0.6 MB - Stiftung zum Schutze unserer Fledermäuse in der Schweiz
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4 FMAZ 84 Juni 2007<br />
Weiteres Mückenfl e<strong>der</strong>maus-Quartier TG<br />
In Kreuzl<strong>in</strong>gen, <strong>der</strong> thurgauischen<br />
«Hochburg» <strong>der</strong> Mückenfle<strong>der</strong>maus,<br />
wurde erneut e<strong>in</strong> Quartier<br />
dieser Art gefunden. Damit erhöht<br />
sich die Zahl <strong>der</strong> hier entdeckten<br />
Unterschlupfe auf neun.<br />
Wolf-Dieter Burkhard / KFB TG<br />
Mückenfl e<strong>der</strong>mäuse (Pipistrellus pygmaeus)<br />
fühlen sich <strong>in</strong> Kreuzl<strong>in</strong>gen, <strong>der</strong> Stadt am<br />
Bodensee, offensichtlich wohl. Seit die Art im<br />
Jahre 2000 hier erstmals nachgewiesen werden<br />
konnte, wurde ihre Anwesenheit alljährlich<br />
wie<strong>der</strong> bestätigt.<br />
2002 wurde das erste Quartier gefunden<br />
und auch das am 12. Mai 2007 entdeckte<br />
Versteck entspricht dem bisherigen Muster:<br />
e<strong>in</strong> Spaltquartier unter dem Dach e<strong>in</strong>er Liegenschaft<br />
mitten <strong>in</strong> Kreuzl<strong>in</strong>gen. Es konnten<br />
drei weibliche erwachsene Tiere abgefangen<br />
und bestimmt werden, wobei für die Artbestimmung<br />
e<strong>in</strong>e Vielzahl von Kriterien beigezogen<br />
wurde. Mückenfle<strong>der</strong>mäuse s<strong>in</strong>d nämlich<br />
den Zwergfl e<strong>der</strong>mäusen (P. pipistrellus) sehr<br />
ähnlich, wohl <strong>der</strong> Hauptgrund, weshalb die<br />
beiden Arten bis vor wenigen Jahren «<strong>in</strong> den<br />
selben Topf geworfen» wurden.<br />
Für die Bestimmung werden die Färbung<br />
des Gesichts, die Flughautfel<strong>der</strong>ung, die<br />
Behaarung <strong>der</strong> Schwanzfl ughaut, e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er<br />
Wulst zwischen den Nasenlöchern, die Masse<br />
von Unterarm und fünftem Strahl und die<br />
Eigenschaften <strong>der</strong> Jagdruffrequenz beurteilt.<br />
Zusammengenommen war <strong>der</strong> Befund<br />
FOTO: WOLF-DIETER BURKHARD<br />
Das neu entdeckte Quartier <strong>der</strong> Mückenfl e<strong>der</strong>maus <strong>in</strong><br />
Kreuzl<strong>in</strong>gen. Der Pfeil markiert die Ausfl ugöffnung.<br />
e<strong>in</strong>deutig: Es waren Mückenfle<strong>der</strong>mäuse.<br />
Ob es sich beim neu gefundenen Quartier<br />
um e<strong>in</strong>e Wochenstube handelt, werden die<br />
Beobachtungen im Sommer 2007 ergeben.<br />
Es wäre das neunte Fortpfl anzungsversteck <strong>in</strong><br />
Kreuzl<strong>in</strong>gen, wie<strong>der</strong>um von e<strong>in</strong>er kopfstarken<br />
Kolonie besetzt: Beim abendlichen Ausfl ug<br />
wurden 230 Mückenfle<strong>der</strong>mäuse gezählt,<br />
welche <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Stunde den engen<br />
Spalt unter <strong>der</strong> Blechabdeckung verliessen.<br />
Die Fassade rund um die Ausfl ugsöffnung ist<br />
mit kle<strong>in</strong>en Chegeli markiert, lei<strong>der</strong> auch die<br />
Fensterscheiben <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe, was die Wohnungsbesitzer<strong>in</strong><br />
