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aia 1 pdf - Slavko Kacunko

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artintact 4<br />

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äußerst intensives rotes Licht, das in seiner Aggressivität fast körperlich zu spüren war.<br />

Dazu ertönte eine serielle Montage mit starker Rhythmik vom Band, die aus zwei Sätzen<br />

bestand: ›Seien Sie ganz offen! Sagen Sie die Wahrheit!‹ Die Wirkung der Farbe war in der<br />

Tat so stark, dass der eintretende Besucher keine Möglichkeit hatte, sich im Raum zu<br />

orientieren; zu sehr war er mit den sinnlichen Eindrücken und der Abwehr der penetranten<br />

Aufforderung beschäftigt. Der Künstlerin war es gelungen, sich über die Dominanz der<br />

Architektur und ihrer Geometrie hinwegzusetzen, mehr noch: durch die Erzeugung eines<br />

Farbraums gelang ihr die Auflösung des Zentralraums in einen diffusen, struktur- und<br />

hierarchielosen Raum. 1<br />

Der letzte, hervorgehobene Teil liest sich fast wie die Beschreibung eines<br />

impressionistischen Gemäldes, etwa eines späten Monet. Auch in vielen<br />

anderen Arbeiten erzeugt Wiese diffuse, struktur- und hierarchielose<br />

›impressionistische‹ Situationen, so auch in ihrer Arbeit trance machine<br />

(1997), um die es in diesem Aufsatz gehen soll. Das CD-ROM-Projekt hat<br />

sich aus dem akustischen Environment Die Einzige (1995) entwickelt.<br />

Diese Arbeit soll im Folgenden im Zusammenhang mit ihrem übrigen<br />

Werk diskutiert werden, weil ich zeigen will, dass die Fragen und Themen,<br />

die bei Die Einzige im Mittelpunkt stehen, auch in ihren übrigen<br />

Arbeiten in modifizierter Form eine Rolle spielen: Genauso wie diese<br />

Arbeit die Erzählungen und Statements, mit denen sich ein Subjekt als<br />

Ich, als Person konstruiert, auseinander nimmt und in ihren Einzelteilen<br />

sichtbar macht, so zergliedert Anja Wiese in anderen Arbeiten andere<br />

Erzählungen, Geschichte, Orte. Das Raum-Zeit-Kontinuum ist in diesen<br />

Werken aufgebrochen. Sprache, Geschichte, Biografie, Raum sind keine<br />

Einheit mehr, sondern aufgelöst in einem opalisierenden Feld von Wahrnehmungsreizen.<br />

Die Einzige und trance machine repräsentieren die – fiktive oder<br />

tatsächliche – Biografie einer namenlosen, weiblichen Person. Die Selbst-<br />

1. Friedemann Malsch, ›Wagner, Jansen, Rentmeister, Wiese. Galerie Brusten, 28.8.1987–<br />

17.1.1988‹. – Kunstforum International Bd. 93, März 1988, S. 304 (meine Hervorhebung,<br />

T.B.).

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