Abfall & Recycling - IHI Zittau
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G. Kayser<br />
Technische Grundlagen des Umweltmanagements<br />
Schwerpunkt 2<br />
<strong>Abfall</strong>behandlung • <strong>Recycling</strong><br />
Skript zur Vorlesung
Letzte Überarbeitung: Februar 2010
2 Schwerpunkt <strong>Abfall</strong> - <strong>Recycling</strong><br />
2.1 Entwicklung der <strong>Abfall</strong>wirtschaft<br />
Entwicklung der <strong>Abfall</strong>wirtschaft 1<br />
Die ersten Hinweise auf eine gezielte Ablagerung von Abfällen an außerhalb von Siedlungen<br />
liegenden Plätzen werden auf ein Alter von ca. 10.000 bis 11.000 Jahre datiert. Bei den Abfällen<br />
handelte es sich Speisereste (Knochen, Muschelschalen, etc.) und zerstörte Haushaltsgegenstände<br />
(Tonscherben, etc.) die wahrscheinlich aus den Ansiedlungen entfernt<br />
wurden, um Belästigungen durch Ungeziefer, Tiere und Gestank zu entgehen [Bilitewski et<br />
al. 1994]. Im Altertum gab es in vielen Städten Europas und Asiens eine geordnete <strong>Abfall</strong>wirtschaft.<br />
Die Abfälle wurden z.B. in Tonvasen gesammelt, abtransportiert und gelagert. In<br />
Athen durfte diese Ablagerung nur in einer Entfernung von mindestens 2 km von der Stadtmauer<br />
erfolgen [Hösel, 1990]. Auch eine Lagerung von Abfällen zusammen mit Fäkalien in<br />
Gruben, die von Zeit zu Zeit geleert und gereinigt wurden, ist überliefert [Bilitewski et al.<br />
1994].<br />
Das Wissen um die ersten Hygienetechniken ging mit dem Untergang des Römischen Reiches<br />
und den Wirren der Völkerwanderung verloren. Erst im 15. Jahrhundert wurden Maßnahmen<br />
zur Reinhaltung der Städte durchgeführt: Auf Anweisung der Ratsversammlungen<br />
wurden die Strassen der Städte gepflastert und regelmäßig gereinigt, es wurden <strong>Abfall</strong>sammelbehälter<br />
eingeführt, Tierkadaver eingesammelt und der Besitz von Pesttoten verbrannt.<br />
Der Beginn der modernen <strong>Abfall</strong>wirtschaft kann etwa auf die Mitte des 19. Jahrhunderts datiert<br />
werden. Mit den zunehmenden Erkenntnissen der Medizin über Bakterien und Viren als<br />
Krankheitserreger und deren Ausbreitungspfade wurden entsprechende Hygienemaßnahmen<br />
ergriffen. In England wurde im Zuge dieser Anstrengungen 1876 die erste Müllverbrennungsanlage<br />
gebaut. Die erste derartige Anlage in Deutschland entstand 1893 in Hamburg<br />
[Bilitewski et al. 1994].<br />
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden dann die ersten Anlagen zur Wertstoffrückgewinnung<br />
aus Hausmüll errichtet. 1898 wurde in New York eine Handsortieranlage gebaut, über<br />
die der <strong>Abfall</strong> von 116.000 Einwohnern entsorgt wurde. Ihre Rückgewinnungsrate lag bei 37<br />
Gew.-% [Vesilind und Riemer, 1981]. Auch in Berlin, Hamburg und München wurden zu der<br />
Zeit Handsortieranlagen gebaut. Die Anlage in München war mit einer Kombination von<br />
Siebtrommeln und Förderbändern ausgestattet und konnte 300 Mg <strong>Abfall</strong> pro Tag sortieren<br />
[Bilitewski et al. 1994].<br />
Mitte der sechziger Jahre wurden die Grundlagen für die heutige <strong>Abfall</strong>wirtschaft gelegt. Die<br />
anhaltende Steigerung der industriellen Produktion und des privaten Verbrauchs führten in<br />
den sechziger und siebziger Jahren zu einer ”Müll-Lawine” [Ersner, 1972]. Da kommunale<br />
Abfälle zu der Zeit ungeordnet auf ca. 50.000 kleinen Kippen abgelagert wurden, konnte die<br />
anfallende Menge an Hausmüll nur grob auf 9 bis 18 Mio. Mg/a geschätzt werden. Vordringliches<br />
Ziel waren die Schließung der kleinen Deponien und die Errichtung geordneter <strong>Abfall</strong>-
2<br />
<strong>Abfall</strong>wirtschaft - <strong>Recycling</strong><br />
entsorgungsanlagen, um damit die von den ungeordneten Müllkippen ausgehende Umweltgefährdung<br />
(v.a. Verschmutzung von Grund- und Oberflächengewässern) zu minimieren. Als<br />
gesetzliche Grundlage für diese Maßnahmen wurde 1972 das <strong>Abfall</strong>beseitigungsgesetz erlassen.<br />
Die Anstrengungen zum Aufbau einer umweltgerechten <strong>Abfall</strong>wirtschaft, bewirkten<br />
deutliche Fortschritte bei der Hausmüllbehandlung:<br />
Die Zahl der in Betrieb befindlichen Deponien konnte erheblich vermindert und gleichzeitig<br />
der technische Standard kontinuierlich verbessert werden. 1980 wurden noch 530 und 1984<br />
noch 385 Hausmülldeponien (in den alten Bundesländern) betrieben, die ca. 70% des anfallenden<br />
kommunalen <strong>Abfall</strong>s entsorgten [Umweltbundesamt, 1988]. Die Deponietechnik wurde<br />
zum aktuellen Multibarrierensystem weiterentwickelt. Die geschlossenen Deponien enthielten<br />
zum Teil Schadstoffe und müssen bei entsprechendem Gefährdungspotential als<br />
Altlasten eingestuft werden. Dies trifft für ca. 15 bis 30% der 100.000 Altablagerungen in der<br />
Bundesrepublik zu [Förstner, 1995a]. Problematisch beim Betrieb von <strong>Abfall</strong>deponien war<br />
und ist deren Langzeitdichtigkeit, die auch bei einer sehr weit entwickelten Deponietechnik<br />
nicht vollständig garantiert werden kann. Ein Beispiel hierfür stellt die Deponie Georgswerder<br />
in Hamburg dar, die bis 1979 betrieben wurde. Dort wurden - entsprechend dem damaligen<br />
Stand der Technik - Sonderabfälle in Hausmüll eingebettet. Schon 1983 war in den Sickerwässern<br />
der Deponie eine Vielzahl unterschiedlicher Schadstoffe einschließlich polychlorierter<br />
Dioxine zum Teil in hohen Konzentrationen nachzuweisen. Die Deponie musste für mehrere<br />
hundert Millionen DM saniert werden [Wolf, 1997].<br />
Parallel zur Weiterentwicklung der Deponietechnik wurden verstärkt Hausmüllverbrennungsanlagen<br />
gebaut. Diese waren ganz überwiegend lediglich mit Entstaubungseinrichtungen<br />
ausgestattet, so dass eine erhebliche Zunahme der Emission von Schadgasen festzustellen<br />
war. Dabei handelte es sich nicht nur um saure Gase, wie Schwefeldioxid oder Salzsäure,<br />
die zum Teil auch in Kraftwerksabluft auftreten, sondern auch um organische Schadstoffe<br />
wie polychlorierte Dioxine und Furane. Gerade die Emission organischer Schadstoffe führte<br />
zu einer intensiven öffentlichen Auseinandersetzung über die <strong>Abfall</strong>verbrennung. 1994 waren<br />
52 Hausmüllverbrennungs- und eine Hausmüllpyrolyseanlage in der Bundesrepublik Betrieb<br />
[Bilitewski et al., 1994].<br />
Auch die biologische Behandlung von kommunalen Abfällen wurde verstärkt eingesetzt. Bis<br />
1987 waren 28 <strong>Abfall</strong>kompostieranlagen in Betrieb gegangen [Bilitewski et al., 1994]. Als<br />
problematisch erwies sich hier der zunehmende Anteil biologisch inerter Stoffe im Hausmüll<br />
(Glas, Metalle, Kunststoffe, Verbundmaterialien), der eine Abtrennung des <strong>Abfall</strong>s organischer<br />
Herkunft vor der Behandlung erforderlich macht. So waren 1993 80 Bioabfallkompostwerke<br />
und weniger als 10 Hausmüllkompostieranlagen in Betrieb [Bilitewski et al., 1994].<br />
Das primäre Ziel nämlich die Errichtung einer weitgehend umweltverträglichen geordneten<br />
<strong>Abfall</strong>beseitigung konnte durch diese Maßnahmen erreicht werden. Dagegen war<br />
es nicht gelungen, das Stoffmengenproblem auch nur annähernd in den Griff zu bekommen.<br />
Erst 1986 wurde im <strong>Abfall</strong>gesetz der Vorrang einer <strong>Abfall</strong>vermeidung vor der Behandlung
Rechtliche Regelungen 3<br />
oder Ablagerung festgeschrieben. Ziel ist es, die Menge an zu entsorgendem <strong>Abfall</strong> möglichst<br />
weit zu vermindern.<br />
2.2 Rechtliche Regelungen / Hierarchie<br />
Die <strong>Abfall</strong>entsorgung wird durch das Im Kreislaufwirtschafts- und <strong>Abfall</strong>gesetz [KrW-/AbfG],<br />
1994 geregelt. Darin ist festgelegt, dass Abfälle<br />
1. zu vermeiden sind,<br />
2. wenn dies nicht möglich ist, verwertet werden sollen<br />
3. und erst als letzte Alternative umweltgerecht zu beseitigen sind.<br />
Die Vermeidung wird dabei präzisiert auf die Verminderung ”insbesondere der Menge und<br />
Schädlichkeit” der Abfälle. Es wird zwischen stofflicher und energetischer Verwertung unterschieden.<br />
Unter stofflicher Verwertung wird die Wiederverwendung der im <strong>Abfall</strong> enthaltenen<br />
Stoffe als Rohstoff oder Produkt verstanden. Als energetische Verwertung wird der Einsatz<br />
des <strong>Abfall</strong>s als Brennstoff zum Zweck der Energiegewinnung (nicht zum Zweck der Zerstörung<br />
von enthaltenen Schadstoffen) verstanden [KrW-/AbfG, 1994].<br />
Auch im Bundesimmissionsschutzgesetz (BImSchG) wird die Vermeidung von Reststoffen<br />
vorgeschrieben. Genehmigungsbedürftige Anlagen können nur errichtet werden, wenn diese<br />
Voraussetzung erfüllt ist. Allerdings gilt das BImSchG nur für Anlagen, nicht für bestimmte<br />
Produkte. Somit ist es keine Grundlage beispielsweise zur Verminderung der Menge an anfallenden<br />
Verpackungsabfällen [Warth, 1988].<br />
In §3 des KrW-/AbfG wird der <strong>Abfall</strong>begriff definiert: ”Abfälle im Sinne dieses Gesetzes sind<br />
bewegliche Sachen, deren sich der Besitzer entledigen will oder deren geordnete Entsorgung<br />
zur Wahrung des Wohls der Allgemeinheit, insbesondere des Schutzes der Umwelt,<br />
geboten ist.” Es werden somit ein subjektiver <strong>Abfall</strong>begriff: ”...deren sich der Besitzer entledigen<br />
will...” und eine objektiver <strong>Abfall</strong>begriff:”...zur Wahrung des Wohls der Allgemeinheit...geboten<br />
ist.” definiert. Eine Sache kann somit auch aufgrund ihres Gefährdungspotential<br />
zum <strong>Abfall</strong> werden, obwohl der Besitzer sich ihrer nicht entledigen will. Dabei wird zwischen<br />
”Abfällen zur Verwertung” und ”Abfällen zur Beseitigung” unterschieden.<br />
Es wird weiter (unter anderem) festgelegt, dass Abfälle<br />
• so zu entsorgen sind, dass das Allgemeinwohl nicht beeinträchtigt wird,<br />
• <strong>Abfall</strong>besitzer zu entsorgende Abfälle den öffentlichen Entsorgungseinrichtungen (oder<br />
deren Auftragnehmer) überlassen müssen,<br />
• Abfälle nur in zugelassenen Anlagen entsorgt werden.<br />
Die behördliche Überwachung von Abfällen orientiert sich an deren Gefährlichkeit. Dementsprechend<br />
wird zwischen<br />
• besonders überwachungsbedürftigen,<br />
• überwachungsbedürftigen und<br />
• nicht überwachungsbedürftigen<br />
Abfällen unterschieden [Ruchay, 1998].
4<br />
<strong>Abfall</strong>wirtschaft - <strong>Recycling</strong><br />
In der Technischen Anleitung Siedlungsabfall [TA Siedlungsabfall, 1993] werden Anforderungen<br />
an zu entsorgende kommunale Abfälle, sowie an die Behandlungs- und Entsorgungseinrichtungen<br />
präzisiert. Insbesondere sind dort Grenzwerte für die Gehalte an Schadund<br />
Belastungsstoffen in den anzulagernden Abfällen und Mindestanforderungen an die Abdichtung<br />
von Deponien gegenüber der Umgebung festgelegt. In der <strong>Abfall</strong>ablagerungsverordnung<br />
[AbfAblV, 2001] wird die Ablagerung gering belasteter mineralischer Abfälle sowie<br />
von mechanisch-biologisch behandelten Siedlungsabfällen geregelt.<br />
In der Technischen Anleitung <strong>Abfall</strong> [TA <strong>Abfall</strong>, 1991] werden die Anforderungen an Aufbau<br />
und Betrieb von Behandlungsanlagen und Deponien für nicht verwertbare besonders überwachungsbedürftige<br />
Abfälle (Sondermüll), sowie Grenzwerte für Schad- und Belastungsstoffe<br />
in den Abfällen festgelegt. Darüber hinaus werden für diese Abfälle spezifische Entsorgungswege<br />
vorgeschrieben.<br />
Mit der Verpackungsverordnung wird das Ziel der quantitativen Verringerung der anfallenden<br />
Verpackungsabfälle verfolgt. In dieser Verordnung ist eine Rücknahmepflicht der Hersteller<br />
für Transport-, Um- und Verkaufsverpackungen geregelt [VerpackV, 1998]. Da als Ersatz für<br />
die direkte Rücknahme die Beteiligung an einem flächendeckenden, verbrauchernahen<br />
Rücknahmesystem für Verpackungen akzeptiert wird, bildet die Verpackungsverordnung die<br />
rechtliche Grundlage für die Tätigkeit der Firma ”Duales System Deutschland”, die mit der<br />
Sammlung, Sortierung und Verwertung von Verpackungsabfällen beauftragt ist.<br />
Eine sowohl quantitative, als auch qualitative Verringerung von Abfällen wird mit der Batterieverordnung<br />
angestrebt. Hier ist eine Rücknahme- und Verwertungspflicht der Hersteller<br />
festgelegt, um so die Schadstoffeinträge in Abfälle zu minimieren und die Verwertungsquote<br />
zu erhöhen [BattV, 2001].<br />
2.3 <strong>Abfall</strong>mengen und -zusammensetzung<br />
Pro Jahr fallen in der Bundesrepublik Deutschland knapp 340 Mio. Mg Abfälle an. Diese Gesamtmenge<br />
setzt sich aus unterschiedlichen <strong>Abfall</strong>arten zusammen, deren Mengen stark<br />
differierenden. In Tab. 2-1 sind die entsprechenden Zahlen zusammengestellt, in Abb. 2-1<br />
sind die Anteile der einzelnen <strong>Abfall</strong>arten dargestellt.<br />
Tab. 2-1 Bei öffentlichen Anlagen angelieferte <strong>Abfall</strong>mengen in der Bundesrepublik<br />
Deutschland (Zahlen für 1998 aus Umweltbundesamt, 2002a)<br />
<strong>Abfall</strong>art Tsd. Mg<br />
Bauschutt, Bodenaushub, Straßenaufbruch, Baustellenabfälle 230.997<br />
Abfälle aus der Produktion 47.963<br />
Bergematerial aus dem Bergbau 56.155<br />
Hausmüll, hausmüllähnlicher Gewerbeabfall, Sperrmüll, Straßenkehricht,<br />
Marktabfälle.<br />
44.094<br />
Besonders überwachungsbedürftige Abfälle 19.102<br />
Gesamt 398.311
Die größte Einzelgruppe an<br />
Abfällen stellen Bauschutt,<br />
Straßenaufbruch, Baustellenabfälle<br />
und Bodenaushub<br />
dar, die allein fast 60% der<br />
Gesamtmasse ausmachen.<br />
Produktionsabfälle und Bergematerial<br />
sowie Hausmüll<br />
und hausmüllähnliche Gewerbeabfälle<br />
liegen bei jeweils<br />
ca. 10 - 15 % der Gesamtmenge.<br />
Insgesamt bleibt<br />
das <strong>Abfall</strong>aufkommen in<br />
Deutschland in den letzten<br />
Jahren konstant [Umweltbundesamt,<br />
2002a].<br />
<strong>Abfall</strong>mengen und -zusammensetzung 5<br />
Bauschutt etc.<br />
58%<br />
Sonderabfälle<br />
5%<br />
Hausmüll etc.<br />
11%<br />
Bergematerial<br />
14%<br />
Produktionsabfälle<br />
12%<br />
Abb. 2-1 Anteile unterschiedlicher <strong>Abfall</strong>arten an den im<br />
Jahr 1998 in der Bundesrepublik Deutschland<br />
angefallenen Abfällen (Daten aus Umweltbundesamt,<br />
2002a)<br />
2.3.4 Hausmüll, Sperrmüll und hausmüllähnlicher Gewerbeabfall<br />
Unter Hausmüll werden feste Abfälle aus Haushalten verstanden, die von der zuständigen<br />
Gebietskörperschaft regelmäßig eingesammelt werden. Er enthält in der Regel auch Anteile<br />
von Abfällen aus Büros, Geschäften, Arztpraxen und anderen Gewerbebetrieben. Dabei<br />
werden auch getrennt gesammelte Wertstoffe wie z.B. Altglas, Altpapier, Verpackungen, etc.<br />
sowie Straßenkehricht und Gartenabfälle mit berücksichtigt. Sperrmüll unterscheidet sich<br />
vom Hausmüll v.a. durch die Größe der einzelnen <strong>Abfall</strong>stücke.<br />
<strong>Abfall</strong>mengen in TSd. Mg<br />
40000<br />
35000<br />
30000<br />
25000<br />
20000<br />
15000<br />
10000<br />
5000<br />
0<br />
1996 1997 1998<br />
sonstige Altstoffe (Glas etc.)<br />
Kompostierbare Abfälle<br />
Sperrmüll<br />
Hausmüll & hausmüllähnliche<br />
Gew erbeabfälle<br />
Abb. 2-2 Haushaltsabfälle in Deutschland 1996 bis 1998 (Daten aus Umweltbundesamt,<br />
2002a)
6<br />
<strong>Abfall</strong>wirtschaft - <strong>Recycling</strong><br />
2.3.5 Produktions- und Gewerbeabfälle<br />
Der Gesamtanfall an Produktionsabfällen liegt in der Bundesrepublik bei ca. 78 Mio. Mg jährlich.<br />
Abfälle aus Industrie und Gewerbe werden entsprechend ihrer Eigenschaften und der<br />
jeweils anfallenden Menge zusammen mit dem Hausmüll oder separat entsorgt. In Abb. 2-3<br />
ist die Aufteilung der Produktionsabfälle in verschiedene Klassen dargestellt.<br />
Nicht mit dem Hausmüll zu entsorgen sind ”besonders überwachungsbedürftige Abfälle”<br />
Abb. 2-3 Klassifizierung der Industrie- und Gewerbeabfälle [Bilitewski et al., 1994]<br />
(”Sonderabfälle”), einige ”bestimmte Abfälle” sowie einige <strong>Abfall</strong>arten, die aufgrund ihrer<br />
Menge oder Art von der gemeinsamen Entsorgung ausgeschlossen werden. Diese Abfälle<br />
unterliegen einem Überwachungsverfahren, bei dem ihre Entstehung, ihr Transport und ihre<br />
Entsorgung behördlich kontrolliert werden. Sie werden entsprechend der Bestimmungsverordnung<br />
für überwachungsbedürftige bzw. für besonders überwachungsbedürftige Abfälle<br />
einer <strong>Abfall</strong>art zugeordnet und mit einer <strong>Abfall</strong>schlüsselnummer bzw. einem <strong>Abfall</strong>code nach<br />
dem Europäischen <strong>Abfall</strong>katalog gekennzeichnet.<br />
2.3.6 Besonders überwachungsbedürftige Abfälle<br />
Als besonders überwachungsbedürftig nach § 2 des AbfG. werden Abfälle bezeichnet, die<br />
aufgrund ihres hohen Schadstoffgehaltes ein hohes Toxizitätspotential aufweisen. Es handelt<br />
sich dabei um Stoffe, die direkt gesundheitsgefährdend sind oder Krankheitserreger enthalten,<br />
wasser- oder luftgefährdend bzw. explosiv oder brennbar sind. Im Jahr 1998 fielen in der<br />
Bundesrepublik insgesamt 19,1 Mio. Mg besonders überwachungsbedürftige Abfälle an, was<br />
ca. 4,8 % des gesamten <strong>Abfall</strong>aufkommens entspricht [Umweltbundesamt, 2002a].
