Jahrbuch PDF (63MB) - ETH Zurich - ETH Zürich
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<strong>Jahrbuch</strong> Yearbook<br />
2008<br />
Departement Architektur<br />
Faculty of Architecture
<strong>Jahrbuch</strong> Yearbook<br />
2008<br />
Beiträge aus Lehre und Forschung<br />
ausgewählt von den Professuren<br />
und Dozenturen<br />
des Departements Architektur<br />
der eth <strong>Zürich</strong><br />
© 2008<br />
eth <strong>Zürich</strong><br />
Departement Architektur<br />
8093 <strong>Zürich</strong> Hönggerberg<br />
www.arch.ethz.ch<br />
isbn 978-3-85676-243-8<br />
Contributions from teaching<br />
and research selected<br />
by the professorships and lectureships<br />
of the Faculty of Architecture<br />
at the eth <strong>Zurich</strong>
Inhaltsverzeichnis Table of Contents<br />
Vorwort | Foreword 6<br />
Einführung | Introduction 8<br />
Studienplanübersicht | Curriculum Outline 18<br />
1. Jahr | 1st Year<br />
Prof. Dr. Marc M. Angélil 22<br />
Prof. Karin Sander 28<br />
Prof. Annette Spiro 34<br />
2. Jahr | 2nd Year<br />
Prof. Andrea Deplazes 38<br />
Prof. Dietmar Eberle 44<br />
Prof. Wolfgang Schett 50<br />
3. und 4. Jahr | 3rd and 4th Year<br />
Prof. Kees Christiaanse<br />
Prof. Roger Diener, Prof. Jacques Herzog,<br />
54<br />
Prof. Marcel Meili, Prof. Pierre de Meuron 58<br />
Prof. Gregor Eichinger 62<br />
Prof. Christophe Girot<br />
Ass.prof. Fabio Gramazio,<br />
68<br />
Ass.prof. Matthias Kohler 74<br />
Ass.prof. Christian Kerez 78<br />
Prof. Hans Kollhoff 84<br />
Prof. Peter Märkli, Prof. Markus Peter 90<br />
Prof. Dr. Josep Lluis Mateo 96<br />
Prof. Adrian Meyer 100<br />
Prof. Dr. Gerhard Schmitt 104<br />
Prof. Miroslav Sik ˘<br />
108<br />
Prof. Günther Vogt 114<br />
Gastdoz. Gion A. Caminada 118<br />
Gastdoz. Adam Caruso, Peter St John 122<br />
Gastprof. Felix Claus 126<br />
Gastdoz. Beat Consoni 130<br />
Gastdoz. Annette Gigon, Mike Guyer 134<br />
Gastdoz. Marco Graber, Thomas Pulver 138<br />
Gastdoz. Jasmin Grego 142<br />
Gastdoz. José Paulo dos Santos 146<br />
gta – Institut für Geschichte und Theorie der Architektur<br />
Institute for History and Theory of Architecture 150<br />
gta Archiv 152<br />
gta Ausstellungen 154<br />
gta Verlag 156<br />
Prof. Dr. Vittorio Magnago Lampugnani 158<br />
Prof. Dr. Ákos Moravánszky 162<br />
Prof. Dr. Werner Oechslin 166<br />
Ass.prof. Dr. Laurent Stalder 170<br />
Prof. Dr. Andreas Tönnesmann 174<br />
HBT – Institut für Hochbautechnik<br />
Institute for Building Technology 178<br />
Prof. Dr. Ludger Hovestadt 180<br />
Prof. Dr. Bruno Keller, Doz. Dr. Heinrich Manz 184<br />
Prof. Dr. Otto Künzle 186<br />
Prof. Dr. Hansjürg Leibundgut 190<br />
Prof. Sacha Menz 194<br />
Doz. Ruedi Seiler 198<br />
IDB – Institut für Denkmalpflege und Bauforschung<br />
Institute for Historic Building Research and<br />
Conservation 202<br />
Prof. Dr. Uta Hassler 204<br />
NSL – Netzwerk Stadt und Landschaft<br />
Network City and Landscape 208<br />
Departement Architektur (D-ARCH)<br />
Faculty of Architecture<br />
<strong>ETH</strong> Studio Basel / Institut Stadt der Gegenwart<br />
<strong>ETH</strong> Studio Basel / Contemporary City Institute 210<br />
Prof. Roger Diener, Prof. Jacques Herzog,<br />
Prof. Marcel Meili, Prof. Pierre de Meuron 212<br />
ISB – Institut für Städtebau | Institute for Urban Design 216<br />
Prof. Dr. Marc M. Angélil 218<br />
Prof. Kees Christiaanse 222<br />
Prof. Dr. Vittorio Magnago Lampugnani 226<br />
ILA – Institut für Landschaftsarchitektur<br />
Institute for Landscape Architecture 230<br />
Prof. Christophe Girot 232<br />
Prof. Günther Vogt 236<br />
Lehrbeauftragte | Lecturers 241<br />
Dr. Christoph Höcker 242<br />
Dr. Ulrich Pfammatter 243<br />
Dr. Christian Schmid, Christina Schumacher 244<br />
Unterstützung Lehre & Forschung<br />
Support Teaching and Research<br />
raplab, Rapid Architectural Prototyping Laboratory<br />
Yves Ebnöther 245<br />
Austauschsemester | Exchange Programs 247<br />
Diplomarbeiten | Thesis Projects 255<br />
Weiterbildungsangebot, Masterprogramme (MAS)<br />
Continuing Education Programs, Master of Advanced<br />
Studies (MAS) 269
Andreas Tönnesmann<br />
Vorwort Departement Architektur<br />
Vorwort Foreword<br />
Vor 150 Jahren, am 26. April 1858, endete die wichtigste<br />
Bauausschreibung, die <strong>Zürich</strong> bis dahin erlebt hatte, mit<br />
einem spektakulären Fehlschlag. Die Jury befand keines<br />
der Projekte, die für den Bau des neu gegründeten Eidgenössischen<br />
Polytechnikums eingereicht worden waren,<br />
der Ausführung für würdig.<br />
Am Anfang der eth <strong>Zürich</strong>, könnte man sagen, standen<br />
Schwierigkeiten mit der Architektur. Allerdings sollte sich<br />
das Scheitern der Konkurrenz letztlich als Glücksfall sowohl<br />
für die Schule als auch für die Stadt <strong>Zürich</strong> erweisen.<br />
Denn der Zürcher Regierungsrat beschloss unverzüglich,<br />
zwei Architekten ad personam mit der Ausarbeitung neuer<br />
Pläne zu beauftragen: den Staatsbauinspektor Johann<br />
Caspar Wolff und Gottfried Semper, der seit kurzem mit<br />
dem Aufbau der Architekturabteilung am Polytechnikum<br />
beschäftigt war. Der frisch ernannte Professor war auf<br />
den Baubeamten Wolff nicht immer gut zu sprechen, aber<br />
beiden gelang letztlich ein paradigmatischer Entwurf –<br />
ein Bau, zu dessen Qualitäten sein genau definiertes Verhältnis<br />
zur vorhandenen Stadt gehört und der darüber<br />
hinaus Struktur und Anspruch der Institution, die er beherbergt,<br />
in eine räumliche Ordnung von vollendeter<br />
Klarheit übersetzt.<br />
Manche nachträglichen Umbauten lassen die Stringenz<br />
des Entwurfs inzwischen nicht mehr ungeschmälert<br />
zum Vorschein kommen, auch sind an anderen Standorten<br />
eine komplette Campusanlage und eine Reihe weiterer<br />
Bauten hinzugekommen. Aber die eth ist zu Recht noch<br />
immer stolz darauf, diesen vorbildlichen Hochschulbau<br />
zu besitzen und als ihr Hauptgebäude zu nutzen. Sempers<br />
Anspruch, eine Architektur für das Wissen zu errichten,<br />
lässt sich heute noch am deutlichsten an der Nordfassade<br />
ablesen – hinter ihr war anfänglich die Architekturabteilung<br />
untergebracht. Die nach wie vor erhaltene Sgraffito-<br />
Dekoration, nach Sempers Entwürfen ausgeführt, setzt<br />
die exakten Wissenschaften, denen sich die neue Hochschule<br />
von den Anfängen bis heute widmet, in einen<br />
geradezu universalen Zusammenhang mit der Philosophie,<br />
der Dichtung und den schönen Künsten. Was sich hier<br />
aufspannt, ist ein historischer Horizont, der mit grösster<br />
Selbstverständlichkeit von der Antike bis in die Gegenwart<br />
des 19. Jahrhunderts reicht. Beinahe überflüssig zu<br />
sagen, dass in dieser Wissenskonzeption die Architektur<br />
einen zentralen Rang einnimmt. Sie ist Mittlerin zwischen<br />
den Welten des Richtigen, des Schönen und des<br />
Praktischen.<br />
Dieses Konzept ist inzwischen historisch geworden,<br />
aber es hat aus unserer Sicht noch immer einen gewissen<br />
Anspruch auf Aktualität. Auch unter heutigen Bedingungen<br />
fällt es mitunter schwer, die Rolle der Architektur<br />
in ihrem akademischen Umfeld verständlich zu machen.<br />
Rhetorische Geschütze wie Semper können wir nicht mehr<br />
auffahren, aber seine Argumente sind mit einer gewissen<br />
Anpassung an den Fortgang der Geschichte auch für uns<br />
6<br />
One hundred and fifty years ago, on April 26, 1858,<br />
<strong>Zurich</strong>’s most important architectural competition to date<br />
ended with a spectacular setback. The jury decided<br />
that none of the proposals that had been submitted for<br />
the construction of the recently founded Federal Polytechnical<br />
School was worthy of realization.<br />
The Swiss Federal Institute of Technology in <strong>Zurich</strong><br />
began, one could say, amid difficulties with architecture.<br />
In the end, however, the failure of the competition<br />
turned out to be a stroke of luck, for both the school and<br />
for the city of <strong>Zurich</strong>, as the city council of <strong>Zurich</strong><br />
promptly decided to commission two architects to develop<br />
new plans: the state architectural inspector Johann Caspar<br />
Wolff and Gottfried Semper, who had recently become<br />
a founding professor of the architecture department at the<br />
polytechnical school. Though the recently appointed<br />
professor was not always well-disposed to the civil servant<br />
Gottfried Semper, Zeichnung<br />
von Fritz Kriehuber<br />
(gta Archiv/<strong>ETH</strong> <strong>Zürich</strong>)<br />
Wolff, the pair ultimately achieved a paradigmatic design:<br />
a building that includes among its qualities a precisely<br />
defined relationship to the existing city and that also translates<br />
the structure and ambitions of the institution it<br />
houses into a spatial order of perfect clarity.<br />
Some subsequent alterations have left the original<br />
effect of the stringent design no longer wholly intact,<br />
while a complete campus and a series of other buildings<br />
have been added in other locations. But the Swiss<br />
Federal Institute of Technology remains justly proud to<br />
possess this exemplary university structure and use it<br />
as its main building. Semper’s ambition to establish an<br />
architecture for the pursuit knowledge can still be read<br />
most clearly on the northern façade – behind which the<br />
architecture department was originally housed. The
noch nützlich. Architektur bedient sich wissenschaftlicher<br />
Methoden und Erkenntnisse, aber sie denkt notwendig<br />
interdisziplinär. Die Wissenschaft von der Architektur<br />
gibt es nicht, hingegen ist es ein differenziertes fachliches<br />
Spektrum von den Natur- und Ingenieurwissenschaften<br />
über die Konservierungs-, Planungs- und Sozialwissenschaften<br />
bis hin zu den Geisteswissenschaften, das in seiner<br />
unvergleichlichen Breite die Identität der Architektur<br />
nachhaltig prägt. Dabei ist Architektur mehr als reine<br />
Wissenschaft. Ihre Schlüsselkompetenzen bleiben Entwurf<br />
und Konstruktion. Sie ist Kunst und Handwerk, ist<br />
Sachwalterin und Gestalterin der gebauten Umwelt, die<br />
sich in täglicher Praxis zu bewähren hat und bei alledem<br />
ganz unmittelbar Verantwortung gegenüber dem<br />
Menschen trägt.<br />
Wie das Departement Architektur sich bemüht hat,<br />
diesem hohen Anspruch auch im Jahr 2008 gerecht<br />
zu werden, möchten wir in dieser Publikation wie in der<br />
Jahresausstellung der Fachwelt und einem interessierten<br />
Publikum nahebringen. Der Band gewährt Einblicke<br />
in Unterricht und Forschung, zeigt ausgewählte Arbeiten<br />
unserer Diplomierenden und Austauschstudierenden<br />
und möchte, soweit das irgend möglich ist, auch etwas von<br />
der Begeisterung und der inspirativen Atmosphäre vermitteln,<br />
die unsere Arbeit trägt und bei aller Anstrengung<br />
zum Vergnügen macht.<br />
Ein herzlicher Dank für ihre Beiträge geht an die<br />
Lehrenden und Studierenden unseres Departements, für<br />
die Koordination von Ausstellung und <strong>Jahrbuch</strong> sowie<br />
die Redaktion an Urs Kurth, für das Lektorat an Ulrike<br />
Steiner und Lynnette Widder, für die Gestaltung an<br />
Sascha Lötscher, Gottschalk + Ash International. Dass<br />
Kooperation das Geheimnis erfolgreicher Arbeit ist,<br />
dafür möge dieses <strong>Jahrbuch</strong> einstehen.<br />
Prof. Dr. Andreas Tönnesmann<br />
Vorsteher des Departements Architektur<br />
surviving sgraffito decoration, executed according to<br />
Semper’s designs, places the exact sciences, to which the<br />
new university has been dedicated since its inception,<br />
into an almost universal relationship with philosophy,<br />
poetry, and the fine arts. What spans before us is a<br />
historical horizon that measures implicitly from antiquity<br />
to the nineteenth century. It is almost unnecessary to<br />
point out that architecture occupies a central place in this<br />
understanding of the sciences. It is the mediator between<br />
the worlds of the just, the beautiful, and the practical.<br />
This concept has since become archaic, but from our<br />
perspective it still has a claim to relevance. Under present<br />
circumstances, it can be difficult to convey the role of<br />
architecture in an academic environment. We can no<br />
longer deploy rhetorical guns like Semper, but his arguments<br />
can still be useful to us, after a certain adjustment<br />
for the progress of history. Architecture makes use<br />
of scientific method and findings, but it necessarily<br />
thinks in interdisciplinary terms. There is no one science<br />
of architecture. On the contrary, it is a diverse spectrum<br />
of fields – from the natural and engineering sciences<br />
through the sciences of conservation, planning, and social<br />
studies, to the humanities. The incomparable breadth of<br />
this spectrum has had a lasting influence on architecture’s<br />
identity. Yet architecture is more than a pure science.<br />
Its key competencies remain design and construction. It<br />
is art and craft and administrator and designer of the<br />
built environment. Architecture must prove itself in daily<br />
practice, while showing immediate responsibility to<br />
humanity.<br />
In the year 2008, the Department of Architecture at<br />
the eth <strong>Zurich</strong> strove to measure up to these high<br />
standards and, with the year’s exhibition and publication,<br />
we would like to present our endeavors to the professional<br />
world and interested public. This volume presents<br />
insight into instruction and research and shows selected<br />
works by our graduating and exchange students. The<br />
yearbook hopes, as far as possible, to impart something<br />
of the ardor and inspiration that support our work and,<br />
in face of all exertion, makes it a pleasure.<br />
We are sincerely grateful to the teachers and students<br />
of our department for their contributions, to Urs Kurth<br />
for coordinating the exhibition and yearbook and his work<br />
as editor, to Ulrike Steiner and Lynnette Widder for<br />
their editorial work, and to Sascha Lötscher, Gottschalk +<br />
Ash International for the design. May this yearbook<br />
vouch for the fact that cooperation is the secret to success.<br />
Prof. Dr. Andreas Tönnesmann<br />
Dean, Faculty of Architecture<br />
7<br />
Vorwort Departement Architektur<br />
Andreas Tönnesmann
Andreas Tönnesmann<br />
Einführung Departement Architektur<br />
Prof. Dr. Andreas<br />
Tönnesmann<br />
Qualität in der Architektur –<br />
und im Architekturunterricht<br />
Glück und Unglück der Aufmerksamkeit<br />
Architekten haben eigentlich nicht zu klagen: Kaum eine<br />
Disziplin der Natur-, Ingenieur- oder Geisteswissenschaften<br />
steht derzeit so unbestritten im Zentrum öffentlicher<br />
Aufmerksamkeit wie die Architektur. Gewiss, Nährboden<br />
des allgegenwärtigen Interesses an der baulichen<br />
Gestaltung der Umwelt ist oft genug Kritik: selten am zugrundeliegenden<br />
Konzept, um so häufiger dagegen am<br />
sichtbaren Resultat architektonischen Handelns. Architektur<br />
setzt zwar immer einen komplexen schöpferischen<br />
Prozess voraus, und alles Gebaute verweist insofern<br />
zurück in die Genese von Entwurf und Planung. Aber die<br />
Rezeption von Architektur, erst recht das negative Urteil,<br />
begnügt sich meist mit oberflächlicher Wahrnehmung:<br />
Fehlgeschlagene städtebauliche Experimente sind ebenso<br />
Anlass für Architektenschelte wie das eine oder andere<br />
prominente Gebäude, das von Publikum und Presse nach<br />
kurzem Hinsehen als misslungen eingestuft, als zu teuer<br />
erachtet, für elitär gehalten oder schlicht als überflüssig<br />
deklariert wird. Architektinnen und Architekten empfinden<br />
die fehlende fachliche Fundierung öffentlicher Kritik<br />
oft als Ärgernis. Sie vergessen dabei, dass ihr professionelles<br />
Tun den Menschen seit jeher unmittelbar betrifft und<br />
deshalb auch mit unmittelbaren Reaktionen rechnen muss:<br />
Architektur gehört der Sache nach zu den Themen,<br />
bei denen jeder mitreden möchte, gleich ob er über die<br />
Qualifikation dafür verfügt oder nicht.<br />
Die Forderung, sich weiten Teilen der Gesellschaft verständlich<br />
zu machen, darf man als Architekt deshalb<br />
nicht einfach beiseite schieben – im Gegenteil, dem Impetus<br />
der Verständlichkeit war und bleibt die Architektur im<br />
Unterschied zu den klassischen Wissenschaften immer verpflichtet.<br />
Und zur Verständlichkeit zu erziehen, gehört<br />
gerade heute zu den wichtigsten Aufgaben von Architekturschulen.<br />
Anders als Physiker oder Historiker operiert<br />
der Architekt in einem Handlungsfeld, das auf komplexe<br />
Begründungen und wissenschaftliche Methodik nicht<br />
verzichten kann, zugleich aber die Forderung stellt, dass<br />
sich die Ergebnisse auch jenseits weiterführender Erläuterungen,<br />
allein aus der Anschauung heraus, beurteilen<br />
lassen müssen. Prüfstein architektonischen Handelns<br />
bleibt das praktisch erzielte Resultat. Mit ihm muss sich<br />
der Architekt dem Publikum stellen, und zwar unter<br />
der erschwerenden Bedingung, dass die Reflexionstiefe des<br />
Entwurfs nur so weit Berücksichtigung findet, wie sie<br />
im Bauwerk selbst evident wird. Das intellektuelle Instrumentarium<br />
der Architektur – der Architektenkommentar,<br />
Quality in Architecture, and<br />
in Architectural Education<br />
The Fortune and Misfortune of Attentiveness<br />
Architects really have nothing to complain about: hardly<br />
any discipline in the natural, engineering, or human<br />
sciences has as indisputably been the focus of public<br />
attention as architecture. Certainly, the basis of general<br />
interest in the architectural design of the environment<br />
is, often enough, criticism: rarely of the underlying concept,<br />
but all the more commonly of the visible manifestation<br />
of architectural practice. Architecture always<br />
requires a complex creative process, thus everything that<br />
is built points back to the genesis of design and planning.<br />
Yet the reception of architecture, especially negative<br />
judgments, is typically confined to the superficial: the<br />
failure of urban planning experiments presents an occasion<br />
to chastise the architect just as this or that prominent<br />
building assessed fleetingly by the public and press and<br />
deemed a failure, or judged as being too expensive,<br />
elitist, or simply superfluous. Architects often experience<br />
irritation by public criticism that lacks any technical basis.<br />
In doing so, they forget that their professional activity<br />
has always has an immediate affect on people and that<br />
they must therefore expect immediate reactions:<br />
architecture is by nature one a subject in which everyone<br />
would like to have their say, whether or not they are<br />
qualified to do so.<br />
Architects may therefore not simply disregard the<br />
challenge of making themselves understood by the<br />
broader public – on the contrary, architecture in contrast<br />
to the classical sciences, has always been and is still<br />
obligated to make itself understood. Today, teaching how<br />
to impart ones ideas to the public counts among the<br />
most important tasks of architecture schools. Unlike the<br />
physicist or historian, the architect operates in a field<br />
to which complex justifications and scientific method are<br />
indispensable, yet simultaneously one that must accept<br />
the judgment of its results based simply on perception,<br />
without further explanations. The criteria on which<br />
architectural activity is judged, continues to be the results<br />
of its actual practice. This end result is how architects<br />
present themselves to the public, with the more complicating<br />
condition that the depth of reflection and thought<br />
put into a design is taken into account only in so far as<br />
it is evident in the building itself. This does not mean<br />
that the intellectual instruments available to architecture<br />
become superfluous – the architectural commentary,<br />
the analysis of a building, and the theoretical discussion –<br />
but they presumably play a greater role for the designer,<br />
to enrich and correct the creative process, than for<br />
the public who usually wants to form its judgment by<br />
looking, not reading.<br />
Fortunately, the general interest in architecture is often<br />
based on approval of, even enthusiasm for, architecture.<br />
Not only do outstanding architectural solutions deserve<br />
praise, but they also usually receive it. The commitment<br />
of both the private and public sectors of the economy<br />
8
die Bauanalyse und die theoretische Erörterung – wird<br />
damit nicht überflüssig, aber es spielt für den Entwerfer,<br />
als Vertiefung und Korrektiv des schöpferischen Prozesses,<br />
vermutlich eine grössere Rolle als für das Publikum,<br />
das sich sein Urteil meist im Sehen und nicht im Lesen<br />
bilden möchte.<br />
Glücklicherweise gründet sich das allgemeine Interesse<br />
an Architektur aber vielfach auch auf Zustimmung, ja<br />
auf Begeisterung für Architektur. Herausragende architektonische<br />
Lösungen verdienen nicht nur Lob, sie finden<br />
es in aller Regel auch. Das Engagement der Wirtschaft, des<br />
privaten und des öffentlichen Sektors für gut begründete<br />
architektonische Lösungen, die den Tag überdauern, ist<br />
eher im Steigen als im Sinken begriffen. Und der kollektive<br />
Stolz auf architektonische Exzellenz kann erstaunliche<br />
Breitenwirkung erreichen. Wohl kaum ein Bauwerk<br />
der letzten Jahre ist in der Schweiz und in Europa so<br />
Herzog & de Meuron<br />
Olympiastadion Peking<br />
populär geworden wie das «Vogelnest», der Beitrag von<br />
Herzog & de Meuron zu den Olympischen Spielen 2008.<br />
Der Entwurf zu diesem Bau stammt aus einem weltweit<br />
agierenden Büro. Und doch hat Architektur, die<br />
einem verbreiteten Vorurteil zufolge doch gerade infolge<br />
der Globalisierung ihre kulturelle Unterscheidbarkeit<br />
einbüssen müsste, unter anderem mit dem Bau des<br />
Olympiastadions in Peking das Privileg der erkennbaren<br />
Herkunft zurückgewonnen. Kritik wird an den Austragungsbedingungen<br />
der Olympischen Spiele und an ihrer<br />
politischen Instrumentalisierung geübt, aber kaum an<br />
9<br />
to well-founded, sustainable architectural solutions seems<br />
to be on the rise, not declining. And the collective<br />
pride in architectural excellence can have an astonishingly<br />
broad effect. Perhaps no other recent architectural structure<br />
has achieved as much popularity in Switzerland and<br />
Europe than the ‘Bird’s Nest’: Jacques Herzog and Pierre<br />
de Meuron’s contribution to the 2008 Olympic Games.<br />
The building was designed by an office that is active internationally.<br />
Yet architecture, which has had to forfeit its<br />
cultural distinctions in response to globalization – despite<br />
garnering widespread prejudice – has, with buildings such<br />
as the Olympic stadium in Beijing, regained the privilege<br />
of a recognizable origin. Criticism has been raised<br />
against the location of the Olympic Games and the political<br />
instruments at play, yet its most prominent building<br />
has received almost none. On the contrary, the visible,<br />
structural, and aesthetic characteristics of the design its<br />
Einführung Departement Architektur<br />
Andreas Tönnesmann
Andreas Tönnesmann<br />
Einführung Departement Architektur<br />
deren prominentestem Bauwerk. Im Gegenteil: Das sichtbare,<br />
konstruktiv und ästhetisch verbürgte «Woher» des<br />
Entwurfs, sein Durchkreuzen naheliegender Erwartungen,<br />
seine Orientierung an europäischen, ja spezifisch<br />
schweizerischen Qualitätsmassstäben sind eine entscheidende<br />
Bedingung der Akzeptanz. Architektur gehört<br />
inzwischen zu den mächtigsten Trägern von Identifikation,<br />
die heutigen Kulturen zur Verfügung stehen.<br />
Architektur, Ökonomie, Innovation<br />
Lohnt es sich, in gute Architektur zu investieren? Die Antwort,<br />
so scheint es, muss zwangsläufig «ja» lauten,<br />
ausser man wollte es riskieren, sich unrettbar als Banause<br />
oder Hinterwäldler in Verruf zu bringen. Dabei ist die<br />
Frage bei näherem Hinsehen nicht ohne Tücke. Will man<br />
nämlich das Für und Wider der Aufwendungen, die<br />
Investoren für Architektur zu leisten haben, nach ökonomischen<br />
Kriterien ernsthaft abwägen, so gibt es durchaus<br />
Argumente für ein zögerndes «ja, vielleicht», wenn<br />
nicht sogar für ein klares «nein».<br />
Sicher, Baufaufwendungen sind grundsätzlich sinnvolle<br />
Anlageinvestitionen, die als Erhaltung, Erweiterung<br />
oder Verbesserung von Produktionsmitteln gelten dürfen,<br />
sich oft genug über Jahrzehnte rentieren und damit<br />
die Vernunft auf ihrer Seite haben. Aber Bauinvestitionen<br />
sind nicht von vornherein Ausgaben für anspruchsvolle<br />
Architektur. So schwer es fallen mag, den Unterschied zwischen<br />
dem distinkten Handeln des Architekten und<br />
dem, was man qualitätsneutral als Bauen bezeichnet, klar<br />
zu definieren, so nahe liegt der Verdacht, dass es teurer<br />
wird, wenn von Architektur die Rede ist statt etwa von Gebäudeerstellung.<br />
Denn wo es um Architektur geht,<br />
kommen Kriterien ins Spiel, die sich beim besten Willen<br />
nicht rechnen lassen. Schon der Sprachgebrauch verrät<br />
es: Statt von Planung ist die Rede von Entwurf, statt von<br />
Flächennutzung von räumlichem Gewinn. In solcher Wortwahl<br />
spiegelt sich grundsätzliches Misstrauen gegen<br />
Denkfiguren und Argumentationsweisen, die sich auf gesicherte<br />
Erfahrung berufen, um die Bedrohung durch<br />
das Neue abzuwehren.<br />
Seit es Architektur gibt, sieht sie sich herausgefordert,<br />
über die Anwendung von Erfahrungswissen hinauszugehen:<br />
Begreift sie sich doch als Sublimierung blossen<br />
Bauens und fühlt sich dazu aufgerufen, die Grenzen<br />
10<br />
combination of typical expectations, and its orientation<br />
towards European, indeed specifically Swiss standards<br />
of quality, are crucial factors for public acceptance. Today,<br />
architecture has become one of the most powerful<br />
sources of cultural identification.<br />
Architecture, Economics, Innovation<br />
Does it pay to invest in good architecture? The answer, it<br />
seems, must be ‘Yes’, unless one wishes to risk irrevocable<br />
disrepute as a philistine or hick. Yet, on closer inspection,<br />
the question is not without its difficulties. If one wishes<br />
to seriously consider the pros and cons of the expenditures<br />
investors are obliged to make for architecture, there<br />
are certainly arguments in support of a hesitant ‘Yes,<br />
perhaps’, or even for a clear ‘No’.<br />
Financing construction is certainly, in principle, a<br />
sensible investment. Expenditures count as measures<br />
towards the preservation, expansion, or improvement of<br />
production means, which often translates into longterm<br />
profitability and therefore have reason on their side.<br />
But investment in building does not necessarily mean<br />
expenditure on challenging architecture. As difficult as it<br />
may be to define clearly the difference between the<br />
distinct activity of the architect, from that which could<br />
be called, without reference to quality, building, the<br />
suspicion of greater cost is associated with talk of architecture<br />
rather than simple construction. For in matters<br />
of architecture, criteria come into play that cannot,<br />
despite our best efforts, be anticipated. The very words<br />
we use betray us: rather than planning, we speak of<br />
designing; rather than land use, of gaining space. The<br />
choice of such words reflects a fundamental mistrust<br />
of figures of speech and arguments that appeal to safe experience,<br />
which avert the threat with something new.<br />
Ever since architecture has existed, architects have felt<br />
challenged to go beyond the use of knowledge based<br />
on experience. Architects have viewed their practice as the<br />
sublimation of mere building and feel called upon to<br />
transcend the limits of the predictable. Architecture worthy<br />
of the name attempts to justify its activity and recognize<br />
truths that go beyond the immediate occasion to build.<br />
That is to say, architecture’s approach to opportunistic<br />
buildings has always been from the standpoint of cultural,<br />
not economic, surplus value.<br />
The architect designs, the investor calculates. This observation<br />
draws on a cliché, but often enough accurately<br />
describes reality. Yet astonishingly, there are still investors<br />
who, despite the lack of price guarantees and undeniable<br />
financial risks, continue to stand up for good architecture –<br />
rather than yielding too quickly to the supposed<br />
imperatives of experience, the doable and provable, the<br />
effective, and the advantageous. The recognition of
Georg und Dorothea Franck<br />
Architektonische Qualität<br />
München 2008<br />
des Vorhersagbaren zu sprengen. Architektur, soweit sie<br />
den Namen verdient, versucht ihr Tun zu begründen<br />
und gewinnt Erkenntnisse, die über den unmittelbaren<br />
Anlass zum Bauen hinausweisen. Das heisst, man kann<br />
ihre Überlegenheit gegenüber opportuner Gebäudeproduktion<br />
seit jeher als kulturellen, nicht als ökonomischen<br />
Mehrwert beschreiben.<br />
Der Architekt entwirft, der Investor rechnet. Diese Feststellung<br />
bemüht ein Klischee, trifft aber oft genug<br />
die Realität. Erstaunlicherweise gibt es dennoch weiterhin<br />
Investoren, die trotz fehlender Preisgarantien und unbestreitbarer<br />
Kostenrisiken für gute Architektur eintreten,<br />
statt sich vorschnell den vermeintlichen Imperativen<br />
der Erfahrung, des Mach- und Beweisbaren, des Effektiven<br />
und des Vorteilhaften zu beugen. Die Besinnung auf<br />
diese unbestreitbare Tatsache sollte Anlass bieten, die verbreitete<br />
Rede von der immer weiter um sich greifenden<br />
Ökonomisierung des Bauens, für die Nachhaltigkeit und<br />
kulturelle Wertschöpfung Fremdworte seien, kritisch zu<br />
überdenken. Im Gegenteil, der Anspruch auf Innovation<br />
als eine konditionierende Eigenschaft von Architektur<br />
ist zumindest im Grundsatz weithin akzeptiert, er macht<br />
auch im öffentlichen Bewusstsein den Unterschied zum<br />
pragmatischen Bauen wesentlich aus.<br />
Die Architekturschulen und das Problem der Qualität<br />
Von guter Architektur zu reden, ist einfach. Zu erklären,<br />
was man darunter versteht, stellt auch erfahrene Experten<br />
vor grosse Probleme. Es ist das Verdienst von Georg<br />
und Dorothea Franck, mit ihrem jüngst erschienenen Buch<br />
«Architektonische Qualität» (München: Carl Hanser 2008)<br />
die aktuelle Architekturdebatte auf einen lange vernachlässigten<br />
Kernbegriff zurückgeführt zu haben. Qualität –<br />
im landläufigen Sinn meint das Wort eine Summe<br />
von Eigenschaften, die eine Person oder Sache positiv auszeichnen,<br />
ihr Wert und Beständigkeit verleihen. So gehen<br />
im Blick auf Architektur auch die Geschwister Franck<br />
mit dem Begriff um, wobei sie sich wesentlich auf den<br />
historisch gewachsenen Bestand an Gebautem beziehen<br />
und damit die Diskussion vom Resultat architektonischen<br />
Handelns her eröffnen. Wie gute Architektur<br />
entsteht, welche Bedingungen sie braucht, interessiert<br />
unter diesem Blickwinkel weniger. Dass die Autoren auf<br />
eine theoretische Begriffsbestimmung ausdrücklich<br />
verzichten und statt dessen an ausgewählten Beispielen<br />
den möglichen Dimensionen von Qualität im Bereich<br />
der Architektur nachspüren, also induktiv argumentieren,<br />
ist nur auf den ersten Blick eine Schwäche, auf den<br />
zweiten aber eine grosse Stärke ihres Vorgehens. Gelingt<br />
es doch in einer Reihe vorbildlich knapper Analysen,<br />
11<br />
this indisputable fact should cause one to reflect critically<br />
on the popular talk of ever-expanding efforts to make<br />
building economical, an endeavor to which sustainability<br />
and cultural values are alien concepts. On the contrary,<br />
the ambition to innovate as a necessary condition of architecture<br />
is, at least in principle, broadly accepted; in the<br />
public consciousness it is what fundamentally distinguishes<br />
architecture from pragmatic building.<br />
Architecture Schools and the Problem of Quality<br />
It is easy to talk about good architecture. Explaining what<br />
is meant by it, however, poses major problems for<br />
even experienced experts. In their recently published book<br />
‘Architektonische Qualität’ (Munich: Carl Hanser, 2008),<br />
Georg and Dorothea Franck have done us the service of<br />
tracing the current debate on architecture back to a long<br />
neglected core concept: quality. In its common meaning,<br />
the word denotes a sum of qualities that positively<br />
distinguish a person or thing, lending it value and reliability.<br />
In looking at architecture, the Franck siblings<br />
use this term as well, but essentially in reference to the<br />
historically evolved building stock, through which<br />
they frame their discussion on the results of architectural<br />
activity. How good architecture is produced and what<br />
conditions it requires is less interesting from this perspective.<br />
The fact that the authors explicitly refrain from<br />
defining the term theoretically and instead trace the<br />
possible dimensions of quality in architecture using<br />
selected examples – that is to say, arguing inductively –<br />
seems to be a weakness only at first glance, on closer<br />
inspection it turns out to be great strength of their approach.<br />
In a series of exemplarily brief analyses they<br />
succeed in making the reader perceive more acutely and<br />
thus define clearly certain features of architecture as<br />
Einführung Departement Architektur<br />
Andreas Tönnesmann
Andreas Tönnesmann<br />
Einführung Departement Architektur<br />
die Wahrnehmungsfähigkeit des Lesers entschieden zu<br />
schärfen und so bestimmte Merkmale von Architektur<br />
als beständige Indikatoren von Qualität anschaulich herauszuarbeiten:<br />
insbesondere – hier machen sich natürlich<br />
individuelle Vorlieben bemerkbar – die Schlüssigkeit der<br />
Form, die Erfahrbarkeit des Räumlichen, die syntaktische<br />
Ordnung der Elemente, ja die Sprachfähigkeit von<br />
Architektur überhaupt, wie sie sich in der Denkfigur des<br />
Klassischen seit Jahrhunderten verdichtet hat.<br />
Diese Debatte aufzugreifen und vom Heute ins Morgen<br />
weiterzuführen, ist nicht zuletzt eine Forderung<br />
an die Architekturschulen. Ihre Aufgabe, den Nachwuchs<br />
für das Metier zu bilden und zu qualifizieren, verlangt<br />
heute, in Zeiten eines nie gekannten Angebots an<br />
intellektuellen und ästhetischen Möglichkeiten, ein<br />
Überdenken des Qualitätsbegriffs – gerade auch unter dem<br />
Aspekt der Lehre. Ihn bestimmten architektonischen<br />
Positionen vorbehalten zu wollen, wie dies Georg und<br />
Dorothea Franck aus dem Blickwinkel resümierender<br />
Kritik letztlich tun, verbietet sich in einer anspruchsvollen<br />
Architekturausbildung allerdings von vornherein. Denn<br />
jede Erwartung, eine längst verlorene Normativität architektonischen<br />
Handelns auf dem Weg einer strikten<br />
Vorbildorientierung zurückerobern oder neu etablieren<br />
zu können, wäre notwendig zum Scheitern verurteilt.<br />
Eigentlich lehrt ja bereits die architekturhistorische Forschung,<br />
dass es auch in der baulichen Praxis der vormodernen<br />
Epochen das theoretisch geforderte Mass an<br />
Verbindlichkeit, an Akzeptanz von Regeln kaum je<br />
gegeben hat. Und in der hoch diversifizierten Wirklichkeit<br />
von heute müsste der Versuch, einen neuen Kanon des<br />
architektonisch Richtigen zu postulieren, schon deshalb in<br />
die Irre führen, weil er die individuellen Reaktions- und<br />
Entwicklungsmöglichkeiten des Nachwuchses einengen<br />
und stets Gefahr laufen würde, in die Sackgassen des Epigonalen<br />
oder Sektiererischen hineinzuführen.<br />
Andererseits wählen Architekturschulen ihre Lehrenden<br />
aufgrund individueller Leistungen und Haltungen aus,<br />
und es wäre unsinnig, Professorinnen und Professoren im<br />
Unterricht auf blasse Neutralität verpflichten zu wollen,<br />
wo man von ihnen als handelnden Architekten doch erwartet,<br />
dass gerade sie profilierte Positionen vertreten.<br />
Auch die Studierenden und Lehrenden des Departements<br />
Architektur der eth <strong>Zürich</strong> kennen diese Spannung<br />
zwischen Individualität und Standard, und sie versuchen<br />
dennoch, in der täglichen Arbeit einem im Grundsatz<br />
von allen akzeptierten Qualitätskonzept zu folgen. Dieses<br />
Konzept existiert nicht in Form eines ausformulierten<br />
12<br />
enduring indicators of quality: in particular – and here,<br />
of course, individual preferences become evident – the<br />
cogency of the form, the ability to experience space, the<br />
syntactic ordering of elements – indeed the ability of<br />
architecture to speak at all, which, over centuries, has established<br />
itself in the intellectual model of the classical.<br />
Adopting this debate and continuing it from today into<br />
tomorrow is one of the most important challenges to<br />
architecture schools. The task of teaching the métier to<br />
future generations and providing students with adequate<br />
qualifications, in times in which the supply of<br />
intellectual and aesthetic possibilities is unknown, requires<br />
us to rethink the concept of quality – in particularly as<br />
it pertains to teaching. The desire to reserve certain architectural<br />
positions – as Georg and Dorothea Franck ultimately<br />
do, from the perspective of a recapitulating overview<br />
– would be out of place in an exacting architectural<br />
education. For any attempt to recover or reestablish<br />
a long-lost normative style of architecture by means<br />
of strict orientation on given prototypes is necessarily<br />
doomed to failure. In fact, historical architectural<br />
research has shown that even the building practice of<br />
premodern eras lacked the theoretically presumed<br />
level of interrelationship and acceptance of rules. And in<br />
the highly diversified reality of today, the attempt to<br />
postulate a new canon of the architecturally ‘correct’<br />
would necessarily lead us astray, if only because it would<br />
restrict individual reactions and development possibilities<br />
of future generations. Such a set of rules would always<br />
risk leading into the dead ends of the epigone or the<br />
sectarian.<br />
On the other hand, architecture schools choose their<br />
teachers on the basis of individual achievements and<br />
beliefs. It would be foolish to require professors to exercise<br />
neutrality in their teaching, when what is expected<br />
of them as practicing architects is that they of all people<br />
represent distinguished positions. The students and
Grundsatzpapiers oder gar Regelwerks, und seine Stärke<br />
beruht nicht zuletzt auf dem generellen Verzicht darauf,<br />
bestimmte Richtungen und schulbildenden Entwicklungen<br />
zeitgenössischer Architektur in der Lehre zu favorisieren,<br />
andere hingegen kategorisch auszuschliessen.<br />
Qualität, Methode, Ethos<br />
Bildungsbürokratien in ganz Europa arbeiten seit geraumer<br />
Zeit daran, den schillernden Begriff «Qualität der Lehre»<br />
nachprüfbar zu machen, das heisst an die Erfüllung vorformulierter<br />
Regeln zu binden. Auf diesem Weg drohen –<br />
und das überrascht kaum – wert- und inhaltsbezogene,<br />
wirklich qualitative Kriterien auf der Strecke zu bleiben.<br />
Weder die Innovationskraft der Forschung, die in der<br />
Lehre ihre Spuren hinterlässt, noch die persönliche Ausstrahlung<br />
der Professoren oder der enthusiastische Einsatz<br />
für das Fachgebiet, den gute Lehre bei Studierenden<br />
weckt, lassen sich zuverlässig messen. Stattdessen drohen<br />
rein quantitative Grössen wie Betreuungskoeffizienten<br />
oder die für den Unterricht aufgewendete Zeit immer entschiedener<br />
mit dem qualitativen Niveau eines Unterrichtsangebots<br />
gleichgesetzt zu werden.<br />
Das Departement Architektur der eth <strong>Zürich</strong> würde<br />
in einer solchen Beurteilung vermutlich schon deshalb<br />
nicht gut abschneiden, weil die hohen Studierendenzahlen<br />
– Ergebnis unumstrittener Attraktivität des Ausbildungsangebots<br />
– zumindest in den Anfangssemestern<br />
die Bildung kleiner Gruppen erschweren und immer<br />
wieder zu beklagenswerter räumlicher Enge führen. Die<br />
Tatsache, dass der Andrang auf die Studienplätze<br />
trotzdem von Jahr zu Jahr wächst, falsifiziert schon für<br />
sich genommen die fragwürdige Annahme, Studierende<br />
entschieden sich überwiegend nach der Massgabe<br />
äusserer Annehmlichkeit für oder gegen eine Hochschule.<br />
In der Wahrnehmung des Publikums, das heisst<br />
der Studierenden und der Fachwelt, steht die Architektenausbildung<br />
der eth hingegen für die Befolgung eines<br />
Qualitätskonzepts, das sich an Personen, Inhalten und<br />
Werthaltungen orientiert. Eine an ihren formalen<br />
Resultaten erkennbare «Zürcher Schule» der Architektur<br />
gibt es erklärtermassen nicht und soll es nicht geben.<br />
Dagegen versuchen wir einen Qualitätsbegriff in die Unterrichtspraxis<br />
zu tragen, der die Vorstellung einer geschlossenen<br />
Fassade hinter sich lässt und wesentlich auf<br />
zwei grundlegenden Vereinbarungen beruht. Zunächst<br />
13<br />
teachers of the Faculty of Architecture at the Swiss Federal<br />
Institute of Technology in <strong>Zurich</strong> are also familiar<br />
with this tension between individuality and standard,<br />
but nevertheless try to pursue a universal concept<br />
of quality in their daily work. This concept does not exist<br />
in the form of a detailed position paper, much less<br />
as a set of rules, and its strength is based on the general<br />
refusal to favor certain directions, schools, or movements<br />
of contemporary architecture in the classroom,<br />
while excluding others.<br />
Quality, Method, Ethos<br />
Educational bureaucracies throughout Europe have been<br />
working for some time to make the elusive concept<br />
‘teaching quality’ testable – that is, to tie it to the fulfillment<br />
of preformulated rules. It is hardly surprising<br />
that this path risks neglecting true qualitative criteria,<br />
connected to values and content. Neither the innovative<br />
power of research, which leaves traces in teaching,<br />
nor the personal charisma of the professors and the<br />
enthusiastic commitment to the discipline that good teaching<br />
inspires in students can be measured reliably. Instead,<br />
purely quantitative values such as the number of<br />
students under supervision or the amount of time<br />
spent in the classroom threaten to be equated even more<br />
directly with the quality of teaching offered.<br />
The Faculty of Architecture of the Swiss Federal Institute<br />
of Technology would probably not do well in<br />
such an assessment, if only because of its high number<br />
of students – a result of the undisputed attraction of<br />
its educational program – makes it difficult to form small<br />
groups, at least in the early semesters, and repeatedly<br />
leads to lamentably crowded spaces. The fact that the<br />
number of students seeking admittance grows from year<br />
to year already disproves the dubious assumption that<br />
students decide for or against a university based primarily<br />
on its superficial comforts.<br />
In the perception of our public – that is, of students<br />
and experts – the architectural education at the Swiss<br />
Federal Institute of Technology stands, on the contrary,<br />
for the pursuit of a concept of quality based on people,<br />
Einführung Departement Architektur<br />
Andreas Tönnesmann
Andreas Tönnesmann<br />
Einführung Departement Architektur<br />
ist es seit langem ein entscheidendes Merkmal der hiesigen<br />
Architektenausbildung, im Entwurfsunterricht eine weitgehende<br />
Liberalität im Sinne konkurrierender Positionen<br />
zu pflegen. So soll es auch in Zukunft bleiben. Damit<br />
ist kein weichzeichnendes Nebeneinander aller möglichen<br />
architektonischen Standpunkte und Verfahrensweisen<br />
gemeint, die in der aktuellen Architektur anzutreffen sind<br />
und dort Erfolg haben, sondern ein sorgfältig aufeinander<br />
abgestimmtes Spektrum von Positionen hoher Qualität,<br />
denen wir zutrauen, dass sie es wert sind, vom<br />
Nachwuchs komplementär wahrgenommen und erprobt<br />
zu werden.<br />
Wie kann nun ein Qualitätsbegriff umschrieben<br />
werden, der diese Toleranz zulässt und trotzdem jene allgemeine<br />
Anerkennung findet, die nötig ist, um praktizierte<br />
Liberalität nicht in Beliebigkeit umschlagen zu<br />
lassen? Er lässt sich schwerlich aus der ordnenden<br />
Anschauung der architektonischen Phänomene definieren,<br />
wie das bei Georg und Dorothea Franck geschieht,<br />
sondern muss, um ihn akademisch fruchtbar zu machen,<br />
vom Prozess der Entwurfsgenese, vom Architekturmachen<br />
her verstanden werden. Anders gesagt ist es notwendig,<br />
einen Begriff von Qualität zu entwickeln, der jenseits einer<br />
blossen Anschauungsästhetik angesiedelt ist und sich<br />
statt dessen auf die übergeordneten Ebenen der Methodik<br />
14<br />
content, and principles. By our own admission, there is<br />
no ‘<strong>Zurich</strong> school’ of architecture recognizable on the<br />
basis of its formal results – nor should there be. On the<br />
other hand, we try to introduce a concept of quality<br />
into our teaching practice that leaves behind the idea of a<br />
closed facade and is based essentially on two fundamental<br />
covenants. First, a crucial feature of architectural<br />
training at our Faculty of Architecture has long been<br />
a highly liberal respect for competing positions in design<br />
courses – this should remain so in the future. This does<br />
not mean a hazy juxtaposition of all possible architectural<br />
standpoints and methods found and proved successful in<br />
contemporary architecture, but rather a carefully coordinated<br />
spectrum of positions of high quality. We believe<br />
that these architectural standpoints deserve to<br />
be introduced to and explored, in a complementary way,<br />
by younger generations.<br />
How could one describe a concept of quality that<br />
permits this tolerance and still achieves a general<br />
recognition necessary to prevent practiced liberality from<br />
turning into arbitrariness? It would be difficult to<br />
define such a concept based on the ordered examination<br />
of architectural phenomena that Georg and Dorothea<br />
Franck pursue. Instead, the concept must, if it is to be<br />
academically fruitful, be understood through the genesis<br />
of design, from the perspective of those who pursue<br />
architecture today. To put it another way, it is necessary to<br />
develop a concept of quality that is grounded beyond<br />
the mere aesthetics of perception and relates instead to<br />
the overarching methodology and orienting values,<br />
whose central importance for architectural education<br />
cannot be emphasized enough.<br />
A methodological insight shared by everyone in our<br />
department is the conception of architecture as a<br />
complex discipline that includes fundamental scientific<br />
principles as well as design, construction, and material<br />
realization. Academic teaching is understood as a daily<br />
challenge to integrate these heterogeneous components
und der Wertorientierungen bezieht, deren zentrale<br />
Bedeutung für die Architektenausbildung gar nicht genug<br />
betont werden kann.<br />
Eine methodische Einsicht, die an unserem Departement<br />
von allen geteilt wird, ist die Auffassung von<br />
Architektur als einer komplexen Disziplin, die wissenschaftliche<br />
Grundlagen ebenso umfasst wie Entwurf,<br />
Konstruktion und materielle Realisation. Akademische<br />
Lehre wird als tägliche Aufforderung verstanden, diese<br />
heterogenen Komponenten des Metiers durch architektonisches<br />
Handeln zu integrieren, und zwar auf dem<br />
höchstmöglichen Niveau. Der theoretische Diskurs gehört<br />
untrennbar zu diesem Konzept. Aber der notwendige<br />
Bezug der Architektur auf das Bauen darf dadurch nach<br />
unserer Überzeugung nicht in Frage gestellt werden.<br />
Deshalb sind nahezu alle Entwurfsprofessoren der eth<br />
bauende Architekten und sollen es bleiben, deshalb<br />
wird auch der «Master of Science in Architecture» (leider<br />
wurde uns der eigentlich gewünschte Titel «Master of<br />
Architecture» nicht konzediert) als verbindlicher, berufsbefähigender<br />
Abschluss nicht durch alternative Spezialisierungen<br />
in Frage gestellt.<br />
Wie sehr Architektur, will sie qualitative Spitzenerwartungen<br />
erfüllen, vom aktuellen Stand hoch differenzierter<br />
Forschung aus operieren muss, ist unbestritten.<br />
Deshalb werden die wissenschaftlichen Fächer in <strong>Zürich</strong><br />
(und natürlich auch anderswo) nicht bloss als Zulieferer<br />
vorhandener Wissensbestände an den Entwurf verstanden,<br />
sondern als eigendynamische Einheiten, die in<br />
ihren jeweiligen disziplinären Kontexten Spitzenforschung<br />
betreiben. Deren Methoden und Erkenntnisse allerdings<br />
so in den Unterricht zu integrieren, dass sie wissenschaftlichen<br />
Innovationsanspruch in das Lernen transportieren,<br />
ohne die Konzentration der Lehre auf die Anliegen<br />
der Architektur zu schwächen, ist eine der grossen<br />
Herausforderungen, denen sich Architekturschulen<br />
heute mehr denn je stellen müssen.<br />
Ein fertiges, erprobtes Rezept für die Erfüllung dieses<br />
Anspruchs – der ja die universitären Einrichtungen der<br />
Architektenausbildung wesentlich von den praxisorientierten<br />
Fachhochschulen unterscheiden müsste –<br />
hat auch die eth <strong>Zürich</strong> nicht anzubieten, allenfalls ein<br />
laufendes Experiment, das wir «Entwurf mit integrierten<br />
Disziplinen» nennen. Dieses neue Unterrichtsformat,<br />
15<br />
of the métier by means of architectural activity and to do<br />
so on the highest possible level. Theoretical discourse<br />
is inexorably tied to this concept. But, it is our belief that<br />
architecture’s necessary connection to building cannot<br />
be called into question. For this reason, nearly all the professors<br />
of design at the Swiss Federal Institute of Technology<br />
are, and should continue to be, working architects.<br />
It is also for this reason that the Master of Science in<br />
Architecture (unfortunately the title we actually wanted,<br />
Master of Architecture, was not approved) is a valid<br />
degree, qualifying students for professional practice, and<br />
should not be called into question by alternate specializations.<br />
There is no disputing that architecture, if it wants to<br />
fulfill expectations of highest quality, must operate<br />
within the current state of highly diversified research. It<br />
is therefore that scientific fields are not understood in<br />
<strong>Zurich</strong> (and of course elsewhere) as simply providers of<br />
existing stores of knowledge for design, but as units<br />
with their own dynamic, that conduct pioneering research<br />
in their own fields. The integration of scientific methods<br />
and insights into the teaching of these disciplines in<br />
such a way as to transport the scientific ambitions of innovation<br />
into the process of learning, without weakening<br />
the focus on the concerns of architecture is one of the<br />
greatest challenges faced by architecture schools today.<br />
A finished, tested recipe to fulfill this ambition – which<br />
after all should be what fundamentally distinguishes<br />
university institutions for training in architecture from<br />
practice-oriented technical schools – is not something<br />
the Swiss Federal Institute of Technology can offer either,<br />
at best, we present an ongoing experiment in what we<br />
call ‘design with integrated disciplines’. This new form of<br />
instruction, which can only succeed through great commitment,<br />
attempts to make the conception, supervision,<br />
Einführung Departement Architektur<br />
Andreas Tönnesmann
Andreas Tönnesmann<br />
Einführung Departement Architektur<br />
Richard Sennett,<br />
The Craftsman,<br />
New Haven/London 2008<br />
das nur durch hohen Einsatz zum Erfolg zu führen ist,<br />
meint den Versuch, Studentenentwürfe in Konzeption,<br />
Begleitung und Beurteilung nicht mehr allein von<br />
Entwurfslehrstühlen, sondern von einem immer neu zu<br />
bildenden Team aus Entwurfs- und Fachbetreuern verantworten<br />
zu lassen. Aktuelle Erkenntnisse aus den Geistes-,<br />
Ingenieur-, Sozial- und Planungswissenschaften sollen,<br />
so die Idee, auf diese Weise direkter Eingang in die architektonische<br />
Lehre finden als bisher. Der Beitrag der<br />
Wissenschaften zur Entwicklung der Architektur soll nicht<br />
nur behauptet und geschildert, sondern von den Studierenden<br />
in der täglichen Praxis nachvollzogen werden.<br />
Georg und Dorothea Franck lassen ihren Essay in die<br />
Forderung nach einem «architektonischen Imperativ»<br />
einmünden, der im Anschluss an Immanuel Kant wesentlich<br />
als Massgabe ethischen Handelns verstanden wird.<br />
Wer würde sich dieser Erwartung nicht sofort und ohne<br />
jede Reserve anschliessen! Wie allerdings der Weg<br />
dahin gefunden werden kann und wie er sich dann als<br />
orientierender Pfad im Dschungel einer akademischen<br />
Lehre erweisen könnte, die universelle Normsetzungen<br />
hinter sich gelassen hat, dazu gibt es derzeit noch<br />
kaum belastbare Erkenntnisse. In welche Richtung die<br />
Suche allerdings verlaufen mag, ist im jüngsten Buch<br />
von Richard Sennett nachzulesen (The Craftsman, New<br />
Haven/ London: Yale University Press 2008; deutsche<br />
Ausgabe: Handwerk, Berlin: Berlin Verlag 2008). Sennett<br />
entwickelt die These, das jede Arbeit, die Dinge produziert,<br />
ihren Sinn und Wert nicht in einem ausserhalb<br />
ihrer selbst liegenden Nutzen finde, sondern letztlich<br />
im Produkt selbst, in dessen durchdachter Konzeption<br />
und untadeliger Ausführung. Diese Einsicht klingt<br />
bescheiden, aber sie hat den Vorteil der Konkretion und<br />
der Übereinstimmung mit menschlicher Erfahrung.<br />
Zwar ist Sennett selbst, wie er am 13. Mai 2008 im Anschluss<br />
an einen Vortrag an unserem Departement<br />
wissen liess, nicht der Ansicht, dass Architektur im klassischen<br />
Sinn Handwerk sei – befriedige sie doch vornehmlich<br />
Erwartungen an individuelle Leistung und ziele nicht<br />
auf ein kollektives Qualitätsniveau. Mancher Architekt<br />
mag das anders sehen. Um jedenfalls die Ausbildung<br />
künftiger Architektinnen und Architekten so gut wie<br />
möglich zu leisten, ist es sicherlich nicht die schlechteste<br />
Lösung, sich vorderhand auf diesen handwerklichen,<br />
aus der Welt der Dinge heraus geborenen Qualitätsbegriff<br />
zu einigen.<br />
16<br />
and assessment of student designs not the sole responsibility<br />
of design professors, but also of a constantly<br />
evolving team of experts in design and other disciplines.<br />
The idea is that current findings in the human, engineering,<br />
social, and planning sciences will thus flow more<br />
directly into the teaching of architecture than has previously<br />
been the case. The contribution of the sciences<br />
to the development of architecture should not simply<br />
be asserted and described, but must be implemented by<br />
the students in their daily practice.<br />
In their book, Georg and Dorothea Franck call for an<br />
‘architectural imperative’, which, following Immanuel<br />
Kant, is meant to be understood essentially as the means<br />
of measuring ethical action. Who would not endorse<br />
this expectation immediately and without reservation?<br />
Just what road is to be taken and how it could prove<br />
to be the orienting path in the jungle of academic training<br />
that has abandoned any effort to establish universal<br />
standards are questions for which we currently have<br />
hardly any reliable information. The direction the search<br />
might take can, however, be found in Richard Sennett’s<br />
most recent book: ‘The Craftsman’ (New Haven/ London:<br />
Yale University Press, 2008). Sennett presents the thesis<br />
that all work that produces things finds its meaning and<br />
value not in some utility located beyond it, but ultimately<br />
in the product itself, in its reasoned conception and<br />
flawless execution. This insight seems modest, but it has<br />
the advantage of concretion and correspondence with<br />
human experience. Although Sennett himself, as he made<br />
clear on May 13, 2008, following a lecture in our<br />
department, does not believe that architecture is a craft<br />
in the classical sense, yet it satisfies, above all, expectations<br />
for individual achievement and does not aim at a<br />
collective level of quality. Some architects may hold<br />
a different view. But in order to achieve the best possible<br />
education of future architects, it is surely not the<br />
worst solution to agree on this concept of quality born<br />
of the crafts – of the world of things.
Studienplanübersicht Departement Architektur<br />
Studienplanübersicht Curriculum Outline<br />
1. Semester<br />
Bachelor-Studiengang<br />
Bachelor Studies<br />
Entwerfen i<br />
Architectural Design i<br />
6 Hours a Week / 0 Credit Points<br />
Konstruieren i<br />
Architectural Technology i<br />
Grundlagen des Gestaltens i<br />
Basic Principles of Design i<br />
Architektur i<br />
Architecture i<br />
Konstruktion i<br />
Architectural Technology i<br />
Grundlagen des Gestaltens i<br />
Basic Principles of Design i<br />
Tragkonstruktionen i<br />
Building Structures i<br />
6/0<br />
6/0<br />
2/1<br />
2/1<br />
2/1<br />
2/1<br />
Kulturgeschichte der modernen<br />
Architektur i<br />
Cultural History of<br />
Modern Architecture i<br />
Ökonomie i<br />
Economics i<br />
Mathematisches Denken i<br />
Mathematics i<br />
4/4<br />
2/2<br />
2/2<br />
2. Semester<br />
Bachelor-Studiengang<br />
Bachelor Studies<br />
Entwerfen ii<br />
Architectural Design ii<br />
6 Hours a Week / 8 Credit Points<br />
Konstruieren ii<br />
Architectural Technology ii<br />
Grundlagen des Gestaltens ii<br />
Basic Principles of Design ii<br />
Architektur ii<br />
Architecture ii<br />
Konstruktion ii<br />
Architectural Technology ii<br />
Grundlagen des Gestaltens ii<br />
Basic Principles of Design ii<br />
Tragkonstruktionen ii<br />
Building Structures ii<br />
4/4<br />
4/4<br />
Grundlagen des nachhaltigen Grundlagen des nachhaltigen<br />
Bauens und Bauphysik i Bauens und Bauphysik ii<br />
Basics of Sustainable Construc- Basics of Sustainable Construction<br />
and Building Physics i<br />
Soziologie i<br />
2/2 tion and Building Physics ii<br />
Sociology i<br />
3/2<br />
Soziologie ii<br />
Sociology ii<br />
6/8<br />
6/8<br />
2/1<br />
2/1<br />
2/1<br />
2/1<br />
Kulturgeschichte der modernen<br />
Architektur ii<br />
Cultural History of<br />
Modern Architecture ii<br />
Ökonomie ii<br />
Economics ii<br />
Mathematisches Denken ii<br />
Mathematics ii<br />
4/4<br />
2/2<br />
2/2<br />
3. Semester<br />
Bachelor-Studiengang<br />
Bachelor Studies<br />
Entwurf iii<br />
Architectural Design iii<br />
Konstruktion iii<br />
Architectural Technology iii<br />
Städtebau i<br />
Urban Design i<br />
Tragkonstruktionen iii<br />
Building Structures iii<br />
2/1<br />
2/2<br />
2/1<br />
3/3<br />
Baumaterialien im Hochbau und<br />
integrale Bautechnik i<br />
Building Materials in Structural<br />
Engineering and Integral Building<br />
Technology i<br />
3/3<br />
Grundzüge des Rechts für Bauwissenschaften<br />
und Architektur<br />
Introduction to Law for Civil Engineering<br />
and Architecture 2/2<br />
Kunst- und Architekturgeschichte i<br />
History of Art and Architecture i<br />
Geschichte des Städtebaus i<br />
History of Urban Design i<br />
3/3<br />
2/1<br />
Bauforschung und Denkmalpflege i<br />
Building Research and Preservation<br />
of Cultural Heritage i<br />
2/2<br />
caad 1<br />
caad 1<br />
2/2<br />
4. Semester<br />
Bachelor-Studiengang<br />
Bachelor Studies<br />
Entwurf iv<br />
Architectural Design iv<br />
10 Hours a Week / 10 Credit Points 10 Hours a Week / 10 Credit Points<br />
Architektur iii<br />
Architektur iv<br />
Architecture iii<br />
Architecture iv<br />
Konstruktion iv<br />
Architectural Technology iv<br />
Städtebau ii<br />
Urban Design ii<br />
Tragkonstruktionen iv<br />
Building Structures iv<br />
2/1<br />
2/2<br />
2/1<br />
3/3<br />
Baumaterialien im Hochbau und<br />
integrale Bautechnik ii<br />
Building Materials in Structural<br />
Engineering and Integral Building<br />
Technology ii<br />
3/3<br />
Öffentliches Baurecht<br />
Public Building Law<br />
2/2<br />
Kunst- und Architekturgeschichte ii<br />
History of Art and Architecture ii<br />
Geschichte des Städtebaus ii<br />
History of Urban Design ii<br />
3/3<br />
2/1<br />
Bauforschung und Denkmalpflege ii<br />
Building Research and Preservation<br />
of Cultural Heritage ii<br />
2/2<br />
caad ii<br />
caad ii<br />
2/2
5. Semester<br />
Bachelor-Studiengang<br />
Bachelor Studies<br />
Entwurf und integrierte<br />
Disziplinen<br />
Architectural Design and<br />
Integrated Disciplines<br />
Entwurf/Architectural Design<br />
16 Hours a Week / 10 Credit Points<br />
Integr. Disziplinen/ Disciplines<br />
2 Hours a Week / 2 Credit Points<br />
Architektur v<br />
Architecture v<br />
Konstruktion v<br />
Architectural Technology v<br />
Landschaftsarchitektur i<br />
Landscape Architecture i<br />
Architekturtheorie i<br />
Theory of Architecture i<br />
Technische Installationen i<br />
Building Services i<br />
2/1<br />
2/2<br />
2/1<br />
2/2<br />
2/2<br />
6. Semester<br />
Bachelor-Studiengang<br />
Bachelor Studies<br />
Entwurf und integrierte<br />
Disziplinen<br />
Architectural Design and<br />
Integrated Disciplines<br />
Entwurf/Architectural Design<br />
16 Hours a Week / 10 Credit Points<br />
Integr. Disziplinen/ Disciplines<br />
2 Hours a Week / 2 Credit Points<br />
Architektur vi<br />
Architecture vi<br />
Konstruktion vi<br />
Architectural Technology vi<br />
Landschaftsarchitektur ii<br />
Landscape Architecture ii<br />
Architekturtheorie ii<br />
Theory of Architecture ii<br />
2/1<br />
2/1<br />
Entwurf und Strategie im Entwurf und Strategie im<br />
urbanen Raum i<br />
urbanen Raum ii<br />
Design and Strategies in Design and Strategies in<br />
Urban Space i 2/1 Urban Space ii 2/1<br />
Bauprozess i<br />
Bauprozess ii<br />
Building Process i<br />
Building Process ii<br />
Technische Installationen ii<br />
Building Services ii<br />
2/1<br />
2/2<br />
2/1<br />
2/2<br />
2/2<br />
7. Semester<br />
Master-Studiengang<br />
Master Studies<br />
Entwurf und integrierte<br />
Disziplinen<br />
Architectural Design and<br />
Integrated Disciplines<br />
Entwurf/Architectural Design<br />
16 Hours a Week / 10 Credit Points<br />
Integr. Disziplinen/ Disciplines<br />
2 Hours a Week / 2 Credit Points<br />
Architektur vii<br />
Architecture vii<br />
Architektur ix<br />
Architecture ix<br />
2/2<br />
2/2<br />
Architekturtheorie iii<br />
Theory of Architecture iii 1/1<br />
Kunst- und Architekturgeschichte iii<br />
History of Art and Architecture 1/1<br />
Architektur & Tragkonstruktionen i<br />
Architecture & Building Struct. i 1/1<br />
Bauen im Bestand<br />
Building within the Existing<br />
4/4<br />
Die Architektur der Stadt von der<br />
Moderne bis Heute<br />
The Architecture of the City from<br />
Modernity to Today 2/2<br />
Low-ex und Architektur<br />
Low-ex and Architecture<br />
2/2<br />
8. Semester<br />
Master-Studiengang<br />
Master Studies<br />
Entwurf und integrierte<br />
Disziplinen<br />
Architectural Design and<br />
Integrated Disciplines<br />
Entwurf/Architectural Design<br />
16 Hours a Week / 10 Credit Points<br />
Integr. Disziplinen/ Disciplines<br />
2 Hours a Week / 2 Credit Points<br />
Architektur vii<br />
Architecture vii<br />
2/2<br />
Architekturtheorie iv<br />
Theory of Architecture iv 1/1<br />
Kunst- und Architekturgesch. iv/v<br />
Hist. of Art and Architecture iv/v 1/1<br />
Architektur & Tragkonstruktionen ii<br />
Architecture & Building Struct.ii 1/1<br />
Bauen im Bestand<br />
Building within the Existing<br />
caad iii<br />
caad iii<br />
Bauprozess iii<br />
Building Process iii<br />
4/4<br />
2/2<br />
2/2<br />
9. Semester<br />
Master-Studiengang<br />
Master Studies<br />
Entwurf und integrierte<br />
Disziplinen<br />
Architectural Design and<br />
Integrated Disciplines<br />
Entwurf/Architectural Design<br />
16 Hours a Week / 10 Credit Points<br />
Integr. Disziplinen/ Disciplines<br />
2 Hours a Week / 2 Credit Points<br />
Weitere erforderliche<br />
Kreditpunkte und Praktikum:<br />
Seminarwochen 6<br />
Wahlfächer 28<br />
Wahlfacharbeiten 15<br />
Pflichtwahlfach d-gess 5<br />
12 Monate Praktikum,<br />
davon 6 Monate vor dem<br />
Masterstudium<br />
Additional required Credit Points<br />
and Practical Experience:<br />
Seminarweek 6<br />
Elective Courses 28<br />
Thesis Elective 15<br />
Compulsory Elective<br />
Course d-gess 5<br />
12 Months Practical<br />
Experience, thereof 6 Months<br />
before the Master Programme<br />
Masterarbeit | Master Thesis<br />
40 Hours a Week / 30 Credit Points<br />
Studienplanübersicht Departement Architektur
Departement<br />
Architektur<br />
Lehre und Forschung<br />
Faculty<br />
of Architecture<br />
Teaching and Research
Entwerfen i+ii<br />
1. Jahr<br />
Architectural Design i+ii<br />
1st Year<br />
Professor<br />
Dr. Marc M. Angélil<br />
Assistenz<br />
Dawit Benti<br />
Sascha Delz<br />
Dirk Hebel<br />
Tanja Herdt<br />
Rainer Hehl<br />
Jørg Himmelreich<br />
Michael Hirschbichler<br />
Roger Hubeli<br />
Lukas Küng<br />
Zwi Kuttner<br />
Julie Larsen<br />
Jesse LeCavalier<br />
Annina Ludwig<br />
Benjamin Theiler<br />
Rafael Schmidt<br />
Deane Simpson<br />
Jörg Stollmann
Website<br />
www.angelil.arch.ethz.ch<br />
Text<br />
Jørg Himmelreich<br />
Technologie im Entwurf Technology in Architectural<br />
Design<br />
Die didaktische Architektur des Entwurfsunterrichts kann<br />
als fortlaufendes Experiment, als ein «work in progress»<br />
betrachtet werden. In den vergangenen Semestern wurden<br />
schwerpunktmässig alltägliche Phänomene und (architektonische)<br />
Normalität untersucht. Das Vorgehen beruhte<br />
darauf, etablierte Konventionen zu untersuchen und<br />
schrittweise zu transformieren – dies brachte neue Strategien<br />
und Entwurfstaktiken hervor und führte zu neuen<br />
Typologien.<br />
Mit wachsender Erfahrung verfestigte sich diese Fragestellung<br />
jedoch zum Bestandteil einer strukturierten,<br />
selbstlaufenden und gut geölten Unterrichtsmaschinerie.<br />
Um beim Entwerfen dem eigenen kritischen Anspruch<br />
stets aufs Neue gerecht zu werden, scheint es daher notwendig,<br />
periodisch immer wieder Sand in das Getriebe<br />
der eigenen didaktischen Matrix zu streuen. Insbesondere<br />
dann, wenn sich Methoden, die zur Hinterfragung ent-<br />
wickelt wurden, zu einem festen Gefüge zu kanonisieren<br />
drohen, ist es Zeit, dem erprobten Ablauf wieder das<br />
Potential von Offenheit und kreativer Abweichungen<br />
zurückzugeben.<br />
Im vergangenen akademischen Jahr wurde mit ersten<br />
Spielzügen bereits eine neue inhaltliche Partie eröffnet,<br />
in der die Frage der «Technologie» beim Entwerfen in den<br />
Fokus der Arbeit gerückt wurde. Ein neues Kapitel ist<br />
aufgeschlagen, dessen Inhalte in den nächsten Semestern<br />
weiter vertieft werden sollen.<br />
Der Begriff der Technologie setzt sich etymologisch<br />
aus den Komponenten «technê» und «logos» zusammen.<br />
«technê» adressiert den Aspekt der handwerklichen<br />
Fertigkeit und bezieht sich dabei auf das Werk eines<br />
Schöpfers und dessen Produktion von Artefakten.<br />
Der Fokus liegt auf der operativen Qualität des Produktionsprozesses.<br />
«logos» hingegen verweist auf den Bereich<br />
des Geistigen und ruft die reflexive Natur menschlichen<br />
Handelns und des prozesshaften Denkens in<br />
Erinnerung – Technologie als «das Denken über das<br />
Machen».<br />
Angewendet auf den architektonischen Entwurf<br />
adressiert der Begriff damit sowohl intellektuelle Aspekte,<br />
wie das Konstruieren von Konzepten und Prozessen,<br />
23<br />
The didactic architecture of our design studio might be<br />
considered as an ongoing experiment – it is a work in<br />
progress. The predominant focus of the last two semesters<br />
has been on everyday phenomena and normality in<br />
architecture. Established conventions have been examined<br />
and incrementally transformed – yielding new strategies<br />
and architectural design tactics and leading to innovative<br />
typologies.<br />
This area of inquiry has solidified over the course of<br />
experience into part of an organized, self-regulating,<br />
well-functioning teaching apparatus. Periodically throwing<br />
sand into the gears of one’s own didactic matrix<br />
appears to be a useful tool for maintaining a critical approach<br />
to design. And when the very methods developed<br />
to maintain this critical eye threaten to become sacrosanct,<br />
then it is time to place a proven procedure back<br />
into the hands of inquiry and creative divergence.<br />
Fieldwork, Alessandro Bosshard<br />
und Martin Kugelmeier<br />
At the start of the past academic year, the issue of<br />
‘technology’ in architectural design became the focus<br />
of work, opening a new chapter into which future semester<br />
will further delve.<br />
The term technology is derived from the Greek ‘technê’<br />
and ‘logos’. ‘technê’ refers to technical skill and craftsmanship,<br />
the work’s creator and his production of artifacts.<br />
It emphasizes the operative quality of a production<br />
process. ‘logos’, on the other hand, refers to the cerebral<br />
domain and the intellect, recalling the reflexive nature<br />
of human action and process-based thinking. Technology<br />
implies thinking about how something is done or made.<br />
When applied to architectural design, technology<br />
addresses both intellectual aspects like the construction<br />
of concepts and processes as well as techniques of<br />
construction and their implementation. Technology and<br />
its role in architecture can be approached from three<br />
different angles:<br />
Construction of Concepts<br />
The first year design course began with a focus on the<br />
concept of ‘logos’, seeking to find out which (crossdisciplinary)<br />
conceptual constructs could be designed and<br />
created. These design works were based on methods<br />
similar to those of Felix Guattaris, who drew from the<br />
constructions of other disciplines and schools of<br />
1. Jahr Departement Architektur<br />
Marc M. Angélil
als auch Techniken des Konstruierens und physischen<br />
Umsetzens. Es lassen sich drei Richtungen bestimmen,<br />
von denen ausgehend man das Feld der Technologie<br />
architektonisch thematisieren kann:<br />
Konstruktion von Konzepten<br />
Eine erste Annäherung wurde mit dem Fokus des «logos»<br />
vorgenommen. Vergleichbar den Methoden Felix<br />
Guattaris, der sich zum Erläutern seiner psychologischen<br />
und soziologischen Theorien Konstruktionen anderer<br />
Disziplinen und Fachbereiche bediente, wurde im ersten<br />
Jahreskurs untersucht, welche (disziplinübergreifenden)<br />
konzeptuellen Konstrukte entworfen und erstellt werden<br />
können. Sie werden den Arbeiten im Studio als Haltung<br />
vorangestellt, um sowohl die architektonischen Entwürfe<br />
zu stimulieren als auch ihre Inhalte präzise zu<br />
vermitteln. Im folgenden Jahr soll die Formulierung einer<br />
architektonischen These dazu dienen, die Konstruktion<br />
von Konzepten als eine von drei Annäherungen an den<br />
Begriff der Technologie in der Architektur noch weiter<br />
zu schärfen.<br />
Prozesse entwerfen<br />
Der Annahme folgend, dass zur Gestaltung eines architektonischen<br />
Objektes zuerst ein Entwurfsprozess<br />
entworfen werden muss, wird parallel zur beschriebenen<br />
«Konstruktion von Konzepten» das «Konstruieren von<br />
Prozessen» thematisiert. In ähnlicher Art wie Marcel<br />
Duchamp seinen Werken teilweise Anleitungen beifügte,<br />
The Font, Basile Ribas und<br />
Dominik Weber<br />
werden die Entwurfsprozesse durch «Notationen» erläutert.<br />
Duchamps «manuals» beispielsweise geben dem Betrachter<br />
Hinweise, wie die verschiedenen Teile der Werke<br />
zusammengefügt werden können. Gleichzeitig helfen sie<br />
nachzuvollziehen, welcher Prozess dem Entstehen seiner<br />
24<br />
thought to explain his psychological and sociological<br />
theories. These are to serve as positions which preface<br />
the work in the studio in order to spur the architectural<br />
designs as well as precisely to convey their content.<br />
In the upcoming year, the formulation of an architectural<br />
thesis is to serve in further refining the construction<br />
of concepts as one of three approaches to the concept<br />
of technology in architecture.<br />
Designing Processes<br />
Also to be explored parallel to the ‘construction of concepts’<br />
described above, will be the ‘construction of<br />
processes’, proceeding from the assumption that in order<br />
to form an architectural object, a process of design<br />
must first be conceptualized. The design processes are to<br />
be explained by means of notations, in a manner similar<br />
to that of Marcel Duchamp, who sometimes included<br />
instruction manuals in his works. The Duchamp ‘manuals’,<br />
for example, provide observers with ‘how-to’ hints<br />
regarding the assembly of a work. At the same time, they<br />
serve to clarify the process underlying the development<br />
of his works. 1 Drawing from these techniques, an attempt<br />
will be made to visualize the studio work as a sequence<br />
of logical considerations and steps. A correlating exploration<br />
will be made regarding the influence of the applied<br />
tools (texts, collages, photos, drawings, perspectives,<br />
isometrics, tables, graphics, diagrams, sign techniques like<br />
sketches, free-hand drawing, caad) on the design process<br />
and its outcome.<br />
Physical Constructions<br />
Parallel experiments will aim at approaching architectural<br />
design from the angle of ‘technê’. Breaking with tradition –<br />
which places primary importance on the plan and a<br />
larger scale in the architectural process – architecture is to<br />
undergo critical examination and the development of a<br />
detail as the generator and modifying power of the design<br />
process is to be tested. Working at a small-scale is to<br />
enable issues of production, implementation and processes
Werke zugrunde liegt. 1 Diese Techniken aufgreifend,<br />
wird versucht, die Arbeiten im Studio als Abfolge logischer<br />
Überlegungen und Schritte zu visualisieren.<br />
In diesem Zusammenhang wird auch die Frage nach<br />
dem Einfluss der eingesetzten Mittel (Texte, Collagen,<br />
Fotos, Zeichnungen, Perspektiven, Isometrien, Tabellen,<br />
Grafiken, Diagramme, Zeichentechniken wie Skizzen,<br />
Handzeichnungen, caad) auf den Prozess und die Resultate<br />
des Entwurfsprozesses untersucht.<br />
Physische Konstruktion<br />
Parallel werden Versuche unternommen, sich von der<br />
Seite der «technê» dem Entwurf zu nähern. Abweichend<br />
von der Tradition, dass dem Plan und gleichzeitig dem<br />
grösseren Massstab die wichtigste Rolle bei der Architekturproduktion<br />
zugeschrieben wird, wird die Architektur<br />
unter das Mikroskop gelegt und die Entwicklung eines<br />
Noman’s Land, Lilitt Bollinger<br />
und Laura Zachmann<br />
Details als Generator und modifizierende Kraft des<br />
Entwurfsprozesses ausgetestet. Das Arbeiten im kleinen<br />
Massstab ermöglicht Fragen der Herstellung und<br />
damit auch nach der Umsetzung und den Produktionsprozessen.<br />
Ausgehend von der Suche nach nachhaltigen<br />
Strategien für Bauwerke in Agglomerationsgebieten<br />
werden Technologien als Generator für den Entwurf<br />
neuer Typologien aufgefasst.<br />
Mit einer kontinuierlichen Erweiterung dieser dreifachen<br />
Herangehensweise an das Thema der Technologie<br />
versucht der erste Jahreskurs im Entwerfen die Tradition<br />
des «Konstruktiven Entwurfs» am Architekturdepartement<br />
der eth weiterzuentwickeln.<br />
Die Struktur des ersten Jahreskurses soll daher als<br />
variables Gerüst fungieren, das fähig ist, aktuelle Entwicklungen<br />
zu adaptieren und auf neue Herausforderungen<br />
zu reagieren – eine Konstruktion, in der Studierende die<br />
Handlungsfähigkeit für eine noch unbestimmte architektonische<br />
Zukunft entwickeln können. Mit Blick auf die<br />
spätere Berufspraxis der Studierenden wird versucht,<br />
ein Rahmenwerk auszubauen, in dem die Studierenden<br />
konzeptuelle und konstruktive Fähigkeiten erwerben<br />
können und sich dabei der ethischen Verantwortung<br />
ihres Schaffens bewusst werden.<br />
1 Als Beispiel kann Duchamps Handbuch<br />
zu seiner Installation «Étant<br />
donnés: 1. La chute d’eau /<br />
2. Le gaz d’éclairage» (1946–1966)<br />
angeführt werden; vgl.: Manual<br />
of Instructions for the Assembly<br />
of Étant Donnés, Philadelphia/<br />
München 1987<br />
25<br />
of production to be addressed. In the search for lasting<br />
strategy solutions to building in agglomeration areas, technologies<br />
are to be understood as generators for designing<br />
new typologies.<br />
The first year course in design aims at further developing<br />
the tradition of constructive design in the Department<br />
of Architecture at eth <strong>Zurich</strong> through the continual<br />
advancement of this three-way approach to the role of<br />
technology in architectural design.<br />
The first year design course should therefore be<br />
structured to serve as a variable system capable of adapting<br />
to current developments and able to respond to<br />
new challenges – a construction which facilitates students<br />
in developing the capacity to deal with the still unknown<br />
realm of future architecture. With an eye to students’ entry<br />
into the professional practice, a framework will be<br />
developed which seeks to enable students to acquire con-<br />
ceptual and constructive abilities while also gaining<br />
awareness, in the process, of the ethical responsibility of<br />
their work.<br />
1 An example is Duchamp’s manual<br />
for the installation of ‘Étant<br />
donnés: 1. La chute d’eau / 2. Le<br />
gaz d’éclairage’ (1946–1966);<br />
see also: Manual of Instructions<br />
for the Assembly of Étant<br />
Donnés, Philadelphia/Munich<br />
1987<br />
1. Jahr Departement Architektur<br />
Marc M. Angélil
Marc M. Angélil<br />
Forschung Departement Architektur<br />
Autorin<br />
Tanja Herdt<br />
Forschungsteam<br />
Prof. Dr. Marc Angélil<br />
Rainer Hehl<br />
Tanja Herdt<br />
Gäste<br />
Lang und Baumann,<br />
Urs Meier: Luft und<br />
Laune<br />
Dr. Mauro Pedretti<br />
Prof. Dr. Philip Ursprung<br />
Studierende<br />
Cyril Angst<br />
Mario Bisquolm<br />
Dominik Boos<br />
Adrian Joël Cadriaux<br />
Sonja Gassner<br />
Melanie Hanimann<br />
Lukas Hüsser<br />
Sonja Häferli<br />
Jakob Jansen<br />
Henriette Kettelhack<br />
Sander Kool<br />
Oliver Kunz<br />
Mathias Lattmann<br />
Lukas Murer<br />
Lukas Pauer<br />
Tiziana Pittini<br />
Tomas Polach<br />
Rachel Püntener<br />
Stefanie Rembold<br />
Andre Dieter Tomas Schmid<br />
Mi Tian<br />
Tobias Tommilla<br />
Tao Wang<br />
Sylvan Willisch<br />
Dominique Wolf<br />
Martina Wäckerlin<br />
Philipp Stefan Zimmer<br />
Liv Zischeck<br />
Translation<br />
Michelle Durham<br />
Inflate<br />
Workshop zum Entwurf<br />
von Luftobjekten<br />
«Schön ist ein Haus, das unserem Lebensgefühl entspricht.<br />
Dieses verlangt Licht, Luft, Bewegung, Öffnung…»,<br />
schreibt Sigfried Giedion 1929 in seiner Schrift «Befreites<br />
Wohnen». Auf dem Einband seines Buches zum reformierten<br />
Bauen sieht man ein Bild der Siedlung Neubühl<br />
bei <strong>Zürich</strong>. Giedions Frau liegt im Liegestuhl auf der<br />
Terrasse. Die Balkontür ist weit geöffnet. Giedion selbst<br />
steht draussen und schaut ins Freie.<br />
Mit der Technologisierung der Architektur in den<br />
1960er Jahren haben Klimaanlagen, Neonröhren und<br />
Bewegungsmelder die von Giedion aufgestellte Maxime<br />
der Moderne von ihrer unmittelbaren Beziehung<br />
zum Aussenraum entkoppelt. Ebenfalls in <strong>Zürich</strong> und<br />
rund dreissig Jahre später gebaut, steht das Architekturgebäude<br />
hil auf dem Hönggerberg exemplarisch für die<br />
Abschottung einer künstlichen Innenwelt durch den<br />
Einsatz von Technik. Das Gebäude existiert als autonome<br />
Welt, die ihren eigenen Gesetzmässigkeiten des Klimas,<br />
des Lichts und der Kommunikation folgt.<br />
Licht, Luft, Bewegung, Öffnung sind auch die Themen<br />
des «Inflate»-Workshops, in dem dreissig Studierende<br />
im Rahmen der Seminarwoche Luftobjekte entwickelt<br />
haben, die sich mit ihrem Studienort auseinandersetzen.<br />
Die entstandenen «Inflatables» sind Architekturen<br />
aus Luft und Membranen, die an spezifischen Orten<br />
eine neue Verbindung zwischen der Funktionsweise der<br />
Infrastruktur des Gebäudes und dessen Benutzern herstellen.<br />
«Inflate» ist ein Begriff, der in der deutschen Übersetzung<br />
zwei unterschiedliche Bedeutungen haben kann.<br />
Einerseits beschreibt er die hier angewandte Technik<br />
des Aufblasens eines Objektes. Andererseits bedeutet «to<br />
inflate» etwas übertreiben oder überhöhen und beschreibt<br />
damit die konzeptionelle Herangehensweise der<br />
Arbeiten.<br />
Die Projekte formulieren Treffpunkte, Rückzugsorte<br />
oder Orte der Interaktion. Sie kommentieren das<br />
Existierende und fordern zur Aneignung auf. Der ephemere<br />
Charakter der entstandenen Objekte bietet<br />
die Chance, das Permanente und Festgefügte des hil-<br />
Gebäudes in einen Dialog einzubeziehen, der durch<br />
eine neugeschaffene Situation entsteht. Giedions Forde-<br />
26<br />
Inflate<br />
Design Workshop for<br />
Inflatable Structures<br />
In ‘Befreites Wohnen’ Sigfried Giedion wrote, ‘Beautiful<br />
is the house that reflects our way of life. This calls<br />
for light, air, movement, opennes…’. The cover of his<br />
booklet on architectural reform written in 1929 shows<br />
a photo taken in the Neubühl housing development<br />
in <strong>Zurich</strong>. The author’s wife is seen lounging in a deck<br />
chair on the terrace, the door to the interior living<br />
space wide open. Giedion is seen leaning over the railing,<br />
looking out into the open landscape.<br />
As technology transformed architecture in the 1960s,<br />
the arrival of air conditioning, fluorescent lighting<br />
and motion detectors managed to negate the significant<br />
role outdoor space had played in the maxims of<br />
Modernism formulated by Giedion. Built thirty years<br />
after Neubühl, the eth’s hil architecture building<br />
located on the Hönggerberg campus became a prime example<br />
of a sealed-off artificial environment achieved<br />
by means of technology. Today, it stands a world apart,<br />
self-contained and dictated by its own laws of climate,<br />
lighting and communication.<br />
Giedion’s call for light, air, movement and openness<br />
took center stage at the Inflate workshop held during the<br />
Seminar Week. Thirty participating students were asked<br />
to develop inflatable objects dealing with their place of<br />
study. ‘Inflatables’ were the result – architectural constructs<br />
formed from membranes inflated with air. Temporarily<br />
installed at specific locations in and around the<br />
building, they generated new points of association between<br />
the building infrastructure’s mode of operation<br />
and that of its users.<br />
The word ‘inflate’ can have one of two meanings in its<br />
German translation as in English: it can either mean to<br />
expand with air – the technique used here to blow up the<br />
objects; or it can mean to exaggerate and aggrandize –<br />
which describes the conceptual approach taken during the<br />
workshop.<br />
The objects furnish meeting points, places of retreat<br />
or interaction. They provide a critical contrast to preexisting<br />
conditions and invite interaction. It is this contrast<br />
between the transitory quality of the objects and
von links nach rechts:<br />
Das Projekt «Brain Bubble» wurde<br />
als Ort für Teamsitzungen und<br />
Meetings entworfen. Boden, Wände<br />
und Decke können als Schreib-<br />
oder Zeichenfläche verwendet werden.<br />
Mathias Lattmann, André<br />
Schmidt, Philipp Stefan Zimmer<br />
Das Projekt «ThroughTube» benutzt<br />
die Klimaschleuse des Haupteingangs,<br />
um das Betreten des<br />
Gebäudes zu einem erfahrbaren<br />
Erlebnis zu machen.<br />
Joël Cardinaux, Henriette Kettler,<br />
Tobias Tomilla<br />
Der «Public Marker» bespielt den<br />
öffentlichen Raum und schafft<br />
mobile Treffpunkte.<br />
Lukas Pauer, Tomas Polach,<br />
Sylvan Willisch<br />
rung nach Licht wird zur Lichtinszenierung, die Forderung<br />
nach Öffnung zur Interaktion, Bewegung zur<br />
Temporalität. Die Forderung nach Luft bildet Form<br />
und Struktur der Objekte.<br />
Am Ende der fünftägigen Seminarwoche wurden die<br />
Objekte zu einer Ausstellung zusammengefügt. Über<br />
sechzig Interessierte waren zur Vernissage gekommen. Nach<br />
zwei Stunden endete die Präsentation auf dem Dach<br />
des hil-Gebäudes, über dem weithin sichtbar ein grün<br />
erleuchtetes Objekt schwebte. Darin sassen mehrere<br />
Dutzend Menschen eigentlich im Freien und führten angeregt<br />
Gespäche – getrennt vom kalten Novemberwetter<br />
nur durch eine dünne Haut aus weissem Segeltuch.<br />
from left to right:<br />
The project ‘Brain Bubble’ is<br />
designed as a location for meetings.<br />
The floors, walls and ceiling<br />
can be used for writing or drawing.<br />
Mathias Lattmann, André<br />
Schmidt, Philipp Stefan Zimmer<br />
The project ‘ThroughTube’ turns<br />
the act of entering the building<br />
into an event.<br />
Joël Cardinaux, Henriette Kettler,<br />
Tobias Tomilla<br />
The project ‘Public Marker’ temporarily<br />
stages mobile meeting<br />
points in the public area.<br />
Lukas Pauer, Tomas Polach,<br />
Sylvan Willisch<br />
27<br />
the unyielding, rigid character of the hil building which<br />
provides a point of departure for renewed discussion<br />
and consideration. Here, Giedion’s call for light becomes<br />
a lightshow, his call for openness turns into interaction,<br />
his call for movement takes on the form of temporality,<br />
and his call for air shapes the form and structure of<br />
the objects.<br />
At the conclusion of the five-day Seminar Week, the<br />
objects were incorporated into an exhibition of installations<br />
attended by over 60 people. Following a two-hour<br />
presentation, the evening came to a close on the rooftop<br />
of the hil building, over which a green illuminated<br />
object floated, clearly visible from far away. Several dozen<br />
people sat inside, carrying on lively conversation ‘outdoors’,<br />
merely separated from the November cold by a<br />
thin sheathing of canvas.<br />
Forschung Departement Architektur<br />
Marc M. Angélil
Grundlagen des Gestaltens<br />
1. Jahr<br />
Wahlfach und Projektbetreuung<br />
2./3./4. Jahr<br />
Bachelor- und Master-<br />
Studiengang<br />
Chair of Visual Design<br />
1st Year<br />
Elective Works and Projects<br />
2nd/3rd/4th Year<br />
Bachelor and Master<br />
Studies<br />
Professor<br />
Karin Sander<br />
Assistenz<br />
Sabina Baumann<br />
Peter Beck<br />
Matthias Böttger<br />
Martin Eder<br />
Robert Estermann<br />
Stefan Gritsch<br />
Andy Guhl<br />
Friederike Gross<br />
Dominique Lämmli<br />
Sara Masüger<br />
Christl Mudrak<br />
Eckhard Karnauke<br />
Elodie Pong<br />
Friedrich von Borries<br />
Nikolai von Rosen<br />
Harry Walter<br />
Florian Wojnar
Website<br />
www.sander.arch.ethz.ch<br />
Künstlerisches Denken und Arbeiten unterscheidet sich<br />
von jeder anderen gestalterischen Praxis darin, dass<br />
es keinen spezifischen Gegenstand und kein festgelegtes<br />
Repertoire technischer Mittel hat – Gegenstand wie einzusetzende<br />
Mittel ergeben sich nämlich aus den jeweils besonderen<br />
Erfordernissen der Idee oder des Konzeptes.<br />
Diese spezifische Eigenheit der Kunst wird den Studierenden<br />
der Architektur in einer Kombination unterschiedlicher<br />
Schritte von einzelnen Techniken über die Kunsttheorie<br />
bis zu den Erkenntnisstrategien und Methoden<br />
anderer Disziplinen vermittelt. Die Konfrontation mit dem<br />
so einfachen wie umfassenden Begriff «Kunst» soll<br />
den Studienanfängern sowie den Fortgeschrittenen in<br />
ihrem Studium sogleich signalisieren, dass sie von<br />
der Kunst am meisten lernen können, wenn sie sich auf<br />
sie als Ganzes einlassen, und Qualität dann erreicht ist,<br />
wenn instrumentelle Begriffe wie Gestaltung nicht mehr<br />
angewendet werden können.<br />
Im Idealfall entwickelt sich die künstlerische Arbeit im<br />
Kontext des Studiums und seines kulturellen Umfeldes<br />
zu Eigenheit und Qualität, ohne an Begriffe gebunden<br />
oder abstrakt konstruiert zu sein. Hier gilt es für uns eine<br />
Plattform zu schaffen, die nicht kurzlebige Ideen, sondern<br />
reflektierte Haltungen bildet. Der Begriff «Grundlagen»<br />
setzt dagegen eine Hierarchie des Lehrens und Lernens<br />
voraus, die für die künstlerische Arbeit gerade nicht<br />
zutrifft – geht es hier doch auch um kunst- und erkenntnistheoretische<br />
Fragen und die Entwicklung transdisziplinärer<br />
ästhetischer Strategien, wie sie die zeitgenössische Kunst<br />
prägen und auch in Zukunft prägen werden. Ziel ist, den<br />
Studierenden im ersten sowie in den folgenden Studienjahren<br />
in ihren Wahlfächern bis hin zu ihren Studienabschlüssen<br />
künstlerisches Denken und eigenständiges<br />
Problemlösen und Arbeiten zu vermitteln.<br />
29<br />
Artistic thought and work differ from every other form<br />
of design practice in that they have no specific object<br />
and no established repertoire of techniques. The object and<br />
the means result from the specific requirements of the<br />
idea or concept. This specific idiosyncrasy of art is conveyed<br />
to architecture students in combination with<br />
various steps of specific techniques from art theory to cognitive<br />
strategies and methods from other disciplines.<br />
The confrontation with the simple and yet comprehensive<br />
noun ‘art’ is intended to signal to both new students<br />
and those further along in their studies that they can best<br />
learn from art if they become completely involved in<br />
it and that quality is obtained when only instrumental<br />
notions such as ‘design’ are no longer relevant.<br />
Ideally, in the context of academics and its cultural<br />
environment, the artistic work develops uniqueness<br />
and quality without being tied to concepts or to abstract<br />
construction. To that end, we need to develop a platform<br />
that produces not short-lived ideas but considered<br />
stances. By contrast, the concept of ‘basics’ presumes<br />
a hierarchy of teaching and learning that is inappropriate<br />
precisely for artistic work, which is, after all, about<br />
questions of art theory and epistemology and about developing<br />
the interdisciplinary aesthetic strategies typical<br />
of contemporary art and the art of the future. The goal<br />
is to communicate artistic thinking and independent<br />
problem-solving and working methods to first-year students<br />
and those in the later years of their majors all the way<br />
to the final year of their programs.<br />
1. Jahr Departement Architektur<br />
Karin Sander
Karin Sander<br />
1. Jahr Departement Architektur
Seilspringen, Anamorphose<br />
Aleksandra Momcilovic, Karin<br />
Niederberger, Nadia Vontobel<br />
31<br />
1. Jahr Departement Architektur<br />
Karin Sander
Karin Sander<br />
Forschung Departement Architektur<br />
Professorin<br />
Karin Sander<br />
Assistierende<br />
Eckhard Karnauke<br />
Studierende der KHB Berlin<br />
und der <strong>ETH</strong> <strong>Zürich</strong>,<br />
Mai 2007<br />
Erik Alblas<br />
Paul Darius<br />
Damien de la Faye<br />
Atsushi Fukunaga<br />
Taro Furukata<br />
Elín Hansdottír<br />
Daniel Kemeny<br />
Paulina León<br />
Silvia Lorenz<br />
Dieter Lutsch<br />
Peter Müller<br />
Irene Pätzug<br />
Sophia Pompéry<br />
Tessina Schenk<br />
Fiete Stolte<br />
Jan Vormann<br />
Matthias Wermke<br />
Matthias Wermke, Der Weg ist<br />
das Ziel, Toffia, Sabina, Italien<br />
20 eventi 2007 in Sabina:<br />
Montopoli, Farfa, Frasso<br />
und Toffia<br />
Kunst in öffentlichen Räumen bewegt sich in demselben<br />
Widerspruch wie Kunst in geschlossenen Räumen,<br />
und dieser Widerspruch besteht darin, dass die Kunst eine<br />
Daseinsberechtigung beansprucht, die die Öffentlichkeit,<br />
die sich nämlich für Kunst meist nicht interessiert,<br />
ihr nicht zugestehen möchte. Dieser Widerspruch führt,<br />
wie wir wissen, nicht zur Abschaffung von Kunst,<br />
sondern zur Produktion von Rechtfertigungsdiskursen.<br />
Der Kunst wird dabei eine Funktion zugeschrieben,<br />
die man für geeignet hält, von der Öffentlichkeit<br />
akzeptiert zu werden: Kunst soll dann, wie im Fall der<br />
Kunst im öffentlichen Raum, «Strukturen sichtbar<br />
machen», das «Verhältnis von Zentrum und Peripherie<br />
thematisieren» oder die «Geschichtlichkeit der Orte»<br />
Jan Vormann, Dispatchwork,<br />
Bocchignano, Sabina, Italien<br />
Dieter Lutsch, Torbrunnen (nicht<br />
realisiert), Bocchignano, Sabina,<br />
Italien<br />
32<br />
20 eventi 2007 in Sabina:<br />
Montopoli, Farfa, Frasso<br />
and Toffia<br />
Art in public spaces is subject to the same contradiction<br />
as art in enclosed spaces: that it lays claim to a raison<br />
d’être which the public, most of whom namely have no<br />
interest in art, is unwilling to accord it. As we know,<br />
this contradiction leads not to the abolition of art but to<br />
the production of discourse that seeks to justify it.<br />
Art is, in this respect, assigned a function that is considered<br />
suitably acceptable to public taste. Art then,<br />
as in the case of art in public space, ought to ‘render<br />
structures visible’, ‘address the relationship between the<br />
center and the periphery’ or expound the problems of<br />
the ‘historicity of locations’ and so forth – all functions<br />
which are rather extrinsic to art. Discourse that seeks<br />
to justify art unremittingly produces magic words, the<br />
actual meaning of which is no longer questioned.<br />
The high level of acceptance accorded such magic words<br />
actually only demonstrates that they hinder rather than<br />
illuminate any debate about the singularity and intrinsic<br />
quality of artistic production.<br />
This contradiction was the basis of a discussion which<br />
took place during an in situ meeting of students of<br />
art and architecture and local inhabitants and visitors –<br />
in other words, the producers of art and the first and<br />
second level recipients of art. The theme of the symposium
Erik Alblas, Pflanzen-Sammlung,<br />
Frasso, Sabina, Italien<br />
problematisieren etc. – allesamt Funktionen, die der Kunst<br />
ziemlich äusserlich sind. Der Rechtfertigungsdiskurs produziert<br />
unablässig Zauberwörter, deren Sinn selbst nicht<br />
mehr hinterfragt wird. Die hohe Akzeptanz, den diese<br />
Zauberwörter haben, zeigt eigentlich nur, dass sie eine<br />
Auseinandersetzung mit der Eigenheit und Eigenqualität<br />
künstlerischer Produktion eher verstellen als erhellen.<br />
In der Begegnung von Studierenden der Kunst und<br />
Architektur zusammen mit den Bewohnern und Besuchern<br />
vor Ort, den Kunstproduzenten und Rezipienten<br />
ersten und zweiten Grades sollte jener Widerspruch<br />
Grundlage zur Diskussion sein. Diese Problematik real zu<br />
erfahren, sie dann aber gemeinsam mit den Lehrenden<br />
und der Öffentlichkeit zu diskutieren, war Thema des Symposiums<br />
und des gemeinsamen Arbeitens in den Dörfern<br />
von Sabina.<br />
Paul Darius, Insert Nose Machine,<br />
Fara Sabina, Sabina, Italien<br />
33<br />
and the projects jointly implemented in the villages<br />
of Sabina was the palpable experience of this problematic<br />
issue, followed by discussion of it with teaching<br />
staff and the public.<br />
Tessina Schenk, The Holy Bubble<br />
City for Cars, Toffia, Sabina,<br />
Italien<br />
«Es geht nicht darum, ein fertiges<br />
Projekt oder eine neue Nutzung<br />
für diesen Platz zu erfinden.<br />
Viel mehr sollte man den Ideen und<br />
der Imagination wieder Platz<br />
machen.» Tessina Schenk<br />
‘Hence it’s not about a finished<br />
project or a new use for this place.<br />
Rather, we should make room<br />
for ideas and the imagination<br />
again.’ Tessina Schenk<br />
Forschung Departement Architektur<br />
Karin Sander
Konstruieren i+ii<br />
1. Jahr<br />
Architectural Technology i+ii<br />
1st Year<br />
Professor<br />
Annette Spiro<br />
Assistenz<br />
Riet Bezzola<br />
Angela Deuber<br />
Hartmut Göhler<br />
Pinar Gönül<br />
Katarzyna Jackowska<br />
Zwi Kutner<br />
Vinh Ly<br />
Georg Precht<br />
Christoph Ramser<br />
Stephan Rutishauser<br />
Udo Thönnissen<br />
Ulrike Traut<br />
Patric Unruh<br />
Nick Waldmeier
Website<br />
www.spiro.arch.ethz.ch<br />
Von Hutkrempen und<br />
Dachtraufen<br />
Wir eröffnen unseren ersten Jahreskurs in «Architektur und<br />
Konstruktion» mit einem einfachen architektonischen<br />
Akt: «Bauen Sie einen Hut!» Ein Hut bietet Schutz, er<br />
muss stabil sein und sich selbst tragen, er hat ein Auflager,<br />
ein Innen und ein Aussen, er bezieht sich auf den<br />
menschlichen Körper, schmückt ihn und ist – nicht<br />
zuletzt – eine Zierde. All das sind elementare architektonische<br />
Eigenschaften. Am Abend des ersten Tages<br />
werden die Hüte auf dem Laufsteg präsentiert. Auf das<br />
spontane Handeln folgt die Reflexion. 160 Hüte werden<br />
geordnet, gruppiert, analysiert. Form, Material, Struktur<br />
und Konstruktion sind die Themen für den nächsten<br />
Schritt: Aus dem Hut wird eine Hütte und aus dem ersten<br />
Artefakt entwickelt sich nach und nach ein architektonisches<br />
Konstrukt, eine einfache Unterkunft an einem<br />
fiktiven, aber massgeschneiderten Ort.<br />
In der darauf folgenden Übungsserie ist der Ort nicht<br />
erfunden, sondern findet sich in nächster Nähe zum<br />
täglichen Arbeitsort des Zeichensaals. Ein Bodenplan<br />
zeichnet die topografische, physische und haptische Qualität<br />
der Grundstücke nach. Die Technik der Frottage<br />
ermöglicht Aufnahme und Interpretation des Terrains in<br />
einem. Auf dieser Grundlage baut sich Schicht um Schicht<br />
das Projekt auf – eine Folge thematischer Pläne verdichtet<br />
sich nach und nach zu einem komplexeren Konstruktionsplan.<br />
Der Bauplan als Werkzeug und zugleich<br />
als Inspirationsquelle für das eigene Projekt steht im<br />
Mittelpunkt der Arbeit.<br />
Jedes Bauwerk steht in einem Dialog mit anderen<br />
Werken über Raum und Zeit hinweg. Dies gilt auch für<br />
das erste «Haus» eines Studenten im 1. Jahreskurs. Zehn<br />
Referenzobjekte aus verschiedenen Epochen und von<br />
unterschiedlicher Konstruktionsart begleiten die Arbeit<br />
am eigenen Projekt durch das Semester. Der Dialog<br />
mit dem «Patenobjekt» bezieht sich nicht nur auf architektonische<br />
und konstruktive Themen, sondern auch<br />
auf die Nutzung. Das «Haus für einen Nachtwächter»<br />
bietet eine minimale Unterkunft für den Beschützer des<br />
Referenzobjekts.<br />
Der Dialog mit dem «Patenobjekt» und das Raumprogramm<br />
– die verfügbare Wohnfläche ist knapp<br />
und lässt konventionelle Nutzungsanordnungen gar<br />
nicht erst zu – sind die einzigen verbindlichen Parameter.<br />
Sie sollen nicht einschränken, sondern vielmehr<br />
den Erfindungsgeist und die Experimentierlust<br />
fördern.<br />
Die Freiheit der Idee, der eigene Ausdruck und gleichzeitig<br />
die absolute Verbindlichkeit der Disziplin mit<br />
ihren eigenen Regeln sind Mittelpunkt und Ziel der<br />
Semesterarbeit. Denn im ersten Jahreskurs werden nicht<br />
nur Grundlagen gelehrt, sondern die ersten eigenen<br />
Worte gewagt im architektonischen Dialog mit sich und<br />
mit anderen Werken.<br />
35<br />
On Hatbrims and<br />
Roof Gutters<br />
We began the first-year course in architecture and construction<br />
with a simple architectural act: ‘Build a hat!’<br />
A hat provides protection; it has to be stable and carry its<br />
own weight; it has a support, an inside and an outside;<br />
it relates to the human body, decorates it; and – not least<br />
of all – it is an adornment. All of these are also the<br />
elementary architectural characteristics of buildings. On<br />
the evening of the first day, the hats were presented<br />
on the catwalk. The spontaneous event was followed by<br />
reflection. A hundred and sixty hats were arranged,<br />
grouped, and analyzed. Form, material, structure and<br />
construction then provided the topics for the next<br />
step: the hat was turned into a hut, and an architectural<br />
construct gradually began to develop from the initial<br />
artifact – a simple form of accommodation in a fictional,<br />
but tailor-made location.<br />
In the series of exercises that followed, the site was not<br />
an invented one but rather located near the studio<br />
workplace. A ground plan traces the topographical, physical<br />
and haptic quality of the plots of land. The frottage<br />
technique allows the site to be recorded and interpreted<br />
simultaneously. The project was built up layer by layer<br />
on this foundation – a series of thematic plans gradually<br />
condensed into a more complex construction plan. The<br />
focus of the work was on the architectural plan as both a<br />
tool and simultaneously as a source of inspiration for<br />
each student’s own project.<br />
Every building is engaged in dialogue with other works,<br />
transcending space and time. The same applies to the<br />
first ‘building’ made by a student in the first-year course.<br />
Ten reference objects from various periods, realized in<br />
different types of construction, accompany work on the<br />
student’s own project during the semester. Dialogue<br />
with the ‘precedent object’ involves not only architectural<br />
and constructional considerations, but also that of<br />
function. The ‘Building for a Night-Watchman’ provides<br />
minimal accommodation for a person protecting the<br />
reference object.<br />
The only compulsory parameters are dialogue with the<br />
‘model object’ and the spatial program – the living space<br />
available is small, with no room for conventional functional<br />
arrangements. These are not intended as restrictions,<br />
but instead are meant to promote an inventive spirit<br />
and enjoyment of experimentation.<br />
In the expository essay for the semester, the focus and<br />
goal involve having the freedom to develop original ideas<br />
and express oneself, while at the same time observing<br />
the absolute obligations involved in the discipline, with<br />
its own rules – since the aim in the first-year course is<br />
not just to teach the basic aspects of the subject, but also<br />
to allow students to venture forth with their own first<br />
words in an architectural dialogue with themselves and<br />
with other works.<br />
1. Jahr Departement Architektur<br />
Annette Spiro
Annette Spiro<br />
1. Jahr Departement Architektur<br />
Sarah Barth, Bernhard Hasler<br />
Natalie Bachmann,<br />
Mario Bisquolm<br />
Basile Ribas, Dominik Weber<br />
36
Lukas Hüsser, Louis Wangler<br />
Kathrin Haltiner, Oliver Schelker<br />
Manuel Däster, Laura Zachmann<br />
von links nach rechts:<br />
Alessandra Kanne Castejon,<br />
Elisabetta Mini<br />
Mathias Lattmann, Laura Nobile<br />
Fabian Lauener, Christian Suter<br />
Susanne Franke, Henriette<br />
Kettelhack<br />
37<br />
von links nach rechts:<br />
Basile Ribas, Dominik Weber<br />
Lukas Hüsser, Louis Wangler<br />
Alessandro Bosshard, Martin<br />
Kugelmeier<br />
Danilo Anchora, Vanessa Werder<br />
1. Jahr Departement Architektur<br />
Annette Spiro
Entwurf mit integrierten<br />
Disziplinen iii+iv<br />
2. Jahr<br />
Architectural Design with<br />
Integrated Disciplines iii+iv<br />
2nd Year<br />
Professor<br />
Andrea Deplazes<br />
Assistenz<br />
Felix Ackerknecht<br />
Özlem Ayan<br />
Stefan Baumberger<br />
Marcel Baumgartner<br />
Dawit Benti<br />
Ivana Bertolo-Kordic<br />
Matthias Blass<br />
Maud Châtelet<br />
Christoph Elsener<br />
Kornelia Gysel<br />
Dominik Herzog<br />
Pascal Hunkeler<br />
Andreas Kohne<br />
Raphael Kräutler<br />
Robert Lüder<br />
Peter Moor<br />
Claudia Nussbaumer<br />
Thea Rauch-Schwegler<br />
Sascha Roesler<br />
Cordula Seger<br />
Barbara Wiskemann
Website<br />
www.deplazes.arch.ethz.ch<br />
Wohnen Dwelling<br />
Wohnen ist ein Grundbedürfnis des Menschen. Ziel der<br />
Entwurfsarbeit im ersten Semester des 2. Jahreskurses<br />
ist, Grundlagenwissen über den Wohnungsbau aufzubauen<br />
und bereits Gedachtes kritisch zu überdenken.<br />
Zu Beginn unserer Untersuchung formulieren wir ausgehend<br />
von unterschiedlichen Bautiefen, von 5 bis 30 m,<br />
ein erstes Regelwerk zur Trag-, Raum-, Erschliessungsund<br />
Infrastruktur für Wohnungen. Darauf aufbauend und<br />
weiterhin ohne Kontext konzipieren wir ein idealtypisches<br />
Wohnhaus mit verschieden grossen Wohnungstypen.<br />
Erst wenn wir die Spielregeln dieses Gebäudes systematisch<br />
erfasst haben, fliesst der städtebauliche Kontext<br />
und die Fassade in den Entwurfsprozess ein. Diese<br />
Herangehensweise an die Entwurfsaufgabe erlaubt ein<br />
ungestörtes Forschen an strukturellen und wohnspezifischen<br />
Fragen, ohne uns vorschnell von äusseren Sachzwängen<br />
ablenken zu lassen.<br />
Patrick Rüdisüli, Gebäudetiefe 20m Deborah Vetsch, Gebäudetiefe 5 m<br />
Faye Märki, Gebäudetiefe 5 m Lukas Burkhart, Gebäudetiefe 15m<br />
Chasper Padrutt, Gebäudetiefe 10m Andrea Jeger, Gebäudetiefe 5 m<br />
39<br />
Dwelling is a basic human necessity. The goal of the design<br />
work in the first semester of the second year course<br />
is to establish fundamental knowledge about residential<br />
building and at the same time, to reconsider it in critical<br />
terms.<br />
At the start of our research, we formulate an initial<br />
set of rules, based on various building depths ranging<br />
from 5 to 30 m, for the load bearing, spatial, circulatory,<br />
and infrastructural configuration of residential buildings.<br />
Building on this information, before a site is provided,<br />
we conceive of an ideal type for a residential<br />
building incorporating various sizes and types of dwellings.<br />
Once we have systematically understood the rules<br />
of the game for this building, the urban context and the<br />
facade become incorporated into the design process.<br />
This approach to the design problem enables concentrated<br />
research into structural issues and questions specific to<br />
habitation to take place without prematurely becoming<br />
distracted by external practical constraints.<br />
2. Jahr Departement Architektur<br />
Andrea Deplazes
Andrea Deplazes<br />
2. Jahr Departement Architektur<br />
Stadthaus Urban Building<br />
Im Gegensatz zur strukturfokussierten Herangehensweise<br />
im ersten Semester arbeiten wir im zweiten Semester<br />
des 2. Jahreskurses von Beginn an mit einem konkreten<br />
Bauplatz, dem Kalkbreiteareal in <strong>Zürich</strong>, und entwerfen<br />
für diesen spezifischen Ort ein «Stadthaus» mit einem<br />
Nutzungsmix von Erdgeschossnutzung, Büro und Wohnen.<br />
Wir steigen ein mit der Frage des Städtebaus und konzipieren<br />
in der ersten Phase des Semesters ein Gebäudevolumen,<br />
eine erste intuitive Setzung in der Stadt. In<br />
der zweiten Phase bearbeiten wir das Innenleben des Entwurfs.<br />
Wir beschäftigen uns erneut mit der Frage nach<br />
dem Regelwerk zur Trag-, Raum-, Erschliessungs- und Infrastruktur<br />
mit Blick auf eine im Gegensatz zu Wohnbauten<br />
möglichst hohen Nutzungsflexibilität. Exemplarisch<br />
vertiefen wir die Büronutzung. In der dritten und letzten<br />
Phase des Semesters behandeln wir die Frage der Fassade<br />
als Vermittlerin zwischen innerer, flexibler Raumstruktur<br />
und dem städtischen Kontext und verdichten das Projekt<br />
zu einem architektonisch und konstruktiv reichhaltigen<br />
Stadthaus.<br />
Andrea Buchmeier Deborah Vetsch<br />
40<br />
In contrast to the structurally focused approach of the first<br />
semester, in the second semester of the second year<br />
course, we work from the outset with a concrete building<br />
site, the Kalkbreiteareal in <strong>Zurich</strong>, and design an ‘urban<br />
building’ for this specific site incorporating a mixed use<br />
program of ground floor usage, offices, and dwellings.<br />
We begin with the question of urban context and in the<br />
first phase of the semester, conceive a building volume,<br />
an initial intuitive situating in the city. In the second phase,<br />
we work on the inner life of the project. We become<br />
engaged once again with the question of rules for the load<br />
bearing, spatial, circulatory, and infrastructural configuration,<br />
but in contrast to residential buildings, these<br />
are now explored with regard to the possibility of a<br />
high flexibility of use. For example, we extend the use of<br />
office space. In the third and final phase of the semester,<br />
we deal with the question of the facade as a mediator<br />
between an internal, flexible spatial configuration and the<br />
urban context, and we consolidate the project into an<br />
architecturally and structurally comprehensive urban<br />
building.
