Vorlesungsverzeichnis WS 2007/08

Vorlesungsverzeichnis WS 2007/08 Vorlesungsverzeichnis WS 2007/08

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Seminar, 2 SWS, wahlobligatorisch " ab 3. Sem., F, G, HS/L2, HS/S2, Tk 3, Tk 6, IDS " Abschluss mit Teilnahmeschein. Das niederdeutsche Sprachgebiet ist ungemein reich an sprachlichen Volksüberlieferungen. Vor allem aus Mecklenburg, wo der "Volksprofessor" Richard Wossidlo und hunderte Helfer über mehr als fünf Jahrzehnte eine ungemein intensive Sammelarbeit entfalteten, sind Zehntausende von Sprichwörtern und Redensarten, Rätseln, Reimen und Liedern, Sagen, Märchen und Legenden, Schwänken und Anekdoten zusammengetragen worden. Diese Volksdichtung ist Ergebnis einer sehr ausgeprägten mündlichen (und literarischen) Tradition und weist sowohl gattungs- wie landschaftsspezifische Eigenarten auf. Im Seminar werden die repräsentativen Sammlungen und Ausgaben dieser niederdeutschen Volksdichtung vorgestellt, und es wird anhand von Tonbandaufzeichnungen traditionelles mündliches Erzählen nacherlebbar gemacht. Ziel des Seminars ist es, der charakteristischen Existenz dieses Spruch-, Erzähl- und Liedguts zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit nachzugehen. Dabei soll zugleich das methodische Rüstzeug vermittelt werden, das die Teilnehmer/innen befähigt, eigene Recherchen und Studien anzustellen, deren Ergebnisse im Seminar vorzustellen und zu diskutieren sind. Wichtig für die Teilnahme am Seminar ist, dass die Teilnehmer/innen die mecklenburgische Mundart soweit beherrschen, dass sie die Mundarttexte beim Lesen wie beim Hören mühelos verstehen können. Literatur: " Richard Wossidlo: Mecklenburgische Volksüberlieferungen: " Bd. 1: Rätsel. Wismar 1897; " Bd. 2: Die Tiere im Munde des Volkes. Wismar 1899; " Bd. 3: Kinderwartung und Kinderzucht. Wismar 1906; " Bd. 4: Kinderreime. Rostock 1931. " Siegfried Neumann: Mecklenburgs Sprichwortschatz. Rostock 2005. " Heike Müns: Niederdeutsches Liederbuch. Rostock 1981 u.ö. " Richard Wossidlo: Mecklenburgische Sagen. Bd. 1-2. Rostock 1939. " Siegfried Neumann: Sagen aus Mecklenburg. München 1993 u.ö. " Siegfried Neumann: Mecklenburgische Volksmärchen. Berlin 1971, 1973. " Siegfried Armin Neumann: Plattdeutsche Märchen. Volkserzählungen aus Mecklenburg. Rostock 1978 u.ö. " Siegfried Armin Neumann. Plattdeutsche Legenden. Volkserzählungen aus Mecklenburg. Berlin 1973, 1974. " Richard Wossidlo / Siegfried Neumann: Volksschwänke aus Mecklenburg. Berlin 1963 u.ö. " Siegfried Neumann: Ein mecklenburgischer Volkserzähler. Berlin 1968 u.ö. " Hermann Bausinger: Formen der Volkspoesie. Berlin 1968 u.ö. Christoph Schmitt Volkskundliche Erzählforschung. Eine Einführung in ihre historischen und vergleichenden Methoden Mi, 17.15 18.45 Uhr, HS 232 Proseminar, 2 SWS, fakultativ " alle Studiengänge; D, K, IDS " Abschluss mit Teilnahme- oder Leistungsschein; Modulprüfung wählbar Ziel des Seminars ist es, einen Abriss der volkskundlichen Erzählforschung zu bieten und ihre methodischen Zugänge zu erläutern. Dabei sollen insbesondere die wechselhaften Impulse