Die Mengenentwicklung<br />
der Abfälle von<br />
1996 bis 1998 und der<br />
jeweilige Anteil innerbzw.<br />
außerbetrieblicher<br />
Entsorgung sind in<br />
Abb. 2-4 dargestellt.<br />
Die mengenmäßige<br />
Verteilung der anfallenden<br />
Sonderabfälle<br />
auf unterschiedliche<br />
<strong>Abfall</strong>arten zeigt Abb.<br />
2-5.<br />
18%<br />
6%<br />
13%<br />
<strong>Abfall</strong>mengen und -zusammensetzung 7<br />
Menge (Tsd. Mg/a)<br />
25000<br />
20000<br />
15000<br />
10000<br />
5000<br />
0<br />
1996 1997 1998<br />
Jahr<br />
innerbetrieblich<br />
entsorgt<br />
außerbetrieblich<br />
entsorgt<br />
Abb. 2-4 Entwicklung der Menge an Sonderabfällen von 1996 bis<br />
1998 und Anteil inner- bzw. außerbetrieblicher Entsorgung<br />
(Daten aus Umweltbundesamt 2002a)<br />
Aufkommen an besonders überwachungsbedürftigen<br />
Abfällen<br />
6% 5%<br />
1%<br />
6%<br />
45%<br />
sonstige Sonderabfälle<br />
Abfälle mineralischen Ursprungs (ohne Metallabfälle)<br />
Metalle, Veredelungsprodukte, andere mineralische Abfälle<br />
Säuren, Laugen und Konzentrate<br />
Abfälle von Mineralöl- und Kohleveredlungsprodukten<br />
Organische Lösemittel, Farben, Lacke, Klebstoffe u. Harze<br />
Kunststoffe, Gummi, Abfälle aus chemischen Umwandlungen und<br />
Synthesen<br />
Abfälle aus Wasserreinigung, Gewässerunterhaltung, Behandlungsund<br />
Beseitigungsanlagen<br />
Abb. 2-5 Aufkommen an unterschiedlichen besonders überwachungsbedürftigen Abfällen<br />
in der Bundesrepublik aus Produktion und Krankenhäusern im Jahr 1997 (Daten<br />
aus Umweltbundesamt, 2002b)<br />
2.4 Sammlung von Abfällen<br />
Die <strong>Abfall</strong>beseitigung umfasst nach $ 1 Abs. 2 AbfG neben der Verwertung, Behandlung und<br />
Ablagerung auch die Sammlung, Beförderung und Lagerung von Abfällen. Oftmals können<br />
Abfälle nicht am Ort ihrer Entstehung wiederverwertet oder entsorgt werden und müssen<br />
somit zu einer zentralen Behandlungs- oder Entsorgungsanlage transportiert werden. Sie<br />
werden am Anfallort (Haushalt, Betrieb) bereitgestellt und von den entsorgungspflichtigen<br />
Körperschaften oder zugelassenen Transportunternehmen gesammelt und abtransportiert.<br />
Mit der Sammlung und dem Transport soll die Erfassung der gesamten in Haushalten, Industrie-<br />
und Gewerbebetrieben anfallenden Abfälle, deren Transport zu geeigneten Behand-
8<br />
<strong>Abfall</strong>wirtschaft - <strong>Recycling</strong><br />
lungs- oder Beseitigungsanlagen und die getrennte Erfassung von Wertstoffen sichergestellt<br />
werden.<br />
Der Bereich ”Abfuhr” verursacht 30 bis 70 % der Gesamtkosten für die <strong>Abfall</strong>entsorgung<br />
[Gallenkemper und Brunnert, 1994] und stellt somit einen bedeutenden Faktor mit hohem<br />
Einsparpotential dar. Er hat zudem Einfluss auf die Zusammensetzung, Reinheit und Erfassungsmenge<br />
an Abfällen.<br />
2.4.4 Sammelverfahren für Abfälle<br />
Die Sammlung von Abfällen erfolgt in der Bundesrepublik ganz überwiegend in Systemverfahren,<br />
d.h. mit Behältern und Fahrzeugen, die aufeinander abgestimmt sind. Dabei wird<br />
zwischen folgenden Verfahren unterschieden:<br />
• Umleerverfahren: Es wird bei der Sammlung von Haumüll und hausmüllähnlichem Gewerbeabfall<br />
eingesetzt. Der <strong>Abfall</strong> wird dabei vom Produzenten in kleineren Behältern mit<br />
Volumina von 35 l bis 5 m 3 erfasst und bereitgestellt. Diese Behälter werden in größere<br />
Sammel- und Transportbehälter (bis 23 m 3 Volumen), die fest auf den Transportfahrzeugen<br />
installiert sind, entleert. In modernen Transportbehältern erfolgt auch eine Verdichtung<br />
des <strong>Abfall</strong>s<br />
• Wechselverfahren: Es wird für große <strong>Abfall</strong>mengen (Gewerbe) und Abfälle mit hoher<br />
Dichte (z.B. Bauschutt) eingesetzt. Dabei werden die vollen Container durch leere des<br />
gleichen Typs ersetzt, abtransportiert und an der Behandlungs- oder Beseitigungsanlage<br />
entleert. Zum Teil werden auch die leeren Behälter direkt wieder beim <strong>Abfall</strong>produzenten<br />
bereitgestellt (Direkttransport). In der Regel werden aus wirtschaftlichen Gründen Behälter<br />
mit Volumina ab 4 m 3 verwendet [Bilitewski et al., 1994].<br />
• Einwegverfahren: Es wird v.a. bei kurzfristig erhöhtem Müllaufkommen eingesetzt<br />
(Großveranstaltungen, Ausstellungen, Campingplätze, etc.) oder wenn besondere hygienische<br />
Anforderungen zu erfüllen sind (Krankenhäuser, Pflegeheime, etc.). Die Abfälle<br />
werden dabei in Kunststoff- oder Papiersäcken erfasst und zur Sammlung bereitgestellt.<br />
Die Verladung der Säcke erfolgt üblicherweise von Hand. Das Sackvolumen ist wegen<br />
der physischen Belastung des Personals auf maximal 110 l begrenzt, in der Regel werden<br />
Säcke mit 50 bis 70 l Volumen eingesetzt. Durch die Säcke wird das <strong>Abfall</strong>aufkommen<br />
bei dieser Sammlungsmethode um ca. 3% erhöht [Bilitewski et al., 1994].<br />
Als Sonderformen werden für spezielle, fluide <strong>Abfall</strong>arten auch pneumatische bzw. hydraulische<br />
Sammelsysteme eingesetzt. Auch die Sammlung und der Transport von überwachungsbedürftigen<br />
oder besonders überwachungsbedürftigen Abfällen erfolgt nach den ober<br />
erwähnten Verfahren. Dabei werden jedoch zum Teil erheblich höhere Anforderungen an die<br />
Gerätschaften und das Bedienungspersonal gestellt [Rößler, 1997].<br />
2.5 <strong>Abfall</strong>vermeidung<br />
Unter <strong>Abfall</strong>vermeidung werden Maßnahmen verstanden, die das Entstehen von Abfällen<br />
verhindern bzw. die anfallenden Mengen reduzieren. Dabei wird zwischen der quantitativen
<strong>Abfall</strong>mengen und -zusammensetzung 9<br />
<strong>Abfall</strong>vermeidung, die eine direkte Verminderung der <strong>Abfall</strong>mengen beschreibt, die zu verwerten<br />
bzw. zu entsorgen sind und der qualitativen <strong>Abfall</strong>vermeidung unterschieden, die sich<br />
auf die Vermeidung kurzlebiger oder problematischer Produkte bezieht [Bilitewski et al.,<br />
1994].<br />
Die <strong>Abfall</strong>produktion bzw. -vermeidung wird durch direkte Akteure wie Haushalte,<br />
Dienstleister, Handel, produzierendes Gewerbe und Industrie sowie indirekt durch die Gesetzgebungsorgane<br />
(Bund, Länder, Kommunen) beeinflusst.<br />
Da schon bei der Rohstoffgewinnung, der Produktion und dem Transport von Produkten<br />
Umweltbelastungen entstehen müssen diese Bereiche mit in eine Beurteilung einbezogen<br />
werden, wenn die Wirkung von <strong>Abfall</strong>vermeidungsmaßnahmen beurteilt werden soll. Für solche<br />
Gesamtbilanzen werden üblicherweise folgende Erhebungs- und Beurteilungsmethoden<br />
verwendet:<br />
• Stoff- und Energiebilanzen,<br />
• Ökobilanzen,<br />
• Produktlinienanalysen.<br />
Bei der Beurteilung anhand von Stoff- und Energiebilanzen werden die eingesetzten und<br />
produzierten Stoffmengen sowie die dabei verbrauchten (oder freigesetzten) Energien berechnet<br />
und für verschiedene Produkte bzw. Produktions- oder Entsorgungsverfahren miteinander<br />
verglichen.<br />
Bei der Erstellung von Ökobilanzen werden Stoffe und Energien über den gesamten Lebenszyklus<br />
(von der Rohstoffgewinnung bis zu den Emissionen in die Umwelt) eines Produktes<br />
bilanziert. Um einen Vergleich zwischen Produkten oder Verfahren zu ermöglichen, deren<br />
hauptsächliche Umweltauswirkungen in unterschiedlichen Bereichen stattfinden (z.B.<br />
große <strong>Abfall</strong>menge gegenüber hohem Wasserverbrauch) werden üblicherweise Gewichtungsfaktoren<br />
verwendet. Um einheitliche Standards für die Gewinnung und Bewertung der<br />
Daten zu erzielen, wurden auf Normen für die Erstellung von Ökobilanzen erstellt [Marsmann,<br />
2000].<br />
Bei den Produktlinienanalysen wird zusätzlich zu den Stoff- und Energiebilanzen auch bewertet,<br />
inwieweit bestimmte Bedürfnisse durch ein Produkt befriedigt werden. Das Ziel ist<br />
dabei, diese Bedürfnisbefriedigung möglichst umweltverträglich durchzuführen.<br />
2.5.1 Kommunale Abfälle<br />
Vermeidungspotentiale bei Haushaltsabfällen bestehen im Wesentlichen in folgenden Bereichen:<br />
• Nahrungsmittelreste und Reste aus der Essensaufbereitung<br />
• Verpackungen<br />
• Reste in Folge zu großer Packeinheiten<br />
• Wegwerferzeugnisse<br />
• Druckerzeugnisse<br />
• Reste in Folge defekter Produkte
10<br />
<strong>Abfall</strong>wirtschaft - <strong>Recycling</strong><br />
• Gartenabfälle [Bidlingmaier und Kranert, 1994].<br />
Reste von Nahrungsmittel bzw. aus der Nahrungszubereitung sowie Gartenabfälle sind nicht<br />
vermeidbar, sie können jedoch vom <strong>Abfall</strong>produzenten selbst kompostiert und somit wiederverwertet<br />
werden. Im ländlichen Raum stehen 60 bis 70% der Haushalte entsprechend große<br />
Gartenflächen zur Verfügung.<br />
Verpackungsabfälle können durch das Einkaufsverhalten vermieden werden. So kann auf<br />
den Kauf von mehrfach verpackten oder mit Luxusverpackungen oder zu großen Verpackungen<br />
(Mogelverpackung) versehenen Produkten verzichtet werden. Ebenso können Einwegflaschen<br />
und Dosen vermieden werden, wenn entsprechende Produkte in Mehrwegverpackungen<br />
angeboten werden. Durch die Verwendung von Einkaufstaschen kann der Anfall<br />
von Kunststoffabfällen vermindert werden. Der ganz überwiegende Anteil an Verpackungsabfällen<br />
(89%) wurde für Lebensmittel verwendet. Von den ca. 90 kg/(E*a) Verpackungsabfällen<br />
können bei konsequenter Anwendung von Vermeidungsstrategien ca. 60% eingespart<br />
werden, was jedoch mit zum Teil erheblichem Zeitaufwand und auch der Wahl teurerer Produkte<br />
verbunden ist [Bidlingmaier und Kranert, 1994].<br />
Zu große Verpackungseinheiten treten vor allem bei Arzneimitteln und bei Hobby-Artikeln<br />
auf. Das Einsparungspotential wird allein im Hobbybereich auf ca. 1,2 kg/(E*a) geschätzt<br />
[Bidlingmaier und Kranert, 1994].<br />
Wegwerfartikel führen aufgrund ihrer kurzen Lebensdauer zur Erhöhung der <strong>Abfall</strong>mengen.<br />
Sie werden in der Regel mit den Argumenten erhöhter Komfort, verbesserte Hygiene und<br />
verminderten Kosten angeboten - Argumente, die sich bei näherer Betrachtung oft nicht bestätigen<br />
lassen. Hausmüllanalysen ergaben mit ca. 28 kg/(E*a) einen durchschnittlichen Anteil<br />
von 10% am Gesamtabfall, der zu ca. 1 /3 bis ½ auf Wegwerfwindeln zurückzuführen ist [Bidlingmaier<br />
und Kranert, 1994].<br />
Druckerzeugnisse werden zur Information und Unterhaltung genutzt. Ihre Vielfalt ist in unserer<br />
Gesellschaft erwünscht. Einsparungen sind v.a. durch Nichtannahme von Postwurf- und<br />
Werbesendungen sowie durch kritischen Einkauf von Zeitungen und Zeitschriften möglich.<br />
Bei durchschnittlich 30 kg/(E*a) und einer geschätzten realistischen Vermeidungsquote von<br />
20% ergeben sich ca. 6 kg(E*a) als Vermeidungspotenzial [Bidlingmaier und Kranert, 1994].<br />
Ob sich der Anfall von Abfällen aus diesem Bereich durch die zunehmende Verbreitung elektronischer<br />
Informationsmedien (v.a. Internet) auf Dauer vermindern wird, ist derzeit nicht<br />
abschätzbar.<br />
Defekte Produkte fallen überwiegend als Sperrmüll an. Ihre Menge ist schwierig abzuschätzen,<br />
Schätzungen gehen von ca. 15 kg/(E*a) aus [Bidlingmaier und Kranert, 1994].<br />
In Tab. 2-2 sind die Vermeidungspotenziale für Haushaltsabfälle aus den einzelnen Bereichen<br />
zusammengestellt. Das gesamte realistisch zu erwartende Vermeidungspotenzial liegt<br />
demnach bei 93 kg/(E*a), was 31% der durchschnittlichen <strong>Abfall</strong>menge von 300 kg/(E*a)<br />
entspricht. Modellversuche in Berlin, Köln und Hamburg mit freiwillig teilnehmenden Haushalten<br />
ergaben, dass insgesamt 15 bis 21 Gew.-% des Haushaltsabfalls dauerhaft vermie-
<strong>Abfall</strong>mengen und -zusammensetzung 11<br />
den werden können. Insbesondere der Anfall an Metall-, Papier-, Glas- und Kunststoffabfällen<br />
konnte stark verringert werden [Bilitewski et al., 1994].<br />
Tab. 2-2 Theoretisches und realistisches <strong>Abfall</strong>vermeidungspotenzial für Privathaushalte<br />
(verändert nach Bidlingmaier und Kranert, 1994)<br />
<strong>Abfall</strong> theoretische Obergrenze realistische Menge<br />
org. Abfälle aus Küche und Garten bis 80 kg/(E*a) 20 - 40 kg/(E*a)<br />
Verpackungen bis 60 kg/(E*a) 30 kg/(E*a)<br />
zu große Packeinheiten bis 3 kg/(E*a) 1,2 kg/(E*a)<br />
Einwegerzeugnisse 28 kg/(E*a) 14 kg/(E*a)<br />
Druckerzeugnisse 30 kg/(E*a) 6 kg/(E*a)<br />
defekte Produkte 15 kg/(E*a) 1,5 kg/(E*a)<br />
2.5.2 Dienstleistungsgewerbe<br />
Das Dienstleistungsgewerbe ist extrem heterogen. Es umfasst Ver- und Entsorgungsbetriebe,<br />
Beratungs- und Betreuungsunternehmen, öffentliche Verwaltung, Transportbetriebe, etc.<br />
Entsprechend vielfältig sind die Möglichkeiten zur <strong>Abfall</strong>vermeidung.<br />
Grundsätzlich können Dienstleister in zwei Richtungen die Entstehung von Abfällen vermeiden:<br />
Durch Verringerung des bei der täglichen Arbeit entstehenden <strong>Abfall</strong>s und durch verbesserte<br />
Nutzung der vom Unternehmen verwalteten bzw. genutzten Güter.<br />
2.5.2.1 Vermeidung betriebsbedingter Abfälle<br />
Abhängig vom Betrieb müssen unterschiedliche Ansätze gewählt werden. Allgemein<br />
sind in den Bereichen Personal und Beschaffungswesen große Einsparpotenziale vorhanden.<br />
Die Personalabfälle betragen 10 bis 40% des betrieblichen <strong>Abfall</strong>aufkommens. Sie<br />
umfassen Zeitungen, Essensreste, Lebensmittelverpackungen etc. Eine Verringerung kann<br />
nur durch Information und Motivation der Mitarbeiter erreicht werden. Dabei ist auf ein entsprechendes<br />
Warenangebot zu achten (Vermeidung von Einmalbechern bei Getränkeautomaten,<br />
Ersatz von Einweghandtüchern, etc.) [Bidlingmaier und Kranert, 1994].<br />
Über das Beschaffungswesen kann weitreichender Einfluss auf die Entstehung von<br />
Abfällen genommen werden. Ansatzpunkte sind nach Bidlingmaier und Kranert [1994]:<br />
• Verzicht auf Einwegprodukte ,<br />
• Einsatz <strong>Abfall</strong>vermindernder Techniken (Doppelseitige Kopierer, Normalpapier-FAX-<br />
Geräte,<br />
• Verwendung verpackungsarmer Güter,<br />
• Verdrängung schadstoffhaltiger und/oder nicht verwertbarer Güter.<br />
Eine Analyse des Beschaffungsbedarfs und der Benutzungsstruktur kann Aufschlüsse über<br />
die vorhandenen Einsparpotenziale geben [Bidlingmaier und Kranert, 1994].