Christian Marti Chris Forrer<br />
Stefan Kindschi Anna Ebneter<br />
41<br />
2. Jahr Departement Architektur<br />
Andrea Deplazes
Andrea Deplazes<br />
Forschung Departement Architektur<br />
KTI-Projekt<br />
Unterstützt durch die<br />
kti (Kommission Technologie<br />
und Innovation)<br />
der Schweiz<br />
Zusammenarbeit mit<br />
Swisspor Management ag<br />
und Eternit (Schweiz) ag<br />
KTI-Project<br />
Supported by the kti<br />
(Commission for Technology<br />
and Innovation)<br />
of Switzerland<br />
Collaboration with Swisspor<br />
Management ag and<br />
Eternit (Switzerland) ag.<br />
Integrales Faserzement-<br />
Verbund-Element<br />
«Dämmung» als Konstruktionsmaterial ist in der Regel<br />
gesichtslos, stigmatisiert und im Bauwesen meist dann<br />
erfolgreich, wenn die Anwendung möglichst günstig und<br />
möglichst unsichtbar erfolgen kann. Durch die Brisanz<br />
von globaler Erwärmung und Ressourcenknappheit muss<br />
der zunehmend wichtigere Baustoff «Dämmung» auch<br />
aus entwerferischer Sicht vermehrt ins Blickfeld rücken.<br />
Das Forschungsprojekt «Integrales Faserzement-<br />
Verbund-Element», abgekürzt «ifve», nimmt das Thema<br />
auf mit dem Ziel, eine komplexere Systemlösung für<br />
den Fassadenbau zu entwickeln.<br />
Mit den beteiligten Projektpartnern Swisspor Management<br />
ag und Eternit (Schweiz) ag haben sich zwei<br />
erfahrene Produzenten und Vertreiber von Baumaterialien<br />
der Kategorie Gebäudehülle gemeinsam verpflichtet,<br />
eine Palette von marktfähigen Produkten zu entwickeln,<br />
welche die Vorteile eines schützenden Baumaterials<br />
mit denjenigen von dämmenden Baustoffen wirkungsvoll<br />
vereinigen.<br />
Technologie und Innovation<br />
In der Weiterführung der typischen Kompaktfassade<br />
zu einer hochwertigen Gebäudehülle, gehen wir von<br />
Sandwich-Elementen aus.<br />
Die Grundlage des Projekts bildet der Dämmstoff<br />
eps, ein in der Herstellung preisgünstiges und recyclingfähiges<br />
Material mit sehr gutem Lambda-Wert. Abgeleitet<br />
aus der für die Herstellung von Verpackungen<br />
aus eps verwendeten Formteilproduktion bildet die<br />
Dämmung die Form bestimmende Komponente des ifve.<br />
Durch die Entwicklung einer rationellen und dauerhaften<br />
Verbindung des Dämmmaterials mit dem Faserzement<br />
wird der heutige, meist komplementäre<br />
Systemaufbau der Gebäudehülle synthetisiert. Die Umsetzung<br />
von industriellen Prozessen jenseits einer<br />
prototypischen Manufaktur von Einzelteilen, wie sie in<br />
der klassischen Baukonstruktion weit verbreitet ist,<br />
muss dabei wegweisend sein und bedeutet einen Technologiesprung<br />
in der Herstellung und Anwendung der<br />
betreffenden Materialien.<br />
Produkt und Markt<br />
Die Forschungspartner streben die Entwicklung eines Produkts<br />
an, das unter den harten Randbedingungen von<br />
Brandschutz, Ökonomie, Ökologie und Lebenszyklus ein<br />
nachhaltiges, preiswertes Bausystem ermöglicht.<br />
Effiziente Abläufe in der Baumaterial-Zulieferindustrie<br />
sind unausweichlich an einen hohen Grad der<br />
Präfabrikation gekoppelt. Dabei sehen wir die vom<br />
Planer mitbestimmte und gesteuerte Produktion als un-<br />
42<br />
Integral Fiber-Cement<br />
Composite Element<br />
As a general rule, insulation as a building material is<br />
faceless, somewhat stigmatized, and is most successful in<br />
construction when the application can be carried out<br />
as cost-effectively and indiscernibly as possible. Through<br />
the shattering effects of global warming and a scarcity<br />
of resources, the increasingly important building material<br />
‘insulation’ must also come to the fore from a design<br />
perspective. The research project ‘Integral Fiber-Cement<br />
Composite Element’, abbreviated as ifce, addresses<br />
this theme with the goal of developing a more complex<br />
system solution for facade construction.<br />
With the participation of project partners Swisspor<br />
Management ag and Eternit (Switzerland) ag, two experienced<br />
producers and distributors of building material<br />
in the category of building envelopes have committed<br />
to developing a palette of marketable products that effectively<br />
combine the advantages of a protective building<br />
material with those of an insulating building material.<br />
Technology and Innovation<br />
In the process of further developing the typical compact<br />
facade into a high-quality building envelope, we begin<br />
with sandwich elements.<br />
This project is based on the insulating material eps,<br />
one of the most cost effective materials in terms of<br />
its fabrication, which is furthermore recyclable and providing<br />
very low thermal conductivity. Derived from<br />
eps mould fabrication for the manufacturing of packaging,<br />
insulation comprises the form-determining component<br />
Faserzement und EPS in mikroskopischen<br />
Aufnahmen<br />
of ifce. Through the development of a rational and<br />
durable combination of insulating material with fibercement,<br />
the current primarily complementary system<br />
assembly of the building envelope can be synthesized.<br />
The implementation of industrial processes that go<br />
beyond the prototypical manufacturing of single components,<br />
as is common in classical building construction,<br />
must therefore be fundamental and requires a<br />
technological leap in the manufacturing and application<br />
of the materials in question.<br />
Product and Market<br />
The research partners aspire to develop a product which,<br />
taking into consideration the rigorous regulating<br />
factors of fire protection, economy, ecology and lifecycle,<br />
yields a sustainable and cost-effective building system.
Modelle und Testserien<br />
abdingbare Voraussetzung, damit das Endprodukt im<br />
Hochbau mit hoher Qualität in der Gestaltung zum Einsatz<br />
kommt. Die direkte Umsetzung der gestalterischen<br />
Ideen der Planer in einen wirtschaftlichen Produktionsprozess<br />
ist Teil der Forschungsarbeit. Das besondere<br />
Interesse liegt dabei in der Synergie von Werkzeug und<br />
Produkt.<br />
«Kann ein Haus nur aus Dämmung gebaut werden?»<br />
Während die Anwendung klassischer Konstruktionsmaterialien<br />
wie Holz und Stein, in jüngerer Zeit auch Glas<br />
und Stahl, die Baukunst ganzer Landstriche und Kulturräume<br />
geprägt und ihr ein Gesicht verliehen hat,<br />
definiert sich die Anwendung des verhältnismässig jungen<br />
Materials Dämmstoff bisher vorallem über seine isolierenden<br />
Eigenschaften.<br />
In der vorliegenden Arbeit versuchen wir, die Hierarchie<br />
der Materialien neu zu denken. Unter Beachtung der<br />
bauphysikalischen Voraussetzungen entwickeln wir ein<br />
Fassaden-System, das die materialinhärenten Eigenschaften<br />
von Faserzement und eps zusätzlich ausnutzt<br />
für einen neuen Ausdruck im architektonischen und<br />
konstruktiven Kontext. Durch das voluminöse Trägermaterial<br />
erst ermöglicht, kann der zunehmend<br />
dünneren äussersten Schicht in der Gebäudehülle eine<br />
dreidimensionale Gestalt zurückgegeben werden.<br />
Nebst der Anwendung bei Neubauten bietet sich die neue<br />
Konstruktion insbesondere auch für die wärmetechnische<br />
Fassadensanierung im gebauten Bestand an.<br />
Trotz minimalem Aufwand an Ressourcen ermöglicht<br />
das «Integrale Faserzement-Verbund-Element» maximale<br />
gestalterische Freiheit und erlaubt dadurch, auch nachhaltige<br />
Neubau- und Sanierungsprojekte unter wirtschaftlichem<br />
Druck nicht von hochwertiger Gestaltung auszunehmen.<br />
43<br />
Efficient workflows in the building material-supply industry<br />
are to a great degree directly coupled with prefabrication.<br />
At the same time, in our opinion, production<br />
that involves and is to some extent guided by the planner<br />
is an indispensable premise so that the end product<br />
can be applied in building construction with high design<br />
quality. The direct transfer of design ideas from the<br />
planner into the commercial production process is a component<br />
of the research project. The specific interest<br />
lies in the synergy between implementation and product.<br />
‘Can a building be constructed only from insulation?’<br />
Whereas the application of classical construction materials<br />
such as wood and stone, and in more recent times also<br />
glass and steel, has influenced the architecture of entire<br />
geographic regions and cultural areas and provided them<br />
with an identity, the application of the relatively new<br />
material of insulation up until now has been defined primarily<br />
through its insulating qualities.<br />
In this project we attempt to consider the hierarchy<br />
of materials in a new way. While adhering to the<br />
premises of building physics, we are developing a facade<br />
system that also takes advantage of the inherent material<br />
properties of fiber-cement and eps to create a new<br />
expression in an architectural and constructional context.<br />
A three-dimensionality can be restored to the increasingly<br />
thin, most exterior layer of the building envelope,<br />
which was only made possible through the use of<br />
voluminous support material. Along with the application<br />
for new building, the new construction technique<br />
lends itself as well in particular to the thermal facade<br />
rehabilitation of existing buildings.<br />
Despite a minimal expenditure of resources, the ‘Integral<br />
Fiber-Cement Composite Element’ permits<br />
maximal design flexibility and thus also enables sustainable<br />
new construction as well as rehabilitation projects<br />
to retain a high level of design quality even under economic<br />
constraints.<br />
Forschung Departement Architektur<br />
Andrea Deplazes
Entwurf mit integrierten<br />
Disziplinen iii+iv<br />
2. Jahr<br />
Architectural Design with<br />
Integrated Disciplines iii+iv<br />
2nd Year<br />
Professor<br />
Dietmar Eberle<br />
Assistenz<br />
Susanne Frank<br />
Raphael Haefeli<br />
Peter Kaufmann<br />
Henrietta Krüger<br />
Daniel Minder<br />
Claudia Schermesser<br />
Veronika Selig<br />
Gerrit Sell<br />
Andrea Wolfer
Website<br />
www.wohnforum.arch.<br />
ethz.ch<br />
Leitung<br />
Prof. Dietmar Eberle<br />
Forschungsleiter<br />
Dr. Marie Antoinette Glaser<br />
Dr. Andreas Huber<br />
Dr. Margrit Hugentobler<br />
pd Dr. Johanna Rolshoven<br />
Martin Schneider<br />
Klaus Spechtenhauser<br />
Regina Walthert-Galli<br />
Dr. Joris Van Wezemael<br />
Mitarbeitende<br />
Annelies Adam-Bläsi<br />
Michelle Corrodi<br />
Sylvia Halm<br />
Corinna Heye<br />
Nicola Hilti<br />
Marco Hoffmann<br />
Anna Joss<br />
Stephanie Kernich<br />
Sylvia Rüegg<br />
Rahel Schuhmacher<br />
Stephanie Weiss<br />
Wahlfachvorlesung «Wohnen»<br />
(HS), Seminar «Wohnen im<br />
kulturellen und gesellschaftlichen<br />
Kontext von Stadtentwicklung»<br />
(FS)<br />
Prof. Dietmar Eberle<br />
Dr. Marie Antoinette Glaser<br />
eth Wohnforum Centre for Cultural Studies<br />
in Architecture<br />
Zur Karriere des Dauerhaften – Hausbiografien wertgeschätzter<br />
Wohnungsbauten aus den Jahren 1900 bis zur Gegenwart<br />
Untersucht werden die Erfolgsbedingungen anonymer<br />
Wohnungsbauten der Alltagsarchitektur. In fünf interdisziplinären<br />
Analysen werden die Gebrauchsgeschichten<br />
von Bauten verschiedener Bauepochen in der Stadt<br />
<strong>Zürich</strong> beschrieben. Die Konzentration liegt auf den Kriterien<br />
der kulturellen und lebensweltlichen Dimension<br />
der Dauerhaftigkeit von langfristig geschätzten und gepflegten<br />
Gebäuden. Leitung: Marie Antoinette Glaser<br />
SitCit – Situations of Opportunity in the Growth and Change<br />
of Three Stockholm City Districts<br />
Das vom schwedischen Energieministerium finanzierte<br />
Projekt beinhaltet eine 4-jährige Forschungszusammenarbeit<br />
mit dem Royal Institute of Technology in<br />
Stockholm. Dabei sollen Zukunftsszenarien einer<br />
nachhaltigen Entwicklung für drei Stockholmer Stadtteile<br />
gezeichnet werden, welche die Bereiche Lebensweise,<br />
gebaute (Wohn-)Umwelt und Mobilität umfassen. Leitung:<br />
Margrit Hugentobler<br />
Stand der Dinge – Leben in der S5-Stadt<br />
erforscht den Lebens- und Wirtschaftsraum entlang der<br />
Zürcher S-Bahnlinie s5. Gemeinsam mit Akteuren<br />
Engepark <strong>Zürich</strong>, 1943<br />
(Foto: W. Dunkel)<br />
Der Stockholmer Stadtteil Bromma<br />
(Foto: Örjan Svane)<br />
aus der Region beteiligen sich sieben Fachinstitute aus<br />
eth, Universität <strong>Zürich</strong> (uzh), Eidgenössische Forschungsanstalt<br />
für Wald, Schnee und Landschaft (wsl) und<br />
Hochschule für Technik Rapperswil (hsr) an dem durch<br />
das eth Wohnforum transdisziplinär koordinierten<br />
Forschungsverbund. Die Resultate sollen als Planungsund<br />
Handlungsimpulse in die Region zurückgegeben<br />
werden. Leitung: Martin Schneider, Johanna Rolshoven<br />
Strategien zur nachhaltigen Entwicklung von Einfamilienhaussiedlungen<br />
Das Projekt, das am Zentrum Urban Landscape/zhwin<br />
geleitet wird, ist im Nationalen Forschungsprogramm<br />
(nfp) 54 «Nachhaltige Siedlungs- und Infrastrukturentwicklung»<br />
des Schweizerischen Nationalfonds angesiedelt.<br />
Es erstellt Szenarien, welche die Potenziale von Einfamilienhaussiedlungen<br />
hinsichtlich vorgegebener Ziele<br />
nachhaltiger Siedlungsentwicklung eruieren sollen.<br />
Leitung: Joris Van Wezemael<br />
45<br />
On the Career of Durability – the Biographies of Valued<br />
Urban Residential Buildings from 1900 up to the Present<br />
The objective of the project is to obtain an insight into<br />
the conditions of the success enjoyed by anonymous<br />
residential buildings. Five case studies relating to the history<br />
of use of residential buildings in urban locations<br />
will be described. By adding a cultural historical perspective,<br />
the project succeeds in focusing on the uses and<br />
evaluations of a building over the course of generations.<br />
Project leader: Marie Antoinette Glaser<br />
SitCit – Situations of Opportunity in the Growth and Change<br />
of Three Stockholm City Districts<br />
The project, funded by the Swedish Energy Agency,<br />
involves a four-year collaboration with the Royal<br />
Institute of Technology in Stockholm. Future scenarios<br />
are developed for three city districts with the goal<br />
of ‘modeling’ sustainable development of everyday life,<br />
built environment, and urban transport. Project leader:<br />
Margrit Hugentobler<br />
State of Affairs – Living in the S5 City<br />
This group is carrying out research into the residential<br />
and economic districts along the s5 commuter train<br />
line in <strong>Zurich</strong>. Seven specialist institutes from eth, uzh,<br />
Mobiles Leben in der «S5-Stadt»<br />
wsl and hsr together with parties from the region<br />
are participating in the research association coordinated<br />
in a transdisciplinary manner by the ccsa. The results<br />
will be made accessible within the region. Project leader:<br />
Martin Schneider, Johanna Rolshoven<br />
Strategies for the Sustainable Development of Single Family<br />
Housing<br />
The project, which is led at the Zentrum Urban Landscape/zhwin,<br />
is part of the National Research Programme<br />
(nrp) 54 ‘Sustainable Development of the Built<br />
Environment’ of the Swiss National Science Foundation.<br />
It will examine various scenarios in order to identify<br />
the potential offered by single-family homes with regard<br />
to predetermined objectives for sustainable urban development.<br />
Project leader: Joris Van Wezemael<br />
Forschung Departement Architektur<br />
Dietmar Eberle
Dietmar Eberle<br />
2. Jahr Departement Architektur<br />
Website<br />
www.eberle.arch.ethz.ch<br />
Übung 1: Ort<br />
Obergericht, Altstadt<br />
Gianna Sonder<br />
Von der Stadt zum Haus From City to Building<br />
Die fünf Hauptthemen des Jahreskurses Ort, Struktur,<br />
Hülle, Programm und Materialität werden in aufeinander<br />
aufbauenden Übungen erst separat und später kombiniert<br />
auf der Ebene der Stadt und auf der Ebene des Hauses<br />
thematisiert und analysiert. Als Gegenstand der Analysen<br />
dienen drei konkrete Bauplätze in der Stadt <strong>Zürich</strong>, die<br />
sich grundlegend in ihrer städtebaulichen Ausgangslage<br />
unterscheiden: Ein Bauplatz befindet sich in der Altstadt,<br />
ein anderer in einem Gründerzeitquartier und ein<br />
dritter in der Agglomeration. Die unterschiedlichen<br />
Bedingungen führen zu einer Sensibilisierung der Wahrnehmung<br />
des komplexen Phänomens Stadt als Kontext<br />
für den architektonischen Entwurf.<br />
Übung 1: Ort<br />
Schule für Gestaltung, Industriequartier,<br />
Theresa Pabst<br />
Übung 4: Hülle<br />
Anna Friedli, Michaela Gisler<br />
Übung 2: Struktur<br />
Larissa Pitsch, Alessandro Nunzi<br />
46<br />
The five major themes of the second year course are<br />
place, structure, shell, program and materiality. They are<br />
addressed and analyzed, first separately then in combination,<br />
on the urban level and on the building level<br />
within successive exercises which build on each other.<br />
Subject of analyses are three actual building sites within<br />
<strong>Zurich</strong> featuring fundamentally different urban structures.<br />
One building site is situated in the old town, one in<br />
a late-nineteenth-century district and the third one in the<br />
periurban agglomeration. These different conditions<br />
help to develop sensitivity to the perception of the complex<br />
phenomenon of the city as a context for architectural<br />
design.<br />
Übung 1: Ort<br />
Lindenplatz, Altstetten<br />
Aidan Kümmerli<br />
Übung 2: Struktur<br />
Jean-Jacques Auf der Maur,<br />
Sandro Camenzind
Im Wintersemester befassen sich die Studierenden mit<br />
dem Umbau eines bestehenden Gebäudes beziehungsweise<br />
mit einem Anbau an ein solches. Der Bestand soll<br />
hinterfragt, analysiert und in seinem städtebaulichen Kontext<br />
verstanden werden. Die aus den Analysen gewonnenen<br />
Erkenntnisse dienen als Entscheidungsgrundlage im<br />
Umgang mit der Gebäudesubstanz für Umbau, Ersatz<br />
oder Erweiterung von Gebäudeteilen und strukturellen<br />
Eingriffen.<br />
Übung 5: Ort – Struktur – Hülle<br />
Obergericht, Altstadt<br />
Gianna Sonder<br />
Übung 5: Ort – Struktur – Hülle<br />
Schule für Gestaltung, Industriequartier,<br />
Micha Weber<br />
Übung 5: Ort – Struktur – Hülle<br />
Lindenplatz, Altstetten<br />
Daniel Fuchs<br />
47<br />
During the winter semester, students are concerned with<br />
converting an existing building or with making an<br />
addition to an existing building respectively. The building<br />
stock should be analyzed, questioned critically and<br />
understood within its urban-planning context. The diagnosis<br />
serves as the decisive factor for dealing with the<br />
building structure in order to change, substitute or<br />
expand the architectural parts.<br />
2. Jahr Departement Architektur<br />
Dietmar Eberle
Dietmar Eberle<br />
2. Jahr Departement Architektur<br />
Anhand der gesammelten Erkenntnisse des Wintersemesters<br />
und aus den verschiedenen Betrachtungen des<br />
Kontextes heraus entwerfen die Studierenden im Sommersemester<br />
an denselben Bauplätzen ein neues Gebäude.<br />
Der Neubau soll sich sowohl mit Innen- als auch mit<br />
Aussenräumen differenziert auseinandersetzen. Gefordert<br />
ist eine Kombination aus gross- und kleinteiligen Räumen<br />
mit mehreren Nutzungsüberlagerungen. Thema des<br />
Sommersemesters ist eine Bibliothek.<br />
Übung 9: Ort – Struktur –<br />
Hülle – Programm – Materialität<br />
Obergericht, Altstadt<br />
Micha Weber<br />
48<br />
During the summer semester, the students design a new<br />
building located on the same building sites by using<br />
the knowledge and the different perceptions of the context<br />
acquired during the winter semester. The building should<br />
demonstrate a differentiated approach to both exterior<br />
and interior. The task is a combination of large and small<br />
spaces with many overlapping functional uses. A library<br />
is the subject of the summer semester.<br />
Übung 9: Ort – Struktur –<br />
Hülle – Programm – Materialität<br />
Schule für Gestaltung, Industriequartier,<br />
Bianca Kummer
Übung 9: Ort – Struktur –<br />
Hülle – Programm – Materialität<br />
Lindenplatz, Altstetten, Sara Bieri<br />
49<br />
2. Jahr Departement Architektur<br />
Dietmar Eberle
Entwurf mit integrierten<br />
Disziplinen iii+iv<br />
2. Jahr<br />
Architectural Design with<br />
Integrated Disciplines iii+iv<br />
2nd Year<br />
Professor<br />
Wolfgang Schett<br />
Assistenz<br />
Marcel Bächtiger<br />
Aldo Buffoni<br />
Gianluca De Pedrini<br />
Isabel Gutzwiller<br />
Franziska Manetsch<br />
Lukas Meyer<br />
Martina Sadick-Pirovino
Website<br />
www.schett.arch.ethz.ch<br />
Stadtwohnungen für<br />
Familien<br />
An der Stauffacherstrasse, mitten im Stadtkreis Aussersihl,<br />
sind Wohnungen für Familien geplant. Die Entwurfsaufgabe<br />
stellt die Frage nach den spezifischen Qualitäten,<br />
die Familienwohnungen im innerstädtischen Kontext<br />
erfordern: Wie muss eine Wohnung gestaltet sein, damit<br />
sie trotz den vordergründigen «Nachteilen der Innenstadt»<br />
attraktiv ist? Welche Wohn- und Familienformen<br />
sind in einer solchen Lage besonders zu berücksichtigen?<br />
Mit welchen Massnahmen kann der fehlende Grünraum<br />
ersetzt werden? Die Auseinandersetzung mit der<br />
städtebaulichen Situation, das Verhältnis von Innen- und<br />
Aussenraum und die Gestaltung der Wohnungsgrundrisse<br />
bilden die Schwerpunkte des Entwurfs.<br />
Stefanie Friedli<br />
Lukas Prestele<br />
Mischa Jäggi<br />
51<br />
Housing for Families in<br />
the City<br />
The program calls for the design of apartments for<br />
families on Stauffacherstrasse, in the center of the district<br />
of Aussersihl. It focuses on questions specific to the<br />
living conditions of families in the inner city: How does<br />
one make an apartment attractive despite the obvious<br />
disadvantages that the city has as a residential area?<br />
What kinds of familial social structures must one expect?<br />
What can one do to compensate the lack of natural<br />
environment? Key points of the design are the urban<br />
situation, the relation between interior and exterior spaces<br />
and the arrangement of the apartment plan.<br />
2. Jahr Departement Architektur<br />
Wolfgang Schett
Matej Draslar<br />
Sportforum Letzigrund Sports Forum Letzigrund<br />
An der westlichen Grenze des Stadtkreises Aussersihl liegt<br />
das Stadion Letzigrund, das zusammen mit anderen,<br />
meist grossflächigen Nutzungen das Gebiet «Letzi» bildet –<br />
ein heterogenes, kontrastreiches Konglomerat verschiedenster<br />
Nutzungen. Das neue Stadion Letzigrund ist ein<br />
Identitätsträger in diesem uneinheitlichen Stadtgebiet.<br />
Die Entwurfsaufgabe für das Frühjahrssemester hat das Ziel,<br />
das neue Stadion um ein gegenüberliegendes Sportforum<br />
zu erweitern und somit die identitätsstiftende und zentrumsdefinierende<br />
Funktion dieses Ortes zu stärken. Das<br />
Raumprogramm umfasst verschiedene Sportnutzungen,<br />
administrative Bereiche, ein Hotel sowie eine in Verbindung<br />
mit dem Stadion stehende Veranstaltungs-Plaza.<br />
52<br />
The ‘Letzigrund’ stadium is situated in an area west of<br />
the district of Aussersihl, characterized by a conglomerate<br />
of large-scale urban structures of widely differing uses.<br />
The recently built stadium has lent a new significance to<br />
this hitherto anonymous part of the city of <strong>Zurich</strong>.<br />
The design project in the spring semester calls for a new<br />
sports forum to complement the stadium and to reinforce<br />
its role as a cultural focus of the area. The forum is to<br />
house various sports activities as well as a hotel, a large<br />
open space for sports-related events and administrative<br />
spaces.
Adrian Roesli<br />
Ariel Koechlin<br />
53<br />
2. Jahr Departement Architektur<br />
Wolfgang Schett
Entwurf v–viii<br />
3./4. Jahr<br />
Architectural Design v–viii<br />
3rd/4th Year<br />
Professor<br />
Kees Christiaanse<br />
Assistenz<br />
Kerstin Höger<br />
Thomas Kovári<br />
Nicolas Kretschmann<br />
Alexander Lehnerer<br />
Tommi Mäkynen<br />
Mark Michaeli<br />
Tim Rieniets<br />
Christian Salewski
Website<br />
www.christiaanse.arch.<br />
ethz.ch<br />
Studierende<br />
Davide Blasi<br />
Raphael Bollander<br />
Rosanna Borsotti<br />
Simone Cartier<br />
Kathrin Gimmel<br />
Nicolas Hugentobler<br />
Raphaela Hurschler<br />
Lorenz Müller<br />
Piet Nieder<br />
Katrin Pfaeffli<br />
Chantal Reichenbach<br />
Guillaume Yersin<br />
Übersicht strategisches Regelwerk<br />
Restrukturierung/ Konversion<br />
Visions for Yokohama<br />
Urbanity on the Waterfront<br />
Die spezielle Lage der Stadt Yokohama und ihre stadtnahen,<br />
obsolet gewordenen Hafennutzungen bieten<br />
ein exzellentes Potenzial für eine zukünftige Transformation<br />
der Waterfront in einen lebendigen urbanen Stadtteil.<br />
Daher fokussierte sich das «Special Urban Design<br />
Studio» auf eine strategische Entwicklung, die gross- und<br />
kleinmassstäbliche Interventionen, formelle Entwürfe<br />
und dynamische Prozesse in einen Langzeitplan für die<br />
Stadt einbindet.<br />
Nach einem «y-gsa/eth»-Workshop im September<br />
2007 in Yokohama erarbeiteten die Studierenden<br />
eine Gesamtstrategie für das Hafengebiet und gleichzeitig<br />
detaillierte Konzepte auf spezifischen Perimetern.<br />
Yamashita Pier<br />
Restrukturierung: Regelwerk<br />
neue Blocktypologie<br />
55<br />
Visions for Yokohama<br />
Urbanity on the Waterfront<br />
The specific location of the city of Yokohama and its<br />
obsolete close-to-the-city harbor facilities offer excellent<br />
opportunities for future development of the entire<br />
Yokohama harbor-front scenery into a lively urban neighborhood.<br />
Thus, the Special Urban Design Studio focused on a<br />
strategic plan for large and small scale interventions<br />
as well as formal and procedural design or designation of<br />
static and dynamic elements in a long-term cities program.<br />
After a y-gsa/eth workshop in Yokohama in September<br />
2007, the students prepared a strategy for the<br />
entire area and its smaller localities, mirroring detailed<br />
intervention concepts for the perimeter.<br />
Yamashita Pier<br />
Konversion: Visualisierung<br />
Yamashita Pier<br />
Konversion: strategisches Modell<br />
1:1 000<br />
Minato Mirai Pier<br />
Restrukturierung: Modell 1:500
Kees Christiaanse<br />
3./4. Jahr Departement Architektur<br />
Studierende<br />
Gianni Bonacina<br />
Stephanie Brunner<br />
Patrick Burri<br />
Pascal Dietschweiler<br />
Silvio Dürring<br />
Jonas Epper<br />
Salome Fravi<br />
Rosa Guyer<br />
Nadja Heitz<br />
Karin Hildingsson<br />
Qiqi Hu<br />
Gauthier Jaulin<br />
Luis Hilti<br />
Pascal Hendrickx<br />
Stefan Leiseifer<br />
Léa Mandallaz<br />
Michelle Meier<br />
Ruedi Mittner<br />
Eveline Schenkel<br />
Hannes Schmidt<br />
Tanja Schönborn<br />
Roger Sidler<br />
Elisabeth Wiesenthal<br />
Cheryl Wigger<br />
Corina Trunz<br />
Patrick Schlüter<br />
The London Guide<br />
to Urban Living<br />
Urban Research Studio<br />
Die Stadt London boomt. Sie ist wie ein Spiegel unserer<br />
Zeit, der, wie kaum eine andere Stadt Europas, die<br />
aktuellen gesellschaftlichen, ökonomischen und politischen<br />
Veränderungen reflektiert: Wandel vom Industrie- zum<br />
Dienstleistungsstandort, Wohnungsknappheit und Bevölkerungswachstum,<br />
steigende Einkommen und wachsende<br />
soziale Disparitäten, ethnische Vielfalt und anhaltende<br />
Terrorgefahr. Diese Bedingungen haben nicht nur zu einer<br />
enormen Bautätigkeit geführt und zur Entstehung neuer<br />
städtischer Situationen, sondern auch zu Tendenzen wachsender<br />
Segregation, Differenzierung und Überwachung.<br />
Das Urban Research Studio betrachtet London als<br />
ein grosses Labor, als einen «begehbaren Versuchsaufbau»,<br />
in dem wir zeitgenössische städtische Entwicklungen<br />
beobachten und untersuchen können. In diesem Versuchsaufbau<br />
sind wir Beobachter und Beteiligte, Aussenstehende<br />
und Insider, Wissenschaftler und Probanden<br />
zugleich.<br />
Das Studio arbeitete in <strong>Zürich</strong> und in London und<br />
setzte sich mit der Theorie der Stadt und dem Alltag<br />
vor Ort auseinander. Es verwendete empirische und investigative<br />
Untersuchungsmethoden sowie unterschiedliche<br />
Methoden der Darstellung und Dokumentation.<br />
Das Ergebnis waren drei Bücher für den London Guide<br />
to Urban Living: «Living Together Apart», «Mäander»<br />
und «London – 100 Tage Research». Eine Zusammenfassung<br />
in einem Band erscheint in Kürze.<br />
Canary Wharf vom Westen Canary Wharf als «Eisberg»:<br />
unterirdische Verbindung<br />
durch Erschliessung, Shopping<br />
und Parken<br />
«Security by Design»: polizeiliche<br />
Entwurfsrichtlinien führen zu<br />
Uniformität.<br />
56<br />
The London Guide<br />
to Urban Living<br />
Urban Research Studio<br />
London is booming. It is a mirror of our day and age that,<br />
unlike any other European city, reflects contemporary<br />
social, economic, and political changes: transformation<br />
from an industrial to a service base, housing shortages<br />
and population growth, rising incomes and increasing<br />
social disparity, ethnic variety and a heightened susceptibility<br />
to terrorist acts. These circumstances have led<br />
not only to enormous building activity and to the creation<br />
of new urban situations, but also to a tendency toward<br />
increasing segregation, differentiation, and surveillance.<br />
The Urban Research Studio sees London as a big<br />
laboratory, as a ‘walk-through test construct’ in which we<br />
can observe and investigate contemporary urban developments.<br />
In this test construct, we are at one and the same<br />
time observers and participants, outsiders and insiders,<br />
scientists and test subjects.<br />
The Studio worked in <strong>Zurich</strong> and London, examining<br />
urban theory and local everyday life. It combined<br />
empirical and investigative research methods and applied<br />
different methods of representation and documentation.<br />
The result were three books for The London Guide to<br />
Urban Living: ‘Living Together Apart’, ‘Mäander’ and<br />
‘London – 100 Tage Research’. A compilation into one slim<br />
volume is forthcoming.<br />
Isle of Dogs ohne private<br />
Ensembles: Verlust an öffentlichem<br />
Raum
Studierende<br />
Urban Research Studio<br />
Oscar Buson<br />
Emmanuel Diserens<br />
Dani Hässig<br />
Sebastian Hill<br />
Kaspar Kappeler<br />
Piero Knecht<br />
Jill Schmidheiny<br />
Studierende<br />
Urban Design Studio<br />
Fann Christinaz<br />
Jens Daldrop<br />
Cem Dutoit<br />
Ernst Christian<br />
Kaspar Hofer<br />
David Schneider<br />
Tanja Schönborn<br />
Roger Sidler<br />
Kathrin Sindelar<br />
Rafael Venetz<br />
Moskau<br />
Continuous Discontinuity<br />
Urban Research Studio/ Urban Design Studio<br />
Moskau war einst die Hauptstadt einer sozialistischen<br />
Weltmacht, heute beansprucht sie einen Platz unter den<br />
«Global Cities». In kürzester Zeit wurde die Stadt nach<br />
marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten umgebaut. Sie<br />
spiegelt die aktuellen gesellschaftlichen, ökonomischen und<br />
politischen Veränderungen in den postsozialistischen<br />
Ländern Osteuropas wider. Die damit verbundenen Veränderungen<br />
alter Stadtstrukturen sind aber ebenso wenig<br />
erforscht wie die rasante Entstehung von neuen. Das<br />
Urban Research Studio untersuchte anhand des Quartiers<br />
Baumanskaya diese Veränderungen. Für das Urban<br />
Design Studio bildete das Thema «Kontrolle und Laissez<br />
faire» im Städtebau den konzeptionellen Schwerpunkt,<br />
das heisst, in welchem Masse die Kontrolle oder Freiheit<br />
städtebaulicher Steuerung in der Stadtentwicklung<br />
Moskaus eingesetzt werden kann.<br />
Moskau, Gartenring<br />
Baumanskaya: Vorschlag<br />
Netzwerk öffentlicher Raum<br />
Moskaus Grundeinheit ist der<br />
Superblock.<br />
57<br />
Moscow<br />
Continuous Discontinuity<br />
Urban Research Studio/ Urban Design Studio<br />
Moscow once was the capital of a socialist empire. Today,<br />
it ranks among the ‘global cities’. In a very short time, the<br />
city transformed itself according to principles of a market<br />
economy. It reflects the current of society, economy and<br />
politics in Eastern Europe’s post-socialist cities. Neither the<br />
disappearance nor the emergence of new city structures<br />
has been yet investigated. The Urban Research Studio<br />
looked at these changes in Moscow’s Baumanskaya quarter.<br />
The Urban Design Studio set the focus on the question<br />
of ‘control & laisser-faire’: how much use can be made of<br />
control and freedom in an urban design strategy for<br />
Moscow?<br />
Baumanskaya, ein strategischstrukturelles<br />
Modell für Moskau<br />
Baumanskaya, Kurskaya:<br />
Visualisierung öffentlicher Raum<br />
3./4. Jahr Departement Architektur<br />
Kees Christiaanse
Entwurf v–viii<br />
3./4. Jahr<br />
Architectural Design v–viii<br />
3rd/4th Year<br />
Professor<br />
Roger Diener<br />
Jacques Herzog<br />
Marcel Meili<br />
Pierre de Meuron<br />
Lehrbeauftragter<br />
Dr. Christian Schmid<br />
Assistenz<br />
Mathias Gunz<br />
Manuel Herz<br />
Rolf Jenni<br />
Christian Müller Inderbitzin<br />
Ligia Nobre<br />
Shadi Rahbaran<br />
Milica Topalovic
Website<br />
www.nsl.ethz.ch/basel<br />
above:<br />
City Within a City –<br />
Public transport as urban<br />
generator, Manuel Guth,<br />
Chasper Schmidlin<br />
below:<br />
City Edge 1: Lamkansa<br />
Tamara Bertone, Nora<br />
Marti<br />
left:<br />
Photography by<br />
Bas Princen<br />
Hongkong – Casablanca Hong Kong – Casablanca<br />
Im Frühjahrsemester 2008 hat das Studio früher begonnene<br />
Untersuchungen in zwei Städten fortgesetzt, deren<br />
jüngste Geschichte abseits gängiger Muster globaler Urbanisierungsprozesse<br />
verlief. Hongkong, einer der wirtschaftlichen<br />
Hubs Asiens, ist eine Stadt, die ihre Rolle<br />
nach der Übergabe an China 1997 neu definiert; Casablanca,<br />
der grösste nordafrikanische Hafen, ist eine<br />
Stadt, in der überlieferte, durch ländliche Migration bedingte<br />
Wachstumsformen auf zeitgenössische Formen<br />
der Urbanisierung und internationales Investment treffen.<br />
Der rote Faden, der diese beiden Städte verbindet, ist<br />
die historische Präsenz westlicher Einflüsse, die uns erlaubten,<br />
die Konsequenzen der Auseinandersetzungen zwischen<br />
Modernisierung, Globalisierung und lokalen Traditionen<br />
zu beobachten. Ein weiteres Augenmerk galt der<br />
Beziehung zwischen formellen und informellen Energien<br />
und ihren Einflüssen auf das Leben, den Handel und die<br />
Bewegungen der Menschen in einer Stadt.<br />
Hongkong<br />
Eine Metapher beschreibt Hongkong als Hafenstadt «für<br />
Waren und für Menschen». Seit den 1950er Jahren hat<br />
Hongkong als Tor zwischen China und dem Rest der Welt<br />
ein beispielsloses Wachstum erfahren, das durch einen<br />
konstanten Fluss wirtschaftlicher und politischer Flüchtlinge<br />
vom Festland unterstützt wurde. Um einen raschen<br />
Ausbau des Wohnraums für die zuziehende Bevölkerung<br />
zu gewährleisten, waren kontinuierlich architektonische<br />
und urbanistische Innovationen notwendig. Lebensweisen<br />
und der Einsatz von Architekturen mit hoher Dichte –<br />
vom Turm bis zur Megaform –, durch Infrastrukturprojekte<br />
bedingte Stadtentwicklung, das Zusammenwirken öffentlicher<br />
Institutionen und privater Akteure in der Stadt,<br />
die wachsende Bedeutung von Geschichte und Denkmalpflege<br />
versus den Profit kommerzieller Projekte und<br />
die Verbindungen zu Festland-China – das waren die<br />
Themen der Untersuchungen am Studio Basel.<br />
Casablanca<br />
Wegen seiner strategischen Lage an der Atlantikküste ist<br />
Casablanca, ähnlich wie Hongkong, eine der ältesten<br />
Global Cities. Seit Beginn des letzten Jahrhunderts, zuerst<br />
unter Französischem Protektorat und seit 1956 als Marokkos<br />
wirtschaftliches Zentrum, hat die Stadt ein explosives<br />
Wachstum erfahren und hat heute rund 4 Millionen Einwohner.<br />
Bis in die Gegenwart zieht Casablanca jährlich<br />
rund 300000 neue Einwohner an, die aus ländlichen<br />
Regionen in die Stadt ziehen. Das Bild der heutigen Stadt<br />
Casablanca setzt sich gleichermassen aus moderner<br />
Architektur, zeitgenössischen Entwicklungen und den informellen<br />
Bidonvilles, die über das ganze Stadtgebiet<br />
verteilt sind, zusammen. Die Untersuchungen fokussierten<br />
sich auf die wichtigsten Akteure einer noch immer<br />
rasanten Stadterweiterung: private Projektentwickler, welche<br />
die Bedürfnisse einer mehr und mehr wohlhabenden<br />
Mittelschicht bedienen, der Staat, der gegen die schlechten<br />
Lebensbedingungen in informellen Siedlungen antritt<br />
und schliesslich eher informelle Akteure, die vom starken<br />
Migrationsfluss zu profitieren versuchen.<br />
59<br />
In 2008, Studio Basel continued its previous investigations<br />
in two cities whose recent histories set them apart from<br />
general patterns of global urbanization. Hong Kong, one<br />
of Asia’s economic hubs, is a city currently redefining<br />
its role after the 1997 handover to China; Casablanca, the<br />
largest North African port, is a city in which ancient<br />
models of rural migratory growth confront contemporary<br />
urbanization and international investments. The thread<br />
that links these cities is the historical presence of Western<br />
European influence, which enabled us to study the<br />
aftermath of struggles between modernization, globalization<br />
and local tradition. Another focal topic was the<br />
relationship between formal and informal energies of<br />
transformation, which impact the ways people live,<br />
trade or move in a city.<br />
Hong Kong<br />
A metaphor describes Hong Kong as port city, both ‘for<br />
goods and for people’. Since 1950s, as a gateway between<br />
China and the rest of the world, Hong Kong has<br />
experienced unprecedented growth aided by an endless<br />
stream of economic and political migrants from the mainland.<br />
Continual architectural and urban innovation<br />
was required to enable rapid urban construction and house<br />
the incoming population. Themes central to Studio<br />
Basel’s investigations were: ways of life and occupation in<br />
high-density architectural forms ranging from towers to<br />
mega-structures; urban development driven by new infrastructure;<br />
cooperation between public authorities and<br />
private initiatives in the city; the growing importance of<br />
history and heritage versus the benefits of commercial<br />
development; and the links to mainland China.<br />
Casablanca<br />
Similar to Hong Kong, due to its strategic position on<br />
the Atlantic, Casablanca is one of the world’s oldest<br />
‘global cities’. Since the beginning of the last century, first<br />
as a French protectorate and later as Morocco’s economic<br />
centre since 1956, the city has experienced explosive<br />
growth, to approximately 4 million today. Still, Casablanca<br />
continues to attract 300000 new inhabitants annually,<br />
migrating from rural hinterlands. The image of Casablanca<br />
is composed equally of modern architecture, contemporary<br />
development and informal bidonvilles, dispersed<br />
throughout the city and along its shifting perimeter.<br />
The research focused on the main protagonists of the<br />
city’s rapid expansion: private developers, meeting the<br />
demands of an increasingly wealthy middle class, the state,<br />
grasping with the poor living conditions of informal<br />
settlements and finally informal actors, who profit from<br />
the strong migration flows.<br />
3./4. Jahr Departement Architektur<br />
Roger Diener, Jacques Herzog, Marcel Meili, Pierre de Meuron
Roger Diener, Jacques Herzog, Marcel Meili, Pierre de Meuron<br />
3./4. Jahr Departement Architektur<br />
Nairobi Nairobi<br />
Können wir Nairobi als gewöhnliche Stadt denken?<br />
Können wir erforschen, wie die Stadt funktioniert, in dem<br />
wir beobachten, wie die Menschen leben, arbeiten und<br />
sich durch die Stadt bewegen? Können wir die vorherrschende<br />
Untersuchungsmethode einer «Afrikanischen Stadt»<br />
hinterfragen, die hauptsächlich auf Aspekte einer Entwicklungsthematik<br />
und auf fundamentale Gegensätze wie<br />
Formal und Informell fokussiert? Dieser dominierende<br />
Ansatz, den wir in diversen Beispielen urbaner Stadtforschung<br />
im Kontext des afrikanischen Kontinents beobachten,<br />
kann die sehr viel differenzierteren Situationen<br />
im städtischen Gefüge nicht erfassen, verfällt in eine<br />
Wiederholung altbekannter Klischees und kommt einer<br />
Replizierung eines (neo-) kolonialen Standpunktes<br />
gefährlich nahe.<br />
60<br />
Can we think of Nairobi as an ordinary city? Can we<br />
study Nairobi in terms of its basic human activities? Can<br />
we investigate how the city functions, by looking at<br />
how people live and work or how people move through<br />
the city? Can we challenge the predominant way of<br />
approaching ‘the African City’ which focuses mainly on<br />
issues of development, disparate temporalities and<br />
binary opposites such as formal/informal? This approach,<br />
which we have observed in recent examples of urban<br />
portraits on the African continent, fails to register the complexities<br />
on the ground, reverting to a mere repetition<br />
of clichés and coming dangerously close to replicating a<br />
(neo-) colonialist standpoint.
61<br />
from left to right:<br />
Atlas of Nairobi<br />
collaborative research by<br />
all students<br />
A City without a Master Plan<br />
Gideon Aschwanden, Martina<br />
Vogel<br />
Architectural Legacy of the 1970s<br />
Daniel Klos, Jeanine Roschi<br />
from left to right:<br />
The Industrial Area<br />
Atsuko Koyama, Hannes<br />
Rutenfranz<br />
Waste Network<br />
Sarah Birchler, Samuel Zumsteg<br />
Pentecostal Churches<br />
Andreas Kopp, Christoph Rauhut<br />
from left to right:<br />
The Identity of Kibera<br />
Andres Herzog, Jens Jaschek<br />
Green Nairobi: Urban Nature<br />
Simon Filler, Corinne Weber<br />
Somalian Community in<br />
Eastleigh<br />
Nino Soppelsa, Nicola Nett<br />
from left to right:<br />
un & ngos in Nairobi<br />
Silvio Brunner, Vincent Bowman<br />
Matatu Culture<br />
Juerg Burger & Reto Naf<br />
Slum Upgrading<br />
Ralf Figi, Karin Wegmann<br />
3./4. Jahr Departement Architektur<br />
Roger Diener, Jacques Herzog, Marcel Meili, Pierre de Meuron
Entwurf mit integrierten<br />
Disziplinen v–viii<br />
3./4. Jahr<br />
Architectural Design<br />
and Technology v–viii<br />
3rd/4th Year<br />
Professor<br />
Gregor Eichinger<br />
Assistenz<br />
Christiane Agreiter<br />
Christian Brunner<br />
Leonore Daum<br />
Markus Jung<br />
Esther Righetti<br />
Max Roth<br />
Eberhard Tröger
Website<br />
www.bof.arch.ethz.ch<br />
Bauherrin Christa de Carouge<br />
Modedesignerin<br />
Benutzeroberfläche User Surface<br />
Die Semesteraufgaben des Lehrstuhls für Benutzeroberfläche<br />
haben immer mit konkreten Auftraggebern zu<br />
tun. Die Projekte sind meist fiktiv, die Menschen, für die<br />
entworfen wird, jedoch real.<br />
Die Bauherren stehen zu Semesteranfang für Fragen<br />
zur Verfügung und sie sind bei der Schlusspräsentation<br />
das Zielpublikum aller Anstrengungen. So entsteht eine<br />
realistische Situation in Bezug auf die Auseinandersetzung<br />
mit den Bedürfnissen und Ansprüchen von<br />
Auftraggebern.<br />
Wir erforschen die Bedürfnisse des Menschen mittels<br />
Traditionen und Rituale, die Definitionen von Rauminhalten,<br />
die Dimensionen des Raumes und der körpernahen<br />
Raumelemente, die Materialien, Oberflächen,<br />
Texturen, das Licht, den Geruch, den Schall.<br />
Bauherr Thomas Held<br />
Direktor Avenir Suisse<br />
Bauherrin Bice Curiger<br />
Kuratorin Kunsthaus <strong>Zürich</strong><br />
63<br />
The semester projects at the professorship of «Benutzeroberfläche»<br />
(User Surface) always deal with real clients.<br />
Whereas the projects are usually notional, the people for<br />
whom the design is planned are real.<br />
Right at the start of the semester, the clients are available<br />
for questions and briefing and at the final presentation,<br />
they are the audience of all efforts. The goal of this<br />
simulated market-driven relationship is to achieve a<br />
realistic situation in terms of contending with client needs<br />
and demands.<br />
We explore the requirements of human beings by the<br />
means of traditions and rituals, the definition of the<br />
spatial content, the dimensions and elements surrounding<br />
us, materials, surfaces, textures, light, odors, acoustics.<br />
Bauherr Ferdinand Schretter<br />
Werbefachmann<br />
Bauherrin Uta Gruenberger<br />
Autorin und Salondame<br />
Bauherren Susanne Bisovsky,<br />
Modedesignerin und<br />
Joseph Gerger, Schuhdesigner
Gregor Eichinger<br />
3./4. Jahr Departement Architektur<br />
Bauherrschaft<br />
Bice Curiger<br />
Kuratorin Kunsthaus<br />
<strong>Zürich</strong><br />
Ferdinand Schretter<br />
Werbefachmann<br />
Christa de Carouge<br />
Modedesignerin<br />
Thomas Held<br />
Direktor Avenir Suisse<br />
Jens Gerber und Nicolas Guex<br />
Alles, was ich weiss Everything I Know<br />
Vier Persönlichkeiten, die durch ihre grosse und aussergewöhnliche<br />
Lebenserfahrung inzwischen genau wissen,<br />
worauf es ihnen in ihrer direkten gebauten Umgebung<br />
idealerweise ankommt, sollte ein ganz persönliches Stück<br />
Architektur nach deren individuellen Wünschen und<br />
Bedürfnissen «auf den Leib geschneidert» werden.<br />
Es ging darum, aus dem grossen Erfahrungsschatz der<br />
unterschiedlichen «Bauherr(inn)en» zu lernen, was für sie<br />
die Essenz ihrer architektonischen Umgebung ausmacht<br />
und wie diese im Entwurf umgesetzt werden kann.<br />
Cem Dutoit<br />
Christoph Hefti<br />
64<br />
Four personalities, with extraordinary life experiences and<br />
a clear awareness of what is ideal as their built environment,<br />
acted as our clients. According to the clients’ wishes<br />
and needs, individually tailored architectural projects<br />
were developed.<br />
Special attention was given to the clients’ rich experiences,<br />
to what makes a place more desirable to live in<br />
rather than another and to how to translate these experiences<br />
into a customized project.<br />
Jung Min Choi
Bauherrschaft<br />
Uta Gruenberger<br />
Autorin und Salondame<br />
Susanne Bisovsky,<br />
Modedesignerin<br />
Joseph Gerger,<br />
Schuhdesigner<br />
André Schmid<br />
Stadt Land Kultur Echo City Country Culture Echo<br />
Für zwei «Bauherrschaften», die eine starke Beziehung<br />
sowohl zur urbanen Kultur des Stadtlebens als auch<br />
zu den ursprünglichen Traditionen des Landlebens haben,<br />
sollte je ein Stück Architektur geplant werden, das<br />
ihren ganz individuellen Wünschen und Bedürfnissen im<br />
Spannungsfeld Stadt-Land Rechnung trägt und die<br />
gegenseitige Befruchtung dieser beiden Lebensfelder<br />
thematisiert.<br />
Die Entwurfsprogramme kreisten um die Begriffe<br />
Brauchtum, Tradition, Mode, Landschaft, Agrar, Eleganz<br />
und Kraft alter Rituale.<br />
Simon Kraus und Michael Reiterer<br />
Dario Frieden und Mick Schneider<br />
Nicole Renz<br />
65<br />
Our clients cultivate a strong relationship among different<br />
ways of life at the same time. On the one hand<br />
side, their lived context is set within the urban fabric and<br />
high culture, and on the other hand side; they live<br />
on the country that is marked by traditions and native<br />
culture. The focal point was a symbiotic design process,<br />
developed in accordance to the clients’ wishes and needs,<br />
which addressed the best of both living environments<br />
as complementary within one project.<br />
The design brief evolved around terms such as:<br />
tradition, fashion, countryside, agrarian, elegance and<br />
the vigor of ancient rituals.<br />
3./4. Jahr Departement Architektur<br />
Gregor Eichinger
Gregor Eichinger<br />
Forschung Departement Architektur<br />
Benutzeroberfläche User Surface<br />
Die Forschung im Wahlfach bof! «Benutzeroberfläche»<br />
beschäftigt sich mit den physischen, psychischen,<br />
emotionalen und spirituellen Beziehungen zwischen der<br />
Architektur und dem Mensch mit seinen Bedürfnissen.<br />
Die Analyse und aktive Auseinandersetzung mit der<br />
Benutzeroberfläche zielt auf eine Stärkung der Sensibilität<br />
für die emotionale Kommunikation mit unserer<br />
architektonischen Umgebung und deren Gestaltung.<br />
Architektur soll nicht nur als abstraktes räumlichästhetisches<br />
Phänomen verstanden, sondern direkt mit<br />
allen Sinnen erfahren werden.<br />
Wie nehmen wir einen Raum ganzheitlich wahr, und<br />
wie kann eine Stimmung oder Atmosphäre verstanden<br />
und darauf aufbauend selbst konstruiert werden?<br />
Die «Benutzeroberfläche» fungiert hier als «Interface»<br />
zwischen Mensch und Architektur. Sie macht die<br />
direkte und intuitive Kommunikation zwischen den<br />
Dingen und ihren Benutzern möglich. Durch breitgefächerte<br />
Analysen soll diesem unmittelbaren Verhältnis<br />
nachgespürt werden. Bei der Forschungsarbeit liegt<br />
daher ein Schwerpunkt auf Medien wie Film, Video und<br />
Fotografie, die diesen sinnlich-emotionalen Zugang<br />
spielerisch und spontan erfahrbar machen.<br />
Seit sich mit Beginn der architektonischen Moderne<br />
der Schwerpunkt der Architekturwahrnehmung weg<br />
von der physischen Präsenz der Oberflächen eines Bauwerkes<br />
und hin zu abstrakten Phänomenen wie Raum<br />
verschoben hat, gibt es ein Manko in der direkten körperlichen<br />
und emotionalen Vermittlung zwischen Mensch<br />
und Architektur.<br />
Die Forschung beschäftigt sich mit der didaktischen<br />
Vermittelbarkeit eines sinnlichen Zugangs im Entwurfsprozess.<br />
Die filmische Arbeit hat sich dabei als ein sehr<br />
geeignetes Mittel erwiesen. Sie ist durch die Fokussierung<br />
auf die subjektive körperliche Wahrnehmung imstande,<br />
die Sinnlichkeit von Räumen atmosphärisch<br />
zu beschreiben. Darüber hinaus kann der Film, wie<br />
kaum ein zweites Medium, Strömungen des Zeitgeistes<br />
emotional spürbar machen und in die Zukunft vorausdenken.<br />
Ziel der Forschungsarbeit ist es daher zu untersuchen,<br />
wie mit Medien wie Film und Video eine nachvollziehbare<br />
Systematik erarbeitet werden kann, sich die Sinnlichkeit<br />
eines architektonischen Raumes im zeitgenössischen<br />
Umfeld bewusst zu machen, und wie die daraus gewonnenen<br />
Erkenntnisse für die (Entwurfs-)Lehre nutzbar<br />
gemacht werden können.<br />
Ausserdem informiert die lehrstuhleigene Online-<br />
Datenbank «bof! Materialworld» über eine grosse Anzahl<br />
von konventionellen wie innovativen Materialien und<br />
66<br />
The elective ‘User Interface’ deals with research into the<br />
physical, psychological, emotional and spiritual relationship<br />
among architecture, people and their needs.<br />
This analysis of the user interface aims to improve<br />
sensitivity to emotional communication within our<br />
architectural environment. Architecture is not only seen<br />
as an abstract spatial aesthetic phenomenon, but is to<br />
be experienced directly with all senses.<br />
How do we perceive an architectural space holistically?<br />
How can ambience and atmosphere be conceived,<br />
and, based on this perception, how can they consciously<br />
be designed?<br />
User Interface works as an interface between people<br />
and architecture, thus enabling a direct and intuitive<br />
communication between things and their users. In the<br />
elective, this immediate relationship is subject to<br />
extensive research, which is subsequently interpreted and<br />
visualized through film, video and photography,<br />
allowing the experience of an emotional approach in a<br />
spontaneous and playful manner.<br />
Since the beginning of architectural modernism,<br />
perception has shifted away from the physical presence<br />
of the surfaces of a building to more abstract phenomena<br />
such as space, leaving a deficiency in the direct<br />
physical and emotional relationship between people<br />
and architecture.<br />
The research deals with the didactic communication<br />
of a sensual approach during the design process. In<br />
this regard, film has proven itself to be a very suitable<br />
Wahlfacharbeiten bof! Filme<br />
medium. It is capable of describing the sensuality<br />
of architectural space atmospherically by focusing on<br />
subjective physical perception. Beyond that, film,<br />
unlike any other medium, is able to convey a feeling of<br />
Zeitgeist emotionally and to project this into the future.<br />
The main goal is to develop a comprehensive,<br />
systematic approach through media such as film and<br />
video to perceive the sensuality of an architectural<br />
space in the contemporary context, and to explore how<br />
these findings can be used in the design and teaching<br />
processes.<br />
Additionally, the Chair’s online database ‘bof! materialworld’<br />
portraits a wide range of conventional and innovative<br />
materials and their deployment. By giving a broad
deren Anwendungsbereiche. Die Datenbank hilft, einen<br />
Überblick über die Welt der Materialien zu gewinnen,<br />
und bietet für nähere Informationen direkte Links zu<br />
wichtigen Herstellern und Produzenten an.<br />
«bof! Materialworld» steht in direktem Zusammenhang<br />
mit der am Lehrstuhl existierenden physischen Materialsammlung,<br />
die kontinuierlich weiter ausgebaut wird.<br />
Sie ermöglicht, Materialmuster direkt physisch zu überprüfen,<br />
und dient als Inspirationsquelle für die vertiefte<br />
Bearbeitung der Benutzeroberfläche.<br />
Das Prinzip «Bauherr»<br />
Am Lehrstuhl bof! «Benutzeroberfläche» steht die Beziehung<br />
der Architektur mit ihrem Benutzer im<br />
Mittelpunkt von Forschung und Lehre. In die fiktiven<br />
Semesterentwurfsaufgaben werden daher reale «Bauherren»<br />
einbezogen. Mit ihrem Spezialwissen und ihrer<br />
persönlichen Aussensicht stehen sie den Studierenden<br />
als Ansprechpartner zur Verfügung und konfrontieren sie<br />
mit der Sicht des Nutzers. Dadurch bietet sich die<br />
Möglichkeit, vernetztes interdisziplinäres Arbeiten zu<br />
fördern; die interaktive und soziale Komponente im<br />
architektonischen Gestaltungsprozess wird thematisiert<br />
und die Ergebnisse werden laufend dokumentiert.<br />
bof! Bauherren seit 2004: Doris Knecht (Journalistin),<br />
Lucy McEvil (Diseuse), Peter Noever (Designer,<br />
Geschäftsführer und künstlerischer Leiter mak, Wien),<br />
Peter Fischer (eth Alumni), W. Michael Satke (Gastronom),<br />
Simon Lutz (Gastronom), Claude Nicollier<br />
Online Datenbank<br />
«bof! Materialworld»<br />
(Astronaut), Madeleine Berkhemer (Künstlerin), Lori Hersberger<br />
(Künstler), Zilla Leutenegger (Künstlerin),<br />
Jörg Arnold (Hotelier Hotel Zum Storchen, <strong>Zürich</strong>),<br />
Dr. Thomas B. Brunner (Besitzer Hotel Greulich,<br />
<strong>Zürich</strong>), Dario Fumagalli-Bärtschi (Hotelier Hotel Eden<br />
Au Lac, <strong>Zürich</strong>), Reinhard Ahlborn (bmw), Antonio<br />
Boix (Porsche), Bruno Redelberger (Audi ag), Bice Curiger<br />
(Kuratorin), Christa De Carouge (Modedesignerin),<br />
Thomas Held (Direktor des Think Tanks «Avenir Suisse»),<br />
Helmut Ferdinand Schretter, (Werbefachmann), Susanne<br />
Bisovsky (Modedesignerin), Joseph Gerger (Modedesigner),<br />
Uta Gruenberger (Salondame).<br />
67<br />
overview, the database supports our understanding of<br />
the material world. More detailed information is provided<br />
via links to important producers and manufacturers.<br />
‘bof! materialworld’ stands in direct connectivity to<br />
the Chair’s existing material collection. As a source of<br />
inspiration, the physical sample library enables students<br />
to research and experience materials on a one to one<br />
basis.<br />
The ‘Client’ Principle<br />
At the Chair for User Interface, the relationship of<br />
architecture and its users stands at the center of research<br />
and teaching. Real ‘clients’ therefore accompany each<br />
fictitious semester project. The clients with their specialized<br />
knowledge and their personal viewpoint are<br />
partners in dialogue with the students and confront them<br />
with the view of the user. At the same time, this interaction<br />
promotes an idea of networking and interdisciplinary<br />
work. Thus, the interactive social component of<br />
the architectural design process is addressed and the results<br />
are continuously documented.<br />
Our ‘clients’ since 2004 include: Doris Knecht (journalist),<br />
Lucy McEvil (singer, actress, diva and dj),<br />
Peter Noever (designer, ceo and artistic director mak,<br />
Wien), Peter Fischer (eth alumni), W. Michael Satke<br />
(gastronome, restaurant operator), Simon Lutz (gastronome,<br />
restaurant operator), Claude Nicollier (astronaut),<br />
Madeleine Berkhemer (artist), Lori Hersberger (artist),<br />
Zilla Leutenegger (artist), Jörg Arnold (hotel manager<br />
Hotel Zum Storchen, <strong>Zurich</strong>), Dr. Thomas B. Brunner<br />
(owner Hotel Greulich, <strong>Zurich</strong>), Dario Fumagalli-Bärtschi<br />
(hotel manager Hotel Eden Au Lac, <strong>Zurich</strong>), Reinhard<br />
Ahlborn (bmw), Antonio Boix (Porsche), Bruno Redelberger<br />
(Audi ag), Bice Curiger (curator), Christa De<br />
Carouge (fashion designer), Thomas Held (director of<br />
think tank ‘Avenir Suisse’), Helmut Ferdinand Schretter,<br />
(ceo advertising agency), Susanne Bisovsky (fashion<br />
designer), Joseph Gerger (fashion designer), Uta Gruenberger<br />
(socialite).
Entwurf v–viii<br />
3./4. Jahr<br />
Architectural Design v–viii<br />
3rd/4th Year<br />
Professor<br />
Christophe Girot<br />
Assistenz<br />
Isabelle Duner<br />
Alexandre Kapellos<br />
Frédéric Rossano
Website<br />
www.girot.arch.ethz.ch<br />
Übersichtsplan Rhein-Delta<br />
Antonio Sassano, Philipp Urech<br />
links:<br />
Detail des Konzeptmodells<br />
Sacha Michael Fahrni,<br />
Marcus Wieser<br />
LandFlow – eine neue<br />
Architektur der Landschaft<br />
für das Rhein-Delta<br />
Dieser Entwurfskurs in der Landschaftsarchitektur befasst<br />
sich mit der Neudefinierung des Rhein-Deltas, wo der<br />
Alpenrhein in den Bodensee mündet. Studierende entwerfen<br />
eine neue Wasserlandschaft unter der Berücksichtigung<br />
dynamischer Prozesse des Flusslaufs, saisonaler<br />
Seepegelschwankungen und fortwährender Sedimentationsablagerungen.<br />
Sie müssen Position beziehen, wie<br />
solche Prozesse Topographie, Vegetation, Infrastrukturen<br />
und Aktivitäten beeinflussen. Die daraus resultierenden<br />
Projekte bedienen sich der Wasserdynamik, um eine stetig<br />
sich verändernde Umgebung zu schaffen, die unterschiedliche<br />
Programme und Transformationen aufnehmen<br />
kann. Das Studio konzentriert sich auf den Entwurf neuer<br />
Landschaftsräume, die vom Menschen aktiv genutzt<br />
werden, mit der Anwendung von natürlichen als auch<br />
mechanischen Veränderungen, unter der Berücksichtigung<br />
hydrologischer Bedingungen von Fluss und See sowie<br />
der Zersiedelung der Landschaft des Rhein-Deltas.<br />
Wasserstände des neuen Flusslaufs<br />
Pascal Babey, Elvira Lucchi<br />
Schnittansicht, Jung Min Choi,<br />
Christoph von Mach<br />
69<br />
LandFlow – a New Architecture<br />
of the Landscape<br />
for the Rhine Delta<br />
The studio in Landscape Architecture is about redefining<br />
landscape of the Rhine delta, where the Alpenrhein<br />
meets the Bodensee. Students are to design a new Waterscape<br />
while taking into account the dynamic principles<br />
of river flow, lake movement and sediment deposit over<br />
time. They have to take positions on how it influences<br />
topography and vegetation as well as infrastructures and<br />
human activities. The resulting designs work with the<br />
water forces at stake to create a rapidly changing and<br />
evolving environment, open to a multiplicity of uses and<br />
transformations. The studio focuses on the design of<br />
new landscape spaces in relation to human activity, combining<br />
both natural and technical transformations,<br />
taking into account both the hydrologic requirements of<br />
river and lake as well as urban sprawl over the delta.<br />
3./4. Jahr Departement Architektur<br />
Christophe Girot
Christophe Girot<br />
3./4. Jahr Departement Architektur<br />
Topographisches Konzeptmodell<br />
Schaum CNC-gefräst<br />
Jung Min Choi, Christoph von Mach<br />
Entwurfsmittel Design Tools<br />
Das Designstudio nutzt die Synergien zwischen Landschaftsentwurf<br />
und computergesteuerten (cnc) Maschinen<br />
als Werkzeuge für Studierende zum Modellieren im Entwurfsprozess.<br />
Hauptziel des Kurses ist das Erlangen einer<br />
hohen Kompetenz in «caad-cam»-Technologie sowie<br />
die Architekten mit dem Landschaftsentwurf und der Problematik<br />
grossmassstäblicher topographischer Eingriffe<br />
vertraut zu machen. Die angewandten Technologien sind<br />
exzellente Mittel der Verifizierung und Visualisierung.<br />
Modellierungsdetail Situationsmodell,<br />
Schaum CNC-gefräst<br />
Kirstyn Lindsay, Sibèlle Urben<br />
70<br />
The design studio uses the synergies between landscape<br />
design and computer numerically controlled (cnc)<br />
machines as modeling tools for students in the design<br />
process. The aim of the course is to develop skills in<br />
caad-cam technologies and to familiarize architects with<br />
landscape design and the problematic of large-scale<br />
topographical interventions. These technologies provide<br />
excellent verification and visualization tools.<br />
Situationsmodell, Schaum<br />
CNC-gefräst, Kirstyn Lindsay,<br />
Sibèlle Urben
Landschaftssequenz, Jung Min Choi,<br />
Christoph von Mach<br />
Flusslandschaft, Chantal Herrmann,<br />
Cristina Picenoni<br />
Visualisierung des neugeplanten<br />
Deltas, Antonio Sassano,<br />
Philipp Urech<br />
Ein weiterer Schwerpunkt des Studios ist die Entwicklung<br />
neuer Landschaftsbilder. Die Studierenden sind aufgefordert,<br />
Themen wie Flusslandschaft und Seelandschaft<br />
planerisch und visuell umzusetzen. Somit können Aussagen<br />
zur atmosphärischen Wirkung eines Ortes und<br />
dessen Wahrnehmung durch den Betrachter gemacht<br />
werden.<br />
71<br />
Another emphasis of the studio is the development of<br />
new visions of landscape. The students are to define<br />
river and lake landscape typologies both spatially and in<br />
terms of programmatic uses. An atmospheric representation<br />
demonstrates the visitor’s perception of place.<br />
Stimmungsbild, Olivia Martin,<br />
Marc Pancera
Christophe Girot<br />
Forschung Departement Architektur<br />
Initiator<br />
Churer Seeverein<br />
Projekt<br />
eth <strong>Zürich</strong>,<br />
Institut für Landschaftsarchitektur,<br />
Prof. Christophe Girot<br />
Martina Voser<br />
Isabelle Duner<br />
Alexandre Kapellos<br />
Studierende<br />
Thies Brunken<br />
Jin-Woo Lee<br />
Christoph Oberholzer<br />
Chris Stepan<br />
Evran Alpere (erste Phase)<br />
Begleitende Fachpersonen<br />
Joseph Sauter,<br />
Raumplaner fsu<br />
Jakob Grünenfelder,<br />
Umweltnaturwissenschafter<br />
eth<br />
Peter Göldi,<br />
Stadtarchitekt Chur<br />
Benno Zarn,<br />
Leiter des BearbeitungsteamsEntwicklungskonzept<br />
Alpenrhein<br />
ChuRivages<br />
Eine Wasserlandschaft für<br />
den Churer Rossboden<br />
«ChuRivages» ist ein Landschaftsprojekt für den Rossboden<br />
bei Chur, das ein Entwurfsteam mit Studierenden<br />
in Form eines freien Diplomwahlfaches entwickelte.<br />
Das Projekt entstand in enger Zusammenarbeit mit Spezialisten<br />
und verantwortlichen Planern der Stadt Chur;<br />
finanziert wurde die Arbeit teilweise von der Stadt Chur.<br />
Das Projekt ist die Fortsetzung und Vertiefung der Entwurfsserie<br />
«Waterscape», in dessen Rahmen sich die Professur<br />
Girot seit 2005 mit der Gestaltung von Schweizer<br />
Flusslandschaften befasst. Die in den früheren Entwurfssemestern<br />
entwickelten Methoden konnten anhand<br />
dieser konkreten Aufgabe überprüft und angewandt<br />
werden.<br />
Ziel des Projektes ist die Umnutzung des heutigen<br />
Waffenplatzes zu einer Wasserlandschaft und die<br />
Ausarbeitung eines Vorschlags für eine hochwertige städtebauliche<br />
Entwicklung von Chur und Felsberg. Im<br />
Rahmen des Forschungsprojektes sollten anhand eines<br />
konkreten Projektes die möglichen Grenzen und<br />
Massstäbe der Landschaftsarchitektur ausgelotet werden.<br />
Masterplan<br />
Das Projekt sieht vor, den Rhein näher zur Stadt Chur<br />
hin zu rücken, so dass dieser zu einer neuen Stadtkante<br />
wird. Gleichzeitig kann jenseits des neuen Flusslaufs<br />
Rossboden Chur: heutige Nutzungen<br />
(links), potenzielle Nutzungen<br />
einer Wasserlandschaft (rechts)<br />
Detailschnitte durch das Projektgebiet<br />
72<br />
ChuRivages<br />
A Water Landscape for the<br />
Rossboden District of Chur<br />
‘ChuRivages’ is a landscape project for the Rossboden in<br />
Chur, which a design team developed with students<br />
within the framework of an elective associated with the<br />
thesis project. The project was developed in close<br />
cooperation with specialists and city planners and financed<br />
to an extent by the city of Chur. It is the continuation<br />
and further investigation of themes dealt with in the design<br />
series ‘Waterscape’, the setting through which the<br />
Chair of Professor Girot has addressed the design of Swiss<br />
river landscapes since 2005. The methods developed in<br />
earlier design semesters were to be tested and applied to<br />
a real context.<br />
The goal of the project was to reuse a current military<br />
training area by transforming it into a water landscape<br />
and a new high-quality urban development for Chur and<br />
neighbouring Felsberg. One part of this research project<br />
was to determine the possible boundaries and scales of<br />
the landscape architecture using a concrete design brief.<br />
Master Plan<br />
The project envisages rerouting the Rhine River closer to<br />
Chur to define the new edge of the city. At the same<br />
time, a large, area of water with multiple functions will<br />
successively emerge across the new course of the river.<br />
The existing hedge structure will be assimilated and define<br />
the urban structure of the area. These fundamental<br />
gestures will give the area between the current edge of the
Zum Forschungsprojekt<br />
entstand ein Heft der<br />
Schriftenreihe «Pamphlet»:<br />
Pamphlet 10, Design:<br />
«ChuRivages – eine Wasserlandschaft<br />
für den<br />
Churer Rossboden», <strong>Zürich</strong><br />
gta Verlag, 2008.<br />
Der neue Churer Rossboden:<br />
Modellfoto (links), Masterplan<br />
(rechts)<br />
Schnitt durch die Auenlandschaft<br />
sukzessive eine grosse, vielfältig nutzbare Wasserfläche<br />
entstehen. Die vorgefundene Heckenstruktur wird aufgenommen<br />
und definiert die städtebauliche Struktur<br />
des Areals. Diese grundsätzliche Geste gibt der Fläche<br />
zwischen heutigem Stadtrand und den Felsen des<br />
Calandas eine neue Identität, die sich aus der Weiterentwicklung<br />
vorgefundener Nutzungsformen und Landschaftsstrukturen<br />
ergibt.<br />
Projekt<br />
Das neue, geweitete Flussbett orientiert sich in seiner Form<br />
an der Dynamik des Wassers: In fliessgeraden Abschnitten<br />
ist der Rhein weniger stark geweitet als in den<br />
Kurven, wo Auenbereiche und tiefliegende Uferpromenaden<br />
Überschwemmungsflächen für hohe Wasserstände<br />
bieten. Nördlich des Flusses entsteht die<br />
grosse Wasserfläche, die zur Stadt hin neue Wassersportund<br />
Bademöglichkeiten bietet; zum Calanda hin entstehen<br />
ökologisch vielfältige Bereiche.<br />
Auf der Fläche zwischen Chur und dem Rhein ist ein<br />
städtisches Erweiterungsgebiet vorgesehen. Neben Sportanlagen<br />
und zu erhaltenden Freiflächen entstehen Zonen<br />
für Gewerbe und Wohnungsbau, die sich teilweise<br />
bis an das neue Rheinufer erstrecken. Die städtebauliche<br />
Struktur ergibt sich aus vorhandenen Heckenstrukturen,<br />
die sich quer zum Flusslauf der normalen Windrichtung<br />
entgegenstellen. Die landschaftliche Struktur definiert<br />
die Identität dieses neuen Stadtteils.<br />
73<br />
city and the cliffs of the Calanda range a new identity<br />
generated by the continued development of pre-existing<br />
use patterns and landscape structures.<br />
Project<br />
The form of the newly widened river bed orients itself to<br />
the dynamic of the water: straight-flowing areas of the<br />
Rhine are widened less dramatically than in the curves,<br />
where floodplains and low lying shore promenades offer<br />
flood areas for periods of high water levels. North of<br />
the river, a large area of water will be developed, offering<br />
new water sport and bathing options for the city;<br />
simultaneously, towards the Calanda, ecologically diverse<br />
areas will be generated.<br />
An urban expansion area is to be built between Chur<br />
and the Rhine River. Next to sport facilities and protected<br />
open space are industrial and residential zones,<br />
which to some extent extend to the new banks of<br />
the Rhine. The urban structure is to be based on existing<br />
hedge structures, which run perpendicular to normal<br />
wind patterns in this area. The landscape structure will<br />
ultimately define the identity of this new urban district.<br />
Visualisierungen: Blick nach<br />
Norden (oben) und über Rhein und<br />
See im Winter (unten)<br />
Forschung Departement Architektur<br />
Christophe Girot
Architektur und Digitale<br />
Fabrikation<br />
Architecture and Digital<br />
Fabrication<br />
Assistenzprofessor<br />
Fabio Gramazio<br />
Matthias Kohler<br />
Assistenz<br />
Ralph Bärtschi<br />
Tobias Bonwetsch<br />
Michael Hanak<br />
Daniel Kobel<br />
Michael Knauss<br />
Michael Lyrenmann<br />
Silvan Oesterle
Website<br />
www.dfab.arch.ethz.ch<br />
Diplomwahlfach<br />
Sommersemester 2007<br />
Prototypen der Studentengruppen<br />
im Massstab 1:1<br />
links:<br />
Mehrschichtig geschäumtes<br />
Akustikpaneel<br />
Die fraktale Wand The Resolution Wall<br />
In diesem Projekt untersuchten wir die Verwendungsmöglichkeiten<br />
von Modulen unterschiedlicher Dimension für<br />
die additive Fabrikation von Bauteilen. Dazu definierten<br />
wir vier verschieden grosse kubische Grundbausteine<br />
aus Porenbeton. Ausgehend von einem würfelförmigen<br />
Stein mit 40 cm Kantenlänge erhielten wir durch<br />
wiederholtes Halbieren Module mit Kantenlängen von<br />
20, 10 und 5 cm. Die kleinen Modulgrössen erlauben<br />
das Einweben von Informationen in einer hohen Auflösung,<br />
wogegen die grossen Module die Traglast des<br />
Roboters ausnutzen und eine schnelle und wirtschaftliche<br />
Fabrikation ermöglichen.<br />
Die Studierenden beschäftigten sich mit den kombinatorischen<br />
Möglichkeiten der einzelnen Modulgrössen<br />
im Hinblick auf ein komplexes und konstruktiv wirksames<br />
Gesamtgebilde. Zugleich musste eine ausgewogene<br />
Mischung in der Verwendung der einzelnen Modulgrössen<br />
gefunden werden. Die drei fabrizierten physischen<br />
Prototypen im Massstab 1:1 machen die architektonischen<br />
Konsequenzen unserer Fabrikationsstrategie fassbar.<br />
Weil ein Auflösungswechsel üblicherweise einem Materialwechsel<br />
entspricht, wirkte die Kombination unterschiedlicher<br />
Modulgrössen in einem homogen materialisierten<br />
Bauelement ungewohnt und irritierend, wobei das<br />
Fugenbild ein Gefühl für die in der Tiefe des Materials<br />
verborgene prozedurale Gestaltungslogik vermittelt.<br />
Fügung der modularen<br />
Struktur im Detail<br />
75<br />
In this project, we examined the possible uses of modules<br />
of different dimensions for the additive production of<br />
building components. We defined four basic cubic building<br />
blocks of aerated concrete that varied in dimension.<br />
Starting with a cube-shaped block with an edge length of<br />
forty centimeters, we repeatedly halved the block so<br />
as to have modules with edge lengths of twenty, ten, and<br />
five centimeters. The small sized modules allowed for<br />
a dense weave of high-resolution information, whereas the<br />
large modules exploited the load bearing capacity of<br />
the robot and ensured fast and economical fabrication.<br />
On the one hand, the students dealt with the combination<br />
of different sized modules towards an effectively<br />
stable whole. On the other hand, an economical mix<br />
of the different sized modules had to be found. The architectural<br />
consequences of our production strategy<br />
were first made tangible by three fabricated physical prototypes.<br />
Because a change of resolution is usually accompanied<br />
by a change of material, the combination of<br />
different sized modules appear at first strange and confusing<br />
in the homogenous material of one and the same<br />
structure, whereas the joint detail conveys a feeling for<br />
the procedural logic buried in the depth of the material.<br />
3./4. Jahr Departement Architektur<br />
Fabio Gramazio, Matthias Kohler
Fabio Gramazio, Matthias Kohler<br />
3./4. Jahr Departement Architektur<br />
Wahlfach und Wahlfacharbeit<br />
Herbstsemester 2007<br />
Geschäumtes Paneel<br />
Der Schaum<br />
Raumakustische<br />
Informierung<br />
Im Herbstsemester 2007 untersuchten wir Strategien zur<br />
Gestaltung und Fabrikation von Paneelen unter der<br />
Verwendung eines additiven Aufschäumprozesses. Die<br />
Besonderheit dabei war, dass sich dieser Prozess nicht<br />
digital simulieren lässt. Der Entwurf wird zum Gestalten<br />
von Fabrikationsdaten und manifestiert sich erst im<br />
physisch fabrizierten Objekt.<br />
Innerhalb mehrerer Iterationen eines abstrakten Gestaltungsprozesses<br />
mittels Computerscripts und der physischen<br />
Fabrikation im realen Massstab mit dem Industrieroboter<br />
haben die Studierenden ihre Entwürfe kontinuierlich<br />
weiterentwickelt. Dies bedeutete, sowohl die materialinhärenten<br />
Eigenschaften des Schaums als auch die zeitliche<br />
Abfolge im Fabrikationsprozess zu analysieren<br />
und in einen programmierten Entwurf zu übersetzen.<br />
In der anschliessenden Wahlfacharbeit kombinierten<br />
wir den Fabrikationsprozess des Aufschäumens mit den<br />
funktionalen Anforderungen an die Raumakustik. Die Studierenden<br />
waren aufgefordert, eine konkrete Raumsituation<br />
mittels akustisch wirksamer Elemente zu gestalten.<br />
Dabei wurde die persönliche Raumwahrnehmung und<br />
deren Einfluss auf die synästhetische Erfahrung zwischen<br />
Hören und Sehen besonders berücksichtigt. Durch die<br />
Parametrisierung der Gestaltung unter Zuhilfenahme algorithmischer<br />
Entwurfswerkzeuge wurde die präzise Anpassung<br />
an unterschiedlichste klangliche Raumsituationen<br />
möglich. Die Wahlfacharbeit erfolgte in Zusammenarbeit<br />
mit Kurt Eggenschwiler, Akustikabteilung der Eidgenössischen<br />
Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (empa),<br />
sowie dem Akustiker Jürgen Strauss, Bern.<br />
Diffus antwortende Bauteile<br />
Datengrundlage des Paneels<br />
76<br />
Foam<br />
Room-Acoustical<br />
Information<br />
During the fall semester of 2007 we investigated strategies<br />
for designing and fabricating panels applying an<br />
additive foaming process. The special characteristics of<br />
this process are that it cannot be virtually simulated.<br />
The design process lies within the generation of the control<br />
data for fabrication and only manifests itself in the<br />
physical fabricated object.<br />
Within several iterations of an abstract design process<br />
writing computer scripts and fabricating physical prototypes<br />
at real world scale, the students constantly enhanced<br />
their designs. They had to analyze the intrinsic material<br />
properties of the foam, as well as the impact of chronological<br />
progression on the fabrication process and incorporate<br />
these findings into their programmed designs.<br />
During the affiliated research course we combined the<br />
foaming process with the functional requirements<br />
of room acoustics. The students were challenged to configure<br />
a specific room situation applying acoustically<br />
active elements. Their individual perception of space and<br />
the synaesthetic experience comprised of hearing and<br />
seeing were especially accounted for. Through the application<br />
of algorithmic design tools that generate<br />
the production code, a parameterized adaptation of the<br />
acoustic panels to a variety of different spatial and<br />
acoustical situations became possible. The research course<br />
was tutored by the acoustician Jürgen Strauss and Kurt<br />
Eggenschwiler of empa acoustics.<br />
Detailaufnahme einer mehrschichtig<br />
geschäumten Struktur
Forschung Research<br />
In unserer Forschung untersuchen wir die sich verändernden<br />
Herstellungsbedingungen von Architektur durch<br />
den Einsatz digitaler Fabrikationstechniken. Unser besonderes<br />
Interesse gilt dabei der Verzahnung von Daten und<br />
Material, der «Digitalen Materialität», und den sich daraus<br />
ergebenden Implikationen für den architektonischen Entwurf.<br />
Die Möglichkeit, am Computer beschriebene Bauteile<br />
direkt maschinell zu fertigen, erweitert nicht nur das<br />
Spektrum konstruktiver Möglichkeiten, sondern begründet<br />
durch den unmittelbaren Einbezug der Material- und<br />
Fabrikationslogik in den Entwurfsprozess einen eigenen<br />
architektonischen Ausdruck und eine neue Ästhetik.<br />
Im Speziellen interessieren uns additive Fabrikationsverfahren<br />
zum Erstellen von nicht standardisierten<br />
Bauelementen. Additive Fabrikation kann vereinfacht als<br />
ein dreidimensionales Druckverfahren beschrieben<br />
werden. Durch das gezielte Ablegen von Material an der<br />
Additive Fabrikation modularer<br />
Wandelemente<br />
Stelle, an der es benötigt wird, sind wir in der Lage,<br />
funktionale und ästhetische Eigenschaften in das Innere<br />
eines Bauteils einzuweben. Wir können somit Architektur<br />
bis auf die Ebene des Materials «informieren». Unser<br />
Ziel ist es, Kriterien für den architektonischen Umgang<br />
mit den neuen, der digitalen Fabrikation inhärenten Konstruktionslogiken<br />
zu entwickeln.<br />
Raumakustische Informierung<br />
In diesem Forschungsprojekt untersuchen wir den gezielten<br />
Einsatz von digital fabrizierten Bauelementen für<br />
die akustische Raumgestaltung in der Architektur.<br />
Dabei berücksichtigen wir speziell die raumakustischen<br />
Kriterien alltäglich genutzter Räume (z.B. Wohnen,<br />
Arbeiten). Jede architektonische Gestaltungsmassnahme,<br />
sei es materialtechnisch oder geometrisch, hat eine<br />
akustische Rückprägung und umgekehrt. Unser Ziel ist<br />
es, aus dieser Korrelation digital fabrizierte Oberflächenstrukturen<br />
mit klangästhetischen Eigenschaften abzuleiten<br />
und als aktives Gestaltungsmittel einzusetzen.<br />
Ein grosses Potential in der Gestaltung der akustischen<br />
Raumwahrnehmung, vor allem bezüglich der Sprachverständlichkeit,<br />
hat die Modulation der Schalldiffusität.<br />
Deswegen betrachten wir speziell diffus streuende<br />
Oberflächen und deren Einsatz in einer konkreten Raumsituation.<br />
Mit der Unterstützung eines Elektroakustikers<br />
und der Abteilung Akustik der empa haben wir die<br />
psychoakustischen Auswirkungen auf die Raumwahrnehmung<br />
untersucht und über zusätzliche Messungen<br />
quantifizierbar gemacht.<br />
77<br />
In our research we examine the changes in architectural<br />
production requirements that result from introducing<br />
digital manufacturing techniques. Our special interest lies<br />
in combining data and material, and the resulting implications<br />
this has for architectural design. The possibility<br />
of directly fabricating building components described<br />
on the computer expands not only the spectrum of possibilities<br />
for construction, but, by the direct implementation<br />
of material and production logic into the<br />
design process, it establishes a unique architectural<br />
expression and a new aesthetic.<br />
We are particularly interested in additive production<br />
techniques used to build non-standardized architectural<br />
components. Simply put, additive production can be<br />
described as a three-dimensional printing process. By<br />
positioning material precisely where it is required, we are<br />
able to interweave functional and aesthetic qualities<br />
into the structure. We can thus ‘inform’ architecture down<br />
to the level of material. Our aim is to develop architectural<br />
criteria to deal with new systems of structural<br />
logic that is intrinsic to digital production processes.<br />
Room-Acoustical Information<br />
In this research project we examine specific applications<br />
of digital fabricated building elements for controlled<br />
room acoustics in architecture. In particular, we consider<br />
the criteria for the acoustic properties of rooms for<br />
everyday use (i.e. living and work spaces). Every metric<br />
of architectural design, be it the definition of the geo-<br />
oben:<br />
Messresultate für harte und diffuse<br />
Reflektion<br />
rechts:<br />
Versuchsanordnung auf der<br />
Roboteranlage<br />
metry or the material, results in an acoustic conditioning<br />
of the room and vice versa. Our aim is to derive<br />
structures out of this correlation that incorporate acoustic<br />
properties and apply these as means of design.<br />
A great potential in controlling the acoustic cognition<br />
of space, especially regarding speech comprehensibility,<br />
lies within the modulation of the diffusion of sound waves.<br />
Therefore, we examine diffuse reflecting surfaces and<br />
their application in special architectural settings in particular.<br />
In cooperation with an acoustician and the empa,<br />
we analyzed the psycho-acoustical effects on the cognition<br />
of space of the resulting measures. Additionally, acoustic<br />
measurements were performed to quantify the results.
