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<strong>Die</strong> <strong>Bedeutung</strong> <strong>des</strong> <strong>Verdrängungseffektes</strong> <strong>der</strong> intrinsischen durch<br />

die extrinsische Motivation in Industrie- und<br />

<strong>Die</strong>nstleistungsgesellschaften und ihre Konsequenzen<br />

für das Personalmanagement<br />

Proseminararbeit eingereicht <strong>der</strong><br />

Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät<br />

<strong>der</strong> Universität Bern<br />

Betreuende Assistentin: Caroline Schüpbach-Brönnimann, lic. rer. pol.<br />

Institut für <strong>Org</strong>anisation und Personal<br />

Engehaldenstrasse 4<br />

CH-3012 Bern<br />

Direktor: Prof. Dr. Norbert Thom<br />

von:<br />

Anna Liechti<br />

aus Bern (Bern)<br />

Matr.-Nr.: 01-128-818<br />

Heimstrasse 19<br />

3018 Bern<br />

Bern, 21. November 2003


INHALTSVERZEICHNIS<br />

INHALTSVERZEICHNIS………………………………………………………………….... I<br />

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS…………………………………………………………….II<br />

ANHANGSVERZEICHNIS………………………………………………………………….II<br />

1 EINLEITUNG....................................................................................................... 1<br />

1.1 Problemstellung und Zielsetzung................................................................ 1<br />

1.2 Methode <strong>der</strong> Arbeit...................................................................................... 2<br />

1.3 Stand <strong>der</strong> Forschung................................................................................... 3<br />

2 BEGRIFFLICHE GRUNDLAGEN........................................................................ 4<br />

2.1 Arbeitsmotivation......................................................................................... 4<br />

2.2 Intrinsische vs. extrinsische Motivation....................................................... 4<br />

2.3 Anreize und Anreizsysteme........................................................................ 4<br />

2.4 Personalerhaltung....................................................................................... 5<br />

3 THEORETISCHE GRUNDALGEN...................................................................... 6<br />

3.1 <strong>Die</strong> Motivationspyramide von Maslow......................................................... 6<br />

3.2 <strong>Die</strong> Zwei-Faktoren-Theorie von Herzberg................................................... 7<br />

3.3 Zusammenhang zwischen den zwei Theorien............................................ 7<br />

3.4 Relevanz <strong>der</strong> Theorien für die Erklärung <strong>des</strong> <strong>Verdrängungseffektes</strong>......... 8<br />

4 DIE GRENZEN ÖKONOMISCHER ANREIZE............................................ 9<br />

4.1 Der Verdrängungseffekt.............................................................................. 9<br />

4.1.2 <strong>Die</strong> fünf Teileffekte....................................................................... 10<br />

4.2 <strong>Die</strong> Voraussetzungen für den Verdrängungseffekt....................................12<br />

4.2.1 Art <strong>der</strong> Aufgabe............................................................................ 12<br />

4.2.2 Art <strong>der</strong> Belohnung........................................................................ 12<br />

5 DER NEGATIVE INHALT DER INTRINSISCHEN MOTIVATION..................... 14<br />

5.1 <strong>Die</strong> disziplinierende Wirkung <strong>der</strong> extrinsischen Motivation........................14<br />

6 DIE KONSEQUENZEN FÜR DAS PERSONALMANAGEMENT...................... 15<br />

6.1 Management by Motivation....................................................................... 15<br />

7 SCHLUSSFOLGERUNG.................................................................................. 16<br />

8. Literaturverzeichnis........................................................................................... 18<br />

9. Anhang.............................................................................................................. 20<br />

I


ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS<br />

bzw. ............................. beziehungsweise<br />

d. h. ............................. das heisst<br />

f. .................................. folgende<br />

ff. ................................. fortfolgende<br />

hrsg. v. ........................ herausgegeben von<br />

Jg. ............................... Jahrgang<br />

No. .............................. number<br />

o. J. ............................. ohne Jahr<br />

o. Jg. ........................... ohne Jahrgang<br />

S. ................................. Seite(n)<br />

Sp. ............................... Spalte(n)<br />

vgl. ............................... vergleiche<br />

Vol. .............................. volume<br />

z. B. ............................. zum Beispiel<br />

ANHANGSVERZEICHNIS<br />

Anhang 1: Selbständigkeitserklärung<br />

II


1. EINLEITUNG<br />

1.1 Problemstellung und Zielsetzung<br />

In den letzten Jahren wird die Tendenz zur Humanisierung <strong>der</strong> Arbeitswelt verstärkt<br />

sichtbar (vgl. Wiswede 1980: 48). Im Zuge dieses gesellschaftlichen Wertewandels<br />

gewinnen sozialpsychologisch orientierte Konzepte grössere Aufmerksamkeit,<br />

speziell in <strong>der</strong> Praxis (vgl. Frey/Osterloh 1997: 2). Daraus ergibt sich eine<br />

Abwendung vom traditionellen ökonomischen Denkansatz, <strong>der</strong> den Menschen als<br />

„homo oeconomicus“ sieht, hin zu einem erweiterten Menschenbild, das<br />

Erkenntnisse aus Sozialpsychologie und Soziologie mit einbezieht. Dadurch rückt die<br />

Frage <strong>der</strong> Motivation menschlichen Handelns in den Vor<strong>der</strong>grund (vgl. Frey 2001: 1).<br />

<strong>Die</strong>ser Wandel <strong>des</strong> Menschenbil<strong>des</strong> vom eigennützigen Individuum, <strong>des</strong>sen einziges<br />

Interesse dem Geld gilt und das systematisch auf von aussen gesetzte Anreize<br />

reagiert, hin zum Menschen, <strong>der</strong> nach Selbstverwirklichung strebt und <strong>der</strong> „[...] vieles<br />

einfach aus sich selbst heraus [...]“ tut, <strong>der</strong> also intrinsisch motiviert ist, führte zu<br />

einer verstärkten Berücksichtigung <strong>der</strong> intrinsischen Motivation bei <strong>der</strong> Gestaltung<br />

von Anreizsystemen (vgl. Frey 2001: 1f.). Zudem wurde den Wechselwirkungen<br />

zwischen extrinsischen Anreizen und intrinsischer Motivation vermehrte Beachtung<br />

geschenkt.<br />

Lange Zeit wurde die extrinsische Motivation als unabhängig von <strong>der</strong> intrinsischen<br />

betrachtet, und ihre Wirkungen aufeinan<strong>der</strong> galten als additiv. Empirisch gut<br />

gestützte Beobachtungen zeigten jedoch, dass extrinsische Anreize unter<br />

bestimmten Bedingungen die intrinsische Motivation beeinträchtigen können. <strong>Die</strong>ses<br />

Phänomen wird in <strong>der</strong> Literatur als Verdrängungs- o<strong>der</strong> Korrumpierungseffekt<br />

bezeichnet (vgl. Frey/Osterloh 1997: 6ff.). In meiner Arbeit werde ich ausschliesslich<br />

den Begriff <strong>des</strong> <strong>Verdrängungseffektes</strong> verwenden.<br />

