Foto: Gross-Riehm Die 1953 eingerichtete einklassige ev. Volksschule <strong>Lebach</strong> mit Lehrer Gerhard Storb September KW Mo Di Mi Do Fr Sa So 35 1 2 3 4 36 5 6 7 8 9 10 11 37 12 13 14 15 16 17 18 38 19 20 21 22 23 24 25 39 26 27 28 29 30
Die ehemalige evangelische Volksschule <strong>Lebach</strong> Um die Mitte des 16. Jahrhunderts schließen sich die Reichsritter von Hagen auf Schloss La Motte der Reformation an. Damals gilt der Grundsatz, dass der Landesherr auch die Konfession seiner Untertanen bestimmt. Folglich setzt Johann VI. von Hagen (1523-1569) in <strong>Lebach</strong> und Eppelborn evangelische Geistliche ein. Im Visitationsprotokoll des Bistums Trier vom 25. Juli 1569 ist deshalb für <strong>Lebach</strong> von einem „abtrünnigen“ Pfarrer die Rede. Ob zu dieser Zeit eine evangelische Schule am Ort bestanden hat, wissen wir nicht. 1613 wird das streng katholische Lothringen Miteigentümer der Vierherrschaft <strong>Lebach</strong>. Damit beginnt für diese Region das Zeitalter der Gegenreformation. Noch vor dem 30-jährigen Krieg (1618-1648) ist das Gebiet an der mittleren Saar wieder rein katholisch. Evangelische Christen haben bis 1784 im Einflussbereich des Bischofs von Trier kein Wohnrecht. Nach dem Ende der französischen Besatzungszeit und der Niederlage Napoleons bei Waterloo (1815) wird die Saargegend Teil der preußischen Rheinprovinz. Erstmals seit mehr als 200 Jahren siedeln sich jetzt wieder Protestanten in <strong>Lebach</strong> an. Ihre Zahl wächst langsam, aber stetig. Ab 1853 halten die Saarlouiser Garnisonpfarrer einmal im Monat auch in <strong>Lebach</strong> Gottesdienst im Sitzungssaal des früheren Amtsgerichts in der Tholeyer Straße. Lange besuchen die anfangs wenigen evangelischen Kinder die katholischen Volksschulen in der Tholeyer, später der Trierer und der Dillinger Straße. Bestrebungen zur Errichtung einer evangelischen Schule gibt es seit 1911. Sie werden aber durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs (1914) unterbrochen. Während der Nazi-Diktatur sind Konfessionsschulen nicht zugelassen. Das ändert sich erst wieder nach Kriegsende unter französischem Einfluss. Acht Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg ist die zur Gründung einer evangelischen Schule erforderliche Mindestzahl von 25 Schülern erreicht. Mit Beginn des Schuljahres 1953/54 kann somit im Gebäude der inzwischen abgerissenen katholischen Volksschule in der Trierer Straße eine einklassige evangelische Schule eingerichtet werden, deren Schülerzahl noch im selben Jahr auf 32 ansteigt. Ihr Leiter ist der Lehrer Gerhard Storb (1929-2003) aus Saarbrücken. Auf Grund des vermehrten Zuzugs von DDR-Flüchtlingen wird im Frühjahr 1958 zeitgleich mit der Einführung des 9. Schuljahres eine weitere Klasse gebildet und in einem Raum der Blindenschule von der Lehrerin Karola Marx aus St. Ingbert betreut. Sie heiratet später ihren Kollegen Storb. Die Schule wächst schon nach wenigen Monaten auf fünf Klassen an und zieht jetzt um in den Gebäudekomplex der damals noch französischen Kaserne in der Dillinger Straße. Dieser Aufenthalt ist jedoch nur von relativ kurzer Dauer. Bereits im Frühjahr 1960 sinkt die Schülerzahl wieder. Der evangelischen Schule werden nun drei Räume in der zum 2. Mai 1960 eingeweihten Michaelsschule in der Mottener Straße zugewiesen. Im Herbst desselben Jahres besteht die Schule dann noch aus zwei Klassen. Der Mauerbau in Berlin am 13. August 1961 löst eine neue Fluchtwelle aus. Weil <strong>Lebach</strong> Sitz der zentralen Landesaufnahmestelle für Vertriebene und Flüchtlinge im Saarland ist, kommt es an der kleinen evangelischen Schule bisweilen zu abrupten Zu- und Abgängen. Die Schülerzahl wächst vorüber gehend auf 264 Schüler in sieben Klassen an, geht dann über vier wieder auf zwei zurück und pendelt sich schließlich bei drei Klassen ein. Das ist gleichzeitig erneut mit einem Standortwechsel verbunden: diesmal in das Gebäude der so genannten „Flüchtlingsschule“ in der Dörrenbachstraße, wo sie über vier Säle verfügt. Diese teilweise chaotischen Zustände führen zu massiven Elternprotesten, die sich in einem Schulstreik entladen. Als die Kinder der Klassenstufen 7 bis 9 ab dem Schuljahr 1963/64 dann noch die neu eingerichteten Mittelpunktschulen in Heusweiler (Mädchen) bzw. Dillingen (Jungen) besuchen müssen und Ende April 1965 ein nochmaliger Umzug in die Michaelsschule angeordnet wird, beantragen die Eltern die Auflösung der evangelischen Schule und die Errichtung einer Christlichen Gemeinschaftsschule. Diese wird zum 1. Dezember 1966 mit drei Klassen eröffnet. Die Schüler sind bis auf wenige Ausnahmen allesamt evangelisch, können so aber am Standort <strong>Lebach</strong> verbleiben. Schließlich wird durch Beschluss des Landtages zum Ende des Schuljahres 1969/70 mit der Konfessionsschule auch die Christliche Gemeinschaftsschule abgeschafft und die allgemeine staatliche Schule eingeführt. Eine evangelische Volksschule hat in <strong>Lebach</strong> somit nur für den relativ kurzen Zeitraum von 1953 bis 1966 bzw. 1970 bestanden. Reiner Jost Die Schüler auf dem Foto v. l. n. r. 1. Reihe: Heinz-Dieter Kleinbauer, Jutta Schuh, Ortrud Schwulera, Alfred Gutmann, Manfred Wagner, Rudolf Herford, Volker Heinrich, Vera Hoffmann Dieter Schuh, Ellen Schultheiss, Irmgard Bock 2. Reihe: Christa Schuh, Friedel Schneider, Johanna Gutmann, Norbert Schöner, Jürgen Lassonczyk, Lehrer Gerhard Storb, Kurt Goedecke 3. Reihe: Klaus Woldert, Albert Schaumlöffel 4. Reihe: Hans Walter Blüthgen, Dieter Heinrich, Tassilo Posth, Hannelore Fest, Helmut Goedecke, Kurt Hodel