Entwurf v–viii<br />
3./4. Jahr<br />
Architectural Design v–viii<br />
3rd/4th Year<br />
Assistenzprofessor<br />
Christian Kerez<br />
Assistenz<br />
Savvas Ciriacidis<br />
Gudrun Holzer<br />
Jan Kinsbergen<br />
Reto Liechti<br />
Matei Manaila<br />
Reto Pedrocchi<br />
Michael Umbricht
Website<br />
www.arch.ethz.ch/kerez<br />
Titelblatt Lehrstuhldokumentation<br />
Title page<br />
In-house publication<br />
Schriften von<br />
Kazuo Shinohara<br />
Die Schriften des japanischen Architekten Kazuo<br />
Shinohara besitzen nicht nur eine grosse Bedeutung,<br />
weil sie das Denken jüngerer Generationen beeinflusst<br />
haben, sondern auch, weil sie die Grundlage für<br />
sein gebautes Werk darstellen.<br />
Bis zum heutigen Zeitpunkt wurden diese Schriften<br />
nur zu einem verschwindend kleinen Teil in europäische<br />
Sprachen übersetzt. Dieses Projekt versucht mit<br />
einer Auswahl von Shinoharas Schriften, die ins<br />
Deutsche und später auch ins Englische übersetzt werden,<br />
diese Lücke zu füllen. Die Auswahl der Texte erfolgte<br />
durch Kazuo Shinohara selbst.<br />
Übersetzt wurden die japanischen Texte von der<br />
deutschen Sprachwissenschaftlerin und Japanologin<br />
Dr. phil. Renate Jaschke. Zudem wurde das Projekt von<br />
Anne Marie Wells, der ehemaligen Verlagsleiterin des<br />
Manesse Verlags, unterstützt.<br />
Sechs Schriften aus der Essaysammlung «Das Wohnhaus»<br />
(Kajima Verlag, 1970) liegen als vorläufige Version<br />
in deutscher Sprache vor, eine davon, «Der schwarze<br />
Raum», wurde in der Zeitschrift «Archithese» (<strong>Zürich</strong>,<br />
2006, Nr. 5) publiziert.<br />
Durch den Tod von Kazuo Shinohara am 15. Juli<br />
2006 musste das Projekt vorerst eingestellt werden,<br />
da die Publikationsrechte mit den Nachfahren des Architekten<br />
neu verhandelt werden müssen. Die bereits<br />
vorliegenden Übersetzungen werden in einer lehrstuhlinternen<br />
Dokumentation zusammengefasst.<br />
Innenraum, Haus Tanikawa,<br />
Kazuo Shinohara, Karuizawa,<br />
1974<br />
Interior, Tanikawa House,<br />
Kazuo Shinohara, Karuizawa,<br />
1974<br />
79<br />
The Writings of<br />
Kazuo Shinohara<br />
The writings of Japanese architect Kazuo Shinohara are<br />
of great importance not only because they so influenced<br />
the thinking of younger generations but also because<br />
they constitute the foundation of all he ever built.<br />
To this day, only a fraction of his writings has been<br />
translated into European languages. This current project<br />
– to present a selection of Shinohara’s writings in<br />
German and, later, in English translation – is an attempt<br />
to close this gap. Kazuo Shinohara selected the texts<br />
personally.<br />
Doctor of Philosophy, Ms. Renate Jaschke, a German<br />
linguist and expert in Japanese Studies, translated<br />
the texts from Japanese. Anne Marie Wells, the former<br />
director of Manesse Verlag publishers, also supported<br />
the project.<br />
Six texts from the collection of essays, ‘The Private<br />
Residence’ (Kajima Verlag, 1970) are already available<br />
in German translation, one of which, ‘Black Space’ (Der<br />
Schwarze Raum) appeared in ‘Archithese’ (<strong>Zurich</strong>, 2006,<br />
Nr. 5).<br />
Following the death of Kazuo Shinohara on 15th July<br />
2006 the project was temporarily suspended, as publication<br />
rights had to be newly negotiated with the architect’s<br />
descendants. Available translations have here<br />
been compiled as a non-commercial, in-house publication<br />
of the Chair.<br />
Forschung Departement Architektur<br />
Christian Kerez
Christian Kerez<br />
3./4. Jahr Departement Architektur<br />
Costa Rica Costa Rica<br />
Bei dem Entwurf eines Sekundarschulhauses in Costa Rica<br />
handelt es sich um einen Projektwettbewerb. Die Studentenarbeiten<br />
werden durch eine Fachjury beurteilt, die<br />
Stiftung Edunamica will die Realisierung des erstrangigen<br />
Projektes ermöglichen. Das Entwerfen an einem fremden<br />
Ort erfordert eine intensive Recherche der örtlichen<br />
Bedingungen. Gewohnte Sichtweisen und altbekannte architektonische<br />
Lösungen können nicht unreflektiert<br />
angewandt werden. Die Auseinandersetzung mit einem<br />
unbekannten Kontext kann umgekehrt eine neue Sicht<br />
auf das Gewohnte eröffnen.<br />
Tobias Klauser, Andri Lüscher<br />
80<br />
The project for a school in Costa Rica is actually an architectural<br />
competition. A professional jury reviews the<br />
student work and the Edunamica foundation is going to<br />
realize the first price. Design in a foreign context<br />
requires an intense research about the local conditions.<br />
Familiar views and well-known architectural solutions<br />
cannot be implemented without reflection. To deal with<br />
an unknown context can, on the other hand, open up<br />
new views back to the very familiar.
30<br />
10<br />
200<br />
30<br />
10<br />
10<br />
100<br />
260<br />
50 50<br />
Jan Hellhammer,<br />
Jonas Nauweleartz de Agé<br />
1000<br />
300<br />
240 240<br />
10 100 10<br />
Matthias Bucher, Jules Selter<br />
700<br />
300<br />
490<br />
1000<br />
100<br />
50 50<br />
81
Christian Kerez<br />
3./4. Jahr Departement Architektur<br />
Licht Light<br />
Es gibt kein neutrales, flexibles oder ideales Licht, das<br />
für alle Situationen oder alle Objekte gleichermassen<br />
eine Gültigkeit hat. Jede Lichtsituation bedeutet eine Veränderung<br />
der Wahrnehmung des darin gezeigten<br />
Gegenstandes.<br />
Wir suchen eine bewusste Bezugnahme auf ein spezifisches<br />
Ausstellungsgut. Diese Interpretation soll ein<br />
Ausstellungsgut zu einem historischen oder biografischen<br />
Kontext in Beziehung setzen oder bewusst ein neues<br />
Licht darauf werfen.<br />
Alpines Museum Bern<br />
Die gegossene Gipshaut lässt an<br />
dünnen Stellen Licht durch.<br />
Andrea Schregenberger, Michèle Bär<br />
Plakatsammlung <strong>Zürich</strong><br />
Das Hochregal-Lager ist Ausstellungsraum.<br />
Caroline Welter,<br />
Roman Ziegler<br />
82<br />
There is no neutral, flexible or ideal light, which is valid<br />
for every situation or all objects. Each lighting condition<br />
signifies a change of perception vis-a-vis the object<br />
presented.<br />
We search for a conscious relation to a specific exhibition.<br />
This interpretation is supposed to relate the<br />
exhibition to a historic or biographic context, or consciously<br />
to cast a new light on it.
Stiftung Adolf Wölfli<br />
Das Licht wird unter dem grossen<br />
Dach in die Innenräume reflektiert.<br />
Ella Ryhiner, Augusta Meyer<br />
Museum für Robert Ryman<br />
Bestehende Räume sind unvermittelt<br />
zu einer Collage zusammengefügt.<br />
Karin von Wyl, Nadja Rechsteiner<br />
83<br />
3./4. Jahr Departement Architektur<br />
Christian Kerez
Entwurf mit integrierten<br />
Disziplinen v–viii<br />
3./4. Jahr<br />
Architectural Design with<br />
Integrated Disciplines v–viii<br />
3rd/4th Year<br />
Professor<br />
Hans Kollhoff<br />
Assistenz<br />
Mark Ammann<br />
Patrick Chladek<br />
Caroline Fiechter<br />
Suzanne Senti<br />
Markus Tubbesing
85<br />
Forschung Departement Architektur<br />
Hans Kollhoff
Website<br />
www.kollhoff.arch.ethz.ch<br />
Thomas Fischnaller<br />
Städtische Häuser<br />
in <strong>Zürich</strong> ii<br />
«Stadt» entsteht nicht aus dem Geiste des «Design» im<br />
Interesse anonymen Investments.<br />
Das Design muss sich heutzutage architektonischen<br />
Fragen der Nützlichkeit, Haltbarkeit und Schönheit nicht<br />
mehr stellen – der Zweck (der Vermarktung) heiligt seine<br />
Mittel – oft schon bevor das Design materiell verwirklicht<br />
wurde. Design zersetzt die Stadt. Im Zuge der Globalisierung<br />
macht es aus Stadtindividuen Allerweltsstädte. Design<br />
zielt auf Globalität und den Augenblick. Architektur<br />
dagegen kennt Ort und Herkunft und zielt auf Dauer.<br />
Die Stadt, wie wir sie zu schätzen gelernt haben, ist aus<br />
individuellen Häusern gebildet, aus Haus-Charakteren,<br />
auf privater Parzelle in geschlossener oder offener Bauweise,<br />
einer Bauflucht folgend entlang einer Strasse, die<br />
einen Namen hat. Die Strasse gewinnt ihre Eigenart aus<br />
der Vielfalt der Häuser, die sie als Raum konstituieren<br />
und sie zu einer Adresse werden lassen.<br />
86<br />
Urban Buildings<br />
in <strong>Zurich</strong> ii<br />
‘City’ does not originate from the spirit of ‘design’ in the<br />
interests of anonymous investments.<br />
Design does not have to encounter issues such as<br />
usefulness, sustainability and beauty; the end (the<br />
marketing) justifies the means often even before it has<br />
been materially realized. Design undermines the city.<br />
In the course of globalization, it makes average cities out<br />
of individual cities. Design aims at globalism and the<br />
moment. Architecture, on the other hand, recognizes<br />
place and origin, and aims at sustainability.<br />
The city, as we know and appreciate it, is composed of<br />
individual buildings, of building characters, on private<br />
plots of land, in closed-in or open building styles, a building<br />
alignment along a street that has a name. The street<br />
derives its individuality from the variety of the buildings<br />
that constitute its space and make it possible for it to<br />
become an address.
Giulia Furlan
Hans Kollhoff<br />
3./4. Jahr Departement Architektur<br />
Niklaus Haller<br />
<strong>Zürich</strong> West <strong>Zurich</strong> West<br />
88
89<br />
Nadja Moser<br />
3./4. Jahr Departement Architektur<br />
Hans Kollhoff
Entwurf v–viii<br />
3./4. Jahr<br />
Architectural Design v–viii<br />
3rd/4th Year<br />
Professor<br />
Peter Märkli<br />
Markus Peter<br />
Assistenz<br />
Ingrid Burgdorf<br />
Catherine Dumont d’Ayot<br />
Lynn Hamell<br />
Chantal Imoberdorf<br />
Valentin Loewensberg<br />
Thomas Padmanabhan<br />
Dan Schürch<br />
Ulrike Tillmann
Website<br />
www.maerkli-peter.arch.<br />
ethz.ch<br />
Leitung Herbstsemester<br />
Prof. Peter Märkli<br />
Isola di Giannutri Island of Giannutri<br />
Eine wunderschöne Situation, die kleine Insel Giannutri,<br />
im Tyrrhenischen Meer gelegen, ist der Ausgangspunkt<br />
dieses Semesters. Stadtstrukturen können in ihrer Morphologie<br />
präzise besprochen werden. Wir stellen uns die<br />
Frage, ob in der Landschaft eine ebenso präzise Sprachlichkeit<br />
gefunden werden kann. An diesem Ort soll<br />
ein kleines Bauwerk entworfen werden, das sich in seiner<br />
Wirksamkeit in Beziehung zum gesamten Landschaftsraum<br />
setzt.<br />
Caroline Pachoud<br />
91<br />
The inspiration for this semester is the small, beautiful<br />
island of Giannutri in the Tyrrhenian Sea. As architects,<br />
we are accustomed to discussing the morphology of<br />
the urban landscape in a precise manner. Is it possible to<br />
discuss the morphology of the rural landscape as precisely?<br />
The students were asked to design a small building, an<br />
architecture that in its effectiveness directly relates to the<br />
vastness of this specific landscape.<br />
3./4. Jahr Departement Architektur<br />
Peter Märkli, Markus Peter
Peter Märkli, Markus Peter<br />
3./4. Jahr Departement Architektur<br />
Leitung Frühjahrssemester<br />
Prof. Peter Märkli<br />
Skizze Innenraum<br />
Claus Reuschenbach<br />
<strong>Zürich</strong> <strong>Zurich</strong><br />
In Architektur und Kunst gibt es für eine Generation nicht<br />
beliebig viele grundsätzliche Fragestellungen. In der<br />
Architekur und im Städtebau ist heute eine der wichtigsten<br />
Fragestellungen jene nach dem Weiterbauen in bestehenden<br />
Bebauungsstrukturen. Der Ort für eine Untersuchung<br />
dieser Fragestellung ist das Stadtgebiet von<br />
<strong>Zürich</strong>. Es ist charakterisiert durch unterschiedliche Bebauungweisen,<br />
die sich als Brüche im Stadtkörper zeigen. In<br />
diesem Kontext soll ein städtisches Wohnhaus entworfen<br />
werden, das den Stadtraum in seiner Urbanität stärkt.<br />
Wohngeschoss<br />
92<br />
Within the disciplines of architecture and art, no generation<br />
asks fundamental questions which are somehow<br />
arbitrary. Today within the disciplines of architecture and<br />
urbanism one of the most pressing questions is how,<br />
when confronted with existing built contexts, to properly<br />
build within that context in a modern yet appropriate<br />
manner. This semester, the site for this investigation is<br />
<strong>Zurich</strong>, a city characterized by differing building<br />
typologies, some of which exist as fragments within the<br />
city context. The students were asked to select a site<br />
on which to design a residential building which would<br />
charge its surrounding urban space.<br />
Schaufassade Dufourstrasse
Skizzen Schaufassade<br />
Aline Vuilliomenet<br />
Modellausschnitt Schaufassade<br />
Wohngeschoss<br />
Schaufassade Am Schanzengraben<br />
93<br />
3./4. Jahr Departement Architektur<br />
Peter Märkli, Markus Peter
Peter Märkli, Markus Peter<br />
Forschung Departement Architektur<br />
Leitung<br />
Prof. Markus Peter<br />
Romeo und Julia Romeo and Juliet<br />
Hans Scharoun baute in den Jahren 1954 bis 1959 die<br />
beiden Hochhäuser «Romeo und Julia» in Stuttgart und<br />
schuf mit ihnen zwei der aussergewöhnlichsten Wohnbauten<br />
der Nachkriegszeit. Entgegen den Bemühungen<br />
seiner Zeit um Standardisierung und Typisierungen<br />
errichtet er Wohnhäuser, die durch ihre Vielgestaltigkeit<br />
überraschen. Die unorthodoxe Figuration von Wohneinheiten<br />
folgt in ihrem Aufbau keinen einfach erfassbaren<br />
seriellen Regeln.<br />
Doch bei aller hervorbrechender Modernität der formalen<br />
Mittel, der Bewegungsbilder, der punktierten<br />
Rhythmen, der Betonungsumschwünge, der Linienverstärkungen<br />
durch Doppel- und Dreifachparallelen,<br />
der Steigerungsgänge und der Intervallvergrösserungen<br />
sind es Verfahren, die in ihrem Kern auf Wiederholung<br />
und Multiplizierung beruhen.<br />
Die Balkonfiguren sind die unauslöschlich in<br />
Erinnerung bleibenden Elemente dieses Verfahrens der<br />
Wiederholung. Wie insistierende «Ostinati» sollte<br />
diese musikalische Technik einer sich stetig wiederholenden<br />
formalen Figur, eines bestimmten Rhythmus alle zukünftigen<br />
Wohnungsbauten von Scharoun prägen und sie<br />
durch hartnäckige Anwendung sofort erkennbar machen.<br />
Mit der bewussten Rückkoppelung an entwerferische<br />
Untersuchungen zur Reihung, Stapelung und Addition<br />
einzelner Wohnungseinheiten nimmt Scharoun eine<br />
der entscheidensten Fragestellungen des modernen Massenwohnungsbaus<br />
auf. Er bedient sich eigener Logiken der<br />
Julia, Normalgeschoss, 1959<br />
94<br />
In the period between 1954–1959, Hans Scharoun erected<br />
two of the most singular apartment buildings of the<br />
postwar period, his ‘Romeo and Juliet’ residential highrises<br />
in Stuttgart. In opposition to contemporary practices<br />
of standardization and the use of types, this pair of multistory<br />
buildings is characterized by complexity of shape<br />
and by its surprisingly polymorphous structures. The unorthodox<br />
configurations of the apartments follow no<br />
evident modular or serial rules.<br />
Yet despite the striking modernity of the formal means<br />
involved, the project’s perpetually changing appearance,<br />
distinctive rhythms, curving concrete forms, intensification<br />
of contours via double and triple parallel lines, rising<br />
progressions, and expanded intervals are all based on procedures<br />
of repetition and multiplication.<br />
The balconies are the most unforgettable results of<br />
this method of repetition. With its insistent ostinati<br />
figures, this quasi-musical technique, which involves the<br />
use of constantly repeated figures and specific rhythmic<br />
units, would characterize all of Scharoun’s subsequent<br />
apartment buildings, making his authorship immediately<br />
recognizable. By deliberate drawing on design investigations<br />
dealing with the sequencing, stacking, and additive<br />
arrangement of individual units, he takes up the most<br />
pressing question facing social housing: the need to avoid<br />
monotony. In order to counteract the threat of repetition,<br />
of uniformity and predictability, Scharoun deploys<br />
a logic of accumulation and multiplication.
Weitere Forschungsprojekte<br />
bei Prof. Peter Märkli<br />
–Claudia Moll, Axel Simon,<br />
Eduard Neuenschwander:<br />
Architekt und Umweltgestalter.<br />
Forschungs- und<br />
Publikationsprojekt in<br />
Zusammenarbeit mit der<br />
Professur Christophe Girot<br />
–Anja Maissen, Über die<br />
Sprache der Architektur.<br />
Forschungs- und<br />
Publikationsprojekt<br />
Laufende Dissertationen<br />
bei Prof. Markus Peter<br />
–Catherine Dumont d’Ayot,<br />
Marc J. Saugey. L’espace,<br />
la ville et les affaires<br />
–Elli Mosayebi, Luigi<br />
Caccia Dominioni. Die<br />
Erneuerung der<br />
bürgerlichen Wohnkultur<br />
in Mailand um 1950.<br />
Siehe unter Prof. Dr. Ákos<br />
Moravánszky<br />
Akkumulation und Multiplizierung, um sich der drohenden<br />
Wiederholung, der Eindeutigkeit und Vorhersehbarkeit<br />
der Form zu widersetzen. Schon in den ersten Lageplanzeichnungen<br />
für die Wohnhochhäuser Romeo und<br />
Julia greift er auf eine in ihrer Breite und Disparatheit<br />
ungewöhnliche Grundrisssammlung zurück. Das<br />
Grundrissrepertoire durchquert fast alle Topoi des funktionalistischen<br />
Diskurses: Belichtung und Orientierung,<br />
Untersuchungen zu unterschiedlichen Erschliessungssystemen<br />
und die Schaffung offener Raumbeziehungen im<br />
Innern der Wohnung. Die diesen Wohnungen eigene<br />
Ausdrucksweise bleibt aber seltsam unberührt davon und<br />
artikuliert sich in einem antidoktrinären Duktus, der<br />
Verstösse gegen das Regelwerk sichtlich voraussetzt. Der<br />
an sich schon etwas provokanten Anwendung der Aussengangerschliessung<br />
auf ein Wohnhochhaus folgt die<br />
ausgedrehte Verkettung der Wohnungen, die sich an ihren<br />
Enden förmlich von der optimalen Besonnung abwenden.<br />
Die gezackte, fast verdoppelte Abwicklung führte zur<br />
Entdeckung einfacher Fügungsprinzipien von polygonalen<br />
und hexagonalen Vielecken mit stumpfen Winkeln,<br />
die die stupende Wirkung einer zweiseitigen Orientierung<br />
eines traditionell linearen, nach Süden orientierten<br />
Wohnungstyps erzeugt. Die Forschungsarbeit geht dieser<br />
Strategie nach, die mit «Romeo und Julia» erstmalig<br />
entwickelt wird und in Scharouns späteren Wohnungsbauentwürfen<br />
mehrfache Fortsetzung fand.<br />
Romeo, Normalgeschoss, 1957<br />
95<br />
Already in the first site plan for ‘Romeo and Juliet’,<br />
Scharoun draws on a vast array of contrasting floor<br />
plans. This repertoire of layouts encompasses all topics<br />
relevant to the discourse of functionalism: natural<br />
illumination, orientation, multiple forms of access, and<br />
flexible spatial relationships within each residential unit.<br />
The singular expressiveness of each individual apartment<br />
remains unaffected by this approach; each is articulated<br />
in an unorthodox style that presupposes the programmatic<br />
violation of the rules. The provocative use of access<br />
balconies on high-rises is heightened by the dislocated<br />
interlinking of the apartments, their termini averted<br />
from maximal sunlight exposure. The jagged, almost<br />
doubled development of the facades leads to the discovery<br />
of a simple principle of assembly involving polygons<br />
and hexagons with obtuse angles. This principle generates<br />
the stunning impact of the double orientation, used<br />
here for a traditionally linear and south-facing dwelling<br />
type. This research project examines this strategy, first<br />
developed for the ‘Romeo and Juliet’ buildings before<br />
being used repeatedly in later Scharoun housing projects.<br />
Forschung Departement Architektur<br />
Peter Märkli, Markus Peter
Entwurf mit integrierten<br />
Disziplinen v–viii<br />
3./4. Jahr<br />
Architectural Design with<br />
Integrated Disciplines v–viii<br />
3rd/4th Year<br />
Professor<br />
Dr. Josep Lluis Mateo<br />
Assistenz<br />
Dan Budik<br />
Krunoslav Ivanisin<br />
Florian Sauter<br />
Ramias Steinemann<br />
Maria Viñé
Website<br />
www.mateo.arch.ethz.ch<br />
Auditorium in Dubrovnik Auditorium in Dubrovnik<br />
Wir entwerfen ein öffentliches Gebäude von besonderer<br />
Beschaffenheit und spezifischem Ausdruck in einer<br />
mediterranen Stadtstruktur. Ein monumentaler Raum soll<br />
aus der immateriellen Präsenz der Musik geschaffen<br />
werden. Die Akkustik stellt den elementaren Grundstein<br />
für die Gestaltung eines physischen Hohlraums dar, in<br />
dem sich Menschen zusammenfinden. Wir beginnen mit<br />
einer programmatischen und räumlichen Untersuchung<br />
der Typologie, wobei zu Beginn der Kontext unbekannt<br />
bleibt. In einer zweiten Phase wird die Situation aufgedeckt.<br />
Wir konfrontieren die erarbeitete Form mit dem<br />
Kontext.<br />
Benjamin Engelhardt,<br />
Götz Lachenmann<br />
Stephanie McCaffer, Rebecca Thomas Florian Stroh, Samuel Waehry<br />
Emanuel Biland, Pascal Hendrickx Hazel McEvoy, Ian King<br />
97<br />
We produced a public building with specific consistency<br />
and expression within a general Mediterranean city<br />
fabric: a monument versus an icon. We created a monumental<br />
space shaped by the non-material presence of<br />
sound. Sound is the primary agent of space. We shaped<br />
a material void in which many people gather together.<br />
The mass of people is the secondary agent of space. We<br />
started with a pure programmatic and spatial research.<br />
Therefore, the site was unknown to students during the<br />
first phase of the semester. In a second phase, the site<br />
was unveiled: we confronted the developed programmatic<br />
form with the urban context.<br />
3./4. Jahr Departement Architektur<br />
Josep Lluis Mateo
Josep Lluis Mateo<br />
3./4. Jahr Departement Architektur<br />
Sascha Fahrni, Lionel Kirrmann<br />
Stadion Juventus Turin Juventus Turin Stadium<br />
Sport als zeitgenössisches Phänomen und als Beispiel der<br />
körperlichen Kultur versteht sich als ein Schauspiel der<br />
Massen. Der Ausdruck kollektiver Identität einer Gruppe<br />
und die mediale Vermarktung machen den «Fussball»<br />
zu einem Massenphänomen von beachtlichem wirtschaftlichem<br />
Stellenwert. Die Stadien, von vielen als die neuen<br />
Kathedralen unserer Zeit gesehen, sind Gebäude, die<br />
sich in einem Prozess der Neudefinierung befinden. Das<br />
Stadion ist heute ein städtischer Referenzpunkt, ein<br />
Ort mit komplexen Funktionsanforderungen. Ein Ort,<br />
der nicht mehr nur sportliche Ereignisse beheimatet,<br />
sondern auch permanente Programme, die ihre ökonomischen<br />
Möglichkeiten mit Hilfe der Club-Identität<br />
generieren.<br />
98<br />
Sport in the contemporary world, beyond being an example<br />
of physical culture, is a spectacle of masses with<br />
great meaning. The expression of collective identity of a<br />
group of people and the great media-based business<br />
within sport constitutes a phenomenon of the masses and<br />
a considerable economic activity. A stadium nowadays<br />
is an urban reference, a place with complex functional<br />
comfort-based requirements. The stadiums, considered by<br />
many to be the new cathedrals of our time, are at the<br />
moment undergoing an active process of transformation.<br />
The project pursued a space that considers permanent<br />
programs, beyond sports-related functions, using the brand<br />
of the club to extend the market possibilities.
Kaspar Helfrich, Frederic Schwarz<br />
Martin Trefon, Philipp Zindel<br />
99<br />
3./4. Jahr Departement Architektur<br />
Josep Lluis Mateo
Entwurf v–viii<br />
3./4. Jahr<br />
Architectural Design v–viii<br />
3rd/4th Year<br />
Professor<br />
Adrian Meyer<br />
Assistenz<br />
Beat Aeberhard<br />
Ralf Edelmann<br />
Mathias Frey<br />
Jan Kinsbergen<br />
Oliver Krell<br />
Susanne Kuhlbrodt<br />
Detlef Schulz<br />
Andrea Speirer
Website<br />
www.meyer.arch.ethz.ch<br />
Prototyp Prototype<br />
Zeichen an der Autobahn<br />
Raststätte und Turm<br />
Die Semesteraufgabe widmet sich der Frage nach dem<br />
Prototyp. Welche Rolle kann diesem in einer Umgebung<br />
zukommen, die sich wesentlich über die Sicht aus<br />
dem fahrenden Auto definiert?<br />
Am Autobahnring vor den Toren der Stadt <strong>Zürich</strong><br />
planen wir an einer imaginären Autobahnraststätte<br />
ein archetypisches Hochhaus. Im suburbanisierten Limmattal<br />
soll ein hohes Gebäude entstehen, das von originalem<br />
– nicht originellem – Charakter sein soll. Damit der<br />
Bau im Kontext zwischen kleinteiliger Landschaft,<br />
der Weite des Limmattals und der Nähe des Autobahnkreuzes<br />
seine Bestimmung als Gebäude mit Erinnerungswert<br />
erfüllen kann, braucht er eine gewisse Grösse.<br />
Diese definiert sich entscheidend durch das Tragwerk. Wir<br />
suchen demnach nicht nach einem sich selbst genügenden<br />
Objekt, sondern nach einer individuellen Typologie,<br />
die sich mit der Frage auseinandersetzt, wie strukturelle<br />
Überlegungen letztlich eine markante Form generieren und<br />
welches kulturelle Selbstverständnis dadurch transportiert<br />
wird. In der Funktion wird ein hybrides, vielfältiges<br />
Gebilde angepeilt, das in der Höhe gestaffelte, unterschiedliche<br />
Nutzungen beherbergt. Über das Thema eines<br />
zeitgemässen Prototyps hinaus stehen die Rolle von<br />
öffentlichem und privatem Raum und ihre jeweilige Vernetzung<br />
im Zentrum des Interesses.<br />
101<br />
Symbol Along the Motorway<br />
A Motorway Service Area and a Tower<br />
The studio addresses the question of the prototype.<br />
Which role can it play in a context, which is characterized<br />
mainly through the perspective of the moving car?<br />
Along <strong>Zurich</strong>’s motorway ring, the students were asked<br />
to design an archetypical high-rise building next to a<br />
fictive motorway service area. In a highly suburbanized<br />
surrounding, a tower of original – not fancy – character<br />
had to be developed. In order to withstand the difficult<br />
context of a landscape divided up into small sections<br />
and to achieve a landmark status for the tower, the building<br />
needed a certain height. The design had to be<br />
worked out by first developing a conceptual bearing<br />
structure. It required exploration of an individual<br />
typology and the generation of the building’s form through<br />
its structure rather than by adapting a structure to a<br />
fancy form. The students were to develop their own programming<br />
for the tower; the only criteria provided was<br />
a multi-use, hybrid proposal which would take into consideration<br />
the private and public requirements of such<br />
a structure.<br />
3./4. Jahr Departement Architektur<br />
Adrian Meyer
Adrian Meyer<br />
3./4. Jahr Departement Architektur<br />
Huibiau Wu<br />
102
Deborah Wyss<br />
103<br />
3./4. Jahr Departement Architektur<br />
Adrian Meyer
Professur für<br />
Informationsarchitektur<br />
3./4. Jahr<br />
Chair of Information<br />
Architecture<br />
3rd/4th Year<br />
Professor<br />
Dr. Gerhard Schmitt<br />
Assistenz<br />
Dr. Remo Burkhard<br />
Jan Halatsch<br />
Antje Kunze<br />
Christian Schneider<br />
Martina Sehmi-Luck<br />
Sandra Wipfli
Website<br />
www.ia.arch.ethz.ch<br />
links:<br />
Entwurfsbild «Value Lab»<br />
Der Lehrstuhl für Informationsarchitektur erforscht das<br />
Potenzial neuer Visualisierungs-, Simulations- und<br />
Kommunikationstechniken mit dem Fokus auf urbane und<br />
kooperative Planung. Als Lehrveranstaltung wird der<br />
Wahlfachkurs «Informationsarchitektur» und ein weiterführendes<br />
Training im Bereich «Business Knowledge<br />
Visualization» angeboten. Die Forschungsaktivität beinhaltete<br />
unter anderem die Organisation zweier<br />
internationaler Forschungskonferenzen. Mit dem «Value<br />
Lab» wird zudem im Forschungs- und Lehrgebäude<br />
«Information Science Lab» eine neue Forschungsinfrastruktur<br />
implementiert. Um die Idee des Wissenshubs<br />
Science City zu beleben, wurde ausserdem eine öffentliche<br />
Ausstellung zum Thema «Visualizing Knowledge» konzipiert<br />
und umgesetzt.<br />
Forschung: Gipfeltreffen Visualisierung & Konferenz für<br />
Informationsvisualisierung<br />
Mehr als 100 Forscher, innovative Köpfe und Fachleute<br />
aus aller Welt nahmen am ersten internationalen Visualisierungsgipfel<br />
vom 3. bis 6. Juli 2007 in der Science<br />
Am internationalen «Gipfeltreffen<br />
Visualisierung» werden zehn neue<br />
Forschungsziele definiert.<br />
City der eth <strong>Zürich</strong> teil. In neun parallel durchgeführten<br />
Workshops erarbeiteten die Teilnehmenden in Gruppendiskussionen<br />
je ein Forschungsziel im Bereich «Visualization<br />
Science». Jedes der neun definierten Ziele kann<br />
bis zum Jahr 2010 erreicht werden. Die bereits etablierte<br />
11. internationale Konferenz für Informationsvisualisierung,<br />
an welcher der Lehrstuhl als Mitorganisator beteiligt<br />
war, fand in derselben Woche statt und konnte rund<br />
300 internationale Teilnehmer verzeichnen.<br />
105<br />
The Chair for Information Architecture investigates the<br />
potential of new visualization, simulation and communication<br />
methods, mainly in the area of urban and cooperative<br />
planning. We teach the elective course ‘Information<br />
Architecture’ and the executive training course<br />
‘Business Knowledge Visualization’. On the research front,<br />
we organized two larger international research conferences.<br />
On the context of a construction project, a research<br />
and teaching building called the ‘Value Lab’ is<br />
being implemented as a new research facility. To boost<br />
the project Science City as a knowledge hub, we created<br />
a public exhibition entitled ‘Visualizing Knowledge’.<br />
Research: Visualization Summit & Conference for Information<br />
Visualization<br />
At the first international Visualization Summit (July 3 –<br />
6, 2007), more than 100 researchers, innovative thinkers,<br />
and practitioners from around the world defined nine<br />
new research goals in the context of ‘Visualization Science’.<br />
In each of the nine parallel woirkshops, the respective<br />
leaders in the field discussed and elaborated one research<br />
goal with their peers which was to be achieved by the<br />
year 2010. In the same week, we co-organized an established<br />
conference, the 11th international Conference<br />
for Information Visualization, which attracted about 300<br />
international researchers to eth Science City.<br />
3./4. Jahr Departement Architektur<br />
Gerhard Schmitt
Gerhard Schmitt<br />
3./4. Jahr Departement Architektur<br />
Forschung: Value Lab<br />
Das Value Lab wird im neuen «Information Science Lab»<br />
eine zentrale Rolle einnehmen und stellt die Verschmelzung<br />
von gebauter Architektur und digitalem Design dar.<br />
Drei grosse Bildschirme und zwei Pixeltische ermöglichen<br />
interaktive Gruppenarbeiten. Hochmoderne Projektoren<br />
runden den Raum ab. In anspruchsvollen<br />
Forschungsprojekten der eth <strong>Zürich</strong>, auch in Zusammenarbeit<br />
mit ihren externen Partnern, wird das Value Lab<br />
einen integrativen Bestandteil bilden. Es wird für die Lehre<br />
wie auch für die Forschung eingesetzt werden – für<br />
Analyse grosser Datensets, Applikationen für Marketing<br />
und Monitoring, Echtzeitvisualisierungen, verteiltes<br />
Rechnen von grafischen Computersimulationen und<br />
interaktives Screendesign. Das System ermöglicht<br />
zudem alltägliche Anwendungen wie Präsentationen,<br />
Vorlesungen, Presse- und Videokonferenzen.<br />
Lehre: Methoden und Konzepte eines neuen architektonischen<br />
Designprozesses<br />
Der Wahlfachkurs bietet eine theoretische und praktische<br />
Einführung in die neue Thematik der Informationsarchitektur.<br />
Inspiriert von zahlreichen realen und virtuellen<br />
Beispielen werden die Anwendung und Folgen einer Verschmelzung<br />
von digitalem Informationsraum und physikalischer<br />
Architektur thematisiert und diskutiert. Die<br />
Studierenden erhalten einen Einblick in eine mögliche<br />
nächste Generation von Designprozessen für Architekten<br />
und in theoretische Konzepte des Informationsmanagements.<br />
Die Vorlesungen sind interaktiv gestaltet<br />
und behandeln sowohl visionäre Fallstudien als auch<br />
neue Entwurfstechniken. Die Studierenden lernen Informationsarchitektur<br />
kennen und begreifen; sie erwerben<br />
Fähigkeiten in Forschung und Informationsmanagement,<br />
die den zukünftigen eth-Architekten auszeichnen<br />
werden.<br />
106<br />
Research: Value Lab<br />
The Value Lab will be an essential space in the new Information<br />
Science Laboratory (hit) and represents<br />
the fusion between built architecture and digital design<br />
science. The Value Lab enables users to work together<br />
interactively in groups in front of three large computer<br />
displays and at two interactive display tables. High<br />
definition projectors complete the visual presentation<br />
capabilities of the space. This lab will be integrated<br />
in challenging scientific projects within eth and with cooperation<br />
partners of eth. It will be used in teaching<br />
and for research purposes, such as analysis of large data<br />
sets, applications in marketing and monitoring, applications<br />
in real-time visualization, distributed real-time<br />
image rendering, and interactive screen design. The<br />
system will also support general usage for presentations,<br />
lectures, press and video conferences.<br />
Teaching: Methods and Concepts of a New Architectural<br />
Design Process<br />
The elective course ‘Information Architecture’ provides a<br />
theoretical and practical introduction to the new area<br />
of Information Architecture. Inspired by numerous built<br />
and virtual examples, it discusses the consequences<br />
when information space and physical architecture are<br />
merged. The students receive an introduction to a<br />
possible next generation design process for architects and<br />
to access theoretical concepts in the transition of information<br />
management. The lectures are highly interactive<br />
and discuss visionary case studies and new techniques.<br />
Vorlesung in der Bibliothek Werner<br />
Oechslin, Einsiedeln<br />
Apart from allowing students to learn about and experience<br />
Information Architecture, the course also introduces<br />
research and management skills that will distinguish<br />
the future-trained eth architect.
Öffentlichkeitsarbeit: Ausstellung «Visualizing Knowledge»<br />
Die Ausstellung «Visualizing Knowledge», die vom 4. bis<br />
26. Juli 2007 durchgeführt wurde, bot einen Einblick<br />
in die vielfältigen Ausprägungen von Visualisierungen.<br />
Durch eine Auswahl analoger Bilder – digitaler Arbeiten<br />
und interaktiver Anwendungen aus Kunst und Wissenschaft<br />
– wurde gezeigt, wie sich Daten, Informationen und<br />
deren Visualisierung in einer enormen Vielfalt in unserem<br />
Alltag manifestieren. Neben herkömmlichen Bildern,<br />
wie sie uns täglich in verschiedensten Medien (im Fernsehen,<br />
in der Zeitung und auf Plakaten) begegnen,<br />
waren auch Bilder zu sehen, die ausschliesslich durch die<br />
Verwendung von Visualisierungswerkzeugen und neuesten<br />
Techniken entstehen und so für unser Auge Unsichtbares<br />
in überraschender und vielschichtiger Weise sichtbar<br />
machen.<br />
Impression aus der Ausstellung<br />
«Visualizing Knowledge»<br />
107<br />
Dialogue with the Public: Exhibition ‘Visualizing Knowledge’<br />
The public exhibition ‘Visualizing Knowledge’ (July 4 –<br />
26, 2007) offered a look at the varied forms in which the<br />
visual is made manifest. A selection of analogue<br />
images, digital creations and interactive applications of<br />
art and science demonstrated the enormously versatile<br />
way how data and information as well as their respective<br />
visualizations are present in our everyday lives. The<br />
familiar visual vocabulary of the media, from television<br />
and newspapers to posters, was juxtaposed with images,<br />
made possible only by the use of visualization tools and<br />
the very latest technology. The result allowed the invisible<br />
to become visible in surprising and complex forms.<br />
3./4. Jahr Departement Architektur<br />
Gerhard Schmitt
Entwurf mit integrierten<br />
Disziplinen v–viii<br />
3./4. Jahr<br />
Architectural Design with<br />
Integrated Disciplines v–viii<br />
3rd/4th Year<br />
Professor<br />
Miroslav Sik<br />
^<br />
Lehrbeauftragter im<br />
Frühjahrssemester<br />
Christoph Mathys<br />
Assistenz<br />
Andreas Buschmann<br />
Tina Gernet<br />
Harald König<br />
Christoph Mathys<br />
Daniel Nyffeler<br />
Olivia Valderrama
Website<br />
www.sik.arch.ethz.ch<br />
Stefan Roggo<br />
Automuseum <strong>Zürich</strong><br />
Geroldstrasse<br />
Die Parzelle befindet sich in einem ehemaligen Industriequartier.<br />
Heute ist dieses Erbe nur noch in der Bebauung<br />
zu spüren, Architekten und Grafiker, Gründerparks<br />
und Büros, Kunst, Kultur und Nachtleben bestimmen<br />
den Ort.<br />
Hier soll ein Museum entstehen, das unabhängig von<br />
einem bestimmten Hersteller die Geschichte des Automobils<br />
ausstellt und damit eines der einflussreichsten<br />
Kulturgüter unserer Zeit. Dabei sehen wir das Automobil<br />
als Artefakt, als Zeugnis der Industriegeschichte, als<br />
Repräsentant der mobilen Kultur und vor allem als Objekt<br />
künstlerisch ästhetischer Wahrnehmung.<br />
Die Arbeiten wurden von Dozent Ruedi Seiler<br />
begleitet.<br />
109<br />
Automobile Museum<br />
<strong>Zurich</strong>, Geroldstrasse<br />
The site for the museum is situated in <strong>Zurich</strong>’s former<br />
industrial zone. Today, the only sign of this heritage are<br />
the remaining buildings – architects and designers,<br />
business start-ups and offices, the art scene and nightlife<br />
have taken over now.<br />
The museum should portray the history of the automobile<br />
independently from any single manufacturer.<br />
The car is one of the most important cultural artifacts of<br />
our time; we see it as a relic of industrial history, as<br />
representing the culture of mobility and above all as a<br />
work of art.<br />
The projects were accompanied by Lecturer Ruedi<br />
Seiler.<br />
3./4. Jahr Departement Architektur<br />
Miroslav Sik<br />
^
Miroslav Sik<br />
3./4. Jahr Departement Architektur<br />
^<br />
Jonathan Roider<br />
Couturier Haus<br />
Limmatquai<br />
Das Eckhaus der Haifischbar am Limmatquai auf der<br />
Höhe der Rudolf-Brun-Brücke wird als Couturier-Haus<br />
neu gebaut. Einst die Hinterseite des Niederdorfs ist<br />
der Limmatquai von einer heterogenen Silhouette unterschiedlicher<br />
Giebel und Traufen geprägt.<br />
Die Szene der Zürcher Modemacher erhält ein attraktives<br />
«Schaufenster» in prominenter Lage am Limmatquai.<br />
Dabei steht kein bestimmtes Label im Vordergrund,<br />
sondern das Handwerk der Modekunst. Ausstellung,<br />
Laden und Massanfertigung charakterisieren das Programm<br />
des Hauses. Darüberliegende Wohnungen entsprechen<br />
dem Nutzungsmix in schönster Lage in der Limmatstadt.<br />
Die Arbeiten wurden von Dozent Ruedi Seiler<br />
begleitet.<br />
110<br />
Couturier House<br />
Limmatquai<br />
The corner of the Limmatquai and the Mühlegasse is the<br />
site for a ‘Couturier-House’, a fashion design studio and<br />
shop, replacing the existing building. It is situated in the<br />
heterogeneous silhouette of the Limmatquai that originally<br />
formed the ‘back yard’ of <strong>Zurich</strong>’s old town.<br />
The fashion design scene in <strong>Zürich</strong> is to gain a new<br />
showcase in a prime location, dedicated not to a single<br />
clothing label but to the art, skill and craftsmanship of<br />
the couturier. In the spirit of ‘Made to Measure’ display<br />
and fitting, showroom and studio are the defining points<br />
of the program.<br />
The projects were accompanied by Lecturer Ruedi<br />
Seiler.
Christoph Widmer<br />
111<br />
3./4. Jahr Departement Architektur<br />
Miroslav Sik<br />
^
Miroslav Sik<br />
Forschung Departement Architektur<br />
^<br />
Midcomfort im<br />
Städtebau<br />
Die 3. Ausgabe der Midcomfort-Publikation widmet sich<br />
diesmal nicht direkt der Wohnung, sondern will<br />
den Einfluss von städtebaulichen Parametern auf Wohnlichkeit<br />
und Komfort einer Wohnung untersuchen.<br />
Wir meinen damit nicht nur die üblicherweise ins Feld<br />
geführten Faktoren wie Besonnung, Lärmimmission<br />
und Anbindung an die Zentren der Stadt, die dem Zugriff<br />
der Architektin, des Architekten ohnehin meist<br />
entzogen sind, sondern eine ganze Reihe darüber hinausgehender,<br />
schwieriger zu fassender Faktoren. Dabei<br />
beschränken wir uns bewusst auf kleine Gebiete, also auf<br />
einzelne Siedlungen, Häusergruppen und Stadtblocks –<br />
auf Aufgaben, die in der Praxis einer Architektin, eines<br />
Architekten durchaus vorkommen können – und stellen<br />
nach wie vor den praktischen Nutzen unserer Arbeit<br />
über die theoretische Präzision.<br />
Ausgehend von stadtplanerischen Beispielen der<br />
letzten 150 Jahre, die wir aus eigener Anschauung<br />
für gelungen oder exemplarisch halten, wird eine (bewusst<br />
unvollständige) Geschichte der Reformbewegungen im<br />
Städtebau formuliert. Beginnend bei Camillo Sitte werden<br />
von der Gartenstadtbewegung, dem organischen Städtebau<br />
über die sozialreformerischen Siedlungen der 60er<br />
und 70er Jahre bis hin zu neueren Erscheinungen,<br />
wie dem postmodernen Städtebau oder dem New Urbanism,<br />
unterschiedliche städtebauliche Konzepte bzw. ihre<br />
Resultate in der Praxis geprüft.<br />
Dabei versuchen wir, konkrete Beispiele einmal<br />
möglichst ungeachtet ihrer architektur- und kulturgeschichtlichen<br />
Hintergründe zu beurteilen. So wird etwa<br />
eine Siedlung wie Dessau-Törten (Gropius, seit 1926)<br />
mit der rund 15 Jahre früher unter teilweise ähnlichen Bedingungen<br />
entstandenen Siedlung Hellerau (Riemerschmid<br />
u.a., seit 1909) verglichen. Die Absichten, die zu<br />
ihrer jeweiligen Gestalt führten, sollen dabei in den<br />
Hintergrund treten, eher sollen der heutige Zustand und<br />
das Verhältnis der Bewohner zu ihrer Siedlung über<br />
die Nachhaltigkeit der jeweiligen städtebaulichen Konzeption<br />
Auskunft geben. Auch eine städtebauliche<br />
112<br />
Midcomfort and<br />
Urban Design<br />
This third edition of the ‘Midcomfort’ publication turns<br />
its attention away from the home itself and attempts<br />
instead to consider the influence of urban design parameters<br />
on a home’s liveability and comfort. These<br />
are not the factors that are normally invoked in an examination<br />
of this kind – sun exposure, ambient noise<br />
levels, accessibility to the city center, etc. – which architects<br />
in any case cannot normally influence, but a<br />
whole series of factors that go beyond these and are less<br />
tangible. We have deliberately confined our study to<br />
small areas, such as individual estates, groups of houses<br />
or urban blocks – design briefs that are perfectly likely<br />
to arise in an architect’s practice – and, as always, we<br />
attach greater importance to the practical benefits of our<br />
work than to theoretical precision.<br />
Using town planning examples from the last 150 years<br />
that, in our subjective view, are successful or representative,<br />
we have put together an (intentionally incomplete)<br />
Grundstruktur der Planung<br />
Leverkusen-Steinbüchel<br />
von Reichow und Eggeling,<br />
aus: Hans Bernhard Reichow,<br />
Die autogerechte Stadt –<br />
ein Weg aus dem Verkehrs-<br />
Chaos, Ravensburg 1959<br />
Das Gebiet «De Grienden» stellt<br />
eine Stadterweiterung in der<br />
Nähe von Rotterdam dar. biq-<br />
Architekten realisieren dort<br />
auf kleinem Raum Reiheneinfamilienhäuser,Einfamilienhäuser,<br />
Mehrfamilienhäuser und<br />
zwei mehrgeschossige Stadthäuser.<br />
history of reform movements in urban planning.<br />
Beginning with Camillo Sitte, we review different urban<br />
design philosophies and consider how the results of<br />
those philosophies actually work in practice. Our selection<br />
ranges from the garden city movement to organic<br />
urban design through housing developments inspired by<br />
the social reform endeavors of the 1960s and 1970s<br />
to more recent phenomena such as post-modern urban<br />
design or New Urbanism.<br />
As far as possible, we have attempted to judge the<br />
examples without reference to their specific context<br />
in architectural and cultural history terms. For example,<br />
we compare a housing estate such as Dessau-Törten<br />
(Gropius, from 1926) with Hellerau (Riemerschmid et al.,<br />
from 1909), the development created some 15 years
Strömung wie die des New Urbanism, in «Old Europe»<br />
normalerweise kein Thema des architektonischen<br />
Diskurses, wird unvoreingenommen und unabhängig<br />
von stilistischen Vorlieben betrachtet und beurteilt.<br />
Schliesslich wird versucht, aus den untersuchten Beispielen<br />
Konstanten und Gemeinsamkeiten zu isolieren,<br />
die jenseits von funktionalen und technischen Fragen zum<br />
Wohnkomfort einer Siedlung beitragen. Das Ziel<br />
von Midcomfort bleibt dabei, einfache und im besten<br />
Fall kostenneutrale Anregungen zu formulieren, wie<br />
in der architektonischen Praxis eine Verbesserung der<br />
Wohnqualität zu erreichen wäre.<br />
Das Vermeiden von Vermassung, Monotonie oder<br />
Anonymität im architektonischen wie im sozialen<br />
Sinn, das Nobilitieren der Stimmung, das Zulassen einer<br />
gewissen stilistischen und räumlichen Vielfalt, das<br />
Verhältnis von Harmonie und Kontrast oder Erhalt und<br />
Integration von Vorgefundenem und Altem, auch<br />
Kolonie Emscher-Lippe,<br />
bei Recklinghausen, Kruppsches<br />
Baubüro, Essen / R. Schmohl<br />
1910er Jahre; Arbeitersiedlung<br />
ohne Maschinenästhetik –<br />
bis heute ein beliebter Wohnort<br />
Wohnkolonie Riedtli, <strong>Zürich</strong>,<br />
Friedrich Fissler, 1909 – 1911<br />
Sozialer Wohnungsbau<br />
ohne den Beigeschmack des<br />
Ärmlichen<br />
wenn es unscheinbar sein mag und ohne «Denkmalwert»,<br />
sind Faktoren, die als Ergebnisse unserer Analyse von<br />
«funktionierenden» Orten formuliert wurden und die zugleich<br />
als Prüfkriterien auf einige neuere Arbeiten angewandt<br />
wurden. So stellt das Heft auch Projekte vor,<br />
etwa die in der Schweiz kaum beachtete Stadterweiterung<br />
«De Grienden» des holländischen Architektenteams «biq».<br />
Zum ersten Mal enthält «Midcomfort» No. 3 auch<br />
Texte verschiedener Autoren: Von Miroslav Sik und Petra<br />
Röthlisberger stammen die Texte «Wie man Ensembles<br />
baut» beziehungsweise eine Studie über Sitzbänke, die<br />
wir in ihrer Funktion als Teil des öffentlichen Raums und<br />
damit des Siedlungsbaus betrachten.<br />
^<br />
113<br />
earlier under conditions that were in some respects similar.<br />
In this case, we have focused not on the intentions<br />
behind the respective designs but on how these housing<br />
developments are today and the relationship the residents<br />
have with them. This, we hoped, would give us information<br />
about whether the urban design concept in question<br />
has withstood the test of time and reality. Even an<br />
urban design movement such as New Urbanism, which<br />
normally not does not feature in architectural debate<br />
in old Europe, is viewed and judged without bias and<br />
independently of stylistic preference.<br />
Finally, we attempt to isolate constants and commonalities<br />
from the examples considered that, beyond<br />
functional and technical considerations, contribute to<br />
the living comfort of a housing development. Midcomfort’s<br />
aim remains to formulate simple and, in a bestcase<br />
scenario, cost-neutral ideas about how better living<br />
quality might be achieved in architectural practice.<br />
Aus dem Lexikon des New<br />
Urbanism – soziale Schichten<br />
pragmatisch als «Market<br />
Segments» bezeichnet, aber in<br />
direkter Nachbarschaft<br />
angeordnet<br />
Avoidance of uniformity, monotony or anonymity in<br />
the architectural and social sense, elevating the atmosphere,<br />
permitting a certain degree of stylistic and spatial<br />
diversity, paying attention to the relationship between<br />
harmony and contrast, and the conservation and integration<br />
of existing buildings, even if they may seem<br />
nondescript and without any ‘value as a historic monument’:<br />
these are some of the factors that we identified<br />
as the results of our analysis of ‘places that work’ and that<br />
we also applied as benchmarks to a number of more<br />
recent works. This brochure therefore also presents more<br />
recent projects, such as ‘De Grienden’, a town extension<br />
by the Dutch team of architects ‘biq’ that has received<br />
very little attention in Switzerland.<br />
For the first time, this third edition of ‘Midcomfort’<br />
includes texts by different authors: ‘How to build<br />
ensembles’ was authored by Miroslav Sik and Petra<br />
Röthlisberger is responsible for a study of benches,<br />
in which we examine their function as a component of<br />
the public realm and therefore, of housing developments.<br />
^<br />
Departeme^Forschung<br />
nt Architektur<br />
Miroslav Sik
Entwurf v–viii<br />
3./4. Jahr<br />
Architectural Design v–viii<br />
3rd/4th Year<br />
Professor<br />
Günther Vogt<br />
Assistenz<br />
Dr. Franziska Bark<br />
Alice Foxley
Website<br />
www.vogt.arch.ethz.ch<br />
Von den Ausflügen der Dadaisten zu den «Dérives» der<br />
Situationisten, von Tony Smiths «Landmark Walk»<br />
entlang eines Highways in New York 1966 bis zu Hamish<br />
Fultons zeitgenössischen «Walks» hat sich das Gehen<br />
beziehungsweise das «walking» von seinem Kunstkontext<br />
losgelöst und zu einer eigenständigen räumlichen Praxis<br />
entwickelt. Metaphorisch gesprochen hat sich «walking» damit<br />
zu einer idealen Art und Weise der transdisziplinären<br />
Erkundung entwickelt und taucht als solche vermehrt in<br />
den unterschiedlichen Diskussionen auf, die sich mit<br />
dem Phänomen Stadt beschäftigen.<br />
Das Gehen ist eine Art, wie wir uns mit der Stadt verbinden.<br />
Gehen wir zu Fuss durch eine Stadt, verinnerlichen<br />
wir die relativen Positionen unserer räumlichen Umgebung<br />
Schritt für Schritt mit Bezug zu unserem eigenen<br />
Körper. Wir addieren Entfernungen und persönliche Erfahrungen<br />
zu unserer Vorstellung von der Welt. Im Herbst-<br />
Planserie Allmend Brunau<br />
Sandra Ritzi<br />
semester 2007 haben wir untersucht, wie neben Stadtplänen,<br />
Modellen, Plänen, Schnitten, Analysematerial, die<br />
Perspektive des «Walkers» unsere Entscheidungen beim<br />
Entwerfen in städtebaulicher Dimension unterstützt.<br />
115<br />
From the Dada excursions to the Situationists’ urban<br />
derives, from Tony Smith’s landmark walk along a New<br />
York highway in 1966 to Hamish Fulton’s contemporary<br />
art walks, walking has emerged from an art context to<br />
become a spatial practice in its own right. Metaphorically<br />
speaking, walking has become an ideal practice for<br />
trans-disciplinary exploration, and as such now occurs<br />
frequently in all manner of discussions pertaining to<br />
the city, from performance to city planning.<br />
Walking is one way of engaging with city space. As we<br />
transect the city on foot, we internalize the relative<br />
positions of our spatial surroundings in relation to our<br />
own body and pace, and add measures of distance and<br />
personal experiences to our idea of the world. It requires<br />
us to consider the specific qualities of the spaces we<br />
encounter and our subjective responses to them, spanning<br />
from our cultural associations with a particular spatial<br />
typology to, for example, our feeling for an expanse of<br />
horizon. In the fall semester 07, we explored how, alongside<br />
city maps and models, plans, sections and analysis<br />
documents, the perspective of the walker might better<br />
inform our decision-making when we set about design<br />
on a city scale.<br />
3./4. Jahr Departement Architektur<br />
Günther Vogt
Günther Vogt<br />
3./4. Jahr Departement Architektur<br />
Die Studierenden begannen damit, die Stadt <strong>Zürich</strong> in<br />
zwei Walks zu durchqueren, die sich in der Allmend<br />
Brunau, dem Entwurfsgebiet, kreuzten und die sie anhand<br />
einer Serie individuell erlebter räumlicher Situationen<br />
fotografisch festgehalten haben. Die Allmend Brunau war<br />
in diesem Semester Gegenstand eines subjektiven Raumprogramms.<br />
Um eine experimentelle räumliche Sensibilität<br />
trotz der städtebaulichen Dimensionen des Gebiets<br />
zu wahren, haben wir uns auf zwei kontrastierende<br />
Gestaltungsmittel konzentriert: den Schwarzweiss-Plan<br />
(Distanz) und das Guckkastenmodell (Immersion).<br />
Die Studierenden simulierten einen Walk durch das imaginierte<br />
Neuland Allmend, indem sie sich in detaillierten<br />
Ausschnitten mit räumlichen Qualitäten wie Massstab,<br />
Materialität, Szenographie, Raumprogramm und Atmosphäre<br />
beschäftigten.<br />
116<br />
The students of our semester walked and represented<br />
by means of ‘A Series of Spatial Events’ one of two<br />
transects across <strong>Zurich</strong>, bisecting the relatively large former<br />
common land of Allmend Brunau in <strong>Zurich</strong>. The<br />
Allmend Brunau then became the focus of a subjective<br />
spatial program. To maintain an experiential spatial<br />
sensibility despite working at urban scale, the semester<br />
focused on two contrasting tools of design – the figureground<br />
plan (distance) and the perspective-view model<br />
(engagement). By way of conveying their projects,<br />
the students were asked to simulate a walk through the<br />
imagined new territory, dealing in detail with spatial<br />
qualities such as scale, sequence, view and perspective,<br />
materiality and atmosphere.<br />
von oben nach unten:<br />
Aufsicht Staustufen<br />
Foto Bestand<br />
Guckkasten Staustufen<br />
Gregor Bieri
von oben nach unten:<br />
Aufsicht Hain<br />
Foto Bestand<br />
Guckkasten Hain<br />
Tanja Wurmitzer<br />
von oben nach unten:<br />
Aufsicht Fluss<br />
Foto Bestand<br />
Guckkasten Fluss<br />
Mireille Thomann<br />
117<br />
3./4. Jahr Departement Architektur<br />
Günther Vogt
Entwurf mit integrierten<br />
Disziplinen v–viii<br />
3./4. Jahr<br />
Architectural Design with<br />
Integrated Disciplines v–viii<br />
3rd/4th Year<br />
Gastdozent<br />
Gion A. Caminada<br />
Assistenz<br />
Thomas Stettler
Website<br />
www.arch.ethz.ch/darch/<br />
entwurf/caminada<br />
Herbstsemester 2007<br />
Frühjahrssemester 2008<br />
Topographie<br />
In der Neuzeit hat der Mensch im Umgang mit der Topographie<br />
und somit bei der Aneignung von Natur vor<br />
allem zwei Strategien gewählt: eine ästhetisierende und<br />
eine technische. Die ästhetisierende Strategie kam ursprünglich<br />
aus den Zentren und bestand in einer distanzierten<br />
Betrachtung, der «vorfindbaren» Natur. Mit ihr<br />
wurde die Natur zur Landschaft.<br />
Der technischen Strategie wiederum ging es vor allem<br />
um die fortschreitende Befreiung von aller Gebundenheit<br />
an örtliche Gegebenheiten – sie hatten seit der Antike<br />
das Wohnen und Arbeiten bestimmt. Aus der Perspektive<br />
von Befreiung und Erleichterung wurde in der Folge von<br />
Rationalismus und Aufklärung das technisch Mögliche<br />
zu einem Wert an sich und man forderte seine unbedingte<br />
Verwirklichung.<br />
Wir sind der Auffassung, dass beide Verhaltensweisen<br />
von einem stark vorgefassten Blick geprägt sind und<br />
im Grunde wenig Naturverständnis besitzen. Man kann<br />
in beiden eine deutliche Distanz zur Natur erkennen,<br />
die unseres Erachtens in einer neuen Ausrichtung der<br />
westlichen Kultur verringert werden sollte.<br />
Wir versuchen im Rahmen der Entwurfsaufgabe diese<br />
Distanz zu minimieren, indem wir uns mit unserer<br />
ganzen Subjektivität auf den gewählten Ort einlassen.<br />
Die besondere Topographie, das Mikroklima, die<br />
Böden und ihr Bewuchs, das Schutzbietende und das<br />
Ausgesetzte des Ortes sollen unsere volle Aufmerksamkeit<br />
haben.<br />
Raum für die Gemeinschaft<br />
Wir machen uns auf die Suche nach einem besonderen<br />
Bautyp und entwickeln einen Raum für die Gemeinschaft.<br />
Aus der möglichst idealen Geometrie, aus der räumlichen<br />
Präsenz und aus der Beziehung und dem Widerstreit<br />
zwischen Funktion und Form soll ein Raum entworfen<br />
werden, der fähig ist, Gemeinschaftssinn zu generieren.<br />
Unter Raum verstehen wir ein Haus oder ein Gefäss, bei<br />
dem die Qualität «Raum» absolut im Zentrum steht.<br />
Das Interesse an dieser Untersuchung ist nebst der<br />
architektonischen Entwurfskultur auch auf gesellschaftspolitische<br />
und sozio-ökonomische Fragen gerichtet.<br />
Die Architektur wird dabei zu ihrem höchstmöglichen<br />
Beitrag für das konkrete Leben herausgefordert.<br />
119<br />
Topography<br />
Recently, two strategies have emerged in connection with<br />
topography and with the appropriation of nature. One<br />
of them is aesthetic in nature, the other is technical. The<br />
aesthetic strategy originated from the centers and stood<br />
in disassociated observation before ‘discoverable’ nature.<br />
It is this strategy that made nature into the landscape.<br />
The technical strategy was chiefly concerned with progressive<br />
liberation from all ties with local conditions –<br />
it has determined life and work since ancient times. From<br />
the perspective of liberation and relief, and as a result<br />
of rationalism and enlightenment, the technically possible<br />
became a world in its own right, and its immediate<br />
implementation was demanded.<br />
We believe that both behavioral patterns are characterized<br />
by a strongly preconceived viewpoint and possess<br />
little real understanding of nature. A clear distance to<br />
nature can be perceived in both, which we believe should<br />
be reduced in a new orientation of western culture.<br />
We attempt to minimize this distance within the framework<br />
of this design course by going deeply into the<br />
selected site with all our subjectivity. The specific topography,<br />
the microclimate, the soil and what grows in it,<br />
the protected and the exposed aspects of the site are<br />
the subjects of our full attention.<br />
Space for Communal Living<br />
We start out by looking for a specific building type and<br />
develop space for the community. A space is to be developed<br />
that is capable of generating a communal spirit<br />
from the optimally ideal geometry, from the spatial presence<br />
and from the relationship and conflict between<br />
function and form. By space, we mean a house or a container<br />
in which the quality of ‘space’ is the absolute<br />
center.<br />
The interest in this investigation is, in addition to<br />
architectural design culture, also orientated towards<br />
socio-political and socio-economic issues, whereby the<br />
highest possible contribution to concrete life will be<br />
demanded from the architecture.<br />
3./4.Jahr Departement Architektur<br />
Gion A. Caminada
Gion A. Caminada<br />
3./4.Jahr Departement Architektur<br />
Topographie Topography<br />
Ein Gebäude für besondere kulturelle<br />
Anlässe innerhalb einer<br />
ausserordentlichen Topographie<br />
nahe der mittelalterlichen Burg<br />
S. Gieri in Waltensburg<br />
A building for specific cultural<br />
events on an unusual topography<br />
near the medieval castle of<br />
S. Gieri in Waltensburg<br />
Yvonne Meier<br />
120
Raum für die<br />
Gemeinschaft<br />
Ein Raum für die Gemeinschaft in<br />
den Bergdörfern Vella und Schlans<br />
A space for the community for<br />
the mountain villages of Vella and<br />
Schlans<br />
Jan Berni<br />
Christian Gut<br />
121<br />
Space for Communal<br />
Living<br />
3./4.Jahr Departement Architektur<br />
Gion A. Caminada
Entwurf v–viii<br />
3./4. Jahr<br />
Architectural Design v–viii<br />
3rd/4th Year<br />
Gastdozent<br />
Adam Caruso<br />
Peter St John<br />
Assistenz<br />
Oliver Lütjens<br />
Semesterbegleitung<br />
Daniel Bosshard<br />
Meritxell Vaquer-Fernandez
Website<br />
www.arch.ethz.ch/darch/<br />
entwurf/caruso-stjohn<br />
Gardens of Experience Gardens of Experience<br />
Im England des 18. Jahrhunderts kam eine neue Synthese<br />
von Landschaft und Gebäude auf. Das Landhaus und<br />
sein Anwesen wurden von einer sinnlichen, pragmatischen<br />
Sensibilität und einer fast phänomenologischen Sorgfalt<br />
für spezifische Eigenschaften eines Ortes sowie einer Sensitivität<br />
gegenüber Nutzung und Ambition des Bauherrn<br />
durchdrungen.<br />
Wir haben in den Gartenanlagen von Chiswick House<br />
gearbeitet, inmitten von Bäumen, Achsen, Tempeln<br />
und Skulpturen des Meisterwerkes von Lord Burlington<br />
und William Kent. Künstlerische Sensibilität und<br />
rationales Urteilsvermögen eines jeden Studierenden waren<br />
die treibende Kraft, um Ideen für Landschaften und<br />
Pavillons zu entwickeln, in denen die Geschichte und<br />
Wahrnehmung von Chiswick Interpretation und<br />
Nachhall finden.<br />
Ella Ryhiner<br />
Mario Beeli<br />
123<br />
In 18th century England, a new synthesis of landscape<br />
and building emerged. The country house and its estate<br />
became informed by a sensual and pragmatic sensibility<br />
and by an almost phenomenological regard for the<br />
specific conditions of the site and a sensitivity to use<br />
and to the ambitions of the client.<br />
We worked within the grounds of Chiswick House,<br />
in and amongst the trees, axes, temples and sculptures of<br />
Lord Burlington and William Kent’s masterpiece. The<br />
guiding force in the projects was the artistic sensitivity and<br />
judgment of each student in developing ideas for landscapes<br />
and for pleasure buildings that resonate with and<br />
interpret the history and the experience of Chiswick.<br />
3./4.Jahr Departement Architektur<br />
Adam Caruso, Peter St John
Adam Caruso, Peter St John<br />
3./4. Jahr Departement Architektur<br />
Barbara Müller, Stefanie Scherer,<br />
Corina Trunz<br />
The Monumental The Monumental<br />
Das Monumentale stand einst für Repräsentation. Eine<br />
Ehrfurcht gebietende Kathedrale, ein herrisches Gefängnis,<br />
ein pompöser Palast weisen unterschiedliche Qualitäten<br />
von Monumentalität aus. Im besten Falle repräsentieren<br />
monumentale Bauten nicht nur die Ambition<br />
und Eigenschaft ihrer Schöpfer, sondern ordnen und<br />
bestimmen ihr städtisches Umfeld. Diese Art von Monumentalität<br />
verlässt sich weniger auf Bedeutung, sondern<br />
baut eine Identifikation auf und reflektiert ihre Positionierung<br />
in der Stadt.<br />
Diesen eher offenen und malerischen Aspekt des<br />
Monumentalen wollten wir untersuchen. Wir haben auf<br />
dem Sulzer Areal in Oberwinterthur gearbeitet, einem<br />
Ort im Wandel, dessen städtisches Gewebe nicht genügend<br />
kohärent ist, um dieselbe Qualität und Vielschichtigkeit<br />
wie das Stadtzentrum zu besitzen. Wir untersuchten, ob<br />
das Konzept der Monumentalität an diesen Orten von<br />
Bedeutung ist und Komplexität und Stabilität an Orte<br />
bringen kann, an denen das städtische Gewebe dünn und<br />
zusammenhangslos ist.<br />
Jürg Burger, Christoph Rauhut<br />
Aurélie Mayor, Marc Walser Didier Oskam, Clemens Wall,<br />
Alex Woods<br />
Szabina Alberti, Jimena Cugat<br />
Perez, Fabio Don, Nikita Shah<br />
124<br />
The monumental was once about representation. An awe<br />
inspiring cathedral, an overbearing prison, and a pompous<br />
palace can all exhibit different qualities of monumentality.<br />
In the best instances, monumental structures<br />
do not only represent the ambitions and attributes of<br />
their makers but lend a structure and a purpose to<br />
their part of the city. This monumentality is less reliant<br />
on signification and more on an identification and<br />
reflection of its position in the city.<br />
This more open and picturesque version of the monumental<br />
is the one we wished to explore. We worked in<br />
the Sulzer area in Oberwinterthur, an area in transition,<br />
where the urban fabric is not, and may never be,<br />
sufficiently coherent to have the qualities and diversity<br />
of the city centre. We explored whether the idea of<br />
monumentality has relevance in these places and if it can<br />
bring qualities of complexity and stability where the<br />
city fabric is weak and incoherent.<br />
Roman Kallweit, Jonas<br />
Nauwelaertz de Agé, Erica Pasetti
Corinne Lopez Gianni Bonacina, Corinne Lopez,<br />
Chantal Reichenbach<br />
Stefanie Scherer<br />
Corina Trunz<br />
Barbara Müller, Stefanie Scherer,<br />
Corina Trunz<br />
Barbara Müller, Stefanie Scherer,<br />
Corina Trunz<br />
125
Entwurf mit integrierten<br />
Disziplinen v–viii<br />
3./4. Jahr<br />
Architectural Design with<br />
Integrated Disciplines v–viii<br />
3rd/4th Year<br />
Gastprofessor<br />
Felix Claus<br />
Assistenz<br />
Medine Altiok<br />
W. Benedikt Boucsein<br />
Carl Axel Humpert
Website<br />
www.arch.ethz.ch/darch/<br />
entwurf/claus<br />
Baufeld 4, Guillaume Yersin<br />
Stadthäuser Yamashita Pier Townhouses Yamashita Pier<br />
Der Yamashita Pier ist eines von vielen im Wandel begriffenen<br />
Industriearealen am Hafen von Yokohama. Die<br />
Entwurfsklasse am Lehrstuhl von Prof. Kees Christiaanse<br />
hat im Herbstsemester 2007 eine Strategie für das gesamte<br />
Gebiet erarbeitet. Diese Strategie wurde von unserem<br />
Lehrstuhl zu einem konkreten Masterplan weiterentwickelt,<br />
der als Ausgangspunkt des Entwurfs diente. Im Zentrum<br />
stand dabei das Thema des innerstädtischen Wohnens am<br />
Wasser in einer industriell geprägten Umgebung.<br />
127<br />
Yamashita Pier, one of many such sites in Yokohama<br />
harbour, is in functional flux and currently under high<br />
pressure to be redeveloped. During the last semester,<br />
the class of Prof. Kees Christiaanse drew up an according<br />
strategy for the whole area. Based on their results, we<br />
generated a master plan for the Yamashita Pier. This plan<br />
served as the starting point of our studio. As demanded<br />
in the initial strategy, it mainly focused on dwelling<br />
functions.<br />
3./4.Jahr Departement Architektur<br />
Felix Claus
Felix Claus<br />
3./4.Jahr Departement Architektur<br />
Baufeld 1, Henrik Becker<br />
Auf der Basis von programmatischen und städtebaulichen<br />
Vorgaben wurden Stadthäuser in verschiedenen Grössen<br />
entworfen, die sich in den Genius loci des Yamashita Pier<br />
einfügen. Jeder Studierende wählte Aufgabe und Baufeld<br />
aus einer Reihe klar definierter Programme, die vom Townhouse<br />
über den Sozailwohnungsbau bis hin zum gehobenen<br />
Wohnen reichten. Auch wenn der Fokus des<br />
Semesters auf dem individuellen Entwurf lag, wurde<br />
die Diskussion daher immer auch über das gesamte Quartier<br />
geführt.<br />
Das Thema des innerstädtischen Wohnens am Wasser<br />
erscheint aus unserer europäischen Perspektive fast schon<br />
banal. Die Aufgabe stellt im japanischen Kontext jedoch<br />
eine enorme Herausforderung dar. Eine Städtebau-<br />
Baufeld 3, Philipp Zindel<br />
128<br />
We focused on designing town houses on the rules of the<br />
masterplan, and great care was given to the genius<br />
loci of Yamashita Pier. Each student chose his task from<br />
a given set of precisely defined programs, ranging from<br />
single-family houses over social housing to upscale dwellings<br />
with office functions. We discussed the quarter<br />
as a whole, even though our efforts were clearly focused<br />
on the individual design task.<br />
The design of waterfront inner-city dwellings in an<br />
area formerly coined by industrial structures: Such a<br />
task, viewed from a European perspective, seems to be<br />
an easy, if not to say trivial one.<br />
In the Japanese context, though, it presents an enormous<br />
challenge. Japan knows no urbanistic traditions<br />
to handle such tasks. Also, the phenomenon of housing<br />
on urban waterfronts is largely unknown, as are certain<br />
Baufeld 4, Sandra Gonon
Baufeld 4, Jens Gerber<br />
tradition im europäischen Sinne existiert hier nicht und<br />
für die Gestaltung ganzer Stadtquartiere gibt es wenig<br />
gute Beispiele. Auch haben in Japan weder das Wohnen am<br />
Wasser noch bestimmte Wohnformen wie der soziale<br />
Wohnungsbau eine Tradition. Während des Semesters<br />
wurden daher vor allem die Themen Wohnen, Wohnung<br />
und Wohnumgebung diskutiert. Hier galt es, im Sinne<br />
eines Kulturtransfers japanische Praktiken und Traditionen<br />
aus der europäischen Sicht des städtischen Wohnens<br />
neu auszulegen.<br />
Baufeld 2, Nicolas Allemann<br />
129<br />
housing concepts like social housing. We therefore mainly<br />
focused on the topics of dwelling itself, dwellings in<br />
general and living environments. We newly interpreted<br />
these issues from a European view. From the Japanese<br />
side, such a transfer of knowledge is highly desired, and<br />
its results will have an actual influence on the decisions<br />
on site.<br />
3./4.Jahr Departement Architektur<br />
Felix Claus
Entwurf v–viii<br />
3./4. Jahr<br />
Architectural Design v–viii<br />
3rd/4th Year<br />
Gastdozent<br />
Beat Consoni<br />
Assistenz<br />
Maud Cassaignau<br />
Alexander Schmiedel<br />
Marion Steiger
Website<br />
www.arch.ethz.ch/darch/<br />
entwurf/consoni<br />
Realitäten ausserhalb<br />
der Städte<br />
Abseits der grossen Städte und ihrer Agglomerationen wird<br />
die Schweiz immer noch zu einem grossen Teil von<br />
Regionen geprägt, für die man früher einmal den Begriff<br />
«ländlicher Raum» gebrauchte. Seit den 70er Jahren haben<br />
sich die Kleinstädte und Dörfer dieser Gebiete massiv<br />
vergrössert. Der Raum durchlief eine starke strukturelle<br />
Veränderung, ohne dass zuvor eine übergeordnete<br />
räumliche Vorstellung für die Gebiete im Wandel entwickelt<br />
worden wäre. Die Folge war eine unkontrollierte<br />
und diffuse Raumentwicklung, die in keiner Weise für die<br />
Zukunft gewappnet scheint: Krisengebiete 1 auf Abruf.<br />
Die theoretische Aufarbeitung dieser Phänomene steht<br />
noch in ihren Anfängen. Dabei stellen sich gerade an der<br />
schwammig gewordenen Kante zwischen Siedlungsgebiet<br />
und Ackerflächen, zwischen Infrastruktur und letzten<br />
Naturräumen die entscheidenden Fragen für die Raumplanung.<br />
Die Zersiedelung der Schweiz beschränkt sich<br />
längst nicht mehr auf die Umgebung der Grossstädte.<br />
Der Thurgau ist neben einigen Kleinstädten vornehmlich<br />
durch eine lockere Streuung kleinerer Dörfer gekennzeichnet.<br />
Die Nähe zur Metropole <strong>Zürich</strong> einerseits und<br />
dem Bodensee andererseits verleihen dem Kanton<br />
zunehmend Attraktivität. Prognosen gehen davon aus,<br />
dass die Region in den nächsten Jahren um 5 %, und<br />
damit weit über dem europäischen Durchschnitt, wachsen<br />
wird. Dieses Wachstum wird die Region in den nächsten<br />
Jahren massgeblich verändern.<br />
1 Die Bezeichnung «Krisengebiete»<br />
entstammt der Terminologie<br />
wie sie das <strong>ETH</strong> Studio Basel in<br />
seiner Publikation Die Schweiz –<br />
ein städtebauliches Portrait<br />
vorschlägt.<br />
131<br />
Extra-Urban Realities<br />
Beyond the large cities and their agglomerations, Switzerland<br />
is still characterized by regions to which the term<br />
‘rural space’ was once applied. Since the 1970s, the small<br />
towns and villages in these areas have profoundly<br />
increased in size. The spatial basis underwent a dramatic<br />
structural change without any advance consideration<br />
given to the development of a superordinate spatial idea<br />
for the affected areas. The result was an uncontrolled and<br />
diffuse spatial development that seems extremely poorly<br />
equipped for the future impending crisis regions 1 .<br />
Although the theoretical reappraisal of this phenomenon<br />
has only just begun, it is precisely along this<br />
blurred line between settlement areas and country fields,<br />
between infrastructure and the last vestiges of nature,<br />
that the decisive spatial planning questions can be posed.<br />
Residential sprawl in Switzerland has long since ceased<br />
to be confined merely to the urban peripheries of the large<br />
cities.<br />
In addition to the canton’s small cities, Thurgau is<br />
characterized by a loose scattering of smaller villages.<br />
The canton is increasingly attractive because of its proximity<br />
on the one hand, to the metropolis of <strong>Zurich</strong>,<br />
and on the other, to the Bodensee. Current prognoses<br />
estimate that the region will grow at a rate of 5 % in<br />
the coming years, a rate far above the European average.<br />
This growth will decisively alter the region in the near<br />
future.<br />
1 The description ‘crisis regions’<br />
derives from the terminology<br />
suggested by <strong>ETH</strong> Studio Basel in<br />
their publication Die Schweiz –<br />
ein städtebauliches Portrait<br />
Beispiel Tägerwilen tg<br />
Die im Ort ansässige Firma Biotta<br />
fabriziert ihre Produkte in biologischer<br />
Produktion. Aus dem charakteristischen<br />
Unternehmen könnte<br />
eine Marke für Tägerwilen werden –<br />
ein Dorf ganz im Zeichen des ökologischen<br />
Ackerbaus. Ein Ring von<br />
Feldern begrenzt das Dorfgebiet,<br />
an dessen Rand und Schnittstelle<br />
zur Eisenbahn ein neues Besucherzentrum<br />
entsteht.<br />
(Thomas Schiratzki)<br />
3./4.Jahr Departement Architektur<br />
Beat Consoni
Beat Consoni<br />
3./4.Jahr Departement Architektur<br />
Beispiel Arbon tg/Steinach sg<br />
Der grosse Wunsch eines jeden<br />
Schweizers ist der Besitz eines freistehenden<br />
Einfamilienhauses.<br />
Um der weitergehenden Zersiedelung<br />
entgegenzuwirken, wird eine<br />
gleichmässige Verteilung der Eigenheime<br />
auf den Gemeindegebieten<br />
angestrebt. Eine alte Fabrikanlage<br />
wird zu einem neuen Zentrum<br />
ergänzt. (Nina Marquardsen)<br />
Die Semesteraufgaben im vergangenen Jahr versuchten<br />
an jeweils drei verschiedenen Orten konkrete Problemfelder<br />
innerhalb der Krisengebiete aufzuspannen. Im Herbstsemester<br />
richtete sich der Blick auf kleine Ortschaften<br />
entlang des Bodenseeufers, im Frühjahrssemester auf Orte<br />
entlang der Bahnstrecke <strong>Zürich</strong> – Frauenfeld – Romanshorn.<br />
Das verbindende Element der jeweiligen Orte konnte<br />
dazu genutzt werden, um die spezifischen Situationen<br />
stärker hervortreten zu lassen. Die Bahnlinie könnte dazu<br />
herangezogen werden, die räumliche Entwicklung zu<br />
bündeln und einer weiteren Zersiedelung entgegenzuwirken.<br />
Den Entwurfskurs unterstützte eine Vortragsreihe, in<br />
der verschiedene Gäste, darunter ein Künstler, ein Grafiker<br />
und eine Landschaftsarchitektin, ihre Arbeitsmethodik<br />
vorstellten.<br />
Eine sorgfältige Analyse des Ortes diente als Grundlage,<br />
um eine übergeordnete räumliche Vorstellung für<br />
die zukünftige Entwicklung zu formulieren. Die Aufgabenstellungen<br />
wurden dazu bewusst offen gehalten, um<br />
eine möglichst breite Palette an denkbaren Interventionen<br />
aufzuzeigen. Die Tragfähigkeit der Leitidee wurde durch<br />
die Entwicklung einer examplarischen Intervention auf ihre<br />
Qualitäten überprüft.<br />
132<br />
Last year’s semester-long exercises were aimed at delineating<br />
concrete problems within the crisis regions, each in<br />
three different locations. The autumn semester was focused<br />
on small localities along the edge of the Bodensee,<br />
and the spring semester on places along the railway line<br />
<strong>Zurich</strong> – Frauenfeld – Romanshorn. The element connecting<br />
the individual towns could be used to reveal the<br />
specific situations. The railway line could be introduced<br />
to bundle the spatial development and to counteract<br />
further residential sprawl.<br />
The design course integrated a series of lectures in<br />
which various guests, including an artist, a graphic<br />
designer and a landscape architect presented their work<br />
methodologies.<br />
A careful analysis of the town and its environs served<br />
as a basis upon which to formulate a superordinate<br />
spatial idea for future development. To this end, the tasks<br />
set were deliberately left open in order to demonstrate<br />
the widest spectrum of interventions possible. The sustainability<br />
of the central idea was tested for its qualities via<br />
the development of a model intervention.
Die wenigen Wochen eines Entwurfssemesters reichen<br />
kaum aus, um abschliessende Erkenntnisse für ein<br />
grosses Problemfeld zu gewinnen. Viel wichtiger sind indes<br />
jene kleinen Beobachtungen, die es ermöglichen, den<br />
Blick für die neuralgischen Punkte zu schärfen, die man<br />
für gewöhnlich übersieht.<br />
In unserer Arbeit hat sich gezeigt, dass die schlecht<br />
erschlossene Uferregion am Bodensee auf die Attraktivität<br />
ihrer Lage angewiesen ist, während die Orte entlang<br />
der S-Bahn eine neue urbane Dynamik in sich tragen.<br />
Das Augenmerk richtet sich daher weniger auf intakte<br />
historische Dörfer, sondern vielmehr auf deren Brüche<br />
und Übergänge. Der Schnittstelle zwischen Architektur und<br />
Raumplanung kommt dabei eine besondere Bedeutung<br />
zu. Eine ganzheitliche Betrachtung beider Disziplinen birgt<br />
das Potential, echte neue Qualitäten zu schaffen.<br />
The few weeks of a design semester are hardly sufficient<br />
to produce conclusive findings, but of greater importance<br />
are the small observations that sharpen an awareness<br />
for the neural points that are otherwise usually overlooked.<br />
Our work demonstrated that the less-accessible lakeside<br />
region of the Bodensee is dependent upon the<br />
attractiveness of its location, whilst the localities along<br />
the city and suburban railway line have an intrinsic<br />
new urban dynamic.<br />
The focus is therefore less on intact historical villages<br />
themselves and far more on their ruptures and transitions.<br />
In this respect, the interface between architecture<br />
and spatial planning takes on a particular significance.<br />
An integrated examination involving both disciplines has<br />
the potential to generate genuine new qualities.<br />
Beispiel Islikon tg<br />
Islikon erfreut sich dank seiner Nähe<br />
zu Winterthur und <strong>Zürich</strong> einer<br />
regen Bautätigkeit im Einfamilienhaus-Segment.<br />
Begreift man<br />
die Bahn als Chance, Islikon als<br />
zukünftigen Vorort von <strong>Zürich</strong><br />
zu sehen, eröffnen sich neue städtebauliche<br />
Ansätze. Das Modell<br />
zeigt vier unabhängige, aber durchaus<br />
komplementäre Interventionen.<br />
(Raphael Bollhalder, Tyrone<br />
Colletta, Katrin Gurtner, Jan Hellhammer,<br />
Andrea Schranz)<br />
3./4.Jahr Departement Architektur<br />
Beat Consoni
Entwurf v–viii<br />
3./4. Jahr<br />
Architectural Design v–viii<br />
3rd/4th Year<br />
Gastdozent<br />
Annette Gigon<br />
Mike Guyer<br />
Assistenz<br />
Michael Charpié<br />
Felix Jerusalem<br />
Gaby Kägi
Website<br />
www.arch.ethz.ch/darch/<br />
entwurf/gigon_guyer<br />
links:<br />
Atsuko Tanaka, Electric<br />
Dress, 1956<br />
Kino- und Galeriekomplex<br />
an der Langstrasse in <strong>Zürich</strong><br />
Die Beschaffenheit von Bauten interessiert uns, ihre<br />
Materialität, ihre Körperhaftigkeit, die Art und Weise,<br />
wie sie Räume ausbilden, mit der Gravitation arbeiten,<br />
der Witterung widerstehen. Uns interessieren aber<br />
auch diejenigen Elemente, welche die «reinen» Architekturen/Konstruktionen<br />
überlagern. Gemeint sind nicht<br />
nur die Schichten von Isolationsmatten, Dichtigkeitsfolien,<br />
Verputzen, Schutzanstrichen, gemeint sind die Beschriftungen,<br />
die Logos, die Farben und Bilder, welche die<br />
Körper der Bauten bedecken und verdecken, bezeichnen<br />
und überzeichnen. Das Thema begleitet die Architektur<br />
seit den frühesten Anfängen bis heute: Beginnend mit den<br />
Höhlenmalereien über die Entdeckung der Perspektive<br />
und der damit einhergehenden optischen «Überformbarkeit»<br />
der Architektur mit «gemalter Architektur» bis hin<br />
zu den Möglichkeiten, die das elektrische Licht seit dem<br />
20. Jahrhundert liefert.<br />
Yuta Kanezuka<br />
135<br />
Cinema and Gallery Complex<br />
on the Langstrasse in <strong>Zurich</strong><br />
The nature of buildings interests us, their material qualities,<br />
their corporeality, the way in which they form spaces,<br />
work with gravity, and resist the weather. But, we are also<br />
interested in those elements that overlay ‘pure’ architecture<br />
and construction. It is not only the layers of<br />
insulation batts, waterproofing membranes, stuccos and<br />
protective coatings that are meant here. Signage, logos,<br />
colors and images are meant as well, which cover and mask,<br />
signify and oversubscribe the building volumes. The<br />
theme has accompanied architecture since the earliest<br />
times up until this day: beginning with cave paintings,<br />
to the discovery of perspective and architecture’s accompanying<br />
optical ‘hyperformability’ with ‘painted architecture’<br />
up to the possibilities provided by electrical<br />
lighting since the 20th century.<br />
BURO<br />
FOYER<br />
3./4.Jahr Departement Architektur<br />
Annette Gigon, Mike Guyer
Annette Gigon, Mike Guyer<br />
3./4.Jahr Departement Architektur<br />
Arend Kölsch<br />
Auf der Eckparzelle der sbb an der Kreuzung Langstrasse/<br />
Zollstrasse in <strong>Zürich</strong> galt es einen Kinokomplex und<br />
ein Gebäude mit verschiedenen Galerien, einer Kunsthalle<br />
sowie einem Bistro und Bookshop zu entwerfen. Im<br />
Fokus standen verdunkelbare und helle Räume, ausgestattete<br />
und leere, opulente und nüchterne, Nachtnutzung<br />
und Tagnutzung, Präsenz des Gebäudes bei Tag<br />
und bei Nacht, dessen Wahrnehmbarkeit aus Verkehrsmitteln<br />
wie Auto und Zug und aus der Optik der Fussgänger,<br />
insbesondere aber die Orientierung und Bewegung<br />
der Besucher innerhalb und ausserhalb des Gebäudes.<br />
Die zu entwerfenden Räume, die Kinosäle und die Galerieräume<br />
dienten selbst der Wahrnehmung: die Ausstellungsräume<br />
der Wahrnehmung von Kunstwerken, die Kinosäle<br />
der Wahrnehmung von Filmen.<br />
Anita Bossart<br />
Nino Soppelsa<br />
136<br />
On the Swiss Federal Railway’s parcel at the corner of the<br />
Langstrasse and Zollstrasse in <strong>Zurich</strong>, students were<br />
asked to design a cinema complex and a building with<br />
various galleries, an art hall, as well as a bistro and<br />
bookshop. The focus was directed upon spaces that were<br />
bright and spaces that could be darkened, furnished<br />
and empty spaces, opulent and sober spaces, night use<br />
and day use, the building’s presence by night and by<br />
day, and the spaces’ perceptibility seen from cars and trains<br />
and as seen by pedestrians; but primarily the orientation<br />
and movement of visitors inside and outside the building.<br />
The spaces to be designed – the cinema spaces and the<br />
gallery spaces – serve perception themselves: the exhibition<br />
spaces serve the perception of works of art, while<br />
the cinema spaces serve the perception of films.
