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Download Artikel - Dampfbahn-Verein Zürcher Oberland DVZO

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G r o s s t r a k t i o n I n l a n d<br />

Die wiederentdeckte erste Basler Bahnhofhalle<br />

kommt zum <strong>DVZO</strong> ins <strong>Zürcher</strong> <strong>Oberland</strong><br />

386 EA 8/2011<br />

n Dieter Enz, <strong>DVZO</strong>, Bäretswil<br />

«Dass sich der Bau einer Einstellhalle für<br />

den wertvollen Wagenpark des <strong>Dampfbahn</strong>-<strong>Verein</strong>s<br />

<strong>Zürcher</strong> <strong>Oberland</strong> (<strong>DVZO</strong>) zu<br />

einem Projekt mit internationaler Ausstrahlung<br />

entwickeln würde, hätte wohl niemand<br />

gedacht. Eine Verkettung glücklicher<br />

Umstände ist dafür verantwortlich», äusserte<br />

sich Christoph Rutschmann anlässlich<br />

des <strong>DVZO</strong>-Medientages zum Start der dies-<br />

Reproduktion eines der Originalpläne von<br />

Ludwig Maring. Plan: Staatsarchiv BS<br />

Innenansicht der Halle im IW Olten. Ein Gutachten<br />

belegte, dass es sich hier um eine der<br />

beiden ersten Basler Bahnhofhallen (Ostseite)<br />

von 1860 handelt.<br />

jährigen Fahrsaison der <strong>Zürcher</strong> Oberländer<br />

Museumsbahn und freute sich über den<br />

Fortgang des Projektes. Christoph Rutschmann,<br />

engagiertes Mitglied beim <strong>DVZO</strong>, ist<br />

Projektleiter «Historische Bahnhofhalle»<br />

und koordiniert das grösste je vom <strong>DVZO</strong><br />

initiierte Einzelprojekt.<br />

Seit 25 Jahren beschäftigten sich beim<br />

<strong>DVZO</strong> die Verantwortlichen und einige<br />

Aktivmitglieder immer wieder mit dem Bau<br />

Reproduction d’un des plans originaux de<br />

Ludwig Maring.<br />

Intérieur de la halle aux ateliers industriels<br />

d’Olten. Une expertise a confirmé qu’il s’agit<br />

bel et bien d’une des deux premières halles de<br />

la gare de Bâle, côté est, de 1860.<br />

einer Einstellhalle für das rollende Kulturgut<br />

am Standort Bauma. Die historischen<br />

Personen- und Güterwagen sind leider heute<br />

noch ganzjährig Wind und Wetter ausgesetzt.<br />

Im 2002 bildete sich um die Gebrüder<br />

Rutschmann eine Arbeitsgruppe für den<br />

Neubau einer Einstellhalle in Bauma. Beim<br />

Blick aus der Bahnhofswohnung in Bauma<br />

– Christoph Rutschmann bewohnte diese<br />

einige Jahre – kreisten seine Gedanken immer<br />

wieder um die dringend notwendige<br />

Einstellhalle, und im Frühjahr 2005 begann<br />

er erste Grundrisse für einen Neubau zu<br />

skizzieren. Noch im selben Jahr wurde die<br />

neuste Projektidee eines Neubaus in Bauma<br />

sowohl im Mitgliedermagazin als auch an<br />

der Generalversammlung den <strong>Verein</strong>smitgliedern<br />

präsentiert.<br />

Ein spezieller Glücksfall<br />

Karl Holenstein von der SBB-Fachstelle für<br />

Denkmalschutz wies im Juli 2005 den <strong>DVZO</strong><br />

darauf hin, auch die ehemaligen Perronhallen<br />

in den SBB-Industriewerken Olten und<br />

Zürich zu prüfen. Dort wurden solche Hallen<br />

gesammelt und bis heute als Werkstätten<br />

und Lager umgenutzt. In Olten stand<br />

schliesslich die <strong>DVZO</strong>-Delegation vor und in<br />

einer Halle, die im Ausmass von 100 x 17 m<br />

fast zentimetergenau Christoph Rutschmanns<br />

Skizzen entsprach: Die Idee einer<br />

kombinierten Abfahrts- und Einstellhalle<br />

war geboren. Damals glaubte man noch, es<br />

handle sich bei der perfekt erhaltenen Halle<br />

um die erste Abfahrtshalle von Olten. Im<br />

Mai 2007 jedoch attestierte ein durch die<br />

SBB in Auftrag gegebenes Gutachten zweifelsfrei,<br />

dass es sich bei der «<strong>DVZO</strong>-Wunschhalle»<br />

um eine der beiden ersten Basler<br />

Bahnhofhallen aus dem Jahr 1860 handelt.<br />

Entworfen wurde die Halle vom Chefarchitekten<br />

der Schweizerischen Centralbahn,<br />

Ludwig Maring (1820–1893). Die<br />

meisterhafte Konstruktion aus Holz und<br />

gusseisernen Verzierungen sowie die zu<br />

rekonstruierende Ornamentik auf den beiden<br />

Stirnseiten widerspiegeln den damaligen<br />

prunkvollen Schweizer Heimatstil.<br />

Ab diesem Zeitpunkt nahm das Projekt<br />

«Historische Bahnhofhalle Bauma» konkrete<br />

Formen an: Im Dezember 2005 wurde<br />

die Halle vermessen und deren Bestand aufgenommen.<br />

Das Ausmass der Halle wird das<br />

Baumer Ortsbild markant verändern: Ein<br />

entsprechendes Gutachten der Kantonalen<br />

<strong>Zürcher</strong> Denkmalpflege gab im Dezember<br />

2006 dem <strong>DVZO</strong> auch in dieser Hinsicht<br />

grünes Licht.