Vor dem Hintergrund dieses Verdrängungseffekts muss die Belohnung wie z.B. <strong>der</strong><br />

variable Leistungslohn als Kennzeichen eines fortschrittlichen Führungsinstrumentariums<br />

neu betrachtet werden. <strong>Die</strong> damit implizierte verstärkte Konzentration auf<br />

extrinsische Anreize wird in diesem Zusammenhang fragwürdig, da die intrinsische<br />

Motivation weitgehend ausser Acht gelassen wird (vgl. Frey 2001: 3f.). Gerade die<br />

1


Beachtung <strong>der</strong> intrinsischen Motivation wird ja heute im Zusammenhang mit <strong>der</strong><br />

Gestaltung von Anreizsystemen stark postuliert. Daraus ergeben sich Auswirkungen<br />

auf die Gestaltung von wirksamen Anreizsystemen.<br />

Ihre Problematik besteht darin, dass sie sowohl materielle, immaterielle als auch<br />

soziale Anreize umfassen sollten. Gleichzeitig sollte ein Zuviel an materiellen<br />

Anreizen im Unternehmen vermieden werden, da sich unter diesen Umständen <strong>der</strong><br />

Verdrängungseffekt einstellen kann (vgl. Thom/Friedli 2003: 66).<br />

<strong>Die</strong> zunehmende <strong>Bedeutung</strong> <strong>der</strong> intrinsischen Motivation sowie <strong>der</strong><br />

Verdrängungseffekt und seine Konsequenzen für das Personalmanagement,<br />

insbeson<strong>der</strong>e für die Personalerhaltung sollen Gegenstand dieser Arbeit sein.<br />

<strong>Die</strong> Betrachtung dieser beiden Phänomene beschränkt sich jedoch auf Arbeiten in<br />

höheren Hierarchiestufen in den Industrie- und <strong>Die</strong>nstleistunsgesellschaften.<br />

Mit dieser Arbeit sollen folgende Ziele erreicht werden:<br />

- Aufzeigen <strong>der</strong> zunehmenden <strong>Bedeutung</strong> <strong>der</strong> intrinsischen Motivation für die<br />

Personalerhaltung<br />

- Aufzeigen unter welchen Bedingungen <strong>der</strong> Verdrängungseffekt wirksam wird<br />

- Aufzeigen wo die extrinsische Motivation eine positive Wirkung auf die<br />

intrinsische Motivation haben kann<br />

- Aufzeigen <strong>der</strong> Konsequenzen <strong>der</strong> gewonnenen Erkenntnisse für das<br />

Personalmanagement<br />

1.2 Methode <strong>der</strong> Arbeit<br />

Bei <strong>der</strong> Methode <strong>der</strong> Arbeit handelt es sich um eine Literaturanalyse.<br />

Wissenschaftliche Beiträge aus <strong>der</strong> Betriebswirtschaftslehre sowie aus <strong>der</strong><br />

Psychologie werden kritisch analysiert und erörtert.<br />

Um die Problematik <strong>des</strong> <strong>Verdrängungseffektes</strong> aufzuzeigen, wird Literatur aus dem<br />

Bereich <strong>der</strong> Personalerhaltung und –motivation verwendet. Angesichts <strong>der</strong> starken<br />

Interdisziplinarität <strong>des</strong> Themas Motivation zwischen Betriebswirtschaftslehre und<br />

Psychologie fliessen jedoch auch Erkenntnisse aus <strong>der</strong> Psychologie, im speziellen<br />

aus <strong>der</strong> Arbeitspsychologie in diese Arbeit ein.<br />

2


1.3 Stand <strong>der</strong> Forschung<br />

In <strong>der</strong> Wissenschaft wird das Thema <strong>der</strong> intrinsischen Motivation und die Problematik<br />

<strong>des</strong> <strong>Verdrängungseffektes</strong> ausführlich behandelt. Der Verdrängungseffekt ist sowohl<br />

in s<strong>org</strong>fältigen Laborexperimenten als auch in Felduntersuchungen bestätigt worden<br />

(vgl. Frey 2001: 2f.). Zusätzlich kann auf die Forschungsresultate von E. L. Deci<br />

zurückgegriffen werden (vgl. Wiswede 1980: 49).<br />

Auffassungen die von einem abschliessenden Katalog bestimmter Grundbedürfnisse<br />

ausgehen, also an eine v<strong>org</strong>egebene Bedürfnis- o<strong>der</strong> Triebstruktur <strong>des</strong> Menschen<br />

anknüpfen, werden heute nur noch selten diskutiert (vgl. Wiswede 1980: 48). <strong>Die</strong><br />

Forschung konzentriert sich heute vor allem auf die Erkenntnis, dass Menschen<br />

individuelle Motiv- und Bedürfnisstrukturen aufweisen. Tendenziell wird also nicht<br />

mehr generellen Anreizsystemen die Fähigkeit zur Motivation zugeschrieben,<br />

son<strong>der</strong>n individuell spezifisch zugeschnittenen Anreizsystemen (vgl. Schanz 1991:<br />

22ff.).<br />

<strong>Die</strong> Motivationsforschung beschäftigt sich heute sehr stark mit <strong>der</strong> Frage, „[...] welche<br />

Orientierungen und Zielrichtungen das Verhalten bestimmen und welche<br />

Erwartungshaltungen das Individuum mit bestimmten Anreizsystemen verknüpft.“<br />

(vgl. Wiswede 1980: 48)<br />

<strong>Die</strong> Problematik <strong>der</strong> Grenzen ökonomischer bzw. extrinsischer Anreize und die damit<br />

verbundene zunehmende <strong>Bedeutung</strong> <strong>der</strong> intrinsischen Motivation weist heute eine<br />

hohe Aktualität auf. Aus diesem Grund können zu diesem Thema viele Beiträge<br />

gefunden werden. Trotzdem besteht wahrscheinlich in diesem Bereich nach wie vor<br />

ein grosses Forschungspotenzial, da es viele verschiedene Disziplinen mit<br />

einbezieht.<br />

3


2 BEGRIFFLICHE GRUNDLAGEN<br />

In diesem Kapitel werden die Begriffe, die für diese Arbeit von <strong>Bedeutung</strong> sind,<br />

definiert und erklärt,<br />

2.1 Arbeitsmotivation<br />

Vorwegzunehmen ist, dass die Motivation ein sehr komplexes Phänomen ist, <strong>des</strong>sen<br />

umfassende Erläuterung den Rahmen dieser Arbeit bei weitem sprengen würde.<br />

Deshalb wird im folgenden nur <strong>der</strong> Begriff <strong>der</strong> Arbeitsmotivation definiert.<br />

