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RATINGaktuell - ifb AG

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G 59071<br />

RATING aktuell<br />

www.ratingaktuell-news.de<br />

www.ratingaktuell-ticker.de<br />

Rating im Handwerk<br />

Exklusives Doppel-Interview<br />

mit den Spitzen des Handwerks<br />

03/2003<br />

Juni/Juli<br />

UNTERNEHMEN<br />

Branchen-Analyse<br />

zum Werbemarkt<br />

BANKEN<br />

Zentrale Datenhaltung<br />

eines Rating-Systems<br />

MITTELSTAND<br />

Verbriefung von<br />

Krediten<br />

RATING-HISTORY<br />

John Moody: Der<br />

Erfinder des Ratings<br />

INTERVIEW<br />

William J. McDonough<br />

im Gespräch


Zentrale Datenhaltung<br />

beim Aufbau eines<br />

Rating-Systems<br />

Durch zentrale Datenhaltung lässt sich der Überblick bewahren<br />

Die neuen Baseler Eigenkapitalrichtlinien<br />

(Basel II) sowie<br />

die Einführung der Mindestanforderungen<br />

an das Kreditgeschäft<br />

der Kreditinstitute (MaK) haben<br />

für die Umsetzung eines umfassenden,<br />

bankinternen Rating-Systems<br />

bekanntlich einen entscheidenden<br />

Impuls gegeben und u. a. das<br />

Wissen um die mathematische Gestaltung<br />

von Rating-Modellen entscheidend<br />

vorangetrieben.<br />

Erste Hürden sind genommen<br />

Die bereits heute bei Banken implementierten<br />

Rating-Tools sind bisher<br />

auf Grund des engen Zeitplans<br />

– Basel II fordert den Nachweis einer<br />

dreijährigen Rating-Erfahrung<br />

für den IRB-Ansatz – zumeist nur als<br />

Kai-Oliver Klauck/Volker Liermann<br />

„Stand Alone“-Übergangslösungen<br />

realisiert. Die Systeme produzieren<br />

zwar mathematisch fundierte Rating-Ergebnisse,<br />

sind aber meist<br />

noch unvollständig bezüglich der<br />

Prozess-Einbindung und weitge-<br />

BANKEN UND IHRE PARTNER<br />

Der Wunsch nach einem umfassenden Rating-System auf Gesamtbankebene<br />

existiert bereits seit Anfang der 1990er Jahre,<br />

doch wird die Umsetzung in vielen Instituten erst jetzt<br />

mit Nachdruck angegangen. Dabei hat sich gezeigt, dass im<br />

Kreditrisiko-Management der Optimierungsbedarf nicht allein<br />

im Bereich der mathematischen Rating-Modelle zu suchen<br />

ist.<br />

hend abgeschnitten vom Datenhaushalt<br />

der Bank. Eine Integration<br />

in eine mit den Anforderungen<br />

von Basel II konforme IT-Landschaft<br />

steht nun im Rahmen der Veränderungen<br />

im organisatorischen Um-<br />

03/2003 <strong>RATINGaktuell</strong> 39<br />

Foto: Lufthansa Systems


BANKEN UND IHRE PARTNER<br />

40 <strong>RATINGaktuell</strong> 03/2003<br />

feld im Fokus vieler Kreditinstitute.<br />

Die erste Hürde, nämlich die Erhebung<br />

der Daten für vergangene<br />

Zeiträume und die darauf basierenden<br />

mathematischen Formulierungen,<br />

haben die meisten Banken<br />

bereits genommen. Allerdings<br />

müssen diese Daten zukünftig weitergeführt<br />

und deren Qualität gesichert<br />

werden, um die kontinuierliche<br />

Integrität des Rating-Prozesses<br />

zu gewährleisten. Dabei muss<br />

eine dauerhafte Datenspeicherung<br />

in drei Bereichen sichergestellt sein,<br />

nämlich 1. Inputparameter und Rating-Ergebnisse<br />

für die Nachvollziehbarkeit<br />

(Säule II von Basel II: AufsichtsrechtlichesÜberprüfungsverfahren),<br />

2. Ausfallereignisse für<br />

die Offenlegung (Säule III: Marktdisziplin)<br />

und 3. Ausfallhistorien<br />

und Verläufe von trennscharfen Indikatoren<br />

für die Kalibrierung und<br />

Validierung der mathematischen<br />

Modelle. Ziel der Nachvollziehbarkeit<br />

ist es, eine klare Abgrenzung<br />

zwischen operationellen Risiken<br />

(z. B. Fehleingaben, Manipulation,<br />

EDV-Ausfälle) und dem Modell-Risiko<br />

des verwendeten Ratings zu<br />

ermöglichen. Deswegen müssen bei<br />

jedem Rating die Inputparameter,<br />

das verwandte Modell und das Rating-Ergebnis<br />

gespeichert werden.<br />

In der Offenlegung müssen die Banken<br />