aber mit Fassung erduldet.<br />
FOTO: WOLF-DIETER BURKHARD<br />
Mückenfl e<strong>der</strong>maus (Pipistrellus pygmaeus): Unsere kle<strong>in</strong>ste e<strong>in</strong>heimische Fle<strong>der</strong>mausart gilt als selten. In<br />
<strong>der</strong> östlichen Landeshälfte konnten trotz <strong>in</strong>tensiver Suche bisher erst 18 Wochenstuben gefunden werden:<br />
neun im Grossraum <strong>der</strong> Stadt Luzern, acht <strong>in</strong> Kreuzl<strong>in</strong>gen TG und e<strong>in</strong>es <strong>in</strong> Locarno TI. Weitere Informationen<br />
unter www.fl e<strong>der</strong>mausschutz.ch/PYGMAEUS/bilanz_<strong>in</strong>d.htm.<br />
Der «KüToHoBa»<br />
Als dem Team <strong>der</strong> SSF durch e<strong>in</strong>en bekannten<br />
Fle<strong>der</strong>mausforscher e<strong>in</strong> Dokument mit<br />
unten stehen<strong>der</strong> Abbildung zugespielt wurde,<br />
kam es arg <strong>in</strong>s Staunen. Es dachte zuerst<br />
an e<strong>in</strong>en Scherz, doch <strong>der</strong> «KüToHoBa»<br />
– <strong>der</strong> «Künstliche TotHolzBaum» – sche<strong>in</strong>t<br />
tatsächlich ernst geme<strong>in</strong>t. Ob es s<strong>in</strong>nvoll ist,<br />
als Ersatz wegen fehlendem Totholz e<strong>in</strong>en<br />
künstlichen Baum aufzustellen, sei dah<strong>in</strong><br />
gestellt. Für e<strong>in</strong>en befristeten E<strong>in</strong>satz, bis<br />
dank naturnaher Bewirtschaftung natürliches<br />
Totholz im Wald vorhanden ist, können<br />
durchaus gute Gründe gefunden werden.<br />
E<strong>in</strong>e Touristenattraktion dürften die ersten<br />
«KüToHoBa» aber allemal werden.<br />
Im Internet ist unter www.lwf.bayern.de/<br />
imperia/md/content/lwf-<strong>in</strong>ternet/veroeffentlichungen/lwf-aktuell/53/lwf-aktuell_53_25.pdf<br />
<strong>zum</strong><strong>in</strong>dest folgendes nachzulesen: «Die Firma<br />
Mussler & Dr. Büller GmbH aus Franken D<br />
hat e<strong>in</strong> neuartiges Hochdruck-Klebeverfahren<br />
entwickelt, welches e<strong>in</strong> Gemisch aus fe<strong>in</strong>en<br />
Sägespänen, Sägemehl und Pfl anzenöl so<br />
aushärtet, dass es wie Kunstharz verwendbar<br />
ist, aber dennoch vollständig ökologisch<br />
abbaubar ist. Bei e<strong>in</strong>er Temperatur von 95°<br />
C kann das Sägespäne/Öl-Gemisch <strong>in</strong> jede<br />
beliebige Form, z. B. als Totholzstamm,<br />
gepresst werden. Der KüToHoBa kann dann<br />
– aufgestellt im Wald – als stehendes Totholz<br />
langsam verrotten und als Biotopbaum dienen.»<br />
Die Totholzstämme seien <strong>in</strong>dividuell gestaltbar<br />
und könnten mit vorgefertigten Höhlen<br />
für <strong>Fle<strong>der</strong>mäuse</strong> o<strong>der</strong> Vögel ausgestattet<br />
werden. Wald- und Naturschutzverbände<br />
seien hochzufrieden und e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>isteriumssprecher<br />
soll sogar För<strong>der</strong>möglichkeiten <strong>in</strong><br />
Aussicht gestellt haben.<br />
Nähere Informationen können gemäss obiger<br />
Internet-Adresse angefor<strong>der</strong>t werden unter<br />
520052842086-001@t-onl<strong>in</strong>e.de.