Arbeitsmotivation wird definiert als „[...] eine Reihe von energetischen Kräften, die<br />

ihren Ursprung sowohl innerhalb als auch auβerhalb einer Person haben, um<br />

arbeitsbezogenes Verhalten einzuleiten und <strong>des</strong>sen Form, Richtung, Stärke und<br />

Dauer zu bestimmen.“ (vgl. Weinert 1992: 1430, im Original kursiv)<br />

2.2 Intrinsische vs. extrinsische Motivation<br />

Im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Arbeitsmotivation sowie auch mit dem<br />

Verdrängungseffekt ist es notwendig, zwischen zwei Formen <strong>der</strong> Motivation zu<br />

unterscheiden: <strong>der</strong> intrinsischen und <strong>der</strong> extrinsischen.<br />

Intrinsische Motivation kann wie folgt umschrieben werden: „Eine <strong>der</strong>artige Motivation<br />

entsteht in erster Linie dann, wenn es gelingt, Arbeitsinhalte und Arbeitsaufgaben so<br />

zu gestalten, daβ eine Aufgabenorientierung entsteht. Das heiβt, daβ <strong>der</strong> Mitarbeiter<br />

o<strong>der</strong> die Mitarbeiterin die Arbeitsaufgabe als Herausfor<strong>der</strong>ung und <strong>der</strong>en<br />

Bewältigung als Ausdruck persönlicher und fachlicher Kompetenz erlebt.“ (vgl.<br />

Ulich/Conrad-Betschart 1991: 73)<br />

<strong>Die</strong> extrinsische Motivation zielt im Gegensatz dazu darauf ab „[...] die Beschäftigten<br />

nicht durch attraktive bzw. interessante Arbeitsinhalte zu Leistung zu aktivieren,<br />

son<strong>der</strong>n durch von auβen kommende Anreize.“ (vgl. Ulich/Conrad-Betschart 1991:<br />

73)<br />

2.3 Anreize und Anreizsysteme<br />

Ziel eines Anreizes ist es, das Leistungsverhalten bzw. die Leistungsbereitschaft <strong>der</strong><br />

Mitarbeiter eines Unternehmens positiv zu beeinflussen. <strong>Die</strong>s kann nur dann<br />

geschehen, wenn <strong>der</strong> Anreiz ein individuenspezifisches Motiv zu aktivieren vermag<br />

(vgl. Schanz 1991: 8). <strong>Die</strong> gewünschte Wirkung kann also nur dann erreicht werden,<br />

4


wenn <strong>der</strong> Anreiz auf ein noch nicht befriedigtes Bedürfnis stösst (vgl. Rosenstiel, von<br />

2001: 34).<br />

Anreizsysteme bestehen aus einer Vielzahl von Anreizen. Ein wirksames<br />

Anreizsystem umfasst sowohl materielle, immaterielle als auch soziale Anreize (vgl.<br />

Thom/Friedli 2003: 66).<br />

Auch bei den Anreizen, kann zwischen extrinsischen und intrinsischen unterschieden<br />

werden. Während extrinsische als Mittel zum Zweck <strong>der</strong> Bedürfnisbefriedigung<br />

dienen, tragen intrinsische Anreize auf unmittelbare Weise zur Bedürfnisbefriedigung<br />

bei (vgl. Schanz: 1991: 15).<br />

2.4 Personalerhaltung<br />

„<strong>Die</strong> Personalerhaltung beinhaltet die Maβnahmen (Instrumente), die notwendig sind,<br />

das vorhandene Personal an die Unternehmung weiterhin zu binden und zu<br />

verhin<strong>der</strong>n, daβ es zu Austrittsentscheidungen kommt.“ (vgl. Hentze 1995: 23)<br />

Wurde <strong>der</strong> Personalerhaltung als Kernfunktion <strong>des</strong> Personalmanagements bislang<br />

wenig Beachtung geschenkt, so erfuhr sie in letzter Zeit eine deutliche Aufwertung,<br />

beispielsweise im Zusammenhang mit <strong>der</strong> „[...] Fähigkeit zur erfolgreichen Bindung<br />

von Personalqualifikationen und -motivationen [..] als [..] <strong>org</strong>anisationale Wissensund<br />

Antriebsbasis eines Unternehmens[...]“ (vgl. Gmür/Klimecki 2001: 28).<br />

Neues Wissen, d. h. implizites, nicht kodierbares Wissen zählt heute zu den<br />

wichtigsten strategischen Wettbewerbsvorteilen eines Unternehmens. <strong>Die</strong><br />

Übertragung dieses Wissens kann jedoch kaum durch Bezahlung o<strong>der</strong> Befehl<br />

erzwungen werden. In diesem Zusammenhang wird die intrinsische Motivation <strong>der</strong><br />

Mitarbeitenden zu einer zentralen strategischen Ressource, da sie dieses Wissen zu<br />

aktivieren vermag (vgl. Frey 2001: 4).<br />

<strong>Die</strong>ses Beispiel zeigt sowohl die <strong>Bedeutung</strong> <strong>der</strong> Personalerhaltung als auch die <strong>der</strong><br />

intrinsischen Motivation für die Sicherung <strong>des</strong> langfristigen Unternehmenserfolges.<br />

5


3 THEORETISCHE GRUNDLAGEN<br />

Im folgenden Kapitel wird auf zwei Inhaltstheorien <strong>der</strong> Motivation näher eingegangen,<br />

und <strong>der</strong>en Beziehung zueinan<strong>der</strong> aufgezeigt. Es sind dies die Motivationspyramide<br />

von Maslow und die Zwei-Faktoren Theorie von Herzberg.<br />

Es wird bewusst auf diese zwei Theorien eingegangen, da sie beide aufzuzeigen<br />

vermögen, dass Lohn und materielle Anreize alleine nicht <strong>der</strong> komplexen<br />

Motivationsstruktur <strong>des</strong> Menschen entsprechen. Sie gehen <strong>der</strong> Frage nach, was<br />

Mitarbeiter motiviert, welchen Platz die Vergütung dabei einnimmt und welche<br />

<strong>Bedeutung</strong> <strong>der</strong> intrinsischen Motivation im Arbeitsbereich zukommt (vgl. Wiswede<br />

1981: 50).<br />

3.1 <strong>Die</strong> Motivationspyramide von Maslow<br />

<strong>Die</strong>se Theorie geht von fünf hierarchisch geordneten Bedürfnissen aus:<br />

- physiologische Bedürfnisse<br />

- Sicherheitsbedürfnisse<br />

- Bedürfnis nach Zugehörigkeit und Liebe<br />

- Wertschätzungsbedürfnis<br />

- Bedürfnis nach Selbstverwirklichung.<br />

<strong>Die</strong> Theorie besagt, dass übergeordnete Bedürfnisse nur dann befriedigt werden<br />

können, wenn vorher die Basisbedürfnisse bereits in genügendem Masse befriedigt<br />

worden sind. Sobald dies <strong>der</strong> Fall ist, diese also keine motivierende Wirkung mehr<br />

haben, kann sich <strong>der</strong> Mitarbeiter höheren Bedürfnissen - Zugehörigkeit,<br />