darstellen, wie gut die Vorhersagefähigkeit<br />

ihrer internen Modelle<br />

in der vergangenen Periode<br />

war. Dadurch wird gegenüber einer<br />

aufsichtsrechtlichen Überprüfung<br />

die Verantwortung größer, da die<br />

Qualität interner Prozesse stärker<br />

vergleichbar wird. In der Offenlegung<br />

findet eine Zusammenführung<br />

der Ausfalldaten auf Gesamtbankebene<br />

statt.<br />

Aufbau von Zeitreihen<br />

Die Qualität der verwendeten<br />

Rating-Modelle ist periodisch zu<br />

überprüfen. Wird eine signifikante<br />

Abweichung zwischen Modellvorhersage<br />

und Realität festgestellt, so<br />

ist eine Re-Kalibrierung des Modells<br />

durchzuführen. Grundlage dafür<br />

sind die Zeitreihen, die Banken zu<br />

diesem Zweck aufgebaut haben und<br />

in Zukunft noch erweitern werden.<br />

Dies beschränkt sich nicht allein auf<br />

die zeitliche Fortschreibung, sondern<br />

gilt auch für die zukünftige Erweiterung<br />

der Modelle durch signifikante<br />

Merkmale. Auch diese<br />

und deren Zusammensetzung sind<br />

in einer Historie zu führen. Für die<br />

eigentliche Validierung bzw. Kalibrierung<br />

werden zurzeit noch externe<br />

statistische Tools verwendet.<br />

Doch ist abzusehen, dass beides in<br />

die Rating-Applikation integriert<br />

wird. Die sich hieraus ergebenden<br />

Anforderungen sind grundsätzlich<br />

mit Hilfe einer zentralen Datenhaltung<br />

zu lösen, und zwar weit<br />

gehend unabhängig davon, auf welches<br />

Kundensegment die Rating-<br />

Anwendung ausgerichtet ist. Die<br />

zentrale Datenhaltung erlaubt es,<br />

Verwaltungsaufgaben wie Archivierung<br />

und System-Administration<br />

einheitlich zu handhaben. Darüber<br />

hinaus vereinfacht sie ein übergreifendes<br />

Berechtigungskonzept,<br />

das insbesondere deshalb unabdingbar<br />

ist, da in den Zeitreihen sensible<br />

Daten wie Einzelwertberichtigungen,<br />

Schufa-Auskünfte, Mitarbeiterdarlehen<br />

usw. enthalten<br />

Abb. 1: Schema Zentrale Datenhaltung<br />

Bankzentraler<br />

Geschäftspartner<br />

Rating-<br />

Applikation<br />

Ausfalldaten Input & Output<br />

Offenlegung Nachvollziehbarkeit<br />

Zentrale<br />

Datenhaltung<br />

sind. Auch intolerablem Datenverlust<br />

kann dadurch entgegnet werden,<br />

zumal weit zurückliegende<br />

Zeitreihendaten oft nicht mehr aus<br />

den operativen Systemen nachzuliefern<br />

sind. Letztlich ist die Anbindung<br />

konsumierender Systeme<br />

wie Vor-/Nachkalkulation oder Portfoliosteuerung<br />

über Schnittstellen<br />

leichter zu realisieren.<br />

Eine zentrale Datenhaltung führt<br />

die Daten aus den operativen Systemen<br />

der Bank für die Offenlegung,<br />

Nachvollziehbarkeit, Validierung<br />

bzw. Kalibrierung und das<br />

Management-Information-System<br />

zusammen (Abb. 1). Die Rating-Applikation<br />

selber besteht dabei aus<br />

drei logischen Komponenten, nämlich<br />

einer Oberfläche zur Eingabe<br />

oder Ergänzung der Inputparameter<br />

interner Modelle und zur Darstellung<br />

der Ergebnisse (1), einer<br />

Datenbank zur Ablage von Daten (2)<br />

sowie einem Rechenkern (3). Bei<br />

den Punkten 1) und 2) ist zu prüfen,<br />

ob hierfür bereits existierende Anwendungen,<br />

wie z. B. eine bankzentrale<br />

Verwaltung von Geschäftspartnern<br />

(CRM) oder das transaktionsführende<br />

System, erweitert<br />

werden können. Dabei werden die<br />

oben genannten übergreifenden<br />

Prozesse idealerweise zentral eingebunden.<br />

Rating-Einschätzungen<br />

Sicherheiten-<br />

Verwaltungssystem<br />

Verwertungsquoten<br />

Validierung<br />

Kalibrierung<br />

Limitsystem<br />

Linienausnutzungen<br />

Management<br />

Information<br />

System


müssen in regelmäßigen Abständen<br />

aktualisiert werden. Hierbei ist<br />

zwischen standardisiertem Massengeschäft<br />

(Retail-Portfolio) und<br />

den übrigen Portfolien zu differenzieren.<br />

Wegen der großen Anzahl<br />

