1855<br />

Sigfried Giedion, Layoutentwurf<br />

für «Bauen in Frankreich», 1928<br />

Karl Moser, Katholische Antoniuskirche<br />

Basel, 1923‒1927<br />

Le Corbusier während des<br />

4. CIAM-Kongresses auf der<br />

Patris II, 1933<br />

153<br />

Ernst Gisel, Reformierte Kirche<br />

Effretikon, 1958‒1961<br />

Haefeli Moser Steiger, Hochhaus<br />

zur Palme <strong>Zürich</strong>, 1958‒1961<br />

Institut gta Departement Architektur<br />

gta Archiv


gta Ausstellungen<br />

Institut gta Departement Architektur<br />

Website<br />

http://ausstellungen.gta.<br />

arch.ethz.ch<br />

Leitung<br />

Philippe Carrard<br />

Team<br />

Marie-Anne Lerjen<br />

(Kommunikation,<br />

Redaktion)<br />

Pascale Haefeli (Gestaltung)<br />

Sophie Schmid (Gestaltung)<br />

Daniel Sommer<br />

(Gestaltung)<br />

Sandra Gomez<br />

(Administration)<br />

Oscar Niemeyer, Architekturfoyer<br />

gta Ausstellungen gta Exhibitions<br />

Die gta Ausstellungen präsentieren am Departement Architektur<br />

ein vielfältiges Programm von bis zu zwölf Architekturausstellungen<br />

jährlich. Der Bereich hat zum einen die<br />

Aufgabe, die Resultate von Lehre und Forschung am<br />

Institut gta und Departement Architektur der Öffentlichkeit<br />

vorzustellen. Zum anderen werden zeitgenössische<br />

Architekturpositionen aus dem In- und Ausland dargestellt.<br />

Die Projekte werden mit internen und externen Partnern,<br />

auch aus der Bauindustrie, entwickelt und realisiert.<br />

Teil des Programms sind national und international übernommene<br />

Ausstellungen, die sich durch den engen<br />

Kontakt mit anderen Institutionen ergeben.<br />

Übernommene und teilweise aktualisierte Ausstellungen<br />

waren «Coletivo. Zeitgenössische Architektur aus<br />

São Paulo» (University of São Paulo) und «Italy now?<br />

Country_Positions in Architecture» (Cornell University).<br />

In Zusammenarbeit mit Verbänden wurden die Preis-<br />

träger der Wettbewerbe «Prix Acier» (Stahlbau Zentrum<br />

Schweiz) und «Brick Award 2008» (Verband der Schweizer<br />

Ziegeleien) gezeigt. Das für die Präsentation der<br />

eth Architekturwettbewerbe entwickelte Display konnte<br />

dieses Jahr für die Wettbewerbe «Gästehaus Science City»<br />

und «Neubau Oberer Leonhard» eingesetzt werden.<br />

Oscar Niemeyer – eine Hommage<br />

Der 100. Geburtstag des brasilianischen Architekten Oscar<br />

Niemeyer bot die Gelegenheit, sein Schaffen in einer<br />

Hommage zu ehren. Sein Œuvre umfasst mittlerweile<br />

mehr als 500 Bauwerke und Projekte. Kern der an<br />

154<br />

In the Department of Architecture, gta Exhibitions presents<br />

a varied program of up to twelve architecture exhibitions<br />

annually. The unit’s purpose is firstly to present to<br />

the public the results of teaching and research work at<br />

the gta Institute and the Department of Architecture. Secondly,<br />

the exhibitions also describe contemporary<br />

positions in architecture both in Switzerland and abroad.<br />

The projects are developed and implemented in collaboration<br />

with internal and external partners, including<br />

partners from the building industry. Part of the program<br />

involves hosting national and international touring<br />

exhibitions, arising through the close contacts with other<br />

institutions.<br />

External exhibitions that were hosted and in part<br />

revised included ‘Coletivo: Contemporary Architecture<br />

from São Paolo’ (University of São Paolo) and ‘Italy<br />

Now? Country Positions in Architecture’ (Cornell Uni-<br />

Graber Pulver, ARchENA Prix Acier, Foyer E3 /E4<br />

versity). In collaboration with professional associations,<br />

the prizewinners from the ‘Prix Acier’ (Swiss Steel<br />

Construction Center) and ‘Brick Award 2008’ (Association<br />

of Swiss Brickworks) competitions were shown.<br />

The display developed for the presentation of the eth<br />

Architectural Competitions was used this year for the<br />

‘Science City Guest House’ and ‘Oberer Leonhard New<br />

Building’ competitions.<br />

Oscar Niemeyer – a Tribute<br />

The 100th birthday of the Brazilian architect Oscar<br />

Niemeyer provided an opportunity to pay tribute to his<br />

work. His oeuvre has grown to include more than<br />

500 buildings and projects. The exhibition at the eth<br />

focused on recent pictures of his buildings taken by<br />

the photographer Leonardo Finotti (Lisbon).<br />

Graber Pulver. Close-Up<br />

In each case, the work of the architects Marco Graber<br />

and Thomas Pulver develops its energy from the specific<br />

circumstances and conditions involved in a building<br />

problem, and is distinguished by its high degree of individuality.<br />

Their exhibition as guest lecturers at the eth


der eth gezeigten Ausstellung waren aktuelle Aufnahmen<br />

ausgeführter Bauten des Fotografen Leonardo Finotti<br />

(Lissabon).<br />

Graber Pulver. Close-up<br />

Die Arbeiten der Architekten Marco Graber und Thomas<br />

Pulver entwickeln ihre Kraft aus den jeweils spezifischen<br />

Gegebenheiten und Bedingungen einer Aufgabenstellung<br />

und zeichnen sich durch einen hohen Grad an Individualität<br />

aus. Die Ausstellung der eth-Gastdozenten stellte<br />

in detaillierten Ausführungsplänen und opulenten<br />

Bildern des Fotografen Walter Mair sechs gegenwärtige<br />

Projekte vor. Diese Projekte fanden auch Eingang in<br />

die Publikation des gta Verlags.<br />

Prix Acier 2005/2007<br />

In Zusammenarbeit mit dem Stahlbau Zentrum Schweiz<br />

präsentierten die gta Ausstellungen die Preisträger des<br />

«Prix Acier» 2005 und 2007. Die vom Institut gta konzipierte<br />

Wanderausstellung wurde anschliessend in den<br />

Schweizer Fachhochschulen präsentiert.<br />

Arosa. Die Moderne in den Bergen<br />

In den 1920er und frühen 1930er Jahren erlebte Arosa<br />

einen rasanten Aufschwung und entwickelte sich vom<br />

stillen Kurort zum weltoffenen Sommer- und Wintersportort.<br />

Dieser gesellschaftliche und kulturelle<br />

Wandel spiegelt sich in zahlreichen Wohn-, Hotel- und<br />

Verkehrsbauten. Das Institut gta widmete dem Auf-<br />

Arosa, Haupthalle Bétrix & Consolascio, Haupthalle<br />

bruch Arosas in die Moderne zum ersten Mal eine umfassende<br />

Darstellung mit einem Buch und einer Ausstellung.<br />

Die Ausstellung wurde an der eth <strong>Zürich</strong> und<br />

in Arosa gezeigt.<br />

Bétrix & Consolascio. Perspektivwechsel<br />

Das im letzten Jahr eröffnete Letzigrund-Stadion in<br />

<strong>Zürich</strong> ist ein Meisterwerk der Zürcher Architekten Bétrix &<br />

Consolascio. Die überzeugende Form entstand durch<br />

die Perfektionierung der Konstruktion, die sich bis in die<br />

Details erstreckt. Die enge Verbindung von Konstruktion<br />

und Form, von Materialisierung und Ausdruck<br />

prägen die Bauten von Marie-Claude Bétrix und Eraldo<br />

Consolascio. Eine Ausstellung und ein Buch des gta<br />

Verlags boten zum ersten Mal einen umfassenden Einblick<br />

in das bisherige Schaffen.<br />

155<br />

showed detailed construction plans for six current projects,<br />

with sumptuous photographs by the photographer<br />

Walter Mair. The six projects were also included in a<br />

book published by gta Publisher.<br />

Prix Acier 2005/2007<br />

In collaboration with the Swiss Steel Construction Center,<br />

gta Exhibitions presented an exhibition showing the<br />

‘Prix Acier’ prizewinners of 2005 and 2007. The touring<br />

exhibition designed by the gta subsequently traveled<br />

around Switzerland’s applied sciences colleges.<br />

Arosa. Modernism in the Mountains<br />

In the 1920s and early 1930s, Arosa underwent rapid progress<br />

and developed from being a quiet spa to become<br />

a cosmopolitan venue for summer and winter sports. This<br />

social and cultural transformation was reflected in<br />

numerous residential, hotel and transportation buildings.<br />

The gta Institute organized the first comprehensive<br />

exhibition concerned with Arosa’s awakening to the<br />

modernity, with an accompanying book publication.<br />

The exhibition was shown at the eth in <strong>Zurich</strong><br />

and in Arosa.<br />

Bétrix & Consolascio. A Shift in Perspective<br />

<strong>Zurich</strong>’s Letzigrund Stadium, which was opened last<br />

year, is a masterpiece by the <strong>Zurich</strong> architects Bétrix &<br />

Consolascio. The building’s convincing shape was<br />

achieved by perfecting its construction design in a process<br />

that extends into every detail. The architectural work<br />

of Marie-Claude Bétrix and Eraldo Consolascio is characterized<br />

by a close connection between construction<br />

and form, between materialization and expression. An exhibition,<br />

along with a book published by gta Publisher,<br />

provided the first comprehensive view of their work to<br />

date.<br />

Institut gta Departement Architektur<br />

gta Ausstellungen


gta Verlag<br />

Institut gta Departement Architektur<br />

Website<br />

http://verlag.gta.arch.<br />

ethz.ch<br />

Leitung<br />

Dr. Veronika Darius<br />

Team<br />

Ulla Bein (Vertrieb)<br />

Philippe Mouthon (Grafik)<br />

Sandra Rumiz (Lektorat)<br />

Ulrike Steiner (Lektorat)<br />

gta Verlag gta Publishers<br />

Seit 1968 sind am Institut gta über 200 Bücher erschienen.<br />

Thematische Schwerpunkte bilden dabei vor allem<br />

die schweizerische und internationale Architektur der<br />

Moderne in Theorie und Praxis, die Geschichte der<br />

Architektur und des Städtebaus sowie Landschaftsarchitektur<br />

und Denkmalpflege. Von heute rund 140 lieferbaren<br />

Titeln des gta Verlags repräsentieren zahlreiche<br />

Publikationen die Forschungstätigkeit des Instituts und<br />

des Departements Architektur der eth <strong>Zürich</strong>.<br />

Eine Auswahl der aktuellen Titel:<br />

Marcel Just, Christof Kübler,<br />

Matthias Noell und Renzo<br />

Semadeni (Hg.)<br />

arosa. Die Moderne in den<br />

Bergen<br />

Mit Beiträgen von Friedrich<br />

Achleitner, Jürg Conzett, Luzia<br />

Davi, Marcel Just, Christof Kübler,<br />

Matthias Noell, Herbert Schill,<br />

Johannes Staehelin und Pierre<br />

Viatte<br />

2007. 20 x 30 cm, Hardcover,<br />

296 Seiten, 200 Abbildungen<br />

ISBN 978-3-85676-214-8<br />

Ausgezeichnet im Wettbewerb «Die<br />

schönsten Schweizer Bücher» 2007<br />

156<br />

Since 1968, more than 200 titles have been published by<br />

the Institute gta. The themes focus particularly on<br />

Swiss and international modern architecture, in terms of<br />

theory and practice, history of architecture and urban<br />

planning, landscape architecture and historic preservation.<br />

Many publications of the approximately 140 books<br />

available represent research activities completed by the<br />

Institute gta and the Faculty of Architecture at the<br />

eth <strong>Zurich</strong>.<br />

A selection of recent titles:<br />

Werner Oechslin<br />

Palladianismus<br />

Andrea Palladio – Kontinuität<br />

von Werk und Wirkung<br />

2008. 26,5 x 32,5 cm, Leinen mit<br />

leinenkaschiertem Schuber,<br />

ca. 338 Seiten, 250 Abbildungen<br />

farbig und schwarzweiss<br />

ISBN 978-3-85676-239-1<br />

Sechster Internationaler Barocksommerkurs,<br />

Stiftung Bibliothek<br />

Werner Oechslin (Hg.)<br />

Wissensformen<br />

Mit Beiträgen von Matthias Noell,<br />

Werner Oechslin, Elisabeth<br />

Oy-Marra, Wilhelm Schmidt-<br />

Biggemann, Ulrich Johannes<br />

Schneider, Robert Stalla, Martin<br />

Zenck u.a.<br />

2008. 21 x 24 cm, broschiert,<br />

312 Seiten, 159 Abbildungen<br />

ISBN 978-3-85676-231-5


Daniel Kurz<br />

Die Disziplinierung der Stadt<br />

Städtebau in <strong>Zürich</strong> 1900 bis<br />

1940<br />

2008. 17 x 26 cm, Hardcover,<br />

396 Seiten, 320 Abbildungen<br />

ISBN 978-3-85676-216-2<br />

<strong>Jahrbuch</strong> 2008/Yearbook 2008<br />

Lehre und Forschung/Teaching<br />

and Research<br />

Deutsch/ English<br />

2008. 23.5 x 31 cm, broschiert/<br />

paperback, 280 Seiten/280 pages,<br />

Schwarzweiss-Abbildungen/<br />

illustrated black-and-white<br />

ISBN 978-3-85676-243-8<br />

Stadt <strong>Zürich</strong> (Hg.)<br />

Stadion Letzigrund 2007 /<br />

Letzigrund Stadium 2007<br />

Mit Beiträgen von/with contributions<br />

by Stefan Frey, Daniel Kurz,<br />

Res Mezger, Saro Pepe, Judit Solt<br />

und Susanne Wintsch, Fotos von/<br />

photos by Yves André, Helmut<br />

Wachter und Theodor Stalder<br />

Deutsch/ English<br />

2007. 20 x 25 cm, broschiert/<br />

paperback, 192 Seiten/192 pages,<br />

190 Abbildungen/190 illustrations<br />

ISBN 978-3-85676-215-5<br />

Laurent Stalder<br />

Hermann Muthesius (1861–<br />

1927). Das Landhaus als kulturgeschichtlicher<br />

Entwurf<br />

2008. 17 x 24 cm, broschiert,<br />

224 Seiten, 151 Abbildungen<br />

ISBN 978-3-85676-219-3<br />

Architekturvorträge an der<br />

<strong>ETH</strong> <strong>Zürich</strong>, Heft 6<br />

Winfried Nerdinger, Christ &<br />

Gantenbein, Max Dudler<br />

Bauen – Sammeln – Zeigen<br />

2008. 15 x 18 cm, broschiert,<br />

106 Seiten, 53 Abbildungen<br />

ISBN 978-3-85676-225-4<br />

Christoph Schnoor (Hg.)<br />

La Construction des villes<br />

Le Corbusiers erstes städtebauliches<br />

Traktat von 1910/11<br />

Mit einem Vorwort von Stanislaus<br />

von Moos<br />

2008. 21 x 24 cm, Hardcover,<br />

648 Seiten, 128 Abbildungen<br />

ISBN 978-3-85676-211-7<br />

157<br />

Johannes Stoffler<br />

Gustav Ammann<br />

Landschaften der Moderne in<br />

der Schweiz<br />

Mit Vorworten von Christophe<br />

Girot und Udo Weilacher sowie<br />

Fotografien von Lucia Degonda<br />

2008. 23 x 26 cm, Leinen,<br />

264 Seiten, 228 Abbildungen<br />

ISBN 978-3-85676-194-3


Professur für Geschichte<br />

des Städtebaus<br />

Chair of the History of<br />

Urban Design<br />

Professor<br />

Dr. Vittorio Magnago<br />

Lampugnani<br />

Assistenz<br />

Anne Brandl<br />

Dr. Matthias Noell<br />

Harald Stühlinger<br />

Forschung<br />

Dr. Katia Frey<br />

Maik Hömke<br />

Dr. Eliana Perotti<br />

Dr. Stephanie Warnke<br />

Administration<br />

Cäcilia Mantegani


Website<br />

www.lampugnani.gta.arch.<br />

ethz.ch<br />

«Plan de Turgot», Ausschnitt<br />

Pont-Neuf, Paris 1739<br />

links:<br />

Gropiusstadt Berlin, Blick<br />

vom Einkaufszentrum<br />

an der Wutzkyallee auf die<br />

Wohnbauten von Rolf<br />

Gutbrod<br />

Wahlfach<br />

Prof. Dr. Vittorio<br />

Magnago Lampugnani<br />

Anne Brandl<br />

Harald Stühlinger<br />

Lehre Teaching<br />

Städtebaugeschichte beschäftigt sich mit der Planung, der<br />

Anlage, dem Wachstum und der Veränderung von<br />

Städten in ihrem historischen Kontext. Sie berichtet von<br />

den unterschiedlichen Theorien und den Problemen<br />

bei ihrer Realisierung, aber auch vom Scheitern mancher<br />

Konzepte und Bilder.<br />

Die Professur für Geschichte des Städtebaus vermittelt<br />

mit ihren Vorlesungen eine Übersicht über die historische<br />

Abfolge von der Antike bis heute. Wegen der Fülle<br />

des Materials erfolgt die chronologische Behandlung<br />

nach Epochen und konzentriert sich auf Einzelbeispiele,<br />

die prototypisch für einen Zeitabschnitt oder eine topographische<br />

Einheit stehen.Typologische und morphologische<br />

Fragestellungen werden dabei ebenso thematisiert<br />

wie geistesgeschichtliche und politische Zusammenhänge.<br />

In den Seminaren und auf den Seminarreisen werden<br />

einzelne Fragen und Fälle der Städtebaugeschichte<br />

gemeinsam mit den Studierenden vertiefend bearbeitet.<br />

Ziel der Arbeit in den Seminaren ist nicht nur die<br />

aktive Aneignung historischer Fakten, sondern auch die<br />

Beherrschung der Methoden einer solchen Aneignung<br />

und des kritischen Umgangs mit diesem Wissen.<br />

Im Zentrum der Lehre steht die europäische Stadt.<br />

Denn die Absolventen der eth <strong>Zürich</strong> werden<br />

zumeist in Europa arbeiten und damit in und mit der<br />

historischen Stadt. «Historische Stadt» sind nicht<br />

ausschliesslich die Altstädte; historisch sind auch die Städte<br />

des Wiederaufbaus, Stadterweiterungen verschiedener<br />

Jahrhunderte, Vorstädte, Peripherien und Grünanlagen.<br />

Selbst die sogenannte Naturlandschaft und die sie<br />

durchschneidende Infrastruktur sind im weitesten Sinne<br />

Produkt der Geschichte unserer Städte.<br />

Städtebaugeschichte ist also die Geschichte der Gestaltung<br />

unseres gesamten Lebensumfeldes. Die Professur<br />

für Geschichte des Städtebaus möchte diese Geschichte,<br />

die für jeden planenden Architekten einen Bezugspunkt<br />

und unerlässliche Grundkenntnis darstellt, komplex<br />

und anschaulich zugleich vermitteln.<br />

Stadterweiterungen<br />

Allgemein versteht man unter Stadterweiterung die räumliche,<br />

planmässige Ausdehnung einer Stadt in die Fläche.<br />

Da es zu jeder Zeit Stadterweiterungen gab, und es sie<br />

auch in Zukunft geben wird, wurde die Frage nach möglichen<br />

Kontinuitäten und Brüchen dieser Entwurfsstrategie<br />

gestellt. Stadterweiterungen sind ein anschauliches<br />

Beispiel dafür, mit welchen stadträumlichen Strategien<br />

bestimmte Stadtvorstellungen umgesetzt wurden und<br />

inwiefern sie ihrer jeweiligen Zeit verhaftet sind.<br />

Während in der frühen Neuzeit Stadterweiterungen<br />

oftmals den vorhandenen historischen Stadtgrundriss<br />

weiterführten, wurden im 19. Jahrhundert Stadterweiterungen<br />

für Architekten und Städtebauer zu einem<br />

Mittel, mit dem sie ihre städtebaulichen Vorstellungen,<br />

Stadtmodelle und Stadtverständnisse realisierten. Die<br />

Begründung der Stadtplanung als wissenschaftliche Disziplin<br />

Ende des 19. Jahrhunderts geht wesentlich mit<br />

den notwendig gewordenen Stadterweiterungen im Zuge<br />

der Industrialisierung und des Stadtwachstums einher.<br />

Aber auch die Moderne und die Postmoderne sahen eine<br />

Vielzahl an Lösungsvorschlägen für Stadterweiterungen vor.<br />

159<br />

The history of urban design is dedicated to the planning,<br />

layout, growth and change of towns in their historical<br />

context. It deals with different theories and the problems<br />

connected with their implementation, as well as with<br />

the failure of some concepts and ideas.<br />

The lectures offered through the Chair of the History<br />

of Urban Design provide an overview of the historical<br />

sequence from antiquity to the present. Owing to the<br />

abundance of the material, the chronological treatment<br />

is organized according to epochs and concentrates<br />

on individual examples that are prototypical of a period<br />

or a thematic unit. Emphasis is placed on typological<br />

and morphological questions as well as on issues connected<br />

with politics and the history of ideas.<br />

The seminars deal with specific questions and cases<br />

revolving around the history of urban design through<br />

in-depth work with the students. The aim of the seminar<br />

work is not only the active acquisition of historical<br />

knowledge, but also the mastery of such methods of acquisition<br />

and ways of working with this knowledge.<br />

The focus of the teaching is on the European city, since<br />

graduates from the eth in <strong>Zurich</strong> will be working<br />

mainly in Europe and the historical city.‘Historical cities’<br />

are not exclusively ‘old towns’; reconstructed cities,<br />

urban expansions from various centuries, suburbs, peripheries<br />

and parks are also historical. Even the so-called<br />

natural landscape and the infrastructures by which it is<br />

criss-crossed are, in the widest sense, products of the<br />

history of our towns.<br />

The history of urban design is thus the history of the<br />

design of our whole environment. The Chair of the<br />

History of Urban Design is keen to impart this history,<br />

which represents a point of reference and essential<br />

basic knowledge for all architects and planners, in a<br />

manner that is both complex and vivid.<br />

City Expansion Areas<br />

Generally speaking city expansion areas are the planned<br />

extension of a town into its surrounding area. As city<br />

expansion has always been part of urban planning and will<br />

remain as such, this semester’s course is an inquiry into<br />

the continuities and breaks within this strategy for the city.<br />

The seminar on city expansion focuses on a phenomenon,<br />

which has always played a major role in urban<br />

planning. We will examine examples from the Renaissance<br />

era, from the 19th century and from modernity. We<br />

will deduce the different methods and strategies of those<br />

extensions – in few cases, paying tribute to the local circumstances,<br />

but usually producing uniform city quarters.<br />

If we look at city expansion in early modern times,<br />

we see that these areas were executed as a mere enlargement<br />

of the city’s area. In the 19th century, the founding<br />

of the discipline of urban planning was a necessary<br />

move in order to cope with the changes caused by industrialization<br />

and urban growth. At the same time, the<br />

Modern and the Post-Modern era have seen many solutions<br />

for city expansion.<br />

Institut gta Departement Architektur<br />

Vittorio Magnago Lampugnani


Vittorio Magnago Lampugnani<br />

Institut gta Departement Architektur<br />

Die Entstehung des Städtebaus<br />

als wissenschaftliche<br />

Disziplin: eine ideengeschichtliche<br />

Analyse der<br />

Quellentexte zur Stadt<br />

und zum Städtebau des<br />

18. bis zum frühen<br />

20. Jahrhundert<br />

The origins of city planning<br />

as a scholarly discipline:<br />

an analysis, based<br />

on the history of ideas,<br />

of the source texts on the<br />

city and on urban planning<br />

from the 18th to the<br />

20th centuries<br />

Prof. Dr. Vittorio<br />

Magnago Lampugnani<br />

Dr. Katia Frey<br />

Dr. Eliana Perotti<br />

Dr. Stephanie Warnke<br />

Dissertation<br />

Diogo Lopez<br />

Aldo Rossi, Friedhof San<br />

Cataldo, Modena, 1971,<br />

Foto: Luigi Ghirri<br />

Forschung Research<br />

Stadt & Text<br />

Das Forschungsprojekt untersucht die kulturelle Genese<br />

und Entwicklung des Städtebaus als Disziplin. Ausgehend<br />

von den theoretischen Schriften zu Stadt und Städtebau<br />

werden die Entstehung des Faches und seine Beziehungen<br />

zu den benachbarten Wissenschaftsbereichen untersucht<br />

und somit ein Stück Wissenschaftsgeschichte<br />

nachgezeichnet.<br />

Die räumliche und zeitliche Eingrenzung ergibt sich<br />

aus den thematischen Vorbedingungen des Untersuchungsgegenstandes:<br />

Erstmals wird im Zeitalter der Aufklärung<br />

grundlegend über die bestehende Stadt nachgedacht<br />

und die Idee der «modernen» Stadt, die bis heute<br />

im Städtebaudiskurs präsent ist, definiert. Erst in der<br />

zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erscheinen die ersten<br />

wissenschaftlich formulierten theoretischen Vorstellungen<br />

zum Städtebau.<br />

Die Texte werden interdisziplinär und vergleichend<br />

analysiert, so dass wichtige Konzepte und Problemfelder<br />

angesprochen und bis zu ihrem diskursiven Ursprung<br />

zurückverfolgt werden können. Ein präziser sprachlicher<br />

und inhaltlicher Textvergleich zeigt die Bezüge unter<br />

den Autoren auf und dokumentiert so die Fortentwicklung<br />

von grundlegenden Gedanken im Sinne einer<br />

ideen- und diskursgeschichtlichen Darstellung.<br />

Die Ergebnisse des Forschungsprojekts sind als thematische<br />

Aufsätze zusammengeführt und erscheinen im<br />

Jahr 2008 als Publikation.<br />

Melancholie in der Architektur von Aldo Rossi<br />

Die Geschichte der Melancholie läuft wie ein Schatten<br />

der Kulturgeschichte neben dieser her, ist Quelle sowohl<br />

des Leids als auch der Inspiration. Von pathologischer<br />

Befindlichkeit zu erhöhtem Bewusstsein verändert sich die<br />

Bedeutung der Melancholie durch die Jahrhunderte und<br />

spiegelt sie gleichermassen. Zwischen Objekt und Subjekt,<br />

Individuellem und Kollektivem, Psychologischem und<br />

Politischen oszillierend, ist sie in all diese verschiedenen<br />

Phänomene durch ihr Verlustgefühl verwoben. «Melancholie<br />

ist in diesem Sinne das Charateristikum der Sterblichkeit»,<br />

schlussfolgert Robert Burton 1621 in seinem<br />

Opus magnum «The Anatomy of Melancholy».<br />

Die Dissertation zielt auf die Übertragung der Melancholie<br />

als einer grundsätzlichen Disposition auf die<br />

Architektur. Kann Architektur eine Ausdrucksform der<br />

Melancholie sein? Die Forschungsarbeit fokussiert sich<br />

auf den italienischen Architekten Aldo Rossi (1931–1997)<br />

und eines seiner Hauptwerke, den Friedhof San Cataldo<br />

in Modena (1971–1984). Der Friedhof präsentiert sich<br />

als gebaute Schwelle zwischen Leben und Tod, deren<br />

beiderseitiges Verhältnis durch eine paradigmatische Gestaltung<br />

zum Ausdruck gebracht ist.<br />

Ziel der Arbeit ist es, Melancholie als eine kritische<br />

Kategorie in diesem Werk und darüber hinaus festzumachen,<br />

und diese zugleich einer neuen, kulturell relevanten<br />

Interpretation zuzuführen. Es wird zudem<br />

angestrebt, eine wissenschaftstheoretische Methodik zu<br />

entwickeln, die aufzuzeigen vermag, auf welche Weise<br />

Melancholie und Architektur interagieren, die aber auch<br />

weiteren Fragestellungen dienen kann.<br />

160<br />

City & Text<br />

This research project investigates the cultural genesis and<br />

development of urban planning as a discipline. On the<br />

basis of theoretical writings on the city and urban planning,<br />

the development of the subject and its relationship<br />

with related fields of study are investigated – and part of<br />

the history of scholarship is traced in the process.<br />

The geographical and historical boundaries of the project<br />

are defined by the nature of the subject studied.<br />

In the period of the Enlightenment, fundamental thinking<br />

was devoted for the first time to the existing city, and<br />

the idea of a ‘modern’ city – a term that is still used in<br />

urban planning discourse even today – was defined.<br />

It was first the second half of the 19th century that saw the<br />

publication of the first theoretical ideas about urban<br />

planning which had been formulated in a scholarly way.<br />

The texts are analyzed comparatively and on an<br />

interdisciplinary basis, so that important concepts and<br />

problem areas can be addressed and traced back to<br />

their discursive origin. A precise linguistic and contentrelated<br />

textual comparison will demonstrate connections<br />

and cross-references among the authors and thus<br />

document the further development of fundamental ideas<br />

in order to present them in the context of the history<br />

of ideas and discourse.<br />

The results of the research project will be brought<br />

together in the form of thematic essays for publication<br />

in 2008.<br />

Melancholy in the Architecture of Aldo Rossi<br />

The history of melancholy runs side by side with the history<br />

of culture, recounting at once an affliction and<br />

an inspiration. From pathologic condition to heightened<br />

awareness, the meaning of melancholy sways throughout<br />

the centuries and reflects the periods it crosses. Oscillating<br />

between subject and object, individual and collective,<br />

psychological and political, the phenomenon’s many<br />

permutations yield to its influence and the sense of loss<br />

it instills. ‘Melancholy in this sense is the character<br />

of mortality’, as the opus magnum of Robert Burton,<br />

‘The Anatomy of Melancholy’ (1621), summarizes.<br />

The purpose of the dissertation is to examine whether<br />

architecture can be an expression of melancholy. The<br />

research will focus on the of Italian architect Aldo Rossi<br />

(1931–1997) and his Cemetery of San Cataldo in<br />

Modena (1971–1984), a built threshold between life and<br />

death as well as a paradigmatic figuration of the relation<br />

it seeks to demonstrate.<br />

The intent is to establish melancholy as a critical<br />

category in this work and thus provide a new interpretation<br />

to it, in an eminently cultural vein. The dissertation<br />

strives to put forth epistemic procedures that can investigate<br />

with accuracy how melancholy and architecture<br />

interact, making way for the analysis of other instances.


Habilitation<br />

Dr. Matthias Noell<br />

Unterstützt von der<br />

Fritz Thyssen Stiftung für<br />

Wissenschaftsförderung<br />

Betontisch im Atelier von<br />

Theo van Doesburg,<br />

Foto: Ilse Leenders, Paris/<br />

Amsterdam<br />

Dissertationen<br />

–Katrin Albrecht, Angiolo<br />

Mazzoni. Architektur und<br />

Städtebau, seit 2007<br />

–Konstanze Sylva Domhardt,<br />

The Heart of the City. Der<br />

ciam-Diskurs zum Stadtzentrum<br />

in der Nachkriegszeit,<br />

seit 2004<br />

–Ole W. Fischer, Nietzsche contra<br />

van de Velde: der Künstler<br />

und sein Philosoph, seit 2002<br />

–Kieran Gaya, Sabaudia. The<br />

Language of Architecture after<br />

the Concordat, seit 2001<br />

–Andri Gerber, Reading and Writing<br />

the City. Peter Eisenman’s<br />

urban strategies between criticism<br />

and poetics, seit 2004<br />

–Valerio Giancaspro, Restauro<br />

dell’antico e restauro del<br />

moderno nelle opere di completamento<br />

della ricostruzione<br />

relativa al terremoto, seit 2000<br />

–Thomas Gnägi, Baukünstlerische<br />

Gesetze in Architektur und<br />

Städtebau. Untersuchungen zum<br />

Werk Karl Mosers, seit 2007<br />

–Hans Peter Gruber. Modellhausplanung<br />

als Instrument in<br />

der Stadtplanung Friedrich<br />

Weinbrenners in Karlsruhe,<br />

seit 2002<br />

Im Laboratorium der Moderne. Das Atelierwohnhaus von<br />

Theo van Doesburg in Meudon<br />

In den Jahren 1929 bis 1931 konnte der niederländische<br />

Maler und Kunsttheoretiker Theo van Doesburg (1883–<br />

1931) das lange geplante Wohnhaus für sich und seine<br />

Frau im Pariser Vorort Meudon realisieren. Das Wohnhaus<br />

mit integriertem Atelier wurde mit beschränkten finanziellen<br />

Mitteln auf einer kleinen, schmalen Parzelle errichtet<br />

und zeichnet sich durch seine hohe konzeptionelle<br />

wie auch formale architektonische Qualität aus.<br />

Trotz seines kleinen architektonischen Œuvres ist der<br />

Einfluss Theo van Doesburgs auf die Architektur des<br />

20. Jahrhunderts kaum zu überschätzen. Seine grundlegenden<br />

theoretischen Forderungen – was eine zeitgemässe,<br />

moderne Architektur zu leisten habe, seine Darstellungstechniken<br />

und die architektonische Formensprache seiner<br />

Entwürfe – haben nicht nur eine unmittelbare Rezeption<br />

erfahren, sondern wirkten auch Jahrzehnte später immer<br />

wieder anregend auf die jeweiligen architektonischen<br />

Avantgarden. Für Walter Gropius und Le Corbusier, Aldo<br />

Rossi und John Hejduk, Rem Koolhaas oder Ben van<br />

Berkel wirkten bzw. wirken van Doesburgs radikale Neubewertungen<br />

als Referenzpunkte für ein neuerliches<br />

Überdenken der Grundlagen von Architektur.<br />

Das eigene Wohn- und Atelierhaus in Meudon kann<br />

als Quintessenz von van Doesburgs architektonischem<br />

Denken verstanden werden, wurde aber bislang in der<br />

architekturhistorischen Forschung nur kursorisch behandelt.<br />

Eine wissenschaftliche Monographie, die sowohl die<br />

zahlreichen vorhandenen Planunterlagen und Fotografien<br />

als auch die Originalsubstanz des Hauses und die<br />

architekturtheoretischen Texte van Doesburgs einbezieht,<br />

fehlt bis heute.<br />

–Maik Hömke, Wirkungsgefüge<br />

verschiedener Verkehrsinfrastrukturen<br />

auf periphere Regionen,<br />

seit 2008<br />

–Martina Jenzer Bieri, Umnutzungskonzepte<br />

und Finanzierungsmodelle<br />

für Bauten<br />

unter Denkmalschutz, seit 2003<br />

–Diogo Lopes, Melancholy in<br />

the Architecture of Aldo Rossi,<br />

seit 2006<br />

–Sara Luzón Canto, Die Innere<br />

Kolonisation Spaniens von<br />

1907 bis 1936, seit 2002<br />

–Anastasia Paschou, Less Esthetics,<br />

even less Ethics – Athens and<br />

its unusual modernity, seit 2002<br />

–Enrico Sassi, Criteri progettuali<br />

per gli spazi pubblici di<br />

una nuova urbanità, seit 2007<br />

–Ulrike Schröer, Fragen zur<br />

Entstehungsgeschichte der Hochtrottoirs<br />

der Oberen Hauptgasse<br />

in Thun, seit 2002<br />

–Effatolsadat Shariari, Die Entwicklung<br />

der iranischen Stadt<br />

im 20. Jahrhundert an ausgewählten<br />

Beispielen, seit 2000<br />

–Pia Simmendinger, Entwerfen –<br />

Entwurfsmethoden im Architekturunterricht,<br />

seit 1997<br />

–Marion Steiger, Lissabons Stadterweiterungen<br />

des Estado Novo<br />

(1926–1974), seit 2003<br />

–Harald R. Stühlinger, Der Wettbewerb<br />

zur Wiener Ringstrasse,<br />

seit 2007<br />

–Tiziana Ugoletti, Mietwohnungsbau<br />

und Stadtplanung in<br />

<strong>Zürich</strong> 1910 bis 1938, seit 2005<br />

–Silvia Venuti, Shabby, sophisticated<br />

and modern. Ausgewählte<br />

Wohnhäuser von William<br />

Wilson Wurster (1895–1973),<br />

seit 1996<br />

Forschungsthemen von Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern<br />

–Dr. Katia Frey, Untersuchungen<br />

zu dem Zürcher Architekten<br />

David Vogel (1744–1803)<br />

–Dr. Matthias Noell, Vom Sammeln,<br />

Beschreiben und Ordnen der<br />

Architektur. Das Denkmalinventar<br />

im 19. und frühen<br />

20. Jahrhundert<br />

–ders., Im Laboratorium der<br />

Moderne. Das Atelierwohnhaus<br />

von Theo van Doesburg in<br />

Meudon<br />

–ders., Das moderne Architekturbuch<br />

–Dr. Eliana Perotti, Die Architekturbilder<br />

der Pittura metafisica:<br />

Quellen, Bedeutungen und<br />

Wirkungsgeschichte<br />

–dies., Architektur und Städtebau<br />

in den italienischen Kolonien<br />

–Dr. Stephanie Warnke, Ordnen<br />

und Vergleichen: Analogien<br />

und Konkurrenzen in Texten<br />

zur Stadt um 1800<br />

161<br />

In the Laboratory of Modernism: Theo van Doesburg’s Studio<br />

Residence in Meudon<br />

In 1929–1931, the Dutch artist and art theorist Theo van<br />

Doesburg (1883–1931) was able to build a long-planned<br />

residence for himself and his wife, in the Paris suburb of<br />

Meudon. The house, which included a studio, was<br />

erected with limited financial resources on a small, narrow<br />

plot and is distinguished both conceptually and formally<br />

by its high architectural quality.<br />

Despite the small size of his architectural oeuvre, Theo<br />

van Doesburg’s influence on 20th-century architecture<br />

can hardly be overestimated. His fundamental theoretical<br />

requirements for what a modern form of architecture<br />

that would be in keeping with the times would have to<br />

achieve, his illustrative techniques and the formal<br />

architectural language of his designs were influential not<br />

only in the immediate period, but continued even<br />

decades later to provide stimuli for each successive architectural<br />

avant-garde. For Walter Gropius and Le Corbusier,<br />

Aldo Rossi and John Hejduk, Peter Eisenman,<br />

Rem Koolhaas and Ben van Berkel, van Doesburg’s<br />

radical revaluations served — and continue to serve —<br />

as a point of reference for a fresh rethinking of<br />

architecture’s basic principles.<br />

His own residential and studio building in Meudon<br />

can be regarded as the quintessence of van Doesburg’s<br />

architectural thought, although it has so far only<br />

received cursory attention in architectural research.<br />

A scholarly monograph taking into account not<br />

only the numerous planning documents and the photographs<br />

that are available, but also the original substance<br />

of the building and van Doesburg’s theoretical texts<br />

on architecture, has yet to be produced, and is the object<br />

of this research.<br />

–dies., Kulturgeschichtliche Stadtforschung:<br />

Stadt und Medien im<br />

20. Jahrhundert<br />

Weitere Forschung<br />

–Projekt: Anthologie zum Städtebau<br />

– Bd. 1: Die Modernisierung<br />

der Stadt: Von der Aufklärung<br />

zum industriellen Zeitalter<br />

(1742–1901), erscheint 2008;<br />

Bd. 2: Von den Anfängen des<br />

theoretischen Urbanismus<br />

zur Stadt der Moderne (1867–<br />

1944); Bd. 3: Vom Wiederaufbau<br />

nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

bis zur zeitgenössischen<br />

Stadt (2005 erschienen).<br />

Prof. Dr. Vittorio Magnago<br />

Lampugnani, Dr. Katia Frey,<br />

Thomas Gnägi, Maik Hömke,<br />

Dr. Eliana Perotti,<br />

Dr. Stephanie Warnke<br />

–Projekt: Die Architektur der<br />

Stadt im 20. Jahrhundert.<br />

Prof. Dr. Vittorio Magnago<br />

Lampugnani<br />

Institut gta Departement Architektur<br />

Vittorio Magnago Lampugnani


Architekturtheorie Theory of Architecture<br />

Professor<br />

Dr. Ákos Moravánszky<br />

Assistenz<br />

Ole W. Fischer<br />

Bernhard Langer<br />

Elli Mosayebi


Website<br />

www.moravanszky.gta.<br />

arch.ethz.ch<br />

links:<br />

Colosso di San Carlo<br />

Borromeo in Arona, 1698,<br />

nach dem Entwurf von<br />

Giovanni Battista Crespi<br />

Lehre Teaching<br />

Architekturtheorie<br />

Welche Architekturstudentin, welcher Architekturstudent<br />

kennt es nicht – die Not und die Lust, angesichts des<br />

eigenen Projekts über die Architektur zu sprechen. Vitruv<br />

führt die Anfänge der Architektur auf die Entstehung<br />

einer artikulierten Sprache unter dem Eindruck des Urphänomens<br />

Feuer zurück. Die heterogenen Gedanken,<br />

Motive und Emotionen müssen durch das Nadelöhr der<br />

Sprache, damit sie durch eine diskursive Form vermittelt<br />

werden. Dabei verwenden wir Begriffe oft unreflektiert, als<br />

wäre ihre Bedeutung selbstverständlich. In der Wirklichkeit<br />

sind jedoch die Wörter, welche die Aufmerksamkeit der<br />

Architekten fesseln, wie «Identität», «Tektonik», «Kontext»<br />

oder «Raum» seltsam undefiniert geblieben.<br />

Wir behaupten, dass die Klärung solcher Begriffe zur<br />

Lösung der komplexeren Probleme beitragen kann,<br />

denen die Architektur gegenübersteht. Probleme entstehen<br />

oft aus der Verworrenheit der Bedeutung der Wörter.<br />

Klärung kann hier nie eine eindeutige Definition meinen,<br />

sondern die Untersuchung der Bedeutungen dieser<br />

Begriffe in ihren sich ständig ändernden historischen Zusammenhängen.<br />

Damit können wir die historische<br />

Entwicklung der Diskussion über die Architektur selbst<br />

nachzeichnen.<br />

Der Vortragskurs begleitet die Studierenden im letzten<br />

Bachelor- und im ersten Master-Jahr. «Architekturtheorie i»<br />

untersucht Modelle des Theoriebaus im Werk einzelner<br />

Architekten. Gegenstand der Untersuchung ist hier die<br />

Dialektik zwischen Bauwerk und theoretischer Erörterungen<br />

bzw. zwischen Bauwerk und Interpretation. Im<br />

nächsten Semester werden Definitionsversuche der Architektur<br />

verglichen und die Grenzbereiche der Disziplin<br />

diskutiert, etwa Natur und Technik als imaginierte Gegenwelten<br />

der Architektur.<br />

Der Kurs «Architekturtheorie iii» überprüft dann jene<br />

«Bausteine» der Architekturtheorie auf ihre heutige<br />

Tragfähigkeit, die im Entwurfsprozess als formbestimmend<br />

gelten – so etwa die Idee der Materialwahrheit, die Bedeutung<br />

der Werkstoffe oder Begriffe wie Ort, Funktion<br />

oder Tradition. Aus diesen Bausteinen sollen dann<br />

im Kurs «Architekturtheorie iv», im Zusammenhang von<br />

übergeordneten Systemen wie z.B. der Semiotik oder<br />

Phänomenologie, sinnvolle neue Konstruktionen gefügt<br />

werden.<br />

Publikationen<br />

–Precisions – Architektur zwischen<br />

Wissenschaft und Kunst.<br />

Herausgegeben von Ákos<br />

Moravánszky und Ole W. Fischer<br />

(Berlin, Jovis, 2008), dt./engl.<br />

Wo ist der Ort der Architektur?<br />

Näher bei den Künsten, näher<br />

bei den Wissenschaften? Und hat<br />

sich diese Position durch die<br />

technologische Evolution in den<br />

letzten Jahren verändert? Ausgehend<br />

vom Begriff der «Präzision»<br />

untersucht der Band, welchen<br />

Einfluss wissenschaftliche Methoden<br />

auf Architektur und Kunst haben.<br />

Namhafte Autoren beleuchten<br />

den Themenkomplex aus verschiedenen<br />

Blickwinkeln: von digitalen<br />

Entwurfsstrategien im<br />

Leichtbau bis zu filigranen künstlerischen<br />

Architekturprojekten.<br />

Kunst- und architekturtheoretische<br />

Essays begleiten die Praxisbeispiele<br />

und werfen einen Blick in die<br />

Zukunft von Digitalisierung und<br />

Kybernetik.<br />

–Architekturtheorie im 20. Jahrhundert.<br />

Eine kritische Anthologie.<br />

Herausgegeben von Ákos<br />

Moravánszky (Wien, New York,<br />

Springer Verlag, 2003)<br />

Mit dieser Textanthologie liegt das<br />

Lesematerial zum Vorlesungszyklus<br />

Architekturtheorie I bis IV vor.<br />

Hundert Quellentexte sowie das<br />

Illustrationsmaterial der<br />

163<br />

Theory of Architecture<br />

When considering his or her own project, which student<br />

of architecture hasn’t encountered the feeling – the need<br />

and the desire – to talk about architecture? Vitruvius<br />

traced the beginnings of architecture back to an articulated<br />

language which responded to the impression of fire as<br />

Ur-phenomenon. Heterogeneous thoughts, motives and<br />

emotions had to pass through the bottleneck of speech<br />

before they could be shared in discursive form. Yet we<br />

often use definitions without giving them much thought,<br />

as though their meaning were self-evident. In reality,<br />

however, words like ‘identity’, ‘tectonic’, ‘context’ or ‘space’,<br />

words which captivate the attention of architects, remain<br />

oddly undefined.<br />

We maintain that the clarification of such words could<br />

help us to find solutions to the more complex problems<br />

that architecture faces. Indeed, problems often arise as<br />

a result of confusion over the meaning of words. Clarification<br />

here can never mean an unequivocal definition<br />

but rather the examination of the meaning of these words<br />

in their ever-changing historical contexts. We can thus<br />

trace for ourselves the historical development of the discourse<br />

on architecture.<br />

The lecture course accompanies students in their final<br />

Bachelor’s or first Master’s year.‘Theory of Architecture i’<br />

examines the models of construction theory in the works<br />

of a few architects. The subject of this study is the dialectic<br />

between building and theoretical debates, or between<br />

building and interpretation. In the following semester<br />

we compare some of architecture’s attempts at definition<br />

and discuss the discipline’s peripheral areas of study,<br />

such as environment and technology, as imaginary ‘other<br />

worlds’.<br />

In ‘Theory of Architecture iii’ we go on to examine<br />

the ability of the building blocks of architectural theory,<br />

which are the determinates of form in the design process,<br />

to carry the load placed on them. These constructs<br />

include the truth and the meaning of material, or terms<br />

such as location, function or tradition. In the fourth<br />

cycle of lectures, significant constructions are culled from<br />

the elements tested in previous lecture courses and<br />

superposed systems and disciplines, such as semiotics or<br />

phenomenology, are applied to them.<br />

Erstausgaben von Architekten,<br />

Künstlern, Kunsthistorikern<br />

und Philosophen stehen dem Leser<br />

in kommentierter Form für die<br />

eigenen Recherchen, nach fünf<br />

Themen geordnet, zur Verfügung.<br />

Alle fünf Themen: «Vom Stilus<br />

zum Branding», «Die Wahrnehmung<br />

des Raumes», «Konstruktionen<br />

der Natur», «Monumentalität»<br />

und «Der Ort der<br />

Architektur» werden mit Essays des<br />

Herausgebers eingeleitet. Die<br />

einzelnen Texte sind jeweils mit biografischen<br />

Einführungen begleitet.<br />

Institut gta Departement Architektur<br />

Ákos Moravánszky


Ákos Moravánszky<br />

Institut gta Departement Architektur<br />

Prof. Dr. Ákos<br />

Moravánszky<br />

Der Ursprung der Dorischen<br />

Ordnung, aus: Sir William<br />

Chambers, A Treatise on<br />

Civil Architecture, 1759<br />

Prof. Dr. Ákos<br />

Moravánszky<br />

Ole W. Fischer<br />

Judith Hopfengärtner<br />

Bernhard Langer<br />

Elli Mosayebi<br />

Aldo Rossi, La finestra del<br />

poeta a N.Y. con la mano<br />

de lo santo<br />

Forschung Research<br />

Themen der mitteleuropäischen Architekturgeschichte<br />

Die Wiener Moderne ist in der Architekturgeschichte eingehend<br />

analysiert worden, die vergleichbaren Resultate<br />

der Architektur der östlichen Nachbarländer sind jedoch<br />

wenig recherchiert. Im Fokus der Forschung stehen<br />

die Wechselwirkungen zwischen einzelnen Zentren und<br />

Strömungen bzw. ihre ästhetischen Positionen und<br />

sozialen Programme.<br />

Stoffwechsel – Zwischen Kunst und Naturwissenschaft<br />

Gottfried Semper erarbeitete das Konzept des Stoffwechsels<br />

als zentrales Element seiner Stiltheorie, um den<br />

Prozess der Entstehung der Formen zu erklären, die in<br />

einem Material entwickelt und in ein anderes übertragen<br />

werden. Das Forschungsprojekt will «Stoffwechsel»<br />

in einem weiteren Kontext verstehen, um mit dem<br />

Begriff den interdisziplinären Austausch zwischen Kunst,<br />

Wissenschaft und Architektur zu beschreiben.<br />

Aldo Rossi<br />

Innerhalb des Seminars Architekturtheorie ss 2007 «Aldo<br />

Rossi – Poetischer Rationalismus» wurde Rossis theoretisches<br />

und architektonisches Werk einer erneuten Betrachtung<br />

unterzogen. Einen wichtigen Aspekt bildete<br />

Rossis bisher kaum dokumentierte, jedoch folgenreiche<br />

Lehrtätigkeit an der eth <strong>Zürich</strong>. Ausgehend von einer<br />

vertieften Untersuchung der Umstände und Auswirkungen<br />

dieses Gastspiels soll Rossi auf seine Relevanz als<br />

Lehrer und Inspirationsquelle für die neuere Schweizer<br />

Architektur hin befragt werden. Eine Publikation ist<br />

für Sommer 2009 geplant.<br />

TheorieBau<br />

Die Wissensfelder im Bereich der Architektur sind gegenwärtig<br />

in Bewegung; insbesondere neue bild- und<br />

medienspezifische Wissensformen bereichern den Bestand.<br />

Unter dem Titel «TheorieBau» untersucht das<br />

Projekt ausgewählte Aspekte der architektonischen Episteme,<br />

ihrer Entstehung und ihres Wandels. Nach<br />

dem ersten Symposium «Precisions – Architektur zwischen<br />

Wissenschaft und Kunst» wird die Reihe diesen Herbst<br />

mit einem Workshop zum Thema «Experiments» fortgesetzt.<br />

Freizeit Freiheit. Fluchtwege aus dem Alltag in der Architektur<br />

Ost- und Westeuropas 1960–1980<br />

Der Freizeit bot in der politisch aufgeladenen Atmosphäre<br />

im Europa der sechziger und siebziger Jahre eine<br />

Chance zur Befreiung aus dem Alltag. Eine Tagung<br />

am 8./9. November 2007 an der eth <strong>Zürich</strong> untersuchte<br />

die architektonische und städtebaulichen Ausgestaltungen<br />

der Räume für die «freie Zeit» jener Jahre, wobei insbesondere<br />

die Beeinflussungen und Wechselbeziehungen<br />

zwischen Ost- und Westeuropa, jenseits politischer und<br />

ideologischer Grenzen, thematisiert wurden.<br />

164<br />

Themes of Central European Architectural Theory<br />

Whereas Viennese modernity has been thoroughly analyzed<br />

in the context of architectural history, comparable<br />

analyses of the architecture of our more easterly<br />

neighbors have been largely neglected. The interaction<br />

between individual centers and trends, and their<br />

aesthetic positions and social programs, are the focal<br />

points of this research.<br />

Material Transformation – Between Art and Natural Science<br />

Gottfried Semper made the concept of Stoffwechsel<br />

a cornerstone of his theory of style. Stoffwechsel (literally,<br />

‘material transference’) originally signified biological<br />

metabolism, but Semper used the term to describe the<br />

process whereby forms developed using one material<br />

are transferred to another, for example, textile to brick,<br />

or wood to stone. The research defines ‘Stoffwechsel’<br />

in a wider context, using the term to describe interdisciplinary<br />

exchanges between art, science and architecture.<br />

Aldo Rossi<br />

In the Theory of Architecture Seminar in ss 2007 entitled<br />

‘Aldo Rossi – Poetical Realism’, Rossi’s theoretical<br />

and architectural work was subjected to new scrutiny. An<br />

important aspect was Rossi’s – until now – little documented<br />

teaching activity at eth <strong>Zurich</strong>. Starting with a<br />

more profound investigation of the circumstances<br />

and consequences of his performance, we examine Rossi’s<br />

impact as a teacher and as a source of inspiration for<br />

contemporary Swiss architecture. A publication is planned<br />

for Summer, 2009.<br />

The Formation of Theory<br />

The field of architectural knowledge is in constant motion<br />

due to rapid transformations in culture and society;<br />

in particular, new forms of pictorial or iconic knowledge<br />

are constantly entering this framework. ‘TheorieBau’<br />

is the title of a project, which examines selected aspects<br />

of the architectural episteme, of its emergence and<br />

its transformations. Following the first symposium Precisions<br />

– Architecture between Sciences and Arts, the<br />

series will be continued with a workshop on Experiments<br />

this fall.<br />

Leisure and Freedom. Escape from the Commonplace in the<br />

Architecture of Eastern and Western Europe 1960–1980<br />

In Europe’s politically charged atmosphere of the 60s<br />

and 70s, leisure time offered the chance to be free.<br />

A conference on 8th/9th November 2007 at eth <strong>Zurich</strong><br />

looked at the development of architectural and urban<br />

construction of spaces in which the ‘free time’ of those<br />

years was spent, with particular emphasis, beyond<br />

political and ideological barriers, on the sway and correlation<br />

between East and West.