Shoko Minami<br />
Mit Gästen wurden während des Semesters Vorträge und<br />
Gespräche zu den Themen Kinoarchitektur, Ausstellungsräume<br />
für Kunst, Schrift und Architektur veranstaltet:<br />
Arthur Rüegg, Stanislaus von Moos, Beatrix Ruf, Heike<br />
Munder, Christoph Schaub und Salome Pitschen,<br />
Karim Noureldin und Thomas Müllenbach, Ulrike Jehle,<br />
Ruedi Baur.<br />
Das Frühjahrssemester 2008 wurde von Annette<br />
Gigon geleitet.<br />
Raphael Dunant<br />
Cecile Brouillaud<br />
137<br />
Lectures and discussions dealing with the themes of<br />
cinematic architecture, exhibition spaces for art, typography<br />
and architecture were organized during the<br />
semester with guests Arthur Rüegg, Stanislaus von Moos,<br />
Beatrix Ruf, Heike Munder, Christoph Schaub and<br />
Salome Pitschen, Karim Noureldin and Thomas Müllenbach,<br />
Ulrike Jehle, and Ruedi Baur.<br />
The 2008 spring semester was lead by Annette<br />
Gigon.<br />
3./4.Jahr Departement Architektur<br />
Annette Gigon, Mike Guyer
Entwurf v–viii<br />
3./4. Jahr<br />
Architectural Design v–viii<br />
3rd/4th Year<br />
Gastdozent<br />
Marco Graber<br />
Thomas Pulver<br />
Assistenz<br />
Kord Büning-Pfaue<br />
Sibylle Küpfer<br />
Franziska Schneider
Luise Kister<br />
Liliane Haltmeier<br />
Christoph Oberholzer<br />
Fabian Panzer<br />
Rebecca Bornhauser<br />
Flavia Sutter<br />
139<br />
Lutz Kögler<br />
Marthe Seidel<br />
Christoph Schmid<br />
Milena Isler<br />
3./4.Jahr Departement Architektur<br />
Marco Graber, Thomas Pulver
Marco Graber, Thomas Pulver<br />
3./4.Jahr Departement Architektur<br />
Website<br />
www.arch.ethz.ch/darch/<br />
entwurf/graber-pulver<br />
Studierende HS 2007<br />
Emanuel Biland<br />
Rebecca Bornhauser<br />
Markus Gontarz<br />
Liliane Haltmeier<br />
Tobias Häfliger<br />
Kate Inderbitzin<br />
Thomas Kissling<br />
Luise Kister<br />
Tina Küng<br />
Mark Lauener<br />
Elvira Lucchi<br />
Leonie Löffler<br />
Anja Müller<br />
Philipp Neves<br />
Fabian Panzer<br />
Christopher Rofe<br />
Pierre Schild<br />
André Schmid<br />
Nicola Schulze<br />
Marthe Seidel<br />
Mulan Sun<br />
Ilkay Tanrisever<br />
Marco Thürig<br />
Beda Troxler<br />
Karin Von Wyl<br />
Daniela Weber<br />
Liliana Wild<br />
Tanzbern Dance Studio Bern<br />
Ein Forum für Tanz auf der Schützenmatt in Bern<br />
Am Kopf der beiden nördlichen Viadukteinfahrten in die<br />
Berner Altstadt, hoch über der Aare und in unmittelbarer<br />
Nähe des Hauptbahnhofs, planen wir im Herbstsemester<br />
ein schweizerisches Forum für Tanz: Die<br />
Schützenmatt soll nicht weiter Restfläche und Parkplatz<br />
bleiben, sondern über ihre öffentliche Nutzung im<br />
Kontext der Berner Tanztage als städtischer Ort inszeniert<br />
werden.<br />
Rebecca Bornhauser<br />
140<br />
A Dance Center on the Schützenmatt in Bern<br />
This fall semester we will design a Swiss dance forum<br />
near the two viaduct entrances on the northern side<br />
of Bern’s historical city center, high above the Aare river<br />
and close to the central train station. The Schützenmatt<br />
should not remain leftover space and parking lot,<br />
but rather, be enlivened as an urban space in its own<br />
right through public exposure gained within the context<br />
of Bern’s Tanztage.<br />
Liliane Haltmeier<br />
Luise Kister
Studierende FS 2008<br />
Corinne Aebischer<br />
Natalie Fabijani<br />
Martina Fischer<br />
Simone Hicks<br />
Milena Isler<br />
Patrick Jäger<br />
Lutz Kögler<br />
Philomena Lenz<br />
Louise Ohlson<br />
Daniel Lütolf<br />
Moritz Marbach<br />
Seraina Merz<br />
Kristina Moehring<br />
Christoph Oberholzer<br />
Fabian Panzer<br />
Lukas Schaffhuser<br />
Christoph Schmid<br />
Patrick Sommer<br />
Annina Strebel<br />
Flavia Sutter<br />
Le-Wan Tran<br />
Nina Täschler<br />
Nadia Vitali<br />
Pascal Waldburger<br />
Elisabeth Wiesenthal<br />
Sandra Winkelmann<br />
Milica Zivkovic<br />
Bergbad Mountain Spa<br />
Ein Ort der Ruhe und Entspannung im Val Sinestra<br />
Dem Flusslauf des Inn von Scuol aus abwärts folgend,<br />
öffnet sich östlich des Dorfes Sent das enge Erosionstal<br />
des Bachs Brancla. Im rückwärtigen Bereich des bewaldeten<br />
Tals wurde das imposante Kurhaus Val Sinestra<br />
1912 in der Hoffnung auf einen florierenden Kurbetrieb<br />
eröffnet. Im Sinne der seit jeher als ideal angesehenen<br />
Lage – unmittelbar am eigentlichen Quellaustritt –<br />
planen wir in dieser landschaftlichen Abgeschiedenheit<br />
ein Badehaus für den Ruhe und Einkehr suchenden Kurgast<br />
von heute.<br />
Christoph Schmid<br />
Lutz Kögler<br />
141<br />
A Peaceful Place to Relax in Sinestra Valley<br />
When one leaves Scuol downstream along the river Inn,<br />
eastwards of the village of Sent, there is the narrow and<br />
deep valley formed by the mountain stream La Brancla.<br />
The impressive spa hotel Val Sinestra nestled in the back<br />
of this forested valley was opened in 1912 in the hope<br />
of cultivating a flourishing spa business. Here, at the ideal<br />
location for a spa then andnow – directly adjacent to<br />
the mineral spring’s source – we will design a bath house<br />
for the spa guests of today, seeking quiet and contemplation<br />
in this secluded landscape setting.<br />
Christoph Oberholzer<br />
3./4.Jahr Departement Architektur<br />
Marco Graber, Thomas Pulver
Entwurf mit integrierten<br />
Disziplinen v–viii<br />
3./4. Jahr<br />
Architectural Design with<br />
Integrated Disciplines v–viii<br />
3rd/4th Year<br />
Gastdozent<br />
Jasmin Grego<br />
Assistenz<br />
Dr. Claude Enderle<br />
Max Korpiun<br />
Stephanie Kühnle<br />
Nader A. Taghavi
Website<br />
www.arch.ethz.ch/darch/<br />
entwurf/grego<br />
Architektur von innen Architecture from Inside<br />
Die architektonische Auseinandersetzung mit Innenräumen,<br />
kurz Innenarchitektur genannt, zeichnet sich<br />
gegenüber dem grossmassstäblichen Entwurf zusätzlich<br />
durch einen speziellen Fokus auf räumlich und sinnlich<br />
erfassbaren Realitäten im Massstab 1:1 aus, die im<br />
Zusammenspiel die Raumerfahrung als Atmosphäre bestimmen.<br />
Diese Unmittelbarkeit fordert die Reflexion<br />
und Planung einer Architektur von innen als bewusstes<br />
Gestalten eines Erfahrungsraums in seiner ganzen<br />
Komplexität möglicher Nutzungssituationen.<br />
Zentraler Gedanke unserer Vermittlung von Innenarchitektur<br />
ist die Erarbeitung adäquater Instrumente für<br />
ein zielgerichtetes Entwerfen und Darstellen unterschiedlicher<br />
Atmosphären im Hinblick auf die Nutzung<br />
durch ein spezifisches Zielpublikum. Die dabei entstehenden<br />
Raumstrukturen sollen eine zeitgenössische<br />
Lebensart widerspiegeln, neue funktionale Lösungen<br />
aufzeigen, dramaturgisch-erzählerische Spannungen erzeugen<br />
und starke sinnliche Ausstrahlungen ausloten.<br />
Dafür vermitteln die Spezialisten des Lehrstuhls neben<br />
der konzeptionellen Begleitung der Entwurfsarbeit gezielt<br />
Informationen zu Merkmalen und Einsatzmöglichkeiten<br />
von Materialien, Farben, Möbeln und Licht sowie zu<br />
Konstruktionsdetails.<br />
Urban Athletics, Turmspringen<br />
Manuela Schubert<br />
143<br />
The architectural way of working on interiors or interior<br />
architecture, differs from large scale design by virtue<br />
of its additional particular focus on numerous spatial<br />
and sensual realities at full scale. These factors’ interaction<br />
determines the experience of space in the form of<br />
so-called atmosphere. This immediacy challenges the<br />
reflection on and planning of architecture from the inside<br />
as a conscious design of a complex space prepared for<br />
various patterns of utilization and experience.<br />
The central idea of our teaching within interior architecture<br />
is the communication of appropriate instruments<br />
for the precise and focused design and representation<br />
of different atmospheres with regard to a specific target<br />
audience of users. The resulting structures and rooms<br />
are meant to reflect a contemporary lifestyle, point out<br />
new functional solutions, build up narrative and<br />
dramaturgical suspense and test strong sensual and<br />
charismatic impacts.<br />
For this purpose, the specialists communicate – in<br />
addition to the conceptual monitoring of the students’<br />
projects – specific information concerning the characteristics<br />
and possible applications of materials, colors,<br />
furniture, lighting and construction details.<br />
3./4.Jahr Departement Architektur<br />
Jasmin Grego
Jasmin Grego<br />
3./4.Jahr Departement Architektur<br />
Die Klinik, Schmerzklinik<br />
Fabien Schwarz, Karin Gauch<br />
Die Klinik<br />
Spital der Zukunft<br />
An privilegierter See- und Parklage in <strong>Zürich</strong> wird eine<br />
Ikone der modernen Schweizer Architektur der 1950er<br />
Jahre zu einer Privatklinik umgebaut.<br />
Nicht zufällig widmen Trendforscher aktuellen Umbrüchen<br />
in einem der grössten Sektoren unserer Volkswirtschaft<br />
umfangreiche Studien. Leere Staatskassen, wachsender<br />
Kosten- und Effizienzdruck und eine rasante<br />
Technologisierung der Behandlungsmethoden beschleunigen<br />
den Wandel des Spitals von der behäbigen<br />
staatlichen stationären Versorgungseinrichtung hin zum<br />
effizienten privaten Dienstleistungsbetrieb, der wettbewerbsorientiert,<br />
dezentral, situativ, individuell und hochspezialisiert<br />
auf die Aufgaben der Patientenversorgung<br />
reagieren kann. In der Versuchsanordnung des Semesters<br />
steht die Klinik stellvertretend für die Welt des institutionellen<br />
Wohnens. Unterschiedliche medizinische Spezialisierungsrichtungen<br />
geben Inputs für spezifische<br />
konzeptionelle Lösungsansätze.<br />
144<br />
The Clinic<br />
The Future Hospital<br />
An iconic example of Modern Swiss architecture from<br />
the 1950’s situated on a privileged site in a park on Lake<br />
<strong>Zurich</strong> is to be converted into a private clinic.<br />
The German trends-research institute ‘Zukunftsinstitut’<br />
GmbH has dedicated itself to extensive studies on<br />
current developments in one of the greatest sectors of<br />
today’s economy. Fundamental changes of the status<br />
of today’s hospitals are expected: Lack of government<br />
financing, the growing pressure of cost-efficiency and<br />
the rapidly increasing level of technology in methods of<br />
treatment accelerate change of today’s hospitals from<br />
stolid state-controlled medical service facilities to efficient<br />
and competitive private service enterprises which can<br />
respond to patients‘ needs in a highly specialized manner.<br />
In this semester’s course, the clinic stands for the world<br />
of institutional living. Different conceptual solutions will<br />
be processed according to the medical specialization<br />
chosen for the facilities.<br />
Die Klinik, Zahnklinik<br />
Dorothee Freese, Sebastian Struckat
Urban Athletics<br />
Ready, Steady, Go!<br />
<strong>Zürich</strong> baut wieder Hochhäuser. An der Spitze des<br />
«Prime Tower» in <strong>Zürich</strong> West entsteht in 126 m Höhe<br />
der Ausbau für eine Sportstätte der visionären Art.<br />
46 % der Schweizer Bevölkerung geben an, aktiv eine<br />
Sportart zu betreiben. Damit bestimmt die spielerische<br />
oder auch leistungsorientierte körperliche Betätigung nach<br />
mehr oder weniger festgelegten Regeln unser Freizeitverhalten<br />
offensichtlich signifikant. Der Trend geht dabei<br />
weg vom traditionellen normierten, ortsgebundenen<br />
Mannschaftssport hin zum individuellen, wenig reglementierten<br />
und oft auch risikoreichen Sporterlebnis<br />
allein oder in kleinen Gruppen ohne festen Rahmen. In<br />
der Versuchsanordnung des Semesters steht der Sport<br />
stellvertretend für die Welt der Freizeitbeschäftigung. Die<br />
Wahl der ausgeübten sportlichen Aktivität und damit<br />
des Zielpublikums ist individuell und Teil der Semesteraufgabe.<br />
Unterschiedliche räumliche, funktionale und<br />
atmosphärische Kriterien geben dabei Inputs für spezifische<br />
konzeptionelle Lösungsansätze.<br />
Urban Athletics<br />
Ready Steady Go!<br />
<strong>Zurich</strong> is building high-rises again. A visionary sports<br />
facility will be conceived for the top floors of the ‘Prime<br />
Tower’ at a height of 126 meters in the west of <strong>Zurich</strong>.<br />
46 % of the Swiss population claim to practice actively<br />
some kind of sport. This means that our recreation<br />
time is partly occupied by recreational or even competitive,<br />
more or less regularized physical activities. The trend<br />
points away from traditional location-bound team sports<br />
towards individual, not regularized and often highly<br />
risky adventures which are practiced individually or in<br />
small groups without fixed structures. In this semester‘s<br />
course, physical activity stands for the world of leisure.<br />
The choice and definition of the physical activity and of<br />
the target clientele is part of the assignment. Specific<br />
conceptual solutions will be developed based on the different<br />
spatial, functional and atmospheric criteria.<br />
Urban Athletics, Fechten<br />
Rebecca Bornhauser<br />
145<br />
3./4.Jahr Departement Architektur<br />
Jasmin Grego
Entwurf v–viii<br />
3./4. Jahr<br />
Architectural Design v–viii<br />
3rd/4th Year<br />
Gastdozent<br />
José Paulo dos Santos<br />
Assistenz<br />
Rui Neto<br />
Regula Steinmann
Website<br />
www.arch.ethz.ch/darch/<br />
entwurf/dossantos<br />
Orte spüren Sensing Places<br />
Der Wohlstandsanspruch und die Verknappung von vorhandenen<br />
natürlichen Ressourcen führen dazu, dass<br />
wir heutzutage Materialien, konstruktive Systeme und<br />
architektonische Sprachen simulieren, nicht um eine<br />
konsistente Aussage zu machen, sondern um verlockend<br />
und modisch zu sein.<br />
Indem die Sinne für die bedeutenden Dinge geschärft<br />
werden, beabsichtigt der Entwurfsunterricht Überflüssiges<br />
zu hinterfragen, um schon heute das gesellschaftliche<br />
Bewusstsein von morgen zu beeinflussen.<br />
Die Werte der Moderne mitsamt dem impliziten<br />
Widerstand gegen dieselben sind nach heutigen Begriffen<br />
überholt, da sie durch ihre Manipulierbarkeit<br />
ihre gegenseitige Bedingung verloren haben.<br />
In Beziehung zum realen Fortschritt stagniert der<br />
Anspruch an die Weiterentwicklung der Struktur seit der<br />
Moderne. Während die Bekleidung, die Bedeutung<br />
und die Hierarchisierung der Aussenhülle immer noch<br />
ein lebendiges Beispiel für Differenziertheit und vertiefte<br />
Auseinandersetzung darstellt.<br />
Heutzutage werden die Gebäude herausgeputzt, um<br />
am Reigen der Eitelkeiten teilnehmen zu können.<br />
Der Entwurfsunterricht soll deshalb strikte formale<br />
Richtlinien vermeiden und stattdessen Anhaltspunkte<br />
bieten für die Lösung der verschiedenen Fragestellungen<br />
sowie bei der Ausarbeitung von soliden konzeptuellen<br />
Werkzeugen helfen. Die Entwicklung und Anwendung<br />
der Materialisierung soll immer in Relation zu den<br />
spezifischen Begebenheiten und innerhalb der Grenzen des<br />
kulturellen Kontexts erfolgen – sei es in einer städtischen<br />
oder in einer ländlichen Umgebung.<br />
Der Komplexität der heutigen Zeit, die – als gesamteuropäische<br />
Realität – geprägt wird durch die Zwänge<br />
des heutigen Lebens und den Verlust von traditionellen<br />
Ideologien und Werten, sollte mit einer angemessenen<br />
Herangehensweise im Bewusstsein der verschiedenen mitwirkenden<br />
Kräfte begegnet werden.<br />
Ein globales Bewusstsein soll die Architekten befähigen,<br />
jederzeit auf spezifische Fragen reagieren zu können.<br />
Zum Beispiel sollten sie fähig sein, auf die unzähligen<br />
Fragestellungen des täglichen Lebens einzugehen, in<br />
welchen regionalen oder geographischen Umständen auch<br />
immer: Es gilt, universelle Werkzeuge für spezifische<br />
Kulturen zu entwickeln.<br />
Die beiden Semester hatten unterschiedliche Eingriffstiefen<br />
und sie unterschieden sich auch in ihrer Komplexität<br />
und Grösse, in der Ausprägung und Identität des<br />
Ortes, in der Besonderheit der jeweiligen Lebensumstände<br />
und in der spezifischen baulichen Reaktion auf äussere<br />
Einflüsse.<br />
Die menschliche Gesellschaft basiert seit jeher auf<br />
einem globalen Konsens. Jedoch haben sich heutzutage<br />
die Entwicklungsschritte derart beschleunigt, dass eine<br />
grosse Verwirrung herrscht.<br />
Es gilt, die Ursprünge auf ihre unzähligen Anhaltspunkte<br />
hin zu betrachten, um den heutigen Verhältnissen<br />
angemessen begegnen zu können.<br />
147<br />
Wealth and waste of available natural resources mean<br />
that ‘today we simulate materials, constructive systems,<br />
architectural languages, not to make a statement, but<br />
to be seductively fashionable’.<br />
The studio is intended to question the superfluous by<br />
rendering sense to meaningful items pertinent to (today<br />
and) tomorrow’s social agenda.<br />
The values of modernism and some implicit ‘resistance’<br />
are fictitious in today’s terms: they cannot be coherent,<br />
because they can be ‘manipulated’.<br />
The development of physical structure has stabilised<br />
since modern times in terms of real progress, while the<br />
dressing, meaning and hierarchy of the skin is evidence<br />
of what establishes differences and distances.<br />
Today we dress (buildings) ‘to prepare the body for<br />
the dance’.<br />
Therefore, the studio avoided providing strict formal<br />
guidelines for the resolution of various issues, and instead<br />
provided input and support in the framing of solid<br />
conceptual tools and their material development. Implementation<br />
was always related to the specific issues and<br />
constraints within the cultural context – urban, as well as<br />
non-urban.<br />
The complexity of the present era – from the borders<br />
of Europe to its more affluent centres – characterised by<br />
the constraints of contemporary life and the subsequent<br />
dispersion of ‘traditional’ ideologies and values, should<br />
be approached with an adequate regard to its various<br />
intervening forces.<br />
Architects should have the ability – at any moment –<br />
to deal with the particular in order to be global, i.e., the<br />
innumerable issues of ordinary life should be addressed<br />
no matter the region or the particular geographical<br />
endeavour: ‘universal’ tools for particular cultures.<br />
The two semesters confronted differing scales of intervention,<br />
of differing complexity and size, and differed<br />
also in the locale-specific conditions, the particular living<br />
situation, the notion of intelligent protection, the potential<br />
formation of a ‘loci’, and the proper address of<br />
the regional.<br />
Humankind has always had a global understanding<br />
of things. Today, only the time scale has changed and<br />
confused many.<br />
By examining historical roots and their vast body of<br />
evidence they produce, it is possible to correctly address<br />
the contemporary condition.<br />
3./4.Jahr Departement Architektur<br />
José Paulo dos Santons
José Paulo dos Santons<br />
3./4.Jahr Departement Architektur<br />
Urbane Übergänge<br />
Das Institutionelle und<br />
das Häusliche<br />
Auf dem letzten Kliff über dem Douro, bevor er in den<br />
Atlantik mündet, treffen zwei existierende Realitäten aufeinander<br />
– auf der oberen Ebene ein fast ländlicher Überrest<br />
einer schwindenden bäuerlichen Gesellschaft, auf<br />
der unteren Ebene ein lebhaftes Flussufer, zunehmend kosmopolitisch<br />
geprägt, dazwischen 45 Meter trennender<br />
Granitfels.<br />
Die Herangehensweisen erstreckten sich von der sukzessiven<br />
Verbindung mit dem vorhandenen urbanen<br />
Gewebe über ein Verwachsen mit der Topographie bis hin<br />
zu einer klaren Setzung am Flussufer – von der feinfühligen<br />
Intervention bis zur «forme forte».<br />
Die verschiedenen Konzept-Strategien umfassen die<br />
Vereinfachung eines komplexen und umfangreichen<br />
Programms – ein Musikschul-Komplex mit dazugehörigen<br />
Wohnungen – und die Inangriffnahme einer schwierigen<br />
urbanen Morphologie und Topographie. Die Schaffung<br />
von Grenzen zwischen dem Institutionellen und dem<br />
Häuslichen, entweder durch subtile Ähnlichkeiten in der<br />
Sprache oder durch eine klare Geste, gründen nicht<br />
allein in der Form, sondern in der Verbindung mit einer<br />
differenzierten Untersuchung von Materialien.<br />
Flavia Sutter<br />
Michael Reiterer<br />
Tao Bärlocher<br />
Urban Transitions<br />
The Institutional and<br />
the Domestic<br />
On the last cliff hanging over the Douro before it reaches<br />
the Atlantic, there are two existing realities: on the upper<br />
level, the almost bucolic vestiges of a fading rural community,<br />
and on the lower level, separated by 45 metres of<br />
solid granitic rock, a vibrant and increasingly cosmopolitan<br />
river margin.<br />
The approaches varied from the gradual connection<br />
with the existing urban tissue, to an adhesion to the<br />
topography, to blunt exposure to the river margin: from<br />
the delicacy of discretion to ‘formes fortes’.<br />
The various conceptual strategies sought to simplify<br />
the complex and extended program – a music school<br />
complex with self-contained flats – and to tackle the difficult<br />
urban morphology and topography. Boundaries were<br />
established between the institutional and the domestic,<br />
either through subtle affinities in language or clear gestures.<br />
These were approached not only through form, but also<br />
materiality.
Radhika Amin<br />
Anne Femmer<br />
Gabrielle Siegenthaler<br />
Der herannahende Süden The Approaching South<br />
Das Wasser im Überfluss einerseits und der Mangel daran<br />
andererseits bildet eine Metapher für bevorstehende<br />
Zeiten und den Ausdruck für zu überwindende Schwierigkeiten.<br />
Der Akt des Bauens gründet daher eher im<br />
Überleben als im wirtschaftlich spekulativen Anspruch.<br />
Es galt, Rückschlüsse aus Beispielen vergangener<br />
Kulturen zu ziehen – vom Orient bis zum Okzident, ohne<br />
in die übliche Rhetorik von Romantik oder Neo-Traditionalismus<br />
zu verfallen. Das Projekt verlangte nach der<br />
Umsetzung eines kleinen Wasser-Forschungsinstituts mit<br />
angegliederter Wohnnutzung und öffentlicher Nutzung.<br />
Das Ziel lag darin, bewusst die Möglichkeiten auszuloten,<br />
einen erkennbaren und nutzbaren öffentlichen<br />
Raum zu schaffen. Dies auf einem Bauplatz, der von<br />
verfallenen Strukturen geprägt ist, die von einer früheren<br />
intensiven Industrietätigkeit zeugen.<br />
149<br />
The abundance of water on the one hand, and the lack of<br />
it on the other, played as a metaphor for times to come –<br />
it served as an expression of the difficulties to overcome –<br />
throughout Europe at least – and addressed the viability<br />
of construction as ‘survival’ rather than as commodity.<br />
Drawing from examples of past cultures – from<br />
the Orient to the Occident – without using the rhetoric<br />
common to romanticism or the neo-vernacular, the<br />
project called for the implementation of a small water<br />
research institute with associated houses and public<br />
functions.<br />
The aim was to draw attention to the possibility of<br />
creating a recognisable and usable public space, with<br />
the lean tools of the program, on a site that hosted a<br />
number of remaining derelict structures in evidence<br />
of its previous, intensive industrial life.<br />
3./4.Jahr Departement Architektur<br />
José Paulo dos Santons
Institut für Geschichte und<br />
Theorie der Architektur (gta)<br />
Professur für Geschichte<br />
des Städtebaus<br />
Prof. Dr. Vittorio Magnago Lampugnani<br />
Architekturtheorie<br />
Prof. Dr. Ákos Moravánszky<br />
Professur für Kunst- und<br />
Architekturgeschichte<br />
Prof. Dr. Werner Oechslin<br />
Assistenzprofessur für<br />
Architekturtheorie<br />
Prof. Dr. Laurent Stalder<br />
Professur für Kunst- und<br />
Architekturgeschichte<br />
Prof. Dr. Andreas Tönnesmann<br />
gta Archiv<br />
Bruno Maurer<br />
gta Ausstellungen<br />
Philippe Carrard<br />
gta Verlag<br />
Dr. Veronika Darius<br />
Institute for History and<br />
Theory of Architecture<br />
Chair of the History of<br />
Urban Design<br />
Theory of Architecture<br />
Chair of the History of Art<br />
and Architecture<br />
Assistance Chair of the<br />
Theory of Architecture<br />
Chair of the History of Art<br />
and Architecture<br />
gta Archives<br />
gta Exhibitions<br />
gta Publishers
Website<br />
www.gta.arch.ethz.ch<br />
Das gta bekennt sich auch im vierten Jahrzehnt seiner<br />
Existenz zu seiner doppelten Zielsetzung: die geschichtliche<br />
und theoretische Dimension der Architektur in<br />
bester Kompetenz zu erforschen und die Resultate in<br />
unserer aktuellen Welt immer neu zur Diskussion zu<br />
stellen. Geschichte und Theorie – das meint sowohl<br />
die Sache selbst als auch deren wissenschaftliche Erörterung.<br />
Die Feststellung und Absicherung von Tatsachen,<br />
die Erhebung und Interpretation der Quellen ist ebenso<br />
unsere Sache wie die Weitergabe des entsprechenden<br />
Wissens im Unterricht für die Studierenden und in der<br />
Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses.<br />
Wo immer am gta geforscht und gelehrt wird, stets ist<br />
diese doppelte Orientierung gegeben und bereichert<br />
die im besten Sinne interdisziplinäre Arbeit des Instituts.<br />
Kunst- und Architekturgeschichte, Geschichte des Städtebaus,<br />
Architekturtheorie – diese Kernfächer des gta<br />
fühlen sich keineswegs auf ihre angestammten Forschungsinteressen<br />
beschränkt, sondern sehen sich der produktiven<br />
Vielfalt heutiger Architektur verpflichtet, wie sie das<br />
Spektrum des Departements insgesamt prägt. Analog gilt<br />
das auch für die Ressorts Archiv, Ausstellungen und Verlag<br />
sowie für den mas-Studiengang, in denen die wissenschaftlichen<br />
Kompetenzen des Instituts unerlässliche Ergänzungen<br />
und Plattformen finden. Längst geniesst<br />
das gta weltweit Anerkennung wegen seiner besonderen<br />
Positionierung – ein geisteswissenschaftliches Institut<br />
in einem Architektur-Departement – und wegen der Konsequenz,<br />
die es in seiner täglichen Arbeit daraus zieht.<br />
Prof. Dr. Andreas Tönnesmann<br />
Vorsteher<br />
151<br />
In the fourth decade of its existence, the gta still firmly<br />
holds to its dual goals – conducting research into the<br />
historical and theoretical aspects of architecture at the<br />
highest level of scholarship, and presenting the results<br />
of such research in a consistently fresh way for debate in<br />
today’s world. History and theory – the combination<br />
implies both the subject itself and its scholarly discussion.<br />
Recording and securing facts, identifying and interpreting<br />
source materials, are concerns for us just as much<br />
as transmitting the corresponding knowledge through<br />
undergraduate teaching, and the support and encouragement<br />
of younger scholars.<br />
Wherever teaching and research are conducted at the<br />
gta, this dual orientation is present and enriches the<br />
work of the Institute, which is interdisciplinary in the<br />
best sense. The history of art and architecture, the<br />
history of urban planning, and architectural theory – these<br />
core subjects at the gta are in no sense restricted to<br />
their traditional fields of research interest, but are placed<br />
in the context of the productive range and variety<br />
of today’s architecture, which shapes the department’s<br />
range of activities in general. The same applies to<br />
the divisions responsible for the Archives, Exhibitions and<br />
Publishers, as well as to the post-graduate curriculum,<br />
which represent indispensable supplements to, and platforms<br />
for, the Institute’s scholarly and scientific work.<br />
The gta has long since achieved international recognition<br />
through its special approach – a humanities-oriented<br />
institute within a department of architecture – and through<br />
the implications it derives from this context for its<br />
everyday work.<br />
Prof. Dr. Andreas Tönnesmann<br />
Head<br />
Institut gta Departement Architektur
gta Archiv<br />
Institut gta Departement Architektur<br />
Website<br />
www.archiv.gta.arch.<br />
ethz.ch<br />
Leitung<br />
Bruno Maurer<br />
Team<br />
Afra Häni (Bibliothek)<br />
Gregor Harbusch<br />
(Forschung)<br />
Thomas Juchler (Technik)<br />
Marta Knieza<br />
(nsl Archiv)<br />
Daniel Weiss (Benutzung)<br />
Alex Winiger (Sekretariat)<br />
gta Archiv gta Archives<br />
Das Archiv des Instituts für Geschichte und Theorie der<br />
Architektur sammelt schwerpunktmässig Nachlässe<br />
von Architektinnen und Architekten aus der deutschen<br />
Schweiz, von Architekturvermittlern und Architekturfotografen<br />
des 19. und 20. Jahrhunderts. Hervorgegangen<br />
aus dem sogenannten Semper-Museum, das nach<br />
dem Tod Gottfried Sempers 1879 von seinen Schülern<br />
eingerichtet worden war, umfasst das 1967 gegründete<br />
gta Archiv heute fast 200 Nachlässe, das Archiv der<br />
Internationalen Kongresse für Neues Bauen (ciam) und das<br />
Archiv des Bundes Schweizer Architekten (bsa), verschiedene<br />
Sammlungen mit Bild-, Ton- und Filmdokumenten<br />
sowie eine eigene, dem Nebis-Verbund angeschlossene<br />
Bibliothek. Neuere Sammlungsschwerpunkte liegen auf<br />
der Regional- und Landesplanung sowie auf der Landschaftsarchitektur;<br />
diese Bestände werden in Zusammenarbeit<br />
mit dem Netzwerk Stadt und Landschaft (nsl)<br />
akquiriert und betreut.<br />
Das gta Archiv ist ein national und international<br />
renommiertes Kompetenzzentrum. Ein Drittel der<br />
Benutzerinnen und Benutzer stammt aus dem Ausland.<br />
Das Archiv tritt als Leihgeber für Ausstellungen auf<br />
und ist Partner in diversen Forschungsprojekten (u.a. Sigfried<br />
Giedion und die Fotografie; Ulrich Stucky). Es unterstützt<br />
institutsinterne Projekte und betreut Doktorierende<br />
bei ihren Recherchen. Die Bestände werden zudem über<br />
eigene Forschungsprojekte kontinuierlich aufgearbeitet.<br />
Eine Herausforderung für das Archiv bildeten die<br />
grossen Institutsprojekte zu Gottfried Semper (2003), zur<br />
eth als Bauherrin (Jubiläumsprojekt 2005) und zur<br />
Architektengemeinschaft Haefeli Moser Steiger (2007). Bei<br />
all diesen Projekten war das gta Archiv wichtigster Forschungsstandort<br />
und Hauptleihgeber für die Ausstellungen.<br />
Aktuell steht der Einsatz für das an der Professur<br />
Oechslin angesiedelte Forschungsprojekt zu Karl Moser,<br />
dem «Vater der Schweizer Moderne», im Vordergrund.<br />
Die Akquisition konzentriert sich in den letzten<br />
Jahren auf die Protagonisten der Schweizer Architektur<br />
nach 1945. Unter anderen konnten das Archiv von Ernst<br />
Gisel und die Nachlässe von Claude Paillard, Alfons<br />
Barth und Jacques Schader übernommen werden. Eine<br />
bedeutende Übernahme steht mit dem Archiv von<br />
Fritz Haller unmittelbar bevor.<br />
152<br />
The Archives of the Institute for History and Theory of<br />
Architecture (gta) concentrate on the collection of<br />
bequests by Swiss architects and architectural critics,<br />
authors and photographers of the 19th and 20th centuries.<br />
Founded in 1967, the gta Archives emerged from the<br />
so-called ‘Semper Museum’, which was established by<br />
students of Gottfried Semper after his death in 1879.<br />
Today they comprise nearly 200 bequests, the Archive of<br />
the International Congress of Modern Architecture<br />
(ciam) as well as the Archive of the Federation of Swiss<br />
Architects (bsa), miscellaneous collections of pictures,<br />
audiotapes and films and a library linked to the Nebis network.<br />
Latest additions include documents of regional<br />
and national planning processes as well as landscape architecture.<br />
These collections are acquired and conserved<br />
in cooperation with Network City and Landscape (nsl).<br />
The gta Archives are an important center of excellence<br />
on both a national and an international level. One third<br />
of our readers are from abroad. The Archives contribute<br />
loans to exhibitions and cooperates in various research<br />
projects (e.g. ‘Sigfried Giedion and photography’; ‘Ulrich<br />
Stucky’). They support internal projects of the Institute<br />
and doctoral research. The archival collections are also<br />
continually developed by our own research projects.<br />
Large projects within the Institute have presented new<br />
challenges. They included ‘Gottfried Semper’ (2003),<br />
‘eth Buildings’ (anniversary project 2005) and ‘Haefeli<br />
Moser Steiger Architects’ (2007). The gta Archives were<br />
an important research location for all of these projects and<br />
provided most of the exhibits for the resulting shows.<br />
They currently support the research project on the ‘father<br />
of modern architecture in Switzerland’, Karl Moser,<br />
chaired by Werner Oechslin.<br />
In recent years, new acquisitions have focused on the<br />
protagonists of Swiss architecture after 1945, among<br />
them the archive of Ernst Gisel, the bequests of Claude<br />
Paillard, Alfons Barth and Jacques Schader. Another<br />
important acquisition is due shortly and concerns the<br />
archive of Fritz Haller.
Gottfried Semper, Theater<br />
im Crystal Palace in London<br />
1854‒1855<br />
Sigfried Giedion, Layoutentwurf<br />
für «Bauen in Frankreich», 1928<br />
Karl Moser, Katholische Antoniuskirche<br />
Basel, 1923‒1927<br />
Le Corbusier während des<br />
4. CIAM-Kongresses auf der<br />
Patris II, 1933<br />
153<br />
Ernst Gisel, Reformierte Kirche<br />
Effretikon, 1958‒1961<br />
Haefeli Moser Steiger, Hochhaus<br />
zur Palme <strong>Zürich</strong>, 1958‒1961<br />
Institut gta Departement Architektur<br />
gta Archiv
gta Ausstellungen<br />
Institut gta Departement Architektur<br />
Website<br />
http://ausstellungen.gta.<br />
arch.ethz.ch<br />
Leitung<br />
Philippe Carrard<br />
Team<br />
Marie-Anne Lerjen<br />
(Kommunikation,<br />
Redaktion)<br />
Pascale Haefeli (Gestaltung)<br />
Sophie Schmid (Gestaltung)<br />
Daniel Sommer<br />
(Gestaltung)<br />
Sandra Gomez<br />
(Administration)<br />
Oscar Niemeyer, Architekturfoyer<br />
gta Ausstellungen gta Exhibitions<br />
Die gta Ausstellungen präsentieren am Departement Architektur<br />
ein vielfältiges Programm von bis zu zwölf Architekturausstellungen<br />
jährlich. Der Bereich hat zum einen die<br />
Aufgabe, die Resultate von Lehre und Forschung am<br />
Institut gta und Departement Architektur der Öffentlichkeit<br />
vorzustellen. Zum anderen werden zeitgenössische<br />
Architekturpositionen aus dem In- und Ausland dargestellt.<br />
Die Projekte werden mit internen und externen Partnern,<br />
auch aus der Bauindustrie, entwickelt und realisiert.<br />
Teil des Programms sind national und international übernommene<br />
Ausstellungen, die sich durch den engen<br />
Kontakt mit anderen Institutionen ergeben.<br />
Übernommene und teilweise aktualisierte Ausstellungen<br />
waren «Coletivo. Zeitgenössische Architektur aus<br />
São Paulo» (University of São Paulo) und «Italy now?<br />
Country_Positions in Architecture» (Cornell University).<br />
In Zusammenarbeit mit Verbänden wurden die Preis-<br />
träger der Wettbewerbe «Prix Acier» (Stahlbau Zentrum<br />
Schweiz) und «Brick Award 2008» (Verband der Schweizer<br />
Ziegeleien) gezeigt. Das für die Präsentation der<br />
eth Architekturwettbewerbe entwickelte Display konnte<br />
dieses Jahr für die Wettbewerbe «Gästehaus Science City»<br />
und «Neubau Oberer Leonhard» eingesetzt werden.<br />
Oscar Niemeyer – eine Hommage<br />
Der 100. Geburtstag des brasilianischen Architekten Oscar<br />
Niemeyer bot die Gelegenheit, sein Schaffen in einer<br />
Hommage zu ehren. Sein Œuvre umfasst mittlerweile<br />
mehr als 500 Bauwerke und Projekte. Kern der an<br />
154<br />
In the Department of Architecture, gta Exhibitions presents<br />
a varied program of up to twelve architecture exhibitions<br />
annually. The unit’s purpose is firstly to present to<br />
the public the results of teaching and research work at<br />
the gta Institute and the Department of Architecture. Secondly,<br />
the exhibitions also describe contemporary<br />
positions in architecture both in Switzerland and abroad.<br />
The projects are developed and implemented in collaboration<br />
with internal and external partners, including<br />
partners from the building industry. Part of the program<br />
involves hosting national and international touring<br />
exhibitions, arising through the close contacts with other<br />
institutions.<br />
External exhibitions that were hosted and in part<br />
revised included ‘Coletivo: Contemporary Architecture<br />
from São Paolo’ (University of São Paolo) and ‘Italy<br />
Now? Country Positions in Architecture’ (Cornell Uni-<br />
Graber Pulver, ARchENA Prix Acier, Foyer E3 /E4<br />
versity). In collaboration with professional associations,<br />
the prizewinners from the ‘Prix Acier’ (Swiss Steel<br />
Construction Center) and ‘Brick Award 2008’ (Association<br />
of Swiss Brickworks) competitions were shown.<br />
The display developed for the presentation of the eth<br />
Architectural Competitions was used this year for the<br />
‘Science City Guest House’ and ‘Oberer Leonhard New<br />
Building’ competitions.<br />
Oscar Niemeyer – a Tribute<br />
The 100th birthday of the Brazilian architect Oscar<br />
Niemeyer provided an opportunity to pay tribute to his<br />
work. His oeuvre has grown to include more than<br />
500 buildings and projects. The exhibition at the eth<br />
focused on recent pictures of his buildings taken by<br />
the photographer Leonardo Finotti (Lisbon).<br />
Graber Pulver. Close-Up<br />
In each case, the work of the architects Marco Graber<br />
and Thomas Pulver develops its energy from the specific<br />
circumstances and conditions involved in a building<br />
problem, and is distinguished by its high degree of individuality.<br />
Their exhibition as guest lecturers at the eth
der eth gezeigten Ausstellung waren aktuelle Aufnahmen<br />
ausgeführter Bauten des Fotografen Leonardo Finotti<br />
(Lissabon).<br />
Graber Pulver. Close-up<br />
Die Arbeiten der Architekten Marco Graber und Thomas<br />
Pulver entwickeln ihre Kraft aus den jeweils spezifischen<br />
Gegebenheiten und Bedingungen einer Aufgabenstellung<br />
und zeichnen sich durch einen hohen Grad an Individualität<br />
aus. Die Ausstellung der eth-Gastdozenten stellte<br />
in detaillierten Ausführungsplänen und opulenten<br />
Bildern des Fotografen Walter Mair sechs gegenwärtige<br />
Projekte vor. Diese Projekte fanden auch Eingang in<br />
die Publikation des gta Verlags.<br />
Prix Acier 2005/2007<br />
In Zusammenarbeit mit dem Stahlbau Zentrum Schweiz<br />
präsentierten die gta Ausstellungen die Preisträger des<br />
«Prix Acier» 2005 und 2007. Die vom Institut gta konzipierte<br />
Wanderausstellung wurde anschliessend in den<br />
Schweizer Fachhochschulen präsentiert.<br />
Arosa. Die Moderne in den Bergen<br />
In den 1920er und frühen 1930er Jahren erlebte Arosa<br />
einen rasanten Aufschwung und entwickelte sich vom<br />
stillen Kurort zum weltoffenen Sommer- und Wintersportort.<br />
Dieser gesellschaftliche und kulturelle<br />
Wandel spiegelt sich in zahlreichen Wohn-, Hotel- und<br />
Verkehrsbauten. Das Institut gta widmete dem Auf-<br />
Arosa, Haupthalle Bétrix & Consolascio, Haupthalle<br />
bruch Arosas in die Moderne zum ersten Mal eine umfassende<br />
Darstellung mit einem Buch und einer Ausstellung.<br />
Die Ausstellung wurde an der eth <strong>Zürich</strong> und<br />
in Arosa gezeigt.<br />
Bétrix & Consolascio. Perspektivwechsel<br />
Das im letzten Jahr eröffnete Letzigrund-Stadion in<br />
<strong>Zürich</strong> ist ein Meisterwerk der Zürcher Architekten Bétrix &<br />
Consolascio. Die überzeugende Form entstand durch<br />
die Perfektionierung der Konstruktion, die sich bis in die<br />
Details erstreckt. Die enge Verbindung von Konstruktion<br />
und Form, von Materialisierung und Ausdruck<br />
prägen die Bauten von Marie-Claude Bétrix und Eraldo<br />
Consolascio. Eine Ausstellung und ein Buch des gta<br />
Verlags boten zum ersten Mal einen umfassenden Einblick<br />
in das bisherige Schaffen.<br />
155<br />
showed detailed construction plans for six current projects,<br />
with sumptuous photographs by the photographer<br />
Walter Mair. The six projects were also included in a<br />
book published by gta Publisher.<br />
Prix Acier 2005/2007<br />
In collaboration with the Swiss Steel Construction Center,<br />
gta Exhibitions presented an exhibition showing the<br />
‘Prix Acier’ prizewinners of 2005 and 2007. The touring<br />
exhibition designed by the gta subsequently traveled<br />
around Switzerland’s applied sciences colleges.<br />
Arosa. Modernism in the Mountains<br />
In the 1920s and early 1930s, Arosa underwent rapid progress<br />
and developed from being a quiet spa to become<br />
a cosmopolitan venue for summer and winter sports. This<br />
social and cultural transformation was reflected in<br />
numerous residential, hotel and transportation buildings.<br />
The gta Institute organized the first comprehensive<br />
exhibition concerned with Arosa’s awakening to the<br />
modernity, with an accompanying book publication.<br />
The exhibition was shown at the eth in <strong>Zurich</strong><br />
and in Arosa.<br />
Bétrix & Consolascio. A Shift in Perspective<br />
<strong>Zurich</strong>’s Letzigrund Stadium, which was opened last<br />
year, is a masterpiece by the <strong>Zurich</strong> architects Bétrix &<br />
Consolascio. The building’s convincing shape was<br />
achieved by perfecting its construction design in a process<br />
that extends into every detail. The architectural work<br />
of Marie-Claude Bétrix and Eraldo Consolascio is characterized<br />
by a close connection between construction<br />
and form, between materialization and expression. An exhibition,<br />
along with a book published by gta Publisher,<br />
provided the first comprehensive view of their work to<br />
date.<br />
Institut gta Departement Architektur<br />
gta Ausstellungen
gta Verlag<br />
Institut gta Departement Architektur<br />
Website<br />
http://verlag.gta.arch.<br />
ethz.ch<br />
Leitung<br />
Dr. Veronika Darius<br />
Team<br />
Ulla Bein (Vertrieb)<br />
Philippe Mouthon (Grafik)<br />
Sandra Rumiz (Lektorat)<br />
Ulrike Steiner (Lektorat)<br />
gta Verlag gta Publishers<br />
Seit 1968 sind am Institut gta über 200 Bücher erschienen.<br />
Thematische Schwerpunkte bilden dabei vor allem<br />
die schweizerische und internationale Architektur der<br />
Moderne in Theorie und Praxis, die Geschichte der<br />
Architektur und des Städtebaus sowie Landschaftsarchitektur<br />
und Denkmalpflege. Von heute rund 140 lieferbaren<br />
Titeln des gta Verlags repräsentieren zahlreiche<br />
Publikationen die Forschungstätigkeit des Instituts und<br />
des Departements Architektur der eth <strong>Zürich</strong>.<br />
Eine Auswahl der aktuellen Titel:<br />
Marcel Just, Christof Kübler,<br />
Matthias Noell und Renzo<br />
Semadeni (Hg.)<br />
arosa. Die Moderne in den<br />
Bergen<br />
Mit Beiträgen von Friedrich<br />
Achleitner, Jürg Conzett, Luzia<br />
Davi, Marcel Just, Christof Kübler,<br />
Matthias Noell, Herbert Schill,<br />
Johannes Staehelin und Pierre<br />
Viatte<br />
2007. 20 x 30 cm, Hardcover,<br />
296 Seiten, 200 Abbildungen<br />
ISBN 978-3-85676-214-8<br />
Ausgezeichnet im Wettbewerb «Die<br />
schönsten Schweizer Bücher» 2007<br />
156<br />
Since 1968, more than 200 titles have been published by<br />
the Institute gta. The themes focus particularly on<br />
Swiss and international modern architecture, in terms of<br />
theory and practice, history of architecture and urban<br />
planning, landscape architecture and historic preservation.<br />
Many publications of the approximately 140 books<br />
available represent research activities completed by the<br />
Institute gta and the Faculty of Architecture at the<br />
eth <strong>Zurich</strong>.<br />
A selection of recent titles:<br />
Werner Oechslin<br />
Palladianismus<br />
Andrea Palladio – Kontinuität<br />
von Werk und Wirkung<br />
2008. 26,5 x 32,5 cm, Leinen mit<br />
leinenkaschiertem Schuber,<br />
ca. 338 Seiten, 250 Abbildungen<br />
farbig und schwarzweiss<br />
ISBN 978-3-85676-239-1<br />
Sechster Internationaler Barocksommerkurs,<br />
Stiftung Bibliothek<br />
Werner Oechslin (Hg.)<br />
Wissensformen<br />
Mit Beiträgen von Matthias Noell,<br />
Werner Oechslin, Elisabeth<br />
Oy-Marra, Wilhelm Schmidt-<br />
Biggemann, Ulrich Johannes<br />
Schneider, Robert Stalla, Martin<br />
Zenck u.a.<br />
2008. 21 x 24 cm, broschiert,<br />
312 Seiten, 159 Abbildungen<br />
ISBN 978-3-85676-231-5
Daniel Kurz<br />
Die Disziplinierung der Stadt<br />
Städtebau in <strong>Zürich</strong> 1900 bis<br />
1940<br />
2008. 17 x 26 cm, Hardcover,<br />
396 Seiten, 320 Abbildungen<br />
ISBN 978-3-85676-216-2<br />
<strong>Jahrbuch</strong> 2008/Yearbook 2008<br />
Lehre und Forschung/Teaching<br />
and Research<br />
Deutsch/ English<br />
2008. 23.5 x 31 cm, broschiert/<br />
paperback, 280 Seiten/280 pages,<br />
Schwarzweiss-Abbildungen/<br />
illustrated black-and-white<br />
ISBN 978-3-85676-243-8<br />
Stadt <strong>Zürich</strong> (Hg.)<br />
Stadion Letzigrund 2007 /<br />
Letzigrund Stadium 2007<br />
Mit Beiträgen von/with contributions<br />
by Stefan Frey, Daniel Kurz,<br />
Res Mezger, Saro Pepe, Judit Solt<br />
und Susanne Wintsch, Fotos von/<br />
photos by Yves André, Helmut<br />
Wachter und Theodor Stalder<br />
Deutsch/ English<br />
2007. 20 x 25 cm, broschiert/<br />
paperback, 192 Seiten/192 pages,<br />
190 Abbildungen/190 illustrations<br />
ISBN 978-3-85676-215-5<br />
Laurent Stalder<br />
Hermann Muthesius (1861–<br />
1927). Das Landhaus als kulturgeschichtlicher<br />
Entwurf<br />
2008. 17 x 24 cm, broschiert,<br />
224 Seiten, 151 Abbildungen<br />
ISBN 978-3-85676-219-3<br />
Architekturvorträge an der<br />
<strong>ETH</strong> <strong>Zürich</strong>, Heft 6<br />
Winfried Nerdinger, Christ &<br />
Gantenbein, Max Dudler<br />
Bauen – Sammeln – Zeigen<br />
2008. 15 x 18 cm, broschiert,<br />
106 Seiten, 53 Abbildungen<br />
ISBN 978-3-85676-225-4<br />
Christoph Schnoor (Hg.)<br />
La Construction des villes<br />
Le Corbusiers erstes städtebauliches<br />
Traktat von 1910/11<br />
Mit einem Vorwort von Stanislaus<br />
von Moos<br />
2008. 21 x 24 cm, Hardcover,<br />
648 Seiten, 128 Abbildungen<br />
ISBN 978-3-85676-211-7<br />
157<br />
Johannes Stoffler<br />
Gustav Ammann<br />
Landschaften der Moderne in<br />
der Schweiz<br />
Mit Vorworten von Christophe<br />
Girot und Udo Weilacher sowie<br />
Fotografien von Lucia Degonda<br />
2008. 23 x 26 cm, Leinen,<br />
264 Seiten, 228 Abbildungen<br />
ISBN 978-3-85676-194-3
Professur für Geschichte<br />
des Städtebaus<br />
Chair of the History of<br />
Urban Design<br />
Professor<br />
Dr. Vittorio Magnago<br />
Lampugnani<br />
Assistenz<br />
Anne Brandl<br />
Dr. Matthias Noell<br />
Harald Stühlinger<br />
Forschung<br />
Dr. Katia Frey<br />
Maik Hömke<br />
Dr. Eliana Perotti<br />
Dr. Stephanie Warnke<br />
Administration<br />
Cäcilia Mantegani
Website<br />
www.lampugnani.gta.arch.<br />
ethz.ch<br />
«Plan de Turgot», Ausschnitt<br />
Pont-Neuf, Paris 1739<br />
links:<br />
Gropiusstadt Berlin, Blick<br />
vom Einkaufszentrum<br />
an der Wutzkyallee auf die<br />
Wohnbauten von Rolf<br />
Gutbrod<br />
Wahlfach<br />
Prof. Dr. Vittorio<br />
Magnago Lampugnani<br />
Anne Brandl<br />
Harald Stühlinger<br />
Lehre Teaching<br />
Städtebaugeschichte beschäftigt sich mit der Planung, der<br />
Anlage, dem Wachstum und der Veränderung von<br />
Städten in ihrem historischen Kontext. Sie berichtet von<br />
den unterschiedlichen Theorien und den Problemen<br />
bei ihrer Realisierung, aber auch vom Scheitern mancher<br />
Konzepte und Bilder.<br />
Die Professur für Geschichte des Städtebaus vermittelt<br />
mit ihren Vorlesungen eine Übersicht über die historische<br />
Abfolge von der Antike bis heute. Wegen der Fülle<br />
des Materials erfolgt die chronologische Behandlung<br />
nach Epochen und konzentriert sich auf Einzelbeispiele,<br />
die prototypisch für einen Zeitabschnitt oder eine topographische<br />
Einheit stehen.Typologische und morphologische<br />
Fragestellungen werden dabei ebenso thematisiert<br />
wie geistesgeschichtliche und politische Zusammenhänge.<br />
In den Seminaren und auf den Seminarreisen werden<br />
einzelne Fragen und Fälle der Städtebaugeschichte<br />
gemeinsam mit den Studierenden vertiefend bearbeitet.<br />
Ziel der Arbeit in den Seminaren ist nicht nur die<br />
aktive Aneignung historischer Fakten, sondern auch die<br />
Beherrschung der Methoden einer solchen Aneignung<br />
und des kritischen Umgangs mit diesem Wissen.<br />
Im Zentrum der Lehre steht die europäische Stadt.<br />
Denn die Absolventen der eth <strong>Zürich</strong> werden<br />
zumeist in Europa arbeiten und damit in und mit der<br />
historischen Stadt. «Historische Stadt» sind nicht<br />
ausschliesslich die Altstädte; historisch sind auch die Städte<br />
des Wiederaufbaus, Stadterweiterungen verschiedener<br />
Jahrhunderte, Vorstädte, Peripherien und Grünanlagen.<br />
Selbst die sogenannte Naturlandschaft und die sie<br />
durchschneidende Infrastruktur sind im weitesten Sinne<br />
Produkt der Geschichte unserer Städte.<br />
Städtebaugeschichte ist also die Geschichte der Gestaltung<br />
unseres gesamten Lebensumfeldes. Die Professur<br />
für Geschichte des Städtebaus möchte diese Geschichte,<br />
die für jeden planenden Architekten einen Bezugspunkt<br />
und unerlässliche Grundkenntnis darstellt, komplex<br />
und anschaulich zugleich vermitteln.<br />
Stadterweiterungen<br />
Allgemein versteht man unter Stadterweiterung die räumliche,<br />
planmässige Ausdehnung einer Stadt in die Fläche.<br />
Da es zu jeder Zeit Stadterweiterungen gab, und es sie<br />
auch in Zukunft geben wird, wurde die Frage nach möglichen<br />
Kontinuitäten und Brüchen dieser Entwurfsstrategie<br />
gestellt. Stadterweiterungen sind ein anschauliches<br />
Beispiel dafür, mit welchen stadträumlichen Strategien<br />
bestimmte Stadtvorstellungen umgesetzt wurden und<br />
inwiefern sie ihrer jeweiligen Zeit verhaftet sind.<br />
Während in der frühen Neuzeit Stadterweiterungen<br />
oftmals den vorhandenen historischen Stadtgrundriss<br />
weiterführten, wurden im 19. Jahrhundert Stadterweiterungen<br />
für Architekten und Städtebauer zu einem<br />
Mittel, mit dem sie ihre städtebaulichen Vorstellungen,<br />
Stadtmodelle und Stadtverständnisse realisierten. Die<br />
Begründung der Stadtplanung als wissenschaftliche Disziplin<br />
Ende des 19. Jahrhunderts geht wesentlich mit<br />
den notwendig gewordenen Stadterweiterungen im Zuge<br />
der Industrialisierung und des Stadtwachstums einher.<br />
Aber auch die Moderne und die Postmoderne sahen eine<br />
Vielzahl an Lösungsvorschlägen für Stadterweiterungen vor.<br />
159<br />
The history of urban design is dedicated to the planning,<br />
layout, growth and change of towns in their historical<br />
context. It deals with different theories and the problems<br />
connected with their implementation, as well as with<br />
the failure of some concepts and ideas.<br />
The lectures offered through the Chair of the History<br />
of Urban Design provide an overview of the historical<br />
sequence from antiquity to the present. Owing to the<br />
abundance of the material, the chronological treatment<br />
is organized according to epochs and concentrates<br />
on individual examples that are prototypical of a period<br />
or a thematic unit. Emphasis is placed on typological<br />
and morphological questions as well as on issues connected<br />
with politics and the history of ideas.<br />
The seminars deal with specific questions and cases<br />
revolving around the history of urban design through<br />
in-depth work with the students. The aim of the seminar<br />
work is not only the active acquisition of historical<br />
knowledge, but also the mastery of such methods of acquisition<br />
and ways of working with this knowledge.<br />
The focus of the teaching is on the European city, since<br />
graduates from the eth in <strong>Zurich</strong> will be working<br />
mainly in Europe and the historical city.‘Historical cities’<br />
are not exclusively ‘old towns’; reconstructed cities,<br />
urban expansions from various centuries, suburbs, peripheries<br />
and parks are also historical. Even the so-called<br />
natural landscape and the infrastructures by which it is<br />
criss-crossed are, in the widest sense, products of the<br />
history of our towns.<br />
The history of urban design is thus the history of the<br />
design of our whole environment. The Chair of the<br />
History of Urban Design is keen to impart this history,<br />
which represents a point of reference and essential<br />
basic knowledge for all architects and planners, in a<br />
manner that is both complex and vivid.<br />
City Expansion Areas<br />
Generally speaking city expansion areas are the planned<br />
extension of a town into its surrounding area. As city<br />
expansion has always been part of urban planning and will<br />
remain as such, this semester’s course is an inquiry into<br />
the continuities and breaks within this strategy for the city.<br />
The seminar on city expansion focuses on a phenomenon,<br />
which has always played a major role in urban<br />
planning. We will examine examples from the Renaissance<br />
era, from the 19th century and from modernity. We<br />
will deduce the different methods and strategies of those<br />
extensions – in few cases, paying tribute to the local circumstances,<br />
but usually producing uniform city quarters.<br />
If we look at city expansion in early modern times,<br />
we see that these areas were executed as a mere enlargement<br />
of the city’s area. In the 19th century, the founding<br />
of the discipline of urban planning was a necessary<br />
move in order to cope with the changes caused by industrialization<br />
and urban growth. At the same time, the<br />
Modern and the Post-Modern era have seen many solutions<br />
for city expansion.<br />
Institut gta Departement Architektur<br />
Vittorio Magnago Lampugnani
Vittorio Magnago Lampugnani<br />
Institut gta Departement Architektur<br />
Die Entstehung des Städtebaus<br />
als wissenschaftliche<br />
Disziplin: eine ideengeschichtliche<br />
Analyse der<br />
Quellentexte zur Stadt<br />
und zum Städtebau des<br />
18. bis zum frühen<br />
20. Jahrhundert<br />
The origins of city planning<br />
as a scholarly discipline:<br />
an analysis, based<br />
on the history of ideas,<br />
of the source texts on the<br />
city and on urban planning<br />
from the 18th to the<br />
20th centuries<br />
Prof. Dr. Vittorio<br />
Magnago Lampugnani<br />
Dr. Katia Frey<br />
Dr. Eliana Perotti<br />
Dr. Stephanie Warnke<br />
Dissertation<br />
Diogo Lopez<br />
Aldo Rossi, Friedhof San<br />
Cataldo, Modena, 1971,<br />
Foto: Luigi Ghirri<br />
Forschung Research<br />
Stadt & Text<br />
Das Forschungsprojekt untersucht die kulturelle Genese<br />
und Entwicklung des Städtebaus als Disziplin. Ausgehend<br />
von den theoretischen Schriften zu Stadt und Städtebau<br />
werden die Entstehung des Faches und seine Beziehungen<br />
zu den benachbarten Wissenschaftsbereichen untersucht<br />
und somit ein Stück Wissenschaftsgeschichte<br />
nachgezeichnet.<br />
Die räumliche und zeitliche Eingrenzung ergibt sich<br />
aus den thematischen Vorbedingungen des Untersuchungsgegenstandes:<br />
Erstmals wird im Zeitalter der Aufklärung<br />
grundlegend über die bestehende Stadt nachgedacht<br />
und die Idee der «modernen» Stadt, die bis heute<br />
im Städtebaudiskurs präsent ist, definiert. Erst in der<br />
zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erscheinen die ersten<br />
wissenschaftlich formulierten theoretischen Vorstellungen<br />
zum Städtebau.<br />
Die Texte werden interdisziplinär und vergleichend<br />
analysiert, so dass wichtige Konzepte und Problemfelder<br />
angesprochen und bis zu ihrem diskursiven Ursprung<br />
zurückverfolgt werden können. Ein präziser sprachlicher<br />
und inhaltlicher Textvergleich zeigt die Bezüge unter<br />
den Autoren auf und dokumentiert so die Fortentwicklung<br />
von grundlegenden Gedanken im Sinne einer<br />
ideen- und diskursgeschichtlichen Darstellung.<br />
Die Ergebnisse des Forschungsprojekts sind als thematische<br />
Aufsätze zusammengeführt und erscheinen im<br />
Jahr 2008 als Publikation.<br />
Melancholie in der Architektur von Aldo Rossi<br />
Die Geschichte der Melancholie läuft wie ein Schatten<br />
der Kulturgeschichte neben dieser her, ist Quelle sowohl<br />
des Leids als auch der Inspiration. Von pathologischer<br />
Befindlichkeit zu erhöhtem Bewusstsein verändert sich die<br />
Bedeutung der Melancholie durch die Jahrhunderte und<br />
spiegelt sie gleichermassen. Zwischen Objekt und Subjekt,<br />
Individuellem und Kollektivem, Psychologischem und<br />
Politischen oszillierend, ist sie in all diese verschiedenen<br />
Phänomene durch ihr Verlustgefühl verwoben. «Melancholie<br />
ist in diesem Sinne das Charateristikum der Sterblichkeit»,<br />
schlussfolgert Robert Burton 1621 in seinem<br />
Opus magnum «The Anatomy of Melancholy».<br />
Die Dissertation zielt auf die Übertragung der Melancholie<br />
als einer grundsätzlichen Disposition auf die<br />
Architektur. Kann Architektur eine Ausdrucksform der<br />
Melancholie sein? Die Forschungsarbeit fokussiert sich<br />
auf den italienischen Architekten Aldo Rossi (1931–1997)<br />
und eines seiner Hauptwerke, den Friedhof San Cataldo<br />
in Modena (1971–1984). Der Friedhof präsentiert sich<br />
als gebaute Schwelle zwischen Leben und Tod, deren<br />
beiderseitiges Verhältnis durch eine paradigmatische Gestaltung<br />
zum Ausdruck gebracht ist.<br />
Ziel der Arbeit ist es, Melancholie als eine kritische<br />
Kategorie in diesem Werk und darüber hinaus festzumachen,<br />
und diese zugleich einer neuen, kulturell relevanten<br />
Interpretation zuzuführen. Es wird zudem<br />
angestrebt, eine wissenschaftstheoretische Methodik zu<br />
entwickeln, die aufzuzeigen vermag, auf welche Weise<br />
Melancholie und Architektur interagieren, die aber auch<br />
weiteren Fragestellungen dienen kann.<br />
160<br />
City & Text<br />
This research project investigates the cultural genesis and<br />
development of urban planning as a discipline. On the<br />
basis of theoretical writings on the city and urban planning,<br />
the development of the subject and its relationship<br />
with related fields of study are investigated – and part of<br />
the history of scholarship is traced in the process.<br />
The geographical and historical boundaries of the project<br />
are defined by the nature of the subject studied.<br />
In the period of the Enlightenment, fundamental thinking<br />
was devoted for the first time to the existing city, and<br />
the idea of a ‘modern’ city – a term that is still used in<br />
urban planning discourse even today – was defined.<br />
It was first the second half of the 19th century that saw the<br />
publication of the first theoretical ideas about urban<br />
planning which had been formulated in a scholarly way.<br />
The texts are analyzed comparatively and on an<br />
interdisciplinary basis, so that important concepts and<br />
problem areas can be addressed and traced back to<br />
their discursive origin. A precise linguistic and contentrelated<br />
textual comparison will demonstrate connections<br />
and cross-references among the authors and thus<br />
document the further development of fundamental ideas<br />
in order to present them in the context of the history<br />
of ideas and discourse.<br />
The results of the research project will be brought<br />
together in the form of thematic essays for publication<br />
in 2008.<br />
Melancholy in the Architecture of Aldo Rossi<br />
The history of melancholy runs side by side with the history<br />
of culture, recounting at once an affliction and<br />
an inspiration. From pathologic condition to heightened<br />
awareness, the meaning of melancholy sways throughout<br />
the centuries and reflects the periods it crosses. Oscillating<br />
between subject and object, individual and collective,<br />
psychological and political, the phenomenon’s many<br />
permutations yield to its influence and the sense of loss<br />
it instills. ‘Melancholy in this sense is the character<br />
of mortality’, as the opus magnum of Robert Burton,<br />
‘The Anatomy of Melancholy’ (1621), summarizes.<br />
The purpose of the dissertation is to examine whether<br />
architecture can be an expression of melancholy. The<br />
research will focus on the of Italian architect Aldo Rossi<br />
(1931–1997) and his Cemetery of San Cataldo in<br />
Modena (1971–1984), a built threshold between life and<br />
death as well as a paradigmatic figuration of the relation<br />
it seeks to demonstrate.<br />
The intent is to establish melancholy as a critical<br />
category in this work and thus provide a new interpretation<br />
to it, in an eminently cultural vein. The dissertation<br />
strives to put forth epistemic procedures that can investigate<br />
with accuracy how melancholy and architecture<br />
interact, making way for the analysis of other instances.
Habilitation<br />
Dr. Matthias Noell<br />
Unterstützt von der<br />
Fritz Thyssen Stiftung für<br />
Wissenschaftsförderung<br />
Betontisch im Atelier von<br />
Theo van Doesburg,<br />
Foto: Ilse Leenders, Paris/<br />
Amsterdam<br />
Dissertationen<br />
–Katrin Albrecht, Angiolo<br />
Mazzoni. Architektur und<br />
Städtebau, seit 2007<br />
–Konstanze Sylva Domhardt,<br />
The Heart of the City. Der<br />
ciam-Diskurs zum Stadtzentrum<br />
in der Nachkriegszeit,<br />
seit 2004<br />
–Ole W. Fischer, Nietzsche contra<br />
van de Velde: der Künstler<br />
und sein Philosoph, seit 2002<br />
–Kieran Gaya, Sabaudia. The<br />
Language of Architecture after<br />
the Concordat, seit 2001<br />
–Andri Gerber, Reading and Writing<br />
the City. Peter Eisenman’s<br />
urban strategies between criticism<br />
and poetics, seit 2004<br />
–Valerio Giancaspro, Restauro<br />
dell’antico e restauro del<br />
moderno nelle opere di completamento<br />
della ricostruzione<br />
relativa al terremoto, seit 2000<br />
–Thomas Gnägi, Baukünstlerische<br />
Gesetze in Architektur und<br />
Städtebau. Untersuchungen zum<br />
Werk Karl Mosers, seit 2007<br />
–Hans Peter Gruber. Modellhausplanung<br />
als Instrument in<br />
der Stadtplanung Friedrich<br />
Weinbrenners in Karlsruhe,<br />
seit 2002<br />
Im Laboratorium der Moderne. Das Atelierwohnhaus von<br />
Theo van Doesburg in Meudon<br />
In den Jahren 1929 bis 1931 konnte der niederländische<br />
Maler und Kunsttheoretiker Theo van Doesburg (1883–<br />
1931) das lange geplante Wohnhaus für sich und seine<br />
Frau im Pariser Vorort Meudon realisieren. Das Wohnhaus<br />
mit integriertem Atelier wurde mit beschränkten finanziellen<br />
Mitteln auf einer kleinen, schmalen Parzelle errichtet<br />
und zeichnet sich durch seine hohe konzeptionelle<br />
wie auch formale architektonische Qualität aus.<br />
Trotz seines kleinen architektonischen Œuvres ist der<br />
Einfluss Theo van Doesburgs auf die Architektur des<br />
20. Jahrhunderts kaum zu überschätzen. Seine grundlegenden<br />
theoretischen Forderungen – was eine zeitgemässe,<br />
moderne Architektur zu leisten habe, seine Darstellungstechniken<br />
und die architektonische Formensprache seiner<br />
Entwürfe – haben nicht nur eine unmittelbare Rezeption<br />
erfahren, sondern wirkten auch Jahrzehnte später immer<br />
wieder anregend auf die jeweiligen architektonischen<br />
Avantgarden. Für Walter Gropius und Le Corbusier, Aldo<br />
Rossi und John Hejduk, Rem Koolhaas oder Ben van<br />
Berkel wirkten bzw. wirken van Doesburgs radikale Neubewertungen<br />
als Referenzpunkte für ein neuerliches<br />
Überdenken der Grundlagen von Architektur.<br />
Das eigene Wohn- und Atelierhaus in Meudon kann<br />
als Quintessenz von van Doesburgs architektonischem<br />
Denken verstanden werden, wurde aber bislang in der<br />
architekturhistorischen Forschung nur kursorisch behandelt.<br />
Eine wissenschaftliche Monographie, die sowohl die<br />
zahlreichen vorhandenen Planunterlagen und Fotografien<br />
als auch die Originalsubstanz des Hauses und die<br />
architekturtheoretischen Texte van Doesburgs einbezieht,<br />
fehlt bis heute.<br />
–Maik Hömke, Wirkungsgefüge<br />
verschiedener Verkehrsinfrastrukturen<br />
auf periphere Regionen,<br />
seit 2008<br />
–Martina Jenzer Bieri, Umnutzungskonzepte<br />
und Finanzierungsmodelle<br />
für Bauten<br />
unter Denkmalschutz, seit 2003<br />
–Diogo Lopes, Melancholy in<br />
the Architecture of Aldo Rossi,<br />
seit 2006<br />
–Sara Luzón Canto, Die Innere<br />
Kolonisation Spaniens von<br />
1907 bis 1936, seit 2002<br />
–Anastasia Paschou, Less Esthetics,<br />
even less Ethics – Athens and<br />
its unusual modernity, seit 2002<br />
–Enrico Sassi, Criteri progettuali<br />
per gli spazi pubblici di<br />
una nuova urbanità, seit 2007<br />
–Ulrike Schröer, Fragen zur<br />
Entstehungsgeschichte der Hochtrottoirs<br />
der Oberen Hauptgasse<br />
in Thun, seit 2002<br />
–Effatolsadat Shariari, Die Entwicklung<br />
der iranischen Stadt<br />
im 20. Jahrhundert an ausgewählten<br />
Beispielen, seit 2000<br />
–Pia Simmendinger, Entwerfen –<br />
Entwurfsmethoden im Architekturunterricht,<br />
seit 1997<br />
–Marion Steiger, Lissabons Stadterweiterungen<br />
des Estado Novo<br />
(1926–1974), seit 2003<br />
–Harald R. Stühlinger, Der Wettbewerb<br />
zur Wiener Ringstrasse,<br />
seit 2007<br />
–Tiziana Ugoletti, Mietwohnungsbau<br />
und Stadtplanung in<br />
<strong>Zürich</strong> 1910 bis 1938, seit 2005<br />
–Silvia Venuti, Shabby, sophisticated<br />
and modern. Ausgewählte<br />
Wohnhäuser von William<br />
Wilson Wurster (1895–1973),<br />
seit 1996<br />
Forschungsthemen von Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern<br />
–Dr. Katia Frey, Untersuchungen<br />
zu dem Zürcher Architekten<br />
David Vogel (1744–1803)<br />
–Dr. Matthias Noell, Vom Sammeln,<br />
Beschreiben und Ordnen der<br />
Architektur. Das Denkmalinventar<br />
im 19. und frühen<br />
20. Jahrhundert<br />
–ders., Im Laboratorium der<br />
Moderne. Das Atelierwohnhaus<br />
von Theo van Doesburg in<br />
Meudon<br />
–ders., Das moderne Architekturbuch<br />
–Dr. Eliana Perotti, Die Architekturbilder<br />
der Pittura metafisica:<br />
Quellen, Bedeutungen und<br />
Wirkungsgeschichte<br />
–dies., Architektur und Städtebau<br />
in den italienischen Kolonien<br />
–Dr. Stephanie Warnke, Ordnen<br />
und Vergleichen: Analogien<br />
und Konkurrenzen in Texten<br />
zur Stadt um 1800<br />
161<br />
In the Laboratory of Modernism: Theo van Doesburg’s Studio<br />
Residence in Meudon<br />
In 1929–1931, the Dutch artist and art theorist Theo van<br />
Doesburg (1883–1931) was able to build a long-planned<br />
residence for himself and his wife, in the Paris suburb of<br />
Meudon. The house, which included a studio, was<br />
erected with limited financial resources on a small, narrow<br />
plot and is distinguished both conceptually and formally<br />
by its high architectural quality.<br />
Despite the small size of his architectural oeuvre, Theo<br />
van Doesburg’s influence on 20th-century architecture<br />
can hardly be overestimated. His fundamental theoretical<br />
requirements for what a modern form of architecture<br />
that would be in keeping with the times would have to<br />
achieve, his illustrative techniques and the formal<br />
architectural language of his designs were influential not<br />
only in the immediate period, but continued even<br />
decades later to provide stimuli for each successive architectural<br />
avant-garde. For Walter Gropius and Le Corbusier,<br />
Aldo Rossi and John Hejduk, Peter Eisenman,<br />
Rem Koolhaas and Ben van Berkel, van Doesburg’s<br />
radical revaluations served — and continue to serve —<br />
as a point of reference for a fresh rethinking of<br />
architecture’s basic principles.<br />
His own residential and studio building in Meudon<br />
can be regarded as the quintessence of van Doesburg’s<br />
architectural thought, although it has so far only<br />
received cursory attention in architectural research.<br />
A scholarly monograph taking into account not<br />
only the numerous planning documents and the photographs<br />
that are available, but also the original substance<br />
of the building and van Doesburg’s theoretical texts<br />
on architecture, has yet to be produced, and is the object<br />
of this research.<br />
–dies., Kulturgeschichtliche Stadtforschung:<br />
Stadt und Medien im<br />
20. Jahrhundert<br />
Weitere Forschung<br />
–Projekt: Anthologie zum Städtebau<br />
– Bd. 1: Die Modernisierung<br />
der Stadt: Von der Aufklärung<br />
zum industriellen Zeitalter<br />
(1742–1901), erscheint 2008;<br />
Bd. 2: Von den Anfängen des<br />
theoretischen Urbanismus<br />
zur Stadt der Moderne (1867–<br />
1944); Bd. 3: Vom Wiederaufbau<br />
nach dem Zweiten Weltkrieg<br />
bis zur zeitgenössischen<br />
Stadt (2005 erschienen).<br />
Prof. Dr. Vittorio Magnago<br />
Lampugnani, Dr. Katia Frey,<br />
Thomas Gnägi, Maik Hömke,<br />
Dr. Eliana Perotti,<br />
Dr. Stephanie Warnke<br />
–Projekt: Die Architektur der<br />
Stadt im 20. Jahrhundert.<br />
Prof. Dr. Vittorio Magnago<br />
Lampugnani<br />
Institut gta Departement Architektur<br />
Vittorio Magnago Lampugnani
Architekturtheorie Theory of Architecture<br />
Professor<br />
Dr. Ákos Moravánszky<br />
Assistenz<br />
Ole W. Fischer<br />
Bernhard Langer<br />
Elli Mosayebi
Website<br />
www.moravanszky.gta.<br />
arch.ethz.ch<br />
links:<br />
Colosso di San Carlo<br />
Borromeo in Arona, 1698,<br />
nach dem Entwurf von<br />
Giovanni Battista Crespi<br />
Lehre Teaching<br />
Architekturtheorie<br />
Welche Architekturstudentin, welcher Architekturstudent<br />
kennt es nicht – die Not und die Lust, angesichts des<br />
eigenen Projekts über die Architektur zu sprechen. Vitruv<br />
führt die Anfänge der Architektur auf die Entstehung<br />
einer artikulierten Sprache unter dem Eindruck des Urphänomens<br />
Feuer zurück. Die heterogenen Gedanken,<br />
Motive und Emotionen müssen durch das Nadelöhr der<br />
Sprache, damit sie durch eine diskursive Form vermittelt<br />
werden. Dabei verwenden wir Begriffe oft unreflektiert, als<br />
wäre ihre Bedeutung selbstverständlich. In der Wirklichkeit<br />
sind jedoch die Wörter, welche die Aufmerksamkeit der<br />
Architekten fesseln, wie «Identität», «Tektonik», «Kontext»<br />
oder «Raum» seltsam undefiniert geblieben.<br />
Wir behaupten, dass die Klärung solcher Begriffe zur<br />
Lösung der komplexeren Probleme beitragen kann,<br />
denen die Architektur gegenübersteht. Probleme entstehen<br />
oft aus der Verworrenheit der Bedeutung der Wörter.<br />
Klärung kann hier nie eine eindeutige Definition meinen,<br />
sondern die Untersuchung der Bedeutungen dieser<br />
Begriffe in ihren sich ständig ändernden historischen Zusammenhängen.<br />
Damit können wir die historische<br />
Entwicklung der Diskussion über die Architektur selbst<br />
nachzeichnen.<br />
Der Vortragskurs begleitet die Studierenden im letzten<br />
Bachelor- und im ersten Master-Jahr. «Architekturtheorie i»<br />
untersucht Modelle des Theoriebaus im Werk einzelner<br />
Architekten. Gegenstand der Untersuchung ist hier die<br />
Dialektik zwischen Bauwerk und theoretischer Erörterungen<br />
bzw. zwischen Bauwerk und Interpretation. Im<br />
nächsten Semester werden Definitionsversuche der Architektur<br />
verglichen und die Grenzbereiche der Disziplin<br />
diskutiert, etwa Natur und Technik als imaginierte Gegenwelten<br />
der Architektur.<br />
Der Kurs «Architekturtheorie iii» überprüft dann jene<br />
«Bausteine» der Architekturtheorie auf ihre heutige<br />
Tragfähigkeit, die im Entwurfsprozess als formbestimmend<br />
gelten – so etwa die Idee der Materialwahrheit, die Bedeutung<br />
der Werkstoffe oder Begriffe wie Ort, Funktion<br />
oder Tradition. Aus diesen Bausteinen sollen dann<br />
im Kurs «Architekturtheorie iv», im Zusammenhang von<br />
übergeordneten Systemen wie z.B. der Semiotik oder<br />
Phänomenologie, sinnvolle neue Konstruktionen gefügt<br />
werden.<br />
Publikationen<br />
–Precisions – Architektur zwischen<br />
Wissenschaft und Kunst.<br />
Herausgegeben von Ákos<br />
Moravánszky und Ole W. Fischer<br />
(Berlin, Jovis, 2008), dt./engl.<br />
Wo ist der Ort der Architektur?<br />
Näher bei den Künsten, näher<br />
bei den Wissenschaften? Und hat<br />
sich diese Position durch die<br />
technologische Evolution in den<br />
letzten Jahren verändert? Ausgehend<br />
vom Begriff der «Präzision»<br />
untersucht der Band, welchen<br />
Einfluss wissenschaftliche Methoden<br />
auf Architektur und Kunst haben.<br />
Namhafte Autoren beleuchten<br />
den Themenkomplex aus verschiedenen<br />
Blickwinkeln: von digitalen<br />
Entwurfsstrategien im<br />
Leichtbau bis zu filigranen künstlerischen<br />
Architekturprojekten.<br />
Kunst- und architekturtheoretische<br />
Essays begleiten die Praxisbeispiele<br />
und werfen einen Blick in die<br />
Zukunft von Digitalisierung und<br />
Kybernetik.<br />
–Architekturtheorie im 20. Jahrhundert.<br />
Eine kritische Anthologie.<br />
Herausgegeben von Ákos<br />
Moravánszky (Wien, New York,<br />
Springer Verlag, 2003)<br />
Mit dieser Textanthologie liegt das<br />
Lesematerial zum Vorlesungszyklus<br />
Architekturtheorie I bis IV vor.<br />
Hundert Quellentexte sowie das<br />
Illustrationsmaterial der<br />
163<br />
Theory of Architecture<br />
When considering his or her own project, which student<br />
of architecture hasn’t encountered the feeling – the need<br />
and the desire – to talk about architecture? Vitruvius<br />
traced the beginnings of architecture back to an articulated<br />
language which responded to the impression of fire as<br />
Ur-phenomenon. Heterogeneous thoughts, motives and<br />
emotions had to pass through the bottleneck of speech<br />
before they could be shared in discursive form. Yet we<br />
often use definitions without giving them much thought,<br />
as though their meaning were self-evident. In reality,<br />
however, words like ‘identity’, ‘tectonic’, ‘context’ or ‘space’,<br />
words which captivate the attention of architects, remain<br />
oddly undefined.<br />
We maintain that the clarification of such words could<br />
help us to find solutions to the more complex problems<br />
that architecture faces. Indeed, problems often arise as<br />
a result of confusion over the meaning of words. Clarification<br />
here can never mean an unequivocal definition<br />
but rather the examination of the meaning of these words<br />
in their ever-changing historical contexts. We can thus<br />
trace for ourselves the historical development of the discourse<br />
on architecture.<br />
The lecture course accompanies students in their final<br />
Bachelor’s or first Master’s year.‘Theory of Architecture i’<br />
examines the models of construction theory in the works<br />
of a few architects. The subject of this study is the dialectic<br />
between building and theoretical debates, or between<br />
building and interpretation. In the following semester<br />
we compare some of architecture’s attempts at definition<br />
and discuss the discipline’s peripheral areas of study,<br />
such as environment and technology, as imaginary ‘other<br />
worlds’.<br />
In ‘Theory of Architecture iii’ we go on to examine<br />
the ability of the building blocks of architectural theory,<br />
which are the determinates of form in the design process,<br />
to carry the load placed on them. These constructs<br />
include the truth and the meaning of material, or terms<br />
such as location, function or tradition. In the fourth<br />
cycle of lectures, significant constructions are culled from<br />
the elements tested in previous lecture courses and<br />
superposed systems and disciplines, such as semiotics or<br />
phenomenology, are applied to them.<br />
Erstausgaben von Architekten,<br />
Künstlern, Kunsthistorikern<br />
und Philosophen stehen dem Leser<br />
in kommentierter Form für die<br />
eigenen Recherchen, nach fünf<br />
Themen geordnet, zur Verfügung.<br />
Alle fünf Themen: «Vom Stilus<br />
zum Branding», «Die Wahrnehmung<br />
des Raumes», «Konstruktionen<br />
der Natur», «Monumentalität»<br />
und «Der Ort der<br />
Architektur» werden mit Essays des<br />
Herausgebers eingeleitet. Die<br />
einzelnen Texte sind jeweils mit biografischen<br />
Einführungen begleitet.<br />
Institut gta Departement Architektur<br />
Ákos Moravánszky
Ákos Moravánszky<br />
Institut gta Departement Architektur<br />
Prof. Dr. Ákos<br />
Moravánszky<br />
Der Ursprung der Dorischen<br />
Ordnung, aus: Sir William<br />
Chambers, A Treatise on<br />
Civil Architecture, 1759<br />
Prof. Dr. Ákos<br />
Moravánszky<br />
Ole W. Fischer<br />
Judith Hopfengärtner<br />
Bernhard Langer<br />
Elli Mosayebi<br />
Aldo Rossi, La finestra del<br />
poeta a N.Y. con la mano<br />
de lo santo<br />
Forschung Research<br />
Themen der mitteleuropäischen Architekturgeschichte<br />
Die Wiener Moderne ist in der Architekturgeschichte eingehend<br />
analysiert worden, die vergleichbaren Resultate<br />
der Architektur der östlichen Nachbarländer sind jedoch<br />
wenig recherchiert. Im Fokus der Forschung stehen<br />
die Wechselwirkungen zwischen einzelnen Zentren und<br />
Strömungen bzw. ihre ästhetischen Positionen und<br />
sozialen Programme.<br />
Stoffwechsel – Zwischen Kunst und Naturwissenschaft<br />
Gottfried Semper erarbeitete das Konzept des Stoffwechsels<br />
als zentrales Element seiner Stiltheorie, um den<br />
Prozess der Entstehung der Formen zu erklären, die in<br />
einem Material entwickelt und in ein anderes übertragen<br />
werden. Das Forschungsprojekt will «Stoffwechsel»<br />
in einem weiteren Kontext verstehen, um mit dem<br />
Begriff den interdisziplinären Austausch zwischen Kunst,<br />
Wissenschaft und Architektur zu beschreiben.<br />
Aldo Rossi<br />
Innerhalb des Seminars Architekturtheorie ss 2007 «Aldo<br />
Rossi – Poetischer Rationalismus» wurde Rossis theoretisches<br />
und architektonisches Werk einer erneuten Betrachtung<br />
unterzogen. Einen wichtigen Aspekt bildete<br />
Rossis bisher kaum dokumentierte, jedoch folgenreiche<br />
Lehrtätigkeit an der eth <strong>Zürich</strong>. Ausgehend von einer<br />
vertieften Untersuchung der Umstände und Auswirkungen<br />
dieses Gastspiels soll Rossi auf seine Relevanz als<br />
Lehrer und Inspirationsquelle für die neuere Schweizer<br />
Architektur hin befragt werden. Eine Publikation ist<br />
für Sommer 2009 geplant.<br />
TheorieBau<br />
Die Wissensfelder im Bereich der Architektur sind gegenwärtig<br />
in Bewegung; insbesondere neue bild- und<br />
medienspezifische Wissensformen bereichern den Bestand.<br />
Unter dem Titel «TheorieBau» untersucht das<br />
Projekt ausgewählte Aspekte der architektonischen Episteme,<br />
ihrer Entstehung und ihres Wandels. Nach<br />
dem ersten Symposium «Precisions – Architektur zwischen<br />
Wissenschaft und Kunst» wird die Reihe diesen Herbst<br />
mit einem Workshop zum Thema «Experiments» fortgesetzt.<br />
Freizeit Freiheit. Fluchtwege aus dem Alltag in der Architektur<br />
Ost- und Westeuropas 1960–1980<br />
Der Freizeit bot in der politisch aufgeladenen Atmosphäre<br />
im Europa der sechziger und siebziger Jahre eine<br />
Chance zur Befreiung aus dem Alltag. Eine Tagung<br />
am 8./9. November 2007 an der eth <strong>Zürich</strong> untersuchte<br />
die architektonische und städtebaulichen Ausgestaltungen<br />
der Räume für die «freie Zeit» jener Jahre, wobei insbesondere<br />
die Beeinflussungen und Wechselbeziehungen<br />
zwischen Ost- und Westeuropa, jenseits politischer und<br />
ideologischer Grenzen, thematisiert wurden.<br />
164<br />
Themes of Central European Architectural Theory<br />
Whereas Viennese modernity has been thoroughly analyzed<br />
in the context of architectural history, comparable<br />
analyses of the architecture of our more easterly<br />
neighbors have been largely neglected. The interaction<br />
between individual centers and trends, and their<br />
aesthetic positions and social programs, are the focal<br />
points of this research.<br />
Material Transformation – Between Art and Natural Science<br />
Gottfried Semper made the concept of Stoffwechsel<br />
a cornerstone of his theory of style. Stoffwechsel (literally,<br />
‘material transference’) originally signified biological<br />
metabolism, but Semper used the term to describe the<br />
process whereby forms developed using one material<br />
are transferred to another, for example, textile to brick,<br />
or wood to stone. The research defines ‘Stoffwechsel’<br />
in a wider context, using the term to describe interdisciplinary<br />
exchanges between art, science and architecture.<br />
Aldo Rossi<br />
In the Theory of Architecture Seminar in ss 2007 entitled<br />
‘Aldo Rossi – Poetical Realism’, Rossi’s theoretical<br />
and architectural work was subjected to new scrutiny. An<br />
important aspect was Rossi’s – until now – little documented<br />
teaching activity at eth <strong>Zurich</strong>. Starting with a<br />
more profound investigation of the circumstances<br />
and consequences of his performance, we examine Rossi’s<br />
impact as a teacher and as a source of inspiration for<br />
contemporary Swiss architecture. A publication is planned<br />
for Summer, 2009.<br />
The Formation of Theory<br />
The field of architectural knowledge is in constant motion<br />
due to rapid transformations in culture and society;<br />
in particular, new forms of pictorial or iconic knowledge<br />
are constantly entering this framework. ‘TheorieBau’<br />
is the title of a project, which examines selected aspects<br />
of the architectural episteme, of its emergence and<br />
its transformations. Following the first symposium Precisions<br />
– Architecture between Sciences and Arts, the<br />
series will be continued with a workshop on Experiments<br />
this fall.<br />
Leisure and Freedom. Escape from the Commonplace in the<br />
Architecture of Eastern and Western Europe 1960–1980<br />
In Europe’s politically charged atmosphere of the 60s<br />
and 70s, leisure time offered the chance to be free.<br />
A conference on 8th/9th November 2007 at eth <strong>Zurich</strong><br />
looked at the development of architectural and urban<br />
construction of spaces in which the ‘free time’ of those<br />
years was spent, with particular emphasis, beyond<br />
political and ideological barriers, on the sway and correlation<br />
between East and West.
Ole W. Fischer<br />
Elli Mosayebi<br />
Bernhard Langer<br />
Peter Zumthor, Caplutta<br />
Sogn Benedetg, Sumvitg,<br />
Graubünden, 1985–1988<br />
Matthias Walter<br />
Nach der Theorie? – Versuche über die Neuformulierung einer<br />
kritischen Agenda in der Architektur<br />
In der zeitgenössischen architekturtheoretischen Debatte<br />
findet eine Neuausrichtung statt: die Definition der<br />
Architektur als «kritische Praxis» wird durch ein «postkritisches»<br />
Verständnis der Disziplin hinterfragt, das<br />
sich durch die Entwicklung von Szenarien, durch den Entwurf<br />
von Benutzeroberflächen und durch die Produktion<br />
verschiedenartiger Lebensstile charakterisiert. Eine Serie<br />
von Essays versucht eine plausible Beziehung zwischen<br />
architektonischer Intervention und Gesellschaft zu<br />
formulieren.<br />
Luigi Caccia Dominioni. Die Erneuerung der bürgerlichen<br />
Wohnkultur in Mailand um 1950<br />
Einhergehend mit rasanten Modernisierungsprozessen<br />
entsteht in Mailand um 1950 ein produktiver Grund für<br />
architektonische Experimente. Das Werk des Architekten<br />
Luigi Caccia Dominioni steht emblematisch für diese Entwicklung.<br />
Die Studie untersucht eine Auswahl von Wohnbauprojekten<br />
für eine grossbürgerliche Schicht, deren Selbstverständnis<br />
sich im Umbruch befindet und nach einer<br />
Erneuerung des architektonischen Ausdrucks strebt.<br />
Inszenierung des Authentischen<br />
In der Architektur und Philosophie steht der Schein der<br />
Oberfläche schon seit jeher in Spannung zum Ehrlichen<br />
und Authentischen. Insbesondere in der heutigen<br />
Medienkultur gewinnt die doppelte Figur von Inszenierung<br />
vs. selbsttätiger Präsenz wieder an Brisanz für<br />
den Architekturbetrieb. Thema der Untersuchung sind<br />
architektonische Techniken bzw. Strategien, die mediatisierten<br />
Oberflächen der Architektur zugunsten einer<br />
unvermittelten «Authentizität» verschwinden zu lassen.<br />
Regionalismen in der sakralen Reformarchitektur der deutschsprachigen<br />
Schweiz 1905–1914<br />
In der von zahlreichen Reformen getragenen Zeit nach<br />
1900 fand auch die Kirchenarchitektur durch die Verbindung<br />
regionaler Traditionen mit liturgiereformerischen<br />
Funktionsmustern zu einer modernen Sprache. Die<br />
Architekten hatten Bodenständigkeit mit Modernität und<br />
einer neuen Ästhetik zu vereinbaren. Je nach internationalen<br />
Vorbildern, Regionen und Konfessionen unterscheiden<br />
sich die Techniken der Regionalismen.<br />
165<br />
After Theory? – Essays on the Reformulation of a Critical<br />
Agenda in Architecture<br />
Within the contemporary discourse on architectural<br />
theory, there has been a phase of reorientation:<br />
the definition of architecture as a ‘critical practice’ is<br />
challenged by a ‘post-critical’ understanding of the<br />
discipline, characterized by the development of scenarios,<br />
design of user interfaces and production of multiple<br />
lifestyles. A series of essays tries to reformulate a plausible<br />
relationship between architectural intervention and<br />
society.<br />
Luigi Caccia Dominioni. The Renewal of a Middle-class<br />
Lifestyle Culture in Milan around 1950<br />
Rapid modernization processes in Milan around 1950<br />
went hand in hand with a productive reason for architectural<br />
experiments. The work of Luigi Caccia Dominioni<br />
symbolizes this development. The study examines a<br />
selection of housing projects for an affluent middle-class,<br />
whose self-esteem was undergoing radical change<br />
and striving for a renewal of architectural expression.<br />
The Staging of Authenticity<br />
In architecture and philosophy, the allure of the surface<br />
has always been pitched against the truthful and<br />
authentic. In the context of today’s media culture, the<br />
twofold figure of staging vs. autonomous and selfevident<br />
presence again becomes important for architectural<br />
production. The project will examine architectural<br />
strategies and techniques to make the mediated surfaces<br />
of architecture disappear in favor of unmediated<br />
‘authenticity’.<br />
Regionalisms in Sacral Reform Architecture in the Germanspeaking<br />
Regions of Switzerland 1905–1914<br />
In a time of abundant reforms, post-1900 church architecture<br />
also found its way to a modern language<br />
through the connection of regional traditions with the<br />
reformed functional patterns of worship. Architects<br />
now had to combine tradition with modernity and a new<br />
aesthetic. The techniques of regionalism varied according<br />
to international examples, regions and religious affiliations.<br />
Institut gta Departement Architektur<br />
Ákos Moravánszky
Professur für Kunst- und<br />
Architekturgeschichte<br />
Chair of the History of Art<br />
and Architecture<br />
Professor<br />
Dr. Werner Oechslin<br />
Assistenz<br />
Tobias Büchi<br />
Nicole Caminada<br />
Tiziana De Filippo<br />
Thomas Gnägi<br />
Thomas Hänsli<br />
Hardy Happle<br />
Dr. habil. Sonja Hildebrand<br />
Dr. Berthold Hub<br />
Philipp Tscholl<br />
Lehrbeauftragte<br />
Dr. Sylvia Claus<br />
Dr. Christoph Höcker<br />
Administration<br />
Barbara von Allmen
Website<br />
www.oechslin.gta.arch.<br />
ethz.ch<br />
Vorlesung Kulturgeschichte<br />
der modernen Architektur I<br />
und II, Basisjahr<br />
Prof. Dr. Werner Oechslin<br />
Hardy Happle (Lehrauftrag)<br />
Vorlesung Architektur<br />
und Kunstgeschichte I,<br />
jeweils im FS<br />
Dr. Christoph Höcker<br />
Literatur zur Vorlesung<br />
Christoph Höcker,<br />
Metzler-Lexikon Antiker<br />
Architektur, Sachen<br />
und Begriffe, Stuttgart 2004<br />
Vorlesung Kunst- und<br />
Architekturgeschichte IV<br />
und Seminarwoche:<br />
Vicenza –Villen des Veneto –<br />
Venedig, FS 2008<br />
Prof. Dr. Werner Oechslin<br />
Dr. Berthold Hub<br />
Philipp Tscholl<br />
links:<br />
Gianlorenzo Bernini (1598–<br />
1680), Pluto und Proserpina,<br />
1621‒1622, Galleria<br />
Borghese, Rom, Detail<br />
Lehre Teaching<br />
Geschichte der modernen Architektur «Um 1900»<br />
«Vormoderne» und der Paradigmawechsel um 1918/19<br />
Unsere heutige kulturelle Vielfalt bedarf zum besseren Verständnis<br />
nicht länger einer Reduktion auf eine vermeintlich<br />
eindeutige und dominierende «weisse Moderne» als<br />
einen gültigen Jahrhundertstil nach dem Muster der<br />
Weißenhofsiedlung (1927) oder im Sinne eines «International<br />
Style» (1932), sondern der Aufschlüsselung der<br />
Widersprüche, Verwicklungen, schlicht: all jener Komplexitäten,<br />
die sich mit der Wirklichkeit der Geschichte seit<br />
jeher besser decken als irgendwelche Idealsichten.<br />
Nach der Revision, genauer nach der längst schon<br />
fälligen positiven Neubewertung des 19. Jahrhunderts,<br />
wird nun auch der Blick frei auf die modifizierten<br />
grossen Linien des 20. Jahrhunderts. Die Grenzen sind in<br />
verschiedenster Hinsicht aufgelöst worden: jene zu<br />
einer «Vormoderne» vor 1914/18, jene zwischen den durch<br />
die ciam sanktionierten «Rigoristen» und davon abweichenden,<br />
vermittelnden «Regionalisten». Auch politische<br />
Grenzziehungen zwischen einer Flucht in die Geschichte<br />
und zur klassizistischen Architektur auf Seiten totalitärer<br />
Regimes und einer Bevorzugung moderner Architektur<br />
durch die Demokratien sind nicht wirklich haltbar.<br />
Die Architektur der Klassischen Antike<br />
Betrachtet wird die Architektur der Griechen, Römer,<br />
Etrusker und des frühen Christentums: aus geographischer<br />
Perspektive der Mittelmeerraum, aus zeitlicher Sicht die<br />
Spanne von ca. 900 v. bis 600 n. Chr. Antike Architektur<br />
hat in beinahe allen nachantiken Phasen in komplexer<br />
Weise die abendländische Baukunst mitgeprägt. Vor diesem<br />
Hintergrund versucht die Vorlesung, die Formenwelt<br />
der antiken Architektur nicht nur deskriptiv darzustellen,<br />
sondern auch die sozialen, wirtschaftlichen und religiösen<br />
Hintergründe ihrer Entstehung und die Muster<br />
ihrer Weiterverwendung zu beleuchten.<br />
Palladianesimo<br />
Für Jacob Burckhardt ist Palladio der «durch und durch<br />
gesetzliche». Die Moderne hat ihn aus der ansonsten<br />
vertriebenen Geschichte herausgelöst und auf den Schild<br />
gehoben, weil sie hier die Proportionsgesetze in ihrer perfekten<br />
Ausprägung vorfand. Der Vergleich mit Le Corbusier<br />
drängte sich auf. Doch, wie viel Ratio und Abstraktion<br />
verträgt der Mensch? Auch in moderner Zeit hat man sich<br />
an die Definition gehalten: «Architektur ist Körpergestaltung».<br />
So erschliesst sich die Architektur Palladios mitsamt<br />
den Erfindungen und Neuerungen, die er selbst propagierte.<br />
Dazu gehört die «nuova usanza», womit die Monumentalität<br />
antiker Tempel auf das Mass des Menschen<br />
zurückgeführt und seinen Bedürfnissen angepasst wurde<br />
und zudem das Motiv und palladianische Markenzeichen<br />
des «frontespicio dinanti», der Fassade. Haus und<br />
Fassade, alles in gekonnter Proportionierung, mit den<br />
wenigen – unverkennbaren – Zeichen seiner Formgebung<br />
(des palladianischen «segno dell’artefice»!) versetzt. Damit<br />
hat Palladio für Jahrhunderte gültige Muster geschaffen<br />
und bis heute die Aufmerksamkeit der Architekten auf<br />
sich gezogen; ein unvergleichlicher Fall einer imposanten<br />
Wirkungsgeschichte.<br />
167<br />
The History of Modern Architecture ‘Around 1900’,<br />
‘Pre-Modernism’ and the Paradigm Shift of around 1918/19<br />
For a better understanding of the cultural diversity<br />
of today’s world, we no longer need to limit ourselves to<br />
an allegedly unambiguous and dominant ‘white Modernism’<br />
as the only valid style of the 20th century, exemplified<br />
by the Weißenhofsiedlung (1927) or implied by the<br />
‘International Style’ (1932). Instead, we can start decoding<br />
contradictions and disentangling intricacies – quite simply,<br />
all those complexities, which at all times have been more<br />
congruent with reality than any ideal perspective.<br />
Following this revision, or more precisely, the long<br />
overdue positive revaluation of 19th-century architecture,<br />
we now have a clearer view of the modified, larger aspirations<br />
of the 20th century. Boundaries have been lifted<br />
in many respects: the boundary to the ‘Pre-Modernist’<br />
prior to the World War of 1914–18, and the dividing line<br />
between ciam-sanctioned ‘dogmatists’ and dissenting<br />
‘regionalist’ mediators. The politically motivated line drawn<br />
between the totalitarian regimes’ escape into the past<br />
and classical architecture on the one hand, and the democracies’<br />
preference for modern architecture on the other,<br />
has proven untenable as well.<br />
The Architecture of Classical Antiquity<br />
The lecture course looks at the architecture of Greek,<br />
Roman, Etruscan and early Christian builders from both<br />
the geographical perspective, in the area around the<br />
Mediterranean, and from the chronological point of view:<br />
from around 900 bc to 600 ad. In almost every<br />
later period, classical architecture influenced and marked<br />
occidental architecture in multiple, subtle ways. Conceived<br />
against this background, the lecture course attempts<br />
not only to describe the formal vocabulary of Antique<br />
architecture, but also to reveal its social, economic and<br />
religious roots and the patterns of its later reuse and<br />
reinterpretation.<br />
Palladianesimo<br />
For Jacob Burckhardt, Palladio was ‘every inch the lawful<br />
[architect]’. Modernism, which otherwise rejected<br />
architectural traditions, raised Palladio to the status of an<br />
icon because modernist architects found the laws of<br />
proportion applied to absolute perfection in his work.<br />
This prompted comparisons with Le Corbusier’s<br />
designs. Yet how much ratio and abstraction can people<br />
take? Even in modern times, architects have adhered<br />
Institut gta Departement Architektur<br />
Werner Oechslin
Werner Oechslin<br />
Institut gta Departement Architektur<br />
Vorlesung Architektur- und<br />
Kunstgeschichte VI, FS 2008<br />
Prof. Dr. Werner Oechslin<br />
Thomas Hänsli<br />
Dr. Berthold Hub (Lehrauftrag)<br />
Diplomwahlfach Kunst-<br />
und Architekturgeschichte,<br />
FS 2008<br />
Prof. Dr. Werner Oechslin<br />
Thomas Hänsli<br />
Dr. Berthold Hub<br />
Diplomwahlfach Kunst-<br />
und Architekturgeschichte,<br />
HS 2008<br />
Prof. Dr. Werner Oechslin<br />
Dr. Berthold Hub<br />
Philipp Tscholl<br />
Seminarwoche, HS 2008<br />
Prof. Dr. Werner Oechslin<br />
Thomas Hänsli<br />
Dr. Berthold Hub<br />
Römischer Barock<br />
Die Vorlesung suchte die politischen, religiösen und sozialen<br />
Bedingungen künstlerischer Produktion im frühneuzeitlichen<br />
Rom zwischen 1600 und 1720 aufzuzeigen<br />
und so, über die Gattungsgrenzen hinweg, Funktion und<br />
Entwicklung barocker Kunst zwischen künstlerischem<br />
«ingenio» und religiös-politischer Propaganda zu vermitteln.<br />
Die Architektur der italienischen Renaissance:<br />
Analyse ausgewählter Bauten<br />
Das Seminar verfolgte anhand ausgewählter Bauten die<br />
Entwicklung der Architektur der italienischen Renaissance<br />
im Spannungsfeld von Renovation und Innovation,<br />
sozialer Realität und gesellschaftlicher Utopie,<br />
von Theorie und Praxis. Im Zentrum der Analysen stand<br />
die Fassade als Scheide und Vermittlung zwischen Innen<br />
und Aussen, Privatheit und Öffentlichkeit.<br />
Das Klassische (in der Architektur)<br />
Das Seminar verfolgte den Begriff und das Phänomen des<br />
«Klassischen»: von der griechischen Klassik bis zur<br />
klassischen Moderne. Dabei interessierte nicht, wozu die<br />
Klassik in ihren späteren Klassizismen verkommen war,<br />
vielmehr galt es, das Klassische dort aufzusuchen, wo die<br />
Auseinandersetzung eine schöpferisch produktive war.<br />
Integrativer Bestandteil der Analysen war die Erschliessung<br />
des jeweiligen kulturgeschichtlichen Kontextes.<br />
Florenz. Die Erfindung der Renaissance<br />
Florenz ist mehr als jede andere Stadt geprägt von der<br />
bahnbrechenden künstlerischen Entwicklung der einsetzenden<br />
Renaissance. Die Stadt am Arno steht paradigmatisch<br />
für den kulturellen Aufbruch der neuen künstlerischen<br />
Zentren Italiens zu Beginn der Frühen Neuzeit.<br />
Die führenden Künstler – Maler, Bildhauer und Architekten<br />
wie Brunelleschi, Donatello, Masaccio oder Alberti –<br />
haben daran ebenso Anteil wie die Mitglieder gelehrter<br />
Kreise und Mäzene der mächtigen Familien der Stadt. Die<br />
Veranstaltung untersuchte die «Erfindung der Renaissance»<br />
im Spannungsfeld der politischen, sozialen und ökonomischen<br />
Bedingungen der Zeit und vermittelte Kenntnisse<br />
über die Hauptwerke florentinischer Renaissance.<br />
168<br />
to architecture defined as ‘designing bodies’. This is the<br />
key to Palladio’s architecture with all its inventions<br />
and innovations, which he himself propagated. One of<br />
these was the ‘nuova usanza’, with which Palladio reduced<br />
and adapted the monumentality of ancient temples<br />
to the scale of man and his needs. Another of Palladio’s<br />
trademark motifs was his ‘frontespicio dinanti’, i.e.<br />
the façade. With his skillfully proportioned houses and<br />
façades and with the few unmistakable signs of his<br />
artistic hand (the Palladian ‘segno dell’artefice’), Palladio<br />
created models that have remained valid for centuries<br />
and have attracted the attention of architects to this day –<br />
a unique and impressive case of one designer’s effectiveness<br />
and influence.<br />
Roman Baroque<br />
This series of lectures tried to unravel the political, religious<br />
and social interactions, which ruled the conditions<br />
for artistic production in Rome in the period between<br />
1600 and 1720, and thus to give a picture of the function<br />
and development of baroque art oscillating – beyond<br />
all typological boundaries – between artistic ‘ingenio’ and<br />
religious and political propaganda.<br />
Italian Renaissance Architecture:<br />
Analysis of Selected Buildings<br />
By studying selected buildings, students of this seminar<br />
traced the development of Italian Renaissance architecture<br />
subject to the tension between renovation and innovation,<br />
social reality and social utopia, theory and practice.<br />
These analyses focused on the façade as the ‘dividing line’<br />
as well as the mediator between interior and exterior,<br />
privacy and publicity.<br />
The Classical (in Architecture)<br />
This seminar discussed the term and phenomenon of<br />
‘the classical’ from Greek Classic to Classical Modernism.<br />
The emphasis was not on degenerate copies of<br />
the classical in so-called ‘classicist’ styles, but on the<br />
classical in its creative and productive stages. Studying<br />
the related cultural-historical background formed an<br />
integral part of the seminar curriculum.<br />
Florence. The Invention of the Renaissance<br />
More than any other city, Florence is shaped by the<br />
pioneering developments of the emerging Renaissance.<br />
The city on the Arno is a paradigmatic example of the<br />
cultural rebirth which occured in the new artistic centers<br />
of Italy at the dawn of the early modern period. Leading<br />
artists – painters, sculptors and architects such as<br />
Brunelleschi, Donatello, Masaccio or Alberti – contributed<br />
to this rebirth, as did a number of scholars and patrons<br />
of art from powerful local families. The seminar week excursion<br />
described the ‘invention of the Renaissance’<br />
against the background of the political, social and economic<br />
conditions of the time and gave detailed information<br />
on the masterpieces of Florentine Renaissance<br />
architecture.
