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Best-Practice-Studie - IHI Zittau

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5 EINZELDARSTELLUNGEN FÜR AUSGEWÄHLTE ZVEI-FACHVERBÄNDE 5.3 ENERGIETECHNIK<br />

Bisher wurden lediglich vereinzelt erste Erfahrungen im Rahmen von Verträgen für Energie-Contracting<br />

zwischen überregionalen Dienstleistungs-Anbietern und öffentlichen Contracting-Nehmern gesammelt.<br />

Diese Projekte sind zumeist in Form von „Energiepools“ für bestimmte öffentliche Einrichtungen vergeben<br />

worden. Mit der Bündelung einer Vielzahl öffentlicher Gebäude wird im Vorfeld eines Vergabeverfahrens<br />

die erforderliche Größenordnung bei der Energiebedarfsmessung erreicht.<br />

Überregionale Energieanbieter versorgen beispielsweise mehrere Schulen und Krankenhäuser in Berlin<br />

und anderen Großstädten mit Strom und Wärme. Diese Projekte konnten sich noch nicht über die Testphase<br />

hinaus entwickeln und wurden von der Unternehmensseite nur selten als erfolgreich bezeichnet.<br />

5.3.3 Markthemmnisse<br />

Den verbesserten Rahmenbedingungen für das Energie-Contracting durch Öffentlich-Private Partnerschaften<br />

stehen derzeit noch Marktbarrieren für die Zusammenarbeit im größeren Maßstab entgegen.<br />

Von Seiten der Contracting-Anbieter wurde in den Experteninterviews auf die bestehenden Markteintrittsbarrieren<br />

verwiesen, die gerade in größeren Städten den kommunalen Versorgungsmarkt abschotten.<br />

Stadtwerke haben darüber hinaus günstigere Optionen der Refinanzierung aufgrund der Bonität ihrer<br />

öffentlichen Eigentümer. Zusätzlich erweisen sich die im Vergabeverfahren von der öffentlichen Seite<br />

angesetzten Basiszahlen für den benötigten Energiebedarf häufig als wenig transparent und in der<br />

Regel zu niedrig angesetzt. Der während der Projektplanung nicht kalkulierbare Mehrbedarf stellt für<br />

die privaten Contracting-Anbieter oftmals ein schwer einzuschätzendes wirtschaftliches Risiko dar.<br />

Als weitere Markthemmnisse für Energie-Contracting sind anzuführen:<br />

• Die hohe Komplexität der von privatwirtschaftlichen Spezialisten angebotenen Contracting-Dienstleistungen,<br />

deren Verständnis auch beim (potentiellen) öffentlichen Partner und den beteiligten politischen<br />

Gremien detailliertes Know-how voraussetzt;<br />

• aus Sicht privater Dienstleister wenig hilfreiche Musterverträge als unzureichende Standardisierungsversuche;<br />

• Ein hoher, in der Regel unvergüteter Ressourcen- und Zeitaufwand für die Entwicklung und Anbahnung<br />

von Projekten, der sich aufgrund der Komplexität und geringen Standardisierbarkeit von Contracting-Leistungen<br />

ergibt;<br />

• Von den privaten Partnern durchsetzbare Vertragslaufzeiten und Kapitalrenditen (ca. 5 bis 8 %<br />

ROI/ROS), die häufig deutlich unterhalb der Laufzeiten bzw. Schwellen für vergleichbare Industrieprojekte<br />

liegen;<br />

• die Länge des Zeitraumes für den Payback des eingesetzten Kapitals, der aus Sicht des privaten<br />

Investors im Regelfall deutlich über demjenigen vergleichbarer Industrieprojekte angesiedelt ist;<br />

• aufwändige und Contractingmodelle hemmende Abrechnungsvorschriften für die Umlage von Energiekosten<br />

auf Nutzer bzw. Mieter (z. B. für kommunale Wohnungsbauunternehmen, die Investitionskosten<br />

aufgrund von Contracting nicht auf die Mieter umlegen dürfen);<br />

• erschwerte Refinanzierungsbedingungen, besonders für kleine und mittlere Unternehmen, aufgrund<br />

der Rating-Bedingungen im Zuge des EU-Abkommens „Basel II“.<br />

5.3.4 <strong>Best</strong>-<strong>Practice</strong><br />

Trotz dieser Hemmnisse aus Sicht privater Contracting-Partner kann der wachsende öffentliche Markt,<br />

insbesondere auch bei kleinen und mittleren Kommunen, unter bestimmten Bedingungen erfolgreich<br />

erschlossen werden. Das Beispiel „Objektgesellschaften für Bio-Brennstoffwerke und kommunales Energie-<br />