von Kreditnehmern im Retail-<br />

Portfolio ist für das Re-Rating dort<br />

ein automatisiertes „Massen-Rating“<br />

erwünscht. Dazu sind zunächst alle<br />

Informationen in einer geeigneten<br />

Datenbank zu sammeln. Der<br />

Rechenkern muss dann so konzipiert<br />

sein, dass eine Belieferung<br />

nicht nur aus dem sog. „Frontend“<br />

für einzelne Ratings, sondern auch<br />

aus einer Datenbank in einem<br />

„Batch“-Prozess für viele Ratings erfolgen<br />

kann. Re-Ratings für Kreditnehmer,<br />

die nicht dem Retail-Portfolio<br />

angehören, sind in aller Regel<br />

komplexer. Besonders deutlich wird<br />

dies im mittelständischen Firmenkundenbereich,<br />

wo Bilanzdaten, Finanzplanungen<br />

für das kommende<br />

Geschäftsjahr, aber auch weiche<br />

Faktoren in das Rating eingehen.<br />

Dieser Prozess ist von Segment zu<br />

Segment sowie von Bank zu Bank individuell<br />

ausgeprägt und zeichnet<br />

sich dadurch aus, dass eine vollständige<br />

Automatisierung kaum zu<br />

realisieren sein wird, obschon es<br />

bekanntlich ein Ziel von Basel II<br />

ist, auch in diesem Bereich eine<br />

weit gehende Standardisierung und<br />

Objektivierung zu erlangen.<br />

Vereinigung<br />

positiver Ansätze<br />

Bei den meisten Geschäftsprozessen<br />

stehen sich in der Regel unterschiedliche<br />

Ansätze gegenüber.<br />

Den Vor- und Nachteilen einer klassischen<br />

Zentralregistratur, wie z. B.<br />

Verwaltungsaufwand und ständige<br />

Überprüfung des Prozessfortschritts,<br />

stehen nicht rekonstruierbare Datenverluste<br />

und effiziente Bearbeitungsvorgänge<br />

bei der traditionellen<br />

Umlaufmappe gegenüber. Moderne<br />

Workflow-Anwendungen vereinen<br />

die Stärken beider Ansätze. So können<br />

Stand und Fortschritt im Rating-<br />

Prozess bankübergreifend transparent<br />

gemacht werden. Dies erlaubt<br />

es z. B. den Kundenbetreuern im<br />

Rahmen von Konditionsverhandlungen<br />

mit Firmenkunden, Prozess-<br />

Abläufe gezielt zu beschleunigen.<br />

Ebenso können Prozess-Änderungen<br />

schnell umgesetzt und der Informationsstand<br />

über Fortschritt<br />

und Dauer bis zum nächsten Ergebnis<br />

einbezogen werden. Ein zusätzliches<br />

Plus bringt die Auswertung<br />

von Bearbeitungszeiten der<br />

einzelnen Prozess-Schritte in Form<br />

von Effizienzsteigerungen, und zwar<br />

ohne Beratungsaufwand in An-<br />

BANKEN UND IHRE PARTNER<br />

spruch zu nehmen. Das bankinterne<br />

Rating ist zwar nur eine, dafür<br />

aber enorm wichtige Komponente<br />

des gesamten Kreditvergabe- bzw.<br />

Kreditüberwachungsprozesses von<br />

Banken. Deshalb ist es besonders<br />

wichtig, die EDV-Anwendung, die<br />

das Rating-Tool umsetzt, möglichst<br />

organisch in den Kreditvergabeprozess<br />

einzufügen. Daten, die ohnehin<br />

in den operativen Systemen vorhanden<br />

sind, müssen von dort in das<br />

Rating-Tool einfließen, ohne nochmals<br />

erfasst zu werden. Parallel ist<br />

der Kreditsachbearbeiter bei der<br />

Rating-Erstellung zu entlasten, damit<br />

er sich der Kundenberatung und Geschäftsanbahnung<br />

widmen kann.<br />

Rating-Systeme sollen ihn dabei unterstützen,<br />

ein zunächst erforderlicher<br />

Mehraufwand muss auf deren<br />

Einführung beschränkt bleiben. Es<br />

ist schon heute absehbar, dass Rating-<br />

Abteilungen nach der Umsetzung<br />

von Basel II nicht nur an der Trennschärfe<br />

und der Prognosegüte ihrer<br />

Modelle gemessen werden, sondern<br />

auch an der kostenorientierten Einführung<br />

der Rating-Anwendungen<br />

und der effizienten und transparenten<br />

Prozess-Modellierung. ■<br />

Dr. Kai-Oliver Klauck und Volker Liermann<br />

sind Berater bei der <strong>ifb</strong> <strong>AG</strong>, Köln, und unterstützen<br />

derzeit die SAP <strong>AG</strong> bei dem Entwicklungsprojekt<br />

Basel II.<br />

03/2003 <strong>RATINGaktuell</strong> 41

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