Die Hallenübergabe in Olten<br />

20. März 2009: Im Rahmen eines Festakts in<br />

der Maring-Halle auf dem Gelände des SBB-<br />

Industriewerks Olten werden die Hallenschlüssel<br />

durch den SBB-Vertreter Manfred<br />

Haller, Personenverkehr Leiter Operating,<br />

an den <strong>DVZO</strong>-Präsidenten Hugo Wenger<br />

überreicht. Eingefleischte Eisanbahn-Fans<br />

und einige Medienleute benutzten die<br />

nächtliche Dampffahrt von Bauma nach<br />

Olten, um die Hallenübergabe live mitzuerleben.<br />

Symbolträchtig stand der <strong>DVZO</strong>-<br />

Packwagen F 405 als Rednerpult in der<br />

grossen Halle.<br />

Seither ist der <strong>DVZO</strong> Besitzer einer historischen<br />

Bahnhofhalle, doch noch steht diese<br />

in Olten. Da waren zuerst verschiedene<br />

bewilligungsrechtliche Hürden zu meistern,<br />

damit die Halle in Bauma wieder aufgebaut<br />

werden kann, und natürlich die Finanzierung<br />

dieses Vorhabens: Noch im 2009<br />

reichte Rutschmann «sein» Dossier im Namen<br />

des <strong>DVZO</strong> beim <strong>Zürcher</strong> Lotteriefonds<br />

ein und suchte um einen namhaften Unterstützungsbeitrag<br />

für das 3 Mio.-Projekt an.<br />

Der Spatenstich in Bauma<br />

Der Startschuss für die bauliche Umsetzung<br />

des Projektes «Historische Bahnhofhalle<br />

Bauma» fiel am 10. Oktober 2009 mit einem<br />

stilgerechten Spatenstich bei strömendem<br />

Regen: Die Lok «Genf», die älteste betriebsfähige<br />

Schweizer Dampflok, platzierte den<br />

<strong>DVZO</strong>-Kranwagen Baujahr 1878, mit welchem<br />

ein Gleisjoch aus den Dampfgleisen<br />

gehoben wurde und somit den Beginn der<br />

Bauarbeiten signalisierte. Die Zuschauerinnen<br />

und Zuschauer erlebten dabei die<br />

dringende Notwendigkeit einer vor Wind<br />

und Wetter schützenden Halle in Bauma<br />

während dieses Festaktes am eigenen Leibe.<br />

Im darauf folgenden Winterhalbjahr<br />

2009/10 wurden die Gleis- und Perronanlagen<br />

von Grund auf saniert und für die Halle<br />

vorbereitet. Der erste Zug der Fahrsaison<br />

2010 konnte planmässig ab dem neuen<br />

Perron mit dem versenkten mittleren Gleis<br />

fahren.<br />

Ein weiterer Grund zum Feiern: Am 10. Januar<br />

2011 bewilligte der <strong>Zürcher</strong> Kantonsrat<br />

ohne Gegenstimme ein Kostendach von<br />

2,6 Mio. Fr. aus dem Lotteriefonds, so dass<br />

die Finanzierung des Projektes heute zum<br />

grossen Teil gesichert ist.<br />

Der Beinahe-Verlust der Maring-Halle<br />

Ein Grossbrand im SBB-Industriewerk Olten<br />

am 28. März 2011 hätte die Verwirklichung<br />

des <strong>DVZO</strong>-Märchens fast platzen lassen. An<br />

der zwei Tage darauf stattfindenden Generalversammlung<br />

des <strong>DVZO</strong> referierte ein<br />

noch sichtlich geschockter Projektleiter<br />

über das Glück im Unglück: «In der an die<br />

Die meisterhafte Konstruktion aus Holz und<br />

gusseisernen Verzierungen ist das Werk des<br />

SCB-Chefarchitekten Ludwig Maring.<br />

Fotos: Comet Photoshopping, D. Enz<br />

Maring-Halle angebauten SBB-Malerei brach<br />

ein Feuer aus, das die angebauten und umstehenden<br />

Gebäude bis auf die Grundmauern<br />

in Schutt und Asche legte. Eine<br />

Bravour leistung zahlreicher Feuerwehrleute<br />

rettete die mittlerweile als Baudenkmal<br />

von eidgenössischer Bedeutung eingestufte<br />

Maring-Halle», rapportierte Christoph<br />

Rutschmann den Teilnehmenden der GV.<br />

Heute ist aufgrund der neuen Situation<br />

nach dem Brand in Olten ein neuer Zeitplan<br />

der «Versetzung» der Halle von Olten nach<br />

Bauma in Arbeit. Der Rückbau der Halle<br />

sollte spätestens im 2012 ausgeführt werden<br />

können. Die Aufarbeitung der historischen<br />

Elemente sowie der Wiederaufbau<br />

in Bauma werden voraussichtlich bis zu Beginn<br />

der <strong>DVZO</strong>-Fahrsaison 2014 abgeschlossen<br />

sein. Die erste Basler Bahnhofhalle aus<br />

1860 wird somit nach 154 Jahren im <strong>Zürcher</strong><br />

G r o s s t r a k t i o n I n l a n d<br />

La superbe construction en bois et les ornements<br />

en fonte sont dus à l’architecte en chef<br />

du SCB (Schweizerische Centralbahn), Ludwig<br />

Maring.<br />

<strong>Oberland</strong> aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt.<br />

