aia 1 pdf - Slavko Kacunko

der linguistischen Ökonomie bis zur Papierwährung der finanziellen
Ökonomie bestimmt die Unvermeidlichkeit des Surrogats alle Strukturen
der Austauschmöglichkeiten von Trauer und Melancholie. Die Performancekunst
versucht, diese Ökonomie zu durchkreuzen, indem sie
Begegnungen zwischen lebendigen Menschen innerhalb eines gemeinsamen
räumlich-zeitlichen Kontextes inszeniert; die virtuelle Realität
dagegen baut auf die Ökonomie des Ersatzes und erweitert sie in non-realistische
und non-lineare Bereiche.
Forced Entertainments Projekt Frozen Palaces doppelt die gewöhnliche
Ersatzhandlung der Performance, indem es Performer als Bild
präsentiert, bewegungslos, festgehalten in einem kunstvollen Bühnenbild,
das die Schatten des Unbelebten, die Macht des Verschobenen und
Toten aller künstlerischen Produktion einfängt. Es ist die zunehmende
Instabilität der Grenzlinie zwischen Leben und Tod, die die meisten
Arbeiten von Forced Entertainment belebt.
Die Unmöglichkeit, die Unterscheidung zwischen Zeitebenen, zwischen
einem absolut einmaligen Anfang und Ende, einer absoluten
Grenze zwischen Leben und Sterben aufrechtzuerhalten, ist wichtiger
Bestandteil von Live-Performances. Theater und Performance haben
über Jahrhunderte den durch dieses ›Zwischen‹ geschaffenen Raum
bewohnt. Forced Entertainment ist fasziniert von unserer Montage
öffentlicher und privater Geschichte(n). Claire Marshall, die 1989 zu
Forced Entertainment kam, faßt in der retrospektiven Performance A
Decade of Forced Entertainment von 1994 die Hauptanliegen des Ensembles
zusammen, indem sie die seltsame Art beschreibt, in der Geschichte
in den Raum, in dem öffentliche und private Ereignisse miterlebt werden,
eingeschrieben wird:
Sie [Forced Entertainment] zeichneten eine Karte des Landes [England] und markierten
darauf alle Ereignisse der letzten zehn Jahre – Schauplätze politischer und industrieller Konflikte,
ökologische Katastrophen, Showbiz-Hochzeiten und Scheidungen von Berühmtheiten.
Auf derselben Karte verzeichneten sie Ereignisse ihres eigenen Lebens – Aufführun-
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