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aia 1 pdf - Slavko Kacunko

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artintact 5<br />

348<br />

Standard dafür, welche persönlichen und emotionalen Beziehungen gut<br />

und welche schlecht seien. Heute akzeptieren wir eher verschiedenste<br />

Formen von Beziehungen, nicht nur zwischenmenschliche, sondern auch<br />

solche zwischen Menschen und den Gegenständen, die sie sich als Objekte<br />

ihrer Zuneigung wählen.<br />

XVI<br />

Fast alles kann als Memorabilie dienen. Wir können uns ausdrücken in<br />

einer Sammlung von Objekten, die uns gefallen; in Dingen, die wir als<br />

persönliche Repräsentanten auswählen: Kunstwerke, Antiquitäten,<br />

Bücher, Platten, CDs, Videos, Briefmarken, Münzen, Streichholz- und<br />

Zigarettenschachteln, Zuckertüten, Armbanduhren, Weinflaschen (voll<br />

oder leer), Möbel, Häuser, Autos. Abhängig von ›Klassenzugehörigkeit‹,<br />

Einkommen und dem zur Verfügung stehenden Raum können die<br />

Objekte ›echt‹ sein oder Repliken, Reproduktionen oder kleine Modelle,<br />

wobei letztere eine zusätzliche Funktion haben: sie geben uns das Gefühl,<br />

sie zu besitzen und zu kontrollieren – wie ein Riese, ein König der Spielzeuge,<br />

ein gottgleicher Herrscher über eine Miniaturwelt. Viele Menschen<br />

finden Trost im Sammeln, weil sie die Gegenstände betrachten<br />

können, ohne daß diese zurückschauen. Jean Baudrillard verweist auf ein<br />

ähnliches Verhältnis zu Haustieren, die ebenfalls Sammelstücke sein<br />

können. Er dehnt dieses Verhältnis auf alle sammelbaren Objekte aus und<br />

folgt dabei Freuds Beobachtungen von 1895:<br />

Das ist also der Grund, weshalb alles, was keinen Platz in den menschlichen Beziehungen<br />

gefunden hat, auf die Gegenstände übertragen wird und weshalb der Mensch sich so gerne<br />

ihrer bedient, um sich selbst zu ›sammeln‹. 23<br />

Manche sagen sogar, daß das Sammeln eine wesentliche Form<br />

unserer Kultur sei: ›Nicht Politik, nicht Religion, sondern das Sam-<br />

23. Jean Baudrillard: ›Die Sammlung.‹ – Ders.: Das System der Dinge. Frankfurt/M., New<br />

York: Campus, 1991, S. 115.

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