1 Regionalentwicklung der Oberlausitz Chancen und ... - IHI Zittau

Region und Globalisierung 11
der nächsten Zukunft zu unverhofftem Kindersegen führen sollten, wird dies erst frühestens
in 20, 30 Jahren den Trend der Überalterung der Gesellschaft stoppen können.
Zum Thema der Entwicklung der Oberlausitz sind in den vergangen Jahren nicht nur
zahlreiche Konferenzen durchgeführt, sondern auch eine Reihe von Studien angefertigt
worden, die wertvolle Impulse gegeben haben. Die Bedeutung der Regionsbildung im
Zeitalter zunehmender Globalisierung zu betrachten und dabei auch Rückschlüsse für
die künftige Entwicklung in der (Ober-)Lausitz zu ziehen, soll der Gegenstand meiner
nun folgenden Ausführungen sein.
2. Region und Globalisierung
Das Spannungsfeld zwischen Regionalisierung und Globalisierung, die wirtschaftlichen,
sozialen und ökologischen Probleme der fortschreitenden Globalisierung und die Rolle
der Regionen in diesem Prozess; all dies hat schon Heerscharen von Wissenschaftlern
und Politikern veranlasst, zu diesem Thema zu diskutieren. Kein Begriff der politischen
Geographie ist derzeit so in aller Munde wie der der Region und kein Begriff ist zugleich
so unklar. Ich will dennoch versuchen, im Kontext Ihrer Veranstaltung und aus Sicht
des Sächsischen Staatsministeriums des Innern das Thema aufzugreifen.
2.1 Die Region als Raumeinheit und Handlungsebene
Die Regionen kommen im Staatsaufbau der Bundesrepublik Deutschland nicht vor. Der
Begriff der Region ist weder administrativ noch parlamentarisch/demokratisch untersetzt,
und er ist unserem Verfassungsrecht fremd. Der Begriff „Region“ kommt aus dem
Lateinischen, von „regio“. Aber schon bei den alten Römern war der Begriff unscharf.
Als „regio“ wurden sowohl Landschaften und Landstriche als auch die Gliederung der
Stadt Rom „in 14 regiones“, d. h. vierzehn Stadtviertel verstanden.
Der Begriff der Region im heutigen Verständnis der politischen Geographie und der
Regionalpolitik ist angesiedelt zwischen der Sicht auf das Lokale, respektive auf kommunale
Probleme und der Sicht auf das Globale, auf die weltweiten Zusammenhänge. Letztere
scheinen für den Einzelnen oft unüberschaubar und nahezu bedrohlich. Ersteres,
das Lokale, ist zwar vertraut, aber oft zu eng um die anstehenden Probleme zu lösen.
Die Region als Brücke zwischen dem Lokalen und dem Globalen scheint als Ebene
geeignet, in der sich der Einzelne zu Hause fühlt und gleichzeitig Weltbürger ist. Einig
ist man sich im Verständnis, dass unter Region ein Gebiet verstanden wird, das durch
Geschichte, Naturraum, Symbole, Verfl echtungen, Netzwerke, Institutionen, Medien,
Problemsituationen und/oder Entwicklungsziele u. a. als, wenn auch unbewusst und
unrefl ektiert, zusammengehörig erfahren wird. Dazu bedarf es auch subjektiver Empfi ndungen,
eben einer Identifi kation mit dem Raum, in dem ich lebe. Auch Heimatgefühl
hat in diesem Zusammenhang einen Wert. „Region ist das, wozu ich mich zugehörig
fühle.“ Diese Identifi kation wird nicht durch die Abgrenzung von Regionen erreicht.
Sie wird erreicht durch gemeinsames zukunftsorientiertes Handeln in zusammenhängenden,
für den Einzelnen vorstellbaren Räumen.