Wertschätzung und Selbstverwirklichung - zuwenden (vgl.Havranek/Niedl 1999:72ff ).<br />

Aus dieser Theorie kann gefolgert werden, dass <strong>der</strong> extrinsische Anreiz <strong>der</strong><br />

Vergütung nur die beiden untersten Bedürfnisklassen, also lediglich die Befriedigung<br />

<strong>der</strong> physiologischen Bedürfnisse und <strong>des</strong> Sicherheitsbedürfnisses trifft. <strong>Die</strong><br />

motivierende Wirkung <strong>des</strong> monetären Anreizes ist also begrenzt durch die<br />

beschränkte Anzahl an Bedürfnissen, die er zu befriedigen vermag (vgl.<br />

Havranek/Niedl 1999: 73f.).<br />

6


3.2 <strong>Die</strong> Zwei-Faktoren-Theorie von Herzberg<br />

<strong>Die</strong>se Theorie wird beson<strong>der</strong>s zur Erklärung von Arbeitszufriedenheit herangezogen.<br />

(vgl. Wiswede 1981: 50) Sie unterscheidet zwischen Hygienefaktoren und<br />

Motivatoren:<br />

Während Hygienefaktoren (z. B. Bezahlung) lediglich verhin<strong>der</strong>n, dass<br />

Unzufriedenheit auftritt, s<strong>org</strong>en Motivatoren (z.B. Faktoren <strong>des</strong> Arbeitsinhaltes) für<br />

Zufriedenheit (vgl. Havranek/ Niedl 1999: 74). Tendenziell entsprechen die<br />

Hygienefaktoren eher den extrinsischen, die Motivatoren eher den intrinsischen<br />

Motivationsfaktoren (vgl. Rosenstiel, von 2001: 78ff.). Demzufolge kann gesagt<br />

werden, dass ausreichende Vergütung lediglich Unzufriedenheit verhin<strong>der</strong>n, jedoch<br />

nicht automatisch zu Zufriedenheit führen kann. <strong>Die</strong>se Theorie stellt also die<br />

Ausgestaltung <strong>der</strong> Arbeit in den Vor<strong>der</strong>grund, und führt weg von <strong>der</strong> Vergütung als<br />

zentrales Mittel <strong>der</strong> Bedürfnisbefriedigung (vgl. Havranek/Niedl 1999: 75).<br />

3.3 Gemeinsamkeiten <strong>der</strong> zwei Theorien<br />

Sowohl die Motivationspyramide von Maslow als auch die Zwei-Faktoren Theorie von<br />

Herzberg sind dem Feld <strong>der</strong> humanistischen Psychologie zuzuordnen (vgl. Wiswede<br />

1981: 50). Sie stellen Inhaltstheorien dar, die <strong>der</strong> Frage nachgehen, was das<br />

Verhalten <strong>der</strong> Mitarbeiter in Unternehmen leitet (vgl. Havranek/Niedl 1999: 72).<br />

Stellt man die beiden Theorien einan<strong>der</strong> gegenüber, wird ersichtlich, dass die<br />

Hygienefaktoren den physiologischen Bedürfnissen, dem Bedürfnis nach Sicherheit<br />

und den sozialen Bedürfnissen <strong>der</strong> Motivationspyramide entsprechen. <strong>Die</strong><br />

Befriedigung dieser Bedürfnisse verhin<strong>der</strong>t also lediglich die Unzufriedenheit, vermag<br />

jedoch in <strong>der</strong> Regel nicht Zufriedenheit zu erzeugen. Zufriedenheit kann erst durch<br />

die Befriedigung <strong>der</strong> höheren Bedürfnisse, also jenen nach Anerkennung und<br />

Selbstverwirklichung erreicht werden, die in <strong>der</strong> Theorie von Herzberg den<br />

Motivatoren entsprechen.<br />

Beide Theorien gehen also davon aus, dass gewisse Basisbedürfnisse befriedigt<br />

sein müssen, bevor Zufriedenheit entstehen o<strong>der</strong> an die Befriedigung von<br />

Selbstverwirklichungsbedürfnissen gedacht werden kann. Gemäss diesen zwei<br />

Theorien greifen materielle Anreize wie Vergütung auf den höheren Bedürfnisebenen<br />

nicht mehr.<br />

7


3.4 Relevanz <strong>der</strong> Theorien für die Erklärung <strong>des</strong> <strong>Verdrängungseffektes</strong><br />

Anhand <strong>der</strong> beiden Theorien wird ersichtlich, dass sich <strong>der</strong> Verdrängungseffekt nur<br />

unter bestimmten Umständen einstellen kann.<br />

Solange ein Individuum sich auf den unteren Stufen <strong>der</strong> Motivationspyramide<br />

befindet, die Basisbedürfnisse also noch nicht befriedigt o<strong>der</strong> die Ziele <strong>der</strong><br />

Hygienefaktoren noch nicht in genügendem Masse erreicht sind, ist es eher<br />

unwahrscheinlich, dass extrinsische Anreize (z.B. Vergütung) die intrinsische<br />

Motivation untergraben. <strong>Die</strong>ser Effekt ist erst auf den beiden obersten Stufen <strong>der</strong><br />

Motivationspyramide und im Zusammenhang mit den Motivatoren zu erwarten.<br />

Solange also <strong>der</strong> extrinsische Anreiz mit dem Ziel <strong>des</strong> aktuell zu befriedigenden<br />

Bedürfnisses übereinstimmt, ist es unwahrscheinlich, dass <strong>der</strong> Verdrängungseffekt<br />

zum Tragen kommt (vgl. Frey/Osterloh 1997: 7).<br />

Aus dieser Überlegung wird ersichtlich, dass <strong>der</strong> Vorrang <strong>der</strong> intrinsische Motivation<br />

ein Privileg <strong>der</strong> höher qualifizierten Arbeitskräfte von Industrie- und<br />

<strong>Die</strong>nstleistungsgesellschaften darstellt, <strong>der</strong>en Basisbedürfnisse bereits in hohem<br />

Masse befriedigt sind.<br />

<strong>Die</strong> weiteren Ausführungen dieser Arbeit sind also vor dem Hintergrund dieser<br />

Überlegung zu betrachten. Auf die <strong>Bedeutung</strong> <strong>des</strong> <strong>Verdrängungseffektes</strong> in<br />

Entwicklungslän<strong>der</strong>n wird nicht eingegangen.<br />

8


4 „DIE GRENZEN ÖKONOMISCHER ANREIZE“ (vgl. Frey 2001: 1)<br />

Ökonomische, d. h. extrinsische Anreize, sollen dazu beitragen, dass<br />

Unternehmensziele erreicht werden. Sie sind leichter steuerbar als intrinsische<br />

