Volltext - SSOAR
Volltext - SSOAR
Volltext - SSOAR
- TAGS
- volltext
- ssoar
- www.ssoar.info
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
gisch-rekonstruktiven Hermeneutik ist es, Deutungen methodisch kontrolliert<br />
zu rekonstruieren. Dabei stützt sich meine Analyse im Wesentlichen auf<br />
Diskursfragmente der öffentlich-medialen Diskussion zum EU-Beitritt der<br />
Türkei.<br />
2 Art und Umfang der Daten und Datenerhebung<br />
Der Datenkorpus sollte in erster Linie hinreichende Aufschlüsse auf die eingangs<br />
gestellten Forschungsfragen ermöglichen. Dennoch konnte sich die<br />
Zusammenstellung der Daten nicht nur am Erkenntnisinteresse orientieren,<br />
sondern musste freilich auch von Überlegungen zur praktischen Durchführbarkeit<br />
und Handhabung bestimmt sein. Die Auswahl der Daten wurde so<br />
zunächst auf textförmige Daten eingeschränkt und als Erhebungszeitraum<br />
das Kalenderjahr 2004 festgelegt. Nachdem für das EU-Gipfeltreffen im Dezember<br />
2004 die Entscheidung über den Beginn von Beitrittsverhandlungen<br />
mit der Türkei angekündigt wurde, waren die Debatten im Vorfeld des Gipfels<br />
besonders intensiv und reich an Argumenten und Deutungen. Die Zusammenstellung<br />
des Datenkorpus konzentrierte sich auf wertende und neutral-kommentierende<br />
Diskursfragmente in Qualitätszeitungen bzw. Prestigemedien,<br />
da erstens angenommen wurde, dass die von diesen Zeitungen<br />
aufgenommenen Themen in andere Medien diffundieren (Inter-Media-<br />
Agenda-Setting) und zweitens davon ausgegangen werden kann, dass die<br />
Entscheidungsträger, die ja von den Akteuren im Diskurs beeinflusst werden<br />
sollen, eben diese Qualitätsmedien konsultieren. Für das bundesdeutsche<br />
Pressesample wurden die tendenziell sozialliberale Süddeutsche Zeitung, die<br />
konservative Frankfurter Allgemeine Zeitung sowie Die Welt, Der Spiegel<br />
und Die Zeit berücksichtigt. Die Erhebung der Presseartikel wurde über die<br />
Online-Datenbanken LexisNexis und Genios bewerkstelligt. Eine erste Sichtung<br />
des Materials ergab etwa 380 brauchbare Diskursfragmente.<br />
3 Der qualitative Forschungsprozess in der Praxis<br />
Schetsche formuliert Deutungsmuster als zentrale Kategorie einer wissenssoziologischen<br />
Theorie sozialer Probleme (Schetsche 1996, 2000; Plaß, Schetsche<br />
2001). Diese begreift Deutungsmuster als spezifisch konstruierte, kognitive<br />
Schemata, die aus bestimmten Wissenselementen bestehen und sich als<br />
kollektive Wissensbestände anhand von sozialen Interaktionsprozessen<br />
(„Diskurse“) empirisch untersuchen lassen. Die Binnenstruktur eines Deutungsmusters<br />
besteht nach Schetsche aus Erkennungsschema, Prioritätsattribut,<br />
Affektauslöser, Situationsmodell, Handlungsanleitung, Bewertungsmassstab<br />
und Hintergrundwissen. Die Durchsetzung von Problemwahrnehmungen<br />
geschieht über die Kommunikation so genannter Problemmuster,<br />
die wie Deutungsmuster strukturiert sind, aber inhaltlich differieren.<br />
46