12<br />
2.5.2.2 Nutzungsoptimierung<br />
<strong>Abfall</strong>wirtschaft - <strong>Recycling</strong><br />
Durch die verbesserte Nutzung vorhandener Güter kann der Ressourcenaufwand bei gleicher<br />
Güternutzung erheblich vermindert werden. Dies kann erreicht werden durch längere<br />
oder intensivere Nutzung vorhandener Güter. Zur Verlängerung der Lebensdauer eines Produktes<br />
sind technische Maßnahmen, wie Reparatur und Instandsetzung, Aufrüstung oder<br />
auch periodische Qualitätsüberwachung bzw. Pflege (Inspektionen, etc.) erforderlich. Eine<br />
intensivere Nutzung kann durch gemeinsame geteilte Nutzung bzw. Mehrfachnutzung erzielt<br />
werden (Waschsalons, Car-sharing, etc.).<br />
Um diese Ansätze verwirklichen zu können, müssen langlebige Produkte verwendet werden.<br />
Durch den Einsatz solcher Güter wird gleichzeitig der Bedarf an Dienstleistungen steigen, da<br />
sie über Dienstleister zur Verfügung gestellt bzw. gewartet werden (Autovermietung, Waschsalon,<br />
etc.) [Bidlingmaier und Kranert, 1994].<br />
2.5.2.3 Handel<br />
Der Handel stellt eine Zwischenstufe zwischen Produzenten und Verbrauchern dar. Er kann<br />
durch Auswahl der Produkte, die er anbietet weitreichenden Einfluss auf die Menge und Art<br />
von Transport- und Umverpackungen nehmen. Gerade bei den Transportverpackungen, die<br />
vorwiegend Schutzfunktion besitzen können weitgehend Mehrwegsysteme eingeführt werden.<br />
Die Schweizer Handelskette Migros konnte durch entsprechende Forderungen gegenüber<br />
ihren Lieferanten den Anfall von Einwegtransportverpackungen um 80% reduzieren<br />
[Bidlingmaier und Kranert, 1994].<br />
Auch bei Umverpackungen können erhebliche Verminderungen durchgesetzt werden.<br />
Migros verkauft Zahnpasta nur noch in der Tube ohne Karton. Dies ist durch entsprechende<br />
Gestaltung der Tuben möglich, so dass bei Druck keine Einbuchtungen zurückbleiben.<br />
Bei den Verkaufsverpackungen ist eine Vermeidung nur im Zusammenspiel mit den Kunden<br />
möglich, die Getränke in Mehrwegflaschen, offen angebotenes Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte,<br />
Reis, etc. akzeptieren und nutzen müssen. Die Umfüllung muss in solchen Fällen ohne<br />
hygienisches Risiko erfolgen können.<br />
Ebenso ist die gezielte Vermeidung stark abfallvermehrender Produkte zu sehen. Hier können<br />
kurzlebige (z.B. Einwegfotoapparate) oder stark schadstoffhaltige Artikel (z.B. nicht aufladbare<br />
Batterien) aus dem Sortiment genommen werden.<br />
Da die Beschaffungs- und Liefermechanismen in der Regel überregional organisiert sind, ist<br />
der Einfluss regionaler <strong>Abfall</strong>wirtschaftsverantwortlicher gering, entsprechende Forderungen<br />
und Impulse müssen somit zentral durch Bundes- oder EU-Regelungen festgeschrieben<br />
werden [Bidlingmaier und Kranert, 1994].<br />
2.5.3 Produktion<br />
Im Bereich des produzierenden Gewerbes können drei Ansätze zur Vermeidung von Abfällen<br />
verfolgt werden:
• abfallarme Gestaltung des Produktionsprozesses,<br />
<strong>Abfall</strong>mengen und -zusammensetzung 13<br />
• <strong>Abfall</strong>vermindernde Konstruktion und Design der Produkte,<br />
• Vermeidung der Produktion.<br />
2.5.3.1 Produktionsprozess<br />
Bei der Produktion von Gütern bestehen vielfältige Möglichkeiten, Abfälle zu vermeiden. Im<br />
Grundsatz sind die entsprechenden Anforderungen in der VDI-Richtlinie 2243 festgelegt:<br />
• <strong>Abfall</strong>minimierung: Die Fertigung soll mit Verfahren erfolgen, bei denen kein bzw. möglichst<br />
wenig <strong>Abfall</strong> entsteht,<br />
• Einheitliche Werkstoffe: Es sollen möglichst wenige unterschiedliche Werkstoffe eingesetzt<br />
werden,<br />
• Verwertbarkeit der Produktionsanfälle: Unvermeidliche Produktionsabfälle sollen so<br />
gestaltet sein, dass, eine Wiederverwertung mit möglichst geringem Aufwand und Wertverlust<br />
möglich ist.<br />
Diese Forderungen können erfüllt werden beispielsweise durch die Verwendung von Materialien,<br />
die direkt in den Produktionsprozess zurück geführt werden können (kein Compoundmaterial);<br />
durch die Verwendung von Konstruktionen, die abfallarm produzieren (z.B.<br />
bei Stanzformen); durch Substitution schadstoffhaltiger Rohstoffe oder Produktionshilfsmittel<br />
(z.B. CKW) [Bidlingmaier und Kranert, 1994].<br />
Größtes Hindernis bei der Umsetzung dieser Vermeidungsstrategien ist sicherlich die Tatsache,<br />
dass der hauptsächliche Entscheidungsfaktor für ein Produktionsverfahren, die dabei<br />
entstehenden Kosten sind. Eine weitergehende Verbreitung abfallarmer Produktionsverfahren<br />
ist damit von den Rohstoff- und Entsorgungspreisen für entstehende Abfälle, sowie den<br />
Investitions- und Betriebskosten der jeweiligen Anlagen abhängig. In den folgenden Unterkapiteln<br />
werden einige Beispiele für abfallarme Produktionsverfahren beschrieben.<br />
2.5.3.1.5 Beispiele für abfallarme Produktionsverfahren<br />
Titandioxidproduktion<br />
Titandioxid wird als Pigmentfarbstoff in sehr vielen weißen Gegenständen verwendet. Bei<br />
seiner Herstellung nach dem klassischen ”Sulfatverfahren” entstehen pro Mg Titandioxid 8<br />
Mg so genannter Dünnsäure. Dabei wird das Titanerz mit konzentrierter Schwefelsäure aufgeschlossen,<br />
zwangsläufig entstehendes Eisensulfat durch Auskristallisieren abgetrennt, das<br />
Produkt gefällt, gereinigt und geglüht [Wagener und Wiesner, 1990]. Bei der Dünnsäure<br />
handelt es sich um eine schwermetallhaltige, ca. 20%-ige Schwefelsäure. Diese Dünnsäure<br />
wurde bis Ende 1989 Jahre in der Nordsee verklappt. Bei der Produktion von einem Mg Titandioxid<br />
fallen bei diesem Verfahren 8 Mg Dünnsäure an [Bilitewski et al., 1994]. Zur Verminderung<br />
der anfallenden Dünnsäuremengen wurden ein <strong>Abfall</strong>reduziertes Produktionsverfahren<br />
sowie ein Rückgewinnungsverfahren entwickelt.<br />
Die Produktion von Titandioxid nach dem abfallarmen Chloridverfahren geht von dem höherwertigen<br />
Titanerz Rutil aus. Dieses Erz, ein Titanoxid wird in Gegenwart von Koks mit
14<br />
<strong>Abfall</strong>wirtschaft - <strong>Recycling</strong><br />
Chlor zu Titantetrachlorid umgesetzt, kondensiert und destillativ gereinigt und anschließend<br />
in reinem Sauerstoff zu Titandioxid verbrannt. Das Chlor wird bei der Verbrennung frei und<br />
zurückgeführt. Als Reststoffe fallen ca. 600 kg Metallchloride je Mg Produkt an, die entstehende<br />
Abwassermenge beträgt ca. 1 m 3 je Mg Titandioxid [Bilitewski et al., 1994].<br />
Da Rutil nur sehr begrenzt zur Verfügung steht, musste auch ein Rückgewinnungsverfahren<br />
für die Dünnsäure entwickelt werden. Damit wird die Dünnsäure zu ca. 80%-iger Schwefelsäure<br />
aufkonzentriert sowie die enthaltenen Verunreinigungen behandelt [Okon, 1989]. Das<br />
Verfahren wird im Kapitel 2.6.3.4 näher beschrieben.<br />
Lackieranlagen<br />
Zum Schutz vor Korrosion, UV-Strahlung, biologischer Zersetzung oder mechanischen Einwirkungen<br />
werden viele Gegenstände lackiert. Bei der Lackierung fallen als besonders überwachungsbedürftige<br />
Abfälle an:<br />
• Farben, die organische Lösemittel oder andere gefährliche Stoffe enthalten (<strong>Abfall</strong>code<br />
080111)<br />
• Schlämme aus Farben oder Lacken, die organische Lösemittel oder andere gefährliche<br />
Stoffe enthalten (<strong>Abfall</strong>code 080113)<br />
• Wässrige Schlämme, die Farben oder Lacke mit organischen Lösemitteln oder anderen<br />
gefährlichen Stoffen enthalten (<strong>Abfall</strong>code 080115)<br />
• Abfälle aus der Farb- und Lackentfernung, die organische Lösemittel oder andere gefährliche<br />
Stoffe enthalten (<strong>Abfall</strong>code 080117)<br />
• Wässrige Suspensionen, die Farben oder Lacke mit organischen Lösemitteln oder anderen<br />
gefährlichen Stoffen enthalten (<strong>Abfall</strong>code 080119)<br />
• Farb- oder Lackentfernerabfälle (<strong>Abfall</strong>code 080121)<br />
Spezifisch für Lackierereien sind v.a. die Lackschlämme, von denen allein in den alten Bundesländern<br />
1992 ca. 160.000 Mg zu entsorgen waren [Müller, 1996]. Sie entstehen beim<br />
Auswaschen des so genannten O-<br />
Tab. 2-3 Anteil des Oversprays bei verschiedenen<br />
versprays (der Anteil des Lacks, der<br />
Lackiertechnologien (nach Bilitewski et al.,<br />
das Werkstück nicht getroffen hat) aus<br />
1994)<br />
der Luft der Lackierkabine. Um die Verfahren Overspray-Anteil in %<br />
Bauteile vor einer Belegung mit den<br />
Altpartikeln zu schützen, wird dem<br />
Druckluftspritze 50 bis 80<br />
Waschwasser ein Koaguliermittel zu-<br />
Airless-Spritzen 30 bis 60<br />
gegeben. Das damit gebildete Lack- Elektrostatisches Spritzen 30 bis 40<br />
koagulat wird aus dem Wasser abge- Niederdruck-Heißspritzen 25 bis 40<br />
trennt und auf einen Wassergehalt von Elektrostatisches Sprühen 15 bis 20<br />
60 bis 65% entwässert. Entsprechend Tauchen < 10<br />
der Vorgaben in der Technischen An- Pulverlackieren < 2<br />
leitung <strong>Abfall</strong> wird der so gebildete<br />
Lackschlamm in Sonderabfallverbren-<br />
Streichen, Walzen < 10
<strong>Abfall</strong>mengen und -zusammensetzung 15<br />
nungsanlagen verbrannt. In Tab. 2-3 ist für verschiedene Lackiertechniken der durchschnitt-<br />
liche Anteil des Oversprays angegeben. Aus der Tabelle sind einige Ansätze für die Verringerung<br />
der Lackschlammmengen ableitbar:<br />
• eingesetztes Lackierverfahren<br />
• Art der Oversprayerfassung<br />
• Art des Lösemittels im Lack<br />
• Art des Koaguliermittels.<br />
Der erste Ansatz im Hinblick auf <strong>Abfall</strong>vermeidung sollte die Verbesserung des Auftragungswirkungsgrades<br />
sein. Ein Ersatz der Druckluftspritze durch das elektrostatische Sprühverfahren<br />
führt zu einer 60 bis 80%-igen Verminderung der <strong>Abfall</strong>menge. Es können jedoch<br />
nicht für jedes Werkstück die entwickelteren Techniken mit geringem Overspray-Anteil eingesetzt<br />
werden.<br />
Die Rückgewinnung des Oversprays stellt eine zusätzliche oder alternative Maßnahme dar.<br />
In Lackierkabinen kann der Overspray mit hinter den Werkstücken laufenden Bändern oder<br />
Scheiben aufgefangen und mit Lösemittel wieder eingestellt werden. Dabei ist darauf zu achten,<br />
dass möglichst wenig zusätzliches Lösemittel eingesetzt wird. Dieses Verfahren kann<br />
jedoch bei 2-Komponentenlacken nicht und bei schnellen Farbwechseln nur bedingt eingesetzt<br />
werden. Zur Rückgewinnung des Oversprays von Wasserlacken können Ultrafiltrationsoder<br />
Elektrophoreseanlagen eingesetzt werden. Bedingung ist allerdings, dass keine Koagulierungsmittel<br />
verwendet wurden. Bei Pulverlackierungen werden Filter und Zyklone zur Oversprayrückgewinnung<br />
eingesetzt. Die Anwendung von Pulverlacken ist allerdings auf elektrisch<br />
leitende und hitzebeständige Werkstücke begrenzt. Wegen mangelnder Oberflächengüte<br />
wird sie in der Automobilindustrie - dem größten Lackschlammproduzenten - nicht verwendet<br />
[Bilitewski et al., 1994].<br />
Unter bestimmten Voraussetzungen ist auch eine Verwertung von Lackschlämmen zur Herstellung<br />
von Pigment- oder Bindemittelkonzentraten möglich. In Einzelfällen kann sogar <strong>Recycling</strong>lack<br />
hergestellt werden. Bedingung ist, dass die Lackstruktur nicht durch das eingesetzte<br />
Koaguliermittel zerstört wurde. Dies ist v.a. beim Einsatz stark saurer oder alkalischer<br />
Koagulierungsmittel zu befürchten [Bilitewski et al., 1994].<br />
2.5.3.2 Produktkonstruktion und -design<br />
Mit der Konstruktion und dem Design von Produkten wird entscheidend über deren Lebensdauer,<br />
die Zahl ihrer Nutzungszyklen und somit über ihren Beitrag zur Entstehung von Abfällen<br />
entschieden. Wichtige Kriterien sind die Haltbarkeit, die Wartungsfreundlichkeit und die<br />
Reparaturmöglichkeit der Produkte. Auch für das Produktdesign werden in der VDI-Richtlinie<br />
2243 Empfehlungen ausgesprochen, mit denen eine Reparatur bzw. Instandsetzung erleichtert<br />
wird. Dabei wird die Notwendigkeit einer leichten Demontierbarkeit, Reinigung und<br />
Nachbearbeitung sowie Remontierbarkeit der Bauteile betont. Verschleiß und Korrosion sollen<br />
minimiert, auf definierte Bauteile beschränkt und einfach erkennbar sein.
