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Best-Practice-Studie - IHI Zittau

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Tabelle 7: Vorteile von Bereitstellungsmodellen<br />

Vorteile für das Krankenhaus sind:<br />

5 EINZELDARSTELLUNGEN FÜR AUSGEWÄHLTE ZVEI-FACHVERBÄNDE 5.2 MEDIZINTECHNIK<br />

5.2.4 <strong>Best</strong>-<strong>Practice</strong>: Langfristige Bereitstellungsverträge<br />

Reduzierung des Aufwandes bei der Gerätebeschaffung durch<br />

Einmalentscheidung<br />

Einheitliches Gerätesystem<br />

(überschaubar, benutzerfreundlich, Synergieeffekte)<br />

Sicherung des technischen Know-hows und damit der<br />

Wettbewerbsfähigkeit des Klinikums<br />

Integriertes Investitions-, Wartungs- und Instandhaltungskonzept<br />

(Wartung, Reparatur und technische Elemente sind enthalten)<br />

Entlastung des Investitionsfonds auf dem Gebiet der<br />

pauschalen Förderung<br />

Erhaltung der finanziellen Handlungsfähigkeit des Klinikums,<br />

auch wenn die jährlichen Raten für die Gerätebereitstellung in<br />

die Bilanz eingehen müssen<br />

Kostensenkung gegenüber der herkömmlichen Investition durch<br />

günstigere Angebote beim Bereitstellungsmodell infolge der<br />

Paketlösung, einer langfristigen Kundenbindung, eines damit<br />

verbundenen geringeren Vertriebsaufwandes und geringerer<br />

Kosten bei der Serviceerbringung<br />

Ein praktikabler Lösungsansatz für die oben angesprochenen Herausforderungen wurde im Städtischen<br />

Klinikum St. Georg in Leipzig umgesetzt. Die wesentlichen Erfolgskriterien sind nachfolgend dargestellt.<br />

Die Grundstruktur des Bereitstellungsmodells wird in Kapitel 3.1.2.1 erläutert. Die eingangs zusammengefassten<br />

Markthemmnisse (siehe Kapitel 5.2.3) sind im Projekt Städtisches Klinikum St. Georg Leipzig<br />

durch die Ausgestaltung eines langfristigen Partnerschaftsvertrags zwischen Krankenhaus und<br />

Systemanbieter zum beiderseitigen Nutzen überwunden worden.<br />

Bei dem Beispiel des Bereitstellungsmodells handelt es sich weder um einen Miet-Kauf noch um ein traditionelles<br />

Leasinggeschäft. Die im Bereitstellungsmodell vertraglich vereinbarte Partnerschaft umfasst<br />

ein Paket unterschiedlicher Leistungen. Es werden neben den sachwertäquivalenten Leistungen (Bereitstellung<br />

der Gerätesysteme) auch Serviceleistungen (Wartung), die Bereitstellung von Betriebsmitteln<br />

sowie die Verpflichtung zu einem kontinuierlichen Systemupgrade durch eine Innovationsklausel für<br />

einen mittelfristigen Vertragszeitraum festgeschrieben.<br />

Bereitstellungsmodelle<br />

Vorteile für den Bereitsteller sind:<br />

Für das Städtische Klinikum St. Georg beinhaltet das Bereitstellungsmodell den Vorteil, dass durch die Großgerätebeschaffung<br />

mit einem Projektvolumen von über 20 Mio. Euro das technische Know-how und damit<br />

die Wettbewerbsfähigkeit gesichert wird. Gleichzeitig bleibt die finanzielle Handlungsfähigkeit erhalten.<br />

Für den Bereitsteller auf der privaten Seite hat dieses Modell den Nutzen, dass durch die Vertragsgestaltung<br />

und die Beteiligung am Innovationserhalt eine langfristige Kundenbindung erreicht wird.<br />

Diese beinhaltet auch eine Mitsprache beim Neu- und Ersatzgeschäft.<br />

Die förderlichen Rahmenbedingungen der erfolgreichen Kooperation lassen sich wie folgt zusammenfassen:<br />

• Möglichkeit des Städtischen Klinikums in öffentlicher Trägerschaft (ab 1. Januar 2006 als gGmbH geführt)<br />

für die Erwirtschaftung eigener Überschüsse, um eigenverantwortlich notwendige Investitionen zu tätigen,<br />

• positive Erfahrungen mit „kreditähnlichen Geschäften“ in Krankenhäusern der neuen Bundesländern<br />

bereits Anfang der 1990er Jahre;<br />

• gesicherte Refinanzierung;<br />

• ausgewogene Berücksichtigung von Folgekosten / indirekten Kosten für aufwändige/n Service / Wartung<br />

bereits bei der Vorbereitung des Vergabeverfahrens und der Festlegung der Bewertungskriterien für<br />

die privaten Angebote.<br />

44 2 Anzeige- statt Genehmigungspflicht für öffentliche Leasinggeschäfte, Runderlass des Innenministers aus 1995.<br />

