Download - Hegau Jugendwerk
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18<br />
Vinzenz<br />
auf dem Weg zurück in die Schule<br />
Ein Erfahrungsbericht seiner Mutter<br />
Es war Freitag, der 21. Mai 1999, für unseren 7-jährigen Sohn Vinzenz der letzte Schultag<br />
vor den Pfingstferien. Mit Familie und Hund ging es auf große Fahrt. Das Ziel:<br />
Moliets-Plage an der südwestfranzösischen Atlantikküste. Eine autofreie Anlage direkt<br />
am Strand sollte Vinzenz und seinen beiden kleineren Geschwistern eine Verschnaufpause<br />
vom Alltag ermöglichen.<br />
Der Landstrich rundum war jedoch alles andere als autofrei. Am Pfingstmontag, am<br />
zweiten Tag nach der Ankunft, wurde Vinzenz beim Überqueren eines Landsträßchens<br />
von einem Auto angefahren. Mit einem schweren Schädel-Hirn-Trauma wurde Vinzenz<br />
in eine Spezialklinik im 160 Kilometer entfernten Bordeaux eingeliefert. Dort verbrachte<br />
er, um sein Leben ringend, die Pfingstferien. Nach zwei Wochen des Hoffens und Bangens<br />
die erlösende Mitteilung, dass unser Großer seinen Unfall überleben würde; offen<br />
blieb, in welcher Verfassung das sein würde.<br />
Am ersten Schultag nach den Ferien ein kurzer Anruf in seiner Schule: Vinzenz kann<br />
nicht kommen, lange nicht (vielleicht nie wieder?). Danach verlor sich das Thema Schule<br />
für längere Zeit ganz aus dem Blickfeld.<br />
Von Bordeaux aus wurde Vinzenz in die Kinderklinik in Tübingen verlegt. Auf das tiefe<br />
Koma folgte das apallische Syndrom. Anfang Juli zeigte Vinzenz erste winzige Reaktionen<br />
auf seine Umwelt. Zeitgleich wurde ein Platz in der Frührehabilitation des <strong>Hegau</strong>-<br />
<strong>Jugendwerk</strong>s für ihn frei. Vinzenz bekam seine Therapien, und das anfangs brettsteife<br />
Kind, das – Gott sei Dank – ohne fremde Unterstützung atmen, ansonsten aber nur<br />
sein linkes Auge öffnen und den Kopf ein wenig bewegen konnte, entwickelte sich<br />
weiter.<br />
In der darauf folgenden Zeit stellte sich viel Positives ein, wie im Rollstuhl sitzen und<br />
erste Sprechversuche. Aber auch unangenehme Dinge traten zutage in Form einer<br />
ausgeprägten Ataxie der linken Körperhälfte und der sich nur ganz allmählich mildernden<br />
spastischen Lähmung der rechten Seite. Irgendwann in dieser Zeit fiel dann zum<br />
ersten Mal wieder der Begriff “Schule”.<br />
Eines Morgens teilte mir die Schwester mit: “Wir haben Vinzenz zur Schule angemel-