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aia 1 pdf - Slavko Kacunko

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artintact 2<br />

Modernität auf parallelen Pfaden. Die industrielle Revolution und der<br />

Aufstieg des bürgerlichen Wirtschaftssystems verbanden Repräsentation<br />

sowohl mit den materiellen Gütern als auch mit der Beherrschung der<br />

Natur. Mehr als ein bloßes Zeugnis, bildet das Archiv der abgebildeten<br />

Erfahrung, durchkreuzt vom versteinerten Erinnern der Fotografie,<br />

eine Art dynamische Archäologie. Auf eine derart vom Bildkonsum<br />

berauschte Kultur scheint die Charakterisierung des 19. Jahrhunderts als<br />

einer ›Diktatur des Augenscheins‹, wie Martin Jay behauptet, oder als<br />

vom ›Wahn des Sichtbaren‹ besessen, wie Jean Louis Comolli vorschlägt,<br />

auf höchst bestürzende Weise zuzutreffen, jedenfalls was die Beziehung<br />

von Visuellem und Intelligiblen angeht. Es ist zu einer zunehmenden<br />

Verschmelzung von Wissen und Identität mit der Erfahrung von Repräsentation<br />

gekommen.<br />

Innerhalb der Moderne wies Repräsentation zugleich auf Fragen der<br />

Kontrolle und der Macht. In den zwingenden Darstellungen von Walter<br />

Benjamin, George Orwell, Michel Foucault, Martin Heidegger, Edward<br />

Said und vielen anderen erscheinen Bild, Wort, Technologie, Archiv und<br />

Imperialismus eingebettet in die Kontrollstrukturen, die in den Technologien<br />

der Repräsentation wurzeln. Kontingent, episodisch, komprimiert<br />

und zugleich in Echtzeit eingebettet, zwang die Fotografie die Kultur,<br />

ihrem eigenen Dasein als einem historisch-spezifischen und zeitlich<br />

bedingten gegenüberzutreten. Mit der Weiterentwicklung von Technologien<br />

der Reproduzierbarkeit nahm auch die Bedeutung des ›Sichtbarmachens‹<br />

zu. Was aufgezeichnet werden konnte, konnte auch kontrolliert<br />

werden. Empfindung und ihre Überwachung waren wie Szylla<br />

und Charybdis der Repräsentation. Die Beurteilung dieser gegensätzlichen<br />

Beziehung gehört zu den Hauptaufgaben der Fotografiegeschichte.<br />

Wie dieses Problem sich in der sogenannten Post-Fotografie<br />

entwickelt, ist entscheidend, um das Wesen des Bildes in der digitalen<br />

Kultur verstehen zu können. Wirklich gilt es, wie Edward Said schrieb,<br />

›jene Systeme der Repräsentation auszuschalten, die eine unterdrücke-

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