zwischen der folkloristischen und literaturwissenschaftlichen Erzählforschung aufgezeigt werden. In der Volkskunde wird der Begriff der Erzählforschung auf sog. »Einfache Formen« bezogen, auf Sage, Legende, Exempel, Rätsel, Märchen, Fabel, Sprichwort und Redensart, in jüngerer Zeit auch auf Anekdote, Gerücht oder »Alltägliche Erzählung«. Die klassischen Ansätze der Folkloristik behandeln die Erzählung als stoffliche Realisierung einer Variante. Mit der rezeptionsästhetischen Wendung, die sich gleichfalls in der Literaturwissenschaft vollzog, gerieten der Kontext und das Erzählen in den Fokus. In jüngerer Zeit thematisiert die volkskundliche Erzählforschung die wechselhaften Prozesse zwischen mündlichem, schriftlichem und bildlichem Erzählen und damit den Medientransfer schlechthin. Die Teilnehmer sollen wesentliche Zugänge der folkloristischen Erzählforschung kennen lernen. Über historische und komparatistische Methoden hinaus, mit denen die Geschichte und Organisation von Stoffen und die Konstruktion sog. Erzähltypen versucht wurde, sollen strukturalistische und phänomenologische Methoden, das anthropologisch-ästhetische Konzept der »Einfachen Formen«, die Eigenarten von Erzählern, ihres Repertoires und des Performanzmilieus, Erzählstrategien u. a. m. durchleuchtet werden. Am Ende soll dem Seminarteilnehmer die funktionale Distribution des folkloristischen Gattungssystems begreifbar gemacht werden. Schließlich sollen typische Bearbeitungsprozesse im Medientransfer sichtbar werden, um der Frage, was Erzählen und Erzählung im eigentlichen Sinne bedeutet, näher zu kommen. Für die erfolgreiche Teilnahme wird die Übernahme eines Einzel- oder Gruppenreferates erwartet. Leistungsschein ist möglich. Wolfgang Steusloff Seemannsleben auf mecklenburgischen Segelschiffen im Spiegel des Sammelwerkes von Richard Wossidlo Do, 13.15 14.45 Uhr, R. 7028 Seminar, 2 SWS, fakultativ " alle Studiengänge; D, K, IDS " Abschluss mit Teilnahme- oder Leistungsschein; Modulprüfung wählbar Über die niederdeutsch-seemannssprachlichen Mitteilungen von Hunderten befragter Gewährsleute Matrosen, Steuerleute und Kapitäne, die dem Volkskundler Richard Wossidlo noch aus eigenem Erleben über die Blütezeit der mecklenburgischen Segelschifffahrt (etwa zwischen 1850 und 1880) berichten konnten erschließt sich ein eindrucksvolles Bild vom Seemannsleben jener Zeit. Veröffentlicht wurde ein Großteil der umfangreichen Sammlung 1940 und sogar noch 1943, und zwar unter dem Titel »Reise, Quartier, in Gottesnaam« (Weckruf, mit dem auf Segelschiffen die nächste Wache geweckt wurde). Im Vorwort weist Wossidlo darauf hin, dass nichts aus Büchern entlehnt sei und dass er die Äußerungen seiner Gewährsmänner unverändert gelassen habe, um dem ganzen Bilde den Charakter der Echtheit zu bewahren. Den großartigen Erfolg dieser sachlichen Materialedition, die inzwischen nicht weniger als zehn Auflagen erreicht hat, sollte Wossidlo jedoch nicht mehr erleben. Für das Seminar sind aus der umfangreichen Sammlung jene thematischen Bereiche ausgewählt worden, die das Seemannsleben an Bord umfassen. Dank der wortgetreuen Aufzeichnungen Wossidlos lässt sich auch dieser Teil der maritimen Alltagskultur bestens mit den Worten der alten Fahrensleute erhellen, was allerdings voraussetzt, dass Niederdeutsch zumindest verstanden wird. Literatur: " Wossidlo, Richard: Reise, Quartier, in Gottesnaam. Das Seemannsleben auf den alten

zwischen der folkloristischen und literaturwissenschaftlichen Erzählforschung aufgezeigt werden.<br />

In der Volkskunde wird der Begriff der Erzählforschung auf sog. »Einfache Formen« bezogen, auf<br />