Publikation<br />
Prof. Dr. Werner Oechslin<br />
(Gesamtleitung)<br />
Dr. habil. Sonja Hildebrand<br />
(Projektleitung)<br />
Karl Moser, Antoniuskirche<br />
in Basel (1924–1927), Entwurfsskizze,<br />
1925<br />
Forschung Research<br />
Karl Moser (1860–1936)<br />
Karl Moser hat als bauender und lehrender Architekt fast<br />
50 Jahre lang die Entwicklung der modernen Architektur<br />
in Deutschland und der Schweiz massgeblich mitgeprägt.<br />
Mosers facettenreiches Werk eröffnet die Möglichkeit,<br />
Zielsetzungen, Prinzipien, Inhalte und Formen «moderner»<br />
Architektur, vom Ausgang des 19. Jahrhunderts bis zur<br />
Etablierung der internationalen Moderne, in ihrer jeweils<br />
spezifischen historischen Einbettung zu analysieren. Die<br />
Ergebnisse des in den 1980er Jahren begonnenen (Bearbeiter:<br />
Ernst Strebel) und 2006 wieder aufgenommenen Forschungsprojekts<br />
werden 2010 in einer Monographie mit<br />
einem rund 130 Nummern umfassenden Auswahlkatalog<br />
(Dr. Sylvia Claus, Thomas Gnägi, Nicole Caminada u. a.)<br />
sowie einem vollständigen Werkverzeichnis publiziert.<br />
Lux Guyer (1894‒1955)<br />
Die Studierenden des mas-Programms «Geschichte und<br />
Theorie der Architektur» verfassen den Werkkatalog zum<br />
Œuvre der Architektin Lux Guyer. Dabei handelt es sich<br />
um ca. 80 Projekte der Architektin, die die Studierenden<br />
historisch-kritisch kommentieren sollen. Sie arbeiten damit<br />
nicht nur einen exemplarischen Teil der Schweizer Architekturgeschichte<br />
der Klassischen Moderne auf, sondern<br />
auch das Œuvre einer der ersten Architektinnen europaweit,<br />
die diesen Beruf professionell ergriffen und ausgeübt<br />
hat. Der Werkkatalog ist Teil einer wissenschaftlichen<br />
Monographie, die von Dorothee Huber, Beate Schnitter<br />
und Sylvia Claus im gta Verlag herausgegeben wird.<br />
Weitere Forschungsprojekte<br />
(Auswahl)<br />
–Berthold Hub, Das Selbstverständnis<br />
des Architekten der<br />
Renaissance<br />
–Werner Oechslin, Idea materialis.<br />
Leonbattista Alberti und die<br />
Körperlichkeit der Architektur<br />
–Werner Oechslin, Thomas Hänsli,<br />
Tobias Büchi, Michael Gnehm,<br />
Lothar Schmitt, Architekturtheorie<br />
im deutschsprachigen<br />
Kulturraum 1486 bis 1618/48<br />
–Werner Oechslin, Walter Fuchs,<br />
Peter Behrens und die Ausstellung<br />
des Deutschen Werkbundes<br />
in Bern 1917<br />
–Werner Oechslin, Gregor Harbusch,<br />
Bruno Maurer, Arthur Rüegg,<br />
Daniel Weiss, Sigfried Giedion<br />
und die Fotografie<br />
–Werner Oechslin, Charlotte<br />
Bretscher, Reflexio super novam<br />
Ideam monasterij. Die erste<br />
Planungsphase des Gesamtneubaus<br />
des Klosters Einsiedeln<br />
1702–1704<br />
–Werner Oechslin, Hardy Happle,<br />
Um 1900. Forschung im Rahmen<br />
des Unterrichts Architekturund<br />
Kulturgeschichte des 19. und<br />
20. Jahrhunderts<br />
–Werner Oechslin, Palladio und<br />
Palladianismus<br />
–Werner Oechslin, Susanne Luttmann,<br />
Dieter Weidmann, Edition<br />
des schriftlichen Nachlasses von<br />
Gottfried Semper<br />
–Werner Oechslin, Eugène<br />
Emmanuel Viollet-le-Duc<br />
–Werner Oechslin, Hardy Happle,<br />
Vorarlberger Barockbaumeister<br />
Die Auer-Lehrgänge<br />
–Werner Oechslin, Wissensformen<br />
Laufende Dissertationen<br />
–Eiko Behrens, Friedrich Gilly,<br />
Carl Gotthard Langhans und<br />
die Schlossanlage (Arbeitstitel)<br />
–Tobias Büchi, Struktur und<br />
Funktion: Die gedruckte Fortifikationsliteratur<br />
im deutschsprachigen<br />
Raum bis zur Aufhebung<br />
der Belagerung von<br />
Candia und ihre Rezeption<br />
–Andreas Michael Buss, Die<br />
Systematik der Konstruktionen<br />
Jean Prouvés<br />
–Clemens Dreher, Architektur der<br />
Ferne. Zur Geschichte und<br />
Phänomenologie der städtebaulichen<br />
Sichtachse<br />
–Cristina Gutbrod, Gustav Gull<br />
(1858–1942) – ein Zürcher Stadtarchitekt<br />
(Arbeitstitel)<br />
–Thomas Hänsli, Form und Funktion.<br />
Studien zur Bedeutung<br />
der Illustration in der deutschsprachigen<br />
Architekturtheorie<br />
des 16. Jahrhunderts<br />
–Hardy Happle, Der Kunsthistoriker<br />
Wilhelm Worringer (1881–<br />
1965). Die frühen Schriften<br />
169<br />
Karl Moser (1860–1936)<br />
For almost fifty years, Karl Moser – as a practicing architect<br />
and a professor of architecture – made a decisive<br />
contribution to determining the course of modern architecture<br />
in Germany and Switzerland. Due to its many<br />
different facets, his œuvre offers the chance to study the<br />
aims, principles, contents and forms of ‘modern’ architecture<br />
from the late 19th century to the establishment of<br />
international Modernism against the background of their<br />
specific historic contexts. This research project was initiated<br />
in 1991 (supported by Ernst Strebel) and resumed<br />
again in 2006. The results will be published in 2010 in<br />
a comprehensive monograph containing a catalogue of<br />
about 130 selected examples of Moser’s work (compiled by<br />
Dr. Sylvia Claus, Thomas Gnägi, Nicole Caminada, et al.)<br />
within the context of a catalogue of his complete work.<br />
Lux Guyer (1894–1955)<br />
The students of the mas History and Theory of Architecture<br />
program are preparing the catalogue raisonné of<br />
buildings by the architect Lux Guyer. It will document<br />
about 80 of her buildings with illustrations and critiques<br />
written by the students themselves, taking into account<br />
the architectural history of Guyer’s time. In doing<br />
so, the students will not only reassess an exemplary period<br />
of Swiss architectural history, but also the work of one<br />
of the first women in Europe who not only studied architecture,<br />
but actually became a practicing architect. The<br />
catalogue of her œuvre will be part of a scholarly monograph<br />
edited by Dorothee Huber, Beate Schnitter and<br />
Sylvia Claus, to be published by gta Publishers.<br />
–Berthold Hub, Filarete occultus:<br />
Der Architekt der Renaissance<br />
als Schöpfer und Pädagoge<br />
(Arbeitstitel)<br />
–Susanne Luttmann, Gottfried<br />
Sempers «Vergleichende<br />
Baulehre». Eine quellenkritische<br />
Rekonstruktion<br />
–Peter Omachen, Bauen für den<br />
Fremdenplatz. Hotelarchitektur<br />
in der Stadt Luzern von 1782<br />
bis 1914<br />
–Dieter Weidmann, «Ein Heiligtum<br />
der Wissenschaften<br />
und Künste». Gottfried Sempers<br />
Polytechnikum in <strong>Zürich</strong><br />
–Ivo Heinrich Zemp, Die Architektur<br />
der Feuerbestattung –<br />
eine Kulturgeschichte der<br />
Schweizer Krematorien<br />
Publikationen (Auswahl)<br />
–Hardy Happle, Wilhelm Worringer<br />
und Karl Lamprecht. Historiographie<br />
und Geschichtsbegriff:<br />
Die methodischen Voraussetzungen<br />
der frühen Schriften,<br />
in: Norberto Gramaccini, Johannes<br />
Rössler (Hg.), Hundert Jahre<br />
«Abstraktion und Einfühlung».<br />
Konstellationen um Wilhelm<br />
Worringers Kunstgeschichte,<br />
Kongressakten der Tagung am<br />
22.⁄23.November 2007, Bern 2008*<br />
–Berthold Hub, Hermann Bahr’s<br />
«Individual Chair», in:<br />
The Journal of Modern Craft 2<br />
(2008)*<br />
–Berthold Hub, Inventing Antiquity<br />
in Filarete’s Libro Architettonico,<br />
in: Lenia Kouneni<br />
(Hg.), The Legacy of Antiquity,<br />
Cambridge 2008*<br />
–Berthold Hub, La Sforzinda de<br />
Filarete: Ciudad ideal y recreación<br />
del mundo, in: Boletín<br />
de Arte 29 (2008)*<br />
–Berthold Hub, «Vedete come è<br />
bella la cittade quando è<br />
ordinata»: Politics and the Art<br />
of City Planning in Republican<br />
Siena, in: Judith Steinhof/<br />
Timothy Smith (Hg.), Art as<br />
Politics in Medieval and<br />
Early Renaissance Siena,<br />
Aldershot 2008*<br />
–Werner Oechslin, Palladianismus –<br />
Kontinuität von Werk<br />
und Wirkung, <strong>Zürich</strong> 2008<br />
–Stiftung Bibliothek Werner<br />
Oechslin (Hg.), Architekt und/<br />
versus Baumeister, Akten des<br />
Siebten Internationalen Barocksommerkurses<br />
der Stiftung Bibliothek<br />
Werner Oechslin, Einsiedeln,<br />
9.‒13. Juli 2006, <strong>Zürich</strong> 2008*<br />
–Werner Oechslin, Hardy Happle<br />
(Hg.), Die Auer Lehrgänge.<br />
Kommentarband zur Faksimile-<br />
Ausgabe, 2008*<br />
*für das Jahr 2008 geplant<br />
Institut gta Departement Architektur<br />
Werner Oechslin
Assistenzprofessur für<br />
Architekturtheorie<br />
Assistance Chair of the<br />
Theory of Architecture<br />
Assistenzprofessor<br />
Dr. Laurent Stalder<br />
Assistenz<br />
Elke Beyer<br />
Sandra Bradvic<br />
Kim Förster<br />
Anke Hagemann
Website<br />
http://www.gta.arch.<br />
ethz.ch/d/stalder<br />
links:<br />
Jean Balladur, La Grande<br />
Motte, 1976 (Fotograf:<br />
Lehre Teaching<br />
Jede theoretische Arbeit zielt auf wissenschaftliche Erkenntnis<br />
ab. Dementsprechend ist auch der Anspruch der<br />
Theorie der Architektur ein wissenschaftlicher, dient<br />
sie doch dem Untersuchen, Erklären und Begründen von<br />
Architektur und deren Gesetzmässigkeiten. Ihr Diskurs<br />
ist dabei ein doppelter: einerseits, ein der Architektur immanenter,<br />
der von der Skizze über das Modell bis zur<br />
Bauausführung reicht, andererseits ein über Architektur<br />
reflektierender, wenn Architektur als Ausdruck einer<br />
kulturell bedingten Praxis interpretiert wird. Vor diesem<br />
zweifachen Hintergrund zeichnen sich aber die historische<br />
Bedingtheit, die Interessenbestimmtheit und damit<br />
die Relativität jeglicher theoretischen Auseinandersetzung<br />
ab.<br />
In diesen widersprüchlichen Bedingungen liegt die<br />
Herausforderung des Unterrichts in Architekturtheorie,<br />
kann doch weder ein rein spekulativer Ansatz, der den<br />
unterschiedlichen kulturellen, sozialen, ökonomischen<br />
oder technischen Entwicklungen ein normierendes<br />
System überstülpt, noch ein allzu eng aus der Praxis abgeleitetes,<br />
jeder Systematik widerstrebendes Modell der<br />
Aufgabe der Disziplin gerecht werden. Ziel der Lehre<br />
soll deshalb die Analyse und Kritik einzelner, historisch<br />
und kulturell eingebetteter Denkmodelle sein, um<br />
daraus die Instrumente zum eigenständigen Denken von<br />
Architektur erarbeiten zu können.<br />
Die Lehre verfolgt zwei Schwerpunkte. Gegenstand der<br />
Vorlesung und der Seminarwoche ist die Architektur der<br />
Nachkriegszeit in Westeuropa und Nordamerika. Dabei<br />
werden der architektonische Diskurs und seine Strategien<br />
im Umgang mit sich immer wieder verändernden<br />
gta<br />
technischen Erfindungen und sozialen Praktiken<br />
Robert D. Loevy) Institut<br />
untersucht. Im Vordergrund stehen dementsprechend<br />
weniger einzelne Architekten oder Bauten als vielmehr<br />
unterschiedliche Themen wie «Habitat», «Cluster»,<br />
«Mobilität» oder «Spektakel», die für die Architektur der<br />
Zeit bestimmend waren.<br />
Das Wahlfachseminar hingegen untersucht die Bedingungen<br />
zeitgenössischer architektonischer Produktion.<br />
Dabei wird systematisch der Bedeutung einzelner<br />
architektonischer Elemente – wie Schwelle, Boden, Rahmen<br />
oder Stütze, aber auch Geräte, Mobilien und Leitungen –<br />
nachgegangen. Die architektonischen Elemente werden<br />
aus zwei Perspektiven untersucht. Ein erster, historischer<br />
Ansatz soll den einzigartigen Charakter einzelner<br />
baulicher Lösungen aufzeigen und dadurch auf die Möglichkeiten<br />
und zugleich auf die Notwendigkeit einer<br />
zeitgenössischen Antwort verweisen. Der zweite, interdisziplinäre<br />
Ansatz widmet sich der Frage nach aktuellen<br />
Diskursen über Architektur als soziale, ökonomische, technische<br />
oder ästhetische Praxis.<br />
Erste Ergebnisse aus der Forschung zum Seminar<br />
werden im März 2009 in einer Ausgabe der Zeitschrift<br />
«Arch+» zum Thema «Architektur der Schwelle»<br />
publiziert.<br />
171<br />
Every theoretical work aims for scholarly insights. Correspondingly,<br />
the goal of architectural theory is also<br />
scholarly, as it serves to study, explain, and justify architecture<br />
and its rules. Its discourse thus has two aspects:<br />
on the one hand, one immanent to architecture that ranges<br />
from the sketch by way of the model to the construction<br />
of the building; on the other hand, one that reflects on<br />
architecture and interprets it as the expression of a culturally<br />
determined practice. It is against this dual backdrop,<br />
however, that conditioning by history, determination by<br />
interests, and hence a relativity with respect to any<br />
theoretical debate become obvious.<br />
These contradictory circumstances constitute the<br />
challenge of teaching architectural theory, since neither a<br />
purely speculative approach that imposes a standardizing<br />
system on various cultural, social, economic, and technical<br />
developments nor a model derived all too closely<br />
from practice and rejecting any systematic structure will<br />
do justice to the task of the discipline. The goal of<br />
teaching should thus be to analyze and criticize specific<br />
models of thinking that are embedded in history<br />
and culture in order to develop the instruments for<br />
autonomous thinking about architecture.<br />
The teaching of the professorship has two focuses.<br />
The subject of the lecture course and the seminar week<br />
excursion is postwar architecture in Western Europe<br />
and North America. Both will examine the architectural<br />
discourse and its strategies for dealing with constantly<br />
changing technical inventions and social practices. The<br />
focus will thus be less on individual architects or<br />
single buildings than on various themes that defined the<br />
architecture of the time, defined by concepts such as<br />
‘habitat’, ‘cluster’, ‘mobility’, or ‘spectacle’.<br />
The elective seminar, by contrast, will study the conditions<br />
of contemporary architectural production. It<br />
will systematically investigate the meaning of specific<br />
architectural elements — such as threshold, floor,<br />
framework, or support, but also devices, furnishings, and<br />
conduit. The architectural elements will be examined<br />
from two perspectives. The first, an historical approach is<br />
intended to show the unique character of specific<br />
architectural solutions and thus point to the possibilities<br />
but also the necessity of a contemporary response.<br />
The second, interdisciplinary approach is dedicated to<br />
the question of current discourses on architecture as<br />
a social, economic, technological, or aesthetic practice.<br />
Initial results of the research for the seminar will<br />
be published in March 2009 in an issue of the journal<br />
‘Arch+’ that will focus on the ‘architecture of the<br />
threshold’.<br />
Departement Architektur<br />
Laurent Stalder
Laurent Stalder<br />
Institut gta Departement Architektur<br />
Prof. Dr. Laurent Stalder<br />
Alison & Peter Smithson,<br />
Cluster-City, 1957<br />
Dissertation<br />
Elke Beyer<br />
Dissertationsleiter<br />
Prof. Dr. Ákos Moravánszky<br />
Dissertation<br />
Kim Förster<br />
Party und Ausstellung zum<br />
15. Jahrestag des «IAUS»,<br />
1982<br />
Forschung Research<br />
Architektur als «Image». Alison & Peter Smithson und der<br />
architektonische Diskurs im England der Nachkriegszeit<br />
In der Annahme, dass die Printmedien in der Diffusion,<br />
Reflektion und Rezeption von Architektur insbesondere<br />
seit der Nachkriegszeit führend gewesen sind, setzt sich das<br />
vorgeschlagene Forschungsprojekt am Beispiel des Architektenpaares<br />
Alison Smithson (1928–1993) und Peter<br />
Smithson (1923–2003) zum Ziel, die Rolle der Fachpresse<br />
und der Tageszeitungen in der Theoriebildung von Architektur<br />
zu untersuchen. Dabei beabsichtigt die Studie<br />
insbesondere, den architektonischen und städtebaulichen<br />
Diskurs im Zusammenspiel von Historiographie und<br />
entwerferischer Tätigkeit, Kunst und Naturwissenschaft<br />
kritisch zu untersuchen. Auf diesen vier Ebenen kann<br />
das Bestreben der Smithsons nach einer Neuorientierung<br />
der Moderne in England deutlich dargestellt werden,<br />
das sich in seinem ganzheitlichen Anspruch den Tendenzen<br />
der Nachkriegszeit zur Aufsplitterung der Disziplin<br />
in einzelne Fachbereiche widersetzt.<br />
Die Produktion sozialistischer Urbanität. Stadtzentrumsplanungen<br />
der 1960er Jahre in der UdSSR und der DDR (Arbeitstitel)<br />
Stadtzentrumsplanungen der 1960er Jahre in der ddr<br />
und der UdSSR sollten zu Flaggschiffen des real existierenden<br />
Sozialismus im Zeitalter der wissenschaftlichtechnologischen<br />
Revolution werden. Anhand des zeitgenössischen<br />
Architektur- und Planungsdiskurses und<br />
an Planungsbeispielen in Hauptstädten und Neustädten<br />
(Moskau, Zelenograd, Berlin, Halle-Neustadt und<br />
Togliatti) untersucht diese Arbeit, wie die neuen gesellschaftlichen<br />
Zentren als physische und als soziale<br />
Räume hergestellt werden sollten und wie ihnen dabei<br />
im Hinblick auf Mobilität, Freizeit, Konsum und<br />
gesellschaftspolitische Programme spezifische Vorstellungen<br />
von Zentralität, Urbanität und Modernität eingeschrieben<br />
wurden. Der rückschauende Vergleich zielt zum<br />
einen auf eine Einordnung in den internationalen Kontext<br />
der Nachkriegsmoderne und zum anderen darauf, den<br />
Umgang mit dem materiellen und kulturellen Erbe der<br />
realsozialistischen Stadträume unter kapitalistischen<br />
Bedingungen zu hinterfragen.<br />
The Institute for Architecture and Urban Studies, New York<br />
(1967‒1984). Ein kulturelles Projekt in der Architektur<br />
(Arbeitstitel)<br />
Das Institute for Architecture and Urban Studies hat in<br />
der Zeit seines Bestehens durch Oppositions und Skyline<br />
sowie die Veröffentlichungen aus der «Oppositions<br />
Books»-Reihe massgeblich zur Herausbildung einer<br />
eigenständigen Architekturtheorie in den usa beigetragen.<br />
Ausgehend von einer Analyse der in den Publikationen<br />
geführten Diskussionen werden mit dieser Arbeit anhand<br />
einer Genealogie der anderen kulturellen Produktionen<br />
am Institut – Ausstellungen in den eigenen Räumen und<br />
am MoMA inklusive der Ausstellungskataloge, Veranstaltungen<br />
im Rahmen der «Architecture»- und «Open<br />
Plan»-Vortragsreihen, Curricula der diversen Ausbildungs-<br />
172<br />
Architecture as ‘Image’: Alison and Peter Smithson and the<br />
Architectural Discourse in Postwar England<br />
Based on the assumption that print media have been important<br />
for the diffusion of, reflection on, and reception<br />
of architecture particularly since the postwar period, this<br />
proposed research project aims to study the role of the<br />
specialist press and daily newspapers in the development<br />
of architectural theory using the example of the wifeand-husband<br />
architects Alison Smithson (1928–93) and<br />
Peter Smithson (1923–2003). The intent of the study<br />
is to examine critically architectural and urban planning<br />
discourse within the interplay of historiography,<br />
design activity, art and science. On these four levels, it is<br />
possible to clarify the Smithsons’ efforts to reorient<br />
modernism in England, so as to resist the tendencies of<br />
the postwar period to divide the discipline by instead<br />
offering a comprehensive approach.<br />
The Production of Socialist Urbanity: Planning and Design of<br />
City Centers in the 1960s in the USSR and GDR (Working Title)<br />
The city centers designed and built in the ussr and<br />
in the gdr in the 1960s were intended to become flagships<br />
of state socialism in the age of the scientific<br />
and technological revolution. This project analyzes the<br />
architectural and planning discourses of this decade<br />
and examples of planning in capitals and new towns<br />
(Moscow, Zelenograd, Berlin, Halle-Neustadt and<br />
Tolyatti). It focuses on the questions of how these new<br />
civic centers were produced as physical and social<br />
spaces. It also considers how specific notions of centrality,<br />
urbanity, and modernity were inscribed and built into<br />
them by providing for and expressing mobility, leisure<br />
and consumption, as well as sociopolitical programs. The<br />
retrospective comparison aims on the one hand at<br />
reclaiming the status of this urban project in the international<br />
cultural history of post-war modernity, and<br />
on the other hand, at challenging current policies and<br />
attitudes towards the material and cultural remnants<br />
of state socialist urban space under capitalist conditions.<br />
The Institute for Architecture and Urban Studies, New York<br />
(1967–1984): a Cultural Project in Architecture (Working Title)<br />
In its day, the Institute for Architecture and Urban<br />
Studies contributed decisively to the creation of an autonomous<br />
architectural theory in the United States through<br />
Oppositions and Skyline, as well as the ‘Oppositions<br />
Books’ series. Beginning with an analysis of the discussions<br />
in these diverse publications, this project will examine<br />
the genealogy of the institute’s other cultural productions —<br />
exhibitions in its own spaces and at MoMA, including<br />
exhibition catalogs, events related to the ‘Architecture’ and<br />
‘Open Plan’ lecture series, curricula of various education<br />
and school programs, and so on — in order to study strategies<br />
for controlling and institutionalizing the discourse.<br />
The evaluation of archival material and interviews with<br />
individual protagonists and observers form the basis<br />
for a contribution to the cultural history of the field of<br />
architecture in New York from the late 1960s to the<br />
early 1980s.<br />
Designing TWA (Working Title)<br />
Eero Saarinen’s Terminal 5 at jfk International Airport,<br />
New York, will be the example used to study how the<br />
building was integrated into the corporate design of Trans
Dissertation<br />
Kornel Ringli<br />
Saarinens Terminal als Teil<br />
des TWA-Marketingauftritts<br />
Prof. Dr. Laurent Stalder<br />
lic. phil. Sandra Bradvic<br />
Ort<br />
Haupthalle der eth <strong>Zürich</strong><br />
Rämistrasse 101<br />
8092 <strong>Zürich</strong><br />
Dauer<br />
8. Oktober –<br />
7. November 2008<br />
und Schulprogramme, etc. – Strategien der Kontrolle<br />
und Institutionalisierung des Diskurses untersucht.<br />
Die Auswertung von Archivmaterial sowie Interviews mit<br />
einzelnen Protagonisten und Beobachtern bilden die<br />
Grundlage für einen Beitrag zur Kulturgeschichte des<br />
architektonischen Feldes im New York der späten 1960er<br />
bis frühen 1980er Jahre.<br />
Designing TWA (Arbeitstitel)<br />
Die Arbeit untersucht, wie sich Eero Saarinens Terminal 5<br />
des jfk International Airport in das Corporate Design<br />
der Trans World Airlines (twa) eingliederte. So wird ein<br />
Themenfeld zwischen Architektur, Marketing und<br />
Kommunikation aufgespannt. Dabei interessiert zunächst –<br />
neben der Aufarbeitung der baugeschichtlichen Fakten<br />
des Flight Center – besonders die Motivation der Airline<br />
für die Wahl Saarinens, des «patron saint of the stylefor-the-job<br />
faction». Das zweite Hauptthema ist der Aufbau<br />
der twa-Marke durch das Terminal, der die Notwendigkeit<br />
widerspiegelt, angesichts des erhöhten Wettbewerbsdrucks<br />
bei den Fluggesellschaften, das Design<br />
der Firma zu koordinieren. Ein dritter Schwerpunkt liegt<br />
auf der Rolle, welche die Massenmedien bei der Vermarktung<br />
der twa und ihrer aufsehenerregenden Abflughalle<br />
spielten. Die Dissertation soll einen Beitrag zur<br />
Diskussion über die Rolle der Architektur beim Marktauftritt<br />
eines Unternehmens leisten.<br />
Ausstellung und Monografie Valerio Olgiati<br />
Das Ausstellungs- und Buchprojekt hat zum Ziel, neben<br />
den realisierten Bauten auch die wichtigsten Studien<br />
und Wettbewerbsbeiträge Olgiatis zum ersten Mal systematisch<br />
zu erfassen und in einem übergeordneten<br />
architekturtheoretischen Kontext zu besprechen. Die in<br />
enger Zusammenarbeit mit gta Ausstellungen erarbeitete<br />
Schau wird im Herbst 2008 in der Haupthalle der<br />
eth <strong>Zürich</strong> und im Herbst 2009 an der Accademia di<br />
Architettura in Mendrisio gezeigt. Parallel dazu erscheint<br />
die erste umfassende und wissenschaftlich fundierte<br />
Monografie, an der Bruno Reichlin, Mario Carpo sowie<br />
Laurent Stalder als Autoren beteiligt sind. Das Projekt<br />
führt nicht nur ein Laien- und Fachpublikum in Olgiatis<br />
Entwurfsarbeit ein, sondern möchte auch die Vermittlung<br />
zeitgenössischer Architekturpositionen fördern.<br />
Publikationen der Mitglieder<br />
des Lehrstuhls<br />
–Elke Beyer, Shrinking Cities. New<br />
Perspectives on Urban Development<br />
and Post-Socialist New<br />
Towns, in: D.H. Frieling (Hg.),<br />
Research on New Towns,<br />
First International Seminar<br />
2006, Almere: International New<br />
Town Institute, 2007, S.153‒172<br />
–Kim Förster und Anke Hagemann<br />
(zusammen mit den anderen Mitgliedern<br />
des Redaktionskollektivs:<br />
Oliver Clemens, Jesko Fezer, Sabine<br />
Horlitz, Anita Kaspar, Andreas<br />
Müller), An Architektur 18,<br />
Camp for Oppositional Architecture,<br />
Theorizing Architectural<br />
Resistance, September 2007<br />
–Anke Hagemann, Faszination an<br />
der Faszination. Theme Parks<br />
und urbane Inszenierungen, in:<br />
dérive 30, 1 (2008), S. 52‒53<br />
–Anke Hagemann, Filter, Ventile<br />
und Schleusen. Die Architektur<br />
der Zugangsregulierung, in:<br />
Volker Eick, Jens Sambale und Eric<br />
Töpfer (Hg.), Kontrollierte Urbanität.<br />
Zur Neoliberalisierung<br />
städtischer Sicherheitspolitik,<br />
Bielefeld: Transcript, 2007 (Sammelband/Konferenzpublikation),<br />
S. 301‒328<br />
–Laurent Stalder, Hermann<br />
Muthesius (1861–1927).<br />
Das Landhaus als kulturgeschichtlicher<br />
Entwurf,<br />
<strong>Zürich</strong>: gta Verlag, 2008<br />
173<br />
World Airlines (twa). This opens up a thematic field<br />
between architecture, marketing, and communications. In<br />
addition to a review of the facts of the flight center’s<br />
architectural history, the primary interest of the project<br />
is in exploring the airline’s motivation in choosing<br />
Saarinen, the ‘patron saint of the “style-for-the-job” faction’.<br />
The second major theme is the terminal’s role in developing<br />
the twa brand, a development which reflects the<br />
need to coordinate the design of the company given the<br />
increased pressure of airline competition. The third focus<br />
is on the role played by the mass media in the marketing<br />
of twa and its sensational terminal. The dissertation<br />
will be a contribution to discussions on the role that<br />
architecture plays in a company’s market image.<br />
Exhibition and Monograph Valerio Olgiati<br />
The aim of this exhibition and monograph project is to<br />
comprehend systematically the built work as well as<br />
the most important studies and contributions to competitions<br />
and to discuss them in a broader context of<br />
architectural theory. The show is developed in close cooperation<br />
with ‘gta Ausstellungen’ and will be shown<br />
first in the main hall of the eth <strong>Zurich</strong> in the fall of 2008<br />
and afterwards at the Accademia di Architettura di<br />
Mendrisio in the fall of 2009. Parallel to the exhibition<br />
is the launch of the first comprehensive and academic<br />
monograph. Contributing authors are Bruno Reichlin,<br />
Mario Carpo, and Laurent Stalder. The project will not<br />
only introduce both a layperson and a professional<br />
public to Olgiati’s designs, but will also foster awareness<br />
of contemporary architectural positions.<br />
–Laurent Stalder, «Das ist wunderbar,<br />
aber keine Schule».<br />
Die Comprehensive School in<br />
Pimlico von John Bancroft<br />
und g.l.c., in: Werk, Bauen und<br />
Wohnen 4 (2007), S. 6‒13<br />
–Laurent Stalder, Gramazio &<br />
Kohler – Informierung von Architektur,<br />
in: Architektur Aktuell<br />
324, 2 (2007), S. 138‒142<br />
–Laurent Stalder, «Franz Füeg», in:<br />
Archithese 2 (2007), S. 94‒95<br />
–Laurent Stalder, «L’ordre et la<br />
règle. Vers une théorie du<br />
projet d’architecture», in: Kunst<br />
und Architektur in der Schweiz<br />
58, 2 (2007), S. 58‒59<br />
Veranstaltungsreihe des<br />
Lehrstuhls, Die Nachkriegszeit im<br />
Gespräch<br />
–Prof. Dr. h.c. Franz Füeg,<br />
23. Oktober 2007,<br />
–Prof. Hans Hollein, 4. März 2008<br />
Ein Videoarchiv zur Nachkriegszeit<br />
findet sich online unter:<br />
http://www.gta.arch.ethz.ch/d/<br />
stalder/index.php?view=3<br />
Institut gta Departement Architektur<br />
Laurent Stalder
Professur für Kunst-<br />
und Architekturgeschichte<br />
Chair of the History of Art<br />
and Architecture<br />
Professor<br />
Dr. Andreas Tönnesmann<br />
Assistenz<br />
Katrin Eberhard<br />
Britta Hentschel<br />
Gregory Grämiger<br />
Dr. Lothar Schmitt<br />
Lehrbeauftragte<br />
Dr. Isabel Haupt<br />
Dr. Christoph Höcker<br />
Dr. Matthias Noell<br />
Forschung<br />
Martina Desax<br />
Reto Geiser<br />
Dr. Michael Gnehm<br />
Petra Röthlisberger<br />
Pro*Doc<br />
Jonas Kallenbach<br />
Sascha Köhl<br />
Niklas Naehrig<br />
Administration<br />
Doris Wirz-Gasperetti
Website<br />
www. toennesmann.gta.<br />
arch.ethz.ch<br />
Lehre Teaching<br />
Architekturgeschichte ist die Geschichte von Bauformen,<br />
-funktionen und -typen. Sie ist aber auch Kultur- und<br />
Mentalitätsgeschichte, Geschichte von Kreativität und<br />
schliesslich Teilbereich einer umfassenden Geschichte<br />
und Theorie der Kunst. Im architektur- und kunsthistorischen<br />
Unterricht der eth kommen diese Aspekte in<br />
engem Bezug aufeinander zur Sprache. Die Studierenden<br />
werden mit exemplarischen Verläufen der Architekturund<br />
Kunstgeschichte von der Antike bis zur Gegenwart<br />
vertraut gemacht sowie in Materialien und Methoden<br />
des historischen Umgangs mit Architektur eingeführt. Ziel<br />
des Unterrichts ist, die Sensibilität künftiger Architektinnen<br />
und Architekten für das komplexe Verhältnis des<br />
Bauens zur Tradition, für die Vorgeschichte des eigenen<br />
Berufs, für die historische Prägung von Orten zu schärfen.<br />
Darüber hinaus sollen die Studierenden die Grundlagen<br />
erwerben, sich eigenständig mit historischen Fragestellungen<br />
ihres Faches auseinanderzusetzen.<br />
Ein besonderer Akzent der Lehre liegt auf dem postgradualen<br />
Studium. Die Professur betreut Doktorierende<br />
und Habilitierende aus unterschiedlichen Fachkulturen,<br />
die sich aber bei aller Individualität der Einzelprojekte<br />
übergreifenden Erkenntniszielen verpflichtet fühlen. Um<br />
einen intensiven wissenschaftlichen Austausch zu ermöglichen,<br />
findet ergänzend zur Einzelbetreuung einmal<br />
jährlich ein mehrtägiges Nachwuchskolloquium ausserhalb<br />
<strong>Zürich</strong>s statt.<br />
Veranstaltungen<br />
–Renaissance und Barock,<br />
Prof. Dr. Andreas Tönnesmann,<br />
Architektur- und Kunstgeschichte I,<br />
Donnerstag, 13–15 Uhr (jeweils<br />
HS)<br />
–Von der Aufklärung zur<br />
Moderne, Prof. Dr. Andreas<br />
Tönnesmann, Architektur-<br />
und Kunstgeschichte II, Donnerstag,<br />
13–15 Uhr (jeweils FS)<br />
–Die Architektur der klassischen<br />
Antike, Dr. Christoph Höcker,<br />
Architektur- und Kunstgeschichte I,<br />
Donnerstag, 15–16 Uhr (jeweils HS)<br />
–Architektur des Mittelalters,<br />
Dr. Matthias Noell, Architekturund<br />
Kunstgeschichte I, Donnerstag,<br />
15–16 Uhr (jeweils FS)<br />
–Das Haus, Prof. Dr. Andreas<br />
Tönnesmann, Architektur-<br />
und Kunstgeschichte III, Donnerstag,<br />
10–12 Uhr (HS 2007)<br />
–Die Moderne in Italien: Architektur<br />
& Design, Dr. Isabel Haupt,<br />
Architektur- und Kunstgeschichte V,<br />
Freitag, 10–12 Uhr (HS 2007)<br />
–Entwürfe für eine neue Gesellschaft.<br />
Architektur in der<br />
UdSSR, Dr. Isabel Haupt, Architektur-<br />
und Kunstgeschichte VI,<br />
Freitag, 10–12 Uhr (FS 2008)<br />
–Kunst- und Wunderkammern,<br />
Dr. Lothar Schmitt, Wahlfach<br />
Kunst- und Architekturgeschichte,<br />
Donnerstag, 17–19 Uhr (HS 2007)<br />
–120 Jahre Weltausstellungen.<br />
Der globale Wettlauf der Architektur,<br />
Britta Hentschel, Wahlfach<br />
Kunst- und Architekturgeschichte,<br />
Donnerstag, 17–19 Uhr (FS 2008)<br />
–Rom. Fünf Tage, fünf Epochen,<br />
Prof. Dr. Andreas Tönnesmann/<br />
Britta Hentschel, Seminarwoche,<br />
(HS 2007)<br />
–Alvar Aalto in Finnland,<br />
Prof. Dr. Andreas Tönnesmann/<br />
Katrin Eberhard, Seminarwoche<br />
(FS 2008)<br />
Von der Professur betreute Dissertationen<br />
und Habilitationen<br />
–Benedikt Boucsein, Moderne<br />
ohne Ideale – eine Typologie der<br />
«Grauen Architektur» in Essen<br />
–Martina Desax, Frank Buchser<br />
und das Bundeshaus.<br />
Amerikanische Bausteine für<br />
die Schweizer Nationalikonographie<br />
–Reto Geiser, Sigfried Giedion In-<br />
Between<br />
–Michael Gnehm, Ekphrasis<br />
architecturae<br />
–Isabel Haupt, Farbe in der Stadt:<br />
Architekturfarbigkeit im<br />
deutschsprachigen Raum seit<br />
1790<br />
–Britta Hentschel, Gaetano Koch –<br />
Bauten für das Dritte Rom<br />
–Jonas Kallenbach, Renaissancearchitektur<br />
im städtischen<br />
Kontext Süddeutschlands<br />
175<br />
Architectural history is the history of the forms, functions,<br />
and types of buildings. In addition, however, it is also<br />
the history of culture and mentalities, a history of creativity,<br />
and ultimately also part of a comprehensive history<br />
and theory of art. These aspects are discussed in close relation<br />
to one another in the courses on the history of<br />
architecture and art offered at the eth. Students are presented<br />
with examples of developments in the history<br />
of art and architecture from antiquity to the present day,<br />
and are introduced to the materials and methods used<br />
in the historical approach to architecture. The aim of the<br />
courses is to increase prospective architects’ awareness<br />
of the complex relationship between architecture and tradition,<br />
the earlier history of the profession, and the<br />
way in which places are shaped historically. In addition,<br />
students should acquire an ability to engage independently<br />
with the historical problems of the discipline.<br />
Special emphasis is given to postgraduate studies<br />
in the teaching work conducted. The Chair supervises<br />
candidates for doctoral and post doctoral degrees<br />
who have a background in the cultures of various different<br />
disciplines, but who are committed to higherlevel<br />
scholarly goals despite all the uniqueness of the<br />
individual projects. To make intensive scholarly exchanges<br />
possible, an annual colloquium for young scholars,<br />
lasting several days, is held annually outside <strong>Zurich</strong>,<br />
in addition to the individual supervision provided.<br />
–Sascha Köhl, Das Rathaus in<br />
den Niederlanden vom 15. bis<br />
17. Jahrhundert<br />
–Susanne Kreil-Kremberg, Stadtzentrum<br />
Leipzig 1949–2005.<br />
Kontinuitäten und Brüche in<br />
Architektur und Städtebau<br />
–Niklas Naehrig, Das Berufsbild<br />
des Architekten in<br />
der französischen Renaissance<br />
–Markus Podehl, Kaliningrad.<br />
Eine Stadtbaugeschichte<br />
–Petra Röthlisberger, Franz<br />
Scheibler (1898–1960). Moderate<br />
Moderne in der Schweiz<br />
–Lothar Schmitt, Das Bild des<br />
Humanisten in der Kunst<br />
des 16. Jahrhunderts. Der<br />
deutschsprachige Raum<br />
–Tobias Zervosen, Der Beruf des<br />
Architekten und Stadtplaners in<br />
der ddr<br />
Abgeschlossene Dissertationen<br />
–Katrin Eberhard, «Machine à<br />
habiter». Zur Technisierung des<br />
Wohnens in der Moderne<br />
–Tilo Richter, «Kultivierte Sachlichkeit».<br />
Fritz August Breuhaus<br />
de Groot (1883–1960) als Architekt<br />
und Publizist<br />
Publikationen (Auswahl)<br />
–Katrin Eberhard, Knöpfe,<br />
Schalter und unsichtbare<br />
Vorgänge, in: tec21<br />
–Reto Geiser, Martino Stierli,<br />
Un pasado incomodo, in:<br />
Ciudad y Territorio 39<br />
–Reto Geiser, Martino Stierli,<br />
Architecture Officielle Maudite,<br />
in: FutureAnterior 4<br />
–Isabel Haupt, Vom Umgang mit<br />
Geschichte, in: werk, bauen +<br />
wohnen<br />
–Isabel Haupt, Farbführer<br />
Winterthur, <strong>Zürich</strong> 2007<br />
–Britta Hentschel, Piazza Esedra,<br />
in: Rom: Meisterwerke der<br />
Baukunst von der Antike bis<br />
heute<br />
–Britta Hentschel, Casa Baldi, in:<br />
Rom: Meisterwerke der Baukunst<br />
von der Antike bis heute<br />
–Tilo Richter, Schularchitektur<br />
im Wandel, in: 150 Jahre Gymnasium<br />
Chemnitz<br />
–Andreas Tönnesmann, Die<br />
schöne Kunst des Wettbewerbs,<br />
in: tec21<br />
–Andreas Tönnesmann, Die Kunst<br />
der Renaissance, München 2007<br />
Institut gta Departement Architektur<br />
Andreas Tönnesmann
Andreas Tönnesmann<br />
Institut gta Departement Architektur<br />
Entwurf für die Schweizerische<br />
Gedenkplatte zu Ehren<br />
George Washingtons und<br />
der Freiheitsgeschichte der<br />
beiden Länder, um 1852<br />
Dissertation<br />
Martina Desax<br />
Frank Buchser, General<br />
William Tecumseh Sherman,<br />
1869<br />
Forschung Research<br />
Kulturelle Identität und Modernisierung<br />
Die Architektur- und Kunstbeziehungen zwischen der Schweiz<br />
und den USA 1850–1950<br />
Der weitreichende Einfluss, den die usa insbesondere<br />
nach dem Zweiten Weltkrieg auf Politik, Ökonomie,<br />
Kultur und Alltagsleben der europäischen Länder gewonnen<br />
haben, ist breit erforscht. Bislang fehlen jedoch<br />
vertiefte historische Untersuchungen zur Entstehung und<br />
Entwicklung bilateraler Kulturbeziehungen zwischen<br />
einzelnen europäischen Nationen und den usa.<br />
Das Forschungsprojekt nimmt den Sektor der Architektur-<br />
und Kunstbeziehungen zwischen der Schweiz<br />
und den usa von 1850 bis 1950 in den Blick. Aktualität<br />
kommt der Fragestellung unter den Stichworten der<br />
Herausbildung kultureller Identität im Schweizer Nationalstaat<br />
und der Beteiligung der Schweiz an den Strömungen<br />
der Moderne zu. Beide Prozesse wirken bis in die Gegenwart<br />
fort.<br />
Entworfen wird ein umfassendes Bild der bilateralen<br />
Kunstbeziehungen unter dem historischen Paradigma<br />
des Kulturtransfers. Zwei Teilprojekte – Kunstbeziehungen<br />
in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sowie Sigfried<br />
Giedion und die usa – ermöglichen die Verknüpfung<br />
kulturgeschichtlicher und wissenschaftshistorischer Ansätze.<br />
Beide Teilprojekte suchen Antworten auf die<br />
Leitfrage nach kultureller Identität und Modernisierung.<br />
Frank Buchsers kulturpolitischer Einsatz in Übersee. Die<br />
Modernisierung der Schweizerischen Nationalikonographie<br />
unter amerikanischen Vorzeichen<br />
Das erste Berner Bundesrathaus ist 1852–1857 als Ausdruck<br />
des neuen Selbstbewusstseins ganz im Zeichen der «idée<br />
suisse» gebaut worden. Als zentraler Repräsentationsort<br />
des Nationalstaates verdankt es seine Prägung massgeblich<br />
dem Kontext des Freundschaftsvertrages sowie einer<br />
der Schweiz wie den usa gemeinsamen Problematik des<br />
Bürgerkrieges. Dies lässt sich anhand der zunächst<br />
geplanten Ausstattungsikonographie sowie an der Gestalt<br />
des Gebäudes konkret nachvollziehen. Der Maler Frank<br />
Buchser hat seine Reise in die usa 1866 als inoffizielle<br />
Mission im Auftrag des Bundesrats verstanden. Primäres<br />
Anliegen war, das Projekt eines grossformatigen Wandbildes<br />
für das damalige Bundesrathaus vorzubereiten, das<br />
dem Thema des amerikanischen Sezessionskrieges gewidmet<br />
sein sollte. Über diese Reise und die Vorarbeiten<br />
zur Ausstattung des Ratssaals hat der Maler selbst<br />
in seinem Journal berichtet, das für die Wahrnehmung des<br />
Landes höchst instruktiv ist. Das Ausstattungsprojekt<br />
soll in seiner Entstehungsgeschichte und in seiner Bedeutung<br />
als eines der Hauptbeispiele für die Staatsrepräsentation<br />
der Schweiz erörtert werden. Dabei ist nach den<br />
politischen Motivationen der Themenwahl ebenso zu<br />
fragen wie nach der Parallelisierung von amerikanischem<br />
176<br />
Cultural Identity and Modernization<br />
Architectural and Artistic Relations between Switzerland and<br />
the USA 1850–1950<br />
‘Americanization’ is generally regarded as referring to the<br />
worldwide influence that the usa has exercised, particularly<br />
after World War ii, on the politics, economy,<br />
culture and everyday life of European countries. This<br />
aspect of the phenomenon has been widely researched.<br />
What is, however, still missing, is in-depth historical<br />
research on the genesis and development of bilateral cultural<br />
relations between the individual European nations<br />
and the usa.<br />
The research project takes as its example the architectural<br />
and artistic relations between Switzerland and<br />
the usa between 1850 and 1950. The topicality of the issue<br />
has to do with the processes of the development of a<br />
cultural identity in the Swiss nation state and it’s participation<br />
in the development of an architectural modernity,<br />
both of which are still taking effect today.<br />
The project takes the form of a comprehensive overview<br />
of bilateral relations under the historical paradigms<br />
of cultural transfer. Two sub-projects – artistic relations<br />
in the second half of the 19th century and Sigfried Giedion<br />
in America – provide a bridge between the art-historical<br />
and the cultural-historical aspects. Both projects are<br />
engaging in questions of cultural identity and modernization.<br />
Frank Buchser’s Involvement in Transatlantic Cultural Politics:<br />
the Modernization of Swiss National Iconography under<br />
American Auspices<br />
The first building for Switzerland’s Executive Federal<br />
Council was erected as an expression of the country’s<br />
new self-confidence. As a central location intended<br />
to represent the prestige of the national state, the building’s<br />
characteristics were substantially influenced by<br />
the context of the Friendship Treaty and the problem of<br />
civil war that was common to both Switzerland and<br />
the usa. This can be seen specifically in the decorative<br />
iconography that was initially planned, as well as in<br />
the design of the building. The painter Frank Buchser regarded<br />
his journey to the usa in 1866 as an unofficial<br />
mission on behalf of the Executive Federal Council. His<br />
primary concern was to prepare the project of a largeformat<br />
mural for the existing Federal Council building;<br />
the subject of the mural was to be the American Civil<br />
War. In a journal which he kept – which is highly informative<br />
about the way in which he perceived the United<br />
States – the painter reports on the journey and his preparatory<br />
work for the decoration of the Council chamber.<br />
The genesis of this project and its significance as one of<br />
the principal examples of state prestige art in Switzerland<br />
will be discussed. The study will address questions<br />
about the political motivations behind the choice<br />
of subjects and about parallelism between the wars in<br />
Switzerland and the United States. The reasons<br />
behind the failure of the project also need to be investigated<br />
– the appeal to a common history was selectively<br />
abandoned during the planning. Despite this, the American<br />
model of a parliamentary federal state continued
Dissertation<br />
Reto Geiser<br />
Sigfried Giedion gestaltet die<br />
italienische Ausgabe seines<br />
Buches «Space, Time and<br />
Architecture» im Mailänder<br />
Büro des Verlegers Ulrico<br />
Hoepli. (Bild: gta Archiv)<br />
Sezessions- und Schweizer Sonderbundkrieg. Zudem<br />
gilt es, die Gründe für das Scheitern des Projekts näher zu<br />
untersuchen – die Berufung auf eine gemeinsame Geschichte<br />
wurde im Verlauf der Planungen für das Bundeshaus<br />
punktuell ausser Kraft gesetzt. Trotzdem blieb<br />
die Orientierung am amerikanischen Modell für den<br />
repräsentativen Anspruch der Schweizer Parlamentsarchitektur<br />
weiterhin in Kraft, wenn auch in allgemeinerer<br />
und damit politisch entschärfter Form.<br />
Die Reise Buchsers bildet den Ausgangspunkt für<br />
eine mehrfache Kontextualisierung der amerikanischschweizerischen<br />
Kunstbeziehungen. Mit ihr kam<br />
eine Reisetätigkeit von Schweizer Künstlern und Architekten<br />
in Gang, die nach 1900 zum primären Mittel<br />
der transatlantischen Kunstbeziehungen wurde.<br />
Giedion In-Between: eine Fallstudie transatlantischen<br />
Austausches<br />
Als der Schweizer Kunsthistoriker und Architekturkritiker<br />
Sigfried Giedion im Frühjahr 1938 ein Einladungstelegramm<br />
der Harvard Universität erhielt, konnte er die nachhaltige<br />
Wirkung dieses kurzen, aber signifikanten<br />
Engagements kaum erahnen. Wegen der geopolitischen<br />
Entwicklungen sah sich Giedion gezwungen bis zum<br />
Ende des Zweiten Weltkriegs in den Vereinigten Staaten<br />
zu bleiben. Während dieser Zeit der Isolation entdeckte<br />
er den kulturellen Kontext Amerikas als Inspiration für<br />
die Entwicklung seines Hauptwerks «Space, Time and<br />
Architecture», das ausnahmslos in Englisch erschien und<br />
erst sehr spät in der Muttersprache des Autors veröffentlicht<br />
wurde. Seine regelmässige Unterrichtstätigkeit an<br />
der Harvard Universität und der eth <strong>Zürich</strong> begünstigten<br />
die Verschmelzung zweier verschiedener Kulturen in<br />
seiner Arbeit wie auch den fruchtbaren Rückimport transformierter<br />
und durch die usa-Aufenthalte erweiterter<br />
Ideen und Vorstellungen nach Europa.<br />
In sechs Kapiteln, die sich jeweils einer spezifischen<br />
Mittler- und Zwischensituation Giedions widmen,<br />
erläutert das Forschungsprojekt, wie seine Ideen die nordamerikanische<br />
Architekturdebatte prägten und wie sie<br />
in einem zweiten Schritt von europäischen Architekten und<br />
Wissenschaftlern adaptiert oder abgelehnt wurden.<br />
Die Arbeit beschäftigt sich mit Fragen des Ideentransfers,<br />
der Rezeption und kulturellen Übertragungs- bzw.<br />
Übersetzungsproblematiken und Missverständnissen. Das<br />
Projekt dokumentiert ebenfalls die Marginalisierung<br />
Giedions in Europa, während er sich gleichzeitig in den<br />
usa nie richtig integriert fühlte. Wiederholt musste<br />
er erleben, wie sich die Rezeption seines Œuvres durch<br />
Übersetzungsprobleme und die kulturelle Adaption<br />
änderte.<br />
Als Primärquellen dienen Dokumente aus über zwanzig<br />
Archiven in Europa, den Vereinigten Staaten und<br />
Kanada. Das erstmalige Studium dieses umfangreichen<br />
Archivalienkonvoluts erlaubt die Rekonstruktion und<br />
Vervollständigung von Giedions Korrespondenz und dokumentiert<br />
neben persönlichen Beziehungen vor allem<br />
den fachlichen Austausch mit führenden Intellektuellen<br />
auf beiden Seiten des Atlantiks.<br />
177<br />
to influence the prestige claims of Swiss parliamentary<br />
architecture, although in a more general and thus<br />
politically defused form.<br />
Buchser’s journey forms the starting-point for a<br />
multiple contextualization of artistic relationships between<br />
America and Switzerland. It initiated a tradition<br />
of travel to the usa by Swiss artists and architects<br />
that became the primary medium for transatlantic art<br />
relations after 1900.<br />
Giedion In-Between: a Case Study of Transatlantic Exchange<br />
When Swiss art historian and architecture critic Sigfried<br />
Giedion received a telegram from Harvard University in<br />
the spring of 1938, he could hardly anticipate the lasting<br />
impact this short, but significant, appointment would have.<br />
Giedion was forced to stay in the United States until<br />
the end of the Second World War. It was during this time<br />
of isolation that Giedion discovered the American<br />
cultural sphere, which would serve as an inspiring laboratory<br />
to advance his mature work ‘Space, Time and<br />
Architecture’ that was entirely published in English long<br />
before the author’s native German. His overlapping<br />
teaching positions at Harvard and the eth <strong>Zurich</strong> not<br />
only nurtured the impact of two different cultural<br />
environments on his œuvre, but also allowed for the<br />
ideas, which had been extended and transformed in<br />
the United States, to be reimported back to Europe.<br />
This research, framed around six sections each tracing<br />
a particular in-between situation, shows how Giedion’s<br />
ideas affected the North American debate on architecture,<br />
in what ways they were modified, and how they were<br />
eventually adopted or rejected by European architects and<br />
scholars. From cultural contexts and disciplinary boundaries<br />
to ideologies, language, and the academy, this research<br />
focuses on questions of reception, the transformation<br />
of ideas, and also cultural misunderstandings. The<br />
project reveals to what extent Giedion was marginalized<br />
both in Europe – where his ‘American’ work was not well<br />
received in the postwar era – and the United States –<br />
where he never felt fully integrated – and how the reception<br />
of his work was transfigured repeatedly through<br />
the problematics of translation, adaptation and a latent<br />
misreading.<br />
Based on primary sources retrieved from more than<br />
twenty archives in Europe, the United States and Canada,<br />
Sigfried Giedion’s correspondence is reconstructed and<br />
completed to trace his professional and personal relationships<br />
with such leading intellectuals as Josep Lluis Sert,<br />
Jaqueline Tyrwhitt, Marshall McLuhan, Lewis Mumford,<br />
László Moholy-Nagy, and György Kepes, among others.<br />
Institut gta Departement Architektur<br />
Andreas Tönnesmann
Institut für<br />
Hochbautechnik (hbt)<br />
Professur für caad<br />
Prof. Dr. Ludger Hovestadt<br />
Professur für Bauphysik<br />
Prof. Dr. Bruno Keller<br />
Doz. Dr. Heinrich Manz<br />
Professur für<br />
Tragkonstruktionen<br />
Prof. Dr. Otto Künzle<br />
Professur für<br />
Gebäudetechnik<br />
Prof. Dr. Hansjürg Leibundgut<br />
Professur für Architektur<br />
und Bauprozess<br />
Prof. Sacha Menz<br />
Information und<br />
Dokumentation für<br />
Bautechnik und<br />
Konstruktion<br />
Dozent Ruedi Seiler<br />
Institute for Building<br />
Technology<br />
Chair of Computer Aided<br />
Architectural Design (caad)<br />
Chair of Building Physics<br />
Chair of Building Structures<br />
Chair of Building Systems<br />
Chair of Architecture and<br />
Building Process<br />
Information and<br />
Documentation for Building<br />
Technologies
Website<br />
www.hbt.arch.ethz.ch<br />
2007/08 ist das dritte und letzte Jahr grosser Veränderungen<br />
am Institut für Hochbautechnik (hbt). Wir sind<br />
mitten in der Umstellung unserer Ausbildung auf das<br />
Bachelor-/Master-Programm. Vor allen Dingen bedarf der<br />
neu einzurichtende «Entwurf mit Integrierten Disziplinen»<br />
erheblicher personeller und organisatorischer Anstrengungen.<br />
Das hbt sieht darin ein ideales Gefäss, seine Rolle<br />
in der architektonischen Ausbildung weiter zu verstärken.<br />
Neben der Umstellung in der Lehre werden in<br />
diesen Jahren auch wichtige Professuren des hbt<br />
neu belegt. Die Professur für Tragkonstruktion konnte<br />
mit Prof. Dr. Joseph Schwartz prominent neu besetzt<br />
werden. Mit dem Ausscheiden von Prof. Dr. Otto Künzle<br />
im Herbst werden wir eine zusätzliche Assistenzprofessur<br />
für Tragkonstruktionen etablieren. Damit haben wir<br />
endlich wieder eine Ausstattung, wie wir sie aus früheren<br />
Jahren kennen und mit der wir dieses zentrale Fach<br />
adäquat bearbeiten können. Auch die Nachfolge von<br />
Prof. Dr. Bruno Keller werden wir in diesem Jahr<br />
erfolgreich abschliessen können. Auch wenn die räumliche<br />
Frage des Departements Architektur in diesem Jahr<br />
mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht gelöst werden kann,<br />
plant das hbt mit hoher Intensität eine Lösung, seine<br />
Räumlichkeiten im Geschoss e10 zusammenzuziehen.<br />
Die Erweiterung des erfolgreichen Gebäudetechnik-Labors<br />
von Prof. Dr. Leibundgut ist die wesentliche Triebkraft<br />
dieser Bemühungen. Das hbt ist fest verankert in der<br />
Schweizer Bauindustrie und muss keinen Vergleich scheuen.<br />
Es verfügt an der eth über eine einmalig gute Ausstattung<br />
und spielt eine wichtige Rolle in der internationalen<br />
Forschungslandschaft. Durch die Professuren für Tragkonstruktionen<br />
und für Bauphysik werden den Studierenden<br />
die Grundlagen für eine nachhaltige Materialwahl<br />
und eine energetisch und behaglichkeitsmässig optimale<br />
Gestaltung des Bauwerkes vermittelt. Die Professur für<br />
Gebäudetechnik befasst sich mit der optimalen Deckung<br />
des dann noch verbleibenden Bedarfs an Energie und<br />
Medien und die Professur für Architektur und Bauprozess<br />
schliesslich mit der optimalen Gestaltung des Planungsund<br />
Bauprozesses. Die Professur für caad stellt die notwendigen<br />
Instrumente zur Verfügung, damit eine effiziente<br />
Vernetzung der einzelnen Disziplinen möglich wird.<br />
Eine Informations- und Dokumentationsstelle berät die<br />
Studierenden und stellt Kataloge und Unterlagen<br />
zur Verfügung. Entsprechend den unterschiedlichen Lehrgebieten<br />
erstrecken sich die Forschungsaktivitäten auf<br />
angewandte Problemstellungen, die erfahrungsgemäss rasch<br />
und mit Erfolg in die Baupraxis einfliessen, und auf<br />
grundsätzliche Problemstellungen, die etwas mehr Zeit<br />
für die praktische Umsetzung erfordern, dafür in<br />
der Praxis häufig grössere Schritte und langfristigere<br />
Prozesse auslösen.<br />
Prof. Dr. Ludger Hovestadt<br />
Vorsteher<br />
179<br />
This year concludes the third and final year of tremendous<br />
change at the Institute for Building Technology (hbt).<br />
We are in the midst of converting our curriculum to the<br />
Bachelor and Master program. Above all, the new<br />
‘Design Studios with Integrated Disciplines’ have demanded<br />
considerable staffing and organizational effort. The hbt<br />
regards these studios as the ideal vehicle for continually<br />
strengthening its role in architectural education. In<br />
addition to the curriculum changes, several important<br />
posts are being filled this year. The Chair of Building<br />
Structures has gained a prominent new head with<br />
Prof. Dr. Joseph Schwartz. In addition, upon Prof. Dr. Otto<br />
Künzle’s departure this fall, we will establish an additional<br />
assistant professorship for building structures. These<br />
changes will allow us again to have the kind of team we<br />
were familiar with in past years and to handle adequately<br />
this central area of the curriculum. We will also successfully<br />
appoint Prof. Dr. Bruno Keller’s successor this year.<br />
Even though it is most likely that we will not be able<br />
to resolve issues regarding the spatial organization of the<br />
Architecture Department this year, the hbt is intensively<br />
pursuing a solution to bring together its offices on<br />
floor e10. The expansion of Prof. Dr. Leibundgut’s successful<br />
building technology laboratory is the essential driver<br />
of these efforts. The hbt is deeply rooted in Switzerland’s<br />
building industry and cannot afford to lose its<br />
leadership status. It benefits from the top-quality environment<br />
and resources at the eth and plays an important<br />
role in the international research community. Through<br />
knowledge passed on by the Chairs of Building Structures<br />
and Building Systems, students are given a solid<br />
foundation for making sustainable material choices<br />
and optimizing the design of buildings. The Chair of<br />
Building Systems focuses on the optimal coverage<br />
of the remaining requirements for energy and media,<br />
and finally, the Chair of Architecture and Building<br />
Management concerns itself with the optimal design of<br />
planning and building processes. The Chair of caad<br />
provides the instruments necessary for enabling the efficient<br />
networking of the individual disciplines. An<br />
information and documentation resource office counsels<br />
students and provides access to catalogues, manuals,<br />
and brochures. Parallel to the different fields of teaching<br />
are the research activities and projects on related issues,<br />
which rapidly and, as experience has shown, successfully<br />
flow into the building practice. In addition, fundamental<br />
problems are also being addressed, which often<br />
require more time for the development of practical<br />
applications but ultimately spark greater steps and longterm<br />
processes of change.<br />
Prof. Dr. Ludger Hovestadt<br />
Head<br />
Institut HBT Departement Architektur
Professur für caad Chair of Computer Aided<br />
Architectural Design<br />
Professor<br />
Dr. Ludger Hovestadt<br />
Assistenz<br />
Markus Braach<br />
Benjamin Dillenburger<br />
Philipp Dohmen<br />
Karsten Droste<br />
Pia Fricker<br />
Oliver Fritz<br />
Christin Kempf<br />
Alexander Lehnerer<br />
Steffen Lemmerzahl<br />
Georg Munkel<br />
Tom Pawlofsky<br />
Kai Rüdenauer<br />
Philipp Schaerer<br />
David Sekanina<br />
Sibylla Spycher<br />
Georg Vrachliotis<br />
Steffen P. Walz<br />
Christoph Wartmann<br />
Oskar Zieta
Website<br />
www.caad.arch.ethz.ch<br />
Assistenz | Teaching staff<br />
Philipp Dohmen<br />
Uwe Teutsch<br />
Oskar Zieta<br />
links:<br />
Statistisches Design,<br />
diskretisierter Grundriss<br />
Assistenz | Teaching staff<br />
Pia Fricker<br />
Georg Munkel<br />
Christoph Wartmann<br />
Lehre Teaching<br />
Blow-up-Konstruktionen: Die digitale Kette<br />
Die Professur von Prof. Hovestadt untersucht seit Jahren<br />
innovative Produktionsmethoden und arbeitet an der Entwicklung<br />
computerunterstützter, nahtlos ineinandergreifender<br />
Entwurfs- und Bauprozesse. In Workshops und<br />
Seminarwochen wird den Architekturstudierenden unter<br />
Leitung von Oskar Zieta die Gelegenheit geboten, Entwürfe<br />
in Metall zu realisieren. In der Seminarwoche des Herbstsemesters<br />
2007 wurde erstmals ein grösseres Tragwerk,<br />
ein Fussgängersteg mit 6 m Spannweite, unter Verwendung<br />
der fidu-Methode entworfen und produziert.<br />
Die fidu (Freie Innendruck-Umformung) ist ein Umformungsprozess,<br />
der aus zwei deckungsgleich geschnittenen<br />
und am Rand miteinander verschweissten<br />
Blechen stabile Formen erzeugt. Der Raum zwischen<br />
den Blechen wird durch Wasser- oder Luftdruck aufgeblasen<br />
und somit in seine endgültige Form gebracht.<br />
Es hat sich gezeigt, dass bei dieser Produktionskette der<br />
FIDU-Hocker PLOPP<br />
cnc-gesteuerte Laser als universelles Trenn- und Verbindungsverfahren<br />
den idealen Produktionsschritt zur<br />
Vorbereitung der fidu-Methode darstellt.<br />
Processing: Programmieren statt Zeichnen<br />
Experimenteller Einsatz der Open Source Programmiersprache<br />
«Processing» innerhalb der Architekturausbildung.<br />
Die Entwicklung des Lehrstrangs «Programmieren<br />
statt Zeichnen» beginnt mit der Erstellung von «Processing»<br />
Applets und endet mit den Konzepten des objektorientierten<br />
Programmierens von «Java».<br />
Kursinhalte: Ziel der Kurse ist es, die Studierenden<br />
mit einem neuartigen computergestützten Entwurfsprozess<br />
vertraut zu machen und dessen Einsatzgebiete<br />
innerhalb der Architektur zu überprüfen. Das Diplomwahlfach,<br />
das während eines Semesters angeboten wird,<br />
kann auf das Grundverständnis der Bachelor-Veranstaltung<br />
aufbauen. Hier werden am Ende des Semesters Konzepte<br />
realisiert, die architektonische Fragestellungen, aber<br />
auch vollständige Entwurfsaufgaben zum Thema haben.<br />
Die Kombination von «Java» und «Processing» ist ideal für<br />
die Implementierung innerhalb der Lehre und Forschung<br />
und eröffnet ein grosses Spektrum an Anwendungsgebieten<br />
innerhalb der Architektur. Die Resultate der<br />
Studentenarbeiten sind verblüffend, da nur wenige<br />
der Studierenden über Programmierfähigkeiten verfügen.<br />
181<br />
Blow-Up Constructions: The Digital Chain<br />
For a number of years, the Prof. Hovestadt’s Chair has<br />
been investigating innovative production methods<br />
and working on the development of seamlessly interconnected<br />
computer-assisted design and building<br />
processes. Architecture students are given the opportunity<br />
through workshops and seminar weeks to realize designs<br />
in metal with the help of the Digital Chain, under the<br />
instruction of Oskar Zieta. In the seminar week of the<br />
Fall semester 2007, for example, a larger structural frame,<br />
a pedestrian bridge spanning 6 meters, was designed<br />
and produced using the fidu method (in German: Freie<br />
Innendruck-Umformung).<br />
The fidu is a deforming process by which two congruent<br />
pieces of sheet metal are welded together at<br />
their edges to generate stable forms. The space between<br />
the pieces of metal is blown up either with water or<br />
air pressure in order to produce the final shape. Our investigations<br />
have shown that the cnc-controlled laser,<br />
a universal cutting and connecting tool, is ideal in<br />
preparation for the fidu method.<br />
Processing: Programming Instead of Drawing<br />
This course looks into the experimental use of the opensource<br />
programming language Processing in architectural<br />
education.<br />
The development of the course module ‘Programming<br />
Instead of Drawing’ begins with the creation of Processing<br />
Applets and ends with the conception of objectoriented<br />
programs in Java.<br />
Screenshot Escaping Agents<br />
Anne Femmer, Diplomwahlfach<br />
Course content: The goal of the course is to familiarize<br />
the students with a novel, computer-assisted<br />
design process and test its applications within the field<br />
of architecture. The diploma project-base elective<br />
elective offered over the course of one semester can build<br />
on the foundation established in the Bachelor curriculum.<br />
At the end of the semester, concepts are realized<br />
that address issues such as the façade and landscaping<br />
but also complete design tasks. The combination of Java<br />
and Processing is ideal for implementation within<br />
both curriculum and research and opens a large spectrum<br />
of application areas within architecture. The results of<br />
the students are astounding, especially since only a few<br />
had previous programming experience.<br />
Institut HBT Departement Architektur<br />
Ludger Hovestadt
Ludger Hovestadt<br />
Institut HBT Departement Architektur<br />
Forschung Research<br />
Forschungsschwerpunkt «Techniktheorie»<br />
«Nachdenken über Architektur und Technik» – so könnte<br />
man den Grundgedanken des neuen Forschungsschwerpunktes<br />
«Techniktheorie» bezeichnen. Technik ist zu einer<br />
Art «Superstruktur der Gesellschaft» geworden. Der<br />
Kulturwissenschaftler Hartmut Böhme bezeichnet die Welt,<br />
in der wir leben, als eine «technomorphe». Doch gilt<br />
ebenso, was der Philosoph Max Bense in seinem Aufsatz<br />
«Technische Existenz» (1949) diagnostizierte: «Die Technik<br />
ist eine Realität unter Realitäten. Die härteste, unwiderruflichste<br />
von allen.» Welcher Begriff von «Technik»,<br />
welcher des «technischen Denkens» prägt also derzeit die<br />
gegenwärtige Architektur?<br />
Begrifflichkeiten und Strategien des architektonischen<br />
Entwurfs werden zunehmend durch Einflüsse geprägt,<br />
die an Schnittstellen zu kulturellen Vorstellungen der<br />
modernen Informationstechnologie entstehen. Aus der Erfahrung<br />
unzähliger Bau- und Forschungsprojekte der<br />
Professur Hovestadt ist ersichtlich geworden: Es braucht<br />
adäquate theoretische Ansätze, die sowohl die Möglichkeiten<br />
und Potentiale, aber auch die Grenzen dieser Technologien<br />
kritisch erforschen.<br />
Der Forschungsschwerpunkt «Techniktheorie» hat sich<br />
zur Aufgabe gemacht, nicht nur die Schnittstellen,<br />
sondern auch die dahinterliegenden kulturgeschichtlichen<br />
Bedeutungsebenen zu untersuchen. Er ist als eine<br />
Kooperation von Georg Vrachliotis (caad, eth <strong>Zürich</strong>)<br />
und Oliver Schürer (Institut für Architekturtheorie,<br />
tu Wien) gegründet worden. Das Projekt «Die Erweiterung<br />
des technischen Denkens: Architektur und Kybernetik»<br />
versteht sich als ein Beitrag zum besseren Verständnis<br />
gegenwärtiger Informationstechnologien und deren Einfluss<br />
auf die Architektur. Das Projekt «Fritz Haller:<br />
Philosophien der Konstruktion» untersucht Denkmodelle<br />
des prominentesten Schweizer Vertreters des Systembaus<br />
und deren Relevanz für die digitale Architekturproduktion.<br />
«Das Denken jedes Zeitalters spiegelt sich in seiner<br />
Technik wider», so der amerikanische Mathematiker<br />
Norbert Wiener. Die Aufgabe des Forschungsschwerpunktes<br />
bewegt sich weder ausschliesslich auf der<br />
einen noch auf der anderen Ebene, sondern inmitten,<br />
in deren Zwischenräumen: im Vermitteln und Erörtern,<br />
im Verknüpfen und Erkennen. «Nachdenken über<br />
Architektur und Technik» bedeutet, den Prozess des «Spiegelns»<br />
zu diskutieren und zu kontextualisieren. Mit<br />
anderen Worten: Es geht um die Technik der Reflexion<br />
ebenso wie um die Reflexion der Technik.<br />
182<br />
Research Focus Theory of Technology in Architecture<br />
‘Considerations regarding architecture and technology’:<br />
this phrase could describe the fundamental idea behind<br />
our new research focus ‘Theory of Technology in Architecture’.<br />
Technology has become a kind of ‘superstructure<br />
of society’. The cultural theorist Hartmut Böhme once<br />
described the world in which we live as ‘technomorphic’.<br />
The philosopher Max Bense made a similar diagnosis<br />
in his essay ‘Technische Existenz’ (1949): ‘Technology is a<br />
reality of realities. The hardest and most irrevocable<br />
one of all.’ Our question is which concept of ‘technology’<br />
or ‘technical thought’ currently influences contemporary<br />
architecture?<br />
Aspects that emerge from certain scientific and cultural<br />
approaches in modern information technology<br />
increasingly affect concepts and strategies of architectural<br />
design. Based on the experience of numerous building<br />
and research projects at the chair of caad, we observe<br />
the following: Amidst the sociocultural dominance<br />
of information technologies, we need to have adequately<br />
theoretical approaches, which critically investigate not<br />
only the possibilities and potentials of these techniques<br />
but also their limits.<br />
The research focus ‘Theory of Technology in Architecture’<br />
has taken on the task to investigate not only the<br />
interfaces but also the cultural-historical levels of meaning<br />
lying behind them. It was founded by Georg Vrachliotis<br />
(caad, eth <strong>Zurich</strong>) and Oliver Schürer (from the Institute<br />
for Architectural Theory, tu Vienna). The project ‘The<br />
Expansion of Technical Thought: Architecture and Cyber-<br />
Buckminster Fuller in seiner<br />
Bibliothek in Carbondale, Illinois,<br />
1960<br />
netics’ is understood as contributing to a better understanding<br />
of current information technologies and<br />
their influence on architecture; The project ‘Fritz Haller:<br />
Philosophies of Construction’ investigates the technical<br />
thinking of the most prominent Swiss advocates of system<br />
building and simultaneously questions its relevance for<br />
the digital production of architecture.<br />
The mathematician Norbert Wiener once said, ‘The<br />
thought of every age is reflected in its technics.’ The<br />
research focus acts neither on the one level, nor on the<br />
other, but interacts in the spaces in-between: in the<br />
processes of communication/discussion and of identification/connection.<br />
‘Thinking about Theory of Technology<br />
in Architecture’ means to contextualize the process<br />
of ‘reflection’ to which Wiener was referring.
Team<br />
Prof. Dr. Ludger Hovestadt<br />
Markus Braach<br />
Benjamin Dillenburger<br />
Philipp Dohmen<br />
Pia Fricker<br />
Kai Rüdenauer<br />
Steffen Lemmerzahl<br />
Alexander Lehnerer<br />
Auftraggeber<br />
Halter Unternehmungen ag<br />
Belichtung pro Wohnung, Variante 1<br />
Hardturmareal<br />
Belichtung pro Wohnung, Variante 2<br />
Hardturmareal<br />
Hardturm-Studie, Baufeld B<br />
Seit der Gründung der Professur stellt die caad-«Kaisersrot»-Forschung<br />
einen wesentlichen Bestandteil des<br />
Forschungsgebietes dar. Das Ziel ist, computergestützte<br />
Methoden zu entwickeln, die sowohl eine Überprüfbarkeit<br />
als auch Planungssicherheit innerhalb der Architektur<br />
gewährleisten.<br />
Die Hardturm-Studie stellt primär eine strategische<br />
Beratung des Planungs- und Ausführungsprozesses dar,<br />
wobei neue Verfahren und Technologien zur Überprüfung<br />
der einzelnen Phasen erstellt und überprüft werden.<br />
Das erste Anwendungsfeld des Projektes unterstützt<br />
die sehr frühen Planungsphasen: «das statistische Design».<br />
Nach dem Import des Planungsperimeters wird eine<br />
Anordnungsgrammatik für die Nutzungen definiert,<br />
wobei unzählige Varianten generiert und nach einem<br />
spezifischen Bewertungsschlüssel analysiert werden<br />
können.<br />
Im nachfolgenden Schritt, «dem individuellen Grundriss»,<br />
werden je nach Wunsch und Auftraggeber Grundrisse<br />
aus einer Datenbank geladen und innerhalb der Geschosse<br />
angepasst.<br />
Das «parametrische Design» umschreibt die folgenden<br />
Phasen. Alle verwendeten Planungsschritte basieren<br />
auf parametrischen Beschreibungen und können jederzeit<br />
ohne Zeitverlust an Planungsänderungen angepasst<br />
werden. Die Planungsdaten sind immer auf dem aktuellen<br />
Stand und können zur digitalen Produktion verwendet<br />
werden.<br />
Statistisches Design, Varianten<br />
Hardturmareal<br />
183<br />
Hardturm Study, Parcel B<br />
Since the founding of the Chair, the caad ‘Kaisersrot’<br />
research has comprised an important pillar of our<br />
research. Its goal is to develop computer-assisted methods,<br />
which guarantee verifiability as well as planning reliability<br />
in architecture.<br />
The Hardturm Study illustrates the strategic management<br />
of the planning and building processes, where<br />
new procedures and technologies to verify individual<br />
phases can be created and tested. The first area of<br />
application supports the very early planning phases, or<br />
‘the statistical design’. After the planning perimeter is<br />
imported into the application, rules for configuring uses<br />
are defined through which a myriad of different variations<br />
can be generated and analyzed using specific evaluation<br />
codes.<br />
In the next step, ‘the individualized plan’, use plans<br />
are loaded into a database based on the wishes of the<br />
various clients and applied to the different floors of the<br />
building.<br />
‘The parametric design’ comprises the following phases.<br />
All of the planning steps used are based on parametric<br />
descriptions, which can be readjusted to planning changes<br />
at any point and without loss of time. The planning<br />
data is always kept current and can be used for digital<br />
production processes without data loss or additional<br />
effort.<br />
Institut HBT Departement Architektur<br />
Ludger Hovestadt
Professur für Bauphysik Chair of Building Physics<br />
Professor<br />
Dr. Bruno Keller<br />
Dozent Dr. Heinrich Manz<br />
Assistenz<br />
Nikolai Artmann<br />
Markus Ettlin<br />
Valérie Gass<br />
Lubos Krajci<br />
Katrin Leuenberger<br />
Mirjam Noureldin<br />
Andreas Rubin<br />
Stephan Rutz
Website<br />
www.bph.hbt.arch.ethz.ch<br />
Interaktive Lernumgebung<br />
«Bauphysik online»:<br />
www.bph.hbt.arch.ethz.ch/<br />
Filep<br />
Peter Richner<br />
Klaus Richter<br />
Olivier von Trzebiatowski<br />
Frank Winnefeld<br />
Prof. Dr. Bruno Keller<br />
Thomas Frank<br />
Publikation<br />
Prof. Dr. Bruno Keller<br />
Stephan Rutz<br />
Lehre Teaching<br />
Ausbildungsziele in Bautechnologie I–IV<br />
Zentraler Punkt aller Bemühungen in der Bautechnologie<br />
ist die Nachhaltigkeit des Bauwesens.<br />
Dies betrifft die Materialwahl, die Behaglichkeit der<br />
Benutzer, den Energiebedarf und die Dauerhaftigkeit des<br />
Bauwerks.<br />
Vorlesungen<br />
Bautechnologie I (1. Semester): Baustoffe<br />
Die für Konstruktion und Gestaltung wesentlichsten Baustoffe<br />
wie mineralische Werkstoffe, Holz, Metalle, Glas<br />
und Kunststoffe werden bezüglich konstruktiver, physikalischer<br />
und chemischer Eigenschaften, Energieinhalt,<br />
Rezyklierbarkeit, Lebensdauer und Qualitätssicherung<br />
dargestellt und miteinander verglichen.<br />
Bautechnologie II (2. Semester): Städtebauliche Aspekte:<br />
Akustik, Tageslicht und Brandschutz<br />
Die Grundlagen der Raumakustik und des Lärmschutzes,<br />
der guten Tageslichtversorgung und des Brandschutzes<br />
werden in deren wesentlichsten Berechnungsverfahren und<br />
Grundbegriffen sowie von der planerischen bis zur<br />
technischen Reaktion vermittelt und an Beispielen aus<br />
der Praxis diskutiert.<br />
Bautechnologie III (3. Semester): Energetik des Gebäudes<br />
Das Gebäude wird zu seinen inneren (Behaglichkeit) und<br />
äusseren Randbedingungen (Klima) in Bezug gesetzt,<br />
und die Anforderungen für einen geringen Energiebedarf<br />
werden daraus abgeleitet. Das stationäre und instationäre<br />
Verhalten von Räumen wird abgeleitet und berechenbar<br />
gemacht. Transparente Elemente und ihre Kennziffern<br />
sowie die Rolle der Luftinfiltration werden behandelt.<br />
Damit wird als Synthese eine Strategie für energiesparsame<br />
Bauten in allen Klimazonen formuliert.<br />
Bautechnologie IV (4. Semester): Konstruktive Grundlagen<br />
Der Feuchtehaushalt eines Raumes sowie der Feuchtetransport<br />
durch die Hülle und seine Wechselwirkung mit<br />
der thermischen Qualität derselben (Wärmebrücken, etc.)<br />
werden im Detail behandelt. Die notwendigen Berechnungsverfahren<br />
werden erläutert, Regeln für die Konstruktion<br />
abgeleitet und an Beispielen illustriert.<br />
Bauphysik für Bauingenieure<br />
Eine Übersicht über folgende Themata wird vermittelt:<br />
Energiehaushalt des Gebäudes, generelle Strategie<br />
für energieeffizientes Bauen, Feuchte und Lärmschutz.<br />
Spezialfragen Bauphysik<br />
Die Teilnehmer werden mit den neuesten Ergebnissen der<br />
bauphysikalischen Forschung, z.T. durch Beizug externer<br />
Referenten, konfrontiert. Zu aktuellen Strömungen in der<br />
Bautechnik wird klärend Stellung genommen.<br />
«Pinpoint – Fakten der Bauphysik zu nachhaltigem Bauen»<br />
Das Handbuch bringt die Grundlagen der Bauphysik<br />
auf den Punkt und ermöglicht Praktikern, ihre Kenntnisse<br />
rationell und auf das Wesentliche konzentriert umzusetzen.<br />
185<br />
The Goals<br />
The main goal and focus of the courses Building<br />
Technology i–iv is the sustainability of construction and<br />
buildings.<br />
This includes the selection of materials (bt i), the<br />
comfort of the inhabitants, the energy needs and the<br />
durability of buildings (bt ii–iv).<br />
Lectures<br />
Building Technology I (1st Semester): Building Materials<br />
Essential materials for construction and design, such as<br />
mineral materials, wood, metal, glass and synthetics, are<br />
presented and compared with regard to their constructional,<br />
physical and chemical characteristics, energy content,<br />
recyclability, sustainability and consistency of quality.<br />
Building Technology II (2nd Semester): Urban Design Aspects:<br />
Acoustics, Daylighting and Fire Protection<br />
The course deals with the basic of room acoustics and<br />
noise protection, the fundamentals of daylight and<br />
fire protection, including the relevant calculation procedure<br />
and basic terminology as well as the measures<br />
taken in the planning phase and the technical responses.<br />
Case studies demonstrate the fundamentals.<br />
Building Technology III (3rd Semester):<br />
The Energetics of a Building<br />
A building is considered in relation to its interior (comfort)<br />
and external (climate) boundary conditions. The<br />
parameters for low energy consumption at high comfort<br />
are deduced. The stationary and non-stationary behavior<br />
of elements and rooms are explained and computed. The<br />
characteristics of transparent elements and air infiltration<br />
are considered. On this basis, a universally valid strategy<br />
for low energy buildings is deduced.<br />
Building Technology IV (4th Semester):<br />
The Fundamentals of Construction<br />
The moisture balance of a room and the transport of<br />
moisture across the shell and its interaction with thermal<br />
properties (thermal bridges, etc.) are considered in detail.<br />
The relevant computation procedures are demonstrated<br />
and rules for construction and design are deduced and<br />
illustrated.<br />
Building Physics for Civil Engineers<br />
The following topics are taught: The energetically relevant<br />
factors of a building, the generally valid strategy for<br />
low energy buildings, moisture and noise protection.<br />
Special Problems in Building Physics<br />
Students are exposed to actual research results, in part<br />
through guest lectures. Current trends in building<br />
technology are discussed and clear positions developed.<br />
‘Pinpoint – Fakten der Bauphysik zu nachhaltigem Bauen’<br />
The handbook pinpoints the basic topics of building<br />
physics and allows user a rational and focused use of the<br />
basic knowledge.<br />
Institut HBT Departement Architektur<br />
Bruno Keller
Professur für<br />
Tragkonstruktionen<br />
Chair of Building<br />
Structures<br />
Professor<br />
Dr. Otto Künzle<br />
Assistenz<br />
Marcel Aubert<br />
Marco Bahr<br />
Christoph Becker<br />
Dr. Gianni Birindelli<br />
Patrik Elsaid<br />
Ali Kahrom<br />
Thomas Kohlhammer<br />
Florian Niggli<br />
Vera Nowakowski<br />
Christoph Schmid<br />
René Zangger
Website<br />
www.kuenzle.hbt.arch.<br />
ethz.ch<br />
Lehre Teaching<br />
Tragkonstruktionen i–iv<br />
1. Semester<br />
Erarbeiten der Begriffe Kraft, Kraftwirkung und Gleichgewicht.<br />
Auflagerung und Belastung von Tragwerken und<br />
Bestimmung der Reaktionen und Schnittkräfte an unterschiedlichen,<br />
statisch bestimmten Systemen. Begriff von<br />
Spannung und Festigkeit.<br />
2. Semester<br />
Bestimmung von elastischen Formänderungen. Behandlung<br />
einfacher, statisch unbestimmter Systeme. Knicken des<br />
Druckstabes als einfaches Stabilitätsproblem.<br />
Analyse von Tragkonstruktionen im Hochbau: Berechnungsmodelle<br />
von Tragelementen und Tragwerken. Einführung<br />
der Begriffe Tragsicherheit und Gebrauchstauglichkeit.<br />
Belastungen, Stabilitäts- und Sicherheitsüberlegungen. Der<br />
Verlauf von Kräften in einfachen Tragkonstruktionen,<br />
Lastabtragung und mögliche Materialisierung.<br />
Mauerwerk: Materialtechnische Grundlagen und Bemessung,<br />
Hinweise zur Konstruktion und Ausführung.<br />
3. Semester<br />
Stahl- und Holzbau: Konstruktive Ausbildung von Tragelementen,<br />
Tragwerken und Verbindungen. Grundlagen<br />
zum materialgerechten Konstruieren.<br />
Bemessungskonzept: Tragsicherheits- und Gebrauchstauglichkeitsnachweis,<br />
Bemessungsformeln, Stabilitätsbetrachtungen,<br />
Näherungsformeln für erste Dimensionen. Ingenieurtechnische<br />
Bearbeitung des Entwurfsprojektes in<br />
Zusammenarbeit mit den Entwurfsprofessuren.<br />
4. Semester<br />
Stahlbeton: Grundsätzliches zur Wirkungsweise (Modellbildung).<br />
Konstruktive Grundlagen und Hinweise zur Ausbildung<br />
der wichtigsten Tragelemente. Bestimmung des<br />
Tragwiderstandes und daraus abgeleitete Bemessungsformeln.<br />
Tragsicherheits- und Gebrauchstauglichkeitsnachweis,<br />
Näherungsformeln für erste Dimensionen.<br />
Grundbau: Wechselbeziehungen zwischen Bauwerk und<br />
Baugrund. Eigenschaften des Bodens, Stabilitätsprobleme<br />
im Baugrund, Tragfähigkeit und Setzungen. Grundsätzliches<br />
zur Bemessung und Ausbildung von Fundationen<br />
und Stützbauwerken. Ausbildung und Sicherung<br />
von Baugruben.<br />
Diplomwahlfächer<br />
Flächentragwerke: Erklärung der architektonischen und<br />
statischen Wirkungsweise von Flächentragwerken. Ausgehend<br />
von Beispielen aus der Bau- und Technikgeschichte<br />
und auf der Basis einfacher statischer Überlegungen<br />
und Demonstrationen werden «Referenzobjekte» analysiert.<br />
Ebenfalls werden Hinweise und Regeln zum Entwurf<br />
geeigneter Tragwerksformen erläutert.<br />
Spannbeton: Die Vorlesung gliedert sich in zwei Teile:<br />
Teil 1, «Vorspannen», ergründet das Prinzip des Vorspannens<br />
und die Idee des Spannbetons. Ausgehend von<br />
den Hauptmerkmalen werden die Möglichkeiten und<br />
Vorteile vorgespannter Tragkonstruktionen aufgezeigt.<br />
Teil 2, «Vorfabrizieren», erläutert die spezifischen Merkmale<br />
der Vorfabrikation, die durch Hinweise zum Entwurf<br />
vorgefertigter Bauten ergänzt werden.<br />
187<br />
Building Structures i–iv<br />
1st Semester<br />
Understanding the concepts of forces, the effect of forces<br />
and equilibrium. Support and loading of bearing structures<br />
and the calculation of the reactions and shear in<br />
different statically determinate systems. The concepts<br />
of tension and stiffness.<br />
2nd Semester<br />
Calculation of elastic deformation. Discussion of simple<br />
statically indeterminate systems. Buckling of the compressive<br />
member as a simple stability problem.<br />
Analysis of bearing systems in architecture: models of calculation<br />
for bearing elements and systems. Introduction<br />
of the concepts of bearing safety and workability. Issues<br />
of loading, stability and safety. Force lines in simple<br />
bearing systems. Transference of loads and possible material<br />
solutions.<br />
Masonry: material-based fundamental technology and<br />
dimensioning. Guidelines for construction and realization.<br />
3rd Semester<br />
Steel and Timber Construction: constructional determination<br />
of bearing elements, bearing structures and connections.<br />
Bases of materially appropriate construction.<br />
Concepts of dimensioning: safety and workability. Formulae<br />
for dimensioning, issues of stability, formulae for the<br />
approximation of initial dimensions. Consideration of the<br />
design project in engineering terms, in collaboration<br />
with design professors.<br />
4th Semester<br />
Reinforced Concrete: basics of behavioral models. Constructional<br />
bases and guidelines for the formation of the most<br />
important bearing elements. Determination of bearing<br />
resistance and associated formulae for dimensioning. Safety<br />
and workability, formulae for the approximation of<br />
initial dimensions.<br />
Foundation Building: Reciprocity between building and soil<br />
conditions. Soil qualities, issues of stability in grounding,<br />
bearing qualities and settling. Basic concepts for the<br />
dimensioning and design of foundations and retaining<br />
structures. Formation and stabilization of excavations for<br />
building.<br />
Electives Diploma<br />
Plates and Shells: Explanation of the architectural and static<br />
characteristics of plates and shells. Analysis of examples<br />
from the history of building techniques, on the basis of<br />
simple statistical considerations and demonstrations.<br />
Rules of thumb for the design of suitable plates and shells.<br />
Prestressed Concrete: The lecture course is divided into two<br />
parts: The first part «Prestressing» deals with the principle<br />
of prestressing and the concept of prestressed concrete.<br />
The possibilities and advantages of prestressed structures<br />
are illustrated beginning with the ideas specific to this<br />
form of construction. The second part ‘Prefabrication’<br />
begins with the main features of prefabrication, with<br />
reference to the design of prefabricated structures. The<br />
primary aspects of this topic are discussed, from the<br />
structure as a whole to the individual construction systems<br />
down to staircases and façades.<br />
Institut HBT Departement Architektur<br />
Otto Künzle
Otto Künzle<br />
Institut HBT Departement Architektur<br />
Ansprechpartner<br />
Prof. Dr. Otto Künzle<br />
Projektleiter<br />
Dr. Gianni Birindelli<br />
Mitverantwortlicher<br />
Pascal Gysi<br />
Ansprechpartner<br />
Prof. Dr. Otto Künzle<br />
Forschung Research<br />
Forschungsprojekt MESH<br />
Mit dem Forschungsprojekt «mesh» soll an der eth <strong>Zürich</strong><br />
in enger Zusammenarbeit mit dem Architekten Dominique<br />
Perrault, Paris, das Potential des neuen Baustoffs<br />
«Stahlgewebe», dieses bisher wenig sichtbaren und wenig<br />
ausgenutzten Industrieprodukts, durchleuchtet, recherchiert<br />
und erkannt werden.<br />
Ziel ist, am Ende der avisierten dreijährigen Forschung<br />
das Produkt Stahlgewebe als alltäglichen Baustoff vorzustellen,<br />
der wie Glas oder Beton selbstverständlich und<br />
verstanden zum Einsatz kommt. Was die Möglichkeiten<br />
des Gewebes in der Zukunft betrifft, gibt es noch<br />
eine Menge zu entdecken. Dinge, die zwar existieren,<br />
aber bislang noch unbekannt oder unklar sind und für<br />
die es deshalb auch noch keine Nachfrage gibt.<br />
«mt_EAST/update»<br />
«mt_east/update» ist die dritte und letzte Etappe der<br />
«mt_east»-Projektserie. Ziel ist es, die «remote collaboration»<br />
als Lehrveranstaltung am Departement Architektur<br />
zu fördern und dauerhaft zu verankern sowie diese<br />
auch anderen Departementen der eth <strong>Zürich</strong> zugänglich<br />
zu machen.<br />
Zudem sollen neue Formen der «remote collaboration»,<br />
wie Workshops, Seminare und Tagesaufgaben, als didaktische<br />
Lehrmethode für Studenten/Assistenten/Tutoren<br />
verschiedener internationaler Hochschulen erprobt<br />
werden. In diesem Rahmen sollen auch Fachexperten,<br />
Behörden sowie Firmen aus der Baubranche und<br />
Bauherren in zukünftige «remote collaborations» miteinbezogen<br />
werden. Das Projekt endet 2008.<br />
Brandwiderstand von GFK-Strukturen<br />
Glasfaserverstärkte Verbundkunststoffe zeigen eine Reihe<br />
hervorragender Eigenschaften mit weitreichenden<br />
Applikationsmöglichkeiten im konstruktiven Ingenieurbau.<br />
Mit steigender Verwendung glasfaserverstärkter (gf)<br />
Verbundkörper treten die mit dem Brandverhalten verbundenen<br />
Probleme immer mehr in den Vordergrund,<br />
insbesondere die Aussage des Feuerwiderstands.<br />
Deshalb werden im Forschungsprojekt zuerst grundlegende<br />
Materialkennwerte bei gleichzeitiger thermischer<br />
und mechanischer Biegebeanspruchung von glasfaserverstärkten<br />
Kunststoffen (gfk) über die Thermoanalyse ermittelt.<br />
Dies ermöglicht, die Materialeigenschaften als<br />
Funktion der Temperatur oder der Zeit zu messen.<br />
Im Verlauf wird nicht nur der Verbundkunststoff thermomechanisch<br />
untersucht, auch die Materialkomponenten<br />
(Harz und Glasfasern) sind Bestandteil der Materialcharakterisierung.<br />
Die herzustellenden Probekörper bestehen<br />
aus drei verschiedenen Harzen (Phenol, Poly-<br />
188<br />
MESH Research Project<br />
The purpose of the mesh research project, which is to be<br />
carried out at the Swiss Federal Institute of Technology<br />
eth <strong>Zurich</strong> in close cooperation with the architecture office<br />
of Dominique Perrault, Paris, will investigate, research<br />
and recognize the potential of the new construction material<br />
«steel mesh», an industrial product that has so<br />
far received little attention or use.<br />
At the conclusion of the three-year period of research<br />
envisaged, the aim is to present steel mesh as an everyday<br />
construction material that is understood and taken for<br />
granted in much the same way as glass or concrete.<br />
There is much to explore concerning the future possibilities<br />
of the material. These include applications that exist,<br />
in fact, but which have so far remained unknown or unclear<br />
and for which there has hitherto been no demand.<br />
‘mt_EAST/update’<br />
‘mt_east/update’ is the third and last stage of the<br />
‘mt_east’ series of projects. Its aim is to promote and<br />
sustainably establish remote collaboration as an<br />
educational event at the Department of Architecture, as<br />
well as making it accessible to other departments of<br />
the eth <strong>Zurich</strong>.<br />
Furthermore, new forms of remote collaboration are<br />
to be attempted, such as workshops, seminars and<br />
tasks of the day, as didactic teaching methods for students,<br />
assistants and tutors of various international universities.<br />
Within this framework, professional experts, authorities<br />
and firms from the building sector as well as owner/<br />
builders are to be included in future remote collaboration<br />
events. The project ends in 2008.<br />
Fire Resistance of GRP-Structures<br />
Glass-fiber reinforced composites exhibit a series of<br />
superb properties with a range of far-reaching applications<br />
in the field of structural engineering. With the increase<br />
in use of glass-fiber reinforced (gf) composite structures,<br />
the problems associated with fire performance become<br />
more important, in particular the determination of fire<br />
resistance.<br />
First, the basic material characteristics of glass-fiber<br />
reinforced plastics (grp) when subjected to simultaneous<br />
thermal and mechanical bending loads will therefore<br />
be determined using thermal analysis in this research project.<br />
This allows the material properties to be measured<br />
as a function of temperature or time.<br />
In the course of testing, the composite plastic will<br />
not only be investigated on a thermal-mechanical basis,<br />
but the material components (resin and glass fibers)<br />
will also be included in the characterization of the<br />
material. The test items to be made consist of three different<br />
resins (phenol, polyamide, silicone) that are considered<br />
to be resistant to high temperatures. grp test items<br />
with fillers or additives will not be investigated as the<br />
basic principles of the thermal-mechanical behavior of
Projektleiter<br />
Dr. Gianni Birindelli<br />
Assistentin<br />
Vera Nowakowski<br />
Ansprechpartner<br />
Prof. Dr. Otto Künzle<br />
Assistenten<br />
Marco Bahr<br />
Thomas Kohlhammer<br />
amid, Silikon), die als hoch temperaturbeständig gelten.<br />
gfk-Probekörper mit Füllstoffen oder Additiven werden<br />
nicht betrachtet, da zuerst die Grundlagen des thermomechanischen<br />
Verhaltens der Fasern und der Matrix (Harz)<br />
ermittelt werden müssen. Die Materialcharakterisierungen<br />
der Proben werden anschliessend als Eingangsparameter<br />
in einer Finite Elemente-Simulation verwendet.<br />
«eEx»<br />
«eEx» ist eine eLearning-Veranstaltung zur Unterstützung<br />
des Übungsbetriebs im 1. und 2. Jahreskurs des Fachs<br />
«Tragkonstruktionen i–iv».<br />
Sie bietet den Studierenden die Möglichkeit, sich schon<br />
vor der Übung mit dem Stoff auseinanderzusetzen –<br />
individuell und zeitlich flexibel, wenn es dem Studierenden<br />
am besten passt. Die Vorbereitungsübungen werden<br />
über das Internet gelöst und abgegeben. Sie bieten<br />
den Studierenden die Möglichkeit, sich zielgerichtet auf<br />
die nächste Übung vorzubereiten. So kann viel direkter<br />
mit dem Lösen der Übung begonnen werden. Der<br />
oft aufwendige Einstieg in die Übungsthematik bleibt aus.<br />
Ferner erlauben die Testergebnisse dem Dozent, wöchentlich<br />
auf die weniger gut beantworteten Fragen zurückzugreifen<br />
und noch vor der jeweiligen Übung entsprechende<br />
Erläuterungen abzugeben.<br />
Technisch stützt sich «eEx» auf das lms «Webct Campus<br />
Edition 6» von Blackboard, die vom net (Network or<br />
Educational Technology) auf eth-Ebene betrieben wird.<br />
Mehr davon auf «http://eex.arch.ethz.ch/».<br />
eLearningmodule «Tragkonstruktionen»<br />
Mit eLearningmodulen für das Fach «Tragkonstruktionen»<br />
soll den Studierenden des ersten Jahreskurses ein Instrument<br />
angeboten werden, um den Lernstoff vorlesungsbegleitend<br />
aufzuarbeiten und bei der Prüfungsvorbereitung<br />
zu repetieren. Ein Modul umfasst jeweils ein Themengebiet<br />
der Tragkonstruktion, ausgelegt auf ca. 30 Minuten<br />
Bearbeitungszeit. Thematisch bieten die Module in<br />
erster Linie Grundlagenwissen an, das Vorraussetzung für<br />
das Verständnis der Tragwerkslehre in den höheren<br />
Semestern ist.<br />
Mit Bildern, Videos und Animationen soll der Unterrichtsstoff<br />
auf eine abwechslungsreiche, motivierende<br />
Art und Weise das Interesse der Lernenden wecken. Es<br />
sollen nicht Faktenwissen und schematische Vorgehensweisen<br />
gelehrt werden, sondern Anwendungswissen und<br />
Transformationskompetenz von Problemstellungen<br />
in jeweils anderen Situationen. Darum setzen die Module<br />
einen grossen Schwerpunkt auf exploratives Lernen.<br />
Der Lernstoff wird mit interaktiven Elementen selbständig<br />
erarbeitet. So können Systeme verändert und die<br />
Auswirkungen direkt beobachtet werden. Des Weiteren<br />
unterstützen Quizzes und Puzzles die Studierenden<br />
beim Erarbeiten der Lerninhalte und prüfen den Lernfortschritt.<br />
189<br />
the fibers and matrix (resin) must be determined first.<br />
The material characterizations of the samples will then<br />
be used as initial parameters in a finite element (fe)<br />
simulation.<br />
‘eEx’<br />
‘eEx’ is an eLearning event as an aid to practical exercises<br />
of the 1st and 2nd year courses in‘ load-bearing construction<br />
i–iv’.<br />
It offers students the possibility of becoming acquainted<br />
with the material in advance of the actual exercises<br />
– individually and flexibly, as regards time. The<br />
preparatory exercises are solved and submitted via the<br />
Internet. They provide students with the opportunity<br />
of preparing themselves specifically for the next exercise,<br />
and thus of beginning much more directly with the<br />
solution. This obviates the frequently complicated process<br />
of familiarizing oneself with the subject of the<br />
exercise. Furthermore, the test results enable the lecturer<br />
to review the less well-answered questions every week<br />
and provide the necessary explanations before the actual<br />
exercise.<br />
Technically, ‘eEx’ is based on the lms ‘Webct Campus<br />
Edition 6’ by Blackboard, which is operated by net<br />
(Network or Educational Technology) on the eth level.<br />
Further information is available on ‘http://eex.arch.<br />
ethz.ch/’.<br />
eLearning Modules ‘Load-Bearing Constructions’<br />
eLearning modules for the subject of ‘load-bearing constructions’<br />
provide students of first year courses with<br />
an instrument to help them work on their study material<br />
at the same time as they are attending lectures, and to<br />
allow them to revise their work in preparation for examinations.<br />
Each module comprises a topic relating to<br />
load-bearing construction with a duration of approximately<br />
30 minutes. The modules’ emphasis is on the basic<br />
knowledge that is the precondition for an understanding<br />
of the load-bearing theory in the upper semesters.<br />
With pictures, videos and animations, the learning<br />
material is intended to kindle the student’s interest in<br />
a varied and motivating fashion. Rather than facts and<br />
schematic processes, it teaches knowledge of applications<br />
and transformation competence in solving problems<br />
in different situations. Thus, the emphasis is on exploratory<br />
learning. The learning material is elaborated<br />
independently with interactive elements, whereby<br />
systems can be changed and the effects directly observed.<br />
Furthermore, quizzes and puzzles support the student<br />
in the elaboration of the learning content and monitor<br />
the student’s progress.<br />
Institut HBT Departement Architektur<br />
Otto Künzle
Professur für<br />
Gebäudetechnik<br />
Chair of Building Systems<br />
Professor<br />
Dr. Hansjürg Leibundgut<br />
Assistenz<br />
Luca Baldini<br />
Valérie Gass<br />
Robert Lzicar<br />
Forrest Meggers<br />
Christoph Meier<br />
Arno Schlüter<br />
Frank Thesseling
Website<br />
www.gt.arch.ethz.ch<br />
Lehre Teaching<br />
Vorlesung Installationen I +II<br />
Die Vorlesung richtet sich an Architektinnen und Architekten<br />
im 5./6. Semester. Das Ziel der Ausbildung ist:<br />
– das Verständnis für die physikalischen Zusammenhänge<br />
des Systems Gebäude/Aussenraum/Umwelt zu wecken<br />
– die technischen Installationen kennenzulernen, die das<br />
Gebäude zu einem Nutzgebäude machen<br />
– die räumlichen und organisatorischen Anforderungen<br />
zur guten Integration der Technik in die Gebäude zu<br />
erkennen<br />
– die Beiträge der Ingenieure für die Technik und Physik am<br />
Bau zu kennen und so zu verstehen, dass die Architektinnen<br />
bzw. Architekten die Leitung des Planungsteams<br />
kompetent übernehmen können. Das Wissen der Fachgebiete<br />
der Physik und der Gebäudetechnik wird stark<br />
selektioniert und soweit als möglich abstrahiert.<br />
– die Vorlesungsreihe «LowEx + Architektur» vermittelt in<br />
Vorträgen und Praxisbeispielen die Integration zukunftsweisender,<br />
nachhaltiger technischer Systeme in das Gebäude.<br />
Dabei wird aufgezeigt, welchen Einfluss eine solche<br />
Integration auf Architektur und Konstruktion ausübt.<br />
Masterausbildung E+I für Architekten<br />
In Entwurfsprojekten des Masterstudiengangs werden<br />
individuelle und projektspezifische Beiträge durch<br />
Mitarbeitende der Professur geleistet. Die Architektinnen<br />
und Architekten entwickeln dadurch die Fähigkeiten,<br />
zumindest in einem Fachgebiet den iterativen Prozess zu<br />
führen und die formalen mit den funktionalen Aspekten<br />
zu verbinden und ihr Werk auf Nachhaltigkeit zu prüfen.<br />
Vorlesung für Bauingenieure<br />
Die Vorlesung richtet sich an Bauingenieurinnen und<br />
Bauingenieure im 8. Semester (seit ss 2007). Die Vorlesung<br />
verwendet rund ein Drittel des Materials für die Architekten<br />
und wird ergänzt durch spezifische Themen der<br />
Technik im Zusammenhang mit der Tragwerksplanung, u.a.<br />
– Integrative Planung von stabilisierenden Bauteilen unter<br />
Berücksichtigung technischer Installationen<br />
– Integration von Hohlräumen für die Technik in tragende<br />
Systeme<br />
– Kombination mehrerer Funktionen in einzelne Bauteile<br />
(z.B. tragende Aussenwände in Fachwerkart mit guter<br />
Wärmedämmung).<br />
Lecture Course: Environmental Controls I +II<br />
The lectures are aimed at architects in the 5/6th semester.<br />
The objective of the course is to:<br />
– impart an understanding of the physical correlations<br />
between the building/exterior/environment system;<br />
– familiarize students with the technical systems that make;<br />
– identify the spatial and organizational requirements for<br />
engineering’s effective integration into buildings;<br />
– become aware of the contributions of engineers to the<br />
engineering and physics in construction such that the<br />
architects can competently manage the planning team.<br />
– the lecture ‘LowEx + Architecture’ displays the<br />
integration of innovative, sustainable building systems<br />
and the resulting consequences on architectural design,<br />
construction and performance.<br />
Lectures cover selected aspects of the physical<br />
science of building services, but only in conceptual terms,<br />
without becoming too technical.<br />
191<br />
Master’s in E+I for Architects<br />
In the design projects completed in the Master’s program,<br />
members of the professorship make individual and<br />
project-specific contributions.<br />
This enables the architects to develop the skills to<br />
manage the iterative process in at least one specialized<br />
area. They can then combine the formal and functional<br />
aspects to insure that their work is sustainable.<br />
Lecture Courses for Civil/Structural Engineers<br />
The lecture is aimed at civil engineers in the 8th semester<br />
(starting in summer semester 2007). The lectures use<br />
about one-third of the material from architectural lectures<br />
and are supplemented by structural engineering topics<br />
such as:<br />
– Integrative planning of stabilizing structural members,<br />
taking environmental systems into account;<br />
– Integrating engineering cavities in load-bearing systems;<br />
– Combining several functions in individual structural<br />
members (e.g. supporting outer walls in panel walls with<br />
good heat insulation).<br />
If there are fewer than ten participants, the subject<br />
matter is imparted in colloquia and not in lecture format.<br />
Institut HBT Departement Architektur<br />
Hansjürg Leibundgut
Hansjürg Leibundgut<br />
Institut HBT Departement Architektur<br />
Dissertation<br />
Luca Baldini<br />
Professor<br />
Dr. Hansjürg Leibundgut<br />
Korreferent<br />
Prof. Dr. Ludger Hovestadt<br />
Beginn<br />
Mai 2006<br />
Ende<br />
Januar 2009<br />
Dissertation<br />
Arno Schlüter<br />
Professor<br />
Dr. Hansjürg Leibundgut<br />
Korreferent<br />
Prof. Dr. Ludger Hovestadt<br />
Partner<br />
Kooperation mit Autodesk<br />
als Mitglied im adn<br />
(Autodesk Development<br />
Network)<br />
Beginn<br />
November 2006<br />
Ende<br />
Juni 2009<br />
Dissertation<br />
Forrest Meggers<br />
Professor<br />
Dr. Hansjürg Leibundgut<br />
Partner<br />
Geberit ag, Annex 49<br />
Beginn<br />
November 2007<br />
Ende<br />
Dezember 2009<br />
Forschung Research<br />
Exergiereduktion in der thermischen und lufttechnischen<br />
Versorgung der Gebäude: Die «1:15-Hypothese»<br />
Die thermische und lufttechnische Versorgung unserer<br />
Gebäude hat im Mittel einen um den Faktor 15 zu hohen<br />
Exergieverbrauch: dies die Hypothese, die in dieser Arbeit<br />
geprüft werden soll. Als Referenzgrössen werden unisolierte<br />
Gebäude betrachtet, die klassisch mittels Verbrennungsprozessen<br />
betrieben werden. Dem gegenübergestellt werden<br />
die «LowEx»-Gebäude, die durch optimierte thermische<br />
Prozesse und Apparaturen betrieben werden. Das Exergiekonzept<br />
ist die Grundlage für die Analyse bestehender<br />
und zukünftiger Systeme. Als zukünftig gelten technische<br />
Konzepte und Systeme, wie sie an der Professur für<br />
Gebäudetechnik mit dem Ziel des exergieeffizienten<br />
Gebäudebetriebs entwickelt worden sind. Spezielle<br />
Aufmerksamkeit in der Arbeit gilt der Untersuchung eines<br />
neuartigen, dezentralen Zuluftkonzepts, eines Sensor<br />
gesteuerten Abluftkonzepts sowie einer aktiven, thermischen<br />
Gebäudeisolation. Die Frischluft wird mit minimalen<br />
Druckverlusten über die Fassade ins Gebäude<br />
gebracht und über ein Sensor gesteuertes Abluftsystem<br />
bei Bedarf gezielt abgeführt. Auf der thermischen Seite<br />
kann mit einer aktiven Dämmung der Fassade mittels<br />
niederexergetischen Wärmequellen eine signifikante<br />
Reduktion der Wärmeverluste bei gleichzeitig schlanker<br />
Bauweise erreicht werden.<br />
Modellbasierte Integration von dezentralen, verteilten<br />
Gebäudeinfrastruktursystemen in frühen Entwurfsphasen<br />
Die technische Ausrüstung von Gebäuden verursacht bis<br />
zu 50% der Bau- sowie der Lebenszykluskosten. Durch<br />
ihren Energieverbrauch tragen darüber hinaus Gebäude<br />
bis zu 40 % zum Co2-Ausstoss bei. Neben der formalen<br />
Gestaltung müssen Architekten bereits in den entscheidenden<br />
frühen Phasen einer Planung die ökonomischen<br />
und ökologischen Auswirkungen Ihrer Planung abschätzen<br />
können. Dabei kommt den technischen Systemen<br />
der Gebäudeinfrastruktur eine immer grössere Bedeutung<br />
zu. Zukünftige technische Systeme sind kleiner, verteilter<br />
und vernetzter. Sie ermöglichen ökonomisch wie<br />
ökologisch effizientere Gebäude bei gleichzeitiger<br />
Erhöhung des gestalterischen Spielraums. Ziel der Arbeit<br />
ist die Ermittlung der Gebäudeperformance bereits in<br />
den frühen Phasen einer Planung und die daraus resultierende<br />
Integration von dezentralen, verteilten Systemen<br />
in den Entwurf. Für die integrierte Planung und Simulation<br />
der Auswirkungen auf das Gebäude werden<br />
computergestützte Modelle und Methoden verwendet.<br />
Exergetische Analyse von Gebäudesystemen: Eine verbesserte<br />
Exergieleistung mittels Systemintegration<br />
Gegenstand des Projekts ist die Leistungsanalyse von<br />
Gebäudetechnologien basierend auf dem Exergiekonzept.<br />
Dieses erweitert den Begriff der Energienutzung<br />
und bezieht die Umwandelbarkeit von Energie mit<br />
ein. In der Gebäudetechnik ermöglicht das Exergiekonzept<br />
eine gezielte Entwicklung von technischen Systemen,<br />
so dass die Gebäude in geringerem Umfang von hoch-<br />
192<br />
Exergy Reduction in the Air and Heat Supply for Buildings:<br />
‘The 1:15 Hypothesis’<br />
The exergy consumption of old buildings during operation<br />
can be reduced by a factor of fifteen using better technical<br />
system. This so-called 1:15 hypothesis will be verified<br />
by this research. The old buildings that are used as a<br />
reference are usually poorly insulated and use combustion<br />
processes for their operation. This reference is confronted<br />
with so-called ‘LowEx buildings’ that make better use of<br />
the valuable part of the energy called exergy. In the Building<br />
Systems Group, new concepts and technical components<br />
are being developed to reach the goal of a more<br />
efficient operation of buildings. An exergy based performance<br />
analysis will be carried out for the new concepts<br />
as well as for the reference. The analysis addresses the<br />
air-carrying and thermal systems with special focus on a<br />
decentralized air supply and sensor-controlled air exhaust<br />
as well as on an active thermal insulation developed at<br />
the Building Systems Group. The decentralized approach<br />
in combination with a demand-controlled exhaust concept<br />
allows for significant exergy reduction in the ventilation<br />
of built spaces. The active, thermal insulation is a<br />
promising way to improve the exergetic performance of<br />
the existing buildings, strongly reducing thermal losses<br />
through the envelope.<br />
Model-based Integration of Decentralized, Distributed Building<br />
Infrastructure Systems in the Early Stages of Design<br />
At present, systems of building infrastructure account for<br />
up to 50% of construction costs as well as the major<br />
part of the life-cycle costs. In addition, buildings make a<br />
significant contribution to the consumption of total<br />
energy and resources, and thus to Co2 emissions. The<br />
design of the building infrastructure and its impact<br />
on the overall building performance as well as on architectural<br />
design issues is currently not an integral component<br />
in the building design process. However, the<br />
majority of decisions with the largest consequences already<br />
have to be made at this early stage. Future building<br />
infrastructure systems are smaller, more distributed and<br />
interlinked. They make possible buildings that are both<br />
economically and ecologically more efficient, at the<br />
same time increasing their flexibility of design. The aim of<br />
the work is already to assess the building performance<br />
in an early design stage and, as a result, to integrate distributed,<br />
decentralized building infrastructure systems<br />
into the design process. To enable an integrated planning<br />
and to simulate the consequences, computational<br />
models and methods are utilized.<br />
Exergy Analysis of Building Systems: Improved Exergetic<br />
Performance through Systems Integration<br />
This project will focus on the use of the second law of<br />
thermodynamics to analyze the performance of building<br />
technologies. The second law is used to define the<br />
concept of exergy, which extends the concept of energy<br />
usage to include a quality associated with energy. This<br />
can in turn be applied to the field of building services to<br />
create systems that utilize both less energy as well as<br />
depend on a lower amount of high-quality energy. This<br />
in turn reduces overall energy demand by exposing<br />
parts of a system that utilize excess high quality energy.
