0.6 MB - Stiftung zum Schutze unserer Fledermäuse in der Schweiz
0.6 MB - Stiftung zum Schutze unserer Fledermäuse in der Schweiz
0.6 MB - Stiftung zum Schutze unserer Fledermäuse in der Schweiz
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Juni 2007 FMAZ 84 11<br />
Zwei engagierte Quartierbesitzer LU<br />
Für e<strong>in</strong>en LFS ist es beson<strong>der</strong>s<br />
erfreulich, wenn die Quartierbesitzer<br />
an ihren <strong>Fle<strong>der</strong>mäuse</strong>n Freude<br />
haben und wenn sie ihr Quartier<br />
gleich selber und gut betreuen.<br />
Beobachten und zählen sie dann<br />
die Tiere auch noch regelmässig,<br />
helfen sie mit, den Wissensstand<br />
über die e<strong>in</strong>zelnen Arten zu vergrössern.<br />
Beson<strong>der</strong>s wertvoll ist<br />
dies natürlich bei relativ seltenen<br />
Fle<strong>der</strong>mausarten. Zwei langjährige<br />
und <strong>in</strong>tensive Beobachter leben im<br />
Luzerner H<strong>in</strong>terland.<br />
Peter Wiprächtiger / LFS LU<br />
Vor zehn Jahren meldete mir Hans Koller<br />
aus Fischbach LU, dass er am 23. August<br />
1997 h<strong>in</strong>ter <strong>der</strong> Fassade se<strong>in</strong>er Scheune<br />
zehn <strong>Fle<strong>der</strong>mäuse</strong> gesehen habe. Unsere<br />
Abfangaktion e<strong>in</strong>e Woche später ergab, dass<br />
es sich um Fransenfl e<strong>der</strong>mäuse (Myotis nattereri)<br />
handelte, e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> seltene<br />
Fle<strong>der</strong>mausart. Die Freude war daher gross.<br />
Wir ermunterten den naturverbundenen Landwirt,<br />
die Tiere doch h<strong>in</strong> und wie<strong>der</strong> zu zählen,<br />
was er seither regelmässig tat. Aber nicht nur<br />
e<strong>in</strong>- o<strong>der</strong> zweimal, ne<strong>in</strong> praktisch jede Woche<br />
FOTO: PETER WIPRÄCHTIGER<br />
Quartierbesitzer Hans Koller zeigt uns mit se<strong>in</strong>er<br />
Taschenlampfe die Fransenfl e<strong>der</strong>maus-Wochenstube<br />
h<strong>in</strong>ter <strong>der</strong> Holzverschalung.<br />
e<strong>in</strong>mal zählte er se<strong>in</strong>e <strong>Fle<strong>der</strong>mäuse</strong> h<strong>in</strong>ter <strong>der</strong><br />
Fassade auf zwei Seiten se<strong>in</strong>er Scheune und<br />
notierte ihre Anzahl.<br />
Grosser E<strong>in</strong>satz für Fransenfl e<strong>der</strong>mäuse<br />
Insgesamt ergibt das bisher die stattliche<br />
Zahl von rund 300 Zählungen! Dank ihnen<br />
wissen wir nun, dass die Fransenfl e<strong>der</strong>mäuse<br />
regelmässig zwischen dem 22. April und<br />
dem 11.Juni <strong>in</strong> ihrer Wochenstube e<strong>in</strong>treffen,<br />
meistens aber im Verlauf des Monats Mai. Die<br />
letzten verlassen dieses dann im Oktober o<strong>der</strong><br />
im November. Möglicherweise hat 1998 e<strong>in</strong>e<br />
Fransenfl e<strong>der</strong>maus hier sogar überw<strong>in</strong>tert.<br />
Auf die höchste Zahl kommt Hans Koller<br />
meistens im August und zwar s<strong>in</strong>d es dann<br />
jeweils 10-18 Individuen. In den letzten drei<br />
Jahren machten sich markante Verän<strong>der</strong>ungen,<br />
bemerkbar. Die Höchstzahlen sanken <strong>in</strong><br />
diesem Zeitraum auf 4 bis 5 Individuen, die<br />
bereits im September das Quartier wie<strong>der</strong><br />
FOTO: WOLF-DIETER BURKHARD<br />