Anreize und zeigen, wenn auch nur kurzfristig, die gewünschte Wirkung.<br />

Gerade im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Tendenz zur Humanisierung <strong>der</strong> Arbeitswelt darf<br />

jedoch nicht vergessen werden, dass neben den Unternehmenszielen auch<br />

individuelle Ziele <strong>der</strong> Mitarbeiter bestehen, auf die nach Möglichkeit Rücksicht zu<br />

nehmen sich lohnen kann. Während Unternehmensziele wie z.B. Produktivität<br />

tendenziell besser mit extrinsischen Anreizen erreicht werden können, spielt bei den<br />

individuellen Zielen <strong>der</strong> Mitarbeiter die intrinsische Motivation meist die grössere<br />

Rolle. So streben Mitarbeiter in unserer Wohlstandsgesellschaft nach<br />

Selbstverwirklichung und auch nach Befriedigung bei ihrer Berufsarbeit. Extrinsische<br />

Anreize, wie etwa das Gehalt und Belohnungen, reichen heute nicht mehr aus, um<br />

die Mitarbeiter langfristig an das Unternehmen zu binden.<br />

<strong>Die</strong> von Frey erwähnten Laborexperimente und Felduntersuchungen haben gezeigt,<br />

dass extrinsische Anreize unter gewissen Umständen einen negativen Effekt auf die<br />

intrinsische Motivation haben können, diese also verdrängen (vgl. Frey 2001: 2f. ).<br />

<strong>Die</strong> Herausfor<strong>der</strong>ung für das Unternehmen besteht nun darin, ein wirksames<br />

Anreizsystem zu finden, das auf <strong>der</strong> einen Seite die Erreichung <strong>der</strong> beiden Ziele<br />

ermöglicht, auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>n Seite jedoch den Verdrängungseffekt so weit als möglich<br />

zu vermeiden versucht.<br />

4.1 Der Verdrängungseffekt<br />

Der Verdrängungseffekt besagt, dass extrinsische Anreize unter gewissen<br />

Umständen die intrinsische Motivation untergraben können. <strong>Die</strong>ser Effekt kann<br />

anhand von fünf sich ergänzenden Teileffekten erklärt werden, auf welche im<br />

nächsten Abschnitt näher eingegangen wird (vgl. Frey/Osterloh 1997: 7f.).<br />

9


4.1.2 <strong>Die</strong> fünf Teileffekte<br />

• Vermin<strong>der</strong>te Selbstbestimmung<br />

• Reziprozität<br />

• Fairness<br />

• Reaktanz<br />

• Spillover-Effekt<br />

(vgl. Frey/Osterloh 1997: 7ff.)<br />

Vermin<strong>der</strong>te Selbstbestimmung<br />

Eingriffe von aussen können vom Individuum als negativ (kontrollierend) o<strong>der</strong> als<br />

informierend (positiv) empfunden werden.<br />

Wird <strong>der</strong> Eingriff als kontrollierend empfundenen, wird die intrinsische Motivation<br />

beeinträchtigt. Das Individuum fühlt sich fremdbestimmt und erlebt einen teilweisen<br />

Verlust seiner Selbstkontrolle, durch diesen extrinsischen Anreiz, was wie<strong>der</strong>um<br />

seine intrinsische Motivation negativ beeinflusst. Wird hingegen das erwartete<br />

Ergebnis als durch das eigene Verhalten herv<strong>org</strong>erufen erlebt, so besteht kein<br />

negativer Einfluss auf die intrinsische Motivation.<br />

Während also <strong>der</strong> kontrollierende Aspekt <strong>des</strong> Anreizes ein verstärktes Gefühl <strong>der</strong><br />

Fremdbestimmung hervorruft, hat <strong>der</strong> informierende Aspekt einen Einfluss auf die<br />

erlebte Kompetenz und weckt im Individuum das Gefühl <strong>der</strong> Selbstbestimmung.<br />

Wird also eine Tätigkeit, <strong>der</strong> man von sich aus gerne nachgeht, extrinsisch belohnt,<br />

so kommen beim Individuum Zweifel auf, ob die Tätigkeit auch ohne diese<br />

Belohnung ausgeführt worden wäre, vor allem wenn die Belohnung extrinsischer<br />

Natur ist.<br />

Der Verdrängungseffekt findet demzufolge dann statt, wenn gemäss subjektivem<br />

Empfinden <strong>der</strong> kontrollierende Aspekt <strong>des</strong> Anreizes den informierenden übersteigt.<br />

(vgl. Frey/Osterloh 1997: 8f.)<br />

Reziprozität<br />

<strong>Die</strong>ser Effekt betrifft die <strong>Bedeutung</strong> <strong>der</strong> Beweggründe, die eine Person zu einer<br />

Interaktion veranlassen. Wird <strong>der</strong> Beweggrund zur Interaktion nicht gewürdigt (also<br />

z.B. eine freiwillig unternommene Aktion extrinsisch belohnt), so wird <strong>der</strong> wahre<br />

10


Beweggrund <strong>der</strong> Person entwertet, und sie kann ihre ursprüngliche Motivation nicht<br />

zur Geltung bringen.<br />

Das gegenseitige Missachten von Beweggründen führt zu einer negativen<br />

Auswirkung auf die intrinsische Motivation.<br />

(vgl. Frey/Osterloh 1997: 9)<br />

Fairness<br />

Anreize und <strong>der</strong>en Verän<strong>der</strong>ung werden von Individuen nicht absolut beurteilt,<br />

son<strong>der</strong>n stets in Abhängigkeit von einer Vergleichsgrösse. Fällt <strong>der</strong> Vergleich<br />

ungünstig aus (wird z.B. eine erhaltene Lohnerhöhung im Verhältnis zu <strong>der</strong>jenigen<br />

an<strong>der</strong>er Mitarbeiter als zu tief eingestuft), kann dies die intrinsische Motivation<br />

verringern, und zwar etwa in dem Mass, in dem diese Lohnerhöhung als unfair<br />

empfunden wird.<br />

Sind jedoch aufgrund externer Gründe, wie z.B. <strong>der</strong> Wirtschaftslage, alle Mitarbeiter<br />

gleichermassen von einer unterdurchschnittlichen Lohnerhöhung betroffen, so hat<br />

dies meist keinen Effekt auf die intrinsische Motivation.<br />

(vgl. Frey/Osterloh 1997: 9)<br />

Reaktanz<br />

Wird beispielsweise die in einer Krisensituation freiwillig angebotene Hilfe extrinsisch<br />

belohnt, so kann dies zu einer Verdrängung <strong>der</strong> intrinsischen Motivation führen. <strong>Die</strong><br />