Ole W. Fischer<br />

Elli Mosayebi<br />

Bernhard Langer<br />

Peter Zumthor, Caplutta<br />

Sogn Benedetg, Sumvitg,<br />

Graubünden, 1985–1988<br />

Matthias Walter<br />

Nach der Theorie? – Versuche über die Neuformulierung einer<br />

kritischen Agenda in der Architektur<br />

In der zeitgenössischen architekturtheoretischen Debatte<br />

findet eine Neuausrichtung statt: die Definition der<br />

Architektur als «kritische Praxis» wird durch ein «postkritisches»<br />

Verständnis der Disziplin hinterfragt, das<br />

sich durch die Entwicklung von Szenarien, durch den Entwurf<br />

von Benutzeroberflächen und durch die Produktion<br />

verschiedenartiger Lebensstile charakterisiert. Eine Serie<br />

von Essays versucht eine plausible Beziehung zwischen<br />

architektonischer Intervention und Gesellschaft zu<br />

formulieren.<br />

Luigi Caccia Dominioni. Die Erneuerung der bürgerlichen<br />

Wohnkultur in Mailand um 1950<br />

Einhergehend mit rasanten Modernisierungsprozessen<br />

entsteht in Mailand um 1950 ein produktiver Grund für<br />

architektonische Experimente. Das Werk des Architekten<br />

Luigi Caccia Dominioni steht emblematisch für diese Entwicklung.<br />

Die Studie untersucht eine Auswahl von Wohnbauprojekten<br />

für eine grossbürgerliche Schicht, deren Selbstverständnis<br />

sich im Umbruch befindet und nach einer<br />

Erneuerung des architektonischen Ausdrucks strebt.<br />

Inszenierung des Authentischen<br />

In der Architektur und Philosophie steht der Schein der<br />

Oberfläche schon seit jeher in Spannung zum Ehrlichen<br />

und Authentischen. Insbesondere in der heutigen<br />

Medienkultur gewinnt die doppelte Figur von Inszenierung<br />

vs. selbsttätiger Präsenz wieder an Brisanz für<br />

den Architekturbetrieb. Thema der Untersuchung sind<br />

architektonische Techniken bzw. Strategien, die mediatisierten<br />

Oberflächen der Architektur zugunsten einer<br />

unvermittelten «Authentizität» verschwinden zu lassen.<br />

Regionalismen in der sakralen Reformarchitektur der deutschsprachigen<br />

Schweiz 1905–1914<br />

In der von zahlreichen Reformen getragenen Zeit nach<br />

1900 fand auch die Kirchenarchitektur durch die Verbindung<br />

regionaler Traditionen mit liturgiereformerischen<br />

Funktionsmustern zu einer modernen Sprache. Die<br />

Architekten hatten Bodenständigkeit mit Modernität und<br />

einer neuen Ästhetik zu vereinbaren. Je nach internationalen<br />

Vorbildern, Regionen und Konfessionen unterscheiden<br />

sich die Techniken der Regionalismen.<br />

165<br />

After Theory? – Essays on the Reformulation of a Critical<br />

Agenda in Architecture<br />

Within the contemporary discourse on architectural<br />

theory, there has been a phase of reorientation:<br />

the definition of architecture as a ‘critical practice’ is<br />

challenged by a ‘post-critical’ understanding of the<br />

discipline, characterized by the development of scenarios,<br />

design of user interfaces and production of multiple<br />

lifestyles. A series of essays tries to reformulate a plausible<br />

relationship between architectural intervention and<br />

society.<br />

Luigi Caccia Dominioni. The Renewal of a Middle-class<br />

Lifestyle Culture in Milan around 1950<br />

Rapid modernization processes in Milan around 1950<br />

went hand in hand with a productive reason for architectural<br />

experiments. The work of Luigi Caccia Dominioni<br />

symbolizes this development. The study examines a<br />

selection of housing projects for an affluent middle-class,<br />

whose self-esteem was undergoing radical change<br />

and striving for a renewal of architectural expression.<br />

The Staging of Authenticity<br />

In architecture and philosophy, the allure of the surface<br />

has always been pitched against the truthful and<br />

authentic. In the context of today’s media culture, the<br />

twofold figure of staging vs. autonomous and selfevident<br />

presence again becomes important for architectural<br />

production. The project will examine architectural<br />

strategies and techniques to make the mediated surfaces<br />

of architecture disappear in favor of unmediated<br />

‘authenticity’.<br />

Regionalisms in Sacral Reform Architecture in the Germanspeaking<br />

Regions of Switzerland 1905–1914<br />

In a time of abundant reforms, post-1900 church architecture<br />

also found its way to a modern language<br />

through the connection of regional traditions with the<br />

reformed functional patterns of worship. Architects<br />

now had to combine tradition with modernity and a new<br />

aesthetic. The techniques of regionalism varied according<br />

to international examples, regions and religious affiliations.<br />

Institut gta Departement Architektur<br />

Ákos Moravánszky


Professur für Kunst- und<br />

Architekturgeschichte<br />

Chair of the History of Art<br />

and Architecture<br />

Professor<br />

Dr. Werner Oechslin<br />

Assistenz<br />

Tobias Büchi<br />

Nicole Caminada<br />

Tiziana De Filippo<br />

Thomas Gnägi<br />

Thomas Hänsli<br />

Hardy Happle<br />

Dr. habil. Sonja Hildebrand<br />

Dr. Berthold Hub<br />

Philipp Tscholl<br />

Lehrbeauftragte<br />

Dr. Sylvia Claus<br />

Dr. Christoph Höcker<br />

Administration<br />

Barbara von Allmen


Website<br />

www.oechslin.gta.arch.<br />

ethz.ch<br />

Vorlesung Kulturgeschichte<br />

der modernen Architektur I<br />

und II, Basisjahr<br />

Prof. Dr. Werner Oechslin<br />

Hardy Happle (Lehrauftrag)<br />

Vorlesung Architektur<br />

und Kunstgeschichte I,<br />

jeweils im FS<br />

Dr. Christoph Höcker<br />

Literatur zur Vorlesung<br />

Christoph Höcker,<br />

Metzler-Lexikon Antiker<br />

Architektur, Sachen<br />

und Begriffe, Stuttgart 2004<br />

Vorlesung Kunst- und<br />

Architekturgeschichte IV<br />

und Seminarwoche:<br />

Vicenza –Villen des Veneto –<br />

Venedig, FS 2008<br />

Prof. Dr. Werner Oechslin<br />

Dr. Berthold Hub<br />

Philipp Tscholl<br />

links:<br />

Gianlorenzo Bernini (1598–<br />

1680), Pluto und Proserpina,<br />

1621‒1622, Galleria<br />

Borghese, Rom, Detail<br />

Lehre Teaching<br />

Geschichte der modernen Architektur «Um 1900»<br />

«Vormoderne» und der Paradigmawechsel um 1918/19<br />

Unsere heutige kulturelle Vielfalt bedarf zum besseren Verständnis<br />

nicht länger einer Reduktion auf eine vermeintlich<br />

eindeutige und dominierende «weisse Moderne» als<br />

einen gültigen Jahrhundertstil nach dem Muster der<br />

Weißenhofsiedlung (1927) oder im Sinne eines «International<br />

Style» (1932), sondern der Aufschlüsselung der<br />

Widersprüche, Verwicklungen, schlicht: all jener Komplexitäten,<br />

die sich mit der Wirklichkeit der Geschichte seit<br />

jeher besser decken als irgendwelche Idealsichten.<br />

Nach der Revision, genauer nach der längst schon<br />

fälligen positiven Neubewertung des 19. Jahrhunderts,<br />

wird nun auch der Blick frei auf die modifizierten<br />

grossen Linien des 20. Jahrhunderts. Die Grenzen sind in<br />

verschiedenster Hinsicht aufgelöst worden: jene zu<br />

einer «Vormoderne» vor 1914/18, jene zwischen den durch<br />

die ciam sanktionierten «Rigoristen» und davon abweichenden,<br />

vermittelnden «Regionalisten». Auch politische<br />

Grenzziehungen zwischen einer Flucht in die Geschichte<br />

und zur klassizistischen Architektur auf Seiten totalitärer<br />

Regimes und einer Bevorzugung moderner Architektur<br />

durch die Demokratien sind nicht wirklich haltbar.<br />

Die Architektur der Klassischen Antike<br />

Betrachtet wird die Architektur der Griechen, Römer,<br />

Etrusker und des frühen Christentums: aus geographischer<br />

Perspektive der Mittelmeerraum, aus zeitlicher Sicht die<br />

Spanne von ca. 900 v. bis 600 n. Chr. Antike Architektur<br />

hat in beinahe allen nachantiken Phasen in komplexer<br />

Weise die abendländische Baukunst mitgeprägt. Vor diesem<br />

Hintergrund versucht die Vorlesung, die Formenwelt<br />

der antiken Architektur nicht nur deskriptiv darzustellen,<br />

sondern auch die sozialen, wirtschaftlichen und religiösen<br />

Hintergründe ihrer Entstehung und die Muster<br />

ihrer Weiterverwendung zu beleuchten.<br />

Palladianesimo<br />

Für Jacob Burckhardt ist Palladio der «durch und durch<br />

gesetzliche». Die Moderne hat ihn aus der ansonsten<br />

vertriebenen Geschichte herausgelöst und auf den Schild<br />

gehoben, weil sie hier die Proportionsgesetze in ihrer perfekten<br />

Ausprägung vorfand. Der Vergleich mit Le Corbusier<br />

drängte sich auf. Doch, wie viel Ratio und Abstraktion<br />

verträgt der Mensch? Auch in moderner Zeit hat man sich<br />

an die Definition gehalten: «Architektur ist Körpergestaltung».<br />

So erschliesst sich die Architektur Palladios mitsamt<br />

den Erfindungen und Neuerungen, die er selbst propagierte.<br />

Dazu gehört die «nuova usanza», womit die Monumentalität<br />

antiker Tempel auf das Mass des Menschen<br />

zurückgeführt und seinen Bedürfnissen angepasst wurde<br />

und zudem das Motiv und palladianische Markenzeichen<br />

des «frontespicio dinanti», der Fassade. Haus und<br />

Fassade, alles in gekonnter Proportionierung, mit den<br />

wenigen – unverkennbaren – Zeichen seiner Formgebung<br />

(des palladianischen «segno dell’artefice»!) versetzt. Damit<br />

hat Palladio für Jahrhunderte gültige Muster geschaffen<br />

und bis heute die Aufmerksamkeit der Architekten auf<br />

sich gezogen; ein unvergleichlicher Fall einer imposanten<br />

Wirkungsgeschichte.<br />

167<br />

The History of Modern Architecture ‘Around 1900’,<br />

‘Pre-Modernism’ and the Paradigm Shift of around 1918/19<br />

For a better understanding of the cultural diversity<br />

of today’s world, we no longer need to limit ourselves to<br />

an allegedly unambiguous and dominant ‘white Modernism’<br />

as the only valid style of the 20th century, exemplified<br />

by the Weißenhofsiedlung (1927) or implied by the<br />

‘International Style’ (1932). Instead, we can start decoding<br />

contradictions and disentangling intricacies – quite simply,<br />

all those complexities, which at all times have been more<br />

congruent with reality than any ideal perspective.<br />

Following this revision, or more precisely, the long<br />

overdue positive revaluation of 19th-century architecture,<br />

we now have a clearer view of the modified, larger aspirations<br />

of the 20th century. Boundaries have been lifted<br />

in many respects: the boundary to the ‘Pre-Modernist’<br />

prior to the World War of 1914–18, and the dividing line<br />

between ciam-sanctioned ‘dogmatists’ and dissenting<br />

‘regionalist’ mediators. The politically motivated line drawn<br />

between the totalitarian regimes’ escape into the past<br />

and classical architecture on the one hand, and the democracies’<br />

preference for modern architecture on the other,<br />

has proven untenable as well.<br />

The Architecture of Classical Antiquity<br />

The lecture course looks at the architecture of Greek,<br />

Roman, Etruscan and early Christian builders from both<br />

the geographical perspective, in the area around the<br />

Mediterranean, and from the chronological point of view:<br />

from around 900 bc to 600 ad. In almost every<br />

later period, classical architecture influenced and marked<br />

occidental architecture in multiple, subtle ways. Conceived<br />

against this background, the lecture course attempts<br />

not only to describe the formal vocabulary of Antique<br />

architecture, but also to reveal its social, economic and<br />

religious roots and the patterns of its later reuse and<br />

reinterpretation.<br />

Palladianesimo<br />

For Jacob Burckhardt, Palladio was ‘every inch the lawful<br />

[architect]’. Modernism, which otherwise rejected<br />

architectural traditions, raised Palladio to the status of an<br />

icon because modernist architects found the laws of<br />

proportion applied to absolute perfection in his work.<br />

This prompted comparisons with Le Corbusier’s<br />

designs. Yet how much ratio and abstraction can people<br />

take? Even in modern times, architects have adhered<br />

Institut gta Departement Architektur<br />

Werner Oechslin


Werner Oechslin<br />

Institut gta Departement Architektur<br />

Vorlesung Architektur- und<br />

Kunstgeschichte VI, FS 2008<br />

Prof. Dr. Werner Oechslin<br />

Thomas Hänsli<br />

Dr. Berthold Hub (Lehrauftrag)<br />

Diplomwahlfach Kunst-<br />

und Architekturgeschichte,<br />

FS 2008<br />

Prof. Dr. Werner Oechslin<br />

Thomas Hänsli<br />

Dr. Berthold Hub<br />

Diplomwahlfach Kunst-<br />

und Architekturgeschichte,<br />

HS 2008<br />

Prof. Dr. Werner Oechslin<br />

Dr. Berthold Hub<br />

Philipp Tscholl<br />

Seminarwoche, HS 2008<br />

Prof. Dr. Werner Oechslin<br />

Thomas Hänsli<br />

Dr. Berthold Hub<br />

Römischer Barock<br />

Die Vorlesung suchte die politischen, religiösen und sozialen<br />

Bedingungen künstlerischer Produktion im frühneuzeitlichen<br />

Rom zwischen 1600 und 1720 aufzuzeigen<br />

und so, über die Gattungsgrenzen hinweg, Funktion und<br />

Entwicklung barocker Kunst zwischen künstlerischem<br />

«ingenio» und religiös-politischer Propaganda zu vermitteln.<br />

Die Architektur der italienischen Renaissance:<br />

Analyse ausgewählter Bauten<br />

Das Seminar verfolgte anhand ausgewählter Bauten die<br />

Entwicklung der Architektur der italienischen Renaissance<br />

im Spannungsfeld von Renovation und Innovation,<br />

sozialer Realität und gesellschaftlicher Utopie,<br />

von Theorie und Praxis. Im Zentrum der Analysen stand<br />

die Fassade als Scheide und Vermittlung zwischen Innen<br />

und Aussen, Privatheit und Öffentlichkeit.<br />

Das Klassische (in der Architektur)<br />

Das Seminar verfolgte den Begriff und das Phänomen des<br />

«Klassischen»: von der griechischen Klassik bis zur<br />

klassischen Moderne. Dabei interessierte nicht, wozu die<br />

Klassik in ihren späteren Klassizismen verkommen war,<br />

vielmehr galt es, das Klassische dort aufzusuchen, wo die<br />

Auseinandersetzung eine schöpferisch produktive war.<br />

Integrativer Bestandteil der Analysen war die Erschliessung<br />

des jeweiligen kulturgeschichtlichen Kontextes.<br />

Florenz. Die Erfindung der Renaissance<br />

Florenz ist mehr als jede andere Stadt geprägt von der<br />

bahnbrechenden künstlerischen Entwicklung der einsetzenden<br />

Renaissance. Die Stadt am Arno steht paradigmatisch<br />

für den kulturellen Aufbruch der neuen künstlerischen<br />

Zentren Italiens zu Beginn der Frühen Neuzeit.<br />

Die führenden Künstler – Maler, Bildhauer und Architekten<br />

wie Brunelleschi, Donatello, Masaccio oder Alberti –<br />

haben daran ebenso Anteil wie die Mitglieder gelehrter<br />

Kreise und Mäzene der mächtigen Familien der Stadt. Die<br />

Veranstaltung untersuchte die «Erfindung der Renaissance»<br />

im Spannungsfeld der politischen, sozialen und ökonomischen<br />

Bedingungen der Zeit und vermittelte Kenntnisse<br />

über die Hauptwerke florentinischer Renaissance.<br />

168<br />

to architecture defined as ‘designing bodies’. This is the<br />

key to Palladio’s architecture with all its inventions<br />

and innovations, which he himself propagated. One of<br />

these was the ‘nuova usanza’, with which Palladio reduced<br />

and adapted the monumentality of ancient temples<br />

to the scale of man and his needs. Another of Palladio’s<br />

trademark motifs was his ‘frontespicio dinanti’, i.e.<br />

the façade. With his skillfully proportioned houses and<br />

façades and with the few unmistakable signs of his<br />

artistic hand (the Palladian ‘segno dell’artefice’), Palladio<br />

created models that have remained valid for centuries<br />

and have attracted the attention of architects to this day –<br />

a unique and impressive case of one designer’s effectiveness<br />

and influence.<br />

Roman Baroque<br />

This series of lectures tried to unravel the political, religious<br />

and social interactions, which ruled the conditions<br />

for artistic production in Rome in the period between<br />

1600 and 1720, and thus to give a picture of the function<br />

and development of baroque art oscillating – beyond<br />

all typological boundaries – between artistic ‘ingenio’ and<br />

religious and political propaganda.<br />

Italian Renaissance Architecture:<br />

Analysis of Selected Buildings<br />

By studying selected buildings, students of this seminar<br />

traced the development of Italian Renaissance architecture<br />

subject to the tension between renovation and innovation,<br />

social reality and social utopia, theory and practice.<br />

These analyses focused on the façade as the ‘dividing line’<br />

as well as the mediator between interior and exterior,<br />

privacy and publicity.<br />

The Classical (in Architecture)<br />

This seminar discussed the term and phenomenon of<br />

‘the classical’ from Greek Classic to Classical Modernism.<br />

The emphasis was not on degenerate copies of<br />

the classical in so-called ‘classicist’ styles, but on the<br />

classical in its creative and productive stages. Studying<br />

the related cultural-historical background formed an<br />

integral part of the seminar curriculum.<br />

Florence. The Invention of the Renaissance<br />

More than any other city, Florence is shaped by the<br />

pioneering developments of the emerging Renaissance.<br />

The city on the Arno is a paradigmatic example of the<br />

cultural rebirth which occured in the new artistic centers<br />

of Italy at the dawn of the early modern period. Leading<br />

artists – painters, sculptors and architects such as<br />

Brunelleschi, Donatello, Masaccio or Alberti – contributed<br />

to this rebirth, as did a number of scholars and patrons<br />

of art from powerful local families. The seminar week excursion<br />

described the ‘invention of the Renaissance’<br />

against the background of the political, social and economic<br />

conditions of the time and gave detailed information<br />

on the masterpieces of Florentine Renaissance<br />

architecture.


Publikation<br />

Prof. Dr. Werner Oechslin<br />

(Gesamtleitung)<br />

Dr. habil. Sonja Hildebrand<br />

(Projektleitung)<br />

Karl Moser, Antoniuskirche<br />

in Basel (1924–1927), Entwurfsskizze,<br />

1925<br />

Forschung Research<br />

Karl Moser (1860–1936)<br />

Karl Moser hat als bauender und lehrender Architekt fast<br />

50 Jahre lang die Entwicklung der modernen Architektur<br />

in Deutschland und der Schweiz massgeblich mitgeprägt.<br />

Mosers facettenreiches Werk eröffnet die Möglichkeit,<br />

Zielsetzungen, Prinzipien, Inhalte und Formen «moderner»<br />

Architektur, vom Ausgang des 19. Jahrhunderts bis zur<br />

Etablierung der internationalen Moderne, in ihrer jeweils<br />

spezifischen historischen Einbettung zu analysieren. Die<br />

Ergebnisse des in den 1980er Jahren begonnenen (Bearbeiter:<br />

Ernst Strebel) und 2006 wieder aufgenommenen Forschungsprojekts<br />

werden 2010 in einer Monographie mit<br />

einem rund 130 Nummern umfassenden Auswahlkatalog<br />

(Dr. Sylvia Claus, Thomas Gnägi, Nicole Caminada u. a.)<br />

sowie einem vollständigen Werkverzeichnis publiziert.<br />

Lux Guyer (1894‒1955)<br />

Die Studierenden des mas-Programms «Geschichte und<br />

Theorie der Architektur» verfassen den Werkkatalog zum<br />

Œuvre der Architektin Lux Guyer. Dabei handelt es sich<br />

um ca. 80 Projekte der Architektin, die die Studierenden<br />

historisch-kritisch kommentieren sollen. Sie arbeiten damit<br />

nicht nur einen exemplarischen Teil der Schweizer Architekturgeschichte<br />

der Klassischen Moderne auf, sondern<br />

auch das Œuvre einer der ersten Architektinnen europaweit,<br />

die diesen Beruf professionell ergriffen und ausgeübt<br />

hat. Der Werkkatalog ist Teil einer wissenschaftlichen<br />

Monographie, die von Dorothee Huber, Beate Schnitter<br />

und Sylvia Claus im gta Verlag herausgegeben wird.<br />

Weitere Forschungsprojekte<br />

(Auswahl)<br />

–Berthold Hub, Das Selbstverständnis<br />

des Architekten der<br />

Renaissance<br />

–Werner Oechslin, Idea materialis.<br />

Leonbattista Alberti und die<br />

Körperlichkeit der Architektur<br />

–Werner Oechslin, Thomas Hänsli,<br />

Tobias Büchi, Michael Gnehm,<br />

Lothar Schmitt, Architekturtheorie<br />

im deutschsprachigen<br />

Kulturraum 1486 bis 1618/48<br />

–Werner Oechslin, Walter Fuchs,<br />

Peter Behrens und die Ausstellung<br />

des Deutschen Werkbundes<br />

in Bern 1917<br />

–Werner Oechslin, Gregor Harbusch,<br />

Bruno Maurer, Arthur Rüegg,<br />

Daniel Weiss, Sigfried Giedion<br />

und die Fotografie<br />

–Werner Oechslin, Charlotte<br />

Bretscher, Reflexio super novam<br />

Ideam monasterij. Die erste<br />

Planungsphase des Gesamtneubaus<br />

des Klosters Einsiedeln<br />

1702–1704<br />

–Werner Oechslin, Hardy Happle,<br />

Um 1900. Forschung im Rahmen<br />

des Unterrichts Architekturund<br />

Kulturgeschichte des 19. und<br />

20. Jahrhunderts<br />

–Werner Oechslin, Palladio und<br />

Palladianismus<br />

–Werner Oechslin, Susanne Luttmann,<br />

Dieter Weidmann, Edition<br />

des schriftlichen Nachlasses von<br />

Gottfried Semper<br />

–Werner Oechslin, Eugène<br />

Emmanuel Viollet-le-Duc<br />

–Werner Oechslin, Hardy Happle,<br />

Vorarlberger Barockbaumeister<br />

Die Auer-Lehrgänge<br />

–Werner Oechslin, Wissensformen<br />

Laufende Dissertationen<br />

–Eiko Behrens, Friedrich Gilly,<br />

Carl Gotthard Langhans und<br />

die Schlossanlage (Arbeitstitel)<br />

–Tobias Büchi, Struktur und<br />

Funktion: Die gedruckte Fortifikationsliteratur<br />

im deutschsprachigen<br />

Raum bis zur Aufhebung<br />

der Belagerung von<br />

Candia und ihre Rezeption<br />

–Andreas Michael Buss, Die<br />

Systematik der Konstruktionen<br />

Jean Prouvés<br />

–Clemens Dreher, Architektur der<br />

Ferne. Zur Geschichte und<br />

Phänomenologie der städtebaulichen<br />

Sichtachse<br />

–Cristina Gutbrod, Gustav Gull<br />

(1858–1942) – ein Zürcher Stadtarchitekt<br />

(Arbeitstitel)<br />

–Thomas Hänsli, Form und Funktion.<br />

Studien zur Bedeutung<br />

der Illustration in der deutschsprachigen<br />

Architekturtheorie<br />

des 16. Jahrhunderts<br />

–Hardy Happle, Der Kunsthistoriker<br />

Wilhelm Worringer (1881–<br />

1965). Die frühen Schriften<br />

169<br />

Karl Moser (1860–1936)<br />

For almost fifty years, Karl Moser – as a practicing architect<br />

and a professor of architecture – made a decisive<br />

contribution to determining the course of modern architecture<br />

in Germany and Switzerland. Due to its many<br />

different facets, his œuvre offers the chance to study the<br />

aims, principles, contents and forms of ‘modern’ architecture<br />

from the late 19th century to the establishment of<br />

international Modernism against the background of their<br />

specific historic contexts. This research project was initiated<br />

in 1991 (supported by Ernst Strebel) and resumed<br />

again in 2006. The results will be published in 2010 in<br />

a comprehensive monograph containing a catalogue of<br />

about 130 selected examples of Moser’s work (compiled by<br />

Dr. Sylvia Claus, Thomas Gnägi, Nicole Caminada, et al.)<br />

within the context of a catalogue of his complete work.<br />

Lux Guyer (1894–1955)<br />

The students of the mas History and Theory of Architecture<br />

program are preparing the catalogue raisonné of<br />

buildings by the architect Lux Guyer. It will document<br />

about 80 of her buildings with illustrations and critiques<br />

written by the students themselves, taking into account<br />

the architectural history of Guyer’s time. In doing<br />

so, the students will not only reassess an exemplary period<br />

of Swiss architectural history, but also the work of one<br />

of the first women in Europe who not only studied architecture,<br />

but actually became a practicing architect. The<br />

catalogue of her œuvre will be part of a scholarly monograph<br />

edited by Dorothee Huber, Beate Schnitter and<br />

Sylvia Claus, to be published by gta Publishers.<br />

–Berthold Hub, Filarete occultus:<br />

Der Architekt der Renaissance<br />

als Schöpfer und Pädagoge<br />

(Arbeitstitel)<br />

–Susanne Luttmann, Gottfried<br />

Sempers «Vergleichende<br />

Baulehre». Eine quellenkritische<br />

Rekonstruktion<br />

–Peter Omachen, Bauen für den<br />

Fremdenplatz. Hotelarchitektur<br />

in der Stadt Luzern von 1782<br />

bis 1914<br />

–Dieter Weidmann, «Ein Heiligtum<br />

der Wissenschaften<br />

und Künste». Gottfried Sempers<br />

Polytechnikum in <strong>Zürich</strong><br />

–Ivo Heinrich Zemp, Die Architektur<br />

der Feuerbestattung –<br />

eine Kulturgeschichte der<br />

Schweizer Krematorien<br />

Publikationen (Auswahl)<br />

–Hardy Happle, Wilhelm Worringer<br />

und Karl Lamprecht. Historiographie<br />

und Geschichtsbegriff:<br />

Die methodischen Voraussetzungen<br />

der frühen Schriften,<br />

in: Norberto Gramaccini, Johannes<br />

Rössler (Hg.), Hundert Jahre<br />

«Abstraktion und Einfühlung».<br />

Konstellationen um Wilhelm<br />

Worringers Kunstgeschichte,<br />

Kongressakten der Tagung am<br />

22.⁄23.November 2007, Bern 2008*<br />

–Berthold Hub, Hermann Bahr’s<br />

«Individual Chair», in:<br />

The Journal of Modern Craft 2<br />

(2008)*<br />

–Berthold Hub, Inventing Antiquity<br />

in Filarete’s Libro Architettonico,<br />

in: Lenia Kouneni<br />

(Hg.), The Legacy of Antiquity,<br />

Cambridge 2008*<br />

–Berthold Hub, La Sforzinda de<br />

Filarete: Ciudad ideal y recreación<br />

del mundo, in: Boletín<br />

de Arte 29 (2008)*<br />

–Berthold Hub, «Vedete come è<br />

bella la cittade quando è<br />

ordinata»: Politics and the Art<br />

of City Planning in Republican<br />

Siena, in: Judith Steinhof/<br />

Timothy Smith (Hg.), Art as<br />

Politics in Medieval and<br />

Early Renaissance Siena,<br />

Aldershot 2008*<br />

–Werner Oechslin, Palladianismus –<br />

Kontinuität von Werk<br />

und Wirkung, <strong>Zürich</strong> 2008<br />

–Stiftung Bibliothek Werner<br />

Oechslin (Hg.), Architekt und/<br />

versus Baumeister, Akten des<br />

Siebten Internationalen Barocksommerkurses<br />

der Stiftung Bibliothek<br />

Werner Oechslin, Einsiedeln,<br />

9.‒13. Juli 2006, <strong>Zürich</strong> 2008*<br />

–Werner Oechslin, Hardy Happle<br />

(Hg.), Die Auer Lehrgänge.<br />

Kommentarband zur Faksimile-<br />

Ausgabe, 2008*<br />

*für das Jahr 2008 geplant<br />

Institut gta Departement Architektur<br />

Werner Oechslin


Assistenzprofessur für<br />

Architekturtheorie<br />

Assistance Chair of the<br />

Theory of Architecture<br />

Assistenzprofessor<br />

Dr. Laurent Stalder<br />

Assistenz<br />

Elke Beyer<br />

Sandra Bradvic<br />

Kim Förster<br />

Anke Hagemann


Website<br />

http://www.gta.arch.<br />

ethz.ch/d/stalder<br />

links:<br />

Jean Balladur, La Grande<br />

Motte, 1976 (Fotograf:<br />

Lehre Teaching<br />

Jede theoretische Arbeit zielt auf wissenschaftliche Erkenntnis<br />

ab. Dementsprechend ist auch der Anspruch der<br />

Theorie der Architektur ein wissenschaftlicher, dient<br />

sie doch dem Untersuchen, Erklären und Begründen von<br />

Architektur und deren Gesetzmässigkeiten. Ihr Diskurs<br />

ist dabei ein doppelter: einerseits, ein der Architektur immanenter,<br />

der von der Skizze über das Modell bis zur<br />

Bauausführung reicht, andererseits ein über Architektur<br />

reflektierender, wenn Architektur als Ausdruck einer<br />

kulturell bedingten Praxis interpretiert wird. Vor diesem<br />

zweifachen Hintergrund zeichnen sich aber die historische<br />

Bedingtheit, die Interessenbestimmtheit und damit<br />

die Relativität jeglicher theoretischen Auseinandersetzung<br />

ab.<br />

In diesen widersprüchlichen Bedingungen liegt die<br />

Herausforderung des Unterrichts in Architekturtheorie,<br />

kann doch weder ein rein spekulativer Ansatz, der den<br />

unterschiedlichen kulturellen, sozialen, ökonomischen<br />

oder technischen Entwicklungen ein normierendes<br />

System überstülpt, noch ein allzu eng aus der Praxis abgeleitetes,<br />

jeder Systematik widerstrebendes Modell der<br />

Aufgabe der Disziplin gerecht werden. Ziel der Lehre<br />

soll deshalb die Analyse und Kritik einzelner, historisch<br />

und kulturell eingebetteter Denkmodelle sein, um<br />

daraus die Instrumente zum eigenständigen Denken von<br />

Architektur erarbeiten zu können.<br />

Die Lehre verfolgt zwei Schwerpunkte. Gegenstand der<br />

Vorlesung und der Seminarwoche ist die Architektur der<br />

Nachkriegszeit in Westeuropa und Nordamerika. Dabei<br />

werden der architektonische Diskurs und seine Strategien<br />

im Umgang mit sich immer wieder verändernden<br />

gta<br />

technischen Erfindungen und sozialen Praktiken<br />

Robert D. Loevy) Institut<br />

untersucht. Im Vordergrund stehen dementsprechend<br />

weniger einzelne Architekten oder Bauten als vielmehr<br />

unterschiedliche Themen wie «Habitat», «Cluster»,<br />

«Mobilität» oder «Spektakel», die für die Architektur der<br />

Zeit bestimmend waren.<br />

Das Wahlfachseminar hingegen untersucht die Bedingungen<br />

zeitgenössischer architektonischer Produktion.<br />

Dabei wird systematisch der Bedeutung einzelner<br />

architektonischer Elemente – wie Schwelle, Boden, Rahmen<br />

oder Stütze, aber auch Geräte, Mobilien und Leitungen –<br />

nachgegangen. Die architektonischen Elemente werden<br />

aus zwei Perspektiven untersucht. Ein erster, historischer<br />

Ansatz soll den einzigartigen Charakter einzelner<br />

baulicher Lösungen aufzeigen und dadurch auf die Möglichkeiten<br />

und zugleich auf die Notwendigkeit einer<br />

zeitgenössischen Antwort verweisen. Der zweite, interdisziplinäre<br />

Ansatz widmet sich der Frage nach aktuellen<br />

Diskursen über Architektur als soziale, ökonomische, technische<br />

oder ästhetische Praxis.<br />

Erste Ergebnisse aus der Forschung zum Seminar<br />

werden im März 2009 in einer Ausgabe der Zeitschrift<br />

«Arch+» zum Thema «Architektur der Schwelle»<br />

publiziert.<br />

171<br />

Every theoretical work aims for scholarly insights. Correspondingly,<br />

the goal of architectural theory is also<br />

scholarly, as it serves to study, explain, and justify architecture<br />

and its rules. Its discourse thus has two aspects:<br />

on the one hand, one immanent to architecture that ranges<br />

from the sketch by way of the model to the construction<br />

of the building; on the other hand, one that reflects on<br />

architecture and interprets it as the expression of a culturally<br />

determined practice. It is against this dual backdrop,<br />

however, that conditioning by history, determination by<br />

interests, and hence a relativity with respect to any<br />

theoretical debate become obvious.<br />

These contradictory circumstances constitute the<br />

challenge of teaching architectural theory, since neither a<br />

purely speculative approach that imposes a standardizing<br />

system on various cultural, social, economic, and technical<br />

developments nor a model derived all too closely<br />

from practice and rejecting any systematic structure will<br />

do justice to the task of the discipline. The goal of<br />

teaching should thus be to analyze and criticize specific<br />

models of thinking that are embedded in history<br />

and culture in order to develop the instruments for<br />

autonomous thinking about architecture.<br />

The teaching of the professorship has two focuses.<br />

The subject of the lecture course and the seminar week<br />

excursion is postwar architecture in Western Europe<br />

and North America. Both will examine the architectural<br />

discourse and its strategies for dealing with constantly<br />

changing technical inventions and social practices. The<br />

focus will thus be less on individual architects or<br />

single buildings than on various themes that defined the<br />

architecture of the time, defined by concepts such as<br />

‘habitat’, ‘cluster’, ‘mobility’, or ‘spectacle’.<br />

The elective seminar, by contrast, will study the conditions<br />

of contemporary architectural production. It<br />

will systematically investigate the meaning of specific<br />

architectural elements — such as threshold, floor,<br />

framework, or support, but also devices, furnishings, and<br />

conduit. The architectural elements will be examined<br />

from two perspectives. The first, an historical approach is<br />

intended to show the unique character of specific<br />

architectural solutions and thus point to the possibilities<br />

but also the necessity of a contemporary response.<br />

The second, interdisciplinary approach is dedicated to<br />

the question of current discourses on architecture as<br />

a social, economic, technological, or aesthetic practice.<br />

Initial results of the research for the seminar will<br />

be published in March 2009 in an issue of the journal<br />

‘Arch+’ that will focus on the ‘architecture of the<br />

threshold’.<br />

Departement Architektur<br />

Laurent Stalder


Laurent Stalder<br />

Institut gta Departement Architektur<br />

Prof. Dr. Laurent Stalder<br />

Alison & Peter Smithson,<br />

Cluster-City, 1957<br />

Dissertation<br />

Elke Beyer<br />

Dissertationsleiter<br />

Prof. Dr. Ákos Moravánszky<br />

Dissertation<br />

Kim Förster<br />

Party und Ausstellung zum<br />

15. Jahrestag des «IAUS»,<br />

1982<br />

Forschung Research<br />

Architektur als «Image». Alison & Peter Smithson und der<br />

architektonische Diskurs im England der Nachkriegszeit<br />

In der Annahme, dass die Printmedien in der Diffusion,<br />

Reflektion und Rezeption von Architektur insbesondere<br />

seit der Nachkriegszeit führend gewesen sind, setzt sich das<br />

vorgeschlagene Forschungsprojekt am Beispiel des Architektenpaares<br />

Alison Smithson (1928–1993) und Peter<br />

Smithson (1923–2003) zum Ziel, die Rolle der Fachpresse<br />

und der Tageszeitungen in der Theoriebildung von Architektur<br />

zu untersuchen. Dabei beabsichtigt die Studie<br />

insbesondere, den architektonischen und städtebaulichen<br />

Diskurs im Zusammenspiel von Historiographie und<br />

entwerferischer Tätigkeit, Kunst und Naturwissenschaft<br />

kritisch zu untersuchen. Auf diesen vier Ebenen kann<br />

das Bestreben der Smithsons nach einer Neuorientierung<br />

der Moderne in England deutlich dargestellt werden,<br />

das sich in seinem ganzheitlichen Anspruch den Tendenzen<br />

der Nachkriegszeit zur Aufsplitterung der Disziplin<br />

in einzelne Fachbereiche widersetzt.<br />

Die Produktion sozialistischer Urbanität. Stadtzentrumsplanungen<br />

der 1960er Jahre in der UdSSR und der DDR (Arbeitstitel)<br />

Stadtzentrumsplanungen der 1960er Jahre in der ddr<br />

und der UdSSR sollten zu Flaggschiffen des real existierenden<br />

Sozialismus im Zeitalter der wissenschaftlichtechnologischen<br />

Revolution werden. Anhand des zeitgenössischen<br />

Architektur- und Planungsdiskurses und<br />

an Planungsbeispielen in Hauptstädten und Neustädten<br />

(Moskau, Zelenograd, Berlin, Halle-Neustadt und<br />

Togliatti) untersucht diese Arbeit, wie die neuen gesellschaftlichen<br />

Zentren als physische und als soziale<br />

Räume hergestellt werden sollten und wie ihnen dabei<br />

im Hinblick auf Mobilität, Freizeit, Konsum und<br />

gesellschaftspolitische Programme spezifische Vorstellungen<br />

von Zentralität, Urbanität und Modernität eingeschrieben<br />

wurden. Der rückschauende Vergleich zielt zum<br />

einen auf eine Einordnung in den internationalen Kontext<br />

der Nachkriegsmoderne und zum anderen darauf, den<br />

Umgang mit dem materiellen und kulturellen Erbe der<br />

realsozialistischen Stadträume unter kapitalistischen<br />

Bedingungen zu hinterfragen.<br />

The Institute for Architecture and Urban Studies, New York<br />

(1967‒1984). Ein kulturelles Projekt in der Architektur<br />

(Arbeitstitel)<br />

Das Institute for Architecture and Urban Studies hat in<br />

der Zeit seines Bestehens durch Oppositions und Skyline<br />

sowie die Veröffentlichungen aus der «Oppositions<br />

Books»-Reihe massgeblich zur Herausbildung einer<br />

eigenständigen Architekturtheorie in den usa beigetragen.<br />

Ausgehend von einer Analyse der in den Publikationen<br />

geführten Diskussionen werden mit dieser Arbeit anhand<br />

einer Genealogie der anderen kulturellen Produktionen<br />

am Institut – Ausstellungen in den eigenen Räumen und<br />

am MoMA inklusive der Ausstellungskataloge, Veranstaltungen<br />

im Rahmen der «Architecture»- und «Open<br />

Plan»-Vortragsreihen, Curricula der diversen Ausbildungs-<br />

172<br />

Architecture as ‘Image’: Alison and Peter Smithson and the<br />

Architectural Discourse in Postwar England<br />

Based on the assumption that print media have been important<br />

for the diffusion of, reflection on, and reception<br />

of architecture particularly since the postwar period, this<br />

proposed research project aims to study the role of the<br />

specialist press and daily newspapers in the development<br />

of architectural theory using the example of the wifeand-husband<br />

architects Alison Smithson (1928–93) and<br />

Peter Smithson (1923–2003). The intent of the study<br />

is to examine critically architectural and urban planning<br />

discourse within the interplay of historiography,<br />

design activity, art and science. On these four levels, it is<br />

possible to clarify the Smithsons’ efforts to reorient<br />

modernism in England, so as to resist the tendencies of<br />

the postwar period to divide the discipline by instead<br />

offering a comprehensive approach.<br />

The Production of Socialist Urbanity: Planning and Design of<br />

City Centers in the 1960s in the USSR and GDR (Working Title)<br />

The city centers designed and built in the ussr and<br />

in the gdr in the 1960s were intended to become flagships<br />

of state socialism in the age of the scientific<br />

and technological revolution. This project analyzes the<br />

architectural and planning discourses of this decade<br />

and examples of planning in capitals and new towns<br />

(Moscow, Zelenograd, Berlin, Halle-Neustadt and<br />

Tolyatti). It focuses on the questions of how these new<br />

civic centers were produced as physical and social<br />

spaces. It also considers how specific notions of centrality,<br />

urbanity, and modernity were inscribed and built into<br />

them by providing for and expressing mobility, leisure<br />

and consumption, as well as sociopolitical programs. The<br />

retrospective comparison aims on the one hand at<br />

reclaiming the status of this urban project in the international<br />

cultural history of post-war modernity, and<br />

on the other hand, at challenging current policies and<br />

attitudes towards the material and cultural remnants<br />

of state socialist urban space under capitalist conditions.<br />

The Institute for Architecture and Urban Studies, New York<br />

(1967–1984): a Cultural Project in Architecture (Working Title)<br />

In its day, the Institute for Architecture and Urban<br />

Studies contributed decisively to the creation of an autonomous<br />

architectural theory in the United States through<br />

Oppositions and Skyline, as well as the ‘Oppositions<br />

Books’ series. Beginning with an analysis of the discussions<br />

in these diverse publications, this project will examine<br />

the genealogy of the institute’s other cultural productions —<br />

exhibitions in its own spaces and at MoMA, including<br />

exhibition catalogs, events related to the ‘Architecture’ and<br />

‘Open Plan’ lecture series, curricula of various education<br />

and school programs, and so on — in order to study strategies<br />

for controlling and institutionalizing the discourse.<br />

The evaluation of archival material and interviews with<br />

individual protagonists and observers form the basis<br />

for a contribution to the cultural history of the field of<br />

architecture in New York from the late 1960s to the<br />

early 1980s.<br />

Designing TWA (Working Title)<br />

Eero Saarinen’s Terminal 5 at jfk International Airport,<br />

New York, will be the example used to study how the<br />

building was integrated into the corporate design of Trans


Dissertation<br />

Kornel Ringli<br />

Saarinens Terminal als Teil<br />

des TWA-Marketingauftritts<br />

Prof. Dr. Laurent Stalder<br />

lic. phil. Sandra Bradvic<br />

Ort<br />

Haupthalle der eth <strong>Zürich</strong><br />

Rämistrasse 101<br />

8092 <strong>Zürich</strong><br />

Dauer<br />

8. Oktober –<br />

7. November 2008<br />

und Schulprogramme, etc. – Strategien der Kontrolle<br />

und Institutionalisierung des Diskurses untersucht.<br />

Die Auswertung von Archivmaterial sowie Interviews mit<br />

einzelnen Protagonisten und Beobachtern bilden die<br />

Grundlage für einen Beitrag zur Kulturgeschichte des<br />

architektonischen Feldes im New York der späten 1960er<br />

bis frühen 1980er Jahre.<br />

Designing TWA (Arbeitstitel)<br />

Die Arbeit untersucht, wie sich Eero Saarinens Terminal 5<br />

des jfk International Airport in das Corporate Design<br />

der Trans World Airlines (twa) eingliederte. So wird ein<br />

Themenfeld zwischen Architektur, Marketing und<br />

Kommunikation aufgespannt. Dabei interessiert zunächst –<br />

neben der Aufarbeitung der baugeschichtlichen Fakten<br />

des Flight Center – besonders die Motivation der Airline<br />

für die Wahl Saarinens, des «patron saint of the stylefor-the-job<br />

faction». Das zweite Hauptthema ist der Aufbau<br />

der twa-Marke durch das Terminal, der die Notwendigkeit<br />

widerspiegelt, angesichts des erhöhten Wettbewerbsdrucks<br />

bei den Fluggesellschaften, das Design<br />

der Firma zu koordinieren. Ein dritter Schwerpunkt liegt<br />

auf der Rolle, welche die Massenmedien bei der Vermarktung<br />

der twa und ihrer aufsehenerregenden Abflughalle<br />

spielten. Die Dissertation soll einen Beitrag zur<br />

Diskussion über die Rolle der Architektur beim Marktauftritt<br />

eines Unternehmens leisten.<br />

Ausstellung und Monografie Valerio Olgiati<br />

Das Ausstellungs- und Buchprojekt hat zum Ziel, neben<br />

den realisierten Bauten auch die wichtigsten Studien<br />

und Wettbewerbsbeiträge Olgiatis zum ersten Mal systematisch<br />

zu erfassen und in einem übergeordneten<br />

architekturtheoretischen Kontext zu besprechen. Die in<br />

enger Zusammenarbeit mit gta Ausstellungen erarbeitete<br />

Schau wird im Herbst 2008 in der Haupthalle der<br />

eth <strong>Zürich</strong> und im Herbst 2009 an der Accademia di<br />

Architettura in Mendrisio gezeigt. Parallel dazu erscheint<br />

die erste umfassende und wissenschaftlich fundierte<br />

Monografie, an der Bruno Reichlin, Mario Carpo sowie<br />

Laurent Stalder als Autoren beteiligt sind. Das Projekt<br />

führt nicht nur ein Laien- und Fachpublikum in Olgiatis<br />

Entwurfsarbeit ein, sondern möchte auch die Vermittlung<br />

zeitgenössischer Architekturpositionen fördern.<br />

Publikationen der Mitglieder<br />

des Lehrstuhls<br />

–Elke Beyer, Shrinking Cities. New<br />

Perspectives on Urban Development<br />

and Post-Socialist New<br />

Towns, in: D.H. Frieling (Hg.),<br />

Research on New Towns,<br />

First International Seminar<br />

2006, Almere: International New<br />

Town Institute, 2007, S.153‒172<br />

–Kim Förster und Anke Hagemann<br />

(zusammen mit den anderen Mitgliedern<br />

des Redaktionskollektivs:<br />

Oliver Clemens, Jesko Fezer, Sabine<br />

Horlitz, Anita Kaspar, Andreas<br />

Müller), An Architektur 18,<br />

Camp for Oppositional Architecture,<br />

Theorizing Architectural<br />

Resistance, September 2007<br />

–Anke Hagemann, Faszination an<br />

der Faszination. Theme Parks<br />

und urbane Inszenierungen, in:<br />

dérive 30, 1 (2008), S. 52‒53<br />

–Anke Hagemann, Filter, Ventile<br />

und Schleusen. Die Architektur<br />

der Zugangsregulierung, in:<br />

Volker Eick, Jens Sambale und Eric<br />

Töpfer (Hg.), Kontrollierte Urbanität.<br />

Zur Neoliberalisierung<br />

städtischer Sicherheitspolitik,<br />

Bielefeld: Transcript, 2007 (Sammelband/Konferenzpublikation),<br />

S. 301‒328<br />

–Laurent Stalder, Hermann<br />

Muthesius (1861–1927).<br />

Das Landhaus als kulturgeschichtlicher<br />

Entwurf,<br />

<strong>Zürich</strong>: gta Verlag, 2008<br />

173<br />

World Airlines (twa). This opens up a thematic field<br />

between architecture, marketing, and communications. In<br />

addition to a review of the facts of the flight center’s<br />

architectural history, the primary interest of the project<br />

is in exploring the airline’s motivation in choosing<br />

Saarinen, the ‘patron saint of the “style-for-the-job” faction’.<br />

The second major theme is the terminal’s role in developing<br />

the twa brand, a development which reflects the<br />

need to coordinate the design of the company given the<br />

increased pressure of airline competition. The third focus<br />

is on the role played by the mass media in the marketing<br />

of twa and its sensational terminal. The dissertation<br />

will be a contribution to discussions on the role that<br />

architecture plays in a company’s market image.<br />

Exhibition and Monograph Valerio Olgiati<br />

The aim of this exhibition and monograph project is to<br />

comprehend systematically the built work as well as<br />

the most important studies and contributions to competitions<br />

and to discuss them in a broader context of<br />

architectural theory. The show is developed in close cooperation<br />

with ‘gta Ausstellungen’ and will be shown<br />

first in the main hall of the eth <strong>Zurich</strong> in the fall of 2008<br />

