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2. Die Hüftdysplasie<br />
Unter einer Hüftdysplasie versteht man eine Entwicklungsstörung der Hüftanlage,<br />
die bis zur Hüftluxation (Verrenkung) führen kann (vgl. P. Pietzen, H. Rößler,<br />
1984). Es handelt sich also in erster Linie um eine Erkrankung von Kleinkindern,<br />
Kindern und Jugendlichen, wobei die angeborene Hüftdysplasie (Dysplasia coxae<br />
congenita) nicht Teil der folgenden Ausführungen sein soll.<br />
Eingegangen soll vielmehr im Speziellen auf die Problematik der längerfristigen<br />
neurologischen Nachbehandlung von Kindern und Jugendlichen mit angeborenen<br />
oder erworbenen Schädigungen des Zentralnervensystems (ZNS).<br />
Wichtige motorische Hauptmerkmale solcher ZNS - Erkrankungen sind abnorme<br />
Muskelspannungsverhältnisse (z.B. Spastik), die zu einer Dysbalance u.a. der<br />
hüftumgebenden Muskulatur führen kann sowie mangelhafte Kraftentwicklung und<br />
Stabilisationsfähigkeit während verschiedenen Bewegungsabläufen. Beides kann<br />
in starkem Maße zur dauerhaften Fehlbelastung der Hüftgelenke führen, was oftmals<br />
einer Hüftdysplasie Vorschub leistet.<br />
Insbesondere die dauernde Anspreizhaltung (Adduktion) in gestreckter Beinstellung,<br />
wie sie bei vielen, sogenannter "spastischer Muster" zu erkennen ist, ist bei<br />
gleichzeitiger Immobilität für die normale Ausbildung von Hüftkopf und Hüftpfanne<br />
sehr schädlich. Hierbei spielen insbesondere der zu große Schenkelhalswinkel<br />
(CCD - Winkel, Coxa valga) sowie eine zu große Antetorsion eine große Rolle, wobei<br />
beide Faktoren zu einem verminderten Gelenkschluss führen (vgl. P. Baumann,<br />
1970).<br />
Die Folge kann eine Dezentrierung des Hüftgelenkes bedeuten, wobei sich in der<br />
Wachstumsphase die Gelenkpartner nicht physiologisch ausbilden können (vgl. M.<br />
Feldkamp, U. Danielczick, 1972). Um dieser Fehlentwicklung entgegenzutreten<br />
bedarf es einem gebündelten Maßnahmepaket der verschiedenen therapeutischen<br />
Fachbereiche, insbesondere der Physiotherapie. Ziel der korrekten Rollstuhlversorgung<br />
muss sein, durch die optimale Positionierung der Beine in Abspreizstellung<br />
(Abduktion) eine drohende Luxation zu vermeiden. Eine längerfristige, korrigierte<br />
Abduktionsstellung stellt außerdem nach Dr. A. BRÜGGER einen "formativen<br />
Reiz" dar, womit ein Stimulus gemeint ist, der zum physiologischen Knochenwachstum<br />
beiträgt.<br />
Technisch realisierbar sind solche Sitz- bzw. Lagerungspositionen relativ einfach<br />
unter Zuhilfenahme der unter Kapitel "Zusatzhilfen für eine ergonomische Sitzposition<br />
" beschriebenen Abduktionshilfen.<br />
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