Sie fügt sich perfekt in die wertvolle<br />

Sammlung kultur- und denkmalpflegerischer<br />

Objekte der <strong>DVZO</strong>-Museumsbahn<br />

zwischen Bauma und Hinwil ein und wird<br />

diese über die Landesgrenzen hinaus bekannt<br />

machen. Am 4. Mai 2014, dem ersten<br />

Fahrsonntag der Saison, sind Feierlichkeiten<br />

zur Einweihung der Maring-Halle an ihrem<br />

neuen Standort in Bauma vorgesehen. Reservieren<br />

Sie sich schon heute dieses Datum.<br />

Ohne die grosse Unterstützung durch unzählige<br />

Personen, Institutionen und Unternehmungen<br />

wäre das Projekt «Historische<br />

Bahnhofhalle Bauma» nicht da, wo es heute<br />

steht. Der Glaube, Unmögliches möglich<br />

zu machen und der zähe Wille, unzählige,<br />

auch schwierige Verhandlungen zu führen,<br />

sind die Merkmale der direkt involvierten<br />

Personen. Die Kooperation zwischen den<br />

EA 8/2011 387


G r o s s t r a k t i o n I n l a n d<br />

28.3.2011: Grossbrand im SBB-Industriewerk<br />

Olten nach Schweissarbeiten beim Umbau<br />

eines Reisezugwagens. Wie durch ein Wunder<br />

und dank dem beherzten Einsatz der Feuerwehr<br />

wurde die Basler Bahnhofhalle von 1860<br />

kein Raub der Flammen.<br />

Foto: Comet Photoshopping, K. Elsasser<br />

verschiedensten Stellen der SBB und dem<br />

<strong>DVZO</strong> sorgte immer wieder für genügend<br />

Motivation. Einen ganz besonderen Dank<br />

verdient Karl Holenstein, SBB-Fachstelle für<br />

Denkmalpflege, im Zusammenhang mit seinem<br />

unermüdlichen Einsatz, damit die Maring-Halle<br />

in Bauma beim <strong>DVZO</strong> wieder<br />

auferstehen kann. «Nur genutzte Denkmäler<br />

sind gesicherte Denkmäler», ist die<br />

Überzeugung von Holenstein.<br />

Mit dem Wiederaufbau der Maring-Halle in<br />

Bauma unternimmt der <strong>DVZO</strong> einen weiteren<br />

Schritt in Richtung «Ballenberg der<br />

Schweizerischen Normalspur-Eisenbahn».<br />

Die Philosophie des <strong>DVZO</strong> ist es, seinen Besucherinnen<br />

und Besuchern das Reisen wie<br />

vor 100 Jahren zu ermöglichen. Dazu gehören<br />

– nebst Rollmaterial und Gebäuden<br />

– auch die Uniformen, Kartonbillette, Signale,<br />

Geräusche und Gerüche von anno dazumal.<br />

Marianne Heimgartner, Gemeindepräsidentin<br />

von Bauma, ist überzeugt vom<br />

positiven Effekt, den die historische Bahnhofhalle<br />

weit über das Tösstal hinaus auslösen<br />

wird, und formuliert ihre Freude so:<br />

«Mit der historischen Bahnhofhalle setzt<br />

der <strong>DVZO</strong> ein weiteres Zeichen für die vielfältigen<br />

Bemühungen im <strong>Zürcher</strong> <strong>Oberland</strong>,<br />

kulturelles Erbe zu bewahren, sichtbar<br />

zu machen und erleben zu können.»<br />

Der <strong>DVZO</strong> wird weiterhin eine wichtige<br />

Zuglok des <strong>Zürcher</strong> Oberländer Tourismus<br />

sein.<br />

Kosten und Finanzierung<br />

Beim 3 Mio.-Projekt «Historische Bahnhofhalle<br />

Bauma» handelt es sich um das grösste<br />

je beim <strong>DVZO</strong> realisierte Einzelobjekt.<br />

Der <strong>Dampfbahn</strong>-<strong>Verein</strong> <strong>Zürcher</strong> <strong>Oberland</strong><br />