and afterwards at the Accademia di Architettura di<br />

Mendrisio in the fall of 2009. Parallel to the exhibition<br />

is the launch of the first comprehensive and academic<br />

monograph. Contributing authors are Bruno Reichlin,<br />

Mario Carpo, and Laurent Stalder. The project will not<br />

only introduce both a layperson and a professional<br />

public to Olgiati’s designs, but will also foster awareness<br />

of contemporary architectural positions.<br />

–Laurent Stalder, «Das ist wunderbar,<br />

aber keine Schule».<br />

Die Comprehensive School in<br />

Pimlico von John Bancroft<br />

und g.l.c., in: Werk, Bauen und<br />

Wohnen 4 (2007), S. 6‒13<br />

–Laurent Stalder, Gramazio &<br />

Kohler – Informierung von Architektur,<br />

in: Architektur Aktuell<br />

324, 2 (2007), S. 138‒142<br />

–Laurent Stalder, «Franz Füeg», in:<br />

Archithese 2 (2007), S. 94‒95<br />

–Laurent Stalder, «L’ordre et la<br />

règle. Vers une théorie du<br />

projet d’architecture», in: Kunst<br />

und Architektur in der Schweiz<br />

58, 2 (2007), S. 58‒59<br />

Veranstaltungsreihe des<br />

Lehrstuhls, Die Nachkriegszeit im<br />

Gespräch<br />

–Prof. Dr. h.c. Franz Füeg,<br />

23. Oktober 2007,<br />

–Prof. Hans Hollein, 4. März 2008<br />

Ein Videoarchiv zur Nachkriegszeit<br />

findet sich online unter:<br />

http://www.gta.arch.ethz.ch/d/<br />

stalder/index.php?view=3<br />

Institut gta Departement Architektur<br />

Laurent Stalder


Professur für Kunst-<br />

und Architekturgeschichte<br />

Chair of the History of Art<br />

and Architecture<br />

Professor<br />

Dr. Andreas Tönnesmann<br />

Assistenz<br />

Katrin Eberhard<br />

Britta Hentschel<br />

Gregory Grämiger<br />

Dr. Lothar Schmitt<br />

Lehrbeauftragte<br />

Dr. Isabel Haupt<br />

Dr. Christoph Höcker<br />

Dr. Matthias Noell<br />

Forschung<br />

Martina Desax<br />

Reto Geiser<br />

Dr. Michael Gnehm<br />

Petra Röthlisberger<br />

Pro*Doc<br />

Jonas Kallenbach<br />

Sascha Köhl<br />

Niklas Naehrig<br />

Administration<br />

Doris Wirz-Gasperetti


Website<br />

www. toennesmann.gta.<br />

arch.ethz.ch<br />

Lehre Teaching<br />

Architekturgeschichte ist die Geschichte von Bauformen,<br />

-funktionen und -typen. Sie ist aber auch Kultur- und<br />

Mentalitätsgeschichte, Geschichte von Kreativität und<br />

schliesslich Teilbereich einer umfassenden Geschichte<br />

und Theorie der Kunst. Im architektur- und kunsthistorischen<br />

Unterricht der eth kommen diese Aspekte in<br />

engem Bezug aufeinander zur Sprache. Die Studierenden<br />

werden mit exemplarischen Verläufen der Architekturund<br />

Kunstgeschichte von der Antike bis zur Gegenwart<br />

vertraut gemacht sowie in Materialien und Methoden<br />

des historischen Umgangs mit Architektur eingeführt. Ziel<br />

des Unterrichts ist, die Sensibilität künftiger Architektinnen<br />

und Architekten für das komplexe Verhältnis des<br />

Bauens zur Tradition, für die Vorgeschichte des eigenen<br />

Berufs, für die historische Prägung von Orten zu schärfen.<br />

Darüber hinaus sollen die Studierenden die Grundlagen<br />

erwerben, sich eigenständig mit historischen Fragestellungen<br />

ihres Faches auseinanderzusetzen.<br />

Ein besonderer Akzent der Lehre liegt auf dem postgradualen<br />

Studium. Die Professur betreut Doktorierende<br />

und Habilitierende aus unterschiedlichen Fachkulturen,<br />

die sich aber bei aller Individualität der Einzelprojekte<br />

übergreifenden Erkenntniszielen verpflichtet fühlen. Um<br />

einen intensiven wissenschaftlichen Austausch zu ermöglichen,<br />

findet ergänzend zur Einzelbetreuung einmal<br />

jährlich ein mehrtägiges Nachwuchskolloquium ausserhalb<br />

<strong>Zürich</strong>s statt.<br />

Veranstaltungen<br />

–Renaissance und Barock,<br />

Prof. Dr. Andreas Tönnesmann,<br />

Architektur- und Kunstgeschichte I,<br />

Donnerstag, 13–15 Uhr (jeweils<br />

HS)<br />

–Von der Aufklärung zur<br />

Moderne, Prof. Dr. Andreas<br />

Tönnesmann, Architektur-<br />

und Kunstgeschichte II, Donnerstag,<br />

13–15 Uhr (jeweils FS)<br />

–Die Architektur der klassischen<br />

Antike, Dr. Christoph Höcker,<br />

Architektur- und Kunstgeschichte I,<br />

Donnerstag, 15–16 Uhr (jeweils HS)<br />

–Architektur des Mittelalters,<br />

Dr. Matthias Noell, Architekturund<br />

Kunstgeschichte I, Donnerstag,<br />

15–16 Uhr (jeweils FS)<br />

–Das Haus, Prof. Dr. Andreas<br />

Tönnesmann, Architektur-<br />

und Kunstgeschichte III, Donnerstag,<br />

10–12 Uhr (HS 2007)<br />

–Die Moderne in Italien: Architektur<br />

& Design, Dr. Isabel Haupt,<br />

Architektur- und Kunstgeschichte V,<br />

Freitag, 10–12 Uhr (HS 2007)<br />

–Entwürfe für eine neue Gesellschaft.<br />

Architektur in der<br />

UdSSR, Dr. Isabel Haupt, Architektur-<br />

und Kunstgeschichte VI,<br />

Freitag, 10–12 Uhr (FS 2008)<br />

–Kunst- und Wunderkammern,<br />

Dr. Lothar Schmitt, Wahlfach<br />

Kunst- und Architekturgeschichte,<br />

Donnerstag, 17–19 Uhr (HS 2007)<br />

–120 Jahre Weltausstellungen.<br />

Der globale Wettlauf der Architektur,<br />

Britta Hentschel, Wahlfach<br />

Kunst- und Architekturgeschichte,<br />

Donnerstag, 17–19 Uhr (FS 2008)<br />

–Rom. Fünf Tage, fünf Epochen,<br />

Prof. Dr. Andreas Tönnesmann/<br />

Britta Hentschel, Seminarwoche,<br />

(HS 2007)<br />

–Alvar Aalto in Finnland,<br />

Prof. Dr. Andreas Tönnesmann/<br />

Katrin Eberhard, Seminarwoche<br />

(FS 2008)<br />

Von der Professur betreute Dissertationen<br />

und Habilitationen<br />

–Benedikt Boucsein, Moderne<br />

ohne Ideale – eine Typologie der<br />

«Grauen Architektur» in Essen<br />

–Martina Desax, Frank Buchser<br />

und das Bundeshaus.<br />

Amerikanische Bausteine für<br />

die Schweizer Nationalikonographie<br />

–Reto Geiser, Sigfried Giedion In-<br />

Between<br />

–Michael Gnehm, Ekphrasis<br />

architecturae<br />

–Isabel Haupt, Farbe in der Stadt:<br />

Architekturfarbigkeit im<br />

deutschsprachigen Raum seit<br />

1790<br />

–Britta Hentschel, Gaetano Koch –<br />

Bauten für das Dritte Rom<br />

–Jonas Kallenbach, Renaissancearchitektur<br />

im städtischen<br />

Kontext Süddeutschlands<br />

175<br />

Architectural history is the history of the forms, functions,<br />

and types of buildings. In addition, however, it is also<br />

the history of culture and mentalities, a history of creativity,<br />

and ultimately also part of a comprehensive history<br />

and theory of art. These aspects are discussed in close relation<br />

to one another in the courses on the history of<br />

architecture and art offered at the eth. Students are presented<br />

with examples of developments in the history<br />

of art and architecture from antiquity to the present day,<br />

and are introduced to the materials and methods used<br />

in the historical approach to architecture. The aim of the<br />

courses is to increase prospective architects’ awareness<br />

of the complex relationship between architecture and tradition,<br />

the earlier history of the profession, and the<br />

way in which places are shaped historically. In addition,<br />

students should acquire an ability to engage independently<br />

with the historical problems of the discipline.<br />

Special emphasis is given to postgraduate studies<br />

in the teaching work conducted. The Chair supervises<br />

candidates for doctoral and post doctoral degrees<br />

who have a background in the cultures of various different<br />

disciplines, but who are committed to higherlevel<br />

scholarly goals despite all the uniqueness of the<br />

individual projects. To make intensive scholarly exchanges<br />

possible, an annual colloquium for young scholars,<br />

lasting several days, is held annually outside <strong>Zurich</strong>,<br />

in addition to the individual supervision provided.<br />

–Sascha Köhl, Das Rathaus in<br />

den Niederlanden vom 15. bis<br />

17. Jahrhundert<br />

–Susanne Kreil-Kremberg, Stadtzentrum<br />

Leipzig 1949–2005.<br />

Kontinuitäten und Brüche in<br />

Architektur und Städtebau<br />

–Niklas Naehrig, Das Berufsbild<br />

des Architekten in<br />

der französischen Renaissance<br />

–Markus Podehl, Kaliningrad.<br />

Eine Stadtbaugeschichte<br />

–Petra Röthlisberger, Franz<br />

Scheibler (1898–1960). Moderate<br />

Moderne in der Schweiz<br />

–Lothar Schmitt, Das Bild des<br />

Humanisten in der Kunst<br />

des 16. Jahrhunderts. Der<br />

deutschsprachige Raum<br />

–Tobias Zervosen, Der Beruf des<br />

Architekten und Stadtplaners in<br />

der ddr<br />

Abgeschlossene Dissertationen<br />

–Katrin Eberhard, «Machine à<br />

habiter». Zur Technisierung des<br />

Wohnens in der Moderne<br />

–Tilo Richter, «Kultivierte Sachlichkeit».<br />

Fritz August Breuhaus<br />

de Groot (1883–1960) als Architekt<br />

und Publizist<br />

Publikationen (Auswahl)<br />

–Katrin Eberhard, Knöpfe,<br />

Schalter und unsichtbare<br />

Vorgänge, in: tec21<br />

–Reto Geiser, Martino Stierli,<br />

Un pasado incomodo, in:<br />

Ciudad y Territorio 39<br />

–Reto Geiser, Martino Stierli,<br />

Architecture Officielle Maudite,<br />

in: FutureAnterior 4<br />

–Isabel Haupt, Vom Umgang mit<br />

Geschichte, in: werk, bauen +<br />

wohnen<br />

–Isabel Haupt, Farbführer<br />

Winterthur, <strong>Zürich</strong> 2007<br />

–Britta Hentschel, Piazza Esedra,<br />

in: Rom: Meisterwerke der<br />

Baukunst von der Antike bis<br />

heute<br />

–Britta Hentschel, Casa Baldi, in:<br />

Rom: Meisterwerke der Baukunst<br />

von der Antike bis heute<br />

–Tilo Richter, Schularchitektur<br />

im Wandel, in: 150 Jahre Gymnasium<br />

Chemnitz<br />

–Andreas Tönnesmann, Die<br />

schöne Kunst des Wettbewerbs,<br />

in: tec21<br />

–Andreas Tönnesmann, Die Kunst<br />

der Renaissance, München 2007<br />

Institut gta Departement Architektur<br />

Andreas Tönnesmann


Andreas Tönnesmann<br />

Institut gta Departement Architektur<br />

Entwurf für die Schweizerische<br />

Gedenkplatte zu Ehren<br />

George Washingtons und<br />

der Freiheitsgeschichte der<br />

beiden Länder, um 1852<br />

Dissertation<br />

Martina Desax<br />

Frank Buchser, General<br />

William Tecumseh Sherman,<br />

1869<br />

Forschung Research<br />

Kulturelle Identität und Modernisierung<br />

Die Architektur- und Kunstbeziehungen zwischen der Schweiz<br />

und den USA 1850–1950<br />

Der weitreichende Einfluss, den die usa insbesondere<br />

nach dem Zweiten Weltkrieg auf Politik, Ökonomie,<br />

Kultur und Alltagsleben der europäischen Länder gewonnen<br />

haben, ist breit erforscht. Bislang fehlen jedoch<br />

vertiefte historische Untersuchungen zur Entstehung und<br />

Entwicklung bilateraler Kulturbeziehungen zwischen<br />

einzelnen europäischen Nationen und den usa.<br />

Das Forschungsprojekt nimmt den Sektor der Architektur-<br />

und Kunstbeziehungen zwischen der Schweiz<br />

und den usa von 1850 bis 1950 in den Blick. Aktualität<br />

kommt der Fragestellung unter den Stichworten der<br />

Herausbildung kultureller Identität im Schweizer Nationalstaat<br />

und der Beteiligung der Schweiz an den Strömungen<br />

der Moderne zu. Beide Prozesse wirken bis in die Gegenwart<br />

fort.<br />

Entworfen wird ein umfassendes Bild der bilateralen<br />

Kunstbeziehungen unter dem historischen Paradigma<br />

des Kulturtransfers. Zwei Teilprojekte – Kunstbeziehungen<br />

in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sowie Sigfried<br />

Giedion und die usa – ermöglichen die Verknüpfung<br />

kulturgeschichtlicher und wissenschaftshistorischer Ansätze.<br />

Beide Teilprojekte suchen Antworten auf die<br />

Leitfrage nach kultureller Identität und Modernisierung.<br />

Frank Buchsers kulturpolitischer Einsatz in Übersee. Die<br />

Modernisierung der Schweizerischen Nationalikonographie<br />

unter amerikanischen Vorzeichen<br />

Das erste Berner Bundesrathaus ist 1852–1857 als Ausdruck<br />

des neuen Selbstbewusstseins ganz im Zeichen der «idée<br />

suisse» gebaut worden. Als zentraler Repräsentationsort<br />

des Nationalstaates verdankt es seine Prägung massgeblich<br />

dem Kontext des Freundschaftsvertrages sowie einer<br />

der Schweiz wie den usa gemeinsamen Problematik des<br />

Bürgerkrieges. Dies lässt sich anhand der zunächst<br />

geplanten Ausstattungsikonographie sowie an der Gestalt<br />

des Gebäudes konkret nachvollziehen. Der Maler Frank<br />

Buchser hat seine Reise in die usa 1866 als inoffizielle<br />

Mission im Auftrag des Bundesrats verstanden. Primäres<br />

Anliegen war, das Projekt eines grossformatigen Wandbildes<br />

für das damalige Bundesrathaus vorzubereiten, das<br />

dem Thema des amerikanischen Sezessionskrieges gewidmet<br />

sein sollte. Über diese Reise und die Vorarbeiten<br />

zur Ausstattung des Ratssaals hat der Maler selbst<br />

in seinem Journal berichtet, das für die Wahrnehmung des<br />

Landes höchst instruktiv ist. Das Ausstattungsprojekt<br />

soll in seiner Entstehungsgeschichte und in seiner Bedeutung<br />

als eines der Hauptbeispiele für die Staatsrepräsentation<br />

der Schweiz erörtert werden. Dabei ist nach den<br />

politischen Motivationen der Themenwahl ebenso zu<br />

fragen wie nach der Parallelisierung von amerikanischem<br />

176<br />

Cultural Identity and Modernization<br />

Architectural and Artistic Relations between Switzerland and<br />

the USA 1850–1950<br />

‘Americanization’ is generally regarded as referring to the<br />

worldwide influence that the usa has exercised, particularly<br />

after World War ii, on the politics, economy,<br />

culture and everyday life of European countries. This<br />

aspect of the phenomenon has been widely researched.<br />

What is, however, still missing, is in-depth historical<br />

research on the genesis and development of bilateral cultural<br />

relations between the individual European nations<br />

and the usa.<br />

The research project takes as its example the architectural<br />

and artistic relations between Switzerland and<br />

the usa between 1850 and 1950. The topicality of the issue<br />

has to do with the processes of the development of a<br />

cultural identity in the Swiss nation state and it’s participation<br />

in the development of an architectural modernity,<br />

both of which are still taking effect today.<br />

The project takes the form of a comprehensive overview<br />

of bilateral relations under the historical paradigms<br />

of cultural transfer. Two sub-projects – artistic relations<br />

in the second half of the 19th century and Sigfried Giedion<br />

in America – provide a bridge between the art-historical<br />

and the cultural-historical aspects. Both projects are<br />

engaging in questions of cultural identity and modernization.<br />

Frank Buchser’s Involvement in Transatlantic Cultural Politics:<br />

the Modernization of Swiss National Iconography under<br />

American Auspices<br />

The first building for Switzerland’s Executive Federal<br />

Council was erected as an expression of the country’s<br />

new self-confidence. As a central location intended<br />

to represent the prestige of the national state, the building’s<br />

characteristics were substantially influenced by<br />

the context of the Friendship Treaty and the problem of<br />

civil war that was common to both Switzerland and<br />

the usa. This can be seen specifically in the decorative<br />

iconography that was initially planned, as well as in<br />

the design of the building. The painter Frank Buchser regarded<br />

his journey to the usa in 1866 as an unofficial<br />

mission on behalf of the Executive Federal Council. His<br />

primary concern was to prepare the project of a largeformat<br />

mural for the existing Federal Council building;<br />

the subject of the mural was to be the American Civil<br />

War. In a journal which he kept – which is highly informative<br />

about the way in which he perceived the United<br />

States – the painter reports on the journey and his preparatory<br />

work for the decoration of the Council chamber.<br />

The genesis of this project and its significance as one of<br />

the principal examples of state prestige art in Switzerland<br />

will be discussed. The study will address questions<br />

about the political motivations behind the choice<br />

of subjects and about parallelism between the wars in<br />

Switzerland and the United States. The reasons<br />

behind the failure of the project also need to be investigated<br />

– the appeal to a common history was selectively<br />

abandoned during the planning. Despite this, the American<br />

model of a parliamentary federal state continued


Dissertation<br />

Reto Geiser<br />

Sigfried Giedion gestaltet die<br />

italienische Ausgabe seines<br />

Buches «Space, Time and<br />

Architecture» im Mailänder<br />

Büro des Verlegers Ulrico<br />

Hoepli. (Bild: gta Archiv)<br />

Sezessions- und Schweizer Sonderbundkrieg. Zudem<br />

gilt es, die Gründe für das Scheitern des Projekts näher zu<br />

untersuchen – die Berufung auf eine gemeinsame Geschichte<br />

wurde im Verlauf der Planungen für das Bundeshaus<br />

punktuell ausser Kraft gesetzt. Trotzdem blieb<br />

die Orientierung am amerikanischen Modell für den<br />

repräsentativen Anspruch der Schweizer Parlamentsarchitektur<br />

weiterhin in Kraft, wenn auch in allgemeinerer<br />

und damit politisch entschärfter Form.<br />

Die Reise Buchsers bildet den Ausgangspunkt für<br />

eine mehrfache Kontextualisierung der amerikanischschweizerischen<br />

Kunstbeziehungen. Mit ihr kam<br />

eine Reisetätigkeit von Schweizer Künstlern und Architekten<br />

in Gang, die nach 1900 zum primären Mittel<br />

der transatlantischen Kunstbeziehungen wurde.<br />

Giedion In-Between: eine Fallstudie transatlantischen<br />

Austausches<br />

Als der Schweizer Kunsthistoriker und Architekturkritiker<br />

Sigfried Giedion im Frühjahr 1938 ein Einladungstelegramm<br />

der Harvard Universität erhielt, konnte er die nachhaltige<br />

Wirkung dieses kurzen, aber signifikanten<br />

Engagements kaum erahnen. Wegen der geopolitischen<br />

Entwicklungen sah sich Giedion gezwungen bis zum<br />

Ende des Zweiten Weltkriegs in den Vereinigten Staaten<br />

zu bleiben. Während dieser Zeit der Isolation entdeckte<br />

er den kulturellen Kontext Amerikas als Inspiration für<br />

die Entwicklung seines Hauptwerks «Space, Time and<br />

Architecture», das ausnahmslos in Englisch erschien und<br />

erst sehr spät in der Muttersprache des Autors veröffentlicht<br />

wurde. Seine regelmässige Unterrichtstätigkeit an<br />

der Harvard Universität und der eth <strong>Zürich</strong> begünstigten<br />

die Verschmelzung zweier verschiedener Kulturen in<br />

seiner Arbeit wie auch den fruchtbaren Rückimport transformierter<br />

und durch die usa-Aufenthalte erweiterter<br />

Ideen und Vorstellungen nach Europa.<br />

In sechs Kapiteln, die sich jeweils einer spezifischen<br />

Mittler- und Zwischensituation Giedions widmen,<br />

erläutert das Forschungsprojekt, wie seine Ideen die nordamerikanische<br />

Architekturdebatte prägten und wie sie<br />

in einem zweiten Schritt von europäischen Architekten und<br />

Wissenschaftlern adaptiert oder abgelehnt wurden.<br />

Die Arbeit beschäftigt sich mit Fragen des Ideentransfers,<br />

der Rezeption und kulturellen Übertragungs- bzw.<br />

Übersetzungsproblematiken und Missverständnissen. Das<br />

Projekt dokumentiert ebenfalls die Marginalisierung<br />

Giedions in Europa, während er sich gleichzeitig in den<br />

usa nie richtig integriert fühlte. Wiederholt musste<br />

er erleben, wie sich die Rezeption seines Œuvres durch<br />

Übersetzungsprobleme und die kulturelle Adaption<br />

änderte.<br />

Als Primärquellen dienen Dokumente aus über zwanzig<br />

Archiven in Europa, den Vereinigten Staaten und<br />

Kanada. Das erstmalige Studium dieses umfangreichen<br />

Archivalienkonvoluts erlaubt die Rekonstruktion und<br />

Vervollständigung von Giedions Korrespondenz und dokumentiert<br />

neben persönlichen Beziehungen vor allem<br />

den fachlichen Austausch mit führenden Intellektuellen<br />

auf beiden Seiten des Atlantiks.<br />

177<br />

to influence the prestige claims of Swiss parliamentary<br />

architecture, although in a more general and thus<br />

politically defused form.<br />

Buchser’s journey forms the starting-point for a<br />

multiple contextualization of artistic relationships between<br />

America and Switzerland. It initiated a tradition<br />

of travel to the usa by Swiss artists and architects<br />

that became the primary medium for transatlantic art<br />

relations after 1900.<br />

Giedion In-Between: a Case Study of Transatlantic Exchange<br />

When Swiss art historian and architecture critic Sigfried<br />

Giedion received a telegram from Harvard University in<br />

the spring of 1938, he could hardly anticipate the lasting<br />

impact this short, but significant, appointment would have.<br />

Giedion was forced to stay in the United States until<br />

the end of the Second World War. It was during this time<br />

of isolation that Giedion discovered the American<br />

cultural sphere, which would serve as an inspiring laboratory<br />

to advance his mature work ‘Space, Time and<br />

Architecture’ that was entirely published in English long<br />

before the author’s native German. His overlapping<br />

teaching positions at Harvard and the eth <strong>Zurich</strong> not<br />

only nurtured the impact of two different cultural<br />

environments on his œuvre, but also allowed for the<br />

ideas, which had been extended and transformed in<br />

the United States, to be reimported back to Europe.<br />

This research, framed around six sections each tracing<br />

a particular in-between situation, shows how Giedion’s<br />

ideas affected the North American debate on architecture,<br />

in what ways they were modified, and how they were<br />

eventually adopted or rejected by European architects and<br />

scholars. From cultural contexts and disciplinary boundaries<br />

to ideologies, language, and the academy, this research<br />

focuses on questions of reception, the transformation<br />

of ideas, and also cultural misunderstandings. The<br />

project reveals to what extent Giedion was marginalized<br />

both in Europe – where his ‘American’ work was not well<br />

received in the postwar era – and the United States –<br />

where he never felt fully integrated – and how the reception<br />

of his work was transfigured repeatedly through<br />

the problematics of translation, adaptation and a latent<br />

misreading.<br />

Based on primary sources retrieved from more than<br />

twenty archives in Europe, the United States and Canada,<br />

Sigfried Giedion’s correspondence is reconstructed and<br />

completed to trace his professional and personal relationships<br />

with such leading intellectuals as Josep Lluis Sert,<br />

Jaqueline Tyrwhitt, Marshall McLuhan, Lewis Mumford,<br />

László Moholy-Nagy, and György Kepes, among others.<br />

Institut gta Departement Architektur<br />

Andreas Tönnesmann


Institut für<br />

Hochbautechnik (hbt)<br />

Professur für caad<br />

Prof. Dr. Ludger Hovestadt<br />

Professur für Bauphysik<br />

Prof. Dr. Bruno Keller<br />

Doz. Dr. Heinrich Manz<br />

Professur für<br />

Tragkonstruktionen<br />

Prof. Dr. Otto Künzle<br />

Professur für<br />

Gebäudetechnik<br />

Prof. Dr. Hansjürg Leibundgut<br />

Professur für Architektur<br />

und Bauprozess<br />

Prof. Sacha Menz<br />

Information und<br />

Dokumentation für<br />

Bautechnik und<br />

Konstruktion<br />

Dozent Ruedi Seiler<br />

Institute for Building<br />

Technology<br />

Chair of Computer Aided<br />

Architectural Design (caad)<br />

Chair of Building Physics<br />

Chair of Building Structures<br />

Chair of Building Systems<br />

Chair of Architecture and<br />

Building Process<br />

Information and<br />

Documentation for Building<br />

Technologies


Website<br />

www.hbt.arch.ethz.ch<br />

2007/08 ist das dritte und letzte Jahr grosser Veränderungen<br />

am Institut für Hochbautechnik (hbt). Wir sind<br />

mitten in der Umstellung unserer Ausbildung auf das<br />

Bachelor-/Master-Programm. Vor allen Dingen bedarf der<br />

neu einzurichtende «Entwurf mit Integrierten Disziplinen»<br />

erheblicher personeller und organisatorischer Anstrengungen.<br />

Das hbt sieht darin ein ideales Gefäss, seine Rolle<br />

in der architektonischen Ausbildung weiter zu verstärken.<br />

Neben der Umstellung in der Lehre werden in<br />

diesen Jahren auch wichtige Professuren des hbt<br />

neu belegt. Die Professur für Tragkonstruktion konnte<br />

mit Prof. Dr. Joseph Schwartz prominent neu besetzt<br />

werden. Mit dem Ausscheiden von Prof. Dr. Otto Künzle<br />

im Herbst werden wir eine zusätzliche Assistenzprofessur<br />

für Tragkonstruktionen etablieren. Damit haben wir<br />

endlich wieder eine Ausstattung, wie wir sie aus früheren<br />

Jahren kennen und mit der wir dieses zentrale Fach<br />

adäquat bearbeiten können. Auch die Nachfolge von<br />

Prof. Dr. Bruno Keller werden wir in diesem Jahr<br />

erfolgreich abschliessen können. Auch wenn die räumliche<br />

Frage des Departements Architektur in diesem Jahr<br />

mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht gelöst werden kann,<br />

plant das hbt mit hoher Intensität eine Lösung, seine<br />

Räumlichkeiten im Geschoss e10 zusammenzuziehen.<br />

Die Erweiterung des erfolgreichen Gebäudetechnik-Labors<br />

von Prof. Dr. Leibundgut ist die wesentliche Triebkraft<br />

dieser Bemühungen. Das hbt ist fest verankert in der<br />

Schweizer Bauindustrie und muss keinen Vergleich scheuen.<br />

Es verfügt an der eth über eine einmalig gute Ausstattung<br />

und spielt eine wichtige Rolle in der internationalen<br />

Forschungslandschaft. Durch die Professuren für Tragkonstruktionen<br />

und für Bauphysik werden den Studierenden<br />

die Grundlagen für eine nachhaltige Materialwahl<br />

und eine energetisch und behaglichkeitsmässig optimale<br />

Gestaltung des Bauwerkes vermittelt. Die Professur für<br />

Gebäudetechnik befasst sich mit der optimalen Deckung<br />

des dann noch verbleibenden Bedarfs an Energie und<br />

Medien und die Professur für Architektur und Bauprozess<br />

schliesslich mit der optimalen Gestaltung des Planungsund<br />

Bauprozesses. Die Professur für caad stellt die notwendigen<br />

Instrumente zur Verfügung, damit eine effiziente<br />

Vernetzung der einzelnen Disziplinen möglich wird.<br />

Eine Informations- und Dokumentationsstelle berät die<br />

Studierenden und stellt Kataloge und Unterlagen<br />

zur Verfügung. Entsprechend den unterschiedlichen Lehrgebieten<br />

erstrecken sich die Forschungsaktivitäten auf<br />

angewandte Problemstellungen, die erfahrungsgemäss rasch<br />

und mit Erfolg in die Baupraxis einfliessen, und auf<br />

grundsätzliche Problemstellungen, die etwas mehr Zeit<br />

für die praktische Umsetzung erfordern, dafür in<br />

der Praxis häufig grössere Schritte und langfristigere<br />

Prozesse auslösen.<br />

Prof. Dr. Ludger Hovestadt<br />

Vorsteher<br />

179<br />

This year concludes the third and final year of tremendous<br />

change at the Institute for Building Technology (hbt).<br />

We are in the midst of converting our curriculum to the<br />

Bachelor and Master program. Above all, the new<br />

‘Design Studios with Integrated Disciplines’ have demanded<br />

considerable staffing and organizational effort. The hbt<br />

regards these studios as the ideal vehicle for continually<br />

strengthening its role in architectural education. In<br />

addition to the curriculum changes, several important<br />

posts are being filled this year. The Chair of Building<br />

Structures has gained a prominent new head with<br />

Prof. Dr. Joseph Schwartz. In addition, upon Prof. Dr. Otto<br />

Künzle’s departure this fall, we will establish an additional<br />

assistant professorship for building structures. These<br />

changes will allow us again to have the kind of team we<br />

were familiar with in past years and to handle adequately<br />

this central area of the curriculum. We will also successfully<br />

appoint Prof. Dr. Bruno Keller’s successor this year.<br />

Even though it is most likely that we will not be able<br />

to resolve issues regarding the spatial organization of the<br />

Architecture Department this year, the hbt is intensively<br />

pursuing a solution to bring together its offices on<br />

floor e10. The expansion of Prof. Dr. Leibundgut’s successful<br />

building technology laboratory is the essential driver<br />

of these efforts. The hbt is deeply rooted in Switzerland’s<br />

building industry and cannot afford to lose its<br />

leadership status. It benefits from the top-quality environment<br />

and resources at the eth and plays an important<br />

role in the international research community. Through<br />

knowledge passed on by the Chairs of Building Structures<br />

and Building Systems, students are given a solid<br />

foundation for making sustainable material choices<br />

and optimizing the design of buildings. The Chair of<br />

Building Systems focuses on the optimal coverage<br />

of the remaining requirements for energy and media,<br />

and finally, the Chair of Architecture and Building<br />

Management concerns itself with the optimal design of<br />

planning and building processes. The Chair of caad<br />

provides the instruments necessary for enabling the efficient<br />

networking of the individual disciplines. An<br />

information and documentation resource office counsels<br />

students and provides access to catalogues, manuals,<br />

and brochures. Parallel to the different fields of teaching<br />

are the research activities and projects on related issues,<br />

which rapidly and, as experience has shown, successfully<br />

flow into the building practice. In addition, fundamental<br />

problems are also being addressed, which often<br />

require more time for the development of practical<br />

applications but ultimately spark greater steps and longterm<br />

processes of change.<br />

Prof. Dr. Ludger Hovestadt<br />

Head<br />

Institut HBT Departement Architektur


Professur für caad Chair of Computer Aided<br />

Architectural Design<br />

Professor<br />

Dr. Ludger Hovestadt<br />

Assistenz<br />

Markus Braach<br />

Benjamin Dillenburger<br />

Philipp Dohmen<br />

Karsten Droste<br />

Pia Fricker<br />

Oliver Fritz<br />

Christin Kempf<br />

Alexander Lehnerer<br />

Steffen Lemmerzahl<br />

Georg Munkel<br />

Tom Pawlofsky<br />

Kai Rüdenauer<br />

Philipp Schaerer<br />

David Sekanina<br />

Sibylla Spycher<br />

Georg Vrachliotis<br />

Steffen P. Walz<br />

Christoph Wartmann<br />

Oskar Zieta


Website<br />

www.caad.arch.ethz.ch<br />

Assistenz | Teaching staff<br />

Philipp Dohmen<br />

Uwe Teutsch<br />

Oskar Zieta<br />

links:<br />

Statistisches Design,<br />

diskretisierter Grundriss<br />

Assistenz | Teaching staff<br />

Pia Fricker<br />

Georg Munkel<br />

Christoph Wartmann<br />

Lehre Teaching<br />

Blow-up-Konstruktionen: Die digitale Kette<br />

Die Professur von Prof. Hovestadt untersucht seit Jahren<br />

innovative Produktionsmethoden und arbeitet an der Entwicklung<br />

computerunterstützter, nahtlos ineinandergreifender<br />

Entwurfs- und Bauprozesse. In Workshops und<br />

Seminarwochen wird den Architekturstudierenden unter<br />

Leitung von Oskar Zieta die Gelegenheit geboten, Entwürfe<br />

in Metall zu realisieren. In der Seminarwoche des Herbstsemesters<br />

2007 wurde erstmals ein grösseres Tragwerk,<br />

ein Fussgängersteg mit 6 m Spannweite, unter Verwendung<br />

der fidu-Methode entworfen und produziert.<br />

Die fidu (Freie Innendruck-Umformung) ist ein Umformungsprozess,<br />

der aus zwei deckungsgleich geschnittenen<br />

und am Rand miteinander verschweissten<br />

Blechen stabile Formen erzeugt. Der Raum zwischen<br />

den Blechen wird durch Wasser- oder Luftdruck aufgeblasen<br />

und somit in seine endgültige Form gebracht.<br />

Es hat sich gezeigt, dass bei dieser Produktionskette der<br />

FIDU-Hocker PLOPP<br />

cnc-gesteuerte Laser als universelles Trenn- und Verbindungsverfahren<br />

den idealen Produktionsschritt zur<br />

Vorbereitung der fidu-Methode darstellt.<br />

Processing: Programmieren statt Zeichnen<br />

Experimenteller Einsatz der Open Source Programmiersprache<br />

«Processing» innerhalb der Architekturausbildung.<br />

Die Entwicklung des Lehrstrangs «Programmieren<br />

statt Zeichnen» beginnt mit der Erstellung von «Processing»<br />

Applets und endet mit den Konzepten des objektorientierten<br />

Programmierens von «Java».<br />

Kursinhalte: Ziel der Kurse ist es, die Studierenden<br />

mit einem neuartigen computergestützten Entwurfsprozess<br />

vertraut zu machen und dessen Einsatzgebiete<br />

innerhalb der Architektur zu überprüfen. Das Diplomwahlfach,<br />

das während eines Semesters angeboten wird,<br />

kann auf das Grundverständnis der Bachelor-Veranstaltung<br />

aufbauen. Hier werden am Ende des Semesters Konzepte<br />

realisiert, die architektonische Fragestellungen, aber<br />

auch vollständige Entwurfsaufgaben zum Thema haben.<br />

Die Kombination von «Java» und «Processing» ist ideal für<br />

die Implementierung innerhalb der Lehre und Forschung<br />

und eröffnet ein grosses Spektrum an Anwendungsgebieten<br />

innerhalb der Architektur. Die Resultate der<br />

Studentenarbeiten sind verblüffend, da nur wenige<br />

der Studierenden über Programmierfähigkeiten verfügen.<br />

181<br />

Blow-Up Constructions: The Digital Chain<br />

For a number of years, the Prof. Hovestadt’s Chair has<br />

been investigating innovative production methods<br />

and working on the development of seamlessly interconnected<br />

computer-assisted design and building<br />

processes. Architecture students are given the opportunity<br />

through workshops and seminar weeks to realize designs<br />

in metal with the help of the Digital Chain, under the<br />

instruction of Oskar Zieta. In the seminar week of the<br />

Fall semester 2007, for example, a larger structural frame,<br />

a pedestrian bridge spanning 6 meters, was designed<br />

and produced using the fidu method (in German: Freie<br />

Innendruck-Umformung).<br />

The fidu is a deforming process by which two congruent<br />

pieces of sheet metal are welded together at<br />

their edges to generate stable forms. The space between<br />

the pieces of metal is blown up either with water or<br />

air pressure in order to produce the final shape. Our investigations<br />

have shown that the cnc-controlled laser,<br />

a universal cutting and connecting tool, is ideal in<br />

preparation for the fidu method.<br />

Processing: Programming Instead of Drawing<br />

This course looks into the experimental use of the opensource<br />

programming language Processing in architectural<br />

education.<br />

The development of the course module ‘Programming<br />

Instead of Drawing’ begins with the creation of Processing<br />

Applets and ends with the conception of objectoriented<br />

programs in Java.<br />

Screenshot Escaping Agents<br />

Anne Femmer, Diplomwahlfach<br />

Course content: The goal of the course is to familiarize<br />

the students with a novel, computer-assisted<br />

design process and test its applications within the field<br />

of architecture. The diploma project-base elective<br />

elective offered over the course of one semester can build<br />

on the foundation established in the Bachelor curriculum.<br />

At the end of the semester, concepts are realized<br />

that address issues such as the façade and landscaping<br />

but also complete design tasks. The combination of Java<br />

and Processing is ideal for implementation within<br />

both curriculum and research and opens a large spectrum<br />

of application areas within architecture. The results of<br />

the students are astounding, especially since only a few<br />

had previous programming experience.<br />

Institut HBT Departement Architektur<br />

Ludger Hovestadt


Ludger Hovestadt<br />

Institut HBT Departement Architektur<br />

Forschung Research<br />

Forschungsschwerpunkt «Techniktheorie»<br />

«Nachdenken über Architektur und Technik» – so könnte<br />

man den Grundgedanken des neuen Forschungsschwerpunktes<br />

«Techniktheorie» bezeichnen. Technik ist zu einer<br />

Art «Superstruktur der Gesellschaft» geworden. Der<br />

Kulturwissenschaftler Hartmut Böhme bezeichnet die Welt,<br />

in der wir leben, als eine «technomorphe». Doch gilt<br />

ebenso, was der Philosoph Max Bense in seinem Aufsatz<br />

«Technische Existenz» (1949) diagnostizierte: «Die Technik<br />

ist eine Realität unter Realitäten. Die härteste, unwiderruflichste<br />

von allen.» Welcher Begriff von «Technik»,<br />

welcher des «technischen Denkens» prägt also derzeit die<br />

gegenwärtige Architektur?<br />

Begrifflichkeiten und Strategien des architektonischen<br />

Entwurfs werden zunehmend durch Einflüsse geprägt,<br />

die an Schnittstellen zu kulturellen Vorstellungen der<br />

modernen Informationstechnologie entstehen. Aus der Erfahrung<br />

unzähliger Bau- und Forschungsprojekte der<br />

Professur Hovestadt ist ersichtlich geworden: Es braucht<br />

adäquate theoretische Ansätze, die sowohl die Möglichkeiten<br />

und Potentiale, aber auch die Grenzen dieser Technologien<br />

kritisch erforschen.<br />

Der Forschungsschwerpunkt «Techniktheorie» hat sich<br />

zur Aufgabe gemacht, nicht nur die Schnittstellen,<br />

sondern auch die dahinterliegenden kulturgeschichtlichen<br />

Bedeutungsebenen zu untersuchen. Er ist als eine<br />

Kooperation von Georg Vrachliotis (caad, eth <strong>Zürich</strong>)<br />

und Oliver Schürer (Institut für Architekturtheorie,<br />

tu Wien) gegründet worden. Das Projekt «Die Erweiterung<br />

des technischen Denkens: Architektur und Kybernetik»<br />

versteht sich als ein Beitrag zum besseren Verständnis<br />

gegenwärtiger Informationstechnologien und deren Einfluss<br />

auf die Architektur. Das Projekt «Fritz Haller:<br />

Philosophien der Konstruktion» untersucht Denkmodelle<br />

des prominentesten Schweizer Vertreters des Systembaus<br />

und deren Relevanz für die digitale Architekturproduktion.<br />

«Das Denken jedes Zeitalters spiegelt sich in seiner<br />

Technik wider», so der amerikanische Mathematiker<br />

Norbert Wiener. Die Aufgabe des Forschungsschwerpunktes<br />

bewegt sich weder ausschliesslich auf der<br />

einen noch auf der anderen Ebene, sondern inmitten,<br />

in deren Zwischenräumen: im Vermitteln und Erörtern,<br />

im Verknüpfen und Erkennen. «Nachdenken über<br />

Architektur und Technik» bedeutet, den Prozess des «Spiegelns»<br />

zu diskutieren und zu kontextualisieren. Mit<br />

anderen Worten: Es geht um die Technik der Reflexion<br />

ebenso wie um die Reflexion der Technik.<br />

182<br />

Research Focus Theory of Technology in Architecture<br />

‘Considerations regarding architecture and technology’:<br />

this phrase could describe the fundamental idea behind<br />

our new research focus ‘Theory of Technology in Architecture’.<br />

Technology has become a kind of ‘superstructure<br />

of society’. The cultural theorist Hartmut Böhme once<br />

described the world in which we live as ‘technomorphic’.<br />

The philosopher Max Bense made a similar diagnosis<br />

in his essay ‘Technische Existenz’ (1949): ‘Technology is a<br />

reality of realities. The hardest and most irrevocable<br />

one of all.’ Our question is which concept of ‘technology’<br />

or ‘technical thought’ currently influences contemporary<br />

architecture?<br />

Aspects that emerge from certain scientific and cultural<br />

approaches in modern information technology<br />

increasingly affect concepts and strategies of architectural<br />

design. Based on the experience of numerous building<br />

and research projects at the chair of caad, we observe<br />

the following: Amidst the sociocultural dominance<br />

of information technologies, we need to have adequately<br />

theoretical approaches, which critically investigate not<br />

only the possibilities and potentials of these techniques<br />

but also their limits.<br />

The research focus ‘Theory of Technology in Architecture’<br />

has taken on the task to investigate not only the<br />

interfaces but also the cultural-historical levels of meaning<br />

lying behind them. It was founded by Georg Vrachliotis<br />

(caad, eth <strong>Zurich</strong>) and Oliver Schürer (from the Institute<br />

for Architectural Theory, tu Vienna). The project ‘The<br />

Expansion of Technical Thought: Architecture and Cyber-<br />

Buckminster Fuller in seiner<br />

Bibliothek in Carbondale, Illinois,<br />

1960<br />

netics’ is understood as contributing to a better understanding<br />

of current information technologies and<br />

their influence on architecture; The project ‘Fritz Haller:<br />

Philosophies of Construction’ investigates the technical<br />

thinking of the most prominent Swiss advocates of system<br />

building and simultaneously questions its relevance for<br />

the digital production of architecture.<br />

The mathematician Norbert Wiener once said, ‘The<br />

thought of every age is reflected in its technics.’ The<br />

research focus acts neither on the one level, nor on the<br />

other, but interacts in the spaces in-between: in the<br />

processes of communication/discussion and of identification/connection.<br />

‘Thinking about Theory of Technology<br />

in Architecture’ means to contextualize the process<br />

of ‘reflection’ to which Wiener was referring.


Team<br />

Prof. Dr. Ludger Hovestadt<br />

Markus Braach<br />

Benjamin Dillenburger<br />

Philipp Dohmen<br />

Pia Fricker<br />

Kai Rüdenauer<br />

Steffen Lemmerzahl<br />

Alexander Lehnerer<br />

Auftraggeber<br />

Halter Unternehmungen ag<br />

Belichtung pro Wohnung, Variante 1<br />

Hardturmareal<br />

Belichtung pro Wohnung, Variante 2<br />

Hardturmareal<br />

Hardturm-Studie, Baufeld B<br />

Seit der Gründung der Professur stellt die caad-«Kaisersrot»-Forschung<br />

einen wesentlichen Bestandteil des<br />

Forschungsgebietes dar. Das Ziel ist, computergestützte<br />

Methoden zu entwickeln, die sowohl eine Überprüfbarkeit<br />

als auch Planungssicherheit innerhalb der Architektur<br />

gewährleisten.<br />

Die Hardturm-Studie stellt primär eine strategische<br />

Beratung des Planungs- und Ausführungsprozesses dar,<br />

wobei neue Verfahren und Technologien zur Überprüfung<br />

der einzelnen Phasen erstellt und überprüft werden.<br />

Das erste Anwendungsfeld des Projektes unterstützt<br />

die sehr frühen Planungsphasen: «das statistische Design».<br />

Nach dem Import des Planungsperimeters wird eine<br />

Anordnungsgrammatik für die Nutzungen definiert,<br />

wobei unzählige Varianten generiert und nach einem<br />

spezifischen Bewertungsschlüssel analysiert werden<br />

können.<br />

Im nachfolgenden Schritt, «dem individuellen Grundriss»,<br />

werden je nach Wunsch und Auftraggeber Grundrisse<br />

aus einer Datenbank geladen und innerhalb der Geschosse<br />

angepasst.<br />

Das «parametrische Design» umschreibt die folgenden<br />

Phasen. Alle verwendeten Planungsschritte basieren<br />

auf parametrischen Beschreibungen und können jederzeit<br />

ohne Zeitverlust an Planungsänderungen angepasst<br />

werden. Die Planungsdaten sind immer auf dem aktuellen<br />

Stand und können zur digitalen Produktion verwendet<br />

werden.<br />

Statistisches Design, Varianten<br />

Hardturmareal<br />

183<br />

Hardturm Study, Parcel B<br />

Since the founding of the Chair, the caad ‘Kaisersrot’<br />

research has comprised an important pillar of our<br />

research. Its goal is to develop computer-assisted methods,<br />

which guarantee verifiability as well as planning reliability<br />

in architecture.<br />

The Hardturm Study illustrates the strategic management<br />

of the planning and building processes, where<br />

new procedures and technologies to verify individual<br />

phases can be created and tested. The first area of<br />

application supports the very early planning phases, or<br />

‘the statistical design’. After the planning perimeter is<br />

imported into the application, rules for configuring uses<br />

are defined through which a myriad of different variations<br />

can be generated and analyzed using specific evaluation<br />

codes.<br />

In the next step, ‘the individualized plan’, use plans<br />

are loaded into a database based on the wishes of the<br />

various clients and applied to the different floors of the<br />

building.<br />

‘The parametric design’ comprises the following phases.<br />

All of the planning steps used are based on parametric<br />

descriptions, which can be readjusted to planning changes<br />

at any point and without loss of time. The planning<br />

data is always kept current and can be used for digital<br />

production processes without data loss or additional<br />

effort.<br />

Institut HBT Departement Architektur<br />

Ludger Hovestadt


Professur für Bauphysik Chair of Building Physics<br />

Professor<br />

Dr. Bruno Keller<br />

Dozent Dr. Heinrich Manz<br />

Assistenz<br />

Nikolai Artmann<br />

Markus Ettlin<br />

Valérie Gass<br />

Lubos Krajci<br />

Katrin Leuenberger<br />

Mirjam Noureldin<br />

Andreas Rubin<br />

Stephan Rutz


Website<br />

www.bph.hbt.arch.ethz.ch<br />

Interaktive Lernumgebung<br />

«Bauphysik online»:<br />

www.bph.hbt.arch.ethz.ch/<br />

Filep<br />

Peter Richner<br />

Klaus Richter<br />

Olivier von Trzebiatowski<br />

Frank Winnefeld<br />

Prof. Dr. Bruno Keller<br />

Thomas Frank<br />

Publikation<br />

Prof. Dr. Bruno Keller<br />

Stephan Rutz<br />

Lehre Teaching<br />

Ausbildungsziele in Bautechnologie I–IV<br />

Zentraler Punkt aller Bemühungen in der Bautechnologie<br />

ist die Nachhaltigkeit des Bauwesens.<br />

Dies betrifft die Materialwahl, die Behaglichkeit der<br />

Benutzer, den Energiebedarf und die Dauerhaftigkeit des<br />

Bauwerks.<br />

Vorlesungen<br />

Bautechnologie I (1. Semester): Baustoffe<br />

Die für Konstruktion und Gestaltung wesentlichsten Baustoffe<br />

wie mineralische Werkstoffe, Holz, Metalle, Glas<br />

und Kunststoffe werden bezüglich konstruktiver, physikalischer<br />

und chemischer Eigenschaften, Energieinhalt,<br />

Rezyklierbarkeit, Lebensdauer und Qualitätssicherung<br />

dargestellt und miteinander verglichen.<br />

Bautechnologie II (2. Semester): Städtebauliche Aspekte:<br />

Akustik, Tageslicht und Brandschutz<br />

Die Grundlagen der Raumakustik und des Lärmschutzes,<br />

der guten Tageslichtversorgung und des Brandschutzes<br />

werden in deren wesentlichsten Berechnungsverfahren und<br />

Grundbegriffen sowie von der planerischen bis zur<br />

technischen Reaktion vermittelt und an Beispielen aus<br />

der Praxis diskutiert.<br />

Bautechnologie III (3. Semester): Energetik des Gebäudes<br />

Das Gebäude wird zu seinen inneren (Behaglichkeit) und<br />

äusseren Randbedingungen (Klima) in Bezug gesetzt,<br />

und die Anforderungen für einen geringen Energiebedarf<br />

werden daraus abgeleitet. Das stationäre und instationäre<br />

Verhalten von Räumen wird abgeleitet und berechenbar<br />

gemacht. Transparente Elemente und ihre Kennziffern<br />

sowie die Rolle der Luftinfiltration werden behandelt.<br />

Damit wird als Synthese eine Strategie für energiesparsame<br />

Bauten in allen Klimazonen formuliert.<br />

Bautechnologie IV (4. Semester): Konstruktive Grundlagen<br />

Der Feuchtehaushalt eines Raumes sowie der Feuchtetransport<br />

durch die Hülle und seine Wechselwirkung mit<br />

der thermischen Qualität derselben (Wärmebrücken, etc.)<br />

werden im Detail behandelt. Die notwendigen Berechnungsverfahren<br />

werden erläutert, Regeln für die Konstruktion<br />

abgeleitet und an Beispielen illustriert.<br />

Bauphysik für Bauingenieure<br />

Eine Übersicht über folgende Themata wird vermittelt:<br />

Energiehaushalt des Gebäudes, generelle Strategie<br />

für energieeffizientes Bauen, Feuchte und Lärmschutz.<br />

Spezialfragen Bauphysik<br />

Die Teilnehmer werden mit den neuesten Ergebnissen der<br />

bauphysikalischen Forschung, z.T. durch Beizug externer<br />

Referenten, konfrontiert. Zu aktuellen Strömungen in der<br />

Bautechnik wird klärend Stellung genommen.<br />

«Pinpoint – Fakten der Bauphysik zu nachhaltigem Bauen»<br />

Das Handbuch bringt die Grundlagen der Bauphysik<br />

auf den Punkt und ermöglicht Praktikern, ihre Kenntnisse<br />

rationell und auf das Wesentliche konzentriert umzusetzen.<br />

185<br />

The Goals<br />

The main goal and focus of the courses Building<br />

Technology i–iv is the sustainability of construction and<br />

buildings.<br />

This includes the selection of materials (bt i), the<br />

comfort of the inhabitants, the energy needs and the<br />

durability of buildings (bt ii–iv).<br />

Lectures<br />

Building Technology I (1st Semester): Building Materials<br />

Essential materials for construction and design, such as<br />

mineral materials, wood, metal, glass and synthetics, are<br />

presented and compared with regard to their constructional,<br />

physical and chemical characteristics, energy content,<br />

recyclability, sustainability and consistency of quality.<br />

Building Technology II (2nd Semester): Urban Design Aspects:<br />

Acoustics, Daylighting and Fire Protection<br />

The course deals with the basic of room acoustics and<br />

noise protection, the fundamentals of daylight and<br />

fire protection, including the relevant calculation procedure<br />

and basic terminology as well as the measures<br />

taken in the planning phase and the technical responses.<br />

Case studies demonstrate the fundamentals.<br />

Building Technology III (3rd Semester):<br />

The Energetics of a Building<br />

A building is considered in relation to its interior (comfort)<br />

and external (climate) boundary conditions. The<br />

parameters for low energy consumption at high comfort<br />

are deduced. The stationary and non-stationary behavior<br />

of elements and rooms are explained and computed. The<br />

characteristics of transparent elements and air infiltration<br />

are considered. On this basis, a universally valid strategy<br />

for low energy buildings is deduced.<br />

Building Technology IV (4th Semester):<br />

The Fundamentals of Construction<br />

The moisture balance of a room and the transport of<br />

moisture across the shell and its interaction with thermal<br />

properties (thermal bridges, etc.) are considered in detail.<br />

The relevant computation procedures are demonstrated<br />

and rules for construction and design are deduced and<br />

illustrated.<br />

Building Physics for Civil Engineers<br />

The following topics are taught: The energetically relevant<br />

factors of a building, the generally valid strategy for<br />

low energy buildings, moisture and noise protection.<br />

Special Problems in Building Physics<br />

Students are exposed to actual research results, in part<br />

through guest lectures. Current trends in building<br />

technology are discussed and clear positions developed.<br />

‘Pinpoint – Fakten der Bauphysik zu nachhaltigem Bauen’<br />

The handbook pinpoints the basic topics of building<br />

physics and allows user a rational and focused use of the<br />

basic knowledge.<br />

Institut HBT Departement Architektur<br />

Bruno Keller


Professur für<br />

Tragkonstruktionen<br />

Chair of Building<br />

Structures<br />

Professor<br />

Dr. Otto Künzle<br />

Assistenz<br />

Marcel Aubert<br />

Marco Bahr<br />

Christoph Becker<br />

Dr. Gianni Birindelli<br />

Patrik Elsaid<br />

Ali Kahrom<br />

Thomas Kohlhammer<br />

Florian Niggli<br />

Vera Nowakowski<br />

Christoph Schmid<br />

René Zangger


Website<br />

www.kuenzle.hbt.arch.<br />

ethz.ch<br />

Lehre Teaching<br />

Tragkonstruktionen i–iv<br />

1. Semester<br />

Erarbeiten der Begriffe Kraft, Kraftwirkung und Gleichgewicht.<br />

Auflagerung und Belastung von Tragwerken und<br />

Bestimmung der Reaktionen und Schnittkräfte an unterschiedlichen,<br />

statisch bestimmten Systemen. Begriff von<br />

Spannung und Festigkeit.<br />

2. Semester<br />

Bestimmung von elastischen Formänderungen. Behandlung<br />

einfacher, statisch unbestimmter Systeme. Knicken des<br />

Druckstabes als einfaches Stabilitätsproblem.<br />

Analyse von Tragkonstruktionen im Hochbau: Berechnungsmodelle<br />

von Tragelementen und Tragwerken. Einführung<br />

der Begriffe Tragsicherheit und Gebrauchstauglichkeit.<br />

Belastungen, Stabilitäts- und Sicherheitsüberlegungen. Der<br />

Verlauf von Kräften in einfachen Tragkonstruktionen,<br />

Lastabtragung und mögliche Materialisierung.<br />

Mauerwerk: Materialtechnische Grundlagen und Bemessung,<br />

Hinweise zur Konstruktion und Ausführung.<br />

3. Semester<br />

Stahl- und Holzbau: Konstruktive Ausbildung von Tragelementen,<br />

Tragwerken und Verbindungen. Grundlagen<br />

zum materialgerechten Konstruieren.<br />

Bemessungskonzept: Tragsicherheits- und Gebrauchstauglichkeitsnachweis,<br />

Bemessungsformeln, Stabilitätsbetrachtungen,<br />

Näherungsformeln für erste Dimensionen. Ingenieurtechnische<br />

Bearbeitung des Entwurfsprojektes in<br />

Zusammenarbeit mit den Entwurfsprofessuren.<br />

4. Semester<br />

Stahlbeton: Grundsätzliches zur Wirkungsweise (Modellbildung).<br />

Konstruktive Grundlagen und Hinweise zur Ausbildung<br />

der wichtigsten Tragelemente. Bestimmung des<br />

Tragwiderstandes und daraus abgeleitete Bemessungsformeln.<br />

Tragsicherheits- und Gebrauchstauglichkeitsnachweis,<br />

Näherungsformeln für erste Dimensionen.<br />

Grundbau: Wechselbeziehungen zwischen Bauwerk und<br />

Baugrund. Eigenschaften des Bodens, Stabilitätsprobleme<br />

im Baugrund, Tragfähigkeit und Setzungen. Grundsätzliches<br />

zur Bemessung und Ausbildung von Fundationen<br />

und Stützbauwerken. Ausbildung und Sicherung<br />

von Baugruben.<br />

Diplomwahlfächer<br />

Flächentragwerke: Erklärung der architektonischen und<br />

statischen Wirkungsweise von Flächentragwerken. Ausgehend<br />

von Beispielen aus der Bau- und Technikgeschichte<br />

und auf der Basis einfacher statischer Überlegungen<br />

und Demonstrationen werden «Referenzobjekte» analysiert.<br />

Ebenfalls werden Hinweise und Regeln zum Entwurf<br />

geeigneter Tragwerksformen erläutert.<br />

Spannbeton: Die Vorlesung gliedert sich in zwei Teile:<br />

Teil 1, «Vorspannen», ergründet das Prinzip des Vorspannens<br />

und die Idee des Spannbetons. Ausgehend von<br />

den Hauptmerkmalen werden die Möglichkeiten und<br />

Vorteile vorgespannter Tragkonstruktionen aufgezeigt.<br />

Teil 2, «Vorfabrizieren», erläutert die spezifischen Merkmale<br />

der Vorfabrikation, die durch Hinweise zum Entwurf<br />

vorgefertigter Bauten ergänzt werden.<br />

187<br />

Building Structures i–iv<br />

1st Semester<br />

Understanding the concepts of forces, the effect of forces<br />

and equilibrium. Support and loading of bearing structures<br />

and the calculation of the reactions and shear in<br />

different statically determinate systems. The concepts<br />

of tension and stiffness.<br />

2nd Semester<br />

Calculation of elastic deformation. Discussion of simple<br />

statically indeterminate systems. Buckling of the compressive<br />

member as a simple stability problem.<br />

Analysis of bearing systems in architecture: models of calculation<br />

for bearing elements and systems. Introduction<br />

of the concepts of bearing safety and workability. Issues<br />

of loading, stability and safety. Force lines in simple<br />

bearing systems. Transference of loads and possible material<br />

solutions.<br />

Masonry: material-based fundamental technology and<br />

dimensioning. Guidelines for construction and realization.<br />

3rd Semester<br />

Steel and Timber Construction: constructional determination<br />

of bearing elements, bearing structures and connections.<br />

Bases of materially appropriate construction.<br />

Concepts of dimensioning: safety and workability. Formulae<br />

for dimensioning, issues of stability, formulae for the<br />

approximation of initial dimensions. Consideration of the<br />

design project in engineering terms, in collaboration<br />

with design professors.<br />

4th Semester<br />

Reinforced Concrete: basics of behavioral models. Constructional<br />

bases and guidelines for the formation of the most<br />

important bearing elements. Determination of bearing<br />

resistance and associated formulae for dimensioning. Safety<br />

and workability, formulae for the approximation of<br />

initial dimensions.<br />

Foundation Building: Reciprocity between building and soil<br />

conditions. Soil qualities, issues of stability in grounding,<br />

bearing qualities and settling. Basic concepts for the<br />

dimensioning and design of foundations and retaining<br />

structures. Formation and stabilization of excavations for<br />

building.<br />

Electives Diploma<br />

Plates and Shells: Explanation of the architectural and static<br />

characteristics of plates and shells. Analysis of examples<br />

from the history of building techniques, on the basis of<br />

simple statistical considerations and demonstrations.<br />

Rules of thumb for the design of suitable plates and shells.<br />

Prestressed Concrete: The lecture course is divided into two<br />

parts: The first part «Prestressing» deals with the principle<br />

of prestressing and the concept of prestressed concrete.<br />

The possibilities and advantages of prestressed structures<br />

are illustrated beginning with the ideas specific to this<br />

form of construction. The second part ‘Prefabrication’<br />

begins with the main features of prefabrication, with<br />

reference to the design of prefabricated structures. The<br />

primary aspects of this topic are discussed, from the<br />

structure as a whole to the individual construction systems<br />

down to staircases and façades.<br />

Institut HBT Departement Architektur<br />

Otto Künzle


Otto Künzle<br />

Institut HBT Departement Architektur<br />

Ansprechpartner<br />

Prof. Dr. Otto Künzle<br />

Projektleiter<br />

Dr. Gianni Birindelli<br />

Mitverantwortlicher<br />

Pascal Gysi<br />

Ansprechpartner<br />

Prof. Dr. Otto Künzle<br />

Forschung Research<br />

Forschungsprojekt MESH<br />

Mit dem Forschungsprojekt «mesh» soll an der eth <strong>Zürich</strong><br />

in enger Zusammenarbeit mit dem Architekten Dominique<br />

Perrault, Paris, das Potential des neuen Baustoffs<br />

«Stahlgewebe», dieses bisher wenig sichtbaren und wenig<br />

ausgenutzten Industrieprodukts, durchleuchtet, recherchiert<br />

und erkannt werden.<br />

Ziel ist, am Ende der avisierten dreijährigen Forschung<br />

das Produkt Stahlgewebe als alltäglichen Baustoff vorzustellen,<br />

der wie Glas oder Beton selbstverständlich und<br />

verstanden zum Einsatz kommt. Was die Möglichkeiten<br />

des Gewebes in der Zukunft betrifft, gibt es noch<br />

eine Menge zu entdecken. Dinge, die zwar existieren,<br />

aber bislang noch unbekannt oder unklar sind und für<br />

die es deshalb auch noch keine Nachfrage gibt.<br />

«mt_EAST/update»<br />

«mt_east/update» ist die dritte und letzte Etappe der<br />

«mt_east»-Projektserie. Ziel ist es, die «remote collaboration»<br />

als Lehrveranstaltung am Departement Architektur<br />

zu fördern und dauerhaft zu verankern sowie diese<br />

auch anderen Departementen der eth <strong>Zürich</strong> zugänglich<br />

zu machen.<br />

Zudem sollen neue Formen der «remote collaboration»,<br />

wie Workshops, Seminare und Tagesaufgaben, als didaktische<br />

Lehrmethode für Studenten/Assistenten/Tutoren<br />

verschiedener internationaler Hochschulen erprobt<br />

werden. In diesem Rahmen sollen auch Fachexperten,<br />

Behörden sowie Firmen aus der Baubranche und<br />

Bauherren in zukünftige «remote collaborations» miteinbezogen<br />

werden. Das Projekt endet 2008.<br />

Brandwiderstand von GFK-Strukturen<br />

Glasfaserverstärkte Verbundkunststoffe zeigen eine Reihe<br />

hervorragender Eigenschaften mit weitreichenden<br />

Applikationsmöglichkeiten im konstruktiven Ingenieurbau.<br />

Mit steigender Verwendung glasfaserverstärkter (gf)<br />

Verbundkörper treten die mit dem Brandverhalten verbundenen<br />

Probleme immer mehr in den Vordergrund,<br />

insbesondere die Aussage des Feuerwiderstands.<br />

Deshalb werden im Forschungsprojekt zuerst grundlegende<br />

Materialkennwerte bei gleichzeitiger thermischer<br />

und mechanischer Biegebeanspruchung von glasfaserverstärkten<br />

Kunststoffen (gfk) über die Thermoanalyse ermittelt.<br />

Dies ermöglicht, die Materialeigenschaften als<br />

Funktion der Temperatur oder der Zeit zu messen.<br />

Im Verlauf wird nicht nur der Verbundkunststoff thermomechanisch<br />

untersucht, auch die Materialkomponenten<br />

(Harz und Glasfasern) sind Bestandteil der Materialcharakterisierung.<br />

Die herzustellenden Probekörper bestehen<br />

aus drei verschiedenen Harzen (Phenol, Poly-<br />

188<br />

MESH Research Project<br />

The purpose of the mesh research project, which is to be<br />

carried out at the Swiss Federal Institute of Technology<br />

eth <strong>Zurich</strong> in close cooperation with the architecture office<br />

