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Dr. Heiko Mauch<br />
Archäologe & Kunsthistoriker aus Überlingen<br />
… zur Sprache gebracht<br />
von Dr. Heiko Mauch<br />
beim Keltenfest Beltane<br />
am 1. Mai 2012 in Guthausen<br />
Ein Streifzug durch die Zeit der<br />
Kelten - Kelten im Linzgau -<br />
für Sie zum Nachlesen.
K E L T E N I M L I N Z G A U<br />
Die keltische Zivilisation entwickelte sich in Mittel- und<br />
Westeuropa vom 8. bis zum 1. Jh. v. Chr.; vom Beginn<br />
der Eisenzeit bis zur Ankunft der Römer. Erstmals<br />
werden die Kelten im 5. Jh. namentlich erwähnt. Sie<br />
siedelten im europäischen Raum, in Oberitalien, in<br />
Britannien, in Spanien bis zum Schwarzen Meer.<br />
Nachbarn der keltischen Kulturgemeinschaft war der<br />
griechische Raum, die Skythen, die Germanen und die<br />
Etrusker. Nordwestlich der Alpen gab es damals kleine<br />
und kleinste Fürstentümer mit einzelnen Herrschaftsbereichen.<br />
Der Bodenseeraum, zwischen den Alpen<br />
gelegen, stellt eine wichtige Passage für die Handels- und<br />
Verkehrsroute der cisalpinen Kulturprovinzen dar.<br />
Aufgrund der archäologischen Funde wird im Bodenseeraum<br />
ein keltischer Fürstensitz angenommen.<br />
Siedlungsform der Kelten war der Einzelhof und der<br />
Weiler; einfache Häuser im Holzbau, das Dach mit Stroh<br />
bedeckt. Die Kelten besaßen eine hochentwickelte<br />
Ornamentik, eine handwerkliche Vollkommenheit im<br />
Kunsthandwerk, die in der europäischen Archäologie<br />
keine Vergleiche kennt. So fertigten sie Schmuck, reich<br />
verzierte Gebrauchsgegenstände aus Bronze, Eisen,<br />
Silber, Gold als Sinnbild der Götter sowie kultische<br />
Objekte. Die Nahrung bestand vor allem aus<br />
Getreidebrei, Gemüsen wie Saubohnen, Erbsen und<br />
Linsen. Brot war weniger bekannt, Gebäck und Honig<br />
gab es nur zu besonderen Anlässen. Fleisch kam von den<br />
Haustieren, Rind, Schwein, Schaf und Huhn. Als Getränk<br />
gab es Milch, Met und unverdünnten Wein.<br />
Verein WIR Mensch Natur Kultur<br />
Guthausen, Schwandorfer Hof in 88682 Salem<br />
Tel.: 07553 917849 wir.ev@<strong>guthausen</strong>.<strong>org</strong> www.<strong>guthausen</strong>.<strong>org</strong><br />
Vom Schloss Salem kommend Richtung Rickenbach liegt nach<br />
1 km rechts der Schwandorfer Hof.<br />
Im Hardtwald von Salem wurden 1830 20 Grabhügel<br />
entdeckt. Die Steinsetzungen enthielten Bestattungen,<br />
Tongefäße, Bronzekessel, Halsringe, Armringe, einen<br />
Dolch, Schwerter, Speerspitzen, Messer, einen Wagen<br />
und Knochen vom Schwein. Diese frühkeltische Gräber<br />
mit reichen Beigaben datieren HaC und sind namengebend<br />
für die Alb-Salem Gruppe. Ein Kelte von Rang<br />
besaß Pferd und Wagen und wurde mit seinem Hausrat<br />
beigesetzt.<br />
Eine keltische Siedlung bestand auf der<br />
„Schwedenschanze“ nordwestlich des „Altheiligenberges“.<br />
Dort fand man Scherben aus der Pfahlbau-Zeit<br />
(ca. 4.000 - 2.000 v. Chr.) sowie aus keltischer Zeit.<br />
Möglicherweise war der „Altheiligenberg“ eine Kultstätte<br />
