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aia 1 pdf - Slavko Kacunko

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ist, daß dieses Angebot nicht vollständig studiert werden muß, sondern<br />

lediglich die Aufforderung zur individuellen Auswahl darstellt. Der Betrachter<br />

wird vor der Kunst zu einem ähnlichen Einzelrezipienten wie der<br />

Benutzer vor dem Computerbildschirm.<br />

Hat er das Material dagegen auf einer CD-ROM, könnte er sich sehr<br />

viel leichter und schneller, auch gezielter durch den mit Text, Bild, Sprache<br />

und Video gefüllten Datenraum bewegen. Die gewollte Struktur, jene<br />

Verknüpfungen, die bestimmte Assoziationen und Erlebnisse im Kopf<br />

des Benutzers auslösen, werden wirkungsvoller und zuverlässiger erreichbar<br />

als in einer Ausstellungssituation. Der Unterschied besteht in<br />

der Kunstform und genau dies macht wiederum die Akzeptanz beim<br />

Publikum aus.<br />

Benjamin weist vor 60 Jahren nach, daß die Dada-Bewegung oder der<br />

Surrealismus vom breiten Publikum nicht akzeptiert wurden, der Film<br />

allerdings sehr wohl: ›So muß dasselbe Publikum, das vor einem Groteskfilm<br />

fortschrittlich reagiert, vor dem Surrealismus zu einem rückständigen<br />

werden‹. 3 Picasso wird abgelehnt, Chaplin dagegen geliebt. Erklärbar<br />

wird dies dadurch, ›daß die Leistungen, die der Film vorführt, viel exakter<br />

und unter sehr viel zahlreicheren Gesichtspunkten analysierbar sind, als<br />

die Leistungen, die auf Gemälden oder auf der Szene sich darstellen‹. 4<br />

Auch die Kontext-Kunst der 90er Jahre wird von einem breiten Publikum,<br />

zu dem auch Galeristen und Museumsleute gehören, nur widerwillig<br />

rezipiert. Ihre Einordnung fällt genauso schwer wie ihr Konsum, man<br />

betrachtet sie nicht als logische Fortentwicklung der boomenden 80er<br />

Jahre. Gleichwohl ist ihre Stärke und Wichtigkeit spürbar. Denn sie, und<br />

nicht die Linie der Videoskulptur von Paik bis Lafontaine, symbolisiert<br />

jene Benjamin’schen ›kritische(n) Zeiten‹, die ›einem veränderten technischen<br />

Standard‹ vorausgehen.<br />

3. Ebd., S. 34.<br />

4. Ebd., S. 34f.<br />

75<br />

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