Contracting in Baden-Württemberg“ verdeutlicht diese Bedingungen (siehe Tabelle 10).<br />

Projektstart<br />

Finanzvolumen<br />

Ziele / Aufgaben<br />

Partner<br />

Gremien<br />

Notwendige<br />

Entscheidungen<br />

Markt- /<br />

Umfeldanalyse<br />

Organisationsmodell<br />

Finanzierungsmodell<br />

Vertragsmodell<br />

Vergabe- /<br />

Ausschreibungs-<br />

Modell<br />

Risiko-Verteilung<br />

Probleme /<br />

Hemmnisse<br />

Erfolgseinschätzung<br />

Wesentliche<br />

Erfolgsfaktoren<br />

Übertragbarkeit<br />

Schlussfolgerungen<br />

5 EINZELDARSTELLUNGEN FÜR AUSGEWÄHLTE ZVEI-FACHVERBÄNDE 5.3 ENERGIETECHNIK<br />

Tabelle 10: <strong>Best</strong>-<strong>Practice</strong>-Beispiel für den Bereich Energietechnik<br />

Objektgesellschaften für Bio-Brennstoffwerke und<br />

kommunales Energie-Contracting in Baden-Württemberg<br />

Ende der 1990er Jahre<br />

Ab ca. 300.000 Euro Kosten für Energieverbrauch pro Jahr (minimale kritische Masse)<br />

Einspar-Contracting, Liefer-Contracting<br />

Mittelständischer privater Energie-Contractor (i. d. R. Hauptgesellschafter)<br />

Mehrere benachbarte Kommunen (mindestens zwei)<br />

Privater Holzlieferant (Pellets) und privater Anlagenbauer<br />

Gesellschafterversammlung, Geschäftsführung, Beirat (Politik, Unternehmen, Bürger)<br />

Ratsbeschluss<br />

Machbarkeitsstudien (Energiebedarfs- und Energieeinsparungs-Analysen)<br />

Öffentlich-private Objektgesellschaft (GmbH) mit kommunaler Minderheitsbeteiligung<br />

Vorfinanzierung durch private Kreditinstitute<br />

Payback: 4,5 Jahre (ca. zwei Jahre bei Industrieprojekten)<br />

Ergänzender Kommunalkredit oder „Bürgerfonds“<br />

(Modell für stille Teilhaber mit garantierter überdurchschnittlicher Verzinsung)<br />

Laufzeit: sieben bis 14 Jahre (flexibel vereinbar)<br />

Energieliefer-Vertrag<br />

Einspar-Vertrag (mit garantiertem Mindest-Einsparvolumen) teilweise mit Bonus- / Malus-System)<br />

Gesellschafter- / Geschäftsführungs-Vertrag<br />

Objektgesellschaft schreibt national oder EU-weit aus, falls Schwellenwerte überschritten werden<br />

Bewertungsmatrix für den Vergleich der Angebote, die neben dem Preis auch die Zuverlässigkeit der<br />

Systeme, die Kontinuität der Anbieter und das Management mit beinhaltet<br />

Überwiegend bei den privaten Unternehmen, Öffentlich-private Objektgesellschaft als Möglichkeit der<br />

Risikobegrenzung für die privaten Partner<br />

Den öffentlichen Entscheidungsträgern fehlen häufig die notwendigen Kompetenzen, um die Vorteile von<br />

Contracting-Projekten zu erkennen und in ihren Gremien durchzusetzen<br />

Sehr lange Projektvorlaufzeiten<br />

Der mittelständische private Energie-Contractor ist aufgrund seiner technischen Kapazitäten i. d. R. auf<br />

einen Aktionsradius von ca. 200 km beschränkt<br />

Erschwerte Refinanzierungsbedingungen aufgrund von „Basel II“<br />

Kapitalrenditen liegen zumeist deutlich unterhalb des Niveaus von Industrieprojekten (5 – 8 % ROI, ROS)<br />

Verträge sind nicht standardisierbar, Korruption, Intransparenz<br />

Das Modell Contracting-Objektgesellschaft ist für einen relevanten kommunalen Markt grundsätzlich geeignet<br />

Starke private und öffentliche Promotoren<br />

Kooperation privater Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette<br />

Kombination von ÖPP und interkommunaler Kooperation<br />

Vorhandene Ressourcen für die Projektvorbereitung<br />

Bedingt gegeben, da stark von lokalen / regionalen Konstellationen abhängig<br />

5000 kleine und mittlere Gemeinden, die einen jährlich Energiebedarf ab drei MW haben, bilden einen<br />

relevanten Markt<br />

Öffentlich-private Objektgesellschaften sind neben längerfristigem Vertrags-Contracting ein relevantes<br />

ÖPP-Modell im Bereich der Energietechnik<br />

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