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Best-Practice-Studie - IHI Zittau

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5 EINZELDARSTELLUNGEN FÜR AUSGEWÄHLTE ZVEI-FACHVERBÄNDE 5.4 SICHERHEITSTECHNIK<br />

5.4.3 Markthemmnisse<br />

Ein wesentliches Markthemmnis für die Umsetzung Öffentlich-Privater Partnerschaften im Bereich der<br />

Sicherheitstechnik ist, dass diese Systeme oftmals von öffentlichen Entscheidern nur als „Anhängsel“<br />

größerer Bauinvestitionen wahrgenommen werden. Bei der Realisierung moderner Bauvorhaben ist<br />

Sicherheitstechnik zwar eine wichtige Komponente. Ihr Anteil liegt jedoch in der Regel lediglich bei drei<br />

bis acht Prozent der Gesamtinvestitionssumme. Diese „Baulastigkeit“ vieler öffentlicher Projekte hat zur<br />

Folge, dass oftmals nur ein Baukonzern als Generalunternehmen im Rahmen des Vergabeverfahrens an<br />

die öffentliche Seite herantritt.<br />

Zwar kann der Anteil der Systemtechnik am Gesamtbauvolumen durch eine Ausweitung der Produktpalette<br />

in Form einer gebäudetechnischen Gesamtlösung (IT, Sicherheits- und Gebäudetechnik) auf bis<br />

zu 20 % der Bauinvestition ausgebaut werden. Doch steigt für den potentiellen privaten Anbieter auch<br />

das Risiko um so mehr, je weiter er sich von seinem eigentlichen Kerngeschäft entfernt. Die Vergabepraxis<br />

der öffentlichen Hand bewertet zumeist die kurzfristige Investition gegenüber den längerfristigen<br />

Service- und Wartungsleistungen unterschiedlich. Diese Beurteilung ist im Hinblick auf mögliche<br />

Kosteneinsparungen bei einer ganzheitlichen Betrachtung (Lebenszyklusansatz) technischer Systemlösungen<br />

wenig hilfreich.<br />

Darüber hinaus sind die langen und aufwändigen Genehmigungsverfahren für kreditähnliche Geschäfte<br />

relevant. Im Bereich der Sicherheitstechnik betrifft dieses Markthemmnis vor allem langfristige<br />

Betreibermodelle. Ein weiteres wesentliches Konfliktfeld für den flächendeckenden Einsatz von Überwachungstechnik<br />

ist in der rechtlich verankerten Hoheitlichkeit der Wahrung von Sicherheit und Ordnung<br />

durch die öffentliche Hand zu sehen. Hier weisen die befragten Unternehmensvertreter darauf hin, dass<br />

oftmals eine verstärkte Überwachung öffentlicher Räume von den Einwohnern vor Ort selbst eingefordert<br />

wird. Jedoch stellen die 16 unterschiedlichen Datenschutzbestimmungen der Bundesländer eine<br />

nicht zu unterschätzende Marktbarriere für die Einführung von Videoüberwachungssystemen dar.<br />

5.4.4 <strong>Best</strong>-<strong>Practice</strong><br />

Als ein erfolgreiches Praxisbeispiel für die Umsetzung von Einsparpotentialen der öffentlichen Hand bei<br />

der Aufgabenerledigung kann die Überwachung von Bundeswehrliegenschaften durch private Sicherheitsunternehmen<br />

vorgestellt werden (siehe Tabelle 12). Zielsetzungen des Projektes sind die Reduzierung<br />

von Haushaltsmitteln und die effektivere Nutzung von Ressourcen (u. a. personelle Entlastung von Wachdienstfunktionen).<br />

Ferner sollte die standortübergreifende Flexibilität der Truppe gestärkt werden.<br />

Die seit 1992 bestehende Öffentlich-Private Partnerschaft in der Form eines langfristigen Betreibermodells<br />

umfasst gegenwärtig über 80 Bundeswehrobjekte. Das jährliche Gesamtvolumen wird mit 100<br />

Mio. Euro angegeben. Entstanden ist dieses Modell durch die Initiative von Bundeswehroffizieren. Diese<br />

haben eine Strategie gemeinsam mit dem BMVg, dem Militärischen Abschirmdienst (MAD) und dem<br />

Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung entwickelt. Daran schloss sich die Ausarbeitung einer<br />

Machbarkeitsstudie unter Beteiligung Privater an.<br />

Ein erster Betreibervertrag konnte schließlich im Jahre 1995 mit den privaten Partnern Dornier Systems,<br />

Bosch Sicherheitssysteme und Siemens AG abgeschlossen werden. Dieser Vertrag umfasst die Planung, die<br />

Realisierung und den Betrieb der technischen Objektüberwachung über einen Zeitraum von zehn Jahren<br />

mit der Option einer Verlängerung.<br />

Dieses Modell garantiert dem Bund einen Festpreis über die gesamte Projektlaufzeit sowie die Möglichkeit<br />

der Eigentumsübertragung (Transfer) der von den privaten Anbietern vorfinanzierten Sicherheitstechnik<br />

nach Ablauf der Vertragslaufzeit. Der Vorteil der privaten Seite besteht in der langfristig gesicherten<br />

Zahlungsfähigkeit des Auftraggebers.<br />

Finanzvolumen<br />

Projektstart<br />

Ziele / Aufgaben<br />

Partner<br />

Gremien<br />

Notwendige<br />

Entscheidungen<br />

Markt- /<br />

Umfeldanalyse<br />

Organisationsmodell<br />

Finanzierungsmodell<br />

Vertragsmodell<br />

Vergabe- / Ausschreibungs-modell<br />

Risiko-Verteilung<br />

Probleme /<br />

Hemmnisse<br />

Erfolgseinschätzung<br />

Wesentliche<br />

Erfolgsfaktoren<br />

Übertragbarkeit<br />

Schlussfolgerungen<br />

5 EINZELDARSTELLUNGEN FÜR AUSGEWÄHLTE ZVEI-FACHVERBÄNDE 5.4 SICHERHEITSTECHNIK<br />

Tabelle 12: <strong>Best</strong>-<strong>Practice</strong>-Beispiel für den Bereich Sicherheitstechnik<br />

Langfristige Betreibermodelle für Videoüberwachung von Bundeswehrkasernen durch Bosch<br />

Sicherheitssysteme / Dornier Systems<br />

100 Mio. Euro p. a. (Angabe aus Datenschutzgründen für alle Projekte)<br />

1995: 1. Vertragsabschluss<br />

Entlastung der Bundeswehrkräfte von Routineaufgaben, Erhöhung der standortübergreifenden<br />

Flexibilisierung der Bundeswehr<br />

Bosch Sicherheitssysteme, Dornier Systems. BMVg, Militärischer Abschirmdienst, Siemens AG<br />

Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung<br />

Entscheidung durch das Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung<br />

Wirtschaftlichkeitsabschätzung für jeden einzelnen Standort<br />

Machbarkeitsstudie<br />

Betreibermodell: Planung-Realisierung-Betrieb aus einer Hand bei Festpreisgarantie über den Vertragszeitlauf<br />

Betreibermodell / Vorfinanzierung der Sicherheitssysteme / Option der Eigentumsübergabe an den Bund<br />

nach Vertragsablauf<br />

Langfristiger Leasingvertrag, Laufzeit: zehn Jahre mit der Option auf Verlängerung<br />

EU-weit / international / sieben Interessenten auf der privaten Seite<br />

Hohe Vorfinanzierug erforderlich, aber Bonität des Bundes garantiert Zahlung<br />

Langfristiger und zeitaufwändiger Vorbereitungs- und Planungsprozess, Finanzierung der Technik<br />

Nach bisherigen Einschätzungen und Prognosen: hohe Einsparungen auf finanzieller und personeller<br />

Ebene, Entlastung der Bundeswehr<br />

Schnellere Projektrealisierung durch flache Entscheidungsstrukturen bei den privaten Anbietern<br />

Bedingt gegeben, da starke Widerstände bei Politik und Bürgern beim Einsatz von Sicherheitstechnik im<br />

öffentlichen Raum<br />

Übertragbarkeit des Modells auf Kommunen: Für die geschätzten Potentiale für die Beteiligung Privater<br />

an der Modernisierung der Sicherheitstechnik in deutschen Großstädten bestehen im Rahmen der<br />

dargestellten Rahmenbedingungen Realisierungschancen<br />

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