Dissertation<br />
Frank Thesseling<br />
Professor<br />
Dr. Hansjürg Leibundgut<br />
Partner<br />
Kooperation mit Autodesk<br />
als Mitglied im adn<br />
(Autodesk Development<br />
Network)<br />
Beginn<br />
November 2007<br />
Ende<br />
Dezember 2009<br />
wertiger Energie abhängig sind. In diesem Projekt<br />
wird die exergetische Analyse parallel zur Entwicklung<br />
neuer Gebäudesysteme durchgeführt. Diese Systeme<br />
werden so integriert, dass der Energieverbrauch minimiert<br />
wird und die Entwicklung neuer, innovativer Systeme<br />
für die Gebäudetechnik unterstützt wird. Vorbereitende<br />
Analysetechniken wurden bereits erläutert, das endgültige<br />
zu analysierende technische System sowie die<br />
Integrationsmethode wurden bisher jedoch noch<br />
nicht vollständig definiert. Die Entwicklung geeigneter<br />
Werkzeuge zur Modellkonzeption muss ebenfalls<br />
im Laufe der Arbeit verfeinert werden. Dies erfolgt nach<br />
Fertigstellung des vollständigen Research Proposals.<br />
Integrale Betrachtung künftiger, nachhaltiger Lichtplanung<br />
von Kunst- und Tageslicht durch die Verknüpfung von agentenbasierten<br />
Simulationen mit physikalischen Simulationen<br />
«Je länger wir die Lampen ausgeschaltet lassen, desto wohler<br />
fühlen wir uns und desto weniger Energie verschwenden<br />
wir.» (Ian Ritchie, London 2001)<br />
Die bisherigen für die Lichtplanung relevanten Simulationen<br />
zeigen nur quantitative Berechnungsergebnisse.<br />
Jedoch ist die Qualität der Lichtplanung nicht allein durch<br />
Zahlenkolonnen oder durch eine möglichst realistische<br />
Darstellung des Lichts mittels Visualisierungen im Computer<br />
zu bestimmen. Die Qualität des Lichts, der Architektur<br />
erweist sich vor allem im Wohlempfinden des<br />
Menschen. Bis heute existieren keine Simulationen, die<br />
auch die physiologischen und psychologischen Eigenschaften<br />
des Lichts in ihren Simulationen abbilden.<br />
Software-Agenten erlauben die Analyse sehr komplexer<br />
Zusammenhänge, wie sie auch in der Lichtplanung<br />
vorkommen. Sie können mit Eigenschaften und Aktionen<br />
ausgestattet werden und erzeugen dadurch eine realistischere<br />
Sicht durch Simulation auf den Entwurf.<br />
Die Forschungsarbeit untersucht daher die Möglichkeit<br />
einer neuen, quantitativen und qualitativen Bewertung<br />
der Lichtplanung mittels der Verknüpfung von agentenbasierten<br />
Simulationen mit physikalischen Simulationen.<br />
GT Labor<br />
Mit der Errichtung des gt-Labors der Professur für Gebäudetechnik<br />
wird die Möglichkeit geschaffen, Forschungsprojekte<br />
der Professur unter Realbedingungen experimentell<br />
überprüfen und demonstrieren zu können.<br />
Apparate und Prozesse sollen so mittels Messungen im<br />
Betrieb auf ihre Praxistauglichkeit untersucht werden. Für<br />
existierende und neu entstehende Industriezweige der<br />
Gebäudetechnik (z.B. im Bereich der dezentralen Gebäudetechnik)<br />
soll das Labor zu einem Nukleus ständiger<br />
Zusammenarbeit zwischen Forschung und Industrie werden<br />
und dabei als Baumusterzentrale neuster Technologien<br />
in der Erprobung dienen.<br />
Durch die Realisierung des gt-Labors im bestehenden<br />
Gebäude hil der eth Hönggerberg wird darüber<br />
hinaus eine Musteranwendung für die Modernisierung<br />
bestehender Bauten im Allgemeinen und der künftigen<br />
Sanierung des hil im Besonderen geschaffen. Durch die<br />
Verankerung des Labors direkt an der eth erhalten<br />
Studierende einen anschaulichen Einblick in neueste Entwicklungen<br />
in der Gebäudetechnik sowie in konkrete<br />
Musteranwendungen im Betrieb.<br />
193<br />
For this dissertation, exergy analysis will be carried out in<br />
the development of new building systems. These systems<br />
will be integrated such that the exergy consumption is<br />
minimized, and will help in the development of new and<br />
innovative systems to provide building services. Preliminary<br />
technologies for analysis have been discussed,<br />
but the final system for analysis and the method of<br />
integration has not yet been completely defined. Development<br />
of the tools for creating this model also needs<br />
further refinement. This will also occur as the full research<br />
proposal comes together.<br />
Integrated View of Planning Sustainable Future Building<br />
Lighting Schemes by the Combination of Agent Based<br />
Simulations with Physical Simulations<br />
‘The longer we leave the lamps off, the better we feel and<br />
less energy we waste.’ (Ian Ritchie, London 2001)<br />
Today, lighting design is done only with quantitative<br />
calculation results, but just showing quantitative numbers<br />
or fancy renderings does not describe the quality of the<br />
light. This quality of light and of the architecture provides<br />
the actual well being of inhabitants. There are still<br />
no existing simulations that show these physiological or<br />
psychological qualitative properties of a lighting plan.<br />
Software agents analyze complex coherencies such as<br />
the ones that occur in the lighting planning process.<br />
Properties and actions can be implemented in software<br />
agents for lighting schemes so that the software produces<br />
more realistic views of options from quick draft<br />
simulations.<br />
This research investigates the possibility of a new,<br />
quantitative and qualitative estimation for the light<br />
planning process from the combination of agent-based<br />
simulations with physical simulations.<br />
GT Laboratory<br />
Setting up the gt Laboratory of the Chair in Building<br />
Services Engineering creates the opportunity for analyzing<br />
and demonstrating the Chair’s research projects<br />
experimentally under real conditions. The aim is to<br />
study the practical applicability of technologies and processes<br />
by taking measurements as they work. The plan<br />
is for the laboratory to become a nucleus of continual<br />
collaboration between research and industry for existing<br />
and emerging branches of building services engineering<br />
industry (e.g. in the area of decentralized building services<br />
engineering). The laboratory will be a construction<br />
model center for the latest technologies in the testing<br />
phase.<br />
The gt Laboratory will be established in the existing<br />
hil building at eth Hönggerberg. It will also serve as<br />
a model application for the modernization of existing<br />
building structures in general and the future redevelopment<br />
of the hil in particular. Implementing the laboratory<br />
directly at the eth will give students a clear insight into<br />
the latest developments in building services engineering<br />
and into real model applications in operation.<br />
Institut HBT Departement Architektur<br />
Hansjürg Leibundgut
Professur für Architektur<br />
und Bauprozess<br />
Chair of Architecture and<br />
Building Process<br />
Professor<br />
Sacha Menz<br />
Assistenz<br />
Dominik Bastianello<br />
Mario Del Puppo<br />
Martin Eglin<br />
Michael Eidenbenz<br />
Patrick Filipaj<br />
Manuela Ingletto-Panzeri<br />
Oliver Kriebus<br />
Romy Le Marié<br />
Andreas Loscher<br />
Yvonne Moosmann<br />
Manfred Nussbaum<br />
Axel Paulus<br />
Wolfgang Perschel<br />
Daniel Schweizer<br />
Simon Thuner
Website<br />
www.bauprozess.arch.<br />
ethz.ch<br />
links:<br />
Extremely Fast Delivery<br />
Fast Food Restaurant<br />
Cleveland, USA 2006<br />
Lehre Teaching<br />
Als Leitfaden zur Vorlesungsreihe dienen die drei Bücher<br />
über den Bauprozess. Die vorgelegten Wissensaspekte<br />
stellen für Architekten und Planer einen wesentlichen Teil<br />
ihrer Berufs- und Schaffenskompetenz dar.<br />
Buch 1, Akquisition und Baurecht<br />
Ohne öffentlich rechtliche wie auch privatrechtliche Klärungen,<br />
ohne ordentliche Rahmenbedingungen, ohne Berücksichtigung<br />
baurechtlicher Aspekte in Planung und Ausführung<br />
sind Entwürfe wohl nicht umsetzbar. Ohne ein<br />
Verständnis über die Gliederung der Akquisitionsmöglichkeiten<br />
und ohne Einblick in das öffentliche und private<br />
Auftragsvergabewesen, wird es schwierig sein, sich laufend<br />
mit neuen Aufgaben auseinandersetzen zu können.<br />
Buch 2, Bauökonomie und Strategien der Nachhaltigkeit<br />
Mit wenigen Ausnahmen sind Bauprojekte auf ihre ökonomische<br />
Leistungsfähigkeit zu prüfen und während des<br />
gesamten Bauprozesses konstruktiv zu begleiten. Das Wissen<br />
über Strategien der Nachhaltigkeit sowie über Lebenszyklen<br />
von Bauteilen und Bauwerken ist im Rahmen einer<br />
gesellschaftlichen Verantwortung gegenüber der uns folgenden<br />
Generation wesentlich und darum unverzichtbar.<br />
Buch 3, Planungs- und Baukompetenz<br />
Architektur als interdisziplinäre und ganzheitliche Kompetenz<br />
bewegt sich jeweils innerhalb verschiedener am Bauprozess<br />
beteiligter Disziplinen. Der Architekt, in der Regel<br />
in der Funktion des Gesamtleiters, legt mit dem interdisziplinär<br />
moderierten Entwurf den Grundstein zur weiteren<br />
Bauaufgabe. Er organisiert, moderiert, kommuniziert<br />
und vertritt in wesentlichen Bereichen die Bauherrschaft.<br />
Bauprozess I +II(Bachelor)<br />
Den Bauprozess als zeitliche Abfolge von Kriterien verstanden,<br />
richtet sich der Fokus auf die wesentlichen<br />
Bereiche Akquisition, Bauökonomie und Strategien der<br />
Nachhaltigkeit, Beteiligte, ihre Leistungen, Bau- und<br />
Planungsorganisation. Ein Blick ins benachbarte Ausland<br />
ergänzt den Lehrinhalt. Neben der Erörterung der Grundlagen,<br />
den Tendenzen und den Terminologien, wird<br />
anhand aktueller sowie architektonisch-städtebaulich<br />
relevanter Fallbeispiele das jeweilige Thema vertieft.<br />
Bauprozess III (Master)<br />
Der Master-Kurs Bauprozess iii verknüpft die im Bachelor<br />
gezeigten Kriterien und bringt diese in eine übergeordnete<br />
Beziehung. Der Prozess als solcher wird dabei durch die<br />
Aspekte Wissen, Kommunikation, Konvention, Material<br />
und Herstellung vertieft erforscht. Tendenzen und<br />
Terminologien werden durch theoretische Modelle und<br />
Fallbeispiele ergänzt.<br />
195<br />
The three books about the building process serve as a<br />
companion to the lecture course. The subjects covered<br />
within the publications represent a significant part of<br />
the architect’s professional competence.<br />
Book 1, Acquisition and Building Law<br />
Without public and private law to adjudicate, without<br />
appropriate frameworks and without considering aspects<br />
of construction law within design and construction,<br />
it would probably be very difficult to translate projects<br />
into buildings. Also, without knowledge of the structure<br />
of the acquisition process and without insight into<br />
the public and private rules of commissions, it would<br />
be difficult to continue to deal with new challenges.<br />
Book 2, Building Economics and Strategies for Sustainability<br />
Apart from very rare cases, building projects need to be<br />
tested for their economic viability; in addition, the economic<br />
soundness of each project is challenged throughout<br />
the entire construction process. The knowledge of strategies<br />
for sustainability as well as the life cycles of building<br />
elements and buildings is essential within the framework<br />
of a social responsibility for the next generation.<br />
Book 3, Design – and Building Competence<br />
Architecture as an interdisciplinary and holistic profession<br />
operates between several disciplines forming the building<br />
process. With a moderated, interdisciplinary design,<br />
the architect, commonly in the role of building team<br />
leader, defines the basis for the task of building. As part<br />
of her or his role, the architect organises, moderates,<br />
communicates and in substantial areas, also represents<br />
the client.<br />
Building Process I +II(Bachelor)<br />
The process, understood as a sequence of criteria in time,<br />
is divided into acquisition, building economics and<br />
strategies for sustainability, the people involved and their<br />
work, construction and planning organization as well<br />
as facility management. A glance at our foreign neighbors<br />
completes the series. Alongside a discussion of the basic<br />
principles, trends and terminologies, a closer look will be<br />
taken at each topic using case studies that investigate<br />
current structures as well as those relevant in terms of<br />
architecture and urban design.<br />
Building Process III (Master)<br />
The master course builds upon the lecture series for the<br />
Bachelor degree students and links the individual<br />
criteria to form paramount relationships. The process itself<br />
is reviewed relative to the aspects of knowledge,<br />
communication, convention, material and production.<br />
Tendencies and terminologies are complemented<br />
through theoretical models and case studies.<br />
Institut HBT Departement Architektur<br />
Sacha Menz
Sacha Menz<br />
Institut HBT Departement Architektur<br />
Wahlfächer<br />
Die Professur versteht sich als Moderator zwischen den am<br />
Bau Beteiligten und den Studierenden. Die aktive Mitarbeit<br />
der Studenten steht im Vordergrund der Veranstaltungen,<br />
die im Hörsaal und auch auf der Baustelle vor<br />
Ort (Bauprozess: Ausführung) stattfinden. Die Vorlesungen<br />
sind als Workshop und Diskussionsforum zu verstehen.<br />
– Bauprozess – Ausführung: Das Wahlfach thematisiert den<br />
Bauprozess anhand aktueller und architektonisch relevanter<br />
Beispiele. Dabei bilden Baustellenbesuche mit<br />
eingehender Analyse und Diskussion der Vorgänge<br />
den Hauptschwerpunkt des Wahlfachs.<br />
– Bauprozess – Organisation: Anhand eines Semesterthemas<br />
werden die organisatorischen Aufgaben in Planung<br />
und Ausführung dargestellt. Das Verständnis der organisatorischen<br />
Zusammenhänge des Bauprozesses steht<br />
im Mittelpunkt des Wahlfachs. Grundlagen, Tendenzen<br />
und Terminologien werden durch theoretische Modelle<br />
und Fallbeispiele ergänzt.<br />
Wahlfacharbeit Bauprozess:<br />
Organisation<br />
Umbauprojekt Münchenstein,<br />
Storyboard, Bauprogramm 2009<br />
Pascal Bögli<br />
– Bauprozess –Ökonomie: Neben der Grundlagenvermittlung<br />
bauökonomischer Überlegungen spielt die Fallstudie<br />
im Unterricht eine wesentliche Rolle. Dabei werden die<br />
wirtschaftlichen Belange des Bauens untersucht und<br />
Entscheidungssituationen simuliert. Die erarbeiteten Daten<br />
und ökonomischen Zusammenhänge führen zu einer<br />
baulichen Empfehlung des untersuchten Projekts.<br />
E+I: Entwurf mit integrierten Disziplinen<br />
Künftig werden integrierte Entwürfe Bestandteil des<br />
Bachelor- und Master-Studiengangs sein. Dabei werden die<br />
Entwurfsklassen von weiteren Professuren des d-arch<br />
begleitet. Mit den Themen «Vom Prototyp zur Serie» und<br />
«Eigene Initiativen» wurden zusammen mit Ass.prof.<br />
Christian Kerez bereits zwei e + i Entwürfe durchgeführt.<br />
Master of Advanced Studies «Baukompetenz – Bauprozess»<br />
Im Herbstsemester 2008 beginnt das mas-Programm<br />
«Baukompetenz – Bauprozess». Es wird die Absolventen<br />
für komplexe Aufgaben als Gesamtleiter im Bauwesen<br />
qualifizieren.<br />
Elective Subjects<br />
The Chair views itself as the facilitator between those involved<br />
in construction and students. Active participation<br />
is a prerequisite for the interdisciplinary workshops<br />
and events, which take place in the lecture forum and on<br />
building sites (Building Process: Construction).<br />
– Building Process – Construction: The main theme of the<br />
elective course is to visualize the building process using<br />
current examples with architectural relevance. Visits<br />
to construction sites form the main focus of the elective.<br />
Interdisciplinary workshops on general questions relating<br />
to the construction phase as well as regarding the topics<br />
of coordination, logistics and site supervision supplement<br />
the site visits and form the course’s theoretical base.<br />
– Building Process – Organization: Based on a semester-long<br />
topic, the organizational tasks involved in planning<br />
and implementation will be presented. Basic principles,<br />
trends and terminologies will be supplemented by<br />
theoretical models and case studies. The active participation<br />
of students is a prerequisite.<br />
– Building Process: Economy<br />
In addition to the fundamental considerations of building<br />
economy, the case study plays a considerable role<br />
in the course’s teaching structure. The economic issues<br />
relating to construction will be investigated and decision-<br />
196<br />
Wahlfacharbeit Bauprozess:<br />
Ökonomie<br />
Strategien zur Um- und Weiternutzung<br />
mit ökonomischer Betrachtung<br />
einer Liegenschaft in Nänikon<br />
David Giesel, Alain Ettlin<br />
making scenarios will be simulated. The compiled<br />
data and economic context leads to a construction-related<br />
recommendation for the project investigated.<br />
E+I: Design with Integrated Disciplines<br />
In the future, integrated design will form part of the<br />
Bachelor and Masters programs of study. This will<br />
be realized by means of ongoing participation by other<br />
d-arch professors. Thus far, two e + i designs have<br />
been realized together with Ass. Prof. Cristian Kerez considering<br />
the themes ‘From Prototype to Production’<br />
and ‘Own Initiative’.<br />
Master of Advanced Studies<br />
Building Competence – Building Process<br />
Starting with the Autumn Semester 2008, the Master of<br />
Advanced Studies Program (mas-Program) ‘Building<br />
Competence – Building Process’ will be introduced. It<br />
will qualify the participants for the complex task of<br />
building team leader.
Forschung Research<br />
Aktuelle Schwerpunkte<br />
–Ökonomiemodelle: Um den Studierenden des d-arch<br />
bauökonomische Überlegungen anschaulich darzustellen,<br />
wurde im Rahmen eines lehrbezogenen «Fonds Filep»-<br />
Projekts der eth eine internetfähige Plattform eingerichtet,<br />
die es erlaubt, Fallbeispiele aus Planungsaufgaben der<br />
Praxis und dem Entwurfsunterricht zu untersuchen und<br />
zu bearbeiten. Ziel ist, die wirtschaftlichen Belange<br />
des Bauens anhand eines eigenen Fallbeispiels aufzuzeigen<br />
und Entscheidungssituationen zu simulieren.<br />
Empfohlen wird die Benutzung des Internet-Tools<br />
unter «www.bauoek-modell.ethz.ch».<br />
– 5–10–50 «How will architecture evolve in the next five, ten and<br />
fifty years?»: Der Strukturwandel, den die Wirtschaft<br />
in den letzten Jahren durchlief, bildet die Ausgangslage<br />
dieser Forschungsarbeit. Die Ursprünge und Voraussetzungen<br />
dieser Entwicklung finden sich unter anderem<br />
in der zunehmenden Vernetzung und der Beschleunigung<br />
der Prozesse. Mit der zunehmenden Individualisierung<br />
der Gesellschaft bilden sie den Auslöser der<br />
heutigen Entwicklungen.<br />
«5–10–50» untersucht diese Prozesse auf ihre Gültigkeit<br />
in der Architektur und im Bauprozess, um daraus<br />
Strategien zu entwickeln, die der aktuellen Entwicklung<br />
der Wirtschaft gerecht werden.<br />
Laufende und geplante Projekte<br />
–Schule und Architektur<br />
–Monte Rosa Hütte<br />
–Risikogestütztes Belehnungsmodell<br />
im Credit Management von<br />
Renditeimmobilien<br />
–Strategien der Nachhaltigkeit<br />
–Kompendium Vertrag, Leistungsmodelle<br />
–Praxisgerechte PPP-Modellverfahren<br />
Focuses to date<br />
–Economy models: To clearly illustrate considerations on<br />
building economy to d-arch students, an eth teachingrelated<br />
‘Fonds Filep’ project has enabled the construction<br />
of an internet forum that provides case studies based<br />
on real design projects, which students can use to investigate<br />
and work on for their design classes. ‘Economic<br />
Models for Building Construction’ is an internet teaching<br />
aid that provides a didactic-methodical innovation for<br />
self-study. The aim is to identify the economic issues<br />
related to construction by means of a case study and to<br />
simulate a decision-making scenario.<br />
The use of the internet tools at ‘www.bauoek-modell.<br />
ethz.ch’ are recommended.<br />
– 5–10–50 ‘How will architecture evolve in the next five, ten and<br />
fifty years?’: The structural change that the economy<br />
has seen over the last years forms the starting point for<br />
this research work. The origins and conditions of this<br />
development can be found among others in the increasing<br />
integration, and in turn, the acceleration of the process<br />
enabled by it. Together with the increasing individualization<br />
of society they provide the catalyst for the<br />
present-day developments.<br />
‘5–10–50’ investigates these processes. The next step<br />
within this acquired knowledge should be to investigate<br />
its validity for architecture and the construction process<br />
in order to develop strategies that give consideration<br />
to the current development of the economy.<br />
197<br />
Ongoing and scheduled projects<br />
–Schools and Architecture<br />
–Monte Rosa Lodge<br />
–Risk-Supported Market Value<br />
and Hypothecation Model of<br />
Investment Properties<br />
–Life Cycles, Strategies for sustainability<br />
–Contract Compendium<br />
–Practical PPP Models<br />
Institut HBT Departement Architektur<br />
Sacha Menz
Information und<br />
Dokumentation<br />
für Bautechnik und<br />
Konstruktion<br />
Information and<br />
Documentation<br />
for Building Technologies<br />
Dozent<br />
Ruedi Seiler<br />
Assistenz<br />
Sepp Kaelin<br />
Thomas Melliger<br />
Kathi Menziger<br />
Stephan Rüegg<br />
Daniel Studer
Website<br />
www.baudok.arch.ethz.ch<br />
Die Semesterarbeiten sollen die Wechselwirkungen<br />
zwischen Entwurf, Konstruktion und Materialisierung<br />
vertiefen.<br />
Ein Schwerpunkt bildet dabei die Auseinandersetzung<br />
mit der Kohärenz von Entwurf und Konstruktion. Durch<br />
die konstruktive Bearbeitung werden die Entwurfsabsichten<br />
präziser und verbindlicher formuliert.<br />
Der Einbezug des in den Grundlagenfächern erlernten<br />
Wissens erweitert die Aufgabenstellung um zusätzliche<br />
Dimensionen und erfordert von den Studierenden ein zunehmend<br />
integratives Denk- und Gestaltungsvermögen.<br />
Die mit dieser Aufgabe verbundenen direkten Kontakte<br />
zum Lehrkörper ergeben wertvolle Anregungen und<br />
Rückmeldungen. Sie bereichern und unterstützen uns beim<br />
Betreiben der «Information und Dokumentation» als<br />
sinnvolle Dienstleistung für die Schule.<br />
Arianne Allemann<br />
Assistenzprofessur Christian Kerez<br />
FS 2008<br />
199<br />
In the context of the semester-long design projects, the<br />
reciprocity between design, construction and materiality<br />
is reinforced.<br />
One focus is the coherence of design and construction.<br />
In the process of developing a project's constructional<br />
aspects, design intentions become formulated in a more<br />
precise and binding way.<br />
The integration of knowledge gained in the basic<br />
courses lends the work an additional dimension and demands<br />
of the students an increasingly integrative ability<br />
to think and design.<br />
Direct contact with the professorial staff, which is<br />
directly related to this project, results in valuable suggestions<br />
and responses. They enrich and support us as we<br />
continue our work in ‘information and documentation’<br />
as a meaningful service for the school as a whole.<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
6<br />
13 10<br />
13<br />
15<br />
16<br />
17<br />
m<br />
c<br />
0<br />
.<br />
0<br />
2<br />
Institut HBT Departement Architektur<br />
Ruedi Seiler
Ruedi Seiler<br />
Institut HBT Departement Architektur<br />
Nora Marti, Steffi Püntener,<br />
Kiberley Wichmann<br />
Gastdozentur Jasmin Grego<br />
HS 2007<br />
Lenita Weber<br />
Assistenzprofessur Christian Kerez<br />
HS 2007<br />
Tyrone Coletta<br />
Professur Miroslav Sik<br />
HS 2007<br />
^<br />
Konferenzraum<br />
Küche<br />
Restaurant<br />
Ausguss<br />
WC Personal<br />
Büro Büro<br />
WC Damen<br />
Fluchttreppe<br />
WC Personal WC Herren<br />
Technik<br />
Büro<br />
WC Behinderte<br />
Aufzug<br />
Aufzug<br />
Empfang<br />
Kiosk<br />
Terrasse<br />
Eingang<br />
200<br />
Apotheke<br />
C<br />
Büro Büro<br />
Büro<br />
B B<br />
A<br />
C<br />
Lounge<br />
Bibliothek<br />
A
Mauro Caviezel<br />
Professur Miroslav Sik<br />
HS 2007<br />
^<br />
Jonas Nauwelaertz de Agé,<br />
Jan Hellhammer<br />
Assistenzprofessur Christian Kerez<br />
HS 2007<br />
201<br />
Institut HBT Departement Architektur<br />
Ruedi Seiler
Institut für Denkmalpflege<br />
und Bauforschung (idb)<br />
Professur für Denkmalpflege<br />
und Bauforschung<br />
Prof. Dr. Uta Hassler<br />
Institute for Historic<br />
Building Research and<br />
Conservation<br />
Chair of Historic Building<br />
Research and Conservation
Website<br />
www.idb.arch.ethz.ch<br />
Die akademische Neupositionierung des Fachs Denkmalpflege<br />
und Bauforschung an einer Hochschule polytechnischer<br />
Tradition kann ansetzen bei einer Schärfung<br />
der Forschungsprofile, interdisziplinärer Kooperation<br />
(auch mit Material- und Naturwissenschaften), bei einer<br />
Neuverankerung der Fragen langfristiger Planung und<br />
Strategien der Werterhaltung in der Architektenausbildung<br />
(von einer Sensibilisierung für wissenschaftliche Methoden<br />
und konservatorische Fragen bis hin zum «Bauen im<br />
Bestand»).<br />
Zu Beginn des 21. Jahrhunderts hat Theoriebildung<br />
in unserem Feld die Chance, Muster und Sprachregelungen<br />
der «historischen Avantgarde» zu revidieren,<br />
etablierte Codices und institutionelle Regelungen<br />
kritisch zu sichten, offene Felder und die Dynamik der<br />
Entwicklung zu analysieren. Sorgfältiger Analyse bedürfen<br />
dabei Begriffsbildung und semantische Tradition,<br />
aber auch die «Modellbildung» an sich: Überlegungen<br />
zum Archiv schutzwürdiger Güter und Artfefakte und<br />
zu deren Wandel über die Zeit.<br />
Das Verständnis der Dynamik gebauter Umwelt – nicht<br />
nur in historischer Perspektive, sondern auch im Blick<br />
auf die Zukunft – wird zu einem Forschungsthema der<br />
Denkmalpflege. Neue Themen reichen von Risiken<br />
in Systemen von Langfristartefakten bis hin zu Fragen<br />
der Materialalterung und künftiger Überlebenswahrscheinlichkeiten<br />
von Konstruktionen und Teilen des Bestands.<br />
Mit den Konsequenzen der Beschleunigung<br />
von Prozessen und der Veränderung von Systemen der<br />
gebauten Umwelt setzen sich künftig nicht nur die<br />
Konservierungswissenschaften auseinander, auch für die<br />
Planungswissenschaften und die Ökonomie sind Fragen<br />
der Werterhaltung neue systemtheoretische Herausforderungen.<br />
Die Arbeit im idb war 2007 geprägt von diesen<br />
Themen. Im Bereich des Kompetenzverbunds Konservierung<br />
wurden Forschungskooperationen mit den<br />
Material- und Naturwissenschaften der eth vereinbart,<br />
Projekte formuliert und erste Erfahrungen gemacht<br />
mit den herausragenden neuen Möglichkeiten der Analytik.<br />
Beratung und wissenschaftliche Betreuung konservatorischer<br />
Fragestellungen im Auftrag der Stiftung<br />
Denkmalpflege waren von diesen Möglichkeiten<br />
geprägt, über «Modellprojekte» gewinnen Teams nun<br />
auch mit Ingenieurwissenschaftlern Erfahrung.<br />
In der Lehre konnte das idb seine Angebote für das<br />
Architekturstudium vervielfachen, ein neuer Master-<br />
Kurs hat das Thema «Bauen im Bestand». Zwei ambitionierte<br />
mas-Programme haben mit einer sehr guten<br />
Bewerberzahl starten können, die ausgewählte Gruppe<br />
für die neuen Angebote «Conservation Science»<br />
und «Sustainable Management of Man-Made Resources»<br />
ist interdisziplinär zusammengesetzt, engagiert und<br />
neugierig, die Kooperation mit der Partneruniversität<br />
tu München ist inzwischen ebenfalls erprobt.<br />
Prof. Dr. Uta Hassler<br />
Vorsteherin<br />
203<br />
The repositioning of the discipline Conservation of<br />
Monuments and Historic Building Research within an<br />
academic institution with a polytechnic tradition has<br />
begun by honing research profiles, enhancing interdisciplinary<br />
cooperation with materials studies and natural<br />
sciences, and anchoring the issues of long-term planning<br />
and strategies for value maintenance within the training<br />
of architects (including such topics as scientific<br />
methods, conservation problems, and ‘Building within<br />
the Existing Fabric’).<br />
At the start of the 21st century, through the teaching<br />
of theory in our field, we have a chance to revise the<br />
patterns and linguistic conventions of the ‘historical<br />
avant-garde’, to look critically at established codices and<br />
institutional rules, and to analyze open fields and development.<br />
In this process, terms and semantic traditions<br />
require analysis as well as the ‘model-forming process’<br />
itself with its assumptions concerning the archive worthy<br />
of protection.<br />
Understanding the dynamics of the built environment<br />
with both historical and future perspectives is a key<br />
research theme in conservation. New topics include risks<br />
within systems of long-term artifacts, aging materials,<br />
and survival probabilities for future structures and parts<br />
of the current inventory. In the future, the consequences<br />
of the acceleration of processes and systems changes<br />
for the built environment and new, systemic-theoretical<br />
challenges pertaining to value maintenance will be<br />
addressed not only by conservation specialists but also<br />
by those in the planning and economic fields.<br />
These themes shaped the work at idb in 2007. Research<br />
cooperation was established with materials studies<br />
and natural science faculties at eth <strong>Zurich</strong>; projects<br />
were formulated and first experiences gathered using the<br />
new potential of analytics. Counseling and academic<br />
coaching for conservation problems, commissioned by<br />
the German Foundation for Conservation, has been<br />
achieved using these new analytic methods. Through<br />
model projects, teams are gathering experience in<br />
working with engineers.<br />
In teaching, idb was able to multiply its range of<br />
courses for students of architecture with a new<br />
focus, ‘Building within the Existing Fabric’. Two ambitious<br />
mas-programs began with a high number of applicants;<br />
those selected for the new courses, ‘Conservation Science’<br />
and ‘Sustainable Management of Man-Made Resources’,<br />
form an interdisciplinary group of highly engaged participants.<br />
Cooperation with the partner university Technische<br />
Universität München has also been successfully<br />
tested.<br />
Prof. Dr. Uta Hassler<br />
Head<br />
Institut IDB Departement Architektur
Professur für<br />
Denkmalpflege und<br />
Bauforschung<br />
Chair of Historic Building<br />
Research and Conservation<br />
Professor<br />
Dr. Uta Hassler<br />
Assistenz<br />
Mehmet Aksözen<br />
Martin Behnisch<br />
Christina Bleszynski<br />
Catherine Dumont d’Ayot<br />
Dr. Michael Falser<br />
Katja Feldmann<br />
Dr. Martin Gaier<br />
Petra Gerlach<br />
Wilhelm Glaser<br />
Silke Haps<br />
Dr. Dorothee Heinzelmann<br />
Dr. Sonja Hildebrand<br />
Dr. Bernhard Irmler<br />
Dr. Axel Klausmeier<br />
Dr. Thilo Koch<br />
Prof. em. Dr. Niklaus Kohler<br />
Adam Krzystek<br />
Dr. Silke Langenberg<br />
Melanie Langewort<br />
Dr. Torsten Meyer<br />
Christian Marty<br />
Susanne Mühlhaus Ebersole<br />
Margaretha Neuhaus<br />
Matthias Rach<br />
Claus-Jürgen Schink<br />
Katrin Seidel<br />
Sara Stroux<br />
Dr. Alexander von Kienlin<br />
Dr. Sophie Wolf
links:<br />
Bauaufnahme im Wahlfach<br />
«Das <strong>ETH</strong>-Hauptgebäude»<br />
HS 2007<br />
Lehre Teaching<br />
Bauen im Bestand<br />
Das neue Vertiefungsfach im Master-Studiengang<br />
In Europa verliert der Neubau an Bedeutung, das Bauen<br />
im Bestand – Reparatur, Umbau, Erneuerung und Weiterbau<br />
bestehender Architektur – rücken ins Zentrum der<br />
Tätigkeit von Architekten und Ingenieuren. Die Ausbildung<br />
reflektiert diesen Wandel bisher nur in Ansätzen, künftig<br />
sollen Methoden der Analyse, Techniken der Erhaltung<br />
und Strategien für den Umgang mit dem Bestand bereits<br />
im Architekturstudium vermittelt werden. Themen konservatorischer<br />
Arbeit – von der Bauforschung und wissenschaftlicher<br />
Analyse bis hin zu Wissen über Konstruktion<br />
und Techniken historischer Architektur – sind auch<br />
relevant für das Bauen im Bestand, ihre Vermittlung ist<br />
Thema unseres Programms.<br />
Für alle Fragen des Bauens im Bestand gilt der Umstand,<br />
dass Entwurfs- und Entwicklungsprozesse nicht<br />
mit der Idee (der «Entwurfsaufgabe auf der grünen Wiese»)<br />
beginnen, sondern mit dem Verstehen dessen, was<br />
bereits da ist. Prozesse des Analysierens münden – idealerweise<br />
– direkt in Erhaltungsabwägungen und die<br />
Entwicklung von Erhaltungs-, Nutzungs- und Weiterbaukonzepten.<br />
Wir vermitteln in den neuen Master-Programmen<br />
deshalb folgende Themen:<br />
– Methoden der Bauanalyse und Dokumentation,<br />
Quellenrecherche<br />
– Konstruktionswissen, historische Techniken und Verfahren<br />
der Erhaltung und Ertüchtigung<br />
– Verfahren der Umsetzung der Objektanalyse in alternative<br />
Strategien zur Weiterentwicklung.<br />
Thema des ersten Master-Jahrgangs war eine Altersuntersuchung<br />
der Bauteile des Hauptgebäudes der<br />
eth <strong>Zürich</strong>, des sogenannten Semperbaus. Die grossen<br />
Umbauphasen durch Gull und Geisendorf wurden<br />
am Bau nachvollzogen und auf Plänen kartiert. Auf dieser<br />
Grundlage wurden Archivbesuche, Recherchen nach<br />
historischen Quellen und Überlegungen für erste Konzepte<br />
durchgeführt. Der Vergleich des bestehenden<br />
Objekts mit den verschiedenen Abstraktionen historischer<br />
und derzeit genutzter Planunterlagen machte schnell<br />
deutlich, wie vielfältig und komplex die Bau- und Veränderungsgeschichte<br />
des Objekts ist, zeigte aber auch, wo<br />
Konflikte zwischen Erhaltungsabsichten und stetig und<br />
kurzfristig sich weiter verändernden Nutzungswünschen<br />
sind. Vertreter von Bauherren und Behörden erläuterten<br />
ihre Standpunkte und Strategien, von den Studierenden<br />
wurden Risiken für die materielle Erhaltung analysiert<br />
und knappe Konzepte für die Zukunft erarbeitet.<br />
Vertiefungsfach im Master-Studium<br />
für Architekturstudierende<br />
–Bauen im Bestand, erstmals im<br />
HS 2007<br />
Wahlfach Denkmalpflege i+ii<br />
–Gummi-Torf-Asbest, SS 2007<br />
–Das eth-Hauptgebäude<br />
HS 2007<br />
Wahlfach Konstruktionswissen<br />
im Bestand<br />
–Das Unkonservierbare.<br />
Moderne Stoffe und ihre<br />
Alterung, SS 2007<br />
–Entwerferische Verfahren – Konstruktive<br />
Techniken, HS 2007<br />
Seminarwochen<br />
Venedig und Veneto, SS 2007<br />
Berlin – Schlossmuseen und<br />
Museumsschlösser, HS 2007<br />
Building within the Existing Fabric<br />
A New Concentration for the Master’s Program<br />
In Europe, new building is becoming less significant while<br />
planning for existing building stock – repair, conversion,<br />
renewal and extension of existing structures – has moved<br />
to the center of activity for architects and engineers.<br />
So far, architectural education has only begun to reflect<br />
this change. In the future, methods of analysis, techniques<br />
of conservation and strategies for dealing with existing<br />
structures will be established and taught within<br />
the architecture curriculum. Conservation topics, including<br />
historic building research, scientific analysis, construction<br />
expertise and techniques of historical architecture,<br />
are relevant to building within existing structures;<br />
teaching these subjects is thus essential to our program.<br />
For all issues related to planning for existing building<br />
stock, the reality is that planning and development<br />
processes do not begin with an idea that comes ‘out<br />
of the blue’ but rather with an understanding of what already<br />
exists. The processes of analyzing an object ideally<br />
lead directly to weighing conservation options and the<br />
development of concepts for conservation, change of use<br />
and further development.<br />
In the new Master’s programs, we therefore teach the<br />
following topics:<br />
– Methods of construction analysis and documentation;<br />
source research;<br />
– Construction expertise, historical techniques and processes<br />
of conservation and improved efficiency;<br />
– Procedures for implementing the object/building analysis<br />
through alternative strategies for further development.<br />
A topic of research during the first year of the Master’s<br />
program was an investigation into the age of the construction<br />
parts of the main building of eth <strong>Zurich</strong>, the<br />
so-called Semper building. The extensive conversion<br />
phases that were carried out on this building by Gull and<br />
Geisendorf were identified within the structure and<br />
drawn onto maps. On the basis of that initial activity,<br />
visits to archives, research for historical sources and<br />
consideration of initial concepts have also been carried<br />
out. The comparison of the existing building to various<br />
abstractions of historical and contemporary plans quickly<br />
made apparent how diverse and complex the history<br />
of changes made to the building is. It also revealed where<br />
the conflicts exist between the intention to conserve<br />
and the desire for different usage, of which the latter<br />
changes constantly and on short notice. Representatives<br />
of builders and building agencies explained their<br />
points of view and strategies. The students analyzed risks<br />
to conservation and produced brief concepts for future<br />
measures.<br />
205<br />
Freitagskolloquium des Instituts<br />
Denkmalpflege und Bauforschung<br />
der eth <strong>Zürich</strong>, der<br />
Vereinigung der Schweizer<br />
Denkmalpflegerinnen und Denkmalpfleger,<br />
des akd und<br />
icomos Schweiz<br />
–Kleben, Schäumen, Versiegeln:<br />
Moderne Stoffe und die<br />
Zukunft der Reparatur, SS 2007<br />
–Erhaltung als Ingenieuraufgabe,<br />
HS 2007 , in Kooperation mit<br />
der Gesellschaft für Ingenieurbaukunst<br />
Institut IDB Departement Architektur<br />
Uta Hassler
Uta Hassler<br />
Institut IDB Departement Architektur<br />
links:<br />
Modellprojekt im Kompetenzverbund<br />
Konservierung,<br />
Methoden eines Ad-Hoc-<br />
Inventars. Das Künstleratelier<br />
Payer & Wipplinger<br />
in Einsiedeln, aus dem<br />
Werkraum von Alois Payer<br />
rechts:<br />
Vladimir G. Suchov, Halle<br />
der Hüttenwerke in<br />
Vyksa, Russland, 1897,<br />
Untersuchung 2007<br />
^<br />
206
oben:<br />
Der Schweizer Wohnbaubestand<br />
vor 1919 (Absolute<br />
Werte)<br />
unten:<br />
Nachbarschaftsanalyse zum<br />
jüngsten Baujahr der Gebäude<br />
in <strong>Zürich</strong> (r=100m)<br />
Forschung Research<br />
Die Forschung des idb wird – neben traditionellen und<br />
objektbezogenen Themen – bestimmt durch Schwerpunkte<br />
aus den Feldern «Langfriststabilität der gebauten<br />
Umwelt» und «Konstruktionswissen». Aus den 2007<br />
bearbeiteten Forschungsfragen wollen wir hier zwei exemplarisch<br />
vorstellen, das vom snf geförderte Projekt<br />
«Time-Space-Risks» und das gemeinsam mit der Technischen<br />
Universität München, der Universität<br />
Innsbruck und den Universitäten Moskau und Nishnij<br />
Novgorod bearbeitete internationale Verbundprojekt<br />
«Suchov-Bauten in Russland».<br />
^<br />
SNF-Projekt «Time-Space-Risks – Risiken für das gebaute<br />
Kulturerbe»<br />
Vor dem Hintergrund aktueller Risikodiskurse zielt das<br />
Projekt darauf, ein erstes Inventar der raum-zeitlichen<br />
Risiken des schweizerischen Kulturerbes zu erstellen. Das<br />
Inventar dient dazu, die unterschiedlichen Bestandsrisiken<br />
zu beschreiben, abzuschätzen und ihre Eintrittswahrscheinlichkeit<br />
zu prognostizieren. Zur Erstellung<br />
dieses Inventars wurden zunächst verschiedene statistische<br />
Daten erhoben und zusammengeführt. Diese Daten<br />
geben eine differenzierte Bestandsübersicht über die historische<br />
Struktur des schweizerischen Gebäudebestandes<br />
und bilden die Basis für weiterführende, transdisziplinäre<br />
Forschungen. Diese führen unterschiedliche<br />
Methoden der Disziplinen Baugeschichte, Bauforschung,<br />
Denkmalpflege, Immobilienbewirtschaftung,<br />
Geographie, Statistik und der Lebenszyklus-, Stofffluss-<br />
und Datenanalyse zusammen. Dadurch rücken<br />
bislang nicht untersuchte Fragen der Dynamik und<br />
Stabilität der Systeme in den Forschungsvordergrund.<br />
Internationales Verbundprojekt «Suchov-Bauten in Russland»<br />
Aufbauend auf Vorarbeiten, die im Rahmen unseres<br />
dfg-Projektes «Handbuch historischer Stahlhochbaukonstruktionen<br />
(1880–1940)» geleistet wurden, untersucht<br />
dieses Verbundprojekt die komplexen Zusammenhänge<br />
im Bauwesen des ausgehenden 19. und frühen<br />
20. Jahrhunderts am Beispiel von Stahlhochbauten des<br />
russischen Ingenieurs Vladimir G. Suchov (1853–1939).<br />
Erste Ergebnisse belegen, wie die Konstruktionen systematisiert<br />
und auf wenige Einzelteile reduziert wurden;<br />
sie weisen auf Strukturen internationalen Material- und<br />
Wissenstransfers hin. Die Forschungen thematisieren<br />
die Interaktionen von Ingenieuren, Wissenschaftlern,<br />
Stahlproduzenten und Stahlbaufirmen wie auch die<br />
Transferprozesse beim Im- und Export von Materialien.<br />
Materialien.<br />
^<br />
^<br />
207<br />
Aside from traditional and subject-related topics, the<br />
Institute of Historic Building Research and Conservation<br />
(idb) focuses on the fields of ‘long-term stability of the<br />
built environment’ and ‘construction expertise’. Here, we<br />
would like to present as examples two research problems<br />
out of those with which we were involved in 2007:<br />
‘Time-Space-Risks’, a project funded by the Swiss National<br />
Fund, and the international cooperative project ‘Suchov-<br />
Buildings in Russia’, carried out in cooperation with<br />
Technische Universität München, Universität Innsbruck<br />
and the Universities of Moscow and Nishnij Novgorod.<br />
The Swiss National Fund Project: ‘Time-Space-Risks –<br />
Risks for the Built Cultural Heritage’<br />
Against the background of the current discourse on risks,<br />
the project aims to produce an initial inventory of the<br />
spatial-chronological risks to the Swiss cultural heritage.<br />
The inventory will serve to describe the various risks,<br />
assess them and predict their probability. Initially, various<br />
statistical specifications were collected and brought together<br />
to establish an inventory. These specifications present<br />
a differentiated overview of the historical structure<br />
of Swiss buildings and form an information base for continuing,<br />
trans-disciplinary investigations. The investigations<br />
bring together different methods from disciplines<br />
such as history of architecture, construction research, conservation<br />
of monuments, the real estate industry, geography,<br />
statistics and life cycle, material flow and data analyses.<br />
Thus, problems of dynamics and stability of<br />
systems, which have not been previously investigated, will<br />
be brought to the foreground of the investigation.<br />
The International Cooperative Project ‘Suchov-Buildings<br />
in Russia’<br />
Based on preliminary work conducted within the framework<br />
of our project ‘Handbuch historischer Stahlhochbaukonstruktionen<br />
(1880–1940)’, funded by the German<br />
Research Foundation, the cooperative project investigates<br />
the complex relations in the building industry of<br />
the late 19th and early 20th centuries exemplified by<br />
the steel high-rise constructions of the Russian engineer<br />
^<br />
Vladimir G. Suchov (1853–1939). First results give evidence<br />
of how the constructions were systematized and<br />
reduced to a few individual parts; they suggest structures<br />
for international transfer of material and expertise.<br />
The investigations focus on the theme of the interaction<br />
among engineers, scientists, steel producers and engineering<br />
companies as well as the transfer processes involved<br />
in importing and exporting materials.<br />
^<br />
^<br />
Institut IDB Departement Architektur<br />
Uta Hassler
nsl –Netzwerk Stadt<br />
und Landschaft<br />
Departement Architektur<br />
(d-arch):<br />
eth Studio Basel/<br />
Institut Stadt der Gegenwart<br />
Prof. Roger Diener<br />
Prof. Jacques Herzog<br />
Prof. Marcel Meili<br />
Prof. Pierre de Meuron<br />
Institut für Städtebau (isb)<br />
Prof. Dr. Marc M. Angélil<br />
Prof. Kees Christiaanse<br />
Prof. Dr. Vittorio Magnago Lampugnani<br />
Institut für<br />
Landschaftsarchitektur (ila)<br />
Prof. Christophe Girot<br />
Prof. Günther Vogt<br />
Network City<br />
and Landscape<br />
Faculty of Architecture:<br />
eth Studio Basel/<br />
Contemporary City Institute<br />
Institute for Urban Design<br />
Institute for Landscape<br />
Architecture
Website<br />
www.nsl.ethz.ch<br />
Das Netzwerk Stadt und Landschaft (nsl) verfolgt das Ziel,<br />
in Forschung und Lehre Grundlagen für eine menschengerechte<br />
und nachhaltige sowie ästhetisch und kulturell<br />
anspruchsvolle Gestaltung unserer Umwelt zu entwickeln<br />
und diese für die Öffentlichkeit verfügbar zu machen.<br />
Gegenstand seiner Arbeit sind, wie bereits sein Name<br />
suggeriert, Stadt und Landschaft sowie die Gleichzeitigkeit<br />
ihrer Phänomene. Im Zentrum steht zum einen die<br />
objektive Erhebung umweltrelevanter Daten, ihre Verknüpfung<br />
und ihre Übersetzung in Handlungsstrategien<br />
und zum anderen die subjektive Umsetzung dieser<br />
Strategien hinsichtlich kultureller und ästhetischer Qualitäten<br />
in einer klar definierten physischen Form. Dabei<br />
geht es um Fragen der Begriffsbestimmung, der Geschichte<br />
und ihrer Systematisierung, der Methodik, der Funktion<br />
und der Wahrnehmung. All diese Fragen (und einige<br />
mehr) sind allerdings auf jene der Gestaltung (und das<br />
heisst: des Entwurfs) bezogen.<br />
Um eine Kernkompetenz zur Stadt- und Landschaftsgestaltung<br />
zu bieten, umfasst das Netzwerk Stadt und<br />
Landschaft Architektur, Ingenieurwesen und Sozialwissenschaften.<br />
Es ist in fünf Institute gegliedert, die jeweils den<br />
Departementen Architektur oder Bau, Umwelt und Geomatik<br />
zugeordnet sind. Sowohl innerhalb der Institute<br />
als auch in interdisziplinärer Zusammenarbeit bearbeiten<br />
die Mitglieder des Netzwerks Stadt und Landschaft zum<br />
einen übergreifende Fragestellungen mit Blick auf das<br />
Ganze im Netzwerk, zum anderen Problemstellungen<br />
spezifischer Orte.<br />
Die Arbeitsschwerpunkte des Netzwerks Stadt und<br />
Landschaft sind:<br />
1.Entwicklung einer gemeinsamen Terminologie und<br />
Theorie der Veränderung von Raum und Umwelt und<br />
ihrer Gestaltungsregeln<br />
2.Erarbeitung neuer Planungsmethoden als Synthesen<br />
politischer, sozialer, ökonomischer, technischer, kultureller<br />
und ästhetischer Bedingungen<br />
3.Entwicklung von Regeln und Instrumenten für eine<br />
nachhaltige urbanisierte Landschaft<br />
4.Aufarbeitung der Geschichte der Wechselwirkungen zwischen<br />
Umwelt und Wirtschaft mit Stadt und Landschaft<br />
5.Modellhafte transdisziplinäre Planungsexperimente für<br />
schweizerische und europäische Gemeinden und Regionen.<br />
Im Bereich Bildung hat sich das Netzwerk Stadt und<br />
Landschaft folgende Ziele gesetzt:<br />
1.Ausbildung kompetenter Raumplaner, Verkehrsingenieure,<br />
Stadtplaner und Landschaftsgestalter<br />
2.Ausbildung exzellenter Planungsexperten für die Planung<br />
innerhalb der Schweiz<br />
3.Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses in den<br />
Disziplinen Raumordnung, Verkehrsingenieurwesen,<br />
Städtebau und Landschaftsarchitektur.<br />
Prof. Dr. Vittorio Magnago Lampugnani<br />
Vorsteher bis Ende 2007<br />
Prof. Günther Vogt<br />
Vorsteher<br />
By means of research and teaching, the Network City and<br />
Landscape (nsl) aims to lay the foundations for a design<br />
of our environment that meets human needs, is sustainable,<br />
and has high aesthetic and cultural quality, and also<br />
to make this design available to the public.<br />
The subject of study is, as suggested by its name, the<br />
city and landscape, and the phenomena occurring<br />
simultaneously in both. The main focus lies, on the one<br />
hand, on the objective collection of data relevant to<br />
the environment, their conjunction and translation into<br />
strategies for action; and, on the other hand, on the subjective<br />
implementation of these strategies with respect to<br />
cultural and aesthetic qualities in a clearly defined physical<br />
form. It involves questions of term definitions, of<br />
history and its systemization, of methodology, function<br />
and perception. All these questions (and some beyond)<br />
are, however, related to those of design.<br />
In order to provide core knowledge of urban and landscape<br />
design, the Network City and Landscape incorporates<br />
architecture, engineering and the social sciences.<br />
It is subdivided into five institutes, each of which is<br />
within the departments of architecture or civil, environmental<br />
and geomatics engineering. Both within the<br />
institutes and in their interdisciplinary collaboration, the<br />
members of the Network City and Landscape deal<br />
with broader questions that concern the Network as well<br />
as problems relating to specific sites.<br />
Work emphasis of the Network City and Landscape:<br />
1.Development of a common terminology and theory<br />
on the changes of space and environment and their rules<br />
of design.<br />
2.Elaboration of new planning methodologies, which<br />
synthesize the political, social, economical, technical,<br />
cultural and aesthetic terms and conditions.<br />
3.Development of rules and instruments for a sustainable<br />
urbanized landscape.<br />
4.Historical reflection of the interdependencies between<br />
environment and economy with the city and landscape.<br />
5.Exemplary transdisciplinary planning experiments for<br />
Swiss and European communities and regions.<br />
Education goals of the Network City and Landscape:<br />
1.Education of competent regional planners, civil<br />
engineers, urban designers and landscape architects.<br />
2.Education of excellent planning experts to serve<br />
in future planning tasks within Switzerland.<br />
3.Education of future scholars for the disciplines of land<br />
use regulation, transportation planning and systems,<br />
urban design and landscape architecture.<br />
209<br />
Prof. Dr. Vittorio Magnago Lampugnani<br />
Head until end of 2007<br />
Prof. Günther Vogt<br />
Head<br />
NSL Departement Architektur
eth Studio Basel/<br />
Institut Stadt der<br />
Gegenwart<br />
Prof. Roger Diener<br />
Prof. Jacques Herzog<br />
Prof. Marcel Meili<br />
Prof. Pierre de Meuron<br />
eth Studio Basel/<br />
Contemporary City<br />
Institute
Website<br />
www.nsl.ethz.ch/basel<br />
Was ist eine Stadt? Was macht das Spezifische einer<br />
Stadt aus? Was formt ihre Qualität? Offensichtlich folgt<br />
die zeitgenössische Stadt in ihrer Entwicklung keiner<br />
linearen Bewegung. Urbanisierungsprozesse werden von<br />
vielen verschiedenen Akteuren jeweils ohne Überblick<br />
über die Gesamtentwicklung gesteuert. Entsprechend verändert<br />
sich die Stadt oft auf weit auseinander liegende<br />
und widersprüchliche Ziele zu. Wie können Architektur<br />
und Städtebau auf diese multiplen, formgebenden<br />
Kräfte Einfluss nehmen? Welche Bedeutung haben sie in<br />
einem Prozess, der von Langsamkeit, Unberechenbarkeit<br />
und Trägheit bestimmt ist?<br />
Nach dem Abschluss des Projekts «Die Schweiz –<br />
ein städtebauliches Portrait», das 2005 in drei Bänden publiziert<br />
wurde, hat das eth Studio Basel ein Forschungsprojekt<br />
begonnen, das sich auf internationaler Ebene mit<br />
urbanen Transformationsprozessen beschäftigt, fokussiert<br />
auf Regionen wie die sieben Kanarischen Inseln oder die<br />
trinationale Region von MetroBasel, und auf Städte wie<br />
Belgrad, Havanna, Nairobi, Casablanca oder Hongkong.<br />
Die Forschungsaktivitäten des Studios zielen darauf ab,<br />
Spuren urbaner Veränderung im materiellen, physisch<br />
wahrnehmbaren Raum aufzudecken und nachzuzeichnen.<br />
Aspekte zeitgenössischen urbanen Lebens sollen in<br />
unterschiedlichen Kontexten durch genaues Beobachten<br />
und Beschreiben analysiert und hinterfragt werden.<br />
Diese Methode ist in den letzten Jahren zusammen mit<br />
den Studierenden im Studio Basel entwickelt worden<br />
und macht keinen Unterschied zwischen Unterricht und<br />
Feldforschung, Entwurf und Analyse.<br />
Studio Basel setzt sich mit Regionen auseinander, die<br />
in einer ambivalenten Entwicklung stehen, die entweder<br />
von der Globalisierung geprägt sind – und diesen<br />
Prozess aktiv mitformen – oder durch deren Auswirkungen<br />
widrig beeinflusst werden. Den Untersuchungen<br />
liegt eine Vermutung zu Grunde, dass sich Städte<br />
unter dem Einfluss der Globalisierung nicht auf einen<br />
gemeinsamen Fluchtpunkt hin entwickeln, sondern<br />
gerade ihre Unterschiedlichkeit verteidigen, ausbauen oder<br />
umbauen werden. Sie werden dies nicht durch tun,<br />
dass sie einfach ihre lokale Besonderheit oder ihre historische<br />
Tradition verfestigen, sondern sie werden unter<br />
den gegenwärtigen internationalen Bedingungen aus sich<br />
selbst heraus neue Wege der Transformation und<br />
neue Formen der Differenz entwickeln. Die Städte werden<br />
gerade durch die Bedingungen einer globalisierten<br />
Welt auf ihre eigene Materialität zurückgeworfen. Da diese<br />
Entwicklung nicht nur die explodierenden «global cities»<br />
betrifft, sondern auch «periphere» oder stagnierende,<br />
«geschichtslose» oder «traditionelle» Städte, «no name»<br />
und «famous cities», interessiert es uns, verschiedene<br />
Mechaniken der Transformation von Stadttypen zu untersuchen:<br />
Wie bauen Städte ihren Körper um, wenn sie<br />
allmählich an internationale Energieströme angeschlossen<br />
werden? Wie werden sie ihre besondere Physiognomie<br />
weiterentwickeln? Was macht das Spezifische dieser<br />
Städte aus?<br />
211<br />
What is a city? What characterizes its specificity? What<br />
shapes its qualities? How do human activities interact with<br />
its material processes? The evolution of the contemporary<br />
city does not follow a linear trajectory. The transformations<br />
that mark it are often directed towards<br />
distant and concurrent goals, promoted by a multitude<br />
of actors who interact without knowledge of the overall<br />
situation. How can architecture and urbanism interact<br />
with contemporary city’s inherent form-generating capabilities?<br />
How can they relate to the contemporary city’s<br />
evolution by drift, to its inertia?<br />
After the four-year study ‘Switzerland – an Urban<br />
Portrait’ that investigated the urban condition of Switzerland<br />
as a thoroughly urbanized country, eth Studio<br />
Basel started a research program on processes of transformation<br />
in the urban domain on an international<br />
scale, focusing on the urbanization process on the seven<br />
Canary Islands, the development of the tri-national<br />
region of MetroBasel, and on cities such as Belgrade,<br />
Havana, Nairobi, Casablanca or Hong Kong.<br />
The Institute’s research activity uncovers traces of<br />
urban change in the material space of the inhabited landscape.<br />
The research engages issues of the contemporary<br />
urban condition by describing rigorously the modalities<br />
of physical transformation in different environments<br />
and contexts. Each modality was developed in collaboration<br />
with the students in Basel and makes no separation<br />
between teaching, fieldwork, design and research.<br />
Studio Basel investigates regions that are often ambiguous<br />
in their development, both embedded in the<br />
globalization process, partially shaping it, and affected<br />
by its adverse repercussions. These are places that<br />
maintain a spin, for they are connected to international<br />
energy flows that continue to evolve, without ever<br />
exploding or collapsing. These investigations are based<br />
on the assumption that contemporary cities do not<br />
develop towards a common vanishing point but rather<br />
consolidate, transform or adapt their specific traits.<br />
These processes are not only undertaken through their<br />
local specificity or historical tradition, but by developing<br />
new modalities of transformation and novel forms of<br />
differentiation in the wake of contemporary global networks.<br />
Cities are hence drawn back to their own material<br />
configuration through the processes of globalization<br />
With this statement, we could imply that these developments<br />
do not only imbue the exploding ‘global cities’:<br />
on the contrary, we are interested in the study of different<br />
urban conditions – peripheral, stagnating, traditional or<br />
without history, anonymous or famous – on basis of the<br />
diverse transformational devices that underlie their<br />
specific situations. How do cities develop, change and<br />
adapt their tangible selves, their physical configurations,<br />
when they are connected to the international energy<br />
flows? How are they reconfiguring their particular<br />
physiognomy? What makes them specific?<br />
NSL/Studio Basel Departement Architektur
eth Studio Basel/<br />
Institut Stadt der<br />
Gegenwart<br />
eth Studio Basel/<br />
Contemporary City<br />
Institute<br />
Professor<br />
Roger Diener<br />
Jacques Herzog<br />
Marcel Meili<br />
Pierre de Meuron<br />
Lehrbeauftragter<br />
Dr. Christian Schmid<br />
Assistenz<br />
Mathias Gunz<br />
Manuel Herz<br />
Rolf Jenni<br />
Christian Müller Inderbitzin<br />
Ligia Nobre<br />
Shadi Rahbaran<br />
Milica Topalovic<br />
Ying Zhou
Belgrad<br />
Formal/Informal<br />
Welches sind die urbanen Eigenschaften der «neuen Normalität»<br />
von Belgrad, einer Stadt, deren Entwicklung<br />
in den letzten Jahren von politischen und ökonomischen<br />
Krisen sowie dem raschen «post-sozialistischen» Übergang<br />
geprägt war? Inwiefern ist das grosse Erbe an architektonischer<br />
und städtebaulicher Moderne Belgrads<br />
von diesen transformierenden Kräften beeinflusst worden?<br />
Welche Bedeutung für die Stadt hat der Bau von 200000<br />
illegalen Behausungen, die zum Grossteil seit 1990<br />
realisiert worden sind? Ist das informelle Belgrad, eine Stadt<br />
nahe der «Krise» und mit explodierender metropolitaner<br />
Ausdehnung eine Kondition der dritten Welt oder ist Belgrad<br />
eine europäische Stadt? Dies waren unter anderen<br />
zentrale Fragen hinter «Belgrad Formal/ Informal», einem<br />
zwei Jahre dauernden «Urban Research-Projekt». Zugleich<br />
war es Teil einer grösseren Serie städtebaulicher Analysen<br />
über internationale Städte wie Hongkong, Casablanca<br />
und Havanna, die seit 2004 im eth Studio Basel durchgeführt<br />
werden.<br />
Belgrad, eine der ältesten Städte Europas, ist historisch<br />
sowohl mit dem Orient (Byzanz, Ottomanisches Reich)<br />
als auch mit dem Okzident (Österreichisch-Ungarische<br />
Monarchie) verbunden. Nach dem 2. Weltkrieg wurde die<br />
moderne Stadt Belgrad unter Tito als neue Hauptstadt<br />
Jugoslawiens zwischen den beiden alten städtischen Kernen<br />
von Belgrad und Zemun gebaut. Das Studio Basel hat<br />
sich bei der Analyse jedoch hauptsächlich auf die letzten<br />
zwei Jahrzehnte der Entwicklung konzentriert, nachdem<br />
die Stadt die turbulente Auflösung Jugoslawiens, die<br />
Diktatur Milosevics sowie das Bombardement der nato<br />
durchleben musste. Mit Studierenden des Studio Basel<br />
wurde eine Serie von Fällen untersucht, die symptomatisch<br />
für diese aktuellen Transformationsprozesse sind: Die<br />
neoliberale Art und Weise, mit der das modernistische<br />
«Neu-Belgrad» und die sozialistischen «Mega-Blocks»<br />
der 1960er und 1970er Jahre adaptiert wurden, die unterschiedlichen<br />
Gebiete, in denen informelle Siedlungen<br />
von durchwegs allen sozialen Klassen, einschliesslich der<br />
sogenannten Wilden Reichen, gebaut werden. Weitere<br />
Untersuchungen betrafen die den Flussraum besetzenden<br />
informellen Freizeit- und Erholungsgebiete sowie die<br />
neue Positionierung von Institutionen, die unter anderem<br />
durch den Prozess der Legalisierung illustriert sind.<br />
Es wurde klar, dass das heutige Belgrad seinen Umbruch<br />
als Konflikt zwischen geschwächten formellen<br />
Energien der modernen Stadt und dem nahezu «biologisch»<br />
wuchernden Wachstum der informellen Stadt erfährt,<br />
der neue Formen von Stabilität jenseits von Gesetzen<br />
und Masterplänen produziert.<br />
Das Buch «Belgrad Formal/ Informal» mit sechs Essays<br />
und reichhaltigem Dokumentationsmaterial erscheint in<br />
der zweiten Jahreshälfte 2008.<br />
213<br />
Belgrade<br />
Formal/ Informal<br />
What are urban characteristics of the ‘new normality’ of<br />
Belgrade, a city whose development in recent years<br />
has been marked by a political and economic crisis and<br />
a rapid post-socialist transition? How is the large body<br />
of modern architectural and urbanistic heritage of Belgrade<br />
influenced by these transformational forces? What<br />
is the impact of the 200000 illegal buildings on the<br />
city, most of which have been constructed since 1990?<br />
Is informal Belgrade a city close to the crisis-prone,<br />
exploding metropolises of the ‘third world’, or is Belgrade<br />
a European city? These were among central questions<br />
behind ‘Belgrade: Formal/Informal’, a two-year urban research<br />
project and a part of a larger series of urban<br />
investigations on international cities carried out in eth<br />
Studio Basel since 2004, including cities such as Hong<br />
Kong, Casablanca and Havana.<br />
Belgrade is one of the oldest cities of Europe, historically<br />
linked to the Orient (Byzantium, Ottoman Empire)<br />
and the Occident (Austro-Hungarian Empire). After the<br />
World War ii, under Tito, the modern city of New<br />
Belgrade was built as the new capital of Yugoslavia, inbetween<br />
the old cores of Belgrade and Zemun. Studio<br />
Basel focused, however, on the last two decades, when the<br />
city underwent the turbulent dissolution of Yugoslavia,<br />
Milosevic’s dictatorship and the nato bombing. With<br />
its students, Studio Basel investigated a series of case<br />
studies symptomatic of these recent processes of change:<br />
the neo-liberal manner in which the modernist New<br />
Belgrade and the socialist ‘mega-blocks’ from the 1960s<br />
and 70s are being adapted, the different areas where<br />
informal settlements have been built by all social classes<br />
including the ‘wild rich’, the informal leisure occupying<br />
the city’s riverfronts and the new position of institutions<br />
illustrated in the process of legalization, among others.<br />
It became clear that contemporary Belgrade experienced<br />
its transformation as a conflict between the weakened<br />
formal energies of the modern city and the nearly<br />
‘biological’, rampant growth of the informal city producing<br />
new forms of stability outside of laws and master plans.<br />
The book ‘Belgrade Formal/ Informal’ with six essays<br />
and an abundance of documentary material is due for<br />
publication in the second half of 2008.<br />
NSL/Studio Basel Departement Architektur<br />
Roger Diener, Jacques Herzog, Marcel Meili, Pierre de Meuron
Roger Diener, Jacques Herzog, Marcel Meili, Pierre de Meuron<br />
NSL/Studio Basel Departement Architektur<br />
Thurgau<br />
Projekte für die Stillen<br />
Zonen<br />
Seit Juni 2006 erarbeitet ein Projektteam des eth Studio<br />
Basel im Auftrag des «Think Tank Thurgau», einer Stiftung<br />
mit privater und öffentlicher Beteiligung, konkrete Projekte<br />
für die «Stillen Zonen» im Kanton Thurgau. Diese<br />
Forschungsarbeit ist eine Fortführung der Studie<br />
zur Schweiz, die im Jahr 2005 mit der Publikation «Die<br />
Schweiz – ein städtebauliches Porträt» abgeschlossen<br />
wurde.<br />
Ausgehend von der Erkenntnis, dass auch innerhalb<br />
der Stillen Zonen unterschiedliche Beschaffenheiten<br />
existieren, wurden für zwei konkrete Orte in den Stillen<br />
Zonen Projekte entwickelt, die alternative Entwicklungsszenarien<br />
aufzeigen sollen. Es handelt sich dabei um<br />
einen Kulturlandschaftspark auf dem Seerücken zwischen<br />
Thurtal und Bodensee sowie einen Parkway – eine<br />
Alternative zur geplanten Schnellstrasse t14 – zwischen<br />
Weinfelden und Romanshorn. Beide Entwürfe gehen<br />
von der Landschaft als dem grössten Potential der Stillen<br />
Zonen aus, wählen aber unterschiedliche Strategien im<br />
Umgang mit ihr. Ansatzpunkt sind die Bedingungen und<br />
Qualitäten des jeweiligen Ortes. Beim Kulturlandschaftspark<br />
geht es um eine noch «intakte» Kulturlandschaft,<br />
die von äusseren Einflüssen fast unberührt scheint. Der<br />
Entwurf versucht diese Landschaft zu bewahren, indem<br />
er sie mit einer neuen, zusätzlichen Nutzung überlagert,<br />
ihr eine Form und einen Namen gibt.<br />
Der Parkway ist unter anderen Voraussetzungen entstanden.<br />
Er verbindet zwei divergierende Kantonsteile<br />
und aktiviert im Zentrum jenen Teil der Stillen Zone,<br />
der bereits einmal urbanisiert war und eine zukünftige<br />
(Siedlungs-)Entwicklung geradezu herausfordert. Der<br />
Parkway will im Weiteren dazu anregen, bei der in Planung<br />
befindlichen Schnellstrasse landschaftliche sowie dramaturgische<br />
Aspekte in die Strassenplanung miteinzubeziehen.<br />
Denn eine Strasse ist nicht ausschliesslich eine<br />
technische, sondern auch eine entwerferische Herausforderung<br />
und kann als «Wahrnehmungsmaschine» einen<br />
zusätzlichen Mehrwert schaffen.<br />
Kulturlandschaft und Parkway sind schliesslich Elemente<br />
desselben grösseren Bildes: Bewahren und Entwickeln<br />
beschreiben eine Zwillingsfigur. Während das eine<br />
Gebiet in der Stillen Zone Entwicklung zulässt oder<br />
sogar herausfordert, wird dadurch der anderen Region gewissermassen<br />
«Energie entzogen» und ein Bewahren,<br />
ein Freihalten von Landschaft möglich gemacht.<br />
Mitte April 2008 wurde die Studie im Rahmen der<br />
Stiftungsversammlung des Think Tank Thurgau einer<br />
breiteren Öffentlichkeit vorgestellt. Zu diesem Anlass erschien<br />
auch eine Publikation, die vom Niggli Verlag<br />
herausgegeben wurde.<br />
214<br />
Thurgau<br />
Projects for Its Quiet Zones<br />
Since June 2006, a project team of eth Studio Basel has<br />
been developing concrete projects for the ‘quiet zones’<br />
in the Canton of Thurgau on behalf of the ‘Thurgau<br />
Think Tank’, a foundation with private and public participation.<br />
This research continues a study on Switzerland<br />
completed in 2005 with the publication of ‘Switzerland –<br />
An Urban Portrait’.<br />
Starting with the realization that diverse configurations<br />
exist within these quiet zones too, projects were developed<br />
for two concrete sites within the zones, which are to<br />
show alternate development scenarios. The project comprises<br />
a cultural landscape park on the Seerücken between<br />
Thurtal and Lake Constance as well as a parkway – an<br />
alternative to the t14 highway – between Weinfelden and<br />
Romanshorn. Both designs start from the assumption<br />
that the landscape has the greatest potential for quiet<br />
zones, although they require different strategies to deal<br />
with it. Both projects begin with the conditions,<br />
specific features and qualities of each respective site. In<br />
the case of the cultural landscape park, this is a still<br />
‘intact’ cultural landscape that seems as yet almost untouched<br />
by external influences. The design strives<br />
to preserve this landscape by superimposing a new and<br />
additional use, providing it with a form and name.<br />
The parkway was created under different premises. It<br />
links two diverging parts of the canton and activates<br />
that a portion at the center of the quiet zone that had<br />
already been urbanized once and literally begs for a<br />
future development (of a settlement). Besides, the parkway<br />
is intended to stimulate landscape-based and<br />
dramaturgical aspects for integration in the road network<br />
and the current plans for a highway: after all, a road<br />
is not exclusively a technical enterprise, but also a design<br />
challenge and may create added value as a ‘machine of<br />
perception’.<br />
Cultural landscape and parkway are finally elements<br />
of one and the same larger image: preserve and develop<br />
describe a twin figure. While one region in the quiet<br />
zone allows or even demands development, the other one<br />
remains ‘drained of energy’, so so speak, and allows us<br />
to preserve its landscape and to keep it open.<br />
By mid-April 2008, the study was presented to a<br />
larger public within the context of the Think Tank<br />
Thurgau Foundation meeting. On this occasion, a paper<br />
published by Niggli Verlag was been released as well.
