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Best-Practice-Studie - IHI Zittau

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4 ÖPP IM BEREICH DER ELEKTROTECHNIK- UND ELEKTRONIKINDUSTRIE<br />

Ähnliches gilt für die erforderliche Harmonisierung der 16 unterschiedlichen Datenschutzbestimmungen<br />

der Bundesländer, die bisher eine notwendige Diskussion über die Einführung von Sicherheitstechnik im<br />

öffentlichen Raum behindert.<br />

Schließlich ist deren Uneinheitlichkeit Möglichkeit für eine ergebnisorientierte Budgetierung („Globalhaushalt“)<br />

im Rahmen einer dezentralen Ressourcenverantwortung aller Verwaltungseinheiten in den<br />

Gemeindeordnungen und Gemeindehaushaltsordnungen, Landeshaushaltsordnungen aller Bundesländer<br />

und der Bundeshaushaltsordnung über Experimentierklauseln / Pilotprojekte hinaus zu ermöglichen.<br />

Dies ist die Voraussetzung für das Ansparen von Investitionsmitteln durch Budgetübertragungen<br />

über Jahresgrenzen hinweg.<br />

4.3.3 Notwendigkeit von ÖPP-Pilotanwendungen<br />

Erfolgreiche ÖPP-Pilotprojekte erfüllen eine wichtige Funktion im Rahmen der politischen und gesellschaftlichen<br />

Diskussion über eine zukunftsfähige Aufgabenteilung zwischen öffentlicher Hand und der<br />

Privatwirtschaft. Eines der zentralen Ergebnisse dieser vom ZVEI beauftragten <strong>Studie</strong> ist, dass eine Reihe<br />

geeigneter Pilotprojekte im In- und Ausland bereits durchgeführt werden (siehe <strong>Best</strong>-<strong>Practice</strong>-Beispiele in<br />

Kapitel 5).<br />

Es ist zu begrüßen, dass das föderale ÖPP-Kompetenzzentrum in den letzten Monaten Listen vorrangig<br />

zu bearbeitender Pilotprojekte zusammen gestellt hat. ZVEI-spezifische Pilotprojekte sollten in diesem<br />

Kontext kurzfristig als praktische Musterbeispiele umgesetzt und dokumentiert werden. Die zu gewinnenden<br />

Erfahrungen sind im Sinne einer stärkeren Standardisierung der ÖPP-Projektentwicklung zu<br />

nutzen. Grundraster für die Vertragsgestaltung und Durchführung von Wirtschaftlichkeitsvergleichen<br />

müssen weiter- bzw. neu entwickelt werden. Die Ausweitung dieses Fokus ist dringend notwendig, da für<br />

ÖPP-Projekte im Bereich der ZVEI-Unternehmen spezifische Anforderungen gelten.<br />

Die wesentliche Anforderung ist die häufige Notwendigkeit technologischer Weiterentwicklungen während<br />

der Vertragslaufzeit. Diesbezügliche Risiken werden durch bisherige Konzepte und Musterformulare<br />

für Wirtschaftlichkeitsvergleiche nicht berücksichtigt. Vergleichbar dem Gerüst für einen Wirtschaftlichkeitsvergleich<br />

der PPP-Task-Force NRW (Public-Sector-Comparator, PSC) im Schulbereich sollten spezielle<br />

PSC-Gerüste für die Elektrotechnik- und Elektronikindustrie entwickelt werden.<br />

Folgende Kriterien sind im Bereich der Elektrotechnikund<br />

Elektronikindustrie zu berücksichtigen:<br />

• Messung sowie Bewertung der technischen Innovations- und Entwicklungsleistung („Upgrading“)<br />

während der Vertragslaufzeit;<br />

• die spezielle Risikomatrix (Innovationsrisiko, Risiken durch Anwendungs- / Nutzungsfehler,<br />

Ersatzteilrisiko, hohe Sicherheits-, Gewährleistungs- und Qualitätsanforderungen, spezielle<br />

Gesetzgebungsrisiken);<br />

• häufige Entwicklungspartnerschaften zwischen öffentlichem und privatem Partner<br />

(Leistungsabgrenzung).<br />

4.3.4 Initiative für ÖPP-Projekte in der Elektrotechnik- und Elektronikindustrie<br />

Was die notwendige Ausweitung der Kommunikation ZVEI-spezifischer Pilotprojekte angeht, ist auch die<br />

Kooperation mit den kommunalen Spitzenverbänden noch stark ausbaufähig. Im Bereich des öffentlichen<br />

Hochbaus gibt es hier bereits zahlreiche gemeinsame Leitfäden, Beispielsammlungen und<br />

Informationsveranstaltungen mit der Bauindustrie. Die Bereitschaft der kommunalen Spitzenverbänden<br />

hinsichtlich dieser Art der Zusammenarbeit erleichtert dabei die Ansprache öffentlicher Entscheider<br />

erheblich. Angesichts der für Praktiker nicht mehr überschaubaren Vielfalt von Veröffentlichungen und<br />

