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„Grenzüberschreitungen“ - Institut für niederdeutsche Sprache e.V.

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Vorträge und ReferentInnen der Jahresversammlung 2011<br />

Für einen diatopischen Vergleich von literarischem Missingsch werden darüber<br />

hinaus Textproben aus verschiedenen Regionen des gesamten norddeutschen<br />

Raums gegenübergestellt und ausgewertet.<br />

Bei der Analyse aller Stichproben werden funktionale und soziolinguistische<br />

Aspekte berücksichtigt.<br />

Die Ergebnisse sollen vor dem Hintergrund sprachhistorischer Entwicklungen<br />

betrachtet werden sowie in Bezug auf neuere Sprachkontakttheorien interpretiert<br />

werden.<br />

MARTIN HANSEN (GREIFSWALD)<br />

Zum Wandel des Niederdeutschen auf der Insel Rügen<br />

zwischen dem 19. und 21. Jahrhundert<br />

Seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts ist in der alltäglichen Kommunikation im<br />

Norden Deutschlands ein verstärkter und bis heute kontinuierlicher Rückgang im<br />

Gebrauch des Niederdeutschen zugunsten des hochsprachlichen Sprechens<br />

feststellbar. Dies gilt auch <strong>für</strong> den Sprachraum der Insel Rügen.<br />

Im Vortrag wird die Entwicklung des Mecklenburg-Vorpommerschen in dieser<br />

Region anhand einiger ausgewählter Sprachmerkmale exemplarisch verdeutlicht.<br />

Grundlage bilden die 1880 von Georg Wenker erhobenen 40 Abfragesätze. Sie<br />

wurden zusammen mit entsprechendem Tonbandmaterial von Renate Herrmann-<br />

Winter aus den Jahren 1962/63 und 2006/07 von 20 Orten auf Rügen<br />

herangezogen, und im Rahmen einer Sprachvariablenanalyse miteinander<br />

verglichen und ausgewertet.<br />

Die Vorstellung der Resultate erfolgt unter konsequenter Anwendung der von<br />

Schmidt/Herrgen entwickelten »Theorie der Sprachdynamik«. Ausgangspunkt<br />

dieses Ansatzes ist die Annahme, dass sich <strong>Sprache</strong> per se in einem ständigen<br />

Wandel befindet. Die individuelle Sprachkompetenz eines Sprechers verändert sich<br />

in dem Maße, in welchem lebenslang verschiedenste Situationen sprachlich<br />

bewältigt werden müssen. In der alltäglichen Sprachinteraktion gleichen wir unser<br />

Sprachwissen mit Anderen permanent ab (»Synchronisierung«). Sprachvariation ist<br />

so verstanden eine notwendige Folgeerscheinung, die bei dauerhaft gesichertem<br />

Sprachgebrauch zwischen Niederdeutschsprechern auftritt. Sie zeigt sich in den<br />

Resultaten der empirischen Untersuchung beispielsweise in der schrittweisen<br />

Annäherung an das hochdeutsche Sprachsystem. Weitere Ergebnisse, wie<br />

weitgehende Konstanz des <strong>niederdeutsche</strong>n Lautsystems, allgemeine Abnahme<br />

der Dialektkompetenz und Vorhandensein potenzieller Reliktlagen werden mit<br />

sozio-kommunikativen Faktoren, zum Beispiel dialektaler <strong>Sprache</strong>rwerb,<br />

Sprachgebrauch und Sprachbewertung sowie Einflüssen von Sprachökonomie und<br />

natürlichen Lautwandel, in Zusammenhang gebracht.<br />

Mithilfe einiger weniger Sprachvariablen soll die Dialektentwicklung auf der Insel<br />

Rügen nachvollziehbar werden, und zugleich die Relevanz des sprachdynamischen<br />

Erklärungsansatzes diskutiert werden.<br />

CAROLIN JÜRGENS (HAMBURG)<br />

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