Person, die ursprünglich intrinsisch motiviert war, ihre Hilfe anzubieten, empfindet die<br />

extrinsische Belohnung als Druck. Dadurch fühlt sie sich in ihrem<br />

Handlungsspielraum eingeschränkt, da durch diese Belohnung ein impliziter Vertrag<br />

geschlossen wird.<br />

(vgl. Frey/Osterloh 1997: 10)<br />

Spillover-Effekt<br />

Wird eine Tätigkeit, die üblicherweise nicht zusätzlich bezahlt wird, extrinsisch<br />

belohnt, besteht die Gefahr, dass mit <strong>der</strong> Zeit, an<strong>der</strong>e Tätigkeiten auch nur noch<br />

gegen Entgelt verrichtet werden.<br />

<strong>Die</strong> Motivation für die Ausführung dieser Tätigkeit besteht also nur noch in <strong>der</strong><br />

erwarteten Belohnung, und die intrinsische Motivation wird dadurch verdrängt.<br />

(vgl. Frey/Osterloh 1997: 10)<br />

11


<strong>Die</strong>sen fünf Effekten ist gemeinsam, dass sie alle über ihre extrinsische Wirkung die<br />

intrinsische Motivation verdrängen o<strong>der</strong> zumin<strong>des</strong>t abschwächen.<br />

4.2 <strong>Die</strong> Voraussetzungen für den Verdrängungseffekt<br />

Damit <strong>der</strong> Verdrängungseffekt überhaupt stattfinden kann, müssen gewisse<br />

Bedingungen erfüllt sein; denn <strong>der</strong> Verdrängungseffekt kommt nicht unter allen<br />

Umständen zum Tragen: Einerseits spielt die Art <strong>der</strong> Aufgabe eine Rolle, und<br />

an<strong>der</strong>erseits ist die Art <strong>der</strong> extrinsischen Belohnung wichtig. Auf diese zwei Aspekte<br />

wird in den nächsten beiden Abschnitten näher eingegangen.<br />

4.2.1 Art <strong>der</strong> Aufgabe<br />

Ob <strong>der</strong> Verdrängungseffekt überhaupt stattfinden kann o<strong>der</strong> nicht, hängt davon ab,<br />

ob die gestellte Aufgabe kreative o<strong>der</strong> innovative Inhalte aufweist, o<strong>der</strong> ob es sich<br />

um eine Routineaufgabe handelt (vgl. Frey 2001: 4).<br />

Der Verdrängungseffekt kann nur spielen, wenn überhaupt eine intrinsische<br />

Motivation vorhanden ist. <strong>Die</strong>s bedingt, dass bei <strong>der</strong> Arbeit z.B. Eigenverantwortung<br />

übernommen werden kann, dass eine gewisse Zeitsouveränität vorhanden ist, dass<br />

<strong>der</strong> Arbeitsinhalt an und für sich herausfor<strong>der</strong>nd ist und dass sowohl autonome<br />

Entscheidungsbereiche sowie Entwicklungsperspektiven bestehen. Ohne<br />

Handlungsspielraum kann die intrinsische Motivation sich nicht entfalten (vgl. Schanz<br />

1991: 6f.).<br />

Während diese Voraussetzungen bei kreativen und innovativen Aufgaben<br />

weitgehend gegeben sind, ist dies bei Routineaufgaben, d. h. bei einfachen,<br />

untergeordneten Aufgaben, meist nicht <strong>der</strong> Fall. <strong>Die</strong>se Art von Aufgabe för<strong>der</strong>t in <strong>der</strong><br />

Regel die intrinsische Motivation nicht (vgl. Frey 2001: 4/Wiswede1981: 49).<br />

Daraus kann gefolgert werden, dass <strong>der</strong> Verdrängungseffekt tendenziell erst auf<br />

höheren Stufen <strong>der</strong> Hierarchie einsetzt, wo die Voraussetzungen dafür durch die<br />

anspruchsvolle Aufgabe in hohem Masse gegeben sind.<br />

4.2.2 Art <strong>der</strong> Belohnung<br />

Der Verdrängungseffekt findet nicht bei je<strong>der</strong> Art <strong>der</strong> extrinsischen Belohnung statt.<br />

Dabei muss auf <strong>der</strong> einen Seite zwischen materieller und verbaler Belohnung und<br />

auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite zwischen erwarteter und unerwarteter unterschieden werden<br />

12


(vgl. Deci/Ryan/Koestner 1999: 638-640). Wie schon im Abschnitt 4.1.2 gezeigt<br />

wurde, spielt auch eine Rolle, ob <strong>der</strong> Anreiz als kontrollierend o<strong>der</strong> als informierend<br />

empfundenen wird. Auf diese Unterscheidung werde ich hier nur noch kurz eingehen.<br />

Während die verbale Belohnung in den meisten Fällen unerwartet kommt, kann bei<br />

<strong>der</strong> materiellen zwischen unerwarteter und erwarteter unterschieden werde.<br />

Unerwartete Belohnungen stellen eine Möglichkeit dar, gute Leistung zu belohnen,<br />

ohne dabei die intrinsische Motivation negativ zu beeinflussen. <strong>Die</strong>s ist jedoch nur<br />

<strong>der</strong> Fall, solange diese Art <strong>der</strong> Belohnung nicht im Übermass angewendet wird.<br />

Sobald dies geschieht, besteht die Tendenz, dass <strong>der</strong>/die Belohnte die als<br />

unerwartet gedachte Belohnung eben doch erwartet wird. <strong>Die</strong> Konsequenz daraus ist<br />

wie<strong>der</strong>um, dass die intrinsische Motivation untergraben werden kann (vgl.<br />

Deci/Ryan/Koestner 1999: 638-640).<br />

Wichtig sowohl für die materielle als auch für die verbale Belohnung ist, wie diese<br />

Belohnung beim Empfänger ankommt. Wird sie als kontrollierend empfunden, kommt<br />

es zum Verdrängungseffekt. Wird sie jedoch als informierend aufgefasst, kann sich<br />

ihr Effekt sogar positiv auswirken. Verbale Belohnungen, wie z.B. ein positives<br />

Feedback, verstärken im allgemeinen das Kompetenzgefühl und unterstützen<br />

dadurch die intrinsische Motivation (vgl. Deci/Ryan/Koestner 1999: 638-640).<br />

Extrinsische Anreize wirken sich also bei interessanten Tätigkeiten nur unter<br />

bestimmten Umständen negativ auf die intrinsische Motivation aus; in gewissen<br />

Fällen kann sogar ein positiver Effekt auftreten.<br />

13


5 DER NEGATIVE INHALT DER INTRINSISCHEN MOTIVATION<br />

So wie etwa Liebe und Pflichtbewusstsein intrinsisch motiviert sind, so sind es auch<br />

Neid und Rachsucht. intrinsische Motivation kann also durchaus auch negative<br />

Ausprägungen haben (vgl. Frey 2001: 4).<br />

Da Motivation nicht Selbstzweck ist, son<strong>der</strong>n den Zielen <strong>des</strong> Unternehmens dienen<br />

sollte, wird man diese negative Art intrinsischer Motivation in einem Unternehmen<br />

möglichst zu vermeiden versuchen. <strong>Die</strong>s gelingt tendenziell am besten durch<br />

extrinsische Anreize (vgl. Frey 2001: 4f).<br />

Auf diesen Sachverhalt wird im nächsten Abschnitt näher eingegangen.<br />

5.1 <strong>Die</strong> disziplinierende Wirkung <strong>der</strong> extrinsischen Motivation<br />