Veranstaltungen zu ÖPP-relevanten Themen gilt die Beteiligung von Städtetag, Landkreistag oder Städteund<br />

Gemeindebund bei vielen Verantwortungsträgern in Politik und Verwaltung als Gütesiegel.<br />

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4 ÖPP IM BEREICH DER ELEKTROTECHNIK- UND ELEKTRONIKINDUSTRIE<br />

Für den Ausbau von Kooperationen mit den kommunalen Spitzenverbänden sind dabei nicht nur ÖPP-<br />

Fragestellungen im engeren Sinne von Bedeutung. Die <strong>Studie</strong> zeigt vor allem im Bereich der Medizintechnik,<br />

dass die Bildung öffentlicher Eigengesellschaften mit eigener Rechtspersönlichkeit eine wichtige<br />

Vorbedingung für längerfristige öffentlich-private Vertragsbeziehungen darstellt. Die Erfüllung dieser<br />

Vorbedingung allein ist zwar nicht hinreichend. Weitere förderliche Faktoren müssen hinzukommen:<br />

die Verfügbarkeit öffentlicher Investitionsmittel, Ressourcen für eine sorgfältige Projektentwicklung und<br />

-vorbereitung sowie kooperationswillige Klinikdirektoren. Für Kliniken ohne eigene Rechtspersönlichkeit<br />

ist die Teilnahme an längerfristigen Bereitstellungsmodellen de facto im Regelfall unmöglich. Der notwendige<br />

Genehmigungsaufwand ist derart hoch und zeitintensiv, dass er den zu erwartenden Projektnutzen<br />

für die Kliniken häufig nicht rechtfertigt. Hinzu kommt, dass Krankenhäuser ohne eigene Rechtspersönlichkeit<br />

aufgrund ihrer haushaltsrechtlichen Stellung nicht über notwendige Investitionsmittel<br />

verfügen.<br />

Darüber hinaus ist die Frage von zentraler Bedeutung, wie bei kommunalen Entscheidungsträgern die<br />

Akzeptanz für innovative – und damit natürlich auch erst einmal unbekannte – ÖPP-Lösungen gesteigert<br />

werden kann.<br />

Die Ergebnisse der <strong>Studie</strong> lassen sich hier in Form folgender Empfehlungen und Ansatzpunkte<br />

zusammenfassen und sollten als kommunikative Basis einer ÖPP-Workshop-Reihe<br />

dienen, die der ZVEI gemeinsam mit kommunalen Entscheidungsträgern und Unternehmensrepräsentanten<br />

aus den ZVEI-Fachverbänden durchführen könnte:<br />

• Verdeutlichung der mittel- und langfristigen Win-Win-Situation im Verhältnis zum kurzfristigen<br />

Aufwand (Transaktionskosten, Schulungen) anhand konkreter Beispiele;<br />

• Herausstellen des möglichen Nutzens nicht nur aus der Perspektive der Haushaltskonsolidierung<br />

und Kosteneinsparung, sondern auch aus der Sicht der Bürger<br />

(Steigerung von Leistungs- und Lebensqualität);<br />

• Kommunikation von Profilierungsmöglichkeiten für kommunale Entscheidungsträger, die als<br />

Vorreiter innovative Finanzierungs- und Organisationsmodelle in ihren Regionen realisieren;<br />

• Darstellung der Erfahrung, dass kleine und mittlere Unternehmen in den jeweiligen Regionen<br />

durch die Ausweitung von ÖPP im Regelfall nicht Marktanteile an (ausländische) Wettbewerber<br />

verlieren, sondern durch Referenzprojekte Wettbewerbsvorteile im In- und Ausland aufbauen<br />

können.<br />

Neben diesen kurzfristig umsetzbaren Maßnahmen sind die weiteren zentralen Rahmenbedingungen<br />

und Einflussfaktoren für die Realisierung der ermittelten langfristigen ÖPP-Potentiale mit größeren<br />

Auseinandersetzungen und Abstimmungsbedarfen verbunden.<br />

(1) Die Befreiung der Kommunen von der Umsatzsteuerpflicht (außerhalb von kommunalen Betrieben<br />

gewerblicher Art) als Steuerprivileg bzw. Subvention stößt bisher auf großen Widerstand der kommunalen<br />

Spitzenverbände. (2) Die grundlegende Vereinfachung des Steuer- und Vergaberechtes (Stichwort<br />

„Bürokratieabbau“) würde die bisher noch relativ hohen Transaktionskosten für ÖPP-Projekte (ca. fünf<br />

bis sieben Prozent des Projektvolumens) deutlich senken.<br />

Nimmt man (1) und (2) zusammen, könnten im Falle eines breiten politischen Konsens nach bisherigen<br />

– noch zu verfeinernden – Schätzungen einerseits die Kosten für ÖPP-Projekte um ca. drei bis fünf Prozent<br />

des Projektvolumens gesenkt werden. Andererseits wäre dies langfristig eine wesentliche Voraussetzung,<br />

um einen ÖPP-Anteil von 15 bis 25 % an den öffentlichen Infrastrukturinvestitionen zu erreichen.<br />

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