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aia 1 pdf - Slavko Kacunko

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medialen Macht wird von uns selbst erzeugt, indem wir sie stets in Bezug<br />

auf uns wahrnehmen. In der ›anderen‹ Realität der medialen Bilder versagen<br />

unsere Sinne. Sie können, von der Position der Medien aus beurteilt,<br />

nicht mehr ›richtig‹ wahrnehmen: das flimmernde, sich ständig erneuernde<br />

Bild wird als einheitliche Fläche gesehen, der Schnitt ist nur als<br />

Wechsel wahrnehmbar. Wo die Sinne versagen, werden die Sachverhalte<br />

zu Glaubensfragen. Da die Realität der technischen Bilder sich unserer rationalen<br />

wie sinnlichen Erfassung entzieht, setzen wir auf das Glaubensbekenntnis<br />

zur Simulation. Aus Technik wird Magie.<br />

Medium: das Wort deutet das Rätsel bereits an. Das Mittlere, das dazwischen<br />

liegt, der Mittler, der keine eigene Identität besitzt, außer daß er<br />

die Funktion zu über-mitteln hat. Das Medium, daß uns Botschaften<br />

überbringen kann, auf die wir keinen direkten Zugriff haben. Medial bedeutet<br />

entfernt.<br />

Beschwörend spricht ein im Dunkeln waberndes Bild zu uns: ›STAY‹<br />

(STAY, 1991). Diese Botschaft aus der medialen Welt mahnt, innezuhalten<br />

im Rausch der Bilder. Die introspektive Videokamera, die gegen<br />

ihre eigenen Bedingungen spricht, läßt Kiessling zu einem meditativen<br />

Instrument werden. ›STAY‹: aus der bloß funktionalen Anzeige scheint<br />

ein Befehl zu werden. Wie ein großes Auge zeichnet sich das Objektiv im<br />

Dunkeln auf der Wand ab. ›Stay with me‹: Die Kamera erhält darüberhinaus<br />

den komischen Effekt eines Geräts, das um Gesellschaft bettelt.<br />

Die Aufgabe der Kamera, sachliche Aufnahmen von der zu beobachtenden<br />

Umwelt zu liefern, wird durch ihre Introvertiertheit ins Absurde<br />

getrieben.<br />

Der Videokamera kommt in den Installationen Kiesslings eine besondere<br />

Aufgabe zu. Sie ist der Analytiker, der die anderen Geräte oder sich selbst<br />

untersucht. Dadurch, daß ihre Beobachtungsgabe ins Zentrum gerückt<br />

wird, wird die naive Gleichsetzung von Auge und Kamera hintergangen.<br />

Indem das Bild nicht unseren Erwartungen entspricht, zeigt es seine<br />

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artintact 4

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