Download - Hegau Jugendwerk
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Dies würde natürlich auch bedeuten, dass die Förderung der posturalen Kontrolle<br />
über die reine Therapiezeit hinaus durch das Hilfsmittel Rollstuhl kaum oder gar<br />
nicht mehr stattfände. (Nach H. HIRSCHFELD 1992, 1995 und S. FREIVOGEL<br />
1997 versteht man unter posturaler Kontrolle die Fähigkeit zur aktiven, dynamischen<br />
Körperstabilisation im Schwerefeld auch bei eintreffenden Beschleunigungskräften.<br />
Es handelt sich um einen unbewussten und adaptiven Vorgang).<br />
Andererseits bedeutet die Ausbildung einer Skoliose natürlich eine gravierende<br />
und strukturelle Deformierung der Wirbelsäule, die keinesfalls tolerierend oder billigend<br />
in Kauf genommen werden darf. Vielmehr muss solch einer Entwicklung mit<br />
allen zur Verfügung stehenden Mitteln entgegengetreten werden. Hierbei spielt die<br />
Rollstuhlversorgung eine ganz wesentliche Rolle.<br />
Entscheidend ist immer eine exakte Befundaufnahme und -kontrolle, wobei die isolierte<br />
Betrachtung der Stellung von Schlüsselpunkten zueinander nicht ausreicht.<br />
D.h. eine symmetrische Position der Schultergelenke über den Hüftgelenken alleine<br />
ist noch nicht aussagekräftig genug. Vielmehr muss die Wirbelsäule im Sitzen<br />
regelrecht untersucht und palpiert werden, im Einzelfall ist ggf. auch eine Anfertigung<br />
einer Röntgenübersichtsaufnahme angezeigt.<br />
Eine allgemeingültige Aussage, wann eine Rollstuhlversorgung wie viel Unterstützung<br />
der Wirbelsäule zu bieten hat, ist nur schwer möglich. Nach unserer Erfahrung<br />
sollte man jedoch gerade bei Kindern und Jugendlichen, die während der<br />
Wachstumsphase Ansätze zur Entwicklung einer Skoliose zeigen, eine eher etwas<br />
aufwendigere Versorgung einer dauerhaft instabilen Sitzposition vorziehen. Selbstverständlich<br />
bedeutet dies nicht, dass solche Patienten zur völligen Passivität und<br />
Untätigkeit verurteilt werden sollten. Im Gegenteil: eine unbefriedigende Sitzposition<br />
über längere Zeiträume hinweg führt in vielen Fällen unweigerlich über die skoliotische<br />
Fehlhaltung zur fixierten Skoliose.<br />
Psychologische Aspekte von Rollstuhlversorgungen<br />
Bei Kindern und Jugendlichen mit Körperbehinderungen oder Mehrfachbehinderungen<br />
ist die Rollstuhlversorgung, wie überhaupt jegliche weitere Hilfsmittelversorgung<br />
auch, ein integrativer Bestandteil eines umfassenden Förderkonzepts.<br />
Dabei spielen medizinisch - therapeutische Überlegungen ebenso eine Rolle wie<br />
Gesichtspunkte der Pädagogik, der sozialen Integration sowie psycho-emotionale<br />
Aspekte. Gerade die Wiedereingliederung in das gewohnte oder zukünftig neue<br />
Umfeld, aber auch die seelische Verfassung besonders hinsichtlich der Krankheits-<br />
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