0.6 MB - Stiftung zum Schutze unserer Fledermäuse in der Schweiz
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8 FMAZ 84 Juni 2007<br />
Vom Plattenbau <strong>zum</strong> Fle<strong>der</strong>mausturm<br />
Die Situation ist unter Fle<strong>der</strong>mausschützern<br />
bekannt: E<strong>in</strong> Fle<strong>der</strong>mausquartier<br />
soll weichen, weil<br />
das zugehörige Gebäude abgerissen<br />
werden muss. Könnte man die<br />
<strong>Fle<strong>der</strong>mäuse</strong> nicht e<strong>in</strong>fach umsiedeln?<br />
E<strong>in</strong> Experiment <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen<br />
D bestätigt bisherige Erkenntnisse<br />
und überzeugt mit e<strong>in</strong>er unkonventionellen<br />
Lösung.<br />
Mart<strong>in</strong> Bie<strong>der</strong>mann, Markus Dietz, Wigbert Schorcht<br />
Thür<strong>in</strong>gen, mit e<strong>in</strong>er Fläche von knapp <strong>der</strong><br />
Hälfte <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong>, ist Mausohrland. 70<br />
Wochenstuben s<strong>in</strong>d dortzulande bekannt,<br />
e<strong>in</strong>e vergleichsweise stattliche Anzahl. In<br />
<strong>der</strong> Ortschaft Me<strong>in</strong><strong>in</strong>gen hat sich Ende <strong>der</strong><br />
1980er Jahre e<strong>in</strong>e Kolonie im niedrigen<br />
Dachstock e<strong>in</strong>es Plattenbaus nie<strong>der</strong>gelassen.<br />
Die Mausohren waren ursprünglich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
alten Fabrikgebäude beheimatet, dass dann<br />
<strong>zum</strong>al umgebaut wurde, was die Tiere zu dem<br />
Umzug veranlasste. Seither entwickelt sich<br />
<strong>der</strong> Bestand <strong>der</strong> Kolonie prächtig. Von weniger<br />
als 200 Tieren <strong>in</strong> den 1990er Jahren ist die<br />
Kolonie auf über 600 Tiere angewachsen – e<strong>in</strong><br />
grossartiger Erfolg.<br />
In den meisten Städten Ostdeutschlands<br />
hat <strong>der</strong> Wohnungsleerstand <strong>in</strong> den letzten<br />
Jahren zugenommen. Damit solche Ortschaften<br />
geordnet «schrumpfen» können,<br />
wurden Konzepte entwickelt, die u. a. den<br />
schrittweisen Rückbau von Plattenbauten vorsehen<br />
und wovon auch die erwähnte Kolonie<br />
betroffen war. Bei <strong>der</strong> Berücksichtigung aller<br />
Interessen wurde deutlich, dass e<strong>in</strong>e Zerstörung<br />
<strong>der</strong> Me<strong>in</strong><strong>in</strong>ger Kolonie nicht zulässig ist.<br />
Geme<strong>in</strong>sames Ziel aller <strong>in</strong>volvierten Parteien<br />
war somit die Erhaltung <strong>der</strong> Kolonie.<br />
Ausweichquartiere vorhanden?<br />
Doch wie sollte das bewerkstelligt werden?<br />
Gibt es e<strong>in</strong> Ausweichquartier <strong>in</strong> <strong>der</strong> Umgebung?<br />
Könnte man die Tiere aktiv umsiedeln?<br />
Um ersteres zu beantworten wurden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zeit<br />
vor <strong>der</strong> Jungenaufzucht alle Tiere e<strong>in</strong>malig<br />
stark gestört. E<strong>in</strong>zelne Mausohren wurden<br />
besen<strong>der</strong>t. Aus <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong>er Mausohrkolonie<br />
<strong>in</strong> Begg<strong>in</strong>gen SH war bekannt, dass e<strong>in</strong>e<br />
Kolonie nach dem E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>es Mar<strong>der</strong>s<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Ausweichquartier <strong>in</strong> Merishausen umgezogen<br />
war. Die Folge <strong>der</strong> Störung <strong>in</strong> Me<strong>in</strong><strong>in</strong>gen<br />
war, dass sich tags darauf nur noch rund die<br />
Hälfte <strong>der</strong> Mausohren im Quartier e<strong>in</strong>fand.<br />
FOTO: F. FORCH<br />
FOTO: F. FORCH<br />
FOTO: WIGBERT SCHORCHT<br />
Vom Plattenbau <strong>zum</strong> Fle<strong>der</strong>mausturm im wörtlichen S<strong>in</strong>ne: Der ehemalige Wohnsilo aus DDR-Zeiten wird<br />
abgerissen, weil grosser Wohnungsleerstand herrscht. Aus Rücksicht auf e<strong>in</strong>e Mausohrwochenstube im<br />
Dachstock wird allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong> Teil de Gebäudes stehen gelassen und attraktiv e<strong>in</strong>gekleidet.