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aia 1 pdf - Slavko Kacunko

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artintact 2<br />

Während sich die Unterhaltung entfaltet, versuchen die Gesprächspartner<br />

durch sogenannte ›Co-Referenzen‹ eine gemeinsame Verständnisebene<br />

zu schaffen. Dafür bedienen sie sich situationsbezogener Indices,<br />

um sich auf den Gesprächskontext zurückzubeziehen. Diese Elemente<br />

können wir in der Tat auch in einem wirklichen Dialog zwischen zwei<br />

Personen finden.<br />

Portrait One unterscheidet sich natürlich erheblich von einem Fotografischen<br />

Porträt. Letzteres bezieht sich immer auf etwas Gewesenes<br />

und letztlich auf den Tod (Barthes), während Courchesnes interaktives<br />

Porträt nur in der Gegenwärtigkeit der Unterhaltung erfahrbar ist, obgleich<br />

es sich, wie wir sehen werden, auf die Vergangenheit beziehen<br />

kann, aber nicht wie auf etwas Gewesenes oder Totes, sondern eher wie<br />

auf etwas, das für immer in der Gegenwart der verbalen Interaktion stattfindet.<br />

Daher verlangt das interaktive Porträt nach mir, dem Gesprächspartner,<br />

und tatsächlich enthüllt es lange nicht so viel vom Porträtierten<br />

wie von mir, der ich mich auf die dialogische Dynamik des Austausches<br />

einlasse. Und daher ist es auch meine eigene subjektive Verortung, die sich<br />

in der Sprache vollzieht, in der sprachlichen Interaktion, im Aus/Tausch:<br />

indem ich mich außerhalb meiner Selbst stelle und die Position wechsele,<br />

indem ich sage, was ich sage und dadurch gegenüber meinem Gesprächspartner<br />

Stellung beziehe. 3 Dieser Aus/Tausch ist auch eine Überwindung<br />

meiner Egozentriertheit, da ich meiner selbst nur habhaft werden kann in<br />

der Begegnung mit einer anderen Person. Daher könnte man behaupten,<br />

der eigentliche Gegenstand von Courchesnes Portrait One sei ich selbst,<br />

der Betrachter.<br />

Subjektivität als Intersubjektivität zeigt sich als wesentlicher Kern<br />

dieser wie auch der folgenden Arbeit Family Portrait. Beide Werke beruhen<br />

auf Sprache und eignen sich daher für eine pragmatische Annäherung<br />

an subjektive Erfahrung. Was macht eine Person aus und was können wir<br />

3. Siehe François Flahault, La parole intermédiaire, Editions du Seuil, Paris, 1978.

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