MetroBasel Comic MetroBasel Comic<br />
Wie können wir eine Diskussion über Stadtgestaltung<br />
und eine städtebaulichen Analyse in der breiten Öffentlichkeit<br />
anregen? Wie vermitteln wir Ideen den Bewohnern<br />
einer Region? Wie können wir die Relevanz und<br />
das Spektrum urbanistischer Themen verdeutlichen?<br />
Die trinationale Region «MetroBasel» hat – neben den<br />
urbanistischen Untersuchungen von Städten wie Nairobi,<br />
Neapel oder den Kanarischen Inseln – in der Arbeit des<br />
eth Studio Basel während der letzten Jahre eine zentrale<br />
Rolle eingenommen. Fragen der Planungsmethodik<br />
standen im Vordergrund: Wie plant man in einer Region,<br />
die durch Landes-, Kantons- und Gemeindegrenzen<br />
zerschnitten ist und sich auf drei unterschiedliche Landschaftsregionen<br />
– Jura, Schwarzwald und die Vogesen –<br />
und auf zwei Sprachgebiete verteilt? Wie gestaltet sich das<br />
Verhältnis zwischen der dichten Kernstadt, den umliegenden<br />
Vorstädten und den entfernteren ländlichen Gebieten?<br />
Überdies ging es um konkrete Ideen zur räumlichen<br />
Gestaltung: Neue Parks, die die Landschaftszonen bis in<br />
das Stadtzentrum fliessen lassen, künstliche Seen als<br />
Energiespeicher und Naherholungsgebiete oder die räumliche<br />
Umstrukturierung städtebaulicher Fokuspunkte zu<br />
Motoren einer trinationalen Regionalentwicklung.<br />
Der MetroBasel Comic führt die Überlegungen und<br />
Studien, die am eth Studio Basel zu dieser Region<br />
entstanden sind, zu einem Beitrag zusammen, macht sie<br />
einem breiten Publikum zugänglich und möchte eine<br />
Diskussion anregen. Unterschiedliche Personen erzählen<br />
die Geschichte der Region, beschreiben sie anhand<br />
distinktiver Tätigkeiten und Handlungen im städtischen<br />
Umfeld. Einzelne Akteure bringen Defizite deutlich<br />
zur Sprache oder entwickeln räumliche Vorstellungen von<br />
Planungen auf städtebaulicher und architektonischer<br />
Ebene. Die Studierenden am Institut, die Mitarbeiter,<br />
Kollegen, externe Fachleute sowie ein romantisches<br />
Liebespaar sind die Figuren, die MetroBasel als Modell<br />
einer europäischen urbanen Region mit all seinen<br />
Facetten, Möglichkeiten und Ideen zeigen.<br />
How can we generate a discussion on urban design and<br />
analysis in a wider public forum? How do we communicate<br />
ideas in these fields to the inhabitants of a region?<br />
How can we illustrate the relevance and spectrum of<br />
urbanist themes?<br />
Apart from research on cities such as Nairobi, Naples<br />
or the Canary Islands, the tri-national region of Metro-<br />
Basel has always occupied a central place in the work of<br />
the institute during the last few years. Questions of<br />
planning methodology occupied the foreground: How<br />
do you plan in a region that is dissected by a large<br />
number of national, cantonal and communal boundaries,<br />
as well as being spread out over three specific landscape<br />
regions – the Jura, the Black Forrest and the Vosges –<br />
with two different languages spoken? What is the relationship<br />
between the dense core city of Basel, its surrounding<br />
smaller towns and suburban areas, and the more dis-<br />
tant rural regions? On the other hand, concrete scenarios<br />
of urban and spatial formations were developed and<br />
assessed: New parks that can bring the landscape regions<br />
into the center of the core city, artificial lakes as energy<br />
reservoirs and recreation zones, or the architectural and<br />
spatial redevelopment of urban focal points as generators<br />
of regional and tri-national development.<br />
The MetroBasel Comic joins the concepts and studies<br />
that have been developed at the eth Studio Basel for<br />
this region into one single volume. It makes them accessible<br />
to a wide audience and aims at triggering a public<br />
discussion. Different characters narrate the story and the<br />
history of the region and describe it using a range of<br />
distinct activities in the urban context. Individual voices<br />
point out its deficits or develop spatial scenarios and<br />
planning proposals on an urbanistic or architectural level.<br />
The students of the institute, its staff, colleagues, external<br />
experts as well as a romantic couple are the figures<br />
and actors that demonstrate how MetroBasel functions<br />
as a model of a European urbanized region, with all its<br />
facets, potentials and ideas.<br />
NSL/Studio Basel Departement Architektur<br />
Roger Diener, Jacques Herzog, Marcel Meili, Pierre de Meuron
Fach Institut für Städtebau (isb) Professor Institute for Urban Design<br />
Professur für Architektur<br />
und Entwurf<br />
Prof. Dr. Marc M. Angélil<br />
Professur für Architektur<br />
und Städtebau<br />
Prof. Kees Christiaanse<br />
Professur für Geschichte<br />
des Städtebaus<br />
Prof. Dr. Vittorio Magnago Lampugnani<br />
Chair of Architecture<br />
and Design<br />
Chair of Architecture<br />
and Urban Design<br />
Chair of the History<br />
of Urban Design
Website<br />
www.isb.arch.ethz.ch<br />
Das Institut für Städtebau hat das Ziel, neue Grundlagen<br />
und Methoden zum Stadtentwerfen zu entwickeln und<br />
zu vermitteln. Dazu gliedert es sich in drei Forschungsschwerpunkte,<br />
die von je einer Professur getragen werden.<br />
– Professur für Architektur und Städtebau<br />
Prof. Kees Christiaanse<br />
«Entwurfsstrategien und -instrumente im urbanen Raum»<br />
setzt auf die Beobachtung urbaner Phänomene und die<br />
Entwicklung der im Entwurf einsetzbaren Methoden und<br />
Werkzeuge. Das Ziel ist die Erarbeitung nachhaltiger<br />
Strategien für die Städtebaupraxis, welche die veränderten<br />
gesellschaftlichen Tendenzen kreativ in dynamische<br />
Planungs- und Steuerungsprozesse integrieren sollen. Zu<br />
diesem Zwecke werden aktuelle Themen wie der Wandel<br />
der Kulturlandschaft, die Aktivierung urbaner Brachen<br />
oder die Verdichtung städtischer Knotenfelder beleuchtet.<br />
Vertiefend geben Studien zur Diversifikation, Spezialisierung<br />
und Topologie von Netzen einen Einblick in die<br />
Struktur urbaner Systeme. Die aus der Synergie von<br />
Forschung und Entwurf gewonnenen Erkenntnisse helfen<br />
komplexe Entwicklungen im urbanen Raum zukunftsweisend<br />
zu initiieren und zu steuern.<br />
– Professur für Geschichte des Städtebaus<br />
Prof. Dr. Vittorio Magnago Lampugnani<br />
Im Schwerpunkt «Systematik des Städtebaus» werden Strategien<br />
für den Städtebau des 21. Jahrhunderts entwickelt,<br />
die von den ästhetischen und funktionalen Qualitäten<br />
existierender oder geplanter Stadtformen ausgehen und<br />
als Leitbilder für den urbanistischen Entwurf dienen.<br />
Das Ziel ist der Aufbau von Grundlagen für den Städtebau,<br />
die bestehen und auch neu geschaffen werden<br />
müssen. Es wird ein Instrumentarium erarbeitet, das über<br />
interdisziplinäre Arbeitsprozesse Lösungsansätze für<br />
kreative städtische Eingriffe liefert. Inspiration liefern Traktate<br />
der Antike ebenso wie Handbücher des 19. und<br />
20. Jahrhunderts. Sie zeigen, dass systematisch gesammelte<br />
Erfahrungen über die Zusammenhänge von Lebensund<br />
Stadtformen ein Fundament für eine städtebauliche<br />
Disziplin bilden, die wissenschaftlichen Anspruch erhebt,<br />
ohne ihre künstlerische Dimension zu verleugnen.<br />
– Professur für Architektur und Entwurf<br />
Prof. Dr. Marc M. Angélil<br />
Der dritte Forschungsschwerpunkt «Randstadt Morphologie»<br />
beschäftigt sich mit der nachhaltigen Entwicklung<br />
zeitgenössischer urbaner Territorien. Wie beeinflussen<br />
sich die unterschiedlichen Kräfte bei der Determinierung<br />
von Stadt gegenseitig? Wie sind ihre morphogenetischen<br />
Prozesse konzipiert? Ein Diskurs wird eröffnet über<br />
das Verhältnis von Genese und Form, von operativen Abläufen<br />
und urbaner Organisation. Unterschiedliche Parameter<br />
wirken aufeinander ein; sie bilden ein differentielles<br />
Feld, in dessen Rahmen Entwicklung stattfindet, und<br />
tragen in jeder einzelnen Phase des Prozesses zur Kristallisierung<br />
formaler Konstrukte bei. Die urbane Morphologie<br />
manifestiert sich als Organisation ineinander verwobener,<br />
dynamischer Gefüge. In dieser Hinsicht beruht<br />
Gestalten nicht auf dem Verständnis von Architektur<br />
als geschlossenes System, sondern entwickelt sich aus<br />
einem Netzwerk oszillierender Beziehungen.<br />
Prof. Kees Christiaanse<br />
Vorsteher<br />
The aim of the Institute of Urban Design is to develop<br />
and impart knowledge of new principles and methods of<br />
urban design. It is organized in three professorships, each<br />
with its own research emphasis.<br />
– Chair of Architecture and Urban Design<br />
Prof. Kees Christiaanse<br />
‘Design Strategies and Instruments in Urban Space’ concentrates<br />
on the observation of urban phenomena and<br />
the development of methods and tools at the interface between<br />
architecture and urban design. The aim is to develop<br />
sustainable strategies for the urban planning practice,<br />
which foster an inventive response to social tendencies<br />
and creatively integrate them into dynamic planning<br />
and steering processes. The transformation of the cultural<br />
landscape, the activation of urban wastelands or the<br />
intensification of urban nodes is illuminated in-depth.<br />
Additionally, detailed studies on diversification,<br />
specialization and the topology of networks deliver insights<br />
into the structure of urban systems. The findings<br />
drawn from this synergy between research and design<br />
help to initiate and guide complex urban developments.<br />
– Chair of the History of Urban Design<br />
Prof. Dr. Vittorio Magnago Lampugnani<br />
The emphasis ‘Systematics of Urban Design’ focuses on<br />
developing urban strategies based on the aesthetic and<br />
functional qualities of existing or planned urban forms,<br />
which are able to serve as guidelines for urban developments.<br />
Its objective is to build up fundamental principles<br />
for the discipline of urban design, some of which exist<br />
and some of which have yet to be developed. The final<br />
output of this methodical research will be an instrument<br />
which offers basic strategies for creative urban<br />
interventions through interdisciplinary working processes.<br />
Inspiration is taken from treatises of antiquity as well as<br />
manuals of the 19th and 20th century. They demonstrate<br />
that systematically collected knowledge on the relationship<br />
of life and urban forms can become the foundation<br />
for urban design principles, claiming scientific substantiation<br />
without denying an artistic dimension.<br />
– Chair of Architecture and Design<br />
Prof. Dr. Marc M. Angélil<br />
The third research emphasis ‘Edgecity Morphology’ focuses<br />
on contemporary urban territories and their potential<br />
sustainable development. The urban periphery is evaluated<br />
in terms of generative factors at work in the formation<br />
of its fabric. The project investigates the parameters involved<br />
in the production of territories and their development<br />
over time. The city is regarded as an assemblage<br />
in a state of flux: Varying parameters act upon one another<br />
to create a differential field within which development<br />
takes place, and form materializes through processes of<br />
translation. Utilizing design procedures, the objective<br />
is the demarcation of a field of possibilities that emphasize<br />
sustainable propositions for the making of urban space.<br />
Design is based on an understanding of architecture not<br />
as a closed system but rather generated out of a network<br />
of changing relationships.<br />
217<br />
Prof. Kees Christiaanse<br />
Head<br />
NSL/Institut ISB Departement Architektur
Professur für Architektur<br />
und Entwurf<br />
Chair of Architecture<br />
and Design<br />
Professor<br />
Dr. Marc M. Angélil<br />
Projektleitung<br />
Jörg Stollmann<br />
Lukas Küng<br />
Team<br />
Dawit Benti<br />
Zegeye Cherenet<br />
Noboru Kawagishi
Website<br />
www.angelil.arch.ethz.ch<br />
Städtebau und Armut<br />
Addis Abeba<br />
MAS UTDT und die Plattform Städtebau<br />
Mit der Konzeption des mas-Programms «Urban Transformation<br />
in Developing Territories» 1 hat die Professur<br />
das Format des Urban Design Research Studios eingeführt.<br />
Städtebaulicher Entwurf und Forschung werden als<br />
integrativ begriffen, um die Lehre gezielt auf Erkenntnisgewinne<br />
für die spätere berufliche Praxis der Studierenden<br />
auszurichten. Für das komplexe Verhandlungsfeld,<br />
in dem städtebauliche Entscheidungen getroffen werden,<br />
sind Erwerb, Verarbeitung und Kommunikation von<br />
Wissen unabdingbare Faktoren. Über einen Zeitraum von<br />
drei Jahren werden urbane Fallstudien zu eigenständigen<br />
Forschungsprojekten vertieft, in denen Werkzeuge der<br />
Recherche, des Entwurfs und der Kommunikation getestet<br />
werden. Diese Projekte werden in enger Zusammenarbeit<br />
mit den lokalen Behörden und Institutionen durchgeführt.<br />
Das erste dieser Vorhaben ist das Projekt «Städtebau<br />
und Armut – Addis Abeba», das von 2006 bis<br />
2009 in Zusammenarbeit mit der Universität von Addis<br />
Abeba (aau), dem äthiopischen Engineering Capacity<br />
Building Program (ecbp) und der Deutschen Gesellschaft<br />
für Technische Zusammenarbeit (gtz) durchgeführt<br />
wird.<br />
Städtebau und Armut<br />
Die Entwicklung urbaner Metropolen im 21. Jahrhundert<br />
muss sich zwei Herausforderungen stellen: einem<br />
beispiellosen Wachstum und die gleichzeitig rapide Verarmung<br />
der städtischen Bevölkerung. Eine der Ursachen<br />
ist die Migration der marginalisierten Landbevölkerung in<br />
die Städte. Bereits 2010 werden mehr als die Hälfte<br />
der Weltbevölkerung, beinahe 3.5 Milliarden Menschen,<br />
in Städten leben. Daraus ergeben sich völlig neue Anforderungen<br />
an den Städtebau. Neben einem Verständnis<br />
für die politischen, sozialen und ökonomischen Grundlagen<br />
dieser Prozesse sind auch Kenntnisse über die<br />
Koordination der informellen und formellen Sektoren<br />
unabdingbar. Vor diesem Hintergrund wird Städtebau<br />
zu einer Plattform, auf der die Abgleichung lokaler und<br />
globaler Kräfte, formeller und informeller Prozesse<br />
und Bottom-up- und Top-down-Entscheidungen verhandelt<br />
wird. Architekten und Städtebauer müssen sich<br />
für ihre Rolle als Gestalter und Vermittler der Zukunft der<br />
Stadt gegenüber den Akteuren der Wirtschaft, Administration<br />
und Bevölkerung qualifizieren. Dabei gilt es,<br />
1 Von Herbst 2008 an «MAS<br />
in Urban Design» in Zusammenarbeit<br />
mit der Professur Kees<br />
Christiaanse.<br />
219<br />
Urban Design and Poverty<br />
Addis Ababa<br />
MAS UTDT and the Platform Urban Design<br />
The Urban Design Research Studio is the key component<br />
of the mas in the Architecture program ‘Urban Transformation<br />
in Developing Territories’ 1 . Urban design and<br />
research are integrated in order to provide students<br />
with methods of knowledge gathering applicable to their<br />
future design practice. Urban design decisions are the<br />
products of complex negotiations between different stakeholders<br />
and thus the extraction, processing and communication<br />
of knowledge are indispensable factors of the<br />
design process. Over the course of a three-year period,<br />
specific case studies develop into independent research projects<br />
in which tools of research, design and communication<br />
are tested. Those projects are developed in close<br />
collaboration with the local administration and institutions.<br />
The first research project ‘Urban Design and<br />
Poverty – Addis Ababa’ running from 2006 till 2009<br />
is a cooperation with the University of Addis Ababa (aau),<br />
the Ethiopian Engineering Capacity Building Program<br />
(ecbp), and the German Gesellschaft für Technische<br />
Zusammenarbeit (gtz).<br />
Urban Design and Poverty<br />
The development of metropolitan urban areas in the 21st<br />
century faces two major challenges: the unprecedented<br />
growth of urban populations and simultaneously, their<br />
rapid impoverishment. The cause of this situation is the<br />
migration of the marginalized rural population to the<br />
cities. As soon as 2010, more than half of the world’s population<br />
will live in cities, numbering nearly 3.5 billion<br />
inhabitants. Hence urban design has to adjust to those<br />
major challenges. While an understanding of the political,<br />
social and economic conditions shaping those developments<br />
are prerequisite, knowledge about the coordination<br />
of formal and informal processes is becoming increasingly<br />
important for the profession. Urban design is becoming<br />
the platform with which the following forces are negotiated:<br />
the alignment of global and local power, informal<br />
1 From Fall, 2008 onwards,<br />
‘MAS in Urban Design’ in collaboration<br />
with the chair<br />
of Prof. Kees Christiaanse.<br />
NSL/Institut ISB Departement Architektur<br />
Marc M. Angélil
Marc M. Angélil<br />
NSL/Institut ISB Departement Architektur<br />
ähnliche Muster und Strategien in den globalen Brennpunkten<br />
urbaner Entwicklung zu entdecken. Obwohl zwischen<br />
sogenannten entwickelten und sich entwickelnden<br />
Territorien ein starkes ökonomisches Gefälle besteht,<br />
sind es nicht nur die Missstände, sondern auch die selbstorganisatorischen<br />
Lösungsansätze der Armutszentren,<br />
die diese als Fallstudien auszeichnen. Dies ist in besonderem<br />
Mass auf die Hauptstadt Äthiopiens, Addis<br />
Abeba, zutreffend.<br />
Addis Abeba<br />
Addis Abeba, Sitz der äthiopischen Regierung und der<br />
African Union, ist eine der am schnellsten expandierenden<br />
afrikanischen Metropolen mit einer Bevölkerung<br />
von schätzungsweise mehr als 4 Millionen 2 und einer<br />
jährlichen Zuwachsrate von mehr als fünf Prozent. Die<br />
Dichte der vorwiegend einstöckig bebauten Stadt liegt<br />
damit bei ca. 7000 Einwohnern pro Quadratkilometer.<br />
Mehr als zwei Dritteln der Bevölkerung lebt unter<br />
der von den Vereinten Nationen definierten Armutsgrenze,<br />
mehr als 90 Prozent der Siedlungsstrukturen werden<br />
von der un als Slum klassifiziert. Diese Kategorisierung<br />
ermöglicht einen ersten Vergleich zu anderen urbanen<br />
Metropolen; sie verstellt allerdings den Blick auf die realen<br />
Lebensbedingungen der Bewohner.<br />
Eine Reihe spezifischer Qualitäten zeichnen Addis<br />
Abeba als Fallstudie aus. Die Hauptstadt hat eine für<br />
den afrikanischen Kontinent eindrückliche Geschichte<br />
und Praxis urbaner Planung. Es zeichnet sich eine<br />
zukünftige ökonomische Entwicklung auf der Grundlage<br />
global ausgerichteter Agrarproduktion von Kaffee<br />
und Schnittblumen ab. Addis Abebas Urbanität ist schon<br />
immer durch die ländlich geprägte Lebensweise der zuwandernden<br />
Bevölkerung, die Integration sozialer Schichten<br />
und das friedliche Zusammenleben unterschiedlicher<br />
Religionsgemeinschaften geprägt. Diese einzigartige<br />
synergetische Mischung von Lebensweisen, lokal als<br />
«Mixity» bezeichnet, gerät unter dem Druck des momentanen<br />
Wachstums in die Krise. Segregation und Ver-<br />
220<br />
and formal processes, and bottom-up and top-down<br />
decisions. Architects and designers must qualify for their<br />
role as both designer and facilitator of future urban<br />
scenarios, mediating among actors from the fields of economy,<br />
administration and civil society. Here, similar<br />
patterns and strategies in different global centers of urban<br />
development have to be identified and compared.<br />
Despite thefact that the economic hegemony of the socalled<br />
‘developed world’ over the ‘developing world’<br />
is still undeniable, it is not only the failures, but rather<br />
the obvious competence in self-organization and the<br />
resulting effects that qualify centers of urban poverty as<br />
excellent case studies. This applies especially to the<br />
capital of Ethiopia, Addis Ababa.<br />
Addis Ababa<br />
Addis Ababa, the seat of the Ethiopian government and<br />
the African Union, is one of the fastest growing African<br />
metropolises, with an estimated population of over four<br />
million 2 and a yearly growth rate of more than five<br />
percent. The urban density of this city of predominantly<br />
one-storey dwellings is approximately 7000 inhabitants<br />
per square kilometer. More than two thirds of the population<br />
is living below the poverty line as defined by<br />
the United Nations and more than ninety per cent of<br />
the built structure is classified by the un as in slum<br />
condition. This categorization allows for a comparison<br />
to other agglomerations, but fails to represent the<br />
actual living conditions of the population.<br />
A series of specific qualities makes Addis Ababa an<br />
ideal case study. The capital has an impressive history<br />
and practice in urban planning on the African continent.<br />
An accelerating economic development on the basis of<br />
globally oriented agricultural production like coffee and<br />
cut flowers is anticipated. Addis Ababa’s urbanity has<br />
always been based upon the rural lifestyle of the migrating<br />
population and the peaceful co-existence of different<br />
social strata and religious groups. This unique synergetic<br />
amalgam of different lifestyles, locally termed ‘Mixity’,<br />
is challenged by current urban growth. The building boom<br />
causes segregation and displacement of the poorer population<br />
to the urban fringes and thus also destabilizes the<br />
city’s informal economical basis. The ‘Addis Ababa Structural<br />
Landuse Plan’, a 2002 revision of the 1986 master<br />
2Dies ist eine inoffizielle Angabe<br />
lokaler Städteplaner. Von<br />
Regierungsstellen wird laut Census<br />
des Jahres 2005 von einer Bevölkerung<br />
von 3 Mio für das unmittelbare<br />
Stadtgebiet von 530 km 2<br />
ausgegangen. 2This is an unofficial number provided<br />
by local urban designers.<br />
Government departments publish a<br />
population total of 3 million for<br />
the municipal area of 530 square<br />
kilometer according to the last<br />
2005 census.
treibung der ärmeren Bevölkerungsschichten an den Stadtrand<br />
sind Auswirkungen des momentanen Baubooms<br />
und destabilisieren Addis Abebas informelle ökonomische<br />
Basis. Eine Reaktion auf das Stadtwachstum ist der<br />
«Addis Ababa Structural Landuse Plan» des Jahres 2002,<br />
eine Revision des 1986 noch unter kommunistischer<br />
Regierung erstellten Master-Plans. Dieses Planwerk will<br />
bewusst Stadtteilentwicklungen sozialverträglich<br />
koordinieren und intendiert die Abgleichung formeller<br />
Planungswerkzeuge mit Prinzipien informeller Selbstorganisation.<br />
Urban Design Research Studio<br />
Auf der Grundlage des «Addis Ababa Structural Landuse<br />
Plan» stellt das Urban Design Research Studio 13 provokative<br />
Thesen auf, die anhand von Projekten Vorschläge<br />
zu Alternativen nachhaltiger Entwicklung machen.<br />
Sie beziehen sich auf Themenfelder und/oder spezifische<br />
Orte; der städtische Marktplatz Mercato als Wirtschaftszentrum<br />
Äthiopiens, die Entwicklung von der 500- zur<br />
2000-Watt-Gesellschaft, die Rolle der urbanen Agrikultur<br />
für das nachhaltige Stadtwachstum oder mögliche<br />
Synergien zukünftiger Tourismuskonzepte und der infrastrukturellen<br />
Aufwertung von Wohnvierteln, um einige<br />
Beispiele zu nennen. Zu jedem dieser Themen werden in<br />
drei parallelen Phasen – Mapping, Prototyping und<br />
Projecting – sowohl spezifische Lösungen für Projektgebiete<br />
als auch allgemeine Strategien und Modelle<br />
entwickelt. Die Recherchen und Projektergebnisse werden<br />
zweimal pro Semester lokalen Architekten, Städtebauern<br />
und Politikern vorgestellt und mit ihnen gemeinsam<br />
diskutiert. Die Ergebnisse der Urban Design Research<br />
Studios 2006–2009 werden nach Ablauf des Projektes in<br />
einer Ausstellung in Addis Abeba öffentlich gemacht.<br />
Im Herbst 2008 werden im Rahmen der xi. Architekturbiennale<br />
Venedig, im Schweizer Pavillon, Zwischenergebnisse<br />
der Forschungsarbeit präsentiert.<br />
221<br />
plan produced under the former communist regime, reacts<br />
to this phenomenon. The plan aims at guiding the<br />
urban development in a socially sustainable manner, coordinating<br />
formal planning tools with principles of<br />
informal self-organization.<br />
Urban Design Research Studio<br />
Starting from the ‘Addis Ababa Structural Landuse Plan’,<br />
the Urban Design Research Studio formulates thirteen<br />
theses/provocations that suggest alternatives for sustainable<br />
urban development. These design proposals address<br />
either specific topics or places in the city: the urban marketplace<br />
Mercato as the economic center of Ethiopia;<br />
the evolution from a 500 to a 2000-Watt society; the role<br />
of urban agriculture for sustainable urban growth;<br />
or the possible synergies between tourism and urban upgrading<br />
initiatives, just to name a few. For each topic,<br />
specific proposals for project areas as well as general strategies<br />
and models are developed in three parallel phases:<br />
Mapping, Prototyping and Projecting. The resulting research<br />
projects are presented to and discussed with local<br />
architects, planners and politicians twice during the<br />
semester. The final results of the Urban Design Research<br />
Studios 2006–2009 will be made public in the form<br />
of an exhibition in Addis Ababa. In Fall 2008, interim<br />
results of the research will be presented in the Swiss<br />
pavilion at the xith Architecture Biennale in Venice.<br />
NSL/Institut ISB Departement Architektur<br />
Marc M. Angélil
Professur für<br />
Architektur und<br />
Städtebau<br />
Chair of Architecture and<br />
Urban Design<br />
Professor<br />
Kees Christiaanse<br />
Assistenz<br />
Christoph Blaser<br />
Kerstin Höger<br />
Martin Jann<br />
Thomas Kovári<br />
Nicolas Kretschmann<br />
Alexander Lehnerer<br />
Tommi Mäkynen<br />
Mark Michaeli<br />
Tim Rieniets<br />
Christian Salewski
Website<br />
www.christiaanse.arch.<br />
ethz.ch<br />
Der Urbane Raum<br />
im Spannungsfeld<br />
von Entwurf und Strategie<br />
Mit dem Schwerpunkt Entwurfsstrategien und -instrumente<br />
im urbanen Raum setzt die Professur auf die Beobachtung<br />
und Erforschung zeitgenössischer urbaner Phänomene,<br />
um sie in ihrem Kontext von Ursache und Wirkung<br />
begreifen und zukünftig aktiver mitgestalten zu können.<br />
Die daraus abgeleiteten Instrumente zielen auf die Bereitung<br />
intelligenter und nachhaltiger städtischer «Nährböden»,<br />
auf denen sich sowohl bestehende als auch neuartige<br />
urbane Strukturen entfalten können, die in ihrem<br />
jeweiligen Kontext flexibel und adaptierbar sind, gleichzeitig<br />
spezifisch wirken und so zur allmählichen Entwicklung<br />
einer ausgewogenen Qualität des lokalen Umfeldes<br />
beitragen können.<br />
Im Sinne einer nachhaltigeren Entwicklung urbaner<br />
Räume und städtebaulicher Projekte bedarf es heute mehr<br />
denn je einer konsensorientierten und produktiven<br />
Grundhaltung zwischen den Akteuren städtischer Umbauprozesse<br />
(Gemeinwesen, Investoren, Interessenverbände,<br />
Nutzer, etc.). Die im Zusammenwirken aller Akteure<br />
liegenden Potenziale sollen im Sinne der Erfolgsoptimierung,<br />
Projektbeschleunigung, Ressourceneffizienz und<br />
des Interessenausgleichs nachhaltig für die Schaffung qualitätsvoller<br />
städtischer Umgebungen ausgenutzt werden.<br />
Dem Städtebauer und Architekten fällt in diesem Prozess<br />
eine zentrale Rolle zu.<br />
Mit proaktiven Entwürfen, neuen Strategien und Prozeduren<br />
gilt es, sich der veränderten Problemlage in<br />
unseren Städten zu stellen und somit neue Instrumente<br />
für den Städtebau zu erschliessen. Wer neue Instrumente<br />
erfinden und erproben will, wird etablierte Wertvorstellungen<br />
und Vorgehensweisen hinterfragen müssen. Anstatt<br />
sich allein auf die Planung dauerhafter architektonischer<br />
und städtebaulicher Strukturen zu verlassen, werden<br />
nun zum Beispiel die Anpassungsfähigkeit oder gar die<br />
Rückbaubarkeit zu entscheidenden Kriterien des nachhaltigen<br />
Entwerfens. Der natürliche dynamische Wandel<br />
einer Stadt wird so als weites Potenzial für eine offene<br />
Stadtentwicklung erschlossen.<br />
Der städtebauliche Plan besteht damit aus einem ausgewogenen<br />
Verhältnis entwerferischer und strategischer<br />
Überlegungen im Sinne von Kontrolle und Laisser-faire,<br />
wobei die Gewährung produktiver Offenheit möglichst<br />
den Vorzug gegenüber restriktiven Planungswerkzeugen<br />
geniesst. Von zentraler Bedeutung ist dabei das komplementäre<br />
Zusammenwirken aller drei beschriebenen Projektebenen:<br />
Sowohl räumliches Konzept in Form adaptierbarer<br />
Stadtstrukturen als auch Stakeholder-Management<br />
und schliesslich Partizipations- und Kommunikationskonzept<br />
müssen die notwendige Flexibilität und Fehlerfreundlichkeit<br />
gegenüber Unvorhergesehenem gewähren.<br />
So wird eine nachhaltige Entwicklung des Gebietes<br />
sichergestellt, die fast ohne reglementierte Interventionen<br />
auskommt und sich selbst vorantreibt.<br />
223<br />
Urban Space Caught<br />
between Design and<br />
Strategy<br />
Focusing on Design and Strategies in Urban Space, the<br />
professorship concentrates on the development of<br />
methods and tools at the interface between architecture<br />
and urban design. The aim is to understand spatial<br />
phenomena in their specific context of cause and effect<br />
more precisely, in order to be able to devise new instruments<br />
for planning disciplines and to know more<br />
about the potentials of design but also about its<br />
limitations. The aim of the tools developed is to provide<br />
intelligent, sustainable ‘breeding grounds’ on which<br />
both existing and new types of urban structures can be<br />
developed – structures that are flexible and adaptable,<br />
yet specific enough to contribute to the gradual development<br />
of balanced quality in the local environment.<br />
To meet the urgent demand for sustainable development<br />
of our urban environments, what we need today<br />
more than ever is an attitude oriented towards consensus<br />
and productivity among the players in urban redevelopment<br />
processes (communities, investors, interest/pressure<br />
groups, users, etc.). The potential available from the<br />
co-operation of all the players can be exploited on a<br />
sustained basis in terms of success optimization, project<br />
acceleration, resource efficiency and reconciliation of<br />
interests to create high-quality urban spaces. The urban<br />
designer or architect holds an important position in<br />
these processes of reconstruction.<br />
Proactive designs, new strategies and procedures are<br />
needed to confront the problems occurring in our<br />
cities and to develop new instruments for spatial intervention,<br />
urban design and planning. If these new instruments<br />
are to be developed and tested, we need to<br />
question established values and procedures. Instead of<br />
relying solely on the planning of permanent architectural<br />
and urban structures, adaptability, even deconstructability,<br />
will become additional key criteria for sustainable<br />
urban development proposals. The city’s natural dynamism<br />
must be explored as an additional driver of open<br />
urban development, rather than leaving creative opportunities<br />
unexploited as a result of narrowly-focused<br />
project management procedures.<br />
Hence, the urban plan consists of a balance of classic<br />
urban design tasks and strategic consideration, in a<br />
fruitful compromise between control and laisser-faire,<br />
giving priority to productive openness rather than<br />
restrictive planning instruments. The complementary interaction<br />
between the three different project levels has<br />
crucial significance: The spatial concept in the form of<br />
adaptable urban structures, stakeholder management<br />
and a participation and communications concept must<br />
all provide the necessary flexibility and resilience to<br />
deal with the unexpected. This ensures sustainable development<br />
of an area, which can take place almost without<br />
any regulatory intervention and virtually drives itself<br />
forward.<br />
NSL/Institut ISB Departement Architektur<br />
Kees Christiaanse
Kees Christiaanse<br />
NSL/Institut ISB Departement Architektur<br />
Dissertation<br />
Thomas Kovári<br />
Fallstudie Baltimore<br />
Forschung<br />
Christian Salewski<br />
South City Transformation,<br />
Project by OMA<br />
Die Stadt als Marke<br />
Branding und Strategie im urbanen Raum – Regime der<br />
Transformation in Baltimore, Bilbao und <strong>Zürich</strong><br />
Während der letzten Jahrzehnte ist ein Bewusstsein entstanden,<br />
das Städten eine führende Rolle in Hinblick<br />
auf wirtschaftliches Wachstum und Innovation zuschreibt.<br />
Es ist deshalb die Bereitschaft entstanden, Strategien<br />
zu deren Erneuerung und Revitalisierung zu entwickeln.<br />
Zudem sind Städte und Regionen zusehends dem<br />
wachsenden Druck ausgesetzt, sich dem internationalen<br />
Wettbewerb um Anteile am globalen Kapital und<br />
Wissen zu stellen. Anstrengungen zielen deshalb auf die<br />
Verknüpfung der Stadtentwicklung mit der Entwicklung<br />
von Leistungsfähigkeit und Wettbewerbsvorteilen.<br />
Attraktive städtische Räume und ein verbessertes urbanes<br />
Umfeld werden geschaffen, um Firmen, qualifizierte<br />
Arbeiter und Besucher anzuwerben. In der unternehmerischen<br />
Stadt, zusehends durch Images und Repräsentationen<br />
begründet, steuern vermehrt Regime des Brandings<br />
die urbane Transformation. Deren Auswirkungen werden<br />
teilweise in der bebauten urbanen Landschaft offenbar.<br />
Ausgewählte Fallstudien untersuchen die Rolle des<br />
Brandings in der Stadtentwicklung. Mittels der jeweiligen<br />
Fallstudien werden Regime des Brandings offen gelegt,<br />
die die urbane Landschaft transformieren. Die Auswirkungen<br />
auf die bebaute Umwelt werden verfolgt. Die Fallstudien<br />
untersuchen Prozesse in den Städten Baltimore,<br />
Bilbao und <strong>Zürich</strong>, die allesamt eine umfassende Veränderung<br />
ihres Images erfahren haben.<br />
Szenarien im Städtebau<br />
Wenn die Disziplin Städtebau wieder eine Schlüsselrolle<br />
im Nachdenken über die Zukunft unser Städte spielen<br />
will, eine Rolle, die sie über Jahrhunderte in der Tradition<br />
des Entwerfens von Idealstädten und Utopien eingenommen<br />
hat, dann ist ein grundlegendes Verständnis der<br />
heute dafür relevanten Werkzeuge und Instrumente<br />
notwendig. Städtebau wird seine gegenwärtige Krise und<br />
die Gefahr der Irrelevanz für zukünftige wichtige Entscheidungsprozesse<br />
unserer Gesellschaft nur dann überwinden,<br />
wenn die «gemeinen Probleme» der Komplexität,<br />
der Unsicherheit und der langfristigen Zeithorizonte<br />
nicht nur akzeptiert, sondern integriert werden können.<br />
Unter den Herausforderungen einer weltweit beschleunigten<br />
Verstädterung und einem steigenden Bedarf an<br />
nachhaltigen Städten in einem sich schnell wandelnden<br />
sozioökonomischem Umfeld bieten Szenario-Methoden<br />
ein enormes Potential gegenüber traditioneller Masterplanung<br />
für den strategischen Städtebau. Diesem neuen<br />
Feld in der Disziplin fehlen jedoch bisher Definitionen,<br />
Standards, Prozeduren und ein grundlegendes Verständnis<br />
von Chancen und Risiken. Das Forschungsprojekt versucht<br />
nachzuweisen, dass Szenario-Methoden die Disziplin<br />
Städtebau seit ihrer Einführung in den 1980er Jahren<br />
grundlegend verändert haben. Das Ziel der Arbeit ist ein<br />
Überblick über Szenario-Werkzeuge, eine Definition<br />
und Typologie erprobter Methoden, eine Evaluation ihrer<br />
Wirksamkeit sowie eine Kontextualisierung von Szenario-<br />
Projekten in den laufenden Diskussionen über unsere<br />
gemeinsame Zukunft.<br />
224<br />
The City as Brand<br />
Framing a Strategic Urban Device: the Role of Branding in the<br />
Transformation of Baltimore, Bilbao and <strong>Zurich</strong><br />
Throughout the last decades there has been a growing<br />
awareness of cities’ role as engine of growth and innovation<br />
in Europe and therefore, a growing willingness to<br />
develop strategies for their renewal and revitalization.<br />
On the other hand, the global economy forces cities and<br />
regions to compete internationally for shares in global<br />
capital and knowledge. Efforts thus are made to link urban<br />
development to the development of performance and<br />
competitive advantage. Attractive urban spaces are created<br />
and the urban environment improved in order to attract<br />
companies, skilled workers and visitors. The entrepreneurial<br />
city increasingly constituted of images and representations<br />
is guided by regimes of branding that parallel and<br />
affect the urban transformation. The effects become<br />
manifest in the experience of the built environment.<br />
Selected case studies analyze the role of branding in<br />
the development of the city. Based on the respective<br />
case studies, the study sought to map regimes of urban<br />
branding that transformed the urban landscape and<br />
to trace their implications for the built environment. The<br />
case studies comprise Baltimore, Bilbao and <strong>Zurich</strong>,<br />
cities that have undergone extensive image transformations,<br />
either through a shaping or re-shaping of their respective<br />
image.<br />
Urban Design Scenarios<br />
Urban design needs to redefine its long-term horizon to<br />
contribute to a sustainable development of our habitat.<br />
If the discipline wants to reestablish its key role in thinking<br />
about the future of our cities, a role it held over<br />
centuries in the tradition of ideal cities and utopian projects,<br />
a thorough understanding of the relevant tools<br />
and instruments is necessary and a prerequisite for the<br />
development of new ones. Only if urban design not<br />
only accepts but also incorporates the ‘wicked problems’<br />
of complexity, uncertainty and the long view can it<br />
overcome its current crisis and the threat of irrelevance<br />
for forthcoming major decision-making processes that<br />
today’s societies face. For strategic urban designers faced<br />
with the challenge of rapid urbanization worldwide<br />
and the ever-increasing demands for sustainable cities in<br />
fast changing socioeconomic environments, scenario<br />
methods hold an enormous potential over traditional<br />
masterplanning. Still a new field in the profession,<br />
it lacks standard definitions, procedures and a thorough<br />
understanding of potentials and pitfalls. This research<br />
will argue that scenario methods have altered the urban<br />
design discipline ever since their introduction in the<br />
1980s, even if they have been largely not well understood.<br />
The aim is to provide an overview over scenario tools,<br />
a definition and a typology of proven methods, an impact<br />
assessment and a contextualization of scenario projects<br />
in the ongoing debate on our common future.
Dissertation und Publikation<br />
Alexander Lehnerer<br />
010 Publishers, Rotterdam<br />
Mit Unterstützung<br />
des Stimuleringsfonds<br />
voor Architectuur,<br />
The Netherlands<br />
The Rules of the Game<br />
Publikation<br />
Kerstin Höger<br />
Kees Christiaanse (Hg.)<br />
gta Verlag, <strong>Zürich</strong><br />
Mit Beiträgen von<br />
Edzo Bindels<br />
Kees Christiaanse<br />
Janne Corneil<br />
Andrea Deplazes<br />
Gunter Henn<br />
Kerstin Hoeger<br />
Edo Hofland<br />
Vittorio Magnago<br />
Lampugnani<br />
Wilhelm Natrup<br />
Werner Oechslin<br />
Philip Parsons<br />
Gerhard Schmitt<br />
Remo Steinmetz<br />
Zhu Wenyi<br />
Riken Yamamoto<br />
Art Zaaijer<br />
www.campusdesign.ethz.ch<br />
RemoteControl CityGuide<br />
Es gibt Bücher über grosse Städte, grossartige Strassen, …<br />
Bücher über grosse Architekten. Hier haben wir ein Buch<br />
über grosse Regeln!<br />
Städtebauliche Regeln werden kaum aus entwerferischer<br />
Perspektive betrachtet. Das Feld wird allzu oft<br />
Juristen, Stadtverwaltungen und Politikern überlassen. Zeitgenössische<br />
Forschung vernachlässigt die Tatsache,<br />
dass es sich bei Bau- und Zonenordnungen um eine der<br />
wenigen, überaus kraftvollen Instrumente des Städtebaus<br />
handelt. Um diese Lücke zu schliessen und daraus eine<br />
geeignete entwurfsorientierte Perspektive zu schaffen, diskutiert<br />
die Publikation eine Auswahl an urbanen Regeln.<br />
Was sind deren Auswirkungen und auf welche Art<br />
und Weise sind sie in der Lage, zwischen öffentlichen und<br />
privaten Interessen zu vermitteln. Dabei arbeiten wir<br />
heraus, inwieweit sich Kontrolle regel(ge)recht justieren<br />
lässt: «müssen» oder «nicht-dürfen» wird durch «können»,<br />
«sollen», «dürfen» und schlussendlich durch «Wenn-dann-<br />
Beziehungen» ergänzt.<br />
Die vorherrschende Meinung, Regeln seien blosse<br />
Restriktionen, hindert den Entwerfer zu erkennen,<br />
wie gut sich Regeln eignen, planerische Ungewissheit und<br />
Spielräume in städtebauliche Projekte zu integrieren.<br />
Die Publikation argumentiert, dass Regeln im Gegensatz<br />
zu Plänen in der Lage sind, Bewegungsraum für alle<br />
Projektbeteiligten zu schaffen.<br />
Pläne simuliert man – Regeln muss man spielen.<br />
Campus and the City<br />
In «Campus and the City» präsentieren und kommentieren<br />
namhafte Experten anhand internationaler Beispiele<br />
zeitgenössische Trends im Campus-Design. Betrachtungen<br />
zu dreissig ausgewählten Campusprojekten – seien dies<br />
suburbane oder innerstädtische Hochschulanlagen, Technologieparks<br />
oder Konzernzentralen – geben Aufschluss<br />
über mögliche zukünftige Entwicklungen mit Bezug zu<br />
deren spezifischen urbanen Kontext.<br />
Die derzeitige Restrukturierung veralteter Campusanlagen<br />
aus der Nachkriegszeit sowie die Errichtung<br />
neuer Universitäten, Firmenstandorte und Wissens-Cluster,<br />
vor allem in den aufstrebenden asiatischen Ländern<br />
erfordern neuartige Denkansätze und eine klare Vision<br />
struktureller und programmatischer Zusammenhänge.<br />
Firmen gleichermassen wie wissenschaftliche Institutionen<br />
suchen dabei zunehmend nach räumlichen Strategien,<br />
die Innovationen und Synergien in ihren Forschungszentren<br />
fördern, indem sie sich auf vorhandene Potentiale<br />
ihres Umfeldes abstützen und diese weiterentwickeln.<br />
Das Buch behandelt wichtige Aspekte neuer Konzeptionen<br />
und Modelle des Campus: von städtebaulichen<br />
Strukturen, die den internen Wissenstransfer und<br />
die soziale Interaktion unterstützen, bis hin zu verschiedenen<br />
Typen urbaner Strategien, die zum Ziel haben,<br />
nachhaltige Wissens- und Lernzentren zu schaffen und<br />
flexibel auf die sich ständig veränderten Bedürfnisse der<br />
Gesellschaft reagieren können.<br />
225<br />
RemoteControl CityGuide<br />
There are books about great cities, great streets, … great<br />
architects. We’ll do a book on great codes.<br />
Urban codes have rarely been discussed from a design<br />
point of view but have mainly been left to city administrations,<br />
politicians, and lawyers. Contemporary urban<br />
discourse continuously neglects the reality that building<br />
or zoning codes are one of the most powerful instruments<br />
in shaping our cityscapes. To offer an adequate perspective,<br />
the book will discuss the application and<br />
repercussions of rules and codes as tools to mediate between<br />
individual and public interests in our cities. We<br />
will therefore be able to demonstrate how the degree of<br />
applied control can gradually be adjusted by codes:<br />
‘Must’ or ‘must not’ will be supplemented by ‘may’, ‘should’,<br />
‘can’ and finally ‘if, then’.<br />
Indeed, the prevalent opinion that rules embody mere<br />
restrictions often hinders designers from realizing the<br />
enormous potential of codes to incorporate uncertainty<br />
and latitude in urban design projects. The book will<br />
argue that codes, not plans, create room for all of an urban<br />
project’s stakeholders to maneuver. Plans can only<br />
be simulated – codes need to be played. There are some<br />
urban design offices that already use codes in this<br />
sense in urban projects. The book will complement and<br />
assist this practical<br />
Campus and the City<br />
In Campus and the City, renowned experts present and<br />
comment on current trends in campus design worldwide.<br />
Details of thirty outstanding campuses – be these<br />
greenfield, inner-city, high-tech or corporate – shed<br />
light on possible future trends and on how these relate<br />
to the urban context.<br />
Restructuring outdated postwar campuses and establishing<br />
new university and commercial districts, especially<br />
in emerging Asian nations, requires fresh approaches and<br />
a clear vision of spatial and programmatic interrelationships.<br />
In addition, corporations and academic institutions<br />
alike are increasingly seeking strategies capable of encouraging<br />
innovation and synergy in their research centers,<br />
often drawing on the existing potential of their surroundings.<br />
This volume addresses important aspects of new conceptions<br />
of the campus – ranging from forms of spatial<br />
organization that promote internal knowledge transfer<br />
and social interaction to different types of urban design<br />
strategies aimed at creating sustainable centers of knowledge<br />
and learning that are responsive to society’s ever<br />
changing demands.<br />
NSL/Institut ISB Departement Architektur<br />
Kees Christiaanse
Professur für Geschichte<br />
des Städtebaus<br />
Chair of the History<br />
of Urban Design<br />
Professor<br />
Dr. Vittorio Magnago<br />
Lampugnani<br />
Assistenz<br />
Gabriela Barman-Krämer<br />
Dr. Matthias Noell<br />
Administration<br />
Cäcilia Mantegani
Website<br />
www.lampugnani.gta.<br />
arch.ethz.ch<br />
Prof. Dr. Vittorio Magnago<br />
Lampugnani<br />
Matthias Albrecht<br />
Ammann<br />
Gabriela Barman-Krämer<br />
Mit Unterstützung der<br />
Professur Geographic<br />
Information Systems and<br />
Theory of Errors,<br />
Prof. Dr. Alessandro<br />
Carosio<br />
Claudia Dolci<br />
links:<br />
Ausschnitt aus dem Blatt<br />
No. 23 des Atlas de Jacoubet,<br />
1827–1839, überzeichnet<br />
mit den Transformationsprojekten<br />
für das 1 er<br />
Arrondissement von Paris,<br />
1853, aus: Pierre Pinon,<br />
Les Plans de Paris.<br />
Histoire d’une capitale,<br />
Paris 2004<br />
Stanislav Poljak<br />
Forschung Research<br />
Vergleichende Darstellung und Analyse historischer<br />
Stadtentwicklungsprozesse<br />
Im Projekt werden ausgewählte Entwurfsstrategien von<br />
Planern (Architekten, Städtebauern) und ihre Auswirkung<br />
auf die Architektur der Stadt untersucht. Das Ziel<br />
ist, durch die morphologische Studie städtischer Transformationen,<br />
städtebauliche Strategien zu definieren, die<br />
einerseits historisch verankert sind und andererseits<br />
allgemeine Gültigkeit besitzen, so dass sie auch für zeitgenössische<br />
Fragestellungen zum Städtebau interpretiert<br />
werden können.<br />
Das methodische Instrumentarium ist eine dreistufige<br />
morphologische Analyse, wodurch die strukturellen<br />
Transformationen europäischer Städte nachvollziehbar dargelegt<br />
werden: Die Analyse der Situation vor Beginn<br />
der Transformation («Ausgangssituation»), die Analyse der<br />
Entwurfsstrategie und die Analyse der Situation nach<br />
der Transformation («Endsituation»). Indem die Ausgangsund<br />
Endsituation des Transformationsprozesses einander<br />
gegenübergestellt werden, sollen sowohl die stadtstrukturellen<br />
Bedingungen der Transformation als auch<br />
ihr Ergebnis, das in seiner bekannten Form die Fallstudie<br />
als Beispiel der gelungenen Umsetzung einer Strategie<br />
qualifiziert, klar benannt und als begrenzende Parameter<br />
der Transformation anerkannt werden. Die diese<br />
beiden Situationen verbindende städtebauliche Strategie –<br />
die durch die politischen, ökonomischen und soziokulturellen<br />
Rahmenbedingungen unter Umständen ebenso<br />
geprägt worden ist wie durch die planerischen und<br />
gestalterischen Konzepte – bildet das zentrale Sujet der<br />
Analyse.<br />
Wichtigste Primärquellen für die morphologische Analyse<br />
sind die historischen Pläne. Damit ein Vergleich<br />
dieser Pläne untereinander möglich wird, werden sie in<br />
digitalisierter Form georeferenziert (Georeferenzierung =<br />
die Einordnung von Karten, Luft- oder Satellitenbildern<br />
in ein [geo]räumliches Koordinatensystem) und<br />
entzerrt. Durch die Überlagerung der im Massstab<br />
und Ausrichtung abgestimmten Endprodukte dieses Werkprozesses<br />
können städtebauliche Transformationen<br />
in ihrer Auswirkung auf das Stadtgefüge strukturiert betrachtet<br />
und die schrittweise Umsetzung der Handlungsstrategien<br />
visuell nachvollziehbar gemacht werden.<br />
Da sowohl planerische Rahmenbedingungen als auch<br />
konkrete städtebauliche Projekte zumeist mit zeichnerischen<br />
Mitteln kommuniziert werden, liegt es nahe, die<br />
Verwendung solcher Quellen methodisch zu reflektieren<br />
und historiographische Analyseinstrumente darauf zu<br />
beziehen.<br />
Der Londoner Square als strategisches Instrumentarium in der<br />
Stadtentwicklung<br />
London war schon vor dem «Great Fire» (1666) die grösste<br />
Stadt Englands und entwickelte sich in den folgenden<br />
zwei Jahrhunderten auch infolge seines starken, durch ökonomische,<br />
politische und soziale Ereignisse gesteuerten<br />
Wachstums zur Weltstadt. Für die Bebauung der Gebiete<br />
ausserhalb des mittelalterlichen Zentrums waren vorwiegend<br />
die Besitzer der Ländereien (Estates) selbst verantwortlich.<br />
Dabei konnten sie dank einer liberalen<br />
Bauordnung ihre persönlichen Wünsche und Vorlieben<br />
einbringen. Aufgrund dieser Umstände wurde die<br />
Morphologie der Stadt London massgeblich durch den<br />
227<br />
Comparative Presentation and Analysis of Urban Development<br />
Processes in History<br />
This research project investigates selected design strategies<br />
adopted by planners (architects, urban planners) and<br />
the effects of these strategies on the architecture of the<br />
city. The aim is to use a morphological study of urban<br />
transformations to define urban planning strategies<br />
which on the one hand, have historical roots and on the<br />
other, have general validity so that they can also be<br />
interpreted for the purposes of contemporary issues in<br />
urban planning.<br />
The methodological instruments used comprise a<br />
three-stage morphological analysis, which will provide a<br />
comprehensible presentation of structural transformations<br />
in European cities: an analysis of the situation before<br />
the start of the transformation (the ‘starting situation’);<br />
analysis of the design strategy; and analysis of the situation<br />
after the transformation (the ‘end situation’). The starting<br />
situation and the end situation in the transformation<br />
process will be compared with each other in order to<br />
identify clearly, and to recognize as limiting parameters<br />
for the transformation, both the urban-structural conditions<br />
for the transformation and also its outcome. The<br />
known form of the latter makes the case study the<br />
ideal method of exemplifying the successful implementation<br />
of a strategy. The urban planning strategy linking<br />
these two situations, which may in some circumstances<br />
be shaped just as much by the political, economic,<br />
and sociocultural structural conditions as by the planning<br />
and design concepts involved, will form the central<br />
subject of the analysis.<br />
The most important primary sources for the morphological<br />
analysis are historical plans. To make it possible<br />
to compare these plans with one another, they will be georeferenced<br />
in digitized form (geo-referencing is the<br />
arranging maps, aerial photographs and satellite photographs<br />
within a [geo-]spatial system of coordinates)<br />
and rectified. Superimposing the end products of this<br />
procedure, matched for scale and orientation, will<br />
make it possible to view urban planning transformations<br />
in a structured way with regard to their effects on<br />
the fabric of the city and to make the stages in which the<br />
strategies for action were implemented visually evident.<br />
As both the structural conditions for planning and<br />
also specific urban planning projects are for the most part<br />
communicated using graphic methods, it is obvious<br />
that the use of such sources requires methodological consideration<br />
and that they need to have historiographic<br />
analytical tools applied to them.<br />
The London Square as a Strategic Tool in Urban Development<br />
Even before the Great Fire (1666), London was the<br />
largest city in England, and it developed to become a<br />
world metropolis during the following two centuries<br />
due to large-scale growth driven by economic, political<br />
and social events. The owners of landed property<br />
NSL/Institut ISB Departement Architektur<br />
Vittorio Magnago Lampugnani
Vittorio Magnago Lampugnani<br />
NSL/Institut ISB Departement Architektur<br />
Tina Pujara<br />
Typus «Square» – ein von Häuserreihen gefasster und<br />
meist mit Grünräumen im Zentrum besetzter öffentlicher<br />
Raum – geprägt.<br />
Die Arbeit befasst sich mit den Hintergründen und<br />
Einflüssen, welche die Transformationen dreier ursprünglich<br />
ländlicher Estates – Grosvenor, Portland und<br />
Portman – in ein urbanes Stadtviertel lenkten. Sie erforscht<br />
unter anderem, weshalb – trotz der über zweihundert<br />
Jahre dauernden, teilweise durch politische und ökonomische<br />
Krisen beeinflussten Entwicklung der drei<br />
untersuchten Estates – schlussendlich ein strukturell<br />
homogener Stadtteil entstanden ist.<br />
Strategien zum Wiederaufbau in der Nachkriegszeit:<br />
Golden Lane und Barbican Estates in London<br />
Vor dem Zweiten Weltkrieg war das gesamte Stadtgebiet<br />
um den Golden Lane und den Barbican Estate dicht be-<br />
Transformation der Freiraumstruktur<br />
in Londons West End im<br />
18. und 19. Jahrhundert<br />
baut. In kleinen Fabriken und Ateliers wurde vorwiegend<br />
Produkte für den Juwelen- und Textilhandel produziert.<br />
Mit Ausnahme weniger Gebäude wurde die Bebauungsstruktur<br />
durch Luftangriffe komplett zerstört; hingegen<br />
blieben die Strassen und Bahnlinien weitgehend intakt.<br />
Nach dem Krieg war die Wohnungsnot innerhalb<br />
Londons gross. Deshalb entschied die Stadtverwaltung,<br />
den Golden Lane und den Barbican Estate nicht als<br />
durchmischte Geschäfts- und Industrieviertel, sondern als<br />
Wohngebiet wieder aufzubauen. Zu diesem Zweck<br />
wurde 1951 in Zusammenarbeit mit dem riba ein öffentlicher<br />
Wettbewerb für einen Gestaltungsplan des Golden<br />
228<br />
(estates) were themselves mainly responsible for building<br />
in areas outside the medieval city center. Due to liberal<br />
building regulations, they were able to act on their own<br />
personal wishes and preferences. It is thanks to these<br />
circumstances that the morphology of the city of London<br />
was decisively shaped by the ‘square’ as an architectural<br />
type – a public space surrounded by rows of houses and<br />
usually with green areas in its center.<br />
The study is concerned with the background and influences<br />
affecting the transformations of what were<br />
originally three rural estates – Grovsenor, Portland and<br />
Portman – into urban districts of the city. It investigates,<br />
among other things, how it was possible for a structurally<br />
homogeneous district to arise out of the three<br />
estates examined, despite more than two centuries of development<br />
partly influenced by political and economic<br />
crises.<br />
von links nach rechts:<br />
1720, 1746, 1834<br />
Thomas Bowles, A View of<br />
Grosvenor Square, London, 1751,<br />
aus: Todd Longstaffe-Gowan,<br />
The London Town Garden<br />
1740–1840, New Haven &<br />
London, 2001<br />
Reconstruction Strategies in the Postwar Period:<br />
Golden Lane and Barbican Estates in London<br />
Before the Second World War, the whole municipal area<br />
around the Golden Lane and Barbican Estates was<br />
densely built up. There were small factories and workshops,<br />
mainly manufacturing products for the jewelry<br />
and textile trades. With only a few exceptions, the<br />
buildings were completely destroyed in the air raids;<br />
however, the streets and railway lines remained<br />
largely intact.<br />
After the War, there was a severe housing shortage in<br />
London. The city’s administration therefore decided not<br />
to rebuild Golden Lane and the Barbican Estate as a mixed<br />
business and industrial district, but instead as a residential<br />
area. A public competition was therefore held in 1951, in
Golden Lane Estate, Aussenansicht<br />
mit Siedlungsfreiraum (Conway<br />
Collections)<br />
Lane Estate ausgeschrieben. Die eingegangenen Beiträge<br />
können drei urbanen Typen zugeordnet werden: Hohe,<br />
langgezogene Blöcke, niedrige Wohnbauten und eine<br />
Mischbauweise. Ihnen gemeinsam ist die Absicht der Verfasser,<br />
eine städtische Grosswohnanlage zu schaffen.<br />
Die Gewinner des Wettbewerbs, das Architekturbüro<br />
Chamberlin, Powell und Bon, mussten ihren Entwurf<br />
grundlegend überarbeiten. Durch die Vergrösserung des<br />
ursprünglichen Perimeters gelang ihnen eine urbane Komposition<br />
hoher und niedriger Wohnbauten, die Aussenräume<br />
mit unterschiedlichem Öffentlichkeitsgrad definieren.<br />
Heute präsentieren sich der Golden Lane und der<br />
massstäblich ebenfalls gross angelegte Barbican Estate<br />
als strukturelle Ausnahmen innerhalb des ansonsten auf<br />
dem historischen «Fussabdruck» wiederaufgebauten<br />
Stadtviertels.<br />
Vorträge<br />
–Tagung: Neue Urbanität,<br />
Deutsches Architekturmuseum<br />
Frankfurt, 22. Februar 2007,<br />
Referent: Vittorio Magnago<br />
Lampugnani, Vortrag: Basel.<br />
Ein Campus des Wissens<br />
wie ein Stadtquartier<br />
–Stadtforum BTV, Innsbruck,<br />
11. Dezember 2007, Referent:<br />
Vittorio Magnago Lampugnani,<br />
Vortrag: Aufregung, Anregung,<br />
Gelassenheit. Überlegungen<br />
zu einer zeitgenössischen städtebaulichen<br />
Disziplin.<br />
–CAS «Innerörtliche Hauptstrassen<br />
als Stadträume gestalten», Zürcher<br />
Hochschule für Angewandte<br />
Wissenschaften, Winterthur,<br />
7. März 2008, Referentin: Gabriela<br />
Barman-Krämer, Vortrag:<br />
Stadtstrasse, Landstrasse oder<br />
Boulevard? Gestaltungsstrategien<br />
für suburbane Strassenräume<br />
229<br />
collaboration with riba, to produce a structural plan<br />
for Golden Lane Estate. The projects that were submitted<br />
can be classified into three urban types: tall, extended<br />
blocks, low residential buildings, and mixed architectural<br />
styles. Common to them all is a desire on the part of<br />
the designers to create a large-scale urban residential area.<br />
The winners of the competition, the architectural practice<br />
of Chamberlin, Powell and Bon, had to revise<br />
their design fundamentally. Thanks to the enlargement<br />
of the original perimeter, they succeeded in producing<br />
an urban composition using both tall and low residential<br />
buildings, which define exterior spaces that are public<br />
to varying degrees. Today, Golden Lane and the equally<br />
large-scale Barbican Estate appear as structural exceptions<br />
within the district, which was otherwise rebuilt on<br />
its original historical contours.<br />
Publikationen (Auswahl)<br />
–Vittorio Magnago Lampugnani,<br />
Novartis Campus, Basel. A<br />
Project for a Site of Knowledge,<br />
in: Campus and the City.<br />
Urban Design for the Knowledge<br />
Society, <strong>Zürich</strong>, gta-Verlag,<br />
2007, S. 154–169<br />
–Vittorio Magnago Lampugnani,<br />
Die Stadt ist tot. Es lebe<br />
die Stadt, in: Werkbundsiedlung<br />
Wiesenfeld. Werkbundtage 3:<br />
Stadtvisionen, München,<br />
Deutscher Werkbund Bayern,<br />
2007, S. 71‒87<br />
–Anne Brandl, Gabriela Barman-<br />
Krämer, Patric Unruh,<br />
Gestaltungsstrategien für den<br />
suburbanen Raum. Wissenschaftliche<br />
Annäherung an seine<br />
stadträumlichen Qualitäten<br />
und Potenziale, in: disp, No. 168,<br />
1/2007, S. 44–55<br />
von links nach rechts:<br />
Typus 1: Hochhausbebauung,<br />
Architekten: Walter W. Fisk und<br />
Sidney H. Fisk<br />
Typus 2: Niedrige Wohnbauten,<br />
Architekten: Alison und Peter<br />
Smithson<br />
Typus 3: Mischbauweise,<br />
Architekten: Chamberlin, Powell<br />
und Bon (ausgeführtes Projekt)<br />
Öffentlichkeitsarbeit (Auswahl)<br />
–Vittorio Magnago Lampugnani,<br />
08/15 Städtebau, Teilnahme<br />
an der Diskussion zur Stadt der<br />
Gegenwart. Schweizerisches<br />
Architektur Museum, Basel,<br />
25.1.2007<br />
–Vittorio Magnago Lampugnani,<br />
Es wird eng, Interview mit Daniel<br />
Weber, in: Das Dorf. Zum<br />
Beispiel Weisslingen zh, nzz<br />
Folio, <strong>Zürich</strong>, Mai 2007,<br />
S. 18‒23<br />
–Vittorio Magnago Lampugnani,<br />
New Urbanism, Interview<br />
mit Rajan Autze in: Sendung<br />
Kulturplatz, Schweizer Fernsehen<br />
(SF1), 2.1.2008<br />
–Vittorio Magnago Lampugnani,<br />
Die ideale Stadt gibt es nicht,<br />
Interview mit Harald Willenbrock,<br />
in: Das Magazin, Nr. 3,<br />
19.– 25.1.2008, S. 30–37<br />
–Gabriela Barman-Krämer, Handbuch<br />
zum Stadtrand, Interview<br />
mit Karin Salm, in: Sendung<br />
drs2 aktuell, 29.6.2007<br />
NSL/Institut ISB Departement Architektur<br />
Vittorio Magnago Lampugnani
Institut für Landschaftsarchitektur<br />
(ila)<br />
Professur für Landschaftsarchitektur<br />
Prof. Christophe Girot<br />
Gastprofessor Sébastien Marot<br />
Professur für Landschaftsarchitektur<br />
Prof. Günther Vogt<br />
Institute for Landscape<br />
Architecture (ila)<br />
Chair of Landscape<br />
Architecture<br />
Chair of Landscape<br />
Architecture
Das Institut für Landschaftsarchitektur (ila) versteht sich<br />
als neue akademische Forschungs- und Lehrplattform<br />
an der eth. Lehre und Forschung bauen einerseits auf<br />
klassischen, analytischen Methoden auf, andererseits<br />
leiten sie sich aus angewandten Entwurfsmethoden ab. Das<br />
Institut gehört zum Departement Architektur an der<br />
eth, zudem ist es Teil der multidisziplinären Forschungsund<br />
Lehrplattform des Netzwerks Stadt und Landschaft<br />
nsl. Innerhalb des nsl konzentrieren sich die Aktivitäten<br />
des ila auf die Rolle und die Potentiale der Landschaftsarchitektur<br />
in der aktuellen Debatte über sowohl öffentliche<br />
als auch private Freiräume.<br />
Die Arbeiten am ila lassen sich in drei Lehr- und<br />
Forschungsschwerpunkte unterteilen:<br />
Zum einen befasst sich das Institut mit der Geschichte<br />
und einer kritischen Theorie der Landschaftsarchitektur<br />
des 20. Jahrhunderts. Die Forschungsschwerpunkte sind<br />
sowohl im Entwurf als auch in der Theorie und Geschichte<br />
der Landschaftsarchitektur und in der Analyse<br />
und Darstellung und medialen Vermittlung von Landschaftsarchitektur<br />
angesiedelt.<br />
Zweiter Schwerpunkt ist die Suche nach einer innovativen<br />
visuellen Analyse und kognitiven Darstellung<br />
von Landschaft mittels neuer Medien. Hier liegt ein<br />
Schwerpunkt auf digitaler Videotechnologie.<br />
Landschaftsarchitektonisches Entwerfen und Bauen<br />
ist der dritte Schwerpunkt der Arbeiten am Institut.<br />
Grossmassstäbliche Infrastrukturanlagen für Städte und<br />
ihre Peripherien sind genauso Entwurfsaufgaben wie<br />
auch das Projektieren kleinmassstäblicher Freiräume in<br />
einem urbanen Kontext oder privater Gärten. Stehen<br />
bei ersteren der Umgang mit Topographie und systematisches<br />
Denken im Vordergrund, liegt bei der Projektierung<br />
kleinerer Freiräume das Hauptgewicht auf<br />
dem Umgang mit ästhetischen Kategorien.<br />
In allen Bereichen richtet sich der Betrachtungsperimeter<br />
des ila sowohl auf den Garten und den Park<br />
als auch auf die Stadtlandschaft und ihre Peripherie.<br />
Die Arbeiten am Institut verstehen sich als ein Beitrag<br />
sowohl zur Geschichte der Landschaftsarchitektur als<br />
auch zu den massgebenden Debatten um die Entwicklung<br />
von Grundlagen für eine ästhetisch und kulturell<br />
anspruchsvolle Gestaltung unserer städtischen Umwelt.<br />
Ziel ist es, die Basis für ein neues Verständnis<br />
der Entwicklungen und Charakteristika zu legen, die zur<br />
Bewahrung der Kultur- und Stadtlandschaft, einerseits,<br />
und zur Entwicklung zeitgenössischer Konzepte speziell<br />
für die Schweiz, andererseits, beitragen wird.<br />
Zum ila gehören zwei Professuren, Professur<br />
Christophe Girot und Professur Günther Vogt, sowie die<br />
Gastprofessur von Sébastien Marot. Als weiterführende<br />
Ausbildung gibt es auch die Möglichkeit, ein einjähriges<br />
Masterstudium in englischer Sprache (mas la) zu belegen.<br />
Prof. Christophe Girot<br />
Vorsteher<br />
231<br />
The Institute of Landscape Architecture (ila) is a new<br />
academic research and teaching platform at the eth.<br />
Teaching and research are based on both classical analytical<br />
methods as well as experimental inductive design<br />
methods. The Institute is part of the Department of<br />
Architecture at the eth. It is also part of a multidisciplinary<br />
research and teaching platform called Network<br />
City and Landscape (nsl). Within the nsl, the activities<br />
of the institute focus on the role of landscape architecture<br />
within both public and private open spaces.<br />
Work at the ila is divided into three main areas of<br />
teaching and research:<br />
The first area focuses on the history and critical theory<br />
of 20th-century landscape architecture. Main research<br />
topics encompass not only design but also the theory and<br />
history of landscape architecture.<br />
The second area focuses on innovative visual analysis,<br />
rendering, and cognitive representation of landscape<br />
architecture through media. Particular emphasis is given<br />
to visualization through the use of digital video technology.<br />
The third area of teaching and research focuses on<br />
landscape architectural design and construction, especially<br />
within the context of large-scale landscape projects for<br />
cities and their peripheries. This area is also complemented<br />
by assignments on small-scale open space designs and<br />
private gardens. While the emphasis of the former is on<br />
topology and systemic thinking, smaller scale designs<br />
include the added dimensions of contemporary aesthetic<br />
and stylistic issues.<br />
In all three areas, the scale of work at the ila extends<br />
from the garden to the entire urban landscape and its<br />
periphery. Projects developed at the institute contribute<br />
to the history of landscape architecture as well as to<br />
decisive debates on the development of urban environments<br />
of high ecological and cultural quality.<br />
The goal of this institute is to lay the foundations for<br />
a new understanding of environmental design. This<br />
will contribute, on the one hand, to the improvement of<br />
the cultural landscape in general and, on the other hand,<br />
to the development of contemporary concepts specific<br />
to the Swiss context.<br />
The ila has two Chairs, Prof. Christophe Girot and<br />
Prof. Günther Vogt, as well as Guest Professor Sébastien<br />
Marot. In addition, it offers a one-year postgraduate<br />
program in English with a Masters of Advanced Studies<br />
in Landscape Architecture (mas la).<br />
Prof. Christophe Girot<br />
Head<br />
NSL/Institut ILA Departement Architektur
Professur für<br />
Landschaftsarchitektur<br />
Chair of Landscape<br />
Architecture<br />
Professor<br />
Christophe Girot<br />
Gastprofessor<br />
Sébastien Marot<br />
Assistenz<br />
Isabelle Duner<br />
Susanne Hofer<br />
Alexandre Kapellos<br />
Claudia Moll<br />
Frédéric Rossano<br />
Dr. Johannes Stoffler<br />
Pascal Werner<br />
Sandro Balliana<br />
Forschung<br />
Annemarie Bucher<br />
Anne Devaux<br />
Anette Freytag<br />
Sibylle Hoiman<br />
Maya Kohte<br />
Fred Truniger<br />
Sabine Wolf
Website<br />
www.girot.arch.ethz.ch<br />
Media Lab, Landscape<br />
Video, «Glatt Stories»,<br />
HS 2007, Videostills aus<br />
«ohne Titel» von Boris Buzek<br />
und Luca Camponovo<br />
Lehre Teaching<br />
Die Professur für Landschaftsarchitektur von Professor<br />
Christophe Girot ist in drei Arbeitsbereichen organisiert:<br />
Design Lab, Media Lab und Theorie Lab.<br />
Design Lab<br />
Das Entwurfsstudio befasst sich mit der sich wandelnden<br />
Fluss- und Seenlandschaft der Schweiz. Mittels einer<br />
Entwurfsmethode, die traditionelle Landschaftsgestaltung<br />
mit fortschrittlichen cnc-Modellbautechniken kombiniert,<br />
werden dynamische Landschaftsprojekte an der Schnittstelle<br />
zwischen Fluss und Stadt entwickelt. Die Visionen<br />
des Entwurfssemesters werden in vertiefenden Wahlfacharbeiten<br />
konkretisiert. Sowohl diese Methode als auch<br />
modulare Kurzübungen zu landschaftsarchitektonischen<br />
Themen wie Topographie oder Vegetation werden bei einer<br />
integrierten Zusammenarbeit mit anderen Professuren<br />
auf das jeweilige Entwurfsprojekt angewandt.<br />
Media Lab<br />
Über das Medium Video lernen die TeilnehmerInnen dieses<br />
Wahlfachs die Konventionen der Wahrnehmung von<br />
Landschaft zu hinterfragen. Die Videokamera dient ihnen<br />
dabei als Werkzeug für diese Reflexion. Das Verständnis<br />
von Projektionen ausgewählter Landschaftsräume bildet die<br />
Basis der adäquaten Darstellung der Landschaft und der<br />
mit ihr zusammenhängenden Entwurfsarbeit.<br />
Die Studierenden erarbeiteten in vier Übungen ein<br />
Instrumentarium zur Erfassung von Raum und Landschaft.<br />
Über Kamera- und Schnittarbeit sowie die Vertiefung<br />
in Form einer Wahlfacharbeit entstanden im<br />
hs 2007 kurze Video-Essays über das Glatttal zwischen<br />
Greifensee und Flughafen Kloten.<br />
Während der Seminarwoche wurden im Oktober<br />
2007 in einem Videoworkshop mit verschiedenen Filmemachern<br />
kurze Videoskizzen in <strong>Zürich</strong> zum Thema<br />
«MyPlace.<strong>Zürich</strong>» produziert.<br />
Theorie Lab<br />
Die Vorlesungsreihen «Geschichte und Theorie der Gartenkunst<br />
und Landschaftsarchitektur» (Landschaftsarchitektur<br />
i, Architektur vii) und «Theorie und Entwurf in<br />
der zeitgenössischen Landschaftsarchitektur» (Landschaftsarchitektur<br />
ii) behandeln die Entwicklungsgeschichte<br />
gestalteter Natur, von den Anfängen der Kulturlandschaft<br />
und des Gartens bis hin zur zeitgenössischen Landschaftsarchitektur.<br />
Das Wahlfach «Landschaft und<br />
Theorie» ist als Seminar organisiert und untersucht den<br />
fortschreitenden konzeptionellen Wandel des Naturverständnisses<br />
anhand von Texten und konkreter Parkund<br />
Gartengestaltungen. Das Wahlfach möchte zu<br />
einem reflektierten Entwurfsverständnis in der Landschaftsarchitektur<br />
anregen.<br />
Publikationsreihe «Pamphlet»<br />
Die Schriftenreihe mit dem Titel «Pamphlet» veröffentlicht<br />
regelmässig die Ergebnisse aus Forschung und Lehre<br />
der Professur Girot. Ziel ist es, diese Ergebnisse festzuhalten,<br />
einem interessierten Publikum zur Verfügung zu<br />
stellen und einen Beitrag zu einer fachlichen Diskussion<br />
zu leisten.<br />
233<br />
The Chair of Landscape Architecture of Professor<br />
Christophe Girot is organized into three areas: Design<br />
Lab, Media Lab and Theory Lab.<br />
Design Lab<br />
The Design Lab is currently working on the changing<br />
river landscape in Switzerland. Using a design method that<br />
combines traditional landscape design with advanced<br />
cnc modeling technology, the students develop dynamic<br />
landscape projects at the interface between wild<br />
mountain watercourses and the city. The visions generated<br />
during the design semester are concretized in more<br />
detailed investigations in elective projects. Both this<br />
method and short modular exercises on subjects<br />
in landscape architecture, such as topography and vegetation,<br />
are applied to the design projects in integrated<br />
collaboration with other Chairs.<br />
Media Lab<br />
Students taking this elective learn to question conventions<br />
on the perception of landscape through video. The video<br />
camera serves as the tool for this reflection. An understanding<br />
of projections existing within chosen landscape<br />
spaces forms the basis of informed depictions of<br />
the landscape and how design work can influence them.<br />
Students developed a set of instruments over four<br />
exercises to capture the qualities of space and landscape.<br />
Using camera and editing techniques as well as more in<br />
depth investigation through an elective project, during the<br />
fall semester 2007 the students created short video<br />
essays on the Glatt Valley between Lake Greifensee and<br />
Kloten Airport.<br />
During a video workshop, which took place during<br />
the seminar week in October 2007, various filmmakers<br />
created short video sketches in <strong>Zurich</strong> based on the<br />
theme ‘MyPlace.<strong>Zurich</strong>’.<br />
Theory Lab<br />
The two lecture series ‘History and Theory of Garden<br />
Design and Landscape Architecture’ (Landschaftsarchitektur<br />
i, Architektur vii) and ‘Theory and Design in<br />
Contemporary Landscape Architecture’ (Landschaftsarchitektur<br />
ii) deal with the history of the development<br />
of designed nature from the beginnings of cultural<br />
landscapes and gardens to contemporary landscape architecture.<br />
The elective course ‘Landscape and Theory’<br />
is organized as a seminar and investigates continuing conceptual<br />
changes in the idea of nature by means of<br />
concrete examples of park and garden designs. It aims to<br />
encourage a thoughtful understanding of design in<br />
landscape architecture.<br />
‘Pamphlet’ Series<br />
‘Pamphlet’ is the title of a publication series that regularly<br />
publishes the results of teaching and research at the<br />
Chair of Professor Girot. The aim is to record findings,<br />
make them available to interested readers, and contribute<br />
to contemporary professional discourse.<br />
NSL/Institut ILA Departement Architektur<br />
Christophe Girot
Christophe Girot<br />
NSL/Institut ILA Departement Architektur<br />
Abgeschlossene<br />
Dissertation<br />
Johannes Stoffler<br />
Professor<br />
Christophe Girot<br />
Korreferent<br />
Prof. Dr. Udo Weilacher,<br />
Universität Hannover<br />
Abgeschlossene<br />
Dissertation<br />
Annemarie Bucher<br />
Professor<br />
Christophe Girot<br />
Korreferent<br />
Prof. em. Georg Mörsch,<br />
<strong>Zürich</strong><br />
Forschung Research<br />
Die Forschungsschwerpunkte der Professur für Landschaftsarchitektur<br />
von Professor Christophe Girot orientieren<br />
sich an der Organisationsstruktur des in drei Bereiche gegliederten<br />
Lehrstuhls: Theorie, Entwurf, Medien.<br />
Im Bereich der Theoriebildung setzen sich die Forschungsarbeiten<br />
mit der schweizerischen Landschaftsarchitektur<br />
des 20. Jahrhunderts auseinander. In Monographien<br />
über herausragende Landschaftsarchitekten und<br />
Überblicksdarstellungen werden die Gestaltungstendenzen<br />
und deren ideelle Hintergründe aufgearbeitet.<br />
Die Entwurfsforschung befasst sich mit der Entwicklung<br />
einer Methodik für das Entwerfen grossräumiger Landschaften.<br />
Sie soll die unterschiedlichen Ansprüche des<br />
beschleunigten Wandels unserer Umwelt integrieren und<br />
neue Gestaltungsansätze für Landschaften formulieren.<br />
Der Bereich Medien beschäftigt sich mit der zeitgenössischen<br />
Repräsentation urbaner Landschaft. Die<br />
Rezeption dieser Landschaft beruht massgeblich auf den<br />
verschiedenen Formen der medialen Darstellung, die<br />
sich im vergangenen Jahrhundert grundlegend verändert<br />
hat. Der Stellenwert des bewegten Bildes für die gesellschaftlichen<br />
Sichtweisen der Landschaft ist der Schwerpunkt<br />
der Forschung.<br />
Gustav Ammann (1885 – 1955). Landschaften der Moderne in<br />
der Schweiz<br />
Der Zürcher Gartenarchitekt Gustav Ammann gilt als<br />
Schlüsselfigur der Garten- und Landschaftsarchitektur der<br />
Schweiz in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sein<br />
Werk umfasst schweizweit über 1700 Projekte sowie rund<br />
230 Publikationen. Es portraitiert ihn als begabten<br />
Gestalter und kritischen Diskussionsführer seines Berufsstandes.<br />
Ammanns Schaffen reicht vom Architekturgarten<br />
der Kunstgewerbereform bis hin zu den fliessenden<br />
Grünflächen des «organischen» Städtebaus der 1950er<br />
Jahre. Auf dem Höhepunkt seiner Karriere wurde ihm die<br />
gärtnerische Leitung der Schweizerischen Landesausstellung<br />
1939 übertragen. Fortschritt und Konservativismus<br />
sind in Ammanns Werk untrennbar miteinander verbunden.<br />
Seine Offenheit für Neues machte ihn zum bevorzugten<br />
Projektpartner zahlreicher bedeutender<br />
Architekten der Moderne in der Schweiz. In <strong>Zürich</strong> entwarf<br />
er beispielsweise die Gärten der Werkbundsiedlung<br />
Neubühl, konzipierte mit Max Ernst Haefeli und Werner<br />
Max Moser das Freibad Allenmoos und gestaltete mit<br />
Robert Winkler den Wohlfahrtsgarten der Firma Bührle<br />
in Oerlikon, den heutigen Gustav-Ammann-Park.<br />
Natur ausstellen<br />
Gartenausstellungen haben sich von lokalen und wirtschaftlich<br />
orientierten Gewerbeausstellungen zu kulturellen<br />
Institutionen entwickelt, die das gesellschaftliche Naturverständnis<br />
reflektieren und diskutieren.<br />
Die Geschichte der Schweizer Gartenkunst und Landschaftsarchitektur<br />
im 20. Jahrhundert ist mitgeprägt<br />
von zwei nationalen Gartenbauausstellungen: der g59 in<br />
<strong>Zürich</strong> und der Grün 80 in Basel. Sie markieren im<br />
Abstand von rund zwanzig Jahren zwei unterschiedliche<br />
Epochen des Naturverständnisses, was sich paradig-<br />
234<br />
The main research topics at the Chair of Landscape<br />
Architecture of Professor Christophe Girot are oriented<br />
on the organizational structure of the three areas taught<br />
at the Chair: Theory, Design, and Media.<br />
In the Theory area, research projects engage with<br />
20th-century Swiss landscape architecture. The resulting<br />
survey studies and monographs on outstanding landscape<br />
architects present the design trends and the ideals<br />
behind them.<br />
The research is focused on developing methods for<br />
designing large-scale landscapes. These should integrate<br />
the diverse demands of accelerated change in our<br />
environment and formulate new design approaches for<br />
landscapes.<br />
Research in the Media area addresses the contemporary<br />
representation of urban landscape. The reception<br />
of this landscape depends largely on the manner in which<br />
it is represented through various media. These have undergone<br />
fundamental change over the last century. The<br />
focus of research is on the relative value of the moving<br />
image for the way today’s society perceives landscape.<br />
Gustav Ammann (1885 – 1955). Landscapes of the Modern Era<br />
in Switzerland<br />
Gustav Ammann, a garden architect practicing in <strong>Zurich</strong>,<br />
is regarded as the key figure in garden and landscape<br />
architecture in Switzerland during the first half of the<br />
20th century. His work includes over 1700 projects<br />
throughout Switzerland as well as around 230 publications.<br />
It portrays him as a gifted designer and critical leader of<br />
discourse within his profession. Ammann’s work stretches<br />
from the architecture garden of the Kunstgewerbereform<br />
movement to the flowing green expanses of ‘organic’<br />
urban design in the 1950s. At the acme of his career, he<br />
was given the responsibility for the gardens and landscape<br />
of the Swiss exposition in 1939. Contemporary advancement<br />
and conservative strains are inextricably<br />
intertwined in Ammann’s work.<br />
Ammann’s openness for the new made him the project<br />
partner of choice for numerous distinguished Swiss<br />
architects of the Modern Era. In <strong>Zurich</strong>, for example, he<br />
designed the gardens of the Werkbund residential<br />
development Neubühl, as well as the outdoor public baths<br />
Freibad Allenmoos with Max Ernst Haefeli and Werner<br />
Max Moser and Freibad Letzigraben with Max Frisch. In<br />
addition, Ammann designed the landscape for the residential<br />
development Heiligfeld for Albert Heinrich Steiner,<br />
where <strong>Zurich</strong>’s first high-rise buildings in still stand today<br />
and, with Robert Winkler, was responsible for the company<br />
garden of Bührle in Oerlikon, today known as Gustav<br />
Ammann Park. This research recognizes Ammann’s oeuvre<br />
in the context of his time and offers new approaches for<br />
reassessing garden design between 1930 and 1955.<br />
Nature on Display<br />
Garden expositions have developed from local and<br />
economically oriented trade fairs to cultural institutions,<br />
which reflect and discuss an overriding social understanding<br />
of nature.<br />
The history of Swiss garden design and landscape<br />
architecture in the 20th century has been influenced by<br />
two national garden expositions: the g59 in <strong>Zurich</strong>
Abgeschlossene<br />
Dissertation<br />
Fred Truniger<br />
Professor<br />
Christophe Girot<br />
Korreferent<br />
Prof. em. Christine Noll<br />
Brinckmann, Universität<br />
<strong>Zürich</strong><br />
Stills aus dem Video<br />
«LOST BOOK FOUND»<br />
von Jem Cohen, USA 1996<br />
Laufende Dissertationen<br />
–Anette Freytag, Grau und Grün.<br />
Dieter Kienasts Beitrag zur<br />
Landschaftsarchitektur. Wissenschaftlicher<br />
Leiter: Prof. Christophe<br />
Girot, Koreferent: Prof. em. Arthur<br />
Rüegg, <strong>Zürich</strong><br />
–Maya Kohte, Landschaftsarchitektur<br />
in Schweizer Agglomerationslandschaften.Forschungs-<br />
matisch auf die Naturgestaltung ausgewirkt hat. Während<br />
die g59 – auch als «Blumenlandi» in Erinnerung geblieben –<br />
eine Gartengestaltung im Geist der Moderne vertrat, wandte<br />
sich die Grün 80 – die Landesausstellung der Natur –<br />
einem konzeptuellen Naturumgang zu, der auf der Basis<br />
von Ökologie und vor dem Hintergrund massiver Umweltkatastrophen<br />
und naturschützerischer Bestrebungen<br />
ganz andere Naturbilder hervorbrachte.<br />
Die Arbeit untersucht die beiden nationalen schweizerischen<br />
Gartenschauen vor dem Hintergrund des<br />
Mediums Ausstellung und der gesellschaftlichen und<br />
gestalterischen Produktion von Naturbildern.<br />
Filmische Landvermessung. Darstellungen der zeitgenössischen<br />
Landschaft im Film<br />
Landschaften zu vermessen ist eigentlich Sache der Geometer.<br />
Vermessen kann heissen, die Niveauunterschiede<br />
zwischen zwei Punkten in einem Plan festzuhalten, aber<br />
im übertragenen Sinne auch danach zu fragen, was<br />
die Landschaft der Gesellschaft bedeutet und wie sie sich<br />
dem wertenden Auge präsentiert.<br />
Die Forschungsarbeit «Filmische Landvermessung» ist<br />
eine transdisziplinäre, mit dem Instrumentarium der<br />
Phänomenologie argumentierende Studie zur filmischen<br />
Repräsentation der alltäglichen Landschaft. Sie geht<br />
davon aus, dass das Medium heute die gesellschaftliche<br />
Haltung zur Landschaft auf vielfältigste Weise beeinflusst<br />
und an der Produktion von Weltbildern beteiligt ist.<br />
Sie analysiert den Film daher nicht allein als Abbildungsmittel<br />
und stellt die Parameter des filmischen Blicks<br />
vor. Vielmehr weist sie darüber hinaus auf den Nutzen<br />
für die Landschaftstheorie hin, wenn diese sich der<br />
medialen Repräsentation der von Menschen gemachten,<br />
dynamischen Landschaft zuwendet. Neben der reinen<br />
Abbildung zeigen sich im Film sozio-politische Aspekte<br />
der Landschaftsgestaltung. Durch einen körperhaften<br />
Blick, die Verbindung von Bild und Ton, die sequentielle<br />
Montage und die Fähigkeit, Zusammenhänge in Form<br />
von Geschichten zu vermitteln, spielt der Film seine Qualitäten<br />
als «Vermessungsinstrument» der sozialen Dimension<br />
von Landschaft aus.<br />
Das nicht Sichtbare oder durch herrschende visuelle<br />
und ideologische Stereotypen unkenntlich Gemachte<br />
zeigt sich in den ausgewählten Filmbeispielen im Kontext.<br />
Unscheinbaren Spuren folgend, stösst die Arbeit auf<br />
versteckte Gestaltungsfaktoren der Landschaft. «Filmische<br />
Landvermessung» erschliesst eine auf das Visuelle<br />
und die individuelle oder gesellschaftliche Wirklichkeit<br />
gerichtete Methodik, die Landschaft zu lesen. Denn<br />
für den entwerferischen Gebrauch bedarf die Bilderproduktion<br />
des Geometers einer Ergänzung.<br />
projekt im Rahmen des Polyprojektes<br />
«Zukunft urbaner Kulturlandschaft»,<br />
ZUK. Wissenschaftlicher<br />
Leiter: Prof. Christophe<br />
Girot, Koreferentin: Prof. Dr.<br />
Susanne Hauser, Berlin<br />
–Sabine Wolf, Die Ästhetisierung<br />
des Imaginären. Urbane Landschaften<br />
des 20. Jahrhunderts in<br />
ihrer filmischen Reflexion.<br />
Wissenschaftlicher Leiter:<br />
Prof. Christophe Girot, Koreferentin:<br />
Dr. Brigitte Franzen, Münster<br />
235<br />
and the Grün 80 in Basle. Spanning 20 years, they mark<br />
two different epochs of an understanding of nature,<br />
which influenced its shaping and design in a paradigmatic<br />
sense. During the g59, often remembered as the ‘Flower<br />
Exposition’ (Blumenlandi), garden design advanced views<br />
in the spirit of the Modern Era, while the Grün 80,<br />
also known as the ‘National Exposition of Nature’, turned<br />
towards a more basic and conceptual posture, based<br />
on ecological concerns and in reaction to the spectre of<br />
environmental catastrophes and conservational tendencies,<br />
and brought forth very different images of nature.<br />
This research investigates these two Swiss garden expositions<br />
within the framework of the exhibition<br />
medium and the social and aesthetic production of<br />
various images of nature.<br />
Cinematic Land Surveys. Depictions of Contemporary<br />
Landscape in Film<br />
Surveying landscapes is actually the task of the surveyor.<br />
To survey can mean to determine the difference in<br />
height of two points in a plan, but in a figurative sense it<br />
can also mean what landscape means to society and<br />
how it is presented to the judgmental eye.<br />
The research ‘Cinematic Land Surveys’ is a transdisciplinary<br />
study on cinematic representation of commonplace<br />
landscape. It assumes that film influences society’s<br />
attitude toward landscape in multifaceted ways and<br />
ultimately the production of worldviews. Therefore, it<br />
introduces the parameters of the cinematic eye and<br />
analyses film not only as a means of recording information.<br />
Rather it points to its usefulness for landscape theory<br />
through the medial representation of manmade, dynamic<br />
landscapes. In addition to pure images, film reveals<br />
socio-political aspects of landscape design: through the<br />
spontaneous gaze, the relationship between image<br />
and sound, sequential editing, and the ability to convey<br />
interrelationships in the form of stories, it plays up<br />
on its qualities as ‘surveying instrument’ to include the<br />
social dimension of landscape.<br />
The invisible, or that which is made unrecognizable<br />
through prevalent visual and ideological stereotypes,<br />
shows itself in context through chosen film examples.<br />
Following inconspicuous traces, the research encounters<br />
hidden design factors of landscape. Cinematic Land<br />
Surveys develops visual and both individual and social<br />
reality-oriented methods of reading landscape. Because<br />
for design purposes, the images produced by the surveyor,<br />
demand insightful translation.<br />
Laufende Forschungsarbeit in<br />
Zusammenarbeit mit Prof. Peter<br />
Märkli<br />
–Claudia Moll, Axel Simon (Professur<br />
Märkli), Eduard<br />
Neuenschwander: Architekt und<br />
Umweltgestalter.<br />
NSL/Institut ILA Departement Architektur<br />
Christophe Girot
Professur für<br />
Landschaftsarchitektur<br />
Chair of Landscape<br />
Architecture<br />
Professor<br />
Günther Vogt<br />
Assistenz<br />
Dr. Franziska Bark<br />
Tobias Baldauf<br />
Alice Foxley<br />
Medea Hoch<br />
Florian Otto<br />
Forschung<br />
Jürgen Krusche<br />
Frank Roost
Website<br />
www.vogt.arch.ethz.ch<br />
Projektpartner<br />
Universität Basel, nfs<br />
Bildkritik; Zürcher Hochschule<br />
der Künste,<br />
Institut für Theorie;<br />
Humboldt-Universität<br />
zu Berlin, Institut<br />
für Kulturwissenschaften;<br />
Universität Kassel,<br />
Fachgebiet Stadterneuerung;<br />
Bauhaus-<br />
Universität Weimar,<br />
Institut für europäische<br />
Urbanistik; University<br />
of Tokyo, Center<br />
for Sustainable Urban<br />
Research; Tongji<br />
University, College for<br />
Architecture and Urban<br />
Planning, Shanghai<br />
Projektdauer<br />
2008–2010<br />
links:<br />
Wahlfach «Pairi-daeza:<br />
Vegetation»,<br />
Modell Mario Beeli<br />
Forschung Research<br />
Taking to the Streets<br />
Die Strasse dient nicht nur dem Verkehr, sondern als<br />
öffentlicher Raum auch der Begegnung, der Kommunikation,<br />
der Freizeit und dem Handel. Die kleinräumlichen<br />
Nutzungen, Aneignungs- und Mitgestaltungsprozesse,<br />
die den Strassenraum in einen Lebensraum verwandeln,<br />
sind jedoch mit herkömmlichen, auf die Anordnung<br />
von Baukörpern fokussierten städtebaulichen Analysen<br />
kaum zu erfassen. Das Forschungsprojekt «Taking to<br />
the Streets» untersucht daher die tatsächliche Nutzung von<br />
Strassen in europäischen und ostasiatischen Metropolen,<br />
entwickelt neue Methoden zur Einbeziehung der<br />
Fussgängerperspektive in das Verständnis von Strassenraum<br />
und analysiert deren Bedeutung als Grundlage<br />
einer Stadtplanung, die den Anforderungen einer von<br />
Vielfalt und Flexibilität geprägten urbanen Dienstleistungsgesellschaft<br />
gerecht wird.<br />
Theoretische Grundlage der Untersuchung bilden die<br />
Ansätze der relationalen Raumtheorie, die nicht allein<br />
die bauliche, sondern vor allem die soziale Produktion von<br />
Tokio<br />
Raum in den Vordergrund stellen und dabei die Bedeutung<br />
des Performativen, Prozessualen und Temporären<br />
für die Qualität des öffentlichen Raums betonen. Die<br />
theoretisch-begrifflichen Analysen werden genährt durch<br />
umfassende Feldstudien, die systematisch die vielfältigen<br />
Handlungen erfassen werden, die als Spur des Privaten<br />
im öffentlichen Raum zu beobachten sind. Die Feldforschungen<br />
in <strong>Zürich</strong>, Berlin, Tokio und Shanghai beziehen<br />
die Bewohner und ihre alltäglichen Wege durch<br />
die Stadt mit ein und kombinieren sprachbasierte mit<br />
bildbasierten Methoden.<br />
Das Forschungsprojekt eröffnet im Rahmen eines<br />
immer aktueller werdenden «Small-scale Urbanism» Möglichkeiten,<br />
wie die kleinteiligen Qualitäten des öffentlichen<br />
Raums erkannt, genutzt und durch nur geringe<br />
Veränderung der physischen Bausubstanz nachhaltig<br />
verbessert werden können. Das Projekt überprüft gleichzeitig<br />
die Lösungsansätze auf ihre interkulturelle<br />
Transfermöglichkeit.<br />
237<br />
Taking to the Streets<br />
Streets are not only traffic easements, but also a public<br />
space for communication, interaction, trade, and leisure.<br />
To understand what turns a street into such a lively<br />
space, the small-scale uses, the pedestrians’ habits and the<br />
slight modifications created by the users’ practices<br />
have to be taken into account. But the influence of these<br />
factors cannot be understood with the usual tools of<br />
the urban design analysis focused on the arrangement of<br />
buildings and other physical structures. Therefore, the<br />
research project ‘Taking to the Streets’ examines the actual<br />
use of streets in European and East Asian metropolises<br />
and develops new methods for the inclusion of the pedestrian<br />
perspective into the understanding of street space.<br />
By analyzing the relevance of these factors for urban<br />
design, the research project contributes to a new urban<br />
planning approach that considers the requirement for<br />
the diversity and flexibility of the urban environment<br />
in advanced post-industrial service societies.<br />
The study’s analytical framework involves an approach<br />
to the relational theory of space, which focuses<br />
not only on the physical, but rather, on the social<br />
production of space. It emphasizes the role of processes<br />
and temporary activities for the quality of public<br />
space. This theoretical and conceptual analysis is supported<br />
by extensive empirical research, which will capture<br />
systematically the many diverse activities identifiable as<br />
private marks in the public realm. The field work in<br />
<strong>Zurich</strong>, Berlin, Tokyo, and Shanghai includes examinations<br />
of the inhabitants’ everyday journeys and combines<br />
interviews with image-based methods.<br />
The research project’s intention is to create potentials<br />
with which to identify the micro-level qualities of<br />
public space, to develop methods to determine how these<br />
qualities could be enhanced with careful interventions<br />
or modest changes of the physical structures, and to<br />
consider how the various solutions for this problem<br />
found in different countries can be transferred from one<br />
culture to another – as a contribution to the current<br />
debate about the increasing importance of bottom-up<br />
planning and small-scale urbanism.<br />
NSL/Institut ILA Departement Architektur<br />
Günther Vogt
oben:<br />
Viaduktbogen/Heinrichstrasse/Müller-Martini-Areal<br />
unten:<br />
Marius Eggli<br />
Marc Inderbitzin<br />
Caroline Pachoud<br />
Lehre Teaching<br />
Pairi-daeza: Vegetation<br />
Die auf sechs Semester angelegte Wahlfachreihe «Pairidaeza»<br />
vermittelt Einblicke für Architekturstudenten in<br />
das Fach «Landschaftsarchitektur». Die Themenstellungen<br />
«Umgrenzung», «Schwelle», «Wasser», «Vegetation»,<br />
«Choreographie» und «Metapher» wurden mit Bezug auf<br />
eine Miniatur festgelegt, die einen umschlossenen Garten<br />
zeigt. «Pairi-daeza» ist Persisch und bedeutet «eine Mauer,<br />
die einen Garten umschliesst». Ziel des Wahlfachs ist,<br />
die subjektive Wahrnehmung von «Stadtlandschaft» zu<br />
sensibilisieren sowie landschaftsarchitektonische Grundelemente<br />
zu erörtern. Dies geschieht anhand experimenteller<br />
Interventionen im Entwurfsgebiet. Der Modellbau<br />
nimmt dabei eine wichtige Rolle in der Entwicklung<br />
sowie der Überprüfung räumlicher Szenarien ein. Es<br />
werden erste Erfahrungen mit landschaftsarchitektonischer<br />
Darstellungspraxis gemacht. Der Entwurfsprozess<br />
wird durch Workshops, Exkursionen, Vorlesungen, individuelle<br />
Kritiken und ein Workbook begleitet.<br />
Das Wahlfach «Pairi-daeza: Vegetation» hatte zur<br />
Aufgabe, die Restfläche Viaduktbogen/ Heinrichstrasse/<br />
Müller-Martini-Areal in <strong>Zürich</strong> in einen Platz oder<br />
einen Park zu transformieren. Mit Gehölzen als Gestaltungselement<br />
sollte ein städtischer Freiraum mit atmos-<br />
Mario Beeli Irene Lo Iacono, Natalie Pomer<br />
phärischer Qualität entworfen werden. Dieser sollte<br />
Teil des neuen Quartierzentrums werden, das durch<br />
Einbauten von Läden und Ateliers in die Viaduktbögen<br />
entsteht. Der Ort an der Schnittstelle zwischen Kreis 5<br />
und <strong>Zürich</strong> West – heute ein Parkplatz – ist geprägt durch<br />
den Rhythmus vorbeirauschender Züge. Seine Attraktivität<br />
besteht darin, dass er vom Wipkinger- und Lettenviadukt<br />
aus auch in Aufsicht wahrgenommen werden<br />
kann. Sowohl die Dreiecksform des Grundstücks wie auch<br />
der markante Kontext – bestehend aus Viadukt, Josefswiese<br />
und Kehrrichtverbrennungsanlage – stellten eine<br />
grosse Herausforderung dar.<br />
238<br />
Pairi-daeza: Vegetation<br />
Over the course of six semesters, the elective Pairi-daeza<br />
offers insights into the area of landscape architecture for<br />
students of architecture. The topics ‘peri’, ‘threshold’,<br />
‘water’, ‘vegetation’, ‘choreography’ and ‘metaphor’ were<br />
chosen with reference to a miniature, depicting an enclosed<br />
garden. Pairi-daeza is Persian for ‘a wall enclosing<br />
a garden’. The series explores the basic elements of<br />
landscape design and aims to sharpen the students’ subjective<br />
perception of cityscapes. Model making is considered<br />
essential as a means for developing and documenting<br />
spatial ideas. The students have their first experiences<br />
with the presentation modes of landscape architecture.<br />
The design process is supported by workshops, excursions,<br />
lectures, individual critiques and a workbook.<br />
In the elective ‘Pairi-daeza: Vegetation’, students were<br />
asked to transform the leftover space Viaduktbogen/<br />
Heinrichstrasse/ Müller-Martini-Areal in <strong>Zurich</strong> into a<br />
square or park. Using groves as a tool for the design,<br />
they were asked to project an urban space of atmospheric<br />
quality. This was intended as part of the new center for<br />
the local district, which is being developed as shops and<br />
studios occupy the arches beneath the viaduct. The<br />
location at the threshold between District 5 and <strong>Zurich</strong><br />
West – currently a parking lot –, is characterized by<br />
the rhythm of passing trains. What is attractive about<br />
this site is that it can be viewed from above from<br />
Wipkinger- and Lettenviaduct. The triangle shaped site as<br />
well as the distinct context of the viaduct, Josefswiese<br />
and the refuse incinerator presented a big challenge.
Piet Nieder<br />
Philipp Neves, David Winzeler<br />
Christian Blasimann,<br />
Silvio Düring<br />
239
Lehrbeauftragte Lecturers<br />
Dr. Höcker Christoph<br />
Dr. Ulrich Pfammatter<br />
Dr. Christian Schmid/<br />
Christina Schumacher<br />
Unterstützung<br />
Lehre & Forschung<br />
raplab<br />
Rapid Architectural<br />
Prototyping Laboratory<br />
Yves Ebnöther<br />
Support<br />
Teaching & Research
Christoph Höcker<br />
Lehrbeauftragter Departement Architektur<br />
Dozent<br />
Dr. Christoph Höcker<br />
Architekturgeschichte der<br />
Klassischen Antike<br />
Lehre: Vorlesung «Die Architektur der klassischen Antike»<br />
Betrachtet wird die Architektur der Griechen, Römer,<br />
Etrusker und des frühen Christentums: aus geographischer<br />
Perspektive der Mittelmeerraum, aus zeitlicher<br />
Sicht die Spanne von ca. 900 v. bis 600 n. Chr. Antike<br />
Architektur hat in beinahe allen nachantiken Phasen in<br />
komplexer Weise die abendländische Baukunst mitgeprägt.<br />
Vor diesem Hintergrund versucht die Vorlesung,<br />
die Formenwelt der antiken Architektur nicht nur deskriptiv<br />
darzustellen, sondern auch die sozialen, wirtschaftlichen<br />
und religiösen Hintergründe ihrer Entstehung<br />
und die Muster ihrer Weiterverwendung zu beleuchten.<br />
Forschung: Studien zur inner- und nachantiken Wirkungsgeschichte<br />
der dorischen Säulenordnung<br />
Anhand eines markanten antiken Bauphänomens, der<br />
dorischen Säulen- und Gebälkordnung, wird eine längsschnittartige<br />
Übersicht über die geschichtlichen Wirkungen<br />
Kapitelle der drei griechischen Bauordnungen.<br />
Aus dem Traktat<br />
(zweite Fassung) von Francesco di<br />
Giorgio Martini, 1490<br />
archaisch-klassischer Architektur von ihrer Entstehung<br />
im späten 7. Jh. v. Chr. bis in die Gegenwart erarbeitet.<br />
Fragen nach Ursprungsbedeutungen und -verwendungen<br />
der dorischen Ordnung während ihrer «vitalen» Phase<br />
in der griechischen Architektur des 6. bis 4. Jh. v. Chr.<br />
sowie die Fixierung einer um 300 v. Chr. anzusetzenden<br />
Zäsur, nach der dieses Formrepertoire ausschliesslich<br />
retrospektiv verwendet wird, bilden den Ausgangspunkt.<br />
Darauf fussend werden formale und inhaltliche Kontinuitäten<br />
sowie Verwendungs- und Bedeutungsveränderungen<br />
in allen folgenden antiken und nachantiken<br />
Phasen in ausgewählten Beispielen erörtert. Dabei wird<br />
sichtbar, dass die Adaption der dorischen Bauordnung<br />
weniger als imitativ-zitierender Akt zu verstehen ist, sondern<br />
vielmehr als eine von aktiven Impulsen bestimmte<br />
Kette zielgerichteter Neukonstruktionen und Umformungen<br />
von Antike im jeweils zeitgenössischen Verhältnishorizont.<br />
242<br />
Architectural History of<br />
Classical Antiquity<br />
Teaching: Lecture ‘The Architecture of the Ancient Classical World’<br />
This course examines more closely the architecture of the<br />
Greeks, Romans, Etruscans and early Christianity<br />
within the geographically defined Mediterranean region<br />
on a time line spanning from ca. 900 bc until 600 ad.<br />
The architecture of Antiquity has influenced the Western<br />
art of building from the Renaissance up to the present<br />
in a most complex way. The course attempts to show the<br />
world of forms of ancient and early Christian architecture<br />
descriptively as well as to illuminate the social, economic<br />
and religious backgrounds of their evolution.<br />
Research: Studies concerning the History of Influence of<br />
the Doric Order<br />
This project undertakes a sectional overview of the historical<br />
effects of archaic-classical architecture starting<br />
at its origin in the late 7th century bc up to the present.<br />
This phenomenon is traced via a prominent Antique<br />
architectural form, the Doric order. Questions concerning<br />
the original meanings and uses of the Doric order<br />
during its ‘vigorous’ phase in Greek architecture from the<br />
6th to the 4th century bc will be considered. Also subject<br />
to study is the specification of a break which began<br />
around 300 bc, after which this repertoire of forms<br />
was used only in retrospect. Based on these findings,<br />
continuities in formal appearance and content,<br />
as well as changes in use and meaning in all subsequent<br />
Antique and post-Antique phases are explained using<br />
selected examples. In the process, it becomes clear that<br />
the adaptation of the Doric building order should<br />
oben:<br />
Carl August Ehrensvärd, Portal<br />
für eine Lagerhalle im Hafen<br />
von Karlskrona/Schweden, Holzmodell,<br />
1785<br />
rechts:<br />
Ricardo Bofill, Les Echelles du<br />
Baroque, Paris, 1979–1986,<br />
Fassade<br />
be understood less as an imitative and quotation-like act,<br />
but rather as a chain of active impulses stemming from<br />
purposeful, novel constructions and the transformation<br />
of Antiquity in each respective perspective.