Sage, Legende, Exempel, Rätsel, Märchen, Fabel, Sprichwort und Redensart, in jüngerer Zeit auch<br />

auf Anekdote, Gerücht oder »Alltägliche Erzählung«. Die klassischen Ansätze der Folkloristik<br />

behandeln die Erzählung als stoffliche Realisierung einer Variante. Mit der rezeptionsästhetischen<br />

Wendung, die sich gleichfalls in der Literaturwissenschaft vollzog, gerieten der Kontext und das<br />

Erzählen in den Fokus. In jüngerer Zeit thematisiert die volkskundliche Erzählforschung die<br />

wechselhaften Prozesse zwischen mündlichem, schriftlichem und bildlichem Erzählen und damit<br />

den Medientransfer schlechthin.<br />

Die Teilnehmer sollen wesentliche Zugänge der folkloristischen Erzählforschung kennen lernen.<br />

Über historische und komparatistische Methoden hinaus, mit denen die Geschichte und<br />

Organisation von Stoffen und die Konstruktion sog. Erzähltypen versucht wurde, sollen<br />

strukturalistische und phänomenologische Methoden, das anthropologisch-ästhetische Konzept der<br />

»Einfachen Formen«, die Eigenarten von Erzählern, ihres Repertoires und des Performanzmilieus,<br />

Erzählstrategien u. a. m. durchleuchtet werden. Am Ende soll dem Seminarteilnehmer die<br />

funktionale Distribution des folkloristischen Gattungssystems begreifbar gemacht werden.<br />

Schließlich sollen typische Bearbeitungsprozesse im Medientransfer sichtbar werden, um der Frage,<br />

was Erzählen und Erzählung im eigentlichen Sinne bedeutet, näher zu kommen.<br />

Für die erfolgreiche Teilnahme wird die Übernahme eines Einzel- oder Gruppenreferates erwartet.<br />

Leistungsschein ist möglich.<br />

Wolfgang Steusloff<br />

Seemannsleben auf mecklenburgischen Segelschiffen im Spiegel des Sammelwerkes von<br />

Richard Wossidlo<br />

Do, 13.15 14.45 Uhr, R. 7028<br />

Seminar, 2 S<strong>WS</strong>, fakultativ<br />

" alle Studiengänge; D, K, IDS<br />

" Abschluss mit Teilnahme- oder Leistungsschein; Modulprüfung wählbar<br />

Über die niederdeutsch-seemannssprachlichen Mitteilungen von Hunderten befragter Gewährsleute<br />

Matrosen, Steuerleute und Kapitäne, die dem Volkskundler Richard Wossidlo noch aus eigenem<br />

Erleben über die Blütezeit der mecklenburgischen Segelschifffahrt (etwa zwischen 1850 und 1880)<br />

berichten konnten erschließt sich ein eindrucksvolles Bild vom Seemannsleben jener Zeit.<br />

Veröffentlicht wurde ein Großteil der umfangreichen Sammlung 1940 und sogar noch 1943, und<br />

zwar unter dem Titel »Reise, Quartier, in Gottesnaam« (Weckruf, mit dem auf Segelschiffen die<br />

nächste Wache geweckt wurde). Im Vorwort weist Wossidlo darauf hin, dass nichts aus Büchern<br />

entlehnt sei und dass er die Äußerungen seiner Gewährsmänner unverändert gelassen habe, um dem<br />

ganzen Bilde den Charakter der Echtheit zu bewahren. Den großartigen Erfolg dieser sachlichen<br />

Materialedition, die inzwischen nicht weniger als zehn Auflagen erreicht hat, sollte Wossidlo jedoch<br />

nicht mehr erleben.<br />

Für das Seminar sind aus der umfangreichen Sammlung jene thematischen Bereiche ausgewählt<br />

worden, die das Seemannsleben an Bord umfassen. Dank der wortgetreuen Aufzeichnungen<br />

Wossidlos lässt sich auch dieser Teil der maritimen Alltagskultur bestens mit den Worten der alten<br />

Fahrensleute erhellen, was allerdings voraussetzt, dass Niederdeutsch zumindest verstanden wird.<br />

Literatur:<br />

" Wossidlo, Richard: Reise, Quartier, in Gottesnaam. Das Seemannsleben auf den alten

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