16<br />
<strong>Abfall</strong>wirtschaft - <strong>Recycling</strong><br />
Bei langlebigen Gebrauchsgütern besteht eine zeitliche ”Phasenverschiebung” zwischen<br />
Produktionsentwicklung und der Entwicklung der daraus resultierenden <strong>Abfall</strong>menge, die<br />
oftmals deutlich mehr als zehn Jahre beträgt. Insgesamt ist ein Trend zu kleineren, komplexer<br />
aufgebauten Bauteilen festzustellen. Damit sind diese Produkte im Vergleich zu Altgeräten<br />
energie- und rohstoffsparend aber auch kaum reparierbar. Damit besteht ein Konflikt<br />
zwischen dem ökologisch wünschenswerten langen Geräteeinsatz und anderen Vorteilen,<br />
wie z.B. Wasser- und Energieeinsparungen oder verminderte Emissionen, die mit der Nutzung<br />
von neuen Geräten einhergehen [Bidlingmaier und Kranert, 1994].<br />
2.5.4 Öffentliche Verwaltung<br />
2.5.4.1 Gesetzgebung<br />
Die <strong>Abfall</strong>vermeidung stellt nach §1a Abs.1 des <strong>Abfall</strong>gesetzes des Bundes [AbfG, 1996] die<br />
erste Priorität der <strong>Abfall</strong>wirtschaft dar. Die genauere Spezifizierung einzelner Maßnahmen<br />
erfolgt weitgehend durch Verordnungen (AltautoV [1997], VerpackV [1998]), bzw. bei genehmigungsbedürftigen<br />
Anlagen nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz [BImSchG,<br />
1998].<br />
Ergänzende <strong>Abfall</strong>gesetze bestehen in mehreren Fällen auf Länderebene, Kommunen können<br />
über das Planungsrecht Einfluss auf die Produktion von Abfällen in ihrem Zuständigkeitsgebiet<br />
nehmen [Bidlingmaier und Kranert, 1994].<br />
2.5.4.2 Finanzpolitische Maßnahmen<br />
Zusätzlich zu den durch Gesetze und Verordnungen festgeschriebenen Anforderungen, können<br />
abfallwirtschaftliche Zielvorgaben auch über Umweltabgaben verfolgt werden. Dies wird<br />
derzeit z.B. mit der Abwasserabgabe, die nach der Zahl emittierter ”Schadein-heiten” zu entrichten<br />
ist, schon praktiziert. Für den Bereich der <strong>Abfall</strong>wirtschaft würde eine derartige Abgabe<br />
ein Novum darstellen.<br />
Über Finanzierungshilfen der Wirtschaftsfördereinrichtungen können abfallarme Produktion<br />
und Reparaturbetriebe gezielt gefördert werden. Ebenso ist die Förderung von Informationsveranstaltungen<br />
und Lehrgängen zur abfallarmen Produktion und Wirtschaft möglich und es<br />
können Zuschüsse für spezifische Maßnahmen (Eigenkompostierung, etc.) ausgegeben<br />
werden.<br />
Entsorgungspflichtige Gebietskörperschaften besitzen die Möglichkeit, <strong>Abfall</strong>vermeidung<br />
über die Gebührengestaltung zu unterstützen.<br />
2.5.4.3 Forschung und Bildung<br />
Durch die Entwicklung abfallarmer Produktions- und Distributionstechniken kann die <strong>Abfall</strong>produktion<br />
nachhaltig verringert werden. Entsprechende Forschungen können von EU,<br />
Bund und Ländern gefördert werden. In Hochschulen, Schulen und Kindergärten können<br />
entsprechend ausgebildete Lehrkräfte als Multiplikatoren wirken und das Wissen breiter Be-
<strong>Abfall</strong>mengen und -zusammensetzung 17<br />
völkerungskreise über <strong>Abfall</strong>vermeidungsstrategien verbessern. Gleiches gilt für die <strong>Abfall</strong>beratung<br />
für Bürger, Behörden und Firmen [Bidlingmaier und Kranert, 1994].<br />
2.5.4.4 Organisatorische und verwaltungstechnische Maßnahmen<br />
Organisatorische und verwaltungstechnische Maßnahmen zur <strong>Abfall</strong>vermeidung sind v.a. im<br />
Bereich der entsorgungspflichtigen Gebietskörperschaften sinn- und wirkungsvoll. Dazu gehören<br />
die Erstellung von <strong>Abfall</strong>wirtschaftskonzepten, die gezielte Überwachung von <strong>Abfall</strong>strömen,<br />
sowie die Organisation bzw. Unterstützung von Gebrauchtwaren- und <strong>Abfall</strong>börsen.<br />
Fachkräfte aus dem gewerblichen Bereich (Industrie- und Handelskammern, etc.) können für<br />
die industrielle und gewerbliche <strong>Abfall</strong>vermeidung mit einbezogen werden [Bidlingmaier und<br />
Kranert, 1994].<br />
2.6 <strong>Abfall</strong>verwertung<br />
Von den in der Bundesrepublik jährlich angefallenden ca. 340 Mio. Mg Abfällen werden mit<br />
insgesamt ca. 85,4 Mio. Mg etwa 25% verwertet. Die Verwertungsquoten für einzelne <strong>Abfall</strong>gruppen<br />
sind in Abb. 2-6 dargestellt. Aus der Abbildung ist ersichtlich, dass bei den Produktionsabfällen<br />
die Verwertungsquote mit annähernd 60% relativ hoch liegt, während Baurestmassen<br />
und Bergematerial nur zu etwas mehr als 10% verwertet werden. Dabei ist zu berücksichtigen,<br />
dass die Verwertungsquoten für einzelne <strong>Abfall</strong>arten aus den aufgeführten<br />
Gruppen erheblich von der durchschnittlichen Quote abweichen können und, dass sämtliche<br />
Stufen der Verwertung bei der Datenerhebung berücksichtigt wurden.<br />
Verwertungsquote<br />
70,0<br />
60,0<br />
50,0<br />
40,0<br />
30,0<br />
20,0<br />
10,0<br />
0,0<br />
Verwertungsquoten für Abfälle in der BRD<br />
Hausmüll etc. Bergematerial Produktionsabfälle<br />
Bauschutt etc. sonstige<br />
Abb. 2-6 Verwertungsquoten für Abfälle in der Bundesrepublik Deutschland<br />
2.6.1 Theoretische Grundlagen des <strong>Recycling</strong>s<br />
In Ökosystemen werden Rohstoffe weitgehend im Kreislauf geführt. Dabei treten zum Teil<br />
hohe Energieverluste zwischen den verschiedenen ”Verarbeitungsstufen” auf, jedoch werden
18<br />
<strong>Abfall</strong>wirtschaft - <strong>Recycling</strong><br />
sämtliche Materialien erfasst. Ein Verlust von Materie findet nicht statt, Selbst das CO2, das<br />
als Endprodukt der Kohlenstoffoxidation bei aeroben Stoffwechselprozessen in die Atmosphäre<br />
emittiert wird, wird später von autotrophen Organismen unter Energieaufwand wieder<br />
assimiliert zu organischer Materie metabolisiert. Bei künstlichen Prozessen ist eine Kreislaufführung<br />
von Stoffen nur sehr eingeschränkt der Fall. Im Sinne der <strong>Abfall</strong>verminderung ist<br />
deshalb eine Schließung der Produktions- und Nutzungskreisläufe - ähnlich der natürlichen<br />
Vorgänge - anzustreben.<br />
Praktisch steht dem <strong>Recycling</strong> die teils extrem starke Verdünnung der Wertstoffe entgegen,<br />
die aus der Vermischung unterschiedlicher Komponenten bei der Produktion resultiert. Eine<br />
wirtschaftlich und ökologisch sinnvolle Verwertung kann dadurch verhindert werden. Beispielsweise<br />
kann der Energieaufwand für die Separation der Wertstoffe aus dem Komponentengemisch<br />
so hoch werden, dass er den ökologischen Gewinn durch die Wiedernutzung der<br />
Materialien zunichte macht. Nach Esser [1992] kann dieser Effekt thermodynamisch mit der<br />
Ab- bzw. Zunahme der Entropie der Wertstoffe im Zuge von Aufarbeitungsschritten bzw. der<br />
Produktnutzung und -abnutzung beschrieben werden. Die Entropie (S) ist ein Maß für die<br />
Irreversibilität von Prozessen aufgrund der dabei anlaufenden Energieumsätze, sie kann<br />
somit auch als Maß für den nicht wiedergewinnbaren Anteil der freien Energie genommen<br />
werden, die bei Stoffumwandlungsprozessen umgesetzt wird [Bahadir et al., 1995]. In Abb.<br />
2-6 ist die Prozessabhängigkeit<br />
der<br />
Entropie von Wertstoffen<br />
dargestellt.<br />
Während bei der<br />
Rohstoffgewinnung<br />
und -aufarbeitung<br />
die Entropie unter<br />
Energieeintrag abnimmt,<br />
nimmt sie<br />
durch den Konsum<br />
bzw. die Benutzung<br />
des Produktes zu.<br />
Durch Wiederaufbereitungsschritte<br />
kann die Entropiezunahme<br />
unter erneutemEnergieeintrag<br />
verlangsamt<br />
Abb. 2-7 Entropieveränderungen bei Stoffumwandlungsprozes- werden. Dabei entsen<br />
[Esser, 1992]<br />
stehen neue Zwi-
<strong>Abfall</strong>verwertung 19<br />
schennutzungsstufen. Das Ziel der <strong>Recycling</strong>maßnahmen muss somit sein, die Entropiezunahme<br />
über einen möglichst langen Zeitraum auszudehnen und dabei möglichst viele Nutzungsstufen<br />
auf möglichst hohem Wertniveau mit geringem zusätzlichem Energieeinsatz<br />
einzuschalten [Förstner, 1995].<br />
Probleme im Zusammenhang mit der Wiederverwertung von Reststoffen können bezüglich<br />
der Umweltverträglichkeit sowie der technischen Eigenschaften der <strong>Recycling</strong>produkte auftreten.<br />
Die Umweltverträglichkeit eines Produktes wird durch die Vermischung mit Schadstoffen,<br />
die im Laufe der Benutzung bzw. Vermischung mit anderen Abfällen auftreten kann,<br />
beeinträchtigt. Durch strikte Getrennthaltung und spezifische Aufbereitung kann diese Beeinträchtigung<br />
minimiert werden.<br />
Die technische Qualität von <strong>Recycling</strong>produkten stellt insofern ein Problem dar, als bestimmte<br />
Produkteigenschaften von den Anwendern gefordert werden, auf Seiten des Konstrukteurs<br />
jedoch Bedenken bestehen, diese Qualitäten zu garantieren. Hier ist die Entwicklung zuverlässiger<br />
Testmethoden für <strong>Recycling</strong>materialien notwendig, um adäquate Beurteilungskriterien<br />
bereitzustellen [Barton et al., 1995; Förstner, 1995].<br />
2.6.2 <strong>Abfall</strong>aufbereitung<br />
2.6.2.1 Aufbereitungstechniken<br />
Um Abfälle wieder verwenden zu können, müssen sie spezifischen Aufbereitungsschritten<br />
unterzogen werden. Dies ist notwendig, um die Produkte oder Sekundärrohstoffe von Verunreinigungen<br />
zu befreien bzw., um sie aus <strong>Abfall</strong>gemischen zu isolieren. Dabei kommen v.a.<br />
unterschiedliche Zerkleinerungs-, Sortierungs- und Verdichtungstechniken zum Einsatz.<br />
Die praktische Erfahrung mit unterschiedlichen <strong>Abfall</strong>aufbereitungstechniken zeigte, dass in<br />
allen Fällen eine getrennte Erfassung der Abfälle vorausgehen sollte, um die Effizienz der<br />
Aufbereitung zu erhöhen [Bilitewski et al., 1994]. Bei <strong>Recycling</strong>prozessen wird in der Regel<br />
ein Inputstrom (der <strong>Abfall</strong>/das <strong>Abfall</strong>gemisch) in zwei oder mehr Outputströme (das/die Recyclat/e<br />
und mindestens ein Restabfallstrom).<br />
Als Vorbehandlung ist in vielen Fällen eine Zerkleinerung der Abfälle notwendig. Diese erfolgt<br />
mittels Hammermühlen, Prall- oder Backenbecher, sowie Schneid- oder Cascadenmühlen.<br />
Durch eine Sortierung und/oder Klassierung werden Stoffgemische nachunterschiedlichen<br />
Eigenschaften getrennt. In der <strong>Abfall</strong>aufbereitung werden vorwiegend unterschiedliche<br />
Dichtesortieraggregate (Hydrozyklone, Schwimm-Sink-Scheider, Setzherde, etc.) sowie<br />
Magnetabscheider und manuelle Sortierung eingesetzt.<br />
Zur Verminderung von Lager- und Transportkosten werden <strong>Recycling</strong>produkte verdichtet.<br />
Dies kann durch Ballen-, Brikettier- oder Pelletierpressen erfolgen.<br />
2.6.2.2 Aufbereitungs- und Sortieranlagen<br />
Für die Gewinnung von Recyclaten werden abfallspezifisch verschiedene Aufbereitungsprozesse<br />
miteinander kombiniert und zu einem werden Gesamtverfahren zusammengestellt. In
20<br />
<strong>Abfall</strong>wirtschaft - <strong>Recycling</strong><br />
vielen Fällen sind die eingesetzten <strong>Abfall</strong>gemische so komplex, dass eine rein maschinelle<br />
Aufbereitung nicht möglich ist. Dann werden mechanische Aufbereitungsschritte als Vorbehandlung<br />
für eine manuelle Sortierung eingesetzt. In Abb. 2-8 ist beispielhaft das Verfahrensschema<br />
für eine Gewerbabfallaufbereitung als Fliessbild dargestellt.<br />
Abb. 2-8 Grundfließbild einer Gewerbemüllsortieranlage [Huber, 1994]<br />
Zu Beginn der Behandlung wird eine Trennung in eine grobe und eine feine Fraktion durchgeführt.<br />
Während bei der Aufbereitung und Sortierung von Gewerbeabfällen nach der Siebung<br />
lediglich die Abscheidung der jeweiligen Wertstoffe erfolgt, ist die Aufbereitung komple-
<strong>Abfall</strong>verwertung 21<br />
xer <strong>Abfall</strong>gemische erheblich aufwendiger. Sie erfordert deutlich mehr Zwischenschritte und<br />
führt in den Beispielen zu 6 unterschiedlichen Output-Strömen.<br />
2.6.3 Stoffliche Verwertung<br />
Für die stoffliche Verwertung von Haushalts-, Gewerbe und Industrieabfällen steht eine fast<br />
unüberschaubare Zahl spezifischer Verfahren zur Verfügung. Schon 1991 waren im Umweltinformations-<br />
und Dokumentationssystem des Umweltbundesamtes ca. 300 verschiedene<br />
<strong>Recycling</strong>verfahren erfasst. Oftmals werden für bestimmte <strong>Abfall</strong>arten mehrere konkurrierende<br />
Verfahren angeboten, die in der Regel an betriebliche Besonderheiten angepasst sind<br />
[Sundermann-Rosenow et al., 1991].<br />
2.6.3.1 Baureststoffe<br />
Baurestmassen werden weitgehend mit nach Methoden aufbereitet, die sich seit Jahrzehnten<br />
im Bergbau bewährt haben. Bei der Aufbereitung werden in der Regel folgende Schritte<br />
durchlaufen:<br />
• Zerkleinerung<br />
• Klassierung<br />
• Sortierung<br />
Baustellenabfälle erfordern aufgrund ihrer heterogenen Zusammensetzung eine aufwändigere<br />
Sortierung als rein mineralischer Reststoffe. Hier erfolgen zusätzlich eine Vorsortierung<br />
mittels Greifbagger sowie eine Handsortierung entsprechend der anfallenden Materialien<br />
(Holz, Metall, Karton, etc.)<br />
Entscheidenden Einfluss auf die Qualität von <strong>Recycling</strong>baustoffen hat die Sortenreinheit der<br />
in die Aufbereitungsanlage eingebrachten Materialien. Dies kann am günstigsten mit einem<br />
systematischen, kontrollierten Rückbau von Bauwerken erreicht werden, bei dem verschiedene<br />
Materialien selektiv erfasst werden. Darüber hinaus kann das <strong>Recycling</strong> von Baustoffen<br />
durch getrennte Erfassung von Baustellenabfällen, recyclinggerechtes Bauen sowie getrennte<br />
Ausschreibung von Abbruch- und Entsorgungsleistung erleichtert werden [Bilitewski et al.,<br />
1994].<br />
2.6.3.2 Elektronikschrott<br />
Unter Geräten der Informationstechnologie werden nach dem Entwurf für die IT-Altgeräteverordnung<br />
[Bundestag, 1998] nicht nur Computer, Monitore, Tastaturen, etc. verstanden,<br />
sondern auch Telekommunikations-, Vervielfältigungs- und Präsentationsgeräte. Nicht erfasst<br />
werden darin Geräte der Unterhaltungselektronik und Haushaltsgeräte. Der Verordnungsentwurf<br />
sieht eine Rücknahme- und Verwertungspflicht für Hersteller solcher Geräte ab<br />
dem Zeitpunkt des Inkrafttretens der Verordnung vor.<br />
Der Anteil der elektronischen Bauteile im Elektronikschrott ist mit ca. 3 Gew.-% sehr niedrig.<br />
Hauptsächlich bestehen diese Abfälle aus Metallen (ca. 57%), Kunststoffen (ca. 22 Gew.-%)<br />
und Glas (ca. 9 Gew.-%). Beim <strong>Recycling</strong> müssen die verschiedenen zur Verfügung stehen-
22<br />
<strong>Abfall</strong>wirtschaft - <strong>Recycling</strong><br />
den Techniken sinnvoll miteinander kombiniert werden, um eine wirtschaftlich tragbare und<br />
ökologisch verträgliche Gesamtlösung zu ermöglichen [Bilitewski et al., 1994].<br />
Der erst Schritt ist die manuelle Demontage der Geräte, um die stofflich stark differierenden<br />
Hauptbestandteile voneinander zu trennen. Dabei werden in der Regel folgende Fraktionen<br />
gebildet:<br />
• Fe-Metalle<br />
• NE-Metalle<br />
• Kunststoffe<br />
• Holz<br />
• Gummi<br />
• Bildschirme<br />
• Kabel<br />
• Batterien<br />
• Leiterplatten<br />
• Metall-Kunststoff-Verbunde<br />
• Kondensatoren (schadstoffhaltig)<br />
Die weitere Aufarbeitung der Mischfraktionen erfolgt separat für die Bildschirme bzw. Leiterplatten.<br />
Bei Bildschirmen wird der Hals abgesprengt, das Strahlsystem entfernt, Konus- und<br />
Schirmglas separiert, die Metallmaske ausgeknöpft und die Leuchtstoffe mechanisch entfernt.<br />
Bleihaltige Gläser können in der Hüttenindustrie als Zuschlagstoffe verwendet werden,<br />
für strontium- und bariumhaltige Gläser ist ein Einsatz in der Keramikindustrie möglich.<br />
Für die Leiterplattenaufarbeitung sind trocken-mechanische, thermische und chemische Verfahren<br />
in Erprobung. Bei den mechanischen Verfahren erfolgt eine mehrstufige Zerkleinerung<br />
mit nachfolgender Sortierung und Klassierung (Magnetabscheidung, Dichtesortierung,<br />
etc.). Die gewonnenen Metallkonzentrate können in den jeweiligen metallurgischen Produktionsprozess<br />
zurückgeführt werden.<br />
Die thermische Aufarbeitung erfolgt pyrolytisch. Dabei werden monocyclische aromatische<br />
Verbindungen (BTEX, Phenole, etc.) sowie Naphthalin gewonnen. halogenorganischer Verbindungen<br />
sollen in einer separaten Gasfraktion angereichert werden. Feststoffe werden mit<br />
Wasser ausgetragen und schlagartig gekühlt, ihr Anteil liegt bei 70 bis 80%. Die Behebung<br />
des Pyrolysereaktors kann durch gereinigtes Pyrolysegas erfolgen. Metalle können aus den<br />
festen Rückständen isoliert und metallurgisch aufbereitet werden.<br />
Die chemischen Verfahren sind lediglich zur Wiedergewinnung von Metallen, v.a. Edelmetalle,<br />
einsetzbar. Abhängig vom Ausgangsmaterial werden Salze, Säuren oder Laugen für den<br />
Aufschluss und die Abtrennung der Metalle verwendet. Die Gewinnung der Metalle aus der<br />
Lösung erfolgt elektrolytisch. Nichtmetallische Bauteile müssen thermisch verwertet bzw.<br />
entsorgt werden.<br />
Problematisch sind v.a. PCB-Gehalte von durchschnittlich 5 bis 50 mg/kg, die aus Kondensatoren<br />
und den Kunststoffen stammen. Sie werden in annähernd allen Proben der Restfraktionen<br />
festgestellt, die somit als besonders überwachungsbedürftiger <strong>Abfall</strong> zu behandeln<br />
sind [Bilitewski et al., 1994].