ist bei der Finanzierung dieses einmaligen<br />

Vorhabens auf eine breite Trägerschaft der<br />

388 EA 8/2011<br />

28.3.2011: Gros incendie aux ateliers industriels<br />

CFF d’Olten suite à des travaux de soudure<br />

lors de la transformation d’une voiture-<br />

voya geurs. Par miracle et grâce aux pompiers<br />

courageux, la première halle de gare de Bâle<br />

de 1860 ne fut pas la proie des flammes.<br />

öffentlichen Hand und der Privatwirtschaft<br />

angewiesen. Mit dem zugesicherten Beitrag<br />

aus dem <strong>Zürcher</strong> Lotteriefonds, den<br />

Beiträgen von verschiedenen Gemeinden<br />

und den Spenden von Unternehmungen<br />

und Privatpersonen ist das Projekt selbst<br />

weitgehend gesichert, dies sicher auch<br />

durch den guten Rückhalt der <strong>Zürcher</strong><br />

Oberländer Museumsbahn in der Bevölkerung.<br />

Für direkte und indirekte Folgekosten<br />

ist der <strong>DVZO</strong> weiterhin auf jegliche Grosszügigkeit<br />

angewiesen. Zum Beispiel muss<br />

im Zusammenhang mit der Stellwerkerneuerung<br />

der Tösstallinie und dem damit verbundenen<br />

Bahnhofsumbau in Bauma sichergestellt<br />

werden, dass die Gleisanschlüsse<br />

zur Historischen Bahnhofhalle und zum<br />

<strong>DVZO</strong>-Depot nutzbar bleiben. Der Anteil<br />

des <strong>DVZO</strong> an den Bauarbeiten beläuft sich<br />

– trotz grosszügigem Entgegenkommen<br />

der SBB – auf rund 300000 Fr. Ansonsten<br />

Wind und Wetter setzen den liebevoll instand<br />

gesetzten historischen Wagons der<br />

<strong>Dampfbahn</strong> arg zu. Ein Zustand, der geändert<br />

werden muss – und geändert werden<br />

kann: Mit Ihrer Unterstützung bringen wir<br />

das Rollmaterial unter Dach und Fach.<br />

Helfen Sie mit, die <strong>Dampfbahn</strong> im <strong>Zürcher</strong><br />

<strong>Oberland</strong> auch für weitere Generationen<br />

zu schützen und zu erhalten.<br />

Spendenkonto:<br />

PC 80-46668-4<br />

Lautend auf:<br />

<strong>Dampfbahn</strong>-<strong>Verein</strong> <strong>Zürcher</strong> <strong>Oberland</strong><br />

