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aia 1 pdf - Slavko Kacunko

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Blind Date im Cyberspace<br />

oder die sprechende Figur<br />

Von Jean Gagnon<br />

Luc Courchesnes Interesse gilt seit langem der Porträtkunst. Schon<br />

1982 – er studierte noch am Massachussets Institute of Technology – entstand<br />

das kurze fünfminütige Video Twelve of us, sein wohl bekanntestes<br />

Videoband, in dem verschiedene in der Halbtotale aufgenommene Personen<br />

versuchen, sich an die Geschichte von den drei Bären zu erinnern.<br />

Jede der Personen ist gefangen genommen von dem ihr eigenen Gesichtsausdruck<br />

und offenbart damit nicht nur die persönlichen Charakteristika<br />

ihres Gesichts, sondern auch die jeweiligen Strategien der Selbstdarstellung<br />

– gegenüber Courchesne, dem Videomacher und darüber hinaus<br />

auch gegenüber uns, den Betrachtern. Der Gesichtsausdruck verändert<br />

sich durch Intonation, Lachen, Kichern, usw. und gibt so in der Situation<br />

der Selbstoffenbarung vor der Kamera die innere Verfassung der Person<br />

wieder.<br />

In Twelve of us verwendete Courchesne ›sprechende Köpfe‹ und den<br />

anekdotenhaften Modus gesprochener Sprache. Dadurch deutete sich<br />

bereits in diesem Werk an, was in den interaktiven Porträts ins Zentrum<br />

rücken sollte: direkte Ansprache des Zuschauers, Dialog und Intersubjektivität.<br />

Er versuchte, verschiedene Aspekte einer Person sichtbar<br />

zu machen, indem er Kindheitserinnerungen wachrief und dadurch eine<br />

intime Verbindung zwischen sich und seinem Gegenstand, bzw. zwischen<br />

diesem und dem Betrachter herstellte, die auf der einfühlsamen Darstellung<br />

von Gesichtern, mündlicher Ausdruckskraft und kollektiven<br />

Erinnerungen basierte.<br />

So war es nur folgerichtig, daß Courchesne begann, sich mit interaktiven<br />

Porträts zu befassen. Er sagt selbst:<br />

Luc Courchesne: Portrait One, 1990/95. Screenshot.<br />

85<br />

artintact 2

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