Best-Practice-Studie - IHI Zittau
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5 EINZELDARSTELLUNGEN FÜR AUSGEWÄHLTE ZVEI-FACHVERBÄNDE 5.5 VERKEHRSTECHNIK<br />
5.5.4 Fazit und Handlungsempfehlungen (Straßenverkehrstechnik)<br />
Im Straßenverkehrswesen bieten insbesondere ÖPP-Projekte im Bereich der Erneuerungen veralteter<br />
verkehrstechnischer Infrastruktur auf kommunaler Ebene sowie bei der Etablierung von Verkehrsmanagement-Systemen<br />
ein hohes Marktpotential für die im ZVEI organisierten Unternehmen. Betreibermodelle<br />
können hier in Zukunft für die Kommunen ein erhebliches Einsparvolumen und den Unternehmen ein<br />
zukunftsträchtiges Innovationsfeld erschließen. Eine flächendeckende Umstellung der Bundesfernstraßenfinanzierung<br />
von der Steuer- auf die Nutzerfinanzierung ist politisch und gesellschaftlich anzustreben.<br />
Zunächst gilt es, die bereits bestehenden Möglichkeiten für A-Modelle auszuweiten und die<br />
beschlossenen Modelle umzusetzen und zu evaluieren. In diesem Kontext ist die bestehende Verkehrsinfrastrukturgesellschaft<br />
(VIFG) zu einer Verkehrsinfrastrukturmanagementgesellschaft (VIMG) weiter<br />
zu entwickeln. Diese trägt die Gesamtverantwortung für die Planung und die Konzessionierung des<br />
deutschen Autobahnnetzes. Bei der Vergabe von Konzessionen ist eine spezielle Mittelstandskomponente<br />
zu implementieren.<br />
Unbestritten ist die Forderung nach einer effizienteren Gestaltung des bestehenden Planungsrechts, insbesondere<br />
um die Planungsdauer auf ein notwendiges Mindestmaß zu reduzieren. Dagegen wird strittig<br />
auszutragen sein, den derzeitigen zweistufigen Verfahrensverlauf (Raumordnungs- und Planfeststellungsverfahren)<br />
für Fernstraßenvorhaben zugunsten eines einstufigen Verfahrens aufzugeben. Für den<br />
Bereich der Telematikanwendungen gilt es, die bestehenden positiven Erfahrungen mit dem Betrieb von<br />
Verkehrsmanagementsystemen durch private Anbieter für eine flächendeckende Umsetzung solcher<br />
Projekte in Ballungsräumen zu nutzen.<br />
Anwendungsbeispiele im Bereich der Straßen-Verkehrstechnik<br />
• Verkehrsmanagement-Zentralen<br />
• City-Maut-Systeme<br />
• Tunnelanlagen<br />
• Parkleitsysteme<br />
• Verkehrsabhängige Streckenleitsysteme<br />
Zusammenfassende Handlungsempfehlungen<br />
• Änderung der bestehenden Gesetze im Planungsrecht mit dem Ziel der Beschleunigung der<br />
Planungsverfahren;<br />
• Förderung von ÖPP-Projekten mit klaren Regelungen zu Auslastungsrisiken, die im Regelfall<br />
bei der öffentlichen Hand liegen (staatliche Infrastrukturversorgung);<br />
• Vertragliche Regelung zwischen öffentlichem und privatem Partner bei tragfähigen<br />
Geschäftsmodellen;<br />
• Spezielle Wirtschaftlichkeitsvergleiche auf Basis eines spezifischen Gerüstes<br />
(ähnlich dem Grundraster der PPP-Task Force NRW);<br />
• Weitere Teilprivatisierung des Bundesfernstraßennetzes<br />
(kein Verkauf, sondern langfristiges Konzessionsmodell für einzelne regionale Cluster);<br />
• Reduktion des Prüfungsaufwandes für kreditähnliche Geschäfte in den Bundesländern;<br />
• Kommunikation und Vermarktung der Erfolgsbeispiele im Bereich der Telematik<br />
5 EINZELDARSTELLUNGEN FÜR AUSGEWÄHLTE ZVEI-FACHVERBÄNDE 5.5 VERKEHRSTECHNIK<br />
5.5.5 Marktentwicklung in der Schienenverkehrstechnik<br />
Die Marktsituation im Bereich der Schieneninfrastruktur ist in Deutschland geprägt von der weiter bestehenden<br />
Monopolstellung der Deutschen Bahn AG als vormaligem Staatsunternehmen. Dabei stellt vor<br />
allem die Abhängigkeit von den knapper werdenden Bundeszuschüssen ein erhebliches Problem bei der<br />
Planung und Durchführung notwendiger Investitionen in die Schieneninfrastruktur dar. Alleine der jährliche<br />
Bedarf an Ersatz- und Erhaltungsinvestitionen wird mit etwa 2,5 Mrd. Euro veranschlagt. Ein weiteres<br />