8340 Hinwil<br />

Vermerk:<br />

Historische Halle/Bahnhof Bauma<br />

Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung!<br />

Mehr Informationen auf www.dvzo.ch<br />

drohen der Museumsbahn massive Einschränkungen<br />

im Fahrbetrieb. Jegliche Unterstützung<br />

des <strong>DVZO</strong> ist herzlich willkommen.<br />

Weitere Informationen zu den anstehenden<br />

Investitionen finden sich auf der<br />

<strong>DVZO</strong>-Homepage unter dem Menüpunkt<br />

«Visionen».<br />

Die Arbeiten für den Rückbau der Halle in<br />

Olten, die Aufarbeitung der historischen<br />

Substanz und den Wiederaufbau in Bauma<br />

wird der <strong>DVZO</strong> an ausgewiesene Spezialisten<br />

unter Berücksichtigung des lokalen<br />

Gewerbes vergeben. In diesem Zusammenhang<br />

nimmt der <strong>DVZO</strong> auch gerne Naturalleistungen<br />

entgegen.<br />

Der Basler Centralbahnhof von 1860,<br />

entworfen vom SCB-Chefarchitekten<br />

Ludwig Maring<br />

Basel als «Tor der Schweiz» zur Welt: Wohl<br />

wurde die erste Schweizer Eisenbahn 1847<br />

zwischen Zürich und Baden gebaut; der<br />

erste Eisenbahnzug erreichte die Schweiz<br />

aber bereits 1844 auf Schienen von Frankreich<br />

her – auf Basler Boden. Für die erste<br />

Schweizer Bahn, die Basel 1854 von Liestal<br />

her erschloss, diente vorerst noch ein Bahnhofsprovisorium<br />

an der Ecke Lange Gasse/<br />

Engelgasse, bevor die Schweizerische Centralbahn<br />

(SCB) am 4. Juni 1860 ihr erstes<br />

Gebäude an der Stelle des jetzigen SBB-<br />

Bahnhofs in Betrieb nehmen konnte. Es<br />

dauerte aber noch bis Mai 1861, bis alle Einrichtungen<br />

vollständig waren. Beim Basler<br />

Bahnhof handelte es sich schon damals um<br />

einen Gemeinschaftsbahnhof: Das zentrale<br />

Aufnahmegebäude stand mit seiner nördlichen<br />

Front gegen den neu geschaffenen<br />

Centralbahnplatz. Rechts und links davon<br />

lagen die Einsteigehallen mit je zwei Gleisen,<br />

nach Osten für die schweizerischen<br />

Züge und nach Westen für die französischen<br />

Züge. Auf der Südseite, dem Aufnahmegebäude<br />

gegenüber, befanden sich<br />

der Güterschuppen und zwei grosse Lagerhäuser<br />

mit Zufahrt von der Güterstrasse.<br />

Die Badische (später Deutsche) Bahn wiederum,<br />

die Basel am rechten Rheinufer erschloss,<br />

hatte von Anfang an ihren eigenen,<br />

1913 an die jetzige Stelle verlegten, so genannten<br />

Badischen Bahnhof in Kleinbasel.<br />

Die prachtvolle Centralbahn-Anlage von<br />

1860 mit dem massiven Aufnahmegebäude<br />