Fransenfl e<strong>der</strong>mäuse jagen auch <strong>in</strong> Ställen dr<strong>in</strong> nach<br />
Fliegen, die sie vom Untergrund abpicken. Klebefallen<br />
werden ihnen dabei manchmal <strong>zum</strong> Verhängnis.<br />
verlassen. Die Mitarbeitenden beim Fle<strong>der</strong>mausschutz<br />
LU rätseln über die Ursachen und<br />
schauen etwas sorgenvoll <strong>in</strong> die Zukunft.<br />
Erste Bartfl e<strong>der</strong>maus-Wochenstube <strong>in</strong> LU<br />
Im Jahre 1996 hörte ich von e<strong>in</strong>em Fle<strong>der</strong>mausquartier<br />
bei Familie Erika und Willy<br />
Müller <strong>in</strong> Ebersecken LU. Bereits bei me<strong>in</strong>em<br />
ersten Besuch erzählten die beiden ganz<br />
begeistert von ihren Untermietern. Bei e<strong>in</strong>em<br />
Abfang stellte sich heraus, dass es sich um<br />
die Kle<strong>in</strong>e Bartfl e<strong>der</strong>maus (Myotis mystac<strong>in</strong>us)<br />
handelte, von <strong>der</strong> im Kanton Luzern damals<br />
noch ke<strong>in</strong>e Wochenstube bekannt war. Auch<br />
bei Müllers liessen wir durchblicken, dass wir<br />
an Zählungen <strong>in</strong>teressiert wären. Sie kamen<br />
unserem Wunsche nach und so s<strong>in</strong>d wir auch<br />
über dieses Quartier sehr gut im Bild.<br />
Die Ankunft <strong>der</strong> Kle<strong>in</strong>en Bartfl e<strong>der</strong>mäuse<br />
liegt zwischen dem 19.April und dem 9.Mai,<br />
meistens <strong>in</strong> <strong>der</strong> letzten Aprildekade. Zwischen<br />
Mitte Mai und Mitte Juni kommt es zu den<br />
FOTO: PETER WIPRÄCHTIGER<br />
Erika und Willy Müller aus Ebersecken beherbergen<br />
e<strong>in</strong>e Wochenstube <strong>der</strong> Bartfl e<strong>der</strong>maus. Fast 100 Tiere<br />
s<strong>in</strong>d, es die hier ihre Jungen aufziehen.<br />
Höchstzahlen, weil dann die Mütter mit ihren<br />
flüggen Jungen ausfliegen. Das bisherige<br />
Maximum waren 95 Tiere. Meistens verlassen<br />
die Kle<strong>in</strong>en Bartfl e<strong>der</strong>mäuse ihre Wochenstube<br />
bereits im Juli wie<strong>der</strong>. Manchmal bleiben<br />
allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>ige bis Ende September. 2003<br />
schien es den <strong>Fle<strong>der</strong>mäuse</strong>n im Quartier nicht<br />
zu passen. Mehrmals verliessen sie es und<br />
kehrten nach e<strong>in</strong> paar Tagen wie<strong>der</strong> zurück.<br />
In diesem Jahr zählten Müllers nie mehr als<br />
35 Individuen.<br />
Der Fl<strong>der</strong>mausschutz des Kantons Luzern<br />
dankt den Quartierbesitzern für ihre wertvollen<br />
Zählungen und Beobachtungen ganz herzlich<br />
und hoffen natürlich, dass ihre Begeisterung<br />
und ihr Engagement noch viele Jahre andauern<br />
werden. Verän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Populationsgrösse<br />
können nur <strong>der</strong>artige, langjährige<br />
Zählreihen liefern. Sie werden deshalb zur<br />
Nachahmung empfohlen!<br />
FOTO: WWW.FLEDERMAUSSCHUTZ.CH<br />
Die Bartfl e<strong>der</strong>maus ist e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> kle<strong>in</strong>sten Fle<strong>der</strong>mausarten<br />
<strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong>. Typisch ist das fast schwarze<br />
Gesicht und e<strong>in</strong> unverwechlselbares Zetern bei<br />
Ungemach.