of Dominique Perrault, Paris, will investigate, research<br />

and recognize the potential of the new construction material<br />

«steel mesh», an industrial product that has so<br />

far received little attention or use.<br />

At the conclusion of the three-year period of research<br />

envisaged, the aim is to present steel mesh as an everyday<br />

construction material that is understood and taken for<br />

granted in much the same way as glass or concrete.<br />

There is much to explore concerning the future possibilities<br />

of the material. These include applications that exist,<br />

in fact, but which have so far remained unknown or unclear<br />

and for which there has hitherto been no demand.<br />

‘mt_EAST/update’<br />

‘mt_east/update’ is the third and last stage of the<br />

‘mt_east’ series of projects. Its aim is to promote and<br />

sustainably establish remote collaboration as an<br />

educational event at the Department of Architecture, as<br />

well as making it accessible to other departments of<br />

the eth <strong>Zurich</strong>.<br />

Furthermore, new forms of remote collaboration are<br />

to be attempted, such as workshops, seminars and<br />

tasks of the day, as didactic teaching methods for students,<br />

assistants and tutors of various international universities.<br />

Within this framework, professional experts, authorities<br />

and firms from the building sector as well as owner/<br />

builders are to be included in future remote collaboration<br />

events. The project ends in 2008.<br />

Fire Resistance of GRP-Structures<br />

Glass-fiber reinforced composites exhibit a series of<br />

superb properties with a range of far-reaching applications<br />

in the field of structural engineering. With the increase<br />

in use of glass-fiber reinforced (gf) composite structures,<br />

the problems associated with fire performance become<br />

more important, in particular the determination of fire<br />

resistance.<br />

First, the basic material characteristics of glass-fiber<br />

reinforced plastics (grp) when subjected to simultaneous<br />

thermal and mechanical bending loads will therefore<br />

be determined using thermal analysis in this research project.<br />

This allows the material properties to be measured<br />

as a function of temperature or time.<br />

In the course of testing, the composite plastic will<br />

not only be investigated on a thermal-mechanical basis,<br />

but the material components (resin and glass fibers)<br />

will also be included in the characterization of the<br />

material. The test items to be made consist of three different<br />

resins (phenol, polyamide, silicone) that are considered<br />

to be resistant to high temperatures. grp test items<br />

with fillers or additives will not be investigated as the<br />

basic principles of the thermal-mechanical behavior of


Projektleiter<br />

Dr. Gianni Birindelli<br />

Assistentin<br />

Vera Nowakowski<br />

Ansprechpartner<br />

Prof. Dr. Otto Künzle<br />

Assistenten<br />

Marco Bahr<br />

Thomas Kohlhammer<br />

amid, Silikon), die als hoch temperaturbeständig gelten.<br />

gfk-Probekörper mit Füllstoffen oder Additiven werden<br />

nicht betrachtet, da zuerst die Grundlagen des thermomechanischen<br />

Verhaltens der Fasern und der Matrix (Harz)<br />

ermittelt werden müssen. Die Materialcharakterisierungen<br />

der Proben werden anschliessend als Eingangsparameter<br />

in einer Finite Elemente-Simulation verwendet.<br />

«eEx»<br />

«eEx» ist eine eLearning-Veranstaltung zur Unterstützung<br />

des Übungsbetriebs im 1. und 2. Jahreskurs des Fachs<br />

«Tragkonstruktionen i–iv».<br />

Sie bietet den Studierenden die Möglichkeit, sich schon<br />

vor der Übung mit dem Stoff auseinanderzusetzen –<br />

individuell und zeitlich flexibel, wenn es dem Studierenden<br />

am besten passt. Die Vorbereitungsübungen werden<br />

über das Internet gelöst und abgegeben. Sie bieten<br />

den Studierenden die Möglichkeit, sich zielgerichtet auf<br />

die nächste Übung vorzubereiten. So kann viel direkter<br />

mit dem Lösen der Übung begonnen werden. Der<br />

oft aufwendige Einstieg in die Übungsthematik bleibt aus.<br />

Ferner erlauben die Testergebnisse dem Dozent, wöchentlich<br />

auf die weniger gut beantworteten Fragen zurückzugreifen<br />

und noch vor der jeweiligen Übung entsprechende<br />

Erläuterungen abzugeben.<br />

Technisch stützt sich «eEx» auf das lms «Webct Campus<br />

Edition 6» von Blackboard, die vom net (Network or<br />

Educational Technology) auf eth-Ebene betrieben wird.<br />

Mehr davon auf «http://eex.arch.ethz.ch/».<br />

eLearningmodule «Tragkonstruktionen»<br />

Mit eLearningmodulen für das Fach «Tragkonstruktionen»<br />

soll den Studierenden des ersten Jahreskurses ein Instrument<br />

angeboten werden, um den Lernstoff vorlesungsbegleitend<br />

aufzuarbeiten und bei der Prüfungsvorbereitung<br />

zu repetieren. Ein Modul umfasst jeweils ein Themengebiet<br />

der Tragkonstruktion, ausgelegt auf ca. 30 Minuten<br />

Bearbeitungszeit. Thematisch bieten die Module in<br />

erster Linie Grundlagenwissen an, das Vorraussetzung für<br />

das Verständnis der Tragwerkslehre in den höheren<br />

Semestern ist.<br />

Mit Bildern, Videos und Animationen soll der Unterrichtsstoff<br />

auf eine abwechslungsreiche, motivierende<br />

Art und Weise das Interesse der Lernenden wecken. Es<br />

sollen nicht Faktenwissen und schematische Vorgehensweisen<br />

gelehrt werden, sondern Anwendungswissen und<br />

Transformationskompetenz von Problemstellungen<br />

in jeweils anderen Situationen. Darum setzen die Module<br />

einen grossen Schwerpunkt auf exploratives Lernen.<br />

Der Lernstoff wird mit interaktiven Elementen selbständig<br />

erarbeitet. So können Systeme verändert und die<br />

Auswirkungen direkt beobachtet werden. Des Weiteren<br />

unterstützen Quizzes und Puzzles die Studierenden<br />

beim Erarbeiten der Lerninhalte und prüfen den Lernfortschritt.<br />

189<br />

the fibers and matrix (resin) must be determined first.<br />

The material characterizations of the samples will then<br />

be used as initial parameters in a finite element (fe)<br />

simulation.<br />

‘eEx’<br />

‘eEx’ is an eLearning event as an aid to practical exercises<br />

of the 1st and 2nd year courses in‘ load-bearing construction<br />

i–iv’.<br />

It offers students the possibility of becoming acquainted<br />

with the material in advance of the actual exercises<br />

– individually and flexibly, as regards time. The<br />

preparatory exercises are solved and submitted via the<br />

Internet. They provide students with the opportunity<br />

of preparing themselves specifically for the next exercise,<br />

and thus of beginning much more directly with the<br />

solution. This obviates the frequently complicated process<br />

of familiarizing oneself with the subject of the<br />

exercise. Furthermore, the test results enable the lecturer<br />

to review the less well-answered questions every week<br />

and provide the necessary explanations before the actual<br />

exercise.<br />

Technically, ‘eEx’ is based on the lms ‘Webct Campus<br />

Edition 6’ by Blackboard, which is operated by net<br />

(Network or Educational Technology) on the eth level.<br />

Further information is available on ‘http://eex.arch.<br />

ethz.ch/’.<br />

eLearning Modules ‘Load-Bearing Constructions’<br />

eLearning modules for the subject of ‘load-bearing constructions’<br />

provide students of first year courses with<br />

an instrument to help them work on their study material<br />

at the same time as they are attending lectures, and to<br />

allow them to revise their work in preparation for examinations.<br />

Each module comprises a topic relating to<br />

load-bearing construction with a duration of approximately<br />

30 minutes. The modules’ emphasis is on the basic<br />

knowledge that is the precondition for an understanding<br />

of the load-bearing theory in the upper semesters.<br />

With pictures, videos and animations, the learning<br />

material is intended to kindle the student’s interest in<br />

a varied and motivating fashion. Rather than facts and<br />

schematic processes, it teaches knowledge of applications<br />

and transformation competence in solving problems<br />

in different situations. Thus, the emphasis is on exploratory<br />

learning. The learning material is elaborated<br />

independently with interactive elements, whereby<br />

systems can be changed and the effects directly observed.<br />

Furthermore, quizzes and puzzles support the student<br />

in the elaboration of the learning content and monitor<br />

the student’s progress.<br />

Institut HBT Departement Architektur<br />

Otto Künzle


Professur für<br />

Gebäudetechnik<br />

Chair of Building Systems<br />

Professor<br />

Dr. Hansjürg Leibundgut<br />

Assistenz<br />

Luca Baldini<br />

Valérie Gass<br />

Robert Lzicar<br />

Forrest Meggers<br />

Christoph Meier<br />

Arno Schlüter<br />

Frank Thesseling


Website<br />

www.gt.arch.ethz.ch<br />

Lehre Teaching<br />

Vorlesung Installationen I +II<br />

Die Vorlesung richtet sich an Architektinnen und Architekten<br />

im 5./6. Semester. Das Ziel der Ausbildung ist:<br />

– das Verständnis für die physikalischen Zusammenhänge<br />

des Systems Gebäude/Aussenraum/Umwelt zu wecken<br />

– die technischen Installationen kennenzulernen, die das<br />

Gebäude zu einem Nutzgebäude machen<br />

– die räumlichen und organisatorischen Anforderungen<br />

zur guten Integration der Technik in die Gebäude zu<br />

erkennen<br />

– die Beiträge der Ingenieure für die Technik und Physik am<br />

Bau zu kennen und so zu verstehen, dass die Architektinnen<br />

bzw. Architekten die Leitung des Planungsteams<br />

kompetent übernehmen können. Das Wissen der Fachgebiete<br />

der Physik und der Gebäudetechnik wird stark<br />

selektioniert und soweit als möglich abstrahiert.<br />

– die Vorlesungsreihe «LowEx + Architektur» vermittelt in<br />

Vorträgen und Praxisbeispielen die Integration zukunftsweisender,<br />

nachhaltiger technischer Systeme in das Gebäude.<br />

Dabei wird aufgezeigt, welchen Einfluss eine solche<br />

Integration auf Architektur und Konstruktion ausübt.<br />

Masterausbildung E+I für Architekten<br />

In Entwurfsprojekten des Masterstudiengangs werden<br />

individuelle und projektspezifische Beiträge durch<br />

Mitarbeitende der Professur geleistet. Die Architektinnen<br />

und Architekten entwickeln dadurch die Fähigkeiten,<br />

zumindest in einem Fachgebiet den iterativen Prozess zu<br />

führen und die formalen mit den funktionalen Aspekten<br />

zu verbinden und ihr Werk auf Nachhaltigkeit zu prüfen.<br />

Vorlesung für Bauingenieure<br />

Die Vorlesung richtet sich an Bauingenieurinnen und<br />

Bauingenieure im 8. Semester (seit ss 2007). Die Vorlesung<br />

verwendet rund ein Drittel des Materials für die Architekten<br />

und wird ergänzt durch spezifische Themen der<br />

Technik im Zusammenhang mit der Tragwerksplanung, u.a.<br />

– Integrative Planung von stabilisierenden Bauteilen unter<br />

Berücksichtigung technischer Installationen<br />

– Integration von Hohlräumen für die Technik in tragende<br />

Systeme<br />

– Kombination mehrerer Funktionen in einzelne Bauteile<br />

(z.B. tragende Aussenwände in Fachwerkart mit guter<br />

Wärmedämmung).<br />

Lecture Course: Environmental Controls I +II<br />

The lectures are aimed at architects in the 5/6th semester.<br />

The objective of the course is to:<br />

– impart an understanding of the physical correlations<br />

between the building/exterior/environment system;<br />

– familiarize students with the technical systems that make;<br />

– identify the spatial and organizational requirements for<br />

engineering’s effective integration into buildings;<br />

– become aware of the contributions of engineers to the<br />

engineering and physics in construction such that the<br />

architects can competently manage the planning team.<br />

– the lecture ‘LowEx + Architecture’ displays the<br />

integration of innovative, sustainable building systems<br />

and the resulting consequences on architectural design,<br />

construction and performance.<br />

Lectures cover selected aspects of the physical<br />

science of building services, but only in conceptual terms,<br />

without becoming too technical.<br />

191<br />

Master’s in E+I for Architects<br />

In the design projects completed in the Master’s program,<br />

members of the professorship make individual and<br />

project-specific contributions.<br />

This enables the architects to develop the skills to<br />

manage the iterative process in at least one specialized<br />

area. They can then combine the formal and functional<br />

aspects to insure that their work is sustainable.<br />

Lecture Courses for Civil/Structural Engineers<br />

The lecture is aimed at civil engineers in the 8th semester<br />

(starting in summer semester 2007). The lectures use<br />

about one-third of the material from architectural lectures<br />

and are supplemented by structural engineering topics<br />

such as:<br />

– Integrative planning of stabilizing structural members,<br />

taking environmental systems into account;<br />

– Integrating engineering cavities in load-bearing systems;<br />

– Combining several functions in individual structural<br />

members (e.g. supporting outer walls in panel walls with<br />

good heat insulation).<br />

If there are fewer than ten participants, the subject<br />

matter is imparted in colloquia and not in lecture format.<br />

Institut HBT Departement Architektur<br />

Hansjürg Leibundgut


Hansjürg Leibundgut<br />

Institut HBT Departement Architektur<br />

Dissertation<br />

Luca Baldini<br />

Professor<br />

Dr. Hansjürg Leibundgut<br />

Korreferent<br />

Prof. Dr. Ludger Hovestadt<br />

Beginn<br />

Mai 2006<br />

Ende<br />

Januar 2009<br />

Dissertation<br />

Arno Schlüter<br />

Professor<br />

Dr. Hansjürg Leibundgut<br />

Korreferent<br />

Prof. Dr. Ludger Hovestadt<br />

Partner<br />

Kooperation mit Autodesk<br />

als Mitglied im adn<br />

(Autodesk Development<br />

Network)<br />

Beginn<br />

November 2006<br />

Ende<br />

Juni 2009<br />

Dissertation<br />

Forrest Meggers<br />

Professor<br />

Dr. Hansjürg Leibundgut<br />

Partner<br />

Geberit ag, Annex 49<br />

Beginn<br />

November 2007<br />

Ende<br />

Dezember 2009<br />

Forschung Research<br />

Exergiereduktion in der thermischen und lufttechnischen<br />

Versorgung der Gebäude: Die «1:15-Hypothese»<br />

Die thermische und lufttechnische Versorgung unserer<br />

Gebäude hat im Mittel einen um den Faktor 15 zu hohen<br />

Exergieverbrauch: dies die Hypothese, die in dieser Arbeit<br />

geprüft werden soll. Als Referenzgrössen werden unisolierte<br />

Gebäude betrachtet, die klassisch mittels Verbrennungsprozessen<br />

betrieben werden. Dem gegenübergestellt werden<br />

die «LowEx»-Gebäude, die durch optimierte thermische<br />

Prozesse und Apparaturen betrieben werden. Das Exergiekonzept<br />

ist die Grundlage für die Analyse bestehender<br />

und zukünftiger Systeme. Als zukünftig gelten technische<br />

Konzepte und Systeme, wie sie an der Professur für<br />

Gebäudetechnik mit dem Ziel des exergieeffizienten<br />

Gebäudebetriebs entwickelt worden sind. Spezielle<br />

Aufmerksamkeit in der Arbeit gilt der Untersuchung eines<br />

neuartigen, dezentralen Zuluftkonzepts, eines Sensor<br />

gesteuerten Abluftkonzepts sowie einer aktiven, thermischen<br />

Gebäudeisolation. Die Frischluft wird mit minimalen<br />

Druckverlusten über die Fassade ins Gebäude<br />

gebracht und über ein Sensor gesteuertes Abluftsystem<br />

bei Bedarf gezielt abgeführt. Auf der thermischen Seite<br />

kann mit einer aktiven Dämmung der Fassade mittels<br />

niederexergetischen Wärmequellen eine signifikante<br />

Reduktion der Wärmeverluste bei gleichzeitig schlanker<br />

Bauweise erreicht werden.<br />

Modellbasierte Integration von dezentralen, verteilten<br />

Gebäudeinfrastruktursystemen in frühen Entwurfsphasen<br />

Die technische Ausrüstung von Gebäuden verursacht bis<br />

zu 50% der Bau- sowie der Lebenszykluskosten. Durch<br />

ihren Energieverbrauch tragen darüber hinaus Gebäude<br />

bis zu 40 % zum Co2-Ausstoss bei. Neben der formalen<br />

Gestaltung müssen Architekten bereits in den entscheidenden<br />

frühen Phasen einer Planung die ökonomischen<br />

und ökologischen Auswirkungen Ihrer Planung abschätzen<br />

können. Dabei kommt den technischen Systemen<br />

der Gebäudeinfrastruktur eine immer grössere Bedeutung<br />

zu. Zukünftige technische Systeme sind kleiner, verteilter<br />

und vernetzter. Sie ermöglichen ökonomisch wie<br />

ökologisch effizientere Gebäude bei gleichzeitiger<br />

Erhöhung des gestalterischen Spielraums. Ziel der Arbeit<br />

ist die Ermittlung der Gebäudeperformance bereits in<br />

den frühen Phasen einer Planung und die daraus resultierende<br />

Integration von dezentralen, verteilten Systemen<br />

in den Entwurf. Für die integrierte Planung und Simulation<br />

der Auswirkungen auf das Gebäude werden<br />

computergestützte Modelle und Methoden verwendet.<br />

Exergetische Analyse von Gebäudesystemen: Eine verbesserte<br />

Exergieleistung mittels Systemintegration<br />

Gegenstand des Projekts ist die Leistungsanalyse von<br />

Gebäudetechnologien basierend auf dem Exergiekonzept.<br />

Dieses erweitert den Begriff der Energienutzung<br />

und bezieht die Umwandelbarkeit von Energie mit<br />

ein. In der Gebäudetechnik ermöglicht das Exergiekonzept<br />

eine gezielte Entwicklung von technischen Systemen,<br />

so dass die Gebäude in geringerem Umfang von hoch-<br />

192<br />

Exergy Reduction in the Air and Heat Supply for Buildings:<br />

‘The 1:15 Hypothesis’<br />

The exergy consumption of old buildings during operation<br />

can be reduced by a factor of fifteen using better technical<br />

system. This so-called 1:15 hypothesis will be verified<br />

by this research. The old buildings that are used as a<br />

reference are usually poorly insulated and use combustion<br />

processes for their operation. This reference is confronted<br />

with so-called ‘LowEx buildings’ that make better use of<br />

the valuable part of the energy called exergy. In the Building<br />

Systems Group, new concepts and technical components<br />

are being developed to reach the goal of a more<br />

efficient operation of buildings. An exergy based performance<br />

analysis will be carried out for the new concepts<br />

as well as for the reference. The analysis addresses the<br />

air-carrying and thermal systems with special focus on a<br />

decentralized air supply and sensor-controlled air exhaust<br />

as well as on an active thermal insulation developed at<br />

the Building Systems Group. The decentralized approach<br />

in combination with a demand-controlled exhaust concept<br />

allows for significant exergy reduction in the ventilation<br />

of built spaces. The active, thermal insulation is a<br />

promising way to improve the exergetic performance of<br />

the existing buildings, strongly reducing thermal losses<br />

through the envelope.<br />

Model-based Integration of Decentralized, Distributed Building<br />

Infrastructure Systems in the Early Stages of Design<br />

At present, systems of building infrastructure account for<br />

up to 50% of construction costs as well as the major<br />

part of the life-cycle costs. In addition, buildings make a<br />

significant contribution to the consumption of total<br />

energy and resources, and thus to Co2 emissions. The<br />

design of the building infrastructure and its impact<br />

on the overall building performance as well as on architectural<br />

design issues is currently not an integral component<br />

in the building design process. However, the<br />

majority of decisions with the largest consequences already<br />

have to be made at this early stage. Future building<br />

infrastructure systems are smaller, more distributed and<br />

interlinked. They make possible buildings that are both<br />

economically and ecologically more efficient, at the<br />

same time increasing their flexibility of design. The aim of<br />

the work is already to assess the building performance<br />

in an early design stage and, as a result, to integrate distributed,<br />

decentralized building infrastructure systems<br />

into the design process. To enable an integrated planning<br />

and to simulate the consequences, computational<br />

models and methods are utilized.<br />

Exergy Analysis of Building Systems: Improved Exergetic<br />

Performance through Systems Integration<br />

This project will focus on the use of the second law of<br />

thermodynamics to analyze the performance of building<br />

technologies. The second law is used to define the<br />

concept of exergy, which extends the concept of energy<br />

usage to include a quality associated with energy. This<br />

can in turn be applied to the field of building services to<br />

create systems that utilize both less energy as well as<br />

depend on a lower amount of high-quality energy. This<br />

in turn reduces overall energy demand by exposing<br />

parts of a system that utilize excess high quality energy.


Dissertation<br />

Frank Thesseling<br />

Professor<br />

Dr. Hansjürg Leibundgut<br />

Partner<br />

Kooperation mit Autodesk<br />

als Mitglied im adn<br />

(Autodesk Development<br />

Network)<br />

Beginn<br />

November 2007<br />

Ende<br />

Dezember 2009<br />

wertiger Energie abhängig sind. In diesem Projekt<br />

wird die exergetische Analyse parallel zur Entwicklung<br />

neuer Gebäudesysteme durchgeführt. Diese Systeme<br />

werden so integriert, dass der Energieverbrauch minimiert<br />

wird und die Entwicklung neuer, innovativer Systeme<br />

für die Gebäudetechnik unterstützt wird. Vorbereitende<br />

Analysetechniken wurden bereits erläutert, das endgültige<br />

zu analysierende technische System sowie die<br />

Integrationsmethode wurden bisher jedoch noch<br />

nicht vollständig definiert. Die Entwicklung geeigneter<br />

Werkzeuge zur Modellkonzeption muss ebenfalls<br />

im Laufe der Arbeit verfeinert werden. Dies erfolgt nach<br />

Fertigstellung des vollständigen Research Proposals.<br />

Integrale Betrachtung künftiger, nachhaltiger Lichtplanung<br />

von Kunst- und Tageslicht durch die Verknüpfung von agentenbasierten<br />

Simulationen mit physikalischen Simulationen<br />

«Je länger wir die Lampen ausgeschaltet lassen, desto wohler<br />

fühlen wir uns und desto weniger Energie verschwenden<br />

wir.» (Ian Ritchie, London 2001)<br />

Die bisherigen für die Lichtplanung relevanten Simulationen<br />

zeigen nur quantitative Berechnungsergebnisse.<br />

Jedoch ist die Qualität der Lichtplanung nicht allein durch<br />

Zahlenkolonnen oder durch eine möglichst realistische<br />

Darstellung des Lichts mittels Visualisierungen im Computer<br />

zu bestimmen. Die Qualität des Lichts, der Architektur<br />

erweist sich vor allem im Wohlempfinden des<br />

Menschen. Bis heute existieren keine Simulationen, die<br />

auch die physiologischen und psychologischen Eigenschaften<br />

des Lichts in ihren Simulationen abbilden.<br />

Software-Agenten erlauben die Analyse sehr komplexer<br />

Zusammenhänge, wie sie auch in der Lichtplanung<br />

vorkommen. Sie können mit Eigenschaften und Aktionen<br />

ausgestattet werden und erzeugen dadurch eine realistischere<br />

Sicht durch Simulation auf den Entwurf.<br />

Die Forschungsarbeit untersucht daher die Möglichkeit<br />

einer neuen, quantitativen und qualitativen Bewertung<br />

der Lichtplanung mittels der Verknüpfung von agentenbasierten<br />

Simulationen mit physikalischen Simulationen.<br />

GT Labor<br />

Mit der Errichtung des gt-Labors der Professur für Gebäudetechnik<br />

wird die Möglichkeit geschaffen, Forschungsprojekte<br />

der Professur unter Realbedingungen experimentell<br />

überprüfen und demonstrieren zu können.<br />

Apparate und Prozesse sollen so mittels Messungen im<br />

Betrieb auf ihre Praxistauglichkeit untersucht werden. Für<br />

existierende und neu entstehende Industriezweige der<br />

Gebäudetechnik (z.B. im Bereich der dezentralen Gebäudetechnik)<br />

soll das Labor zu einem Nukleus ständiger<br />

Zusammenarbeit zwischen Forschung und Industrie werden<br />

und dabei als Baumusterzentrale neuster Technologien<br />

in der Erprobung dienen.<br />

Durch die Realisierung des gt-Labors im bestehenden<br />

Gebäude hil der eth Hönggerberg wird darüber<br />

hinaus eine Musteranwendung für die Modernisierung<br />

bestehender Bauten im Allgemeinen und der künftigen<br />

Sanierung des hil im Besonderen geschaffen. Durch die<br />

Verankerung des Labors direkt an der eth erhalten<br />

Studierende einen anschaulichen Einblick in neueste Entwicklungen<br />

in der Gebäudetechnik sowie in konkrete<br />

Musteranwendungen im Betrieb.<br />

193<br />

For this dissertation, exergy analysis will be carried out in<br />

the development of new building systems. These systems<br />

will be integrated such that the exergy consumption is<br />

minimized, and will help in the development of new and<br />

innovative systems to provide building services. Preliminary<br />

technologies for analysis have been discussed,<br />

but the final system for analysis and the method of<br />

integration has not yet been completely defined. Development<br />

of the tools for creating this model also needs<br />

further refinement. This will also occur as the full research<br />

proposal comes together.<br />

Integrated View of Planning Sustainable Future Building<br />

Lighting Schemes by the Combination of Agent Based<br />

Simulations with Physical Simulations<br />

‘The longer we leave the lamps off, the better we feel and<br />

less energy we waste.’ (Ian Ritchie, London 2001)<br />

Today, lighting design is done only with quantitative<br />

calculation results, but just showing quantitative numbers<br />

or fancy renderings does not describe the quality of the<br />

light. This quality of light and of the architecture provides<br />

the actual well being of inhabitants. There are still<br />

no existing simulations that show these physiological or<br />

psychological qualitative properties of a lighting plan.<br />

Software agents analyze complex coherencies such as<br />

the ones that occur in the lighting planning process.<br />

Properties and actions can be implemented in software<br />

agents for lighting schemes so that the software produces<br />

more realistic views of options from quick draft<br />

simulations.<br />

This research investigates the possibility of a new,<br />

quantitative and qualitative estimation for the light<br />

planning process from the combination of agent-based<br />

simulations with physical simulations.<br />

GT Laboratory<br />

Setting up the gt Laboratory of the Chair in Building<br />

Services Engineering creates the opportunity for analyzing<br />

and demonstrating the Chair’s research projects<br />

experimentally under real conditions. The aim is to<br />

study the practical applicability of technologies and processes<br />

by taking measurements as they work. The plan<br />

is for the laboratory to become a nucleus of continual<br />

collaboration between research and industry for existing<br />

and emerging branches of building services engineering<br />

industry (e.g. in the area of decentralized building services<br />

engineering). The laboratory will be a construction<br />

model center for the latest technologies in the testing<br />

phase.<br />

The gt Laboratory will be established in the existing<br />

hil building at eth Hönggerberg. It will also serve as<br />

a model application for the modernization of existing<br />

building structures in general and the future redevelopment<br />

of the hil in particular. Implementing the laboratory<br />

directly at the eth will give students a clear insight into<br />

the latest developments in building services engineering<br />

and into real model applications in operation.<br />

Institut HBT Departement Architektur<br />

Hansjürg Leibundgut


Professur für Architektur<br />

und Bauprozess<br />

Chair of Architecture and<br />

Building Process<br />

Professor<br />

Sacha Menz<br />

Assistenz<br />

Dominik Bastianello<br />

Mario Del Puppo<br />

Martin Eglin<br />

Michael Eidenbenz<br />

Patrick Filipaj<br />

Manuela Ingletto-Panzeri<br />

Oliver Kriebus<br />

Romy Le Marié<br />

Andreas Loscher<br />

Yvonne Moosmann<br />

Manfred Nussbaum<br />

Axel Paulus<br />

Wolfgang Perschel<br />

Daniel Schweizer<br />

Simon Thuner


Website<br />

www.bauprozess.arch.<br />

ethz.ch<br />

links:<br />

Extremely Fast Delivery<br />

Fast Food Restaurant<br />

Cleveland, USA 2006<br />

Lehre Teaching<br />

Als Leitfaden zur Vorlesungsreihe dienen die drei Bücher<br />

über den Bauprozess. Die vorgelegten Wissensaspekte<br />

stellen für Architekten und Planer einen wesentlichen Teil<br />

ihrer Berufs- und Schaffenskompetenz dar.<br />

Buch 1, Akquisition und Baurecht<br />

Ohne öffentlich rechtliche wie auch privatrechtliche Klärungen,<br />

ohne ordentliche Rahmenbedingungen, ohne Berücksichtigung<br />

baurechtlicher Aspekte in Planung und Ausführung<br />

sind Entwürfe wohl nicht umsetzbar. Ohne ein<br />

Verständnis über die Gliederung der Akquisitionsmöglichkeiten<br />

und ohne Einblick in das öffentliche und private<br />

Auftragsvergabewesen, wird es schwierig sein, sich laufend<br />

mit neuen Aufgaben auseinandersetzen zu können.<br />

Buch 2, Bauökonomie und Strategien der Nachhaltigkeit<br />

Mit wenigen Ausnahmen sind Bauprojekte auf ihre ökonomische<br />

Leistungsfähigkeit zu prüfen und während des<br />

gesamten Bauprozesses konstruktiv zu begleiten. Das Wissen<br />

über Strategien der Nachhaltigkeit sowie über Lebenszyklen<br />

von Bauteilen und Bauwerken ist im Rahmen einer<br />

gesellschaftlichen Verantwortung gegenüber der uns folgenden<br />

Generation wesentlich und darum unverzichtbar.<br />

Buch 3, Planungs- und Baukompetenz<br />

Architektur als interdisziplinäre und ganzheitliche Kompetenz<br />

bewegt sich jeweils innerhalb verschiedener am Bauprozess<br />

beteiligter Disziplinen. Der Architekt, in der Regel<br />

in der Funktion des Gesamtleiters, legt mit dem interdisziplinär<br />

moderierten Entwurf den Grundstein zur weiteren<br />

Bauaufgabe. Er organisiert, moderiert, kommuniziert<br />

und vertritt in wesentlichen Bereichen die Bauherrschaft.<br />

Bauprozess I +II(Bachelor)<br />

Den Bauprozess als zeitliche Abfolge von Kriterien verstanden,<br />

richtet sich der Fokus auf die wesentlichen<br />

Bereiche Akquisition, Bauökonomie und Strategien der<br />

Nachhaltigkeit, Beteiligte, ihre Leistungen, Bau- und<br />

Planungsorganisation. Ein Blick ins benachbarte Ausland<br />

ergänzt den Lehrinhalt. Neben der Erörterung der Grundlagen,<br />

den Tendenzen und den Terminologien, wird<br />

anhand aktueller sowie architektonisch-städtebaulich<br />

relevanter Fallbeispiele das jeweilige Thema vertieft.<br />

Bauprozess III (Master)<br />

Der Master-Kurs Bauprozess iii verknüpft die im Bachelor<br />

gezeigten Kriterien und bringt diese in eine übergeordnete<br />

Beziehung. Der Prozess als solcher wird dabei durch die<br />

Aspekte Wissen, Kommunikation, Konvention, Material<br />

und Herstellung vertieft erforscht. Tendenzen und<br />

Terminologien werden durch theoretische Modelle und<br />

Fallbeispiele ergänzt.<br />

195<br />

The three books about the building process serve as a<br />

companion to the lecture course. The subjects covered<br />

within the publications represent a significant part of<br />

the architect’s professional competence.<br />

Book 1, Acquisition and Building Law<br />

Without public and private law to adjudicate, without<br />

appropriate frameworks and without considering aspects<br />

of construction law within design and construction,<br />

it would probably be very difficult to translate projects<br />

into buildings. Also, without knowledge of the structure<br />

of the acquisition process and without insight into<br />

the public and private rules of commissions, it would<br />

be difficult to continue to deal with new challenges.<br />

Book 2, Building Economics and Strategies for Sustainability<br />

Apart from very rare cases, building projects need to be<br />

tested for their economic viability; in addition, the economic<br />

soundness of each project is challenged throughout<br />

the entire construction process. The knowledge of strategies<br />

for sustainability as well as the life cycles of building<br />

elements and buildings is essential within the framework<br />

of a social responsibility for the next generation.<br />

Book 3, Design – and Building Competence<br />

Architecture as an interdisciplinary and holistic profession<br />

operates between several disciplines forming the building<br />

process. With a moderated, interdisciplinary design,<br />

the architect, commonly in the role of building team<br />

leader, defines the basis for the task of building. As part<br />

of her or his role, the architect organises, moderates,<br />

communicates and in substantial areas, also represents<br />

the client.<br />

Building Process I +II(Bachelor)<br />

The process, understood as a sequence of criteria in time,<br />

is divided into acquisition, building economics and<br />

strategies for sustainability, the people involved and their<br />

work, construction and planning organization as well<br />

as facility management. A glance at our foreign neighbors<br />

completes the series. Alongside a discussion of the basic<br />

principles, trends and terminologies, a closer look will be<br />

taken at each topic using case studies that investigate<br />

current structures as well as those relevant in terms of<br />

architecture and urban design.<br />

Building Process III (Master)<br />

The master course builds upon the lecture series for the<br />

Bachelor degree students and links the individual<br />

criteria to form paramount relationships. The process itself<br />

is reviewed relative to the aspects of knowledge,<br />

communication, convention, material and production.<br />

Tendencies and terminologies are complemented<br />

through theoretical models and case studies.<br />

Institut HBT Departement Architektur<br />

Sacha Menz


Sacha Menz<br />

Institut HBT Departement Architektur<br />

Wahlfächer<br />

Die Professur versteht sich als Moderator zwischen den am<br />

Bau Beteiligten und den Studierenden. Die aktive Mitarbeit<br />

der Studenten steht im Vordergrund der Veranstaltungen,<br />

die im Hörsaal und auch auf der Baustelle vor<br />

Ort (Bauprozess: Ausführung) stattfinden. Die Vorlesungen<br />

sind als Workshop und Diskussionsforum zu verstehen.<br />

– Bauprozess – Ausführung: Das Wahlfach thematisiert den<br />

Bauprozess anhand aktueller und architektonisch relevanter<br />

Beispiele. Dabei bilden Baustellenbesuche mit<br />

eingehender Analyse und Diskussion der Vorgänge<br />

den Hauptschwerpunkt des Wahlfachs.<br />

– Bauprozess – Organisation: Anhand eines Semesterthemas<br />

werden die organisatorischen Aufgaben in Planung<br />

und Ausführung dargestellt. Das Verständnis der organisatorischen<br />

Zusammenhänge des Bauprozesses steht<br />

im Mittelpunkt des Wahlfachs. Grundlagen, Tendenzen<br />

und Terminologien werden durch theoretische Modelle<br />

und Fallbeispiele ergänzt.<br />

Wahlfacharbeit Bauprozess:<br />

Organisation<br />

Umbauprojekt Münchenstein,<br />

Storyboard, Bauprogramm 2009<br />

Pascal Bögli<br />

– Bauprozess –Ökonomie: Neben der Grundlagenvermittlung<br />

bauökonomischer Überlegungen spielt die Fallstudie<br />

im Unterricht eine wesentliche Rolle. Dabei werden die<br />

wirtschaftlichen Belange des Bauens untersucht und<br />

Entscheidungssituationen simuliert. Die erarbeiteten Daten<br />

und ökonomischen Zusammenhänge führen zu einer<br />

baulichen Empfehlung des untersuchten Projekts.<br />

E+I: Entwurf mit integrierten Disziplinen<br />

Künftig werden integrierte Entwürfe Bestandteil des<br />

Bachelor- und Master-Studiengangs sein. Dabei werden die<br />

Entwurfsklassen von weiteren Professuren des d-arch<br />

begleitet. Mit den Themen «Vom Prototyp zur Serie» und<br />

«Eigene Initiativen» wurden zusammen mit Ass.prof.<br />

Christian Kerez bereits zwei e + i Entwürfe durchgeführt.<br />

Master of Advanced Studies «Baukompetenz – Bauprozess»<br />

Im Herbstsemester 2008 beginnt das mas-Programm<br />

«Baukompetenz – Bauprozess». Es wird die Absolventen<br />

für komplexe Aufgaben als Gesamtleiter im Bauwesen<br />

qualifizieren.<br />

Elective Subjects<br />

The Chair views itself as the facilitator between those involved<br />

in construction and students. Active participation<br />

is a prerequisite for the interdisciplinary workshops<br />

and events, which take place in the lecture forum and on<br />

building sites (Building Process: Construction).<br />

– Building Process – Construction: The main theme of the<br />

elective course is to visualize the building process using<br />

current examples with architectural relevance. Visits<br />

to construction sites form the main focus of the elective.<br />

Interdisciplinary workshops on general questions relating<br />

to the construction phase as well as regarding the topics<br />

of coordination, logistics and site supervision supplement<br />

the site visits and form the course’s theoretical base.<br />

– Building Process – Organization: Based on a semester-long<br />

topic, the organizational tasks involved in planning<br />

and implementation will be presented. Basic principles,<br />

trends and terminologies will be supplemented by<br />

theoretical models and case studies. The active participation<br />

of students is a prerequisite.<br />

– Building Process: Economy<br />

In addition to the fundamental considerations of building<br />

economy, the case study plays a considerable role<br />

in the course’s teaching structure. The economic issues<br />

relating to construction will be investigated and decision-<br />

196<br />

Wahlfacharbeit Bauprozess:<br />

Ökonomie<br />

Strategien zur Um- und Weiternutzung<br />

mit ökonomischer Betrachtung<br />

einer Liegenschaft in Nänikon<br />

David Giesel, Alain Ettlin<br />

making scenarios will be simulated. The compiled<br />

data and economic context leads to a construction-related<br />

recommendation for the project investigated.<br />

E+I: Design with Integrated Disciplines<br />

In the future, integrated design will form part of the<br />

Bachelor and Masters programs of study. This will<br />

be realized by means of ongoing participation by other<br />

d-arch professors. Thus far, two e + i designs have<br />

been realized together with Ass. Prof. Cristian Kerez considering<br />

the themes ‘From Prototype to Production’<br />

and ‘Own Initiative’.<br />

Master of Advanced Studies<br />

Building Competence – Building Process<br />

Starting with the Autumn Semester 2008, the Master of<br />

Advanced Studies Program (mas-Program) ‘Building<br />

Competence – Building Process’ will be introduced. It<br />

will qualify the participants for the complex task of<br />

building team leader.


Forschung Research<br />

Aktuelle Schwerpunkte<br />

–Ökonomiemodelle: Um den Studierenden des d-arch<br />

bauökonomische Überlegungen anschaulich darzustellen,<br />

wurde im Rahmen eines lehrbezogenen «Fonds Filep»-<br />

Projekts der eth eine internetfähige Plattform eingerichtet,<br />

die es erlaubt, Fallbeispiele aus Planungsaufgaben der<br />

Praxis und dem Entwurfsunterricht zu untersuchen und<br />

zu bearbeiten. Ziel ist, die wirtschaftlichen Belange<br />

des Bauens anhand eines eigenen Fallbeispiels aufzuzeigen<br />

und Entscheidungssituationen zu simulieren.<br />

Empfohlen wird die Benutzung des Internet-Tools<br />

unter «www.bauoek-modell.ethz.ch».<br />

– 5–10–50 «How will architecture evolve in the next five, ten and<br />

fifty years?»: Der Strukturwandel, den die Wirtschaft<br />

in den letzten Jahren durchlief, bildet die Ausgangslage<br />

dieser Forschungsarbeit. Die Ursprünge und Voraussetzungen<br />

dieser Entwicklung finden sich unter anderem<br />

in der zunehmenden Vernetzung und der Beschleunigung<br />

der Prozesse. Mit der zunehmenden Individualisierung<br />

der Gesellschaft bilden sie den Auslöser der<br />

heutigen Entwicklungen.<br />

«5–10–50» untersucht diese Prozesse auf ihre Gültigkeit<br />

in der Architektur und im Bauprozess, um daraus<br />

Strategien zu entwickeln, die der aktuellen Entwicklung<br />

der Wirtschaft gerecht werden.<br />

Laufende und geplante Projekte<br />

–Schule und Architektur<br />

–Monte Rosa Hütte<br />

–Risikogestütztes Belehnungsmodell<br />

im Credit Management von<br />

Renditeimmobilien<br />

–Strategien der Nachhaltigkeit<br />

–Kompendium Vertrag, Leistungsmodelle<br />

–Praxisgerechte PPP-Modellverfahren<br />

Focuses to date<br />

–Economy models: To clearly illustrate considerations on<br />

building economy to d-arch students, an eth teachingrelated<br />

‘Fonds Filep’ project has enabled the construction<br />

of an internet forum that provides case studies based<br />

on real design projects, which students can use to investigate<br />

and work on for their design classes. ‘Economic<br />

Models for Building Construction’ is an internet teaching<br />

aid that provides a didactic-methodical innovation for<br />

self-study. The aim is to identify the economic issues<br />

related to construction by means of a case study and to<br />

simulate a decision-making scenario.<br />

The use of the internet tools at ‘www.bauoek-modell.<br />

ethz.ch’ are recommended.<br />

– 5–10–50 ‘How will architecture evolve in the next five, ten and<br />

fifty years?’: The structural change that the economy<br />

has seen over the last years forms the starting point for<br />

this research work. The origins and conditions of this<br />

development can be found among others in the increasing<br />

integration, and in turn, the acceleration of the process<br />

enabled by it. Together with the increasing individualization<br />

of society they provide the catalyst for the<br />

present-day developments.<br />

‘5–10–50’ investigates these processes. The next step<br />

within this acquired knowledge should be to investigate<br />

its validity for architecture and the construction process<br />

in order to develop strategies that give consideration<br />

to the current development of the economy.<br />

197<br />

Ongoing and scheduled projects<br />

–Schools and Architecture<br />

–Monte Rosa Lodge<br />

–Risk-Supported Market Value<br />

and Hypothecation Model of<br />

Investment Properties<br />

–Life Cycles, Strategies for sustainability<br />

–Contract Compendium<br />

–Practical PPP Models<br />

Institut HBT Departement Architektur<br />

Sacha Menz


Information und<br />

Dokumentation<br />

für Bautechnik und<br />

Konstruktion<br />

Information and<br />

Documentation<br />

for Building Technologies<br />

Dozent<br />

Ruedi Seiler<br />

Assistenz<br />

Sepp Kaelin<br />

Thomas Melliger<br />

Kathi Menziger<br />

Stephan Rüegg<br />

Daniel Studer


Website<br />

www.baudok.arch.ethz.ch<br />

Die Semesterarbeiten sollen die Wechselwirkungen<br />

zwischen Entwurf, Konstruktion und Materialisierung<br />

vertiefen.<br />

Ein Schwerpunkt bildet dabei die Auseinandersetzung<br />

mit der Kohärenz von Entwurf und Konstruktion. Durch<br />

die konstruktive Bearbeitung werden die Entwurfsabsichten<br />

präziser und verbindlicher formuliert.<br />

Der Einbezug des in den Grundlagenfächern erlernten<br />

Wissens erweitert die Aufgabenstellung um zusätzliche<br />

Dimensionen und erfordert von den Studierenden ein zunehmend<br />

integratives Denk- und Gestaltungsvermögen.<br />

Die mit dieser Aufgabe verbundenen direkten Kontakte<br />

zum Lehrkörper ergeben wertvolle Anregungen und<br />

Rückmeldungen. Sie bereichern und unterstützen uns beim<br />

Betreiben der «Information und Dokumentation» als<br />

sinnvolle Dienstleistung für die Schule.<br />

Arianne Allemann<br />

Assistenzprofessur Christian Kerez<br />

FS 2008<br />

199<br />

In the context of the semester-long design projects, the<br />

reciprocity between design, construction and materiality<br />

is reinforced.<br />

One focus is the coherence of design and construction.<br />

In the process of developing a project's constructional<br />

aspects, design intentions become formulated in a more<br />

precise and binding way.<br />

The integration of knowledge gained in the basic<br />

courses lends the work an additional dimension and demands<br />

of the students an increasingly integrative ability<br />

to think and design.<br />

Direct contact with the professorial staff, which is<br />

directly related to this project, results in valuable suggestions<br />

and responses. They enrich and support us as we<br />

continue our work in ‘information and documentation’<br />

as a meaningful service for the school as a whole.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