2.6.3.3 Altautos<br />
<strong>Abfall</strong>verwertung 23<br />
Jährlich werden in der Bundesrepublik ca. 2,6 Mio. Autos endgültig stillgelegt, ca. 50% dieser<br />
Fahrzeuge werden exportiert, 50% werden in der Bundesrepublik entsorgt [Bundestag,<br />
1999]. Die Entsorgung von Altautos ist in der Altautoverordnung geregelt. Darin sind die kostenlose<br />
Rücknahme von PKW und PKW-Bauteilen durch die Hersteller und Vertreiber, der<br />
Aufbau eines flächendeckenden Rücknahmesystems sowie die Rückgabepflicht der Letztbesitzer<br />
festgeschrieben. Zusätzlich werden Anforderungen an die Einrichtungen und den Betrieb<br />
von Entsorgungsanlagen und konkrete Verwertungsziele für bislang noch zu beseitigende<br />
Abfälle festgelegt. Der Anteil der zu entsorgenden Abfälle soll von ca. 25 % des<br />
Durchschnittsgewichts eines Altfahrzeugs (1997) bis zum Jahr 2002 auf 15 % und bis zum<br />
Jahr 2015 auf 5 % verringert werden [AltautoV, 1997].<br />
In 2-4 ist die aktuelle durchschnittliche stoffliche Zusammensetzung von Altautos angegeben.<br />
Seit 1965 Verlauf ist eine deutliche Zunahme der Anteile von Aluminium und Kunststoffen<br />
bei gleichzeitiger Abnahme des Eisenanteils festzustellen [Burg und Brenzinger, 1984].<br />
In Shredderanlagen werden<br />
Tab. 2-4 durchschnittliche Zusammensetzung deutdie<br />
Fahrzeuge auf eine defi-<br />
scher PKW (Daten aus Bilitewski et al., 1994)<br />
nierte Korngröße zerkleinert.<br />
Material Anteil in Gew.-%<br />
Die über einen Rost ausge-<br />
Stahl, Eisen 61<br />
tragenen Teile werden mittels<br />
Aluminium 7,5<br />
Windsichtung und Magnetab-<br />
sonstige NE-Metalle 4,0<br />
scheidung sortiert, nichtmag-<br />
Kunststoffe 14,0<br />
netische Metalle sowie<br />
Glas, Gummi etc. 13,5<br />
Kunststoffe, Glasbruch und<br />
Gummi werden in der Schwerfraktion des Sichters angereichert. Die darin enthaltenen Metalle<br />
können mittels Dichtesortierung oder Abschmelzverfahren zurückgewonnen werden<br />
[Lindroos und Stout, 1987; Rousseau und Boeger, 1987].<br />
Ein erhebliches Problem bei der Altautoverwertung stellen die dabei anfallenden besonders<br />
überwachungsbedürftigen Abfälle dar, die ohne vorherige Abtrennung zu erheblichen Kontaminationen<br />
der Shredderprodukte führen. Dementsprechend ist in der Altautoverordnung<br />
vorgeschrieben, dass vor einer weiteren Aufbereitung die schadstoffhaltigen Komponenten<br />
wie Motor-, Getriebe-, Hydraulik- und Stossdämpferöle, Brems-, Kühl- und Scheibenwaschflüssigkeit,<br />
Kältemittel, Batterie und Ölfilter zu entfernen sind [AltautoV, 1997].<br />
2.6.3.4 Besonders überwachungsbedürftige Abfälle<br />
Das <strong>Recycling</strong> von Sonderabfällen stellt die Entwickler und Betreiber von Aufbereitungsanlagen<br />
insofern vor besondere Anforderungen, als hier eine zusätzliche Belastung der Umwelt<br />
vermieden werden muss, die ohne das <strong>Recycling</strong> nicht aufgetreten wäre. Andernfalls müssen<br />
diese Abfälle entsprechend der Vorgaben der TA <strong>Abfall</strong> beseitigt werden. Im Jahr 1998<br />
wurden in der Bundesrepublik von ca. 19,1 Mio. Mg besonders überwachungsbedürftiger
24<br />
<strong>Abfall</strong>wirtschaft - <strong>Recycling</strong><br />
Abfälle etwa 60 % innerbetrieblich und 40 % außerbetrieblich entsorgt bzw. verwertet [Umweltbundesamt,<br />
2002b] .<br />
Beispielhaft für die Vielzahl unterschiedlichster <strong>Recycling</strong>verfahren soll das Verfahren zur<br />
Rückgewinnung von Dünnsäure aus der Titandioxidherstellung beschrieben werden. Titandi-<br />
Abb. 2-9 Schema der Dünnsäurerückgewinnungsanlage der<br />
Kronos-Titan-Gruppe [Okon, 1989]
<strong>Abfall</strong>verwertung 25<br />
oxid-Pigment wird als weißes Farbpigment in Lacken und Farben, Kunststoffen, Gummi, Papieren,<br />
Chemiefasern, Emails, Weißbeton, in der Glas- und Keramikindustrie, zur Herstellung<br />
von Denox-Kata-lysatoren, zur Ummantelung von Schweißelektroden, zur Färbung von Lebensmitteln<br />
und Kosmetika, zur Aufhellung von Fetten, Ölen, Bitumina und Arzneimitteln,<br />
etc. eingesetzt [Gock et al., 1996].<br />
Als Kuppelprodukt fällt bei der Titandioxidherstellung nach dem Sulfatverfahren eine ca.<br />
23%-ige Schwefelsäure (”Dünnsäure”) an. Diese Säure wurde bis 1989 in der Nordsee verklappt.<br />
Inzwischen existieren mehrere Verfahren zur Rückgewinnung der Dünnsäure. Bei<br />
allen diesen Verfahren wird die Dünnsäure bis auf einen Gehalt von 65 bis 70% thermisch<br />
aufkonzentriert (mittels Umlaufverdampfern oder Tauchbrennern, etc.). Das in der Säure<br />
gelöste Eisen wird anschließend als Grünsalz (FeSO4 * 7 H2O) durch Abkühlung auskristallisiert<br />
und abgetrennt. Diese Abtrennung erfolgt bei Verfahren der Bayer AG durch weiteres<br />
Eindampfen mit anschließender Abkühlung. Die Schwefelsäure liegt dann 96%-ig vor und<br />
kann nach einer Reinigung wieder im Sulfatverfahren zur Titandioxidgewinnung eingesetzt<br />
werden. Bei dem Verfahren der Kronos-Titan-Gruppe wird das Grünsalz in Kammerfilterpressen<br />
abfiltriert und anschließend mit Pyrit und Kohle versetzt und bei 800 bis 1000°C<br />
thermisch gespalten. Das im Spaltgas enthaltene SO2 wird nach Gaskühlung und -reinigung<br />
katalytisch zu Schwefelsäure umgesetzt. Die in der Kammerfilterpresse und aus dem Spaltgas<br />
gewonnene Schwefelsäure wird in einer zweiten Vakuumeindampfung auf 80% Säuregehalt<br />
konzentriert und dann wieder zur Titandioxidgewinnung verwendet [Gock et al., 1996].<br />
Das Schema des Kronos-Titan-Verfahrens zur Dünnsäurerückgewinnung ist in<br />
Abb. 2-9 dargestellt.<br />
2.6.4 Biologische Behandlung/Verwertung<br />
Die biologische Behandlung organischer Abfälle beruht auf der Stoffwechselaktivität von Mikroorganismen,<br />
die den <strong>Abfall</strong> abbauen. Dieser Prozess kann sowohl aerob (Kompostierung,<br />
Rotte), als auch anaerob (Vergärung) erfolgen, wobei das Verfahren entsprechend der Zusammensetzung<br />
des jeweiligen <strong>Abfall</strong>s gewählt werden kann. Für eine biologische Verwertung<br />
kommen lediglich Abfälle in Betracht, die biologisch abbaubar sind, in der Praxis sind<br />
dies:<br />
• Küchenabfälle<br />
• Garten- und Parkabfälle<br />
• biogene hausmüllähnliche Gewerbeabfälle (Küchenabfälle etc.)<br />
• organische Rückstände aus der Nahrungs- und Genussmittelindustrie<br />
• Klärschlamm.<br />
Aufgrund der unterschiedlichen Milieubedingungen bei der aeroben bzw. anaeroben Verwertung<br />
sind unterschiedliche biogene Reststoffe für die Kompostierung bzw. die Vergärung<br />
geeignet. Für sehr feuchte und strukturarme Abfälle, wie z.B. Küchenabfälle ist die Vergärung<br />
besser geeignet. Kohlenhydrate tragen nur wenig zur Bildung von Humus bei. Deshalb
26<br />
<strong>Abfall</strong>wirtschaft - <strong>Recycling</strong><br />
bietet sich auch für stark kohlenhydrathaltige Abfälle, wie z.B. Reststoffe aus der Herstellung<br />
von Süßigkeiten, die Vergärung an. Allerdings schaden diese Komponenten bei der Kompostierung<br />
auch nicht [Krogmann, 1994].<br />
Lignin und Chitin werden unter anaeroben Bedingungen nicht abgebaut. Deshalb ist für<br />
Strauch- und Baumschnitt mit einem Ligninanteil von ca. 20-30%, die Kompostierung das<br />
geeignete Verfahren [Krogmann, 1994]. Zusätzlich sind diese Abfälle strukturreich und sichern<br />
das für die Kompostierung notwendige Porenvolumen.<br />
2.6.4.1 Kompostierung<br />
Um die Aufnahmefähigkeit des <strong>Abfall</strong>s für Wasser und andere Additive sowie die Möglichkeiten<br />
zum mikrobiellen Angriff zu verbessern, wird die spezifische Oberfläche des Materials<br />
vergrößert. Dazu werden die Abfälle in Mühlen, Raspeln oder Häckslern zerkleinert. Der zerkleinerte<br />
<strong>Abfall</strong> wird zur Abtrennung von Störstoffen und zur Klassierung gesiebt und es finden<br />
ggf. eine Magnetabscheidung ferromagnetischer Metalle sowie eine Mischung verschiedener<br />
Abfälle statt [Bidlingmaier, 1994].<br />
2.6.4.1.1 Verfahrensbedingungen<br />
Den biologischen Abbau bewerkstelligen aeroben und fakultativ anaeroben Bakterien, Aktinomyceten<br />
(Strahlenpilze), Schimmelpilzen, Algen und Protozoen. Da die Abfälle i.d.R. nicht<br />
steril anfallen enthalten sie alle zum Abbau notwendigen Mikroorganismen, so dass eine<br />
Animpfung i.d.R. nicht notwendig ist [Bilitewski et al., 1994]. Bei unzureichender Aktivität<br />
kann jedoch eine Animpfung mit Fertigkompost erfolgen der reich an Mikroorganismen ist<br />
[Förstner, 1995].<br />
Essentiell für die Kompostierung von organischen Substraten ist eine ausreichende Versorgung<br />
mit Sauerstoff und Wasser. Um diese sicher zu stellen müssen gleichzeitig ein ausreichendes<br />
Luftporenvolumen (ca. 50 Vol.-%) und ein ausreichender Feuchtigkeitsgehalt in den<br />
zu behandelnden Abfällen vorliegen. Während der Wassergehalt bei den üblicherweise<br />
kompostierten Abfällen ausreicht (40 - 80 Gew.-%), ist die Sauerstoffversorgung bei sehr<br />
feinkörnigen oder stark wasserhaltigen Materialien kritisch [Bidlingmaier, 1994].<br />
Dies trifft v.a. auf reine Küchenabfälle und z.T. auf Fabrikationsrückstände aus der Nahrungsmittelindustrie<br />
zu. In diesen Fällen muss entweder durch Zugabe von Strukturmaterial<br />
oder strukturgebenden Abfällen (Gehölzschnitt, etc.) das notwendige Porenvolumen geschaffen<br />
werden oder es muss durch häufiges Umschichten des Materials die Voraussetzung<br />
für ausreichenden Luftzutritt geschaffen werden. Die diffusionsgetriebene Eindringtiefe<br />
der Luft beträgt ca. 70 cm. Dies bedeutet, dass die Schichtdicke in nicht künstlich belüfteten<br />
Anlagen nicht größer als diese 0,7 m sein darf, um die Ausbildung anaerober Zonen zu vermeiden<br />
[Bilitewski et al., 1994]. In Anlagen, die über technische Aggregate (Ventilatoren o.ä.)<br />
belüftet werden, kann die Schichtdicke des Kompostes bis 3 m betragen [Bidlingmaier,<br />
1994].