und den hölzernen Hallen des Architekten<br />

Ludwig Maring wurde nach dem Bau der<br />

Verbindungsbahn zum Badischen Bahnhof<br />

(1873), der Einführung der Jura- und der<br />

Bözbergbahnlinie (1875) sowie nach der Eröffnung<br />

der Gotthardbahn als neue, wichtige<br />

europäische Nord–Süd-Verbindung<br />

bald zu klein. Schon die SCB beschäftigte<br />

sich daher Ende des 19. Jahrhunderts mit<br />

Um- und Neubauplänen, die allerdings erst<br />

unter der Ägide der am 1. Januar 1902 aus<br />

der Taufe gehobenen Schweizerischen Bundesbahnen<br />

(SBB) konkret wurden. An der<br />

Stelle des Centralbahnhofs entstand 1907


Fotomontage der zukünftigen, 17 x 100 m grossen Bahnhofhalle zur<br />

Visualisierung des dreigleisigen Bahnhofareals.<br />

Fotomontagen: Comet Photoshopping, visualisierung.ch<br />

Die Holzstrukturen werden in Olten sorgfältig zerlegt und in Bauma bis<br />

2014 neu aufgebaut. Die Maring-Halle wird dann 154 Jahre nach ihrer<br />

Entstehung wieder ihrer ursprünglichen Bestimmung zugeführt.<br />

nach den Plänen von Emil Faesch und Emanuel<br />

La Roche der neue Bundesbahnhof<br />

(Basel SBB), der – mit diversen Umbauten<br />

im Inneren – bis heute besteht.<br />

Die beiden ursprünglichen Einsteigehallen<br />

von Maring wurden in den Jahren zwischen<br />

1902 und 1905 sorgfältig zerlegt und nach<br />

Zürich bzw. nach Olten transportiert. An<br />

beiden Orten brauchten die noch jungen<br />

SBB dringend Dächer für die stark wachsenden<br />

Werkstätten. Fortan diente die östliche<br />

Basler Maring-Halle während eines ganzen<br />

Jahrhunderts in Olten als Dach für die<br />

Schreinerei und das umfangreiche Holzlager.<br />

Langsam senkte sich der Nebel des<br />

Vergessens über die Herkunft des interessanten<br />

Gebäudes, und niemand machte<br />

G r o s s t r a k t i o n I n l a n d<br />

Image virtuelle de la future halle de gare à Bauma aux dimensions 17 x<br />

100 m et comprenant trois voies.<br />

Les structures en bois seront soigneusement démontées à Olten et<br />

rassemblées à Bauma jusqu’en 2014. 154 ans après l’achèvement de la<br />

halle de Maring, celle-ci sera ramenée à son affectation d’origine.<br />

sich mehr Gedanken über dessen herausragende<br />

technisch-geschichtliche Bedeutung<br />

– bis der <strong>DVZO</strong> nach Olten kam. n<br />

Literaturnachweise:<br />

– Werner Stutz: Bahnhöfe der Schweiz,<br />

Verlag Berichthaus, 1976<br />

– Fritz Kunz: Der Bahnhof Europas, Pharos-<br />

Verlag, 1985<br />

EA 8/2011 389

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