Obwohl heute tendenziell eher auf intrinsische Anreize gesetzt wird, gibt es auch<br />

Fälle, in denen extrinsische für die Erreichung <strong>des</strong> Zieles wirksamer sind. Bei<br />

Konflikten in Unternehmen, bei denen intrinsische Motivation mit unerwünschten o<strong>der</strong><br />

gar unmoralischen Inhalten zum Vorschein kommen, können extrinsische Anreize<br />

sich disziplinierend auf diese negative Emotionalität auswirken (vgl. Frey/Osterloh<br />

1997: 11).<br />

Obwohl extrinsische Anreize meistens kein Mittel zur Lösung von Konflikten sind,<br />

können sie doch in einem gewissen Masse Auseinan<strong>der</strong>setzungen abschwächen,<br />

falls bei den beteiligten Parteien ein gemeinsames Interesse am materiellen Entgelt<br />

besteht. <strong>Die</strong>ses Interesse wird ausgenutzt, um die Aufmerksamkeit von <strong>der</strong> negativen<br />

intrinsischen Motivation weg und hin zu diesem Anreiz zu leiten und damit die Kräfte<br />

wie<strong>der</strong> auf die Erreichung <strong>des</strong> Unternehmenszieles hin zu vereinigen (vgl.<br />

Frey/Osterloh 1997: 11).<br />

Extrinsische Anreize können in Krisensituationen sehr hilfreich sein, zur Erreichung<br />

langfristiger Ziele eignen sich jedoch die intrinsischen wesentlich besser (vgl. Frey<br />

2001, 4f.).<br />

14


6 DIE KONSEQUENZEN FÜR DAS PERSONALMANAGEMENT<br />

Der gegenwärtig stattfindende Wertewandel in <strong>der</strong> Gesellschaft hat zur Folge, dass<br />

übergeordneten Bedürfnissen, wie etwa <strong>der</strong> Selbstverwirklichung, ein hoher<br />

Stellenwert zukommt. Um dieser Tendenz gerecht zu werden, wird es sich für<br />

Unternehmen lohnen, ihre Anreizsysteme individualspezifisch zu gestalten. <strong>Die</strong>s ist<br />

nicht nur für die langfristige Personalerhaltung wichtig, son<strong>der</strong>n auch, um das<br />

Mitarbeiterpotential besser ausschöpfen zu können. In diesem Sinne dient also ein<br />

individualisiertes Anreizsystem nicht zuletzt auch <strong>org</strong>anisationalen Interessen (vgl.<br />

Schanz 1991: 22ff.).<br />

Im folgenden Abschnitt wird auf ein Konzept näher eingegangen, das diese<br />

Erkenntnis als Schlüssel zum Erfolg einsetzt.<br />

6.1 Management by Motivation<br />

Bei diesem Managementkonzept geht es um die Befriedigung von<br />

Mitarbeiterbedürfnissen als Mittel zur Leistungssteigerung. Es basiert auf <strong>der</strong><br />

Erkenntnis, dass Menschen in ihrer Arbeit nach Selbstverwirklichung streben. So<br />

suchen sie z.B. in ihrer Arbeit nach einer herausfor<strong>der</strong>nden Tätigkeit, nach grossem<br />

Handlungsspielraum und hohem Verantwortungsgrad. Daraus kann gefolgert<br />

werden, dass intrinsische Anreize für die Steuerung <strong>der</strong> Leistung zunehmend an<br />

<strong>Bedeutung</strong> gewinnen. Extrinsische Anreize alleine reichen nicht mehr aus<br />

(Havranek/Niedl 1999: 127f.).<br />

Um erfolgreich zu bleiben und das Personal langfristig an das Unternehmen zu<br />

binden, müssen Führungskräfte sich also bemühen, die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter<br />

zu erkennen und bei <strong>der</strong> <strong>Org</strong>anisation <strong>der</strong> Arbeit zu berücksichtigen. Das Erkennen<br />

von Bedürfnissen setzt jedoch offene Gespräche und den kontinuierlichen Dialog<br />

zwischen Führungskraft und Mitarbeiter voraus. (Havranek/Niedl 1999: 127f.) <strong>Die</strong><br />

Vorteile dieses Managementkonzepts können nur auf höheren Hierarchiestufen voll<br />

zum Tragen kommen; seine positiven Auswirkungen sollten aber bis zur Basis<br />

spürbar werden.<br />

<strong>Die</strong> Quintessenz dieser Überlegungen kann also wie folgt formuliert werden: <strong>Die</strong><br />

Loyalität <strong>der</strong> Mitarbeiter zum Unternehmen kann nicht durch grosszügige<br />

Gehaltserhöhungen und Prämien gewissermassen gekauft werden, son<strong>der</strong>n muss<br />

eben durch individualspezifisch zugeschnittene Anreizsysteme gesichert werden.<br />

(vgl. Butler/Waldroop 2000: 78)<br />

15


7. SCHLUSSFOLGERUNG<br />

Durch den Wertewandel in <strong>der</strong> Gesellschaft hat sich die Bedürfniskonstellation <strong>der</strong><br />

Menschen in Industrie- und <strong>Die</strong>nstleistungsgesellschaften auf eine an<strong>der</strong>e Ebene<br />

verlagert. Individuen, die eine Arbeit auf einer höheren Hierarchiestufe ausüben,<br />

suchen in ihrer Arbeit nach Selbstverwirklichung, da ihre Basisbedürfnisse<br />

weitgehend befriedigt sind. Extrinsische Anreize wie z.B. Belohnung vermögen die<br />

intrinsische Motivation dieser Mitarbeiter nicht mehr zu aktivieren, son<strong>der</strong>n können<br />

sie im Gegenteil unter gewissen Umständen sogar untergraben.<br />

Zahlreiche Studien weisen nach, dass extrinsische Anreize unter gewissen<br />

Umständen einen negativen Effekt auf die intrinsische Motivation haben, und<br />

bestätigen damit das empirisch gefundene Phänomen <strong>des</strong> <strong>Verdrängungseffektes</strong>.<br />

<strong>Die</strong>ser Verdrängungseffekt kommt allerdings nur unter gewissen Umständen zum<br />

tragen. Von <strong>Bedeutung</strong> ist im Einzelfall vor allem die Art <strong>der</strong> Aufgabe und <strong>der</strong> mit ihr<br />

verbundenen Belohnung.<br />

Am ehesten kommt dieser Effekt bei innovativen und kreativen Aufgabeninhalten<br />

zum Tragen, während dies bei Routineaufgaben nur ausnahmsweise <strong>der</strong> Fall ist.<br />