und Namensgeber des Ortes Heiligenberg.<br />
Die Kelten opferten in Naturheiligtümern wie Quellen,<br />
heiligen Hainen, Höhlen und Felsspalten. Wasser übte<br />
auf die Kelten eine besondere Anziehungskraft aus. So<br />
war für die Kelten die Sumpflandschaft des heutigen<br />
Riedes mystisch. Bohlenwege für den Transport mit dem<br />
Wagen in sumpfigem Gebiet sind im Bodenseegebiet seit<br />
der Bronzezeit bekannt. Die Weihefunde in den<br />
umliegenden Klosterseen stammen ebenfalls aus der<br />
Bronzezeit. Spätkeltische Heiligtümer (Viereckschanzen),<br />
sogenannte „Nemeton“, sind Einfriedung durch Wall und<br />
Graben, heilige Stätten, die zur Versammlung angelegt<br />
wurden.<br />
Dr. Heiko Mauch<br />
QUANTUM Kunst & Altertum<br />
Nußdorfer Str. 15, D-88662 Überlingen<br />
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Rechts des Rheins werden die keltischen Siedlungen im<br />
1. Jh. v. Chr. verlassen. Die „helvetische Einöde“ zwischen<br />
Kelten und Römern entstand. Mitte des 1. Jh. v. Chr.<br />
erobert Julius Cäsar Gallien, das heutige Frankreich. 15<br />
v. Chr. besetzen die Römer das Alpenvorland. Tiberius<br />
und Drusus erhielten von Kaiser Augustus den Auftrag<br />
zum Alpenfeldzug. Tiberius bezog ein Lager auf einer<br />
Insel im Bodensee, vermutlich die Mainau, baute eine<br />
Kriegsflotte und besiegte den Stamm der Vindeliker.<br />
Die Romanisierung des Linzgaus begann. Es entstand eine<br />
gallo-römische Mischkultur. 260 n. Chr. führte der<br />
Alamannensturm zum Fall des Limes. Constantin II. führte<br />
355 n. Chr. einen Krieg gegen die Lentienser. Der<br />
römische Offizier Ammianus Marcellinus berichtet 378<br />
n. Chr. über eine Schlacht unter Kaiser Gratian zwischen<br />
den Linzanwohnern und dem römischen Heer.<br />
Die Alamannen verschanzten sich in den Bergen<br />
(Hegauberge oder Heiligenberg) und die Römer waren<br />
zu schwach um die Gegner zu schlagen. Eine römische<br />
villa rustica wurde in Überlingen-Bambergen und auf dem<br />
Schloßbühl in Unteruhldingen entdeckt.<br />
Im Ried bei Frickingen-Leustetten wurden beim Bahnbau<br />
alamannische Gräber aufgefunden; ein junges Mädchen<br />
wurde in einem Grabhügel im Hardtwald von Salem<br />
nachbestattet.<br />
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Vom Schloss Salem kommend Richtung Rickenbach liegt nach<br />
1 km rechts der Schwandorfer Hof.<br />
Als frühes Mittelalter werden die dunklen Jahrhunderte<br />
zwischen dem Abzug der Römer und dem Erstarken des<br />
Karolingerreiches bezeichnet. In Irland und Schottland,<br />
an den Rändern des einstigen keltischen Kulturgebiets,<br />
wird der spätkeltische Kunststil vor allem in der<br />
Buchmalerei bis um 800 n. Chr. in die frühchristliche<br />
Kunst übernommen. Die irischen Missionare, die die<br />
Klöster auf der Reichenau und in St. Gallen gründeten,<br />
brachten erneut ihre keltischen Traditionen an den<br />
Bodensee und begründeten mit ihren mitgebrachten<br />
Büchern die Buchmalerei nach ihren spätkeltischen<br />
Vorbildern. Im 9./10. Jh. brandschatzten ungarische<br />