6<br />

13 10<br />

13<br />

15<br />

16<br />

17<br />

m<br />

c<br />

0<br />

.<br />

0<br />

2<br />

Institut HBT Departement Architektur<br />

Ruedi Seiler


Ruedi Seiler<br />

Institut HBT Departement Architektur<br />

Nora Marti, Steffi Püntener,<br />

Kiberley Wichmann<br />

Gastdozentur Jasmin Grego<br />

HS 2007<br />

Lenita Weber<br />

Assistenzprofessur Christian Kerez<br />

HS 2007<br />

Tyrone Coletta<br />

Professur Miroslav Sik<br />

HS 2007<br />

^<br />

Konferenzraum<br />

Küche<br />

Restaurant<br />

Ausguss<br />

WC Personal<br />

Büro Büro<br />

WC Damen<br />

Fluchttreppe<br />

WC Personal WC Herren<br />

Technik<br />

Büro<br />

WC Behinderte<br />

Aufzug<br />

Aufzug<br />

Empfang<br />

Kiosk<br />

Terrasse<br />

Eingang<br />

200<br />

Apotheke<br />

C<br />

Büro Büro<br />

Büro<br />

B B<br />

A<br />

C<br />

Lounge<br />

Bibliothek<br />

A


Mauro Caviezel<br />

Professur Miroslav Sik<br />

HS 2007<br />

^<br />

Jonas Nauwelaertz de Agé,<br />

Jan Hellhammer<br />

Assistenzprofessur Christian Kerez<br />

HS 2007<br />

201<br />

Institut HBT Departement Architektur<br />

Ruedi Seiler


Institut für Denkmalpflege<br />

und Bauforschung (idb)<br />

Professur für Denkmalpflege<br />

und Bauforschung<br />

Prof. Dr. Uta Hassler<br />

Institute for Historic<br />

Building Research and<br />

Conservation<br />

Chair of Historic Building<br />

Research and Conservation


Website<br />

www.idb.arch.ethz.ch<br />

Die akademische Neupositionierung des Fachs Denkmalpflege<br />

und Bauforschung an einer Hochschule polytechnischer<br />

Tradition kann ansetzen bei einer Schärfung<br />

der Forschungsprofile, interdisziplinärer Kooperation<br />

(auch mit Material- und Naturwissenschaften), bei einer<br />

Neuverankerung der Fragen langfristiger Planung und<br />

Strategien der Werterhaltung in der Architektenausbildung<br />

(von einer Sensibilisierung für wissenschaftliche Methoden<br />

und konservatorische Fragen bis hin zum «Bauen im<br />

Bestand»).<br />

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts hat Theoriebildung<br />

in unserem Feld die Chance, Muster und Sprachregelungen<br />

der «historischen Avantgarde» zu revidieren,<br />

etablierte Codices und institutionelle Regelungen<br />

kritisch zu sichten, offene Felder und die Dynamik der<br />

Entwicklung zu analysieren. Sorgfältiger Analyse bedürfen<br />

dabei Begriffsbildung und semantische Tradition,<br />

aber auch die «Modellbildung» an sich: Überlegungen<br />

zum Archiv schutzwürdiger Güter und Artfefakte und<br />

zu deren Wandel über die Zeit.<br />

Das Verständnis der Dynamik gebauter Umwelt – nicht<br />

nur in historischer Perspektive, sondern auch im Blick<br />

auf die Zukunft – wird zu einem Forschungsthema der<br />

Denkmalpflege. Neue Themen reichen von Risiken<br />

in Systemen von Langfristartefakten bis hin zu Fragen<br />

der Materialalterung und künftiger Überlebenswahrscheinlichkeiten<br />

von Konstruktionen und Teilen des Bestands.<br />

Mit den Konsequenzen der Beschleunigung<br />

von Prozessen und der Veränderung von Systemen der<br />

gebauten Umwelt setzen sich künftig nicht nur die<br />

Konservierungswissenschaften auseinander, auch für die<br />

Planungswissenschaften und die Ökonomie sind Fragen<br />

der Werterhaltung neue systemtheoretische Herausforderungen.<br />

Die Arbeit im idb war 2007 geprägt von diesen<br />

Themen. Im Bereich des Kompetenzverbunds Konservierung<br />

wurden Forschungskooperationen mit den<br />

Material- und Naturwissenschaften der eth vereinbart,<br />

Projekte formuliert und erste Erfahrungen gemacht<br />

mit den herausragenden neuen Möglichkeiten der Analytik.<br />

Beratung und wissenschaftliche Betreuung konservatorischer<br />

Fragestellungen im Auftrag der Stiftung<br />

Denkmalpflege waren von diesen Möglichkeiten<br />

geprägt, über «Modellprojekte» gewinnen Teams nun<br />

auch mit Ingenieurwissenschaftlern Erfahrung.<br />

In der Lehre konnte das idb seine Angebote für das<br />

Architekturstudium vervielfachen, ein neuer Master-<br />

Kurs hat das Thema «Bauen im Bestand». Zwei ambitionierte<br />

mas-Programme haben mit einer sehr guten<br />

Bewerberzahl starten können, die ausgewählte Gruppe<br />

für die neuen Angebote «Conservation Science»<br />

und «Sustainable Management of Man-Made Resources»<br />

ist interdisziplinär zusammengesetzt, engagiert und<br />

neugierig, die Kooperation mit der Partneruniversität<br />

tu München ist inzwischen ebenfalls erprobt.<br />

Prof. Dr. Uta Hassler<br />

Vorsteherin<br />

203<br />

The repositioning of the discipline Conservation of<br />

Monuments and Historic Building Research within an<br />

academic institution with a polytechnic tradition has<br />

begun by honing research profiles, enhancing interdisciplinary<br />

cooperation with materials studies and natural<br />

sciences, and anchoring the issues of long-term planning<br />

and strategies for value maintenance within the training<br />

of architects (including such topics as scientific<br />

methods, conservation problems, and ‘Building within<br />

the Existing Fabric’).<br />

At the start of the 21st century, through the teaching<br />

of theory in our field, we have a chance to revise the<br />

patterns and linguistic conventions of the ‘historical<br />

avant-garde’, to look critically at established codices and<br />

institutional rules, and to analyze open fields and development.<br />

In this process, terms and semantic traditions<br />

require analysis as well as the ‘model-forming process’<br />

itself with its assumptions concerning the archive worthy<br />

of protection.<br />

Understanding the dynamics of the built environment<br />

with both historical and future perspectives is a key<br />

research theme in conservation. New topics include risks<br />

within systems of long-term artifacts, aging materials,<br />

and survival probabilities for future structures and parts<br />

of the current inventory. In the future, the consequences<br />

of the acceleration of processes and systems changes<br />

for the built environment and new, systemic-theoretical<br />

challenges pertaining to value maintenance will be<br />

addressed not only by conservation specialists but also<br />

by those in the planning and economic fields.<br />

These themes shaped the work at idb in 2007. Research<br />

cooperation was established with materials studies<br />

and natural science faculties at eth <strong>Zurich</strong>; projects<br />

were formulated and first experiences gathered using the<br />

new potential of analytics. Counseling and academic<br />

coaching for conservation problems, commissioned by<br />

the German Foundation for Conservation, has been<br />

achieved using these new analytic methods. Through<br />

model projects, teams are gathering experience in<br />

working with engineers.<br />

In teaching, idb was able to multiply its range of<br />

courses for students of architecture with a new<br />

focus, ‘Building within the Existing Fabric’. Two ambitious<br />

mas-programs began with a high number of applicants;<br />

those selected for the new courses, ‘Conservation Science’<br />

and ‘Sustainable Management of Man-Made Resources’,<br />

form an interdisciplinary group of highly engaged participants.<br />

Cooperation with the partner university Technische<br />

Universität München has also been successfully<br />

tested.<br />

Prof. Dr. Uta Hassler<br />

Head<br />

Institut IDB Departement Architektur


Professur für<br />

Denkmalpflege und<br />

Bauforschung<br />

Chair of Historic Building<br />

Research and Conservation<br />

Professor<br />

Dr. Uta Hassler<br />

Assistenz<br />

Mehmet Aksözen<br />

Martin Behnisch<br />

Christina Bleszynski<br />

Catherine Dumont d’Ayot<br />

Dr. Michael Falser<br />

Katja Feldmann<br />

Dr. Martin Gaier<br />

Petra Gerlach<br />

Wilhelm Glaser<br />

Silke Haps<br />

Dr. Dorothee Heinzelmann<br />

Dr. Sonja Hildebrand<br />

Dr. Bernhard Irmler<br />

Dr. Axel Klausmeier<br />

Dr. Thilo Koch<br />

Prof. em. Dr. Niklaus Kohler<br />

Adam Krzystek<br />

Dr. Silke Langenberg<br />

Melanie Langewort<br />

Dr. Torsten Meyer<br />

Christian Marty<br />

Susanne Mühlhaus Ebersole<br />

Margaretha Neuhaus<br />

Matthias Rach<br />

Claus-Jürgen Schink<br />

Katrin Seidel<br />

Sara Stroux<br />

Dr. Alexander von Kienlin<br />

Dr. Sophie Wolf


links:<br />

Bauaufnahme im Wahlfach<br />

«Das <strong>ETH</strong>-Hauptgebäude»<br />

HS 2007<br />

Lehre Teaching<br />

Bauen im Bestand<br />

Das neue Vertiefungsfach im Master-Studiengang<br />

In Europa verliert der Neubau an Bedeutung, das Bauen<br />

im Bestand – Reparatur, Umbau, Erneuerung und Weiterbau<br />

bestehender Architektur – rücken ins Zentrum der<br />

Tätigkeit von Architekten und Ingenieuren. Die Ausbildung<br />

reflektiert diesen Wandel bisher nur in Ansätzen, künftig<br />

sollen Methoden der Analyse, Techniken der Erhaltung<br />

und Strategien für den Umgang mit dem Bestand bereits<br />

im Architekturstudium vermittelt werden. Themen konservatorischer<br />

Arbeit – von der Bauforschung und wissenschaftlicher<br />

Analyse bis hin zu Wissen über Konstruktion<br />

und Techniken historischer Architektur – sind auch<br />

relevant für das Bauen im Bestand, ihre Vermittlung ist<br />

Thema unseres Programms.<br />

Für alle Fragen des Bauens im Bestand gilt der Umstand,<br />

dass Entwurfs- und Entwicklungsprozesse nicht<br />

mit der Idee (der «Entwurfsaufgabe auf der grünen Wiese»)<br />

beginnen, sondern mit dem Verstehen dessen, was<br />

bereits da ist. Prozesse des Analysierens münden – idealerweise<br />

– direkt in Erhaltungsabwägungen und die<br />

Entwicklung von Erhaltungs-, Nutzungs- und Weiterbaukonzepten.<br />

Wir vermitteln in den neuen Master-Programmen<br />

deshalb folgende Themen:<br />

– Methoden der Bauanalyse und Dokumentation,<br />

Quellenrecherche<br />

– Konstruktionswissen, historische Techniken und Verfahren<br />

der Erhaltung und Ertüchtigung<br />

– Verfahren der Umsetzung der Objektanalyse in alternative<br />

Strategien zur Weiterentwicklung.<br />

Thema des ersten Master-Jahrgangs war eine Altersuntersuchung<br />

der Bauteile des Hauptgebäudes der<br />

eth <strong>Zürich</strong>, des sogenannten Semperbaus. Die grossen<br />

Umbauphasen durch Gull und Geisendorf wurden<br />

am Bau nachvollzogen und auf Plänen kartiert. Auf dieser<br />

Grundlage wurden Archivbesuche, Recherchen nach<br />

historischen Quellen und Überlegungen für erste Konzepte<br />

durchgeführt. Der Vergleich des bestehenden<br />

Objekts mit den verschiedenen Abstraktionen historischer<br />

und derzeit genutzter Planunterlagen machte schnell<br />

deutlich, wie vielfältig und komplex die Bau- und Veränderungsgeschichte<br />

des Objekts ist, zeigte aber auch, wo<br />

Konflikte zwischen Erhaltungsabsichten und stetig und<br />

kurzfristig sich weiter verändernden Nutzungswünschen<br />

sind. Vertreter von Bauherren und Behörden erläuterten<br />

ihre Standpunkte und Strategien, von den Studierenden<br />

wurden Risiken für die materielle Erhaltung analysiert<br />

und knappe Konzepte für die Zukunft erarbeitet.<br />

Vertiefungsfach im Master-Studium<br />

für Architekturstudierende<br />

–Bauen im Bestand, erstmals im<br />

HS 2007<br />

Wahlfach Denkmalpflege i+ii<br />

–Gummi-Torf-Asbest, SS 2007<br />

–Das eth-Hauptgebäude<br />

HS 2007<br />

Wahlfach Konstruktionswissen<br />

im Bestand<br />

–Das Unkonservierbare.<br />

Moderne Stoffe und ihre<br />

Alterung, SS 2007<br />

–Entwerferische Verfahren – Konstruktive<br />

Techniken, HS 2007<br />

Seminarwochen<br />

Venedig und Veneto, SS 2007<br />

Berlin – Schlossmuseen und<br />

Museumsschlösser, HS 2007<br />

Building within the Existing Fabric<br />

A New Concentration for the Master’s Program<br />

In Europe, new building is becoming less significant while<br />

planning for existing building stock – repair, conversion,<br />

renewal and extension of existing structures – has moved<br />

to the center of activity for architects and engineers.<br />

So far, architectural education has only begun to reflect<br />

this change. In the future, methods of analysis, techniques<br />

of conservation and strategies for dealing with existing<br />

structures will be established and taught within<br />

the architecture curriculum. Conservation topics, including<br />

historic building research, scientific analysis, construction<br />

expertise and techniques of historical architecture,<br />

are relevant to building within existing structures;<br />

teaching these subjects is thus essential to our program.<br />

For all issues related to planning for existing building<br />

stock, the reality is that planning and development<br />

processes do not begin with an idea that comes ‘out<br />

of the blue’ but rather with an understanding of what already<br />

exists. The processes of analyzing an object ideally<br />

lead directly to weighing conservation options and the<br />

development of concepts for conservation, change of use<br />

and further development.<br />

In the new Master’s programs, we therefore teach the<br />

following topics:<br />

– Methods of construction analysis and documentation;<br />

source research;<br />

– Construction expertise, historical techniques and processes<br />

of conservation and improved efficiency;<br />

– Procedures for implementing the object/building analysis<br />

through alternative strategies for further development.<br />

A topic of research during the first year of the Master’s<br />

program was an investigation into the age of the construction<br />

parts of the main building of eth <strong>Zurich</strong>, the<br />

so-called Semper building. The extensive conversion<br />

phases that were carried out on this building by Gull and<br />

Geisendorf were identified within the structure and<br />

drawn onto maps. On the basis of that initial activity,<br />

visits to archives, research for historical sources and<br />

consideration of initial concepts have also been carried<br />

out. The comparison of the existing building to various<br />

abstractions of historical and contemporary plans quickly<br />

made apparent how diverse and complex the history<br />

of changes made to the building is. It also revealed where<br />

the conflicts exist between the intention to conserve<br />

and the desire for different usage, of which the latter<br />

changes constantly and on short notice. Representatives<br />

of builders and building agencies explained their<br />

points of view and strategies. The students analyzed risks<br />

to conservation and produced brief concepts for future<br />

measures.<br />

205<br />

Freitagskolloquium des Instituts<br />

Denkmalpflege und Bauforschung<br />

der eth <strong>Zürich</strong>, der<br />

Vereinigung der Schweizer<br />

Denkmalpflegerinnen und Denkmalpfleger,<br />

des akd und<br />

icomos Schweiz<br />

–Kleben, Schäumen, Versiegeln:<br />

Moderne Stoffe und die<br />

Zukunft der Reparatur, SS 2007<br />

–Erhaltung als Ingenieuraufgabe,<br />

HS 2007 , in Kooperation mit<br />

der Gesellschaft für Ingenieurbaukunst<br />

Institut IDB Departement Architektur<br />

Uta Hassler


Uta Hassler<br />

Institut IDB Departement Architektur<br />

links:<br />

Modellprojekt im Kompetenzverbund<br />

Konservierung,<br />

Methoden eines Ad-Hoc-<br />

Inventars. Das Künstleratelier<br />

Payer & Wipplinger<br />

in Einsiedeln, aus dem<br />

Werkraum von Alois Payer<br />

rechts:<br />

Vladimir G. Suchov, Halle<br />

der Hüttenwerke in<br />

Vyksa, Russland, 1897,<br />

Untersuchung 2007<br />

^<br />

206


oben:<br />

Der Schweizer Wohnbaubestand<br />

vor 1919 (Absolute<br />

Werte)<br />

unten:<br />

Nachbarschaftsanalyse zum<br />

jüngsten Baujahr der Gebäude<br />

in <strong>Zürich</strong> (r=100m)<br />

Forschung Research<br />

Die Forschung des idb wird – neben traditionellen und<br />

objektbezogenen Themen – bestimmt durch Schwerpunkte<br />

aus den Feldern «Langfriststabilität der gebauten<br />

Umwelt» und «Konstruktionswissen». Aus den 2007<br />

bearbeiteten Forschungsfragen wollen wir hier zwei exemplarisch<br />

vorstellen, das vom snf geförderte Projekt<br />

«Time-Space-Risks» und das gemeinsam mit der Technischen<br />

Universität München, der Universität<br />

Innsbruck und den Universitäten Moskau und Nishnij<br />

Novgorod bearbeitete internationale Verbundprojekt<br />

«Suchov-Bauten in Russland».<br />

^<br />

SNF-Projekt «Time-Space-Risks – Risiken für das gebaute<br />

Kulturerbe»<br />

Vor dem Hintergrund aktueller Risikodiskurse zielt das<br />

Projekt darauf, ein erstes Inventar der raum-zeitlichen<br />

Risiken des schweizerischen Kulturerbes zu erstellen. Das<br />

Inventar dient dazu, die unterschiedlichen Bestandsrisiken<br />

zu beschreiben, abzuschätzen und ihre Eintrittswahrscheinlichkeit<br />

zu prognostizieren. Zur Erstellung<br />

dieses Inventars wurden zunächst verschiedene statistische<br />

Daten erhoben und zusammengeführt. Diese Daten<br />

geben eine differenzierte Bestandsübersicht über die historische<br />

Struktur des schweizerischen Gebäudebestandes<br />

und bilden die Basis für weiterführende, transdisziplinäre<br />

Forschungen. Diese führen unterschiedliche<br />

Methoden der Disziplinen Baugeschichte, Bauforschung,<br />

Denkmalpflege, Immobilienbewirtschaftung,<br />

Geographie, Statistik und der Lebenszyklus-, Stofffluss-<br />

und Datenanalyse zusammen. Dadurch rücken<br />

bislang nicht untersuchte Fragen der Dynamik und<br />

Stabilität der Systeme in den Forschungsvordergrund.<br />

Internationales Verbundprojekt «Suchov-Bauten in Russland»<br />

Aufbauend auf Vorarbeiten, die im Rahmen unseres<br />

dfg-Projektes «Handbuch historischer Stahlhochbaukonstruktionen<br />

(1880–1940)» geleistet wurden, untersucht<br />

dieses Verbundprojekt die komplexen Zusammenhänge<br />

im Bauwesen des ausgehenden 19. und frühen<br />

20. Jahrhunderts am Beispiel von Stahlhochbauten des<br />

russischen Ingenieurs Vladimir G. Suchov (1853–1939).<br />

Erste Ergebnisse belegen, wie die Konstruktionen systematisiert<br />

und auf wenige Einzelteile reduziert wurden;<br />

sie weisen auf Strukturen internationalen Material- und<br />

Wissenstransfers hin. Die Forschungen thematisieren<br />

die Interaktionen von Ingenieuren, Wissenschaftlern,<br />

Stahlproduzenten und Stahlbaufirmen wie auch die<br />

Transferprozesse beim Im- und Export von Materialien.<br />

Materialien.<br />

^<br />

^<br />

207<br />

Aside from traditional and subject-related topics, the<br />

Institute of Historic Building Research and Conservation<br />

(idb) focuses on the fields of ‘long-term stability of the<br />

built environment’ and ‘construction expertise’. Here, we<br />

would like to present as examples two research problems<br />

out of those with which we were involved in 2007:<br />

‘Time-Space-Risks’, a project funded by the Swiss National<br />

Fund, and the international cooperative project ‘Suchov-<br />

Buildings in Russia’, carried out in cooperation with<br />

Technische Universität München, Universität Innsbruck<br />

and the Universities of Moscow and Nishnij Novgorod.<br />

The Swiss National Fund Project: ‘Time-Space-Risks –<br />

Risks for the Built Cultural Heritage’<br />

Against the background of the current discourse on risks,<br />

the project aims to produce an initial inventory of the<br />

spatial-chronological risks to the Swiss cultural heritage.<br />

The inventory will serve to describe the various risks,<br />

assess them and predict their probability. Initially, various<br />

statistical specifications were collected and brought together<br />

to establish an inventory. These specifications present<br />

a differentiated overview of the historical structure<br />

of Swiss buildings and form an information base for continuing,<br />

trans-disciplinary investigations. The investigations<br />

bring together different methods from disciplines<br />

such as history of architecture, construction research, conservation<br />

of monuments, the real estate industry, geography,<br />

statistics and life cycle, material flow and data analyses.<br />

Thus, problems of dynamics and stability of<br />

systems, which have not been previously investigated, will<br />

be brought to the foreground of the investigation.<br />

The International Cooperative Project ‘Suchov-Buildings<br />

in Russia’<br />

Based on preliminary work conducted within the framework<br />

of our project ‘Handbuch historischer Stahlhochbaukonstruktionen<br />

(1880–1940)’, funded by the German<br />

Research Foundation, the cooperative project investigates<br />

the complex relations in the building industry of<br />

the late 19th and early 20th centuries exemplified by<br />

the steel high-rise constructions of the Russian engineer<br />

^<br />

Vladimir G. Suchov (1853–1939). First results give evidence<br />

of how the constructions were systematized and<br />

reduced to a few individual parts; they suggest structures<br />

for international transfer of material and expertise.<br />

The investigations focus on the theme of the interaction<br />

among engineers, scientists, steel producers and engineering<br />

companies as well as the transfer processes involved<br />

in importing and exporting materials.<br />

^<br />

^<br />

Institut IDB Departement Architektur<br />

Uta Hassler


nsl –Netzwerk Stadt<br />

und Landschaft<br />

Departement Architektur<br />

(d-arch):<br />

eth Studio Basel/<br />

Institut Stadt der Gegenwart<br />

Prof. Roger Diener<br />

Prof. Jacques Herzog<br />

Prof. Marcel Meili<br />

Prof. Pierre de Meuron<br />

Institut für Städtebau (isb)<br />

Prof. Dr. Marc M. Angélil<br />

Prof. Kees Christiaanse<br />

Prof. Dr. Vittorio Magnago Lampugnani<br />

Institut für<br />

Landschaftsarchitektur (ila)<br />

Prof. Christophe Girot<br />

Prof. Günther Vogt<br />

Network City<br />

and Landscape<br />

Faculty of Architecture:<br />

eth Studio Basel/<br />

Contemporary City Institute<br />

Institute for Urban Design<br />

Institute for Landscape<br />

Architecture


Website<br />

www.nsl.ethz.ch<br />

Das Netzwerk Stadt und Landschaft (nsl) verfolgt das Ziel,<br />

in Forschung und Lehre Grundlagen für eine menschengerechte<br />

und nachhaltige sowie ästhetisch und kulturell<br />

anspruchsvolle Gestaltung unserer Umwelt zu entwickeln<br />

und diese für die Öffentlichkeit verfügbar zu machen.<br />

Gegenstand seiner Arbeit sind, wie bereits sein Name<br />

suggeriert, Stadt und Landschaft sowie die Gleichzeitigkeit<br />

ihrer Phänomene. Im Zentrum steht zum einen die<br />

objektive Erhebung umweltrelevanter Daten, ihre Verknüpfung<br />

und ihre Übersetzung in Handlungsstrategien<br />

und zum anderen die subjektive Umsetzung dieser<br />

Strategien hinsichtlich kultureller und ästhetischer Qualitäten<br />

in einer klar definierten physischen Form. Dabei<br />

geht es um Fragen der Begriffsbestimmung, der Geschichte<br />

und ihrer Systematisierung, der Methodik, der Funktion<br />

und der Wahrnehmung. All diese Fragen (und einige<br />

mehr) sind allerdings auf jene der Gestaltung (und das<br />

heisst: des Entwurfs) bezogen.<br />

Um eine Kernkompetenz zur Stadt- und Landschaftsgestaltung<br />

zu bieten, umfasst das Netzwerk Stadt und<br />

Landschaft Architektur, Ingenieurwesen und Sozialwissenschaften.<br />

Es ist in fünf Institute gegliedert, die jeweils den<br />

Departementen Architektur oder Bau, Umwelt und Geomatik<br />

zugeordnet sind. Sowohl innerhalb der Institute<br />

als auch in interdisziplinärer Zusammenarbeit bearbeiten<br />

die Mitglieder des Netzwerks Stadt und Landschaft zum<br />

einen übergreifende Fragestellungen mit Blick auf das<br />

Ganze im Netzwerk, zum anderen Problemstellungen<br />

spezifischer Orte.<br />

Die Arbeitsschwerpunkte des Netzwerks Stadt und<br />

Landschaft sind:<br />

1.Entwicklung einer gemeinsamen Terminologie und<br />

Theorie der Veränderung von Raum und Umwelt und<br />

ihrer Gestaltungsregeln<br />

2.Erarbeitung neuer Planungsmethoden als Synthesen<br />

politischer, sozialer, ökonomischer, technischer, kultureller<br />

und ästhetischer Bedingungen<br />

3.Entwicklung von Regeln und Instrumenten für eine<br />

nachhaltige urbanisierte Landschaft<br />

4.Aufarbeitung der Geschichte der Wechselwirkungen zwischen<br />

Umwelt und Wirtschaft mit Stadt und Landschaft<br />

5.Modellhafte transdisziplinäre Planungsexperimente für<br />

schweizerische und europäische Gemeinden und Regionen.<br />

Im Bereich Bildung hat sich das Netzwerk Stadt und<br />

Landschaft folgende Ziele gesetzt:<br />

1.Ausbildung kompetenter Raumplaner, Verkehrsingenieure,<br />

Stadtplaner und Landschaftsgestalter<br />

2.Ausbildung exzellenter Planungsexperten für die Planung<br />

innerhalb der Schweiz<br />

3.Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses in den<br />

Disziplinen Raumordnung, Verkehrsingenieurwesen,<br />

Städtebau und Landschaftsarchitektur.<br />

Prof. Dr. Vittorio Magnago Lampugnani<br />

Vorsteher bis Ende 2007<br />

Prof. Günther Vogt<br />

Vorsteher<br />

By means of research and teaching, the Network City and<br />

Landscape (nsl) aims to lay the foundations for a design<br />

of our environment that meets human needs, is sustainable,<br />

and has high aesthetic and cultural quality, and also<br />

to make this design available to the public.<br />

The subject of study is, as suggested by its name, the<br />

city and landscape, and the phenomena occurring<br />

simultaneously in both. The main focus lies, on the one<br />

hand, on the objective collection of data relevant to<br />

the environment, their conjunction and translation into<br />

strategies for action; and, on the other hand, on the subjective<br />

implementation of these strategies with respect to<br />

cultural and aesthetic qualities in a clearly defined physical<br />

form. It involves questions of term definitions, of<br />

history and its systemization, of methodology, function<br />

and perception. All these questions (and some beyond)<br />

are, however, related to those of design.<br />

In order to provide core knowledge of urban and landscape<br />

design, the Network City and Landscape incorporates<br />

architecture, engineering and the social sciences.<br />

It is subdivided into five institutes, each of which is<br />

within the departments of architecture or civil, environmental<br />

and geomatics engineering. Both within the<br />

institutes and in their interdisciplinary collaboration, the<br />

members of the Network City and Landscape deal<br />

with broader questions that concern the Network as well<br />

as problems relating to specific sites.<br />

Work emphasis of the Network City and Landscape:<br />

1.Development of a common terminology and theory<br />

on the changes of space and environment and their rules<br />

of design.<br />

2.Elaboration of new planning methodologies, which<br />

synthesize the political, social, economical, technical,<br />

cultural and aesthetic terms and conditions.<br />

3.Development of rules and instruments for a sustainable<br />

urbanized landscape.<br />

4.Historical reflection of the interdependencies between<br />

environment and economy with the city and landscape.<br />

5.Exemplary transdisciplinary planning experiments for<br />

Swiss and European communities and regions.<br />

Education goals of the Network City and Landscape:<br />

1.Education of competent regional planners, civil<br />

engineers, urban designers and landscape architects.<br />

2.Education of excellent planning experts to serve<br />

in future planning tasks within Switzerland.<br />

3.Education of future scholars for the disciplines of land<br />

use regulation, transportation planning and systems,<br />

urban design and landscape architecture.<br />

209<br />

Prof. Dr. Vittorio Magnago Lampugnani<br />

Head until end of 2007<br />

Prof. Günther Vogt<br />

Head<br />

NSL Departement Architektur


eth Studio Basel/<br />

Institut Stadt der<br />

Gegenwart<br />

Prof. Roger Diener<br />

Prof. Jacques Herzog<br />

Prof. Marcel Meili<br />

Prof. Pierre de Meuron<br />

eth Studio Basel/<br />

Contemporary City<br />

Institute


Website<br />

www.nsl.ethz.ch/basel<br />

Was ist eine Stadt? Was macht das Spezifische einer<br />

Stadt aus? Was formt ihre Qualität? Offensichtlich folgt<br />

die zeitgenössische Stadt in ihrer Entwicklung keiner<br />

linearen Bewegung. Urbanisierungsprozesse werden von<br />

vielen verschiedenen Akteuren jeweils ohne Überblick<br />

über die Gesamtentwicklung gesteuert. Entsprechend verändert<br />

sich die Stadt oft auf weit auseinander liegende<br />

und widersprüchliche Ziele zu. Wie können Architektur<br />

und Städtebau auf diese multiplen, formgebenden<br />

Kräfte Einfluss nehmen? Welche Bedeutung haben sie in<br />

einem Prozess, der von Langsamkeit, Unberechenbarkeit<br />

und Trägheit bestimmt ist?<br />

Nach dem Abschluss des Projekts «Die Schweiz –<br />

ein städtebauliches Portrait», das 2005 in drei Bänden publiziert<br />

wurde, hat das eth Studio Basel ein Forschungsprojekt<br />

begonnen, das sich auf internationaler Ebene mit<br />

urbanen Transformationsprozessen beschäftigt, fokussiert<br />

auf Regionen wie die sieben Kanarischen Inseln oder die<br />

trinationale Region von MetroBasel, und auf Städte wie<br />

Belgrad, Havanna, Nairobi, Casablanca oder Hongkong.<br />

Die Forschungsaktivitäten des Studios zielen darauf ab,<br />

Spuren urbaner Veränderung im materiellen, physisch<br />

wahrnehmbaren Raum aufzudecken und nachzuzeichnen.<br />

Aspekte zeitgenössischen urbanen Lebens sollen in<br />

unterschiedlichen Kontexten durch genaues Beobachten<br />

und Beschreiben analysiert und hinterfragt werden.<br />

Diese Methode ist in den letzten Jahren zusammen mit<br />

den Studierenden im Studio Basel entwickelt worden<br />

und macht keinen Unterschied zwischen Unterricht und<br />

Feldforschung, Entwurf und Analyse.<br />

Studio Basel setzt sich mit Regionen auseinander, die<br />

in einer ambivalenten Entwicklung stehen, die entweder<br />

von der Globalisierung geprägt sind – und diesen<br />

Prozess aktiv mitformen – oder durch deren Auswirkungen<br />

widrig beeinflusst werden. Den Untersuchungen<br />

liegt eine Vermutung zu Grunde, dass sich Städte<br />

unter dem Einfluss der Globalisierung nicht auf einen<br />

gemeinsamen Fluchtpunkt hin entwickeln, sondern<br />

gerade ihre Unterschiedlichkeit verteidigen, ausbauen oder<br />

umbauen werden. Sie werden dies nicht durch tun,<br />

dass sie einfach ihre lokale Besonderheit oder ihre historische<br />

Tradition verfestigen, sondern sie werden unter<br />

den gegenwärtigen internationalen Bedingungen aus sich<br />

selbst heraus neue Wege der Transformation und<br />

neue Formen der Differenz entwickeln. Die Städte werden<br />

gerade durch die Bedingungen einer globalisierten<br />

Welt auf ihre eigene Materialität zurückgeworfen. Da diese<br />

Entwicklung nicht nur die explodierenden «global cities»<br />

betrifft, sondern auch «periphere» oder stagnierende,<br />

«geschichtslose» oder «traditionelle» Städte, «no name»<br />

und «famous cities», interessiert es uns, verschiedene<br />

Mechaniken der Transformation von Stadttypen zu untersuchen:<br />

Wie bauen Städte ihren Körper um, wenn sie<br />

allmählich an internationale Energieströme angeschlossen<br />

werden? Wie werden sie ihre besondere Physiognomie<br />

weiterentwickeln? Was macht das Spezifische dieser<br />

Städte aus?<br />

211<br />

What is a city? What characterizes its specificity? What<br />

shapes its qualities? How do human activities interact with<br />

its material processes? The evolution of the contemporary<br />

city does not follow a linear trajectory. The transformations<br />

that mark it are often directed towards<br />

distant and concurrent goals, promoted by a multitude<br />

of actors who interact without knowledge of the overall<br />

situation. How can architecture and urbanism interact<br />

with contemporary city’s inherent form-generating capabilities?<br />

How can they relate to the contemporary city’s<br />

evolution by drift, to its inertia?<br />

After the four-year study ‘Switzerland – an Urban<br />

Portrait’ that investigated the urban condition of Switzerland<br />

as a thoroughly urbanized country, eth Studio<br />

Basel started a research program on processes of transformation<br />

in the urban domain on an international<br />

scale, focusing on the urbanization process on the seven<br />

Canary Islands, the development of the tri-national<br />

region of MetroBasel, and on cities such as Belgrade,<br />

Havana, Nairobi, Casablanca or Hong Kong.<br />

The Institute’s research activity uncovers traces of<br />

urban change in the material space of the inhabited landscape.<br />

The research engages issues of the contemporary<br />

urban condition by describing rigorously the modalities<br />

of physical transformation in different environments<br />

and contexts. Each modality was developed in collaboration<br />

with the students in Basel and makes no separation<br />

between teaching, fieldwork, design and research.<br />

Studio Basel investigates regions that are often ambiguous<br />

in their development, both embedded in the<br />

globalization process, partially shaping it, and affected<br />

by its adverse repercussions. These are places that<br />

maintain a spin, for they are connected to international<br />

energy flows that continue to evolve, without ever<br />

exploding or collapsing. These investigations are based<br />

on the assumption that contemporary cities do not<br />

develop towards a common vanishing point but rather<br />

consolidate, transform or adapt their specific traits.<br />

These processes are not only undertaken through their<br />

local specificity or historical tradition, but by developing<br />

new modalities of transformation and novel forms of<br />

differentiation in the wake of contemporary global networks.<br />

Cities are hence drawn back to their own material<br />

configuration through the processes of globalization<br />

With this statement, we could imply that these developments<br />

do not only imbue the exploding ‘global cities’:<br />

on the contrary, we are interested in the study of different<br />

urban conditions – peripheral, stagnating, traditional or<br />

without history, anonymous or famous – on basis of the<br />

diverse transformational devices that underlie their<br />

specific situations. How do cities develop, change and<br />

adapt their tangible selves, their physical configurations,<br />

when they are connected to the international energy<br />

flows? How are they reconfiguring their particular<br />

physiognomy? What makes them specific?<br />

NSL/Studio Basel Departement Architektur


eth Studio Basel/<br />

Institut Stadt der<br />

Gegenwart<br />

eth Studio Basel/<br />

Contemporary City<br />

Institute<br />

Professor<br />

Roger Diener<br />

Jacques Herzog<br />

Marcel Meili<br />

Pierre de Meuron<br />

Lehrbeauftragter<br />

Dr. Christian Schmid<br />

Assistenz<br />

Mathias Gunz<br />

Manuel Herz<br />

Rolf Jenni<br />

Christian Müller Inderbitzin<br />

Ligia Nobre<br />

Shadi Rahbaran<br />

Milica Topalovic<br />

Ying Zhou


Belgrad<br />

Formal/Informal<br />

Welches sind die urbanen Eigenschaften der «neuen Normalität»<br />

von Belgrad, einer Stadt, deren Entwicklung<br />

in den letzten Jahren von politischen und ökonomischen<br />

Krisen sowie dem raschen «post-sozialistischen» Übergang<br />

geprägt war? Inwiefern ist das grosse Erbe an architektonischer<br />

und städtebaulicher Moderne Belgrads<br />

von diesen transformierenden Kräften beeinflusst worden?<br />

Welche Bedeutung für die Stadt hat der Bau von 200000<br />

illegalen Behausungen, die zum Grossteil seit 1990<br />

realisiert worden sind? Ist das informelle Belgrad, eine Stadt<br />

nahe der «Krise» und mit explodierender metropolitaner<br />

Ausdehnung eine Kondition der dritten Welt oder ist Belgrad<br />

eine europäische Stadt? Dies waren unter anderen<br />

zentrale Fragen hinter «Belgrad Formal/ Informal», einem<br />

zwei Jahre dauernden «Urban Research-Projekt». Zugleich<br />

war es Teil einer grösseren Serie städtebaulicher Analysen<br />

über internationale Städte wie Hongkong, Casablanca<br />

und Havanna, die seit 2004 im eth Studio Basel durchgeführt<br />

werden.<br />

Belgrad, eine der ältesten Städte Europas, ist historisch<br />

sowohl mit dem Orient (Byzanz, Ottomanisches Reich)<br />

als auch mit dem Okzident (Österreichisch-Ungarische<br />

Monarchie) verbunden. Nach dem 2. Weltkrieg wurde die<br />

moderne Stadt Belgrad unter Tito als neue Hauptstadt<br />

Jugoslawiens zwischen den beiden alten städtischen Kernen<br />

von Belgrad und Zemun gebaut. Das Studio Basel hat<br />

sich bei der Analyse jedoch hauptsächlich auf die letzten<br />

zwei Jahrzehnte der Entwicklung konzentriert, nachdem<br />

die Stadt die turbulente Auflösung Jugoslawiens, die<br />

Diktatur Milosevics sowie das Bombardement der nato<br />

durchleben musste. Mit Studierenden des Studio Basel<br />

wurde eine Serie von Fällen untersucht, die symptomatisch<br />

für diese aktuellen Transformationsprozesse sind: Die<br />

neoliberale Art und Weise, mit der das modernistische<br />

«Neu-Belgrad» und die sozialistischen «Mega-Blocks»<br />

der 1960er und 1970er Jahre adaptiert wurden, die unterschiedlichen<br />

Gebiete, in denen informelle Siedlungen<br />

von durchwegs allen sozialen Klassen, einschliesslich der<br />

sogenannten Wilden Reichen, gebaut werden. Weitere<br />

Untersuchungen betrafen die den Flussraum besetzenden<br />

informellen Freizeit- und Erholungsgebiete sowie die<br />

neue Positionierung von Institutionen, die unter anderem<br />

durch den Prozess der Legalisierung illustriert sind.<br />

Es wurde klar, dass das heutige Belgrad seinen Umbruch<br />

als Konflikt zwischen geschwächten formellen<br />

Energien der modernen Stadt und dem nahezu «biologisch»<br />

wuchernden Wachstum der informellen Stadt erfährt,<br />

der neue Formen von Stabilität jenseits von Gesetzen<br />

und Masterplänen produziert.<br />

Das Buch «Belgrad Formal/ Informal» mit sechs Essays<br />

und reichhaltigem Dokumentationsmaterial erscheint in<br />

der zweiten Jahreshälfte 2008.<br />

213<br />

Belgrade<br />

Formal/ Informal<br />

What are urban characteristics of the ‘new normality’ of<br />

Belgrade, a city whose development in recent years<br />

has been marked by a political and economic crisis and<br />

a rapid post-socialist transition? How is the large body<br />

of modern architectural and urbanistic heritage of Belgrade<br />

influenced by these transformational forces? What<br />

is the impact of the 200000 illegal buildings on the<br />

city, most of which have been constructed since 1990?<br />

Is informal Belgrade a city close to the crisis-prone,<br />

exploding metropolises of the ‘third world’, or is Belgrade<br />

a European city? These were among central questions<br />

behind ‘Belgrade: Formal/Informal’, a two-year urban research<br />

project and a part of a larger series of urban<br />

investigations on international cities carried out in eth<br />

Studio Basel since 2004, including cities such as Hong<br />

Kong, Casablanca and Havana.<br />

Belgrade is one of the oldest cities of Europe, historically<br />

linked to the Orient (Byzantium, Ottoman Empire)<br />

and the Occident (Austro-Hungarian Empire). After the<br />

World War ii, under Tito, the modern city of New<br />

Belgrade was built as the new capital of Yugoslavia, inbetween<br />

the old cores of Belgrade and Zemun. Studio<br />

Basel focused, however, on the last two decades, when the<br />

city underwent the turbulent dissolution of Yugoslavia,<br />

Milosevic’s dictatorship and the nato bombing. With<br />

its students, Studio Basel investigated a series of case<br />

studies symptomatic of these recent processes of change:<br />

the neo-liberal manner in which the modernist New<br />

Belgrade and the socialist ‘mega-blocks’ from the 1960s<br />

and 70s are being adapted, the different areas where<br />

informal settlements have been built by all social classes<br />

including the ‘wild rich’, the informal leisure occupying<br />

the city’s riverfronts and the new position of institutions<br />

illustrated in the process of legalization, among others.<br />

It became clear that contemporary Belgrade experienced<br />

its transformation as a conflict between the weakened<br />

formal energies of the modern city and the nearly<br />

‘biological’, rampant growth of the informal city producing<br />

new forms of stability outside of laws and master plans.<br />

The book ‘Belgrade Formal/ Informal’ with six essays<br />

and an abundance of documentary material is due for<br />

publication in the second half of 2008.<br />

NSL/Studio Basel Departement Architektur<br />

Roger Diener, Jacques Herzog, Marcel Meili, Pierre de Meuron


Roger Diener, Jacques Herzog, Marcel Meili, Pierre de Meuron<br />

NSL/Studio Basel Departement Architektur<br />

Thurgau<br />

Projekte für die Stillen<br />

Zonen<br />

Seit Juni 2006 erarbeitet ein Projektteam des eth Studio<br />

Basel im Auftrag des «Think Tank Thurgau», einer Stiftung<br />

mit privater und öffentlicher Beteiligung, konkrete Projekte<br />

für die «Stillen Zonen» im Kanton Thurgau. Diese<br />

Forschungsarbeit ist eine Fortführung der Studie<br />

zur Schweiz, die im Jahr 2005 mit der Publikation «Die<br />

Schweiz – ein städtebauliches Porträt» abgeschlossen<br />

wurde.<br />

Ausgehend von der Erkenntnis, dass auch innerhalb<br />

der Stillen Zonen unterschiedliche Beschaffenheiten<br />

existieren, wurden für zwei konkrete Orte in den Stillen<br />

Zonen Projekte entwickelt, die alternative Entwicklungsszenarien<br />

aufzeigen sollen. Es handelt sich dabei um<br />

einen Kulturlandschaftspark auf dem Seerücken zwischen<br />

Thurtal und Bodensee sowie einen Parkway – eine<br />

Alternative zur geplanten Schnellstrasse t14 – zwischen<br />

Weinfelden und Romanshorn. Beide Entwürfe gehen<br />

von der Landschaft als dem grössten Potential der Stillen<br />

Zonen aus, wählen aber unterschiedliche Strategien im<br />

Umgang mit ihr. Ansatzpunkt sind die Bedingungen und<br />

Qualitäten des jeweiligen Ortes. Beim Kulturlandschaftspark<br />

geht es um eine noch «intakte» Kulturlandschaft,<br />

die von äusseren Einflüssen fast unberührt scheint. Der<br />

Entwurf versucht diese Landschaft zu bewahren, indem<br />

er sie mit einer neuen, zusätzlichen Nutzung überlagert,<br />

ihr eine Form und einen Namen gibt.<br />

Der Parkway ist unter anderen Voraussetzungen entstanden.<br />

Er verbindet zwei divergierende Kantonsteile<br />

und aktiviert im Zentrum jenen Teil der Stillen Zone,<br />

der bereits einmal urbanisiert war und eine zukünftige<br />

(Siedlungs-)Entwicklung geradezu herausfordert. Der<br />

Parkway will im Weiteren dazu anregen, bei der in Planung<br />

befindlichen Schnellstrasse landschaftliche sowie dramaturgische<br />

Aspekte in die Strassenplanung miteinzubeziehen.<br />

Denn eine Strasse ist nicht ausschliesslich eine<br />

technische, sondern auch eine entwerferische Herausforderung<br />

und kann als «Wahrnehmungsmaschine» einen<br />

zusätzlichen Mehrwert schaffen.<br />

Kulturlandschaft und Parkway sind schliesslich Elemente<br />

desselben grösseren Bildes: Bewahren und Entwickeln<br />

beschreiben eine Zwillingsfigur. Während das eine<br />

Gebiet in der Stillen Zone Entwicklung zulässt oder<br />

sogar herausfordert, wird dadurch der anderen Region gewissermassen<br />

«Energie entzogen» und ein Bewahren,<br />

ein Freihalten von Landschaft möglich gemacht.<br />

Mitte April 2008 wurde die Studie im Rahmen der<br />

Stiftungsversammlung des Think Tank Thurgau einer<br />

breiteren Öffentlichkeit vorgestellt. Zu diesem Anlass erschien<br />

auch eine Publikation, die vom Niggli Verlag<br />

herausgegeben wurde.<br />

214<br />

Thurgau<br />

Projects for Its Quiet Zones<br />

Since June 2006, a project team of eth Studio Basel has<br />

been developing concrete projects for the ‘quiet zones’<br />

in the Canton of Thurgau on behalf of the ‘Thurgau<br />

Think Tank’, a foundation with private and public participation.<br />

This research continues a study on Switzerland<br />

completed in 2005 with the publication of ‘Switzerland –<br />

An Urban Portrait’.<br />

Starting with the realization that diverse configurations<br />

exist within these quiet zones too, projects were developed<br />

for two concrete sites within the zones, which are to<br />

show alternate development scenarios. The project comprises<br />

a cultural landscape park on the Seerücken between<br />

Thurtal and Lake Constance as well as a parkway – an<br />

alternative to the t14 highway – between Weinfelden and<br />

Romanshorn. Both designs start from the assumption<br />

that the landscape has the greatest potential for quiet<br />

zones, although they require different strategies to deal<br />

with it. Both projects begin with the conditions,<br />

specific features and qualities of each respective site. In<br />

the case of the cultural landscape park, this is a still<br />

‘intact’ cultural landscape that seems as yet almost untouched<br />

by external influences. The design strives<br />

to preserve this landscape by superimposing a new and<br />

additional use, providing it with a form and name.<br />

The parkway was created under different premises. It<br />

links two diverging parts of the canton and activates<br />

that a portion at the center of the quiet zone that had<br />

already been urbanized once and literally begs for a<br />

future development (of a settlement). Besides, the parkway<br />

is intended to stimulate landscape-based and<br />

dramaturgical aspects for integration in the road network<br />

and the current plans for a highway: after all, a road<br />

is not exclusively a technical enterprise, but also a design<br />

challenge and may create added value as a ‘machine of<br />

perception’.<br />

Cultural landscape and parkway are finally elements<br />

of one and the same larger image: preserve and develop<br />

describe a twin figure. While one region in the quiet<br />

zone allows or even demands development, the other one<br />

remains ‘drained of energy’, so so speak, and allows us<br />

to preserve its landscape and to keep it open.<br />

By mid-April 2008, the study was presented to a<br />

larger public within the context of the Think Tank<br />

Thurgau Foundation meeting. On this occasion, a paper<br />

published by Niggli Verlag was been released as well.


MetroBasel Comic MetroBasel Comic<br />

Wie können wir eine Diskussion über Stadtgestaltung<br />

und eine städtebaulichen Analyse in der breiten Öffentlichkeit<br />

anregen? Wie vermitteln wir Ideen den Bewohnern<br />

einer Region? Wie können wir die Relevanz und<br />

das Spektrum urbanistischer Themen verdeutlichen?<br />

Die trinationale Region «MetroBasel» hat – neben den<br />

urbanistischen Untersuchungen von Städten wie Nairobi,<br />

Neapel oder den Kanarischen Inseln – in der Arbeit des<br />

eth Studio Basel während der letzten Jahre eine zentrale<br />

Rolle eingenommen. Fragen der Planungsmethodik<br />

standen im Vordergrund: Wie plant man in einer Region,<br />

die durch Landes-, Kantons- und Gemeindegrenzen<br />

zerschnitten ist und sich auf drei unterschiedliche Landschaftsregionen<br />

– Jura, Schwarzwald und die Vogesen –<br />

und auf zwei Sprachgebiete verteilt? Wie gestaltet sich das<br />

Verhältnis zwischen der dichten Kernstadt, den umliegenden<br />

Vorstädten und den entfernteren ländlichen Gebieten?<br />

Überdies ging es um konkrete Ideen zur räumlichen<br />

Gestaltung: Neue Parks, die die Landschaftszonen bis in<br />

das Stadtzentrum fliessen lassen, künstliche Seen als<br />

Energiespeicher und Naherholungsgebiete oder die räumliche<br />

Umstrukturierung städtebaulicher Fokuspunkte zu<br />

Motoren einer trinationalen Regionalentwicklung.<br />

Der MetroBasel Comic führt die Überlegungen und<br />

Studien, die am eth Studio Basel zu dieser Region<br />

entstanden sind, zu einem Beitrag zusammen, macht sie<br />

einem breiten Publikum zugänglich und möchte eine<br />

Diskussion anregen. Unterschiedliche Personen erzählen<br />

die Geschichte der Region, beschreiben sie anhand<br />

distinktiver Tätigkeiten und Handlungen im städtischen<br />

Umfeld. Einzelne Akteure bringen Defizite deutlich<br />

zur Sprache oder entwickeln räumliche Vorstellungen von<br />

Planungen auf städtebaulicher und architektonischer<br />

Ebene. Die Studierenden am Institut, die Mitarbeiter,<br />

Kollegen, externe Fachleute sowie ein romantisches<br />

Liebespaar sind die Figuren, die MetroBasel als Modell<br />

einer europäischen urbanen Region mit all seinen<br />

Facetten, Möglichkeiten und Ideen zeigen.<br />

How can we generate a discussion on urban design and<br />

analysis in a wider public forum? How do we communicate<br />

ideas in these fields to the inhabitants of a region?<br />

How can we illustrate the relevance and spectrum of<br />

urbanist themes?<br />

Apart from research on cities such as Nairobi, Naples<br />

or the Canary Islands, the tri-national region of Metro-<br />

Basel has always occupied a central place in the work of<br />

the institute during the last few years. Questions of<br />

planning methodology occupied the foreground: How<br />

do you plan in a region that is dissected by a large<br />

number of national, cantonal and communal boundaries,<br />

as well as being spread out over three specific landscape<br />

regions – the Jura, the Black Forrest and the Vosges –<br />

with two different languages spoken? What is the relationship<br />

between the dense core city of Basel, its surrounding<br />

smaller towns and suburban areas, and the more dis-<br />

tant rural regions? On the other hand, concrete scenarios<br />

of urban and spatial formations were developed and<br />

assessed: New parks that can bring the landscape regions<br />

into the center of the core city, artificial lakes as energy<br />

reservoirs and recreation zones, or the architectural and<br />

spatial redevelopment of urban focal points as generators<br />

of regional and tri-national development.<br />

The MetroBasel Comic joins the concepts and studies<br />

that have been developed at the eth Studio Basel for<br />

this region into one single volume. It makes them accessible<br />

to a wide audience and aims at triggering a public<br />

discussion. Different characters narrate the story and the<br />

history of the region and describe it using a range of<br />

distinct activities in the urban context. Individual voices<br />

point out its deficits or develop spatial scenarios and<br />

planning proposals on an urbanistic or architectural level.<br />

The students of the institute, its staff, colleagues, external<br />

experts as well as a romantic couple are the figures<br />

and actors that demonstrate how MetroBasel functions<br />

as a model of a European urbanized region, with all its<br />

facets, potentials and ideas.<br />

NSL/Studio Basel Departement Architektur<br />

Roger Diener, Jacques Herzog, Marcel Meili, Pierre de Meuron


Fach Institut für Städtebau (isb) Professor Institute for Urban Design<br />

Professur für Architektur<br />

und Entwurf<br />

Prof. Dr. Marc M. Angélil<br />

Professur für Architektur<br />

und Städtebau<br />

Prof. Kees Christiaanse<br />

Professur für Geschichte<br />

des Städtebaus<br />

Prof. Dr. Vittorio Magnago Lampugnani<br />

Chair of Architecture<br />

and Design<br />

Chair of Architecture<br />

and Urban Design<br />

Chair of the History<br />

of Urban Design


Website<br />

www.isb.arch.ethz.ch<br />

Das Institut für Städtebau hat das Ziel, neue Grundlagen<br />

und Methoden zum Stadtentwerfen zu entwickeln und<br />

zu vermitteln. Dazu gliedert es sich in drei Forschungsschwerpunkte,<br />

die von je einer Professur getragen werden.<br />

– Professur für Architektur und Städtebau<br />

Prof. Kees Christiaanse<br />

«Entwurfsstrategien und -instrumente im urbanen Raum»<br />

setzt auf die Beobachtung urbaner Phänomene und die<br />

Entwicklung der im Entwurf einsetzbaren Methoden und<br />

Werkzeuge. Das Ziel ist die Erarbeitung nachhaltiger<br />

Strategien für die Städtebaupraxis, welche die veränderten<br />

gesellschaftlichen Tendenzen kreativ in dynamische<br />

Planungs- und Steuerungsprozesse integrieren sollen. Zu<br />

diesem Zwecke werden aktuelle Themen wie der Wandel<br />

der Kulturlandschaft, die Aktivierung urbaner Brachen<br />

oder die Verdichtung städtischer Knotenfelder beleuchtet.<br />

Vertiefend geben Studien zur Diversifikation, Spezialisierung<br />

und Topologie von Netzen einen Einblick in die<br />

Struktur urbaner Systeme. Die aus der Synergie von<br />

Forschung und Entwurf gewonnenen Erkenntnisse helfen<br />

komplexe Entwicklungen im urbanen Raum zukunftsweisend<br />

zu initiieren und zu steuern.<br />

– Professur für Geschichte des Städtebaus<br />

Prof. Dr. Vittorio Magnago Lampugnani<br />

Im Schwerpunkt «Systematik des Städtebaus» werden Strategien<br />

für den Städtebau des 21. Jahrhunderts entwickelt,<br />

die von den ästhetischen und funktionalen Qualitäten<br />

existierender oder geplanter Stadtformen ausgehen und<br />

als Leitbilder für den urbanistischen Entwurf dienen.<br />

Das Ziel ist der Aufbau von Grundlagen für den Städtebau,<br />

die bestehen und auch neu geschaffen werden<br />

müssen. Es wird ein Instrumentarium erarbeitet, das über<br />

interdisziplinäre Arbeitsprozesse Lösungsansätze für<br />

kreative städtische Eingriffe liefert. Inspiration liefern Traktate<br />

der Antike ebenso wie Handbücher des 19. und<br />

20. Jahrhunderts. Sie zeigen, dass systematisch gesammelte<br />

Erfahrungen über die Zusammenhänge von Lebensund<br />

Stadtformen ein Fundament für eine städtebauliche<br />

Disziplin bilden, die wissenschaftlichen Anspruch erhebt,<br />

ohne ihre künstlerische Dimension zu verleugnen.<br />

– Professur für Architektur und Entwurf<br />

Prof. Dr. Marc M. Angélil<br />

Der dritte Forschungsschwerpunkt «Randstadt Morphologie»<br />

beschäftigt sich mit der nachhaltigen Entwicklung<br />

zeitgenössischer urbaner Territorien. Wie beeinflussen<br />

sich die unterschiedlichen Kräfte bei der Determinierung<br />

von Stadt gegenseitig? Wie sind ihre morphogenetischen<br />

Prozesse konzipiert? Ein Diskurs wird eröffnet über<br />

das Verhältnis von Genese und Form, von operativen Abläufen<br />

und urbaner Organisation. Unterschiedliche Parameter<br />

wirken aufeinander ein; sie bilden ein differentielles<br />

Feld, in dessen Rahmen Entwicklung stattfindet, und<br />

tragen in jeder einzelnen Phase des Prozesses zur Kristallisierung<br />

formaler Konstrukte bei. Die urbane Morphologie<br />

manifestiert sich als Organisation ineinander verwobener,<br />

dynamischer Gefüge. In dieser Hinsicht beruht<br />

Gestalten nicht auf dem Verständnis von Architektur<br />

als geschlossenes System, sondern entwickelt sich aus<br />

einem Netzwerk oszillierender Beziehungen.<br />

Prof. Kees Christiaanse<br />

Vorsteher<br />

The aim of the Institute of Urban Design is to develop<br />

and impart knowledge of new principles and methods of<br />

urban design. It is organized in three professorships, each<br />

with its own research emphasis.<br />

– Chair of Architecture and Urban Design<br />

Prof. Kees Christiaanse<br />

‘Design Strategies and Instruments in Urban Space’ concentrates<br />

on the observation of urban phenomena and<br />

the development of methods and tools at the interface between<br />

architecture and urban design. The aim is to develop<br />

sustainable strategies for the urban planning practice,<br />

which foster an inventive response to social tendencies<br />

and creatively integrate them into dynamic planning<br />

and steering processes. The transformation of the cultural<br />

landscape, the activation of urban wastelands or the<br />

intensification of urban nodes is illuminated in-depth.<br />

Additionally, detailed studies on diversification,<br />

specialization and the topology of networks deliver insights<br />

into the structure of urban systems. The findings<br />

drawn from this synergy between research and design<br />

help to initiate and guide complex urban developments.<br />

– Chair of the History of Urban Design<br />

Prof. Dr. Vittorio Magnago Lampugnani<br />

The emphasis ‘Systematics of Urban Design’ focuses on<br />

developing urban strategies based on the aesthetic and<br />

functional qualities of existing or planned urban forms,<br />

which are able to serve as guidelines for urban developments.<br />

Its objective is to build up fundamental principles<br />

for the discipline of urban design, some of which exist<br />

and some of which have yet to be developed. The final<br />

output of this methodical research will be an instrument<br />

which offers basic strategies for creative urban<br />

interventions through interdisciplinary working processes.<br />

Inspiration is taken from treatises of antiquity as well as<br />

manuals of the 19th and 20th century. They demonstrate<br />

that systematically collected knowledge on the relationship<br />

of life and urban forms can become the foundation<br />

for urban design principles, claiming scientific substantiation<br />

without denying an artistic dimension.<br />

– Chair of Architecture and Design<br />

Prof. Dr. Marc M. Angélil<br />

The third research emphasis ‘Edgecity Morphology’ focuses<br />

on contemporary urban territories and their potential<br />

sustainable development. The urban periphery is evaluated<br />

in terms of generative factors at work in the formation<br />

of its fabric. The project investigates the parameters involved<br />

in the production of territories and their development<br />

over time. The city is regarded as an assemblage<br />

in a state of flux: Varying parameters act upon one another<br />

to create a differential field within which development<br />

takes place, and form materializes through processes of<br />

translation. Utilizing design procedures, the objective<br />

is the demarcation of a field of possibilities that emphasize<br />

sustainable propositions for the making of urban space.<br />

Design is based on an understanding of architecture not<br />

as a closed system but rather generated out of a network<br />

of changing relationships.<br />

217<br />

Prof. Kees Christiaanse<br />

Head<br />

NSL/Institut ISB Departement Architektur


Professur für Architektur<br />

und Entwurf<br />

Chair of Architecture<br />

and Design<br />

Professor<br />

Dr. Marc M. Angélil<br />

Projektleitung<br />

Jörg Stollmann<br />

Lukas Küng<br />

Team<br />

Dawit Benti<br />

Zegeye Cherenet<br />

Noboru Kawagishi


Website<br />

www.angelil.arch.ethz.ch<br />

Städtebau und Armut<br />

Addis Abeba<br />

MAS UTDT und die Plattform Städtebau<br />

Mit der Konzeption des mas-Programms «Urban Transformation<br />

in Developing Territories» 1 hat die Professur<br />

das Format des Urban Design Research Studios eingeführt.<br />

Städtebaulicher Entwurf und Forschung werden als<br />

integrativ begriffen, um die Lehre gezielt auf Erkenntnisgewinne<br />

für die spätere berufliche Praxis der Studierenden<br />

auszurichten. Für das komplexe Verhandlungsfeld,<br />

in dem städtebauliche Entscheidungen getroffen werden,<br />

sind Erwerb, Verarbeitung und Kommunikation von<br />

Wissen unabdingbare Faktoren. Über einen Zeitraum von<br />

drei Jahren werden urbane Fallstudien zu eigenständigen<br />

Forschungsprojekten vertieft, in denen Werkzeuge der<br />

Recherche, des Entwurfs und der Kommunikation getestet<br />

werden. Diese Projekte werden in enger Zusammenarbeit<br />

mit den lokalen Behörden und Institutionen durchgeführt.<br />

Das erste dieser Vorhaben ist das Projekt «Städtebau<br />

und Armut – Addis Abeba», das von 2006 bis<br />

2009 in Zusammenarbeit mit der Universität von Addis<br />

Abeba (aau), dem äthiopischen Engineering Capacity<br />

Building Program (ecbp) und der Deutschen Gesellschaft<br />

für Technische Zusammenarbeit (gtz) durchgeführt<br />

wird.<br />

Städtebau und Armut<br />

Die Entwicklung urbaner Metropolen im 21. Jahrhundert<br />

muss sich zwei Herausforderungen stellen: einem<br />

beispiellosen Wachstum und die gleichzeitig rapide Verarmung<br />

der städtischen Bevölkerung. Eine der Ursachen<br />

ist die Migration der marginalisierten Landbevölkerung in<br />

die Städte. Bereits 2010 werden mehr als die Hälfte<br />

der Weltbevölkerung, beinahe 3.5 Milliarden Menschen,<br />

in Städten leben. Daraus ergeben sich völlig neue Anforderungen<br />

an den Städtebau. Neben einem Verständnis<br />

für die politischen, sozialen und ökonomischen Grundlagen<br />

dieser Prozesse sind auch Kenntnisse über die<br />

Koordination der informellen und formellen Sektoren<br />

unabdingbar. Vor diesem Hintergrund wird Städtebau<br />

zu einer Plattform, auf der die Abgleichung lokaler und<br />

globaler Kräfte, formeller und informeller Prozesse<br />

und Bottom-up- und Top-down-Entscheidungen verhandelt<br />

wird. Architekten und Städtebauer müssen sich<br />

für ihre Rolle als Gestalter und Vermittler der Zukunft der<br />

Stadt gegenüber den Akteuren der Wirtschaft, Administration<br />

und Bevölkerung qualifizieren. Dabei gilt es,<br />

1 Von Herbst 2008 an «MAS<br />

in Urban Design» in Zusammenarbeit<br />

mit der Professur Kees<br />

Christiaanse.<br />

219<br />

Urban Design and Poverty<br />

Addis Ababa<br />

MAS UTDT and the Platform Urban Design<br />

The Urban Design Research Studio is the key component<br />

of the mas in the Architecture program ‘Urban Transformation<br />

in Developing Territories’ 1 . Urban design and<br />

research are integrated in order to provide students<br />

with methods of knowledge gathering applicable to their<br />

future design practice. Urban design decisions are the<br />

products of complex negotiations between different stakeholders<br />

and thus the extraction, processing and communication<br />

of knowledge are indispensable factors of the<br />

design process. Over the course of a three-year period,<br />

specific case studies develop into independent research projects<br />

in which tools of research, design and communication<br />

are tested. Those projects are developed in close<br />

collaboration with the local administration and institutions.<br />

The first research project ‘Urban Design and<br />

Poverty – Addis Ababa’ running from 2006 till 2009<br />

is a cooperation with the University of Addis Ababa (aau),<br />

the Ethiopian Engineering Capacity Building Program<br />

(ecbp), and the German Gesellschaft für Technische<br />

Zusammenarbeit (gtz).<br />

Urban Design and Poverty<br />

The development of metropolitan urban areas in the 21st<br />

century faces two major challenges: the unprecedented<br />

growth of urban populations and simultaneously, their<br />

rapid impoverishment. The cause of this situation is the<br />

migration of the marginalized rural population to the<br />

cities. As soon as 2010, more than half of the world’s population<br />

will live in cities, numbering nearly 3.5 billion<br />

inhabitants. Hence urban design has to adjust to those<br />

major challenges. While an understanding of the political,<br />

social and economic conditions shaping those developments<br />

are prerequisite, knowledge about the coordination<br />

of formal and informal processes is becoming increasingly<br />

important for the profession. Urban design is becoming<br />

the platform with which the following forces are negotiated:<br />

the alignment of global and local power, informal<br />

1 From Fall, 2008 onwards,<br />

‘MAS in Urban Design’ in collaboration<br />

with the chair<br />

of Prof. Kees Christiaanse.<br />

NSL/Institut ISB Departement Architektur<br />

Marc M. Angélil


Marc M. Angélil<br />

NSL/Institut ISB Departement Architektur<br />

ähnliche Muster und Strategien in den globalen Brennpunkten<br />

urbaner Entwicklung zu entdecken. Obwohl zwischen<br />

sogenannten entwickelten und sich entwickelnden<br />

Territorien ein starkes ökonomisches Gefälle besteht,<br />

sind es nicht nur die Missstände, sondern auch die selbstorganisatorischen<br />

Lösungsansätze der Armutszentren,<br />

die diese als Fallstudien auszeichnen. Dies ist in besonderem<br />

Mass auf die Hauptstadt Äthiopiens, Addis<br />

Abeba, zutreffend.<br />

Addis Abeba<br />

Addis Abeba, Sitz der äthiopischen Regierung und der<br />

African Union, ist eine der am schnellsten expandierenden<br />

afrikanischen Metropolen mit einer Bevölkerung<br />

von schätzungsweise mehr als 4 Millionen 2 und einer<br />

jährlichen Zuwachsrate von mehr als fünf Prozent. Die<br />

Dichte der vorwiegend einstöckig bebauten Stadt liegt<br />

damit bei ca. 7000 Einwohnern pro Quadratkilometer.<br />

Mehr als zwei Dritteln der Bevölkerung lebt unter<br />

der von den Vereinten Nationen definierten Armutsgrenze,<br />

mehr als 90 Prozent der Siedlungsstrukturen werden<br />

von der un als Slum klassifiziert. Diese Kategorisierung<br />

ermöglicht einen ersten Vergleich zu anderen urbanen<br />

Metropolen; sie verstellt allerdings den Blick auf die realen<br />

Lebensbedingungen der Bewohner.<br />

Eine Reihe spezifischer Qualitäten zeichnen Addis<br />

Abeba als Fallstudie aus. Die Hauptstadt hat eine für<br />

den afrikanischen Kontinent eindrückliche Geschichte<br />

und Praxis urbaner Planung. Es zeichnet sich eine<br />

zukünftige ökonomische Entwicklung auf der Grundlage<br />

global ausgerichteter Agrarproduktion von Kaffee<br />

und Schnittblumen ab. Addis Abebas Urbanität ist schon<br />

immer durch die ländlich geprägte Lebensweise der zuwandernden<br />

Bevölkerung, die Integration sozialer Schichten<br />

und das friedliche Zusammenleben unterschiedlicher<br />

Religionsgemeinschaften geprägt. Diese einzigartige<br />

synergetische Mischung von Lebensweisen, lokal als<br />

«Mixity» bezeichnet, gerät unter dem Druck des momentanen<br />

Wachstums in die Krise. Segregation und Ver-<br />

220<br />

and formal processes, and bottom-up and top-down<br />

decisions. Architects and designers must qualify for their<br />

role as both designer and facilitator of future urban<br />

scenarios, mediating among actors from the fields of economy,<br />

administration and civil society. Here, similar<br />

patterns and strategies in different global centers of urban<br />

development have to be identified and compared.<br />

Despite thefact that the economic hegemony of the socalled<br />

‘developed world’ over the ‘developing world’<br />

is still undeniable, it is not only the failures, but rather<br />

the obvious competence in self-organization and the<br />

resulting effects that qualify centers of urban poverty as<br />

excellent case studies. This applies especially to the<br />

capital of Ethiopia, Addis Ababa.<br />

Addis Ababa<br />

Addis Ababa, the seat of the Ethiopian government and<br />

the African Union, is one of the fastest growing African<br />

metropolises, with an estimated population of over four<br />

million 2 and a yearly growth rate of more than five<br />

percent. The urban density of this city of predominantly<br />

one-storey dwellings is approximately 7000 inhabitants<br />

per square kilometer. More than two thirds of the population<br />

is living below the poverty line as defined by<br />

the United Nations and more than ninety per cent of<br />

the built structure is classified by the un as in slum<br />

condition. This categorization allows for a comparison<br />

to other agglomerations, but fails to represent the<br />

actual living conditions of the population.<br />

A series of specific qualities makes Addis Ababa an<br />

ideal case study. The capital has an impressive history<br />

and practice in urban planning on the African continent.<br />

An accelerating economic development on the basis of<br />

globally oriented agricultural production like coffee and<br />

cut flowers is anticipated. Addis Ababa’s urbanity has<br />

always been based upon the rural lifestyle of the migrating<br />

population and the peaceful co-existence of different<br />

social strata and religious groups. This unique synergetic<br />

amalgam of different lifestyles, locally termed ‘Mixity’,<br />

is challenged by current urban growth. The building boom<br />

causes segregation and displacement of the poorer population<br />

to the urban fringes and thus also destabilizes the<br />

city’s informal economical basis. The ‘Addis Ababa Structural<br />

Landuse Plan’, a 2002 revision of the 1986 master<br />

2Dies ist eine inoffizielle Angabe<br />

lokaler Städteplaner. Von<br />

Regierungsstellen wird laut Census<br />

des Jahres 2005 von einer Bevölkerung<br />

von 3 Mio für das unmittelbare<br />

Stadtgebiet von 530 km 2<br />

ausgegangen. 2This is an unofficial number provided<br />

by local urban designers.<br />

Government departments publish a<br />

population total of 3 million for<br />

the municipal area of 530 square<br />

kilometer according to the last<br />

2005 census.


treibung der ärmeren Bevölkerungsschichten an den Stadtrand<br />

sind Auswirkungen des momentanen Baubooms<br />

und destabilisieren Addis Abebas informelle ökonomische<br />

Basis. Eine Reaktion auf das Stadtwachstum ist der<br />

«Addis Ababa Structural Landuse Plan» des Jahres 2002,<br />

eine Revision des 1986 noch unter kommunistischer<br />

Regierung erstellten Master-Plans. Dieses Planwerk will<br />

bewusst Stadtteilentwicklungen sozialverträglich<br />

koordinieren und intendiert die Abgleichung formeller<br />

Planungswerkzeuge mit Prinzipien informeller Selbstorganisation.<br />

Urban Design Research Studio<br />

Auf der Grundlage des «Addis Ababa Structural Landuse<br />

Plan» stellt das Urban Design Research Studio 13 provokative<br />

Thesen auf, die anhand von Projekten Vorschläge<br />

zu Alternativen nachhaltiger Entwicklung machen.<br />

Sie beziehen sich auf Themenfelder und/oder spezifische<br />

Orte; der städtische Marktplatz Mercato als Wirtschaftszentrum<br />

Äthiopiens, die Entwicklung von der 500- zur<br />

2000-Watt-Gesellschaft, die Rolle der urbanen Agrikultur<br />

für das nachhaltige Stadtwachstum oder mögliche<br />

Synergien zukünftiger Tourismuskonzepte und der infrastrukturellen<br />

Aufwertung von Wohnvierteln, um einige<br />

Beispiele zu nennen. Zu jedem dieser Themen werden in<br />

drei parallelen Phasen – Mapping, Prototyping und<br />

Projecting – sowohl spezifische Lösungen für Projektgebiete<br />

als auch allgemeine Strategien und Modelle<br />

entwickelt. Die Recherchen und Projektergebnisse werden<br />

zweimal pro Semester lokalen Architekten, Städtebauern<br />

und Politikern vorgestellt und mit ihnen gemeinsam<br />

diskutiert. Die Ergebnisse der Urban Design Research<br />

Studios 2006–2009 werden nach Ablauf des Projektes in<br />

einer Ausstellung in Addis Abeba öffentlich gemacht.<br />

Im Herbst 2008 werden im Rahmen der xi. Architekturbiennale<br />

Venedig, im Schweizer Pavillon, Zwischenergebnisse<br />

der Forschungsarbeit präsentiert.<br />

221<br />

plan produced under the former communist regime, reacts<br />

to this phenomenon. The plan aims at guiding the<br />

urban development in a socially sustainable manner, coordinating<br />

formal planning tools with principles of<br />

informal self-organization.<br />

Urban Design Research Studio<br />

Starting from the ‘Addis Ababa Structural Landuse Plan’,<br />

the Urban Design Research Studio formulates thirteen<br />

theses/provocations that suggest alternatives for sustainable<br />

urban development. These design proposals address<br />

either specific topics or places in the city: the urban marketplace<br />

Mercato as the economic center of Ethiopia;<br />

the evolution from a 500 to a 2000-Watt society; the role<br />

of urban agriculture for sustainable urban growth;<br />

or the possible synergies between tourism and urban upgrading<br />

initiatives, just to name a few. For each topic,<br />

specific proposals for project areas as well as general strategies<br />

and models are developed in three parallel phases:<br />

Mapping, Prototyping and Projecting. The resulting research<br />

projects are presented to and discussed with local<br />

architects, planners and politicians twice during the<br />

semester. The final results of the Urban Design Research<br />

Studios 2006–2009 will be made public in the form<br />

of an exhibition in Addis Ababa. In Fall 2008, interim<br />

results of the research will be presented in the Swiss<br />

pavilion at the xith Architecture Biennale in Venice.<br />

NSL/Institut ISB Departement Architektur<br />

Marc M. Angélil


Professur für<br />

Architektur und<br />

Städtebau<br />

Chair of Architecture and<br />

Urban Design<br />

Professor<br />

Kees Christiaanse<br />

Assistenz<br />

Christoph Blaser<br />

Kerstin Höger<br />

Martin Jann<br />

Thomas Kovári<br />

Nicolas Kretschmann<br />

Alexander Lehnerer<br />

Tommi Mäkynen<br />

Mark Michaeli<br />

Tim Rieniets<br />

Christian Salewski


Website<br />

www.christiaanse.arch.<br />

ethz.ch<br />

Der Urbane Raum<br />

im Spannungsfeld<br />

von Entwurf und Strategie<br />

Mit dem Schwerpunkt Entwurfsstrategien und -instrumente<br />

im urbanen Raum setzt die Professur auf die Beobachtung<br />

und Erforschung zeitgenössischer urbaner Phänomene,<br />

um sie in ihrem Kontext von Ursache und Wirkung<br />

begreifen und zukünftig aktiver mitgestalten zu können.<br />

Die daraus abgeleiteten Instrumente zielen auf die Bereitung<br />

intelligenter und nachhaltiger städtischer «Nährböden»,<br />

auf denen sich sowohl bestehende als auch neuartige<br />

urbane Strukturen entfalten können, die in ihrem<br />

jeweiligen Kontext flexibel und adaptierbar sind, gleichzeitig<br />

spezifisch wirken und so zur allmählichen Entwicklung<br />

einer ausgewogenen Qualität des lokalen Umfeldes<br />

beitragen können.<br />

Im Sinne einer nachhaltigeren Entwicklung urbaner<br />

Räume und städtebaulicher Projekte bedarf es heute mehr<br />

denn je einer konsensorientierten und produktiven<br />

Grundhaltung zwischen den Akteuren städtischer Umbauprozesse<br />

(Gemeinwesen, Investoren, Interessenverbände,<br />

Nutzer, etc.). Die im Zusammenwirken aller Akteure<br />

liegenden Potenziale sollen im Sinne der Erfolgsoptimierung,<br />

Projektbeschleunigung, Ressourceneffizienz und<br />

des Interessenausgleichs nachhaltig für die Schaffung qualitätsvoller<br />

städtischer Umgebungen ausgenutzt werden.<br />

Dem Städtebauer und Architekten fällt in diesem Prozess<br />

eine zentrale Rolle zu.<br />

Mit proaktiven Entwürfen, neuen Strategien und Prozeduren<br />

gilt es, sich der veränderten Problemlage in<br />

unseren Städten zu stellen und somit neue Instrumente<br />

für den Städtebau zu erschliessen. Wer neue Instrumente<br />

erfinden und erproben will, wird etablierte Wertvorstellungen<br />

und Vorgehensweisen hinterfragen müssen. Anstatt<br />

sich allein auf die Planung dauerhafter architektonischer<br />

und städtebaulicher Strukturen zu verlassen, werden<br />

nun zum Beispiel die Anpassungsfähigkeit oder gar die<br />

Rückbaubarkeit zu entscheidenden Kriterien des nachhaltigen<br />

Entwerfens. Der natürliche dynamische Wandel<br />

einer Stadt wird so als weites Potenzial für eine offene<br />

Stadtentwicklung erschlossen.<br />

Der städtebauliche Plan besteht damit aus einem ausgewogenen<br />

Verhältnis entwerferischer und strategischer<br />

Überlegungen im Sinne von Kontrolle und Laisser-faire,<br />

wobei die Gewährung produktiver Offenheit möglichst<br />

den Vorzug gegenüber restriktiven Planungswerkzeugen<br />

geniesst. Von zentraler Bedeutung ist dabei das komplementäre<br />

Zusammenwirken aller drei beschriebenen Projektebenen:<br />

Sowohl räumliches Konzept in Form adaptierbarer<br />

Stadtstrukturen als auch Stakeholder-Management<br />

und schliesslich Partizipations- und Kommunikationskonzept<br />

müssen die notwendige Flexibilität und Fehlerfreundlichkeit<br />

gegenüber Unvorhergesehenem gewähren.<br />

So wird eine nachhaltige Entwicklung des Gebietes<br />

sichergestellt, die fast ohne reglementierte Interventionen<br />

auskommt und sich selbst vorantreibt.<br />

223<br />

Urban Space Caught<br />

between Design and<br />

Strategy<br />

Focusing on Design and Strategies in Urban Space, the<br />

professorship concentrates on the development of<br />

methods and tools at the interface between architecture<br />

and urban design. The aim is to understand spatial<br />

phenomena in their specific context of cause and effect<br />

more precisely, in order to be able to devise new instruments<br />

for planning disciplines and to know more<br />

about the potentials of design but also about its<br />

limitations. The aim of the tools developed is to provide<br />

intelligent, sustainable ‘breeding grounds’ on which<br />

both existing and new types of urban structures can be<br />

developed – structures that are flexible and adaptable,<br />

yet specific enough to contribute to the gradual development<br />

of balanced quality in the local environment.<br />

To meet the urgent demand for sustainable development<br />

of our urban environments, what we need today<br />

more than ever is an attitude oriented towards consensus<br />

and productivity among the players in urban redevelopment<br />

processes (communities, investors, interest/pressure<br />

groups, users, etc.). The potential available from the<br />

co-operation of all the players can be exploited on a<br />

sustained basis in terms of success optimization, project<br />

acceleration, resource efficiency and reconciliation of<br />

interests to create high-quality urban spaces. The urban<br />

designer or architect holds an important position in<br />

these processes of reconstruction.<br />

Proactive designs, new strategies and procedures are<br />

needed to confront the problems occurring in our<br />

cities and to develop new instruments for spatial intervention,<br />

urban design and planning. If these new instruments<br />

are to be developed and tested, we need to<br />

question established values and procedures. Instead of<br />

relying solely on the planning of permanent architectural<br />

and urban structures, adaptability, even deconstructability,<br />

will become additional key criteria for sustainable<br />

urban development proposals. The city’s natural dynamism<br />

must be explored as an additional driver of open<br />

urban development, rather than leaving creative opportunities<br />

unexploited as a result of narrowly-focused<br />

project management procedures.<br />

Hence, the urban plan consists of a balance of classic<br />

urban design tasks and strategic consideration, in a<br />

fruitful compromise between control and laisser-faire,<br />

giving priority to productive openness rather than<br />

restrictive planning instruments. The complementary interaction<br />

between the three different project levels has<br />

crucial significance: The spatial concept in the form of<br />

adaptable urban structures, stakeholder management<br />

and a participation and communications concept must<br />

all provide the necessary flexibility and resilience to<br />

deal with the unexpected. This ensures sustainable development<br />

of an area, which can take place almost without<br />

any regulatory intervention and virtually drives itself<br />

forward.<br />

NSL/Institut ISB Departement Architektur<br />

Kees Christiaanse


Kees Christiaanse<br />

NSL/Institut ISB Departement Architektur<br />

Dissertation<br />

Thomas Kovári<br />

Fallstudie Baltimore<br />

Forschung<br />

Christian Salewski<br />

South City Transformation,<br />

Project by OMA<br />

Die Stadt als Marke<br />

Branding und Strategie im urbanen Raum – Regime der<br />

Transformation in Baltimore, Bilbao und <strong>Zürich</strong><br />

Während der letzten Jahrzehnte ist ein Bewusstsein entstanden,<br />

das Städten eine führende Rolle in Hinblick<br />

auf wirtschaftliches Wachstum und Innovation zuschreibt.<br />

Es ist deshalb die Bereitschaft entstanden, Strategien<br />

zu deren Erneuerung und Revitalisierung zu entwickeln.<br />

Zudem sind Städte und Regionen zusehends dem<br />

wachsenden Druck ausgesetzt, sich dem internationalen<br />

Wettbewerb um Anteile am globalen Kapital und<br />

Wissen zu stellen. Anstrengungen zielen deshalb auf die<br />

Verknüpfung der Stadtentwicklung mit der Entwicklung<br />

von Leistungsfähigkeit und Wettbewerbsvorteilen.<br />

Attraktive städtische Räume und ein verbessertes urbanes<br />

Umfeld werden geschaffen, um Firmen, qualifizierte<br />

Arbeiter und Besucher anzuwerben. In der unternehmerischen<br />

Stadt, zusehends durch Images und Repräsentationen<br />

begründet, steuern vermehrt Regime des Brandings<br />

die urbane Transformation. Deren Auswirkungen werden<br />

teilweise in der bebauten urbanen Landschaft offenbar.<br />

Ausgewählte Fallstudien untersuchen die Rolle des<br />

Brandings in der Stadtentwicklung. Mittels der jeweiligen<br />

Fallstudien werden Regime des Brandings offen gelegt,<br />

die die urbane Landschaft transformieren. Die Auswirkungen<br />

auf die bebaute Umwelt werden verfolgt. Die Fallstudien<br />

untersuchen Prozesse in den Städten Baltimore,<br />

Bilbao und <strong>Zürich</strong>, die allesamt eine umfassende Veränderung<br />

ihres Images erfahren haben.<br />

Szenarien im Städtebau<br />

Wenn die Disziplin Städtebau wieder eine Schlüsselrolle<br />

im Nachdenken über die Zukunft unser Städte spielen<br />

will, eine Rolle, die sie über Jahrhunderte in der Tradition<br />

des Entwerfens von Idealstädten und Utopien eingenommen<br />

hat, dann ist ein grundlegendes Verständnis der<br />

heute dafür relevanten Werkzeuge und Instrumente<br />

notwendig. Städtebau wird seine gegenwärtige Krise und<br />

die Gefahr der Irrelevanz für zukünftige wichtige Entscheidungsprozesse<br />

unserer Gesellschaft nur dann überwinden,<br />

wenn die «gemeinen Probleme» der Komplexität,<br />

der Unsicherheit und der langfristigen Zeithorizonte<br />

nicht nur akzeptiert, sondern integriert werden können.<br />

Unter den Herausforderungen einer weltweit beschleunigten<br />

Verstädterung und einem steigenden Bedarf an<br />

nachhaltigen Städten in einem sich schnell wandelnden<br />

sozioökonomischem Umfeld bieten Szenario-Methoden<br />

ein enormes Potential gegenüber traditioneller Masterplanung<br />

für den strategischen Städtebau. Diesem neuen<br />

Feld in der Disziplin fehlen jedoch bisher Definitionen,<br />

Standards, Prozeduren und ein grundlegendes Verständnis<br />

von Chancen und Risiken. Das Forschungsprojekt versucht<br />

nachzuweisen, dass Szenario-Methoden die Disziplin<br />

Städtebau seit ihrer Einführung in den 1980er Jahren<br />

grundlegend verändert haben. Das Ziel der Arbeit ist ein<br />

Überblick über Szenario-Werkzeuge, eine Definition<br />

und Typologie erprobter Methoden, eine Evaluation ihrer<br />

Wirksamkeit sowie eine Kontextualisierung von Szenario-<br />

Projekten in den laufenden Diskussionen über unsere<br />

gemeinsame Zukunft.<br />

224<br />

The City as Brand<br />

Framing a Strategic Urban Device: the Role of Branding in the<br />

Transformation of Baltimore, Bilbao and <strong>Zurich</strong><br />

Throughout the last decades there has been a growing<br />

awareness of cities’ role as engine of growth and innovation<br />

in Europe and therefore, a growing willingness to<br />

develop strategies for their renewal and revitalization.<br />

On the other hand, the global economy forces cities and<br />

regions to compete internationally for shares in global<br />

capital and knowledge. Efforts thus are made to link urban<br />

development to the development of performance and<br />

competitive advantage. Attractive urban spaces are created<br />

and the urban environment improved in order to attract<br />

companies, skilled workers and visitors. The entrepreneurial<br />

city increasingly constituted of images and representations<br />

is guided by regimes of branding that parallel and<br />

affect the urban transformation. The effects become<br />

manifest in the experience of the built environment.<br />

Selected case studies analyze the role of branding in<br />

the development of the city. Based on the respective<br />

case studies, the study sought to map regimes of urban<br />

branding that transformed the urban landscape and<br />

to trace their implications for the built environment. The<br />

case studies comprise Baltimore, Bilbao and <strong>Zurich</strong>,<br />

cities that have undergone extensive image transformations,<br />

either through a shaping or re-shaping of their respective<br />

image.<br />

Urban Design Scenarios<br />

Urban design needs to redefine its long-term horizon to<br />

contribute to a sustainable development of our habitat.<br />

If the discipline wants to reestablish its key role in thinking<br />

about the future of our cities, a role it held over<br />

centuries in the tradition of ideal cities and utopian projects,<br />

a thorough understanding of the relevant tools<br />

and instruments is necessary and a prerequisite for the<br />

development of new ones. Only if urban design not<br />

only accepts but also incorporates the ‘wicked problems’<br />

of complexity, uncertainty and the long view can it<br />

overcome its current crisis and the threat of irrelevance<br />

for forthcoming major decision-making processes that<br />

today’s societies face. For strategic urban designers faced<br />

with the challenge of rapid urbanization worldwide<br />

and the ever-increasing demands for sustainable cities in<br />

fast changing socioeconomic environments, scenario<br />

methods hold an enormous potential over traditional<br />

masterplanning. Still a new field in the profession,<br />

it lacks standard definitions, procedures and a thorough<br />

understanding of potentials and pitfalls. This research<br />

will argue that scenario methods have altered the urban<br />

design discipline ever since their introduction in the<br />

1980s, even if they have been largely not well understood.<br />

The aim is to provide an overview over scenario tools,<br />

a definition and a typology of proven methods, an impact<br />

assessment and a contextualization of scenario projects<br />

in the ongoing debate on our common future.