Anwachsen des jährlichen Finanzierungsbedarfes wird daher nur durch die Nutzung privater<br />
Finanzierungsressourcen zu verhindern sein. Eine leistungsfähige einheimische Schieneninfrastruktur ist<br />
dabei inbesondere auch für die exportorientierten Systemanbieter von großer Bedeutung, um im<br />
globalen Wettbewerb weiter als Innovationsführer agieren zu können. In diesem Marktumfeld sind im<br />
ZVEI-Fachverband Elektrobahnen und -fahrzeuge 40 Hersteller von Schienenfahrzeugen (Fern- und<br />
Nahverkehrsbahnen) und deren Zulieferunternehmen zusammen geschlossen.<br />
Bisherige ÖPP-Erfahrungen im Bereich der Schiene<br />
In Deutschland wie auch im europäischen Ausland, sind bisher mehrheitlich Nahverkehrsprojekte als<br />
ÖPP realisiert worden. Hierbei handelt es sich um Regionalbahnprojekte, S-Bahn- und U-Bahnsysteme<br />
sowie Flughafenzubringerstrecken. In Deutschland wurden vor allem bei der Reaktivierung regionaler<br />
Teilstrecken Projekte mit ÖPP-Komponenten durchgeführt, z. B. für Teilstrecken bei Freiberg (Sachsen),<br />
Sonneberg (Thüringen) und Kaarst (NRW). Als weltweit größtes Anwendungsbeispiel für eine ÖPP ist in<br />
diesem Zusammenhang der Ausbau der Londoner U-Bahn mit einem Volumen von 2,65 Mrd. Pfund zu<br />
nennen.<br />
Für den Bereich von Hochgeschwindigkeitsstrecken existiert in Deutschland im Gegensatz zu europäischen<br />
Nachbarstaaten keine Referenzstrecke mit ÖPP-Hintergrund. Neben der ausführlich als <strong>Best</strong>-<br />
<strong>Practice</strong>-Beispiel dargestellten High-Speed-Link HSL Zuid (Investitionsvolumen ca. 1,4 Mrd. Euro in den<br />
Niederlanden (siehe Kapitel 5.5.8) wurden bereits in Schweden mit dem Arlanda-Express sowie in<br />
Frankreich und Spanien mit dem TEN Teilstück Perpignan-Figueras (Investitionsvolumen ca. 1,13 Mrd.<br />
Euro) Erfahrungen bei der Durchführung von ÖPP-Projekten im Schienenfernverkehr gesammelt. Auch<br />
in Österreich sind bereits Planungen für ein ÖPP-Projekt im Schienenbau mit einem Volumen von ca.<br />
850 Mio. Euro abgeschlossen worden.<br />
5.5.6 ÖPP-Potentiale im Markt der Schienenverkehrstechnik<br />
Für den Bereich der Schienenverkehrstechnik besteht ein jährlicher Investitionsbedarf für Wartung,<br />
Ersatz und Erweiterung in Höhe von rund 1,55 Mrd. Euro. In der jetzigen Struktur mit der Deutschen<br />
Bahn AG als staatlich finanziertem Monopolanbieter ist der notwendige Ausbau der Schieneninfrastruktur<br />
nur in einem sehr begrenzten Umfang möglich. Neben den bestehenden Markteintrittsbarrieren<br />
bilden auch die hohen technischen Systemanforderungen sowie das i. d. R. große Investitionsvolumen<br />
bereits für kleinere Streckenabschnitte Hürden für private Systemanbieter. Daher sollte der<br />
Bund in Zusammenarbeit mit den betroffenen Ländern und Regionen unter Einbindung privater<br />
Unternehmen vier bis fünf Pilotprojekte als Konzessionsmodelle (DBFOT – siehe Kapitel 3.1) umsetzen.<br />
Das derart zu realisierende zusätzliche ÖPP-Projektvolumen beträgt – basierend auf den angeführten<br />
Pilotstrecken – langfristig fünf bis sieben Mrd. Euro.<br />
Für mehrere Ausbauvorhaben im Bereich der Schieneninfrastruktur – für die bereits konkrete Vorplanungen<br />
durchgeführt wurden – ist absehbar, dass sie alleine mit öffentlichen Mitteln derzeit nicht realisierbar<br />
sind. Zu nennen sind vor allem folgende Teilstrecken, für die teilweise bereits befürwortende ÖPP-<br />
Modellberechnungen vorliegen:<br />
• Ausbau des Abschnitts Emmerich-Oberhausen (Verlängerung der niederländischen „Betuwe-Linie“<br />
im Jahr 2007), Investitionsvolumen voraussichtlich eine Mrd. Euro;<br />
• Ausbau der Strecke Karlsruhe-Basel als wichtige europäische Achse im Güter- und Personenverkehr<br />
auch im Hinblick auf den Bau des Gotthard-Basistunnels im Jahr 2015, Investitionsvolumen<br />
ca. 2,5 Mrd. Euro;<br />
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