Wenn die Belohnung im zuerst genannten Fall materieller Natur ist, muss von diesem<br />

extrinsischen Anreiz ein negativer Effekt auf die intrinsische Motivation erwartet<br />

werden. <strong>Die</strong>s trifft jedoch nur dann zu, wenn die Belohnung erwartet wurde. Wird sie<br />

hingegen nicht erwartet, so kann auch eine materielle, extrinsische Motivation die<br />

intrinsische günstig beeinflussen. <strong>Die</strong>ser positive Effekt kann aber vor allem bei<br />

verbalen Belohnungen, (z.B. bei positivem Feedback) beobachtet werden, da diese<br />

meistens unerwartet eintreffen.<br />

Da Motivation nicht Selbstzweck ist, son<strong>der</strong>n die Erreichung <strong>der</strong> Unternehmensziele<br />

erleichtern soll, muss bei <strong>der</strong> Gestaltung von Anreizsystemen auch darauf geachtet<br />

werden, dass negative Inhalte <strong>der</strong> intrinsischen Motivation, wie Neid, Missgunst und<br />

Rachsucht sich nicht ausbreiten können. In diesem Zusammenhang können<br />

extrinsische Anreize bei Konflikten im Unternehmen eine disziplinierende Wirkung<br />

auf negative intrinsische Motivationen ausüben und diese in die gewünschte<br />

Richtung leiten.<br />

<strong>Die</strong> Konsequenz für das Personalmanagement ist also, dass Anreizsysteme<br />

geschaffen werden müssen, die einerseits eine langfristige Personalerhaltung<br />

gewährleisten und an<strong>der</strong>erseits den Unternehmenserfolg langfristig sichern. Zudem<br />

müssen diese Anreizsysteme um wirksam zu werden, sowohl den<br />

16


Verdrängungseffekt, als auch die negative Seite <strong>der</strong> intrinsischen Motivation kennen<br />

und einbeziehen. Ein Beispiel für ein solches Managementkonzept, ist das<br />

„Management by Motivation“. Individuelle Bedürfnisse werden dabei in offenen und<br />

wie<strong>der</strong>holten Gesprächen erkannt und die daraus gewonnenen Erkenntnisse wo<br />

immer möglich in die Gestaltung <strong>des</strong> auf das Individuum bezogenen Anreizsystemes<br />

einbezogen. Dadurch können die oben erwähnten negativen Effekte weitgehend<br />

vermieden werden.<br />

Um also Personal langfristig an das Unternehmen zu binden, muss auf die<br />

individuellen Bedürfnisse <strong>der</strong> Mitarbeiter nach Möglichkeit eingegangen werden, was<br />

längerfristig zur Sicherung <strong>des</strong> Unternehmenserfolges beiträgt.<br />

17


8. Literaturverzeichnis<br />

Butler, Timothy/Waldroop, James (2000)<br />

Wie Unternehmen ihre besten Leute an sich binden.<br />

In: Harvard Business Manager, 22. Jg. 2000, Nr. 2, S. 70-78<br />

Deci, Edward L. /Ryan, Richard M. /Koestner, Richard (1999)<br />

A Meta-Analytic Review of Experiments Examining the Effect of<br />

Extrinsic Rewards on Intrinsic Motivation.<br />

In: Psychological Bulletin, Vol. 125 1999, No. 6., S. 627-688<br />

Frey, Bruno S./Osterloh, Margit (1997)<br />

Sanktionen o<strong>der</strong> Seelenmassage? Motivationale Grundlagen <strong>der</strong><br />

Unternehmensführung.<br />

In: <strong>Die</strong> Betriebswirtschaft, 57. Jg. 1997, S. 307-321<br />

Frey, Bruno S. (2001)<br />

<strong>Die</strong> Grenzen ökonomischer Anreize: Was Menschen motiviert.<br />

[Online] URL: http://www.nzz.ch/dossier/2001/psycho_oekonomie/<br />

2001.05.18-wi-article7EI3X.html, 10. November 2003<br />

Gmür, Markus/Klimeck, Rüdiger (2001)<br />

Personalbindung und Flexibilisierung.<br />

In: Zeitschrift Führung und <strong>Org</strong>anisation, 70. Jg. 2001, Nr. 1, S. 28-34<br />

Havranek, Christian/Niedl, Klaus (1999)<br />

Gehaltsmanagement, Wien/ Frankfurt 1999<br />

Hentze, Joachim (1995)<br />

Personalwirtschaftslehre 2, 6. Auflage, Bern/ Stuttgart/ Wien 1995<br />

18


Rosenstiel, Lutz von (2001)<br />

Motivation im Betrieb, 10., überarbeitete und erweiterte Auflage,<br />

Leonberg, 2001<br />

Schanz, Günther (1991)<br />

Motivationale Grundlagen <strong>der</strong> Gestaltung von Anreizsystemen.<br />

In: Handbuch Anreizsysteme in Wirtschaft und Verwaltung,<br />

hrsg. v. Günther Schanz, Stuttgart 1991, S. 3-30<br />

Thom, Norbert/Friedli, Vera (2003)<br />

High Potentials: Was die Guten bindet.<br />

In: Personalmagazin, o. Jg. 2003, Nr. 2, S. 6-66<br />

Ulich, Eberhard/Conrad-Betschart (1991)<br />

Anreizwirkungen von neuen Formen <strong>der</strong> Arbeitsgestaltung.<br />

In: Handbuch Anreizsysteme in Wirtschaft und Verwaltung,<br />

hrsg. v. Günther Schanz, Stuttgart 1991, S. 71-89<br />

Weinert, Ansfried B. (1992)<br />

Motivation<br />

In: Handwörterbuch <strong>des</strong> Personalwesens, 2.Auflage,<br />

hrsg. v. Eduard Gaugler und Wolfgang Weber, Stuttgart 1992,<br />

Sp. 1429 - 1442<br />

Wiswede, Günter (1980)<br />

Arbeitsmotivation. In: Handwörterbuch <strong>der</strong> Betriebspsychologie<br />

und Betriebssoziologie, hrsg. v. Paul G. von Beckerath, Stuttgart<br />

1981, S. 48 - 51<br />

19


9. Anhang<br />

Anhang 1: Selbständigkeitserklärung<br />

„Ich erkläre hiermit, dass ich diese Arbeit selbständig verfasst und keine an<strong>der</strong>en als<br />

die angegebenen Hilfsmittel benutzt habe. Alle Stellen, die wörtlich o<strong>der</strong> sinngemäss<br />

aus Quellen entnommen wurden, habe ich als solche kenntlich gemacht. Mir ist<br />

bekannt, dass an<strong>der</strong>nfalls die Proseminararbeit abgelehnt werden kann und das<br />

gesamte Proseminar als „nicht bestanden“ mit <strong>der</strong> Note 1 bewertet wird.“<br />

Bern, 21. November 2003 Anna Liechti<br />

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