Dozent<br />
Dr. Ulrich Pfammatter<br />
Geschichte der Bautechnik<br />
in Fallstudien<br />
Die Baukultur weist seit dem Pantheon in Rom und seiner<br />
an die Grenze gehenden Tragstruktur eine Tendenz<br />
zur Auflösung der Masse auf. Der Raum tendiert zum<br />
«befreiten Raum», die Mauer erlebt Metamorphosen<br />
zur Wand und zur Haut, neue Materialien und Technologien<br />
werden zunehmend aus der Automobil-, Schiffsoder<br />
Flugzeugbautechnik und Weltraumtechnologie<br />
in Bautechniken «übersetzt».<br />
Die Entwicklung ist ungebrochen. Der zuerst in der<br />
Textilindustrie der englischen «midlands» zwischen 1792<br />
und 1802 entstandene «Skelettbau» und das Patent von<br />
Samuel Wyatt für eine vollständige Eisenskeletttypologie<br />
im Jahr 1800 befreiten Schritt für Schritt die traditionelle<br />
gemauerte, massive Fassade von Tragfunktionen – der<br />
Entwicklung der vorgehängten Gebäudehülle, der «curtain<br />
wall» war der Weg bereitet. Ein permanenter Entwicklungsmotor<br />
ist die industrielle Produktion. Die Ablösung<br />
handwerklicher Fertigungs- durch industrielle Produktionsmethoden<br />
führte von der Bedarfs- zur Markt- oder<br />
Massenproduktion, und die mit caad verknüpfte computergesteuerte<br />
Komponenten- oder Systemherstellung<br />
erleichterte den Übergang von der Massen- zur Massproduktion.<br />
Der bautechnische Hintergrund der architektonischen<br />
Gestaltung hat sich seit der Industriellen Revolution<br />
in verschiedenen thematischen Entwicklungslinien manifestiert<br />
und im Kontext gesellschaftspolitischer, ökonomischer<br />
und soziokultureller Bedingungen verändert,<br />
sowohl in den materialtechnischen Bereichen Glas und<br />
Kunststoffe, Eisen und Metalle, Beton und Verbundbaustoffe<br />
(composites) als auch in den Problemfeldern der<br />
Prozesse wie Industrialisierung und Bausysteme, «curtain<br />
walls» und «sustainable building design».<br />
Jedes dieser Entwurfsfelder hat Geschichte, Aktualität<br />
und Perspektiven an der Schwelle der Zukunft. Hinter<br />
den prägenden Erfindungen, innovativen Experimenten<br />
und neuen Entwicklungen der letzten zweihundert<br />
Jahre standen Denkmodelle und Denkschulen, die<br />
Zukünftiges vorwegnahmen, den Nährboden für Neues<br />
vorbereiteten und Meilensteine für weitergehende Entwicklungen<br />
markierten. Daher lautet der programmatische<br />
Titel der Vorlesung «In die Zukunft gebaut».<br />
243<br />
History of Building Technology<br />
in Case Studies<br />
Even since the builders of the Pantheon in Rome dared<br />
to push load-bearing capacities to their very limits,<br />
architecture has aimed at defying solid mass. Spaces have<br />
increasingly opened up, walls have become thinner<br />
until they metamorphosed into a mere skin and new<br />
materials and techniques, imported from the automobile,<br />
shipbuilding, aviation and aerospace industries,<br />
have been translated into construction methods.<br />
Development still continues apace. The skeleton construction<br />
system first devised in the textile industry of<br />
the British Midlands between 1792 and 1802 and Samuel<br />
Wyatt’s Patent of a complete iron skeleton typology<br />
from 1800 gradually freed the traditional masonry-built<br />
wall from its load-bearing function, paving the way for<br />
the development of the suspended curtain-wall façade. Industrial<br />
production has always been a driving force behind<br />
architectural innovation. As artisanal craftsmanship<br />
was replaced by industrial manufacturing methods, individually<br />
commissioned works were replaced by marketdriven<br />
production and mass production. With the advent<br />
of computer-controlled manufacturing of components<br />
and systems, cad software facilitated the transition from<br />
mass production to tailor-made production.<br />
The technical, constructive background of architectural<br />
design has followed various developmental trajectories<br />
since the industrial revolution and has been influenced<br />
by changing political, economic and socio-cultural<br />
circumstances, for instance, with respect to materials such<br />
as glass and plastics, iron and metal, concrete and composites,<br />
as well as problem areas within such processes as<br />
industrialization and building systems, curtain walls<br />
and sustainable building design.<br />
Each of these fields of design has a history, a contemporary<br />
presence and perspectives at the threshold of<br />
the future. Behind the salient inventions, innovative<br />
experiments and new developments of the last 200 years<br />
lie theoretical models and schools of thought that<br />
anticipated the future, laid the groundwork for innovation<br />
and marked the milestones for continuing development<br />
– hence the programmatic title of the lecture<br />
course: ‘building the future’.<br />
Lehrbeauftragter Departement Architektur<br />
Ulrich Pfammatter
Christian Schmid, Christina Schumacher<br />
Lehrbeauftragte Departement Architektur<br />
Dozent/ Dozentin<br />
Dr. Christian Schmid<br />
Christina Schumacher<br />
Website<br />
www.soziologie.arch.<br />
ethz.ch<br />
Soziologie Sociology<br />
Airolo in Transizione<br />
Airolo ist ein Dorf in der Gotthardregion mit rund 1600<br />
Einwohnern. Es liegt in der oberen Leventina, mitten<br />
in der vom eth Studio Basel identifizierten «Alpinen<br />
Brache». Dieser Begriff, der in der letzten Zeit zu grossen<br />
Diskussionen führte, bezeichnet ein Gebiet, das durch<br />
fortlaufende Abwanderungsphänomene und einen Verlust<br />
an Initiative und sozialer Innovationskraft geprägt ist.<br />
Hier ist ein Projekt situiert, das soziologische Analysen<br />
und Kunstinterventionen zusammenführte: In<br />
einem Blockseminar, das von der Dozentur Soziologie<br />
(Christian Schmid und Cordula Püstow) gemeinsam<br />
mit dem Studienbereich «Bildende Kunst» der Zürcher<br />
Hochschule der Künste (Dagmar Reichert und<br />
Franziska Koch) im Sommer 2007 durchgeführt wurde,<br />
untersuchten Architektur- und Kunststudierende den Alltag<br />
und die Zukunftsperspektiven der Bewohner und<br />
Bewohnerinnen. In einer öffentlichen Ausstellung präsentierten<br />
sie ihre Ergebnisse in Form von Posters,<br />
Fotos und Installationen in den Schaufenstern entlang der<br />
Hauptstrasse. Die Aktion fand ihren Höhepunkt in der<br />
Veranstaltung «Airolo in Transizione» vom 27. bis 29. Juli,<br />
die mit Konzerten, Workshops und öffentlichen Diskussionen<br />
die lokale Bevölkerung einbezog. In der Nachbearbeitung<br />
entstanden insgesamt fünf Wahlfacharbeiten<br />
in Soziologie. Sie sind zu einer Broschüre zusammengestellt<br />
an der Dozentur Soziologie erhältlich.<br />
In dem Projekt wurde der grundlegende Wandel greifbar,<br />
dem grosse Teile des Alpenraumes heute ausgesetzt<br />
sind: Während Jahrzehnten lebte die Bevölkerung in Airolo<br />
von den sbb, dem Militär und dem Tourismus, der<br />
wegen der Lage des Ortes am Fuss des Gotthardpasses<br />
ohne besondere Anstrengung einen stetigen Strom<br />
von Einkommen generierte. Zusätzlich gab es noch etwas<br />
Industrie sowie die Landwirtschaft. So konnte Airolo<br />
lange ohne einschneidenden sozialen Wandel und ohne<br />
Anpassungsmassnahmen überleben.<br />
In den letzten Jahren hat sich die Situation jedoch<br />
dramatisch verschärft: Seit der Eröffnung des Gotthardtunnels<br />
1980 fährt der Autoverkehr an Airolo vorbei,<br />
und in wenigen Jahren wird der Bahnverkehr im neuen<br />
Gotthardtunnel unter Airolo durchführen. Das Dorf<br />
wird zunehmend abgehängt, es wird zur Peripherie. Hinzu<br />
kommen Abbaumassnahmen beim Militär und den<br />
sbb sowie ein langsamer wirtschaftlicher Niedergang im<br />
Tourismus. Diese veränderte Situation hat gerade auch<br />
im Alltagsleben deutliche Spuren hinterlassen: Wie sich<br />
zeigte, pendelt die Stimmung im Dorf zwischen vagen<br />
Hoffnungen und Resignation.<br />
Die Bewohner haben der veränderten Situation wenig<br />
entgegenzusetzen. Auch Projekte von aussen konnten<br />
die dringend benötigten Impulse bis heute nicht bringen.<br />
Ein grosses Tourismusprojekt scheiterte und erst seit<br />
kurzem bestehen Initiativen zu einer verstärkten Kooperation<br />
innerhalb der Gotthardregion. So bleiben die<br />
kleinen Projekte, die vor allem auf eine Verbesserung<br />
des Alltags der Bewohner und einen sanften Tourismus<br />
zielen.<br />
244<br />
Airolo in Transition<br />
Airolo is a village of roughly 1600 inhabitants located in<br />
the southern part of the St. Gotthard region. It is<br />
situated along the Leventina valley in the middle of an<br />
area designated as ‘alpine fallow land’ by the eth Studio<br />
Basel. A frequent topic of discussion at present, this<br />
term signifies a region characterized by ongoing emigration,<br />
lacking initiative and social energy.<br />
In the summer of 2007, Airolo’s current situation<br />
became the focus of a project incorporating sociological<br />
analyses and art interventions. In a workshop organized<br />
by the Sociology Lectureship (Christian Schmid<br />
and Cordula Püstow) and the Fine Arts Department at<br />
the <strong>Zurich</strong> University of the Arts (ZHdK) (Dagmar<br />
Reichert and Franziska Koch), architecture and art students<br />
collectively studied and analyzed everyday life<br />
in Airolo and the future prospects of its inhabitants. They<br />
presented their findings in a public exhibition of posters,<br />
photos and installations, which were displayed in store<br />
front windows along the main street. The exhibition culminated<br />
in ‘Airolo in Transizione’, a three-day public<br />
event held from July 27–29, which engaged local residents<br />
in a series of concerts, workshops and public discussions.<br />
Five student reports in the field of sociology were produced<br />
in a follow-up phase. They are available in brochure<br />
form from the Sociology Lectureship.<br />
The radical change that large parts of the Alpine regions<br />
are subjected to at present has been made palpable<br />
through the project. For decades, the sbb, military and<br />
tourism provided the population of Airolo with a constant<br />
flow of revenue that came with relative ease, supplemented<br />
by existing industry and agriculture sources.<br />
These circumstances enabled Airolo to sustain its quality<br />
of life for a long time without the need for any important<br />
social changes or adjustment measures.<br />
However, the situation has taken a drastic turn in<br />
recent years: with the opening of the St. Gotthard<br />
Tunnel in 1980, traffic began driving past Airolo; and<br />
when the new St. Gotthard Tunnel opens in a few<br />
years, rail traffic will bypass Airolo altogether. The village,<br />
as a result, will be increasingly cut off and isolated.<br />
Current cutback measures in the military and sbb, as<br />
well as a slow economic decline in tourism, only<br />
compound the problem. The first signs are already visible<br />
in daily life: the mood of residents appears to oscillate<br />
between vague hope and resignation.<br />
There is little the inhabitants can do to counter the<br />
current situation. Externally-initiated projects have<br />
yet to succeed in providing the desperately needed input.<br />
One large tourism project has already failed and initiatives<br />
aimed at a strengthened cooperation within the Gotthard<br />
region have only recently begun to take form. What<br />
remains are the smaller projects which focus primarily<br />
on improving the quality of life for its inhabitants while<br />
also seeking alternative forms of tourism.
Leitung<br />
Yves Ebnöther<br />
Mitarbeiter<br />
Mathias Bernhard<br />
Etienne Chevalley<br />
René Ehrensperger<br />
Reto Klingenfuss<br />
Website<br />
www.raplab.arch.ethz.ch<br />
raplab Rapid Architectural<br />
Prototyping Laboratory<br />
Massstäblich<br />
Am raplab d-arch stellen wir eine umfangreiche<br />
Modell- und Prototypenbauinfrastruktur zur Verfügung,<br />
die von traditionellen bis hin zu computergesteuerten<br />
(cnc) Maschinen reicht.<br />
Im Rahmen von Kursen, Seminaren, Vorträgen und mit<br />
unserer Webseite vermitteln wir Grundlagen, damit die<br />
rund 1500 Studierenden und andere Benutzer selbständig<br />
mit den Prozessen arbeiten und experimentieren können –<br />
diese Strategie wird durch eine stetig steigende Nachfrage<br />
honoriert.<br />
Nebst der «technologischen Befähigung», die wir<br />
mit experimentellen Kursen weiter vorantreiben möchten,<br />
planen wir, unseren Modellbaulaser an das vpp-System<br />
anzuschliessen, um so Studierenden der höheren Semester<br />
den Zugang rund um die Uhr zu ermöglichen.<br />
Modifizierter Prozess<br />
(Spachtelmassenvorschub mit<br />
Discokugelmotor), Emanuel Biland,<br />
Seminarwoche «additiv-CNC»<br />
Parametrische Konstruktion<br />
(CNC-gefrästes Stecksystem, Multiplex),<br />
Shih-Yuan Wang,<br />
MAS CAAD, RAPLAB-Modul<br />
Hohe Produktivität<br />
(Holzwerkstatt, Studierende)<br />
Semesterabgaben<br />
Neue Ästhetik<br />
(Schale, CNC-gesteuerter Heisskleberaufbau),<br />
Kaspar Hofer,<br />
Seminarwoche «additiv-CNC»<br />
245<br />
raplab Rapid Architectural<br />
Prototyping Laboratory<br />
To Scale<br />
At raplab d-arch we manage a comprehensive range of<br />
modelmaking and prototyping infrastructure, which<br />
reaches from traditional to computercontrolled (cnc)<br />
equipment.<br />
With courses, seminars, presentations and also through<br />
our website, we convey the necessary know-how so that<br />
approximately 1500 students and other users can work and<br />
experiment autonomously with the available processes –<br />
this strategy is rewarded by a constantly growing<br />
demand.<br />
Apart from the theme of ‘technological empowerment’,<br />
which we will explore further in experimental courses,<br />
we plan to integrate our laser-cutter with the vpp-system<br />
to enable students of higher semesters to make use of<br />
the equipment 24h a day.<br />
Strukturelle Komplexität<br />
(Modelle von Hochhäusern,<br />
gelaserter Karton), Studentenarbeiten,<br />
Professur Adrian Meyer<br />
Digitalisiertes Ornament<br />
(Gelasertes Flugzeugsperrholz),<br />
Markus Siemienik, Sommerworkshop<br />
2007<br />
RAPLAB Departement Architektur<br />
Yves Ebnöther
Austauschsemester Exchange Programs<br />
Escola Tècnica Superior<br />
d’Arquitectura de Barcelona<br />
(etsab), Spanien<br />
Harvard Graduate School<br />
of Design (gsd), Cambridge<br />
Massachusetts, usa<br />
tu Delft, Niederlande<br />
Accademia di Architettura<br />
Mendrisio (aam), Schweiz<br />
Ecole National Supérieure<br />
d’Architecture de Paris<br />
La Villette (ensaplv),<br />
Frankreich<br />
Kungliga Tekniska<br />
Högskolan Stockholm<br />
(kth), Schweden
Emmanuel Diserens<br />
Austausch Departement Architektur<br />
Austauschuniversität<br />
Escola Tècnica Superior<br />
d’Arquitectura de<br />
Barcelona (etsab),<br />
Spanien<br />
Studierender<br />
Emmanuel Diserens<br />
Professor ETSAB<br />
Aguiles Gonzales<br />
Assistenz<br />
Andreu Ariola<br />
Erdgeschoss mit öffentlichem<br />
Aussenraum<br />
Kultur- und Bildungszentrum<br />
für Eixample<br />
Auf dem Grundstück im Stadtteil Ensanche soll ein multifunktionales<br />
Gebäude gebaut werden, das sowohl eine<br />
Bibliothek, ein Kulturzentrum sowie eine Primarschule<br />
enthält. Das Vorhaben bietet die einmalige Gelegenheit,<br />
der dichten Innenstadt von Barcelona einen öffentlichen<br />
Freiraum zu geben, der die Lebensqualität im<br />
Quartier zu verbessern vermag. Der Block wurde an der<br />
Stelle bewusst offen belassen und figuriert als Lücke<br />
im ansonsten dichten Stadtgefüge. Dadurch kommt dem<br />
Ort eine Ausnahmestellung im Quartier zu, die dem<br />
neuen Grünraum und dem Gebäude ein höheres Mass an<br />
Öffentlichkeit verleiht. Das öffentliche Programm des<br />
Gebäudes wird auch als Programm für den Aussenraum<br />
verstanden, als Chance, für die Bevölkerung eine innerstädtische<br />
Oase zu schaffen, die zum Verweilen und<br />
Sinnieren einlädt.<br />
Sicht aus der Carrer del Comte<br />
d’Urgell<br />
Fassadenkonzept<br />
Die Fassade wird als Haut gedacht,<br />
die sich um den Baukörper legt.<br />
Ihre abstrakte Formulierung lässt<br />
keine Rückschlüsse auf die innere<br />
Gebäudeorganisation zu.<br />
Innenraumansicht des Hauptgebäudes<br />
248<br />
Culture and Education<br />
Center for Eixample<br />
A multi-purpose center including a library, cultural facilities<br />
and a primary school is planned for this site in<br />
the Eixample neighborhood of Barcelona. The project is<br />
a unique opportunity to enhance the quality of life by<br />
giving the neighborhood a small green space. The block<br />
was intentionally left often at this site, leaving an unusual<br />
gap in the dense structure of the built fabric typical<br />
to inner city Barcelona. Through this intervention the<br />
place differs visibly from the surrounding block structures.<br />
This difference turns attention towards it, underlining the<br />
public character of the building and its surrounding green<br />
space. The public program of the multi-purpose center<br />
has also been used in developing the outside planning,<br />
making the place one of the few open spaces in the dense<br />
neighborhood of Eixample. Like an oasis, the place is<br />
supposed to invite the pedestrians to rest and reflect.
Austauschuniversität<br />
Harvard Graduate School<br />
of Design (gsd)<br />
Cambridge<br />
Massachusetts, usa<br />
Studierender<br />
Sebastian Stich<br />
Professoren GSD<br />
Andrea Leers<br />
Masami Kobayashi<br />
Professor <strong>ETH</strong><br />
Peter Märkli<br />
Querschnitt Patio<br />
Jimbocho<br />
Tokios Bücherstadt<br />
Jimbocho, ein Stadtteil Tokios, wurde in der Folge von<br />
Universitätsgründungen zum Buchhandelsquartier. Die<br />
zentrale Lage bringt die «Bücherstadt» heute unter<br />
Entwicklungsdruck. Der Entwurf soll bestehende Qualitäten<br />
stärken und Aussenräume einführen.<br />
Das Haus für Publizisten wendet sich an die Öffentlichkeit.<br />
Ein Patio mit Freitreppe verbindet Untergeschoss<br />
und Strasse. Eine Serie doppelgeschossiger Räume<br />
bildet mit der Dachterrasse das grössere Volumen.<br />
Zur Hauptstrasse hin hat das Gebäude eine dominante<br />
Struktur, während an der rückwärtigen Gasse kleine<br />
Räume mit Loggien sich an die Nachbarschaft wenden.<br />
Ansicht Hauptstrasse<br />
(Hakusan Dori)<br />
Patio und Dachterrasse<br />
249<br />
Jimbocho<br />
Tokyo’s Book City<br />
The establishment of new universities has brought numerous<br />
booksellers to Jimbocho, a central part of Tokyo.<br />
Due to the district’s pivotal location, the ‘book city’ is<br />
under considerable development pressure. The design<br />
is conceived to evolve present qualities and to generate<br />
open space.<br />
The project for a publisher's house addresses the public.<br />
Stairs to a patio connect underground level and<br />
sidewalk. A series of double-height spaces, crowned by<br />
a roof terrace, form the larger volume.<br />
While the buildings stature is dominant along<br />
the main street, small rooms with loggias refer to the<br />
neighborhood along the parallel alley.<br />
Erdgeschoss und Volumen<br />
Die Haupträume stehen an der<br />
exponiertesten Stelle des Grundstücks.<br />
In dem in der Höhe<br />
zurücktretenden Körper befinden<br />
sich kleine Räume. Die im Aussenraum<br />
liegende Treppe zum Patio<br />
macht den Vorlesungssaal im Untergeschoss<br />
von der Strasse her<br />
zugänglich. An Hauptstrasse und<br />
rückwärtiger Gasse befinden<br />
sich weitere Zugänge, von denen<br />
aus jeweils das zentrale Treppenhaus<br />
erreichbar ist.<br />
Austausch Departement Architektur<br />
Sebastian Stich
Angela Sachs<br />
Austausch Departement Architektur<br />
Austauschuniversität<br />
tu Delft, Niederlande<br />
Studierende<br />
Angela Sachs<br />
Professor <strong>ETH</strong><br />
Andrea Deplazes<br />
Assistenz<br />
Marcel Baumgartner<br />
Grundriss 2. Obergeschoss<br />
Je nach Funktion der Schulräumlichkeiten<br />
ändern sich die Orientierung,<br />
Materialität und die durch die<br />
doppelte Fassade generierte Atmosphäre<br />
der Räume. Die Erschliessungszone<br />
wird als frei nutzbare<br />
Arbeitsfläche für die Künstler, als<br />
Ausstellungs- und Darbietungsfläche<br />
sowie für Pausenaktivitäten<br />
genutzt.<br />
Linking Element<br />
Hauptgebäude für skvr<br />
Für die Institution «School Kunst Van Rotterdammers»<br />
(skvr) soll ein zentrales Hauptgebäude entstehen. Eine<br />
Pufferzone, bestehend aus einer doppelten Spundwand-/<br />
Glas-Fassade, soll den Einfluss der heterogenen Umgebung<br />
des angrenzenden Marktplatzes filtern und gezielt<br />
dosieren und zugleich den Künstlern als Inspirationsquelle<br />
dienen. Durch varierenden Abstand zur inneren<br />
Fassadenhaut, Distanz und Höhe der Fassadenelemente<br />
werden diverse Atmosphären und Bedingungen<br />
betreffend Licht, Privatheit und Materialität geschaffen,<br />
um den individuellen Ansprüchen der Künstler aus<br />
den Bereichen Malerei, Theater, Keramik etc. zu entsprechen.<br />
Innenhof<br />
Die Distanz zwischen den Fassadenelementen<br />
ist weit, um den Kontakt<br />
zwischen Innen- und Aussenraum<br />
zu ermöglichen.<br />
250<br />
Linking Element<br />
Central Building for skvr<br />
The institution ‘School Kunst Van Rotterdammers’ (skvr)<br />
needs a headquarters. A buffer zone, created by a double<br />
layer façade that consists of steel sheet pilings and glass,<br />
is intended to filter the influence of the heterogeneous<br />
context given by the market square next to it. That element<br />
serves as an inspiration for the artists. Varied distances<br />
between the panels, and the height and width of the space<br />
between the two layers generate different ambiances<br />
and conditions relative to natural light, privacy and materiality<br />
to respond to the diverse and individual demands<br />
of the painters, actors, potters etc.<br />
Konstruktionsdetail<br />
Schnitt durch den Innenraum<br />
Fassade zum Marktplatz<br />
Die dicht stehenden Spundwände<br />
trennen die rege Aktivität aussen<br />
vor allem in Bodennähe vom Innenraum.<br />
Mit zunehmender Höhe<br />
öffnet sich die Fassade vermehrt und<br />
die Räume rücken durch den<br />
reduzierten Abstand zwischen den<br />
beiden Hüllen nach aussen.
Austauschuniversität<br />
Accademia di Architettura<br />
Mendrisio (aam), Schweiz<br />
Studierender<br />
Piero Mercadante<br />
Professoren AAM<br />
Manuel und Francisco<br />
Aires Mateus<br />
Assistenz<br />
Stefania Murer<br />
Alentejo<br />
Haus für einen Künstler<br />
Die portugiesische Region Alentejo ist stark charakterisiert<br />
durch eine Wüstenlandschaft mit unzähligen Korkbäumen<br />
(vertikale Referenzpunkte). Das Haus soll in dieser endlosen<br />
Wüste einen Punkt markieren. So auch die Materialisierung,<br />
die sich auffallend von der Umgebung abhebt.<br />
Das Erdgeschoss bindet sich dem Terrain an, das Obergeschoss<br />
den Baumkronen. Das Haus besteht grundsätzlich<br />
aus zwei Spiralen, die durch den zentralen Hof<br />
(Arbeitsort des Künstlers) verbunden sind. Jeder Raum<br />
hat seine spezifische Lichtstimmung durch die verschiedenen<br />
Patios, über die das Licht in die Räume dringt.<br />
251<br />
Alentejo<br />
House for an Artist<br />
The Alentejo region is strongly characterized by its desert<br />
landscape with its infinite number of cork trees (vertical<br />
reference points). The house will mark a singular point<br />
in this endless desert. This is also true of the materialization,<br />
which is strongly differentiated from the environment.<br />
The ground floor integrates itself into the terrain and<br />
the upper floor into the treetops. The house consists<br />
basically of two spirals, which are connected through the<br />
central courtyard (working place of the artist). Each<br />
space has its specific light qualities, determined by the<br />
way the light enters across the various patios.<br />
Austausch Departement Architektur<br />
Piero Mercadante
Arianne Allemann<br />
Austausch Departement Architektur<br />
Austauschuniversität<br />
Ecole National Supérieure<br />
d’Architecture de Paris<br />
La Villette (ensaplv),<br />
Frankreich<br />
Studierende<br />
Arianne Allemann<br />
Professor ENSAPLV<br />
Roland Castro<br />
Sophie Denisoff<br />
Jean-Pierre LeDantec<br />
Professor <strong>ETH</strong><br />
Adrian Meyer<br />
Paris Rive Gauche<br />
Quartier Masséna-Bruneseau<br />
Ein Terrain vague am Ufer der Seine im Südosten der<br />
Stadt Paris – situiert zwischen dem neu entstehenden<br />
Quartier rund um die Bibliothèque François Mitterrand<br />
und der Banlieue von Ivry.<br />
Das Projekt reagiert auf die vorhandenen Grenzen:<br />
Zur östlichen «Périphérique» hin bilden die Gebäude<br />
einen Schild, zum Gleisraum werden Blickverbindungen<br />
hergestellt, den Boulevard aktivieren zurückversetzte<br />
Plätze mit angegliederten Infrastruktureinrichtungen und<br />
zur Seine hin lockert sich die Bebauung auf.<br />
Bebauungsvorschlag, M 1:1000<br />
Der Turm wirkt als Point de<br />
vue im Stadtbild und markiert<br />
gleichzeitig die Anbindung<br />
an die entstehenden Quartiere des<br />
13. Arrondissements.<br />
Öffentlicher Raum und Bebauung<br />
im Quartier<br />
252<br />
Paris Rive Gauche<br />
District Masséna-Bruneseau<br />
A wasteland at the Seine bank in the southeast of the<br />
city of Paris – trapped between the new emerging district<br />
around the library of François Mitterrand and the periphery<br />
of Ivry.<br />
The project responses to the existing borders: To the<br />
Périphérique on its east, the buildings act as a shield,<br />
vistas are created towards the railroad tracks. The boulevard<br />
is activated by squares with affiliated infrastructure<br />
equipment, and towards the Seine river, the building<br />
development opens up.<br />
Impression eines zurückversetzen<br />
Platzes<br />
Umgenutzte Viaduktbögen auf der<br />
Westseite des Boulevards
Austauschuniversität<br />
Kungliga Tekniska<br />
Högskolan Stockholm<br />
(kth), Schweden<br />
Studierender<br />
Daniel Blatter<br />
Professoren<br />
Prof. Anders Wilhelmson<br />
Assistenzprof. Andreas<br />
Lönnroth<br />
Stockholm<br />
New Opera House<br />
Die Ausgangslage war mit der Entscheidung verbunden,<br />
die Oper vom Boden zu lösen. Das Auditorium, Hauptund<br />
Nebenbühnen werden als eigenständige Körper<br />
in das Hauptvolumen eingeschoben und verleihen dem<br />
Gebäude einen speziellen Charakter.<br />
Die Arbeits- und Proberäume sind unterhalb der<br />
Bühnenebene angeordnet. Die in von unten nach oben<br />
verlaufenden Schlaufen angeordneten Foyers trennen<br />
die öffentlichen Räume von den Bühnen- und Personalräumen.<br />
Die Schrägen dienen der Erschliessung und<br />
zeichnen sich in der Fassade ab, wo sie die strikte Form<br />
des Volumens dezent durchbrechen.<br />
Der Standort wurde von den<br />
Studierenden selbständig<br />
erarbeitet. Ich entschied mich für<br />
das Neubaugebiet Kungsholmen;<br />
das Gebäude kommuniziert<br />
auf unterschiedliche Weise mit<br />
den Fussgängern, vorbeifahrenden<br />
Fahrzeugen und fungiert als<br />
Wahrzeichen für Stockholm.<br />
253<br />
Stockholm<br />
New Opera House<br />
The basis for the project was predicated on the decision<br />
to dissolve the relationship of the opera building<br />
from the ground. The auditorium, the primary stages and<br />
the secondary stages are inserted into the primary<br />
volume and lend the building its particular character.<br />
The workrooms and rehearsal spaces are located<br />
beneath the level of the stage. Foyers, organized as loops<br />
that ascend and descend, separate the public spaces<br />
from the backstage and personnel spaces. The obliques<br />
accommodate the circulation and reveal themselves<br />
in the façade, where they discretely interrupt the strict<br />
form of the volume.<br />
Die Foyers sind als schwebende<br />
Ebenen in den grosszügig ausgeschnittenen<br />
«Falten» ausgebildet.<br />
Der Besucher bewegt sich entlang<br />
der Schrägen und taucht langsam<br />
ein in die Theater- und<br />
Opernwelt.<br />
Austausch Departement Architektur<br />
Daniel Blatter
Diplomarbeiten Thesis Projects<br />
Zentrum Schlieren<br />
Zollfreilager <strong>Zürich</strong><br />
Städtisches Wohnhaus<br />
in <strong>Zürich</strong><br />
Gestaltung Bahnhofplatz<br />
Brunnen<br />
Casino Mythenquai <strong>Zürich</strong><br />
Heiraten in <strong>Zürich</strong><br />
Theater<br />
(freies Diplomthema)<br />
Town Center Schlieren<br />
Duty-Free Warehouse<br />
<strong>Zurich</strong><br />
Urban Apartment Building<br />
<strong>Zurich</strong><br />
Design for a Train Station<br />
Square Brunnen<br />
Casino Mythenquai <strong>Zurich</strong><br />
Marrying in <strong>Zurich</strong><br />
Theater<br />
(free thesis)
Simon Kretz<br />
Diplom Departement Architektur<br />
Diplomand<br />
Simon Kretz<br />
Professor<br />
Kees Christiaanse<br />
Assistent<br />
Nicolas Kretschmann<br />
Begleitfächer<br />
Prof. Christophe Girot<br />
Landschaftsarchitektur<br />
Doz. Dr. Christian Schmid<br />
Soziologie<br />
Entwurfsgedanke Aussenraum:<br />
räumlich begrenzt und funktional<br />
hierarchisiert<br />
Szenario basierend auf Spielfeldplan<br />
und Regeln<br />
Zentrum Schlieren Town Center Schlieren<br />
Das Projekt «Kontrastverstärkung in der Agglomeration –<br />
Zentrum Schlieren» basiert auf vier grundsätzlichen<br />
Fragestellungen zu Programmierung, Massstab, Struktur<br />
und Aussenräumen. Als Szenario werden drei typlogisch<br />
unterschiedliche Areale entwickelt, die je nach erforderlicher<br />
Dichte und Urbanität unterschiedliche städtebauliche<br />
Typologien aufweisen. Eine «Urbane Allmend»<br />
definiert dabei das eigentliche Zentrum des öffentlichen<br />
Raumes. Die einfache und effektiv disponierte Erschliessungsstruktur<br />
bildet das strategische Grundgerüst<br />
für eine qualitativ hochwertige städtebauliche Entwicklung.<br />
Visualisierung «Urbane Allmend»<br />
und Bereich Bahnhof Schlieren<br />
Morphologische Studien:<br />
zwischen Mailänder Block und<br />
Zentrumscluster<br />
256
Diplomand<br />
Sandro Agosti<br />
Professor<br />
Adrian Meyer<br />
Assistent<br />
Ralf Edelmann<br />
Begleitfächer<br />
Doz. Ruedi Seiler<br />
Konstruktion<br />
Prof. Günther Vogt<br />
Landschaftsarchitektur<br />
Zollfreilager <strong>Zürich</strong> Duty-Free Warehouse<br />
<strong>Zurich</strong><br />
Erweiterung mit städtischen Alterswohnungen<br />
Der Verfasser überformt die beiden Speichergebäude<br />
des Zollfreilagers zu einem grossen Stadtblock. Vom<br />
zentralen Innenhof aus entwickeln sich die neuen Obergeschosse<br />
in arenenartiger Abstufung zum Gebäudeäusseren.<br />
Es entsteht ein spannungsvolles Wechselspiel<br />
zwischen städtebaulicher Grossform und innenräumlicher<br />
Komplexität. Über spezifisch entwickelte Grundrissund<br />
Schnittkonfigurationen werden verschiedene<br />
Wohnungstypen mit einer im Freien verlaufenden<br />
Erschliessung verbunden.<br />
257<br />
Addition with Urban Retirement Apartments<br />
The author reshapes the two warehouses of the duty free<br />
zone area into a large city block. The new upper floors<br />
are developed around a central courtyard, characterized<br />
by gradual set backs towards the outer façade of the<br />
building. A dynamic conceptual interplay between the<br />
urban scale of the block and the complexity of the<br />
interior spaces evolves from this proposal. Specifically<br />
developed floor plans and sections create different<br />
apartment types, which are accessible from an exterior<br />
corridor.<br />
Diplom Departement Architektur<br />
Sandro Agosti
Diplomandin<br />
Sophie Schmid<br />
Professor<br />
Andrea Deplazes<br />
Assistent<br />
Matthias Blass<br />
Begleitfächer<br />
Doz. Ruedi Seiler<br />
Konstruktion<br />
Prof. Christoph Girot<br />
Landschaftsarchitektur<br />
Hofperspektive<br />
Zollfreilager <strong>Zürich</strong> Duty-Free Warehouse<br />
<strong>Zurich</strong><br />
Erweiterung mit städtischen Alterswohnungen<br />
Ein zusammenhängender zum Hof hin abgestufter<br />
Aufbau verbindet die beiden bestehenden Baukörper des<br />
Zollfreilagers. Die geringere Gebäudetiefe im hinzugefügten<br />
Neubau entspricht der Wohnnutzung und bricht<br />
den Massstab der Innenräume. Die unterschiedlich grossen<br />
Durchstiche, ausgehend von der Aufstockung, erodieren<br />
den Altbau, erlauben Durchsicht, verbinden private und<br />
öffentliche Nutzungen und bilden Aktivitätsbereiche.<br />
Die vielfältigen Nutzungen werden entsprechend den<br />
Tageslichtanforderungen in der neu entstandenen<br />
Hofanlage verteilt. Die Schnittstelle zwischen Alt und<br />
Neu ist an unerwarteten Stellen gesetzt, dennoch<br />
ergänzen sich die beiden Teile zu einem neuen überzeugenden<br />
Gesamtkomplex.<br />
Grundriss 2.OG<br />
258<br />
Addition with Urban Retirement Apartments<br />
An integrated extension, stepped toward the courtyard,<br />
links the two existing buildings of the Duty-free<br />
Warehouse. The low building height of the attached new<br />
building corresponds to its residential use and breaks<br />
down the scale of the interior spaces. The differently<br />
sized cuts resulting from the stacking erode the mass of<br />
the existing building, allow for views through, connect<br />
private and public uses and create areas for activity. The<br />
multiple use programs were distributed in the newlycreated<br />
courtyard space according to their requirements<br />
for daylight. The interface between old and new is<br />
composed of unanticipated areas, yet the two pieces<br />
complement one another to form a new and convincing<br />
unified building complex.<br />
Aussenperspektive
Diplomandin<br />
Claudia Mühlebach<br />
Professor<br />
Miroslav Sik<br />
^<br />
Assistentin<br />
Tina Gernet<br />
Begleitfächer<br />
Doz. Ruedi Seiler<br />
Konstruktion<br />
Prof. Gregor Eichinger<br />
bof! Benutzeroberfläche<br />
Zollfreilager <strong>Zürich</strong> Duty-Free Warehouse<br />
<strong>Zurich</strong><br />
Erweiterung mit städtischen Alterswohnungen<br />
Die ausgewählte Arbeit hat eine eindrückliche alt-neue<br />
Architektur geschaffen. Das Neue steht zur bestehenden<br />
Anlage in einer massstäblichen Beziehung. Nach dem<br />
Prinzip «Haus-im-Haus» wird eine norditalienisch angehauchte<br />
Architektur in die Hallen des ehemaligen<br />
Zollfreilagers eingefügt. Die Strenge, die dem Modernen<br />
innewohnt, wird durch den Einsatz von Floralem<br />
aufgelockert. Der Wohnkomfort ist einzigartig: offene<br />
Wohnungsgrundrisse, abwechslungsreiche Raumbeziehungen.<br />
Dem Entwurf gelingt eine eigenwillige,<br />
stimmungsvolle Architektur, die gleichzeitig den Ort<br />
respektvoll interpretiert.<br />
Die Arbeit wurde mit dem sia-Architekturpreis für<br />
Diplomierende 2007 ausgezeichnet.<br />
259<br />
Addition with Urban Retirement Apartments<br />
It is fascinating how the project manages to transform the<br />
old complex in a highly idiosyncratic way while remaining<br />
true to the original scale. Following the principle of<br />
the ‘house-in-house’, an autonomous northern Italian<br />
inspired microcosm is inserted into the existing building<br />
with hardly any radical interventions necessary. A plant<br />
cover mitigates the transparency and ‘airiness’ of the modern<br />
architecture. The resulting comfort of living is<br />
excellent; a continuous floor plan offers both transparency<br />
and privacy. The radical design is a respectful interpretation<br />
of the genius loci.<br />
The work was awarded with the sia Price of Architecture<br />
for students 2007.<br />
Künstlerateliers<br />
Familienwohnung<br />
Familienwohnung<br />
Alterswohnung<br />
Familienwohnung<br />
Familienwohnung<br />
Alterswohnung<br />
Familienwohnung<br />
Familienwohnung<br />
Alterswohnung<br />
Alterswohnung<br />
Familienwohnung<br />
Familienwohnung<br />
Familienwohnung<br />
Familienwohnung<br />
Alterswohnung Familienwohnung<br />
Familienwohnung<br />
Familienwohnung<br />
Alterswohnung<br />
Familienwohnung<br />
Alterswohnung<br />
Alterswohnung<br />
Familienwohnung<br />
Familienwohnung<br />
Familienwohnung<br />
Diplom Departement Architektur<br />
Claudia Mühlebach
Diplomand<br />
Romano Brasser<br />
Professor<br />
Hans Kollhoff<br />
Assistent<br />
Mark Ammann<br />
Begleitfächer<br />
Prof. Hans Kollhoff<br />
Konstruktion<br />
Prof. Dr. Werner Oechslin<br />
Kunst- und Architekturgeschichte<br />
Städtisches Wohnhaus<br />
in <strong>Zürich</strong><br />
Der Entwurf schlägt ein dezidiert städtisches Wohnhaus<br />
vor. Das schmale Volumen ist durch eine regelmässige<br />
Pfeilerstruktur gegliedert, die zur Bäckerstrasse eine<br />
grossflächig verglaste Wintergartenschicht ausbildet. Im<br />
obersten Geschoss ist eine tiefe Loggia angeordnet,<br />
die das Gebäude auf prägnante Weise als zeitgemässes<br />
Wohnhaus charakterisiert. Die serielle Pfeilerordnung<br />
ist trotz einer gewissen monumentalen Wirkung von<br />
überraschender Modernität. Durch die Feinheit ihrer Profilierung<br />
strahlt sie einen äusserst wohnlichen Charakter<br />
aus und integriert das Gebäude selbstverständlich in den<br />
Strassenzug.<br />
260<br />
Urban Apartment Building<br />
<strong>Zurich</strong><br />
The design proposes a decidedly urban apartment house.<br />
The narrow volume is organized by regularly spaced<br />
pilasters that shape an extensive glass conservatory facing<br />
Bäckerstrasse. A relatively deep loggia is located on<br />
the top floor and incisively characterizes the building as<br />
a contemporary apartment house. Notwithstanding a<br />
certain monumental appearance, the consistant pilaster<br />
order is surprisingly modern. The subtlety of its contour<br />
exudes an utmost homelike nature and self-evidently<br />
integrates the building into its street.
Diplomandin<br />
Nicole Leuthold<br />
Professor<br />
Wolfgang Schett<br />
Assistent<br />
Aldo Buffoni<br />
Begleitfächer<br />
Doz. Ruedi Seiler<br />
Konstruktion<br />
Prof. Dr. Hansjürg<br />
Leibundgut<br />
Gebäudetechnik<br />
Städtisches Wohnhaus<br />
in <strong>Zürich</strong><br />
Städtebaulich zurückhaltend und volumetrisch angemessen<br />
in die Blockrandstruktur von Aussersihl eingefügt, entfaltet<br />
das Projekt im Innenraum einen unerwarteten räumlichen<br />
Reichtum. Durch die Unterteilung der schmalen<br />
Parzelle in Längsrichtung entstehen je zwei Wohnungen,<br />
die sich in die Tiefe des Grundstücks erstrecken. Die<br />
ungewohnte Disposition generiert differenzierte räumliche<br />
Situationen, die den Wohnungen einen spezifischen<br />
Charakter verleihen. Durch das Freispielen der<br />
jeweiligen Aussenwand wird die der Wohnung inhärente<br />
Grosszügigkeit räumlich erlebbar gemacht.<br />
261<br />
Urban Apartment Building<br />
<strong>Zurich</strong><br />
With its placid and modest volume, the project integrates<br />
itself adequately in the urban fabric of Aussersihl,<br />
while the inner structure reveals an unexpected variety of<br />
spatial situations. The longitudinal siting of the apartments<br />
generates an unusual organization and in the process,<br />
a specific character of the living spaces. The spatial<br />
generosity of the apartments is made apparent by the<br />
progression of spaces along the facade.<br />
Diplom Departement Architektur<br />
Nicole Leuthold
Tobias Klauser<br />
Diplom Departement Architektur<br />
Diplomand<br />
Tobias Klauser<br />
Professor<br />
Dr. Marc M. Angélil<br />
Assistent<br />
Rainer Hehl<br />
Begleitfächer<br />
Prof. Dr. Ákos Moravánszky<br />
Assistent Ole Fischer<br />
Architekturtheorie<br />
Dr. Christian Schmid<br />
Soziologie<br />
Übersicht: Neun Interventionen<br />
Gestaltung Bahnhofplatz<br />
Brunnen<br />
Der Schwyzer Talkessel braucht, so die These, eine Stärkung<br />
des Urbanen, um mit den Qualitäten des städtischen<br />
Wohnens und Arbeitens der unkontrollierten Zersiedelung<br />
entschlossen entgegenzutreten. Die erwartete Zuwanderung<br />
soll als Chance zur Verdichtung der bestehenden<br />
Struktur gesehen werden.<br />
In Analogie zur Strategiebildung bei militärischen<br />
Operationen wird eine städtebauliche Methodik der<br />
urbanen «Mobilmachung» entworfen. Je nach Entwicklungsverlauf<br />
kann auf die konkreten Verhältnisse flexibel<br />
reagiert werden.<br />
Gezeigt werden neun Interventionen, die katalytisch<br />
wirksam zu einer Verdichtung des privaten Raums führen<br />
und als Konsequenz zu einer Attraktivitätssteigerung<br />
des öffentlichen Raums rund um den Bahnhofplatz in<br />
Brunnen im Kanton Schwyz.<br />
Intervention 7 bis 9<br />
Die Mobilmachung als Strategie<br />
gegen die Zersiedelung des Talkessels<br />
262<br />
Design for a Train Station<br />
Square Brunnen<br />
The thesis is rooted in a strong belief, that the ‘Schwyz<br />
Basin’ needs a strengthening of urban qualities such as<br />
dense and combined living/working conditions in order<br />
to confront the suburban sprawl. The exp ected immigration<br />
into the area over the next years should be seen<br />
as an opportunity to densify existing structures.<br />
In analogy to military strategies, the methodology of<br />
the ‘Urban Mobilization’ is introduced as an operative<br />
tool. In light of the ongoing development of the area, this<br />
tool could react very flexible to emerging circumstances.<br />
Shown here are nine interventions, which operate as<br />
catalysts to generate an increase in private spatial<br />
densities and consequently public space qualities around<br />
the main station in Brunnen, Canton Schwyz.<br />
Intervention 1: Wiedereinführung<br />
und Ausbau der 1963 eingestellten<br />
Tramlinie
Diplomandin<br />
Marcia Akermann<br />
Professor<br />
Dr. Josep Lluis Mateo<br />
Assistent<br />
Dan Budik<br />
Begleitfächer<br />
Prof. Günther Vogt<br />
Landschaftsarchitektur<br />
Doz. Ruedi Seiler<br />
Konstruktion<br />
Casino Mythenquai <strong>Zürich</strong> Casino Mythenquai <strong>Zurich</strong><br />
Während im heutigen Quartier die Repräsentanz der<br />
Ufer angesichts der vielfältigen und prächtigen Fassaden<br />
wahrgenommen wird, entwickelt sich das neue Casino<br />
mit einer gezielten kompakten Besetzung zu einem städtebaulichen<br />
Raum an der Uferfront. Die horizontale<br />
Differenzierung des Volumens in drei Teilbereiche –<br />
Veranstaltungssaal im Untergeschoss, das Casino im Kernbereich<br />
und eine umlaufende Hotelschicht – ermöglicht<br />
die Entwicklung spannender räumlicher Abfolgen und<br />
Erschliessungswege. Die Innenräume erhalten durch<br />
die Tragstruktur und unregelmässig angeordneten Lichthöfe<br />
einen prägnanten und unverkennbaren Ausdruck.<br />
263<br />
At present, the representation of the lakefront is understood<br />
within this neighborhood by virtue of the grandiose<br />
facades along its edge; the new casino, on the other<br />
hand, uses its directed, compact organization to develop<br />
an urban square at the new lakefront. The horizontal<br />
differentiation of the volume into three parts – the multipurpose<br />
hall underground, the casino in the center<br />
and a surrounding hotel layer – enables the development<br />
of exciting spatial sequences and circulation patterns. The<br />
interior receives a strong and unmistakable expression<br />
through the deceitful structure and the irregularly arranged<br />
light courts.<br />
Diplom Departement Architektur<br />
Marcia Akermann
Diplomand<br />
Céline Soley Suter<br />
Professor<br />
Dietmar Eberle<br />
Assistent<br />
Daniel Minder<br />
Begleitfächer<br />
Prof. Günther Vogt<br />
Landschaftsarchitektur<br />
Prof. Dr. Otto Künzle<br />
Tragkonstruktionen<br />
Casino Mythenquai <strong>Zürich</strong> Casino Mythenquai <strong>Zurich</strong><br />
Die Stadt <strong>Zürich</strong> hat entlang der Limmat die grösste Baudichte.<br />
Auf der Seeseite reicht die Stadt wegen der<br />
Einfallsstrassen und des davorliegenden Grüngürtels nicht<br />
ganz ans Wasser. Von der Seeseite her gesehen wirkt<br />
die Stadt <strong>Zürich</strong> daher kaum städtisch und der Bezug der<br />
Stadt zum Wasser ist nur bedingt spürbar. Genau hier<br />
setzt das Bauprojekt an: Das Casino bringt die Stadt näher<br />
an den See. Die fünf – wie angeschwemmt wirkenden –<br />
Kuben lassen die Stadt in den See wachsen.<br />
Das Casino ist als «Unterwasser-Strip» konstruiert und<br />
soll an Las Vegas mit seinem pulsierenden und bekannten<br />
«Strip» erinnern, an dem sich die zahlreichen Casinos und<br />
Hotels aneinanderreihen. Der Entwurf folgt der klassischen<br />
Raumorganisation des Bautypus Casino, bei dem sich<br />
Räume sekundärer Funktion um den zentralen Hauptsaal<br />
gruppieren.<br />
Der Besucher taucht wörtlich in eine Illusionswelt ein,<br />
die Zeit, Ort und Realität verwischt.<br />
264<br />
<strong>Zurich</strong> has the highest density along the Limmat river.<br />
On the lake sid,e the city does not quite reach the water<br />
because of the arterial roads and the green belt located<br />
along its edge. Viewed from the lake, the city hardly looks<br />
urban and the relation between city and water is only<br />
slightly perceptible. That is exactly where the project<br />
asserts itself: The casino moves the city closer to the lake<br />
and the five cubes – as if washed ashore – make the city<br />
grow towards the lake.<br />
The casino is built as an underwater strip and recalls<br />
the famous and vibrant Strip in Las Vegas with all<br />
its numerous casinos and hotels. The design follows the<br />
classical program of a casino with its secondary functions<br />
grouped around the central main hall.<br />
The visitor literally immerses himself in an illusionary<br />
world that blurs place and reality.
Diplomand<br />
Patrick Reuter<br />
Professor<br />
Gregor Eichinger<br />
Assistent<br />
Markus Jung<br />
Begleitfächer<br />
Prof. Dr. Ludger Hoevestadt<br />
caad<br />
Doz. Ruedi Seiler<br />
Konstruktion<br />
Casino Mythenquai <strong>Zürich</strong> Casino Mythenquai <strong>Zurich</strong><br />
Die städtebauliche Umsetzung des grossen und heterogenen<br />
Raumprogramms erfolgt über einen langgestreckten<br />
Baukörper, der sich in horizontal geschichtete Volumen<br />
auflöst. Dadurch wird eine kraftvolle räumliche Vielfalt<br />
sowohl im äusseren Erscheinungsbild als auch im<br />
Innern erzeugt. In den gläsernen Fassaden der Volumen<br />
spiegelt sich tagsüber die Umgebung. Dadurch positioniert<br />
sich der Baukörper als Konglomerat einzelner,<br />
filigraner gläserner Pavillons in einer Parklandschaft.<br />
Über die Spiegelungen, Durchdringungen und Einschnitte<br />
verzahnt sich das Projekt mit seinem Kontext und<br />
wird zu dessen selbstverständlichem Bestandteil. Bei Nacht<br />
dreht sich diese Wirkung um, sodass der Baukörper<br />
seine urbane Belebtheit nach aussen kehrt.<br />
265<br />
As an urban design response to the site, the project positions<br />
itself as a long, extended volume, which is dissolved<br />
in horizontal, independent glazed bodies. This glazed<br />
conglomerate reflects the tradition of pavilions set within<br />
park landscapes. This strategy generates a strong spatial<br />
diversity to the outside and to the inside. By means of<br />
its reflections, intersections and penetrations, the project<br />
interlocks with its context and becomes an almost<br />
natural part of it. During the daytime, the filigree, glazed<br />
façades of the single volumes mirror the surrounding.<br />
At night, this impression is reversed by revealing the<br />
vivid interior urbanity to the outside.<br />
Diplom Departement Architektur<br />
Patrick Reuter
Ana Sofia Gonçalves<br />
Diplom Departement Architektur<br />
Diplomandin<br />
Ana Sofia Gonçalves<br />
Professor<br />
Peter Märkli<br />
Assistentin<br />
Ingrid Burgdorf<br />
Begleitfächer<br />
Doz. Ruedi Seiler<br />
Konstruktion<br />
Prof. Gregor Eichinger<br />
bof! Benutzeroberflächen<br />
Heiraten in <strong>Zürich</strong> Marrying in <strong>Zurich</strong><br />
Der Ort, an dem auf dem Sonnenberg ein Raum zum<br />
Heiraten jenseits der kirchlichen Konventionen geschaffen<br />
werden soll, ist gekennzeichnet durch die landschaftlich<br />
ausgezeichnete Situation der über der Stadt<br />
gelegenen öffentlichen Promenade. Nach dem Verkauf des<br />
bestehenden Restaurants an die fifa wird die Anlage<br />
heute durch prominent gesetzte Zusatzbauten dominiert.<br />
In diesem Kontext und mit dem Ziel, den öffentlichen<br />
Charakter der Gartenanlage zu stärken, versteht sich der<br />
Entwurf – im Gegensatz zum Gebäude im klassischen<br />
Sinn – als topographisches Bauwerk und räumliche Erweiterung<br />
der bestehenden Gartenmauer. Die Interpretation<br />
des Raumprogramms und Umsetzung in eine feierliche<br />
Atmosphäre wird nicht mittels dekorativer Effekte,<br />
sondern auf der Basis rein architektonischer Mittel<br />
erreicht.<br />
266<br />
As an alternative to the religious-based church wedding,<br />
a new marriage pavilion is to be built on the Sonnenberg<br />
above the city of <strong>Zurich</strong>. The site is distinguished<br />
by its exclusive location as well as a scenic public<br />
promenade with a restaurant recently extended by the<br />
fifa. To re-emphasize the public character of the<br />
gardens, the project refers primarily to the landscape’s<br />
topographic elevation by interpreting the situation<br />
with a focus on typological continuity. Because this design<br />
derives from existing wall structures, a festive atmosphere<br />
is achieved without the effects of decoration, but<br />
entirely on the basis of genuine architecture.
Diplomand<br />
Christoph Junk<br />
Assistenzprofessor<br />
Christian Kerez<br />
Assistent<br />
Matei Manaila<br />
Begleitfächer<br />
Prof. Dr. Ákos Moravánszky<br />
Architekturtheorie<br />
Koexaminator<br />
Prof. Hartmut Wickert<br />
Theater<br />
(freies Diplomthema)<br />
An einem Kran hängt eine Zuschauergondel, die 160 Personen<br />
fasst. Das Größenverhältnis aus Zuschauer- und<br />
Bühnenraum eines konventionellen Theaters wurde umgekehrt<br />
und überhöht. In einem neutralen Raum kann<br />
die Zuschauerkabine jeden Punkt ansteuern und sich<br />
gleichzeitig auch um ihre eigene Achse drehen. Entscheidend<br />
ist, dass sich der Zuschauer nicht frei bewegen<br />
kann, sondern seinen festen Platz hat und durch eine<br />
Maschinerie gelenkt, geschwenkt und gefahren wird.<br />
Sein Fenster, sein Guckloch ändert sich nie. Durch die<br />
Bewegung wird eine Raum- und Perspektivenänderung<br />
physisch erfahrbar.<br />
267<br />
Theater<br />
(free thesis)<br />
A spectator gondola for 160 people hangs on a crane.<br />
The proportions of the spectator and stage space are<br />
inverted and amplified in comparison to a conventional<br />
theater. In a neutral space, the spectator cabin can<br />
get to every point in the room and rotates simultaneously<br />
around its own axis. It is crucial that the spectator<br />
cannot move freely but has his fixed place and is guided,<br />
rotated and driven by a machine. His window, his peephole<br />
never changes. Through the movement, a spatial and<br />
perspective shift is physically experienced.<br />
Diplom Departement Architektur<br />
Christoph Junk
Weiterbildungsangebot,<br />
Masterprogramme (mas)<br />
mas Landscape<br />
Architecture (la)<br />
mas Urban Transformation<br />
in Developing<br />
Territories (utdt)<br />
mas Architektur (arch),<br />
Spezialisierung in:<br />
mas Conservation<br />
Science (cs)<br />
mas Sustainable<br />
Management of Man-Made<br />
Resources (suma)<br />
mas Computer Aided<br />
Architectural Design (caad)<br />
mas Gebäudetypologie<br />
der Grossstadt (gtg)<br />
mas Geschichte und Theorie<br />
der Architektur (gta)<br />
mas Tektonische Konstruktionssystematik<br />
(tks)<br />
mas Wohnen<br />
Continuing Education<br />
Programs, Master of<br />
Advanced Studies (mas)<br />
mas Landscape<br />
Architecture (la)<br />
mas Urban Transformation<br />
in Developing<br />
Territories (utdt)<br />
mas Architecture (arch),<br />
Specialisation in:<br />
mas Conservation<br />
Science (cs)<br />
mas Sustainable<br />
Management of Man-Made<br />
Resources (suma)<br />
mas Computer Aided<br />
Architectural Design (caad)<br />
mas City Building<br />
Typology (cbt)<br />
mas History and Theory<br />
of Architecture (hta)<br />
mas Tectonical Construction<br />
Systematics (tcs)<br />
mas Housing
Christophe Girot<br />
Masterprogramm MAS Departement Architektur<br />
Professor<br />
Christophe Girot<br />
Gastprofessor<br />
Sébastien Marot<br />
Team<br />
Pia Fricker<br />
Susanne Hofer<br />
James Melsom<br />
Zum Forschungsprojekt<br />
erscheint ein Heft der<br />
Schriftenreihe «Pamphlet».<br />
Pamphlet 11: Upper Rhine<br />
Delta, <strong>Zürich</strong>: gta Verlag<br />
2008.<br />
Website<br />
www.girot.arch.ethz.ch/<br />
masla<br />
mas Landscape<br />
Architecture (la)<br />
Der Master of Advanced Studies in «Landschaftsarchitektur»<br />
(mas la) ist ein einjähriges, englischsprachiges<br />
Vollzeitstudium für Architekten, Landschaftsarchitekten<br />
und Absolventen verwandter Disziplinen.<br />
Ein zentrales Thema des mas-Programms ist die kritische<br />
Auseinandersetzung mit Fragestellungen der<br />
Nachhaltigkeit im Bereich grossmassstäblicher Entwurfsarbeit<br />
in urbanen Landschaften. Die Studierenden<br />
sind aufgefordert, globale wie auch lokale ökonomische<br />
und soziologische Anforderungen zu erkennen und<br />
in ihren Entwurf zu integrieren. Das Programm ist in zwei<br />
Hauptbereiche aufgeteilt: ein Entwurfsstudio und ein<br />
Theorieseminar. Die filmische Auseinandersetzung mit<br />
Landschaft ist als Analyse- und Repräsentationswerkzeug<br />
in beide Bereiche gleichermassen integriert. Der Einsatz<br />
aktueller Modellierungs- und Visualisierungstechniken<br />
unterstützte den Entwurfsprozess.<br />
Innerhalb des mas la 2007/08 setzten sich die Studierenden<br />
im Entwurfstudio, Theorieseminar und Videoseminar<br />
mit den ortspezifischen Fragestellungen und Problematiken<br />
des Gebietes der Rheinmündung in den<br />
Bodensee auseinander. Das von den 12 internationalen<br />
Rhein-Delta, MAS LA 2007/08<br />
TeilnehmerInnen bearbeitete Areal spannt sich auf<br />
einer Fläche von etwa 2400 Hektaren zwischen dem Alten<br />
Rhein an der Staatsgrenze Österreich/Schweiz und dem<br />
kanalisierten Neuen Rhein auf. Grösste konzeptionelle<br />
und landschaftsarchitektonische Herausforderung ist in<br />
diesem Gebiet die lokale Sedimentationsproblematik.<br />
Innerhalb der ersten Bearbeitungsphase waren die<br />
Studierenden aufgefordert, grossmassstäbliche nachhaltige<br />
Lösungsmöglichkeiten für die Gestaltung des heterogenen<br />
Ortes aufzuzeigen. Der Einsatz von dreidimensionalen,<br />
dynamischen Entwurfstechniken war wesentlicher methodischer<br />
Bestandteil des Studios und ermöglichte die<br />
Erarbeitung eines nicht-statischen Landschaftsarchitekturprojektes.<br />
Dieses ist fähig, über eine definierte Zeitperiode<br />
Aussagen zu machen und hierbei unterschiedliche<br />
Facetten seines Konzeptes aufzuzeigen.<br />
Im Rahmen eines «Thesis-Semesters» fokussierten<br />
sich die Kursteilnehmer auf einen ausgewählten Bereich<br />
ihres Entwurfs und setzten eigene Interessensschwerpunkte.<br />
Wesentlicher Aspekt dieser Arbeitsstufe war die<br />
theoretische und filmische Auseinandersetzung mit<br />
dem Ort unter den vorhandenen Fragestellungen.<br />
270<br />
mas Landscape<br />
Architecture (la)<br />
The Master of Advanced Studies in Landscape Architecture<br />
(mas la) is a one-year, full-time, English-language<br />
program for architects, landscape architects and graduates<br />
in related disciplines.<br />
A central topic of the mas la program is the critical<br />
study of sustainability issues with respect to large-scale<br />
design work in urban landscapes. The students are<br />
required to recognize global as well as local economic<br />
and sociological requirements and integrate them into<br />
their designs. The program is subdivided into two main<br />
areas: a design studio and a theory seminar. Students<br />
integrate the use of film as a tool for analysis and representation<br />
to engage with landscape in both of these<br />
areas. In addition, they use the latest modelling and visualisation<br />
technologies to support the design process.<br />
Within the context of the mas la 2007/08, students<br />
examined site-specific questions and issues regarding the<br />
estuary of the Rhine on Lake Constance through a design<br />
studio and theory and video seminars. This area, worked<br />
on by 12 international participants, spans an area of<br />
approximately 2400 hectares between the Old Rhine at<br />
the border between Austria and Switzerland and the<br />
channelled New Rhine. The greatest conceptual and landscape<br />
architectonic challenge in this area is local sedimentation<br />
processes.<br />
Within the first phase, students were asked to generate<br />
large-scale sustainable solutions for the design of this<br />
heterogeneous place. An essential component of this<br />
studio was the use of three-dimensional, dynamic design<br />
techniques, allowing the development of landscape<br />
architecture projects that integrate the element of time.<br />
These enable one to draw conclusions over a definite<br />
time period, thereby revealing various facets of the concept.<br />
In the framework of a ‘thesis semester’, the participants<br />
focused on a chosen area of their design and determined<br />
their own focuses of interest. An important aspect<br />
of this level of work was the theoretical and cinematic<br />
examination of a place in the context of the issues at<br />
hand.
Professor<br />
Prof. Dr. Marc M. Angélil<br />
Koordinator<br />
Jörg Stollmann<br />
Team<br />
Prof. Dr. Marc Angélil<br />
Zegeye Cherenet<br />
Lukas Kueng<br />
Deane Simpson<br />
Jörg Stollmann<br />
Website<br />
www.angelil.arch.ethz.ch<br />
Dokumentation der Studierendenarbeiten<br />
2006/2007<br />
Learning from Addis<br />
Ababa, 320 Seiten<br />
Sebastián Alfaro Fuscaldo,<br />
Parallel Urbanism<br />
Noboru Kawagishi, Parallel<br />
Urbanism<br />
Daphne Kokkini, Tracking<br />
Addis<br />
Theano Mazaraki, Merkato<br />
Mutations<br />
Imke Annemarie Mumm,<br />
MixCity<br />
Dimitra Riza, Merkato<br />
Mutations<br />
Krishnan Varma, Tracking<br />
Addis<br />
Thi Thanh Ha Nguyen,<br />
Merkato Mutations<br />
Matthew Gerald Skjonsberg,<br />
Parallel Urbanism<br />
Christine Simona Mayr-<br />
Baldauf, Tracking Addis<br />
Iva Cuzela-Bilac, Merkato<br />
Mutations<br />
Duan Fei, MixCity<br />
mas Urban Transformation<br />
in Developing<br />
Territories (utdt)<br />
Der mas utdt ist die Fortführung des ursprünglich von<br />
Professor Herbert Kramel geleiteten Kurses «Bauen<br />
in Entwicklungsländern». Der Begriff «Entwicklungsland»<br />
ist jedoch irreführend, versucht man die zunehmende<br />
Unabhängigkeit grossräumlicher Entwicklungsprozesse<br />
von den politisch bestimmten Gebieten nationaler<br />
Identität zu thematisieren. Aus diesem Grund erschliesst<br />
die vorgeschlagene Bezeichnung «developing territory»<br />
ein angemessenes, offenes Forschungsgebiet. «Developing»<br />
bezeichnet nicht nur die sich entwickelnde Kulturproduktion,<br />
sondern die zunehmenden gegenseitigen Abhängigkeiten<br />
lokaler und globaler Prozesse, die mit der<br />
Konstruktion des Territoriums in Verbindung stehen.<br />
Der Kurs untersucht urbane Veränderungen weltweit<br />
und richtet sich auf die Entwicklung praktischer Werkzeuge,<br />
um in diesen Bereichen handlungsfähig zu werden.<br />
Der globale Urbanisierungsprozess erfordert Forschungsmethoden,<br />
die kritische, komparative Analysen mit<br />
der Fähigkeit verbinden, sich konstruktiv den lokalen<br />
Situationen anzunähern. Es werden Fallstudien aus sogenannten<br />
Entwicklungsländern und Ländern der<br />
ersten Welt bearbeitet mit der Absicht, vergleichbare Prozesse<br />
und Muster zu erkennen und entsprechende<br />
Handlungsanweisungen zu entwickeln. Hierbei wird die<br />
wesentliche Rolle des Städtebaus für die nachhaltige<br />
Gestaltung der gebauten Umwelt betont. Das Programm<br />
will eine Forschungs- und Entwurfskultur entwickeln,<br />
welche die Teilnehmer befähigt, sich aktiv an der Planung<br />
zukünftiger urbaner Szenarien zu beteiligen.<br />
Jedes Jahr fokussieren sich die mas utdt-Forschungsund<br />
Entwurfsstudios auf zwei spezifische urbane Themen<br />
und Orte. Im akademischen Jahr 2006/2007 waren<br />
die Themen die alternde Gesellschaft und urbane Armut.<br />
Beide Phänomene sind global und haben weitreichende<br />
Auswirkungen auf die zeitgenössische Stadt. In Zusammenarbeit<br />
mit den beiden Entwicklern Bracher und Partner<br />
und Bonacasa erarbeitete das Forschungs- und Entwurfsstudio<br />
im Herbstsemester «Grayscale Urbanism: Cities<br />
for the new Third Age» urbane Modelle für den Thuner<br />
See entsprechend den wachsenden Bedürfnissen der<br />
Menschen im dritten Lebensalter. Im Frühjahrssemester<br />
wurde die angeblich formelle Schweizer Planung mit<br />
der informellen äthiopischen Ökonomie und Stadtentwicklung<br />
verglichen. Das Forschungs- und Entwurfsstudio<br />
«Addis Ababa from Dawn till Dusk» richtete das<br />
Augenmerk auf die Herausforderungen des exponentiellen<br />
Wachstums und der zunehmenden Armut in der äthiopischen<br />
Hauptstadt.<br />
Im Rahmen dieses Studios etablierte der mas utdt<br />
eine dreijährige Zusammenarbeit mit dem Building<br />
College der Universität von Addis Abeba, unterstützt<br />
von der gtz (Deutsche Gesellschaft für Technische<br />
Zusammenarbeit) und dem äthiopischen ecbp (Engineering<br />
Capacity Building Program). Beginnend mit dem<br />
akademischen Jahr 2008/2009 wird der mas utdt zum<br />
mas ud, Master of Advanced Studies in Urban Design,<br />
gewandelt; unter der Leitung der Professuren von<br />
Prof. Dr. Marc Angélil und Prof. Kees Christiaanse.<br />
271<br />
mas Urban Transformation<br />
in Developing<br />
Territories (utdt)<br />
The mas utdt is the continuation of the course ‘Building<br />
in Developing Countries’ formerly taught by Professor<br />
Herbert Kramel. The phrase ‘developing countries’<br />
is misleading when attempting to address the increasing<br />
disengagement of geospatial conditions from politically<br />
designated realms of national identity. For this reason,<br />
the proposed expression ‘developing territories’ offers a<br />
more open and appropriate field of inquiry. ‘Developing’<br />
is understood here not only in terms of specific practices<br />
of cultural production, but of interdependencies<br />
between local and global processes as they pertain to the<br />
construction of territory.<br />
The course is structured around an investigation of<br />
transforming urban conditions as they pertain to<br />
phenomena worldwide, and the development of practical<br />
tools for operating within such domains. The global<br />
tendency toward urbanization demands research methods<br />
that promote both critically comparative analysis and<br />
the capacity to develop constructive approaches to such<br />
areas. Case studies addressing such conditions are taken<br />
from both developing and developed countries, with the<br />
aim of understanding how to intervene upon and<br />
capitalize on processes and patterns of transformation<br />
common to both. Emphasis is placed on the role<br />
of urban design as a key discipline in the formation of<br />
sustainable built environments. The program aims at<br />
developing a culture of urban research and design that<br />
will enable the participant to actively engage in envisioning<br />
future urban scenarios.<br />
Each year, the mas utdt design research studios focus<br />
on two specific topics of urban research and two sites of<br />
intervention. In the academic year 2006/2007, the topics<br />
were ageing and urban poverty. Both phenomena are<br />
global and pervasive, challenging the existing urban condition.<br />
In collaboration with the developers Bracher<br />
und Partner and Bonacasa, the fall semester design research<br />
studio ‘Grayscale Urbanism: Cities for the new Third<br />
Age’ developed urban schemes on the Lake of Thun according<br />
to the growing demands of third agers. In the<br />
spring semester, Swiss, presumably formal, urban planning<br />
was compared with Ethiopian informal economy and<br />
urban development. The design research studio ‘Addis<br />
Ababa from Dawn till Dusk’ was focused on the challenges<br />
of exponential urban growth and increasing poverty in<br />
the Ethiopian metropolis.<br />
In the course of this studio, the mas utdt established<br />
a three-year research collaboration with the Building<br />
College of Addis Ababa University, supported by the gtz<br />
(Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit)<br />
and the Ethiopian ecbp (Engineering Capacity Building<br />
Program). Starting with the academic year 2008/2009,<br />
the mas utdt will transform into the mas ud, Master of<br />
Advanced Studies in Urban Design, conducted by the<br />
chairs of Prof. Dr. Marc Angélil and Prof. Kees Christiaanse.<br />
Masterprogramm MAS Departement Architektur<br />
Marc M. Angélil
Uta Hassler<br />
Masterprogramm MAS Departement Architektur<br />
Professorin<br />
Dr. Uta Hassler<br />
Referenten 2007<br />
Mehmet Aksözen<br />
Prof. Kees Christiaanse<br />
Prof. Erwin Emmerling<br />
Wilhelm Glaser<br />
Prof. Dr. Uta Hassler<br />
Dr. Dorothee Heinzelmann<br />
Martin Hofer<br />
Prof. Dr. Peter Knoepfel<br />
Prof. Dr. Niklaus Kohler<br />
Prof. Dr. Susanne Kytzia<br />
Prof. Sacha Menz<br />
Prof. Dr. Manfred Schuller<br />
Prof. Dr. Claude Siegenthaler<br />
Dr. Alexander von Kienlin<br />
Karin von Lerber<br />
Dr. Sophie Wolf<br />
Prof. Dr. Stefan Wülfert<br />
Website<br />
www.idb.arch.ethz.ch<br />
mas Conservation Science<br />
mas Sustainable Management<br />
of Man-Made Resources<br />
Themen konservatorischen Handelns gewinnen für die<br />
Planungsberufe und die Praxis von Architekten und<br />
Ingenieuren ebenso an Bedeutung wie Fragen langfristiger<br />
Steuerung und Werterhaltung.<br />
Angesichts grosser Verlustrisiken innerhalb des historischen<br />
Bestands und prekärer werdender Systeme sind<br />
Grundlagen für Erhaltungsentscheide in einer langfristigen<br />
und lebenszyklusorientierten Perspektive notwendig.<br />
Konzepte müssen Überlebensmöglichkeiten, ökonomische<br />
und ökologische Kriterien ebenso reflektieren wie Stabilitätsrisiken<br />
und kulturelle Konstanten. Die Erarbeitung<br />
wissenschaftlicher Grundlagen braucht in der Forschung<br />
Methoden unterschiedlicher Disziplinen – von den Geisteswissenschaften<br />
über die Ingenieur- bis hin zu den<br />
Naturwissenschaften –, disziplinäre Grenzen sind daher<br />
auch für die Vermittlung obsolet.<br />
Das Institut für Denkmalpflege und Bauforschung<br />
bietet daher zwei mas-Studiengänge an, die sich an<br />
verschiedene Berufe wenden, denen an langfristiger Werterhaltung<br />
von Gütern und Artefakten liegt und die sich<br />
für strategische Optionen interessieren. Die Themenfelder<br />
der Kurse beziehen sich in vielen Bereichen auf Forschungsaktivitäten<br />
des idb und seiner Forschungspartner,<br />
Ergebnisse der Forschung finden direkt Eingang in die<br />
Lehre.<br />
Im Studiengang «Conservation Science» (cs) werden<br />
im Schwerpunkt klassische Themen der Denkmalpflege<br />
vermittelt, im Studiengang «Sustainable Management of<br />
Man-Made Resources» (suma) stehen «Bestandsaufgaben»<br />
im Zentrum und Themen langfristiger Werterhaltung<br />
in einer breiteren Perspektive.<br />
Für den ersten Studienjahrgang der neuen mas-<br />
Angebote Conservation Science und suma konnten<br />
wir 2007 aus sehr unterschiedlichen Berufsgruppen<br />
272<br />
mas Conservation Science<br />
mas Sustainable Management<br />
of Man-Made Resources<br />
Conservation issues and issues of long-term management<br />
and value maintenance are both gaining significance<br />
for the planning professions as well as for the practices<br />
of architects and engineers.<br />
Faced with huge risks of loss within the historical<br />
inventory of buildings and increasingly precarious<br />
building systems, basic principles for decisions concerning<br />
conservation in a long-term and lifecycle-oriented<br />
perspective have become necessary. Concepts must simultaneously<br />
reflect survival probabilities, economic and<br />
ecological criteria, stability risks, and cultural constants.<br />
The development of scientific principles requires the<br />
research methods of various disciplines – ranging from<br />
humanities to engineering and the natural sciences.<br />
Therefore, boundaries among disciplines have become<br />
obsolete in the practice of teaching.<br />
The Institute of Historic Building Research and<br />
Conservation (idb) consequently offers two mas study<br />
courses addressing two different professions, both<br />
of which are concerned with the long-term maintenance<br />
of the value of goods and artifacts and with strategic<br />
options to that end. The topics of the courses largely refer<br />
to the research activities of idb and its partner institutions.<br />
Research results enter directly into the teaching.<br />
The study course ‘Conservation Science’ (cs) focuses<br />
on classical topics of conservation of monuments;<br />
in the course of study entitled ‘Sustainable Management<br />
of Man-Made Resources’ (suma), issues related to existing<br />
buildings and issues of long-term value maintenance<br />
in a broader perspective are central.<br />
For the first year of study in the new mas courses,<br />
Conservation Science and suma, we were able to select<br />
applicants from very different professional backgrounds<br />
such as architecture, art history, restoration<br />
science, geology, sociology and even medicine.<br />
The program Conservation Science will be conducted<br />
in cooperation with Technische Universität München<br />
(Institute for Architectural History, Art History and Restoration<br />
and the Institute for Planning and Construction<br />
Technology). For the suma program we were able to<br />
win as external partners idheap Lausanne and the
Leporello MAS 2007<br />
Bewerber auswählen – aus der Architektur, Kunstgeschichte,<br />
Restaurierungswissenschaft, Geologie, Soziologie bis<br />
hin zur Medizin.<br />
Das Programm Conservation Science wird in Zusammenarbeit<br />
mit der Technischen Universität München<br />
(Institut für Baugeschichte, Kunstgeschichte und Restaurierung<br />
und Institut für Entwerfen und Bautechnik) durchgeführt.<br />
Für das Programm «suma» konnten als externe<br />
Partner idheap Lausanne und das Unternehmen Wüest<br />
und Partner ag gewonnen werden; innerhalb der eth<br />
sind weitere Kooperationen verankert. Die Lehrveranstaltungen<br />
sind in «Drei-Tages-Blöcken» organisiert (Donnerstag<br />
bis Samstag); Schwerpunkte des ersten Semesters<br />
im Herbst 2007 bildeten Themen der Denkmalpflege,<br />
Konservierungswissenschaften, Bauforschung, historischen<br />
Baukonstruktion, Ressourcenökonomie bis hin zu<br />
Fragen der Stoffflüsse, Lebenszyklen, institutionellen<br />
Regime und zur Langfrist-Ökonomie.<br />
273<br />
enterprise of Wüest and Partner Company. Additional<br />
cooperation is anchored within eth <strong>Zurich</strong>. Lectures<br />
will be organized in three-day blocks (Thursdays through<br />
Saturdays). The first semester in the fall of 2007 focused<br />
on issues of conservation of monuments, conservation<br />
sciences, construction research, historical building<br />
construction, resource economy and problems of material<br />
flows, life cycles, institutional regimes and long-term<br />
economy.
Professor<br />
Dr. Ludger Hovestadt<br />
Website<br />
wiki.caad.arch.ethz.ch/<br />
Education/mas<br />
mas Computer Aided<br />
Architectural Design (caad)<br />
Das mas-Programm der Professur caad legte auch im<br />
fünften Jahr grossen Wert auf die Konkretisierung computergenerierter<br />
Entwürfe. In sechs Unterrichtsmodulen,<br />
die jeweils in einer individuellen Arbeit endeten,<br />
wurde das Fachwissen unserer Assistenten rund um die<br />
Kernthemen «Bauen mit Maschinen» und «Computergenerierte<br />
Architektur» vermittelt. Dieses Wissen vertieften<br />
die Studierenden in ihren Diplomarbeiten, von denen<br />
zwei herauszuheben sind:<br />
splitHaus<br />
Dieses Projekt untersucht die Möglichkeit, ein Gebäude<br />
mit fixer Kubatur durch eine Serie von Räumen, die<br />
auf individuelle Bedürfnisse ausgerichtet sind, aufzuteilen.<br />
Ausgangspunkt der Untersuchung stellt die Arbeit des<br />
Architekten Adolf Loos dar. Die Häuser von Adolf Loos<br />
zeichnen sich dadurch aus, dass jeder Raum seinen<br />
spezifischen Charakter erhält, so dass ein komplexes Gefüge<br />
untereinander entsteht. Die innere Komplexität ist<br />
dem Gebäude von aussen jedoch nicht anzusehen.<br />
Georg Munkel schrieb hierfür eine Java Applikation,<br />
die eine Anzahl Räume in einer fixen Kubatur nach<br />
bestimmten Regeln wachsen liess, bis sie das ganze<br />
Volumen füllten.<br />
Ein Korrektur-Algorithmus verhinderte das Wachsen<br />
zu kleiner, im Raum nicht nutzbarer Volumina.<br />
Self-Organising Architectural Design Using<br />
2D Voronoi Diagram<br />
Seong Ki Lee’s Fallstudie untersucht den Grundriss von<br />
Gaudi’s Casa Mila und prüft, ob komplexe adaptive<br />
Systeme in der Lage sind, solch verschachtelte Räume zu<br />
generieren.<br />
links:<br />
Konstellation der Raumzellen in<br />
Gaudi’s Casa Mila<br />
rechts:<br />
Nachbarschaftsbeziehungen im<br />
ausformulierten Grundriss<br />
Seine eigens entwickelte Java Applikation, die auf<br />
dem Voronoi-Diagramm basiert, organisiert die einzelnen<br />
Räume dynamisch rund um fixe Grenzen (Aussenmauern,<br />
Höfe und Wege).<br />
274<br />
mas Computer Aided<br />
Architectural Design (caad)<br />
The mas program of the Chair of caad continues to place<br />
great emphasis on the concrete realization of computer<br />
generated designs. Through six instruction modules, which<br />
each end with an individual project, our assistants pass<br />
on their expertise on the following themes: ‘Building with<br />
Machines’ and ‘Computer Generated Architecture’.<br />
The students deepen their understanding of this knowledge<br />
in their diploma projects, two of which should be<br />
highlighted:<br />
splitHaus<br />
This project investigates the possibility of dividing a<br />
building with fixed contours into a series of spaces each<br />
of which fulfills individual requirements. The work<br />
of the architect Adolf Loos provided the starting point<br />
of investigation. The houses of Adolf Loos are unique<br />
in that each room is given its own individual character so<br />
Facade Parametrics, Varuna Saini,<br />
MAS<br />
as to create a complex interconnected arrangement.<br />
However, the inner complexity is not visible from the<br />
building’s exterior.<br />
For this project, Georg Munkel programmed a Java<br />
application, which allows a number of rooms to grow<br />
within a fixed volume following certain rules until they<br />
have filled the entire space.<br />
A correction algorithm hindered the generation of<br />
rooms that were too small or unusable.<br />
Self-Organising Architectural Design Using<br />
2D Voronoi Diagram<br />
Seong Ki Lee’s case study investigates the floor plan of<br />
Gaudi’s ‘Casa Mila’ and verifies whether complex<br />
adaptive systems are able to generate spatial systems with<br />
this degree of sophistication.<br />
His custom designed Java application, based on a<br />
Voronoi diagram, organizes the individual spaces<br />
dynamically around fixed boundaries (exterior walls,<br />
courts and paths).
Professor<br />
Hans Kollhoff<br />
Dozent<br />
Patrick Chladek<br />
Sommersemester 2007<br />
Stéphane Lippitsch,<br />
Das Krankenhaus –<br />
Entwicklung einer Typologie<br />
Herbstsemester 2007<br />
Asli Gürtuna, Conflictual<br />
Architecture<br />
Website<br />
www.kollhoff.arch.<br />
ethz.ch<br />
mas Gebäudetypologie<br />
der Grossstadt (gtg)<br />
Vermarktungsstrategien internationaler Investmentgesellschaften<br />
lassen auf den «Filetgrundstücken» westlicher<br />
Grossstädte Bebauungen entstehen, die gekennzeichnet<br />
sind durch Nutzflächenmaximierung in neutralen<br />
Gehäusen bei gleichzeitiger Individualisierung der Verpackung<br />
im Interesse der Corporate Identity. Diese<br />
auf der grünen Wiese erprobte Methode erzeugt im<br />
städtischen Kontext tiefgreifende Konflikte. Battery Park<br />
City, die Docklands oder La Défense können so trotz<br />
eines ausgefallenen formalen Repertoires nicht über ihre<br />
schmalbrüstige Existenz hinwegtäuschen und verbreiten<br />
eine suburbane Atmosphäre inmitten der Stadt. Aus der<br />
Analyse historischer Gebäudetypen der Grossstadt und<br />
auf der Grundlage aktueller Nutzungsansprüche und Vermarktungsinteressen<br />
soll mit Hilfe von «case studies»<br />
der Versuch unternommen werden, eine neue, dezidiert<br />
städtische Gebäudetypologie zu entwickeln.<br />
Susanne Frohn<br />
275<br />
mas City Building<br />
Typology (cbt)<br />
Buildings in prime locations of western cities are a direct<br />
result of marketing strategies pursued by international<br />
investment companies. They are characterized by maximized<br />
use of space within neutral buildings and, at the<br />
same time, individualized façades in the service of<br />
corporate identity. These methods, which have been tried<br />
and tested in suburbs, cause far-reaching conflicts in an<br />
urban context. As a result, despite a typical formal repertoire,<br />
Battery Park City, the Docklands and La Défense<br />
are unable to obscure the superficiality of their existence.<br />
They still radiate a suburban atmosphere in the center<br />
of the city. Using an analysis of historical city building<br />
types, and on basis of current utilization demands<br />
and marketing interests, an attempt will be made to develop<br />
a new, decidedly urban building typology. This will<br />
be completed with recourse to case studies.<br />
Masterprogramm MAS Departement Architektur<br />
Hans Kollhoff
Werner Oechslin, Andreas Tönnesmann<br />
Masterprogramm MAS Departement Architektur<br />
Professoren<br />
Dr. Werner Oechslin<br />
Dr. Andreas Tönnesmann<br />
Studienleitung<br />
Dr. Sylvia Claus<br />
Kathrin Siebert<br />
Website<br />
www.gta.arch.ethz.ch/<br />
d/mas<br />
mas Geschichte und Theorie<br />
der Architektur (gta)<br />
Die historische und gesellschaftliche Verwurzelung von<br />
Architektur ist ein wesentlicher Aspekt der entwerferischen<br />
Arbeit des Architekten. Die Vergangenheit dem eigenen<br />
Denken und Wissen in einem lebendigen und zugleich reflektierenden<br />
Prozess anzuverwandeln, ist eine Herausforderung.<br />
Wer sich ihr in der praktischen Arbeit stellt, wird<br />
seinen Bauten eine Qualität abgewinnen können, wie<br />
sie durch die alleinige Berücksichtigung städtebaulicher,<br />
ästhetischer und funktionaler Faktoren nicht erreicht<br />
werden kann. Anhand ausgewählter Fragestellungen führt<br />
der mas in die Methodik des historisch-theoretischen<br />
Arbeitens ein und vermittelt zugleich die Grundzüge der<br />
Kunst- und Architekturgeschichte.<br />
Der Abfassung von Texten kommt in unserem<br />
Studiengang besondere Bedeutung zu. Das Schreiben ist<br />
eines der Hauptinstrumente nicht nur des disziplinären<br />
Diskurses, sondern auch der Selbstvergewisserung bei der<br />
Erarbeitung der Fundamente dieses Diskurses und<br />
der öffentlichen Vermittlung der eigenen Arbeiten. Gerade<br />
das wissenschaftliche Schreiben, das in der regulären<br />
Ausbildung der Architekten nur eine untergeordnete<br />
Rolle spielt, bedarf jedoch intensiver Übung. Diskussion<br />
und Kritik von Texten gewinnen an Plausibilität, wenn<br />
sie an ein reales Projekt gebunden sind.<br />
Nebst den im Studienprogramm vorgesehenen wissenschaftlichen<br />
Arbeiten hatten und haben die Studierenden<br />
des Jahres 2007/2008 Gelegenheit, sich an der<br />
wissenschaftlichen Monographie über Lux Guyer<br />
(1894–1955) zu beteiligen. Der Werkkatalog ist Teil der im<br />
gta Verlag erscheinenden Publikation.<br />
Guyer hatte seinerzeit mit raffinierten Wohnhäusern<br />
für moderne Familien, alleinlebende berufstätige Frauen,<br />
Studentinnen oder ältere Menschen reüssiert und sich<br />
damit hochaktuellen Bauaufgaben gewidmet.<br />
Die Studierenden untersuchen das gesamte Œuvre der<br />
Architektin und verfassen den Werkkatalog. Dabei<br />
handelt es sich um etwa 80 Projekte, welche die Studierenden<br />
historisch-kritisch kommentieren sollen. Sie<br />
arbeiten damit nicht nur einen exemplarischen Teil der<br />
Schweizer Architekturgeschichte der Klassischen<br />
Moderne auf, sondern auch das Œuvre einer der ersten<br />
Architektinnen europaweit, die diesen Beruf professionell<br />
ergriffen und ausgeübt haben.<br />
276<br />
mas History and Theory<br />
of Architecture (hta)<br />
The historical and societal roots of architecture constitute<br />
an essential aspect of an architect’s work. It is a challenge<br />
to assimilate past architectural styles and structures<br />
in present architectural thinking and knowledge in a way<br />
that is vibrant and at the same time reflective. Those<br />
who take up this challenge in their practical work will invest<br />
their buildings with a quality, which cannot be<br />
achieved by observing urban, aesthetic and functional<br />
factors alone. The mas course teaches the fundamental<br />
methods of historical and theoretical research by guiding<br />
students through the study of selected questions. The<br />
course also teaches basic knowledge in art and architectural<br />
history.<br />
Writing texts is particularly important in this course.<br />
Writing is one of the main instruments of the discourse<br />
related to the history and the theory of architecture, but<br />
Lux Guyer, Turmrestaurant<br />
SAFFA, Schweizerische<br />
Ausstellung für Frauenarbeit,<br />
Bern, 1928<br />
Lux Guyer, Wohnkolonie Lettenhof,<br />
<strong>Zürich</strong>, 1926/27<br />
it also helps students to acquire the fundamentals<br />
of this discourse and to learn how to present their own<br />
work in public with self-confidence. The writing of<br />
scholarly texts (which plays a secondary role in regular<br />
architectural university education) requires intensive<br />
training and practice. Discussions and critiques of academic<br />
papers become more plausible if the latter deal with<br />
concrete projects.<br />
Over and above the academic papers, students of the<br />
2007/2008 mas course have to write as part of the<br />
curriculum: for example, they have been and will be given<br />
the opportunity to contribute to the catalogue raisonné<br />
of the work of the architect Lux Guyer (1894–1955).<br />
In her time, Guyer had success with sophisticated<br />
houses for modern families, single professional<br />
women, female students and elderly people, an illustration<br />
of how she dealt with highly topical building<br />
tasks.<br />
At present, mas students are studying the architect’s<br />
oeuvre and are compiling the catalogue raisonné.<br />
This will include about eighty projects for students to<br />
comment critically in relation to architectural history.<br />
Thus, the students will not only assess an exemplary part<br />
of Switzerland’s classical modernist architectural heritage,<br />
but also the life’s work of one of the first female architects<br />
in Europe who actually practiced her profession.<br />
The catalogue raisonné will be published by<br />
gta Publishers as part of a scholarly monograph on<br />
this architect.
Professor<br />
Hans Kollhoff<br />
Dozent<br />
Patrick Chladek<br />
Sommersemester 2007<br />
Thomas Munz, Gewebte<br />
Tektonik<br />
Herbstsemester 2007<br />
André Barthel, Tektonische<br />
Struktur und Lichtführung<br />
Website<br />
www.kollhoff.arch.<br />
ethz.ch<br />
mas Tektonische Konstruktionssystematik<br />
(tks)<br />
Versteht man unter Tektonik die Wechselwirkung von<br />
Erscheinungsform und konstruktivem Sachverhalt, wird<br />
die Brisanz dieses Begriffes mit Blick auf die aktuelle<br />
Architekturproduktion deutlich, die sich als pluralistisches<br />
Formenspiel nach Corporate Identity-Gesichtspunkten<br />
einerseits und konstruktivem Exhibitionismus andererseits<br />
darstellt. Es geht uns hier nicht um die Wiederbelebung<br />
einer funktionalistischen Konstruktionsauffassung, sondern<br />
um das kontrollierte Wechselspiel von gestalterischer<br />
Absicht und konstruktiver Umsetzung im Entwurf. Dabei<br />
spielen die Konstanten unserer Wahrnehmung und die<br />
Konventionen des Zusammenlebens ebenso eine Rolle wie<br />
der aktuelle Stand der Bautechnik. Aus der Analyse<br />
historischer Beispiele, deren Verhältnis von Konstruktion<br />
und Konstruktionserscheinung signifikant ist, soll in Form<br />
von «case studies» der Versuch unternommen werden,<br />
zu einem adäquaten architektonischen Ausdruck durch<br />
Ausnutzung aktueller konstruktiver Möglichkeiten<br />
zu finden, der trotz Neuartigkeit unseren Wahrnehmungsgewohnheiten<br />
und damit unserem natürlichen Körperempfinden<br />
entspricht.<br />
Pius Glanzmann<br />
277<br />
mas Tectonical Construction<br />
Systematics (tcs)<br />
If one understands tectonics as the interaction between<br />
expression and constructional facts, the volatile nature<br />
of this term in connection with current architectural output<br />
becomes clear. This presents itself as a pluralistic<br />
play of forms according to corporate identity interests<br />
on the one hand and constructional exhibitionism<br />
on the other. It is not our aim here to revive a functional<br />
interpretation; our concern is the controlled interaction<br />
between artistic intent and constructional convention.<br />
The constants of our perception and the conventions of<br />
living together play an important role as does the current<br />
standard of building technology. In the form of case<br />
studies, an attempt will be made to find an adequate<br />
architectural expression. This will be done through an<br />
analysis of those historical examples with a significant<br />
relationship between construction and realization.<br />
Despite its novelty, it should still correspond to our habits<br />
of perception and thus, to our inherent physical senses.<br />
Masterprogramm MAS Departement Architektur<br />
Hans Kollhoff
Dietmar Eberle<br />
Masterprogramm MAS Departement Architektur<br />
Professor<br />
Dietmar Eberle<br />
Dozentinnen<br />
Susanne Gysi<br />
Dr. Marie Antoinette<br />
Glaser<br />
Koordinatoren<br />
Søren Linhart<br />
Basil Düby<br />
Website<br />
www.wohnforum.arch.<br />
ethz.ch<br />
mas Wohnen mas Housing<br />
Die Struktur des mas «Wohnen» ist auf ein einjähriges<br />
Vollzeitstudium ausgerichtet, lässt aber auch ein zweijähriges<br />
Studium zu.<br />
Vier Module gliedern den Kurs:<br />
1.Gesellschaftlicher Kontext und zeitliche Bedingtheit des<br />
Wohnens und des Wohnungsbaus<br />
2.Wohnungen entwerfen gestern und heute:<br />
Charakteristik, Gebäude, Nutzungsgeschichte<br />
3.Wohnungsbau als Beitrag zur Stadt-, Quartier- und<br />
Siedlungsentwicklung<br />
4.Nachhaltigkeit als neues Ziel im Wohnungsbau.<br />
Ziel des mas ist, die berufsbezogenen Fähigkeiten in<br />
den Bereichen der selbständigen Konzeptionalisierung,<br />
der Analyse und Reflexion eines Themas in aktuellen gesellschaftlichen<br />
wie historischen Zusammenhängen,<br />
der Interpretation, der Umsetzung sowie der mündlichen<br />
und schriftlichen Vermittlung zu erweitern. Die Teilnehmenden<br />
werden in die Grundlagen des sozial- und<br />
kulturwissenschaftlichen Arbeitens eingeführt und<br />
individuell angeleitet. Auch wird die Kommunikation mit<br />
Vertretern anderer Fachbereiche und der Praxis geübt.<br />
Im Vordergrund stehen die den mas-Thesen zugrundeliegenden<br />
individuellen themen- und methodenspezifischen<br />
Lernziele der Studierenden.<br />
Die von Kursleitung, eth Wohnforum und Gästen<br />
bestrittene Vorlesungsreihe «Wohnen» wird in jedem<br />
der vier Module ergänzt durch ein vertiefendes Textseminar,<br />
ein Kolloquium mit der Kursleitung und Workshops<br />
mit externen Fachleuten. Ziel ist, den aktuellen Stand der<br />
mas-Thesen zu diskutieren. Ein Einführungsseminar<br />
zu Methoden der qualitativen Sozialforschung umfasst<br />
zwei halbe Tage. Drei Exkursionen und die von der<br />
Professur Eberle geleitete Seminarwoche sind ebenfalls<br />
Bestandteil des Kurses.<br />
Erfahrungsgemäss sind Architekt/innen kaum vertraut<br />
mit Methoden wissenschaftlichen Arbeitens. Dies bedingt<br />
eine enge Begleitung bei der Konzeptionalisierung<br />
und Durchführung ihrer selbstgewählten mas-Thesis.<br />
Anderseits zeigen einzelne Studierende eine ausgesprochene<br />
Begabung für wissenschaftliches Arbeiten. Zurzeit absolvieren<br />
drei Ehemalige ein Doktorstudium, ein Weiterer<br />
lehrt und forscht als Professor an der Hong Kong University,<br />
mehrere andere nehmen Lehraufträge an in- und<br />
ausländischen Hochschulen wahr. Der Stellenwert<br />
des mas liegt in der Nachwuchsförderung der interdisziplinären<br />
Forschung und Lehre des Wohnens und des<br />
Wohnungsbaus. Die Anleitung sowohl zur umfassenden<br />
Reflexion als auch zur fokussierten Bearbeitung spezifischer<br />
Themen bildet die Absolvent/innen zu kritischen<br />
Expert/innen im gesellschaftlich hochrelevanten Segment<br />
Wohnungsbau aus. Als Kommunikator/innen verfügen<br />
sie über die Kompetenz zu disziplinübergreifender Zusammenarbeit<br />
zwischen akademischem Feld und Praxis,<br />
wie das erste mas-Alumni-Treffen im August 2007 mit<br />
34 der 44 Ehemaligen aus 18 Ländern zeigte. Dieses wachsende<br />
Netzwerk von Entscheidungsträgern dient sowohl<br />
den Ehemaligen als auch der eth.<br />
The structure of the mas Housing is geared towards a<br />
one-year full-time course of study, but the curriculum<br />
can also be completed over two years.<br />
The course is made up of four modules:<br />
1.Social context and the temporary conditions of housing<br />
and of housing construction<br />
2.Designing housing yesterday and today: characteristics,<br />
building, history of use<br />
3.Housing construction as a contribution to the development<br />
of a city, area and housing estate<br />
4.Sustainability as a new aim in housing construction.<br />
The aim of the mas is to expand career-related abilities<br />
in the fields of independent conceptual design; the<br />
analysis and reflection of this topic in current social contexts<br />
as well as in historical contexts; and interpretation<br />
and implementation as well as oral and written communication.<br />
Participants are given an introduction to the<br />
principles of methods pertaining to social sciences and<br />
cultural studies and are instructed individually. Communication<br />
is practiced with representatives of other specialized<br />
areas and there is the opportunity to gain<br />
practical experience. The students’ individual topic and<br />
method-related learning targets, which form the basis<br />
of the mas thesis, are always foremost.<br />
In each of the four modules, the ‘Housing’ lecture<br />
series presented by the course leader(s), eth Wohnforum<br />
and outside guests is supplemented by a detailed<br />
text-based seminar, a colloquium with the course<br />
leader(s) and workshops with external experts. The overall<br />
aim is to discuss the current status of the mas theses.<br />
An introductory seminar about methods of qualitative<br />
social research takes up two half-days. Three excursions<br />
and the seminar week led by Professor Eberle are likewise<br />
an integral part of the course.<br />
Experience has shown that architects are not very<br />
familiar with methods of scientific work. This requires<br />
close monitoring during the conceptual design and implementation<br />
stages of the mas thesis which the participants<br />
choose themselves. On the other hand, some<br />
students display a distinct talent for scholarly work.<br />
Three former students are currently completing their PhDs,<br />
one is teaching and doing research work at the University<br />
of Hong Kong, several have accepted teaching<br />
positions at domestic and overseas universities. The<br />
significance of the mas lies in the fact that it promotes<br />
young talent in interdisciplinary research and teaches<br />
participants about housing and housing construction. The<br />
course’s direction deals not only with comprehensive<br />
reflection but also specific topics in a focused manner in<br />
order to educate graduates to be critical experts in the<br />
socially highly relevant segment of housing construction.<br />
As communicators they possess the competence to<br />
cooperate in a cross-disciplinary manner between the academic<br />
field and practice, as was shown by the first<br />
mas Alumni meeting which was attended by 34 of the<br />
44 former students from 18 countries in August,<br />
2007. This growing network of decision-makers benefits<br />
not only the former students but also the eth.<br />
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Redaktion | Editorial staff<br />
Urs Kurth<br />
Lektorat | Editing<br />
Urs Kurth<br />
Ulrike Steiner<br />
Lynette Widder<br />
Gestaltung | Design<br />
Gottschalk+Ash Int’l<br />
Druckvorstufe und Druck<br />
Prepress and printing<br />
Merkur Druck ag,<br />
Langenthal
© 2008<br />
eth <strong>Zürich</strong><br />
Departement Architektur<br />
8093 <strong>Zürich</strong> Hönggerberg<br />
www.arch.ethz.ch<br />
isbn 978-3-85676-243-8