<strong>Abfall</strong>verwertung 27<br />
Ein weiterer Parameter, der beim Betrieb von Kompostanlagen zu beachten ist, stellt das<br />
C/N-Verhältnis der behandelten Abfälle dar. Für einen optimalen Ablauf der Rotte sollte das<br />
Verhältnis bei 20/1 bis 35/1 liegen [Bidlingmaier, 1994; Bilitewski et al., 1994]. Da pflanzlichen<br />
Materialien i.d.R. sehr kohlenstoffreich sind (C/N bis 300), während Abfälle tierischen<br />
Ursprungs stark stickstoffhaltig sind (C/N
28<br />
2.6.4.1.2 Abschluss der Kompostierung<br />
<strong>Abfall</strong>wirtschaft - <strong>Recycling</strong><br />
Der Rotteprozess ist beendet, wenn die leicht abbaubaren Verbindungen im <strong>Abfall</strong> zersetzt<br />
sind. Die biologische Aktivität kommt dann weitgehend zum Erliegen. Dies kann durch Messung<br />
der aktuellen Atmungsaktivität oder der Selbsterhitzung des Materials oder durch einen<br />
Test auf Pflanzenverträglichkeit (Kressetest) überprüft werden.<br />
Für die Hygienisierung des Kompostes werden abhängig vom jeweiligen Rotteverfahren folgende<br />
Zeiten benötigt:<br />
• Mietenkompostierung mit Umsetzen: 3 Wochen mit mehr als 55°C<br />
• Brikollareverfahren: 3 Wochen mit mehr als 60°C<br />
• Rottetrommel: 6 bis 7 Tage mit mehr als 60°C, dabei jedoch kein Abtöten von Sporen<br />
[Bilitewski et al., 1994].<br />
2.6.4.1.3 Emissionen<br />
An Emissionen aus Kompostanlagen fallen Sicker- und Niederschlagswässer sowie Stäube<br />
und Gerüche an. Die Staubfreisetzung kann durch Absaugen der Hallenluft (bei überdachten<br />
Mieten) minimal gehalten werden. Die Sickerwassermengen sind im Vergleich zu verdichteten<br />
Deponien gering. Sie sind durch hohe Salz- und Organikgehalte gekennzeichnet und<br />
müssen in einem geeigneten Klärwerk behandelt werden. Deshalb ist es erforderlich, dass<br />
Kompostmieten mit Basisabdichtungen ausgestattet werden. Niederschlagswässer werden<br />
bei nicht überdachten Mieten ebenfalls belastet und müssen in Abwasserreinigungsanlagen<br />
behandelt werden.<br />
Als geruchsintensive Stoffe kommen v.a. vermeidbare Stoffwechselprodukte aus Faulprozessen<br />
(H2S, Mercaptane, etc.), sowie nicht vermeidbare Zwischen- und Endprodukte des<br />
aeroben Abbaus (organische Säuren, Aldehyde, Limonen, etc.) in Frage. Die Elimination von<br />
Gerüchen kann erfolgen durch:<br />
• Abluftverbrennung,<br />
• Adsorption an Aktivkohle<br />
• Absorption in wässrigen Lösungen mit anschließender Oxidation (z.B. mit Ozon)<br />
• Biofiltration (vom Abgas durchströmter, aerober, befeuchteter Festbettreaktor).<br />
2.6.4.1.4 Kompostierungsanlagen<br />
Die zur Verfügung stehenden Kompostierungsverfahren eingeteilt werden in:<br />
• Mietenverfahren ohne oder mit Umsetzen<br />
• Brikollareverfahren<br />
• Container/Boxenkompostierung<br />
Mietenverfahren ohne Umsetzen<br />
Beim Mietenverfahren werden die Abfälle nach der Zerkleinerung und Homogenisierung zu<br />
”Komposthaufen” aufgeschichtet. Vorteilhaft ist die Rotte in trapezförmigen ”Wandermieten”
<strong>Abfall</strong>verwertung 29<br />
die von Zeit zu Zeit umgeschichtet werden, da sie bei geringerem Platzbedarf einen schnelleren<br />
Rotteprozess ermöglichen, als die klassischen Dreiecksmieten [Bilitewski et al., 1994]<br />
Abb. 2-11 Schemadarstellung von Dreiecks- und Tafelmieten [Bilitewski et al., 1994]<br />
Das Mietenverfahren ohne Umsetzen weist einige verfahrenstechnische Schwächen auf:<br />
• Der Feuchtigkeitsgehalt der Miete kann hier während des Betriebs nicht reguliert werden,<br />
• es findet keine Homogenisierung und Zerkleinerung statt und<br />
• die Hygienisierung der oberflächlichen Bereiche kann nicht gewährleistet werden.<br />
Damit ist dieses Verfahren lediglich als Nachbehandlungsschritt (Nachrotte) interessant.<br />
Mietenverfahren mit Umsetzen<br />
Abb. 2-12 Umsetzsystem für Mietenrotte System ”Wendelin” [Bilitewski et al., 1994]
30<br />
<strong>Abfall</strong>wirtschaft - <strong>Recycling</strong><br />
Bei der Mietenrotte mit Umsetzen wird der <strong>Abfall</strong> regelmäßige umgeschichtet und dabei weiter<br />
homogenisiert und intensiver belüftet. Für die Hygienisierung des Kompostes ist eine Behandlungsdauer<br />
von 3 Wochen mit mehr als 55°C erforderlich.<br />
Die Umschichtung kann mit Radladern oder mit mechanischen Umsetzsystemen erfolgen,<br />
die eine automatisierte Behandlung ermöglichen. Beim Beispiel ”Wendelin” wird der vorbereitete<br />
<strong>Abfall</strong> mittels Förderbändern zur fahrbaren Eintragsbrücke transportiert, die Mieten bis<br />
zu 3 m Höhe aufschütten kann. Ein an der Eintragsbrücke angebrachtes Schaufelrad befördert<br />
den Kompost um einige Meter nach hinten, wo die neue Miete aufgeschüttet wird.<br />
Beim Umsetzen kann der Kompost befeuchtet werden. Der Umsetzrythmus liegt bei 7 Tagen,<br />
die gesamte Behandlungsdauer bei 11 Wochen. Die Hallenluft wird über einen Biofilter<br />
desodoriert, die Belüftung erfolgt künstlich (Druckbelüftung). Der fertige Kompost am Ende<br />
der Miete wird ebenfalls durch die Eintragsbrücke ausgetragen [Bidlingmaier, 1994; Bilitewski<br />
et al., 1994].<br />
Brikollareverfahren<br />
Bei diesem Verfahren werden nach der Zerkleinerung und Homogenisierung der Abfälle<br />
kleinformatige Presslinge hergestellt, die in einer geschlossenen Halle innerhalb von 3 bis 6<br />
Wochen zu einem Rohprodukt mit 20 bis 25% Feuchtigkeitsgehalt umgesetzt werden. Die<br />
Befeuchtung erfolgt durch Beregnung, das Material wir automatisch ein- und ausgetragen.<br />
Anschließend werden die Presslinge in einer Hammermühle aufgelockert und gesiebt. Das<br />
trockenstabile Endprodukt kann dann gelagert werden [Bidlingmaier, 1994]. Für die Hygienisierung<br />
des Kompostes wird eine Behandlungsdauer von 3 Wochen mit mehr als 60°C benötigt.<br />
Container/Boxenkompostierung<br />
Hier wird der vorbereitete <strong>Abfall</strong><br />
in geschlossene, isolierte, von<br />
unten belüftete Container mit 10<br />
bis 20 Mg Durchsatz gefüllt. Die<br />
Abluft wird über Biofilter geleitet<br />
und so desodoriert. Sicker- und<br />
Kondensationswässer werden<br />
in den Container zurückgeleitet.<br />
Die Behandlungsdauer im Container<br />
liegt bei 10 Tagen, der<br />
dabei erhaltene wird im statischen<br />
Mietenverfahren nachkompostiert.<br />
Vorteil des Verfahrens<br />
ist, dass die geruchsintensive<br />
erste Rottephase in geschlossenen<br />
Behältern erfolgt.<br />
Abb. 2-13 Rotteboxenkompostierung, System ”Herhof”<br />
[Bilitewski et al., 1994]
<strong>Abfall</strong>verwertung 31<br />
Allerdings muss das Produkt dieser Vorrotte zur weiteren Behandlung i.d.R. angefeuchtet<br />
werden, was die Geruchsemissionen wieder intensiviert [Bidlingmaier, 1994].<br />
Das Verfahrensschema ist in Abb. 2-13 dargestellt.<br />
2.1.4.1.5 Verwertung von Komposten<br />
Qualitätskriterien<br />
Kompost wird zur Erhöhung des Humusgehaltes, zur Verbesserung der Bodenstruktur, des<br />
Wasser- und Wärmehaushaltes, des Nährstoffgehaltes und der Erosionsfestigkeit, sowie zur<br />
Aktivierung der mikrobiellen Aktivität von Böden eingesetzt. Er soll frei von festen Störstoffen,<br />
wie Glas- oder Kunststoffteilchen sein und keine Umweltchemikalien in pflanzenschädigenden<br />
oder humantoxischen Konzentrationen enthalten. Während die Abtrennung von<br />
Störstoffen bei der Aufbereitung der Abfälle durchgeführt erfolgt, kann die chemische Unbedenklichkeit<br />
nur durch die sorgfältige Auswahl der zu kompostierenden Abfälle gewährleistet<br />
werden [Bilitewski et al., 1994].<br />
Die biologische Qualität bezieht sich auf Entseuchung und Wurzelverträglichkeit des Kompostes.<br />
Während die Entseuchung mit in Kurzzeitverfahren bei entsprechend hoher Behandlungstemperatur<br />
erreicht werden kann, wird ein wurzelverträglicher Rottegrad i.d.R. erst nach<br />
einer Kompostierungszeit von 8 -12 Wochen erzielt [Bilitewski et al., 1994].<br />
Anwendung<br />
Kompost kann in allen Bereichen des gewerblichen und privaten Gartenbaus und der Landwirtschaft<br />
eingesetzt werden, z.B. beim Gemüse- und Weinanbau oder zur Rekultivierung<br />
von Ödland. In Tab. 2-5 sind die Anwendungsfelder für Pflanzen- bzw. Biokompost mit ihren<br />
jeweiligen Marktanteilen im Jahr 1991 zusammengestellt.<br />
Tab. 2-5 Anwendungen für Kompost [Bilitewski et al., 1994]<br />
Anwendung Biokompost,<br />
Anteil (%)<br />
Pflanzenkompost,<br />
Anteil (%)<br />
Hobby- und Kleingärtner 30 25<br />
Erwerbsgartenbau 10 13<br />
Garten- und Friedhofsämter 12 29<br />
Strassenbauämter 1 7<br />
Landschaftsbau 29 13<br />
Weinbau 1 1<br />
Landwirtschaft 10 8<br />
Technische Anwendungen 2 -<br />
Deponieabdeckung 5 4
32<br />
<strong>Abfall</strong>wirtschaft - <strong>Recycling</strong><br />
2.6.4.2 Vergärung (Anaerobe Verwertung)<br />
Für die anaerob-biologische Behandlung bieten sich vor allem stark wasserhaltige biogene<br />
Abfälle, mit hohem Anteil leicht abbaubarer Komponenten an. Die Aufbereitung der Abfälle<br />
für die Vergärung entspricht weitgehend der für die Kompostierung angewandten Aufbereitung.<br />
Sie umfasst Sichtkontrolle, Magnetabscheidung, Klassierung, Zerkleinerung und Siebung<br />
[Bidlingmaier, 1994].<br />
2.6.4.2.1 Verfahrensbedingungen<br />
Der biologische Abbau wird von einer Mischbiozönose unterschiedlicher fakultativ bzw. strikt<br />
anaerober Bakterien durchgeführt. Für die methanogenen Bakterien ist Sauerstoff toxisch, so<br />
dass der Zutritt von Luft strikt ausgeschlossen sein muss, um das energetische Potential des<br />
Prozesses zu nutzen.<br />
Die Vergärung kann prinzipiell in drei unterschiedlichen Temperaturbereichen erfolgen:<br />
psychrophil (bei ca. 10° C), mesophil (ca. 32 - 40°C) oder thermophil (ca. 50 - 70°C). Die<br />
mikrobielle Aktivität im psychrophilen Bereich ist so gering, dass diese Variante für die <strong>Abfall</strong>behandlung<br />
nicht geeignet ist - es werden lediglich einige landwirtschaftliche Anlagen<br />
unter diesen Bedingungen betrieben [Bilitewski et al., 1994]. Mesophil betriebene Anlagen<br />
erfordern einen geringeren technischen Aufwand als Anlagen, die im thermophilen Bereich<br />
arbeiten. Sie bieten eine bessere Prozess-Stabilität und eine höhere Nettoenergieausbeute,<br />
da weniger Energie für die Beheizung des Reaktors aufgewandt werden muss. Allerdings ist<br />
der Hygienisierungsgrad bei thermophilen Anlagen höher [Bidlingmaier, 1994; Bilitewski et<br />
al., 1994]. Die Gasausbeute, die Abbaugeschwindigkeit und der Abbaugrad sind in thermophil<br />
betriebenen Reaktoren ebenfalls höher als im mesophilen Bereich [Bidlingmaier,<br />
1994; Rilling, 1994].<br />
Das C/N-Verhältnis der behandelten Abfälle soll
<strong>Abfall</strong>verwertung 33<br />
Abfälle in den Anlagen liegen zwischen 5 und 42 Tagen [Bidlingmaier, 1994; Bilitewski et al.,<br />
1994; Loock und Jaar, 1994].<br />
2.6.4.2.2 Emissionen<br />
Bei der <strong>Abfall</strong>aufbereitung treten (wie bei der Kompostierung) Geruchsemissionen auf. Deren<br />
Freisetzung kann durch Kapselung oder der Aggregate und Behandlung der Abluft verhindert<br />
werden. Für die Abluftbehandlung stehen die gleichen Verfahren zur Verfügung, die auch bei<br />
der Kompostierung angewandt werden (s. Kap. 2.6.4.1.3). Anders als bei der Kompostierung<br />
findet der biologische Abbau bei der Vergärung immer in geschlossenen Reaktoren statt, so<br />
dass hier keine Geruchsemissionen auftreten können. Die Endprodukte einer vollständigen<br />
Vergärung sind weitgehend geruchsfrei [Bilitewski et al., 1994].<br />
Aufgrund des Wassergehaltes der behandelten Abfälle (und z.T. aus verfahrens-technischen<br />
Gründen) ist auch bei einer weitgehenden Kreislaufführung von Prozesswässern mit einem<br />
Anfall von Abwässern zu rechnen. Diese Abwässer sind mit Salzen und organischen Verbindungen<br />
belastet und müssen dementsprechend behandelt werden. Dafür sind ausreichend<br />
groß dimensionierte kommunale Kläranlagen geeignet [Bidlingmaier, 1994; Bilitewski et al.,<br />
1994].<br />
2.6.4.2.3 Anlagen zur <strong>Abfall</strong>vergärung<br />
Folgende verfahrensbezogene Unterscheidungskriterien sind auf <strong>Abfall</strong>vergärungsanlagen<br />
anzuwenden:<br />
• Mesophile/thermophile Betriebsweise<br />
• kontinuierlicher/diskontinuierlicher Betrieb<br />
• Nass-/Trockenvergärung (85 % Wassergehalt)<br />
• ein-/zwei-/dreistufige Behandlung<br />
Der Einfluss der Temperatur auf die Vergärung wurde unter den Verfahrensbedingungen<br />
abgehandelt.<br />
Beim kontinuierlichen Betrieb werden die Abfälle mit Schneckenförderern oder Pumpen kontinuierlich<br />
in den Reaktor gefördert. Das entsprechende Volumen muss als Abwasser, Gas<br />
und Feststoff gleichzeitig aus dem Reaktor abgezogen werden. Die Raum-Zeit-Ausbeuten<br />
sind hier höher als bei diskontinuierlichem Betrieb, der Gasanfall erfolgt gleichmäßiger und<br />
der Ablauf kann leichter automatisiert werden. Diese Vorteile müssen mit höheren Investitionskosten<br />
und höherem Energieaufwand für die Durchmischung des Reaktorinhaltes erkauft<br />
werden [Bidlingmaier, 1994].<br />
Zwischen Nass- und Trockenfermentation wird lediglich bei den einstufigen Vergärungsverfahren<br />
unterschieden. Die mehrstufigen Verfahren arbeiten immer unter den Bedingungen<br />
der Nassfermentation. Der Wassergehalt kann durch Zugabe von Prozesswasser bzw. Impfschlamm<br />
eingestellt werden. Bei den Nassverfahren können die Stoffströme besser gesteuert<br />
werden, die Durchmischung des Reaktorinhalts erfolgt leichter und Stoff- und Wärme-
34<br />
<strong>Abfall</strong>wirtschaft - <strong>Recycling</strong><br />
übergänge sind begünstigt [Bidlingmaier, 1994]. Bei den Trockenverfahren können die Apparaturen<br />
aufgrund der geringeren Volumina kleiner ausgeführt werden.<br />
Im Folgenden werden beispielhaft einige Vergärungsverfahren beschrieben.<br />
Haase-Biostabilistator<br />
Kernstück dieses einstufigen<br />
Verfahrens ist ein stehender Reaktor,<br />
der kontinuierlich von oben mit<br />
flüssigen bzw. aufgeschlämmten<br />
Rohmaterialien beschickt wird. Der<br />
Austrag des vergärten Materials erfolgt<br />
unten mit einer Feststoffpumpe.<br />
Die Anlage wird zur Vergärung von<br />
Gülle (ca. 75 %), Bioabfall, Klärschlamm,<br />