Dissertation und Publikation<br />

Alexander Lehnerer<br />

010 Publishers, Rotterdam<br />

Mit Unterstützung<br />

des Stimuleringsfonds<br />

voor Architectuur,<br />

The Netherlands<br />

The Rules of the Game<br />

Publikation<br />

Kerstin Höger<br />

Kees Christiaanse (Hg.)<br />

gta Verlag, <strong>Zürich</strong><br />

Mit Beiträgen von<br />

Edzo Bindels<br />

Kees Christiaanse<br />

Janne Corneil<br />

Andrea Deplazes<br />

Gunter Henn<br />

Kerstin Hoeger<br />

Edo Hofland<br />

Vittorio Magnago<br />

Lampugnani<br />

Wilhelm Natrup<br />

Werner Oechslin<br />

Philip Parsons<br />

Gerhard Schmitt<br />

Remo Steinmetz<br />

Zhu Wenyi<br />

Riken Yamamoto<br />

Art Zaaijer<br />

www.campusdesign.ethz.ch<br />

RemoteControl CityGuide<br />

Es gibt Bücher über grosse Städte, grossartige Strassen, …<br />

Bücher über grosse Architekten. Hier haben wir ein Buch<br />

über grosse Regeln!<br />

Städtebauliche Regeln werden kaum aus entwerferischer<br />

Perspektive betrachtet. Das Feld wird allzu oft<br />

Juristen, Stadtverwaltungen und Politikern überlassen. Zeitgenössische<br />

Forschung vernachlässigt die Tatsache,<br />

dass es sich bei Bau- und Zonenordnungen um eine der<br />

wenigen, überaus kraftvollen Instrumente des Städtebaus<br />

handelt. Um diese Lücke zu schliessen und daraus eine<br />

geeignete entwurfsorientierte Perspektive zu schaffen, diskutiert<br />

die Publikation eine Auswahl an urbanen Regeln.<br />

Was sind deren Auswirkungen und auf welche Art<br />

und Weise sind sie in der Lage, zwischen öffentlichen und<br />

privaten Interessen zu vermitteln. Dabei arbeiten wir<br />

heraus, inwieweit sich Kontrolle regel(ge)recht justieren<br />

lässt: «müssen» oder «nicht-dürfen» wird durch «können»,<br />

«sollen», «dürfen» und schlussendlich durch «Wenn-dann-<br />

Beziehungen» ergänzt.<br />

Die vorherrschende Meinung, Regeln seien blosse<br />

Restriktionen, hindert den Entwerfer zu erkennen,<br />

wie gut sich Regeln eignen, planerische Ungewissheit und<br />

Spielräume in städtebauliche Projekte zu integrieren.<br />

Die Publikation argumentiert, dass Regeln im Gegensatz<br />

zu Plänen in der Lage sind, Bewegungsraum für alle<br />

Projektbeteiligten zu schaffen.<br />

Pläne simuliert man – Regeln muss man spielen.<br />

Campus and the City<br />

In «Campus and the City» präsentieren und kommentieren<br />

namhafte Experten anhand internationaler Beispiele<br />

zeitgenössische Trends im Campus-Design. Betrachtungen<br />

zu dreissig ausgewählten Campusprojekten – seien dies<br />

suburbane oder innerstädtische Hochschulanlagen, Technologieparks<br />

oder Konzernzentralen – geben Aufschluss<br />

über mögliche zukünftige Entwicklungen mit Bezug zu<br />

deren spezifischen urbanen Kontext.<br />

Die derzeitige Restrukturierung veralteter Campusanlagen<br />

aus der Nachkriegszeit sowie die Errichtung<br />

neuer Universitäten, Firmenstandorte und Wissens-Cluster,<br />

vor allem in den aufstrebenden asiatischen Ländern<br />

erfordern neuartige Denkansätze und eine klare Vision<br />

struktureller und programmatischer Zusammenhänge.<br />

Firmen gleichermassen wie wissenschaftliche Institutionen<br />

suchen dabei zunehmend nach räumlichen Strategien,<br />

die Innovationen und Synergien in ihren Forschungszentren<br />

fördern, indem sie sich auf vorhandene Potentiale<br />

ihres Umfeldes abstützen und diese weiterentwickeln.<br />

Das Buch behandelt wichtige Aspekte neuer Konzeptionen<br />

und Modelle des Campus: von städtebaulichen<br />

Strukturen, die den internen Wissenstransfer und<br />

die soziale Interaktion unterstützen, bis hin zu verschiedenen<br />

Typen urbaner Strategien, die zum Ziel haben,<br />

nachhaltige Wissens- und Lernzentren zu schaffen und<br />

flexibel auf die sich ständig veränderten Bedürfnisse der<br />

Gesellschaft reagieren können.<br />

225<br />

RemoteControl CityGuide<br />

There are books about great cities, great streets, … great<br />

architects. We’ll do a book on great codes.<br />

Urban codes have rarely been discussed from a design<br />

point of view but have mainly been left to city administrations,<br />

politicians, and lawyers. Contemporary urban<br />

discourse continuously neglects the reality that building<br />

or zoning codes are one of the most powerful instruments<br />

in shaping our cityscapes. To offer an adequate perspective,<br />

the book will discuss the application and<br />

repercussions of rules and codes as tools to mediate between<br />

individual and public interests in our cities. We<br />

will therefore be able to demonstrate how the degree of<br />

applied control can gradually be adjusted by codes:<br />

‘Must’ or ‘must not’ will be supplemented by ‘may’, ‘should’,<br />

‘can’ and finally ‘if, then’.<br />

Indeed, the prevalent opinion that rules embody mere<br />

restrictions often hinders designers from realizing the<br />

enormous potential of codes to incorporate uncertainty<br />

and latitude in urban design projects. The book will<br />

argue that codes, not plans, create room for all of an urban<br />

project’s stakeholders to maneuver. Plans can only<br />

be simulated – codes need to be played. There are some<br />

urban design offices that already use codes in this<br />

sense in urban projects. The book will complement and<br />

assist this practical<br />

Campus and the City<br />

In Campus and the City, renowned experts present and<br />

comment on current trends in campus design worldwide.<br />

Details of thirty outstanding campuses – be these<br />

greenfield, inner-city, high-tech or corporate – shed<br />

light on possible future trends and on how these relate<br />

to the urban context.<br />

Restructuring outdated postwar campuses and establishing<br />

new university and commercial districts, especially<br />

in emerging Asian nations, requires fresh approaches and<br />

a clear vision of spatial and programmatic interrelationships.<br />

In addition, corporations and academic institutions<br />

alike are increasingly seeking strategies capable of encouraging<br />

innovation and synergy in their research centers,<br />

often drawing on the existing potential of their surroundings.<br />

This volume addresses important aspects of new conceptions<br />

of the campus – ranging from forms of spatial<br />

organization that promote internal knowledge transfer<br />

and social interaction to different types of urban design<br />

strategies aimed at creating sustainable centers of knowledge<br />

and learning that are responsive to society’s ever<br />

changing demands.<br />

NSL/Institut ISB Departement Architektur<br />

Kees Christiaanse


Professur für Geschichte<br />

des Städtebaus<br />

Chair of the History<br />

of Urban Design<br />

Professor<br />

Dr. Vittorio Magnago<br />

Lampugnani<br />

Assistenz<br />

Gabriela Barman-Krämer<br />

Dr. Matthias Noell<br />

Administration<br />

Cäcilia Mantegani


Website<br />

www.lampugnani.gta.<br />

arch.ethz.ch<br />

Prof. Dr. Vittorio Magnago<br />

Lampugnani<br />

Matthias Albrecht<br />

Ammann<br />

Gabriela Barman-Krämer<br />

Mit Unterstützung der<br />

Professur Geographic<br />

Information Systems and<br />

Theory of Errors,<br />

Prof. Dr. Alessandro<br />

Carosio<br />

Claudia Dolci<br />

links:<br />

Ausschnitt aus dem Blatt<br />

No. 23 des Atlas de Jacoubet,<br />

1827–1839, überzeichnet<br />

mit den Transformationsprojekten<br />

für das 1 er<br />

Arrondissement von Paris,<br />

1853, aus: Pierre Pinon,<br />

Les Plans de Paris.<br />

Histoire d’une capitale,<br />

Paris 2004<br />

Stanislav Poljak<br />

Forschung Research<br />

Vergleichende Darstellung und Analyse historischer<br />

Stadtentwicklungsprozesse<br />

Im Projekt werden ausgewählte Entwurfsstrategien von<br />

Planern (Architekten, Städtebauern) und ihre Auswirkung<br />

auf die Architektur der Stadt untersucht. Das Ziel<br />

ist, durch die morphologische Studie städtischer Transformationen,<br />

städtebauliche Strategien zu definieren, die<br />

einerseits historisch verankert sind und andererseits<br />

allgemeine Gültigkeit besitzen, so dass sie auch für zeitgenössische<br />

Fragestellungen zum Städtebau interpretiert<br />

werden können.<br />

Das methodische Instrumentarium ist eine dreistufige<br />

morphologische Analyse, wodurch die strukturellen<br />

Transformationen europäischer Städte nachvollziehbar dargelegt<br />

werden: Die Analyse der Situation vor Beginn<br />

der Transformation («Ausgangssituation»), die Analyse der<br />

Entwurfsstrategie und die Analyse der Situation nach<br />

der Transformation («Endsituation»). Indem die Ausgangsund<br />

Endsituation des Transformationsprozesses einander<br />

gegenübergestellt werden, sollen sowohl die stadtstrukturellen<br />

Bedingungen der Transformation als auch<br />

ihr Ergebnis, das in seiner bekannten Form die Fallstudie<br />

als Beispiel der gelungenen Umsetzung einer Strategie<br />

qualifiziert, klar benannt und als begrenzende Parameter<br />

der Transformation anerkannt werden. Die diese<br />

beiden Situationen verbindende städtebauliche Strategie –<br />

die durch die politischen, ökonomischen und soziokulturellen<br />

Rahmenbedingungen unter Umständen ebenso<br />

geprägt worden ist wie durch die planerischen und<br />

gestalterischen Konzepte – bildet das zentrale Sujet der<br />

Analyse.<br />

Wichtigste Primärquellen für die morphologische Analyse<br />

sind die historischen Pläne. Damit ein Vergleich<br />

dieser Pläne untereinander möglich wird, werden sie in<br />

digitalisierter Form georeferenziert (Georeferenzierung =<br />

die Einordnung von Karten, Luft- oder Satellitenbildern<br />

in ein [geo]räumliches Koordinatensystem) und<br />

entzerrt. Durch die Überlagerung der im Massstab<br />

und Ausrichtung abgestimmten Endprodukte dieses Werkprozesses<br />

können städtebauliche Transformationen<br />

in ihrer Auswirkung auf das Stadtgefüge strukturiert betrachtet<br />

und die schrittweise Umsetzung der Handlungsstrategien<br />

visuell nachvollziehbar gemacht werden.<br />

Da sowohl planerische Rahmenbedingungen als auch<br />

konkrete städtebauliche Projekte zumeist mit zeichnerischen<br />

Mitteln kommuniziert werden, liegt es nahe, die<br />

Verwendung solcher Quellen methodisch zu reflektieren<br />

und historiographische Analyseinstrumente darauf zu<br />

beziehen.<br />

Der Londoner Square als strategisches Instrumentarium in der<br />

Stadtentwicklung<br />

London war schon vor dem «Great Fire» (1666) die grösste<br />

Stadt Englands und entwickelte sich in den folgenden<br />

zwei Jahrhunderten auch infolge seines starken, durch ökonomische,<br />

politische und soziale Ereignisse gesteuerten<br />

Wachstums zur Weltstadt. Für die Bebauung der Gebiete<br />

ausserhalb des mittelalterlichen Zentrums waren vorwiegend<br />

die Besitzer der Ländereien (Estates) selbst verantwortlich.<br />

Dabei konnten sie dank einer liberalen<br />

Bauordnung ihre persönlichen Wünsche und Vorlieben<br />

einbringen. Aufgrund dieser Umstände wurde die<br />

Morphologie der Stadt London massgeblich durch den<br />

227<br />

Comparative Presentation and Analysis of Urban Development<br />

Processes in History<br />

This research project investigates selected design strategies<br />

adopted by planners (architects, urban planners) and<br />

the effects of these strategies on the architecture of the<br />

city. The aim is to use a morphological study of urban<br />

transformations to define urban planning strategies<br />

which on the one hand, have historical roots and on the<br />

other, have general validity so that they can also be<br />

interpreted for the purposes of contemporary issues in<br />

urban planning.<br />

The methodological instruments used comprise a<br />

three-stage morphological analysis, which will provide a<br />

comprehensible presentation of structural transformations<br />

in European cities: an analysis of the situation before<br />

the start of the transformation (the ‘starting situation’);<br />

analysis of the design strategy; and analysis of the situation<br />

after the transformation (the ‘end situation’). The starting<br />

situation and the end situation in the transformation<br />

process will be compared with each other in order to<br />

identify clearly, and to recognize as limiting parameters<br />

for the transformation, both the urban-structural conditions<br />

for the transformation and also its outcome. The<br />

known form of the latter makes the case study the<br />

ideal method of exemplifying the successful implementation<br />

of a strategy. The urban planning strategy linking<br />

these two situations, which may in some circumstances<br />

be shaped just as much by the political, economic,<br />

and sociocultural structural conditions as by the planning<br />

and design concepts involved, will form the central<br />

subject of the analysis.<br />

The most important primary sources for the morphological<br />

analysis are historical plans. To make it possible<br />

to compare these plans with one another, they will be georeferenced<br />

in digitized form (geo-referencing is the<br />

arranging maps, aerial photographs and satellite photographs<br />

within a [geo-]spatial system of coordinates)<br />

and rectified. Superimposing the end products of this<br />

procedure, matched for scale and orientation, will<br />

make it possible to view urban planning transformations<br />

in a structured way with regard to their effects on<br />

the fabric of the city and to make the stages in which the<br />

strategies for action were implemented visually evident.<br />

As both the structural conditions for planning and<br />

also specific urban planning projects are for the most part<br />

communicated using graphic methods, it is obvious<br />

that the use of such sources requires methodological consideration<br />

and that they need to have historiographic<br />

analytical tools applied to them.<br />

The London Square as a Strategic Tool in Urban Development<br />

Even before the Great Fire (1666), London was the<br />

largest city in England, and it developed to become a<br />

world metropolis during the following two centuries<br />

due to large-scale growth driven by economic, political<br />

and social events. The owners of landed property<br />

NSL/Institut ISB Departement Architektur<br />

Vittorio Magnago Lampugnani


Vittorio Magnago Lampugnani<br />

NSL/Institut ISB Departement Architektur<br />

Tina Pujara<br />

Typus «Square» – ein von Häuserreihen gefasster und<br />

meist mit Grünräumen im Zentrum besetzter öffentlicher<br />

Raum – geprägt.<br />

Die Arbeit befasst sich mit den Hintergründen und<br />

Einflüssen, welche die Transformationen dreier ursprünglich<br />

ländlicher Estates – Grosvenor, Portland und<br />

Portman – in ein urbanes Stadtviertel lenkten. Sie erforscht<br />

unter anderem, weshalb – trotz der über zweihundert<br />

Jahre dauernden, teilweise durch politische und ökonomische<br />

Krisen beeinflussten Entwicklung der drei<br />

untersuchten Estates – schlussendlich ein strukturell<br />

homogener Stadtteil entstanden ist.<br />

Strategien zum Wiederaufbau in der Nachkriegszeit:<br />

Golden Lane und Barbican Estates in London<br />

Vor dem Zweiten Weltkrieg war das gesamte Stadtgebiet<br />

um den Golden Lane und den Barbican Estate dicht be-<br />

Transformation der Freiraumstruktur<br />

in Londons West End im<br />

18. und 19. Jahrhundert<br />

baut. In kleinen Fabriken und Ateliers wurde vorwiegend<br />

Produkte für den Juwelen- und Textilhandel produziert.<br />

Mit Ausnahme weniger Gebäude wurde die Bebauungsstruktur<br />

durch Luftangriffe komplett zerstört; hingegen<br />

blieben die Strassen und Bahnlinien weitgehend intakt.<br />

Nach dem Krieg war die Wohnungsnot innerhalb<br />

Londons gross. Deshalb entschied die Stadtverwaltung,<br />

den Golden Lane und den Barbican Estate nicht als<br />

durchmischte Geschäfts- und Industrieviertel, sondern als<br />

Wohngebiet wieder aufzubauen. Zu diesem Zweck<br />

wurde 1951 in Zusammenarbeit mit dem riba ein öffentlicher<br />

Wettbewerb für einen Gestaltungsplan des Golden<br />

228<br />

(estates) were themselves mainly responsible for building<br />

in areas outside the medieval city center. Due to liberal<br />

building regulations, they were able to act on their own<br />

personal wishes and preferences. It is thanks to these<br />

circumstances that the morphology of the city of London<br />

was decisively shaped by the ‘square’ as an architectural<br />

type – a public space surrounded by rows of houses and<br />

usually with green areas in its center.<br />

The study is concerned with the background and influences<br />

affecting the transformations of what were<br />

originally three rural estates – Grovsenor, Portland and<br />

Portman – into urban districts of the city. It investigates,<br />

among other things, how it was possible for a structurally<br />

homogeneous district to arise out of the three<br />

estates examined, despite more than two centuries of development<br />

partly influenced by political and economic<br />

crises.<br />

von links nach rechts:<br />

1720, 1746, 1834<br />

Thomas Bowles, A View of<br />

Grosvenor Square, London, 1751,<br />

aus: Todd Longstaffe-Gowan,<br />

The London Town Garden<br />

1740–1840, New Haven &<br />

London, 2001<br />

Reconstruction Strategies in the Postwar Period:<br />

Golden Lane and Barbican Estates in London<br />

Before the Second World War, the whole municipal area<br />

around the Golden Lane and Barbican Estates was<br />

densely built up. There were small factories and workshops,<br />

mainly manufacturing products for the jewelry<br />

and textile trades. With only a few exceptions, the<br />

buildings were completely destroyed in the air raids;<br />

however, the streets and railway lines remained<br />

largely intact.<br />

After the War, there was a severe housing shortage in<br />

London. The city’s administration therefore decided not<br />

to rebuild Golden Lane and the Barbican Estate as a mixed<br />

business and industrial district, but instead as a residential<br />

area. A public competition was therefore held in 1951, in


Golden Lane Estate, Aussenansicht<br />

mit Siedlungsfreiraum (Conway<br />

Collections)<br />

Lane Estate ausgeschrieben. Die eingegangenen Beiträge<br />

können drei urbanen Typen zugeordnet werden: Hohe,<br />

langgezogene Blöcke, niedrige Wohnbauten und eine<br />

Mischbauweise. Ihnen gemeinsam ist die Absicht der Verfasser,<br />

eine städtische Grosswohnanlage zu schaffen.<br />

Die Gewinner des Wettbewerbs, das Architekturbüro<br />

Chamberlin, Powell und Bon, mussten ihren Entwurf<br />

grundlegend überarbeiten. Durch die Vergrösserung des<br />

ursprünglichen Perimeters gelang ihnen eine urbane Komposition<br />

hoher und niedriger Wohnbauten, die Aussenräume<br />

mit unterschiedlichem Öffentlichkeitsgrad definieren.<br />

Heute präsentieren sich der Golden Lane und der<br />

massstäblich ebenfalls gross angelegte Barbican Estate<br />

als strukturelle Ausnahmen innerhalb des ansonsten auf<br />

dem historischen «Fussabdruck» wiederaufgebauten<br />

Stadtviertels.<br />

Vorträge<br />

–Tagung: Neue Urbanität,<br />

Deutsches Architekturmuseum<br />

Frankfurt, 22. Februar 2007,<br />

Referent: Vittorio Magnago<br />

Lampugnani, Vortrag: Basel.<br />

Ein Campus des Wissens<br />

wie ein Stadtquartier<br />

–Stadtforum BTV, Innsbruck,<br />

11. Dezember 2007, Referent:<br />

Vittorio Magnago Lampugnani,<br />

Vortrag: Aufregung, Anregung,<br />

Gelassenheit. Überlegungen<br />

zu einer zeitgenössischen städtebaulichen<br />

Disziplin.<br />

–CAS «Innerörtliche Hauptstrassen<br />

als Stadträume gestalten», Zürcher<br />

Hochschule für Angewandte<br />

Wissenschaften, Winterthur,<br />

7. März 2008, Referentin: Gabriela<br />

Barman-Krämer, Vortrag:<br />

Stadtstrasse, Landstrasse oder<br />

Boulevard? Gestaltungsstrategien<br />

für suburbane Strassenräume<br />

229<br />

collaboration with riba, to produce a structural plan<br />

for Golden Lane Estate. The projects that were submitted<br />

can be classified into three urban types: tall, extended<br />

blocks, low residential buildings, and mixed architectural<br />

styles. Common to them all is a desire on the part of<br />

the designers to create a large-scale urban residential area.<br />

The winners of the competition, the architectural practice<br />

of Chamberlin, Powell and Bon, had to revise<br />

their design fundamentally. Thanks to the enlargement<br />

of the original perimeter, they succeeded in producing<br />

an urban composition using both tall and low residential<br />

buildings, which define exterior spaces that are public<br />

to varying degrees. Today, Golden Lane and the equally<br />

large-scale Barbican Estate appear as structural exceptions<br />

within the district, which was otherwise rebuilt on<br />

its original historical contours.<br />

Publikationen (Auswahl)<br />

–Vittorio Magnago Lampugnani,<br />

Novartis Campus, Basel. A<br />

Project for a Site of Knowledge,<br />

in: Campus and the City.<br />

Urban Design for the Knowledge<br />

Society, <strong>Zürich</strong>, gta-Verlag,<br />

2007, S. 154–169<br />

–Vittorio Magnago Lampugnani,<br />

Die Stadt ist tot. Es lebe<br />

die Stadt, in: Werkbundsiedlung<br />

Wiesenfeld. Werkbundtage 3:<br />

Stadtvisionen, München,<br />

Deutscher Werkbund Bayern,<br />

2007, S. 71‒87<br />

–Anne Brandl, Gabriela Barman-<br />

Krämer, Patric Unruh,<br />

Gestaltungsstrategien für den<br />

suburbanen Raum. Wissenschaftliche<br />

Annäherung an seine<br />

stadträumlichen Qualitäten<br />

und Potenziale, in: disp, No. 168,<br />

1/2007, S. 44–55<br />

von links nach rechts:<br />

Typus 1: Hochhausbebauung,<br />

Architekten: Walter W. Fisk und<br />

Sidney H. Fisk<br />

Typus 2: Niedrige Wohnbauten,<br />

Architekten: Alison und Peter<br />

Smithson<br />

Typus 3: Mischbauweise,<br />

Architekten: Chamberlin, Powell<br />

und Bon (ausgeführtes Projekt)<br />

Öffentlichkeitsarbeit (Auswahl)<br />

–Vittorio Magnago Lampugnani,<br />

08/15 Städtebau, Teilnahme<br />

an der Diskussion zur Stadt der<br />

Gegenwart. Schweizerisches<br />

Architektur Museum, Basel,<br />

25.1.2007<br />

–Vittorio Magnago Lampugnani,<br />

Es wird eng, Interview mit Daniel<br />

Weber, in: Das Dorf. Zum<br />

Beispiel Weisslingen zh, nzz<br />

Folio, <strong>Zürich</strong>, Mai 2007,<br />

S. 18‒23<br />

–Vittorio Magnago Lampugnani,<br />

New Urbanism, Interview<br />

mit Rajan Autze in: Sendung<br />

Kulturplatz, Schweizer Fernsehen<br />

(SF1), 2.1.2008<br />

–Vittorio Magnago Lampugnani,<br />

Die ideale Stadt gibt es nicht,<br />

Interview mit Harald Willenbrock,<br />

in: Das Magazin, Nr. 3,<br />

19.– 25.1.2008, S. 30–37<br />

–Gabriela Barman-Krämer, Handbuch<br />

zum Stadtrand, Interview<br />

mit Karin Salm, in: Sendung<br />

drs2 aktuell, 29.6.2007<br />

NSL/Institut ISB Departement Architektur<br />

Vittorio Magnago Lampugnani


Institut für Landschaftsarchitektur<br />

(ila)<br />

Professur für Landschaftsarchitektur<br />

Prof. Christophe Girot<br />

Gastprofessor Sébastien Marot<br />

Professur für Landschaftsarchitektur<br />

Prof. Günther Vogt<br />

Institute for Landscape<br />

Architecture (ila)<br />

Chair of Landscape<br />

Architecture<br />

Chair of Landscape<br />

Architecture


Das Institut für Landschaftsarchitektur (ila) versteht sich<br />

als neue akademische Forschungs- und Lehrplattform<br />

an der eth. Lehre und Forschung bauen einerseits auf<br />

klassischen, analytischen Methoden auf, andererseits<br />

leiten sie sich aus angewandten Entwurfsmethoden ab. Das<br />

Institut gehört zum Departement Architektur an der<br />

eth, zudem ist es Teil der multidisziplinären Forschungsund<br />

Lehrplattform des Netzwerks Stadt und Landschaft<br />

nsl. Innerhalb des nsl konzentrieren sich die Aktivitäten<br />

des ila auf die Rolle und die Potentiale der Landschaftsarchitektur<br />

in der aktuellen Debatte über sowohl öffentliche<br />

als auch private Freiräume.<br />

Die Arbeiten am ila lassen sich in drei Lehr- und<br />

Forschungsschwerpunkte unterteilen:<br />

Zum einen befasst sich das Institut mit der Geschichte<br />

und einer kritischen Theorie der Landschaftsarchitektur<br />

des 20. Jahrhunderts. Die Forschungsschwerpunkte sind<br />

sowohl im Entwurf als auch in der Theorie und Geschichte<br />

der Landschaftsarchitektur und in der Analyse<br />

und Darstellung und medialen Vermittlung von Landschaftsarchitektur<br />

angesiedelt.<br />

Zweiter Schwerpunkt ist die Suche nach einer innovativen<br />

visuellen Analyse und kognitiven Darstellung<br />

von Landschaft mittels neuer Medien. Hier liegt ein<br />

Schwerpunkt auf digitaler Videotechnologie.<br />

Landschaftsarchitektonisches Entwerfen und Bauen<br />

ist der dritte Schwerpunkt der Arbeiten am Institut.<br />

Grossmassstäbliche Infrastrukturanlagen für Städte und<br />

ihre Peripherien sind genauso Entwurfsaufgaben wie<br />

auch das Projektieren kleinmassstäblicher Freiräume in<br />

einem urbanen Kontext oder privater Gärten. Stehen<br />

bei ersteren der Umgang mit Topographie und systematisches<br />

Denken im Vordergrund, liegt bei der Projektierung<br />

kleinerer Freiräume das Hauptgewicht auf<br />

dem Umgang mit ästhetischen Kategorien.<br />

In allen Bereichen richtet sich der Betrachtungsperimeter<br />

des ila sowohl auf den Garten und den Park<br />

als auch auf die Stadtlandschaft und ihre Peripherie.<br />

Die Arbeiten am Institut verstehen sich als ein Beitrag<br />

sowohl zur Geschichte der Landschaftsarchitektur als<br />

auch zu den massgebenden Debatten um die Entwicklung<br />

von Grundlagen für eine ästhetisch und kulturell<br />

anspruchsvolle Gestaltung unserer städtischen Umwelt.<br />

Ziel ist es, die Basis für ein neues Verständnis<br />

der Entwicklungen und Charakteristika zu legen, die zur<br />

Bewahrung der Kultur- und Stadtlandschaft, einerseits,<br />

und zur Entwicklung zeitgenössischer Konzepte speziell<br />

für die Schweiz, andererseits, beitragen wird.<br />

Zum ila gehören zwei Professuren, Professur<br />

Christophe Girot und Professur Günther Vogt, sowie die<br />

Gastprofessur von Sébastien Marot. Als weiterführende<br />

Ausbildung gibt es auch die Möglichkeit, ein einjähriges<br />

Masterstudium in englischer Sprache (mas la) zu belegen.<br />

Prof. Christophe Girot<br />

Vorsteher<br />

231<br />

The Institute of Landscape Architecture (ila) is a new<br />

academic research and teaching platform at the eth.<br />

Teaching and research are based on both classical analytical<br />

methods as well as experimental inductive design<br />

methods. The Institute is part of the Department of<br />

Architecture at the eth. It is also part of a multidisciplinary<br />

research and teaching platform called Network<br />

City and Landscape (nsl). Within the nsl, the activities<br />

of the institute focus on the role of landscape architecture<br />

within both public and private open spaces.<br />

Work at the ila is divided into three main areas of<br />

teaching and research:<br />

The first area focuses on the history and critical theory<br />

of 20th-century landscape architecture. Main research<br />

topics encompass not only design but also the theory and<br />

history of landscape architecture.<br />

The second area focuses on innovative visual analysis,<br />

rendering, and cognitive representation of landscape<br />

architecture through media. Particular emphasis is given<br />

to visualization through the use of digital video technology.<br />

The third area of teaching and research focuses on<br />

landscape architectural design and construction, especially<br />

within the context of large-scale landscape projects for<br />

cities and their peripheries. This area is also complemented<br />

by assignments on small-scale open space designs and<br />

private gardens. While the emphasis of the former is on<br />

topology and systemic thinking, smaller scale designs<br />

include the added dimensions of contemporary aesthetic<br />

and stylistic issues.<br />

In all three areas, the scale of work at the ila extends<br />

from the garden to the entire urban landscape and its<br />

periphery. Projects developed at the institute contribute<br />

to the history of landscape architecture as well as to<br />

decisive debates on the development of urban environments<br />

of high ecological and cultural quality.<br />

The goal of this institute is to lay the foundations for<br />

a new understanding of environmental design. This<br />

will contribute, on the one hand, to the improvement of<br />

the cultural landscape in general and, on the other hand,<br />

to the development of contemporary concepts specific<br />

to the Swiss context.<br />

The ila has two Chairs, Prof. Christophe Girot and<br />

Prof. Günther Vogt, as well as Guest Professor Sébastien<br />

Marot. In addition, it offers a one-year postgraduate<br />

program in English with a Masters of Advanced Studies<br />

in Landscape Architecture (mas la).<br />

Prof. Christophe Girot<br />

Head<br />

NSL/Institut ILA Departement Architektur


Professur für<br />

Landschaftsarchitektur<br />

Chair of Landscape<br />

Architecture<br />

Professor<br />

Christophe Girot<br />

Gastprofessor<br />

Sébastien Marot<br />

Assistenz<br />

Isabelle Duner<br />

Susanne Hofer<br />

Alexandre Kapellos<br />

Claudia Moll<br />

Frédéric Rossano<br />

Dr. Johannes Stoffler<br />

Pascal Werner<br />

Sandro Balliana<br />

Forschung<br />

Annemarie Bucher<br />

Anne Devaux<br />

Anette Freytag<br />

Sibylle Hoiman<br />

Maya Kohte<br />

Fred Truniger<br />

Sabine Wolf


Website<br />

www.girot.arch.ethz.ch<br />

Media Lab, Landscape<br />

Video, «Glatt Stories»,<br />

HS 2007, Videostills aus<br />

«ohne Titel» von Boris Buzek<br />

und Luca Camponovo<br />

Lehre Teaching<br />

Die Professur für Landschaftsarchitektur von Professor<br />

Christophe Girot ist in drei Arbeitsbereichen organisiert:<br />

Design Lab, Media Lab und Theorie Lab.<br />

Design Lab<br />

Das Entwurfsstudio befasst sich mit der sich wandelnden<br />

Fluss- und Seenlandschaft der Schweiz. Mittels einer<br />

Entwurfsmethode, die traditionelle Landschaftsgestaltung<br />

mit fortschrittlichen cnc-Modellbautechniken kombiniert,<br />

werden dynamische Landschaftsprojekte an der Schnittstelle<br />

zwischen Fluss und Stadt entwickelt. Die Visionen<br />

des Entwurfssemesters werden in vertiefenden Wahlfacharbeiten<br />

konkretisiert. Sowohl diese Methode als auch<br />

modulare Kurzübungen zu landschaftsarchitektonischen<br />

Themen wie Topographie oder Vegetation werden bei einer<br />

integrierten Zusammenarbeit mit anderen Professuren<br />

auf das jeweilige Entwurfsprojekt angewandt.<br />

Media Lab<br />

Über das Medium Video lernen die TeilnehmerInnen dieses<br />

Wahlfachs die Konventionen der Wahrnehmung von<br />

Landschaft zu hinterfragen. Die Videokamera dient ihnen<br />

dabei als Werkzeug für diese Reflexion. Das Verständnis<br />

von Projektionen ausgewählter Landschaftsräume bildet die<br />

Basis der adäquaten Darstellung der Landschaft und der<br />

mit ihr zusammenhängenden Entwurfsarbeit.<br />

Die Studierenden erarbeiteten in vier Übungen ein<br />

Instrumentarium zur Erfassung von Raum und Landschaft.<br />

Über Kamera- und Schnittarbeit sowie die Vertiefung<br />

in Form einer Wahlfacharbeit entstanden im<br />

hs 2007 kurze Video-Essays über das Glatttal zwischen<br />

Greifensee und Flughafen Kloten.<br />

Während der Seminarwoche wurden im Oktober<br />

2007 in einem Videoworkshop mit verschiedenen Filmemachern<br />

kurze Videoskizzen in <strong>Zürich</strong> zum Thema<br />

«MyPlace.<strong>Zürich</strong>» produziert.<br />

Theorie Lab<br />

Die Vorlesungsreihen «Geschichte und Theorie der Gartenkunst<br />

und Landschaftsarchitektur» (Landschaftsarchitektur<br />

i, Architektur vii) und «Theorie und Entwurf in<br />

der zeitgenössischen Landschaftsarchitektur» (Landschaftsarchitektur<br />

ii) behandeln die Entwicklungsgeschichte<br />

gestalteter Natur, von den Anfängen der Kulturlandschaft<br />

und des Gartens bis hin zur zeitgenössischen Landschaftsarchitektur.<br />

Das Wahlfach «Landschaft und<br />

Theorie» ist als Seminar organisiert und untersucht den<br />

fortschreitenden konzeptionellen Wandel des Naturverständnisses<br />

anhand von Texten und konkreter Parkund<br />

Gartengestaltungen. Das Wahlfach möchte zu<br />

einem reflektierten Entwurfsverständnis in der Landschaftsarchitektur<br />

anregen.<br />

Publikationsreihe «Pamphlet»<br />

Die Schriftenreihe mit dem Titel «Pamphlet» veröffentlicht<br />

regelmässig die Ergebnisse aus Forschung und Lehre<br />

der Professur Girot. Ziel ist es, diese Ergebnisse festzuhalten,<br />

einem interessierten Publikum zur Verfügung zu<br />

stellen und einen Beitrag zu einer fachlichen Diskussion<br />

zu leisten.<br />

233<br />

The Chair of Landscape Architecture of Professor<br />

Christophe Girot is organized into three areas: Design<br />

Lab, Media Lab and Theory Lab.<br />

Design Lab<br />

The Design Lab is currently working on the changing<br />

river landscape in Switzerland. Using a design method that<br />

combines traditional landscape design with advanced<br />

cnc modeling technology, the students develop dynamic<br />

landscape projects at the interface between wild<br />

mountain watercourses and the city. The visions generated<br />

during the design semester are concretized in more<br />

detailed investigations in elective projects. Both this<br />

method and short modular exercises on subjects<br />

in landscape architecture, such as topography and vegetation,<br />

are applied to the design projects in integrated<br />

collaboration with other Chairs.<br />

Media Lab<br />

Students taking this elective learn to question conventions<br />

on the perception of landscape through video. The video<br />

camera serves as the tool for this reflection. An understanding<br />

of projections existing within chosen landscape<br />

spaces forms the basis of informed depictions of<br />

the landscape and how design work can influence them.<br />

Students developed a set of instruments over four<br />

exercises to capture the qualities of space and landscape.<br />

Using camera and editing techniques as well as more in<br />

depth investigation through an elective project, during the<br />

fall semester 2007 the students created short video<br />

essays on the Glatt Valley between Lake Greifensee and<br />

Kloten Airport.<br />

During a video workshop, which took place during<br />

the seminar week in October 2007, various filmmakers<br />

created short video sketches in <strong>Zurich</strong> based on the<br />

theme ‘MyPlace.<strong>Zurich</strong>’.<br />

Theory Lab<br />

The two lecture series ‘History and Theory of Garden<br />

Design and Landscape Architecture’ (Landschaftsarchitektur<br />

i, Architektur vii) and ‘Theory and Design in<br />

Contemporary Landscape Architecture’ (Landschaftsarchitektur<br />

ii) deal with the history of the development<br />

of designed nature from the beginnings of cultural<br />

landscapes and gardens to contemporary landscape architecture.<br />

The elective course ‘Landscape and Theory’<br />

is organized as a seminar and investigates continuing conceptual<br />

changes in the idea of nature by means of<br />

concrete examples of park and garden designs. It aims to<br />

encourage a thoughtful understanding of design in<br />

landscape architecture.<br />

‘Pamphlet’ Series<br />

‘Pamphlet’ is the title of a publication series that regularly<br />

publishes the results of teaching and research at the<br />

Chair of Professor Girot. The aim is to record findings,<br />

make them available to interested readers, and contribute<br />

to contemporary professional discourse.<br />

NSL/Institut ILA Departement Architektur<br />

Christophe Girot


Christophe Girot<br />

NSL/Institut ILA Departement Architektur<br />

Abgeschlossene<br />

Dissertation<br />

Johannes Stoffler<br />

Professor<br />

Christophe Girot<br />

Korreferent<br />

Prof. Dr. Udo Weilacher,<br />

Universität Hannover<br />

Abgeschlossene<br />

Dissertation<br />

Annemarie Bucher<br />

Professor<br />

Christophe Girot<br />

Korreferent<br />

Prof. em. Georg Mörsch,<br />

<strong>Zürich</strong><br />

Forschung Research<br />

Die Forschungsschwerpunkte der Professur für Landschaftsarchitektur<br />

von Professor Christophe Girot orientieren<br />

sich an der Organisationsstruktur des in drei Bereiche gegliederten<br />

Lehrstuhls: Theorie, Entwurf, Medien.<br />

Im Bereich der Theoriebildung setzen sich die Forschungsarbeiten<br />

mit der schweizerischen Landschaftsarchitektur<br />

des 20. Jahrhunderts auseinander. In Monographien<br />

über herausragende Landschaftsarchitekten und<br />

Überblicksdarstellungen werden die Gestaltungstendenzen<br />

und deren ideelle Hintergründe aufgearbeitet.<br />

Die Entwurfsforschung befasst sich mit der Entwicklung<br />

einer Methodik für das Entwerfen grossräumiger Landschaften.<br />

Sie soll die unterschiedlichen Ansprüche des<br />

beschleunigten Wandels unserer Umwelt integrieren und<br />

neue Gestaltungsansätze für Landschaften formulieren.<br />

Der Bereich Medien beschäftigt sich mit der zeitgenössischen<br />

Repräsentation urbaner Landschaft. Die<br />

Rezeption dieser Landschaft beruht massgeblich auf den<br />

verschiedenen Formen der medialen Darstellung, die<br />

sich im vergangenen Jahrhundert grundlegend verändert<br />

hat. Der Stellenwert des bewegten Bildes für die gesellschaftlichen<br />

Sichtweisen der Landschaft ist der Schwerpunkt<br />

der Forschung.<br />

Gustav Ammann (1885 – 1955). Landschaften der Moderne in<br />

der Schweiz<br />

Der Zürcher Gartenarchitekt Gustav Ammann gilt als<br />

Schlüsselfigur der Garten- und Landschaftsarchitektur der<br />

Schweiz in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sein<br />

Werk umfasst schweizweit über 1700 Projekte sowie rund<br />

230 Publikationen. Es portraitiert ihn als begabten<br />

Gestalter und kritischen Diskussionsführer seines Berufsstandes.<br />

Ammanns Schaffen reicht vom Architekturgarten<br />

der Kunstgewerbereform bis hin zu den fliessenden<br />

Grünflächen des «organischen» Städtebaus der 1950er<br />

Jahre. Auf dem Höhepunkt seiner Karriere wurde ihm die<br />

gärtnerische Leitung der Schweizerischen Landesausstellung<br />

1939 übertragen. Fortschritt und Konservativismus<br />

sind in Ammanns Werk untrennbar miteinander verbunden.<br />

Seine Offenheit für Neues machte ihn zum bevorzugten<br />

Projektpartner zahlreicher bedeutender<br />

Architekten der Moderne in der Schweiz. In <strong>Zürich</strong> entwarf<br />

er beispielsweise die Gärten der Werkbundsiedlung<br />

Neubühl, konzipierte mit Max Ernst Haefeli und Werner<br />

Max Moser das Freibad Allenmoos und gestaltete mit<br />

Robert Winkler den Wohlfahrtsgarten der Firma Bührle<br />

in Oerlikon, den heutigen Gustav-Ammann-Park.<br />

Natur ausstellen<br />

Gartenausstellungen haben sich von lokalen und wirtschaftlich<br />

orientierten Gewerbeausstellungen zu kulturellen<br />

Institutionen entwickelt, die das gesellschaftliche Naturverständnis<br />

reflektieren und diskutieren.<br />

Die Geschichte der Schweizer Gartenkunst und Landschaftsarchitektur<br />

im 20. Jahrhundert ist mitgeprägt<br />

von zwei nationalen Gartenbauausstellungen: der g59 in<br />

<strong>Zürich</strong> und der Grün 80 in Basel. Sie markieren im<br />

Abstand von rund zwanzig Jahren zwei unterschiedliche<br />

Epochen des Naturverständnisses, was sich paradig-<br />

234<br />

The main research topics at the Chair of Landscape<br />

Architecture of Professor Christophe Girot are oriented<br />

on the organizational structure of the three areas taught<br />

at the Chair: Theory, Design, and Media.<br />

In the Theory area, research projects engage with<br />

20th-century Swiss landscape architecture. The resulting<br />

survey studies and monographs on outstanding landscape<br />

architects present the design trends and the ideals<br />

behind them.<br />

The research is focused on developing methods for<br />

designing large-scale landscapes. These should integrate<br />

the diverse demands of accelerated change in our<br />

environment and formulate new design approaches for<br />

landscapes.<br />

Research in the Media area addresses the contemporary<br />

representation of urban landscape. The reception<br />

of this landscape depends largely on the manner in which<br />

it is represented through various media. These have undergone<br />

fundamental change over the last century. The<br />

focus of research is on the relative value of the moving<br />

image for the way today’s society perceives landscape.<br />

Gustav Ammann (1885 – 1955). Landscapes of the Modern Era<br />

in Switzerland<br />

Gustav Ammann, a garden architect practicing in <strong>Zurich</strong>,<br />

is regarded as the key figure in garden and landscape<br />

architecture in Switzerland during the first half of the<br />

20th century. His work includes over 1700 projects<br />

throughout Switzerland as well as around 230 publications.<br />

It portrays him as a gifted designer and critical leader of<br />

discourse within his profession. Ammann’s work stretches<br />

from the architecture garden of the Kunstgewerbereform<br />

movement to the flowing green expanses of ‘organic’<br />

urban design in the 1950s. At the acme of his career, he<br />

was given the responsibility for the gardens and landscape<br />

of the Swiss exposition in 1939. Contemporary advancement<br />

and conservative strains are inextricably<br />

intertwined in Ammann’s work.<br />

Ammann’s openness for the new made him the project<br />

partner of choice for numerous distinguished Swiss<br />

architects of the Modern Era. In <strong>Zurich</strong>, for example, he<br />

designed the gardens of the Werkbund residential<br />

development Neubühl, as well as the outdoor public baths<br />

Freibad Allenmoos with Max Ernst Haefeli and Werner<br />

Max Moser and Freibad Letzigraben with Max Frisch. In<br />

addition, Ammann designed the landscape for the residential<br />

development Heiligfeld for Albert Heinrich Steiner,<br />

where <strong>Zurich</strong>’s first high-rise buildings in still stand today<br />

