Download - Hegau Jugendwerk

Rollstühle - Ein historischer Exkurs
Der Rollstuhl taucht als Hilfsmittel schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt in der Geschichte
auf. So ist bereits 1595 König Philip II. von Spanien in einem Rollstuhl sitzend
abgebildet. Waren es zu diesem sehr frühen Zeitpunkt doch eher einzelne
und wohlhabende Personen, die einen Rollstuhl im doppelten Sinne des Wortes
besaßen, so ist das Schlüsseldatum für die weitere Entwicklung hierzulande mit
der Einführung der deutschen Sozialversicherung zu sehen.
Als Geburtstunde ist hierbei in der Geschichtschronik der 17. November 1881 vermerkt,
der Tag, an dem Bismarck vor dem Reichstag jene Kronrede verlaß, die als
"Kaiserliche Botschaft" bekanntgeworden ist. Es folgte 1883 die Einführung der
Krankenversicherung und 1884 die Unfallversicherung, 1889 die Invaliden- und Alterssicherung.
Mit dieser Reichsversicherungsordnung (RVO) war das Prinzip der
Solidargemeinschaft entstanden, zu deren Aufgabe zu einem späteren Zeitpunkt
letztlich auch die Kostenerstattung für Rollstühle gehören sollte. Neben vielfältigen
allgemeinen Erkrankungen, die zur Gehunfähigkeit führten, waren es dann die beiden
Weltkriege, die - wie in manch anderen Bereichen der Medizin auch - die Entwicklung
verbesserter Rollstühle für eine größere Anzahl von Betroffenen vorantrieben.
Die eigentlich rasante Weiterentwicklung vollzog sich dann mit der Optimierung der
Sozial - und Krankenversicherung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Was
dann folgte, war die Etablierung eines breitgefächerten und für die Herstellerfirmen
durchaus auch lukrativen Rollstuhlmarktes, dessen Angebot sich in zunehmendem
Maße an den Bedürfnissen der Patienten orientierte.
In Deutschland waren es v.a. Dr. P. Simon ✝ und Dr. E. Seifert, welche sich mit Betrachtungen
zur Geschichte der technischen Entwicklung von Rollstühlen und deren
vergleichenden und systematisierenden Einordnung in die jeweilige geschichtliche
Epoche beschäftigten (siehe hierzu entsprechende Literaturhinweise).
Die von Dr. Simon ✝ angelegte Fotodokumentation zu diesem Themenbereich
befindet sich mittlerweile in Händen von Prof. Dr. Weege und wird laufend weitergeführt.
Ihm sei an dieser Stelle herzlich für die Überlassung einiger eindrücklicher
Abbildungen von Rollstühlen aus vergangenen Tagen gedankt, die im Folgenden
dargestellt werden sollen.
6