Bleicherde und Lebensmittelresten<br />
eingesetzt. Es werden jährlich<br />
ca. 110.000 Mg Rohmaterial<br />
verwertet [Haase Energietechnik,<br />
2002]. In Abb. 7-21 ist das Verfahren<br />
schematisch dargestellt.<br />
AN-Anaerobverfahren<br />
Abb. 2-14 Schema des Haase-Biostabilisators [Haase<br />
Energietechnik, 2002]<br />
Das AN-Verfahren ist ein Beispiel für eine zweistufige Verfahrensweise. Die Abfälle werden<br />
nach der Aufarbeitung<br />
in halbkontinuierlich<br />
arbeitenden Hydrolysereaktoren<br />
3-4 Tage<br />
vorbehandelt mit Prozesswasserdurchrieselt.<br />
Die dabei freigesetzten<br />
gelösten organischenSubstanzen<br />
(Säuren, Alkohole<br />
etc.) werden mit Prozesswasserkontinuierlich<br />
in den Methanreaktor<br />
gepumpt. An<br />
einen Methanreaktor<br />
sind mehrere Hydrolysestufen<br />
ange- Abb. 2-15 Schema des AN-Verfahrens [Bos und Westphal, 1994]
<strong>Abfall</strong>verwertung 35<br />
schlossen, um eine kontinuierliche Fahrweise sicher zu stellen. Das Prozesswasser aus der<br />
ethanisierung wird gereinigt und in die Hydrolyse zurückgeführt. Feste Reststoffe aus den<br />
Hydrolysreaktoren besitzen die Qualität von Frischkomposten, sie werden entwässert und<br />
nachkompostiert. Das Presswasser aus der Entwässerung wird als Prozesswasser zurückgeführt<br />
[Bos und Westphal, 1994]. Das Verfahren ist in Abb. 2-15 schematisch dargestellt.<br />
BTA-Verfahren<br />
Ein dreistufiges Nassfermentationsverfahren stellt das BTA-Verfahren dar. Der <strong>Abfall</strong> wird in<br />
einem Auflöseprozess vorbereitet. Dort wird eine Suspension mit 90% Wassergehalt hergestellt<br />
aus der aufschwimmende Leicht- und absinkende Schwerstoffe abgeschieden werden.<br />
Die Rohsuspension gelangt über ein Lochsieb am Boden des Behälters abgepumpt und in<br />
die nächste Behandlungsstufe überführt.<br />
In der thermisch-alkalischen Behandlung wird die Rohsuspension unter Zugabe von Natronlauge<br />
auf 60°C erwärmt. Der pH-Wert wird auf 9 bis 10 eingestellt. Die Abfälle verbleiben für<br />
eine Stunde in dem Reaktor. Ziel dieser Behandlungsstufe ist es, die Abbaubarkeit von Ligninen<br />
zu steigern sowie die Hygienisierung der Materialien.<br />
Nach einer Fest-Flüssig-Trennung zur gelangt die Suspension in den beheizbaren Hydrolysereaktor,<br />
der im mesophilen Bereich betrieben wird. Während der 2- bis 3-tägigen Behandlungszeit<br />
wird der Reaktorinhalt umgewälzt und mehrfach entwässert. In dieser Stufe sollen<br />
bisher ungelöste biogene Organika in Lösung gebracht werden. Das hier anfallende Gas<br />
enthält ca. 40% Methan, wobei ca. 12% der gesamten Methanproduktion hier stattfindet.<br />
Im mesophil betriebenen Methanreaktor werden die gelösten organischen Verbindungen<br />
vergärt. Es werden zwei unterschiedliche Reaktortypen eingesetzt: Ein ”Kontakt-schlamm”-<br />
Suspensionsreaktor und ein Festbettreaktor. Die hydraulische Verweilzeit liegt - je nach gewähltem<br />
Reaktor - bei 40 bzw. 72 Stunden. Der erreichbare Abbaugrad liegt bei 85 bzw.<br />
90%. Das in dieser Stufe produzierte Gas enthält bis zu 90% Methan.<br />
Die Anlage wird vollständig mit Prozesswasser betrieben, das im Kreislauf geführt wird. Aufgrund<br />
der permanenten Flüssigkeitszufuhr mit dem <strong>Abfall</strong> muss der Anlage Überschusswasser<br />
entzogen werden, das hoch mit organischen Stoffen, Stickstoff und Phosphor belastet ist<br />
[Bidlingmaier, 1994].<br />
2.6.4.2.4 Produkte<br />
Anaerob-Kompost<br />
Die bei der <strong>Abfall</strong>vergärung erhaltenen festen Reststoffe besitzen ähnlich Qualitäten wie<br />
Frischkomposte aus der aerobe Rotte [Bos und Westphal, 1994; Schmid und Huwiler, 1994].<br />
Für mesophil gewonnene anaerobe ”Komposte” ist für eine Hygienisierung eine Nachrotte<br />
notwendig, wobei die erforderlichen Rottezeiten durch die anaerobe Vorbehandlung deutlich<br />
gesenkt werden [Bilitewski et al., 1994]. Um Schadstoffgehalte in den Produkten zu vermei-
36<br />
<strong>Abfall</strong>wirtschaft - <strong>Recycling</strong><br />
den, werden Vergärungsanlagen hauptsächlich mit kommunalem Bioabfall oder unbelastetem<br />
abbaubaren Gewerbeabfall betrieben [Thomé-Kozmiensky, 1989].<br />
Biogas<br />
Die Gasausbeuten der Verfahren<br />
sind von den eingesetzten Abfällen<br />
und der Verfahrensweise abhängig.<br />
Für die derzeit angebotenen bzw.<br />
installierten Anlagen werden durchschnittliche<br />
spezifische Gaserträge<br />
von 70 bis 200 Nm 3 /Mg Bioabfall<br />
angegeben [Christ et al., 1994;<br />
Loock und Jaar, 1994]. In Tab. 2-6<br />
sind die üblicherweise auftretenden<br />
Anteile der Biogaskomponenten<br />
zusammengestellt.<br />
Tab. 2-6 Zusammensetzung von Biogas<br />
Gaskomponente Volumenanteil (%)<br />
Methan (CH4) 40 - 75<br />
Kohlendioxid (CO2) 25 - 60<br />
Stickstoff (N2) 0 - 7<br />
Sauerstoff (O2) 0 - 2<br />
Wasserstoff (H2) 0 - 1<br />
Schwefelwasserstoff (H2S) 0 - 1<br />
Gasaufbereitung<br />
Hauptsächliche Zielkomponente der Gasreinigung ist Schwefelwasserstoff, ein hochgiftiges,<br />
farbloses, sauer reagierendes Gas. Bei der Verbrennung wird es zu SO2 umgesetzt, das in<br />
der Atmosphäre letztlich zu korrosiver, umweltschädigender Schwefelsäure reagiert. Bei allen<br />
Entschwefelungsverfahren können die Reinigungsmedien mit Sauerstoff regeneriert werden<br />
[Bilitewski et al., 1994].<br />
• Die H2S-Elimination kann chemisch mit Eisenhydroxid unter Bildung von Eisensulfid oder<br />
mit reduzierten Eisenverbindungen unter Bildung von elementarem Schwefel erfolgen.<br />
• Als chemisch-physikalische Methode kann die Adsorption an Aktivkohle mit nachfolgender<br />
Oxidation zu Schwefel und Wasser eingesetzt werden.<br />
• Auch die mikrobielle Oxidation des Schwefelwasserstoffs z.B. in Rieselfilmreaktoren ist<br />
möglich [Bilitewski et al., 1994].<br />
Ein weiterer Schritt bei der Gasaufbereitung ist die Methananreicherung, die zur Erhöhung<br />
des Heizwertes durchgeführt wird. Hierfür stehen ebenfalls drei Verfahren zur Verfügung:<br />
• Absorption in wässrigem Monoethanolamin. Dabei werden H2S und CO2 abgeschieden.<br />
Die gebildeten Hydrogencarbonate und Hydrogensulfite können aus der Lösung durch<br />
Temperaturerhöhung und Druckerniedrigung eliminiert werden.<br />
• Druckwechseladsorption an Kohlenstoffmolekularsieben. Die unterschiedlichen Adsorptionsgeschwindigkeiten<br />
der Gaskomponenten werden zur Gastrennung genutzt. Nach der<br />
Druckadsorption folgt eine Druckentlastungsphase, bei der vorwiegend CO2 abgesaugt<br />
wird.<br />
• Membranverfahren. Es werden Polymermembranen ähnlich der Umkehrosmose eingesetzt,<br />
die für die einzelnen Gaskomponenten unterschiedliche Durchlässigkeiten aufwei-
<strong>Abfall</strong>verwertung 37<br />
sen. Da H2S diese Membranen schädigt muss er in einer vorgeschalteten Aufbereitungs-<br />
stufe abgeschieden werden [Bilitewski et al., 1994].<br />
Gasförmige organische Schadstoffe können durch Adsorption an Aktivkohle entfernt werden.<br />
Gasverwertung<br />
Die Nutzung des Biogases kann in Kesseln zur Wärmeerzeugung, in Kraft-Wärme-<br />
Kopplungsaggregaten, in Gasmotoren für Fahrzeuge oder über die Einspeisung in öffentliche<br />
Gasversorgungsnetze erfolgen. V.a. der Einsatz bei der Kraft-Wärme-Kopplung ist energetisch<br />
günstig, da sowohl der erzeugte Strom, als die bei der Stromerzeugung anfallende<br />
Wärme genutzt werden können [Bilitewski et al., 1994].<br />
2.6.5 Thermische Behandlung/Verwertung<br />
Ziele einer thermischen Behandlung von Abfällen sind:<br />
• Minimierung der abzulagernden Reststoffmassen und -volumina<br />
• Inertisierung der Reststoffe zur Verminderung gas- und wasserseitiger Emissionen<br />
• Zerstörung organischer und Aufkonzentration anorganischer Schadstoffe<br />
• Nutzung des Energieinhalts stofflich nicht verwertbarer, energiereicher Abfälle<br />
• Überführung der Rückstände in Sekundärrohstoffe<br />
Der Verwertungsaspekt bezieht sich dabei v.a. auf die Nutzung der bei der thermischen Behandlung<br />
freiwerdenden Energie. Für die Nutzbarkeit von Abfällen als Brennstoff ist ihre Zusammensetzung<br />
von entscheidender Bedeutung. Wasser und Inertmaterialien stellen Ballast<br />
dar, der verdampft wird bzw. als Rückstand (Schlacken, Flugstäube) anfällt. Der Energiegewinn<br />
ist im Wesentlichen auf den Organikgehalt der Abfälle zurückzuführen.<br />
Die thermische <strong>Abfall</strong>verwertung kann pyrolytisch unter Entgasung/Vergasung der Organik<br />
oder oxidativ als Verbrennung erfolgen. Während bei der Pyrolyse brennbare Gase entstehen,<br />
die gelagert, transportiert und weiter genutzt werden können, wird der Energieinhalt des<br />
Brennstoffs bei der Verbrennung direkt freigesetzt und genutzt.<br />
2.6.5.1 Verbrennung<br />
Bei der Verbrennung laufen Trocknung, Entgasung, Vergasung und die eigentliche Verbrennung<br />
zeitlich und räumlich nur unscharf voneinander getrennt ab. Bei einer vollständigen<br />
Oxidation des Organikgehaltes von Abfällen entstehen endlagerfähige Rückstände (Schlacke<br />
und Asche) sowie geruchlose Gase und nutzbare Abwärme. Die <strong>Abfall</strong>verbrennung sichert<br />
die Zerstörung organischer Schadstoffe und die Hygienisierung der Rückstände [Tabasaran,<br />
1994].<br />
Für die <strong>Abfall</strong>verbrennung stehen unterschiedliche Verfahren zur Verfügung, die sich in der<br />
Praxis für verschiedene Abfälle bewährt haben. Diese Verfahren und die üblicherweise damit<br />
verwerteten Abfälle sind in der folgenden Tab. 2-7 zusammengestellt.<br />
Tab. 2-7 <strong>Abfall</strong>verbrennungsverfahren und Eigenschaften der damit verwerteten Abfälle
38<br />
<strong>Abfall</strong>wirtschaft - <strong>Recycling</strong><br />
Feuerungsart <strong>Abfall</strong><br />
mechanische Eigenschaften thermische Eigenschaften<br />
Rostfeuerung inhomogen; fest mittlerer Heizwert<br />
Wirbelschicht homogen zerkleinert; fest tiefe bis hohe Heizwerte<br />
Drehrohr inhomogen; pastös, flüssig oder fest tiefe oder hohe Heizwerte<br />
2.6.5.1.1 Feuerungsarten<br />
Rostfeuerung<br />
Der <strong>Abfall</strong> wird über einen Einfülltrichter in den Verbrennungsraum eingebracht und auf einem<br />
Rost verbrannt. Dieser Rost sichert den ausreichenden Zutritt von Verbrennungsluft und<br />
den kontrollierten Transport des <strong>Abfall</strong>s entsprechend seines Brennverhaltens.<br />
Die Verbrennung in Rostfeuerungsanlagen stellt das am weitesten verbreitete und bewährte<br />
Verfahren zur Verbrennung von Haus- und Gewerbeabfällen dar. Sie sind flexibel und können<br />
an unterschiedliche Durchsatzleistungen angepasst werden, es existieren Anlagen von 1<br />
Mg/h bis 50 Mg/h Leistung [Tabasaran, 1994]. In der Bundesrepublik Deutschland existieren<br />
derzeit ca. 50 derartige Anlagen, weltweit mehr als 500 [Bilitewski et al., 1994; Förstner,<br />
1995c].<br />
Wirbelschichtfeuerung<br />
Entscheidend für den Einsatz von Wirbelschichtfeuerung bei der <strong>Abfall</strong>verwertung ist die<br />
notwendige sehr starke Zerkleinerung (Kantenlängen
<strong>Abfall</strong>verwertung 39<br />
Damit die <strong>Abfall</strong>verbrennung als Verwertungstechnologie gelten kann, müssen die Anlagen<br />
mit Einrichtungen zur Nutzung der freiwerdenden Energie ausgerüstet sein. In der Regel<br />
werden <strong>Abfall</strong>verbrennungsanlagen als Müll-Heiz-Kraftwerk ausgeführt. D.h. es sind Verfahrensstufen<br />
zur Gewinnung von Niedertemperaturwärme (Fernheizung etc.) und zur Produktion<br />
von Strom installiert.<br />
Für die Stromerzeugung ist ein Dampferzeuger notwendig, der den zum Antrieb der Turbinen<br />
notwendigen Dampf liefert. Dieser Dampferzeuger ist i.d.R. auf den Verbrennungsrost<br />
aufgesetzt. Die Rauchgase werden bei der Passage durch den Dampferzeuger auf ca. 180<br />
bis 240° abgekühlt [Tabasaran, 1994]. Aus dem Dampferzeuger gelangt der Dampf zu den<br />
Generatoren, die Rauchgase werden in die Reinigungsstufen weitergeleitet. In Abb. 2-16 ist<br />
der Aufbau einer Müllverbrennungsanlage mit Dampfkessel und Rauchgasreinigung schematisch<br />
dargestellt.<br />
1 Entladehalle<br />
2 Sperrmüllschere<br />
3 Müllbunker<br />
4 Müllkran<br />
5 Einfülltrichter<br />
6 Dosierstössel<br />
7 Verbrennungsrost<br />
8 Schlackenschacht<br />
9 Nassentschlacker<br />
10 Container<br />
11 Spreaderkran<br />
12 Containerbahnhof<br />
13 Primärluftventilator<br />
14 Wandkülluftventilator<br />
15 Primärluftvorwärmer<br />
16 Brenner<br />
17 Nachbrennkammer<br />
18 Dampfkessel<br />
19 Elektrofilter<br />
20 Entaschung<br />
21 Externer Economiser<br />
22 Wärmetauscher RG/RG<br />
23 Quench<br />
24 Rauchgaswäscher<br />
25 Wärmetauscher RG/Dampf<br />
26 Schlauchfuilter<br />
27 Saugzuggebläse<br />
28 Schalldämpfer<br />
29 Kamin<br />
30 Vorlagebehälter<br />
31 Stripperkolonne<br />
32 Salzsäurebehälter<br />
Abb. 2-16 Schema einer Müllverbrennungsanlage [Tabasaran, 1994]<br />
33 Flockungsmittelbehälter<br />
34 Fällungsmittelbehälter<br />
35 Flockungsbehälter<br />
36 Dünnschlammstapelbehälter<br />
37 Kammerfilterpresse<br />
38 Filterkuchentransport<br />
39 Natronlaugetank<br />
40 Salzsohletank<br />
41 Notwasserbehälter<br />
42 Aktivkohle-Vorlagebehälter<br />
43 Aktivkohlerezirkulationsbehälter<br />
44 Schlauchfilteraustrag<br />
45 Aktivkohleabfülleinrichtung
40<br />
2.7 Beseitigung<br />
<strong>Abfall</strong>wirtschaft - <strong>Recycling</strong><br />
2.7.1 Chemisch-physikalische Behandlung<br />
2.7.1.1 <strong>Abfall</strong>emulsionen<br />
Bohrschleifölemulsionen werden bei Metallbearbeitungsprozessen (Bohren, Schleifen, Fräsen,<br />
etc.) zur Kühlung und Schmierung der Werkstoffe und Werkzeuge eingesetzt. Mit ca.<br />
276.000 Mg stellen sie nach der anfallenden Menge die zweitwichtigste Art besonders überwachungsbedürftiger<br />
Abfälle dar. Dabei handelt es sich um Öl-in-Wasser-Emulsionen mit<br />
einem Ölanteil von 5 bis 10%. Zusätzlich enthalten sie in der Regel Additive wie Emulgatoren,<br />
Korrosionsinhibitoren, Mikrobizide, Komplexbildner, Antischaum-mittel und Hochdruckzusätze.<br />
Sie unterliegen während ihres Einsatzes einer zunehmenden Verschmutzung durch<br />
den Eintrag von Metallabrieb sowie durch chemische und biologische Reaktionen ihrer Inhaltsstoffe.<br />
