Wattenscheider 2 1997 - Heimat- und Bürgerverein Wattenscheid
Wattenscheider 2 1997 - Heimat- und Bürgerverein Wattenscheid
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türkischen Vereins, die Schulter an Schulter mit den Ärzten, Schwestern,<br />
Krankenpflegern <strong>und</strong> Demonstranten für ein Hausemannstift kämpften, das<br />
auch für sie <strong>und</strong> ihre Frauen <strong>und</strong> Kinder wichtig <strong>und</strong> ein Stück <strong>Heimat</strong><br />
geworden war.<br />
Wann ging es dem Ruhrgebiet, wann ging es Deutschland gut?<br />
Wenn zugewandert wurde.<br />
Wann ging es dem Ruhrgebiet, wann ging es Deutschland schlecht?<br />
Wenn ausgewandert werden mußte, wenn politisch andersdenkende Menschen<br />
hinausgejagt wurden, wenn Menschen um ihrer Religion <strong>und</strong> Rasse<br />
willen gejagt, gefoltert <strong>und</strong> getötet wurden.<br />
Jeder Zuwanderer, der guten Willens ist, bringt etwas mit, zum mindesten<br />
seine Arbeitskraft <strong>und</strong> Arbeitsbereitschaft. Aber darüber hinaus hat er weitere<br />
Mitgift: seine Herkunft, seine Sprache, seine Gebräuche. Wir sollten nicht<br />
verlangen, daß sie diese Merkmale über Nacht löschen, um sich so rasch wie<br />
möglich zu assimilieren, um 100 Prozentiger Deutscher zu werden? Warum<br />
soll jemand, der seine <strong>Heimat</strong> aus existenziellen Gründen - vielleicht aus dem<br />
Gr<strong>und</strong> des Überlebens - verlassen <strong>und</strong> eine andere gesucht <strong>und</strong> bei uns<br />
gef<strong>und</strong>en hat, nicht gut von b e i d e n Beheimatungen denken. Warum immer<br />
diese Forderung nach 100 Prozentigkeit. Ich bin von meiner Geburt in dieser<br />
Stadt Castrop-Rauxel Deutscher, aber doch nicht 100 Prozentig. Ich muß mir<br />
als Schriftsteller - <strong>und</strong> das gilt für alle - in jeder Zugehörigkeit, in jeder<br />
Institution ein kritisches Prozentual <strong>und</strong> Potential vorbehalten, dem Staat<br />
gegenüber, der Gewerkschaft, der Kirche, der Politik, dem Verein. Ich muß<br />
mich doch nicht mit Haut <strong>und</strong> Haar dubiosen „Führern“ überantworten, die mir<br />
befehlen, ihnen zu folgen bis in die Apokalypse hinein, wie es uns in unserem<br />
Volk noch vor wenig mehr als einem halben Jahrh<strong>und</strong>ert zugemutet wurde!<br />
Wir sind hier an einem guten Ort. Von hier aus wurde sehr früh nach dem<br />
Zweiten Weltkrieg das beherzte Ja zu Europa, zur Gemeinschaft der Völker<br />
gesagt.<br />
Die Jahrtausendwende ist zum Greifen nahe. Entweder schaffen wir es, in<br />
einer Familie Mensch brüderlicher <strong>und</strong> schwesterlicher miteinander umzugehen,<br />
oder wir gehen in ein drittes Jahrtausend, in dem sich wölfisches<br />
Gebaren durchsetzt.<br />
Fangen wir doch schon heute wenigstens mit einer Geste an, gute Nachbarschaft<br />
herzustellen. Und - sagen Sie - klingt es nicht auch sprachlich nicht viel<br />
besser, wenn ich statt „Hallo, ausländischer Mitnachbar!“ sage „Hallo, Nachbar!“<br />
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Das Historische Stichwort: 100 Jahre August-Bebel-Platz<br />
Vor 100 Jahren wurde der markante Platz im Herzen der Stadt <strong>Wattenscheid</strong>,<br />
der August-Bebel-Platz, mit der Errichtung des Kriegerdenkmals fertigge-