Langfristiger Partnerschaftsvertrag über zehn Jahre sowie der<br />

effektive vertriebliche Einsatz<br />

Platzierung einer Gesamtlösung im Markt<br />

(Modalitätengeschäft, Servicegeschäft, Finanzierungsgeschäft)<br />

Mitsprache beim Neu- und Ersatzgeschäft<br />

Partizipation am Innovationserhalt durch kontinuierliche<br />

Systemupgrades<br />

Definierte Einnahmen durch abgestimmten Zahlungsverlauf<br />

Partizipation an Verwertungserlösen oder Eigentumsübergang<br />

Nutzung des Klinikums als Referenzeinrichtung<br />

Tabelle 8: <strong>Best</strong>-<strong>Practice</strong>-Beispiel für den Bereich Medizintechnik<br />

Finanzvolumen<br />

Projektstart<br />

Ziele / Aufgaben<br />

Partner<br />

Gremien<br />

Notwendige<br />

Entscheidungen<br />

Markt- /<br />

Umfeldanalyse<br />

Organisationsmodell<br />

Finanzierungsmodell<br />

Vertragsmodell<br />

Vergabe- / Ausschreibungs-modell<br />

Risiko-Verteilung<br />

Probleme /<br />

Hemmnisse<br />

Erfolgseinschätzung<br />

Wesentliche<br />

Erfolgsfaktoren<br />

Übertragbarkeit<br />

Schlussfolgerungen<br />

5 EINZELDARSTELLUNGEN FÜR AUSGEWÄHLTE ZVEI-FACHVERBÄNDE 5.2 MEDIZINTECHNIK<br />

Langfristige Bereitstellung radiologischer Großgeräte: Städtisches Klinikum St. Georg in Leipzig<br />

Über 20 Mio. Euro<br />

2004 / 2005<br />

Bereitstellung und Wartung des kompletten Systems<br />

Kontinuierliche Innovationstätigkeit des privaten Partners<br />

Klinikum St. Georg und Siemens AG<br />

Nach Entscheidung: Geschäftsführung des Klinikums<br />

Beschluss Stadtrat, Genehmigung Regierungspräsidium, Wirtschaftsprüfung<br />

Interne Organisations-, Technologie- und Machbarkeitsstudie<br />

Langfristiges Bereitstellungsmodell für eine komplette Systemlösung<br />

Klinikum entrichtet monatliche Bereitstellungs-Gebühr (kein Leasing, kein Miet-Kauf)<br />

Laufzeit: zehn Jahre; Finanzielle Anreizsysteme für den privaten Partner (z. B. Bonus für Innovation)<br />

Service-Level-Agreement; Innovations-Komponente (Weiterentwicklung der Technologie während der<br />

Vertragslaufzeit)<br />

EU-weite Ausschreibung<br />

Sehr differenziertes Bewertungsraster für den Vergleich der privaten Angebote mit Hilfe externer Berater<br />

Überwiegend beim privaten Partner, vor allem Innovations-Risiko<br />

Budgetdeckelung durch das Landeshaushaltsrecht<br />

Gefahr der Wettbewerbseinschränkung durch zu starke öffentlich-private Abhängigkeiten<br />

Nach bisherigen Erfahrungen Modell mit Vorbildcharakter („<strong>Best</strong> <strong>Practice</strong>“)<br />

Möglichkeit für die Erwirtschaftung eigener Überschüsse, um eigenverantwortlich notwendige Investitionen<br />

zu tätigen<br />

Positive Erfahrungen mit derartigen Finanzierungsmodellen in den neuen Bundesländern bereits Anfang der<br />

1990er Jahre<br />

Gesicherte Refinanzierung und Berücksichtigung von Folgekosten / indirekten Kosten bereits im Vorfeld<br />

des Vergabeprozesses<br />

Grundsätzlich gegeben, wenn die folgenden Schlussfolgerungen berücksichtigt werden<br />

Beschleunigung von Genehmigungsverfahren für kreditähnliche Geschäfte in den Bundesländern<br />

Aufhebung oder Heraufsetzung von Budgetgrenzen in den Landeshaushaltsordnungen<br />

Verbot der Überschuldung für Krankenhäuser / Kliniken wäre erforderlich<br />

5.2.5 Fazit und Handlungsempfehlungen<br />

Die erfolgreiche Durchführung des europaweit beachteten Referenz-Modells in Leipzig zeigt, dass die<br />

Implementierung betriebswirtschaftlicher Handlungsmuster auch in öffentlichen Krankenhäusern ein<br />

wesentlicher Erfolgsfaktor für ÖPP ist. Die Etablierung eines geeigneten Controlling- und Projektmanagements<br />

auf Seiten des Krankenhauses schafft die Basis für neue innovative Investitionsformen.<br />

Mit deren Hilfe lassen sich auch zusätzliche finanzielle Handlungsspielräume erschließen. Es ist unbedingt<br />

darauf hinzuwirken, dass die Krankenhäuser ihre Möglichkeiten für eine ausreichende Eigenkapitalversorgung<br />

nutzen können. Durch die Übertragung abgegrenzter Aufgabenbereiche, wie Kantinen,<br />

Wäschereien oder Energieversorgung, an effiziente private Dienstleistungsanbieter können in diesem<br />

Kontext Einsparpotentiale und somit auch neue finanzielle Handlungsspielräume erschlossen werden.<br />

Für den öffentlichen Partner sind notwendige Investitionsspielräume auch erforderlich, um aufwändige<br />

Organisations- und Machbarkeitsstudien im Projektvorfeld durchführen zu können. Hinzu kommen die<br />

differenzierte Leistungsspezifikation und Angebotsbewertung im Rahmen des EU-weiten Vergabeprozesses.<br />

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