Tab. 2-8 Spaltverfahren für <strong>Abfall</strong>emulsionen und deren Vor- und Nachteile (verändert<br />
nach Thomanetz, 1997)<br />
Verfahren Prinzip Vorteile Nachteile<br />
Salzspaltung / Säurespaltung<br />
mit Flockung,<br />
Fällung, Filtration,<br />
Schlammentsorgung<br />
Spaltung mit org. Polymeren,<br />
dann Fällung,<br />
Flockung, Filtration /<br />
Flotation, Schlammentsorgung<br />
Thermische Spaltung<br />
durch Eindampfung<br />
Membrantrennverfahren<br />
(Ultrafiltration, ggf. gefolgt<br />
von Umkehrosmose)<br />
Ladungskompensation<br />
durch Kationen (Al 3+ ,<br />
Fe 3+ , Mg 2+ , H + )<br />
Ladungskompensation<br />
durch die kationischen<br />
Zentren der Polymere<br />
(MG bis 200.000 g/Mol)<br />
Einengung der Emulsion<br />
durch Wasserentzug<br />
(Restwasser im Öl <<br />
10%)<br />
Einengung der Emulsion<br />
durch Wasserentzug<br />
(Restwasser im Öl ca.<br />
50%)<br />
universell einsetzbar,<br />
einfache Rührkesseltechnik,<br />
billige Chemikalien<br />
universell einsetzbar,<br />
keine Aufsalzung, einfacheRührkesseltechnik,<br />
wenig Schlamm,<br />
KW im Wasser < 200<br />
mg/L<br />
universell einsetzbar,<br />
keine Aufsalzung,<br />
wartungsarm<br />
keine Aufsalzung, kein<br />
Schlammanfall, Öl und<br />
Wasser z.T. verwertbar,<br />
KW-Gehalte im Wasser<br />
< 20 mg/l<br />
Aufsalzung des Wassers,<br />
hoher CSB (><br />
1000 mg/L), hoher KW-<br />
Gehalt (mehrere 100<br />
mg/L)<br />
Schlammanfall, Chemikalienverbrauch<br />
Re-Emulgierung des<br />
Öls bei Überdosierung,<br />
hoher CSB im Wasser<br />
(> 1000 mg/L), emulsionsspezifischeSpaltmittel<br />
notwendig<br />
energieintensiv, aufwendigeVerfahrenstechnik,Abluftbehandlung<br />
notwendig, Nähe<br />
einer Wärmequelle notwendig<br />
anfällig, nicht universell<br />
einsetzbar, Vorbehandlung<br />
nötig, begrenzte<br />
Membranstandzeit,<br />
Reinigungsaufwand,<br />
teuer<br />
Verbrauchte Kühlschmieremulsionen können nicht wiederverwertet werden, sie müssen entsorgt<br />
werden. Ziel der Aufbereitung durch ”Emulsionsspaltung” ist die Trennung der Öl- und<br />
Wasserphase, um das Wasser nach einer entsprechenden Abwasserbehandlung in einen<br />
Vorfluter einleiten zu können. Die Ölphase kann ggf. thermisch verwertet werden [Thoma-
<strong>Abfall</strong>beseitigung 41<br />
netz, 1997]. In Tab. 2-8 sind die Spaltverfahren für <strong>Abfall</strong>emulsionen, ihr jeweiliges Wir-<br />
kungsprinzip sowie ihre Vor- und Nachteile zusammengestellt.<br />
2.7.2 Ablagerung<br />
Die Ablagerung von nicht verwertbaren Abfällen ist in der Bundesrepublik nur auf geordneten<br />
Deponien zulässig, für deren Aufbau und Betrieb in den Technischen Anleitungen Siedlungsabfall<br />
bzw. <strong>Abfall</strong> (für Sonderabfälle) Anforderungen festgelegt sind. Für Siedlungsabfälle<br />
bzw. Sonderabfälle werden jeweils zwei Deponieklassen unterschieden, die Deponieklasse<br />
I und II (Klasse II als Multikomponenten- oder Monodeponie) für Siedlungsabfälle,<br />
obertägige Sonderabfalldeponie (Multikomponenten- oder Monodeponien) und Untertagedeponie<br />
für besonders überwachungsbedürftige Abfälle.<br />
Für alle Arten von <strong>Abfall</strong>deponien wird das ”Multibarrierenkonzept” verfolgt, mit dem mögliche<br />
Auswirkungen der abgelagerten Abfälle auf die Umwelt minimiert werden sollen. Mit dem<br />
Multibarrierensystem soll sichergestellt werden, dass beim Ausfall einer Barriere, Emissionen<br />
aus der Deponie durch die anderen Barrieren verhindert werden. Folgende Barrieren sind<br />
dabei vorgesehen:<br />
• <strong>Abfall</strong>vorbehandlung: Schadstoffe im <strong>Abfall</strong> werden durch geeignete Vorbehandlung<br />
zerstört oder möglichst weitgehend immobilisiert (Verbrennung, biol. Oder chem.-phys.<br />
Behandlung). Schadstoffe aus Haushalten werden durch getrennte Sammlung separat erfasst.<br />
• Geologie / Hydrologie des Standortes: Beim Ausfall künstlicher Rückhaltemaßnahmen<br />
muss durch die geologischen und hydrologischen Verhältnisse am Deponiestandort sichergestellt<br />
sein, dass sich emittierte Schadstoffe nur langsam und vorhersehbar ausbreiten<br />
und dass empfindliche ”Ziele” (z.B. Trinkwasserfassungen) nur in akzeptierbarer Verdünnung<br />
erreicht werden.<br />
• Deponiekörper: Der Deponiekörper stellt einen Reaktor dar, in dem chemische, physikalische<br />
und biologische Reaktionen und Umsetzungen stattfinden, die zur Mobilisierung<br />
oder Festlegung von <strong>Abfall</strong>komponenten führen. Ziel der Deponietechnik ist es, einen Deponiekörper<br />
herzustellen, der eine hoher mechanische Stabilität und geringe gasförmige<br />
und flüssige Emissionen auch unter lang anhaltendem Witterungseinfluss aufweist.<br />
• Basisabdichtung: Eventuell auftretende flüssige Emissionen aus dem Deponiekörper<br />
müssen durch eine künstliche Basisabdichtung erfasst und die belasteten Sickerwässer<br />
einer geeigneten Behandlung zugeführt werden.<br />
• Oberflächenabdichtung: Trotz der Anforderungen an den abzulagernden <strong>Abfall</strong>, dass er<br />
sich weitgehend inert verhält, wird das Eindringen von Niederschlagswässern durch eine<br />
Oberflächenabdichtung verhindert. Damit wird eine eventuelle Auslaugung von Schadstoffen<br />
aus den Abfällen minimiert, die Menge der anfallenden Sickerwässer wird verringert,<br />
auftretende Gasemissionen werden gefasst und können behandelt bzw. genutzt werden,
42<br />
<strong>Abfall</strong>wirtschaft - <strong>Recycling</strong><br />
das Verwehen von Stäuben und Abfällen wird verhindert und der Deponiekörper wird von<br />
Nutzern der Oberfläche einer verfüllten Deponie abgetrennt.<br />
• Nutzung, Nachsorge, Kontrollierbarkeit und Reparierbarkeit der Barrieren: Eine verfüllte<br />
Deponie soll möglichst uneingeschränkt nutzbar sein, wobei jedoch durch die Nutzung<br />
keine Beeinträchtigung der Barrieren auftreten darf. Durch Überwachung von Parametern,<br />
die das Langzeitverhalten der Deponie beschreiben, sollen Emissionen aus der<br />
Deponie oder andere Störfälle verhindert werden. Einzelne Bereiche der Deponie müssen<br />
reparierbar sein und Abfälle müssen rückholbar gelagert werden, was eine Dokumentation<br />
über Art und Lagerort der eingebauten Abfälle erfordert.<br />
2.7.2.1 Abdichtungen<br />
Der Aufbau der Basisabdichtungen für die beiden Deponieklassen für Siedlungsabfälle ist in<br />
Abb. 2-17 und Abb. 2-18 dargestellt. Unterschiede bestehen darin, dass für die Deponieklasse<br />
I keine geologische Barriere, keine Kunststoffdichtungsbahn sondern lediglich eine zweilagige<br />
Dichtungsschicht aus verdichteten Tonmineralien erforderlich ist. Bei der Deponieklasse<br />
II wird eine dreilagige mineralische Dichtungsschicht verlangt. Bei beiden Deponieklassen<br />
ist eine Sickerwasserfassung und -ableitung vorgesehen. Um Sickerwässer vollständig<br />
zu erfassen muss die Basisabdichtung ein Gefälle von mindestens 2% aufweisen.<br />
Abb. 2-17 Basisabdichtung für Hausmülldeponien der Klasse I
<strong>Abfall</strong>beseitigung 43<br />
Abb. 2-18 Basisabdichtung für Hausmülldeponien der Klasse II<br />
Das Eindringen von Niederschlagswässern in den Deponiekörper kann durch eine Oberflächenabdichtung<br />
verhindert werden. Allein durch die Evapotranspiration der Pflanzen werden<br />
bei einer erdabgedeckten, bewachsenen Oberfläche in Mitteleuropa durchschnittlich zwischen<br />
können 60 und 75% der Niederschläge wieder verdunstet [Dyck und Peschke, 1995].<br />
Durch die Neigung der Oberfläche werden weitere 5 bis 20% Niederschlagswässer abgeleitet<br />
[Urban, 1987]. Dennoch ist eine Oberflächenabdichtung notwendig, um die Niederschlagsinfiltration<br />
annähernd vollständig zu vermeiden. Damit wird gleichzeitig der mobilisierende<br />
Einfluss saurer Niederschlagskomponenten auf Schadstoffe im <strong>Abfall</strong> unterbunden.<br />
Ein Unterschied zwischen den Oberflächenabdichtungen der Deponieklassen I und II besteht<br />
nur in der Verwendung einer Kunststoffdichtungsbahn mit entsprechender Schutzschicht. In<br />
beiden Fällen ist eine Gasdränschicht vorgesehen, die einzubauen ist, wenn Gasbildung<br />
festgestellt wurde oder zu erwarten ist, um dann die anfallenden Deponiegase zu fassen und<br />
kontrolliert ableiten zu können.<br />
Sonderabfälle dürfen nur dann oberirdisch abgelagert werden, wenn:<br />
• von ihnen keine erheblichen Geruchsbelästigungen für die Nachbarschaft ausgeht,<br />
• wenn aufgrund der im Entsorgungsnachweis beschriebenen Herkunft oder Beschaffenheit<br />
durch die Ablagerung wegen ihres signifikanten Gehaltes an toxischen, langlebigen und<br />
bioakkumulierbaren organischen Stoffen (z. B. organische Halogenverbindungen, organische<br />
Phosphorverbindungen) eine Beeinträchtigung des Wohls der Allgemeinheit nicht zu<br />
besorgen ist.<br />
In Abb. 2-19 ist der Aufbau einer Basisabdichtung gemäß TA <strong>Abfall</strong> schematisch dargestellt.<br />
Die Oberfläche der Dichtung soll dachprofilartig geformt werden. Die Oberfläche der Dichtungsschicht<br />
muss nach Abklingen der Setzungen des Dichtungsauflagers ein Quergefälle ≥<br />
3 % und ein Längsgefälle ≥ 1 % aufweisen [TA <strong>Abfall</strong>, 1991].
44<br />
<strong>Abfall</strong>wirtschaft - <strong>Recycling</strong><br />
Abb. 2-19 Basisabdichtung einer oberirdischen Deponie gemäß TA <strong>Abfall</strong><br />
2.7.2.2 Sickerwässer<br />
Durch eingedrungenes Grund- und Fremdwasser, Niederschläge und die Feuchtigkeit der<br />
Abfälle entstehen Sickerwässer in Deponien. Diese Wässer müssen abgeleitet werden, um<br />
zu verhindern, dass ein Wasserstau entsteht, der die Standsicherheit des Deponiekörpers<br />
beeinträchtigen und durch den anliegenden hydrostatischen Druck die Durchlässigkeit der<br />
Basisabdichtung erhöhen würde.<br />
Die Belastung der Sickerwässer mit gelösten Stoffen hängt von den abgelagerten Abfällen<br />
und den im Deponiekörper ablaufenden chemischen, physikalischen und biologischen Vorgängen<br />
ab. In Hausmülldeponien wird die Sickerwasserqualität vorwiegend durch organische<br />
Inhaltsstoffe die aus den Abfällen freigesetzt und biologisch umgesetzt werden, beeinträchtigt.<br />
Der typische Verlauf von CSB, BSB und Ammonium-Stickstoffgehalten in Deponiesickerwässern<br />
ist in Abb. 2-20 dargestellt. Aus der Abbildung ist ersichtlich, dass die Belastung<br />
des Sickerwassers mit organischen Stoffen im Verlauf der Deponiealterung abnimmt. Dies ist<br />
zum einen auf die Auswaschung, zum anderen jedoch auch auf biologischen Abbau zurückzuführen.<br />
Typischerweise erfolgt dieser Abbau in den ersten Monaten nach Abschluss der<br />
Deponie aerob und dann - nach dem Verbrauch des in der Porenluft vorhandenen Sauerstoffs<br />
- anaerob. Da unter anaeroben Bedingungen keine Nitrifikation erfolgt, nimmt die Belastung<br />
des Wassers mit NH4 + -N zu. Während der saueren Phase des anaeroben Abbaus<br />
treten die typischen Zwischenprodukte (org. Säuren, Alkohole, Aldehyde) im Sickerwasser<br />
auf, während dieser Phase werden auch verstärkt Metalle freigesetzt [Bilitewski et al., 1994].
<strong>Abfall</strong>beseitigung 45<br />
Abb. 2-20 Typischer Verlauf von CSB-, BSB- und NH4 + -Konzentrationen in Abhängigkeit<br />
vom Deponiealter [Ehrig, 1986<br />
Für die Behandlung der Sickerwässer werden, entsprechend der jeweiligen Belastung, Verfahren<br />
der Abwasserreinigung angewandt. Dabei ist zu beachten, dass Deponiesickerwässer<br />
durch große stoffliche ”Bandbreite” und geringe Volumenströme gekennzeichnet sind [Kunz,<br />
1995].<br />
2.7.2.3 Deponiegas<br />
Entsprechend der biologischen Umsetzungen<br />
im Deponiekörper verändert<br />
sich die Gaszusammensetzung mit<br />
zunehmendem Deponiealter. Der Verlauf<br />
der Gaszusammensetzung in Abhängigkeit<br />
vom Deponiealter ist in Abb.<br />
0-21 dargestellt. Zusätzlich zu den hier<br />
angeführten Hauptkomponenten treten<br />
in geringen Konzentrationen auch Kohlenmonoxid,<br />
Ammoniak, H2S, sowie<br />
eine Vielzahl flüchtiger organischer<br />
Stoffe (z.B. halogenierte und halogenfreie<br />
Lösemittel, Mercaptane, etc.) im<br />
Deponiegas auf [Bilitewski et al., 1994].<br />
Diese Verbindungen sind zum Teil to-<br />
Abb. 0-21 Zusammensetzung von Deponiegas<br />
einer Hausmülldeponie in Abhängigkeit<br />
vom Deponiealter [Farquhar und Rovers,<br />
1973]
46<br />
<strong>Abfall</strong>wirtschaft - <strong>Recycling</strong><br />
xisch und/oder geruchsintensiv und müssen vor einer Verwertung oder dem Entlassen des<br />
Deponiegases in die Atmosphäre entfernt werden. Einer Nutzung von Deponiegas als Ersatz<br />
von Erdgas steht darüber hinaus auch der Gehalt an Wasserdampf und Inertgasen entgegen,<br />
die ebenfalls aus dem Gas eliminiert werden müssen, wenn eine Einspeisung in Erdgasnetze<br />
vorgesehen ist.<br />
2.7.2.4 Untertagedeponien für besonders überwachungsbedürftige Abfälle<br />
Die derzeit einzig realistische Möglichkeit, Stoffe für sehr lange Zeiträume von der Biosphäre<br />
fern zu halten besteht in ihrer unterirdischen Ablagerung in geeigneten Hohlräumen. Diese<br />
Möglichkeit der Entsorgung wird für Abfälle beschritten, die ein hohes und dauerhaftes Gefährdungspotential<br />
besitzen.<br />
Nach dem derzeitigen Stand der Technik werden Untertagedeponien nur in Salzgestein errichtet,<br />
da dort anerkanntermaßen die Voraussetzungen für eine dauerhafte Abtrennung der<br />
eingelagerten Stoffe von der Biosphäre vorliegen [Schulte, 1997]. Grundsätzlich sind zwei<br />
Typen von Untertagedeponien (UTD) mit spezifischen Eigenschaften zu unterscheiden:<br />
• Bergwerksdeponie (UTD Typ 1)<br />
• Kavernendeponien (UTD Typ 2)<br />
Bei beiden Typen der Untertagedeponie wird die geologische Barriere durch das Gestein<br />
gebildet, die Abdichtung der Schächte bzw. Zugangsbohrung erfolgt im wasserführenden<br />
Deckgebirge und es findet eine allmähliche Umschließung der Abfälle durch Konvergenz des<br />
Salzgebirges statt. In den oberirdischen Betriebsbereichen erfolgen die <strong>Abfall</strong>anahme und -<br />
kontrolle, sowie der Umschlag und Transport der Abfälle zu den Zugangsschächten bzw.<br />
Zugangsbohrungen [Schulte, 1997].
2.8 Literatur<br />
Literatur 47<br />
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