Reiterscharen den Bodenseeraum. Teile der<br />
Bevölkerung des Linzgaus verschanzten sich wohl<br />
auf der „Schwedenschanze“ bei Frickingen.<br />
1171 beurkundet Heinrich von Baiern und Sachsen, dass<br />
sein Dienstmann Otto von Hasenweiler sein Gut in<br />
Schwandorf und Reichenbach durch des Herzogs Hand<br />
dem Kloster Salmannsweiler geschenkt hat. Nach<br />
Gründung des Klosters Salem entstand um das Kloster<br />
ein Kranz von Grangien (lat. granum "das Korn"). Diese<br />
Klostergüter, zu denen auch der Schwandorfer Hof<br />
gehörte, waren Wirtschaftshöfe, leistungsfähige<br />
Großbetriebe. Neben dem Getreideanbau war vor allem<br />
Viehzucht und Schafhaltung von großer Bedeutung. Für<br />
den Schutz vor Plünderungen und für die Verteidigung<br />
des beträchtlichen Kapitalwertes war der Hof von Wall<br />
und Graben sowie von der Salemer Aach umgeben.<br />
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1183 nimmt Kaiser Friedrich I. Salem mit "Swendorf" in<br />
Schutz. Durch eine Schenkung des Grafen von<br />
Heiligenberg kommt die Abtei um 1176 in den Besitz<br />
eines großen Sumpfgeländes im Norden des Klosters,<br />
des heutigen Riedes, das die Mönche in harter Arbeit<br />
entwässern und fruchtbar machen. 1475 brannte die<br />
Hofstelle ab und ein Neubau erfolgte. Der heutige Hof<br />
trägt im Kern noch spätmittelalterliche Baustrukturen<br />
und wurde als Fachwerk im 18. Jh. neu errichtet.<br />
Diese Grangie ist als ländliches Außenkloster der<br />
bedeutendste Beitrag der Zisterzienser zur Hochmittelalterlichen<br />
Agrarwirtschaft. Als Zeugniss bäuerlicher<br />
Sachkultur stellen Funde und Befunde siedlungs- und<br />
baugeschichtliche Quellen von besonderer Bedeutung<br />
dar.<br />
Was geschah aber mit den Kelten? Bedeutende<br />
Großstädte entstanden aus den spätkeltischen Oppida.<br />
Die Kelten begründeten mit ihrer Kultur eine Frühform<br />
europäischer Einheit. Sie gerieten niemals in<br />
Vergessenheit, weder im Mittelalter noch in der<br />
Gegenwart. Von den Römern sind heute nur noch antike<br />
Quellen und archäologische Befunde erhalten. Wenn<br />
man aber nach den Kelten sucht, sind deren Spuren<br />
überall zu finden. Denn verb<strong>org</strong>en leben sie in uns<br />
Europäer weiter. Denn die Kelten wurden niemals<br />
vertrieben, nur überlagert.<br />
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Vom Schloss Salem kommend Richtung Rickenbach liegt nach<br />
1 km rechts der Schwandorfer Hof.<br />
Am Bodensee und Linzgau entstanden die Alamanni<br />
Lentienses, ein kelto-römischer oder gallorömischalamannischer<br />
Stamm unter ihrem König Priarios. Im<br />
Zentrum dieser alten Kulturlandschaft, des Königreiches<br />
der Lentienser, bewahrt der Schwandorfer Hof in Salem,<br />
Guthausen, diese keltische Herkunft. Die Kelten sind<br />
unsere Tradition, unser Bewusstsein. Wir alle sind ein<br />
Teil der keltischen Kultur!<br />
Dr. phil. Heiko Mauch<br />
Archäologe & Kunsthistoriker, Überlingen<br />
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