and, with Robert Winkler, was responsible for the company<br />

garden of Bührle in Oerlikon, today known as Gustav<br />

Ammann Park. This research recognizes Ammann’s oeuvre<br />

in the context of his time and offers new approaches for<br />

reassessing garden design between 1930 and 1955.<br />

Nature on Display<br />

Garden expositions have developed from local and<br />

economically oriented trade fairs to cultural institutions,<br />

which reflect and discuss an overriding social understanding<br />

of nature.<br />

The history of Swiss garden design and landscape<br />

architecture in the 20th century has been influenced by<br />

two national garden expositions: the g59 in <strong>Zurich</strong>


Abgeschlossene<br />

Dissertation<br />

Fred Truniger<br />

Professor<br />

Christophe Girot<br />

Korreferent<br />

Prof. em. Christine Noll<br />

Brinckmann, Universität<br />

<strong>Zürich</strong><br />

Stills aus dem Video<br />

«LOST BOOK FOUND»<br />

von Jem Cohen, USA 1996<br />

Laufende Dissertationen<br />

–Anette Freytag, Grau und Grün.<br />

Dieter Kienasts Beitrag zur<br />

Landschaftsarchitektur. Wissenschaftlicher<br />

Leiter: Prof. Christophe<br />

Girot, Koreferent: Prof. em. Arthur<br />

Rüegg, <strong>Zürich</strong><br />

–Maya Kohte, Landschaftsarchitektur<br />

in Schweizer Agglomerationslandschaften.Forschungs-<br />

matisch auf die Naturgestaltung ausgewirkt hat. Während<br />

die g59 – auch als «Blumenlandi» in Erinnerung geblieben –<br />

eine Gartengestaltung im Geist der Moderne vertrat, wandte<br />

sich die Grün 80 – die Landesausstellung der Natur –<br />

einem konzeptuellen Naturumgang zu, der auf der Basis<br />

von Ökologie und vor dem Hintergrund massiver Umweltkatastrophen<br />

und naturschützerischer Bestrebungen<br />

ganz andere Naturbilder hervorbrachte.<br />

Die Arbeit untersucht die beiden nationalen schweizerischen<br />

Gartenschauen vor dem Hintergrund des<br />

Mediums Ausstellung und der gesellschaftlichen und<br />

gestalterischen Produktion von Naturbildern.<br />

Filmische Landvermessung. Darstellungen der zeitgenössischen<br />

Landschaft im Film<br />

Landschaften zu vermessen ist eigentlich Sache der Geometer.<br />

Vermessen kann heissen, die Niveauunterschiede<br />

zwischen zwei Punkten in einem Plan festzuhalten, aber<br />

im übertragenen Sinne auch danach zu fragen, was<br />

die Landschaft der Gesellschaft bedeutet und wie sie sich<br />

dem wertenden Auge präsentiert.<br />

Die Forschungsarbeit «Filmische Landvermessung» ist<br />

eine transdisziplinäre, mit dem Instrumentarium der<br />

Phänomenologie argumentierende Studie zur filmischen<br />

Repräsentation der alltäglichen Landschaft. Sie geht<br />

davon aus, dass das Medium heute die gesellschaftliche<br />

Haltung zur Landschaft auf vielfältigste Weise beeinflusst<br />

und an der Produktion von Weltbildern beteiligt ist.<br />

Sie analysiert den Film daher nicht allein als Abbildungsmittel<br />

und stellt die Parameter des filmischen Blicks<br />

vor. Vielmehr weist sie darüber hinaus auf den Nutzen<br />

für die Landschaftstheorie hin, wenn diese sich der<br />

medialen Repräsentation der von Menschen gemachten,<br />

dynamischen Landschaft zuwendet. Neben der reinen<br />

Abbildung zeigen sich im Film sozio-politische Aspekte<br />

der Landschaftsgestaltung. Durch einen körperhaften<br />

Blick, die Verbindung von Bild und Ton, die sequentielle<br />

Montage und die Fähigkeit, Zusammenhänge in Form<br />

von Geschichten zu vermitteln, spielt der Film seine Qualitäten<br />

als «Vermessungsinstrument» der sozialen Dimension<br />

von Landschaft aus.<br />

Das nicht Sichtbare oder durch herrschende visuelle<br />

und ideologische Stereotypen unkenntlich Gemachte<br />

zeigt sich in den ausgewählten Filmbeispielen im Kontext.<br />

Unscheinbaren Spuren folgend, stösst die Arbeit auf<br />

versteckte Gestaltungsfaktoren der Landschaft. «Filmische<br />

Landvermessung» erschliesst eine auf das Visuelle<br />

und die individuelle oder gesellschaftliche Wirklichkeit<br />

gerichtete Methodik, die Landschaft zu lesen. Denn<br />

für den entwerferischen Gebrauch bedarf die Bilderproduktion<br />

des Geometers einer Ergänzung.<br />

projekt im Rahmen des Polyprojektes<br />

«Zukunft urbaner Kulturlandschaft»,<br />

ZUK. Wissenschaftlicher<br />

Leiter: Prof. Christophe<br />

Girot, Koreferentin: Prof. Dr.<br />

Susanne Hauser, Berlin<br />

–Sabine Wolf, Die Ästhetisierung<br />

des Imaginären. Urbane Landschaften<br />

des 20. Jahrhunderts in<br />

ihrer filmischen Reflexion.<br />

Wissenschaftlicher Leiter:<br />

Prof. Christophe Girot, Koreferentin:<br />

Dr. Brigitte Franzen, Münster<br />

235<br />

and the Grün 80 in Basle. Spanning 20 years, they mark<br />

two different epochs of an understanding of nature,<br />

which influenced its shaping and design in a paradigmatic<br />

sense. During the g59, often remembered as the ‘Flower<br />

Exposition’ (Blumenlandi), garden design advanced views<br />

in the spirit of the Modern Era, while the Grün 80,<br />

also known as the ‘National Exposition of Nature’, turned<br />

towards a more basic and conceptual posture, based<br />

on ecological concerns and in reaction to the spectre of<br />

environmental catastrophes and conservational tendencies,<br />

and brought forth very different images of nature.<br />

This research investigates these two Swiss garden expositions<br />

within the framework of the exhibition<br />

medium and the social and aesthetic production of<br />

various images of nature.<br />

Cinematic Land Surveys. Depictions of Contemporary<br />

Landscape in Film<br />

Surveying landscapes is actually the task of the surveyor.<br />

To survey can mean to determine the difference in<br />

height of two points in a plan, but in a figurative sense it<br />

can also mean what landscape means to society and<br />

how it is presented to the judgmental eye.<br />

The research ‘Cinematic Land Surveys’ is a transdisciplinary<br />

study on cinematic representation of commonplace<br />

landscape. It assumes that film influences society’s<br />

attitude toward landscape in multifaceted ways and<br />

ultimately the production of worldviews. Therefore, it<br />

introduces the parameters of the cinematic eye and<br />

analyses film not only as a means of recording information.<br />

Rather it points to its usefulness for landscape theory<br />

through the medial representation of manmade, dynamic<br />

landscapes. In addition to pure images, film reveals<br />

socio-political aspects of landscape design: through the<br />

spontaneous gaze, the relationship between image<br />

and sound, sequential editing, and the ability to convey<br />

interrelationships in the form of stories, it plays up<br />

on its qualities as ‘surveying instrument’ to include the<br />

social dimension of landscape.<br />

The invisible, or that which is made unrecognizable<br />

through prevalent visual and ideological stereotypes,<br />

shows itself in context through chosen film examples.<br />

Following inconspicuous traces, the research encounters<br />

hidden design factors of landscape. Cinematic Land<br />

Surveys develops visual and both individual and social<br />

reality-oriented methods of reading landscape. Because<br />

for design purposes, the images produced by the surveyor,<br />

demand insightful translation.<br />

Laufende Forschungsarbeit in<br />

Zusammenarbeit mit Prof. Peter<br />

Märkli<br />

–Claudia Moll, Axel Simon (Professur<br />

Märkli), Eduard<br />

Neuenschwander: Architekt und<br />

Umweltgestalter.<br />

NSL/Institut ILA Departement Architektur<br />

Christophe Girot


Professur für<br />

Landschaftsarchitektur<br />

Chair of Landscape<br />

Architecture<br />

Professor<br />

Günther Vogt<br />

Assistenz<br />

Dr. Franziska Bark<br />

Tobias Baldauf<br />

Alice Foxley<br />

Medea Hoch<br />

Florian Otto<br />

Forschung<br />

Jürgen Krusche<br />

Frank Roost


Website<br />

www.vogt.arch.ethz.ch<br />

Projektpartner<br />

Universität Basel, nfs<br />

Bildkritik; Zürcher Hochschule<br />

der Künste,<br />

Institut für Theorie;<br />

Humboldt-Universität<br />

zu Berlin, Institut<br />

für Kulturwissenschaften;<br />

Universität Kassel,<br />

Fachgebiet Stadterneuerung;<br />

Bauhaus-<br />

Universität Weimar,<br />

Institut für europäische<br />

Urbanistik; University<br />

of Tokyo, Center<br />

for Sustainable Urban<br />

Research; Tongji<br />

University, College for<br />

Architecture and Urban<br />

Planning, Shanghai<br />

Projektdauer<br />

2008–2010<br />

links:<br />

Wahlfach «Pairi-daeza:<br />

Vegetation»,<br />

Modell Mario Beeli<br />

Forschung Research<br />

Taking to the Streets<br />

Die Strasse dient nicht nur dem Verkehr, sondern als<br />

öffentlicher Raum auch der Begegnung, der Kommunikation,<br />

der Freizeit und dem Handel. Die kleinräumlichen<br />

Nutzungen, Aneignungs- und Mitgestaltungsprozesse,<br />

die den Strassenraum in einen Lebensraum verwandeln,<br />

sind jedoch mit herkömmlichen, auf die Anordnung<br />

von Baukörpern fokussierten städtebaulichen Analysen<br />

kaum zu erfassen. Das Forschungsprojekt «Taking to<br />

the Streets» untersucht daher die tatsächliche Nutzung von<br />

Strassen in europäischen und ostasiatischen Metropolen,<br />

entwickelt neue Methoden zur Einbeziehung der<br />

Fussgängerperspektive in das Verständnis von Strassenraum<br />

und analysiert deren Bedeutung als Grundlage<br />

einer Stadtplanung, die den Anforderungen einer von<br />

Vielfalt und Flexibilität geprägten urbanen Dienstleistungsgesellschaft<br />

gerecht wird.<br />

Theoretische Grundlage der Untersuchung bilden die<br />

Ansätze der relationalen Raumtheorie, die nicht allein<br />

die bauliche, sondern vor allem die soziale Produktion von<br />

Tokio<br />

Raum in den Vordergrund stellen und dabei die Bedeutung<br />

des Performativen, Prozessualen und Temporären<br />

für die Qualität des öffentlichen Raums betonen. Die<br />

theoretisch-begrifflichen Analysen werden genährt durch<br />

umfassende Feldstudien, die systematisch die vielfältigen<br />

Handlungen erfassen werden, die als Spur des Privaten<br />

im öffentlichen Raum zu beobachten sind. Die Feldforschungen<br />

in <strong>Zürich</strong>, Berlin, Tokio und Shanghai beziehen<br />

die Bewohner und ihre alltäglichen Wege durch<br />

die Stadt mit ein und kombinieren sprachbasierte mit<br />

bildbasierten Methoden.<br />

Das Forschungsprojekt eröffnet im Rahmen eines<br />

immer aktueller werdenden «Small-scale Urbanism» Möglichkeiten,<br />

wie die kleinteiligen Qualitäten des öffentlichen<br />

Raums erkannt, genutzt und durch nur geringe<br />

Veränderung der physischen Bausubstanz nachhaltig<br />

verbessert werden können. Das Projekt überprüft gleichzeitig<br />

die Lösungsansätze auf ihre interkulturelle<br />

Transfermöglichkeit.<br />

237<br />

Taking to the Streets<br />

Streets are not only traffic easements, but also a public<br />

space for communication, interaction, trade, and leisure.<br />

To understand what turns a street into such a lively<br />

space, the small-scale uses, the pedestrians’ habits and the<br />

slight modifications created by the users’ practices<br />

have to be taken into account. But the influence of these<br />

factors cannot be understood with the usual tools of<br />

the urban design analysis focused on the arrangement of<br />

buildings and other physical structures. Therefore, the<br />

research project ‘Taking to the Streets’ examines the actual<br />

use of streets in European and East Asian metropolises<br />

and develops new methods for the inclusion of the pedestrian<br />

perspective into the understanding of street space.<br />

By analyzing the relevance of these factors for urban<br />

design, the research project contributes to a new urban<br />

planning approach that considers the requirement for<br />

the diversity and flexibility of the urban environment<br />

in advanced post-industrial service societies.<br />

The study’s analytical framework involves an approach<br />

to the relational theory of space, which focuses<br />

not only on the physical, but rather, on the social<br />

production of space. It emphasizes the role of processes<br />

and temporary activities for the quality of public<br />

space. This theoretical and conceptual analysis is supported<br />

by extensive empirical research, which will capture<br />

systematically the many diverse activities identifiable as<br />

private marks in the public realm. The field work in<br />

<strong>Zurich</strong>, Berlin, Tokyo, and Shanghai includes examinations<br />

of the inhabitants’ everyday journeys and combines<br />

interviews with image-based methods.<br />

The research project’s intention is to create potentials<br />

with which to identify the micro-level qualities of<br />

public space, to develop methods to determine how these<br />

qualities could be enhanced with careful interventions<br />

or modest changes of the physical structures, and to<br />

consider how the various solutions for this problem<br />

found in different countries can be transferred from one<br />

culture to another – as a contribution to the current<br />

debate about the increasing importance of bottom-up<br />

planning and small-scale urbanism.<br />

NSL/Institut ILA Departement Architektur<br />

Günther Vogt


oben:<br />

Viaduktbogen/Heinrichstrasse/Müller-Martini-Areal<br />

unten:<br />

Marius Eggli<br />

Marc Inderbitzin<br />

Caroline Pachoud<br />

Lehre Teaching<br />

Pairi-daeza: Vegetation<br />

Die auf sechs Semester angelegte Wahlfachreihe «Pairidaeza»<br />

vermittelt Einblicke für Architekturstudenten in<br />

das Fach «Landschaftsarchitektur». Die Themenstellungen<br />

«Umgrenzung», «Schwelle», «Wasser», «Vegetation»,<br />

«Choreographie» und «Metapher» wurden mit Bezug auf<br />

eine Miniatur festgelegt, die einen umschlossenen Garten<br />

zeigt. «Pairi-daeza» ist Persisch und bedeutet «eine Mauer,<br />

die einen Garten umschliesst». Ziel des Wahlfachs ist,<br />

die subjektive Wahrnehmung von «Stadtlandschaft» zu<br />

sensibilisieren sowie landschaftsarchitektonische Grundelemente<br />

zu erörtern. Dies geschieht anhand experimenteller<br />

Interventionen im Entwurfsgebiet. Der Modellbau<br />

nimmt dabei eine wichtige Rolle in der Entwicklung<br />

sowie der Überprüfung räumlicher Szenarien ein. Es<br />

werden erste Erfahrungen mit landschaftsarchitektonischer<br />

Darstellungspraxis gemacht. Der Entwurfsprozess<br />

wird durch Workshops, Exkursionen, Vorlesungen, individuelle<br />

Kritiken und ein Workbook begleitet.<br />

Das Wahlfach «Pairi-daeza: Vegetation» hatte zur<br />

Aufgabe, die Restfläche Viaduktbogen/ Heinrichstrasse/<br />

Müller-Martini-Areal in <strong>Zürich</strong> in einen Platz oder<br />

einen Park zu transformieren. Mit Gehölzen als Gestaltungselement<br />

sollte ein städtischer Freiraum mit atmos-<br />

Mario Beeli Irene Lo Iacono, Natalie Pomer<br />

phärischer Qualität entworfen werden. Dieser sollte<br />

Teil des neuen Quartierzentrums werden, das durch<br />

Einbauten von Läden und Ateliers in die Viaduktbögen<br />

entsteht. Der Ort an der Schnittstelle zwischen Kreis 5<br />

und <strong>Zürich</strong> West – heute ein Parkplatz – ist geprägt durch<br />

den Rhythmus vorbeirauschender Züge. Seine Attraktivität<br />

besteht darin, dass er vom Wipkinger- und Lettenviadukt<br />

aus auch in Aufsicht wahrgenommen werden<br />

kann. Sowohl die Dreiecksform des Grundstücks wie auch<br />

der markante Kontext – bestehend aus Viadukt, Josefswiese<br />

und Kehrrichtverbrennungsanlage – stellten eine<br />

grosse Herausforderung dar.<br />

238<br />

Pairi-daeza: Vegetation<br />

Over the course of six semesters, the elective Pairi-daeza<br />

offers insights into the area of landscape architecture for<br />

students of architecture. The topics ‘peri’, ‘threshold’,<br />

‘water’, ‘vegetation’, ‘choreography’ and ‘metaphor’ were<br />

chosen with reference to a miniature, depicting an enclosed<br />

garden. Pairi-daeza is Persian for ‘a wall enclosing<br />

a garden’. The series explores the basic elements of<br />

landscape design and aims to sharpen the students’ subjective<br />

perception of cityscapes. Model making is considered<br />

essential as a means for developing and documenting<br />

spatial ideas. The students have their first experiences<br />

with the presentation modes of landscape architecture.<br />

The design process is supported by workshops, excursions,<br />

lectures, individual critiques and a workbook.<br />

In the elective ‘Pairi-daeza: Vegetation’, students were<br />

asked to transform the leftover space Viaduktbogen/<br />

Heinrichstrasse/ Müller-Martini-Areal in <strong>Zurich</strong> into a<br />

square or park. Using groves as a tool for the design,<br />

they were asked to project an urban space of atmospheric<br />

quality. This was intended as part of the new center for<br />

the local district, which is being developed as shops and<br />

studios occupy the arches beneath the viaduct. The<br />

location at the threshold between District 5 and <strong>Zurich</strong><br />

West – currently a parking lot –, is characterized by<br />

the rhythm of passing trains. What is attractive about<br />

this site is that it can be viewed from above from<br />

Wipkinger- and Lettenviaduct. The triangle shaped site as<br />

well as the distinct context of the viaduct, Josefswiese<br />

and the refuse incinerator presented a big challenge.


Piet Nieder<br />

Philipp Neves, David Winzeler<br />

Christian Blasimann,<br />

Silvio Düring<br />

239


Lehrbeauftragte Lecturers<br />

Dr. Höcker Christoph<br />

Dr. Ulrich Pfammatter<br />

Dr. Christian Schmid/<br />

Christina Schumacher<br />

Unterstützung<br />

Lehre & Forschung<br />

raplab<br />

Rapid Architectural<br />

Prototyping Laboratory<br />

Yves Ebnöther<br />

Support<br />

Teaching & Research


Christoph Höcker<br />

Lehrbeauftragter Departement Architektur<br />

Dozent<br />

Dr. Christoph Höcker<br />

Architekturgeschichte der<br />

Klassischen Antike<br />

Lehre: Vorlesung «Die Architektur der klassischen Antike»<br />

Betrachtet wird die Architektur der Griechen, Römer,<br />

Etrusker und des frühen Christentums: aus geographischer<br />

Perspektive der Mittelmeerraum, aus zeitlicher<br />

Sicht die Spanne von ca. 900 v. bis 600 n. Chr. Antike<br />

Architektur hat in beinahe allen nachantiken Phasen in<br />

komplexer Weise die abendländische Baukunst mitgeprägt.<br />

Vor diesem Hintergrund versucht die Vorlesung,<br />

die Formenwelt der antiken Architektur nicht nur deskriptiv<br />

darzustellen, sondern auch die sozialen, wirtschaftlichen<br />

und religiösen Hintergründe ihrer Entstehung<br />

und die Muster ihrer Weiterverwendung zu beleuchten.<br />

Forschung: Studien zur inner- und nachantiken Wirkungsgeschichte<br />

der dorischen Säulenordnung<br />

Anhand eines markanten antiken Bauphänomens, der<br />

dorischen Säulen- und Gebälkordnung, wird eine längsschnittartige<br />

Übersicht über die geschichtlichen Wirkungen<br />

Kapitelle der drei griechischen Bauordnungen.<br />

Aus dem Traktat<br />

(zweite Fassung) von Francesco di<br />

Giorgio Martini, 1490<br />

archaisch-klassischer Architektur von ihrer Entstehung<br />

im späten 7. Jh. v. Chr. bis in die Gegenwart erarbeitet.<br />

Fragen nach Ursprungsbedeutungen und -verwendungen<br />

der dorischen Ordnung während ihrer «vitalen» Phase<br />

in der griechischen Architektur des 6. bis 4. Jh. v. Chr.<br />

sowie die Fixierung einer um 300 v. Chr. anzusetzenden<br />

Zäsur, nach der dieses Formrepertoire ausschliesslich<br />

retrospektiv verwendet wird, bilden den Ausgangspunkt.<br />

Darauf fussend werden formale und inhaltliche Kontinuitäten<br />

sowie Verwendungs- und Bedeutungsveränderungen<br />

in allen folgenden antiken und nachantiken<br />

Phasen in ausgewählten Beispielen erörtert. Dabei wird<br />

sichtbar, dass die Adaption der dorischen Bauordnung<br />

weniger als imitativ-zitierender Akt zu verstehen ist, sondern<br />

vielmehr als eine von aktiven Impulsen bestimmte<br />

Kette zielgerichteter Neukonstruktionen und Umformungen<br />

von Antike im jeweils zeitgenössischen Verhältnishorizont.<br />

242<br />

Architectural History of<br />

Classical Antiquity<br />

Teaching: Lecture ‘The Architecture of the Ancient Classical World’<br />

This course examines more closely the architecture of the<br />

Greeks, Romans, Etruscans and early Christianity<br />

within the geographically defined Mediterranean region<br />

on a time line spanning from ca. 900 bc until 600 ad.<br />

The architecture of Antiquity has influenced the Western<br />

art of building from the Renaissance up to the present<br />

in a most complex way. The course attempts to show the<br />

world of forms of ancient and early Christian architecture<br />

descriptively as well as to illuminate the social, economic<br />

and religious backgrounds of their evolution.<br />

Research: Studies concerning the History of Influence of<br />

the Doric Order<br />

This project undertakes a sectional overview of the historical<br />

effects of archaic-classical architecture starting<br />

at its origin in the late 7th century bc up to the present.<br />

This phenomenon is traced via a prominent Antique<br />

architectural form, the Doric order. Questions concerning<br />

the original meanings and uses of the Doric order<br />

during its ‘vigorous’ phase in Greek architecture from the<br />

6th to the 4th century bc will be considered. Also subject<br />

to study is the specification of a break which began<br />

around 300 bc, after which this repertoire of forms<br />

was used only in retrospect. Based on these findings,<br />

continuities in formal appearance and content,<br />

as well as changes in use and meaning in all subsequent<br />

Antique and post-Antique phases are explained using<br />

selected examples. In the process, it becomes clear that<br />

the adaptation of the Doric building order should<br />

oben:<br />

Carl August Ehrensvärd, Portal<br />

für eine Lagerhalle im Hafen<br />

von Karlskrona/Schweden, Holzmodell,<br />

1785<br />

rechts:<br />

Ricardo Bofill, Les Echelles du<br />

Baroque, Paris, 1979–1986,<br />

Fassade<br />

be understood less as an imitative and quotation-like act,<br />

but rather as a chain of active impulses stemming from<br />

purposeful, novel constructions and the transformation<br />

of Antiquity in each respective perspective.


Dozent<br />

Dr. Ulrich Pfammatter<br />

Geschichte der Bautechnik<br />

in Fallstudien<br />

Die Baukultur weist seit dem Pantheon in Rom und seiner<br />

an die Grenze gehenden Tragstruktur eine Tendenz<br />

zur Auflösung der Masse auf. Der Raum tendiert zum<br />

«befreiten Raum», die Mauer erlebt Metamorphosen<br />

zur Wand und zur Haut, neue Materialien und Technologien<br />

werden zunehmend aus der Automobil-, Schiffsoder<br />

Flugzeugbautechnik und Weltraumtechnologie<br />

in Bautechniken «übersetzt».<br />

Die Entwicklung ist ungebrochen. Der zuerst in der<br />

Textilindustrie der englischen «midlands» zwischen 1792<br />

und 1802 entstandene «Skelettbau» und das Patent von<br />

Samuel Wyatt für eine vollständige Eisenskeletttypologie<br />

im Jahr 1800 befreiten Schritt für Schritt die traditionelle<br />

gemauerte, massive Fassade von Tragfunktionen – der<br />

Entwicklung der vorgehängten Gebäudehülle, der «curtain<br />

wall» war der Weg bereitet. Ein permanenter Entwicklungsmotor<br />

ist die industrielle Produktion. Die Ablösung<br />

handwerklicher Fertigungs- durch industrielle Produktionsmethoden<br />

führte von der Bedarfs- zur Markt- oder<br />

Massenproduktion, und die mit caad verknüpfte computergesteuerte<br />

Komponenten- oder Systemherstellung<br />

erleichterte den Übergang von der Massen- zur Massproduktion.<br />

Der bautechnische Hintergrund der architektonischen<br />

Gestaltung hat sich seit der Industriellen Revolution<br />

in verschiedenen thematischen Entwicklungslinien manifestiert<br />

und im Kontext gesellschaftspolitischer, ökonomischer<br />

und soziokultureller Bedingungen verändert,<br />

sowohl in den materialtechnischen Bereichen Glas und<br />

Kunststoffe, Eisen und Metalle, Beton und Verbundbaustoffe<br />

(composites) als auch in den Problemfeldern der<br />

Prozesse wie Industrialisierung und Bausysteme, «curtain<br />

walls» und «sustainable building design».<br />

Jedes dieser Entwurfsfelder hat Geschichte, Aktualität<br />

und Perspektiven an der Schwelle der Zukunft. Hinter<br />

den prägenden Erfindungen, innovativen Experimenten<br />

und neuen Entwicklungen der letzten zweihundert<br />

Jahre standen Denkmodelle und Denkschulen, die<br />

Zukünftiges vorwegnahmen, den Nährboden für Neues<br />

vorbereiteten und Meilensteine für weitergehende Entwicklungen<br />

markierten. Daher lautet der programmatische<br />

Titel der Vorlesung «In die Zukunft gebaut».<br />

243<br />

History of Building Technology<br />

in Case Studies<br />

Even since the builders of the Pantheon in Rome dared<br />

to push load-bearing capacities to their very limits,<br />

architecture has aimed at defying solid mass. Spaces have<br />

increasingly opened up, walls have become thinner<br />

until they metamorphosed into a mere skin and new<br />

materials and techniques, imported from the automobile,<br />

shipbuilding, aviation and aerospace industries,<br />

have been translated into construction methods.<br />

Development still continues apace. The skeleton construction<br />

system first devised in the textile industry of<br />

the British Midlands between 1792 and 1802 and Samuel<br />

Wyatt’s Patent of a complete iron skeleton typology<br />

from 1800 gradually freed the traditional masonry-built<br />

wall from its load-bearing function, paving the way for<br />

the development of the suspended curtain-wall façade. Industrial<br />

production has always been a driving force behind<br />

architectural innovation. As artisanal craftsmanship<br />

was replaced by industrial manufacturing methods, individually<br />

commissioned works were replaced by marketdriven<br />

production and mass production. With the advent<br />

of computer-controlled manufacturing of components<br />

and systems, cad software facilitated the transition from<br />

mass production to tailor-made production.<br />

The technical, constructive background of architectural<br />

design has followed various developmental trajectories<br />

since the industrial revolution and has been influenced<br />

by changing political, economic and socio-cultural<br />

circumstances, for instance, with respect to materials such<br />

as glass and plastics, iron and metal, concrete and composites,<br />

as well as problem areas within such processes as<br />

industrialization and building systems, curtain walls<br />

and sustainable building design.<br />

Each of these fields of design has a history, a contemporary<br />

presence and perspectives at the threshold of<br />

the future. Behind the salient inventions, innovative<br />

experiments and new developments of the last 200 years<br />

lie theoretical models and schools of thought that<br />

anticipated the future, laid the groundwork for innovation<br />

and marked the milestones for continuing development<br />

– hence the programmatic title of the lecture<br />

course: ‘building the future’.<br />

Lehrbeauftragter Departement Architektur<br />

Ulrich Pfammatter


Christian Schmid, Christina Schumacher<br />

Lehrbeauftragte Departement Architektur<br />

Dozent/ Dozentin<br />

Dr. Christian Schmid<br />

Christina Schumacher<br />

Website<br />

www.soziologie.arch.<br />

ethz.ch<br />

Soziologie Sociology<br />

Airolo in Transizione<br />

Airolo ist ein Dorf in der Gotthardregion mit rund 1600<br />

Einwohnern. Es liegt in der oberen Leventina, mitten<br />

in der vom eth Studio Basel identifizierten «Alpinen<br />

Brache». Dieser Begriff, der in der letzten Zeit zu grossen<br />

Diskussionen führte, bezeichnet ein Gebiet, das durch<br />

fortlaufende Abwanderungsphänomene und einen Verlust<br />

an Initiative und sozialer Innovationskraft geprägt ist.<br />

Hier ist ein Projekt situiert, das soziologische Analysen<br />

und Kunstinterventionen zusammenführte: In<br />

einem Blockseminar, das von der Dozentur Soziologie<br />

(Christian Schmid und Cordula Püstow) gemeinsam<br />

mit dem Studienbereich «Bildende Kunst» der Zürcher<br />

Hochschule der Künste (Dagmar Reichert und<br />

Franziska Koch) im Sommer 2007 durchgeführt wurde,<br />

untersuchten Architektur- und Kunststudierende den Alltag<br />

und die Zukunftsperspektiven der Bewohner und<br />

Bewohnerinnen. In einer öffentlichen Ausstellung präsentierten<br />

sie ihre Ergebnisse in Form von Posters,<br />

Fotos und Installationen in den Schaufenstern entlang der<br />

Hauptstrasse. Die Aktion fand ihren Höhepunkt in der<br />

Veranstaltung «Airolo in Transizione» vom 27. bis 29. Juli,<br />

die mit Konzerten, Workshops und öffentlichen Diskussionen<br />

die lokale Bevölkerung einbezog. In der Nachbearbeitung<br />

entstanden insgesamt fünf Wahlfacharbeiten<br />

in Soziologie. Sie sind zu einer Broschüre zusammengestellt<br />

an der Dozentur Soziologie erhältlich.<br />

In dem Projekt wurde der grundlegende Wandel greifbar,<br />

dem grosse Teile des Alpenraumes heute ausgesetzt<br />

sind: Während Jahrzehnten lebte die Bevölkerung in Airolo<br />

von den sbb, dem Militär und dem Tourismus, der<br />

wegen der Lage des Ortes am Fuss des Gotthardpasses<br />

ohne besondere Anstrengung einen stetigen Strom<br />

von Einkommen generierte. Zusätzlich gab es noch etwas<br />

Industrie sowie die Landwirtschaft. So konnte Airolo<br />

lange ohne einschneidenden sozialen Wandel und ohne<br />

Anpassungsmassnahmen überleben.<br />

In den letzten Jahren hat sich die Situation jedoch<br />

dramatisch verschärft: Seit der Eröffnung des Gotthardtunnels<br />

1980 fährt der Autoverkehr an Airolo vorbei,<br />

und in wenigen Jahren wird der Bahnverkehr im neuen<br />

Gotthardtunnel unter Airolo durchführen. Das Dorf<br />

wird zunehmend abgehängt, es wird zur Peripherie. Hinzu<br />

kommen Abbaumassnahmen beim Militär und den<br />

sbb sowie ein langsamer wirtschaftlicher Niedergang im<br />

Tourismus. Diese veränderte Situation hat gerade auch<br />

im Alltagsleben deutliche Spuren hinterlassen: Wie sich<br />

zeigte, pendelt die Stimmung im Dorf zwischen vagen<br />

Hoffnungen und Resignation.<br />

Die Bewohner haben der veränderten Situation wenig<br />

entgegenzusetzen. Auch Projekte von aussen konnten<br />

die dringend benötigten Impulse bis heute nicht bringen.<br />

Ein grosses Tourismusprojekt scheiterte und erst seit<br />

kurzem bestehen Initiativen zu einer verstärkten Kooperation<br />

innerhalb der Gotthardregion. So bleiben die<br />

kleinen Projekte, die vor allem auf eine Verbesserung<br />

des Alltags der Bewohner und einen sanften Tourismus<br />

zielen.<br />

244<br />

Airolo in Transition<br />

Airolo is a village of roughly 1600 inhabitants located in<br />

the southern part of the St. Gotthard region. It is<br />

situated along the Leventina valley in the middle of an<br />

area designated as ‘alpine fallow land’ by the eth Studio<br />

Basel. A frequent topic of discussion at present, this<br />

term signifies a region characterized by ongoing emigration,<br />

lacking initiative and social energy.<br />

In the summer of 2007, Airolo’s current situation<br />

became the focus of a project incorporating sociological<br />

analyses and art interventions. In a workshop organized<br />

by the Sociology Lectureship (Christian Schmid<br />

and Cordula Püstow) and the Fine Arts Department at<br />

the <strong>Zurich</strong> University of the Arts (ZHdK) (Dagmar<br />

Reichert and Franziska Koch), architecture and art students<br />

collectively studied and analyzed everyday life<br />

in Airolo and the future prospects of its inhabitants. They<br />

presented their findings in a public exhibition of posters,<br />

photos and installations, which were displayed in store<br />

front windows along the main street. The exhibition culminated<br />

in ‘Airolo in Transizione’, a three-day public<br />

event held from July 27–29, which engaged local residents<br />

in a series of concerts, workshops and public discussions.<br />

Five student reports in the field of sociology were produced<br />

in a follow-up phase. They are available in brochure<br />

form from the Sociology Lectureship.<br />

The radical change that large parts of the Alpine regions<br />

are subjected to at present has been made palpable<br />

through the project. For decades, the sbb, military and<br />

tourism provided the population of Airolo with a constant<br />

flow of revenue that came with relative ease, supplemented<br />

by existing industry and agriculture sources.<br />

These circumstances enabled Airolo to sustain its quality<br />

of life for a long time without the need for any important<br />

social changes or adjustment measures.<br />

However, the situation has taken a drastic turn in<br />

recent years: with the opening of the St. Gotthard<br />

Tunnel in 1980, traffic began driving past Airolo; and<br />

when the new St. Gotthard Tunnel opens in a few<br />

years, rail traffic will bypass Airolo altogether. The village,<br />

as a result, will be increasingly cut off and isolated.<br />

Current cutback measures in the military and sbb, as<br />

well as a slow economic decline in tourism, only<br />

compound the problem. The first signs are already visible<br />

in daily life: the mood of residents appears to oscillate<br />

between vague hope and resignation.<br />

There is little the inhabitants can do to counter the<br />

current situation. Externally-initiated projects have<br />

yet to succeed in providing the desperately needed input.<br />

One large tourism project has already failed and initiatives<br />

aimed at a strengthened cooperation within the Gotthard<br />

region have only recently begun to take form. What<br />

remains are the smaller projects which focus primarily<br />

on improving the quality of life for its inhabitants while<br />

also seeking alternative forms of tourism.


Leitung<br />

Yves Ebnöther<br />

Mitarbeiter<br />

Mathias Bernhard<br />

Etienne Chevalley<br />

René Ehrensperger<br />

Reto Klingenfuss<br />

Website<br />

www.raplab.arch.ethz.ch<br />

raplab Rapid Architectural<br />

Prototyping Laboratory<br />

Massstäblich<br />

Am raplab d-arch stellen wir eine umfangreiche<br />

Modell- und Prototypenbauinfrastruktur zur Verfügung,<br />

die von traditionellen bis hin zu computergesteuerten<br />

(cnc) Maschinen reicht.<br />

Im Rahmen von Kursen, Seminaren, Vorträgen und mit<br />

unserer Webseite vermitteln wir Grundlagen, damit die<br />

rund 1500 Studierenden und andere Benutzer selbständig<br />

mit den Prozessen arbeiten und experimentieren können –<br />

diese Strategie wird durch eine stetig steigende Nachfrage<br />

honoriert.<br />

Nebst der «technologischen Befähigung», die wir<br />

mit experimentellen Kursen weiter vorantreiben möchten,<br />

planen wir, unseren Modellbaulaser an das vpp-System<br />

anzuschliessen, um so Studierenden der höheren Semester<br />

den Zugang rund um die Uhr zu ermöglichen.<br />

Modifizierter Prozess<br />

(Spachtelmassenvorschub mit<br />

Discokugelmotor), Emanuel Biland,<br />

Seminarwoche «additiv-CNC»<br />

Parametrische Konstruktion<br />

(CNC-gefrästes Stecksystem, Multiplex),<br />

Shih-Yuan Wang,<br />

MAS CAAD, RAPLAB-Modul<br />

Hohe Produktivität<br />

(Holzwerkstatt, Studierende)<br />

Semesterabgaben<br />

Neue Ästhetik<br />

(Schale, CNC-gesteuerter Heisskleberaufbau),<br />

Kaspar Hofer,<br />

Seminarwoche «additiv-CNC»<br />

245<br />

raplab Rapid Architectural<br />

Prototyping Laboratory<br />

To Scale<br />

At raplab d-arch we manage a comprehensive range of<br />

modelmaking and prototyping infrastructure, which<br />

reaches from traditional to computercontrolled (cnc)<br />

equipment.<br />

With courses, seminars, presentations and also through<br />

our website, we convey the necessary know-how so that<br />

approximately 1500 students and other users can work and<br />

experiment autonomously with the available processes –<br />

this strategy is rewarded by a constantly growing<br />

demand.<br />

Apart from the theme of ‘technological empowerment’,<br />

which we will explore further in experimental courses,<br />

we plan to integrate our laser-cutter with the vpp-system<br />

to enable students of higher semesters to make use of<br />

the equipment 24h a day.<br />

Strukturelle Komplexität<br />

(Modelle von Hochhäusern,<br />

gelaserter Karton), Studentenarbeiten,<br />

Professur Adrian Meyer<br />

Digitalisiertes Ornament<br />

(Gelasertes Flugzeugsperrholz),<br />

Markus Siemienik, Sommerworkshop<br />

2007<br />

RAPLAB Departement Architektur<br />

Yves Ebnöther


Austauschsemester Exchange Programs<br />

Escola Tècnica Superior<br />

d’Arquitectura de Barcelona<br />

(etsab), Spanien<br />

Harvard Graduate School<br />

of Design (gsd), Cambridge<br />

Massachusetts, usa<br />

tu Delft, Niederlande<br />

Accademia di Architettura<br />

Mendrisio (aam), Schweiz<br />

Ecole National Supérieure<br />

d’Architecture de Paris<br />

La Villette (ensaplv),<br />

Frankreich<br />

Kungliga Tekniska<br />

Högskolan Stockholm<br />

(kth), Schweden


Emmanuel Diserens<br />

Austausch Departement Architektur<br />

Austauschuniversität<br />

Escola Tècnica Superior<br />

d’Arquitectura de<br />

Barcelona (etsab),<br />

Spanien<br />

Studierender<br />

Emmanuel Diserens<br />

Professor ETSAB<br />

Aguiles Gonzales<br />

Assistenz<br />

Andreu Ariola<br />

Erdgeschoss mit öffentlichem<br />

Aussenraum<br />

Kultur- und Bildungszentrum<br />

für Eixample<br />

Auf dem Grundstück im Stadtteil Ensanche soll ein multifunktionales<br />

Gebäude gebaut werden, das sowohl eine<br />

Bibliothek, ein Kulturzentrum sowie eine Primarschule<br />

enthält. Das Vorhaben bietet die einmalige Gelegenheit,<br />

der dichten Innenstadt von Barcelona einen öffentlichen<br />

Freiraum zu geben, der die Lebensqualität im<br />

Quartier zu verbessern vermag. Der Block wurde an der<br />

Stelle bewusst offen belassen und figuriert als Lücke<br />

im ansonsten dichten Stadtgefüge. Dadurch kommt dem<br />

Ort eine Ausnahmestellung im Quartier zu, die dem<br />

neuen Grünraum und dem Gebäude ein höheres Mass an<br />

Öffentlichkeit verleiht. Das öffentliche Programm des<br />

Gebäudes wird auch als Programm für den Aussenraum<br />

verstanden, als Chance, für die Bevölkerung eine innerstädtische<br />

Oase zu schaffen, die zum Verweilen und<br />

Sinnieren einlädt.<br />

Sicht aus der Carrer del Comte<br />

d’Urgell<br />

Fassadenkonzept<br />

Die Fassade wird als Haut gedacht,<br />

die sich um den Baukörper legt.<br />

Ihre abstrakte Formulierung lässt<br />

keine Rückschlüsse auf die innere<br />

Gebäudeorganisation zu.<br />

Innenraumansicht des Hauptgebäudes<br />

248<br />

Culture and Education<br />

Center for Eixample<br />

A multi-purpose center including a library, cultural facilities<br />

and a primary school is planned for this site in<br />

the Eixample neighborhood of Barcelona. The project is<br />

a unique opportunity to enhance the quality of life by<br />

giving the neighborhood a small green space. The block<br />

was intentionally left often at this site, leaving an unusual<br />

gap in the dense structure of the built fabric typical<br />

to inner city Barcelona. Through this intervention the<br />

place differs visibly from the surrounding block structures.<br />

This difference turns attention towards it, underlining the<br />

public character of the building and its surrounding green<br />

space. The public program of the multi-purpose center<br />

has also been used in developing the outside planning,<br />

making the place one of the few open spaces in the dense<br />

neighborhood of Eixample. Like an oasis, the place is<br />

supposed to invite the pedestrians to rest and reflect.


Austauschuniversität<br />

Harvard Graduate School<br />

of Design (gsd)<br />

Cambridge<br />

Massachusetts, usa<br />

Studierender<br />

Sebastian Stich<br />

Professoren GSD<br />

Andrea Leers<br />

Masami Kobayashi<br />

Professor <strong>ETH</strong><br />

Peter Märkli<br />

Querschnitt Patio<br />

Jimbocho<br />

Tokios Bücherstadt<br />

Jimbocho, ein Stadtteil Tokios, wurde in der Folge von<br />

Universitätsgründungen zum Buchhandelsquartier. Die<br />

zentrale Lage bringt die «Bücherstadt» heute unter<br />

Entwicklungsdruck. Der Entwurf soll bestehende Qualitäten<br />

stärken und Aussenräume einführen.<br />

Das Haus für Publizisten wendet sich an die Öffentlichkeit.<br />

Ein Patio mit Freitreppe verbindet Untergeschoss<br />

und Strasse. Eine Serie doppelgeschossiger Räume<br />

bildet mit der Dachterrasse das grössere Volumen.<br />

Zur Hauptstrasse hin hat das Gebäude eine dominante<br />

Struktur, während an der rückwärtigen Gasse kleine<br />

Räume mit Loggien sich an die Nachbarschaft wenden.<br />

Ansicht Hauptstrasse<br />

(Hakusan Dori)<br />

Patio und Dachterrasse<br />

249<br />

Jimbocho<br />

Tokyo’s Book City<br />

The establishment of new universities has brought numerous<br />

booksellers to Jimbocho, a central part of Tokyo.<br />

Due to the district’s pivotal location, the ‘book city’ is<br />

under considerable development pressure. The design<br />

is conceived to evolve present qualities and to generate<br />

open space.<br />

The project for a publisher's house addresses the public.<br />

Stairs to a patio connect underground level and<br />

sidewalk. A series of double-height spaces, crowned by<br />

a roof terrace, form the larger volume.<br />

While the buildings stature is dominant along<br />

the main street, small rooms with loggias refer to the<br />

neighborhood along the parallel alley.<br />

Erdgeschoss und Volumen<br />

Die Haupträume stehen an der<br />

exponiertesten Stelle des Grundstücks.<br />

In dem in der Höhe<br />

zurücktretenden Körper befinden<br />

sich kleine Räume. Die im Aussenraum<br />

liegende Treppe zum Patio<br />

macht den Vorlesungssaal im Untergeschoss<br />

von der Strasse her<br />

zugänglich. An Hauptstrasse und<br />

rückwärtiger Gasse befinden<br />

sich weitere Zugänge, von denen<br />

aus jeweils das zentrale Treppenhaus<br />

erreichbar ist.<br />

Austausch Departement Architektur<br />

Sebastian Stich


Angela Sachs<br />

Austausch Departement Architektur<br />

Austauschuniversität<br />

tu Delft, Niederlande<br />

Studierende<br />

Angela Sachs<br />

Professor <strong>ETH</strong><br />

Andrea Deplazes<br />

Assistenz<br />

Marcel Baumgartner<br />

Grundriss 2. Obergeschoss<br />

Je nach Funktion der Schulräumlichkeiten<br />

ändern sich die Orientierung,<br />

Materialität und die durch die<br />

doppelte Fassade generierte Atmosphäre<br />

der Räume. Die Erschliessungszone<br />

wird als frei nutzbare<br />

Arbeitsfläche für die Künstler, als<br />

Ausstellungs- und Darbietungsfläche<br />

sowie für Pausenaktivitäten<br />

genutzt.<br />

Linking Element<br />

Hauptgebäude für skvr<br />

Für die Institution «School Kunst Van Rotterdammers»<br />

(skvr) soll ein zentrales Hauptgebäude entstehen. Eine<br />

Pufferzone, bestehend aus einer doppelten Spundwand-/<br />

Glas-Fassade, soll den Einfluss der heterogenen Umgebung<br />

des angrenzenden Marktplatzes filtern und gezielt<br />

dosieren und zugleich den Künstlern als Inspirationsquelle<br />

dienen. Durch varierenden Abstand zur inneren<br />

Fassadenhaut, Distanz und Höhe der Fassadenelemente<br />

werden diverse Atmosphären und Bedingungen<br />

betreffend Licht, Privatheit und Materialität geschaffen,<br />

um den individuellen Ansprüchen der Künstler aus<br />

den Bereichen Malerei, Theater, Keramik etc. zu entsprechen.<br />

Innenhof<br />

Die Distanz zwischen den Fassadenelementen<br />

ist weit, um den Kontakt<br />

zwischen Innen- und Aussenraum<br />

zu ermöglichen.<br />

250<br />

Linking Element<br />

Central Building for skvr<br />

The institution ‘School Kunst Van Rotterdammers’ (skvr)<br />

needs a headquarters. A buffer zone, created by a double<br />

layer façade that consists of steel sheet pilings and glass,<br />

is intended to filter the influence of the heterogeneous<br />

context given by the market square next to it. That element<br />

serves as an inspiration for the artists. Varied distances<br />

between the panels, and the height and width of the space<br />

between the two layers generate different ambiances<br />

and conditions relative to natural light, privacy and materiality<br />

to respond to the diverse and individual demands<br />

of the painters, actors, potters etc.<br />

Konstruktionsdetail<br />

Schnitt durch den Innenraum<br />

Fassade zum Marktplatz<br />

Die dicht stehenden Spundwände<br />

trennen die rege Aktivität aussen<br />

vor allem in Bodennähe vom Innenraum.<br />

Mit zunehmender Höhe<br />

öffnet sich die Fassade vermehrt und<br />

die Räume rücken durch den<br />

reduzierten Abstand zwischen den<br />

beiden Hüllen nach aussen.


Austauschuniversität<br />

Accademia di Architettura<br />

Mendrisio (aam), Schweiz<br />

Studierender<br />

Piero Mercadante<br />

Professoren AAM<br />

Manuel und Francisco<br />

Aires Mateus<br />

Assistenz<br />

Stefania Murer<br />

Alentejo<br />

Haus für einen Künstler<br />

Die portugiesische Region Alentejo ist stark charakterisiert<br />

durch eine Wüstenlandschaft mit unzähligen Korkbäumen<br />

(vertikale Referenzpunkte). Das Haus soll in dieser endlosen<br />

Wüste einen Punkt markieren. So auch die Materialisierung,<br />

die sich auffallend von der Umgebung abhebt.<br />

Das Erdgeschoss bindet sich dem Terrain an, das Obergeschoss<br />

den Baumkronen. Das Haus besteht grundsätzlich<br />

aus zwei Spiralen, die durch den zentralen Hof<br />

(Arbeitsort des Künstlers) verbunden sind. Jeder Raum<br />

hat seine spezifische Lichtstimmung durch die verschiedenen<br />

Patios, über die das Licht in die Räume dringt.<br />

251<br />

Alentejo<br />

House for an Artist<br />

The Alentejo region is strongly characterized by its desert<br />

landscape with its infinite number of cork trees (vertical<br />

reference points). The house will mark a singular point<br />

in this endless desert. This is also true of the materialization,<br />

which is strongly differentiated from the environment.<br />

The ground floor integrates itself into the terrain and<br />

the upper floor into the treetops. The house consists<br />

basically of two spirals, which are connected through the<br />

central courtyard (working place of the artist). Each<br />

space has its specific light qualities, determined by the<br />

way the light enters across the various patios.<br />

Austausch Departement Architektur<br />

Piero Mercadante


Arianne Allemann<br />

Austausch Departement Architektur<br />

Austauschuniversität<br />

Ecole National Supérieure<br />

d’Architecture de Paris<br />

La Villette (ensaplv),<br />

Frankreich<br />

Studierende<br />

Arianne Allemann<br />

Professor ENSAPLV<br />

Roland Castro<br />

Sophie Denisoff<br />

Jean-Pierre LeDantec<br />

Professor <strong>ETH</strong><br />

Adrian Meyer<br />

Paris Rive Gauche<br />

Quartier Masséna-Bruneseau<br />

Ein Terrain vague am Ufer der Seine im Südosten der<br />

Stadt Paris – situiert zwischen dem neu entstehenden<br />

Quartier rund um die Bibliothèque François Mitterrand<br />

und der Banlieue von Ivry.<br />

Das Projekt reagiert auf die vorhandenen Grenzen:<br />

Zur östlichen «Périphérique» hin bilden die Gebäude<br />

einen Schild, zum Gleisraum werden Blickverbindungen<br />

hergestellt, den Boulevard aktivieren zurückversetzte<br />

Plätze mit angegliederten Infrastruktureinrichtungen und<br />

zur Seine hin lockert sich die Bebauung auf.<br />

Bebauungsvorschlag, M 1:1000<br />

Der Turm wirkt als Point de<br />

vue im Stadtbild und markiert<br />

gleichzeitig die Anbindung<br />

an die entstehenden Quartiere des<br />

13. Arrondissements.<br />

Öffentlicher Raum und Bebauung<br />

im Quartier<br />

252<br />

Paris Rive Gauche<br />

District Masséna-Bruneseau<br />

A wasteland at the Seine bank in the southeast of the<br />

city of Paris – trapped between the new emerging district<br />

around the library of François Mitterrand and the periphery<br />

of Ivry.<br />

The project responses to the existing borders: To the<br />

Périphérique on its east, the buildings act as a shield,<br />

vistas are created towards the railroad tracks. The boulevard<br />

is activated by squares with affiliated infrastructure<br />

equipment, and towards the Seine river, the building<br />

development opens up.<br />

Impression eines zurückversetzen<br />

Platzes<br />

Umgenutzte Viaduktbögen auf der<br />

Westseite des Boulevards


Austauschuniversität<br />

Kungliga Tekniska<br />

Högskolan Stockholm<br />

(kth), Schweden<br />

Studierender<br />

Daniel Blatter<br />

Professoren<br />

Prof. Anders Wilhelmson<br />

Assistenzprof. Andreas<br />

Lönnroth<br />

Stockholm<br />

New Opera House<br />

Die Ausgangslage war mit der Entscheidung verbunden,<br />

die Oper vom Boden zu lösen. Das Auditorium, Hauptund<br />

Nebenbühnen werden als eigenständige Körper<br />

in das Hauptvolumen eingeschoben und verleihen dem<br />

Gebäude einen speziellen Charakter.<br />

Die Arbeits- und Proberäume sind unterhalb der<br />

Bühnenebene angeordnet. Die in von unten nach oben<br />

verlaufenden Schlaufen angeordneten Foyers trennen<br />

die öffentlichen Räume von den Bühnen- und Personalräumen.<br />

Die Schrägen dienen der Erschliessung und<br />

zeichnen sich in der Fassade ab, wo sie die strikte Form<br />

des Volumens dezent durchbrechen.<br />

Der Standort wurde von den<br />

Studierenden selbständig<br />

erarbeitet. Ich entschied mich für<br />

das Neubaugebiet Kungsholmen;<br />

das Gebäude kommuniziert<br />

auf unterschiedliche Weise mit<br />

den Fussgängern, vorbeifahrenden<br />

Fahrzeugen und fungiert als<br />

Wahrzeichen für Stockholm.<br />

253<br />

Stockholm<br />

New Opera House<br />

The basis for the project was predicated on the decision<br />

to dissolve the relationship of the opera building<br />

from the ground. The auditorium, the primary stages and<br />

the secondary stages are inserted into the primary<br />

volume and lend the building its particular character.<br />

The workrooms and rehearsal spaces are located<br />

beneath the level of the stage. Foyers, organized as loops<br />

that ascend and descend, separate the public spaces<br />

from the backstage and personnel spaces. The obliques<br />

accommodate the circulation and reveal themselves<br />

in the façade, where they discretely interrupt the strict<br />

form of the volume.<br />

Die Foyers sind als schwebende<br />

Ebenen in den grosszügig ausgeschnittenen<br />

«Falten» ausgebildet.<br />

Der Besucher bewegt sich entlang<br />

der Schrägen und taucht langsam<br />

ein in die Theater- und<br />

Opernwelt.<br />

Austausch Departement Architektur<br />

Daniel Blatter


Diplomarbeiten Thesis Projects<br />

Zentrum Schlieren<br />

Zollfreilager <strong>Zürich</strong><br />

Städtisches Wohnhaus<br />

in <strong>Zürich</strong><br />

Gestaltung Bahnhofplatz<br />

Brunnen<br />

Casino Mythenquai <strong>Zürich</strong><br />

Heiraten in <strong>Zürich</strong><br />

Theater<br />

(freies Diplomthema)<br />

Town Center Schlieren<br />

Duty-Free Warehouse<br />

<strong>Zurich</strong><br />

Urban Apartment Building<br />

<strong>Zurich</strong><br />

Design for a Train Station<br />

Square Brunnen<br />

Casino Mythenquai <strong>Zurich</strong><br />

Marrying in <strong>Zurich</strong><br />

Theater<br />

(free thesis)


Simon Kretz<br />

Diplom Departement Architektur<br />

Diplomand<br />

Simon Kretz<br />

Professor<br />

Kees Christiaanse<br />

Assistent<br />

Nicolas Kretschmann<br />

Begleitfächer<br />

Prof. Christophe Girot<br />

Landschaftsarchitektur<br />

Doz. Dr. Christian Schmid<br />

Soziologie<br />

Entwurfsgedanke Aussenraum:<br />

räumlich begrenzt und funktional<br />

hierarchisiert<br />

Szenario basierend auf Spielfeldplan<br />

und Regeln<br />

Zentrum Schlieren Town Center Schlieren<br />

Das Projekt «Kontrastverstärkung in der Agglomeration –<br />

Zentrum Schlieren» basiert auf vier grundsätzlichen<br />

Fragestellungen zu Programmierung, Massstab, Struktur<br />

und Aussenräumen. Als Szenario werden drei typlogisch<br />

unterschiedliche Areale entwickelt, die je nach erforderlicher<br />

Dichte und Urbanität unterschiedliche städtebauliche<br />

Typologien aufweisen. Eine «Urbane Allmend»<br />

definiert dabei das eigentliche Zentrum des öffentlichen<br />

Raumes. Die einfache und effektiv disponierte Erschliessungsstruktur<br />

bildet das strategische Grundgerüst<br />

für eine qualitativ hochwertige städtebauliche Entwicklung.<br />

Visualisierung «Urbane Allmend»<br />

und Bereich Bahnhof Schlieren<br />

Morphologische Studien:<br />

zwischen Mailänder Block und<br />

Zentrumscluster<br />

256


Diplomand<br />

Sandro Agosti<br />

Professor<br />

Adrian Meyer<br />

Assistent<br />

Ralf Edelmann<br />

Begleitfächer<br />

Doz. Ruedi Seiler<br />

Konstruktion<br />

Prof. Günther Vogt<br />

Landschaftsarchitektur<br />

Zollfreilager <strong>Zürich</strong> Duty-Free Warehouse<br />

<strong>Zurich</strong><br />

Erweiterung mit städtischen Alterswohnungen<br />

Der Verfasser überformt die beiden Speichergebäude<br />

des Zollfreilagers zu einem grossen Stadtblock. Vom<br />

zentralen Innenhof aus entwickeln sich die neuen Obergeschosse<br />

in arenenartiger Abstufung zum Gebäudeäusseren.<br />

Es entsteht ein spannungsvolles Wechselspiel<br />

zwischen städtebaulicher Grossform und innenräumlicher<br />

Komplexität. Über spezifisch entwickelte Grundrissund<br />

Schnittkonfigurationen werden verschiedene<br />

Wohnungstypen mit einer im Freien verlaufenden<br />

Erschliessung verbunden.<br />

257<br />

Addition with Urban Retirement Apartments<br />

The author reshapes the two warehouses of the duty free<br />

zone area into a large city block. The new upper floors<br />

are developed around a central courtyard, characterized<br />

by gradual set backs towards the outer façade of the<br />

building. A dynamic conceptual interplay between the<br />

urban scale of the block and the complexity of the<br />

interior spaces evolves from this proposal. Specifically<br />

developed floor plans and sections create different<br />

apartment types, which are accessible from an exterior<br />

corridor.<br />

Diplom Departement Architektur<br />

Sandro Agosti


Diplomandin<br />

Sophie Schmid<br />

Professor<br />

Andrea Deplazes<br />

Assistent<br />

Matthias Blass<br />

Begleitfächer<br />

Doz. Ruedi Seiler<br />

Konstruktion<br />

Prof. Christoph Girot<br />

Landschaftsarchitektur<br />

Hofperspektive<br />

Zollfreilager <strong>Zürich</strong> Duty-Free Warehouse<br />

<strong>Zurich</strong><br />

Erweiterung mit städtischen Alterswohnungen<br />

Ein zusammenhängender zum Hof hin abgestufter<br />

Aufbau verbindet die beiden bestehenden Baukörper des<br />

Zollfreilagers. Die geringere Gebäudetiefe im hinzugefügten<br />

Neubau entspricht der Wohnnutzung und bricht<br />

den Massstab der Innenräume. Die unterschiedlich grossen<br />

Durchstiche, ausgehend von der Aufstockung, erodieren<br />

den Altbau, erlauben Durchsicht, verbinden private und<br />

öffentliche Nutzungen und bilden Aktivitätsbereiche.<br />

Die vielfältigen Nutzungen werden entsprechend den<br />

Tageslichtanforderungen in der neu entstandenen<br />

Hofanlage verteilt. Die Schnittstelle zwischen Alt und<br />

Neu ist an unerwarteten Stellen gesetzt, dennoch<br />

ergänzen sich die beiden Teile zu einem neuen überzeugenden<br />

Gesamtkomplex.<br />

Grundriss 2.OG<br />

258<br />

Addition with Urban Retirement Apartments<br />

An integrated extension, stepped toward the courtyard,<br />

links the two existing buildings of the Duty-free<br />

Warehouse. The low building height of the attached new<br />

building corresponds to its residential use and breaks<br />

down the scale of the interior spaces. The differently<br />

sized cuts resulting from the stacking erode the mass of<br />

the existing building, allow for views through, connect<br />

private and public uses and create areas for activity. The<br />

multiple use programs were distributed in the newlycreated<br />

courtyard space according to their requirements<br />

for daylight. The interface between old and new is<br />

composed of unanticipated areas, yet the two pieces<br />

complement one another to form a new and convincing<br />

unified building complex.<br />

Aussenperspektive


Diplomandin<br />

Claudia Mühlebach<br />

Professor<br />

Miroslav Sik<br />

^<br />

Assistentin<br />

Tina Gernet<br />

Begleitfächer<br />

Doz. Ruedi Seiler<br />

Konstruktion<br />

Prof. Gregor Eichinger<br />

bof! Benutzeroberfläche<br />

Zollfreilager <strong>Zürich</strong> Duty-Free Warehouse<br />

<strong>Zurich</strong><br />

Erweiterung mit städtischen Alterswohnungen<br />

Die ausgewählte Arbeit hat eine eindrückliche alt-neue<br />

Architektur geschaffen. Das Neue steht zur bestehenden<br />

Anlage in einer massstäblichen Beziehung. Nach dem<br />

Prinzip «Haus-im-Haus» wird eine norditalienisch angehauchte<br />

Architektur in die Hallen des ehemaligen<br />

Zollfreilagers eingefügt. Die Strenge, die dem Modernen<br />

innewohnt, wird durch den Einsatz von Floralem<br />

aufgelockert. Der Wohnkomfort ist einzigartig: offene<br />

Wohnungsgrundrisse, abwechslungsreiche Raumbeziehungen.<br />

Dem Entwurf gelingt eine eigenwillige,<br />

stimmungsvolle Architektur, die gleichzeitig den Ort<br />

respektvoll interpretiert.<br />

Die Arbeit wurde mit dem sia-Architekturpreis für<br />

Diplomierende 2007 ausgezeichnet.<br />

259<br />

Addition with Urban Retirement Apartments<br />

It is fascinating how the project manages to transform the<br />

old complex in a highly idiosyncratic way while remaining<br />

true to the original scale. Following the principle of<br />

the ‘house-in-house’, an autonomous northern Italian<br />

inspired microcosm is inserted into the existing building<br />

with hardly any radical interventions necessary. A plant<br />

cover mitigates the transparency and ‘airiness’ of the modern<br />

architecture. The resulting comfort of living is<br />

excellent; a continuous floor plan offers both transparency<br />

and privacy. The radical design is a respectful interpretation<br />

of the genius loci.<br />

The work was awarded with the sia Price of Architecture<br />

for students 2007.<br />

Künstlerateliers<br />

Familienwohnung<br />

Familienwohnung<br />

Alterswohnung<br />

Familienwohnung<br />

Familienwohnung<br />

Alterswohnung<br />

Familienwohnung<br />

Familienwohnung<br />

Alterswohnung<br />

Alterswohnung<br />

Familienwohnung<br />

Familienwohnung<br />

Familienwohnung<br />

Familienwohnung<br />

Alterswohnung Familienwohnung<br />

Familienwohnung<br />

Familienwohnung<br />

Alterswohnung<br />

Familienwohnung<br />

Alterswohnung<br />

Alterswohnung<br />

Familienwohnung<br />

Familienwohnung<br />

Familienwohnung<br />

Diplom Departement Architektur<br />

Claudia Mühlebach


Diplomand<br />

Romano Brasser<br />

Professor<br />

Hans Kollhoff<br />

Assistent<br />

Mark Ammann<br />

Begleitfächer<br />

Prof. Hans Kollhoff<br />

Konstruktion<br />

Prof. Dr. Werner Oechslin<br />

Kunst- und Architekturgeschichte<br />

Städtisches Wohnhaus<br />

in <strong>Zürich</strong><br />

Der Entwurf schlägt ein dezidiert städtisches Wohnhaus<br />

vor. Das schmale Volumen ist durch eine regelmässige<br />

Pfeilerstruktur gegliedert, die zur Bäckerstrasse eine<br />

grossflächig verglaste Wintergartenschicht ausbildet. Im<br />

obersten Geschoss ist eine tiefe Loggia angeordnet,<br />

die das Gebäude auf prägnante Weise als zeitgemässes<br />

Wohnhaus charakterisiert. Die serielle Pfeilerordnung<br />

ist trotz einer gewissen monumentalen Wirkung von<br />

überraschender Modernität. Durch die Feinheit ihrer Profilierung<br />

strahlt sie einen äusserst wohnlichen Charakter<br />

aus und integriert das Gebäude selbstverständlich in den<br />

Strassenzug.<br />

260<br />

Urban Apartment Building<br />

<strong>Zurich</strong><br />

The design proposes a decidedly urban apartment house.<br />

The narrow volume is organized by regularly spaced<br />

pilasters that shape an extensive glass conservatory facing<br />

Bäckerstrasse. A relatively deep loggia is located on<br />

the top floor and incisively characterizes the building as<br />

a contemporary apartment house. Notwithstanding a<br />

certain monumental appearance, the consistant pilaster<br />

order is surprisingly modern. The subtlety of its contour<br />

exudes an utmost homelike nature and self-evidently<br />

integrates the building into its street.


