aia 1 pdf - Slavko Kacunko

28
artintact 1
F: Schreiben Sie ein Gedicht über die Firth of Forth-Brücke.
A: Ich passe; ich könnte nie ein Gedicht schreiben.
F: Addieren Sie die beiden Zahlen 34957 und 70764.
A: (nach einer Pause von 30 Sekunden) 105 621. 7
Der Test fragt, ob der Antwortende A ein Mensch oder eine Maschine sei,
und laut Turing vor allem, ob er männlich oder weiblich sei – letzteres
wird in populären Darstellungen meistens übersehen. Auch bei Turing
verbindet sich die Ambivalenz der Bedeutung von Sprache mit der geschlechtlichen
Ambivalenz, wie schon zuvor bei Marcel Duchamp und erneut
bei Bill Seaman. Der Computer hat laut Turing die Qualität einer
universellen Maschine, in der Tendenz hebt er deshalb die Differenz zwischen
Mensch und Maschine ebenso auf wie diejenige zwischen männlich
und weiblich. Der Computer ist mit einem Begriff Duchamps eine ›Junggesellenmaschine‹
ebenso wie mit Seamans Worten ein World Generator –
so der Arbeitstitel für sein neuestes Projekt. Wir treten der digitalen Welt
deshalb nicht als einem externen Phänomen gegenüber, sondern wir sind
Teil von ihr, ohne es zu wollen oder zu wissen.
Wir befinden uns in der Rolle des ›Navigators‹, wie Seaman seinen Betrachter
nennt. Navigation stammt vom lateinischen navis, d.h. ›Schiff‹,
und liefert Methoden, um auf dem Meer ohne feste Anhaltspunkte doch
eine ungefähre Bestimmung des Standorts vornehmen zu können. Dieser
Terminus des ›Navigierens‹ findet auch bei der Wegfindung durch das ins
Uferlose wachsende und damit immer schwerer überschaubare elektronische
Netzwerk des Internet Verwendung. Bill Seaman bestimmt die Rolle
des Navigators in künstlichen Systemen wie Ex.Mech wie folgt:
7. Allan Turing, ›Kann eine Maschine denken?‹ – Kursbuch Nr.8, März 1967, S. 108.