aia 1 pdf - Slavko Kacunko

L/Lanz
Von Anne-Marie Duguet
In einer Zeit, die von schneller technischer Entwicklung geprägt ist und
damit neuen Mythen Stoff gibt, wird ein Künstler zwangsläufig versuchen,
›Verspätungen‹ zu produzieren und Strategien zu entwickeln, um
die neuen Ausdrucksmittel zu untersuchen und gleichzeitig zu kommentieren,
mit ihnen zu spielen und sich in ihnen Spielraum zu verschaffen.
Eine solch schräge, diagonale Annäherung an die Technologie beruht auf
einer Hinterfragung ihres Verhältnisses zu Kultur und Geschichte. Eric
Lanz manifestiert in Anbetracht dieser Entwicklungen ein ausgeprägt
skeptisches Interesse, eine feine Distanz, die nicht ohne Ironie Verhaltensweisen,
Codes und Stereotypen ins Auge faßt, die sich im Zuge des aktuellen
Techniksystems, beispielsweise der Interaktivität, etablieren. Darüberhinaus
zeugt seine Arbeit von einer Beschäftigung mit Erinnerung
und mit der Rolle von Wissen und Geschichte in der Gesellschaft: Fragen,
die immer dringlicher gestellt werden müssen, bedenkt man die wachsenden
Speicherkapazitäten und die Möglichkeiten ›informatischer‹ Datensammlungen.
Heute bedienen sich Künstler in ihren Arbeiten der Archivierung,
Inventarisierung und Sammlung ebenso wie wissenschaftlicher
Konzepte und Methoden. Allerdings werden diese Methoden im Laufe
der Auseinandersetzung verdreht, umgangen und gesprengt, in eine Fiktion
umgewandelt und die technologische Sachlichkeit gegen einen poetischen
Taumel eingetauscht.
Eric Lanz: Manuskript, 1994. Screenshot.
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