Diplomandin<br />

Nicole Leuthold<br />

Professor<br />

Wolfgang Schett<br />

Assistent<br />

Aldo Buffoni<br />

Begleitfächer<br />

Doz. Ruedi Seiler<br />

Konstruktion<br />

Prof. Dr. Hansjürg<br />

Leibundgut<br />

Gebäudetechnik<br />

Städtisches Wohnhaus<br />

in <strong>Zürich</strong><br />

Städtebaulich zurückhaltend und volumetrisch angemessen<br />

in die Blockrandstruktur von Aussersihl eingefügt, entfaltet<br />

das Projekt im Innenraum einen unerwarteten räumlichen<br />

Reichtum. Durch die Unterteilung der schmalen<br />

Parzelle in Längsrichtung entstehen je zwei Wohnungen,<br />

die sich in die Tiefe des Grundstücks erstrecken. Die<br />

ungewohnte Disposition generiert differenzierte räumliche<br />

Situationen, die den Wohnungen einen spezifischen<br />

Charakter verleihen. Durch das Freispielen der<br />

jeweiligen Aussenwand wird die der Wohnung inhärente<br />

Grosszügigkeit räumlich erlebbar gemacht.<br />

261<br />

Urban Apartment Building<br />

<strong>Zurich</strong><br />

With its placid and modest volume, the project integrates<br />

itself adequately in the urban fabric of Aussersihl,<br />

while the inner structure reveals an unexpected variety of<br />

spatial situations. The longitudinal siting of the apartments<br />

generates an unusual organization and in the process,<br />

a specific character of the living spaces. The spatial<br />

generosity of the apartments is made apparent by the<br />

progression of spaces along the facade.<br />

Diplom Departement Architektur<br />

Nicole Leuthold


Tobias Klauser<br />

Diplom Departement Architektur<br />

Diplomand<br />

Tobias Klauser<br />

Professor<br />

Dr. Marc M. Angélil<br />

Assistent<br />

Rainer Hehl<br />

Begleitfächer<br />

Prof. Dr. Ákos Moravánszky<br />

Assistent Ole Fischer<br />

Architekturtheorie<br />

Dr. Christian Schmid<br />

Soziologie<br />

Übersicht: Neun Interventionen<br />

Gestaltung Bahnhofplatz<br />

Brunnen<br />

Der Schwyzer Talkessel braucht, so die These, eine Stärkung<br />

des Urbanen, um mit den Qualitäten des städtischen<br />

Wohnens und Arbeitens der unkontrollierten Zersiedelung<br />

entschlossen entgegenzutreten. Die erwartete Zuwanderung<br />

soll als Chance zur Verdichtung der bestehenden<br />

Struktur gesehen werden.<br />

In Analogie zur Strategiebildung bei militärischen<br />

Operationen wird eine städtebauliche Methodik der<br />

urbanen «Mobilmachung» entworfen. Je nach Entwicklungsverlauf<br />

kann auf die konkreten Verhältnisse flexibel<br />

reagiert werden.<br />

Gezeigt werden neun Interventionen, die katalytisch<br />

wirksam zu einer Verdichtung des privaten Raums führen<br />

und als Konsequenz zu einer Attraktivitätssteigerung<br />

des öffentlichen Raums rund um den Bahnhofplatz in<br />

Brunnen im Kanton Schwyz.<br />

Intervention 7 bis 9<br />

Die Mobilmachung als Strategie<br />

gegen die Zersiedelung des Talkessels<br />

262<br />

Design for a Train Station<br />

Square Brunnen<br />

The thesis is rooted in a strong belief, that the ‘Schwyz<br />

Basin’ needs a strengthening of urban qualities such as<br />

dense and combined living/working conditions in order<br />

to confront the suburban sprawl. The exp ected immigration<br />

into the area over the next years should be seen<br />

as an opportunity to densify existing structures.<br />

In analogy to military strategies, the methodology of<br />

the ‘Urban Mobilization’ is introduced as an operative<br />

tool. In light of the ongoing development of the area, this<br />

tool could react very flexible to emerging circumstances.<br />

Shown here are nine interventions, which operate as<br />

catalysts to generate an increase in private spatial<br />

densities and consequently public space qualities around<br />

the main station in Brunnen, Canton Schwyz.<br />

Intervention 1: Wiedereinführung<br />

und Ausbau der 1963 eingestellten<br />

Tramlinie


Diplomandin<br />

Marcia Akermann<br />

Professor<br />

Dr. Josep Lluis Mateo<br />

Assistent<br />

Dan Budik<br />

Begleitfächer<br />

Prof. Günther Vogt<br />

Landschaftsarchitektur<br />

Doz. Ruedi Seiler<br />

Konstruktion<br />

Casino Mythenquai <strong>Zürich</strong> Casino Mythenquai <strong>Zurich</strong><br />

Während im heutigen Quartier die Repräsentanz der<br />

Ufer angesichts der vielfältigen und prächtigen Fassaden<br />

wahrgenommen wird, entwickelt sich das neue Casino<br />

mit einer gezielten kompakten Besetzung zu einem städtebaulichen<br />

Raum an der Uferfront. Die horizontale<br />

Differenzierung des Volumens in drei Teilbereiche –<br />

Veranstaltungssaal im Untergeschoss, das Casino im Kernbereich<br />

und eine umlaufende Hotelschicht – ermöglicht<br />

die Entwicklung spannender räumlicher Abfolgen und<br />

Erschliessungswege. Die Innenräume erhalten durch<br />

die Tragstruktur und unregelmässig angeordneten Lichthöfe<br />

einen prägnanten und unverkennbaren Ausdruck.<br />

263<br />

At present, the representation of the lakefront is understood<br />

within this neighborhood by virtue of the grandiose<br />

facades along its edge; the new casino, on the other<br />

hand, uses its directed, compact organization to develop<br />

an urban square at the new lakefront. The horizontal<br />

differentiation of the volume into three parts – the multipurpose<br />

hall underground, the casino in the center<br />

and a surrounding hotel layer – enables the development<br />

of exciting spatial sequences and circulation patterns. The<br />

interior receives a strong and unmistakable expression<br />

through the deceitful structure and the irregularly arranged<br />

light courts.<br />

Diplom Departement Architektur<br />

Marcia Akermann


Diplomand<br />

Céline Soley Suter<br />

Professor<br />

Dietmar Eberle<br />

Assistent<br />

Daniel Minder<br />

Begleitfächer<br />

Prof. Günther Vogt<br />

Landschaftsarchitektur<br />

Prof. Dr. Otto Künzle<br />

Tragkonstruktionen<br />

Casino Mythenquai <strong>Zürich</strong> Casino Mythenquai <strong>Zurich</strong><br />

Die Stadt <strong>Zürich</strong> hat entlang der Limmat die grösste Baudichte.<br />

Auf der Seeseite reicht die Stadt wegen der<br />

Einfallsstrassen und des davorliegenden Grüngürtels nicht<br />

ganz ans Wasser. Von der Seeseite her gesehen wirkt<br />

die Stadt <strong>Zürich</strong> daher kaum städtisch und der Bezug der<br />

Stadt zum Wasser ist nur bedingt spürbar. Genau hier<br />

setzt das Bauprojekt an: Das Casino bringt die Stadt näher<br />

an den See. Die fünf – wie angeschwemmt wirkenden –<br />

Kuben lassen die Stadt in den See wachsen.<br />

Das Casino ist als «Unterwasser-Strip» konstruiert und<br />

soll an Las Vegas mit seinem pulsierenden und bekannten<br />

«Strip» erinnern, an dem sich die zahlreichen Casinos und<br />

Hotels aneinanderreihen. Der Entwurf folgt der klassischen<br />

Raumorganisation des Bautypus Casino, bei dem sich<br />

Räume sekundärer Funktion um den zentralen Hauptsaal<br />

gruppieren.<br />

Der Besucher taucht wörtlich in eine Illusionswelt ein,<br />

die Zeit, Ort und Realität verwischt.<br />

264<br />

<strong>Zurich</strong> has the highest density along the Limmat river.<br />

On the lake sid,e the city does not quite reach the water<br />

because of the arterial roads and the green belt located<br />

along its edge. Viewed from the lake, the city hardly looks<br />

urban and the relation between city and water is only<br />

slightly perceptible. That is exactly where the project<br />

asserts itself: The casino moves the city closer to the lake<br />

and the five cubes – as if washed ashore – make the city<br />

grow towards the lake.<br />

The casino is built as an underwater strip and recalls<br />

the famous and vibrant Strip in Las Vegas with all<br />

its numerous casinos and hotels. The design follows the<br />

classical program of a casino with its secondary functions<br />

grouped around the central main hall.<br />

The visitor literally immerses himself in an illusionary<br />

world that blurs place and reality.


Diplomand<br />

Patrick Reuter<br />

Professor<br />

Gregor Eichinger<br />

Assistent<br />

Markus Jung<br />

Begleitfächer<br />

Prof. Dr. Ludger Hoevestadt<br />

caad<br />

Doz. Ruedi Seiler<br />

Konstruktion<br />

Casino Mythenquai <strong>Zürich</strong> Casino Mythenquai <strong>Zurich</strong><br />

Die städtebauliche Umsetzung des grossen und heterogenen<br />

Raumprogramms erfolgt über einen langgestreckten<br />

Baukörper, der sich in horizontal geschichtete Volumen<br />

auflöst. Dadurch wird eine kraftvolle räumliche Vielfalt<br />

sowohl im äusseren Erscheinungsbild als auch im<br />

Innern erzeugt. In den gläsernen Fassaden der Volumen<br />

spiegelt sich tagsüber die Umgebung. Dadurch positioniert<br />

sich der Baukörper als Konglomerat einzelner,<br />

filigraner gläserner Pavillons in einer Parklandschaft.<br />

Über die Spiegelungen, Durchdringungen und Einschnitte<br />

verzahnt sich das Projekt mit seinem Kontext und<br />

wird zu dessen selbstverständlichem Bestandteil. Bei Nacht<br />

dreht sich diese Wirkung um, sodass der Baukörper<br />

seine urbane Belebtheit nach aussen kehrt.<br />

265<br />

As an urban design response to the site, the project positions<br />

itself as a long, extended volume, which is dissolved<br />

in horizontal, independent glazed bodies. This glazed<br />

conglomerate reflects the tradition of pavilions set within<br />

park landscapes. This strategy generates a strong spatial<br />

diversity to the outside and to the inside. By means of<br />

its reflections, intersections and penetrations, the project<br />

interlocks with its context and becomes an almost<br />

natural part of it. During the daytime, the filigree, glazed<br />

façades of the single volumes mirror the surrounding.<br />

At night, this impression is reversed by revealing the<br />

vivid interior urbanity to the outside.<br />

Diplom Departement Architektur<br />

Patrick Reuter


Ana Sofia Gonçalves<br />

Diplom Departement Architektur<br />

Diplomandin<br />

Ana Sofia Gonçalves<br />

Professor<br />

Peter Märkli<br />

Assistentin<br />

Ingrid Burgdorf<br />

Begleitfächer<br />

Doz. Ruedi Seiler<br />

Konstruktion<br />

Prof. Gregor Eichinger<br />

bof! Benutzeroberflächen<br />

Heiraten in <strong>Zürich</strong> Marrying in <strong>Zurich</strong><br />

Der Ort, an dem auf dem Sonnenberg ein Raum zum<br />

Heiraten jenseits der kirchlichen Konventionen geschaffen<br />

werden soll, ist gekennzeichnet durch die landschaftlich<br />

ausgezeichnete Situation der über der Stadt<br />

gelegenen öffentlichen Promenade. Nach dem Verkauf des<br />

bestehenden Restaurants an die fifa wird die Anlage<br />

heute durch prominent gesetzte Zusatzbauten dominiert.<br />

In diesem Kontext und mit dem Ziel, den öffentlichen<br />

Charakter der Gartenanlage zu stärken, versteht sich der<br />

Entwurf – im Gegensatz zum Gebäude im klassischen<br />

Sinn – als topographisches Bauwerk und räumliche Erweiterung<br />

der bestehenden Gartenmauer. Die Interpretation<br />

des Raumprogramms und Umsetzung in eine feierliche<br />

Atmosphäre wird nicht mittels dekorativer Effekte,<br />

sondern auf der Basis rein architektonischer Mittel<br />

erreicht.<br />

266<br />

As an alternative to the religious-based church wedding,<br />

a new marriage pavilion is to be built on the Sonnenberg<br />

above the city of <strong>Zurich</strong>. The site is distinguished<br />

by its exclusive location as well as a scenic public<br />

promenade with a restaurant recently extended by the<br />

fifa. To re-emphasize the public character of the<br />

gardens, the project refers primarily to the landscape’s<br />

topographic elevation by interpreting the situation<br />

with a focus on typological continuity. Because this design<br />

derives from existing wall structures, a festive atmosphere<br />

is achieved without the effects of decoration, but<br />

entirely on the basis of genuine architecture.


Diplomand<br />

Christoph Junk<br />

Assistenzprofessor<br />

Christian Kerez<br />

Assistent<br />

Matei Manaila<br />

Begleitfächer<br />

Prof. Dr. Ákos Moravánszky<br />

Architekturtheorie<br />

Koexaminator<br />

Prof. Hartmut Wickert<br />

Theater<br />

(freies Diplomthema)<br />

An einem Kran hängt eine Zuschauergondel, die 160 Personen<br />

fasst. Das Größenverhältnis aus Zuschauer- und<br />

Bühnenraum eines konventionellen Theaters wurde umgekehrt<br />

und überhöht. In einem neutralen Raum kann<br />

die Zuschauerkabine jeden Punkt ansteuern und sich<br />

gleichzeitig auch um ihre eigene Achse drehen. Entscheidend<br />

ist, dass sich der Zuschauer nicht frei bewegen<br />

kann, sondern seinen festen Platz hat und durch eine<br />

Maschinerie gelenkt, geschwenkt und gefahren wird.<br />

Sein Fenster, sein Guckloch ändert sich nie. Durch die<br />

Bewegung wird eine Raum- und Perspektivenänderung<br />

physisch erfahrbar.<br />

267<br />

Theater<br />

(free thesis)<br />

A spectator gondola for 160 people hangs on a crane.<br />

The proportions of the spectator and stage space are<br />

inverted and amplified in comparison to a conventional<br />

theater. In a neutral space, the spectator cabin can<br />

get to every point in the room and rotates simultaneously<br />

around its own axis. It is crucial that the spectator<br />

cannot move freely but has his fixed place and is guided,<br />

rotated and driven by a machine. His window, his peephole<br />

never changes. Through the movement, a spatial and<br />

perspective shift is physically experienced.<br />

Diplom Departement Architektur<br />

Christoph Junk


Weiterbildungsangebot,<br />

Masterprogramme (mas)<br />

mas Landscape<br />

Architecture (la)<br />

mas Urban Transformation<br />

in Developing<br />

Territories (utdt)<br />

mas Architektur (arch),<br />

Spezialisierung in:<br />

mas Conservation<br />

Science (cs)<br />

mas Sustainable<br />

Management of Man-Made<br />

Resources (suma)<br />

mas Computer Aided<br />

Architectural Design (caad)<br />

mas Gebäudetypologie<br />

der Grossstadt (gtg)<br />

mas Geschichte und Theorie<br />

der Architektur (gta)<br />

mas Tektonische Konstruktionssystematik<br />

(tks)<br />

mas Wohnen<br />

Continuing Education<br />

Programs, Master of<br />

Advanced Studies (mas)<br />

mas Landscape<br />

Architecture (la)<br />

mas Urban Transformation<br />

in Developing<br />

Territories (utdt)<br />

mas Architecture (arch),<br />

Specialisation in:<br />

mas Conservation<br />

Science (cs)<br />

mas Sustainable<br />

Management of Man-Made<br />

Resources (suma)<br />

mas Computer Aided<br />

Architectural Design (caad)<br />

mas City Building<br />

Typology (cbt)<br />

mas History and Theory<br />

of Architecture (hta)<br />

mas Tectonical Construction<br />

Systematics (tcs)<br />

mas Housing


Christophe Girot<br />

Masterprogramm MAS Departement Architektur<br />

Professor<br />

Christophe Girot<br />

Gastprofessor<br />

Sébastien Marot<br />

Team<br />

Pia Fricker<br />

Susanne Hofer<br />

James Melsom<br />

Zum Forschungsprojekt<br />

erscheint ein Heft der<br />

Schriftenreihe «Pamphlet».<br />

Pamphlet 11: Upper Rhine<br />

Delta, <strong>Zürich</strong>: gta Verlag<br />

2008.<br />

Website<br />

www.girot.arch.ethz.ch/<br />

masla<br />

mas Landscape<br />

Architecture (la)<br />

Der Master of Advanced Studies in «Landschaftsarchitektur»<br />

(mas la) ist ein einjähriges, englischsprachiges<br />

Vollzeitstudium für Architekten, Landschaftsarchitekten<br />

und Absolventen verwandter Disziplinen.<br />

Ein zentrales Thema des mas-Programms ist die kritische<br />

Auseinandersetzung mit Fragestellungen der<br />

Nachhaltigkeit im Bereich grossmassstäblicher Entwurfsarbeit<br />

in urbanen Landschaften. Die Studierenden<br />

sind aufgefordert, globale wie auch lokale ökonomische<br />

und soziologische Anforderungen zu erkennen und<br />

in ihren Entwurf zu integrieren. Das Programm ist in zwei<br />

Hauptbereiche aufgeteilt: ein Entwurfsstudio und ein<br />

Theorieseminar. Die filmische Auseinandersetzung mit<br />

Landschaft ist als Analyse- und Repräsentationswerkzeug<br />

in beide Bereiche gleichermassen integriert. Der Einsatz<br />

aktueller Modellierungs- und Visualisierungstechniken<br />

unterstützte den Entwurfsprozess.<br />

Innerhalb des mas la 2007/08 setzten sich die Studierenden<br />

im Entwurfstudio, Theorieseminar und Videoseminar<br />

mit den ortspezifischen Fragestellungen und Problematiken<br />

des Gebietes der Rheinmündung in den<br />

Bodensee auseinander. Das von den 12 internationalen<br />

Rhein-Delta, MAS LA 2007/08<br />

TeilnehmerInnen bearbeitete Areal spannt sich auf<br />

einer Fläche von etwa 2400 Hektaren zwischen dem Alten<br />

Rhein an der Staatsgrenze Österreich/Schweiz und dem<br />

kanalisierten Neuen Rhein auf. Grösste konzeptionelle<br />

und landschaftsarchitektonische Herausforderung ist in<br />

diesem Gebiet die lokale Sedimentationsproblematik.<br />

Innerhalb der ersten Bearbeitungsphase waren die<br />

Studierenden aufgefordert, grossmassstäbliche nachhaltige<br />

Lösungsmöglichkeiten für die Gestaltung des heterogenen<br />

Ortes aufzuzeigen. Der Einsatz von dreidimensionalen,<br />

dynamischen Entwurfstechniken war wesentlicher methodischer<br />

Bestandteil des Studios und ermöglichte die<br />

Erarbeitung eines nicht-statischen Landschaftsarchitekturprojektes.<br />

Dieses ist fähig, über eine definierte Zeitperiode<br />

Aussagen zu machen und hierbei unterschiedliche<br />

Facetten seines Konzeptes aufzuzeigen.<br />

Im Rahmen eines «Thesis-Semesters» fokussierten<br />

sich die Kursteilnehmer auf einen ausgewählten Bereich<br />

ihres Entwurfs und setzten eigene Interessensschwerpunkte.<br />

Wesentlicher Aspekt dieser Arbeitsstufe war die<br />

theoretische und filmische Auseinandersetzung mit<br />

dem Ort unter den vorhandenen Fragestellungen.<br />

270<br />

mas Landscape<br />

Architecture (la)<br />

The Master of Advanced Studies in Landscape Architecture<br />

(mas la) is a one-year, full-time, English-language<br />

program for architects, landscape architects and graduates<br />

in related disciplines.<br />

A central topic of the mas la program is the critical<br />

study of sustainability issues with respect to large-scale<br />

design work in urban landscapes. The students are<br />

required to recognize global as well as local economic<br />

and sociological requirements and integrate them into<br />

their designs. The program is subdivided into two main<br />

areas: a design studio and a theory seminar. Students<br />

integrate the use of film as a tool for analysis and representation<br />

to engage with landscape in both of these<br />

areas. In addition, they use the latest modelling and visualisation<br />

technologies to support the design process.<br />

Within the context of the mas la 2007/08, students<br />

examined site-specific questions and issues regarding the<br />

estuary of the Rhine on Lake Constance through a design<br />

studio and theory and video seminars. This area, worked<br />

on by 12 international participants, spans an area of<br />

approximately 2400 hectares between the Old Rhine at<br />

the border between Austria and Switzerland and the<br />

channelled New Rhine. The greatest conceptual and landscape<br />

architectonic challenge in this area is local sedimentation<br />

processes.<br />

Within the first phase, students were asked to generate<br />

large-scale sustainable solutions for the design of this<br />

heterogeneous place. An essential component of this<br />

studio was the use of three-dimensional, dynamic design<br />

techniques, allowing the development of landscape<br />

architecture projects that integrate the element of time.<br />

These enable one to draw conclusions over a definite<br />

time period, thereby revealing various facets of the concept.<br />

In the framework of a ‘thesis semester’, the participants<br />

focused on a chosen area of their design and determined<br />

their own focuses of interest. An important aspect<br />

of this level of work was the theoretical and cinematic<br />

examination of a place in the context of the issues at<br />

hand.


Professor<br />

Prof. Dr. Marc M. Angélil<br />

Koordinator<br />

Jörg Stollmann<br />

Team<br />

Prof. Dr. Marc Angélil<br />

Zegeye Cherenet<br />

Lukas Kueng<br />

Deane Simpson<br />

Jörg Stollmann<br />

Website<br />

www.angelil.arch.ethz.ch<br />

Dokumentation der Studierendenarbeiten<br />

2006/2007<br />

Learning from Addis<br />

Ababa, 320 Seiten<br />

Sebastián Alfaro Fuscaldo,<br />

Parallel Urbanism<br />

Noboru Kawagishi, Parallel<br />

Urbanism<br />

Daphne Kokkini, Tracking<br />

Addis<br />

Theano Mazaraki, Merkato<br />

Mutations<br />

Imke Annemarie Mumm,<br />

MixCity<br />

Dimitra Riza, Merkato<br />

Mutations<br />

Krishnan Varma, Tracking<br />

Addis<br />

Thi Thanh Ha Nguyen,<br />

Merkato Mutations<br />

Matthew Gerald Skjonsberg,<br />

Parallel Urbanism<br />

Christine Simona Mayr-<br />

Baldauf, Tracking Addis<br />

Iva Cuzela-Bilac, Merkato<br />

Mutations<br />

Duan Fei, MixCity<br />

mas Urban Transformation<br />

in Developing<br />

Territories (utdt)<br />

Der mas utdt ist die Fortführung des ursprünglich von<br />

Professor Herbert Kramel geleiteten Kurses «Bauen<br />

in Entwicklungsländern». Der Begriff «Entwicklungsland»<br />

ist jedoch irreführend, versucht man die zunehmende<br />

Unabhängigkeit grossräumlicher Entwicklungsprozesse<br />

von den politisch bestimmten Gebieten nationaler<br />

Identität zu thematisieren. Aus diesem Grund erschliesst<br />

die vorgeschlagene Bezeichnung «developing territory»<br />

ein angemessenes, offenes Forschungsgebiet. «Developing»<br />

bezeichnet nicht nur die sich entwickelnde Kulturproduktion,<br />

sondern die zunehmenden gegenseitigen Abhängigkeiten<br />

lokaler und globaler Prozesse, die mit der<br />

Konstruktion des Territoriums in Verbindung stehen.<br />

Der Kurs untersucht urbane Veränderungen weltweit<br />

und richtet sich auf die Entwicklung praktischer Werkzeuge,<br />

um in diesen Bereichen handlungsfähig zu werden.<br />

Der globale Urbanisierungsprozess erfordert Forschungsmethoden,<br />

die kritische, komparative Analysen mit<br />

der Fähigkeit verbinden, sich konstruktiv den lokalen<br />

Situationen anzunähern. Es werden Fallstudien aus sogenannten<br />

Entwicklungsländern und Ländern der<br />

ersten Welt bearbeitet mit der Absicht, vergleichbare Prozesse<br />

und Muster zu erkennen und entsprechende<br />

Handlungsanweisungen zu entwickeln. Hierbei wird die<br />

wesentliche Rolle des Städtebaus für die nachhaltige<br />

Gestaltung der gebauten Umwelt betont. Das Programm<br />

will eine Forschungs- und Entwurfskultur entwickeln,<br />

welche die Teilnehmer befähigt, sich aktiv an der Planung<br />

zukünftiger urbaner Szenarien zu beteiligen.<br />

Jedes Jahr fokussieren sich die mas utdt-Forschungsund<br />

Entwurfsstudios auf zwei spezifische urbane Themen<br />

und Orte. Im akademischen Jahr 2006/2007 waren<br />

die Themen die alternde Gesellschaft und urbane Armut.<br />

Beide Phänomene sind global und haben weitreichende<br />

Auswirkungen auf die zeitgenössische Stadt. In Zusammenarbeit<br />

mit den beiden Entwicklern Bracher und Partner<br />

und Bonacasa erarbeitete das Forschungs- und Entwurfsstudio<br />

im Herbstsemester «Grayscale Urbanism: Cities<br />

for the new Third Age» urbane Modelle für den Thuner<br />

See entsprechend den wachsenden Bedürfnissen der<br />

Menschen im dritten Lebensalter. Im Frühjahrssemester<br />

wurde die angeblich formelle Schweizer Planung mit<br />

der informellen äthiopischen Ökonomie und Stadtentwicklung<br />

verglichen. Das Forschungs- und Entwurfsstudio<br />

«Addis Ababa from Dawn till Dusk» richtete das<br />

Augenmerk auf die Herausforderungen des exponentiellen<br />

Wachstums und der zunehmenden Armut in der äthiopischen<br />

Hauptstadt.<br />

Im Rahmen dieses Studios etablierte der mas utdt<br />

eine dreijährige Zusammenarbeit mit dem Building<br />

College der Universität von Addis Abeba, unterstützt<br />

von der gtz (Deutsche Gesellschaft für Technische<br />

Zusammenarbeit) und dem äthiopischen ecbp (Engineering<br />

Capacity Building Program). Beginnend mit dem<br />

akademischen Jahr 2008/2009 wird der mas utdt zum<br />

mas ud, Master of Advanced Studies in Urban Design,<br />

gewandelt; unter der Leitung der Professuren von<br />

Prof. Dr. Marc Angélil und Prof. Kees Christiaanse.<br />

271<br />

mas Urban Transformation<br />

in Developing<br />

Territories (utdt)<br />

The mas utdt is the continuation of the course ‘Building<br />

in Developing Countries’ formerly taught by Professor<br />

Herbert Kramel. The phrase ‘developing countries’<br />

is misleading when attempting to address the increasing<br />

disengagement of geospatial conditions from politically<br />

designated realms of national identity. For this reason,<br />

the proposed expression ‘developing territories’ offers a<br />

more open and appropriate field of inquiry. ‘Developing’<br />

is understood here not only in terms of specific practices<br />

of cultural production, but of interdependencies<br />

between local and global processes as they pertain to the<br />

construction of territory.<br />

The course is structured around an investigation of<br />

transforming urban conditions as they pertain to<br />

phenomena worldwide, and the development of practical<br />

tools for operating within such domains. The global<br />

tendency toward urbanization demands research methods<br />

that promote both critically comparative analysis and<br />

the capacity to develop constructive approaches to such<br />

areas. Case studies addressing such conditions are taken<br />

from both developing and developed countries, with the<br />

aim of understanding how to intervene upon and<br />

capitalize on processes and patterns of transformation<br />

common to both. Emphasis is placed on the role<br />

of urban design as a key discipline in the formation of<br />

sustainable built environments. The program aims at<br />

developing a culture of urban research and design that<br />

will enable the participant to actively engage in envisioning<br />

future urban scenarios.<br />

Each year, the mas utdt design research studios focus<br />

on two specific topics of urban research and two sites of<br />

intervention. In the academic year 2006/2007, the topics<br />

were ageing and urban poverty. Both phenomena are<br />

global and pervasive, challenging the existing urban condition.<br />

In collaboration with the developers Bracher<br />

und Partner and Bonacasa, the fall semester design research<br />

studio ‘Grayscale Urbanism: Cities for the new Third<br />

Age’ developed urban schemes on the Lake of Thun according<br />

to the growing demands of third agers. In the<br />

spring semester, Swiss, presumably formal, urban planning<br />

was compared with Ethiopian informal economy and<br />

urban development. The design research studio ‘Addis<br />

Ababa from Dawn till Dusk’ was focused on the challenges<br />

of exponential urban growth and increasing poverty in<br />

the Ethiopian metropolis.<br />

In the course of this studio, the mas utdt established<br />

a three-year research collaboration with the Building<br />

College of Addis Ababa University, supported by the gtz<br />

(Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit)<br />

and the Ethiopian ecbp (Engineering Capacity Building<br />

Program). Starting with the academic year 2008/2009,<br />

the mas utdt will transform into the mas ud, Master of<br />

Advanced Studies in Urban Design, conducted by the<br />

chairs of Prof. Dr. Marc Angélil and Prof. Kees Christiaanse.<br />

Masterprogramm MAS Departement Architektur<br />

Marc M. Angélil


Uta Hassler<br />

Masterprogramm MAS Departement Architektur<br />

Professorin<br />

Dr. Uta Hassler<br />

Referenten 2007<br />

Mehmet Aksözen<br />

Prof. Kees Christiaanse<br />

Prof. Erwin Emmerling<br />

Wilhelm Glaser<br />

Prof. Dr. Uta Hassler<br />

Dr. Dorothee Heinzelmann<br />

Martin Hofer<br />

Prof. Dr. Peter Knoepfel<br />

Prof. Dr. Niklaus Kohler<br />

Prof. Dr. Susanne Kytzia<br />

Prof. Sacha Menz<br />

Prof. Dr. Manfred Schuller<br />

Prof. Dr. Claude Siegenthaler<br />

Dr. Alexander von Kienlin<br />

Karin von Lerber<br />

Dr. Sophie Wolf<br />

Prof. Dr. Stefan Wülfert<br />

Website<br />

www.idb.arch.ethz.ch<br />

mas Conservation Science<br />

mas Sustainable Management<br />

of Man-Made Resources<br />

Themen konservatorischen Handelns gewinnen für die<br />

Planungsberufe und die Praxis von Architekten und<br />

Ingenieuren ebenso an Bedeutung wie Fragen langfristiger<br />

Steuerung und Werterhaltung.<br />

Angesichts grosser Verlustrisiken innerhalb des historischen<br />

Bestands und prekärer werdender Systeme sind<br />

Grundlagen für Erhaltungsentscheide in einer langfristigen<br />

und lebenszyklusorientierten Perspektive notwendig.<br />

Konzepte müssen Überlebensmöglichkeiten, ökonomische<br />

und ökologische Kriterien ebenso reflektieren wie Stabilitätsrisiken<br />

und kulturelle Konstanten. Die Erarbeitung<br />

wissenschaftlicher Grundlagen braucht in der Forschung<br />

Methoden unterschiedlicher Disziplinen – von den Geisteswissenschaften<br />

über die Ingenieur- bis hin zu den<br />

Naturwissenschaften –, disziplinäre Grenzen sind daher<br />

auch für die Vermittlung obsolet.<br />

Das Institut für Denkmalpflege und Bauforschung<br />

bietet daher zwei mas-Studiengänge an, die sich an<br />

verschiedene Berufe wenden, denen an langfristiger Werterhaltung<br />

von Gütern und Artefakten liegt und die sich<br />

für strategische Optionen interessieren. Die Themenfelder<br />

der Kurse beziehen sich in vielen Bereichen auf Forschungsaktivitäten<br />

des idb und seiner Forschungspartner,<br />

Ergebnisse der Forschung finden direkt Eingang in die<br />

Lehre.<br />

Im Studiengang «Conservation Science» (cs) werden<br />

im Schwerpunkt klassische Themen der Denkmalpflege<br />

vermittelt, im Studiengang «Sustainable Management of<br />

Man-Made Resources» (suma) stehen «Bestandsaufgaben»<br />

im Zentrum und Themen langfristiger Werterhaltung<br />

in einer breiteren Perspektive.<br />

Für den ersten Studienjahrgang der neuen mas-<br />

Angebote Conservation Science und suma konnten<br />

wir 2007 aus sehr unterschiedlichen Berufsgruppen<br />

272<br />

mas Conservation Science<br />

mas Sustainable Management<br />

of Man-Made Resources<br />

Conservation issues and issues of long-term management<br />

and value maintenance are both gaining significance<br />

for the planning professions as well as for the practices<br />

of architects and engineers.<br />

Faced with huge risks of loss within the historical<br />

inventory of buildings and increasingly precarious<br />

building systems, basic principles for decisions concerning<br />

conservation in a long-term and lifecycle-oriented<br />

perspective have become necessary. Concepts must simultaneously<br />

reflect survival probabilities, economic and<br />

ecological criteria, stability risks, and cultural constants.<br />

The development of scientific principles requires the<br />

research methods of various disciplines – ranging from<br />

humanities to engineering and the natural sciences.<br />

Therefore, boundaries among disciplines have become<br />

obsolete in the practice of teaching.<br />

The Institute of Historic Building Research and<br />

Conservation (idb) consequently offers two mas study<br />

courses addressing two different professions, both<br />

of which are concerned with the long-term maintenance<br />

of the value of goods and artifacts and with strategic<br />

options to that end. The topics of the courses largely refer<br />

to the research activities of idb and its partner institutions.<br />

Research results enter directly into the teaching.<br />

The study course ‘Conservation Science’ (cs) focuses<br />

on classical topics of conservation of monuments;<br />

in the course of study entitled ‘Sustainable Management<br />

of Man-Made Resources’ (suma), issues related to existing<br />

buildings and issues of long-term value maintenance<br />

in a broader perspective are central.<br />

For the first year of study in the new mas courses,<br />

Conservation Science and suma, we were able to select<br />

applicants from very different professional backgrounds<br />

such as architecture, art history, restoration<br />

science, geology, sociology and even medicine.<br />

The program Conservation Science will be conducted<br />

in cooperation with Technische Universität München<br />

(Institute for Architectural History, Art History and Restoration<br />

and the Institute for Planning and Construction<br />

Technology). For the suma program we were able to<br />

win as external partners idheap Lausanne and the


Leporello MAS 2007<br />

Bewerber auswählen – aus der Architektur, Kunstgeschichte,<br />

Restaurierungswissenschaft, Geologie, Soziologie bis<br />

hin zur Medizin.<br />

Das Programm Conservation Science wird in Zusammenarbeit<br />

mit der Technischen Universität München<br />

(Institut für Baugeschichte, Kunstgeschichte und Restaurierung<br />

und Institut für Entwerfen und Bautechnik) durchgeführt.<br />

Für das Programm «suma» konnten als externe<br />

Partner idheap Lausanne und das Unternehmen Wüest<br />

und Partner ag gewonnen werden; innerhalb der eth<br />

sind weitere Kooperationen verankert. Die Lehrveranstaltungen<br />

sind in «Drei-Tages-Blöcken» organisiert (Donnerstag<br />

bis Samstag); Schwerpunkte des ersten Semesters<br />

im Herbst 2007 bildeten Themen der Denkmalpflege,<br />

Konservierungswissenschaften, Bauforschung, historischen<br />

Baukonstruktion, Ressourcenökonomie bis hin zu<br />

Fragen der Stoffflüsse, Lebenszyklen, institutionellen<br />

Regime und zur Langfrist-Ökonomie.<br />

273<br />

enterprise of Wüest and Partner Company. Additional<br />

cooperation is anchored within eth <strong>Zurich</strong>. Lectures<br />

will be organized in three-day blocks (Thursdays through<br />

Saturdays). The first semester in the fall of 2007 focused<br />

on issues of conservation of monuments, conservation<br />

sciences, construction research, historical building<br />

construction, resource economy and problems of material<br />

flows, life cycles, institutional regimes and long-term<br />

economy.


Professor<br />

Dr. Ludger Hovestadt<br />

Website<br />

wiki.caad.arch.ethz.ch/<br />

Education/mas<br />

mas Computer Aided<br />

Architectural Design (caad)<br />

Das mas-Programm der Professur caad legte auch im<br />

fünften Jahr grossen Wert auf die Konkretisierung computergenerierter<br />

Entwürfe. In sechs Unterrichtsmodulen,<br />

die jeweils in einer individuellen Arbeit endeten,<br />

wurde das Fachwissen unserer Assistenten rund um die<br />

Kernthemen «Bauen mit Maschinen» und «Computergenerierte<br />

Architektur» vermittelt. Dieses Wissen vertieften<br />

die Studierenden in ihren Diplomarbeiten, von denen<br />

zwei herauszuheben sind:<br />

splitHaus<br />

Dieses Projekt untersucht die Möglichkeit, ein Gebäude<br />

mit fixer Kubatur durch eine Serie von Räumen, die<br />

auf individuelle Bedürfnisse ausgerichtet sind, aufzuteilen.<br />

Ausgangspunkt der Untersuchung stellt die Arbeit des<br />

Architekten Adolf Loos dar. Die Häuser von Adolf Loos<br />

zeichnen sich dadurch aus, dass jeder Raum seinen<br />

spezifischen Charakter erhält, so dass ein komplexes Gefüge<br />

untereinander entsteht. Die innere Komplexität ist<br />

dem Gebäude von aussen jedoch nicht anzusehen.<br />

Georg Munkel schrieb hierfür eine Java Applikation,<br />

die eine Anzahl Räume in einer fixen Kubatur nach<br />

bestimmten Regeln wachsen liess, bis sie das ganze<br />

Volumen füllten.<br />

Ein Korrektur-Algorithmus verhinderte das Wachsen<br />

zu kleiner, im Raum nicht nutzbarer Volumina.<br />

Self-Organising Architectural Design Using<br />

2D Voronoi Diagram<br />

Seong Ki Lee’s Fallstudie untersucht den Grundriss von<br />

Gaudi’s Casa Mila und prüft, ob komplexe adaptive<br />

Systeme in der Lage sind, solch verschachtelte Räume zu<br />

generieren.<br />

links:<br />

Konstellation der Raumzellen in<br />

Gaudi’s Casa Mila<br />

rechts:<br />

Nachbarschaftsbeziehungen im<br />

ausformulierten Grundriss<br />

Seine eigens entwickelte Java Applikation, die auf<br />

dem Voronoi-Diagramm basiert, organisiert die einzelnen<br />

Räume dynamisch rund um fixe Grenzen (Aussenmauern,<br />

Höfe und Wege).<br />

274<br />

mas Computer Aided<br />

Architectural Design (caad)<br />

The mas program of the Chair of caad continues to place<br />

great emphasis on the concrete realization of computer<br />

generated designs. Through six instruction modules, which<br />

each end with an individual project, our assistants pass<br />

on their expertise on the following themes: ‘Building with<br />

Machines’ and ‘Computer Generated Architecture’.<br />

The students deepen their understanding of this knowledge<br />

in their diploma projects, two of which should be<br />

highlighted:<br />

splitHaus<br />

This project investigates the possibility of dividing a<br />

building with fixed contours into a series of spaces each<br />

of which fulfills individual requirements. The work<br />

of the architect Adolf Loos provided the starting point<br />

of investigation. The houses of Adolf Loos are unique<br />

in that each room is given its own individual character so<br />

Facade Parametrics, Varuna Saini,<br />

MAS<br />

as to create a complex interconnected arrangement.<br />

However, the inner complexity is not visible from the<br />

building’s exterior.<br />

For this project, Georg Munkel programmed a Java<br />

application, which allows a number of rooms to grow<br />

within a fixed volume following certain rules until they<br />

have filled the entire space.<br />

A correction algorithm hindered the generation of<br />

rooms that were too small or unusable.<br />

Self-Organising Architectural Design Using<br />

2D Voronoi Diagram<br />

Seong Ki Lee’s case study investigates the floor plan of<br />

Gaudi’s ‘Casa Mila’ and verifies whether complex<br />

adaptive systems are able to generate spatial systems with<br />

this degree of sophistication.<br />

His custom designed Java application, based on a<br />

Voronoi diagram, organizes the individual spaces<br />

dynamically around fixed boundaries (exterior walls,<br />

courts and paths).


Professor<br />

Hans Kollhoff<br />

Dozent<br />

Patrick Chladek<br />

Sommersemester 2007<br />

Stéphane Lippitsch,<br />

Das Krankenhaus –<br />

Entwicklung einer Typologie<br />

Herbstsemester 2007<br />

Asli Gürtuna, Conflictual<br />

Architecture<br />

Website<br />

www.kollhoff.arch.<br />

ethz.ch<br />

mas Gebäudetypologie<br />

der Grossstadt (gtg)<br />

Vermarktungsstrategien internationaler Investmentgesellschaften<br />

lassen auf den «Filetgrundstücken» westlicher<br />

Grossstädte Bebauungen entstehen, die gekennzeichnet<br />

sind durch Nutzflächenmaximierung in neutralen<br />

Gehäusen bei gleichzeitiger Individualisierung der Verpackung<br />

im Interesse der Corporate Identity. Diese<br />

auf der grünen Wiese erprobte Methode erzeugt im<br />

städtischen Kontext tiefgreifende Konflikte. Battery Park<br />

City, die Docklands oder La Défense können so trotz<br />

eines ausgefallenen formalen Repertoires nicht über ihre<br />

schmalbrüstige Existenz hinwegtäuschen und verbreiten<br />

eine suburbane Atmosphäre inmitten der Stadt. Aus der<br />

Analyse historischer Gebäudetypen der Grossstadt und<br />

auf der Grundlage aktueller Nutzungsansprüche und Vermarktungsinteressen<br />

soll mit Hilfe von «case studies»<br />

der Versuch unternommen werden, eine neue, dezidiert<br />

städtische Gebäudetypologie zu entwickeln.<br />

Susanne Frohn<br />

275<br />

mas City Building<br />

Typology (cbt)<br />

Buildings in prime locations of western cities are a direct<br />

result of marketing strategies pursued by international<br />

investment companies. They are characterized by maximized<br />

use of space within neutral buildings and, at the<br />

same time, individualized façades in the service of<br />

corporate identity. These methods, which have been tried<br />

and tested in suburbs, cause far-reaching conflicts in an<br />

urban context. As a result, despite a typical formal repertoire,<br />

Battery Park City, the Docklands and La Défense<br />

are unable to obscure the superficiality of their existence.<br />

They still radiate a suburban atmosphere in the center<br />

of the city. Using an analysis of historical city building<br />

types, and on basis of current utilization demands<br />

and marketing interests, an attempt will be made to develop<br />

a new, decidedly urban building typology. This will<br />

be completed with recourse to case studies.<br />

Masterprogramm MAS Departement Architektur<br />

Hans Kollhoff


Werner Oechslin, Andreas Tönnesmann<br />

Masterprogramm MAS Departement Architektur<br />

Professoren<br />

Dr. Werner Oechslin<br />

Dr. Andreas Tönnesmann<br />

Studienleitung<br />

Dr. Sylvia Claus<br />

Kathrin Siebert<br />

Website<br />

www.gta.arch.ethz.ch/<br />

d/mas<br />

mas Geschichte und Theorie<br />

der Architektur (gta)<br />

Die historische und gesellschaftliche Verwurzelung von<br />

Architektur ist ein wesentlicher Aspekt der entwerferischen<br />

Arbeit des Architekten. Die Vergangenheit dem eigenen<br />

Denken und Wissen in einem lebendigen und zugleich reflektierenden<br />

Prozess anzuverwandeln, ist eine Herausforderung.<br />

Wer sich ihr in der praktischen Arbeit stellt, wird<br />

seinen Bauten eine Qualität abgewinnen können, wie<br />

sie durch die alleinige Berücksichtigung städtebaulicher,<br />

ästhetischer und funktionaler Faktoren nicht erreicht<br />

werden kann. Anhand ausgewählter Fragestellungen führt<br />

der mas in die Methodik des historisch-theoretischen<br />

Arbeitens ein und vermittelt zugleich die Grundzüge der<br />

Kunst- und Architekturgeschichte.<br />

Der Abfassung von Texten kommt in unserem<br />

Studiengang besondere Bedeutung zu. Das Schreiben ist<br />

eines der Hauptinstrumente nicht nur des disziplinären<br />

Diskurses, sondern auch der Selbstvergewisserung bei der<br />

Erarbeitung der Fundamente dieses Diskurses und<br />

der öffentlichen Vermittlung der eigenen Arbeiten. Gerade<br />

das wissenschaftliche Schreiben, das in der regulären<br />

Ausbildung der Architekten nur eine untergeordnete<br />

Rolle spielt, bedarf jedoch intensiver Übung. Diskussion<br />

und Kritik von Texten gewinnen an Plausibilität, wenn<br />

sie an ein reales Projekt gebunden sind.<br />

Nebst den im Studienprogramm vorgesehenen wissenschaftlichen<br />

Arbeiten hatten und haben die Studierenden<br />

des Jahres 2007/2008 Gelegenheit, sich an der<br />

wissenschaftlichen Monographie über Lux Guyer<br />

(1894–1955) zu beteiligen. Der Werkkatalog ist Teil der im<br />

gta Verlag erscheinenden Publikation.<br />

Guyer hatte seinerzeit mit raffinierten Wohnhäusern<br />

für moderne Familien, alleinlebende berufstätige Frauen,<br />

Studentinnen oder ältere Menschen reüssiert und sich<br />

damit hochaktuellen Bauaufgaben gewidmet.<br />

Die Studierenden untersuchen das gesamte Œuvre der<br />

Architektin und verfassen den Werkkatalog. Dabei<br />

handelt es sich um etwa 80 Projekte, welche die Studierenden<br />

historisch-kritisch kommentieren sollen. Sie<br />

arbeiten damit nicht nur einen exemplarischen Teil der<br />

Schweizer Architekturgeschichte der Klassischen<br />

Moderne auf, sondern auch das Œuvre einer der ersten<br />

Architektinnen europaweit, die diesen Beruf professionell<br />

ergriffen und ausgeübt haben.<br />

276<br />

mas History and Theory<br />

of Architecture (hta)<br />

The historical and societal roots of architecture constitute<br />

an essential aspect of an architect’s work. It is a challenge<br />

to assimilate past architectural styles and structures<br />

in present architectural thinking and knowledge in a way<br />

that is vibrant and at the same time reflective. Those<br />

who take up this challenge in their practical work will invest<br />

their buildings with a quality, which cannot be<br />

achieved by observing urban, aesthetic and functional<br />

factors alone. The mas course teaches the fundamental<br />

methods of historical and theoretical research by guiding<br />

students through the study of selected questions. The<br />

course also teaches basic knowledge in art and architectural<br />

history.<br />

Writing texts is particularly important in this course.<br />

Writing is one of the main instruments of the discourse<br />

related to the history and the theory of architecture, but<br />

Lux Guyer, Turmrestaurant<br />

SAFFA, Schweizerische<br />

Ausstellung für Frauenarbeit,<br />

Bern, 1928<br />

Lux Guyer, Wohnkolonie Lettenhof,<br />

<strong>Zürich</strong>, 1926/27<br />

it also helps students to acquire the fundamentals<br />

of this discourse and to learn how to present their own<br />

work in public with self-confidence. The writing of<br />

scholarly texts (which plays a secondary role in regular<br />

architectural university education) requires intensive<br />

training and practice. Discussions and critiques of academic<br />

papers become more plausible if the latter deal with<br />

concrete projects.<br />

Over and above the academic papers, students of the<br />

2007/2008 mas course have to write as part of the<br />

curriculum: for example, they have been and will be given<br />

the opportunity to contribute to the catalogue raisonné<br />

of the work of the architect Lux Guyer (1894–1955).<br />

In her time, Guyer had success with sophisticated<br />

houses for modern families, single professional<br />

women, female students and elderly people, an illustration<br />

of how she dealt with highly topical building<br />

tasks.<br />

At present, mas students are studying the architect’s<br />

oeuvre and are compiling the catalogue raisonné.<br />

This will include about eighty projects for students to<br />

comment critically in relation to architectural history.<br />

Thus, the students will not only assess an exemplary part<br />

of Switzerland’s classical modernist architectural heritage,<br />

but also the life’s work of one of the first female architects<br />

in Europe who actually practiced her profession.<br />

The catalogue raisonné will be published by<br />

gta Publishers as part of a scholarly monograph on<br />

this architect.


Professor<br />

Hans Kollhoff<br />

Dozent<br />

Patrick Chladek<br />

Sommersemester 2007<br />

Thomas Munz, Gewebte<br />

Tektonik<br />

Herbstsemester 2007<br />

André Barthel, Tektonische<br />

Struktur und Lichtführung<br />

Website<br />

www.kollhoff.arch.<br />

ethz.ch<br />

mas Tektonische Konstruktionssystematik<br />

(tks)<br />

Versteht man unter Tektonik die Wechselwirkung von<br />

Erscheinungsform und konstruktivem Sachverhalt, wird<br />

die Brisanz dieses Begriffes mit Blick auf die aktuelle<br />

Architekturproduktion deutlich, die sich als pluralistisches<br />

Formenspiel nach Corporate Identity-Gesichtspunkten<br />

einerseits und konstruktivem Exhibitionismus andererseits<br />

darstellt. Es geht uns hier nicht um die Wiederbelebung<br />

einer funktionalistischen Konstruktionsauffassung, sondern<br />

um das kontrollierte Wechselspiel von gestalterischer<br />

Absicht und konstruktiver Umsetzung im Entwurf. Dabei<br />

spielen die Konstanten unserer Wahrnehmung und die<br />

Konventionen des Zusammenlebens ebenso eine Rolle wie<br />

der aktuelle Stand der Bautechnik. Aus der Analyse<br />

historischer Beispiele, deren Verhältnis von Konstruktion<br />

und Konstruktionserscheinung signifikant ist, soll in Form<br />

von «case studies» der Versuch unternommen werden,<br />

zu einem adäquaten architektonischen Ausdruck durch<br />

Ausnutzung aktueller konstruktiver Möglichkeiten<br />

zu finden, der trotz Neuartigkeit unseren Wahrnehmungsgewohnheiten<br />

und damit unserem natürlichen Körperempfinden<br />

entspricht.<br />

Pius Glanzmann<br />

277<br />

mas Tectonical Construction<br />

Systematics (tcs)<br />

If one understands tectonics as the interaction between<br />

expression and constructional facts, the volatile nature<br />

of this term in connection with current architectural output<br />

becomes clear. This presents itself as a pluralistic<br />

play of forms according to corporate identity interests<br />

on the one hand and constructional exhibitionism<br />

on the other. It is not our aim here to revive a functional<br />

interpretation; our concern is the controlled interaction<br />

between artistic intent and constructional convention.<br />

The constants of our perception and the conventions of<br />

living together play an important role as does the current<br />

standard of building technology. In the form of case<br />

studies, an attempt will be made to find an adequate<br />

architectural expression. This will be done through an<br />

analysis of those historical examples with a significant<br />

relationship between construction and realization.<br />

Despite its novelty, it should still correspond to our habits<br />

of perception and thus, to our inherent physical senses.<br />

Masterprogramm MAS Departement Architektur<br />

Hans Kollhoff


Dietmar Eberle<br />

Masterprogramm MAS Departement Architektur<br />

Professor<br />

Dietmar Eberle<br />

Dozentinnen<br />

Susanne Gysi<br />

Dr. Marie Antoinette<br />

Glaser<br />

Koordinatoren<br />

Søren Linhart<br />

Basil Düby<br />

Website<br />

www.wohnforum.arch.<br />

ethz.ch<br />

mas Wohnen mas Housing<br />

Die Struktur des mas «Wohnen» ist auf ein einjähriges<br />

Vollzeitstudium ausgerichtet, lässt aber auch ein zweijähriges<br />

Studium zu.<br />

Vier Module gliedern den Kurs:<br />

1.Gesellschaftlicher Kontext und zeitliche Bedingtheit des<br />

Wohnens und des Wohnungsbaus<br />

2.Wohnungen entwerfen gestern und heute:<br />

Charakteristik, Gebäude, Nutzungsgeschichte<br />

3.Wohnungsbau als Beitrag zur Stadt-, Quartier- und<br />

Siedlungsentwicklung<br />

4.Nachhaltigkeit als neues Ziel im Wohnungsbau.<br />

Ziel des mas ist, die berufsbezogenen Fähigkeiten in<br />

den Bereichen der selbständigen Konzeptionalisierung,<br />

der Analyse und Reflexion eines Themas in aktuellen gesellschaftlichen<br />

wie historischen Zusammenhängen,<br />

der Interpretation, der Umsetzung sowie der mündlichen<br />

und schriftlichen Vermittlung zu erweitern. Die Teilnehmenden<br />

werden in die Grundlagen des sozial- und<br />

kulturwissenschaftlichen Arbeitens eingeführt und<br />

individuell angeleitet. Auch wird die Kommunikation mit<br />

Vertretern anderer Fachbereiche und der Praxis geübt.<br />

Im Vordergrund stehen die den mas-Thesen zugrundeliegenden<br />

individuellen themen- und methodenspezifischen<br />

Lernziele der Studierenden.<br />

Die von Kursleitung, eth Wohnforum und Gästen<br />

bestrittene Vorlesungsreihe «Wohnen» wird in jedem<br />

der vier Module ergänzt durch ein vertiefendes Textseminar,<br />

ein Kolloquium mit der Kursleitung und Workshops<br />

mit externen Fachleuten. Ziel ist, den aktuellen Stand der<br />

mas-Thesen zu diskutieren. Ein Einführungsseminar<br />

zu Methoden der qualitativen Sozialforschung umfasst<br />

zwei halbe Tage. Drei Exkursionen und die von der<br />

Professur Eberle geleitete Seminarwoche sind ebenfalls<br />

Bestandteil des Kurses.<br />

Erfahrungsgemäss sind Architekt/innen kaum vertraut<br />

mit Methoden wissenschaftlichen Arbeitens. Dies bedingt<br />

eine enge Begleitung bei der Konzeptionalisierung<br />

und Durchführung ihrer selbstgewählten mas-Thesis.<br />

Anderseits zeigen einzelne Studierende eine ausgesprochene<br />

Begabung für wissenschaftliches Arbeiten. Zurzeit absolvieren<br />

drei Ehemalige ein Doktorstudium, ein Weiterer<br />

lehrt und forscht als Professor an der Hong Kong University,<br />

mehrere andere nehmen Lehraufträge an in- und<br />

ausländischen Hochschulen wahr. Der Stellenwert<br />

des mas liegt in der Nachwuchsförderung der interdisziplinären<br />

Forschung und Lehre des Wohnens und des<br />

Wohnungsbaus. Die Anleitung sowohl zur umfassenden<br />

Reflexion als auch zur fokussierten Bearbeitung spezifischer<br />

Themen bildet die Absolvent/innen zu kritischen<br />

Expert/innen im gesellschaftlich hochrelevanten Segment<br />

Wohnungsbau aus. Als Kommunikator/innen verfügen<br />

sie über die Kompetenz zu disziplinübergreifender Zusammenarbeit<br />

zwischen akademischem Feld und Praxis,<br />

wie das erste mas-Alumni-Treffen im August 2007 mit<br />

34 der 44 Ehemaligen aus 18 Ländern zeigte. Dieses wachsende<br />

Netzwerk von Entscheidungsträgern dient sowohl<br />

den Ehemaligen als auch der eth.<br />

The structure of the mas Housing is geared towards a<br />

one-year full-time course of study, but the curriculum<br />

can also be completed over two years.<br />

The course is made up of four modules:<br />

1.Social context and the temporary conditions of housing<br />

and of housing construction<br />

2.Designing housing yesterday and today: characteristics,<br />

building, history of use<br />

3.Housing construction as a contribution to the development<br />

of a city, area and housing estate<br />

4.Sustainability as a new aim in housing construction.<br />

The aim of the mas is to expand career-related abilities<br />

in the fields of independent conceptual design; the<br />

analysis and reflection of this topic in current social contexts<br />

as well as in historical contexts; and interpretation<br />

and implementation as well as oral and written communication.<br />

Participants are given an introduction to the<br />

principles of methods pertaining to social sciences and<br />

cultural studies and are instructed individually. Communication<br />

is practiced with representatives of other specialized<br />

areas and there is the opportunity to gain<br />

practical experience. The students’ individual topic and<br />

method-related learning targets, which form the basis<br />

of the mas thesis, are always foremost.<br />

In each of the four modules, the ‘Housing’ lecture<br />

series presented by the course leader(s), eth Wohnforum<br />

and outside guests is supplemented by a detailed<br />

text-based seminar, a colloquium with the course<br />

leader(s) and workshops with external experts. The overall<br />

aim is to discuss the current status of the mas theses.<br />

An introductory seminar about methods of qualitative<br />

social research takes up two half-days. Three excursions<br />

and the seminar week led by Professor Eberle are likewise<br />

an integral part of the course.<br />

Experience has shown that architects are not very<br />

familiar with methods of scientific work. This requires<br />

close monitoring during the conceptual design and implementation<br />

stages of the mas thesis which the participants<br />

choose themselves. On the other hand, some<br />

students display a distinct talent for scholarly work.<br />

Three former students are currently completing their PhDs,<br />

one is teaching and doing research work at the University<br />

of Hong Kong, several have accepted teaching<br />

positions at domestic and overseas universities. The<br />

significance of the mas lies in the fact that it promotes<br />

young talent in interdisciplinary research and teaches<br />

participants about housing and housing construction. The<br />

course’s direction deals not only with comprehensive<br />

reflection but also specific topics in a focused manner in<br />

order to educate graduates to be critical experts in the<br />

socially highly relevant segment of housing construction.<br />

As communicators they possess the competence to<br />

cooperate in a cross-disciplinary manner between the academic<br />

field and practice, as was shown by the first<br />

mas Alumni meeting which was attended by 34 of the<br />

44 former students from 18 countries in August,<br />

2007. This growing network of decision-makers benefits<br />

not only the former students but also the eth.<br />

278


Redaktion | Editorial staff<br />

Urs Kurth<br />

Lektorat | Editing<br />

Urs Kurth<br />

Ulrike Steiner<br />

Lynette Widder<br />

Gestaltung | Design<br />

Gottschalk+Ash Int’l<br />

Druckvorstufe und Druck<br />

Prepress and printing<br />

Merkur Druck ag,<br />

Langenthal


© 2008<br />

eth <strong>Zürich</strong><br />

Departement Architektur<br />

8093 <strong>Zürich</strong> Hönggerberg<br />

www.arch.ethz.ch<br />

isbn 978-3-85676-243-8

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!