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Volltext - SSOAR

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mehrfach kodiert werden sollen oder ob die Sättigung einer Kategorie (im<br />

Sinne von Grounded Theorie) für die Kodierung ausreicht.<br />

Um die Vereinbarkeit der Kodierung zu testen, haben in unserem Projekt<br />

beide Kodierer zum Test jeweils ein bereits kodiertes Interview des anderen<br />

unabhängig nochmals kodiert. In 626 Texteinheiten, die zum Kodieren ausgewählt<br />

worden waren, gab es nur eine Abweichung von 3 Texteinheiten. In<br />

der Zuordnung von Textteilen gab es aber mehr Unstimmigkeiten. Geographische<br />

Distanz und Zeitdruck erschwerten die notwendige intensive Zusammenarbeit,<br />

um diese Probleme zu lösen. Das Resultat war, dass eine Synthese<br />

der Codebäume am Ende des Projektes nicht komplett möglich war.<br />

4.5 Die Verlockung der Technik<br />

Die technischen Möglichkeiten von CAQDAS können zu einer Ausschöpfung<br />

der Daten verführen bis hin zu sinnlosen Rechenbeispielen und Vergleichen<br />

verschiedener Größen von Kategorien. So könnte beispielsweise die<br />

Analyse anhand der Häufigkeit bestimmter Worte oder Begriffe in die Irre<br />

führen, insbesondere wenn die Daten in verschiedenen Sprachen erhoben<br />

und von verschiedenen Personen übersetzt wurden.<br />

4.6 Überbewertung von Interviewdaten<br />

Das Kodieren von Texten kann zu einer Überbewertung bestimmter Daten<br />

(z.B. von Interviews) auf Kosten von anderen führen (z.B. Erkenntnisse, die<br />

aus teilnehmender Beobachtung gewonnen wurden). Hier könnte eventuell<br />

die zusätzliche Kodierung von Berichten aus teilnehmender Beobachtung eine<br />

Lösung sein. Allerdings erwacht bei mir persönlich ein gewisses Unbehagen<br />

bei der Vorstellung, die Worte der Interviewten und die Berichte der<br />

Forschenden zu mischen oder gar gleichzustellen.<br />

Meiner Erfahrung nach greifen qualitative Forschungsprojekte z.T. vorschnell<br />

nach CAQDAS-Programmen in der Hoffnung, dem Projekt dadurch<br />

größere „Wissenschaftlichkeit“ zu verleihen. Die eigentlichen Vor- und<br />

Nachteile von CAQDAS werden dabei nicht ausreichend abgewogen. So<br />

wird „Wissenschaftlichkeit“ zum Konstrukt, das unsere Arbeitsform diktiert.<br />

Oft wird Information, die als Statistik oder besser noch in graphische Form<br />

als Tabelle oder Diagramm dargestellt werden kann, mehr Glaubwürdigkeit<br />

verleihen. Es gilt aber zu hinterfragen, wie Statistik entsteht, was und wie gefragt<br />

wurde und wie Ergebnisse konstruiert werden. Vielleicht sind wir bereits<br />

von dieser neuen Zuschreibung von Wissenschaftlichkeit in den Bann<br />

gezogen. Vielleicht hinterfragen wir Untersuchungen ohne statistische Ergebnisse<br />

in ihrer Wissenschaftlichkeit und müssen folglich auch im Bereich<br />

der qualitativen Forschung stets nach dieser Chimäre greifen. Meiner Meinung<br />

nach sind CAQDAS-Programme eine unvergleichbar nutzvolle Unterstützung<br />

für die Speicherung von Daten und sie bieten einen großen Vorteil,<br />

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