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aia 1 pdf - Slavko Kacunko

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teraktiv‹ zu nennen. Doch dieser Begriff ist in den letzten Jahren zu Recht<br />

in Verruf geraten, und er trifft die Arbeiten von Anja Wiese auch nicht<br />

richtig. Als ›interaktive Medienkunst‹ galten in den 80er- und 90er-Jahren<br />

vor allem computerbasierte Arbeiten, bei denen der Betrachter durch<br />

Knopfdruck oder durch das Bedienen von Trackballs oder anderen Eingabeinstrumenten<br />

das Geschehen – in der Regel auf einem Bildschirm<br />

oder einer Videoprojektion – steuern und verändern konnte. Kritiker<br />

warfen vielen dieser Arbeiten zu Recht vor, dass die Wahlfreiheit der<br />

Betrachter durch die Setzungen des Künstlers stark eingeschränkt sei.<br />

Dem Publikum böte sich nicht – wie der Begriff ›interaktiv‹ suggeriert –<br />

die Möglichkeit zu wirklicher Interaktion mit der Arbeit, sondern lediglich<br />

zum Abrufen eines Programms oder einer Reihe von vorgegebenen<br />

Abläufen. Der Betrachter/Benutzer würde nicht zum Mitschöpfer des<br />

Werks, wie von einigen Künstlern und Theoretikern behauptet, eher reagiere<br />

er wie eine Art pawlowscher Hund auf Schlüsselreize, vorprogrammierte<br />

Alternativen und Handlungsvorgaben, bei denen er lediglich ausführe,<br />

was ihm der Künstler vorgesetzt habe. Im extremsten Fall würden<br />

derartige Arbeiten eine Manipulation des Betrachters darstellen statt ihn<br />

in das Entstehen oder das prozesshafte Existieren des Kunstwerks einzubeziehen.<br />

Anja Wieses Arbeiten sind nicht in diesem Sinne interaktiv, obwohl<br />

viele von ihnen ohne die Teilnahme der Betrachter lediglich Ansammlungen<br />

von Geräten, von toter Hardware wären. Doch in den meisten ihrer<br />

Installationen stellt Wiese ihr Publikum nicht vor einfache Alternativen<br />

oder lässt sie mit einem Set von Wahlmöglichkeiten alleine, wie viele interaktive<br />

Arbeiten dies tun. Vielmehr schafft sie für den Zuschauer und<br />

-hörer einen Möglichkeitsraum, in dem er sich selbst mit großer Freiheit<br />

bewegen kann.<br />

Die sensorischen Erfahrungen, die sie ihm bietet, mögen im Einzelfall<br />

verwirrend, ja sogar desorientierend sein. Doch ihre Arbeiten bieten dem<br />

Publikum immer die Möglichkeit, zu dem Gegenstand, zu den Klängen<br />

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artintact 4

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